Inhaltsverzeichnis
Geschlecht – Genea
(Generation, Geschlecht, Nachkommen, Art)
Eine Bibelstudie über den Begriff `Genea` von Paul Schüle
Inhaltsverzeichnis
1. Teil: Dies Geschlecht (Genea) wird nicht vergehen
Schon in meinen jungen Jahren galt in der Gemeinde die Meinung, dass unter der Aussage Jesu in Matthäus 24,34:„dies Geschlecht“ sei das Volk Israel, bzw. die Juden gemeint. Nun, da ist was dran, lebte doch Jesus mitten unter Israel und sprach auch hauptsächlich zu Juden. Und in der Tat, es gibt kaum ein anderes Volk, das seine Identität so sehr bewahrt hat, wie das Volk der Juden. Wir machen uns also auf die Suche nach den Texten, welche dieses Thema erhellen können.
Der griechische Begriff `γενέα – Genea` kann zunächst übersetzt werden mit:
Generation im natürlichen und wörtlichen Sinne, so das Geschlechtsregister von Jesus nach Matthäus 1,1-17. In diesem Textzusammenhang beschreibt Matthäus die Generationenabfolge von Abraham bis Josef – insgesamt 42 Generationen oder Glieder. In der Regel zählte eine Generation/Generationsspanne von der Geburt des Erstgeborenen Sohnes bis zur Geburt des erstgeborenen Enkels (1Mose 5,1ff). Das Geschlechtsregister von Jesus nach Lukas, enthält im gleichen Zeitraum (Josef – Abraham) sogar 56 Generationen/Glieder (Lk 3,23-36). Hier wird also der Begriff `Genea` buchstäblich verwendet (vgl. dazu auch 1Mose 17,7. 9 – von Generation zu Generation). Die Markierung einer Generationsspanne war wichtig in mancherlei Hinsicht. So benutzt Gott selber die Generationen-Markierungen: „Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied (Genea) an den Kindern derer, die mich hassen“ (2Mose 20,5). Die Weitergabe (das Tradieren) von Geschichten und Erfahrungen war sehr oft mit der Generationenabfolge verbunden. So wurden wichtige Informationen von den Eltern über die Kinder bis auf die Enkel weitergegeben/überliefert. Wir lesen in 1Mose 18,19: „Denn dazu habe ich ihn (Abraham) auserkoren, dass er seinen Kindern befehle und seinem Hause nach ihm, dass sie des HERRN Wege halten und tun, was recht und gut ist, auf dass der HERR auf Abraham kommen lasse, was er ihm verheißen hat.“ So konnte Abraham das geistliche Erbe, die Gottesverheißungen, aber auch die Gebote und Rechtsordnungen Gottes an seinen Sohn Isaak weitergeben und erlebte noch seinen Enkel Jakob bis zu dessen 15. Lebensjahr. Auch durch Mose ordnete Gott an, dass seine Wunderwerke, die er in Ägypten getan hatte, weitererzählt werden: „… und auf dass du verkündigst vor den Ohren deiner Kinder und deiner Kindeskinder, wie ich mit den Ägyptern verfahren bin und welche Zeichen ich unter ihnen getan habe, damit ihr wisst: Ich bin der HERR“ (2Mose 10,2).
Nicht zuletzt war eine Aufzeichnung von bestimmten Generationen und einer Generationenliste für die Geburt und Erkennung des Menschensohnes Jesus, als Messias Gottes wichtig, daher die sogenannten Geschlechtsregister bei Matthäus und Lukas, welche von Christen häufig übersehen werden.
Doch der Begriff `Genea` birgt in sich noch weitere inhaltliche Aspekte.
2. Teil: Dies Geschlecht wird nicht vergehen
2.1 Das Geschlecht gleicht …
eim Betrachten der Texte in denen Jesus selbst diesen Begriff verwendet stellen wir auch noch andere inhaltliche Aspekte fest. In Lukas 7,29-35 führt Jesus einen Vergleich an um zu zeigen, wie er seine Zeitgenossen einschätzt und bewertet. „Und alles Volk, das ihn hörte, und die Zöllner gaben Gott Recht und ließen sich taufen mit der Taufe des Johannes. Aber die Pharisäer und Schriftgelehrten verachteten, was Gott ihnen zugedacht hatte, und ließen sich nicht von ihm taufen. Mit wem soll ich die Menschen dieses Geschlechts (genea) vergleichen, und wem sind sie gleich? Sie sind den Kindern gleich, die auf dem Markt sitzen und rufen einander zu: Wir haben euch aufgespielt und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen und ihr habt nicht geweint.
Denn Johannes der Täufer ist gekommen und aß kein Brot und trank keinen Wein; so sagt ihr: Er ist besessen. Der Menschensohn ist gekommen, isst und trinkt; so sagt ihr: Siehe, dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern“ (vgl. dazu auch Mt 11,16-19). In diesem Textzusammenhang teilt Jesus die Menschen, um die es hier geht, in zwei Kategorien ein. Die eine Gruppe sind die Zöllner und Sünder und die andere Gruppe sind die Pharisäer und Schriftgelehrten. Die erste Gruppe wird von Jesus gelobt, die zweite getadelt. Und diese zweite Gruppe von Menschen meint Jesus mit der `Genea`, der man es nicht recht machen kann, denn diese haben sowohl Johannes als auch Jesus abgelehnt. Das asketische Leben des Täufers passte ihnen nicht, weil jener ihr selbstgerechtes Verhalten tadelte. Der geistlich/natürliche, alltagsnahe, den Sündern zugewandte Lebensstil von Jesus passte ihnen auch nicht. Damit bekommen diese Menschen von Jesus eine negative Bewertung.
2.2 Dies Geschlecht fordert Zeichen
In einer anderen Situation wird Jesus von den Schriftgelehrten und Pharisäern regelrecht herausgefordert. So lesen wir in Matthäus 12,38-42; „Da fingen einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern an und sprachen zu ihm: Meister, wir möchten gern ein Zeichen von dir sehen. Und er antwortete und sprach zu ihnen: Dieses böse und ehebrecherische Geschlecht (Genea) sucht ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein. Die Leute von Ninive werden auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht (Genea) und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona. Die Königin vom Süden wird auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht (Genea) und wird es verdammen; denn sie kam vom Ende der Erde, um Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo“ (vgl. Lk 11,29-32). Laut Parallelbericht aus dem Lukasevangelium, drängten viele Menschen zu Jesus, doch die Wortführer sind wieder die geistlichen Führer des Volkes. Die Schriftgelehrten und Pharisäer forderten Jesus heraus zu einem besonderen Zeichen. Darauf reagiert Jesus sehr empfindlich und bewertet das ungläubige, selbstsüchtige, ja boshafte Verhalten dieser Menschen öffentlich mit der oben zitierten Aussage: „Dieses böse und ehebrecherische Geschlecht (Genea)“. Jesus spricht hier zu konkreten Menschen, ja, einer konkreten Menschengruppe, die sich offensichtlich und entgegen ihrem besseren Wissen (Joh 3,1), ihm und seinem Heilsangebot widersetzt. Diese Menschen sind zwar unterschiedlich im Alter, aber in der Gesinnung sind sie gleich, bzw. ähnlich, denn Jesus fügt der Genea seiner Zeit auch noch eine qualitative Komponente zu und zwar eine sehr negative. Die Bezeichnung `böses Geschöecht` ist eine doch etwas allgemein negative Qualifizierung. Die Bezeichnung `ehebrecherisches Geschlecht` ist konkreter, jedoch kann sich solch ein Verhalten auf dreierlei Ebenen äußern.
- Buchstäblicher Ehebruch (2Sam 11,21),
- Ehebruch im übertragenen Sinne – Abgötterei (Hes 23,37),
- Ehebruch im Herzen/Gedanken (Mt 5,28).
Und auf einem dieser Gebiete hat sich jeder von diesen Menschen schuldig gemacht (Joh 8,1-11). Es ist also eine Generation, die das besondere Privileg hatte, den Christus Gottes direkt zu erleben und daher tragen diese auch ein besonders hohes Maß an Verantwortung.
Im darauffolgenden Text aus Matthäus 12,43-45 vergleicht Jesus den späteren Zustand der zeitgenössischen ungläubigen Generation mit einem Menschen welcher von einem Dämon befreit wurde, der jedoch die Freiheit nicht als seine Chance nutzte und so zogen weitere sieben unreine und schlimmere Geister in ihn ein, sodass es mit diesem Menschen am Ende schlimmer wurde als sein Anfangszustand war. Und Jesus überträgt diese negative Entwicklung auf die Genea seiner Zeit wenn er sagt: „So wird es mit diesem Geschlecht (Genea) sein“ (V. 45). Der letztere Zustand einer Genea, welche Jesus ablehnt, wird schlimmer sein als der Erstere.
2.3 Dies Geschlecht fordert Zeichen vom Himmel
In einem weiteren Textzusammenhang geht Jesus auf die Genea seiner Zeit ein und diesmal sind neben den Pharisäern auch Menschen aus der Sadduzäerpartei dabei. So lesen wir in Matthäus 16,1-4; „Da traten die Pharisäer und Sadduzäer zu ihm; die versuchten ihn und forderten ihn auf, sie ein Zeichen vom Himmel sehen zu lassen. Aber er antwortete und sprach: Des Abends sprecht ihr: Es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist rot. Und des Morgens sprecht ihr: Es wird heute ein Unwetter kommen, denn der Himmel ist rot und trübe. Über das Aussehen des Himmels könnt ihr urteilen; könnt ihr dann nicht auch über die Zeichen der Zeit urteilen? Ein böses und abtrünniges Geschlecht (Genea) fordert ein Zeichen; doch soll ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Jona. Und er ließ sie stehen und ging davon“ (vgl. Mk 8,12). Auch hier sind es konkrete Menschen, bzw. Menschengruppen mit ähnlicher Gesinnung, welche nicht aus schwachem Glauben oder Unsicherheit heraus Jesus fragen oder um Erklärungen bitten, sondern Ihn bewusst versuchen, bzw. zu Fall bringen wollen und dies wiegt sehr schwer in der Bewertung und dem Urteil des Herrn. Trotz ihrer Boshaftigkeit geht Jesus auf sie ein mit dem Hinweis auf die damalige Möglichkeit der Wettervorhersage durch bloßes Beobachten der Natur am Himmel. Darin kannten sie sich bestens aus, weil sie sich täglich damit beschäftigten. Die Zeichen der Zeit jedoch durch Jesus gewirkt, ignorierten sie, ja sogar noch schlimmer, sie schrieben diese Zeichen dämonischen Wirkungen zu (Mt 12,24 – Er treibt die bösen Geister durch Beelzebul aus). Sie ignorierten ein nie dagewesenes Ausmaß an wunderkräften, Heilungen, Totenauferweckungen und der kraftvollsten Wortverkündigung. Wer diese Zeichen der Zeit dauerhaft und bewusst ignoriert, ja sogar sich ihnen widersetzt, der schließt sich selbst von der Bundesvolk-Gemeinschaft aus. An dieser Stelle sei noch einmal deutlich darauf hingewiesen, dass das Urteil Jesu sich nicht pauschal auf alle Israeliten bezog, sondern auf die Menschen und besonders führende Gruppen im Judentum, die ihn und seine rettende Botschaft ablehnten, bzw. in ihrer Verstockung verharrten und andere hinderten sie zu hören und anzunehmen. Jesu prophetisches Urteil in Johannes 8,24 lautete: „ Darum habe ich euch gesagt, dass ihr sterben werdet in euren Sünden; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden“.
2.4 Klares Bekenntnis unter dem sündhaften Geschlecht
In einem anderen Zusammenhang prophezeit Jesus: „Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem abtrünnigen und sündigen Geschlecht (Genea), dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln“ (Mk 8,38). Auch hier nennt Jesus die ungläubigen Zeitgenossen als abtrünniges und sündiges Geschlecht, bzw. Generation – Genea. Die Kehrseite ist demnach: „Wer mich bekennt vor den Menschen, den wird auch der Menschensohn bekennen vor den Engeln Gottes“(Lk 12,8).
2.5 Das böse und ungläubige Geschlecht
Als Jesus mit seinen drei Jüngern Petrus, Jakobus und Johannes vom Berg der Verklärung herabkommt, trifft er auf eine große Menschenmenge. „Und als sie zu dem Volk kamen, trat ein Mensch zu ihm, fiel ihm zu Füßen und sprach: Herr, erbarme dich über meinen Sohn! Denn er ist mondsüchtig und hat schwer zu leiden; er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser; und ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht und sie konnten ihm nicht helfen.
Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch erdulden? Bringt ihn mir her! Und Jesus bedrohte ihn; und der böse Geist fuhr aus von ihm und der Knabe wurde gesund zu derselben Stunde. Da traten seine Jünger zu ihm, als sie allein waren, und fragten: Warum konnten „wir“ ihn nicht austreiben? Er aber sprach zu ihnen: Wegen eures Kleinglaubens“ (Mt 17,14-20). Gelegentlich wird gesagt, dass Jesus mit diesem harten Urteil seine neun Jünger meinte, doch beachten wir die Worte Jesu, welche er an diese neun später richtet: „Wegen eures Kleinglaubens“ konntet ihr nicht helfen. Außer dem Judas Iskariot, hatten die übrigen acht Jünger eine gläubige Beziehung zu Jesus dem Messias. In Bezug auf die Heilung des Kindes jedoch war ihr Glaube schwach, bzw. klein. Mit der Beurteilung: „O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht – Genea“, meint Jesus solche Menschen, wie der Vater des Kindes, welche die Verantwortung gehabt hätten alles zu meiden, was zu dämonischer Einflussnahme bei seinem Sohn beigetragen hatte. Bei der Vielzahl an Dämonenaustreibungen durch Jesus und seine Jünger in Israel, ist es nur eine gerechtfertigte Feststellung, dass das Volk geistlich verseucht war durch aller Art von Aberglauben und okkulten Praktiken – und das in Israel. Dämonen nehmen keinen Besitz von Menschen, die gottesfürchtig leben. Auch Kinder sind geschützt, wenn ihre Eltern sie vor okkultem Einfluss schützen. Ein trauriges Zeugnis also für die Zeitgenossen Jesu aus dem Volk Israel.
2.6 Die Klugheit der Menschen in ihrer Art
Jesus erzählt seinen Jüngern eine Geschichte über das Haushalten und die Treue im Kleinen. Dabei lenkt er ihre Aufmerksamkeit auf die schlaue Denkweise der Menschen in dieser Welt. „Und der Herr lobte den ungetreuen Verwalter, weil er klug gehandelt hatte; denn die Kinder dieser Welt (kosmos toutou) sind unter ihresgleichen (in ihrem Geschlecht-Genea) klüger als die Kinder des Lichts“ (Lk 16,8). Mit dem schon bekannten Begriff `Genea` bezeichnet hier Jesus eindeutig die Denkstruktur und daraus folgende clevere Handlungsweise der Menschen dieser Welt.
2.7 Weh den Schriftgelehrten und Pharisäern
Doch die schärfsten Worte gebraucht er gegen Ende seines Dienstes gegenüber den zwei gesetzestreuesten Gruppen des Judentums seiner Zeit. „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln außen reinigt, innen aber sind sie voller Raub und Gier! Du blinder Pharisäer, reinige zuerst das Innere des Bechers, damit auch das Äußere rein wird“ (Mt 23,25-26)! Jesus beschreibt den Tatbestand, bzw. den realen Zustand der führenden Menschen im Judentum und ruft diese gleich danach auf ihre Einstellung und Lebensweise zu ändern.
„Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr seid wie die übertünchten Gräber, die von außen hübsch aussehen, aber innen sind sie voller Totengebeine und lauter Unrat! So auch ihr: von außen scheint ihr vor den Menschen fromm, aber innen seid ihr voller Heuchelei und Unrecht. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Propheten Grabmäler baut und die Gräber der Gerechten schmückt
und sprecht: Hätten wir zu Zeiten unserer Väter gelebt, so wären wir nicht mit ihnen schuldig geworden am Blut der Propheten! Damit bezeugt ihr von euch selbst, dass ihr Kinder derer seid, die die Propheten getötet haben.“ Kinder sein in diesem Zusammenhang heißt, in der gleichen Gesinnung wie ihre Vorfahren, zu handeln. So ist auch hier der Begriff `Genea`deutlich mit dem inhaltlichen Leben besetzt.
Wohlan, macht auch ihr das Maß eurer Väter voll! Ihr Schlangen, ihr Otternbrut! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen? Darum: siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und von ihnen werdet ihr einige töten und kreuzigen, und einige werdet ihr geißeln in euren Synagogen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zur andern, damit über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, von dem Blut des gerechten Abel an bis auf das Blut des Secharja, des Sohnes Berechjas, den ihr getötet habt zwischen Tempel und Altar. Wahrlich, ich sage euch: Das alles wird über dieses Geschlecht (Genea) kommen“ Mt 23,25-36). Hier stellt sich die Frage, warum sollen die Zeitgenossen (die Generation) Jesu zur Verantwortung gezogen werden wegen der Ermordung Abels oder der Propheten-Märtyrer, oder des Zacharias, der vor Jahrhunderten getötet wurde? Sicher hat der Begriff `Genea auti` (diese Generation, dieses Geschlecht) eine zeitüberspannende Bedeutung. Die Generationen der verschiedenen Epochen, mit gleicher oder ähnlicher Gesinnung, sind inhaltlich und in der Verantwortung miteinander verbunden, denn sie bauen aufeinander auf – Vorbild und Nachahmung. Die Generation mit dieser sündigen, boshaften, heuchlerischen, neidischen, eigennützigen, ehebrecherischen und hartherzigen Einstellung und Lebensausrichtung gab es
- seit den Tagen Kains und Lamechs (1Mose 4).
- Sie gab es in den Tagen vor der Sintflut (1Mose 6).
- Und diese Genea gab es während der Wüstenwanderung der Israeliten. So lesen wir in 4Mose 32,13: „So entbrannte des HERRN Zorn über Israel, und er ließ sie hin und her in der Wüste ziehen vierzig Jahre, bis es zu Ende war mit dem ganzen Geschlecht (Genea), das übel getan hatte vor dem HERRN.“
Dass es unter dieser Genea auch eine Minderheit derer gab, die sich nicht gegen Gott aufgelehnt hatten, ist bekannt, doch auch diese mussten mitleiden unter den Folgen des Ungehorsams der Mehrheit. Auch zur Zeit Jesu gab es diese gläubige Minderheit, welche ebenfalls unter den Folgen der ungläubigen Mehrheit gelitten haben. Beispiel: Die Verweigerung der führenden Elite, Jesus als den Messias anzunehmen, führte später zur Auflehnung gegen die römische Besatzung und diese führte letztlich zur Belagerung und Zerstörung Jerusalems mit dem Tempel, sowie zur Vertreibung aus dem eigenen Land (Lk 19,41-44).
Abschließend können wir sagen:
- Menschen mit einer Gesinnung wie die zur Zeit Jesu gab es schon davor und die gab es danach und die wird es geben bis alles vollendet sein wird (Mt 24,34).
- Damit bekommt der Begriff `Genea` in den betrachteten Texten eine qualitativ-negative Komponente, die sich nicht auf eine Generation von 40-50 Jahren beschränkt, sondern wegen gleicher Gesinnung all die Menschen umfasst, die sich dem Evangelium Gottes auf irgendeine Art widersetzen.
- Im Übertragenen Sinne sind die gleichen oder ähnlichen `Genen` in der Denk- und Handlungsweise dieser Menschen am wirken.
- Wir konnten auch feststellen, dass Jesus mit dem Begriff `Genea` nicht pauschal das ganze Israel meinte, sondern immer nur die Gegner des Evangeliums.
- Wir konnten ebenfalls feststellen, dass in all den Texten, in denen Jesus selbst den Begriff `Genea` verwendete, dieser sich immer auf Menschen, oder Menschgruppen bezog, die sich Jesus und seinem Evangelium widersetzten – der Begriff also immer negariv gefüllt war.
3. Teil: Dies Geschlecht wird nicht vergehen
Und wie ist nun die Aussage Jesu in Matthäus 24,34 „Wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht (Genea) wird nicht vergehen, bis dass es alles geschehe“ zu verstehen?
a). Im Zusammenhang der Reden Jesu über den Ablauf der Geschichte mit all deren Inhalten und insbesondere in der Endzeitphase, erwähnt Jesus nochmal die uns schon bekannte Genea. „Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit (die Tage) kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft ihnen nicht nach! Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein. Zuvor aber muss er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht (Genea)“ (Lk 17,22-25). Unter dieser Genea meint Jesus wiederum die gleichen Menschen – die Führung der Juden mit ihren Gesinnungsgenossen. Beachten wir auch, dass die Reden Jesu in Lukas 17,22-37 ergänzend sind zu den Reden in Matthäus 24,1-41 und vom Wortlaut zum Teil identisch. Das heißt, diese Aussage steht zeitlich und Inhaltlich im Zusammenhang mit der Aussage in Matthäus 24,34 und bezieht sich demnach auf die gleiche Gruppe von Menschen. Bis zum Zeitpunkt der Aussage: „Dies Geschlecht wird nicht vergehen…“ (Mt 24,34; Mk 13,30; Lk 21,32) hat Jesus bereits 11 Mal den Begriff `Genea` verwendet und zwar immer mit negativem Bezug zu Menschen, oder Menschengruppen, die nicht zu ihm gehörten, sondern sich ihm widersetzten und ihn verfolgten. Daher ist es naheliegend, dass er diesen Begriff beim 12 Mal in Matthäus 24,34 auch wieder auf die gleiche Gruppe, bzw. Gruppenart bezogen hat. Und dieses Geschlecht, diese Generation, diese Art, die sich kontinuierlich gegen ihn stellt, wird nicht vergehen, nicht aufhören wirksam zu sein bis alles geschehen ist,
- was dem Kommen des Menschensohnes vorangehen soll und
- was Gott sich vorgenommen hat zu verwirklichen.
Die zeitliche Angabe `έως – bis` deckt die gesamte Zeitspanne bis zum Ende ab, denn nach dem alles geschehen ist, ist ENDE ! Allerdings nur Ende von Himmel und Erde, welche vergehen werden (Mt 24,35). Dies wäre also ein Tatbestand.
b). Aber warum, aus welchem Grund soll oder wird diese Genea nicht vorher aufhören/vergehen, warum wird es bis zum Ende bleiben? Folgende ´Textaussagen können als Begründung angeführt werden: Im Zusammenhang der Reinigung eines aussätzigen Menschen in der Nähe von Kapernaum sagte Jesus: „Sieh zu, sage es niemandem, sondern geh hin und zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Mose befohlen hat, ihnen zum Zeugnis“ (Mt 8,4; vgl. Mk 1,44; Lk 5,14; 3Mose 14,1-7). Die Priester, welche von Jesus bereits zu jenem Zeitpunkt zu dieser Genea gezählt wurden, sollen mitbekommen, dass Jesus sich einerseits an die Vorschriften des Mosaischen Gesetzes hält, andererseits diese Reinigung aber auch als Weg und Zugang zu der Priesterschaft im Tempel nutzt. Der Priester war in seiner Funktion auch Arzt, der sowohl den Aussatz, als auch die Reinigung von Aussatz bestätigen mußte. Denn nur so konnte der Geheilte/Gereinigte wieder in das soziale Gefüge seiner Familie und der Gesellschaft eingegliedert werden. Im Tempel angekommen wird er entsprechende Fragen des Priesters beantworten müssen. Dadurch wird der Priester erfahren, wie, wo und durch wen der Aussätzige gereinigt wurde. Zur Zeit des Propheten Elisa gab es viele Aussätzige Menschen in Israel, so Jesus in Lukas 4,27, ohne dass nur ein Einziger von ihnen gereinigt worden wäre (außer dem Syrer Naemann). Und ebenso gab es sehr viele Menschen zur Zeit Jesu, die an Aussatz litten (Mt 10,8; 11,5; 26,6; Lk 17,12). Und all diese gereinigten Menschen schickte Jesus nach Jerusalem zu den zuständigen Priestern – was für ein ZEUGNIS für die Priesterschaft zu Ehren Jesu und der Bekräftigung seiner Messianität!
c). Im Zusammenhang der Aussendung der 12 Jünger sagte Jesus voraus: „Und man wird euch vor Statthalter und Könige führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis“ (Mt 10,18). Oder die Ergänzung aus dem Markustext: „Ihr aber seht euch vor! Denn sie werden euch den Gerichten überantworten, und in den Synagogen werdet ihr gegeißelt werden, und vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis“ (Mk 13,9). Zu dieser Genea gehören also nicht nur die Gegner Jesu aus den Juden, sondern auch aus den Heiden. Dieser Genea wird bezeugt, dass Jesus der Herr und Christus ist und dass er seinen Plan durchführt trotz ihrer ständigen Ablehnung und Gegenoffensive. Menschlich gesprochen kann man sagen: Gott will oder wird dieser Genea durch vielerlei Zeugnisse beweisen, dass sie im Unrecht sind und er recht hat (so auch Paulus in Phillipper 2,9-11: „… und alle Zungen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zu Ehren Gottes des Vaters“).
d). Schon am Tag der Bekehrung des Saulus in Damaskus, gab der Herr Jesus ihm seinen Plan und sein Ziel bekannt, so lesen wir in der Apostelgeschichte 9,15: „Doch der Herr sprach zu ihm (zu Ananias): Geh nur hin; denn dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel.“ Und nach seiner Verteidigungsrede vor dem Volk Israel im Tempel zu Jerusalem erschien der Herr dem Paulus, so schreibt Lukas in Apostelgeschichte 23,11: „In der folgenden Nacht aber stand der Herr bei ihm und sprach: Sei getrost! Denn wie du für mich in Jerusalem Zeuge warst, so musst du auch in Rom Zeuge sein.“ Und wenig später bekommt er den Hiunweiss: „Fürchte dich nicht, Paulus, du musst vor den Kaiser gestellt werden“ (Apg 27,24). Gott lässt niemand aus, alle sollen es hören, die Kleinen und die Großen, die aus Israel und die aus den Nationen.
d). Auf die Frage eines Zuhörers aus der Menge, ob denn viele gerettet würden, antwortete Jesus: „ Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht; denn viele, das sage ich euch, werden danach trachten, wie sie hineinkommen, und werden’s nicht können. Wenn der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat und ihr anfangt, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, tu uns auf!, dann wird er antworten und zu euch sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her? Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken und auf unsern Straßen hast du gelehrt. Und er wird zu euch sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her? Weicht alle von mir, ihr Übeltäter! Da wird Heulen und Zähneklappern sein, wenn ihr sehen werdet Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinausgestoßen. Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein“ (Lk 13,22-30; Mt 8,12). Jesus ist mit seinen Landsleuten zum Teil sehr streng ins Gericht gegangen. In diesem und den Paralleltexten gibt Jesus keinen Grund für die Hoffnung auf eine zukünftige, vollzählige Rettung Israels. Nur wer durch die enge Pforte hineingeht – danach muß jeder Einzelne ringen, das heißt, er muß einsehen und zugeben, dass es auf dem Weg der Selbstgerechtigkeit keinen Freispruch (Rechtfertigung) gibt. Johannes der Evangelist schreibt: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm“ (Joh 3,36). Doch gerade solche klare und offene, zum Teil bedrohliche Hinweise und Prognosen, gaben vielen aus jener Genea den Anstoß/Ruck zur Umkehr. Wie klar und offen sind wir heute in unserer Verkündigung an Juden und an Heiden?
4. Teil – Wie verwendeten die Apostel den Begriff Genea?
Die Apostel blieben Jünger ihres Meisters und wiederholten oft, was sie von Jesus gehört und gelernt hatten.
a). An Pfingsten spricht der Apostel Petrus zu der versammelten Menge der Juden in Jerusalem, den Einheimischen und den Pilgern aus den verschiedenen Ländern. Und in seiner Evangelisationspredigt ruft er die Menschen auf: „Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht (γενέα σκολιάς τάυτης – Geneas skolias tautis)“ (Apg 2,40). Der qualitative Zusatz `σκολιάς – skolias` kann übersetzt werden mit:
- verkehrtem, im Gegensatz zu richtigem;
- krummem, im Gegensatz zu geradem;
- verdorbenem, im Gegensatz zu heilem, gesundem (Lk 3,5; Phil 2,15; 1Petr 2,18).
Auch hier geht eindeutig hervor, wer mit dem Begriff `Genea` bezeichnet wird. Es sind die Zeitgenossen und Landsleute der Apostel und zwar unter der Führung der Priesterschaft, der Schriftgelehrten und Pharisäer die den Ton und die Richtung im Volk angaben. Und an diesem Tag ließen sich etwa 3000 Menschen aus dieser Genea herausrufen. „Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen“ (Apg 2,41). Doch gerade die mutige und klare Aussage der Apostel führte dazu, dass in der ersten Evangelisationsphase sehr viele Menschen zu Gott umkehrten. „Und das Wort Gottes breitete sich aus und die Zahl der Jünger wurde sehr groß in Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam“ (Apg 6,7). Fällt uns diese Bemerkung auf: „Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam“? Klare Botschaften ermutigen zu entschlossener Positionierung. Kaum vorstellbar, dass die gläubiggewordenen Priester weiterhin in ihrer früheren Generation/Genea geduldet worden wären. Ebenso sind auch viele Juden aus der Pharisäerpartei zum Glauben gekommen (Apg 15,5).
b). Auch Stefanus spricht in seiner Verteidigungsrede vor dem Hohen Rat die gleiche Personengruppe an, obwohl er den Begriff Genea nicht verwendet: „Ihr Halsstarrigen, mit verstockten Herzen und tauben Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr. Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die zuvor verkündigten das Kommen des Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid“ (Apg 7,51-52). Dabei verwendet er zum Teil die gleichen Worte wie auch Jesus in Matthäus 23,30-37. Sein mutiges Zeugnis vor den Oberen hat zunächst eine Verfolgung ausgelöst, doch danach und dadurch entstand eine große Erweckung im ganzen Land.
c). Auch der Apostel Paulus verwendet den Begriff Genea und bezieht ihn pauschal auf die Generation, welche die Gläubigen zu jener Zeit umgab. Die Ermahnung an die Philipper lautete: „damit ihr ohne Tadel und lauter seid, Gottes Kinder, ohne Makel mitten unter einem verdorbenen und verkehrten Geschlecht (Genea), unter dem ihr scheint als Lichter in der Welt, dadurch dass ihr festhaltet am Wort des Lebens, mir zum Ruhm an dem Tage Christi, sodass ich nicht vergeblich gelaufen bin noch vergeblich gearbeitet habe“ (Phil 2,15-16). Der gleiche Begriff wird also ausgedehnt und auf die römisch/heidnische Gesellschaft in der römischen Kolonie angewendet. Seit Kain und Abel, bzw. Seth, teilte sich die Menschheit in zwei qualitativ entgegengesetzte Menschengruppen/Arten. In der Regel beherrschten die Kainiten die Sethiten, weil diese Gewalt ausübten – es galt das Recht des Stärkeren (1Mose 6,1ff). Und immer wieder rief Gott `seine Genea` heraus aus der `Genea dieser Welt` und sonderte sie ab. Paulus schreibt an die Korinthern: „Wir aber sind der Tempel des lebendigen Gottes; wie denn Gott spricht (3.Mose 26,11-12; Hesekiel 37,27): »Ich will unter ihnen wohnen und wandeln und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.« Darum »geht aus von ihnen und sondert euch ab«, spricht der Herr; »und rührt nichts Unreines an, so will ich euch annehmen und euer Vater sein und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein«, spricht der allmächtige Herr (2Kor 6,16b-18; Jesaja 52,11; Hesekiel 20,41; 2.Samuel 7,14).
5. Teil – Jesus und seine Genea
Nachdem wir schon fast alle Texte nach diesem besonderen Begriff und dessen Bezug aufgesucht und betrachtet haben, wenden wir uns der Frage zu, gibt es bei dem Begriff Genea auch einen positiven Bezug? Oder anders gefragt, gibt es auch ein frommes Geschlecht – das Geschlecht der Gerechten? Und in der Tat finden wir diese qualitative Bezeichnung in Bezug auf die Menschen, die sich in Gefangenschaft befinden und auf die Erlösung durch den Herrn hoffen. In einem Lied fasste David folgende Worte zusammen: „denn Gott ist bei dem Geschlecht der Gerechten (γενεά δικαία – genea dikaia). Euer Anschlag wider den Armen wird zuschanden werden; denn der HERR ist seine Zuversicht. Ach dass die Hilfe aus Zion über Israel käme / und der HERR sein gefangenes Volk erlöste! So würde Jakob fröhlich sein und Israel sich freuen“ (Ps 14,5-7). Und dieser Begriff kommt ebenfalls in einem Zitat aus Jesaja 53 in der Apostelgeschichte vor. Der Textzusammenhang spricht von einem gottesfürchtigen äthiopischen Kämmerer, der unterwegs von Jerusalem nach Gaza auf seinem Wagen saß und laut aus der Rolle des Propheten Jesaja las. Der Evangelist Philippus bekommt vom Heiligen Geist den Hinweis, sich zu diesem Wagen zu halten. „Der Inhalt aber der Schrift, die er (der äthiopische Beamte) las, war dieser: »Wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben (Urteil weggenommen, ihm wurde das Urteil. das Recht versagt). Wer kann seine Nachkommen (Genea) aufzählen (wer kann davon erzählen, berichten)? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen« (Jesaja 53,7-8). Hier bezieht sich der Begriff Genea auf den Messias – sein Geschlecht/seine Genea. Und zu dieser Genea gehören alle,
- die Jesus durch seine Hingabe in den Tod gewonnen hat,
- alle, die durch den Glauben an Jesus seine Nachfolger geworden sind,
- alle die nach Jesu Art und nach seiner Gesinnung ihr Leben ausrichten,
- es sind seine Nachkommen, seine Kinder,
- es ist – sein Geschlecht, seine Generation, seine Genea, die er durch sein eigenes Blut erworben hat (Jes 53,8: Mt 26,26-28: Apg 20,28).
Von diesen Menschen schreibt Petrus in seinem ersten Brief: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht (γένος– – Genos), die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; die ihr einst »nicht ein Volk« wart, nun aber »Gottes Volk« seid, und einst nicht in Gnaden wart, nun aber in Gnaden seid“ (1Petr 2,9-10; Hosea 2,25). In diesem Zusammenhang bezeichnet Petrus das Volk Gottes als den auserwählten `Genos` (hier als Maskulinum). Jesus selbst stellt sich in der Offenbarung vor als: „Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch dies zu bezeugen für die Gemeinden. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht (γένος – genos) Davids, der helle Morgenstern“ (Offb 22,16). Was Jesus ist (der vom Vater Auserwählte/Geliebte) das ist er in Einheit mit seiner Gemeinde (der Auserwählten/Geliebten). Im gleichen Sinne schreibt auch Paulus im Römerbrief über Gottes Heilsplan sowohl für Juden, als auch für Heiden: „Dazu hat er uns berufen, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden.Wie er denn auch durch Hosea spricht (Hosea 2,25; 2,1): »Ich will das mein Volk nennen, das nicht mein Volk war, und meine Geliebte, die nicht meine Geliebte war.« »Und es soll geschehen: Anstatt dass zu ihnen gesagt wurde: „Ihr seid nicht mein Volk“, sollen sie Kinder des lebendigen Gottes genannt werden.« Jesaja aber ruft aus über Israel (Jesaja 10,22-23): »Wenn die Zahl der Israeliten wäre wie der Sand am Meer, so wird doch nur ein Rest gerettet werden; denn der Herr wird sein Wort, indem er vollendet und scheidet, ausrichten auf Erden.« Und wie Jesaja vorausgesagt hat (Jesaja 1,9): »Wenn uns nicht der Herr Zebaoth Nachkommen übrig gelassen hätte, so wären wir wie Sodom geworden und wie Gomorra.« (Röm 9,24-29). Wenn wir uns erinnern an die Zeit und die Menschen, auf die zum ersten Mal der Begriff Genea bezogen wurde, werden wir staunen über Gottes Berufung aus Gnaden. In 2Mose 19,3-6 lesen wir: „Und Mose stieg hinauf zu Gott (auf den Berg Sinai). Und der HERR rief ihm vom Berge zu und sprach: So sollst du sagen zu dem Hause Jakob und den Israeliten verkündigen: Ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht. Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein. Das sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst.“ (vgl. auch 2Mose 23,22). Das heilige Volk Gottes sein ist an die Bedingung geknüpft, der Stimme Gottes gehorchen und seine Gebote zu halten. In Titus 2,14 greift Paulus diese Zugehörigkeit zu Gottes Volk auf mit den Worten: „der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum (περιουσίον – periousion – Eigentum) das eifrig wäre zu guten Werken.“ Der gläubige Rest aus Israel und zwar aller Zeiten, so wie die Gläubigen aus den Nationen, bilden gemeinsam Gottes Volk. Dies ist also die geistliche `Genea/Genos` des Christus Jesus und diese stehen im krassen Gegensatz zu der Genea dieser Welt und haben den Auftrag zur Verkündigung der frohen Botschaft der Erlösung durch Jesus Christus unter allen Völkern zur Ehre und dem Ruhm Gottes des Vaters.