Tansania – das Land am Viktoriasee

Flug/Fahrt und Ankunft in Kemondo

Wir haben uns bereits schon nach zwei Tagen eingelebt, immerhin ist uns noch vieles vertraut von unserem letzten Besuch vor zwei Jahren.

Wir genießen das warme Klima etwa 130 km südlich vom Equator. Die Geräusche sind anders bei Tag und auch bei Nacht. Es hat schon einmal kräftig geregnet und ohrenbetäubend laut gedonnert, bei offenem Fenster haut es einen fast aus dem Bett. Die ganze Nacht hindurch sind alle Fenster geöffnet und es lässt sich gut schlafen, natürlich unter dem Moskitonetz, das über dem gesamten Bett ausgespannt ist.

Auf dem Gelände des Kinderdorfes `Children home – Kemondo Bay` konnten wir eine Zweizimmer-Gästewohnung beziehen, die mit Bad/WC und einer Terrasse ausgestattet ist. So haben wir auch ein wenig Rückzugsmöglichkeit und sind anderen Mitarbeitern nicht zur Last.

Am 1. März waren wir rechtzeitig am Flughafen Stuttgart angekommen, was für eine Auslandsreise sehr wichtig sein kann, wie wir noch erfahren sollten. Als die Dame am Check-in unsere Reiseunterlagen einsah, bemerkte sie, dass unser jüngster Enkel (gerade mal zwei Monate alt) im System nicht erfasst war – ist der Nachtrag im Reisebüro nicht angekommen? Oder haben die Mitarbeiter vergessen das Baby nachträglich ins System einzutragen?

Erste spannende Situation – was nun? Durch Telefonate zu verschiedenen Stellen, ließ sich dieses Problem lösen, wir waren erleichtert. Doch die nächste Schwierigkeit erwartete uns. Wir hatten in den vier Tickets zwar etwa 20 kg weniger uns zustehendes Gesamtgewicht von 184 kg in unseren Koffern, doch die Germannwings Gepäckbestimmungen sind anders als die für die Brüsseler Fluggesellschaft. Jeder Koffer darf das Gewicht von 23 kg nicht überschreiten. Aus dem einen Koffer mussten eineinhalb kg entnommen werden und aus einem anderen 5 kg. Als auch diese Prozedur zügig geschafft wurde, ging es noch mal zur Kofferabgabe. Diesmal stimmte alles und die Dame am Schalter gab sich ungewöhnlich höflich. Ich schreibe diese Details nur, damit wenn jemand in ähnliche Situation kommt, Bescheid weiß. Eigentlich wäre es Aufgabe des betreffenden Reisebüros, seine Kunden über solcher Art wichtigen Kleinkram aufzuklären, dies würde so manche Spannung beim Fluggast rausnehmen, bzw. erst gar nicht aufkommen lassen.

Wir waren also die letzten, die zum Ausgang kamen und dort erwartete uns die nächste und dritte Spannung. Dieselbe Dame vom Schalter winkte uns freundlich zu, registrierte unsere Bordkarten, doch der Grenzbeamte, der die Reisepässe einsah fragte, wo denn der Vater der Kinder wäre? Der ist in Tansania, lautete die Antwort. Haben sie die Vollmacht des Vaters zur Mitnahme der Kinder ins Ausland, wollte der Beamte wissen? Nein, habe ich nicht, ich habe die Emails im Laptop als Bestätigung, dass er sich auf unser Kommen sehr freut. Ja, Emails kann jeder schreiben, erwiderte der Beamte. Sie benötigen eine beglaubigte Vollmacht !!! Nun wurde es ganz still und spannend. Wird der deutsche Beamte den Buchstaben des Gesetzes anwenden, würde die gesamte Reise ins Wasser fallen, oder glaubt er, dass die junge Dame mit zwei Kindern und ihren Eltern mit Einvernehmen des dazugehörenden Vaters nach Afrika fliegen wollen? Ja, in solch einer Situation kommt man sich vor wie ein Flüchtling, der eben nicht alles bedacht hatte, was bei einer Behörde an der Grenze zählt.

Der Beamte ließ Gnade walten und ermahnte, doch beim nächsten Mal alles richtig zu machen. Was für eine Erleichterung !!!

Wir stiegen in den Zubringerbus als Letzte ein und stellten fest, dass außer uns keine weitere `gewöhnliche` Reisende zu erkennen waren, alle waren irgendwelche Bedienstete oder Beamte unserer europäischen Institutionen in Brüssel. Es müsste doch ein angenehmer Flug werden.

Doch der Flug nach Brüssel ging wegen vereißten Flugzeugen 50 Minuten später los, ist es ein Problem für Beamte, die etwas später zu ihrer Arbeit kommen werden oder für uns, die wir unseren Anschlußflug auf keinen Fall verpassen wollen?

Doch trotz Verzögerung reichte uns in Brüssel die Zeit zum Umsteigen.

In der Wartehalle trafen wir auf zwei Ehepaare, die auf dem Weg nach Ruanda waren. Es sind Freunde von K. und T. aus Ruben-Gera am Kivu-See im Westen des Landes, welche dort auf dem Gelände des lutherischen Schwesternheims eine Werkstatt leiten. Dieses Ehepaar besuchten wir vor zwei Jahren und jetzt richteten wir an sie Grüße aus. Damit sie jedoch unsere Grüße rechtsmäßig überbringen können, machten sie ein Foto von uns, zum Erkennen. Überraschende Begegnungen sollten wir noch mehr erleben, aber dies später.

Die Bediensteten wollten unsere Bordkarten vom Flug nach Brüssel sehen, bzw. Gepäckaufkleber, um sich zu vergewissern, dass die entsprechenden Koffer auch verladen werden.

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Der Airbus 330-200 steht startbereit zum Gabel-Flug Brüssel-Entebbe-Kigali-Brüssel (Foto: P. Schüle  1. März 2016).

Mit etwa 20 Minuten Verspätung hob der Airbus sanft ab mit Kurs auf Ostafrika. Auf dem knapp 8-stündigen Flug für eine Distanz von etwa 6000 Kilometern überflogen wir Länder des Balkans, das Mittelmeer, Lybien, Äthiopien. Wir wurden sehr gut versorgt. Auch die Kinder hatten ausreichend Platz, da nicht alle Plätze besetzt waren. Als wir auf dem Flughafen Entebbe in Uganda landeten, war es bereits spät am Abend. Der Kontrast kann kaum größer sein, in Stuttgart froren wir bei Minustemperaturen, Schnee und vereisten Gepäckwagen, hier trafen wir auf 25-30 Grad Celsius. Jacke, Strickjacke, Pullover – wohin jetzt nur damit? Mit Kindern durch die Passkontrolle in Afrika, da wird man vorgezogen und überaus freundlich behandelt. Das Gepäck, auch Sperrgepäck war innerhalb weniger Minuten auf dem Fließband, nichts davon fehlte. Nach kurzen Verhandlungen mit zwei Taxifahrern, wurde unser Gepäck verstaut und innerhalb von 10 Minuten erreichten wir das bereits in Deutschland reservierte Gästehaus `Gorilla` unweit des Viktoriasees gelegen.

 

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Gästehaus `Gorilla` ist eher ein sehr anmutiger kleiner Komplex aus einstöckigen Bungalows von üppigem Grün umgeben (Foto: P. Schüle am 2. März 2016).

 

Wir fanden zweckmäßig eingerichtete Zimmer mit Bad vor – Frühstück inklusive. Nach einer erholsamen Nacht erwartete uns ein ausgezeichnetes Frühstück im Hofgarten, der sehr geschmackvoll angelegt war.

Pünktlich um 10h erwartete uns unser zuverlässiger Taxifahrer – Immanuel mit seinem Toyota Kombi. Vier Stunden Fahrt lagen nun vor uns bis zum Grenzübergang Mutukula, der bereits auf Tansanischem Territorium liegt. Wir fuhren durch ein südlich von Kampala gelegenem Wohngebiet auf etwas reparaturbedürftigen Straßen und kürzten damit den Weg bis zur westlichen Ausfallstrasse etwas ab. Im südlichen Randgebiet von Kampala fielen uns die vielen Kirchen oder Gemeindehäuser auf. Ins Deutsche übersetzt: `Die wahre Evangeliumsgemeinde` oder `Die Gemeinde des vollen Evangeliums` und andere auffällige Bezeichnungen. Uganda zeigt sich also sehr christlich.

An der Vegetation kann sich das Auge nicht satt sehen. Die Hauptstrasse ist gut ausgebaut, bei Steigungen teilweise dreispurig, so dass man ungehindert und gefahrlos die Lastwagen überholen kann. Wir durchfuhren zahlreiche Siedlungen und die Stadt Masaka, die einzige große Stadt auf diesem Streckenabschnitt.

Natürlich machten wir eine kurze Fotopause am Equator, wo links und rechts der Strasse entsprechende Markierungen angebracht sind. Gegen 14h erreichten wir die Ugandisch/Tansanische Grenze. Die Ausreiseformalitäten schafften wir zügig, hatten wir doch schon in Deutschland ein dreimonatiges ostafrikanisches Visum bestellt (Kosten ca. 115,-€), dass die Länder Kenia, Ruanda und Uganda einschließt (gilt leider nicht für Tansania). Dieses Pauschalvisum ist für uns, die wir zweimal nach Uganda einreisen werden und jeweils an der Grenze 100,-$ zahlen müssten, eine günstige Alternative.

Die Freude am Wiedersehen an der Grenze war riesig. Die Koffer wurden auf die offene Ladefläche des Toyota-Hilux verladen. Der ugandische Taxifahrer wurde ausbezahlt – 130,-$ für eine Strecke von etwa 240 km. Die Einreise nach Tansania verlief etwas zögerlich, die Beamten zeigten sich selbstbewusster in ihren neu eingerichteten Grenzgebäuden, die mit der modernen Computertechnik ausgestattet waren. Wir gingen von Schalter zu Schalter, am Ende wurde ein Passbild gemacht und in den Reisepass eingedruckt – so viel Sorgfalt fällt natürlich auf. Das Einreisevisum nach Tansania kostet 50,-$ – es muß ein neuer, nicht verknitterter Schein aus den letzten Jahren sein. Auf dem Weg von Entebbe nach Bukoba umfährt man den Viktoriasee in seinem äußersten Nordwesten. Sowohl das Klima als auch die Vegetation um den Viktoriasee sind sehr ähnlich.

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Weiter westlich der Hauptstrasse bildet der Fluß Kagera die Grenze zu Ruanda. Mit ohrenbetäubendem Lärm fällt das Wasser weit in die Tiefe, anschließend wird er breiter und fließt gemächlicher in Richtung Nordost zum Viktoriasee hin (Foto: P.  Schüle am 24. Februar 2014).

 

Wir überquerten den für tansanische Verhältnisse großen Fluß Kagera, der seinen Ursprung im Südosten von Ruanda hat. Teilweise bildet er im Nordwesten Tansanias die Grenze zu Ruanda. Der Straßenabschnitt nach Bukoba ist nicht so gut ausgebaut wie in Uganda, doch es gibt nicht viel Verkehr und so kommen wir recht gut voran. Die Landschaft in der Uferregion des Viktoriasees ist sehr ähnlich wie auch in Uganda. Hier gibt es wenig größere Städte, dafür durchfahren wir viele Dörfer, die sich rechts und links der Straße hinziehen. Im Verlauf dieser Siedlungen sind im Straßenbelag mehrere Erhebungen eingebaut, damit die Autofahrer vom Gas weggehen und abbremsen. Kaum jemand würde sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 50 kmh innerorts halten. Ttotzdem gibt es im Laufe eines Jahres sehr viel Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang. Besonders Kinder sind die Leidtragenden.

Im Straßenabschnitt von der Grenze bis nach Bukoba ist die Polizeipräsenz offenkundig. Auf dem Weg zur Grenze verlor unser Fahrer viel Zeit durch langwierige Diskussionen und Verhandlungen mit den so unlogisch denkenden Polizeibeamten. Laut der Behauptung der Beamten beachtete unser Fahrer ein Begrenzungs-Schild von 50 kmh nicht, es wurde eine Strecke von 7 Kilometern zurück abgefahren um das Schild auszumachen. Obwohl der eine Beamte feststellen musste, dass es solch ein Schild auf dem besagte Straßenabschnitt nicht gab, behauptete der Vorgesetzte Beamte, dass es solch ein Schild gibt (es gab es auch, allerdings in der Gegenrichtung – wo bleibt da die Logik). Unser Fahrer zahlte mit dem ausdrücklichen Vermerk, dass es nicht als anerkannte Strafe, sondern lediglich als Spende für das fehlende Schild angesehen werden soll. Übrigens gibt es in der tansanischen Verkehrsordnung bei den vielen Strafklauseln keine für überhöhte Geschwindigkeit mit einem PKW (aus welcher Zeit mag sie wohl stammen?). Bei all den Verhandlungen mit den Polizeibeamten sollte man niemals grob oder ausfällig reagieren, immer freundlich bleiben, aber auch bestimmt auf seinem Recht, bzw. Unschuld bestehen und dies kann viel Zeit in Anspruch nehmen. So kam er eine Viertelstunde nach unserer Ankunft an der Grenze an oder besser gesagt, nur eine Viertelstunde später an.

Schon nach einer halben Stunde Fahrt auf tansanischer Strasse wurden wir Augenzeugen einer für uns ungewöhnlichen Situation. Eine Polizeibeamtin winkte uns zum Straßenrand. Doch was in Deutschland undenkbar wäre: Unser Fahrer winkte freundlich der Beamtin zu, umfuhr sie von links und setzte die Fahrt einfach fort. Was passiert jetzt, dachte ich? Es passierte gar nichts – man weiß, dass die Beamten nicht hinterherfahren.

 

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Einfache Hütten am Straßenrand, die eher als Verkaufsbuden benutzt werden, die Wohnhäußer stehen oft etwas zurückversetzt (Foto: P. Schüle am 2. März 2016).

 

Einen zuverlässigen Fahrer zu haben in diesem Land, ist ein großes Glück, denn nach den Erfahrungen vor zwei Jahren, als wir noch auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen waren, war diese Fahrt eine wahre Entspannung. Bukoba, die Hauptstadt der Provinz Kagera, umfahren wir im Westen und gelangen in etwa einer halben Stunde in Kemondo, einem kleinen Fischer- und Hafenort.

Spätnachmittags kamen wir müde aber wohlbehalten im Kinderdorf Kemondo Bay an. Ein fünfwöchiger Aufenthalt hier mitten in Afrika, mit all den Menschen und natürlich unseren Kindern und Enkeln, steht vor uns. Wir sind gespannt darauf und wollen unsere Erlebnisse auf diesem Wege auch anderen mitteilen.

Kemondo – mit Blick auf den See

Die Erde ist des Herrn und alles, was darinnen ist“ (Ps 24,1), diese Aussage des Psalmisten David kam mir in den Sinn, als wir von einer Anhöhe aus die Hügellandschaft mit einigen Buchten im Westen des Viktoriasees überblicken konnten. Üppige Vegetation, soweit das Auge reicht. Um uns herum ragen kleinere und größere Felsbrocken aus dem meterhohen Gras heraus. Unabhängig voneinander kommen meiner Frau und mir die Gedanken: „Wie schön muß es erst im Frühling aussehen“, doch kurz darauf wird uns bewusst, dass es hier in Equatornähe keine Jahreszeiten gibt. Entweder ist Regenperiode oder Trockenperiode und auf die Region am Viktoriasee bezogen, wechselt das zweimal im Laufe eines Jahres. Im Bereich des Viktoriasees ist es auch in der Trockenzeit sehr grün und fruchtbar.

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Im zum Teil hüfthohen Gras zu laufen und nicht wissen worauf der Fuß tritt, ist schon ein eigenartiges und spannendes Gefühl. Als wir auch noch die Haut einer Schlange entdecken, werden wir vorsichtiger. Die verschiedenen Steinbrocken bieten nämlich guten Unterschlupf gerade auch für Schlangen. Schließlich machen wir es uns bequem auf einem eineinhalb Meter hohem flachen Felsen mit wunderschönem Panoramablick und packen unser Vesper aus. Vom Tal unten dringt eine Predigt, durch Lautsprecher verstärkt, an unsere Ohren herauf, denn viele Christen gehen hierzulande auch nachmittags zum Gottesdienst in eine Kirche. Hier im Nordwesten von Tansania ist der Anteil der Christen höher als im Osten des Landes.

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Die Sonne steht schon tief im Westen, die Sicht ist gut und man erkennt mehrere Inseln im See. Ebenso gut zu sehen die Anlegestelle der Fischer mit ihren Booten.

 

Unsere Enkelin hüpft fröhlich im Umfeld unseres provisorischen Lagerplatzes herum, es herrscht Familienidylle. Plötzlich tritt sie ganz nahe an einen Felsabhang, uns stockt der Atem, doch sie reagiert auf den lauten, warnenden Ruf ihrer Mutter und tritt rechtzeitig zurück. Ausflüge mit Kleinkindern im unwegsamen Gelände bleiben immer sehr spannend.

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Die ganz hohen Felsbrocken haben sich die Marabu`s, etwa acht an der Zahl ausgesucht, denn von dort ist die gesamte Landschaft gut zu überblicken. Majestätisch schwingen sie ihre Flügel beim Start. Der Weg auf dem wir zurückfahren führt an einzelnen Häusern vorbei. In den Höfen und am Straßenrand spielt sich das Spätnachmittagsleben der Landbevölkerung ab. Von hier aus zweigt ein einfacher Weg nach Nordwesten ab und verbindet einige Siedlungen im Landesinneren. Wir biegen nach rechts und fahren den steilen Hang hinunter zur Hauptstrasse nach Kemondo Village. Im Dorf herrscht noch reges Leben, einige Läden haben noch geöffnet, obwohl es Sonntag ist. Die gemischte Bevölkerung von Christen, Moslems und Anhängern der früheren Naturreligionen scheinen hier in relativem Frieden nebeneinander zu leben. Es ist besonders für uns Europäer wichtig, vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause zu sein, denn schon bei der Dämmerung um 19.h ist die Gefahr durch Moskitos belästigt zu werden viel größer als von einer Schlange oder einem Skorpion gebissen zu werden.

Das Leben der Fischer in Kemondo

Süßwasserseen bilden eine wichtige Lebensgrundlage für viele Menschen. Besuchen wir zunächst mal die, welche sich durch den Fischfang ihre Lebensgrundlage sichern. Der Viktoriasee bietet zehntausenden Familien ein beschauliches Einkommen.

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9-Idylle oder Arbeit-IMG_3650

Die Boote, welche die Fischer benutzen sind in verschiedenen Größen aus Holz gezimmert, lang gestreckt und laufen an beiden Enden spitz zu. Boote im Einsatz, in denen drei bis vier Männer unterwegs sind. Boote die an Land am Ufer liegen und repariert werden, Boote die in Ufernähe am Kai schaukeln und auf denen sich die weisen Reiher mit Vorliebe niederlassen. Sie können nicht schwimmen und deshalb warten sie geduldig, bis ein kleiner Fisch ins flache Wasser kommt, um blitschnell nach ihm zu schnappen.

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Wenn ein Boot, manchmal sind es auch zwei, mit dem Fang zurückkehrt, werden die Fische in großen Körben oder Plastikkübeln an Land getragen, dort im Hafenbereich stehen Lastwagen mit denen der frische Fisch abtransportiert wird. Anschließend werden die Boote am Kai festgemacht oder an Land gezogen, die Netze werden gesäubert und geordnet. Gefangen wird hauptsächlich der sogenannte Viktoriabarsch, der vom Nil hier im See ausgesetzt wurde und der sehr groß werden kann. Leider hat er viele kleinere Fischarten im See deziemiert. Dies hatte zur Folge, dass sich die Bilharziose an vielen Stellen sehr stark ausbreiten konnte.

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So beschaulich auch die einfache Anlegestelle der Fischer in der Kemondo Bay auch aussieht, so werden doch täglich einige Lastwagen mit frischgefangenem Fisch zur fischverarbeitenden Fabrik nach Kemondo Village gefahren. Natürlich wird frischer Fisch auch direkt nach dem Fang Privatkäufern angeboten. Obwohl das Fischangebot groß ist, sind doch die Preise für die einfache Bevölkerung hoch und für viele gar nicht erschwinglich. Eine gute Fischmahlzeit für uns wäre gleich dem Tageslohn eines Arbeiters. Fisch, aber auch jede Sorte von Fleisch ist eher eine Delikatesse und kommt nur selten auf den Tisch der Handwerkerfamilien.

Das Beobachten der Fischer bei ihrer Tätigkeit lenkt meine Gedanken unwillkürlich zu den Fischergeschichten aus den Evangelien. Die Seehafenstadt Kapernaum, wo Petrus mit Andreas wohnten und mit ihren Kollegen den Zebedäussöhnen Jakobus und Johannes für den Unterhalt ihrer Familien durch Fischfang sorgten. Die Bemerkungen:

  • Sie stiegen in das Boot“ oder
  • Sie zogen das Netz an Land“ oder
  • Sie wuschen ihre Netze“ oder
  • Sie setzten ihre Netze wieder instand

lassen sogar am Ufer des Viktoriasees und weit weg vom Land der Bibel, die Texte der Evangelien richtig aufleuchten.

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Immer wenn wir um Fotoerlaubnis gefragt haben, waren die Männer freundlich und ließen uns gewähren.

Doch im Fischerdorf sahen wir einigen Männern zu wie sie im Freien Billiard spielten, andere fuhren mit ihren Zweirädern auf und ab, scheinbar ziel- und planlos. Das Grüßen ist üblich und oft mit einem Schwätzchen verbunden. Etwas abseits wusch eine Frau ihr Kind in Ufernähe aus einem Wasserbottich. Wobei in diesem Uferbereich das Seewasser nach unseren Vorstellungen ziemlich verschmutzt aussah. Einige Jungs badeten unweit, völlig nackt. Das tun auch gelegentlich Erwachsene Männer, doch niemand scheint es zu stören. Die Häuser oder besser gesagt, Hütten der Fischer haben kein fliesendes Wasser. Eine öffentliche Wasserstelle mit Wasserhahn, an dem Frauen und Kinder mit Kanistern Schlange stehen, ist ein ganz gewöhnliches Bild und erinnert mich an unsere Situation in Mittelasien Anfang der sechziger Jahre. Ein Kiosk am Hafen in dem Erfrischungen angeboten werden, hat ebenfalls den ganzen Tag über geöffnet. Hier bei den Fischern kaufe ich mir des öffteren eine Cola und beobachte das bunte Leben der Einheimischen.

Das Kinderdorf – hallo, was macht ihr da?

Diese Frage ist eigentlich überflüssig, sieht man doch womit sich die Menschen auf dem Gelände des Kinderdorfes beschäftigen. Der Mensch ist nach dem Ebenbild Gottes geschaffen worden und daher zum Schaffen (schöpferisch tätig sein) angelegt. Gott erinnerte das Volk Israel durch seinen Knecht Mose:„Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn“ (2Mose 20,8-11).

Es ist schön, in diesem christlich geführten Kinderdorf, den Arbeitsfreien Tag der Woche zu erleben, doch wie sieht hier der Arbeitsalltag aus? Der Alltag im Kinderdorf beginnt sehr früh am Morgen. Schon gegen 5 Uhr, es ist noch stockdunkel, stehen die Kinder auf. Es dauert eine Weile bis alle zum Waschen drankommen. Um halb acht treffen sich alle in der großen Schulhalle zur Andacht, Gebet und Infoteil, danach geht es in Gruppen mit Paukenschlag in die jeweiligen Klassenzimmer. Die Schule geht bis zum Nachmittag, dann gibt es Mittagessen anschließend verschiedene Hausarbeiten. Die Kinder waschen ihre Wäsche selber, dabei helfen die Größeren den Kleinkindern. So wird das soziale Verhalten der Kinder gefördert. Die Kinder werden zum Hausputz und Geschirr spülen eingeteilt. Freizeit an Wochentagen gibt es gerade mal ein bis eineinhalb Stunden.

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Kinder holen Wasser an einem der Brunnen auf dem Gelände (Foto: P. Schüle am 15. März 2016).

Da für die weiter hinten gelegenen Kinderhäuser der Wasserdruck nicht ausreicht, holen die Kinder das Wasser in Kanistern und Schüsseln von einem der zentral gelegenen Brunnen. Wir bemitleideten die Kinder wegen dieser schweren Arbeit, doch bei dieser Tätigkeit haben sie miteinander auch noch Spass. Die Kindheit meiner Freunde in den sechziger Jahren verlief ähnlich. Natürlich interessierte uns damals der Fußball mehr als Haus- und Gartenarbeit. Doch die Kinder hier sahen keineswegs gestresst aus. Sie schienen sich auch nicht zu beeilen. Zuerst versteckten sie ihre Kanistern und stellten sich davor, doch dann wurden sie zugänglicher und stellten sich zum Gruppenfoto auf.

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Diese Kinder wissen um den Wert des Wassers (Foto: P. Schüle am 15. März 2016).

Es gibt Spielplätze auf dem Gelände, doch dafür bleibt eher Zeit am Wochenende.

Die Lebensqualität im Kinderdorf ist um einiges besser, als auf dem Land, von wo sie kommen, sind doch viele der Kinder Halb- und Vollwaisen. Hier haben sie Schutz und werden gut versorgt. Da zur Zeit an dem Wasserversorgungsystem intensiv gearbeitet wird, gibt es die Aussicht das bereits in wenigen Wochen die entlegeneren Kinderhäuser mit Leitungswasser versorgt werden können.

Wir sind weiter unterwegs auf dem Gelände und sehen in der Ferne andere Kinder auf dem Boden sitzend und sich mit etwas zu beschäftigen.

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Bohnen werden von Hand verlesen (Foto: P. Schüle am 16. März 2016).

Ist das etwas für die Feinmotorik? Was machen jene Kinder da drüben? Von weitem schien es, als ob sie kleine Kieselsteinchen verlesen würden, doch eine Mitarbeiterin klärte uns auf. Die Kinder sind beim verlesen der Bohnen. Dann wurden diese in kleine Säcke abfgefüllt. Die Bohne steht öfters auf dem Speisezettel der Kinder. So ähnlich und mit großer Sorgfalt wird auch der Reis von Hand verlesen. Es gibt zwar auch den bereits verlesenen Reis zu kaufen, der ist aber viel teurer und den können sich die einfachen Leute nicht leisten.

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Mit wenig Mühe lässt sich der weiche Boden im Garten gut bearbeitem (Foto: P. Schüle am 18. März 2016).

Was machen diese Frauen mit ihren Hacken? Stunden später sehen wir, wie dieses vom Gras überwuchertes Stück Land, dass die Frauen bearbeitet hatten, eingesät wurde. Da es oft genug regnet, wächst alles sehr schnell, die Mühe lohnt sich. Die Haus-Mama`s haben um ihre Häuser herum auch Land, dass sie mit den Kindern bearbeiten können. Auf diese Weise können sie für ihren Bedarf etwas mehr Grün auf den Tisch bringen. So lernen die Kinder auch ein wenig im Bereich der Landwirtschaft. Übrigens müssten sie es auch machen, wenn sie bei ihren Familien oder Verwandten auf dem Land lebten.

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Einige Mönner sägen Holz (Foto: P. Schüle am 18. März 2016).

Holz, das als Brennmaterial in den Kinderhäusern zum Kochen verwendet wird. Obwohl es in dieser Region wegen des günstigen Klimas sehr viel Wald, bzw. Baumbestand gibt, ist doch aufs ganze Land gesehen, das Holz sehr rar. So wird auch oft Holz im Gelände um die Siedlungen herum gesammelt und auf Gepäckträgern der Fahrräder transportiert.

Bei dem Wassermangel ist natürlich ein großes Thema das Waschen der Wäsche.

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Mama Junior wäscht die Wäsche von Hand, dass ist hier die Regel (Foto: P. Schüle am 16. März 2016).

Nur wenige Familien können sich eine Waschmaschine leisten. Übrigens sahen wir auf dem Gelände von anderen Schulen mit Internatscharakter, dass am Wochenende die Schuluniformen von Hand gewaschen werden und auf dem vielen Gras zum trocknen ausgebreitet werden. Ähnliche Bilder sieht man auch in den Höfen der Landbevölkerung.

Nirgendwo haben wir einen motorbetriebenen Rasenmäher gesehen, das Gras wird von Hand gemäht. Stundenlang schlägt der Mann oder auch die Frau mit dem geschliffenen Schläger das Gras kurz und dies bei 30 Grad Celsius.

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Die Aufgaben der älteren Jugendlichen sind aufgeteilt, je nach Arbeitsumfang und Alter (Foto: P. Schüle am 22. März 2016).

Dabei denkt man an einen Hockeyspieler, der mit voller Wucht die Scheibe ins gegnerische Tor befördert. In dieser feuchten und regenreichen Region wächst das Gras schnell nach, so geht ihm die Arbeit nie aus. Mag sein, dass in den größeren Städten die Arbeitsoligkeit größer ist, doch auf dem Land findet jeder irgendwelche Beschäftigung. Jeder Tansanier hat nach dem Grundgesetz einen Anspruch auf ein Stück Land, das er bearbeiten kann. In Bukoba, der Provinzhauptstadt von Kagera mit ihren etwa 250.000 Einwohnern haben wir weniger bettelnde Menschen gesehen als in unserer Heimatstadt Pforzheim in Süddeutschland.

Die Vogelwelt am Seeufer

Seen und Uferregionen weisen immer eine besondere Vielfalt an Leben auf. Unzählige Vogelarten nisten hier in den Bäumen und Büschen.

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Am häufigsten kommen hier die weißen Reiher vor, doch die Ibise sind am lautesten zu hören. Ihre Schreie sind zum verwechseln ähnlich dem Weinen kleiner Kinder. Der Glanzstar ist hier ebenso zu Hause, wie der Webervogel mit seinem ungewöhnlichen  herabhängendem Nest. Hier und da sieht man auch den Eisvogel. Hebt man den Blick gen Himmel, sieht man häufig auch den Fischadler, der seine Kreise über der Bucht zieht.

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Natürlich bleiben unserem ungeübten Auge die meisten der etwa 90 Vogelarten, die hier vorkommen, verborgen.

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Wer mit einer besseren Kamera unterwegs ist, kann natürlich auch aus weiteren Distanzen gestochen scharfe Bilder machen, ohne die scheuen Vögel zu stören.

Natürlich bleiben unserem ungeübten Auge die meisten der etwa 90 Vogelarten, die hier vorkommen, verborgen. Dazu haben wir unser Vogelbuch, das wir vor zwei Jahren in Nairobi auf dem Flughafen gekauft haben, zu Hause vergessen. Die Einheimischen nach der Bezeichnung der Vögel zu fragen wäre zwecklos. Bei den Kindern im Kinderdorf heißt jedes Insekt einfach `Dudu`. Ist auch verständlich, haben sie doch ganz andere alltägliche Sorgen, als wir Besucher aus Europa. Doch was man nicht zu Gesicht bekommt, das hört man wenigstens. Meine Frau ist immer wieder auf Jagd mit der Fotokamera und macht so viele neue Entdeckungen – Kenntniserweiterung in Ornithologie. Doch wir stellen fest, dass das Interresse an Vögeln bei den Einheimischen nicht so groß ist, wie bei den europäischen Gästen. Ist auch verständlich, haben sie viele andere Sorgen, um ihren Alltag zu organisieren.

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Stundenlang kann man dem Treiben der einzelnen Vogelarten zusehen. Da sind die weisen Reiher auf hohen Stelzen und mit ihren langen, spitzen Schnäbeln.

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Sie haben es nicht eilig, denn so schnell macht ihnen kein anderer Vogel die Beute streitig. Aufrecht und stolz stehen sie oft in einigem Abstand voneinander, direkt an der Wasserlinie und warten geduldig auf Beute. Gelegentlich mischt sich unter sie der größere schwarze afrikanische Storch und die schwarze Hammerkopp Ente. Die größere Ansammlung der Reiher an dieser Stelle ist damit zu erklären, dass die Fischer an dieser Stelle die kleinen Pilapia zum Trocknen ausgelegt hatten und die Reiher sich über die Reste hergemacht haben.

Jesus Christus ist auferstanden – YESU KRISTO AMEFUFUKA

Die Sonne geht etwa um 7h auf über dem Viktoriasee, einige Fischerboote durchfahren das glitzernde Band der sich spiegelnden Sonnenstrahlen im Wasser. Viele Arten von Vögeln säumen den Uferstreifen auf der Suche nach Nahrung.

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Heute ist der 1. Tag der jüdischen Woche, an dem unser Herr und Erlöser von den Toten auferstanden ist. Wie Gott am 1. Tag der Weltgeschichte das Licht aus der Finsternis hervorleuchten ließ (1Mose 1,1-2;  „Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi“ 2Kor 4,6), so hat er auch das ewige Licht der Welt – Jesus Christus – am 1. Tag der Woche aus den Toten ins ewige Leben herausgerufen.

Nach dem Familienfrühstück machen wir uns auf den Weg in die 20 Kilometer entfernte Stadt Bukoba zum Gottesdienst.

Auch hier im Nordwesten Tansanias sind sehr viele Menschen auf dem Weg in die verschiedenen christilichen Kirchen. Die Gemeinde in Bukoba ist zahlenmäßig die größte freie Gemeinde in der Stadt, die etwa 250 000 Einwohnern zählt. Das Gemeindehaus ist vor kurzem erweitert worden. Heute ist der Versammlungssaal sehr voll, es sind etwa 400-500 Menschen versammelt, um die Auferstehung Jesu Christi zu feiern. Mehrere Reihen vorne sind von Kindern besetzt, die jedoch später zu Beginn der Predigt von Mitarbeitern in die Sonntagschule hinausgeleitet werden.

Ein bewegender Lobpreisteil mit Liedern, die uns aus dem Gesangbuch der Gemeinde Gottes vertraut sind, bilden das Repertoire. Die Verkündigung (Englisch/Kisuaheli) ist kraftvoll und bewegte einige Menschen nach vorne zu kommen, für die um ein neues Leben gebetet wurde.

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Kurze Zeugnisse, nur in der Landessprache, das Sonntagsopfer, viel Gebet und Fürbitte. Nach dem Gottesdienst auf dem großen und sehr geschmackvoll, aber auch Kinderfreudlich eingerichtetem Gelände spielen Kinder, kaum jemand hat es eilig wegzufahren. Eine herzliche Atmosphäre, wir sind die einzigen Weisen unter den Hunderten und fallen natürlich sofort auf.

Anschließend genießen wir noch ein Mittagessen direkt am Seeufer und freuen uns an dem, was Gott auch in diesem Land durch das Evangelium gewirkt hat.

Bereits am Freitag, dem Tag der Passion Christi, besuchten wir diese Gemeinde und bekamen so ein etwa abgerundedes Bild von dem, wie die Christen hier in der Osterzeit an die Erlösung der Welt durch Jesus Christus erinnern.

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Am Abend des 27. März feierten alle einhundertzwanzig Kinder des Dorfes mit ihren Mitarbeitern die Auferstehung Jesu Christi, zunächst mit Liedern und Gebet, dann durften die Kinder ihr Brot am Feuer backen (rösten) und anschließend Fleisch grillen. Erinnerungen an die letzten fünf Jahre wurden wach, als eine der Mitarbeiterinnen Bilder an die Leinwand projizierte. Es war ein besonderes Erlebnis, diese vielen Kinder so fröhlich zu erleben.

JESUS CHRISTUS IST  AUFERSTANDEN – YESU KRISTO AMEFUFUKA !

Wasser für das Kinderdorf in Kemondo – eine Gabe Gottes

Es gibt Regionen auf unserem Planeten mit sehr geringem Niederschlag und es gibt wieder andere Regionen, welche mit sehr viel Niederschlag gesegnet sind. Solch eine Region ist das Umland im Bereich des Viktoriasees in Ostafrika. Und am regenreichsten ist der Westen, der Distrikt Kagera. Der gleichnamige Fluß kommt aus den Bergen von Ruanda, führt ganzjährig Wasser und mündet im äußersten Nordwesten Tansanias in den Viktoriasee. Die häufigen Ostwinde bringen von der Seeseite Regenwolken über Kagera, die sich über dem Land oft flutartig in wenigen Stunden entleeren. Insgesamt fällt hier in den zwei Regenperioden des Jahres mehr Niederschlag als in Mitteleuropa. Trotzdem herrscht vielerorts Wassermangel. Woran liegt es, oder sollte man besser fragen an wem liegt es?

Schon im alten Orient nutzte man die regionalen Wasserresoursen, welche waren:

  1. Natüliche Wasserquellen,
  2. Flusswasser,
  3. Süßwasserseen,
  4. Regenwasser, das durch Kanäle in Zisternen geleitet wurde,
  5. Brunnenwasser, das aus unterschiedlichen Erdtiefen hervorgeholt wurde.

Wasser ist lebensnotwendig für die Pflanzenwelt, die Tierwelt und natürlich den Menschen. Das Kinderdorf ist zwar an die zentrale Wasserversorgung von Kemondo Village angeschlossen, doch aus unerklärlichen Gründen gab es oft tagelang kein Wasser. Es stellte sich heraus, dass es auf dem Gelände durch die veralteten undichten Rohrleitungen zu Wasserverlust kam. Es gab keinen Plan der unter die Erde gelegten Wasserleitungen. Daher war es oft mühsam das Leck zu finden. Durch nachhaltiges aufarbeiten des gesamten Wasserversorgungssystems auf dem Gelände durch einen qualifizierten Mitarbeiter aus Deutschland, wurden bereits eine Reihe Maßnahmen ergriffen, die zur Verbesserung der Wasserversorgung beitrugen.

Ende 2015 wurde ein weiterer sehr tiefer Brunnen gebohrt. Dies ist eine schnelle aber sehr teure technische und finanzielle Investition. Bis in 70 Meter Tiefe wurde mit einer Spezialbohrtechnik im oberen Bereich des Geländes in die Tiefe gebohrt. Die vorläufigen Messungen ergaben das zehnfache von dem, was bis jetzt durch die wesentlich kleineren und flacheren Brunnen an Wasser befördert werden konnte. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass das Besorgen von Wasser mit Eimern und Kanistern aus den jetzigen Brunnen, bald der Vergangenheit angehören wird.

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Dieser etwa 70 Meter tiefe Brunnen wird den Großteil des Wasserbedarfs für das Kinderdorf decken (Foto: Ralf Hasner am 20. November 2015).

Von diesem Brunnen wird das Wasser zunächst in 5000 Liter Tanks gepumpt, die auf dem Dach eines Wirtschaftsgebäudes aufgestellt werden. Diese großen und schweren Wassertanks werden allein durch Menschenkraft und mit Hilfe von Seilen auf das 6 Meter hohe Dach des Gebäudes gehoben – eine enorme Leistung. Es ist erstaunlich, wie viel Arbeit hier noch mit herkömlichen Methoden gemacht wird, Arbeitsunfälle kommen höchst selten vor. Dagegen ist es den einheimischen Arbeitern schwieriger mit der modernen Technik umzugehen, die unter ihren Händen oft kaputt geht.

 

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Dieser 5000 Liter Wassertank wird gerade durch einem Mitarbeiter von innen gereinigt, danach wurde er aufgestellt und befestigt. Später kommt ein weiterer Tank hinzu, wodurch eine ausreichende Wasserreserve gewährleistet wird (Foto: P. Schüle am 16. März 2016).

Noch mehr Technik im Land würde zwar Menschenkraft schonen, doch auch die Arbeitslosigkeit vergrößern. Momentan liegt der Tageslohn eines Tagelöners bei etwa 3,5,-EURO.

Die Mitarbeiter gruben mit Schaufeln einen etwa halben Meter tiefen Graben, in welchen die Rohrleitungen gelegt wurden. Das Wasser kann von dem Tank unter Gefälle in einer 2 Zoll starken und 300 Meter langen Kunststoffrohrleitung zu den tiefer liegenden Häusern des Geländes geleitet werden.

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Die 300 Meter lange Wasserleitung wird in die Gräben gelegt (Foto: P. Schüle 21. März 2016).

Bislang war der Wasserdruck so schwach, dass zu bestimmten Zeiten, besonders morgens und abends, die Wasserhähne in den Wohnungen nur tropften. Das Waschen oder gar Duschen mußte dann aus einer Schüssel mit Hilfe einer Kanne geschehen. Zur Zeit sind Osterferien und da viele Internatskinder nach Hause oder zu Verwandten gefahren sind, ist auch die Wasserversorgung entspannter geworden. Doch dies wird sich schnell ändern, sobald wieder Vollbesetzung auf dem Gelände ist.

Es wurde ein Team gebildet, dass in der Zukunft das Wasserleitungssystem überwacht und instand hält.

Pläne machen in Afrika ist keine Kunst, wohl aber die Umsetzung – Mut zur Umkehr

Schon Wochen vor der Abreise aus Deutschland sah man die Konturen einer besonderen Safari in dem wohl berühmtesten Nationalpark von Tansania, dem Ngorongoro Reservat, westlich des Kilimanjaro. Die zwei Tage dauernde Anreise von Kemondo, das im Nordwesten Tansanias liegt, sollte auch kein größeres Problem darstellen. Wie lässt es sich doch leicht planen in Deutschland, wenn man in trauter Runde sitzt und die Reiseführer aus der Stadtbibliothek studiert. Doch diese Pläne wurden bald fallen gelassen, denn der eigene Toyota-Geländewagen unseres Mitarbeiters in Kemondo, bekam noch vor unserer Ankunft in Tansania, Motorschaden.

Nach und nach reifte der Plan B – die näher gelegene Serengeti, östlich des Viktoriasees, kann man in eineinhalb Tagen erreichen. Der Toyota Hilux, ein Geländewagen des Kinderdorfes, wurde uns für diese Safari zugesagt. Wir veranschlagten 4 Tage für diese Reise. Es kamen jedoch weitere Schwierigkeiten hinzu und nach einigen Überlegungen und Abwägungen wurde auch der Plan B verworfen.

Der Plan C kam ins Gespräch, der sah vor, zunächst nach Ruanda zu fahren, eine Nacht in der Hauptstadt Kigali im Gästehaus `Wort des Lebens` verbringen, anschließend in Richtung Norden über die Grenze nach Uganda einreisen. Im äußersten Südwesten Ugandas gibt es mehrere Tierreservate, von denen wir einen besuchen könnten. Dann die Weiterfahrt in Richtung Kampala und schließlich der Rückflug von Entebbe. Die Mitarbeiter des Kinderdorfes würden mit dem Hilux zurück nach Tansania fahren. Nachdem alle erforderlichen Dokumente für das Reisen ins Ausland bei den Zollbehörden in Bukoba beantragt und ausgehändigt waren, der Hilux in der Vertragswerkstatt gewartet war, die Auslandsversicherungen abgeschlossen waren, wurden die Koffer gepackt.

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Am Freitag, den 1. April um 8.30h starteten wir (d. h. zwei Ehepaare und zwei kleine Kinder) zunächst in Richtung Süden am See entlang. Es herrschte lebhafte Stimmung mit ein wenig Spannung, stand uns doch eine Reise durch drei Länder bevor. Den Abflugtermin am folgenden Dienstag wollten wir natürlich in keinem Fall verpassen.

In der nächstgrößeren Stadt Muleba füllten wir den Tank mit Diesel zu etwa 75 Cent pro Liter. Von hier aus zweigt eine Strasse nach Westen ab auf ein Hochplateau, wo in der Ortschaft Nshamba Mitarbeiter aus der Schweiz eine Fahrradwerkstatt unterhalten. Alte, gebrauchte Fahrräder aus Europa werden dort repariert und verkauft. Einheimische junge Menschen werden dabei ausgebildet, denn das Fahrrad ist in Tansania auf dem Land besonders praktisch.

Für einige Familien ermöglicht dieses Gewerbe ein bescheidenes Einkommen.

Bei unserer Weiterfahrt bemerkten wir bereits nach kurzer Zeit das aufleuchten eines roten Lämpchens, welches anzeigte, dass es an Spritzufuhr mangelt. Wir ignorierten das wichtige Warnsignal (zeigte doch die Tanknadel auf voll) mit gravierenden Spätfolgen.

Nach eineinhalb Stunden fuhren wir an der Abzweigung nach Mwanza, Geitta und Rubondo Eiland vorbei.

Nun lag vor uns ein Naturschutzgebiet von Kagera, in dem es noch viel Wilderei gibt, ganze Banden sind dort aktiv. In dem Jahr des Bürgerkrieges in Ruanda (1994) sind in diesem grenznahen Bereich die Wildtierbestände sehr stark zurückgegangen. Und bis heute hat die Regierung die Lage nicht völlig im Griff. Vor zwei Jahren zählten wir auf diesem Streckenabschnitt 6 Kontrollstellen mit bewaffneten Sicherheitsbeamten, welche den illegalen Handel und Schmuggel mit Tieren verhindern, bzw. ahnden soll. Diesmal durchfuhren wir dieses Gebiet ohne kontrolliert zu werden.

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Wir fuhren durch eine größere Stadt Biharamulo, Erinnerungen werden wach, sind wir doch schon vor zwei Jahren bei unserer Rückfahrt von Ruanda hier in ein Dala Dala umgestiegen, um nach Kemondo zu kommen. Nach weiteren 50 Kilometern erreichten wir die Abzweigung nach Lusahunga. Von hier aus geht ein Weg in den Süden nach Ushirombo und Kahama, dort zweigt ein Weg weiter nach Kigoma ab an den Tanganikasee.

In Lusahunga bogen wir keilartig nach Nordwesten ab in Richtung ruandische Grenze. Die folgenden Kilometer waren eine Tortour wegen der vielen Schlaglöcher im Straßenbelag.

Wir hatten den Eindruck, dass dieser Straßenabschnitt seit unserer Reise vor zwei Jahren, nicht ausgebessert wurde und es noch viel schlimmer war. Der Wagen hüpfte aus einem Schlagloch ins nächste, es war schlimm. Jetzt ging es auch noch bergauf und bereits nach 30 Kilometern versagte der Motor des Hilux. Alle Versuche zum Neustarten brachten nichts. Lastwagen donnerten an uns vorbei, da wir nicht am Straßenrand, sondern in der Fahrspuhr standen.

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Wir stiegen aus dem Auto, die Sonne stand im Zenit, es war schwühl heiß . Nach wenigen Minuten hielt ein Lastwagen an und der Fahrer erkundigte sich, was los ist und ob er helfen könne. Natürlich brauchten wir Hilfe. In einem Land, wo es keinen ADAC gibt, ist man auf die Hilfe von anderen Fahrern, besonders die erfahrenen Lastwagenfahrer angewiesen. Gerade diese haben das nötige Werkzeug dabei und auch Ersatztreibstoff. Die Verständigung in englischer Sprache mit ein wenig Kisuaheli gestaltete sich schwierig. Da das Lämpchen Spritmangel anzeigte, wurde zunächst aus dem Reservetank des Lastwagens Diesel angesaugt. Zuerst in einer Flasche, dann mit einer Kanister. Doch es stellte sich heraus, dass der Tank des Toyota fast voll war. Ein weiterer Lastwagen wurde angehalten und um Hilfe gebeten. Nun brachten die Männer ihr Werkzeug und reinigten Filter und entlüfteten die Leitungen. Es stellte sich heraus, das an der Tankstelle dem Diesel Wasser beigemischt wurde, wie die Tansanier feststellten und nicht nur an der Tankstelle vom Morgen, sondern seit einiger Zeit und irgendwann wollte der Motor nicht mehr. Ein wenig Wasser im Diesel, das geht noch, doch wenn’s zu viel wird, dann verkraften es auch die japanischen Dieselmotoren nicht mehr.

Nach etwa einer Stunde lief der Motor wieder an, doch mit deutlichen tuk-tuk – Geräuschen bei niedriger Drehzahl, dann ging er wieder aus. Der Neustart misslang, weil inzwischen die Batterie nichts mehr hergab. Doch die Männer gaben nicht auf, das Auto wurde etwa 50 Meter in die Nähe des Lastwagens gerollt um zu überbrücken. Der Motor sprang an und die Männer ließen ihn eine Weile auf Hochtouren laufen. Danach fuhren sie bergab zum Test. wir standen da und schauten dem davonfahrenden Auto hinterher. Kommen die wieder den Berg hoch? Und er schien zu laufen, wir wollten natürlich den Zeitverlust dieser freundlichen tansanischen Lastwagenfahrer ausgleichen. Die Männer bekamen etwas Kuchen und Wasser und jeder der drei bekam 10000 tansanische Schilling – umgerechnet 5,- $. Für uns ist es nicht viel Geld, bedenkt man, dass diese Männer nicht aufgegeben haben, doch für sie ist es etwa ein Tageslohn. Ein Abschiedsfoto, eine Dankesbekundung `a sante sana – vielen Dank` und wir fuhren los in der Hoffnung bis gegen Nachmittag noch über die Grenze und nach Kigali zu kommen, wo es Werkstätten gibt. Inzwischen begann es in Strömen zu regnen und wir waren sehr froh, wieder im geschützten Auto zu sitzen. Doch bereits nach einem halben Kilometer zog der Motor wieder nicht. Wir wendeten und siehe da, bergab lief er recht gut. Die Lastwagenfahrer waren noch nicht losgefahren und fragten, warum wir umgekehrt seien? Die Entscheidung umzukehren viel nicht leicht, doch am Ende entschlossen wir uns gemeinsam zur Rückkehr nach Kemondo. Kigali liegt auf etwa 1700 Meter Höhe, diese ständige Steigung würde der Motor nicht schaffen. Nun ging es meistens bergab und wir kamen zeitweise gut voran. Unterwegs in Burahamulu eine Werkstatt aufzusuchen schlug fehl und der Motor ging immer wieder aus. Wieder auf der Hauptstrasse ging es eine Weile gut voran, bis wir erneut wegen dem aufleuchtendem Signal halten mussten, jetzt versagte der Motor den Neustart. Drückende Minuten vergingen, es regnete, wir befanden uns bereits wieder im Naturschutzgebiet, das nur am Tag durchfahren werden darf. Ganz selten fuhr noch ein PKW an uns vorbei, Lastwagen gab es auf diesem Teilstück nicht. Unsere deutsche Mitarbeiterin lief ein Stück zurück zu dem Checkpoint, den wir kurz davor ungehindert passiert haben. Die Wachleute saßen alle in ihrer geschützten Bude. Nach kurzen Erklärungen der Notlage waren sie bereit mitzukommen. Der schwer bewaffnete Wachtmann nahm zwei seiner Helfer mit sich und sie versuchten wieder den Filter zu säubern und die Leitungen freizumachen. Ein Neustart gelang, wir bedankten uns herzlich und fuhren weiter, bis eins der Kinder mal austreten musste. Wir hielten nicht an einem Gefälle und der Motor sprang wieder nicht an. Weit und breit kein Mensch, kein Auto, nur Regen und uns läuft die Tageslicht-Zeit davon. Der Gedanke hier im Auto und dazu noch, in dem nächtlichen Sperrgebiet übernachten zu müssen war unerträglich. Jemand schlug vor: Würdest du mit uns beten“. Vier Sonntage sangen und beteten wir in den Gottesdiensten und lobten Gott mit den tansanischen Gläubigen. Aber wie soll man glauben, dass Gott hilft und unmittelbar eingreifen kann, wenn man doch gewohnt ist, immer noch einen Plan B zu haben. Das war der Tiefpunkt unseres Vertrauens auf Gott. Es war der Schrei nach Gottes Hilfe, uns hier ja nicht im Stich zu lassen. Wieder Motorhaube hochklappen und ein weiterer Versuch, der eine drückt den Saugknopf, der andere dreht den Zündschlüssel – der Motor sprang wieder an! Jetzt nur noch weg von hier und nicht mehr anhalten müssen. An den restlichen Checkpoints ließ man uns passieren. Erleichterung, als wir diesen Wegabschnitt hinter uns lassen konnten. Jetzt kamen eine Ortschaft nach der anderen. Strassenhuppel, die man nur mit Schrittgeschwindigkeit überqueren konnte. Polizei am Straßenrand – nur nicht mehr anhalten müssen. Doch nach einer weiteren gezwungenen Abbremsung zog der Motor nur noch mit dem ersten Gang, so ging es eine Weile. Ich bat den Fahrer, doch Gas zu geben, doch der lächelte nur zurück – es hilft nicht Gas zu geben. Plötzlich ging es wieder, dies wiederholte sich noch einmal. Es war inzwischen halb sieben Uhr und begann zu dämmern. Wird der Motor noch die letzten 50 Kilometer durchhalten? Wir konnten es fast nicht fassen, das rote Lämpchen leuchtete nicht mehr auf. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten wir das Kemondo-Kinderdorf. Schon auf dem Gelände versagte der Motor endgültig. Der Versuch ihn am nächsten Tag durch ziehen mit einem Traktor zum Laufen zu bringen, um zur Werkstatt zu fahren, misslang. Wie froh waren wir, in dieser Nacht in unseren Betten zu schlafen auf dem Gelände des Kinderdorfes, das nachts durch zwei Wächter und mehrere Hunde bewacht wird.

Unsere Safari-Ziele haben wir nicht erreicht, doch um einige wertvollen Erfahrungen sind wir bei dieser Reise reicher geworden.

Den Samstag, Sonntag und Montag verbrachten wir auf dem Gelände des Kinderdorfes mit viel guter Gemeinschaft, Gottesdienst und der Abschlussfeier, bei der eine langjährige deutsche Mitarbeiterin von der Kinderdorfgemeinschaft verabschiedet wurde.

Wir befinden uns mitten in der Regenzeit, denn stundenlang regnet es und da ist man im trockenen Haus besser aufgehoben als auf Safari-Reisen.

Rückreise: Tansania – Deutschland

Noch nie waren wir länger als fünf Wochen unterwegs, bzw. weg von zu Hause. So lang dieser Aufenthalt in Kemondo auch war, so intensiv erlebten wir ihn auch. Am Vortag unserer Abreise erhielten wir eine Einladung zum Mittagessen von der Familie des Kinderdorfleiters. Wie überall in Tansania üblich, werden die Schuhe vor der Haustür ausgezogen, niemand geht mit den Strassenschuhen in das Hausinnere. Die Böden des Hauses waren teilweise mit Teppichen ausgelegt. Zwei bedienstete Frauen bereiteten in der Küche das Essen vor. Die Hausfrau empfing uns freundlich und wir unterhielten uns lebhaft in Englisch, bis ihr Mann von einer Dienstbesprechung nach Hause kam. Er brachte auch gleich noch zwei weitere Mitarbeiter des Kinderdorfes mit zum Essen. Das Ganze scheint sehr unkompliziert zu sein. Gekocht wird in der Regel viel, so dass es auf ein/zwei weitere Gäste nicht ankommt. Zum Essen gibt es gebratenen Fisch, Rindfleisch, Reis, Kartoffeln, Spinat. Unser Aufenthalt wird ein wenig reflektiert, familiäre Situationen angesprochen. Unser Gastgeber ist nicht nur Leiter des anerkannten Kinderdorfes `Kemondo Bay`, sondern auch Pastor und Leiter der größten freien Pfingstgemeinde in Bukoba. In den fünf Wochen unseres Kemondoaufenthaltes entstand durch mehrere persönliche Begegnungen eine Vertrauensbeziehung. Zum Ende der Mahlzeit fragte er, wie wir denn bis zur Grenze nach Uganda kommen wollen? Wir hatten über ein amerikanisches Ehepaar ein Taxi bestellt, doch der hatte sich noch nicht gemeldet und so war noch alles offen. Unser Gastgeber bot uns an in seinem Auto bis zur Grenze zu fahren, dort würde er uns behilflich sein und sobald wir die Einreiseformalitäten nach Uganda erledigt hätten, würde er auf dem Rückweg seinen 96 Jahre alten Vater besuchen, der in der Grenzregion lebt. In Tansania wäre es unhöflich, solch ein Hilfsangebot abzulehnen. Natürlich nahmen wir dieses Angebot gerne an, bot es doch die Möglichkeit, sich unterwegs über so manche Themen, die uns interressierten zu unterhalten. Insgeheim hoffte ich einen reibungslosen Grenzübertritt in seiner Begleitung. Uns überraschte seine deffensive Fahrweise, sehr unüblich für die tansanischen Autofahrer. Diese Gegend ist ihm besonders gut vertraut, weil schon seine Vorfahren hier lebten.

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Wir überqueren den Kagerafluß, dessen Ursprung in den Ruandischen Bergen liegt und der das ganze Jahr Wasser führt und in den Viktoriasee mündet. Die Ausreise von Tansania war in wenigen Minuten geschafft, wir bekamen unseren Ausreisestämpel in die Reisepässe und konnten passieren. Doch spannend wurde es bei der Einreise nach Uganda, denn wir hatten zwar noch in Deutschland das sogenannte ostafrikanische Visum bekommen, welches die Reise durch Kenia, Uganda und Ruanda innerhalb drei Monate möglich macht. Der Grenzbeamte klärte uns jedoch auf, dass dieses Visum nur für die Grenzübertritte der genannten drei Länder erlaubt, jedoch nicht, wenn man aus einem anderen Land in eins dieser drei Länder einreist. Wir hatten den Beamten gut verstanden, wussten wir schon von Bekannten, die in ähnlicher Situation erneut die Einreisevisagebühren von 100,- $ Dollar bezahlen mussten. Als auch unser Begleiter nickte und es uns noch mal erklären wollte, fragte der Beamte, ob wir zusammen gehören? Unser Begleiter nickte, dann sagte jener, er warne uns, dass wir das nächste Mal die Gebühr bezahlen müssen, diesmal aber so einreisen dürfen. Auch das ist Afrika. Er wollte sich anscheinend die Blöse nicht geben, vor einem seiner Nachbarlandsleute die Ausländer zur Kasse zu bitten. Oder wollte er seine Großzügigkeit zeigen? Wir vermuten, dass die Gesetzeslage in dieser neuen Regelung nicht ganz eindeutig ist. Das Vermittlungsbüro in Berlin hatte Tage zuvor uns mitgeteilt, dass die Ugandische Botschaft uns keine schriftliche Erklärung zu dieser Frage geben könne. Dies beschreibe ich deshalb so detailiert, weil wir anfangs von dieser Visavariante so angetan waren und diese auch anderen Reisenden empfohlen hatten, leider entstanden dadurch Mehrkosten. Dank der Gegenwart unseres Begleiters konnten wir ohne Zusatzkosten nach Uganda einreisen. Der Abschied war sehr herzlich und wir wurden mit samt unserem Gepäck zu treuen Händen an den ugandischen Taxifahrer Imanuel übergeben.

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Er fuhr uns bereits vor fünf Wochen vom Flughafen Entebbe zur Tansanischen Grenze und so begrüßten wir uns herzlich.

Er wurde bereits einige Tage zuvor per SMS kontaktiert und auf 12 Uhr bestellt. Aus Berichten und eigener Erfahrung wußten wir um seine Zuverlässigkeit. Bereits um 12.05h saßen wir bei ihm im Taxi. Wir waren sehr erleichtert und freuten uns auf die angenehme Fahrt mit Ausblicken auf die schöne tropische Vegetation. Nichts entgeht dem scharfen Blick meiner Frau, die es besonders auf Vögel abgesehen hat.

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Zwei Stops wurden ausgemacht, der erste am Equator und der zweite an einem Obststand zum Einkaufen von Frischobst als Mitbringsel nach Deutschland. Die zügige Fahrt wurde nur zu oft durch die künstlichen Huppel auf der Strasse in den Ortsschaften  unterbrochen. Doch als wir in die Vororte von Kampala kamen, wurde der Strassenverkehr immer dichter. Unser Taxifahrer bog bald nach rechts ab und umfuhr so den Stadtkern, wo es um die Nachmittagszeit zu stundenlangen Staus kommt. Wir fuhren auf Strassen, die unbeschreiblich schlecht waren, tiefe Löcher in der Fahrbahn, ungeordneter Verkehr, rechts und links von uns Motorräder, die sich zwischendurch zwängten, Fußgänger, die sich halsbrecherisch zwischen den fahrenden Autos durchquetschten. Doch uns fiel auch auf, wie behutsam Immanuel sein Auto lenkte. Natürlich bekam ich ein Andenkenfoto am Equator und ebenso vergaß er nicht an einem Obstmarkt anzuhalten, half beim Aussuchen frischer Papaja, Avokados und Mangos. Als wir auf der Hauptstrecke nach Entebbe waren, entdeckten wir linker Hand die Aufschrift `Kashubi High School`. Wir unterhielten uns über den Kashubichor, der einige Male in Deutschland auf Tournee war und ebenso über ein Konzert zu Ehren des Außenministers von Uganda, als dieser vor Jahren das KHW Global Care in Gudensberg besuchte. Auch sprachen wir über die jährlichen Einsätze der Gruppen aus Deutschland, die über das KHW organisiert werden.

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Entebbe liegt direkt am Vikktoriasee und der Flughafen liegt auf einer Halbinsel, die in den See hineinragt. Die fünfstündige Taxifahrt, etwa 260 km kostete 140,-$. Die Gepäckkontrolle am Flughafen war noch vor Eintritt in das eigentliche Flughafengebäude. Doch wurden wir sehr freundlich abgefertigt und da wir frühzeitig angekommen waren, ging es auch stressfrei zu. Gleich zu Beginn wurde uns mitgeteilt, dass unser Direktflug von Brüssel nach Stuttgart gestrichen ist und wir via Frankfurt fliegen müssen. Nun, nachdem was viele Menschen in den vergangenen Wochen am Flughafen Brüssel erlitten haben, ist jeder Umweg für uns akzeptabel. Die erste Etappe des Fluges von Entebbe nach Kigali (Ruanda) ging über den Viktoriasee und über Bukoba, leider konnte man wegen dem späten Flug nichts von dem See, den vielen Inseln und der tropischen Landschaft sehen. In Kigali stiegen wenige Fluggäste aus und viele ein, das Flugzeug wurde aufgetankt und bereits gegen Mitternacht bekamen wir die heiße Mahlzeit gereicht.  Mit wenig Schlaf aber einem ruhigen achtstündigen Flug kamen wir in den frühen Morgenstunden in Brüssel an. Da noch viele Fluglinien von und nach Brüssel umgeleitet wurden, war es sehr ruhig im Transitbereich des Flughafens. Kurz nach 14h kamen wir wohlbehalten am Flughafen Stuttgart an. Nun begann wieder der Alltag in Pforzheim, die Einstellung auf deutsche Verhältnisse. Dies war wohl unser letzter Afrikabesuch, doch bleiben uns die vielen Menschen in guter Erinnerung.

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