8.11.1 Der Erbstreit, ein uraltes Problem

Dieses Thema ist so alt wie die Menschheit. In allen Kulturen gibt es dafür Regelungen. Und trotz dieser oft klaren Regeln entsteht gerade in diesem Bereich am meisten Streit. Warum ist es so? Hat Jesus sich auch dieser Thematik angenommen? Als weiser Lehrer, lässt sich Jesus immer wieder unterbrechen in seiner Rede, oder es gab mal eine Redepause und ein Zuhörer fordert Jesus heraus ihm in seinem Problem beizustehen. Es ging um die Frage des Erbrechts. So schreibt der Evangelist Lukas:  

Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, dass er mit mir das Erbe teile. Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbschlichter über euch gesetzt? Und er sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat. (Lk 12,13-15).

Auf den ersten Blick scheint es so, dass Jesus sich als nicht zuständig erklärt über diese Frage Auskunft zu geben. Dafür gab es ja im Volk Älteste und Richter, welche nach dem Gesetz Moses hätten urteilen können (5Mose 21,17).  Natürlich hätte Jesus hier die Möglichkeit und auch Fähigkeit gehabt diese Streitsache gerecht zu klären, was er jedoch nicht tut. Nicht dass ihm die soziale Ungerechtigkeit gleichgültig gewesen wäre, sondern weil er ein neues Prinzip einführen will, dass für die Lösungen von solcherart Problemen geeigneter ist. Dazu macht er eine verblüffende Aussage: „Hütet euch vor jeder Art von Habsucht, denn Niemand lebt von dem Überfluss seiner Güter“. Wenn Jesus von Habsucht spricht, dann meint er nicht nur den Geldwert. Und wenn er vom Leben spricht, dann verneint er keinesfalls das physische Leben, doch er denkt umfassend an das ewige Leben, ohne dieses Leben hat der Mensch weder Zukunftshoffnung, noch wahre Qualität in diesem Leben. 

Fragen / Aufgaben:

  1. Warum will dieser Mensch seine Sache vor dem Lehrer Jesus verhandeln? Was geht in seinem Herzen vor? Fordert er seinen Anteil von seinem Bruder aus der Not, dem Bedarf heraus, weil er darauf angewiesen ist, oder weil dieser ihm vom Gesetz zusteht?
  2. Oder fordert er seinen Anteil aus Habgier? Was ist Habgier, durch welche weiteren Begriffe wird diese sündhafte Neigung des Menschen beschrieben?
  3. Warum geht Jesus nicht auf das Anliegen dieses Menschen ein? Ist ihm die soziale Gerechtigkeit nicht wichtig?? 
  4. Welche Lösung für dieses Problem (Teilung des Erbes) bietet Jesus an?
  5. Wie würdest du dich heute in solch einer oder ähnlicher Situation entscheiden? 

Gleich danach wendet sich Jesus an alle Umherstehenden mit der Herausforderung: „Hütet euch von  jeder Art von Habgier“. Wenn dir das Recht verweigert wird, verzichte lieber darauf, als du die Beziehung verspielst. Begnüg dich mit dem, was du hast. Denk an die Beziehung zu deinem Bruder. Denn was hast du davon, wenn du dein Recht bekommst, aber die Beziehung verlierst (vielleicht für immer)?

Dieser Beitrag wurde unter UNTERWEGS MIT JESUS veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert