20. Frage: Lehrer, kümmert es dich nicht das wir umkommen?

Diese Frage stellten die Jünger Jesus bei der nächtlichen Überfahrt von Kapernaum an das gegenüberliegende Ostufer des Sees von Genezaret. Der Ev. Markus schreibt: „Und am Abend desselben Tages sprach er zu ihnen: Lasst uns ans andre Ufer fahren. Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm. Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass das Boot schon voll wurde. Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Lehrer, kümmert es dich nicht,  dass wir umkommen?“ (Mk 4,35-38).

Im hinteren Teil des Bootes, wo er sich hinlegen konnte, findet Jesus Ruhe und Schlaf, Er ist so sehr erschöpft von den vielen Diensten des Tages. dass er von dem Ungewitter nichts mitbekommt. Das plötzliche Auftreten von Stürmen auf diesem See ist bis heute ein gefürchtetes Phänomen. Eigentlich wäre es für die Jünger nichts ungewöhnliches, fuhren sie doch gerade nachts hinaus auf den See zum Fischfang. Doch diesmal war es ein großer Sturmwind genannt `Λαΐλαψ – Lailaps`  so dass sie in Panik gerieten, was ihre vorwurfsvolle Frage an Jesus verrät. Auf diese Frage antwortet Jesus auf zweifache Weise:

Erstens: Durch sein vollmächtiges Handeln: „Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig! Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille.“ (Mk 4,39). Dem Mitschöpfer des Universums sind auch die Naturgewalten untergeordnet, für die Jünger eine neue Erfahrung.

Zweitens: Mit einer Doppelfrage: „Was  seid ihr so furchtsam (wörtlich: feige)? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Mk 4,40). Furcht und Schrecken überfiel die Jünger, die Folge war Verzagtheit und Feigheit. Mit der zweiten Gegenfrage trifft Jesus den eigentlichen Schwachpunkt bei den Jüngern. Was haben sie in der Gegenwart ihres Meisters nicht schon alles gesehen und erlebt? Und jetzt sehen sie sich dem Untergang nahe. Dies würde nicht geschehen, weil Jesus mit im Boot ist.

Mit Fragen im Stil der Jünger werden auch wir heute Gott keineswegs gefallen, wohl aber durch mutiges Vertrauen in seine Gegenwart, seine  weise Voraussicht und seine uneingeschränkte Macht. Das Ergebnis dieser Erfahrung war: „Und sie fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind!“ (Mk 4,41). Die Furcht der Jünger hat nun eine neue Ausrichtung bekommen, sie ist nun auf den gerichtet, der die Vollmacht über die Naturkräfte besitzt. Gottes Sohn ist bei ihnen im Boot in der Gestalt des Menschensohnes.

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