Die Sabbatruhe im Lichte der Bibel

Die Sabbatruhe im Lichte der Bibel

Abbildung 1 Am siebten Tag ruhte  Gott der HERR von allen seinen Werken, die er gemacht hatte (1Mose 2,1-2). Früh am Morgen herrscht völlige Ruhe über dem Roten Meer, dahinter die aufgehende Sonne über der arabischen Halbinsel (Foto: am 5. Februar 2013).

Bibelstudie über das Sabbatgebot und die Bedeutung im Neuen Testament

(1.) Einleitung

In dieser Bibelarbeit gehen wir auf Spurensuche nach dem Ursprungsgedanken des Sabbats (der Sabbatruhe), seinem Inhalt, Sinn und Bedeutung, sowie der Praxis unter den Patriarchen, im Volk Israel, zur Zeit von Jesus, den Aposteln in der Urgemeinde und den darauffolgenden Generationen der Christen.

Bei dieser Bibelarbeit geht es um eine ehrliche Suche nach Antworten für die christliche Praxis einer gesunden Gottesbeziehung.

(Zitate aus der Revidierten Elberfelder Übersetzung und Interlinearübersetzung)

Vorab eine kurze Erklärung der wichtigen griechischen Begriffe zu diesem Thema:

  • Katapausis, dieser Begriff birgt in sich eine umfassende Ruhe (1Mose 2,2b-3), wird jedoch im Alten Testament häufig verwendet um die körperliche Ruhe zu beschreiben, eben Ruhe von der Arbeit. Dann aber auch die Bedeutung der Ruhe vor äußeren Feinden. Der tiefere geistliche Aspekt der Gottesruhe wie in 1Mose 2,2b-3 angedeutet, bleibt in den meisten Texten des Alten Testamentes weitgehend verborgen. Durch die Vorsilbe ´kata´ bekommt der Begriff den Schwerpunkt, dass die Ruhe tiefgehend, dauerhaft ist.
  • Anapausis, hier handelt es sich um einen ähnlichen Begriff mit ähnlichem Inhalt von Ruhe, allerdings bekommt der Begriff durch die Vorsilbe ´ana´ den Aspekt von aus-ruhen, auf-atmen, frei werden von der Mühe und Belastung (Luther: Erquickung). In verschiedenen Sprachen (auch in der Musik) ist das Wort `Pause` bekannt für Anhalten, Pause machen.
  • Sabbatismos, bedeutet Sabbatruhe (gemeint ist die wahre Gottesruhe). Dieser Begriff kommt zwar nur an einer Stelle des NT vor, nämlich in Hebräer 4,9, er wird aber von dem Autor in seinen Texten mit dem Begriff  ´katapausis´ sozusagen gleichbedeutend für die Ruhe Gottes verwendet.

(2.) Der siebte Tag – ein Ruhetag für Gott!

Die erste Erwähnung der Ruhe finden wir im Anschluss an die Sechstageschöpfung, dort wird deutlich hervorgehoben:

Und Gott ruhte (gr. katepausen) am siebten Tage von all seinem Werk, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte (gr. katepausen) er von all seinem Werk, daß Gott geschaffen hatte, indem er es machte. (1Mose 2,2b-3).

In diesem Text steht zweimal ausdrücklich, dass Gott am siebten Tag ruhte von all seinen Werken, die Er gemacht hatte und dass Er diesen Tag heiligte. Er maß also diesem Tag eine besondere Bedeutung zu. Doch aus Gründen der Ermüdung hätte Gott keinen Ruhetag gebraucht, denn er wird „weder müde noch matt“ (Jes 40,28). Jesus sagt, dass der Sabbat um des Menschen willen gemacht ist (Mk 2,27). Ruhte Gott dann schon damals um des Menschen willen? Obwohl es vor der Zeit von Mose keinen direkten Hinweis in der Bibel zur Einhaltung des siebten Tages im Sinne einer Verordnung Gottes gab, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Patriarchen den siebten Tag als Ruhetag nicht nur zur Erinnerung an Gottes Ruhe, sondern auch aus eigenem Vorteil in Anspruch nahmen und einhielten. Die Zweckbestimmung des Sabbats, so wie Jesus ihn in Markus 2,27 definiert, legt es nahe, dass der Mensch am Anfang das Verhalten Gottes auch so verstanden hat und sich mehr oder weniger daran hielt. Auch die Zeiteinteilung und Zeitberechnung zur Zeit der Patriarchen unterstützt diese Annahme.

Doch erst am Sinai hat Gott den siebten Tag der Woche, als buchstäblichen Ruhetag, in die Zehn Gebote mit aufgenommen. Das Sabbatgebot steht an vierter Stelle in den Zehn Geboten. Es nimmt eine zentrale Stellung ein, weil dadurch die praktische, sichtbare Beziehung der Israeliten zu ihrem Gott zum Ausdruck kommt. Zentral auch deswegen, weil der Israelit an jedem Sabbat an Gottes wunderbare Schöpfung erinnert wurde und an die ebenso wunderbare Befreiung aus der Sklaverei Ägyptens denken sollte.

(3.)  Der siebte Tag – ein gesetzlicher Ruhetag für das Volk Israel

Gott selbst schrieb die `Zehn Worte` auf steinerne Tafeln, die in Form von Geboten und Verboten formuliert wurden. Und an zentraler Stelle steht das Gebot zur Einhaltung und Heiligung des siebten Tages.

Abbildung 2 Ein Berg aus schwarzem Basalt im Wadi Rum erinnert an den Berg Sinai von dem aus Gott dem Mose die zwei steinernen Tafeln des Zeugnisses mit den Zehn Geboten übergeben hat  (Foto: 6. November 2014).

So lesen wir in 2Mose 20,8-11: „Denke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten. Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den HERRN, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh und der Fremde, der innerhalb deiner Tore wohnt.Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte (gr. katepausen) am siebten Tag, darum segnete der HERR den siebten Tag und heiligte ihn.“ (2Mose 20,8-11).

Die erste und zentrale Begründung für das Einhalten des Sabbats liegt also in der Sechstageschöpfung durch Gott. Dem Beispiel Gottes folgend, sollte daher auch der Mensch nach sechs Arbeitstagen eine Ruhepause einlegen.

Eigentlich müsste der Mensch sich darüber freuen, dass Gott ihm einen Tag in der Woche frei gibt, um auszuruhen, aber gerade das Sabbatgebot ist sehr oft missachtet und nicht eingehalten worden. Das Bemühen Gottes jedoch liegt nicht im Regeln der Arbeit für den Menschen in den sechs Tagen, auch nicht im Motivieren des Menschen dazu, möglichst viel zu tun, sondern seiner großen Sorge, dass der Mensch vor lauter Arbeit vergisst, die Ruhe in Gott zu suchen. Deshalb ist der Mensch aufgefordert: „Komm zur Ruhe, du rastloser Mensch, denn dein Heil, deine Rettung liegen nicht in deinem Schaffen, sondern im Stillwerden vor Gott und Ruhe in Gott.“

Die Israeliten erfuhren diese Wahrheit, als sie sich in der ausweglosen Lage am Ufer des Schilfmeeres befanden. Dort lesen wir: „Mose aber antwortete dem Volk: Fürchtet euch nicht! Steht und seht die Rettung des HERRN, die er euch heute bringen wird! Denn die Ägypter, die ihr heute seht, werdet ihr weiterhin in Ewigkeit nicht mehr sehen. Der HERR wird für euch kämpfen und ihr werdet still sein.“ (2Mose 14,13-14).

Auch Jesaja macht zum Thema Ruhe eine wunderbare Aussage in einer Situation, in der das Volk von Juda voller eigenen Aktivität war: „Denn so spricht der Herr, HERR, der Heilige Israels: durch Umkehr und Ruhe werdet ihr gerettet. In Stillsein und Vertrauen ist eure Stärke, aber ihr habt nicht gewollt.“ (Jes 30,15). Die Rettung des Menschen liegt also nicht in seinem Tun, sondern in der Umkehr zu Gott und dem stille werden vor Gott. Diese oben genannten Aussagen ermutigen zu den konkreten Fragen:

  1. Um was ging es Gott eigentlich bei dieser Ruheverordnung?
  2. Warum nimmt das Sabbatgebot einen so breiten Platz in den Zehn Geboten und im Leben des Volkes Israels ein?

Überlegungen / Antworten:

    • Körperliche Ruhe und Erholung für Mensch und Tier sind ohne Zweifel ein wichtiger Grund (2Mose 20,8-11).
    • Der Mensch soll an seinen Schöpfer denken (1Mose 2,1-3).
    • Ein Tag der Versammlung ist ein wesentlicher Grund, weil dadurch der Einzelne durch die gottesdienstliche Gemeinschaft wieder ganz neu auf Gott ausgerichtet wird.
    • Am Sabbat sollten die Israeliten daran erinnert werden, dass Gott das Volk heiligt (2Mose 31,13; vgl. dazu auch Joh 17,17. 19).

In der Sabbatfeier liegt also neben den natürlichen Begründungen auch schon ein klarer Hinweis auf das heiligende Wirken von Jesus durch seine Hingabe.

Aber das Sabbatgebot hat noch einen weiteren wichtigen  Sinn. In 5Mose 5,12-15 wird das Sabbatgebot im Rahmen der Zehn Gebote erneut wiederholt und mit einer außerordentlich wichtigen Begründung versehen. „Beachte den Sabbattag, um ihn heilig zu halten, so wie der HERR, dein Gott, es dir geboten hat! Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den HERRN, deinen Gott. Du sollst (an ihm) keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und dein Rind und dein Esel und all dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore (wohnt), damit dein Sklave und deine Sklavin ruhen (gr. anapausetai) wie du. Und denke daran, dass du Sklave warst im Land Ägypten und dass der HERR, dein Gott, dich mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm von dort herausgeführt hat! Darum hat der HERR, dein Gott, dir geboten den Sabbattag zu feiern.“ (5Mose 5,12-15).

Ein wichtiger Grund der Sabbatverordnung liegt also in der geschichtlichen Tatsache der wunderbaren Erlösung Israels aus der Sklaverei Ägyptens. Hat nicht Gott schon damals am ersten siebten Tag seiner Ruhe an die Erlösung seines Volkes gedacht? Gott sind seine Werke von Anbeginn bekannt (Apg 15,18).

Also noch mal: Weil Israel in Ägypten Sklave war und weil Gott Israel aus dieser Sklaverei erlöst hat, darum sollen sie den Sabbattag heiligen.

Nun hat Gott das Volk Israel durch Mose aus Ägypten geführt und unter Josua nach Kanaan zur Ruhe gebracht (Jos 23,1): „Und es geschah nach vielen Tagen, nachdem der HERR Israel Ruhe (gr. katapausai) verschafft hatte vor allen seinen Feinden ringsumher (…).“

Israel kam zwar in Kanaan zur äußerlichen Ruhe, aber zur wahren Ruhe in Gott ist das Volk

wegen ihres Unglaubens und Ungehorsams nicht gekommen (vgl. 4Mose 14,21-23 mit Hebr 4,11. Und in Hebräer 4,3 lesen wir das Urteil Gottes über die Ungläubigen und Ungehorsamen: „Sie (das Volk Israel in der Wüste) sollen nicht zu meiner Ruhe (κατάπαυσίν – katapausin) kommen.“ (vgl. mit Psalm 95,11).

(4.)  Wie und wodurch kommt der Mensch zu Gottes Ruhe?

Gott bestimmt nun nach langer Zeit einen anderen Tag, ein ´Heute´, an dem er für das Volk Gottes noch einmal eine Möglichkeit schafft, um zu seiner, zu Gottes Ruhe, einzugehen (Psalm 95,7-11). Der Hebräerbriefschreiber kannte die Geschichte des Volkes Israels und die damit verbundenen alttestamentlichen Weissagungen sehr gut. Er richtet sich in seinem Schreiben zuerst an Juden. Im 4. Kapitel nimmt er Bezug auf Psalm 95,7–11, dort schreibt David durch den Heiligen Geist: „Heute, so ihr seine Stimme hört, so verstocket eure Herzen nicht, (so wie es damals in der Wüste geschah)“. Und er deutet dieses ´Heute´ auf die Evangeliumszeit und gibt im gleichen Kapitel eine deutliche Erklärung für die tiefe Bedeutung der Gottesruhe am siebten Tag nach der Schöpfung (Hebr 4,3-9).

Zum einen verbindet er die Sabbatruhe Gottes, den siebten Tag, den Ruhetag, mit dem Einzug des Volkes Israels nach Kanaan unter Josua und zwar mit negativem Ergebnis, d.h. Israel ist unter Josua im Land Kanaan nicht zur wahren Gottesruhe gekommen, sie erlangten nur eine äußere Ruhe vor Feinden (Josua 23,1).

Zum anderen verbindet er positiv die Sabbatruhe Gottes mit dem Einzug der Glaubenden an Jesus in das verheißene geistliche Land (Reich Gottes – örtlich nicht mehr eingeschränkt).

Der Autor begründet diese Argumentation in Hebräer 4,8 wie folgt:

„Denn wenn Josua sie zur Ruhe gebracht hätte (im Land Kanaan), würde Gott nicht durch David (in Psalm 95,7-11) von einem anderen Tag, einem „Heute“ sprechen, als einer erneuten und endgültigen Möglichkeit in Gottes Sabbatruhe hineinzukommen. Und in Kapitel 4,1 fordert der Hebräerbriefschreiber auf: „Lasst uns also voll Sorge (darauf) bedacht sein, hineinzukommen zu seiner Ruhe (katapausin), solange die Verheißung noch steht (gilt).

  • „Denn wir, die Glaubenden (an Jesus) kommen hinein in die Ruhe (katapausin)(4,3). Die Vorsilbe `kata` richtet den Sinn des Wortes nach unten, in diesem Zusammenhang meint es: in der dauerhaften, endgültigen Gottesruhe angekommen zu sein.    
  • „So bleibt also eine Sabbatruhe (gr. sabbatismos) dem Volke Gottes noch übrig, denn wer hineingekommen ist zu seiner (Gottes) Ruhe (katapausin), der ist auch zur Ruhe (katapausen) gekommen von seinen Werken, wie Gott von den seinen.“ (4,9).

Der Begriff Sabbatruhe oder Sabbatfeier kommt im Neuen Testament nur in Hebräer 4,9 vor. Das griechische Substantiv heißt `sabbatismos` und steht im engsten Zusammenhang mit dem Begriff `katapausis`, welches in Hebräer Kapitel 4 mehrmals verwendet wird und immer die tiefe und endgültige Ruhe Gottes zum Ausdruck bringt (vgl. auch 1Mose 2,2-3). Beim Übertragen dieses Wortes in die lateinische oder deutsche Sprache, würde es heißen – Sabbatismus. Daher könnte ich mich im geistlichen Sinne sogar `Sabbatist` nennen, weil ich durch den Glauben an Jesus Christus Teilhaber der Gottesruhe bin.

Aufgrund dieser Textzusammenhänge in Hebräer 3,7 – 4. 11, können wir die Feststellung machen, dass sich die Sabbatruhe des Alten Testamentes in ihrer wahren, tiefen, geistlichen und damit endgültigen Bedeutung und Erfahrbarkeit erst in der Sphäre des Glaubens an Jesus Christus vollzieht und deshalb auch ewigen Bestand hat. Dies bedeutet, dass sie nicht mehr unterbrochen wird, obwohl sie natürlich erst in der Ewigkeit, nach unserer leiblichen Auferstehung, ihre vollendete und endgültige Form annehmen wird.

Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Wenn wir die Möglichkeit haben, in ein Haus/Gebäude hineinzugehen, wo wir Schutz und Geborgenheit erfahren können, brauchen wir uns nicht mehr damit begnügen, draußen im Schatten oder in den Umrissen desselben aufzuhalten. „Denn das Gesetz hat nur den Schatten der zukünftigen Güter, nicht das Wesen der Güter selbst.“ (Hebr 10,1). Auch die alttestamentliche Sabbatverordnung und Sabbatruhe sind nur ein Schatten der Wirklichkeit, die in und durch Jesus ihre wahre Bedeutung und Erfüllung bekommen hat.

Dass diese Ruhe jetzt und heute erfahrbar ist, sagt uns Jesus in Matthäus 11,28-29: „Kommt her zu mir alle, die ihr euch abmüht und beladen seid und ich will euch zur Ruhe (anapausin) bringen. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, weil ich sanftmütig bin und im Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe (anapausin) finden für eure Seelen.“

Der griechische Begriff `anapausis` in diesem Text bedeutet `ununterbrochene Ruhe, Entlastung, Befreiung, Aufatmen, eim `Aufhöre` von sich Abmühen. Die Vorsilbe `ana` hebt den nach oben gerichteten Charakter des Wortes hervor. Dies geschieht zum einen, indem der Mensch zu Jesus kommt (ihm glaubt und vertraut) und seine Last von Jesus abnehmen lässt. Diese Last besteht aus Sünde und dem Bemühen Gott gegenüber und seinen Rechtsforderungen mit eigener Kraft gerecht zu werden. Die zweite Bedingung um zur Ruhe zu kommen ist, sich in das Joch von Jesus einspannen zu lassen. Dies ist ein befreiender Dienst aus Liebe und Dankbarkeit, darum führt er in die Ruhe (anapausin).

Die Gottesruhe am siebten Tag in 1Mose 2 und die Ruhe, zu der Jesus so freundlich einlädt, sind ihrem geistlichen Wesen nach gleich. Nun wird das Gebot, welches nach seinem Buchstaben immer wieder übertreten wurde, zu einem Angebot in Jesus. Er hat das Sabbatgebot keineswegs aufgehoben oder aufgelöst (Mt 5,17), sondern zur wahren Erfüllung gebracht. In ihm ist jetzt diese Ruhe zu finden. Und wer durch den Glauben in Jesus ist, der ist auch in der Ruhe Gottes angekommen und dies nicht nur an einem bestimmten Tag der Woche, sondern für allezeit.

Wenn der Sabbat die Israeliten an die Knechtschaft und die wunderbare, aber doch nur physische Errettung aus Ägypten durch Mose erinnern sollte, wie viel mehr soll nun die geistliche Sabbat-Ruhe an die geistliche Errettung des Menschen aus der Sklaverei der Sünde und des Todes durch Jesus Christus erinnern !

(5.)  Das Sabbatgebot im Neuen Testament

Es ist geradezu erstaunlich, dass das Sabbatgebot in seiner buchstäblichen Fassung an keiner einzigen Stelle des Neuen Testamentes vorkommt, bestätigt oder gar der Gemeinde angeordnet wird. Eine derartige Stelle gibt es im Neuen Testament einfach nicht. Im Vergleich dazu werden alle anderen Gebote aus den zwei Tafeln des Zeugnisses von Jesus direkt zitiert und erklärt oder indirekt erwähnt.

Jesus hat viele Gebote des Alten Testamentes genannt, erklärt, also auf Inhalte hingewiesen, die bis

dahin nicht offenbart waren. Er fasst sie alle zusammen in einem Doppelgebot:

„Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr Einer (der Einzige), und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Denkvermögen und von allen deinen Kräften«. Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (5Mose 6,4-5; 3Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese.“ (Mk 12,29–31; Mt 22,39-40).

 Dann aber zitiert er auszugsweise das erste und zweite Gebot, welches die Anbetung des

einen wahren Gottes zum Inhalt hat: „Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und ihm allein dienen.“ (vgl. Mt 4,10 mit 5Mose 6,13; 2Mose 20,1-3).

In Anlehnung an das dritte Gebot (Missbrauch des Namens Gottes) sagt Jesus: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen (,…).“ (Mt 7,21).

Das vierte Gebot:  Sabbatgebot – fehlt gänzlich in den neutestamentlichen Schriften.

Das fünfte Gebot: „Ehre Vater und Mutter“  (vgl. Mt 15,4-6; Eph 6,2-3)

Das sechste Gebot „Töte nicht.“ (vgl. Mt 5,21-26 und 19,18 mit 2Mose 20,13).

Das siebte Gebot: „Brich nicht die Ehe.(vgl. Mt 5,27–32 ; 19,1-12 und 19,18 mit 2Mose 20,14).

Das achte Gebot: „Stiel nicht.“ (vgl. Mt 19,18 mit 2Mose 20,15).

Das neunte Gebot: „Rede kein falsches Zeugnis (…).“ (vgl. Mt 5,33-37 und 19,18 mit 2Mose 20,16).

Das zehnte Gebot: „Begehre nicht (…).“ (vgl. Mt 5,28 mit 2Mose 20,17).

Oder das Gebot: „Versuche nicht den Herrn, deinen Gott.“ (vgl. Mt 4,7 mit 5Mose 6,16).

Das Sabbatgebot jedoch in seiner buchstäblichen Form hat Jesus kein einziges Mal erwähnt, obwohl es einen zentralen Platz in den Zehn Geboten einnimmt. In diesem Zusammenhang soll darauf hingewiesen werden, dass es für den Juden zwischen den sogenannten moralischen, rituellen und bürgerlichen Gesetzen grundsätzlich keine Unterscheidung gab. Auch unterscheiden die biblischen Autoren nicht zwischen der Bezeichnung  „Gesetz des Herrn“ (gleich Zehn Gebote) und „Gesetz Moses“ (gleich restliche Gebote). Hier einige Stellen, die dies deutlich machen: „(…) und sie sprachen zu Esra, dem Schriftgelehrten, er solle das Buch des Gesetzes des Mose holen (…) und sie (die Leviten) legten das Buch des Gesetzes Gottes klar und verständlich aus (…).“ (Neh 8,1-8). „Und als die Tage ihrer Reinigung erfüllt waren gemäß dem Gesetz Moses, brachten sie ihn (Jesus) hinauf nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen, wie geschrieben steht im Gesetz des Herrn.“ (vgl. Lk 2,22-24 mit 3Mose 12,8;  2Mose 13,2).

Das Buch des Gesetzes des Mose, ist gleichzeitig auch das Buch des Gesetzes Gottes“. Es gibt also nur einen Verfasser und das ist Gott. Mose war nur der Vermittler, und weil er dem Volk das Gesetz Gottes überreichte, wurde das Gesetz auch Gesetz Moses genannt.

Auch Jakobus betont die Einheit des Gesetzes wenn er schreibt:

„Denn wer das ganze Gesetz hält und sündigt an einem, der ist‘s ganz schuldig.“ (Jak 2,10).

Jesus macht den Juden den Vorwurf:

„Niemand unter euch tut das Gesetz.“ (Joh 7,19).

Jesus unterstreicht die Einheit und Zusammenhang des Gesetzes mit den Worten: „In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und (sogar) die Propheten.“ (Mt 22,40).

Jedes einzelne Gebot hat seinen Platz in Gottes Plan und ist durch Christus und in Christus erfüllt worden. Deshalb sprechen die neutestamentlichen Schreiber auch vom Gesetz Christi.“ (Gal 6,2;  1Kor 9,21). Jesus selbst sagt dazu: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es der mich liebt.“ (Joh 14,21; vgl. auch 1Joh 3,24).

Wie Jesus, so auch später die Apostel unter der Leitung des Heiligen Geistes (Apg 15,28: „es gefällt dem Heiligen Geist und uns“) entschieden, welche Verordnungen und Vorschriften wegen ihrer schattenhaften, sinnbildlichen Bedeutung nun von der Wirklichkeit in Jesus abgelöst wurden und welche Willensäußerungen Gottes im Gesetz in ihrer buchstäblichen Form sowie in ihrer ganzen geistlichen Tiefe (z.B. Mt 5-7) für die Nachfolger Jesu für alle Zeiten unter allen Völkern verbindlich einzuhalten sind.

(6.)  Wie lebte Jesus mit dem Sabbatgebot?

Natürlich hielt sich Jesus grundsätzlich auch an das Sabbatgebot. Doch gerade der Sabbat bedeutete für ihn ein Dienst-Tag. Zur äußeren Ruhe kam er meist in den frühen Morgenstunden oder wenn er sich mit seinen Jüngern ganz bewusst zurückgezogen hatte (Mk 1,35;  Lk 4,42;  Mk 6,30-31).

Doch die am häufigsten wiederholte Anklage gegen Jesus von Seiten der Schriftgelehrten und

Pharisäer lautete: „Er (Jesus) löst den Sabbat auf.“ bzw. „bricht den Sabbat.“ (Joh 5,18). darauf stand die Todesstrafe (2Mose 35,2-3). Natürlich waren diese Anklagen falsch und entsprangen aus einem falschen Verständnis der Gebote Gottes, trotzdem dürfen wir die Frage stellen: Warum hat Jesus die Juden so oft durch die Heilungen am Sabbat herausgefordert? Denn wenn wir die entsprechenden Stellen aus Mt 12;  Mk 2; 3; Lk 6; 13; 14; Joh 5; 7; 9 aufmerksam durchlesen, dann stellen wir fest, dass in keinem dieser Heilungsfälle akute Lebensgefahr bestand, Jesus hätte also die Heilung auch an einem anderen Tag vollbringen können. Es fällt geradezu auf, dass Jesus die Aufmerksamkeit der Juden am Sabbat und durch den Sabbat auf sich lenkt. Er will ihnen damit doch etwas ganz Wichtiges sagen. Haben nicht die Juden den Sabbat zu ihrem Maß gemacht, weil sie daran alles und alle gemessen, bewertet und beurteilt haben? Sie kämpften bis aufs Blut, um dem Sabbat zu dienen. Jesus sagt aber:

„Der Sabbat ist für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat.“ (Mk 2,27).

Das heißt, am Sabbat wird dem Menschen gedient und der Mensch lässt sich helfen und zwar ganzheitlich. In Johannes 7,23 sagt Jesus den Pharisäern und Schriftgelehrten: „Zürnt ihr mir, wenn ich am Sabbat den ganzen Menschen gesund gemacht habe?“ Dies ist wohl sein ausdrückliches Ziel, nämlich den Menschen durch Erlösung aus der Macht der Sünde, durch Sündenvergebung, durch Heiligung und Heilung in Gottes Gemeinschaft, und damit in Gottes Ruhe zurückzuführen. Und wenn er dies am Sabbat tut, dann füllt er diesen Ruhetag mit seiner ursprünglichen Bedeutung – die Wiederherstellung des gesamten Menschen. Wenn Jesus den Juden sagt: „Der Menschen-Sohn ist Herr des Sabbats.“ (Mk 2,28), dann ist er also derjenige, welcher den Sabbat angeordnet hatte. Jetzt steht er leibhaftig vor ihnen und lehrt sie die eigentlichen Inhalte der Sabbatruhe, welche er selbst verkörperte.

Jesus macht aber auch die Juden darauf aufmerksam, dass die Priester ihrerseits durch ihre Tätigkeit im Tempel am Sabbat im buchstäblichen Sinne des Wortes den Sabbat brechen und doch ohne Schuld sind (Mt 12,5). Nach dem Gesetz Moses musste man jeden Jungen am achten Tag beschneiden, wenn aber dieser achte Tag auf den Sabbat fiel, dann wurde die Erfüllung des einen Gebotes zur Übertretung eines anderen Gebotes (Joh 7,23-24).

Durch die buchstäbliche Einhaltung des Sabbatgebotes haben die Pharisäer grob gegen das Gebot der Liebe (Barmherzigkeit) verstoßen (Mt 12,7). Die Aussage Jesu in Matthäus 12,12: „Darum ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun“, ist positiv und motivierend zu allerlei gutem Handeln, welches dem leiblichen und geistlichen Aufbau eines Menschen zugute kommt.

(7.)  Wie verstanden die Apostel und die ersten Christen die Sabbatruhe?

So wie die Apostel die Sabbatruhe verstanden, lehrten und lebten, hatte es letztlich Gültigkeit für die neutestamentliche Gemeinde. Schon in erster Zeit der Gemeinde, im jüdischen Umfeld, feierten die Gläubigen die geistliche Sabbatruhe, zu der sie nun gekommen waren und zwar täglich. Ihr Wochenrhythmus hatte sich völlig verändert. Nur am Sabbat zur Ruhe zu kommen, war für sie nun zu wenig. Von den Gläubigen heißt es in Apg 2,46: „Und an jedem Tag verharrten sie fest, einmütig im Tempel und brachen in jedem Haus das Brot.“ In Apostelgeschichte 2,42 heißt es:

„Sie blieben aber beständig in der Gemeinschaft, in der Lehre der Apostel und im Brotbrechen und in den Gebeten.“ Man bekommt fast den Eindruck, dass sie an allen Tagen (einschließlich Sabbat) dasselbe getan haben, nämlich in Gott geruht und den Menschen gedient.

Als die Apostel und Evangelisten die nationalen und kulturellen Grenzen des Judentums überschritten hatten, stellte sich so manche Frage nach der Bedeutung des Gesetzes für die Gläubigen aus den Heiden. Etwa im Jahre 48 n. Chr. trafen sich die Apostel und bedeutenden Autoritäten der Gemeinde der ersten Generation in Jerusalem und berieten miteinander, was nun die Heidenchristen aus dem Gesetz Moses übernehmen sollten, bzw. was sie nicht einhalten brauchen. Einige Judenchristen forderten: „Man muß sie beschneiden und gebieten, das Gesetz Moses zu halten.“ (Apg 15,5). Wohlgemerkt, auch sie sahen das Gesetz als eine Einheit. Doch die Apostel kamen nach sorgfältiger Prüfung dieser Frage zu dem Ergebnis. Im ersten schriftlich verfassten Brief in Apg 15,23-29 heißt es: „Die Apostel und die Ältesten als Brüder, grüßen die Brüder aus den Heiden in Antiochien und Syrien. Da wir gehört haben, daß einige von uns ausgezogen sind und euch beunruhigt haben, mit Worten verwirrend eure Seelen, denen wir (doch) keinen Auftrag gegeben haben.“

Das Ergebnis der Beratung in Jerusalem lautete: „Es gefällt dem Heiligen Geist und uns, euch keine weitere Last  aufzuerlegen, außer diesen notwendigen (Dogmen). Sie sollten sich fernhalten: von Götzenopferfleisch, von Blut, vom Fleischgenuss erstickter Tiere, von Unzucht. Diese vier Vorschriften (gr. ´dogmata´ Apg 16,4) waren für das Evangelium und die Gemeinschaft zwischen Juden und Heidenchristen förderlich. Dies war bis dahin das erste und blieb wohl auch das letzte Aposteltreffen, in dem ein für allemal das Verhältnis der Heidenchristen zum Mosaischen Gesetz grundsätzlich geklärt wurde.

Den Heidenchristen das Sabbatgebot in seiner buchstäblichen Form zu verordnen, stand unter den Aposteln in Jerusalem gar nicht zur Debatte. Wenn dieses Gebot in seiner buchstäblichen Form für die Heidenchristen Heilsbedeutung gehabt hätte, hätten die Apostel es dringend empfohlen. Es ist jedoch nicht einmal erwähnt worden. Wo immer der Apostel Paulus in die Städte des Römischen Reiches kam, suchte er zuerst die Juden auf. Er fand sie immer in den Synagogen, und in der Synagoge traf man sich vorrangig am Sabbat. Doch kam es immer wieder zum Bruch mit der Synagoge, so dass die Versammlungen dort schon nach kurzer Zeit nicht mehr möglich waren. So zog man sich meist in Privathäuser zurück, oder auch in eine öffentliche Schule wie in Ephesus, wo Paulus mehr als zwei Jahre lang und zwar täglich lehrte.

In der Gemeinde zu Kolossä gab es wohl Judenchristen oder umherziehende jüdisch-christliche Eiferer, welche versuchten, den Gläubigen ein schlechtes Gewissen zu bereiten, weil sie den Sabbat nicht so beachteten, wie es das Gesetz Moses vorschrieb. In seinem Brief an die Kolosser (Kap. 2,16-17) schreibt Paulus: „Niemand richte euch wegen Essens und Trinkens, oder in Hinsicht auf ein Fest, entweder Neumond oder Sabbate, welche sind ein Schatten der zukünftigen (Dinge), aber der Leib ist Christi.“ An welchem Tag sich die Gemeinde zu Kolossä versammelt hatte, um den Sabbat nach dem Gesetz des Mose einzuhalten, hat Paulus ihnen nicht gepredigt. Wieso sollten sie sich an den Buchstaben des Sabbatgebotes halten, also nur im Schatten stehen, wenn sie doch in Christus in das geistliche Gebäude einziehen konnten, gemeint ist hier, die wahre Ruhe Gottes in Christus und dies an jedem Tag der Woche.

An die Gläubigen zu Rom (Röm 14,5-6) schreibt Paulus ähnliche Worte, obwohl er den Begriff Sabbat nicht gebraucht: „Der eine aber beurteilt einen Tag im Vergleich zu einem (anderen) Tag, der andere beurteilt jeden Tag (gleich); jeder sei in seinem Sinn (Meinung) überzeugt! Der auf den Tag achtet, der tut es dem Herrn; und der da isst, isst dem Herrn, denn er dankt Gott.“

Auch in keinem anderen Brief der Apostel finden wir ein Plädoyer, also eine Verteidigung, für das buchstäbliche Einhalten des Sabbats. Daraus können wir schließen, dass er für das Heil der Christen keine nennenswerte Rolle gespielt hat.

Aber wir lesen in Apostelgeschichte 20,6b–7, dass sich Paulus mit seinen Mitarbeitern und der örtlichen Gemeinde in Troas am ersten Tag der Woche (Tag eins der Woche) versammelte, um das Brot zu brechen (Herrenmahl/Abendmahl). Obwohl Paulus in dieser Stadt schon vor sieben Tagen angekommen war, versammelte sich die Gemeinde am ersten Tag der Woche, also nach dem Sabbat. Warum? War es eine rein heidenchristliche Gemeinde? War Paulus am Vortag, also am Sabbat in der Synagoge bei den Juden? Hat sich die Gemeinde nach Möglichkeit jeden Tag versammelt, um Paulus zu hören?

Warum ist Paulus nicht am ersten Tag der Woche abgereist? Dieser erste Tag der Woche hat in der christlichen Gemeinde anscheinend eine Bedeutung gehabt. Auf jeden Fall bleibt die geschichtliche Tatsache bestehen, dass sich eine (heiden) christliche Gemeinde mit apostolischer Gegenwart am ersten Tag der Woche versammelte, um das Brot zu brechen und auf die Verkündigung des Apostels zu hören.

Auch wenn es nicht ausdrücklich gesagt wird, wann oder an welchem Tag der Woche sich die Gemeinden in Galatien versammelten, so gibt Paulus uns durch seine Verordnung einen bestimmten Hinweis. Die Galater sollten für die armen Gläubigen in Judäa am ersten Tag der Woche Geld sammeln oder auf die Seite legen (1Kor 16,1-2). Der Gemeinde in Korinth ordnet der Apostel an, die Sammlung am gleichen Tag, also am ersten Tag der Woche (Versammlungstag), durchzuführen.

Warum gerade am ersten Tag der Woche und nicht am Sabbat?

  • Erstens ist der Herr Jesus am ersten Tag der Woche durch die Kraftwirkung des Vaters aus dem Tod auferweckt worden. Der erste Tag der Woche wird in der Offenbarung des Johannes `kyriak¢` Bis heute hat sich diese Bezeichnung im griechichen Kulturkreis erhalten, die Wochentage beginnen mit `kyriak¢`, was übersetzt werden kann mit: dem HERRN gehörender (Tag).

Am Auferstehungstag, welcher der erste Tag der jüdischen Woche war, begegnet Jesus der Maria aus Magdala, dann einer ganzen Gruppe von Frauen, dann dem Simon Petrus, dann den zwei Emmaus-Jüngern , welche nach Jerusalem zurückkehren und den restlichen Zehn von ihrer Begegnung mit dem Auferstandenen berichten. Die Jünger erzählen ihrerseits den Zweien, dass Petrus den auferstandenen Jesus gesehen hat. Dann kommt Jesus in ihre Mitte und zeigt ihnen seine Hände und Füße, er isst sogar vor ihnen. Dieser Tag war ein Tag guter Nachrichten, ein Tag der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Herrn und untereinander (erster Versammlungstag nach der Auferstehung). Damit bekommt er nicht nur symbolische sondern auch praktische Bedeutung.

Nach acht Tagen (also wieder am ersten Tag der Woche), nicht am nächsten Sabbat, besucht Jesus seine Jünger wieder, diesmal ist Thomas dabei (zweiter Versammlungstag nach der Auferstehung).

Am ersten Tag der neuen Arbeitswoche ist der allmächtige Gott bei der größten Arbeit, nicht wie damals bei der Schöpfung als er das Licht aus der Finsternis hervorrief, sondern er holt seinen geliebten Sohn aus der Finsternis des Todes ins Leben zurück. Auf diese Weise beginnt am ersten Tag der Woche die neue Schöpfung und sie beginnt mit dem auferstandenen Christus.

  • Ein zweiter Grund für die Versammlung der Gemeinden (Troja, Korinth, Galatien) am ersten Tag der Woche kann in der Ausgießung des Heiligen Geistes gesehen werden. Diese fand fünfzig Tage nach dem Passah-Sabbat des Jahres 33 n. Chr. statt (3Mose 23,15-16; 5Mose 16,9), also auch am ersten Tage der Woche. Ist das Zufall, oder können wir darin eindeutig die wunderbare Vorsehung Gottes erkennen.

Übrigens waren die Jünger schon die ganzen zehn Tage nach der Himmelfahrt von Jesus in Jerusalem beständig beieinander im Gebet geblieben, wie Jesus es ihnen vor seinem Weggehen angeordnet hatte.

(8.)   Zeugnisse aus der früheren Kirchengeschichte

Aus der Kirchengeschichte gibt es zahlreiche Zeugnisse von den Kirchenvätern, welche die Versammlungen der Christen am ersten Tag der Woche bestätigen und beschreiben.

  • Justinus, ein frühchristlicher Philosoph und Märtyrer (+167), schreibt: „Am Sonntag kommen wir alle zusammen, weil (…) Jesus Christus, unser Erlöser, an diesem Tage von den Toten auferstanden ist.“ Der wöchentliche „Tag des Herrn“ ist Wurzel und Vorbild für alle späteren christlichen Feste und Feiertage. Aus Freude über die Auferstehung wird in der frühen Kirche am Sonntag nie gefastet und beim Gottesdienst nicht gekniet, sondern nur stehend gebetet.
  • Ignatius schreibt 110 n.Chr. an die Magnesier (zwischen Ephesus und Milet gelegen): „Wir feiern nicht mehr den Sabbat, sondern halten den Tag des Herrn, an dem auch unser Leben aufging durch ihn und seinen Tod.“
  • In der um 125 entstandenen „Zwölfapostellehre“ heißt es: „Am Tage des Herrn versammelt euch, brecht das Brot und sagt Dank (…).“
  • Plinius (Gouverneur von Bithynien, 106-108 n.Chr.) schrieb über die Christen an den Kaiser Trajan: „Es ist ihre Gewohnheit, an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zusammenzukommen und abwechselnd unter sich ein Lied ihrem Christus, den sie als Gott verehren, zu singen.“
  • Eusebius erklärt diesen bestimmten Tag: „Die Gottesdienste wurden sehr früh an jedem Morgen des Auferstehungstages gefeiert.“
  • Barnabas (120 n.Chr.) sagt: „Wir feiern den achten Tag mit Freuden. Es ist auch der Tag, an dem Christus von den Toten auferstand.“
  • Justin (140 n. Chr.) schreibt: „Dass am ersten Tage, der auch Sonntag genannt wird, kommen alle, die in den Städten und auf dem Lande wohnen, zusammen auf einem Platz, und die Schriften der Apostel oder die Propheten werden solange gelesen, als es die Zeit gestattet (…) Sonntag ist der Tag, an dem wir unsre Zusammenkunft haben, weil (…) Jesus Christus, unser Erlöser, an diesem Tage von den Toten auferstand.“

Diese Zeugnisse der Geschichte – wobei nicht behauptet wird, dass es sich um inspirierte Schreiber handelt – werden nur deshalb zitiert, weil immer wieder gesagt wird, dass im Jahre 321 n, Chr. durch Konstantin unter Einfluss der katholischen Kirche der Sabbat abgeschafft und der Sonntag eingeführt worden sei. Das ist ein Irrtum, der auch durch ständiges Wiederholen nicht wahr wird.

Es ist zwar eine Tatsache, dass der erste Tag der Woche um 321 n. Chr. durch Konstantin zum gesetzlichen Feiertag erhoben wurde, doch nur deswegen, weil sich die Christen schon seit mehr als zweieinhalb Jahrhunderte an diesem Tag versammelten.

(9.) Schlussfolgerungen

Das Neue Testament macht keinerlei Vorschriften in Bezug auf bestimmte Tage, an denen die Christen sich zu versammeln haben. In der ersten Zeit trafen sie sich täglich, sie trafen sich abends, sie trafen sich nachts zum Gebet oder Predigt, sie trafen sich in Gefängnissen, beteten zu bestimmten und auch unbestimmten Zeiten in verschiedenen Körperhaltungen und an ganz ungewöhnlichen Orten und an verschiedenen Tagen.

Da wir mehrere Belege für die Gemeindeversammlung am ersten Tage der Woche mit apostolischer Gegenwart haben (die Apostel in Jerusalem, Paulus in Troja), so dürfen wir ruhig unsere Gottesdienste an diesem Tag, dem Auferstehungstag unseres Herrn und Erlösers, feiern und uns darüber freuen, dass der siebte Tag der Woche, also der Sabbat in unserem Land noch (wir wissen nicht wie lange) ein freier Tag ist, an dem wir uns ausruhen und viel  Gutes tun können, wie auch an allen anderen Tagen der Woche.

Doch trotz all der Freiheit, die wir in Christus haben, wollen wir uns an Jesus orientieren, der sich immer wieder Ruhe-Pausen suchte und fand. Denn nicht im Schaffen, sondern im Ruhen in Gott werden wir stark sein und befähigt, unseren Dienst für Gott an den Menschen tun zu können.

Aktualisiert am 7. Januar 2025

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Jesus Christus – seine menschliche und göttliche Abstammung.

Gott enthüllt sein größtes Geheimnis – Veronika Auinger und Paul Schüle – Predigt am 08.12.2024

1.1 Jesus – seine menschliche Abstammung

(Bibeltexte: Mt 1,1-17; Lk 3,23-38; 1Chr 1-3; 1Mose 5,1-32)

1.1.1 Der Stammbaum von Jesus

Der Evangelist Matthäus schreibt seinen Bericht an eine judenchristliche Leserschaft, passend mit einem Stammbaum der Hauptperson in der Form, wie wir sie auch im Alten Testament finden: von den Wurzeln hin zum Spross. Er beschreibt die Biografie über Jesus unter thematischen Gesichtspunkten. Der Evangelist Lukas dagegen ist mehr an einer chronologischen Reihenfolge interessiert. Dieser schreibt einen Stammbaum nach griechisch-römischer Tradition: vom jüngsten Namen zurück bis auf Adam; und „der war Gottes.“

Abbildung 4 Im Inneren dieses Bauwerkes in Hebron befindet sich laut jüdischer Tradition das Grab Abrahams (Foto: April 1986).

Der Evangelist Matthäus beginnt seinen Bericht mit den Worten: Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ (Mt 1,1).

Und er ordnet dann den Stammbaum in drei Reihen mit je 14 Namen, evtl. weil der Zahlwert der hebräischen Schreibweise von David „14“ ist. Der am Beginn des Matthäusevangeliums verwendete griechische Begriff  `gene,sewj – geneseös` enthält mehrere Aspekte: Die Entstehung, den Ursprung, die Abkunft, die Geburt, die Geschichte. Matthäus 1,1 kann in Anlehnung an 1Mose 2,4 und 5,1 auch mit „Das Buch der Abstammung” übersetzt werden. Durch diese Stammtafel werden folgende Aspekte unterstrichen:

  • Jesus ist der verheißene und damit wahre Nachkomme Abrahams, durch den alle Völker auf Erden gesegnet werden (vgl. 1Mose 22,18 mit Gal 3,16).

HINWEIS: Frauen und Ausländer werden eher schamvoll in einem Stammbaum verschwiegen. Während in früherer Zeit offenbar keine Bedenken bestanden, dass Israeliten Frauen aus anderen Völkern nahmen (1Mose 41,45 – Josef; 2Mose 2,21; 4Mose 12,1 – Mose; vgl. auch Ri 14,1; 2Sam 11,3), wobei sich diese Frauen selbstverständlich dem israelitischen Glauben anschlossen, wird später die Ehe mit fremdstämmigen und heidnischen Frauen wegen der Gefahr des Abfalls vom Glauben verboten (vgl. 5Mose 7,1-4; 20,16ff; 21,10ff;  Esra 9.)Bewusst nennt Matthäus im Stammbaum vier Frauen, davon drei Nichtjüdinnen.

– Rahab, eine Prostituierte aus Jericho;

– Ruth, eine gottesfürchtige Moabiterin;

– Tamar, von Judas geschwängert, da er seine Schwiegertochter für eine Prostituierte hielt;

– Bathseba, von König David zur Ehefrau genommen (Kontext: Ehebruch, List und Mord).

  • Als Davids Nachkomme ist Jesus der Gesalbte (hebr.: משיח mashiach: Χριστός – Christos, lat.: Christus; deutsch: Gesalbter), also der wahre und ewige König, dessen Reich ebenso ewig ist (vgl. 2Sam 7,11-16 mit Lk 1,31-33).

Diese Abstammungslinie führt Matthäus von Abraham über David bis Josef. Dabei nennt er insgesamt 42(41) Generationen. Der Evangelist Lukas wählt den umgekehrten Weg und führt die Abstammungslinie von Jesus zurück über David und Abraham bis Adam. Er nennt insgesamt 77 Generationen/Glieder.

Im Vergleich zu Matthäus (42) hat Lukas von Abraham bis Christus 57 Generationen genannt, also 15 mehr für den gleichen Zeitraum. Von Adam an bis Noah scheinen in den Stammeslisten keine Lücken zu sein. Von Noah bis Abraham gibt Lukas zusätzlich “Kenan” an, den Sohn des Arpachsad. Von Abraham bis zum König David lässt Lukas “Ram” aus, hat dafür zwei andere Namen (Admin und Arni), welche in den übrigen Stammeslisten nicht vorkommen. Von David an gibt es die Königslisten, wie in den Königs- und Chronikbüchern beschrieben. Auf diese stützt sich größtenteils Matthäus, wobei er einige Könige auslässt. Er folgt einem bestimmten Muster, bei dem dreimal je 14 Generationen von Abraham bis Jesus genannt werden.

Anmerkung: Bei genauem Hinsehen stellen wir fest, dass es nur 41 Generationen sind. Da wir jedoch dem Zöllner Matthäus nicht unterstellen können, dass er sich verrechnet hätte, suchen wir nach einer plausiblen Erklärung für diese mathematische Ungereimtheit. Die Lösung  könnte sein: David wird zweimal genannt, einmal am Ende der ersten Gruppe und das zweite Mal am Anfang der zweiten Gruppe (Mt 1,17). Die Zählung bei der ersten Vierzehnergruppe endet mit David und die zweite Vierzehnergruppe beginnt wieder mit David. Die zweite Vierzehnergruppe endet mit dem letzten rechtmäßigen König von Juda – Jechonia / Jojachin, der in die Babylonische Gefangenschaft kam (2Kön 24,8-15; 25,27-29). Die dritte Vierzehnergruppe beginnt mit Schealtiel dem Sohn Jojachins und endet mit Jesus. Dass in dieser Stammesliste einige Könige ausgelassen wurden, war wohl aus bestimmtem Grund so gewollt.

Lukas muss wohl eine uns unbekannte Stammesliste genutzt haben. Sie führt nicht über Salomo, den rechtmäßigen Thronfolger Davids, sondern über Nathan, einen wenig bekannten Sohn Davids. Nathan war ein leiblicher Bruder von Salomo (1Chr 3,5; 14,4), seine Mutter hieß Bathseba (Bath Sua). Im 1. Chronikbuch, in den Kapiteln 1-12 gibt es eine umfassende Stammesliste von Adam über die zwölf Stämme bis zur babylonischen Gefangenschaft. Die Stammesliste von Adam bis Noah ist in allen Aufzeichnungen gleich (1Mose 5; 1Chr 1,1; Lk 3,36-38). Mit allen Orts- und Zeitangaben vor 1Mose 12 ist vorsichtig umzugehen. In der folgenden Tabelle sind die verschiedenen Stammeslisten zum Teil parallel aufgelistet. Dabei stellen wir fest, dass die Bibel für die Anfangszeit genauere Angaben macht, als für den Zeitraum nach der babylonischen Gefangenschaft. Die Stammeslisten geben keine lückenlose Abfolge der Generationen und daher sind die Jahreszahlen auch nicht geeignet für eine genaue Datierung. Manche Fragen bleiben unbeantwortet in Bezug auf die Unterschiede und Auslassungen in den Stammeslisten. Die Tatsache jedoch, dass es sie überhaupt gibt, unterstreicht die Geschichtlichkeit der Verwirklichung des Heilsplans Gottes mit seinem Sohn Jesus Christus in Raum und Zeit.

HINWEIS: durch Adoption und durch Stamm- bzw. Erbtöchter, die evtl. nicht genannt werden und auch durch Leviratsehen (natürlicher Vater und gesetzlicher Vater differieren, da ein Bruder dem anderen Nachkommen „erweckt“ – 5Mose 25,5-6) werden Stammbäume recht kompliziert. Vaterschaft wurde im Judentum oft mehr unter gesetzlichen Gesichtspunkten und weniger nach der natürlichen Abstammung beurteilt. Dies trifft in besonderer Weise auf Jesus zu.

Solche Stammbäume erinnerten das Volk daran, dass es Gott selbst war der Ehen stiftete und Nachkommen schenkte.

1.1.2 Die Zuordnung der Stammbäume

Der Evangelist Matthäus formuliert in seinem Stammbaum: „Jakob aber zeugte (gr. εγέννησεν – egenn¢sen) Josef den Mann Marias, von welcher ist geboren (gr. εγεννήθη – egenn¢th¢) Jesus, der genannt wird Christus.“ (Mt 1,16). Während in allen Stammbäumen immer der Mann als aktiv Beteiligter/Zeugender hervorgehoben wird, betont Matthäus im Falle von Jesus, dass er von Maria geboren wurde und zwar ohne die Mitwirkung von Josef. Der Evangelist Lukas formuliert in seinem Stammbaum: „Er, Jesus war beginnend, etwa (ungefähr) dreißigjährig, (und) war Sohn, wie man dachte Josefs, des Eli, des Maththat, des Levi des Melchi (…).“ (Lk 3,23-24). Jesus wurde allgemein für einen Sohn Josefs gehalten (Joh 1,45; Lk 4,22), was rein formal-juristisch auch stimmte. Der klärende Einschub des Lukas: „(Jesus) war Sohn, wie man dachte Josefs“, macht jedoch  auch deutlich, dass Jesus de facto nicht Sohn des Josef, sondern Sohn der Maria war (vgl. dazu auch Lk 1,31-33). Da man jedoch Frauen (Töchter) in die Stammeslinie nicht einzufügen pflegte, liegt es nahe, dass Lukas die Stammeslinie von Jesus zurück, nicht über Maria, sondern über Josef, den gesetzlichen Vater von Jesus, mit Eli verbindet und weiter zurück über Nathan, den leiblichen Bruder von Salomo bis David  und schließlich bis Adam zurückführt (1Chr 3,5; 14,4; Lk 3,23-36). Nach Lukas 1,5 und 1,36 war Maria eine Verwandte von Elisabeth, der Frau des Priesters Zacharias und Mutter von Johannes dem Täufer. Da Elisabeth eine, wie es im Text heißt „aus den Töchtern Aarons“ war, kann angenommen werden, dass Maria ebenfalls aus priesterlichem Hause stammte. Aber müsste Maria nicht auch aus dem Hause Davids und dem Stamm Juda herkommen? Der Autor des Hebräerbriefes bestätigt die menschliche Herkunft von Jesus aus dem Stamm Juda, wenn er schreibt: „Denn es ist ja offenbar, dass unser Herr aus Juda hervorgegangen ist“ (Hebr 7,14). Und der Apostel Paulus engt die menschliche Herkunft von Jesus noch mehr ein, wenn er in Römer 1,3 schreibt: „der geworden ist (γενομένου genomenou) aus dem Samen Davids nach dem Fleisch“. Damit wird (wenn auch nur indirekt) die blutsmäßige Herkunft von Maria aus dem Hause David hervorgehoben. So dass wir zum Ergebnis kommen, dass Maria auch aus dem Hause David stammte eben über die Stammeslinie ihres Vaters „Eli“.

Wir stellen fest, dass Lukas im Gegensatz zu Matthäus, den von ihm beschriebenen Stammbaum in umgekehrter Richtung aufschrieb. Er muss dabei nicht wie Matthäus formulieren: „Eli zeugte Josef (den Mann Marias)“, sondern nur: „der (Josef) des Eli, des Maththat (…)“. In der Regel wurde darunter auch die blutsmäßige Abstammung verstanden, doch bei der Formulierung des Lukas wird der Moment der ausdrücklichen Zeugung durch den Mann vermieden und sie bietet Raum zu einer nicht blutsmäßigen Zuordnung – von Josef (als Schwiegersohn) zum Vater der Maria (dem Eli). Auffallend ist auch, dass sich beide Stammeslinien um die Zeit nach der Babylonischen Gefangenschaft durch die Personen Schealtiel und Serubbabel kreuzen (Mt 1,12; Lk 3,27). Beide Linien liegen demnach eng beeinander und gehen auf David zurück.

Wir kommen daher zu dem Ergebnis, dass die Zuordnung der Lukanischen Stammesliste den Vorfahren der Maria, durch die oben genannten Textaussagen unterstützt wird. Somit war Jesus als `Mensch` leiblicher Sohn der Maria und gesetzlicher Sohn von Josef in jeder Hinsicht Nachkomme und Sohn Davids (Lk 1,31-33; Mt 1,1; 9,27; 12,23; 15,22; 20,30; 21,15).

1.2 Jesus Christus – sein göttlicher Ursprung

(Bibeltexte: Mt 1,18-25;  Lk 1,26-38;  Joh 1,1-18)

Nach dem Betrachten der `menschlichen` Abstammung von Jesus Christus machen wir uns auf die Suche nach Textaussagen über seinen göttlichen Ursprung. Dieser ist besonders in seiner Menschwerdung sowie in seinem besonderen Dienst durch Wort und Tat zu erkennen.

Schon der Prophet Micha sagt über den Ursprung des Messias folgendes:

Und du Bethlehem Efrata, das du klein unter den Tausendschaften von Juda bist, aus dir wird mir der hervorgehen, der Herrscher über Israel sein soll, und seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her. (Micha 5,1).

Der Evangelist Lukas ist der Einzige, der die Botschaften des Engels Gabriel aufgeschrieben hat. Der Engel Gabriel wird außer in Lukas Kapitel 1 nur in Daniel 8,16-17; 9,21 erwähnt. Der Engel Gabriel erklärt dem Propheten Daniel die Visionen sowie deren Bedeutung und überbringt dem Priester Zacharias die Botschaft von der Geburt des Johannes (Lk 1,19). Zu Maria wird er von Gott gesandt, um ihr die Menschwerdung des Sohnes Gottes zu übermitteln.

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Abbildung 5 Die römisch-katholische Verkündigungskirche in Nazaret. Die Ursprünge des Kirchenbaus an dieser Stelle gehen in das 4. Jh. zurück in Erinnerung an die Verkündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel an die Jungfrau Maria. Die früheren Kirchengebäude wurden durch Eroberungen und auch Erdbeben immer wieder zerstört und wieder aufgebaut. Die heutige Kirche stammt aus dem Jahre 1955 (Foto: Juli 1994).

Und so lesen wir in Lukas 1,31-32 von der Botschaft Gottes an Maria durch den Engel Gabriel:

Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm seinen Namen Jesus nennen. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden.

Die verständliche Nachfrage der Maria: „Wie wird dies zugehen, da ich von keinem Mann weiß“ (Lk 1,34) gibt uns nicht nur einen Einblick in ihr korrektes Verhalten als Verlobte, sondern unterstreicht gleichzeitig, wenn auch nur indirekt, den göttlichen Ursprung von Jesus Christus. Natürlich kennt Maria Josef, ihren Verlobten, aber sie haben als Verlobte keinen geschlechtlichen Umgang miteinander. Aus der großen Perspektive Gottes ist es nicht vorgesehen, dass zwei junge Menschen, auch wenn sie schon verlobt sind, sexuell miteinander verkehren. Wenn Gott dies in die Beliebigkeit der Einzelnen gestellt hätte, wäre der biblische Hinweis auf die Jungfrauengeburt noch schwieriger nachzuvollziehen. Hier sollten wir die Hinweise Gottes aus 5Mose 22,16 kennenlernen (wir denken dabei  an den polygamen Hintergrund des Kapitels). Das Zeichen der Jungfräulichkeit der Frau war das Laken/Decke, das in der Hochzeitsnacht genutzt wurde. Wenige biblische Hinweise finden wir für die Jungfräulichkeit des Mannes vor der Ehe. Als Grundtext für dieses Thema gilt: Epheser 5,23f (der reine Christus und seine reine Braut = die Gemeinde).

Gott hatte von Beginn an die Geburt seines Sohnes durch eine Jungfrau geplant, so bekommt auch die Ordnung für Verlobte einen Sinn (siehe 5Mose 22,14).

Der Engel Gabriel lässt Maria natürlich nicht in Unwissenheit über die Art und Weise der Zeugung, er erklärt: „Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten (= Gott) wird dich überschatten, darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.“ (Lk 1,35)

Abbildung 6 Das unendliche Blau des Himmels, die Wolken und Berggipfel erinnern an die himmlische Sphäre, von der aus sich Gott im Laufe der Geschichte den Patriarchen, den Propheten Mose, Samuel, David, aber auch der Maria in Nazareth offenbart hat (Foto: Petra im Süden von Jordanien 5. November 2014).

P. Thiede bemerkt hierzu: „Sie (Maria) muss genauso verwirrt gewesen sein, wie die Leser es seither sind, und die Erklärung, die der Engel gibt, zielt nicht darauf ab, Gynäkologen zufrieden zu stellen.“

Ob Maria es verstanden hat, ist nicht sicher, geglaubt hat sie es, denn ihre Antwort lautet: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; es geschehe mir nach deinem Wort.“ (Lk 1,38).

Kritiker des Neuen Testamentes behaupten, dass Götter und Söhne von Göttern in der heidnischen Antike auf ähnliche Weise geboren wurden. Doch wir weisen auf den unübersehbaren Unterschied zu den so genannten religionsgeschichtlichen „Parallelen“ hin. Der biblische Bericht ist zurückhaltend, nüchtern und beschreibt nicht den Vorgang der Empfängnis im Detail. Mit knappen Worten wird die Empfängnis aus der Gottesperspektive beschrieben. In der heidnischen Mythologie werden die Vorgänge aus menschlicher Perspektive, oft in pervertierter Ausschmückung beschrieben. Somit ist die Jungfrauengeburt tatsächlich ohne jegliche biblische oder gar religionsgeschichtliche Ähnlichkeit. Vergleichbar mit der jungfräulichen Empfängnis ist lediglich der alttestamentliche Gedanke des Wohnens (yTin>k;v;scha½anti ich wohne = Schechinah, die Einwohnung) Jahwes bei den Menschen z. B. in der Stiftshütte (2Mose 25,8-9).

Der Engel Gabriel hat noch eine wichtige Zusatzbotschaft an Maria zu verkünden, nämlich:

Und der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird über das Haus Jakob herrschen in Ewigkeit und seines Königtums wird kein Ende sein. (Lk 1,32b-33).

Diese Prophezeiung ist nicht neu, sie wurde schon rund eintausend Jahre vorher dem König David gegeben (2Sam 7,13b-16) und sie lautet:

Und ich werde den Thron seines Königtums festigen für ewig.  Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein. (…) Dein Haus aber und dein Königtum sollen vor dir Bestand haben für ewig, dein Thron soll feststehen für ewig.

Gott hielt seine Zusage – „als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau (…).“ (Gal 4,4).

Der Evangelist Matthäus schreibt:

Mit der Geburt Jesu Christi verhielt es sich so; Als nämlich Maria, seine Mutter, dem Josef verlobt war, wurde sie, ehe sie zusammengekommen waren, schwanger gefunden von dem Heiligen Geist. (Mt 1,18).

Das Ungewöhnliche, das Besondere, das Einmalige wird hier betont. Maria wurde schwanger, „(…) ehe sie (Maria und Josef) zusammenkamen“. Hier betont auch der Evangelist Matthäus, dass Geschlechtsverkehr vor der Ehe nicht üblich war – Jesus also nicht natürlich gezeugt wurde. Für diese ungewöhnliche Zeugung fand er eine alttestamentliche Prophezeiung aus dem Buch des Propheten Jesaja:

Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen. (Jes 7,14).

Diese Prophezeiung ist, wie viele alttestamentliche Aussagen, mehrschichtig. Das Zeichen, dass eine junge Frau (auf natürliche Weise) schwanger würde, bezog sich zuerst auf Jesajas Zeitgenossen Ahas und das Volk Juda. Der hebräische Begriff `hm’l.[;h‘ ha±almah` bedeutet allgemein: die junge Frau im heiratsfähigen Alter, kann aber auch die weibliche Person bezeichnen, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatte (was in Israel die Regel war). Aber wie viele andere Verheißungen des Alten Testamentes barg auch diese eine noch in der Zukunft liegende Erfüllung. Bei der Übersetzung des hebräischen Alten Testamentes in die griechische Sprache wurde an dieser Stelle der Begriff `parqe,noj parthenosJungfrau` gewählt.

HINWEIS: Die griechische Übersetzung des Alten Testamentes aus dem 2. Jh. vor Chr. wird Septuaginta/LXX (=Siebzig/lateinische Zahlen für 70) genannt, da angeblich 72 Übersetzer nach 72 Tagen diese Übersetzung im 2Jhd. v. Chr. anfertigten (Aristeasbrief 9-11.41.46.50.121.301f.307-311).

Dieser griechische Begriff meint im Neuen Testament an den meisten Stellen eine junge Frau, die noch nie Geschlechtsverkehr hatte (wörtlich/buchstäblich Lk 1,27; 2,36; Apg 21,9; 1Kor 7,25.28.34.36.37.38; im übertragenen Sinne; 2Kor 11,2; Offb 14,3-4). Der Evangelist Matthäus (aber auch Lukas) heben mit diesem Begriff die Jungfräulichkeit Marias hervor. So wie damals der Herr durch eine junge Frau mit ihrem Sohn den Zeitgenossen Jesajas ein Zeichen gegeben hatte, so wurde Maria von Gott auserkoren als `Jungfrau` schwanger zu werden und einen Sohn zu gebären als Zeichen zu ihrer Zeit.

Der Evangelist Johannes beginnt sein Evangelium mit den Worten:

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Einziggeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.” Johannes (der Täufer) zeugt von ihm und rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir, denn er war eher als ich. (Joh 1,1.14-15). Johannes der Täufer ruft aus: „Und ich habe gesehen und habe bezeugt, dass dieser der Sohn Gottes ist. (Joh 1,34).

Der Evangelist Markus beginnt sein Evangelium mit den Worten: „Anfang des Evangeliums Jesu Christi (des Sohnes Gottes).“ (Mk 1,1).

Weitere Bibelstellen zum göttlichen Ursprung von Jesus Christus: vgl. Ps 110,1 mit Mt 22,42-44; Joh 1,18; 3,16; 5,17-19; 8,58; 10,30-36; 20,28; 1Joh 5,20; Röm 1,1-3; 9,5; vgl. Ps 2,7 und 2Sam 7,14 mit Hebr 1,3-5ff.

In den folgenden Abschnitten unserer Bibelstudien wollen wir die verschiedenen Details der Menschwerdung und Geburt von Jesus zeitlich-chronologisch betrachten und zwar in dem historischen, geographischen und kulturellen Kontext der damaligen Zeit.

Das war ein Auszug aus „Unterwegs mit Jesus“ Kapitel 1 – Die Geburt und Kindheit von Jesu.

Wer mehr über Jesus erfahren möchte – folge dem Link unten:

https://gottesgeheimnis.net/2017/01/08/unterwegs-mit-jesus-kapitel-1-die-kindheit-von-jesus/

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42. Frage: Herr, willst du, so wollen wir sagen dass Feuer vom Himmel falle?

Es begab sich aber, als die Zeit erfüllt war, dass er in den Himmel aufgenommen werden sollte, da wandte er das Angesicht, entschlossen, nach Jerusalem zu wandern. Und er sandte Boten vor sich her; die gingen hin und kamen in ein Dorf der Samariter, ihm Herberge zu bereiten. Und sie nahmen ihn nicht auf.“ (Lk 9,51-53). Der Dienst von Jesus in Galiläa geht dem Ende zu und er macht sich auf den Weg nach Jerusalem  Dabei wählt er bewusst die kürzere aber auch  gefährlichere Route. Diese führte durch das Samaritische Hochland. Die Samariter und die Juden hatten grundsätzlich keine Gemeinschaft miteinander, doch hier lag ein anderer Grund vor.

Die ablehnende Haltung der Dorfbewohner begründeten sie mit: „weil er sein Angesicht gewandt hatte, nach Jerusalem zu wandern.“ (Lk 9,53b).

Und nun schaltet sich das Bruderpaar Jakobus und Johannes ein mit einem Vorschlag zur Vergeltung. Lukas berichtet weiter: „Als aber das die Jünger Jakobus und Johannes sahen, sprachen sie: Herr, willst du, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel falle und sie verzehre, (wie Elia tat)?“ (Lk 9,54). Dieser Vergeltungsvorschlag erinnert an den Propheten Elia und seine Feueraktionen, die vor etwa achthundert Jahren in mittelbarer Umgebung stattfanden (2Kön 1,10-12). Was immer diese beiden Jünger mit dem Beinamen Donnersöhne motivierte, Jesus liegt es fern, sich selber zu rächen. Im Gegenteil, seine Reaktion gegenüber seinen Jüngern war heftig ablehnend und bedrohend. „Er aber wandte sich um und bedrohte sie.“  Als der Sohn des Menschen hat er sich NIE an jemandem gerächt. Und er zeigt seinen Jüngern, wie dieses Problem gelöst werden kann, nämlich: „Und sie gingen in ein anderes Dorf.“ Was für eine geniale Lösung! Die Bewohner des anderen Dorfes zeigten Jesus ihre Gastfreundschaft. Nein, nicht alle Samariter sind judenfeindlich. Denn wo immer Jesus Gastrecht gewährt wurde, hinterließ er seinen Segen, wie die Geschichte seiner Aufnahme in Sychar bestätigt (Joh 4). Vermutlich bereuten die Bewohner des ersten Dorfes spätestens am nächsten Tag ihr unüberlegtes Fehlverhalten.

Die  Begründung für sein Verhalten unterstreicht Jesus mit den Worten: „Denn der Menschensohn ist nicht gekommen, um die Seelen der Menschen zu verderben, sondern zu retten.“ (Lk 9,56). Und entsprechend ist es seinen Nachfolgern niemals gestattet, sich selbst zu rächen (5Mose 32,35; Röm 12,19).

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41. Frage: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder vergeben?

Diese Frage kommt von Petrus und er fügt hinzu: „Ist’s genug siebenmal?“ (Mt 18,21). Mit dem zweiten Teil seiner Frage schätzt er sich als großzügig ein. Doch es ist gut, dass er diese Frage gestellt hatte. Das deutsche Verb `vergeben` bedeutet; was vorhanden war, gibt es nicht mehr, zum Beispiel: alle Gutscheine sind vergeben. Im Grunde handelt es sich um einen juristischen Vorgang, die Schuld wird nicht angerechnet, sondern erlassen.

Der erste Teil der Antwort von Jesus ist in symbolischen Zahlen zusammengefasst: „Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.“ (Mt 18,22). Durch diese Multiplikation wird die immerwährende Bereitschaft zur Vergebung unterstrichen.

Im zweiten Teil seiner Antwort erzählt Jesus ein Gleichnis, wodurch das Prinzip der Vergebungsbereitschaft anschaulich erklärt und begründet wird. „Darum gleicht das Himmelreich einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. 24 Und als er anfing abzurechnen, wurde einer vor ihn gebracht, der war ihm zehntausend Zentner Silber schuldig. 25 Da er’s nun nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, ihn und seine Frau und seine Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und zu zahlen. 26 Da fiel der Knecht nieder und flehte ihn an und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir’s alles bezahlen. 27 Da hatte der Herr Erbarmen mit diesem Knecht und ließ ihn frei und die Schuld erließ er ihm auch.“ “ (Mt 18,23-27). Wie großzügig! Doch bis heute ist bei den Menschen die Bereitschaft Schulden zu machen viel größer als die Schulden zu tilgen. „Da ging dieser Knecht hinaus und traf einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Silbergroschen schuldig; und er packte und würgte ihn und sprach: Bezahle, was du schuldig bist! Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir’s bezahlen. Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er bezahlt hätte, was er schuldig war. Als nun seine Mitknechte das sahen, wurden sie sehr betrübt und kamen und brachten bei ihrem Herrn alles vor, was sich begeben hatte. Da befahl ihn sein Herr zu sich und sprach zu ihm: Du böser Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten hast; hättest du dich da nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe? Und sein Herr wurde zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis er alles bezahlt hätte, was er schuldig war. So wird auch mein himmlischer Vater an euch tun, wenn ihr nicht von Herzen vergebt, ein jeder seinem Bruder.“ (Mt 18,28-35). Damit macht Jesus folgendes deutlich:

  1. Der Vater im Himmel ist der große Schuldentilger
  2. Unsere Schuld gegenüber Gott ist nicht nur die Größere, sondern auch die Unbezahlbare
  3. Gott vergibt uns, wenn wir unsere Schuld einsehen, bekennen und bei ihm von Herzen um Vergebung bitten
  4. Wir sind in der Pflicht unseren Nächsten ihre Verfehlungen zu vergeben
  5. Bei Zuwiderhandlung zieht Gott seine Vergebung zurück.

Jesus mutet Petrus nicht mehr zu, als er selbst als der größte Schuldentilger tat. Wie oft sagte er: „Dir sind deine Sünden vergeben“ oder in der Stunde größter Schmerzen: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“. Schuldenerlass ist heute weltweit ein großes Thema. Zeigen wir Barmherzigkeit denen, die sich an uns schuldig machen? Wer seinem Nächsten die Schuld vergibt, entlastet  auch sich selbst.

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40. Frage: Wer ist der Größte im Himmelreich?

Den Hintergrund zu dieser Frage beschreibt der Evangelist Markus: „Und sie kamen nach Kapernaum. Und als er im Haus war, fragte er sie: Was habt ihr auf dem Weg besprochen? Sie aber schwiegen; denn sie hatten auf dem Weg miteinander besprochen, wer der Größte sei.“ (Mk 9,33-34). Und Lukas beschreibt wie alles anfing: „Es kam aber unter ihnen der Gedanke auf, wer von ihnen der Größte wäre“ (Lk 9,46). Wir sehen also, dass alles zunächst in den Gedanken bewegt wird, danach folgt die offene Diskussion darüber. Von Jesus daraufhin angesprochen, fühlen sich die Jünger ertappt und ihr anfängliches Schweigen macht deutlich, dass es ihnen peinlich ist mit Jesus darüber zu reden. Schließlich fragen sie ganz allgemein: „Wer ist nun der Größte im Himmelreich?“ (Mt 18,1). Die Jünger sind bald drei Jahre als Gruppe unterwegs mit Jesus. Seine Führungskompetenz stellt niemand von ihnen jemals in Frage, doch wie steht es mit ihren Kompetenzen? Ist es nicht an der Zeit Klarheit darüber zu schaffen, wer unter ihnen die Führung übernehmen soll? Die Antwort von Jesus stellt die Jünger vor zwei wichtige Entscheidungen:

  1. Und er rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ (Mt 18,2-3). Jesus kann so reden, weil er ihr Denken  erkennt, was hinter ihrer Frage steckt. Die Jünger müssen von ihrem Streben nach Größe, Ansehen und Macht umkehren, sich davon abkehren. Andernfalls kommen sie nicht mal hinein ins Reich Gottes, geschweige denn zu einer hohen Position. „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder“, kommt ihr nicht hinein. Dies führt uns zu der Erklärung von Jesus in Joh 3,5 „Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasse und Geist, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“. Geboren werden kann ein Mensch nur als Kind, so auch im Geistlichen Sinne (vgl. dazu auch 1Petr 1,23). 
  2. Wer nun sich selbst erniedrigt  und wird wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich.“ (Mt 18,4). Sich selbst zu erniedrigen, sich zu demütigen, bedeutet seine Schwachheit und Begrenztheit einzugestehen und zuzugeben. Es bedeutet, eine bewusste und freiwillige Unterordnung unter andere Autoritäten. Es bedeutet ein kindliches Vertrauen auf Gott, sowie eine Dienstbereitschaft an Nächsten. „Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener“ (Mk 9,35). Und später wird Jesus ergänzend sagen: „und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht (wörtl: Sklave) sein.“ (Mk 10,44-45). Das einzigartigste Beispiel dafür ist Jesus selbst, der sich als Sohn Gottes bewusst und freiwillig erniedrigte in Knechtsgestalt des Menschen  (Phil 2,6-8). Darum hat ihn Gott erhöht.

Wer also nach oben will, steige hinab.

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39. Frage: Und sie fürchteten sich ihn zu fragen

Der Evangelist Markus schreibt: „Und sie gingen von dort weg und zogen durch Galiläa; und er wollte nicht, dass es jemand wissen sollte.“ (Mk 9,30).  Jesus sucht die Abgeschiedenheit, weil er seine Jünger in die bevorstehenden Ereignisse einweihen wollte. „Denn er lehrte seine Jünger und sprach zu ihnen (nehmt mit zu Ohren): Der Sohn des Menschen wird überantwortet werden in die Hände der Menschen, und sie werden ihn töten; und wenn er getötet ist, so wird er nach drei Tagen auferstehen (und sie wurden sehr betrübt).“ (Mk 9,31; Mt 17,23). In der Vorstellung der Jünger hatte das Leiden und Sterben des Messias keinen Platz. Umso unverständlicher war für sie das Thema Auferstehung, obwohl Jesus bereits mehrmals darüber sprach. (Mt 12,39-40; 16,21; Mk 9,9-10). „Sie aber verstanden das Wort nicht“ (Mk 9,32a). Was läge da näher, als nachzufragen, doch „sie fürchteten sich, ihn zu fragen.“ (Mk 9,32b). Warum nur? Weil sie fürchteten zu hören bekommen, was sie nicht hören wollten. Denn bereits bei der ersten Leidensankündigung vor wenigen Wochen in Cäsarea Philippi stellte sich Simon Petrus Jesus in den Weg mit den Worten: „Gnade dir Gott, das widerfahre dir ja nicht“. Er wollte nicht wahrhaben, dass der Messias nach Gottes Plan leiden,  sterben und auch auferstehen sollte. Doch Jesus trat ihm mit den Worten entgegen: „Gehe hinter mich Satan, denn du meinst nicht was Göttlich, sondern was Menschlich ist.“ (Mt 16,22ff).

Was hätten sich doch die Jünger ersparen können an Enttäuschungen, wenn sie den Mut aufgebracht hätten nachzufragen und sich den Sachverhalt erklären zu lassen. Jesus wird noch zwei Mal seine Jünger mit diesem Thema konfrontieren (Mt 20,28; Mk 14,28) um sie damit auf seinen bevorstehenden Tod und Auferstehung vorzubereiten. Erst im nachhinein werden sie die Zusammenhänge verstehen.

Es fällt auch uns heute nicht leicht, lieb gewonnene Überzeugungen zugunsten der Wahrheit und Realität aufzugeben. Daher lohnt es sich immer wieder nachzufragen. Wer das tut, bekommt Antwort und erspart sich Zeit der Unsicherheit oder gar Enttäuschung.

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38. Frage: Zahlt euer Lehrer nicht die Doppeldrachme?

Die Zahlung der Doppeldrachme ging ursprünglich auf die Anordnung in 2Mose 38,26 zurück, worin eine Steuer für das Heiligtum von jedem Mann ab 20 Jahren gefordert wurde. Seit Alexander Jannäus (103-76 v.Chr.) wurde die Doppeldrachme jährlich an den Tempel entrichtet. Der Evangelist Matthäus schreibt: „Als sie aber nach Kapernaum kamen, traten die Einnehmer der Doppeldrachmen zu Petrus und sprachen: Zahlt euer Lehrer nicht die Doppeldrachme? Er sagt: Doch“ (Mt 17,24).  Petrus beantwortet diese Frage zwar mit JA, doch eigentlich war Jesus selbst zu einer Antwort herausgefordert worden. Hinter jeder Art von Steuernzahlen steht die Anerkennung der übergeordneten politischen oder religiösen Institution. Der eigentliche Gedanke hinter dieser Frage war: Anerkennt euer Lehrer den Tempeldienst an? Bekannt war, dass die Tempelbehörde korrupt war. „Und als er in das Haus eintrat, kam Jesus ihm zuvor und sprach: Was meinst du, Simon? Von wem erheben die Könige der Erde Zoll oder Steuer, von ihren Söhnen oder von den Fremden?“ (Mt 17,25). Jetzt ist Petrus mit seinem logischen Denken gefragt. „Da er aber sagte: Von den Fremden, sprach Jesus zu ihm: Demnach sind die Söhne frei. Damit wir ihnen aber keinen Anstoß geben, geh an den See, wirf eine Angel aus und nimm den ersten Fisch, der heraufkommt, öffne sein Maul, und du wirst einen Stater (Vierdrachmenstück) finden; den nimm und gib ihnen für mich und dich.“ (Mt 17,26-27). Auf das Wort von Jesus geht Petrus hinab an den  See mit seiner Angel und erlebt das Wunder mit dem Fisch am Hacken und der Tetradrachme in dessen Maul. Als Messias / König des himmlischen Reiches Gottes weiß sich Jesus frei von dieser alttestamentlichen Verpflichtung, doch um den Juden keinen Anstoß zu geben, kommt er dieser Erwartung nach. Damit gibt Jesus allen seinen Nachfolgern ein wichtiges Beispiel auf den Weg. Wir haben die Freiheit, uns den traditionellen Gepflogenheiten unterzuordnen, um keine Barrieren für das Evangelium aufzubauen.

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37. Frage: Warum konnten wir ihn nicht austreiben?

Und siehe, ein Mann aus der Menge rief: Herr, erbarme dich über meinen Sohn! denn er ist mein einziger Sohn. Er ist taubstumm und mondsüchtig und hat schwer zu leiden; er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser; und ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht und sie konnten ihm nicht helfen. Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn mir her! Und Jesus bedrohte ihn; und der Dämon fuhr aus von ihm, und der Knabe wurde gesund zu derselben Stunde.“

Noch bevor die Jünger ihre Frage an Jesus richteten, wandte er sich an den Vater des Kindes und die umherstehenden Menschen mit den Worten: „O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht“. Damit stellt er ein denkbar schlechtes Zeugnis seinen Landsleuten aus. Was war der Grund dass es so viele dämonisch belasteten Menschen in Israel gab? Unreine Geister können nicht ohne weiteres von einem Menschen Besitz ergreifen. Dort wo der wahre Glaube an Gott aufgegeben wird, zieht der Aberglaube ein. Okkultismus jeder Art bringt Belastungen mit sich und beeinträchtigt auch die körperliche Verfassung des Menschen.

Auf die Frage der Jünger: „Warum konnten wir ihn nicht austreiben“ antwortete Jesus mit zwei Begründungen.

Erstens: „Wegen eures Kleinglaubens. Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.“ (Mt 17,19). Nach der Bewertung von Jesus gibt es den `Unglauben`, den `großen Glauben` und eben auch den `Kleinglauben (wörtl.: wenig Glauben)`. Die Einstellung: „Wir schaffen das schon“ bringt mangelnden Glauben (mangelndes Vertrauen auf Gott) zum Ausdruck. Kleinglaube ist demnach: den Blick auf sich selbst, auf die eigene Kraft oder gar auf das Problem zu lenken anstatt auf Jesus. (Ähnlich wie bei dem sinkenden Petrus der seinen Blick von Jesus weg auf die Wellen und den Wind richtete und von Jesus ebenfalls Kleingläubiger genannt wurde Mt 14,31). 

Zweitens: „Jesus sprach:  Diese Art (gr. genos) kann durch nichts ausfahren als durch Beten (und Fasten).“ (Mk 9,29). Diese Art von Dämonen fährt nur durch Gebet aus. Es sieht so aus, dass die neun Jünger (Petrus, Jakobus und Johannes waren nicht dabei) handelten ohne sich zuvor im Gebet an Gott zu wenden. Damit haben wir zwei sich ergänzende Begründungen von Jesus, welche das Versagen der Jünger erklären. Darum wende dich mit deinen Problemen gleich Bergen, vertrauensvoll an Jesus.

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36. Frage: Was sagen die Schriftgelehrten, dass Elia zuvor kommen müsse?

Diese Frage stellten die drei Jünger, Petrus, Jakobus und Johannes an Jesus beim Abstieg von dem  Berg der Verklärung. Sie erlebten dort die Erscheinung des Mose und Elia, welche mit Jesus über dessen Ausgang in Jerusalem redeten. „Und als sie von dem Berg herabstiegen, gebot ihnen Jesus und sprach: Sagt niemandem die Erscheinung  bis der Sohn des Menschen aus den Toten auferweckt worden ist!“ (Mt 17,9). Und der Evangelist Markus ergänzt: „Und sie behielten das Wort und befragten sich untereinander: Was ist das, auferstehen von den Toten?“ (Mk 9,10). Später wird Jesus auch auf diese Frage der Jünger eingehen. Doch zunächst interessiert sie, was ihr Lehrer über die Behauptung der Schriftgelehrten: „dass Elia zuerst kommen müsse?“ meint (Mt 17,10). Höchstwahrscheinlich stützten sich die Schriftgelehrten dabei auf die Prophetie aus Maleachi 3,23-24. Dort steht: „Siehe, ich sende euch den Propheten Elia, bevor der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare. Und er wird das Herz der Väter zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern umkehren lassen, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage.“ Jesus bestätigt diese Prophetie und weist darauf hin, dass sie bereits erfüllt ist. „Elia kommt zwar und wird alle Dinge wiederherstellen. Ich sage euch aber, dass Elia schon gekommen ist, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern an ihm getan, was sie wollten. Ebenso wird auch der Sohn des Menschen von ihnen leiden. Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer zu ihnen sprach.“ (Mt 17,12-13). Johannes der Täufer war nicht Elia in Person, er trat auf in der Kraft und dem Geist des Elia (Lk 1,17). Der Lebensstil des Johannes, seine kraftvolle Verkündigung, sein Zeugnis über den Messias und die Bereitschaft zum Leiden, bestätigten ihn als Wegbereiter des Herrn (Mal 3,1-2; Jes 40,1ff). Die Schriftgelehrten und die Führung Israels jedoch lehnten ihn gegen besseres Wissen ab (Lk 7,30). Auch Herodes Antipas hatte sich einspannen lassen in die Intrigen seiner Frau Herodias und lies Johannes  enthaupten. „Ebenso“ sagt Jesus werden sie auch mit ihm, dem Sohn des Menschen umgehen.

So wurde Johannes zu seiner Zeit für viele (einschließlich dieser drei Jünger) zum Wegweiser auf Jesus hin. Ein Wegweiser aber macht nicht auf sich selbst aufmerksam, sondern auf die Richtung und das Ziel. Dieses Ziel ist Jesus!

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35. Frage: Woher sollen wir Brot nehmen in der Einöde, um so eine große Menschenmenge zu Sättigen?

„Und Jesus rief seine Jünger zu sich und sprach: Das Volk jammert mich; denn sie harren nun schon drei Tage bei mir aus und haben nichts zu essen; und ich will sie nicht hungrig gehen lassen, damit sie nicht verschmachten auf dem Wege. Da sprachen die Jünger zu ihm: Woher sollen wir so viel Brot nehmen in der Einöde, um eine so große Menge zu sättigen?“ (Mt 15,32-33).

Diese Frage wäre verständlich, wenn die Jünger zum ersten Mal in solch einer Situation gewesen wären. Denn noch vor wenigen Wochen speiste Jesus mehr als fünftausend Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen (Mt 14,21). Mit seiner Gegenfrage „Wie viele Brote habt ihr?“  erinnert Jesus indirekt an jenes wunderbare Ereignis. „Sie sprachen: Sieben, und ein paar Fische.“ (Mt 15,34). Die Antwort von Jesus äußert sich sowohl in Worten als auch in einer Handlung. „Und er ließ das Volk sich lagern auf die Erde und nahm die sieben Brote und die Fische, dankte, brach sie und gab sie den Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk.“ (Mt 15,35-36). Das Ergebnis: „Und sie aßen alle und wurden satt; und sie sammelten auf, was an Brocken übrig blieb, sieben Körbe voll. Und die da gegessen hatten, waren viertausend Männer, ohne Frauen und Kinder.“ (Mt 15,37-38).

1. Jesus handelt aus Liebe und Erbarmen – mich jammert des Volks.

2.  Bei seinen Segnungen schließt Jesus natürliche Gaben mit ein – sieben Brote und einige Fische.

3. Jesus hat auch Nichtjuden im Blick – das Zehnstädtegebiet war griechisch / heidnisch.

Die Antwort von Jesus ist deswegen so wichtig, weil es sich bei diesem Speisungswunder um Menschen aus nicht  jüdischer Herkunft handelte. Das Zehnstädtegebiet östlich des Sees von Galiläa (Golanhöhen) war von Nichtjuden besiedelt. Während nach der ersten Speisung 12 Körbe mit Brocken übrig geblieben waren (ein klarer Hinweis für Israel), wurden bei dieser Speisung sieben Körbe mit Brocken aufgehoben. Dies ist ein klarer Hinweis von Jesu Fürsorge auch für die Völkergemeinschaft außerhalb Israels.

Die Reaktion der vielen Menschen auf die kostbaren Gaben von Jesus (Versorgung an Leib und Geist)  war: „und sie priesen den Gott Israels“ (Mt 15,51). 

Während es an natürlichem Brot in einigen Gegenden unserer Erde mangelt, ist Jesus als das Lebensbrot in überfließendem Maße vorhanden. Wer an ihn glaubt, wird satt werden und kann den Rest mit anderen teilen.

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34. Frage: Warum übertreten deine Jünger die Überlieferungen der Ältesten?

„Es kamen zu Jesus Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem und sprachen: Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Ältesten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen.“ (Mt 15,1-2).

Hände (aber auch Füße) zu waschen war im Mosaischen Gesetz explizit für die rituelle Reinheit und Dienstbereitschaft der Priester vorgeschrieben (2Mose 30,19-20; 2Mose 40,32).

Jesus nutzt bei dieser Frage die Gelegenheit und weist auf Fehlentwicklungen in der jüdischen Tradition hin.

Im ersten Teil seiner Antwort richtet er sich an die Fragesteller direkt und zwar auch mit einer Warumfrage: „Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Überlieferung willen? Denn Gott hat gesagt (2. Mose 20,12; 21,17): »Du sollst Vater und Mutter ehren«, und: »Wer Vater oder Mutter schmäht, der soll des Todes sterben.« Ihr aber lehrt: Wer zu Vater oder Mutter sagt: Eine Opfergabe soll sein, was dir von mir zusteht, 6 der braucht seinen Vater nicht zu ehren. Damit habt ihr Gottes Wort aufgehoben um eurer Überlieferung willen.“ (Mt 15,3-5). Und Markus ergänzt: „und dergleichen tut ihr viel“ (Mk 7,13). Dies war ein begründeter Vorwurf. Dann spricht Jesus seine Beurteilung aus: „Ihr Heuchler“, und begründet diese mit einem Wort aus dem Propheten Jesaja: „richtig hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen (Jesaja 29,13): 8 »Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; 9 vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.« (Mt 15,7-9). Hier wird offensichtlich, was geschieht wenn Gottes Wort missachtet wird und an dessen Stelle scheinbar fromme aber doch eigennützige Verordnungen eingeführt werden.

Der zweite Teil seiner Antwort galt dem Volk insgesamt. „Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: Hört zu und begreift: Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.“ (Mt 15,10-11). Ob das Volk die Wahrheit dieser Erklärung verstanden hat ist nicht sicher.

Der dritte und umfassende Teil seiner Antwort galt seinen Jüngern auf deren ausdrückliches Nachfragen. „Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Deute uns dies Gleichnis! Er sprach zu ihnen: Seid denn auch ihr noch immer unverständig? 17 Versteht ihr nicht, dass alles, was zum Mund hineingeht, das geht in den Bauch und wird danach in die Grube ausgeleert? Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung. Das sind die Dinge, die den Menschen unrein machen. Aber mit ungewaschenen Händen essen macht den Menschen nicht unrein.“ (Mt 15,15-20). Jesus ist keineswegs gegen körperliche Hygiene (Lk 7,44). Doch Aussagen wie: „Schon meine Großeltern oder meine Gemeindetradition haben so gelehrt und gehandelt“, müssen am Wort Gottes gemessen werden.

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