10. Kapitel: Die Passionswoche

Abbildung 1 Modell von Jerusalem auf dem Gelände des `Holy Land` Hotels. So kann es im 1. Jh. ausgesehen haben (Foto: April 1986).

Abbildung 2 Modell des sogenannten Herodianischen Tempels. Jeden Morgen ging Jesus in den Tempel und lehrte dort (Foto: April 1986)

10. Kapitel: Die Passionswoche – Jesus in Jerusalem

Vorwort

In den folgenden 33 Abschnitten begleiten wir Jesus während der letzten Woche seines Dienstes in Jerusalem.

10.1 Ein Versuch der zeitlichen Einordnung der Passionswoche

Die Passionswoche von Jesus dauerte gerade mal sechs Tage, so Johannes 12,1a: „Sechs Tage vor dem Passa kam Jesus nach Bethanien (…)“. Hier stellt sich uns eine nicht leichte Rechenaufgabe. Denn traditionell wird angenommen, dass der Einzug von Jesus in Jerusalem auf einem Eselfohlen am sogenannten `Palmsonntag` (dem ersten Tag der jüdischen Woche) stattgefunden hatte. Diese Annahme setzt jedoch voraus, dass Jesus mit seinen Jüngern und der ihm nachfolgenden Menschenmenge am Vortag, also am Sabbat die etwa 25 Kiloometer lange Wegstrecke von Jericho nach Jerusalem hinaufgegangen war. Nach Apostelgeschichte 1,11 war ledoch das gehen am Sabbat nur für kurze Distanzen erlaubt. Daher ist Jesus entweder erst am Sonntag (erster Tag der jüdischen Woche) oder bereits zwei Tage früher, also am Freitag in Bethanien angekommen. Auf das Thema Wochentage und Tageszeiten wird später noch Bezug genommen werden. Rechnet man von Donnerstag, 15. Nisan ca. 18.39h sechs volle 24-Stundentage zurück, kommt man in den Freitaabend 9. Nisan. Jesus wäre dann etwa am Freitagnachmittag (8. Nisan) vor Sabbatbeginn am Ostabhang des Ölbergs in Bethanien angekommen.

Nach der anderen Variante, bei der Jesus erst am Sonntag vor Sonnenuntergang in Bethanien angekommen ist, wäre dieser noch nicht zu Ende gegangener Tag für unsere Sechstageszählung der erste Tag. Der eigentliche Passatag (der Donnerstagabend begann und Freitagabend endete) wäre dann auch der sechste Tag.

Wir ziehen diese zweite Variante vor, weil danach der Einzug in Jerusalem auf einem Eselfohlen, nicht auf den Sabbat (Samstag), sondern auf den Montag fällt.

ANMERKUNG: Das Losbinden der Eselin mit dem Eselfohlen am Sabbat, um diese zur Tränke zu führen (Lk 13,15) wäre erlaubt gewesen, aber um darauf zu reiten wäre nach 2Mose 20,8 Übertretung des Sabbatgebotes (Ruhe auch für das Vieh). Palmzweige abbrechen und auf den Weg streuen, würde auch zu einer Tätigkeit/Arbeit am Sabbat zählen, ähnlich wie Holz aufsammeln (4Mose 15,32-33). Dies wäre von den Schriftgelehrten und Pharisäern nicht ungetadelt geblieben.

So nehmen wir an, dass Jesus den Sabbat davor in Jericho verbrachte. Unterstützt wird dies auch durch die Aussage von Jesus gegenüber Zachäus: „heute muss ich in deinem Hause einkehren (wörtl: bleiben – Lk 19,5).

Am ersten Tag der Woche, also an einem Sonntag, zieht Jesus mit seinen Jüngern und in Begleitung vieler Menschen den steilen und beschwerlichen Weg hinauf nach Jerusalem, bzw. nach Bethanien, wo er bei seinen Freunden einkehrt und auch übernachtet (Joh 12,1-11; Mt 21,17; Mk 11,11).

Der Evangelist Markus hat den Einzug von Jesus nach Jerusalem auf einem Fohlen in den Abend des Ankunftstages (Sonntag) eingefügt (Mk 11,1-11). Die Tempelreinigung hat er erst am darauffolgenden Morgen eingefügt (Mk 11,15-19). Die Evangelisten Matthäus und Lukas haben den Einzug nach Jerusalem und die Tempelreinigung zusammenhängend am Ankunftstag eingefügt (Mt 21,1-13;  Lk 19,29-48). Davon ist wohl auch der sogenannte Palmsonntag abgeleitet worden.

Wir folgen jedoch der Chronologie des Ev. Johannes, der die Tempelreinigung logischerweise im Rahmen des ersten Jerusalembesuches von Jesus einordnet (Joh 2,13-22) und den Einzug nach Jerusalem auf den Tag nach seiner Ankunft in Bethanien, das wäre der 2. Tag der jüdischen Woche oder unser Montag (Joh 12,1+12).

Fragen / Aufgaben:

  1. Welche Bedeutung haben für dich die zeitlichen Angaben der Evangelisten?
  2. Wie lässt es sich erklären, dass die Evangelisten bestimmte Ereignisse (Einzug nach Jerusalem oder Tempelreinigung) chronologisch unterschiedlich einordnen?

10.2 Maria aus Betanien salbt Jesus zum Begräbnis

(Bibeltexte: Joh 12,1-11; 11,1-2;  Mt 26,6-13;  Mk 14,3-9)

Die Salbung durch Maria geschah sechs Tage vor dem Passa (Joh 12,1ff). Bei den Synoptikern Matthäus und Markus gibt es keine eindeutige zeitliche Angabe darüber, lediglich, dass es in der Passawoche geschah (Mt 26,6;  Mk 14,6). Wie die Gegenüberstellung zeigt, gibt es zwei zeitlich und örtlich voneinander liegende Geschichten über Salbungen von Jesus durch Frauen. Die eine in Lukas 7,36-50 beschriebene fand in einer der Städte Galiläas statt und zwar bevor Jesus nach der Chronologie des Lukas Galiläa endgültig verlassen hatte (Lk 9,51). Und die andere aus Johannes 12,1-11, um die es auch in diesem Abschnitt geht. Die nicht leicht zu beantwortende Frage ist jedoch: Handelt es sich bei der Geschichte aus Lukas 7 auch um Maria (als ehemalige stadtbekannte Sünderin), oder sind es ganz verschiedene Frauen, mit unterschiedlichen Anliegen? Ausgehend von Johannes 11,1-2 wo es heißt: „Maria aber war es, die den Herrn mit Salböl gesalbt und seine Füße mit ihrem Haar getrocknet hatte“, könnte der Eindruck entstehen, dass,Johannes auf die Salbungsgeschichte in Lukas 7,36-50 beschriebene Bezug nimmt. Doch warum sollte er nicht die von ihm selbst im darauffolgenden 12. Kapitel beschriebenen Salbung gemeint haben? Konnte er damit rechnen, dass seine Leser die Berichte des Evangelisten Lukas kannten? Es ist also dem Bibelleser nicht ganz leicht festzustellen, ob Maria, die Schwester von Martha und Lazarus aus Johannes 12,1-11; 11,1-2 dieselbe Frau ist, von der uns Lukas in Kapitel 7,36-50 berichtet und die dort nicht beim Namen genannt, sondern nur als Sünderin bezeichnet wird? Die Gegenüberstellung könnte zur Klärung beitragen.

 Die Salbung aus dem Bericht des Lukas und Die Salbung aus dem Bericht des Johannes

  • Lukas: Simon der Pharisäer wohnt in einer Stadt in Galiläa und lädt Jesus zum essen ein.
  • Johannes: Simon der (ehemals) Aussätzige wohnt im Dorf Bethanien nahe Jerusalem und in seinem Haus findet ein Abendessen statt.
  • Lukas: Simon der Pharisäer glaubt nicht an Jesus als den Messias.
  • Johannes: Simon der (ehemals) Aussätzige ist ein Jesusnachfolger.
  • Lukas: Die Frau weinte und benetzte die (nicht gewaschenen) Füße von Jesus mit ihren Tränen (sie wusch sozusagen die Füße von Jesus und trocknete diese mit ihrem Haar).
  • Johannes: Maria salbte die (bereits gewaschenen) Füße von Jesus mit dem Salböl und verrieb es mit ihrem Haar.
  • Lukas: Die Frau goß das Salböl nur auf die Füße von Jesus.
  • Johannes: Maria goß das Salböl auf die Füße von Jesus (Mt und Mk: auf das Haupt von Jesus).
  • Lukas: Bei Lukas steht die Vergebung der Sünden der Frau im Mittelpunkt der Geschichte.
  • Johannes: Bei Johannes steht die Salbung von Jesus zum Begräbnis im Mittelpunkt.
  • Lukas: Die Sünderin, namentlich nicht genannt, wohnte in einer Stadt in Galiläa und Simon kannte sie.
  • Johannes: Maria wohnte im Dorf Bethanien in Judäa und ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Verwandt mit Simon dem (ehemals) Aussätzigen.

Aus den Erzählungen von Johannes, aber auch von Lukas (10,38-42) gibt es keinen Grund, ihr eine ungeordnete Vergangenheit zuzuschreiben. Auch mit viel Fantasie ist es schwer vorstellbar, dass Maria (in jenem Kulturkreis) als Frau ganz allein irgendwann aus ihrem Dorf weggezogen wäre in eine Stadt in Galiäa, dort ein sündiges Leben geführt hätte, um nach einer Begegnung mit Jesus in ihr Heimatdorf zu ihren Geschwistern zurückzukehren.

Nach dieser Gegenüberstellung können wir mit Sicherheit sagen, dass es sich bei diesen Geschichten erstens um zwei zeitlich und örtlich voneinander liegenden Salbungen handelt und zweitens, dass bei den Salbungen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zwei ganz verschiedene Frauen beteiligt waren, auch wenn es gewisse Ähnlichkeiten gibt.

Dass Jesus während seiner früheren Jerusalembesuche nach Betanien kam, ist belegt (Lk 10,38-42). Hier bei seinen Freunden findet er jedes Mal gastliche Aufnahme mit seinen zwölf Jüngern. Zu den drei namentlich genannten Personen seiner Freunde (Lazarus, Martha, Maria), die er liebte, kommt noch eine weitere Person hinzu, es ist Simon mit dem Beinamen `der Aussätzige`. Simon ist nach Matthäus und Markus der eigentliche Gastgeber dieses Abends. Martha ist, wie auch schon bei einem früheren Besuch (Lk 10,38f), für den Tischdienst (Diakonie) zuständig. Simon – Hausherr und Gastgeber, Martha in der Küche, hier scheint doch eine Verwandtschaftsbeziehung erkennbar zu sein. Sicher ist, dass Simon von Jesus bereits bei einem früheren oder gar erstem Besuch in Betanien vom Aussatz gereinigt wurde. Lazarus, den Jesus vor wenigen Wochen von den Toten auferweckte, ist natürlich mit in der trauten Runde der Männer.

Abbildung 3 Alabastergefäße benutzte man damals zur Aufbewahrung von kostbaren Salbölen. Auf dem Bild: Alabastergefäße verschiedener Größen im Museum von Limenas auf der Insel Thassos in Griechenland (Foto am 26. August 2018).

Da macht sich wieder mal Maria bemerkbar, sie öffnet ein Alabastergefäß, bzw. bricht es auf, es ist gefüllt mit sehr wertvollem, unverfälschtem Nardenöl. Sie gießt es Jesus auf sein Haupt, so Matthäus und Markus (26,7; 14,7) und auf die Füße (Joh 12,3), so ergänzend von Johannes. Damit ist der ganze Leib (Mt 26,12) gesalbt und das ganze Haus wurde erfüllt vom Duft des Salböls. Wegen der erwiesenen Güte, Liebe und Treue für die Familie, bringt sie ein vollkommenes Dankopfer dar. Und Jesus lässt sie gewähren. Diese ungewöhnliche Tat, ist für die Jünger eine große Herausforderung. Und von einem wird diese Tat völlig falsch bewertet. Nach Matthäus und Markus sind es etliche/einige Jünger (nicht alle) die sich zum Handeln von Maria unzufrieden äußern. Doch Johannes nennt den eigentlichen Verursacher des Murrens, es ist Judas, der Sohn des Iskariot, der als Kassenverwalter eine andere Beziehung zum Geld und sonstigen Wertsachen hatte.

Und er meldet sich vorwurfsvoll und voller Unzufriedenheit laut zu Wort: „Warum ist dieses Öl nicht für dreihundert Silbergroschen verkauft worden und den Armen gegeben?“ Und der Kommentar des Evangelisten: „Das sagte er aber nicht, weil er nach den Armen fragte, sondern er war ein Dieb, denn er hatte den Geldbeutel und nahm an sich, was gegeben war.“ (Joh 12,5-6; vgl. Joh 6,70). Einige Jünger schließen sich ihm an. Der Evangelist Matthäus drückt es so aus: „Als aber die Jünger das sahen, entrüsteten sie sich, (emphörten sie sich) indem sie sagten: Wozu diese Vergeudung?“ (Mt 26,8). Hier wird mal wieder deutlich, wie schnell sich negative Stimmung ausbreitet auch unter den verbindlichen und ehrlichen Jesusnachfolgern.

Es ist ein Angriff auf Maria, die sich nach der Ansicht der Jünger wieder mal ungehörig benimmt und es ist eine Lieblosigkeit gegenüber ihrem eigenen Meister. Steht ihm nicht viel mehr Wertschätzung und Ehre zu? Als Frau kann sich Maria selber nicht wehren, doch der Meister tritt für sie und auch für die Wahrheit ein: „Jesus aber sprach: Lasst sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan“ (Mk 14,6). „Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit.“ (Mk 14,7). Doch soll nicht Judas die Atmosphäre und den Inhalt des Abends  bestimmen. Und es soll schon gar nicht seine habgierige Art die Denkweise der Jünger bestimmen.

Diese falsche Denkweise korrigiert Jesus bei seinen Jüngern. Er deutet diese Salbung als eine Voraussalbung zur Bestattung: „Da sprach Jesus: Lass sie in Frieden! Es soll gelten für den Tag meines Begräbnisses.“ (Joh 12,7). Matthäus und Markus ergänzen dazu: „Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.“ (Mt 26,13;  Mk 14,9). Jesus sieht bis tief in die Herzen der Menschen und erkennt deren Gedanken, Abwägungen und Motive für ihre Worte und Handlungen. Er ist die Wahrheit er spricht die Wahrheit, er tut die Wahrheit und durch diese Wahrheit bietet er den einen Hilfe zu Denkkorrekturen und den anderen Trost und Ermutigung.

Johannes schließt diesen Abend ab mit den Worten: „Da erfuhr eine große Menge der Juden, dass er dort war, und sie kamen nicht allein um Jesu willen, sondern um auch Lazarus zu sehen, den er von den Toten erweckt hatte. Aber die Hohenpriester beschlossen, auch Lazarus zu töten; denn um seinetwillen gingen viele Juden hin und glaubten an Jesus.“ (Joh 12,9-11).

Fragen / Aufgaben:

  1. Wann, an welchem Wochentag kommt Jesus nach Betanien?
  2. Wieviel Geschichten über die Salbung von Jesus durch Frauen gibt es? Wie oft wurde er insgesamt gesalbt?
  3. Was wissen wir über die Freunde von Jesus aus Betanien?
  4. Warum salbte Maria Jesus, was wusste sie oder was ahnte sie voraus?
  5. Wie reagieren die Jünger auf diese Handlung? Mit welchen Worten, bzw. Argumentne begründen sie ihr Unzufriedenheit gegenüber Maria?
  6. Wie schnell macht sich eine negative Stimmung breit?
  7. Denkt Jesus nicht auch an die Armen, warum schließt er sich nicht der Meinung seiner Jünger an, sondern tadelt sie?
  8. Welche Verheißung bekommt Maria für ihre Einstellung zu Jesus und ihre Tat für Jesus?
  9. Lassen sich die Jünger von Jesus korrigieren?
  10. Was löste die Ankunft von Jesus in Betanien unter den Festpilgern aus?
  11. Wie reagieren die Hohenpriester auf die aktuelle Situation?

10.3 Jesus reitet auf einem Esel-Fohlen in Jerusalem ein

(Bibeltexte: Joh 12,13-19;  Mt 21,1-11;  Mk 11,1-11;  Lk 19,28-44;  Sach 9,9;  Psalm 118,26)

Alle vier Evangelisten berichten über den Einzug von Jesus in Jerusalem auf einem Esel-Fohlen. Da die Synoptiker nur über einen Passabesuch von Jesus berichten, mussten sie zwangsläufig die Episode über die Wiederherstellung der Tempelordnung in ihren Evangelienberichten in die Passionswoche legen. Wir haben festgestellt, dass Jesus schon zu Beginn seines Dienstes die Tempelordnung wiederherstellte. Dies geschah nach Johannes 2,13-22 bei seinem ersten Jerusalembesuch (siehe die Ausführungen in Kapitel 4.1).

Der Einzug von Jesus in Jerusalem auf einem jungen Esel bildet einen Höhepunkt in seiner Laufbahn. Es markiert auch den Beginn der letzten Etappe seines Dienstes. Bis jetzt lehnte er für sich die öffentliche Ehrung als König ab (Joh 6,15). Jetzt aber leitet er diesen Höhepunkt selber ein. Johannes berichtet uns: „Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem käme, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen.“ (Joh 12,13). Am nächsten oder folgenden Tag ist in diesem Textzusammenhang der zweite Tag der Woche, also unser Montag gemeint. Der Hauptgrund, warum so viel Volk ihm entgegen ging, war das Wunder der Auferweckung des Lazarus vor wenigen Wochen. Diese Nachricht sprach sich unter den Festpilgern schnell herum, weil sehr viele Menschen Zeugen dieses Wunderzeichens wurden (Joh 12,9). Auch hier erkennen wir, wie Jesus planmäßig vorgeht und diesen Höhepunkt vorbereitet. Bei den Jüngern, dem Volk und bei der Führung der Juden sollten keine Zweifel bleiben in Bezug auf seine Messianität, auch wenn sie dies erst nach seiner Auferstehung erkennen würden. Er wollte zum Ende seines Dienstes ganz bewusst als Messias-König auftreten, wie durch die Schriften des Alten Testamentes deutlich vorausgesagt wurde (2Sam 7,11-15;  Sach 9,9: Nachkomme Davids – König Israels).

Als Jesus und seine Jünger in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte er zwei Jünger voraus und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt, und gleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat; bindet sie (beide) los und führt sie zu mir! Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: „Der Herr bedarf ihrer“. Sogleich wird er (der Herr) sie euch zurücksenden.“ (Zusammengesetzt aus den Evangelientexten).

Das Dorf Bethfage befand sich wahrscheinlich auf dem Weg von Betanien nach Jerusalem, noch auf der Ostseite des Ölbergs. Jede Handlung von Jesus hat seinen tiefen Sinn, auch wenn die Menschen ihn nicht immer verstanden haben. Er wählt sich als Gefährt ein noch unverbrauchtes und auch unerfahrenes Esel-Fohlen.

Abbildung 4 Eselin und ihr Fohlen im Gehege am Wegrand östlich der Stadt Kos auf der Ägäischen Insel Kos (Foto am 16.Mai 2015).

Und sie gingen hin und fanden das Fohlen angebunden an einer Tür draußen am Weg und banden’s los. Als sie aber das Fohlen losbanden, sprachen die Besitzer zu ihnen: Warum bindet ihr das Fohlen los? Sie aber sprachen: „Der Herr bedarf ihrer“. und die ließen’s zu. Und sie brachten die Eselin und das Fohlen und legten ihre Kleider darauf und Jesus setzte sich darauf. (aus den Evangelien zusammengesetzter Text).

Welch ein Kontrast zu dem Siegeseinzug der Weltherrscher, die hoch zu Ros in die von ihnen eroberten Städte einzogen. „Das geschah aber, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Sacharja 9,9): »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Fohlen, dem Jungen eines LasttiersDas verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so mit ihm getan hatte.“ (aus den Evangelien zusammengesetzter Text).

Es ist nicht das eine Mal, dass die Jünger ihr eigenes Tun oder das Tun ihres Meisters nicht gleich verstehen, auch später bei der Fußwaschung soll Petrus im Vertrauen gehorchen/tun, was Jesus anordnet, das nennt man Glaubensgehorsam. Umso größer ist die Freude danach, wenn das Geheimnis gelüftet wird. Die Zusammenhänge zwischen den Aussagen der Propheten, den Aussagen von Jesus und seinem Werk der Erlösung verstanden die Jünger erst nach seiner Auferstehung und zwar erst dann, als Jesus ihnen ihr Verständnis öffnete (Lk 24,45).

Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Menge aber, die ihm voranging und nachfolgte, schrie: „Gelobt sei das Reich unseres Vaters David, das da kommt! Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! (aus den Evangelien zusammengesetzter Text).

Das griechische `w,sanna, ösanna` kommt aus dem Hebräischen und kann sowohl als Fleh- oder Hilferuf (rette doch), aber auch als Jubelruf verstanden werden. Natürlich hatten alle Jubelnden eine falsche, bzw. materialistische Vorstellung, wie dieses Davidische Königreich aussehen wird. Und trotzdem lässt Jesus das Volk und seine Jünger gewähren, ihm in vollem Maß die Ehre zu geben. Und als er schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten.“

Das gefiel nicht allen, Neid kam bei den Pharisäern auf. Der von der Führung Israels gesuchte `Aufrührer` wird so offen als König Israels geehrt.

Und einige Pharisäer in der Menge sprachen zu ihm: „Meister, weise doch deine Jünger zurecht!“ Er antwortete und sprach: „Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.“

Bis dahin verbot er seinen Jüngern strengstens, dass sie Niemandem sagen sollten, dass er der Messias/Christus wäre (Mt 16,20;  Mk 7,36; 8,29-30; 9,9;  Lk 9,20) jetzt aber dürfen sie es hinausrufen. Ein großer Augenblick!

Und als er nahe hinzukam, sah er die Stadt und weinte über sie und sprach: Wenn doch auch du erkenntest an diesem Tag, was dir zum Frieden dient! Aber nun ist’s vor deinen Augen verborgen.Denn es werden Tage über dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten bedrängen und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit (gr. kairo,n kairon) nicht erkannt hast, in der du  heimgesucht worden bist. (Lk 19,41-44).

Welch ein Kontrast! Jesus wird bejubelt, er aber weint, denn er sieht die Herzenseinstellung der großen Menge und der Einzelnen. Er weiß um die falschen Erwartungen des Volkes und deren Enttäuschung danach. Er sieht die Kurz- und Langzeitfolgen, welche diese Blindheit und Verstockung nach sich ziehen wird. Was Jesus hier über die Zerstörung Jerusalems in dramatischer Schilderung voraussagt, wiederholte er kurze Zeit später im Kreise seiner Jünger (Mt 24;  Mk 12).

,„Wenn doch auch du erkenntest“ – es gibt Gründe für die Blindheit, die Verantwortung liegt bei dem Volk. Äußerlich jubelten sie ihm zu, doch das Herz der meisten war ferne von ihm (Joh 2; 7;  Mt 10;  Lk 10). Die Begriffe, die Jesus in seiner prophetischen Voraussage unter Tränen verwendet, beschreiben den realen Zustand der Menschen trotz der gnadenvollen Zuwendung von Gott (wörtl.: die Zeit des Aufsehens – der Begriff  Zeit hier nicht im chronologischen, sondern inhaltlichen Sinne – das Aufsehen ähnlich wie beim Aaronitischen Segen: „Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und sei dir gnädig“). Diese gnadenvolle Zuwendung zeigte sich seit dem Auftreten des Johannes (Sohn des Zacharias), dessen Name von Gott gegeben wurde und die Bedeutung hatte `Gott ist gnädig`, faktisch hatte Gott sein Volk in Gnaden angesehen.

Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und fragte: „Wer ist der?“ Die Menge aber sprach: „Das ist Jesus, der Prophet aus Nazaret in Galiläa.“ Das Volk aber, das bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, rühmte die Tat. Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan.“

  • Es war eine große Stunde für Jesus, das gesamte Volk stand hinter ihm. Und im sogenannten Schutz der Sympatie des Volkes konnte er noch einige Tage ganz frei im Tempel öffentlich auftreten. „Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.“ (Joh 12,19). Am Fuß der Tempelstufen steigt Jesus vom Esel-Fohlen, schickt es den Eigentümern wie versprochen zurück und steigt die Stufen zum Tempel hinauf. Er wird vom Volk besonders zu diesem Passafest seit Tagen erwartet (Joh 11,55-56). Doch die vom Volk erwartete Krönung des `Sohnes Davids` bleibt aus..Die Spannung muß spürbar gewesen sein wegen der Einstellung der Führung Israels gegen Jesus – sie sind fest entschlossen ihn zu töten und suchen nach einer Gelegenheit zum Angriff und Festnahme. Doch Jesus ist nicht das Opfer menschlicher boshaften Ratschlüsse, er hat sein eigenes Konzept. In diesen Tagen wird er (wie auch schon vorher) die Regie übernehmen. Er wird bestimmen, was und wann geschehen wird. Jesus kommt weder den Erwartungen des Volkes nach, noch schreckt er von den Hohenpriestern zurück, die bereits den Beschluss gefasst hatten, ihn zu töten.

Unwillkürlich werden wir an die Krönungsgeschichten aus der Königszeit Israels erinnert, auch an die Selbsternannten Könige. Welch Kontrast, hier kommt der wahre König an, lehnt die Krönung ab  und zeigt ein ganz neues Bild von König und seinem Dienst.

Anmerkung: Die sogenannte Tempelreinigung über welche alle drei synoptischen Evangelien berichten, ist gemäß dem Bericht des Evangelisten Johannes bereits bei dem ersten Jerusalembesuch von Jesus erfolgt. Die Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas berichten über diese Tempelreinigung gleich nach dem Einzug in den Tempel. Zu erklären wäre dies damit, dass sie nur von einem Jerusalembesuch von Jesus berichten und zwar dem letzten Todes-Passa-Besuch. Wollten sie diese wichtige Episode ihren Lesern nicht vorenthalten, mussten sie diese eben am Ende des Dienstes von Jesus einfügen. Wir folgen in diesem Zusammenhang der Chronologie des Johannes und den weiteren Inhalten der Evangelisten mit dem ehrlichen Bemühen nach einer sinnvollen Reihenfolge.

Fragen / Aufgaben:

  1. Wer begleitete Jesus auf dem Weg von Jericho nach Jerusalem?
  2. Wann kam Jesus in Jerusalem, bzw. in Betanien  an, an welchem Wochentag und Tageszeit? Begründe deine Aussagen.
  3. Was geschah noch an diesem Abend und wo übernachtete er?
  4. Nächster Tag – mit welchem Auftrag schickt Jesus zwei von seinen Jüngern in das Dorf Betfage? Welche Details nennt Jesus in Bezug auf die Eigentümer der Lasttiere?
  5. Was steht hinter dieser Handlung? Nenne Eigenschaften (Charakterzüge) von Jesus, die hier sehr deutlich hervortreten?
  6. Begründe, warum lässt Jesus es an diesem Tag zu, dass seine Jünger und das Volk ihn als den David-Sohn (König Israels) ehren?
  7. Doch wer freut sich nicht, dass Jesus geehrt wird und warum?
  8. Was steckt hinter dem emotionalen Ausbruch (weinen) bei Jesus, als er die Stadt und deren Menschen vor sich sieht?
  9. Die Krönung im Tempel bleibt aus. Suche nach Krönungsgeschichten in der Zeit der Könige Israels.
  10. Was geschah mit den Lasttieren, nachdem Jesus diese nicht mehr benötigte?

10.4 Heilungen im Tempel und der Lobpreis der Kinder

(Bibeltext: Mt 21,14-17; Ps 8,3)

Was an diesem 2. Tag der Woche (Montag) im Tempel von Jesus an Taten gewirkt wurde, wird nur sehr kurz vom Evangelisten Matthäus beschrieben. Da der Lobpreis der Kinder die Ehrung des `Sohnes Davids` zum Inhalt hat, kann dieser wunderbare öffentliche Heilungsgottesdienst mit dem Einzug von Jesus in Jerusalem zusammenhängen und in denselben Tag eingeordnet werden. So schreibt der Evangelist Matthäus:

Und es traten Blinde und Lahme in dem Tempel zu ihm, und er heilte sie. Als aber die Hohenpriester und die Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien und sagten: Hosanna  dem Sohn Davids!, wurden sie unwillig (gr. ¢ganakt¢san – wurden sie entrüstet, sie emphörten sich) und sprachen zu ihm: Hörst du, was diese sagen? Jesus aber sprach zu ihnen: Ja, habt ihr nie gelesen (Psalm 8,3): „Aus dem Mund der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet“? Und er verließ sie und ging zur Stadt hinaus nach Betanien und übernachtete dort. (Mt 21,14-17).

Der Evangelist Matthäus bescreibt in einem Satz, dass sich Blinde und Lahme Jesus näherten und er sie heilte. Der König als Arzt im Dienst an den Kranken! Immer wenn sich Jesus im Tempel aufhielt, entfaltete er seinen eigenen Gottesdienstablauf. In den Priesterdienst mit den Opfern mischte er sich nie direkt ein. Er hielt sich eher in den Vorhallen auf, wo auch der größte Teil des Volkes Zugang hatte (Joh 10,23). Matthäus hebt besonders „Blinde und Lahme“ hervor und zwar in der Mehrzahl und höchstwahrscheinlich waren auch Menschen mit anderen Behinderungen darunter. Doch Menschen, die mit solchen Behinderungen, konnten nur mit Mühe oder Hilfe anderer zu Jesus gelangen – die einen weil sie nicht sahen, die anderen, weil sie nicht gehen konnten. Wie aus früheren Berichten hervorgeht, fanden sich immer Verwandte oder Freunde, welche behinderte Meenschen zu Jesus brachten. Es heißt hier ausdrücklich: „Und er heilte (gr. eqera,peusen etherapeusen) sie“. Außer in wenigen Fällen ((Mt 8,28; 9,29; 20,32) wandte sich Jesus in der Regel jedem einzelnen Kranken zu, sehr oft mit Händeauflegen (Mt 9,29;  Mk 6,5; 8,23-25;  Lk 13,13).

Während wir aus Johannes 5,3 erfahren, dass die vielen Blinden, Lahmen und Ausgedorte Menschen sich am Teich Bethesda aufhielten und auf Heilung hofften, sind zu diesem Zeitpunkt viele Blinde und Lahme in den Tempel gebracht worden. Die Auferweckung des Lazarus aus dem Tod vor einigen Wochen, hatte sich herumgesprochen. Jetzt erwarteten die Kranken Menschen Jesus im Tempel. Die Therapie von Jesus war eine plötzliche und vollständige. Matthäus ist sehr zurückhaltend und beschreibt nicht die Reaktion der Geheilten. Doch aus der Geschichte mit dem Lahmen im Tempel aus Apostelgeschichte 3,1ff können wir uns lebhaft vorstellen, dass es an diesem Tag im Tempel ein Jubeln und Springen gab. Die Schriftgelehrten und Hohenpriester wurden Augenzeugen dieser erstaunlichen Wunderwerke und in ihnen wuchs die Frage nach der Vollmacht von Jesus (Mt 21,23).

Diese Heilungen geschahen nicht an einem Sabbat, so dass die Gegner von Jesus keinen Grund fanden, um ihn dafür anzuklagen. Umso mehr suchten sie nach einem passenden Angriffsgrund. Und sie finden einen, der ihnen anstößig zu sein schien. Es sind nicht die Kinder an sich, anstößig ist das, was diese aussprechen, bzw. laut ausrufen: „Hosanna dem Sohn Davids“. In diesem Zusammenhang wird Jesus nicht nur allgemein als einer der vielen Nachkommen Davids geehrt, sondern als der Nachkomme und daher ist diese Bezeichnung als messianischer Titel zu verstehen (Mt 1,1; 9,27; 12,23; 15,22; 20,30-31; 22,42;  Jes 11,10;  Jer 23,5; 33,15;  Hes 34,23.24; 37,24).

Diese Kinder rufen inhaltlich das aus, was sie von den Erwachsenen auf dem Weg vom Ölberg herab gehört hatten (Mt 21,9). Man kann sagen: Jesus wird von den Kindern als König gekrönt, was für eine Ehre für Jesus!

Doch nach der Meinung der Schriftgelehrten wurde hier im Tempel ein falscher Prophet zum König ausgerufen. Die Führung der Juden wollte nicht glauben, dass Jesus der in 2Samuel 7,11-14 verheißene Nachkomme Davids ist. Sie hatten sich nicht mal die Mühe gemacht, um die genaue Herkunft von Jesus zu ermitteln (Joh 7,42-52). Man kann ihnen sogar unterstellen, dass sie es gar nicht erforschen wollten (Mt 2,5; Joh 3,1; 5,37-44; Mt 27,18). Übrigens erkennen wir hier eine weitere Parallele, welche den zeitlichen Zusammenhang zum Einzug nach Jerusalem in den Tempel unterstreicht. Beim Abstieg vom Ölberg fordern die Pharisäer Jesus auf, seine Jünger zum schweigen zu bringen,

Hier im Tempel sind es die Hohenpriester und Schriftgelehrten, welche von Jesus das Gleiche in Bezug auf die lobpreisenden Kinder fordern (Lk 19,39;  Mt 21,14). Oder anders formuliert, sie erwarten von Jesus, dass er die Ehrung von Seiten der Kinder ablehnt. Natürlich geht Jesus auf ihre Forderung nicht ein, im Gegenteil, er begründet den Lobpreis der Kinder sogar aus der Schrift (Ps 8,3). Außerhalb des Tempels waren Erwachsene noch mutig und haben Jesus als dem Propheten aus Nazaret und Sohn Davids zugejubelt, hier im Tempel jedoch sind sie zurückhaltend mit ihrem öffentlichen Bekenntnis. Nicht so die Kinder. Sind es nicht oft gerade Kinder, die ihre Eltern an das Tischgebet erinnern, oder ohne Hemmungen vor den Ungläubigen die Geschichte aus der letzten Sonntagschule erzählen? Ja, wenn die Männer schweigen, beruft Gott die Frauen und wenn es keinen Erwachsenen mehr gibt, der Gott lobt, beruft Gott die Kinder und schließlich kann er auch `Steine` zum Reden bewegen (Hab 2,11;  Lk 19,40).

Es erstaunt immer wieder, wie sich Jesus in konkreten Situationen auf die Schrift beruft, bzw. seine Gegner (hier die Schriftgelehrten) an bestimmte Aussagen in den Schriften erinnert und diese in Bezug zur Gegenwart bringt. Er wendet sich an die theologische Elite seiner Zeit mit den Worten: „Habt ihr niemals erkannt“ (Mt 21,16)  oder: „ist euch niemals aufgefallen“? Sicher will Jesus sie nicht demütigen, erniedrigen, aber so und auf diese Weise zeigt er ihnen, wie die Schriften gelesen, verstanden und angewendet werden sollen.

Fragen / Aufgaben:

  1. Was sind die Pläne der Führung Israels in Bezug auf Jesus (Joh 11,53)?
  2. Wie sieht der Ablauf des Gottesdienstes im Tempel von Jesus an diesem Tag aus?
  3. Woher kommen so viele Blinde und Lahme in den Tempel?
  4. Warum nennt Matthäus gerade diese zwei Krankheitsarten?
  5. Behindert Jesus mit seinem Dienst an den Kranken etwa den Tempel- und Opferdienst der Hohenpriester?
  6. Schränkt er etwa den Lehrdienst der Schriftgelehrten ein?
  7. Sind Kinder ein Hindernis im Tempeldienst?
  8. Warum passt deren spontanes Auftreten den Führenden nicht?
  9. Wie ist die Reaktion der Oberen im Volk?
  10. Haben Kinder Anteil in unseren Gottesdiensten?

10.5 Jesus lehrt im Tempel

(Bibeltext: Joh 12,20-50)

Johannes berichtet uns von weiteren wichtigen Ereignissen während dieses Tages.

10.5.1 Griechische Pilger wollen Jesus sehen

Der Tempelbezirk war in verschiedene Bereiche unterteilt. Es gab nach dem Eingang einen Vorhof, in dem sich auch Heiden, bzw. Unbesschnittene aufhalten konnten. Schrifttafeln wiesen in mehreren Sprachen darauf hin, dass der weitere Zugang für Ungläubige unter Todesstrafe steht. Der Evangelist Johannes schreibt weiter:

Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest. Die traten zu Philippus, der von Betsaida aus Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr, wir wollten Jesus gerne sehen. Philippus kommt und sagt es Andreas, und Philippus und Andreas sagen’s Jesus weiter.  Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Zeit ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. (Joh 12,20-23).

Nur der Ev. Johannes berichtet uns von dem Besuch der Griechen (gr. Ellhnej Ell¢nes) zum Passafest. Auf dem Hintergrund der zahllosen griechisch/römischen  Götterkulte, zog es viele Heiden zu dem Monotheismus der Juden. Es war also nichts Ungewöhnliches, dass gottesfürchtige Heiden zu den jüdischen Festen nach Jerusalem kamen um anzubeten (Apg 8,27 – äthiopischer Kämmerer). Entweder hielten sie sich im Vorhof der Heiden auf oder sie waren Proselyten – Heiden, die durch den Ritus der Beschneidung zum Judentum konvertierten mit allen Pflichten und Rechten. Diese konnten sich dann frei und ungehindert im Tempel aufhalten. Wieder sind es Ausländer, Fremde, die großes Interesse an Jesus zeigen. Interessant ist auch ihr Zugang zu Jesus, anscheinend trauen sie sich nicht zu Jesus vorzudringen. Sie sprechen Philippus an, den Jünger von Jesus, der neben seinem griechischen Namen auch noch aus dem galiläischen Betsaida kommt.

Ihre Bitte lautet: „Herr, wir wollen Jesus gerne sehen“. Vielleicht aus Sicherheitsgründen, informiert Philippus den Andreas, welcher ebenfalls aus Betsaida stammte und wahrscheinlich eine nähere Beziehung zu Jesus hatte, da er zu den zwei ersten Jüngern von Jesus gehörte (Joh 1,40). Jesus nimmt diese Nachricht und das große Interesse der Fremden sehr ernst. In den Evangelienberichten wird von keiner Begegnung mit Nichtjuden berichtet, bei der Jesus abgelehnt worden wäre, außer von den Bewohnern der Dekapolis, die vor lauter Schreck über das Geschehene, Jesus baten ihre Gegend zu verlassen (Mk 5,17) und  Pilatus, aber auch dieser suchte nach einer Möglichkeit, um Jesus freizulassen (Joh 19,12). Auch ist keine Geschichte bekannt, bei der Jesus einen Heiden oder Ausländer abgewiesen hätte. Darum können wir mit Sicherheit annehmen, dass Jesus diese griechischen Pilger zu sich ließ. Denken wir auch zurück an die Aussage von Jesus nach der sogenannte Tempelreinigung. „Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben (Jesaja 56,7): »Mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker«?“ (Mk 11,17; Jes 56,7).

Nun wendet Jesus sich an seine Jünger, die Griechen und das Volk mit den Worten: „Die Zeit (wörtl.: Sunde) ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde“. Erinnern wir uns an die Episode bei der Hochzeit in Kana zu Beginn seines Dienstes? Dort sagt er zu Maria seiner Mutter: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen“ (Joh 2,4). Doch nun war sie angebrochen, die Stunde der Offenbarung seiner Herrlichkeit. Wenn Jesus von seiner Verherrlichung spricht, dann schließt es neben seiner Auferstehung und Erhöhung auch sein Leiden und Sterben mit ein (Hebr 2,9). Und nun werden diese Griechen Zeugen von einer Bildrede, die im Kern das Werk Christi – seinen bevorstehenden Tod – zum Inhalt hat. Sie sind gerade zur richtigen Zeit gekommen. In den nächsten Tagen werden sie Jesus sehen und erleben, wer er wirklich ist. Gott weiß also die aufrichtig suchenden Menschen zur richtigen Zeit an den richtigen Ort zu führen.

Fragen / Aufgaben:

  1. Jesus zieht in Jerusalem ein, was macht er nun, was bleit aus?
  2. Aus welcher Motivation kommen Griechen in den Tempel? Durften Nichtjuden den Tempel betreten?
  3. Was interessiert sie an diesem Tag?
  4. Warum wenden sie sich an Philippus, Philippus an Andreas? Welche Bedeutung haben auch heute Kontaktpersonen? Menschen, die in mehr als einem Kulturkreis zu Hause sind?
  5. Beschreibe die Beziehung der beiden Jünger – Philippuns und Andreas zueinander und zu Jesus?
  6. Ließ Jesus die Griechen zu sich kommen? Wie war grundsätzlich die Einstellung von Jesus zu Nichtjuden? Was bedeutet es für uns heute

10.5.2 Leben entsteht durch Sterben

Jesus spricht gerne und oft in Bildern und zwar aus den verschiedensten Lebensbereichen. Hier nimmt er ein Bild aus der Landwirtschaft und füllt es mit einem tiefen geistlichen Sinn. Er bezieht es zuerst auf sich und dann auch auf seine Nachfolger.

Abbildung von einem Weizenkorn oder Feld

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben (ψυχην – psychen) lieb hat, der wird’s verlieren; und wer sein Leben (ψυχην) auf dieser Welt hasst, der wird’s erhalten zum ewigen Leben (αιωνιον ζωην). Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“ (Joh 12,24-26).

Ein Weizenkorn kann Jahre in einem trockenen Raum liegen, ohne sich in seiner Substanz zu verändern. Doch sobald es in die feuchte Erde gelangt, beginnt ein Prozess des Sterbens der verschiedenen Schichten über dem Kern, Und dieser innere Kern, welchen Gott mit Lebensfähigkeit geschaffen hat, beginnt zu keimen. Dies ist uns bekannt aus der Landwirtschaft und die Biochemiker geben die Erklärung dazu. Doch was versteht Jesus unter dem Sterben, was meint er mit „Wer sein Leben (ψυχην – psychen) verliert, oder hasst, der wird’s finden“? In erster Linie spricht Jesus von der Hingabe seines eigenen Lebens als Lösegeld wegen der Sünden zur Erlösung Vieler. Den griechischen Begriff `ψυχη – psyche` verwendet Johannes in diesem Zusammenhang für die körperliche/physische, irdische Existenz von Jesus (im Deutschen mit `Leben` übersetzt), so auch in Kapitel 10,11. 15. 17 wo Jesus ebenfalls dreimal von der Hingabe seines körperlichen Lebens (ψυχη – psyche) spricht. So auch in 1Mose 9,4 und 3Mose 17,14 wo für das physisch/körperliche Leben ebenfalls `ψυχη – psyche` steht.

Mit diesem, für diese irdische Zeit bestimmten Leben (körperliche Existenz) soll der Mensch sorgfältig umgehen, es pflegen und versorgen, denn es ist die Behausung des menschlichen Geistes und auch die Behausung des Heiligen Geistes im Gläubigen (1Kor 2,11; 6,19). Das Leben in den Tod zu geben wie Jesus es meint, hat nichts mit der Selbstgeißelung und übertriebenen körperlichen Askese zu tun. Doch sich selbst schonen, den eigenen irdischen Vorteil zu suchen oder bewahren gegen Gottes Willen und gegen die Prinzipien seines Reiches, ist Egoismus und verhindert das Entstehen von geistlichem Leben. Daher bleibt der Mensch ohne geistliche Frucht des ewigen Lebens. Erinnern wir uns an die Episode, bei der Jesus  zum erstenmal von seinem Leiden und Sterben spricht und wo Petrus sich vor den Herrn stellt und auf ihn hefrig einredet: „Der Herr sei dir gnädig, es soll nicht so geschehen“ (sinngemäß übersetzt aus Mt 16,22).

Auch dort antwortete Jesus mit ähnlichen Worten: „Wer sein Leben (ψυχην) retten will, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben (ψυχην) verliert um meinetwillen, der wird es finden“ (Mt 16,25). So erkennen wir eine Kontinuität in der Lebenseinstellung von Jesus, die auch schon durch den Propheten Jesaja vorausgesagt wurde, dass der Messias leiden und sterben würde: „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat1 willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf. Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen.

Wer aber kann sein Geschick ermessen? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat meines Volks geplagt war. Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist. So wollte ihn der HERR zerschlagen mit Krankheit. Wenn er sein Leben (ψυχην) zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und in die Länge leben, und des HERRN Plan wird durch seine Hand gelingen. Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden. Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben und er soll die Starken zum Raube haben, dafür dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebeten“ (Jes 53,4-12). Wie ein einzelnes Weizenkorn gibt Jesus sein Leben in den Tod und erwirkt damit geistliches ewiges Leben für die Vielen.

Doch was in erster Linie in so vollkommener Weise Jesus durchlebt, mutet er auch seinen Nachfolgern zu. Sie werden zum neuen, geistlichen Leben erweckt und zu viel geistlicher Frucht befähigt, wenn sie ihr vergängliches Leben zugunsten des geistlichen ewigen Lebens hinten anstellen. Auch hier gilt es, klar den geistlichen Gehalt hinter dem Buchstaben der Worte Jesu zu erkennen.

  • Es gilt, die durch die Sünde durchtränkte Natur des verdorbenen menschllichen Herzens zu erkennen,
  • Sich zu trennen von der Sünde des Unglaubens, des Egoismus, des Stolzes, des  Neides, der Habgier, der Rechthaberei und sonstigen abgöttischen Lebensweise. Dies kann in einer Grundsatzentscheidung geschehen und dann beständig im alltäglichen Kampf gegen die Sünde fortgesetzt werden.

Jesus verspricht seinen Nachfolgern, die ihm dienen, dass sie bei ihm in der Herrlichkeit seines Vaters, die Ewigkeit verbringen werden (Joh 12,26; 14,1-3). Aber auch schon für diese Zeit sagt er uns die Zuneigung und Würdigung seines Vaters zu – welch eine Ehrung!

Fragen / Aufgaben:

  1. Was ist das Besondere an einem Weizenkorn?

10.5.3 Jesus wird vom Vater verherrlicht

Es ist erstaunlich, wie Jesus immer wieder in der Öffentlichkeit seine inneren Empfindungen offenbart. „Jetzt ist meine Seele (ψυχη) betrübt (erschüttert). Und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen“ (Joh 12,27). Und dann folgt ein öffentliches kurzes Gebet zu Gott, eine Bitte in vier Worten: „Vater, verherrliche deinen Namen“! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und will ihn abermals verherrlichen“ (Joh 12,28). Haben wir richtig gelesen? Bittet Jesus um die Verherrlichung des Vater-Namens? Hat er nicht kurz zuvor gesagt, dass die Stunde gekommen sei, wo der Menschensohn verherrlicht werde (Joh 12,23)? Doch indem der Vater vom Himmel mit hörbarer Stimme seinen Namen verherrlicht, bekennt er sich öffentlich zu seinem Sohn. Was für eine Schönheit in der Beziehung – der Sohn verherrlicht den Vater und der Vater verherrlicht den Sohn. Keine Spur von Egoismus, Ichbezogenheit bei Jesus.

Doch was hört das Volk? „Da sprach das Volk, das dabeistand und zuhörte: Es hat gedonnert. Die andern sprachen: Ein Engel hat mit ihm geredet“ (Joh 12,29). Es ist eine gewaltige Stimme vom Himmel geschehen. Sie erinnert an die Offenbarung Gottes in der Wüste am Horeb, wo Gott akustisch hörbar zu ganz Israel redete (2Mose 19,19). Ein unüberhörbares Zeichen vom Himmel, das nicht auf Bestellung von Menschen, sondern auf die ausdrückliche Bitte des Sohnes geschah. Und Jesus adressiert, kommentiert, erklärt diese Stimme sowie deren Gehalt und Auswirkung. „Jesus antwortete und sprach: Diese Stimme ist nicht um meinetwillen geschehen, sondern um euretwillen“ (V. 30). Jesus ringt um das Volk, um in ihnen Glauben zu wecken auch durch dieses Zeichen.

Und er fährt fort mit der Offenbarung dessen, was hinter den Kulissen dieser Welt nun vor sich geht: „Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt; nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden. Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen; das sagte er aber, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde“ (V. 30-32). Jesus spricht hier vom Gericht über die Welt und das Gericht über den Fürsten dieser Welt, so seine Erklärung in Kapitel 16,11 „über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist.“ Das Gerichtsurteil über den Feind Gottes ist gefällt, wie auch Paulus später im Brief an die Kolosser hervorhebt: „Er (Gott) hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus“ (Kol 2,15).

Jesus spricht im voraus von den gewaltigen Auswirkungen seines Todes und seiner Auferstehung. Es ist die Art des Vaters und auch des Sohnes, die reale Erfüllung seines Planes vorauszusagen. Mit dem Kreuzestod und der Auferstehung von Jesus, verliert der Fürst dieser Welt (der Teufel und sein Gefolge) die Macht. Denn ausgestoßen werden nach draußen (wohin auch immer) bedeutet Entfernung und daher auch Machtverlust. Ob das von Johannes geschaute und aufgeschriebene Ereignis in Offenbarung 12,10-11 identisch ist mit dem, was Jesus hier sagt: „Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus; denn der Verkläger (gr. κατηγορ – kategor) unserer Brüder ist verworfen, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserm Gott.“

Bis jetzt hat Jesus immer nur seinen Jüngern von seinem Kreuzestod gesagt, nun aber offenbart er es dem Volk, so dass auch sie nach wenigen Tagen die Realität der Erfüllung mit Jesu Voraussage vergleichen könnten – auch dies ist eine Glaubenshilfe.

Da antwortete ihm das Volk: Wir haben aus dem Gesetz gehört, dass der Christus in Ewigkeit bleibt; wieso sagst du dann: Der Menschensohn muss erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn“ (V. 34)? Typisch für Johannes ist, dass er zweimal die Aussagen von Jesus über dessen Erhöhung aufgeschrieben hat und jedes Mal deutet er es auf seinen Kreuzestod. „Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben“ (Joh 3,14-15). Auf die Frage des Volkes: „Wer ist dieser Menschensohn“, gibt Jesus keine direkte Antwort, sondern spricht wieder in der schon gewohnten Bildersprache: „Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht.

Glaubt an das Licht, solange ihr’s habt, damit ihr Kinder des Lichtes werdet“ (Joh 12,35-36). Nicht nur hier, sondern in den meisten Fällen spricht Jesus von sich in der 3. Person. Das Element Licht verwendet Jesus öfters in seinen Bildreden und deutet es auf seine Person (Joh 1,5. 7. 9; 8,12 – „Ich bin das Licht der Welt“). Noch eine kleine Zeit, nur noch wenige Tage ist er leibhaftig unter den Menschen. Wiederum ein herzliches, fast bittendes Werben um Nachfolge. Er wirbt um den Glauben des Volkes, der große Auswirkungen haben könnte. Im Licht wandeln oder bleiben bedeutet bei der Wahrheit, wie sie Jesus lebte und verkündigte, zu bleiben. An das Licht glauben, bedeutet Jesus und seinem Wort völlig vertrauen. Kinder/Söhne des Lichts zu sein war für die Juden wohl bekannte Bezeichnung aus der Glaubensgemeinschaft der Essener am Nordwestufer des Toten Meeres. Doch hier ist der Licht-Bezug zur Person Jesu, als Messias für die meisten seiner Zuhörer neu.

10.5.4 Das Ergebnis dieses Tages

Das Ergebnis dieses Tages (aber auch der Gesamttätigkeit Jesu in Jerusalem) beschreibt Johannes in zweierlei Richtungen.

  1. Und obwohl er solche Zeichen vor ihren Augen tat, glaubten sie doch nicht an ihn“ (Joh 12,37). Das Volk ist hin- und hergerissen, mal erwartungsvoll begeistert, dann begierig auf Zeichen, wiederum unschlüssig, es fehlt die Bereitschaft zur letzten Konsequenz – dem offenen und mutigen Bekenntnis zu Jesus als dem Messias Israels.

Johannes fügt noch etwas Wichtiges hinzu, was gewisse Fragen in Bezug auf die Glaubensfähigkeit des Menschen aufwirft: „Damit erfüllt werde der Spruch des Propheten Jesaja, den er sagte (Jesaja 53,1): »Herr, wer glaubt unserm Predigen? Und wem ist der Arm des Herrn offenbart?«  Darum konnten sie nicht glauben, denn Jesaja hat wiederum gesagt (Jesaja 6,9-10): »Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich ihnen helfe.« ´Das hat Jesaja gesagt, weil er seine Herrlichkeit sah und redete von ihm“ (Joh 12,38-41).

Es gibt also Zeiten, in denen Gott den Menschen zugewandt ist und es gibt Zeiten, in denen Gott sich abwendet. Das hat natürlich zum einen mit der Souveränität Gottes zu tun, aber auch mit der Verstocktheit des Menschen, wenn er die sogenannten Zeiten in denen er von Gott gnädig angesehen ist, nicht erkennt, bzw. nicht nutzt, so Jesus in Lukas 19,44: „weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du heimgesucht worden bist“. Zu vergleichen auch mit dem „Heute“ aus dem Nazaretbesuch (Lk 4,21) oder dem: „Heute, so ihr seine Stimme hört …“ aus dem Psalm 95,7; Hebr 3,7. 15; 4,7).

  1. Zum Ergebnis des Wirkens Jesu gehört auch folgende Feststellung des Evangelisten Johannes: „Doch auch von den Oberen glaubten viele an ihn; aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht, um nicht aus der Synagoge ausgestoßen zu werden. Denn sie hatten lieber Ehre bei den Menschen als Ehre bei Gott“ (Joh 12,42-43). Mangelnde oder unklare Gotteserkenntnis, religiöser Traditionalismus, der eine halbherzige Gottesbeziehung zur Folge hat, Menschenfurcht, Ansehen in dieser Welt, Gruppendynamische Zwänge sind die Hindernisse oder Barrieren zu einem klaren und mutigen Jesus-Bekenntnis.

Doch Jesus gibt nicht auf, er winkt nicht ab, er dreht sich nicht weg, sondern wirbt unermüdlich für den Glauben, denn er will retten, erlösen, befreien. Er weiß, dass nach seinem Tod viele an ihre Brust schlagen werden als Zeichen der Reue, er weiß, dass nach etwa zwei Monaten tausende vom Volk und viele der Oberen sich öffentlich zu ihm wenden und ihn als Messias/Christus anerkennen werden. Er predigt, ruft wie ein Herold, wendet sich an den Einzelnen mit Vollmacht und Kraft des Wortes, welches Früchte tragen wird:

Jesus aber rief: Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. Und wer meine Worte hört und bewahrt sie nicht, den werde ich nicht richten; denn ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette. Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht an, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage. Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll. Und ich weiß: sein Gebot ist das ewige Leben. Darum: was ich rede, das rede ich so, wie es mir der Vater gesagt hat“ (Joh 12,44-50). Was für eine Intensität, was für eine Tiefe Ergebenheit dem Vater und dessen Auftrag!

Auch dieser zweite Tag der Woche neigte sich dem Ende zu und Jesus ging zum Tempel hinaus und: „Er verbarg sich vor ihnen“, dieser Ausdruck verrät die angespannte Situation – Jesus war lebensgefärdet. Er geht hinaus vor die Stadt nach Betanien, denn am nächsten Morgen bricht er von dort auf, um wieder nach Jerusalem zu gehen (Mk 11,12).

Fragen / Aufgaben:

  1. Wo befindet sich Jesus und was ist seine Haupttätigkeit an diesem zweiten Tag der Woche?
  2. Wer umgibt ihn und wer ist ganz besonders an ihm interessiert?
  3. Was waren die einzelnen Themen in seiner Lehrtätigkeit?
  4. Welche Bilder verwendet Jesus und welchen Sinn legt er in diese hinein?
  5. Wie intensiv ist die Beteiligung des Volkes – Anmerkungen, Fragen?
  6. Welches Ereignis/Zeichen der Herrlichkeit Gottes geschah an diesem Tag und warum?
  7. Beschreibe die Einstellung Jesu zu Gott seinem Vater und zu dem Volk.
  8. Nenne die Kurz- und Langzeitergebnisse des Dientes von Jesus.

Dann lässt er sie stehen und entfernt sich aus dem Tempel wie der Evangelist vermerkt, geht zur Stadt hinaus und übernachtet in Bethanien bei seinen Freunden (Mt 21,17)

10.6 Jesus verflucht einen fruchtlosen Feigenbaum

(Bibeltexte: Mt 21,18-20; 21-22;  Mk 11,12-14; 19-26)

Die Geschichte mit dem fruchtlosen Feigenbaum, den Jesus verdorren lässt, haben Matthäus und Markus aufgeschrieben. Beide ordnen es in die Passionswoche ein. Da der Evangelist Markus diese Geschichte in zwei Teilen beschreibt, gehen wir von seinem Text aus und ziehen die Ergänzungen bei Matthäus hinzu. So schreibt Markus:

Und am nächsten Tag, als sie von Betanien weggingen, hungerte ihn. Und er sah einen Feigenbaum von ferne (Mt: „am Wege“), der Blätter hatte; da ging er hin, ob er etwas darauf fände. Und als er zu ihm kam, fand er nichts als Blätter; denn es war nicht die Zeit (gr. kairo,j kairos – (Ernte)zeit) für Feigen. Da fing Jesus an und sprach zu ihm: Nun esse niemand mehr eine Frucht von dir in Ewigkeit! Und seine Jünger hörten das. (Mk 11,12-14). Matthäus ergänzt: „Und der Feigenbaum verdorrte sogleich. Und als das die Jünger sahen, verwunderten sie sich und sprachen: Wie ist der Feigenbaum so plötzlich verdorrt?“ (Mt 21,19b-20).

Beachten wir zunächst einige äußere Details dieser einmaligen und einzigartigen Geschichte. Früh am Morgen bricht Jesus mit seinen Jüngern von Betanien auf, um in die nur drei Kilometer entfernte Stadt Jerusalem zu gehen. Wir zählen diesen Morgen bereits dem 3. Wochentag zu – das wäre unser Dienstag. Gut möglich, dass seine Jünger im Haus des Simon durch den Dienst von Martha gefrühstückt hatten, Jesus aber die frühen Morgenstunden zum Gebet nutzte und später auf dem Weg auch etwas essen wollte. Auf jeden Fall betont Markus, dass Jesus hungrig war. Wie real menschlich war doch der Menschensohn Jesus. Von Betanien her kommend, geht Jesus an Bethfage vorbei, dem Haus der Feigen, so die Bedeutung des Ortsnamens. Seine Aufmerksamkeit wird auf einen üppig grünenden Feigenbaum gelenkt der in einiger Entfernung am Wegesrand wuchs. Aus der Entfernung ist nicht zu erkennen, ob sich unter dem dichten Laub Früchte verbergen. Nach 5Mose 23,25 war es erlaubt im Weinberg des Nachbarn Trauben zu essen, man durfte jedoch nichts mitnehmen, ähnliches Verhalten war auch für das Kornfeld vorgeschrieben (5Mose 23,26; Mt 12,1f).

Der Feigenbaum kommt in biblischen Erzählungen häufig vor (5Mose 8,8;  Ri 9,11;  1Kön 5,5; 10,27;  2Kön 18,31;  Spr 27,18;  Hl 2,13;  Jes 34,4;  Jer 5,17; 8,13;  Hos 2,14; 9,10;  Joe 1,7.12; 2,22;  Am 4,9;  Micha 4,4;  Nah 3,12;  Hab 3,17;  Hag 2,19;  Joh 1,50).

Abbildung 5 Die erste Kleidermode wurde von Eva und Adam entworfen und ausprobiert, doch Gott war damit nicht einverstanden. Das Material dieser Bekledungsart welkte und trocknete bereits nach einigen Tagen aus und wurde unbrauchbar (Foto: 30. Juni 2016).

Abbildung 6 Ein riesengroßer Feigenbaum in einem Garten auf der Insel Kos im Ägäischen Meer. Der Baum ist so groß, dass er das ganze Haus überschattet. Aus dieser Entfernung ist es wegen dem dichten Blätterlaub nicht  auszumachen ob sich darunter Früchte verbergen (Foto am 14. Mai 2015).

Der Feigenbaum ist die einzige Baumart, welche im Garten Eden namentlich erwähnt wird, wenn auch nur indirekt – 1Mose 3,7: „Sie flochten sich Röcke aus Feigenblättern“.

Als Jesus sich dem im Text erwähnten Feigenbaum nähert und Feigen sucht, findet er keine. Er stellt fest, dass der Baum fruchtlos ist. Sofort und ohne auf die Ankunft der Jünger zu warten, spricht er spontan die Worte aus: „Nun esse niemand mehr eine Frucht von dir in Ewigkeit! Und seine Jünger hörten das.“ (Mk 11,14).

Jesus geht zu ihm hin und erst aus der Nähe stellt er fest, dass der Baum fruchtlos ist. Sofort und ohne auf die Ankunft der Jünger zu warten, spricht er spontan die Worte aus: „Nun esse niemand mehr eine Frucht von dir in Ewigkeit! Und seine Jünger hörten das.“ (Mk 11,14). Die Jünger befinden sich zwar in einiger Entfernung hinter Jesus, hören aber was er ausspricht. Nach dem Bericht des Markus wenden sich die Jünger nicht sofort an Jesus, sondern erst am folgenden Morgen. Nach Matthäus 21,20b verwunderten sich die Jünger und sagten zu einander): „wie ist der Feigenbaum sofort verdorrt“? Markus fährt knapp fort mit den Worten: „Und sie kamen nach Jerusalem und Jesus ging in den Tempel.“ (Mk 11,15a). Hier stellen sich zwei Fragen:

  1. Frage: Warum sucht und erwartet Jesus Feigen, wenn er doch genau weiß, dass es noch nicht Erntezeit ist (Mk 11,13)?

Der eigentliche Grund für die Verfluchung des Feigenbaumes ist der: „Jesus fand darauf keine Frucht, nur Blätter“. An dieser Stelle ist es sinnvoll, einiges über die Beschaffenheit des Feigenbaumes zu erfahren. Obwohl die Zeit für (reife) Früchte (etwa im Juni) noch nicht da war, hätte es bei einem fruchtbaren Feigenbaum Zeichen der Früchte geben müssen. Häufig zeigen sich die kleinen  Früchteknospen (die Blühte ist innerhalb der Frucht) schon bevor Blätter sprießen. Dies gilt besonders für die milden klimatischen Verhältnisse am Osthang des Ölbergs, wo Bethfage und Betanien lagen. Oft reifen die Spätfeigen vom Vorjahr  erst in den Frühlingsmonaten voll aus (Jes 28,4; Micha 7,1). Ludwig Schneller, jahrzehntelanger evangelischer Pastor in Bethlehem zählte im Frühjahr 1888 in seinem Garten etwa 1500 solcher Spät- bzw. Frühfeigen md sagt, dass diese sehr begehrt sind wegen ihrer besonderen Süße (1994, 282).

Abbildung 7 Es ist Februar auf Südzypern, die Blätter dieses Feigenbaumes kommen erst gegen Anfang März, doch vom Vorjahr sind viele Feigen in unterschiedlicher Größe und Reife zu sehen. Zumindest einige davon würden bereits im April eßbar sein (Foto am 7. Februar 2007).

Auch solche Frühfeigen fand Jesus nicht auf dem besagten Feigenbaum vor. Dies ist ebenfalls ein Hinweis für die Fruchtlosigkeit jenes Baumes. Wenn dieser Feigenbaum gegen Ende März, Anfang April dazu noch überhaupt keine Anzeichen von Jungfrüchten hatte, dann war er fruchtlos. Nicht vorstellbar wäre eine Deutung, wonach Jesus nur aus einer Laune heraus und weil er Hunger hatte, seinem Ärger Luft gemacht hätte. Sein Urteil war daher berechtigt und begründet (vgl. dazu auch Mt 3,10; 7,19; Joh 15,6). Übrigens lässt sich im gesamten östlichen Mittelmeerraum beobachten, dass häufig Früchte (nicht nur Feigen) in noch unreifem Zustand mit besonderer Vorliebe gegessen werden,

Trotz diesen plausiblen Erklärungen stellt sich eine weitere Frage.

  1. Frage: Warum verflucht Jesus den Feigenbaum und gibt ihm keine weitere Chance mehr, wo nach seinen Worten in dem Gleichnis aus Lukas 13,6-9 einem Feigenbaum sogar nach drei fruchtlosen Jahren ein weiteres Jahr eingeräumt wird?

ANMERKUNG: Aus dem Johannesevangelium wissen wir, dass Jesus während seines Dienstes mindestens viermal nach Jerusalem hochgegangen war (Joh 2; 5; 7; 12). Da er häufig bei seinen Freunden in Betanien übernachtete, ging er jedesmal den gleichen Weg und an dem selben Feigenbaum vorüber. Möglich, dass er dessen Fruchtlosigkeit bereits seit Jahren kannte und daher war er nur ein Hindernnis und raubte dem Boden die Kraft oder machte den Boden unbrauchbar wie es der Eigentümer des Weinbergs in Lukas 13,7 ausdrückte.

Gelegentlich wird die totale Verdorrung des Feigenbaumes in der Nähe Jerusalems und zum Ende des Dienstes von Jesus, auf den Tempel bezogen, der im Jahre 70 n. Chr. von den Römern völlig zerstört und seitdem nicht mehr aufgebaut wurde (so zum Beispiel Nick Page 2011, 158). Es scheint einen gewissen Bezug dazu zu haben, doch im Text und den Erklärungen, die Jesus selbst seinen Jüngern gibt, deutet nichts darauf hin. Allerdings kann dieses totale und endgültige Verdorren des Baumes auf einzelne Menschen oder Menschengruppen gedeutet werden, die offensichtlich Gottes Gnade dauerhaft ablehnen, oder gar Missbrauchen:

  • Mt 3,10; 7,19: fruchtlose Bäume bezogen auf Menschen ohne geistliche Früchte;
  • Mt 11,21: unbußfertige Bewohner der Städte Kapernaum, Bethsaida und Korazin;
  • Mk 3,29;  Lk 12,10: bezogen auf Menschen, welche den Heiligen Geist Gottes lästern;
  • Mt 27,4-5-Judas, der Gottes Gnade missbrauchte;
  • 1Joh 5,16-17: die Sünde, welche zum Tode führt;
  • Offb 3,16: Menschen, welche weder kalt noch warm sind wird Jesus ausspeien.

Der Evangelist Markus fährt in seinem Bericht fort:

Und als sie am Morgen an dem Feigenbaum vorbeigingen, sahen sie, dass er verdorrt war bis zur Wurzel. Und Petrus dachte daran und sprach zu ihm: Rabbi, sieh, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. (Mk 11,20-21).

Dieser Morgen war auch bei Markus der Morgen des 3. Wochentages, also der Dienstag, weil er den ersten Teil dieser Geschichte in den Morgen des 2. Wochentages legt. Anscheinend hat Jesus mit seinen Jüngern wieder in Betanien übernachtet. Und wieder ist es Petrus, der das, was die Jünger am Vortag untereinander mit Verwunderung aussprachen, jetzt direkt vor Jesus ausspricht. Markus betont noch, dass der Feigenbaum bis auf die Wurzel, d.h. einschließlich der Wurzel verdorrte. Wäre die Wurzel nicht auch verdorrt, hätte der Baum erneut getrieben, wie in dem folgenden Bild ersichtlich wird.

Abbildung 8 Dieser Feigenbaum ist durch Frost, der noch im Monat April 2009 eingetreten war, erfroren. Und da es bei ihm Ende Juni immer noch kein Lebenszeichen gab, wurde er bis auf einen geringen Stumpf abgesegt. Im Frühling des darauffolgenden Jahres zeigten sich am Stumpf winzig kleine Knospen und bereits Mitte Juli hatte er üppige Zweige. Heute im Jahre 2018 ist dieser Feigenbaum etwa 3 Meter hoch und trägt reichlich Früchte (Foto: 9. Juli 2010).

Das griechische Wort welches Markus hier für `du verflucht hast` verwendet ist: `kathra,sw kat¢rasö`. Die Präposition `kat`, bzw. `kata`, unterstreicht die Endgültigkeit der Aussage von Jesus.  Daher wird dieser Feigenbaum nie mehr sprießen können (vgl. dazu Mt 25,41: „geht weg von mir ihr Verfluchten“). Die Bemerkung des Petrus nutzt Jesus zu der zentralen Aussage und Anwendung aus diesem Vorgehen mit dem Feigenbaum. So schreibt Markus weiter:

Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott! Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer!, und zweifelte nicht (gr. mh, diakriqh, m¢ diakrith¢) in seinem Herzen, sondern glaubte, dass geschehen werde, was er sagt, so wird’s ihm geschehen. Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr’s empfangt, so wird’s euch zuteil werden. (Mk 11,22-24). Matthäus ergänzt: „Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr solches nicht allein mit dem Feigenbaum tun, sondern, wenn ihr zu diesem Berge sagt: Heb dich und wirf dich ins Meer!, so wird’s geschehen.“ (Mt 21,21-22).

Es fällt geradezu auf, dass Jesus sehr stark auf die Kraft und Macht des Glaubens hinweist, durch den die Jünger `Bäume verdorren und Berge versetzen` vermögen.

ANMERKUNG: Wir haben festgestellt, dass Bäume in ihrer Übertragung häufig für Menschen stehen, so können Berge für Hindernisse, Barrieren stehen, die zu Ebenen werden können (Sach 4,7;  Lk 3,5), denn wir haben kein einziges Beispiel dafür, dass die Jünger die Aussage von Jesus jemals buchstäblich angewendet hätten.

Einige mögliche Anwendungen im Dienst der Apostel:

  • In Apostelgeschichte 5,3 wird von einer ungewöhnlichen Reaktion des Petrus berichtet: „Petrus aber sprach: Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und etwas vom Geld für den Acker zurückbehalten hast?“
  • In Apostelgeschichte 8,20-21 tritt Petrus mutig dem gleichnamigem Zauberer Simon entgegen mit den Worten: „Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du meinst, Gottes Gabe werde durch Geld erlangt. Du hast weder Anteil noch Anrecht an dieser Sache; denn dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott.“
  • In Apostelgeschichte 13,9-11 tritt der Apostel Paulus entschlossen dem Zauberer Elymas entgegen. Lukas schreibt: „Saulus aber, der auch Paulus heißt, voll Heiligen Geistes, sah ihn an und sprach: Du Sohn des Teufels, voll aller List und aller Bosheit, du Feind aller Gerechtigkeit, hörst du nicht auf, krumm zu machen die geraden Wege des Herrn? Und nun siehe, die Hand des Herrn kommt über dich, und du sollst blind sein und die Sonne eine Zeit lang nicht sehen! Auf der Stelle fiel Dunkelheit und Finsternis auf ihn, und er ging umher und suchte jemanden, der ihn an der Hand führte.“
  • In Apostelgeschichte 18,6 wird die Reaktion des Paulus auf den Widerstand der Juden in Korinth mit drastischen Worten beschrieben: „Als sie aber widerstrebten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach zu ihnen: Euer Blut komme auf euren Kopf! Ich bin rein; von jetzt an werde ich zu den Nationen gehen.“
  • In 1Korinther 5,5 ordnet Paulus in Bezug auf eine Person mit verdorbenem Lebensstil an: „(…) sollt ihr diesen Menschen dem Satan übergeben zum Verderben des Fleisches, auf dass sein Geist gerettet werde am Tage des Herrn.“
  • In 1Timotheus 1,20 erinnert der Apostel seinen Mitarbeiter: „Unter ihnen sind Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie in Zucht genommen werden und nicht mehr lästern.“
  • In 2Korinther 10,4-5 schreibt der Apostel Paulus über den Umgang mit Hindernissen: „Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. Absichten zerstören wir und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus.“

Solch ein Handeln im Glauben hat nichts mit Selbstverherrlichung oder Selbstdarstellung zu tun. Dieses Handeln im Glauben ist auf Gott ausgerichtet und von Gottes Geist gewirkt. Die Aufforderung von Jesus: „habt Glauben an Gott oder zu Gott“, steht vor dem Handeln.

Doch Jesus nennt auch ein Hindernis, das der Erhörung des Gebets und machtvollem Handeln im Wege steht – es ist der Zweifel oder das Zweifeln im Herzen. Das griechische Wort dafür ist: `dia-kriqh, diakrith¢` (vgl. dazu auch Jak 1,6). Wenn Jesus eine Antwort gibt, dann heißt es: `O Ihsou,j ap,o-kriqei,j O I¢sous apo-kritheis`. Die Antworten von Jesus sind klare und eindeutige Reaktionen auf gestellte Fragen und/oder stimmige Bewertungen (Kritiken) auf Handlungen der Menschen. Eine `diakrith¢` dagegen ist eine geteilte, ja, in sich widersprüchliche Einstellung und Bewertung gegenüber der Zusage Gottes. Einfach ausgedrückt: Wie soll Gott positiv und eindeutig auf unser `jain` antworten können?

In diesem geschichtlichen Zusammenhang nennt Jesus seinen Jüngern eine weitere wichtige Voraussetzung für erhörliches Beten. So schreibt Markus weiter: „Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen.“ (Mk 11,25-26). Den Schuldigern ihre Verschuldungen nicht anrechnen, sondern erlassen, vergeben (vgl. dazu auch Mt 6,12; 18,20-35). Im Grunde geht es bei der gesamten Geschichte um eine geklärte und geordnete Beziehung zu den Mitmenschen, sowie einen eindeutigen Glaubens- und Gehorsamsbezug zu Gott. Dieser Glaubensbezug war bei den Jüngern in anbetracht des bevorstehenden Leidensweges von Jesus mangelhaft und fehlte bei Judas gänzlich.

Fragen / Aufgaben:

  1. Beschreibe die zeitlichen und örtlichen Details dieser Geschichte.
  2. Forsche nach, wo und in welchen Zusammenhängen der Feigenbaum in der Bibel genannt wird?
  3. Beschreibe die Besonderheiten des Feigenbaumes und seiner Früchte.
  4. Wofür stehen Bäume und Berge in biblischen Erzählungen?
  5. Welche möglichen Deutungen zu dieser Geschichte sind dir bekannt und was ist der Hauptgedanke oder die Lehre daraus? Was will Jesus seinen Jüngern dadurch nahe bringen?
  6. Das Zweifeln wird dem Glauben gegenübergestellt. Erkläre diese zwei wichtigen Begriffe.
  7. Nenne weitere Hindernisse, die dem erhörlichen Gebet im Wege stehen.
  8. Welche Gefahr und Risiko liegt in einem fruchtlosen Lebensstil eines Menschen?
  9. Wie haben die Jünger Jesus verstanden und in welchen Situationen haben sie Berge versetzt und Bäume verdorren lassen?
  10. Was sind deine Erfahrungen im Bereich Berge versetzen?

10.7 Die Frage nach der Vollmacht und woher war die Taufe des Johannes?

(Bibeltexte: Mt 21,23-27;  Mk 11,27-33;  Lk 20,1-6)

Früh am Morgen des 3. Wochentages (Dienstag) kommt Jesus wieder in den Tempel. Dort geht er seiner wichtigsten Tätigkeit nach und lehrt öffentlich (Mt 21,23; Joh 18,20). Der Evangelist Lukas betont ausdrücklich, dass Jesus „lehrte im Tempel und predigte das Evangelium“ (Lk 20,1). Immer wieder lässt er sich in der Lehre unterbrechen durch die Fragen der Zuhörer. Viel Zeit investiert Jesus in die Diskussionen mit den führenden Gruppen im Judentum, den Schriftgelehrten, Pharisäern, Sadduzäern, Ältesten und Hohenpriestern. Ständig fordern sie ihn mit ihren kritischen Fragen oder Versuchungen heraus, fast immer mit der Absicht, ihm eine Falle zu stellen. Er nutzt jedoch diese Herausforderungen, um seine Gegner aus ihrer Verhärtung herauszubringen.

Der Evangelist Matthäus schreibt:

Und als er in den Tempel kam und lehrte, traten die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes zu ihm und fragten.“ (Mt 21,23). Der Evangelist Lukas ergänzt: „Und es begab sich eines Tages, als er das Volk lehrte im Tempel und predigte das Evangelium, da traten zu ihm die Hohenpriester und die Schriftgelehrten mit den Ältesten und sprachen zu ihm. (Lk 20,1;  ähnlich auch in Markus 11,27).

Das Evangelium (gr. euange,lion euangelion – Frohe Botschaft, Gute Nachricht), ist die Überschrift der Lehr,- und Predigtdetails, welche Jesus bereits im ganzen Land verkündigt hatte und nun auch hier in Jerusalem im Tempel offenbart. Bis jetzt redete Jesus zum Volk, doch nun nähern sich ihm eine größere Abordnung aus allen leitenden Gremien des Judentums. Ja, Jesus hat die Größe, sich unterbrechen zu lassen und auf die Fragen der Tempelführung einzugehen: „Aus welcher Vollmacht tust du das? Oder wer hat dir diese Vollmacht gegeben, dass du das tust?“ (Mk 11,28;  ähnlich auch Lk 20,2; Mt 21,23).

Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch auch eine Sache fragen; wenn ihr mir die sagt, will ich euch auch sagen, aus welcher Vollmacht ich das tue. Woher war die Taufe des Johannes? War sie vom Himmel oder von den Menschen? (Markus ergänzt mit:Antwortet mir!“) Da bedachten sie’s bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie war vom Himmel, so wird er zu uns sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Sagen wir aber, sie war von Menschen, so müssen wir uns vor dem Volk fürchten, denn sie halten alle Johannes für einen Propheten. Und sie antworteten Jesus und sprachen: Wir wissen’s nicht. Da sprach er zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus welcher Vollmacht ich das tue.“ (Mt 21,24-27). Markus ergänzt: „Oder sollen wir sagen, sie war von Menschen? Doch sie fürchteten sich vor dem Volk; denn sie meinten alle, dass Johannes wirklich ein Prophet sei.“ (Mk 11,32). Lukas ergänzt: „Sagen wir aber, von Menschen, so wird uns alles Volk steinigen; denn sie sind überzeugt, dass Johannes ein Prophet war.“ (Lk 20,6).

Eigentlich ist es eine Doppelfrage, welche die führenden Juden an Jesus richten: „in welcher Vollmacht tust du dies oder wer hat dir diese Vollmacht gegeben?“ Der griechische Begriff `exousi,a exousia`  wird mit `Macht, Vollmacht` oder auch mit `Recht` übersetzt. Die Frage zielt auf eine Person hin, welche hinter und über Jesus steht und die Jesus bevollmächtigte zu seinem übernatürlichen Handeln. Im Grunde gibt es nur eine einzige Instanz, doch diese anzuerkennen sind die Führenden in Israel nicht bereit. Trotzdem wurde die Frage nach der Vollmacht mehrmals gestellt, wenn auch unterschiedlich formuliert. Zum ersten Mal bei seinem ersten Jerusalembesuch. So lesen wir in Johannes 2,18: „Da fingen die Juden an und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du dies tun darfst?“ Damals betraf es die Aktion mit der Vertreibung der Händler und Geldwechsler vom Tempelgelände. Vergleicht man die Texte der drei synoptischen Evangelien, entsteht der Eindruck dass sich diese Doppelfrage der Juden auch auf die Aktion mit der Vertreibung der Händler vom Tempelgelände bezieht, weil alle drei Evangelisten darüber kurz davor berichten. Da wir aber der Chronologie des Johannes folgen, wonach die Vertreibung der Händler und Geldwechsler bereits bei dem ersten Jerusalembesuch stattgefunden hatte,  nehmen wir an, dass sieh diese Doppelfrage auf die vielen Wunderheilungen an Blinden und Lahmen vom Vortag bezog (Mt 21,15). Wahrscheinlich ist auch, dass diese Frage die führenden Juden die ganze Zeit über beschäftigte und dass diese Frage sich zum Ende seines Dienstes immer dringlicher stellte. Schon Nikodemus bemerkte bei seinem Besuch in der Nacht: „Meister, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.“ (Joh 3,2). Mit anderen Worten, an deinen Wundern sehen wir deutlich, dass du von Gott bist, oder Gott mit dir ist. Doch bereits in Galiläa positionierten sich einige Pharisäer und Schriftgelehrten gegen Jesus mit der Behauptung: „Er treibt die bösen Geister nicht anders aus als durch Beelzebul, ihren Obersten.“ (Mt 12,24; Mk 3,22). Auch bei der Heilung des Blindgeborenen (Joh 9,16) stellte sich die Frage nach der Herkunft und Vollmacht von Jesus (Joh 9,17.29-33). Und diese Frage stellte sich natürlich auch besonders bei der Auferweckung des Lazarus. Die Ratlosigkeit der Führung des Volkes war offensichtlich: „Was tun wir? Dieser Mensch tut viele Zeichen (…)“ (Joh 11,47-48).

Es fällt immer wieder auf, dass Jesus sich nicht einfangen lässt, sondern die Menschen durchschaut und sie in sein eigenes Konzept einbezieht – das ist göttliche Weisheit. Er sagt nicht einfach JA oder Nein, er befriedigt nicht ihre Neugier, ihm liegt auch nicht daran, sie zu beschämen oder bloßzustellen, er will das wahre Problem seiner Gegner aufzeigen. Damit bietet er ihnen eine weitere Chance zur Umkehr. Und daher verbindet Jesus ihre Frage mit einer Gegenfrage, welche sich mit der Taufe des Johannes befasste, die bereits einige Jahre zurück lag. Merken wir, dass Jesus hier in der Vergangenheitsform spricht? Denn bereits bei Johannes wurde entschieden, wer den Messias annehmen und wer ihn ablehnen wird. Seit dem Auftreten des Johannes am Jordan ist die Führung Israels dem Volk gegenüber eine öffentliche Stellungnahme schuldig geblieben. Da ist also Nachholbedarf und Jesus fordert sie heruas und zwar in in Anwesenheit des Volkes. Doch mit dieser Reaktion von Jesus haben die Führer des Volkes nicht gerechnet. Jetzt müssen sie Farbe bekennen und zwar öffentlich vor allem Volk ihre Position zu der Johannestaufe offen legen. Offenbaren sie ihre ablehnende Einstellung zu Johannes dem Täufer, sind sie in Lebensgefahr. Bekennen sie sich zu der Johannestaufe, so müssen sie ihr gesamtes Konzept revidieren. Sie werden sich erinnert haben an die Frage der von den Juden/Pharisäern Abgesandten Hohenpriestern und Leviten zu Johannes dem Priestersohn: „Wer bist du“ (Joh 1,19)? Und dass sie sich bereits damals gegen Johannes entschieden haben. Ihnen wird schnell bewusst, dass sie sich mit ihrer Frage selber eine Falle gestellt haben.

Nun geht es ihnen nicht mehr um die Wahrheit, sondern darum wie sie aus der peinlichen, ja sogar gefährlichen Situation herauskommen könnten. „Sie bedachten bei sich selbst und sprachen“ (Mk 11,31), sie wissen sehr gut, was nach was kommt. Ihre gedanklichen Überlegungen und Abwägungen werden dann im Flüsterton untereinander ausgesprochen und man einigt sich auf eine theologisch sehr feige und ausweichende Antwort: „wir wissen es nicht“ – wie peinlich, was für eine Blamage vor dem ganzen Volk. Eigentlich haben sie eine Lüge ausgesprochen. Bei einer anderen Gelegenheit waren die Schriftgelehrten und Pharisäer mutiger. Dort wiederholt Jesus ihre laut ausgesprochene Einstellung zu Johannes dem Täufer: „Denn Johannes der Täufer ist gekommen und aß kein Brot und trank keinen Wein; und ihr sagt: Er ist von einem Dämon besessen.“ (Lk 7,30-33; Mt 11,18). Doch lieber stellen sie sich dumm vor dem Volk, als die Wahrheit zuzulassen. Gott offenbart sich den Glaubenden, den Kritikern und denen, die sich ihm mutwillig widersetzen vorenthält er das Heilige und die Perlen (Mt 7,6). Die Beziehung zwischen Führung und Volk ist gestört, nicht Vertrauen zu einander, sondern Furcht und Angst bestimmen das Verhalten zu einander. In Wahrheit ist nicht Jesus ihnen, sondern sie sind ihm eine Antwort schuldig geblieben. Und warum sollte Jesus ihnen auf ihre Frage antworten, wenn sie doch die Antwort kennen (Joh 3,2).

Fragen / Aufgaben:

  1. Wo, wann und unter welchen Umständen wurde Jesus die Frage nach der Vollmacht gestellt?
  2. Warum interessierte sich die Führung Israels nach der Vollmacht von Jesus, was bewegte sie wirklich?
  3. Die Anweisung von Jesus an seine Jünger lautete: „Eure Rede sei ja, ja, nein, nein“, warum gibt er dann in diesem Fall keine eindeutige Antwort?
  4. Warum fällt es den Pharisäern, Hohenpriestern und Ältesten des Volkes so schwer, sich vor Jesus zu beugen? Was würden sie verlieren, was gewinnen?
  5. Wie lässt sich die Beziehung der Hirten des Volkes Israels zu ihren Untergebenen beschreiben?
  6. Wer fürchtet wen mehr? Die Führung das Volk, oder das Volk die Führung (Mt 21,46;  Joh 7,13; 9,22; 19,38)?
  7. Wer ist letztlich wem eine Antwort schuldig geblieben?
  8. Fällt unser christusähnlicher Lebensstil auf, fragt man uns danach, wer hinter bzw. über unserem Leben steht, wer uns autorisiert?

10.8 Ein Mensch hatte zwei Söhne

(Bibeltext: Mt 21,28-32)

Die erste Betrachtung der Geschichte

Im Anschluss an die Frage nach der Vollmacht von Jesus (Mt 21,23-27) stellt der Evangelist Matthäus (und nur er allein) die Geschichte von einem Vater und dessen zwei Söhnen vor. Sie steht auch in direktem Zusammenhang zu der Thematik der Frage nach der Taufe des Johannes. Jesus entlässt die Fragesteller nicht so einfach aus deren Verantwortung, sind sie doch ihm eine Antwort schuldig geblieben. Er setzt das Gespräch mit ihnen fort, diesmal durch einen Vergleich. Er weiß ganz gewiss, was sie wirklich benötigen, darum versucht er mit einer Geschichte aus dem Alltag sie in ihrer Haltung zum Umdenken zu bewegen. Er fordert sie nicht nur heraus ihr logisches Denkvermögen einzusetzen, sondern auch die ii der Geschichte verborgene Wahrheit zu erkennen. Dadurch bekommen sie eine weitere Chance zur Umkehr. Und nun kommt die Geschichte, die er mit einer Frage einleitet und mit einer Frage schließt:

Was meint ihr aber? Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. Er antwortete aber und sprach: Nein, ich will nicht. Danach reute es ihn und er ging hin. Und der Vater ging zum zweiten Sohn und sagte dasselbe. Der aber antwortete und sprach: Ja, Herr!, und ging nicht hin. Wer von den beiden hat des Vaters Willen getan? (Mt 21,28-31a).

Abbildung 9 Jeder Weinberg braucht regelmäßige Pflege, ansonsten verwildert er innerhalb kürzester Zeit. Dieser Weinberg befindet sich östlich der Stadt Kavala in Nordgriechenland (Foto: 28. August 2010).

Die Aufgabe, welche Jesus seinen Zuhörern stellt, ist nicht schwierig und die Antwort der Führenden im Volk kommt prommt: „Sie antworteten: „Der erste“. Sie sind imstande klar und logisch zu denken und urteilen, was positiv ist. Was ihnen jedoch nicht bewusst wird, ist die Anwendung. Höchstwahrscheinlich machten sie sich keine weiteren Gedanken darüber, dass Jesus mit dieser Geschichte sie meint, dass es ihnen gilt und sie mit ihrer Antwort über sich selbst ein Urteil gefällt haben?

Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr. Denn Johannes kam zu euch und lehrte euch den rechten Weg (auf dem Weg der Gerechtigkeit), und ihr glaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und obwohl ihr’s saht, tatet ihr dennoch nicht Buße (habt ihr dennoch nicht umgedacht), sodass ihr ihm dann auch geglaubt hättet. (Mt 21,31b-32).

Zunächst fällt in der Geschichte auf, dass es der Vater ist, der zu seinen Söhnen hingeht. Dem Menschen liegt es nicht, von sich aus zu Gott zu kommen und zu fragen: „Herr, was willst du, das ich tun soll?“ Durch den ersten Sohn in der Geschichte, der zunächst mit „nein, ich will nicht“ geantwortet hatte, werden die Zöllner und Huren vergliechen – die offensichtlichen Sünder. Sie lebten den ersten Teil ihres Lebens mit einem klaren und offensichtlichen `NEIN` zu Gott. „Ich will jetzt noch nicht“ oder: „lass mich in Ruhe, ich will zuerst mein Leben genießen“. Sie wussten genau dass sie Sünder sind und was sie dabei zu erwarten haben. Sicher haben summarisch nicht alle diese Menschen bei der Predigt des Johannes durch Sinnesänderung und Umkehr ihr Leben verändert. Doch ihre Offenheit den Predigten des Johannes und auch Jesus gegenüber, ist vielfach belegt. Zum Beispiel: „Es nahten sich ihm aber allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören.“ (Lk 3,12; 5,27-30; 15,1; 18,10-13; 19,1-10).

Durch den zweiten Sohn im Gleichnis, der ohne viel nachzudenken mit „Ja, Herr“ geantwortet hatte, werden die nach der Tradition erzogene und auch theologisch ausgebildete Oberschicht der Juden vergliechen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (Nikodemus und Josef von Arimathia), verweigerten sie mehrheitlich den Glauben und Gehorsam Gott gegenüber. Seit Beginn der Wirksamkeit des Johannes ließen diese Menschen jede ihnen angebotene Gelegenheit zur Umkehr bewusst verstreichen. So schreibt Lukas: „Aber die Pharisäer und Schriftgelehrten verachteten, was Gott ihnen zugedacht hatte, und ließen sich nicht von ihm (dem Johannes) taufen.“ (Lk 7,30; vgl. auch Mt 2,5; 3,7-8;  Mk 3,6; 16,1;  Lk 11,53;  Joh 7,49; 12,10-11. 31). Und bis zum Schluß änderten sie ihren Standpunkt nicht (Mt 26,59;  Mk 15,10).

Gerade durch diesen Vergleich gab Jesus eine (wenn auch nur indirekte) Antwort auf die Frage der Juden zu seiner Vollmacht. Hätten sie Johannes geglaubt, wäre diese ihre Frage an Jesus überflüssig geworden.

Fragen / Aufgaben:

  1. Wie sah die Vater-Söhne-Beziehung in dieser Geschichte aus?
  2. Welche Gruppe von Menschen repräsentiert der erste Sohn?
  3. Welche Gruppe von Menschen repräsentiert der zweite Sohn?
  4. Was ist die Voraussetzung, um in das Reich Gottes zu kommen?
  5. Warum fällt es Menschen mit einem guten angesehenen Lebensstandart so schwer sich vor der Autorität Jesu zu beugen und seine Gesinnung zu ändern?
  6. Wo finden wir heute diese zwei Gruppen oder Arten von Menschen?

Die zweite Betrachtung dieses Gleichnisses

Im Anschluss an die Frage nach der Vollmacht von Jesus (Mt 21,23-27) stellt der Evangelist Matthäus drei Gleichnisse zusammen:

  1. Von den ungleichen Söhnen
  2. Von den bösen Winzern
  3. Vom königlichen Hochzeitsmahl.

Im ersten Teil wird das Gleichnis erzählt (V 28 – 30). Dann wird die Frage gestellt, die schon in V 28 angedeutet wird: Wer erfüllt den Willen des Vaters? Oder anders ausgedrückt: Wer ist gerecht? Wer ist auf Gott ausgerichtet? Die Zuhörer geben die Antwort: Derjenige der die Möglichkeit wahrnimmt und umkehrt. Das Gleichnis hat die Aufrichtigkeit zum Thema. Jesus stellt die Frage: Wo sage ich mit dem Mund: Gott ist mir so wichtig, aber sobald dies Bekenntnis Zeit oder Geld kostet, ist mir anderes wichtiger. Nach großen Worten kann es mit dem Tun eng werden. Dann kommt es zu schlechten Gefühlen, kurzfristigen Absagen und aus dem Ja wird ein Nein. Oder wie im anderen Fall zu einer Kehrtwendung, zu einer Neuorientierung und aus dem Nein wird ein Ja!

Der erste Bruder, der Jasager, ist ausgesucht höflich. Auf die Bitte des Vaters, im Weinberg zu arbeiten, sagt er freundlich: „Ich gehe, Herr!“, tut aber überhaupt nicht, was der Vater von ihm verlangt. Der zweite Bruder ist weniger verbindlich. Er sagt deutlich, dass er keine Lust zur Arbeit hat. Dann aber wird er nachdenklich und geht, um den Auftrag des Vaters doch noch zu erfüllen.

Wir merken: beide sind keine Mustersöhne. Bei beiden stimmen Wort und Tat nicht überein. Aber trotz guten Umgangsformen des ersten Sohnes, ist uns der zweite sympathischer – denn wir sind durchaus der gleichen Meinung wie Jesus: Nicht auf bloße Worte kommt es an, sondern auf Taten!

Und Gott? Er scheint genauso zu denken. Nach einem Jesuswort kommt man nicht ins Himmelreich, indem man eifrig „Herr, Herr“ sagt (Mt 7,21), sondern indem man den Willen des Vaters erfüllt. In die gleiche Richtung geht der Ausspruch: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!“ (Mt 7,20)

Das kann uns zweierlei deutlich machen:

Sprache kann `verkleiden`, kann etwas vortäuschen, was in Wirklichkeit gar nicht so ist. Auch in der Gemeinde freuen wir uns immer, wenn sich bei der Verteilung von Arbeit jemand meldet: „JA, ich mach’s!“ Problem gelöst – weiter in der Tagesordnung! Aber manchmal kommen hinterher beim Betreffenden Zweifel. Doch im Leben gibt es plötzliche Veränderungen. Dann wollen wir reagieren und dem Vater im Himmel fragen: Wie steht es mit uns beiden – mach ich zu viel, zu wenig, bin ich gerade in einer Krise? Bin ich unrealistisch? Narren mich meine Gefühle oder sind wirklich grundsätzliche Entscheidungen dran. Wir dürfen zur Aufrichtigkeit durchdringen und uns fragen.

– Ist mir Gott wichtig – dann suche ich ihn in der Stille, im Hauskreis und im Gottesdienst

– Ist mir Gott wichtig, dann frage ich: welchen Auftrag hast du mir gegeben, wo darf ich freudig meine Zeit, Kraft, meine Gaben und mein Geld einbringen?

– Dann darf ich auch sagen: Was ist unwichtig, wie kann ich Zeit besser nutzen?

– Dann darf ich auch im Gemeinderahmen fragen: Wo habe ich mich übernommen, welche Aufgabe muss ich abgeben?

– Dann darf ich fragen, welchen Stellenwert hat meine Gemeinde in Bezug auf meine Zeit und meine materiellen Werte, und welche Stellung haben all die anderen guten Werke, Einrichtungen und Initiativen – stimmt bei mir hier die Balance? Wird deutlich wo ich zu Hause bin?

Fragen / Aufgaben:

  1. Wo führe ich mit einem schönen JA und wohlgesetzten Worten selbst und andere hinters Licht?
  2. Wo muss ich meinem Nächsten bewusster eine Chance zur Umkehr geben – gerade nach schlechten Erfahrungen?
  3. Bist du öfter als 3-mal werktags im Gemeindehaus? Das ist viel! Ist dies dein Auftrag? Bist du in 3 oder mehr Arbeitskreisen aktiv? Das ist viel! Ist dies dein Auftrag?
  4. Ertappst Du dich beim Jammern, Klagen? Bist du gefühlsmäßig überlastet? Jammern und Klagen sind sicher nicht DEIN Auftrag! Kannst Du Schritte erkennen, wie du aus dieser Situation herauskommst?
  5. Merkst du, dass der Vater im Himmel Dir eine Aufgabe geben will? Geh auf den Leitungskreis deiner Gemeinde zu und frage ob du im erkannten Bereich mithelfen könntest?
  6. (…) reden wir nicht länger darüber, handeln wir einfach!

10.9 Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern

(Bibeltexte: Mt 21,33-44;  Mk 12,1-11;  Lk 20,9-18)

Die erste Betrachtung dieses Gleichnisses

Jesus reiht ein Gleichnis an das andere, denn die Zeit drängt, es bleiben nur noch wenige Tage bis er zum Vater zurück geht. Sein Werben um Israel wird noch intensiver. Auch das folgende Gleichnis erzählt Jesus im Tempel. Wie in der Passawoche zu erwarten ist, sind tausende Pilger schon frühzeitig in Jerusalem eingetroffen. Jesus ist bei seiner wichtigsten Tätigkeit, dem Lehren. Er ist Meister in Geschichten erzählen, sehr oft benutzt er in seiner Lehrtätigkeit Gleichnisse, (Vergleichsgeschichten aus verschidenen Lebensbereichen der Menschen). Dabei lässt er nicht locker, immer noch wendet er sich vordergründig an die Oberschicht, die Führung des Volkes.

Abbildung 10 Ein Weinberg am Südhang des Bodensee westlich des Ortes Fischbach. Es ist Herbst, die Weinernte ist bereits eingefahren, doch die Traubenstöcke stehen noch in ihrer herbstlichen Farbenpracht (Foto: 1. November 2018).

Wie der Evangelist Matthäus schreibt, wendet sich Jesus vorrangig an die Priesterschaft und die Gruppe der Pharisäer mit ihren Schriftgelehrten:

Hört ein anderes Gleichnis: Es war ein Hausherr, der pflanzte einen Weinberg und zog einen Zaun darum und grub eine Kelter darin und baute einen Turm und verpachtete ihn an Weingärtner und ging außer Landes. Als nun die Zeit der Früchte herbeikam, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, damit sie seine Früchte holten. Da nahmen die Weingärtner seine Knechte: den einen schlugen sie, den zweiten töteten sie, den dritten steinigten sie. Abermals sandte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; und sie taten mit ihnen dasselbe. (Mt 21,33-36).

Die Evangelisten Markus und Lukas berichten jeweils von nur einem Knecht, den der Weinbergeigentümer zu den Weingärtnern sendet. Diese werden jeweils misshandelt und mit leeren Händen weggeschickt. Höchstwahrscheinlich waren in der Originalversion von Jesus alle diese Aspekte vorhanden, doch die Evangelisten schrieben nur Teile der Gesamterzählung nieder. Auf jeden Fall wiederspiegeln sie die verschiedenen Behandlungsweisen der von Gott gesandten Propheten in der Geschichte Israels. So stellt Stefanus bei seinem Verhöhr wenig später vor dem Hohen Rat fest: „Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die zuvor verkündigten das Kommen des Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid.“ (Apg 7,52). Wir folgen weiter dem Text des Evangelisten Matthäus:

Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen (Markus und Lukas ergänzen: „den Geliebten“) und sagte sich: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie zueinander: Das ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbgut an uns bringen! Und sie nahmen ihn und stießen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommen wird, was wird er mit diesen Weingärtnern tun? Sie antworteten ihm: Er wird den Bösen ein böses Ende bereiten und seinen Weinberg andern Weingärtnern verpachten, die ihm die Früchte zur rechten Zeit geben. (Mt 21,37-41).

Die Zuhörer von Jesus sind sehr aufmerksam und sie haben ein gutes Urteilsvermögen. Doch bevor Jesus zur abschließenden Anwendung kommt, fügt er noch eine weitere Episode aus der Geschichte Israels hinzu.

Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen in der Schrift (Psalm 118,22-23): »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen«? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt. Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen. Und als die Hohenpriester und Pharisäer seine Gleichnisse hörten, erkannten sie, dass er von ihnen redete. Und sie trachteten danach, ihn zu ergreifen; aber sie fürchteten sich vor dem Volk, denn es hielt ihn für einen Propheten. (Mt 21,42-46).

Abbildung 11 Reife Trauben am Weinstock in einem gepflegten Weingarten (Foto: 11. September 2016).

Das ist der erste Teil der Geschichte, die von Jesus verwendeten Bilder sind den Zuhörern wohl vertraut. Die Der Weinberg, der Weinstock, die Rebe, die Traube, der Traubensaft, der Wein, der Weinberggärtner und Weinbergeigentümer, sind beliebte Bilder in der Bibel (5Mose 6,11;  Hohelied;  Jesaja 5,1-7;  Joh 15,1-6).

Sünde blendet und macht unfähig wichtige geistliche Zusammenhänge klar zu erkennen, denn wahre Weisheit kommt von Gott. Erst jetzt wird der Führung klar, was Jesus mit seinen Gleichnissen erreichen will. Wie werden sie nun darauf reagieren. Werden sie diese Chance zur Umkehr nutzen, oder werden sie ihre Herzen noch mehr verhärten?

Das Volk steht hinter Jesus, will sein Leben, sein Bleiben, doch die Entscheidungsträger sind die Priester aus der Sadduzäerpartei und die Mehrheit der Schriftgelehrten aus der Pharisäerpartei. Letztlich wird Gottes vorhergesehener Plan werwirklicht und dadurch kommt Gott zu seinem Ziel, nämlich der Erlösungsmöglichkeit der verlorenen Menschen, auch derer, die ihn verurteilen werden. Noch am Kreuz betet Jesus für seine Feinde: „Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34)! Petrus stellt nach Pfingsten fest: „Nun, liebe Brüder, ich weiß, dass ihr’s aus Unwissenheit getan habt wie auch eure Oberen. Gott aber hat erfüllt, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigt hat: dass sein Christus leiden sollte. So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt werden“ (Apg 3,17-19).

Abbildung 12 Die Südostecke der Stadtmauer von Jerusalem. Die an der Mauerecke eingebauten Steine geben eine gewisse Vorstellung von der Bedeutung der Ecksteine für die Stabilität und die ausrichtung der Mauern (Foto: Juli 1994).

Fragen / Aufgaben:

  1. Welche Bedeutungen haben diese einzelnen, aus der Landwirtschaft stammenden Bilder in biblischen Erzählungen, auch im aktuellen Gleichnis?
  2. Warum reagiert der Weinbergbesitzer nicht sofort mit einer Strafaktion?
  3. Warum reagiert der Weinbergbesitzer auch diesmal nicht mit einer Strafaktion, was sagt seine Zurückhaltung aus über seinen Charakter, seine Ziele?
  4. Macht der Weinbergeigentümer sich was vor, kennt er die Weingärtner so wenig, glaubt er wirklich an deren respektvolles Verhalten gegenüber dem Sohn, oder denkt er weiter?
  5. Welche Überlegungen stehen hinter solch einer Denkweise, ist es realistisch zu hoffen, dass der Hausherr das Ganze nun auf sich beruhen lässt? Fällt uns dabei eine alttestamentliche Geschichte ein (1Kön 21,1-29; 2Kön 9,25-26)?
  6. Wohin zielt die Frage von Jesus, warum sollen seine Zuhörer selbst die Antwort geben?
  7. Merken die Hohenpriester und Pharisäer nicht, dass sie mit dieser Antwort sich selbst das Urteil aussprechen?  
  8. Was ist die Besonderheit eines Ecksteins, seine Bestimmung, auf wen deutet Jesus diesen Eckstein?
  9. Was versteht Jesus unter der Bezeichnung „Reich Gottes“ und wer ist dieses andere Volk? Nehmen später auch die Apostel Bezug auf diese Worte von Jesus (Röm 10)?
  10. Was bedeutet die Aussage „den wird er zermalmen“?
  11. Warum sind sie so verhärtet, konnten sie nicht mehr zurück, oder wollten sie nicht?

Die zweite Betrachtung des Gleichnisses

Joachim Jeremias schreibt in Bezug auf dieses Gleichnis: Dieses an das Lied vom Weinberg (Jes 5,1-7) anknüpfende Gleichnis steht mit seinem allegorischen Charakter einzig da unter den synoptischen Gleichnissen von Jesus. Der Weinberg ist offensichtlich Israel, die Pächter seine Könige und Leiter, der Grundherr ist Gott, die Boten sind die Propheten, der Sohn ist Christus, die Bestrafung der Winzer versinnbildlicht die Verwerfung Israels, das andere Volk (Mt 21,43) ist die Gemeinde der Heiden (Jeremias 1998, 67f). Die Details haben eine erste und dann eine wesentliche zweite Bedeutung. In der Einleitung schildern die Evangelisten Markus (12,1) und Matthäus (21,33) die sorgfältige Anlage des Weinberges in engem Anschluss an das Lied Jesajas Vom Weinberg. Von dort stammen in der Fassung der LXX die Details wie Zaun, Kelter und Turm. Diese machen jedem Zuhörer deutlich, dass von Gott und Israel die Rede ist.

Der Evangelist Markus berichtet wie der Grundherr 3-mal sendet und jedes Mal werden die Boten misshandelt: verprügelt, durch Faustschläge ins Gesicht entehrt und dann getötet. Der Evangelist Markus steigert das „Mobbing“ stetig bis zum Höhepunkt: dem Mord. Der Evangelist Lukas berichtet die Tötung des dritten Knechtes und die weiteren Misshandlungen nicht. Der Evangelist Matthäus berichtet von der zweifachen Sendung einer Vielzahl von Knechten und deren Misshandlungen und der Sendung des Sohnes zum Schluss.

Die Schlussfrage Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt, was wird er jenen Weingärtnern tun?“ findet sich bei allen drei Synoptikern. Sie knüpft an Jes 5 (aus LXX zitiert). Hier denken alle Zuhörer unwillkürlich an die erstaunliche Geduld des Grundherrn und an die sinnlose Hoffnung der Pächter, dass die Tötung des Sohnes sie in den Besitz des Weinberges bringen werde. Die Bezeichnung Sohn wurde von den Juden zurzeit von Jesus nicht ausschließlich als Messias Titel verstanden; er wird in der jüdischen Literatur auch auf den Patriarchen Jakob bezogen (Jes 9,6; 1Chr 17,13; 2Mose 4,22). Das Gleichnis schildert eine unzufriedene Stimmung der galiläischen Bauern gegen Großgrundbesitzer.

Da Jesus nicht vom Weinberg, sondern von den Pächtern spricht, hat er nicht das Volk als Ganzes im Fokus, sondern dessen Leiter aus dem Hohen Rat. Dieses sehr scharfe Drohwort an die Führer des Volkes, macht deutlich, dass das Heiligtum zur Räuberhöhle geworden ist (Mt 21,13). Nach Jesus ist das Maß der Schuld voll. Gott wird Rechenschaft fordern. Doch auch noch mit diesen Worten versucht Jesus die Leiter des Volkes noch im letzten Augenblick zu einer Wende zu bewegen – hütet euch, auch den letzten Gottesboten abzuweisen!

Fragen / Aufgaben:

(Lies bei Interesse auch zum Vergleich das viel spätere apokryphe Thomasevangelium Logion 65 (im ANHANG)

  1. Welche Details fallen auf? Was ist ihr zweiter Sinn?
  2. Warum wählt Jesus solch drastische Worte?
  3. Wo in der Geschichte des Volkes Gottes wird die „mobbing-Spirale“ deutlich?
  4. Für was macht Jesus die Leiter verantwortlich? Welche Motive unterstellt er ihnen?
  5. Welche Vorsorge können wir treffen, dass heute Gemeindeleiter, Leiter von Missionswerken, Gruppenleiter nicht auf Abwege geraten?

10.10 Das Gleichnis von der königlichen Hochzeit

(Bibeltext: Mt 22,1-14)

Das Gleichnis von der Königlichen Hochzeit hat im Lukasevangelium im Gleichnis vom Großen Abendmahl (Lk 14,15-24) seine Parallele. Es sieht so aus, dass Jesus zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten oft Gleiches oder auch Ähnliches gesagt hat. Zwar ist die große Linie dieselbe: Der Gastgeber (hier im Matthäusevangelium ein König) hat viele zum Hochzeitsmahl eingeladen, doch zur Festzeit entschuldigen sie sich kurzfristig aus verschiedenen Gründen. Da sich jedoch die Gleichnisse in vielen Einzelheiten unterscheiden, wollen wir sie getrennt betrachten.

10.10.1 Die mehrfache Einladung zum Hochzeitsmahl

(Bibeltext: Mt 22,1-10)

Dieses Gleichnis überliefert uns nur der Evangelist Matthäus, er schreibt:

Und Jesus antwortete und redete abermals in Gleichnissen (gr. parabolai,j parabolais) zu ihnen und sprach: Das Himmelreich gleicht (ähnelt) einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Und er sandte seine Knechte aus, die Geladenen zur Hochzeit zu rufen; doch sie wollten nicht kommen. Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Geladenen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie. Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Geladenen waren’s nicht wert. Darum geht hinaus auf die Ausfallstraßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Hochzeit wurde gefüllt mit denen, die sich niederlegten. (Mt 22,1-10 frei übersetzt).

Die einleitenden Worte „(…) und Jesus antwortete und redete wieder in Gleichnissen zu ihnen und sprach“ (Mt 22,1) sind aufschlussreich: Jesus reagiert zwar nicht auf eine konkrete Frage, aber er antwortet auf die Situation – die feindliche Haltung der religiösen Autoritäten. Jesus vergleicht das Reich der Himmel mit der Hochzeit eines Königssohns. Das Reich der Himmel haben wir schon in Mt 4,23; 13,43; 20,1 als die freudige und herrliche Zeit in der Gott in Christus in der finalen Phase des Reiches im neuen Himmel und in der neuen Erde herrschen wird. Diese Freudenzeit wird bildlich dargestellt. Geladene kommen zu einem Mahl, legen sich auf Teppiche/Polster, sehen vor sich die herrlichsten Speisen und ein gepflegtes Tischgespräch unterhält alle. Hier in unserem Gleichnis wird das Fest als ein Hochzeitsfest beschrieben. Nach Richter 14,7-12 kann solch eine Hochzeit sieben Tage dauern, in der Regel jedoch 3-4 Tage (Joh 2,1ff). Der Königsohn soll heiraten, spielt aber sonst im Gleichnis kaum eine Rolle. König und Königssohn markieren hier die außerordentliche Wichtigkeit des Festes. Der Schwerpunkt liegt auf den zum Fest Geladenen.

Auch in diesem Gleichnis sind alle Gerufenen langfristig zur Hochzeit eingeladen worden und werden jetzt am Festtag zur Festeröffnung nochmals freundlich aufgefordert (wörtl. gerufen – kalesai, kalesai) zu kommen. Doch sie wollen nicht kommen – die stärkste Art einen Mitmenschen zu brüskieren! Hier lädt ein König ein – da muss im Verhältnis von Untertanen zum Herrscher etwas sehr schief liegen. Doch der sehr geduldige und großzügige König sendet andere Boten mit Erklärungen und der sehr demütigen Bitte: „(…) alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit“ (Mt 22,4). Somit hatten die Gerufenen drei Einladungen gehört. Bibelleser merken, dass diese Schilderung nicht der Normalität jenes Kulturkreises entspricht. Sie merken auch, dass dieses Gleichnis eine Nähe zum vorherigen Gleichnis von den bösen Weingärtnern hat (Mt 21,33-45). Und auch dort entspricht das von Jesus geschilderte Verhalten der Pächter nicht der gewöhnlichen Erfahrung. In beiden Gleichnissen wird drei Mal eingeladen. Gott selbst sprach durch viele Propheten bis zu Johannes dem Täufer. Gott sprach durch Christus, die Zwölf, die Siebzig – doch Gott ist geduldig! Lies: Jer 7,13.25; 11,7; 25,3; Hes 18,23.32; 33,11; Lk 13,6-9; Röm 2,4; 9,22; 1Tim 1,16; 1Petr 3,20; 2Petr 3,15.

Doch die Eingeladenen reagieren auch auf die dritte Einladung gleichgültig (mein trister Alltag auf dem Feld oder im Laden ist mir wichtiger) und dann sogar feindlich bis verbrecherisch. Die Reaktion der Geladenen ist untypisch für Orientalen. Das muss den Zuhörern aufgefallen sein. Hätte der König die Steuern erhöht, wäre ihr Protest verständlich und nachfollziebar gewesen (lies dazu 2Chr 10,1-17). Aber hier geht es nicht um Steuererhöhung, sondern um die Einladung zu einem großen Fest – was für ein Privileg! Wer von seinen Zuhörern das vorhergehende Gleichnis mitbekommen hat, wird hier eine deutliche Parallele erkannt haben (Mt 21,45). Auch Stefanus wird später der Führung vorhalten: „Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt?“ (Apg 7,52). Wir haben natürlich auch das Schicksal von Johannes dem Täufer im Sinn, wenn wir von Verfolgung, Mißhandlung und Totschlag der Propheten hören (Mt 17,12; 23,35). Doch Jesus macht in diesem Gleichnis seinen Zuhörern sehr deutlich: Gottes Geduld hat Grenzen. Lies 1Mose 6,3; Spr 29,1; Dan 5,22-31; Mt 21,40-44; Lk 13,9; Offb 2,21-22. Es scheint so, dass die Eingeladenen alle in einer eigenen Stadt wohnen, denn ein schreckliches Gericht ereilt diese: Tod und Feuer. Heutige Bibelleser denken dabei auch an Jerusalem 70 n.Chr. und die Eroberung durch Titus Flavius. Josephus berichtet darüber (Jüdische Kriege VI,250-253). Dies kam nicht von ungefähr, sondern Jesus sagte es voraus ()Mt 24,15ff). Man denke aber auch an das erste deutliche Warnsignal Gottes – die Eroberung Jerusalems durch die Babylonier im Jahre 586 v.Chr. bei der die Stadt und der Tempel zerstört und in Brand gesteckt wurden (2Kön 25,1-21; Esra 5,12).

Die ursprünglich Eingeladenen lehnten wiederholt die Einladung des Königs ab. Doch der König lässt sich nicht abhalten – die Feier findet auf jeden Fall statt. So geht die Einladung an die Menschen der Straßen. Ihr Status spielt keine Rolle – jeder wird zum Fest gebeten. Jeder jüdische Zuhörer aus der theologischen Elite sollte hier den zweiten Sinn verstehen: Andere – die Zölner und Sünder, die Samariter, die Nationen, werden ihre Einladung erhalten. Dieses universelle Heilsangebot ist ein zentrales Anliegen von Jesus und dann auch von seinen Nachfolgern (Lk 15,1f; Joh 10,16; Mt 21,31-32; 28,19: Lk 24,47; Röm 10,12-13; 1Kor 7,19; Gal 3,9; Eph 2,14.18; Phil 3,3; Kol 3,11). Vergessen wir jedoch nicht, dass Jesus selbst die Reihenfolge festgelegt hat, welche später auch seine Jünger eingehalten haben (zuerst die Juden, dann die Völker – fangt an in Jerusalem – Lk 24,47; Apg 1,8). Das Ergebnis der Einladung an alle auf den Strassen wird mit den Worten beschrieben: „Und der Hochzeitssaal wurde voll.“

10.10.2 Das fehlende hochzeitliche Gewand

Bibeltext: (Mt 22,11-14)

Dürfen wirklich alle von der Straße Eingeladenen feiern? Der Evangelist Matthäus geht in seiner Schilderung nahtlos über zu dem besonderen Vergleich mit dem fehlenden Hochzeitsgewand, wenn er die Erzählung von Jesus fortsetzt mit den Worten:

Da ging der König hinein, sich die (zu Tisch) Liegenden anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähneklappern sein. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt. (Mt 22,11-14).

Hier wollen wir einigen Fragen nachgehen:

1.Frage: Warum redet der König den Menschen, der kein hochzeitliches Gewand anhatte, mit Freund an? Schließlich wirft man doch einen Freund nicht auf solch schmähliche Weise aus der Festgemeinschaft hinaus. Die Anrede `etai;re etaire` in der sehr knappen Vokativ Form (Rufform) kommt noch in Matthäus 20,13 und 26.50 vor und in keinem dieser drei Geschichten ist die angeredete Person Freund im tieferen Sinne von `file; mou phile moumein Freund`. Da Jesus auch durch dieses Gleichnjs Realitäten des Himmelreiches verdeutlichen will, ist in dem König sowohl Gott der Vater als auch der Sohn gemeint. Und Jesus redet nur die mit meine Freunde an, die seinen Willen tun (Joh 15,14-15: fi,loi mou philoi mou). Jedoch in allen drei Stellen, in denen diese ungewöhnliche Anrede gewählt wurde, ist das Verhalten der angeredeten Personen negativ, bei Judas in Matthäus 26,50 (vgl. Lk 22,48) sogar mit verräterischer Handlung verbunden. In der LXX wird dieser Begriff häufig in neutraler aber auch positiver Beziehung verwendet, allerdings nicht in der Rufform (Ri 4,17; 11,37; 2Sam 13,3; 2Sam 15,37; Hiob 8,13; 30,29; Dan 2,17). In der klassischen griechischen Literatur wird die Bezeichnung `etai;roj etairos als allgemeine Anrede an jemanden, dessen Namen man nicht weiss, verwendet. Es kann ins Deutsche  mit `Genosse, Kamerad, Freund, Gefährte` übersetzt werden (Walter Bauer 1971, 622).

Bei der Härte der verurteilenden Worte des Königs würde aber keines dieser vier Anredevarianten so richtig passen. es sei denn dass Jesus den Begriff `Freund` in sehr allgemeinem Sinne als blose Anrede gebrauchte.

2.Frage: Was ist der Sinn und die Bedeutung der hochzeitlichen Bekleidung?

Das hochzeitliche Gewand macht uns Schwierigkeiten im Verstehen. Wie kann man von Leuten, die auf den Straßen aufgelesen wurden, passende Hochzeitskleidung erwarten? Es wird jedoch ohne nähere Erklärung vorausgesetzt, dass der Gefragte in geeigneter Kleidung hätte erscheinen können. Es war wohl überflüssig extra zu betonen, dass der König für Bad und passende Festkleidung vorgesorgt hat (vgl. dazu Lk 15,22-24). Sowohl der König im Gleichnis, als auch der Herr in der Realität ist großzügig und vorsorglich den Bedürftigen gegenüber. Es lag eindeutig an dem Menschen, der die Festkleidung verweigerte, oder nachdem er sie angenommen hatte, wieder ablegte. Im Gleichnis wird nur ein Mann gefragt, wie er ohne hochzeitliches Gewand hereingekommen sei. Doch hier müssen matematische Vergleiche außen vor bleiben. Das Gleichnis hat an seinem jetzigen Platz und in seiner jetzigen Form keine Erklärung, so dass wir auf den gesamtbiblischen Kontext zurückgreifen müssen um eine mögliche Erklärung zu bekommen.

Kleider sind in der Bibel häufig Symbol für den Status eines Menschen, sie sagen aber auch etwas über sein Wesen aus, ebenso über seine Beziehung zu Gott. Hier einnige Beispiele:

  • 1Mose 3,7: „Da wurden ihnen beiden die Augen geöffnet, und sie erkannten, dass sie nackt waren; und sie banden sich Feigenblätter um und machten sich Schurze.“ Die Selbstgemachte Kleidung aus Feigenblättern wurde von Gott nicht anerkannt und er selbst machte für Adam und Eva Kleider aus Fellen (geschlachteter Tiere). So lesen wir in 1Mose 3,21: „Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fell und bekleidete sie.“ Sie nahmen diese von Gott gemachten Kleider an und wurden so mit Gott wieder in Gemeinschaft gebracht.
  • 2Mose 29,4ff: Aaron und seine Söhne sollten für ihren Dienst mit besonderer, von Gott vorgeschriebenen Bekleidung ausgestattet werden.
  • Wir lesen in Jesaja 61,3: „(…) um den Trauernden von Zion zu verleihen, dass ihnen Kopfschmuck statt Asche gegeben werde, Freudenöl statt Trauer und Feierkleider statt eines betrübten Geistes, dass sie genannt werden »Bäume der Gerechtigkeit«, eine »Pflanzung des HERRN« zu seinem Ruhm.“
  • In Jesaja 61,10 werden kostbare Kleider als Bild für Rettung und Gerechtigkeit durch den Herrn zugeteilt. So lesen wir: „Ich freue mich im HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils (Rettung) angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam mit priesterlichem Kopfschmuck geziert und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt.“ Auch hier ist von Bräutigam und der Braut die Rede – indirekter hochzeitlicher Bezug.
  • In Lukas 15,22-24 hören wir den Vater sagen: „Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb und schlachtet’s; lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.“
  • In Offenbarung 19,7-8 wird der Beginn der endgültigen und himmlischen Hochzeitsfeier bildhaft beschrieben und dabei die besondere Bekleidung der Braut (Gemeinde) hervorgehoben. Ausdrücklich heißt es, dass ihr diese Bekleidung gegeben wurde. „Lasst uns fröhlich sein und jubeln und ihm die Ehre geben! Denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereit gemacht.Und es wurde ihr gegeben, sich in feine Leinwand zu kleiden, rein und glänzend; denn die feine Leinwand ist die Gerechtigkeit der Heiligen.“
  • Ähnlich auch in Offenbarung 7,13-15: „Und einer der Ältesten antwortete und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit den weißen Kleidern angetan sind, und woher sind sie gekommen? Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt es. Und er sprach zu mir: Diese sind’s, die aus der großen Trübsal kommen und haben ihre Kleider gewaschen und haben sie hell gemacht im Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel“.

Die Frage des Königs: „Wie bist du ohne Hochzeitskleid hereingekommen“ erweckt sogar den Eindruck, dass dieser Mensch sich mit einer Art List hereingeschliechen hatte. Es ist möglich, dass Jesus hier sagen will, dass sich einige zu den „Kindern des Reiches Gottes“ rechnen, die in Wirklichkeit aber eine ganz andere Gesinnung haben. Wenn dies stimmt, dann ist das Gleichnis vom Fehlenden hochzeitlichen Gewand eine Warnung gegen falsche Jüngerschaft. Nicht wer „Herr, Herr“ sagt (Mt 7,21) kommt ins Reich Gottes, sondern wer den Willen des himmlischen Vaters tut! Der Eingang und Verbleib im Reich Gottes ist nur nach den Bedingungen Gottes möglich. Gott bietet dem Menschen an seine Kleider zu wechseln. Er zieht aus die Kleider der Schuld und Sünde durch Vergebung und kleidet in seine Gerechtigkeit. Dies tut Er aufgrund des Sühnetodes seines Sohnes. Glauben bedeutet demnach des Königs Angebot anzunehmen.

3.Frage: Ist das Urteil des Königs nicht zu hart?

Der Befehl des Königs birgt in sich keinerlei Milde. „Bindet ihm Füße und Hände und werft ihn in die Finsternis hinaus, da wird Heulen und Zähneklappern sein“. Ähnliches sagte Jesus in einem anderen Zusammenhang und ohne gleichnishafte Verpackung in Lukas 13,23-30:

(…) Da wird das Heulen und das Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes seht, euch selbst aber hinausgestoßen! Und sie werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, und zu Tisch sitzen im Reich Gottes. Und siehe, es sind Letzte, die werden Erste sein; und es sind Erste, die werden Letzte sein.“

Auch wenn diese Worte vordergründig den Zeitgenossen von Jesus gesagt wurden, so behalten sie ihre Gültigkeit für alle Menschen aller Zeiten. Der Autor des Hebräerbriefes schreibt: „wie viel schlimmerer Strafe, meint ihr, wird derjenige schuldig erachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt wurde, für gemein geachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat?“ (Hebr 10,29). Das Angebot in Gottes Reich und an seinem Tisch mitzufeiern ist so gewaltig und für Gott so kostenintensiv, dass die Ablehnung oder Missbrauch der Einladung ein angemessenes und gerechtes Urteil nach sich zieht. (weitere Stellen dazu: Mt 8,11; 13,42; 13,49-50; 24,50).

4.Frage: Was bedeutet: „viele sind berufen aber wenige sind auserwählt“?

Diese zusammenfassende Schlussfolgerung von Jesus ist nicht leicht zu verstehen, hat sie doch mit der Erwählung durch Gott, aber auch mit der freien Willensentscheidung des Menschen zu tun. Die zwei griechischen Begriffe, welche hier verwendet werden sind: `,klhtoi kl¢toi – Berufene` im Nom. Pl. und `e,klektoi, eklektoi – Auserwählte` im Nom. Pl. Jesus macht eine Abstufung zwischen `berufen` und `auserwählt`, dementsprechend zwischen `Berufenen` und `Auserwählten`.

Ausgehend vom Gleichnis erging zunächst ein Ruf, eine Einladung (Berufung) zur Hochzeitsfeier an die, welche bereits eine Vorabeinladung (Erwählung) hatten. Auf jeden Fall hatten diese Menschen einen zeitlichen Vorsprung vor den anderen. Es war das Volk Israel in seiner Gesamtheit. So steht geschrieben in 5Mose 7,6-7:

Denn du bist dem HERRN, deinem Gott, ein heiliges Volk. Dich hat der HERR, dein Gott, erwählt, (e,xele,xato exelexato – auserwählt) dass du ihm zum Volk seines Eigentums wirst aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind. Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker, hat der HERR sich euch zugeneigt und euch erwählt – ihr seid ja das geringste unter allen Völkern -, sondern wegen der Liebe des HERRN zu euch, und weil er den Eid hielt, den er euren Vätern geschworen, hat.“ (vergl. auch mit Apg 13,17; „Gott hat unsere Väter auserwählt (e,xele,xato exelexato)“.

Doch es ist wichtig für uns zu beachten, dass die Auserwählung des Volkes durch Gott nicht um jeden Preis in Kraft bleibt, sondern an eine wesentliche Bedingung geknüpft wurde. Diese lautete: „Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein.“ (2Mose 19,5). Das gr. Verb für `auserwählt – exelexato ` hat in sich sozusagen zweimal die Präposition `ex`, was `aus, heraus` bedeutet. Es geht also um ein Aus-wählen aus dem Gesamten oder dem Allgemeinen. Israel wurde von Gott aus allen anderen Völkern aus Liebe und wegen des Eides an Abraham ausgewählt, danach aus Ägypten herausgerufen und herausgeführt. Dies tat Gott an diesem Volk jedoch nicht zu deren Selbstverwirklichung, sondern damit Gott zu seiner, ihm allein gebührenden, Ehre kommt und sein Name in aller Welt bekannt wird (5Mose 4,6-8; Jes 49,3: „Und er sprach zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, durch den ich mich verherrlichen will.“ Hier zwar auf den kommenden Messias bezogen, doch ursprünglich war es die Aufgabe des Volkes Israel). Weil jedoch ein Teil aus diesem Volk, in erster Linie die Verantwortlichen, die Berufung und Erwählung nicht werthielten (Mt 21,43; 22,8;  Röm 11,20), darum wendet sich der König den anderen zu, denen auf der Strasse.

Natürlich denken wir da gleich an die Menschen aus den Völkern, doch sind die Menschen der Strasse nicht zunächst auch die Zöllner und Sünder, die verlorenen Schafe aus dem Hause Israel? So gebot Jesus seinen Jüngern: „geht nicht auf die Straßen der Heiden …, sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.“ (Mt 10,6). Der gläubige Rest aus Israel wurde und wird gerettet werden, so auch später der Apostel Paulus in Römer 11,4-7: „Aber was sagt ihm (dem Elia) die göttliche Antwort? (1. Könige 19,18): »Ich habe mir übrig gelassen siebentausend Mann, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor Baal.« So geht es auch jetzt zu dieser Zeit: Ein Rest ist geblieben, der erwählt ist aus Gnade (gemäß der Erwählung aus Gnade). Ist’s aber aus Gnade, so ist’s nicht aufgrund von Werken; sonst wäre Gnade nicht Gnade. Wie nun? Was Israel sucht, das hat es nicht erlangt; die Erwählten (die aus der Erwählung) aber haben es erlangt. Die Übrigen wurden verstockt.“

An Israel sehen wir, dass in der Auserwählung durch Gott, die freie Willensentscheidung des Einzelnen berücksichtigt wird. Entsprechend ist dann auch die Reaktion von Gottes Seite. Gott handelt nach bestimmten Prinzipien. „Auch die Engel, die ihren hohen Rang nicht bewahrten, sondern ihre Wohnstatt verließen, hat er für das Gericht des großen Tages aufbewahrt mit ewigen Banden in der Finsternis.“ (Judas 6).

In höchstem Maße ist sogar der Auserwählte (o e,klekto,j o eklektos) und Geliebte (,o agaphto,j o agaphtos)  – der Sohn Gottes ((Jes 42,1; Mt 12,18; Mt 3,17; 1Petr 2,4.6; Lk 9,35), der Prüfung, ja sogar der stärksten Versuchungen ausgesetzt worden (Mt 4,1-11; 26,39ff; Hebr 4,15; 1,7-8). So werden auch die Berufenen und Auserwählten den Prüfungen von Gott und den Versuchungen vom Bösen (eingeschränkt) ausgesetzt, damit ihre Treue zu Gott geprüft wird (1Petr 1,7; 1Kor 10,13; Mt 24,13.22.24).

Die Auserwählten `e,klektou,j eklektous`, werden von Jesus in der Endzeitrede hervorgehoben (Mt 24,22.24,31). Klar ist, dass die Auserwählten auch berufen wurden. Werden demnach nicht alle, welche berufen wurden auch das Ziel erreichen, also zu den Auserwählten gehören? Auch auf diese Frage gibt Jesus eine Antwort, denn er hat Einblick in das, was war, was ist und in das was sein wird (Joh 2,25; 6,64; Lk 13,28; Offb 3,4.16). Jesus sah die reale Entwicklung voraus:

  • Mt 7,14: „Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden!
  • Mt 24,12-13: „Und weil die Missachtung des Gesetzes überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten. Wer aber bis an das Ende geduldig ausharrt, wird gerettet werden.“
  • Offb 3,4: „Aber du hast einige in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben; die werden mit mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind’s wert.“

Wie können wir uns die Vorgehensweise von Gott vorstellen? Zunächst ist eindeutig, dass die Initiative von Gott ausgeht;

  • Wegen seiner Zielsetzung – dem Sohn eine Braut/Frau (Gemeinde) zuzuführen auserwählt er nach seinen Bedingungen (und aufgrund seines Vorherwissens) eine (für Menschen) unzählbare Schar (Eph 1,1-22; Offb 7,9).
  • Aufgrund von Gnade (nicht durch Verdienste der Menschen) und wegen seines Erbarmens sollen die vielen/alle die Möglichkeit des Heils bekommen (Mt 28,19: „allen Völkern“; Röm 5,15-19 „den Vielen“; 11,32 „aller erbarme“; 1Tim 2,4; 2Petr 3,9: „Gott will, dass alle Umkehren und gerettet werden“).
  • Zu verschiedenen Zeiten und unter den günstigsten Umständen ruft Gott jeden Menschen. Doch weil er selbst den Menschen mit der Fähigkeit der freien Willensentscheidung ausgestattet hat, beeinflusst diese den Ruf, die Berufung und Auserwählung (Jos 24,15; Joh 6,67).
  • In seiner Souverenität ruft, beruft und wählt Gott aus der Vielzahl bestimmte Menschen aus für die Verwirklichung seines Rettungsplanes. Es geht dabei um besondere Dienste: Abraham (1Mose 12), Mose (2Mose 3), David (1Sam 16), Johannes der Täufer (Lk 1; 3) Maria und Josef (Mt 1; Lk 1).
  • Aus der Vielzahl seiner Nachfolger rief, berief Jesus die zwölf Jünger (Mt 10; Mk 3). Diese (e,klexa,menoj eklexamenos – auserwählte er), so lesen wir in Johanner 15,16: „Nicht ihr habt mich auserwählt, sondern ich habe euch (e,xelexa,mhn exelexam¢n – auserwählt)“. Ähnlich bei Paulus (Apg 9). Dieselbe Initiative von Jesus wird mit denselben Begiffen auch in den übrigen Texten deutlich gemacht: Joh 6,70 13,18; 15,19 auch Apg 1,2.24. Es fällt dabei auf, dass Jesus zunächst eine Auswahl der Jünger getroffen hat und erst danach diese namentlich berief.
  • In Römer 8,33: bezogen im weiteren Sinne auf die (e,klektw,n eklektön – Auserwählten) Gottes in Rom. So auch in 1Kor 1,28: Gott hat euch (e,xele,xato exelexato – auserwählt). Eph 1,4: wie er euch (e,xele,xato exelexato – auserwählt) hat in ihm (in Christus) vor Grundlegung der Welt. Kol 3,12: (e,klektoi, eklektoi – Auserwählte) Gottes, Heilige und Geliebte. 1Tim 5,21; 2Tim 2,10: Den (e,klektou,j eklektous – Auserwählten). Tit 1,1: Den (e,klektw,n eklektön – Auserwählten) Gottes. Jak 2,5: Hat nicht Gott die Armen der Welt (e,xele,xato exelexato – auserwählt) die am Glauben reich sind? 1Petr 1,1: Die (e,klektoi,j eklektois – Auserwählten). 1Petr 2,9: Das (e,klekto,n eklekton – auserwählte) Geschlecht (bezogen auf das gesamte Volk Gottes in Anlehnung an 2Mose 19,5-6). Lk 18,7: seine Auserwählten retten. Röm 16,13: bezogen auf eine Einzelperson Namens Rufus. 2Joh 1,1: Die auserwählte Herrin.

Doch auch der, welcher den Ruf gehört und die Berufung angenommen hat, ist durch den Apostel Petrus  aufgefordert: „Darum, Brüder, befleißigt euch umso mehr, eure Berufung und Erwählung (gr. klh,sin kai e,klogh,n kl¢sin kai eklog¢n) festzumachen! Denn wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals straucheln.“ (2Petr 1,10). Die Berufung und Auserwählung kann und wird durch den Glauben festgemacht und bewahrt, so in Offenbarung 17,14: „Die werden gegen das Lamm kämpfen, und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und die mit ihm sind, sind die Berufene und Auserwählte und Gläubige klh,toi kai e,klektoi kai pistoi, kl¢toi kai eklektoi kai pistoi.“ (weitere Stellen dazu: Mt 24,13; 1Petr 1,5; Offb 2,26).

Viele sind berufen“ kann also auf alle bezogen werden, „Wenige sind auserwählt“ – es sind nur die, welche den Ruf (die Berufung) angenommen haben und durch den Glauben ihre Rechtfertigung (Hochzeitsgewand) bewahren.

Fragen / Aufgaben:

  1. Wo und in welcher Umgebung erzählte Jesus dieses Gleichnis?
  2. Welche Unterschiede fallen dir ein, wenn du die Gleichnisse Vom großen Abendmahl und Von der königlichen Hochzeit vergleichst? Was haben diese Gleichnisse gemeinsam?
  3. Was hält die Eingeladenen damals wie heute vom Kommen ab?
  4. Sind in unserer Mitte die „von der Straße“ herzlich begrüßt und willkommen geheißen?
  5. Gehen wir noch auf die „Straßen und Kreuzungen“ um `Gute und Böse` einzuladen?
  6. Was symbolisiert das Gewand hier im Gleichnis? Welche weiteren Aussagen finden wir in der Bibel (Mk 9,3; Offb 3,4; 3,18; 22,14).
  7. Wen meint Jesus mit den `Berufenen` mit den `Auserwählten`?
  8. Können auch auserwählte straucheln, wieder verloren gehen?

10.11 Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist

(Bibeltexte: Mt 22,15-22; Mk 12,13-17; Lk 20,20-26)

Der Evangelist Matthäus (Markus und Lukas folgen ihm) berichtet, wie eine Abordnung aus der Gruppe der Pharisäer zusammen mit Gefolgsleuten des Vierfürsten Herodes zu Jesus kommen. Auslöser war ihre Verärgerung über Jesus, der in seinen Gleichnissen von den bösen Weingärtnern und der königlichen Hochzeit eindeutig auf die ablehnende Haltung der Führenden im Judentum und deren Folgen hinwies (Mt 21,45-46; 22,1-15a; Mk 12,1-13a; Lk 20,19-20a). Der Evangelist Matthäus schreibt:

Dann gingen die Pharisäer hin und hielten Rat, wie sie ihn bei einem Ausspruch fangen könnten. Und sie senden ihre Jünger mit den Herodianern zu ihm und sagen: Lehrer, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und den Weg Gottes in Wahrheit lehrst und dich um niemand kümmerst, denn du siehst nicht auf die Person (auf das Gesicht) der Menschen. Sage uns nun, was denkst du: Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer (lat: census) zu geben, oder nicht? Da aber Jesus ihre Bosheit erkannte, sprach er: Was versucht ihr mich, Heuchler? Zeigt mir die Steuermünze! Sie aber überreichten ihm einen Denar (röm. Währung). Und er spricht zu ihnen: Wessen Bild (gr. ei,kw,neikön) und Aufschrift ist das? Sie sagen zu ihm: Des Kaisers. Da spricht er zu ihnen: Gebt denn dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist. Und als sie das hörten, wunderten sie sich und ließen ihn und gingen weg. (Mt 22,15-22).

Der Evangelist Lukas ergänzt: „Und sie beobachteten ihn und sandten Auflauerer aus, die sich stellten, als ob sie fromm (gerecht) seien, um ihn in der Rede zu fangen, damit sie ihn der Obrigkeit und der Macht des Statthalters überliefern könnten.“ (Lk 20,20). Aus Lukas 20,19 geht hervor, dass auch die Hohenpriester in diesen Rat einbezogen sind. Die Pharisäer gehen aber nicht selber zu Jesus, sondern schicken ihre Schüler zu ihm (Mt 22,16). Dies schien ihnen unauffälliger zu sein. Dass sie auch noch mit dem Herodes, der sich ebenfalls wegen des Passafestes in Jerusalem aufhält paktieren, ist nicht neu, wie wir aus Markus 3,6 erfahren. Für den Fall, dass ihr Plan aufgeht, brauchten sie auch hier die politische Macht um Jesus festzunehmen.

Die Evangelisten betonen sehr deutlich die Motive und Tricks der Gegner von Jesus. Es sind: Arglist, Bosheit, Heuchelei – vorgetäuschte Frömmigkeit und dies alles mit der Absicht, Jesus zu Fall zu bringen. Ebenso heben die Evangelisten hervor, dass Jesus sie durchschaut. Hier wird mal wieder deutlich, dass die sogenannten menschlichen Psychotricks von der Weisheit und Erkenntnis Gottes entlarvt werden.

Der Evangelist Lukas schließt ab mit der Ergänzung: „Und sie konnten ihn in seinem Wort vor dem Volk nicht fangen; und sie verwunderten sich über seine Antwort und schwiegen.“ (Lk 22,26).

Jesus lehrt gerade im Tempelbereich Jerusalems. Die beauftragten Schüler der Pharisäer sprechen als eigentliche Gegner gemeinsam Jesus an. Darum spricht Lukas von einem Auflauern und Markus davon, ihn in der Rede zu fangen. Sie geben ihrer Erwartung Ausdruck, dass Jesus gerade heraus antwortet, ohne auf jemand Rücksicht zu nehmen (Bruce, 180f). Die abgestimmte Frage bezieht sich darauf, ob die römischen Steuerforderungen in Übereinstimmung mit dem Gesetz für Israel, der Grundlage des jüdischen Volkes seien. Die Fragesteller erhoffen sich eine Antwort, die zur Anklage vor dem römischen Statthalter ausreicht (Lk 20,20).

Verschärft wurde diese Frage durch die Tatsache, dass in Galiläa die Steuern an den Sohn des Herodes des Großen: Herodes Antipas gezahlt wurde. Er war zwar unbeliebt, aber an ihm konnte man als Freund der Synagoge Steuern zahlen. In Judäa war zwar erst ein weiterer Sohn des Herodes des Großen als König (Etnarch-Volksfürst) eingesetzt, aber seine brutale Herrschaft wurde durch einen direkten römischen Statthalter abgelöst, dem man als Heiden nur sehr ungern Steuern zahlte. Das jüdische Volk war über lange Zeit an Steuerzahlungen an Fremdherrscher gewohnt. Selbst Propheten sahen, dass Gott diese Herrscher als Rute (Jes 5,10) zugelassen hatte, dem man als Anerkennung der Herrschaft Steuern zahlte (z.B. Neh 5,4). Zurzeit von Jesus gibt es aber Zeitgenossen, die der Ansicht sind, dass Gott allein der König Israels sei und man deshalb keinen heidnischen Herrscher durch Tributzahlungen anerkennen dürfe (Judas der Galiläer, Apg 5,37). Der Aufstand des Judas aus Galiläa wurde zwar niedergeschlagen, aber seine Ideen sind noch weit verbreitet.

Theologisch ist es also tatsächlich umstritten, ob man in Judäa im Gegensatz zur Diaspora Steuern an den römischen Statthalter zahlen solle. Der 10. Teil des Ertrages des Landes an den Tempel zu zahlen war selbstverständlich – aber darüber hinaus römische Steuern? Für viele Tempelbesucher war die Antwort ein offensichtliches: „NEIN!“ Solange Jesus in Galiläa war, war diese Frage nicht in der gleichen Weise akut – was auch immer er jetzt in Judäa antworten würde – er muss sich in Schwierigkeiten bringen! Ist Jesus ein schlechter Frommer und ein noch schlechterer Patriot oder ein Aufrührer gegen den römischen Statthalter?

Jesus lässt sich einen römischen Silberdenar bringen, mit der die römische Steuer bezahlt werden muss. Auf die Frage nach Bild und Aufschrift auf der Münze, geben die Fragesteller, dass dort Namen und Bild des Kaisers zu finden sei. Jesus gibt die klassisch prägnante Antwort:

„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!.“ (Mt 22,21).

Mit dem Wort „geben“ können wir auch den Begriff: zurückgeben, was jemanden gehört“ verbinden.

Bedeutet dies die unausgesprochene Anerkennung der römischen Herrschaft? In gewisser Weise – ja! Jesus hat in keiner Form vor, die Unabhängigkeit Judäas von Rom auszurufen. Aber in anderer Hinsicht wollen streng gläubige Juden diese Münzen weder anschauen, geschweige denn besitzen, da dort ein Bild zu finden ist. Sie begründen dies mit 2Mose 20,4. Also taugen diese Münzen nicht für Gläubige und sollen schnell dorthin zurückgebracht werden, woher sie kamen. Der Anspruch Gottes wird durch ein solches Zurückgeben nicht verletzt.

Jetzt kommt es natürlich darauf an, zu erkennen, was denn alles „Gottes ist?“ Welche Ansprüche hat Gott im Himmel? Hier geht Jesus in der Karwoche wohl sehr viel radikalere Wege, als die Fragesteller ahnen können.

Jesus geht nicht in die Falle und kann sein Hauptanliegen nochmals klar formulieren.

Obwohl sie über die Antwort von Jesus sehr staunten und sich zurückzogen, werden sie in einigen Tagen die Steuerfrage vor Pilatus erneut vorbringen, diesmal in verdrehter Form als Anklagepunkt (Lk 23,2).

Fragen / Aufgaben:

  1. Wer tat sich da mit wem zusammen und mit welcher Zielsetzung?
  2. Wie bewertet Jesus ihre Herzenseinstellung und wie bezeichnet er sie?
  3. Warum wurde die Steuerfrage erst in Judäa so akut? Warum gerade nach dem öffentlichen Einzug von Jesus in Jerusalem?
  4. Warum wurden römische Münzen mit Namen und Bild des Kaisers geprägt?
  5. Wie verstehen wir 2Mose 20,4? Welche Begründung haben wir für unseren lockeren Umgang mit Abbildungen, Ikonen, Statuetten?
  6. Wie sollen sich Christen in Steuerfragen verhalten? Welche Hinweise geben uns dazu die Apostel des Herrn?
  7. Welche Ansprüche hat denn nun Gott in unserem Leben?

10.12 Gibt es die Auferstehung von den Toten? Was sagt Jesus dazu?

(Bibeltexte: Mt 22,23-33; Mk 12,18-27; Lk 20,27-40)

Die theologische Auseinandersetzung von Jesus mit den Sadduzäern über die Auferstehung der Toten wird in allen drei synoptischen Evangelien beschrieben.Die Texte ergänzen einander, wir folgen dem Bericht des Matthäus mit еrgänzenden Aussagen des Lukas.

An jenem Tag kamen Sadduzäer zu ihm, die da sagen, es gebe keine Auferstehung; und sie fragten ihn und sprachen: Lehrer, Mose hat gesagt: Wenn jemand stirbt und keine Kinder hat, so soll sein Bruder seine Frau heiraten und soll seinem Bruder Nachkommenschaft erwecken. Es waren aber bei uns sieben Brüder. Und der erste heiratete und starb; und weil er keine Nachkommenschaft hatte, hinterließ er seine Frau seinem Bruder. Ebenso auch der zweite und der dritte, bis auf den siebten. Zuletzt aber von allen starb die Frau. Wessen Frau von den sieben wird sie nun in der Auferstehung sein? Denn alle hatten sie. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr die Schriften nicht kennt noch die Kraft Gottes; denn in der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel im Himmel (Lk ergänzt: „die aber, die für würdig gehalten werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten (….) denn sie können auch nicht mehr sterben, denn sie sind Engeln gleich und sind Söhne Gottes, da sie Söhne der Auferstehung sind). Was aber die Auferstehung der Toten betrifft: Habt ihr nicht gelesen, was zu euch geredet ist von Gott, der da spricht: „Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“? (Lk ergänzt: Dass aber die Toten auferweckt werden, hat auch Mose beim Dornbusch angedeutet, wenn er den Herrn „den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs“ nennt). Gott ist nicht der Gott von Toten, sondern von Lebenden (Lk ergänzt: denn für ihn leben alle). Und als die Volksmengen es hörten, erstaunten sie über seine Lehre. (Lk ergänzt:  „Da antworteten einige der Schriftgelehrten und sprachen: Meister, du hast recht geredet. Denn sie wagten nicht mehr, ihn etwas zu fragen“).  (Mt 22,23-33).

Abbildung 13 Die Sand- und Steinwüste im Wadi Rum ist keineswegs vegetationslos. Die Dornbüsche haben oft mehrere Meter tiefe Wurzeln.  (Foto: 6. November 2014).

Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwieger-vaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt.  

Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.“ (2Mose 3,1-6).

ANMERKUNG: Mit dem Hinweis auf den Dornbusch aus 2Mose 3,1ff (bei Markus und Lukas), unterstreicht Jesus wenn auch nur indirekt, die Historizität des Ereignisses in der Wüste am Berg Horeb.

Nun sind die Sadduzäer an der Reihe und sie kommen mit ihrem Anliegen zu Jesus. Es geht um die Frage der Auferstehung der Toten. Matthäus hebt gleich hervor, dass die Sadduzäer an die Auferstehung der Toten nicht glaubten (Mt 22,23). In der Apostelgeschichte 23,6-8 ergänzt Lukas: „(…), denn die Sadduzäer sagen, es gebe keine Auferstehung noch Engel noch Geist; die Pharisäer aber bekennen beides.“ Die Sadduzäer beginnen mit: „Lehrer, Mose hat geboten“, damit bringen sie zum Ausdruck, dass ihnen die Schriften des Mose bekannt sind und sie diese als Grundlage für ihre Lebenspraxis anerkennen. Die sogenannte Schwagerehe ist im Gesetz geregelt gewesen, damit Grundbesitz einer Familie, einer Sippe oder eines Stammes nicht verlorengeht (5Mose 25,5-9). Liebe oder Zuneigung bei der Heirat spielten eher eine untergeordnete Rolle, sachliche und wirtschaftliche Gründe überwogen. Bereits vor der Gesetzgebung am Sinai waren solcherlei Gepflogenheiten in der Praxis, wie die kuriose Geschichte aus 1Mose 38,6ff nahe legt. Aus der Richterzeit ist eine eher romantische Geschichte von Ruth und Boas überliefert worden (Ruth 4,1ff).

Ob die Geschichte mit der die Sadduzäer Jesus beeindrucken wollen echt oder erdacht war, lässt sich nicht feststellen. Immerhin sagen sie: „es waren bei uns sieben Brüder“. Was jedoch klar ist, die Sadduzäer wollen Jesus in eine theologische Schwierigkeit bringen, um ihren Standpunkt gegenüber den Pharisäern (die dabeistanden) zu rechtfertigen. Jesus kennt ihre Motive und daher geht er mit ihnen nicht gerade zimperlich um. In diesem Fall weist er auf ihre totale Verirrung hin und dies aus zwei wichtigen Gründen. Sie wissen oder kennen  die Schriften nicht, noch die Kraft Gottes.

Und nun beginnt Jesus mit der Klärung der Missverständnisse. Er macht unmissverständlich klar:

  • Dass die Ehe und die damit einhergehenden Rechtsbestimmungen nur für dieses irdische Leben in Kraft sind;
  • Dass Diejenigen, welche würdig sind die himmlische Welt und die Auferstehung von den Toten zu erreichen (gemeint sind hier die Gläubigen) werden den Engeln gleichen, so der griechische Begriff `i,sa,ggeloi isangeloi. Die geschlechtsspezifischen Merkmale und Verhaltensweisen sind dort aufgehoben.
  • Dass sie Söhne Gottes sind;
  • Dass sie Söhne der Auferstehung sind und daher nicht mehr sterben können.

Was für klare Aussagen von dem, der aus jener Welt kommt und davon genaue Kenntnis hat. Da die Sadduzäer sich hauptsächlich auf die fünf Bücher Moses, die Thora stützten, fehlte ihnen der Zugang zu vielen wichtigen Aussagen zum Thema Auferstehung aus den Psalmen und den Propheten, wie zum Beispiel:

  • Psalm 16,9-10: „Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich; auch mein Leib wird sicher wohnen. Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe (LXX: verwese).“
  • Jesaja 26,19: „Aber deine Toten werden leben, deine Leichname werden auferstehen. Wachet auf und rühmet, die ihr liegt unter der Erde! Denn ein Tau der Lichter ist dein Tau, und die Erde wird die Schatten (Totengeister) herausgeben.“
  • Daniel 12,2 „Und viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen; die einen zum ewigen Leben, die anderen zur ewigen Schmach und Schande.“
  • Daniel 12,13: „Du aber, Daniel, geh dem Ende entgegen, und ruhe, bis du aufstehst zu deinem Erbteil am Ende der Tage!
  • Weitere (wenn auch indirekte) Hinweise auf die ‚Auferstehung der Toten finden wir in 2Mose 32,32-33; Psalm 17,15; 69,29; Hesekiel 37,1-14; Hosea 6,2. Die Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde in Jesaja 65,17-19; 66,22 macht nur Sinn, wenn es die Auferstehung von den Toten gibt.

Diese Schriftaussagen waren den Sadduzäern nicht bekannt oder sie hatten für sie nicht den gleichen Stellenwert wie die fünf Bücher Moses. Doch Jesus macht sie aufmerksam auf eine wesentliche Aussage aus den Schriften, welche sie anerkannten.

Nun führt Jesus seine Zuhörer in die göttliche Hermeneutik ein. Denn die Schrift birgt in sich göttliche Gedanken. Die Beachtung grammatischer Details erschließt tiefe göttliche Inhalte. Durch die Redewendung: „Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden, denn sie leben ihm alle“, wird zum einen das ewige, immerwährende Sein Gottes bekräftigt und zum anderen die unaufhörliche Existenz der genannten Personen angedeutet. Sogar noch mehr, es besteht eine Wechselbeziehung zwischen Gott und den entschlafenen Gläubigen.

Am Ende des Gesprächs breitet sich ein Staunen aus unter der Volksmenge. Den Fragestellern bekräftigt Jesus noch einmal: „darum irret ihr sehr“. Die Sadduzäer können mit solch einem Lehrer und dessen vollmächtiger Schriftauslegung nicht mithalten, sie trauen sich nicht, weitere Fragen zu stellen. Wahrscheinlich zogen sie sich beschämt zurück. Aus der Gruppe der Pharisäer, die diese Diskussion sicherlich aufmerksam mitverfolgten, kommt eine positive Reaktion. „Lehrer, du hast gut geredet“. In dieser so wichtigen theologischen Wahrheit wissen sie sich von Jesus bestätigt.

Fragen / Aufgaben:

  1. Welche Gruppe aus den Juden wollte Jesus in eine theologische Falle führen?
  2. Was glaubten sie, bzw. was glaubten sie nicht im Gegensatz zu den Pharisäern?
  3. Wie ist es zu erklären, dass bei der Vielzahl direkter und indirekter Aussagen über die Auferstehung von den Toten in den Psalmen und Propheten, die Sadduzäer daran nicht glaubten?
  4. Wie ist es mit der Geschichte, welche sie Jesus vortrugen, könnte sie in echt gewesen sein?
  5. Suche im Alten Testament nach Textstellen, in denen diese besonderen Fälle der sogenannten Schwagerehe geregelt werden.
  6. Wie reagiert Jesus auf das Anliegen der Sadduzäer?
  7. Welchen Einblick gibt Jesus in jene Welt und was hat dies mit der Ehe hier auf Erden zu tun?
  8. Wie begründet Jesus seinen Standpunkt in Bezug auf die Auferstehung der Toten?
  9. Sind die Sadduzäer zufrieden mit der Antwort von Jesus? Wie reagiert die Menschenmenge? Wie reagieren die Pharisäer?
  10. Wie fest ist unsere Zukunftshoffnung? Wie glaubhaft ist unser Zeugnis für das ewige Leben?

10.13 Lehrer, welches ist das erste und größte Gebot im Gesetz?

(Bibeltexte: Mt 22,34-40;  Mk 12,28-34)

Nach den Sadduzäern (Mt 22,23) kommen wieder Vertreter der Pharisäer zu Jesus. Im Gegensatz zu den Sadduzäern glauben Pharisäer an eine Auferstehung der Toten (Apg 23,6-8). Trotz mancher gemeinsamer Lehrmeinungen mit Jesus (Mt 23,3) berichten uns die Evangelisten von ihrer Ablehnung des Messias Jesus Christus. So schreibt der Evangelist Matthäus:

Als aber die Pharisäer hörten, dass er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich. Und einer von ihnen, ein Lehrer des Gesetzes, versuchte ihn und fragte: Meister, welches ist das höchste (große, größte) Gebot im Gesetz? Die Antwort von Jesus (bei Markus) lautete: Das erste Gebot ist das: »Höre, Israel, der HERR, unser Gott, ist HERR einer (der Einzige)). Mt: Jesus aber sprach zu ihm: »Du sollst lieben den HERRN, deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« (5. Mose 6,4-5). Dies ist das höchste (große, größte) und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich (ähnlich): »Du sollst lieben deinen Nächsten wie dich selbst« (3. Mose 19,18). In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten. (Mt 22,34-40).

Nach einer Zusammenkunft der Pharisäer, tritt einer aus ihrer Gruppe gezielt vor Jesus. Er hatte mitbekommen, wie treffend Jesus den Sadduzäern geantwortet hatte. Wahrscheinlich spricht er im Auftrag und Absprache mit den anderen und stellte Jesus due Frage nach dem ersten Gebot. Der Evangelist Matthäus beschreibt ihn hier mit dem seltenen Begriff Gesetzeslehrer, Gesetzeskundiger (gr. nomiko,j – nomikos), Die Überlieferung dieses Wortes ist in den besten griechischen  Handschriften uneinheitlich. Markus bezeichnet sie schlicht als Schriftgelehrte (gr. grammateu,j – grammateus). Wir haben den Eindruck aus dem folgenden Gespräch, dass ein beiderseitiger Respekt die Grundlage für dieses Gespräch bildet. Trotzdem schreibt Matthäus, dass dieser Gesetzeslehrer Jesus versuchte. Das griechjsche Verb `peira,zwn – peirazön` kann Versuchung (negativ) oder auch Prüfung (positiv) bedeuten. Die vorangegangene Absprache in der Gruppe der Pharisäer erweckt den Eindruck, dass mit der Frage des Gesetzeslehrers Jesus herausgefordert werden sollte. Wird er sich zu dem einen HERRN/Gott bekennen? Sie werden keinesfalls vergessen haben, dass er sich als Gottes Sohn ausgab und Gott seinen eigenen Vater nannte (Joh 10.36; Joh 2,16; 5,17-19; 5,43.45; 6,32.40; 8,19.38.49.54; 10,15.18.25.29.37; 12,26; 14,2.7.21.23.26; 15,1). Dies war für sie Gotteslästerung und des Todes würdig.

Zweifellos aber standen viele der Pharisäer mit ihrer Erkenntnis dem Reich Gottes nahe (Joh 3,1-2; Mt 23,3). Die Frage dieses eher noblen Zeitgenossen passt gut zu einem Denkrahmen: die im späteren Judentum zu 613 Geboten, davon 248 positiv und 365 negativ, zusammengefasst werden. „Lehrer, welches ist das größte Gebot im Gesetz“ (Mt 22,36)? Die Frage nach dem Superlativ der Gebote ist wesentlich, um eine Rangfolge erstellen zu können. Nach Markus antwortet Jesus mit den einprägsamen Worten des Sch`ma Israel aus 5Mose 6,4-5: „Höre, Israel, der HERR, unser Gott, ist HERR einer (ei-j eis  – einer, Einziger) – im gr. als Zahlwort im Maskulinum (so auch in Eph 4,6; 1Tim 2,5). Für Jesus war es überhaupt kein Widerspruch zwischen: es gibt nur einen HERRN / Gott und der Aussage: „ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30 als Zahlwort oder: „ich bin Gottes Sohn“ (Joh 10,36).

Matthäus fährt fort mit den Worten von Jesus über die Einzigartigkeit der Beziehung des Menschen zu Gott: „Du sollst lieben den HERRN, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. (Mk ergänzt: „und mit all deiner Kraft). Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich (gr. o,moi,aomoiaähnlich): «Du sollst lieben deinen Nächsten wie dich selbst.» An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten“ (Mt 22,37-40).

Jesus lehrt hier, dass das gesamte geistlich-moralische Gesetz in einem Wort zusammengefasst werden kann: Liebe! (Röm 13,9; 1Kor 13,1-13). Jesus weist auf die Ausrichtungen dieser Liebe: auf Gott hin (5Mose 6,4-5) und auf den Nächsten (3Mose 19,18). Herz, Seele, Verstand und Kraft in ihrer Ganzheit wirken zusammen diese Gottesliebe:

Herz (gr. kardi,a – kardia): der Sitz der Persönlichkeit, die Schaltzentrale des menschlichen Seins, sein Geist

Seele (gr. yuch, – psych¢): der Sitz der Gefühle, die Summe der Empfindungen (der Begriff wird auch für das physische Leben verwendet). Man könnte sagen: die Einheit von Leib und Geist (Odem von Gott) ergibt lebendige Seele (1Mose 2,7)

Verstand (gr. dianoi,a – dianoia): das Denkvermögen, das Unterscheidungsvermögen, die Weisheit des Lebens

Bei Markus lesen wir, dass diese Liebe aus „deiner ganzen Kraft (gr. iscu,oj – ischyos)auf Gott ausgerichtet sein soll. Hier ist kein Platz für jede Art von Halbherzigkeit. Wenn Gott seinen Sohn gibt – sich selbst gibt, wie kann dann der Mensch ein wenig lieben (Eph 5,1.2)? Und die Liebe zum Nächsten in der Art und Weise sein soll, wie die Liebe zu sich selbst. Zur Zeit des Reiches Israel war das Gebot der Nächstenliebe in der Praxis eingeschränkt. Christus zeigt in seinem Umgang mit verschiedenen Menschen ganz praktisch wer für ihn der Nächste ist und klärt eindeutig darüber auf, was es heißt seinen Nächsten zu lieben – lies hier Lk 10,29-37. Doch auch die Basis: sich selbst lieben findet in seiner Lehre Beachtung (Mt 7,12).

Die vollmächtige Schriftauslegung von Jesus, hat tiefe Wirkung auf den Schriftgelehrten, entsprechend ist seine Reaktion. Er antwortete seinerseits mit: „Recht (gut), Lehrer, du hast nach der Wahrheit geredet; denn er ist einer (er ist der Einzige), und es ist kein anderer außer ihm;“ Im folgenden wiederholt der Schriftgelehrte das Gebot der Gottesliebe und Nächstenliebe mit dem Zusatz: dies „ist viel mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer.“ (Mk 12,32-33; 1Sam 15,22; Ps 51,18-19; Hos 6,61). Ein bewegender Augenblick tritt ein, denn nicht allzu oft gab es solch vollkommene Übereinstimmung in einer zentralen theologischen Frage. Und es folgt eine Bemerkenswerte Schlussfolgerung von Jesus: „Und als Jesus sah, dass er vernüftig antwortete, sagte er ihm: Du bist nicht ferne vom Reich Gottes. Und es wagte niemand mehr, ihn zu befragen.“ (Mk 12,34). Jesus hat immer die besten Antworten und daher wird er auch immer das letzte Wort haben. Es scheint, als ob der Fragekatalog an Jesus zu Ende ist, aber wie ist es bei Jesus, hat er noch Fragen an die Menschen? Siehe nächsten Abschnitt.

Fragen / Aufgaben:

  1. Welche Karikaturen von Pharisäern kennen wir? Treffen diese immer und auf alle zu?
  2. Warum steckt in uns selbst so viel von einem Pharisäer?
  3. Warum ist die Frage nach dem höchsten Gebot auch heute im Alltag wesentlich?
  4. Welchem Gottesbild, Gottesvorstellung begegnen wir heute? Wie stellt Jesus den einen Herrn und Gott vor?
  5. Wie antworten wir auf den Vorwurf – ihr Christen glaubt an drei Götter.
  6. Können wir mit Liebe wirklich der Not dieser Welt begegnen? Ist Liebe nicht zu etwas romantischem eingeengt worden?
  7. Was heißt es mit aller Kraft aus Herz, Seele und Verstand zu lieben?
  8. Was heißt es in geistlicher Weise und ausgewogen sich selbst zu lieben?
  9. Sind die Pharisäer mit der Antwort von Jesus zufrieden geblieben? Wie war die Reaktion des Schriftgelehrten?
  10. Wie genau weis Jesus den wahren Stand eines Menschen? Was bedeutet es für uns?

10.14 Wessen Sohn ist der Messias / Christus?

(Bibeltexte: Mt 22,41-44; Mk 12,35-37; Lk 20,41-44; Ps 110,1)

Jesus befindet sich, wie der Evangelist Markus betont immer noch auf dem Tempelgelände. Nun ist er dran den Pharisäern eine Frage zu stellen und zwar in Gegenwart des Volkes. So schreibt der Ev. Markus:

Und während Jesus im Tempel lehrte, hob er an und sagte: Wieso sagen die Schriftgelehrten, daß der Christus Davids Sohn ist? Er selbst, David, hat im Heiligen Geist gesagt: (Lukas ergänzt: „im Buch der Psalmen): „Der HERR hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße lege!“ Er selbst David, nennt ihn Herr, und woher ist er sein Sohn? Und die zahlreiche Menge hörte ihn gern. (Mk 12,35-37).

Nach Markus wendet sich Jesus ganz allgemein an die zahlreiche Menschenmenge, die im Tempel versammelt war und ihn gerne hörte. Dabei zitiert er die Schriftgelehrten in deren Auslegung über die Herkunft und Identität des Messias.

Der Ev. Matthäus ergänzt: „Als aber die Pharisäer versammelt waren, fragte sie Jesus und sagte: Was meint ihr über den Christus? Wessen Sohn ist er?“ Gezielt stellt Jesus die Frage an die Pharisäer, aus deren Reihen haptsächlich die Schriftgelehrten kommen. Er fordert sie zum Nachdenken heraus. Anstatt aber nachzudenken und ganz neu zu überlegen, antworten sie prompt mit der Standartaussage ihrer Schriftgelehrten. „Sie sagten zu ihm: – Davids.Dabei stützte man sich wohl auf Aussagen wie zum Beispiel:

  • 2Sam7,11-14a: Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich. Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein.
  • Jeremia 23,5: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird.“ (ähnlich auch Jer 33,15).

Wenn sie sich auf diese Aussagen stüzten, dann dachten sie auch nicht falsch, sogar der Engel Gabriel zitiert (wenn auch nur auszugsweise) die Verheißung aus 2Samuel 7,12-14 im Gespräch mit Maria (Lk 1,31ff). Doch bestimmte Schriftaussagen blieben den Schriftgelehrten in ihrer tiefen Bedeutung verborgen. Und darin offenbart sich die Weisheit Gottes in seinem Sohn, weil nur er imstande ist die göttlichen Gedanken Gottes, die unter der Oberfläche des Buchstabens verborgen lagen, ans Licht zu bringen (Mt 11,27). Dies trifft auch auf den von Jesus zitierten Psalm 110,1 zu. „Er sagte zu ihnen: Wie nennt ihn denn David im Geist (Mk: „im Heiligen Geist“) Herr, wenn er sagt:Der HERR sprach zu meinem Herrn: / »Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel unter deine Füße legeWenn nun David ihn Herr nennt, wie ist er denn sein Sohn?“ (Mt 22,44-45). Des Rätsels Lösung ist für die Pharisäer nicht möglich, weil sie den Messias nur als einen irdischen, menschlichen Erlöser und König ansahen. Da Jesus sich bereits mehrmals in der Öffentlichkeit als Sohn Gottes zu erkennen gab (Joh 5,17-19; 10,30-36), tut er es an dieser Stelle nur indirekt. Sie sollen selber darüber nachdenken und ihre Erkenntnisse überprüfen. Weil niemand weitere Fragen stellt, bleint offen, inwieweit sie Jesus verstanden haben oder verstehen wollten.

ANMERKUNG: Damit der Bibelleser erkennen kann, an welcher Stelle in der hebräischen Bibel `JHWH` steht, schreiben einige deutsche Übersetzungen `HERR` mit Großbuchstaben, wo `Adonai` steht, mit `Herr` kleingeschrieben.

An dieser Stelle ist es dran über die Bedeutung und Inhalt der beiden Begriffe `HERR, bzw, Herr` aus Psalm 110,1  nachzudenken. In den griechischen Text des Neuen Testamentes in denen Psalm 110,1 zitiert wird, steht: „ei,pen o ku,rioj tw, kuriw, mou – eipen o kyrios tö kyriö mou – es sprach der Herr zu meinem Herrn“. Im hebräischen Text des Alten Testamentes stehen die Begriffe „נאם יהוה לאדני – spricht JHWH zu Adonai (meinem Herrn). Wie auch immer heute im Judentum `adonai` verwendet wird, die Übersetzer des hebräischen Alten Testamentes (der LXX) übersetzten `adonai` aus (Ps 110,1) mit `kyriö mou – zu meinem Herrn`. Und diese Übersetzung haben auch die neutestamentlichen Autoren übernommen (Mt 22,44; Mk 12,36; Lk 20,42; Apg 2,34).

ANMERKUNG: Nach 2Mose 6,3 war der Name Gottes JHWH den Vätern Abraham, Isaak und Jakob nicht offenbart. Wenn wir trotzdem diesen Namen im ersten Mosebuch vorfinden, dann war es Mose, der nachträglich die Urgeschichte aufgeschrieben hat. Erst dem Mose offenbarte sich Gott unter diesem Namen, so lesen wir in 2Mose 3,13-15: „Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen?  Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt. Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der HERR (JHWH), der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.“ Und etwas später lesen wir: „Da stieg der HERR in der Wolke herab, und er trat dort neben ihn und rief den Namen des HERRN aus. Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn (großmütig) und reich an Gnade und Treue (Wahrheit).“ Mit seinem Namen offenbart Gott seine Wesenszüge.

Da man es im Judentum aus Angst vor Missbrauch vermied den Namen Gottes `JHWH` auszusprechen, verwendete man dafür die Anrede `Adonai`. So wundert es nicht, dass man im griechischen Alten Testament sowohl die Anrede (אדני – Adonai) als auch den Namen Gottes (יהוה – JHWH) mit `kyrios – Herr` übersetzte und sie damit in Bezug auf Gott gleichstellte. Daher werden sie auch als Synonyme verwendet. Hier einige Beispiele als Begründung.

  • 1Mose 15,2+8: „Abram sprach aber: „Herr HERR, (Adonai JHWH) was willst du mir geben?“ Oder: „Abram aber sprach: Herr HERR (Adonai JHWH), woran soll ich merken, dass ich’s besitzen werde?“ Zuerst kommt die ehrerbietende Anrede `mein Herr` und dann nennt er den Eigennahmen `JHWH`, dabei handelt es sich um dieselbe Person.
  • 1Mose 18,1: „Und der HERR (JHWH) erschien ihm bei den Terebinthen von Mamre“. 1Mose 18,2-3: „sobald er sie sah, lief er ihnen vom Eingang des Zeltes entgegen und verneigte sich zur Erde und sagte: Herr (Adonai – mein Herr), wenn ich denn Gunst gefunden habe in deinen Augen, so geh doch nicht an deinem Knecht vorüber!“ JHWH besucht Abraham im Hain Mamre (bei Hebron) in Begleitung zweier Boten. Abraham redet `JHWH` in Vers 3 mit `Adonai` an. Im folgenden Verlauf des Gesprächs (Verse 13,17.20.22.33) ist die von Abraham in Vers 3 angeredete Person immer `JHWH`. Es handelt sich hier um dieselbe Person. Jesus bestätigt, dass der Messias von Abraham gesehen wurde. In Johannes 8,53-59 fragen die Pharisäer Jesus: „Bist du etwa größer als unser Vater Abraham, der gestorben ist? Und die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst? Jesus antwortete: Wenn ich mich selbst ehre, so ist meine Ehre nichts; mein Vater ist es, der mich ehrt, von dem ihr sagt: Er ist unser Gott.  Und ihr habt ihn nicht erkannt, ich aber kenne ihn; und wenn ich sagte: Ich kenne ihn nicht, so würde ich euch gleich sein: ein Lügner. Aber ich kenne ihn, und ich bewahre sein Wort. Abraham, euer Vater, jubelte, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich. Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war (wurde), bin ich.“ Das ist ein Hinweiss, dass der dem Abraham Erschienene `Herr` Christus war.
  • Jesaja 6,1: „Im Todesjahr des Königs Usija, da sah ich den Herrn (hebr.: אדני – Adonai) sitzen auf hohem und erhabenem Thron,“ Jesaja 6,3: „Und einer rief dem andern zu und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR  (hebr.: יהוה – JHWH) der Heerscharen!“ Jesaja 6,5: „Da sprach ich: Wehe mir, denn ich bin verloren. Denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich, und mitten in einem Volk mit unreinen Lippen wohne ich. Denn meine Augen haben den König, den HERRN (hebr.: יהוה – JHWH) der Heerscharen, gesehen.“ Jesaja 6,8: „Und ich hörte die Stimme des Herrn (hebr.: אדני – Adonai), der sprach: Wen soll ich senden, und wer wird für uns Bote sein.“ Zweimal wird dieselbe Person auf dem erhabenen Thron bei seinem Eigennamen (JHWH) genannt oder angerufen und zweimal einfach nur mit der ehrenvollen Anrede `Adonai`. In Johannes 12,39-41 bestätigt Jesus, dass Jesaja die Herrlichkeit (des Messias) gesehen hat: „(…). Dies sprach Jesaja, weil er seine Herrlichkeit sah und von ihm redete.“ (Jes 6,9-10). Da niemand jemals Gott gesehen hat, kann hier nur von dem Messias, dem Gottessohn die Rede sein (2Mose 33,20; Joh 1,18; 6,46; 1Joh 4,12; Röm 1,20; Kol 1,15; 1Tim 1,17; 6,15-16).
  • Psalm 8,1+9: „Dem Chorleiter. Nach der Gittit. Ein Psalm. Von David. HERR (JHWH), unser Herr (Adonai), wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde, der du deine Hoheit gelegt hast auf den Himmel! Aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast du Macht gegründet wegen deiner Bedränger, um zum Schweigen zu bringen den Feind und den Rachgierigen. Wenn ich anschaue deinen Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, dass du sein gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du dich um ihn kümmerst? Denn du hast ihn wenig geringer gemacht als Engel (hebr.: Elohim-Gott), mit Herrlichkeit und Pracht krönst du ihn. Du machst ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt: Schafe und Rinder allesamt und auch die Tiere des Feldes, Vögel des Himmels und Fische des Meeres, was die Pfade der Meere durchzieht. HERR (JHWH), unser Herr (Adonai), wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde!“ Die Aussage in Vers 3: „Aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast du Macht gegründet“, wird in Matthäus 21,16 von den Kindern im Tempel laut zur Ehre von Jesus, dem Sohn Davids gerufen. Und in Hebräer 2,5-10 wird dieser Psalm auszugsweise zitiert und ebefalls auf Jesus den Menschensohn gedeutet.

Natürlich wird die Bezeichnung `Adonai/Herr` auch allgemein für geachtete oder höhergestellte Personen, Könige, Statthalter Götter Engel verwendet.

  • 1Mose 18,12: Sara nennt ihren Mann Abraham `Adonai – mein Herr`;
  • 1.Mose 19,2: Lot redet die beiden Männer (Engelboten), mit `Adonai – meine Herren` an;
  • 1Mose 23,6-15: Efron, der Hetiter redet Abraham mit `Adonai – mein Herr` an, ebenso Abraham den Efron;
  • 1Mose 24,14; Elieser der Knecht spricht von Abraham als `Adonai – seinem Herrn`;
  • 1Mose 24,18: Rebekka nennt sogar Elieser den Knecht Abrahams mit `Adonai – mein Herr`;
  • 1Mose 31,35: Rahel nennt ihren Vater `Adonai – mein Herr`;
  • 2Mose 32,22: Aaron nennt seinen Bruder Mose `Adonai – mein Herr`.

Doch erst aus dem Kontext ist ersichtlich wer die mit `Adonai – mein Herr` angeredete Person gemeint ist. In seinem Status als souveräner König, hatte David außer Gott niemanden als höhere Autorität über sich, die er als `Adonai – mein Herr` bezeichnen brauchte. Gerade in diesem Fall wird Davids Anrede in Psalm 110,1: `Adonai – meinem Herrn` in der Würdigung des Gottessohnes gerecht.

Und damit auch niemand auf die Idee käme, den `Adonai – meinem Herrn` aus Psalm 110,1 auf einen der höchsten Engelfürsten zu beziehen, schreibt der Autor des Hebräerbriefes: „Denn zu welchem Engel hat Gott jemals gesagt (Psalm 2,7): »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt«? Und wiederum (2. Samuel 7,14): »Ich werde sein Vater sein und er wird mein Sohn sein«? Und abermals, wenn er den Erstgeborenen einführt in die Welt, spricht er (Psalm 97,7): »Und es sollen ihn alle Engel Gottes anbeten.« Von den Engeln spricht er zwar (Psalm 104,4): »Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zu Feuerflammen«, aber von dem Sohn (Psalm 45,7-8): »Gott, dein Thron währt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Gerechtigkeit ist das Zepter deines Reiches. Du hast geliebt die Gerechtigkeit und gehasst die Ungerechtigkeit; darum hat dich, Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl wie keinen deiner Gefährten.« Und (Psalm 102,26-28): »Du, Herr, hast am Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk. Sie werden vergehen, du aber bleibst. Und sie werden alle veralten wie ein Gewand; und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, wie ein Gewand werden sie gewechselt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören.« Zu welchem Engel aber hat er jemals gesagt (Psalm 110,1): »Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel unter deine Füße lege«? Sind sie nicht allesamt dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit?“ (Hebr 1,5-14).

Die Pharisäer sind verblüft, an solche Deutung hätten ihre Schriftgelehrten nie gedacht. Es bedurfte des Hinweises von Jesus, dass man sich über diese tiefe Bedeutung erstmals Gedanken machte. So wurndert auch die Reaktion der Pharisäer nicht „Und niemand konnte ihm ein Wort antworten und seit jenem Tag wagte niemand mehr ihn zu fragen.“ (Mt 22,46).

Mit dieser Fragestellung will Jesus keinesfalls seine irdische Herkunft schmälern oder gar verleugnen, stand es doch gar nicht zur Debatte und wurde auch von niemandem angezweifelt. Doch ihm war wichtig, dass die Juden die himmlische und göttliche  Herkunft des Messias erkennen und anerkennen. Denn von dieser Anerkennung im Glauben hing ihre Erlösung ab. „Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.“ (2Kor 5,19).

Bibeltexte, nach welchen die Würde des Vaters auch dem Sohn zukommt.

  • Der Ap. Paulus schreibt: „Und obwohl es solche gibt, die Götter genannt wrden, es sei im Himmel oder auf Erden, wie es ja viele Götter und viele Herren gibt, so haben wir doch nur einen (Zahlwort) Gott ((εἷς θεὸς – eis theos), den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm, und einen (Zahlwort) Herrn (εἷς κύριος – eis kyrios), Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn.“ (1Kor 8,5-6).
  • 5Mose 10,17: „Denn der HERR, euer Gott, ist der Gott aller Götter und der Herr über alle Herren,“ 1Timotheus 6,15: „welche uns zeigen wird zu seiner Zeit der Selige und allein Gewaltige, der König aller Könige und Herr aller Herren,“
  • Offenbarung 17,14: „Die werden gegen das Lamm kämpfen, und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und die mit ihm sind, sind die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen.“
  • Offenbarung 19,16: „und trägt einen Namen geschrieben auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte: König aller Könige und Herr aller Herren.“

Fragen / Aufgaben:

    1. Welche Vorstellungen hatten die Juden über den Messias?
    2. Die Frage nach der Identität des von den Juden erwarteten Messias, war eine der die zentralsten im Judentum. Was hing damit alles Zusammen?
    3. Warum war und ist die Frage nach der Herkunft, bzw. Identität  des Messias so wichtig?
    4. Wie begründet Jesus seine göttliche Herkunft?
    5. Haben die ‚Pharisäer Jesus verstanden? Warum konnten sie nichts dagegen sagen?
    6. In welchem Zusammenhang steht die Anrede `Adonai – Herr` und der Name Gottes `JHWH` und wie werden diese verwendet?
    7. Warum ist es notwendig, dass wir Jesus sowohl als Menschensohn, als auch Gottesohn anerkennen?
    8. Wie begründest du deine Glaubensbeziehung zu Gott dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus im Gespräch mit Zeugen Jehovas, mit Juden oder Moslems?

10.15 Weherufe über die Schriftgelehrten und Pharisäer

(Bibeltext: Mt 23,1-39)

Dieser Abschnitt gliedert sich in 4 Teile:

V.1-3a             Folgt den Schriftgelehrten und Pharisäern

  1. 3b-12 Die Sünden der Schriftgelehrten und Pharisäer
  2. 13-36 7 Weherufe gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer
  3. 37-39 Trauer über Jerusalem

Jesus entwertet nicht die Worte der Gesetzestexte – diese sind zu folgen. Doch Jesus zeigt die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit auf. Die folgenden Vorwürfe von Jesus sind zusammenzufassen in:

– mangelnde Aufrichtigkeit

– mangelndes Mitgefühl

– mangelnde Demut

Aufgeladene Lasten erdrücken die Menschen, ohne dass ein Finger von den angeblichen Vorbildern gerührt wird. Der Unterschied zwischen der gezeigten öffentlichen Frömmigkeit und der wirklich gelebten ist zu offensichtlich. Die Suche nach Anerkennung und Ehre zeigt die tieferliegenden Motive auf.

Die 7 Weherufe erheben den Vorwurf, dass die Schriftgelehrten und Pharisäer:

– die Tür zum Himmelreich anderen verschließen

– die Proselyten verderben

– das Gebot vom Schwören auf den Kopf stellen

– die Rangfolge von Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue gegenüber dem Zahlen des Zehnten umkehren

– die Rituale gegenüber dem gelebten Glauben zu stark erhöhen

– das Glaubensleben immer mehr veräußerlichen

– in Bezug auf ihre Güte nicht sehen wollen, dass sie keineswegs besser sind als ihre Vorfahren, die Propheten töteten

Wie Johannes der Täufer (Mt 3,7) nennt Jesus seine Gegner Schlangen! Otternbrut!noch immer verführen sie zum Bösen. Das Gericht der Hölle (Gehenna = Aufenthaltsort der Bösen nach dem Gerichtstag) wartet auf sie. Jesus stellt die zeitgenössischen Frommen in eine Linie mit den Eiferern der alten Tage, die Propheten ermordeten. Den genauen Wortlaut, den Jesus hier ausspricht finden wir nicht im Alten Testament – doch Jesus verbindet die Vergangenheit mit der nahen Zukunft. Wieder werden die wahren Frommen aus blindem religiösem Eifer getötet, gekreuzigt, gegeißelt und verfolgt werden. Jesus zeigt auf, dass dies vom ersten Buch des Tenach (jüdischem ersten Testament mit der hebräischen Reihenfolge der Bücher) – also von 1. Mose (= Abel 1Mose 4,8)) – bis zum letzten Buch – also Buch der Chroniken (= Secharja 2Chr 24,20ff)  – so geschehen ist. Hier und in Sach 1,1 wird Secharja als Sohn des Berechjas genannt, doch in 2Chr als Sohn des Priesters Jojada. Dem Strom des Blutes wird nach den Worten von Jesus ein Gericht folgen.

Jesus sieht dieses Gericht und trauert über Jerusalem aus tiefem Herzen. Die Verdopplung im Trauerruf unterstreicht die Tiefe dieser Trauer. Jesus lässt mit dem genutzten Bild tief in seine eigenen Gefühle blicken: Er vergleicht sich mit einer Glucke, die ihre Küken um sich oder gar unter sich schart. … ihr habt nicht gewollt!

Das Haus „Jerusalem“ samt Tempel wird öde werden. Wenn Jesus sagt: „…von jetzt an…“ meint er tatsächlich die folgenden Tage der Passion bis zu seinem zweiten Wiederkommen (Offb 1,7!).

Fragen / Aufgaben:

  1. Vergleiche die Vorwürfe von Mt 23,34.35 mit Jer 7,25-29.
  2. Welche Propheten, Weisen und Schriftgelehrten sandte Jesus?
  3. Wo im Neuen Testament lesen wir von Menschen, die getötet, gekreuzigt, gegeißelt und verfolgt werden?
  4. In wieweit stehen wir unter den Sünden unserer Vorfahren?
  5. Wie verstehst du von Abel bis Secharja? Was weißt du über die jüdische Bibel?
  6. Jesus bezieht das eher weibliche Bild der Glucke auf sich – passt es zu einem Mann?
  7. Wie verhält es sich mit Willen Gottes und dem menschlichen Willen? Ist alles vorherrbestimmt (=qismet) oder gibt es ein Zusammenwirken von Gottes- und Menschenwillen?

10.16 Das Opfer der armen Witwe

(Bibeltext: Lk 21,1-4)

Noch in Arbeit

10.17 Die Ankündigung der Zerstörung Jerusalems

(Bibeltexte: Mt 24,1-44; lies auch Mk 13,1-33; vgl. Lk 21,5-33)

Dieser Text kann in in folgende Abschnitte eingeteilt werden:

– V. 1-3           Der Sitz im Leben – Einleitung

– V. 4-14         Die kommenden Ereignisse

– V. 15-28       Die weltweite Verkündigung und die große Trübsal

– V. 29-31       Das Zeichen des Sohnes am Himmel

– V. 32-35       Die Lehre des Feigenbaums

– V. 36-44       Der Aufruf zur Wachsamkeit

Abbildung 14 Vom Ölberg aus überblickt man das darunter liegende Kidrontal mit dem Garten Gethsemane, der Ostmauer und dem ehemaligen Tempelberg, in dessen Mitte heute der sogenannte Felsendom steht. Dahinter erstreckt sich die heutige Altstadt von Jerusalem (Foto: Juli 1994).

Wenige Tage vor dem – seinem – Passa verlässt Jesus den Tempel. Er befindet sich mit seinen Jüngern auf dem westlichen Abhang des Ölberges, von wo aus man den gesamten Tempelbereich überblicken kann. Die aus Galiläa stammenden Jünger sind beeindruckt vom Gebäude – doch Jesus sieht schon in die Zukunft und ist beeindruckt von der kommenden Zerstörung: nicht einer dieser massiven Steine wird auf dem anderen bleiben. Jesus geht weiter zum damals eher stillen Ölberg und setzt sich dort – wahrscheinlich mit Aussicht über das Tal auf den Tempelberg. Die Jünger Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas (Mk 13,3) wagen es die Stille zu durchbrechen und fragen nach den Zeichen der Ankunft und Vollendung. Die Jünger fragen nach dem Ende der Zeit und dem Beginn der vollkommenen messianischen Herrschaft.

Jesus weist auf falsche Messiase (Apg 4,36f; 21,38) hin. Kriege sind nicht nur die Jüdischen Kriege der Jahre 66-70 n.Chr. Der göttliche Plan wird auch künftig in allen Wirren durch die kurzen Worte …es muss geschehen… . (Mt 22,6) ausgedrückt. Das Ende wird nicht durch Kriege gesetzt, sondern es sind schmerzhafte Wehen. Die kommenden Katastrophen wie Gesetzlosigkeit, Abtrünnigkeit, Verrat, gegenseitiger Hass, Irrglaube und Lieblosigkeit werden überhand nehmen. Die Treuen aller Zeiten werden dennoch gerettet werden. Die Verkündigung des Evangeliums, d.h. die Mission wird bis zum Ende ihren Platz haben.

Das Greuelbild der Verwüstung (aus Dan 9,27; 11,31) kann auf die römischen Standarten bei der Belagerung 68-70 n.Chr. hinweisen – hier wie an anderen Stellen wird gerne auf eine zweite oder dritte Erfüllung in einem „Endzeitfahrplan“ hingewiesen. Doch Jesus spricht hier nicht von verschiedenen zeitlichen Ebenen – wir haben den Eindruck der einen Ebene, die weniger die zeitlichen, sondern mehr die inhaltlichen Aspekte hervorheben. Manche Aspekte treffen auf die Zeit rund um 70 n.Chr. gut zu (Flucht vieler Christen aus Jerusalem nach Pella) andere sind kaum auf eine Zeitschiene zu legen, sondern haben sich in den Jahrhunderten zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten ereignet. Das Kommen des Herrn wird nicht lokalisierbar sein, sondern es wird jenseits von Raum und Zeit für alle sichtbar werden. Die große Trennung wird stattfinden – die einen werden in Trauer und Verzweiflung geraten, die anderen werden um Jesus gesammelt werden.

Jesus fährt fort mit dem Hinweis auf den wachsamen Hausherr der mit einem robusten Mandat versehen, sein Haus bewachen wird, denn er weiß zu welcher Nachtwache (Nachtzeitraum) der Dieb kommt. So wird auch die Zeit des Zweiten Kommens überraschend für viele kommen.

Deshalb seid auch ihr bereit!

Fragen / Aufgaben:

  1. Wie oft erwähnt Jesus ausdrücklich das irdische Israel in dieser Endzeitrede?
  2. Weist uns Jesus auf ausdrücklich auf unterschiedliche Zeitabschnitte hin? Wie sind die Worte: … es ist noch nicht das Ende; es ist der Anfang der Wehen; ausharren bis zum Ende; dann wird das Ende kommen; wenn ihr sehen werdet; und dann wird das Zeichen des Sohnes; erkennen, dass es nahe an der Tür ist; dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist; von jenem Tag aber und jener Stunde weiß niemand; ihr wisst nicht an welchem Tag euer Herr kommt; in der Stunde in der ihr es nicht meint kommt der Sohn des Menschen zu verstehen? Können wir einen Fahrplan für die Endzeit aufstellen?
  3. Erwähnt Jesus ausdrücklich ein Tausendjähriges Reich? Erwähnt Jesus ausdrücklich einen Zweiten/Dritten Tempel?
  4. Was sagen wir zu Predigten, die uns das Zweite Kommen von Jesus als Zeitpunkt oder Zeitraum präzise angeben?
  5. Was bedeutet es heute „bereit“ zu sein? Welche plötzlichen Veränderungen stellen uns in das Licht der Ewigkeit?

10.18 Das Gleichnis von der Wachsamkeit

(Bibeltexte: Mt 24,45-51; lies auch Lk 12,42-46)

In diesem Gleichnis begegnet uns ein mit der Aufsicht betrauter Knecht (= Sklave). Er hat eine Vertrauensstellung inne. Sein Meister muss verreisen und vertraut ihm alles an. Er ist in besonderer Weise für das Wohlergehen der Mitknechte verantwortlich. Bei der unerwarteten Rückkehr seines Herrn von der Reise wird sich zeigen, ob er das Vertrauen seines Herrn wert ist: Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, bei solchem Tun finden wird! Oder ob er sich von der Verzögerung zu Nachlässigkeit, Terror und ausschweifendem Leben verleiten lässt. Aktiver dienender Gehorsam wird vom Meister erwartet (Röm 1,9; 2Tim 1,3). Auch die Belohnung ist bemerkenswert: noch mehr Verantwortung! Die Strafe dagegen unvorstellbar: in Stücke zerschnitten und mit den Heuchlern verbannt. Das raue römische Reich ist uns sehr fern!

Den Zuhörern ist die Bezeichnung der führenden Schicht des Volkes als Knechte Gottes geläufig. Auch die Schriftgelehrten sind die von Gott eingesetzten Verwalter, denen die Schlüssel des Himmelreichs anvertraut sind (Mt 23,14; Lk 11,52). Daher denken die Zeitgenossen beim Hören des Gleichnisses zuerst an die religiösen Leiter ihrer Zeit. Dieses Gleichnis hat seinen Platz in der Reihe der wiederholten Weckrufe von Jesus in Jerusalem. Die Rechenschaftsforderung steht bald an, bei der Gott prüfen wird, ob das gewährte Vertrauen gerechtfertig ist – oder missbraucht wird.

Fragen / Aufgaben:

  1. Welche Rolle wird Gemeindeleitern in diesem Gleichnis zu gedacht?
  2. Was wird von Leitern erwartet?
  3. Welche Art von Machtmissbrauch kann sich in eine Gemeindeleitung einschleichen?
  4. Werden wir den Lohn annehmen?
  1. Kennen wir zerrissene ehemalige Leiter?
  2. Wer kann mich für das Wohlergehen der Anvertrauten einsetzen?

10.19 Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen

(Bibeltext: Mt 25,1-13)

Das Gleichnis ist eines der Gleichnisse mit dem typisch aramäischen Dativanfang: „Dem Königreich Gottes ist gleich….“ Der Vergleichspunkt sind nicht die Jungfrauen, sondern das Königreich Gottes wird mit einer Hochzeit verglichen. Von der Braut ist leider keine Rede.

Fünf der außerordentlich geehrten Brautmädchen haben als Kennzeichnung wenig schmeichelhaft den Begriff töricht. Dies wird im Gleichnis so erklärt: sie waren so kurzsichtig, nicht mit einer Verzögerung der Hochzeitsfeier zu rechnen und kamen deshalb nicht auf den Gedanken, dass sie Öl zum Nachtränken der Lampen/Fackeln nötig haben würden. Was für ein Alptraum für die jungen Mädchen! Die anderen Fünf haben für Ersatzöl gesorgt und werden als klug bezeichnet. Der Unterschied macht die persönliche individuelle Vorbereitung (Edersheim, V 453). In der Regel wird zurzeit von Jesus die Braut vom elterlichen Haus zum Haus der Sippe des Bräutigams „heimgeholt“. Dort hat der Bräutigam das Heim bereitet. Das Kommen des Bräutigams zum Haus der Braut ist eine der Schlüsselszenen einer Hochzeit. Sie und den Zug zum hochzeitlichen Baldachin vor dem Hochzeitshaus zu verpassen heißt die eigentliche Hochzeit zu verpassen. Zum Verständnis: Der Bräutigam kam pünktlich, denn er setzt die Zeit. Pünktlichkeit ist bis heute im Nahen Osten nichts Abstraktes, sondern personengebunden! Ich bin da, also fängt das Fest an – kann die Hauptperson sagen.

Das Gleichnis ist eines der Krisisgleichnisse. Der Hochzeitstag ist angebrochen, das Festmahl ist bereitet. Nur wer diesen Jubelklang, mit dem das Gleichnis in V. 1 beginnt, nicht überhört, kann den Ernst der Mahnung ermessen. Umso mehr gilt es jetzt sich auf die Sunde der Probe und der Trennung zu rüsten. Diese Stunde wird so plötzlich kommen wie der Bräutigam um Mitternacht. Wehe denen, die dann den Törichten gleichen und denen die Tür zur Hochzeitsfeier verschlossen bleibt (Jeremias 1998, 175). Natürlich ist eine verschlossene Tür während einer Hochzeitsfeier damals wie heute etwas dramatisch Auffallendes! Hier sprengt das Gleichnis die zeitgenössischen Vorstellungen einer turbulenten Hochzeit, bei er es ein ständiges Kommen und Gehen gibt. Auch werden bei dieser Hochzeit keine Fremden zugelassen – ja die zu spät gekommenen werden als unbekannte Fremde bezeichnet, denen der Zutritt verwehrt wird.

Die persönliche individuelle Nachlässigkeit oder Vorbereitung macht den Unterschied!

Fragen / Aufgaben:

  1. Wir als Gemeinde warten schon lange auf den „Bräutigam“ sind wir eingeschlafen?
  2. Wie können unsere persönlichen und individuellen Vorbereitungen aussehen?
  3. Wo erkennen wir nachlässige Oberflächlichkeit?
  4. Was zerstören wir mit unserer westlichen Besessenheit von angeblicher Pünktlichkeit?
  5. Warum werden wir alle vom Kommen des Herrn überrascht werden?
  6. Warum sind nur persönlich vorbereitete bekannte Gäste zugelassen?
  7. Auf was weist die Tür?

10.20 Das Gleichnis vom  anvertrautem  Geld

(Bibeltexte: Mt 25,14-30 lies auch Lk 19,12-25)

Beide Evangelisten arbeiten theologisch, in dem sie das jeweilige Gleichnis in eine Rahmenhandlung setzen. Uns erscheinen die beiden Gleichnisse in den Details so unterschiedlich, dass wir sie getrennt betrachten. Dennoch gibt es auch einige Übereinstimmungen.

In diesem Gleichnis haben wir die Geschichte von einem reichen, von seinen Knechten als rücksichtslos und habgierig gefürchteten Großkaufmann vor uns. Er beschließt eine weite Reise anzutreten. Selbst bei guter Planung ist die Rückkehr angesichts der unsicheren Wege und Transportmittel immer ungewiss. Er gibt dreien seiner verlässlichsten und gewissenhaftesten Knechte je 5, 2 und 1 Talent zur Nutzung. Der genaue Wert eines Talents schwankt zwar, aber wir gehen von 50.000, 30.000 und 10.000 Denare (= Tageslöhnen) aus. Er will entweder lediglich sein Geschäftskapital während seiner Abwesenheit nicht brachliegen zu lassen, oder darüber hinaus seine Knechte auf die Probe zu stellen. Auf jeden Fall fordert er bei der Rückkehr Rechenschaft. Die beiden treuen Knechte werden mit vermehrter Verantwortung belohnt. Der Ton liegt auf der Abrechnung mit dem dritten Knecht, der eine faule Ausrede vorbringt, er habe sein Geld aus ängstlicher Vorsicht ungenutzt vergraben, weil er die Raffgier seines Herrn kenne und befürchtet habe, dass dieser bei Misslingen der geschäftlichen Operationen in äußerste Wut über den Verlust des Geldes geraten würde. Vergraben war immerhin besser als das bloße Verstecken in einem Tuch (Lk 19,20).

Fragen ( Aufgaben:

  1. Auf welche Personen beziehen die Zuhörer diese Details?
  2. Was ist ihnen anvertraut: Gottes Wort,
  3. Wann werden die Zuhörer von Jesus Rechenschaft ablegen müssen?
  4. Dieser Weckruf wurde auch in der ersten Gemeinde gehört – gilt er auch uns?
  5. Welche Reaktionen zeigen wir?
  6. Welche Kräfte können und müssen wir noch mobilisieren?
  7. Wie sieht hier die Belohnung und Bestrafung aus?
  8. Warum bekommt derjenige der viel hat noch mehr? Gilt dies auch für den geistlichen Bereich?

10.21 Der wiederkommende König

(Bibeltext: Mt 25,31-46)

Jesus beschreibt das Kommen des Menschensohnes und sein Sitzen auf dem messianischen Herrlichkeitsthron. Jesus hat oft die Arbeit der Hirten vor Augen, wenn er in bilderreichen Gleichnissen tiefe theologische Aussagen macht. Die Sammlung der zerstreuten Herde ist Kennzeichen der Heilszeit (Joh 10,16). Hier verbindet es Jesus mit dem Gericht über alle Menschen. Der Erlöser ist der Hirte, der wie zurzeit von Jesus in Palästina nicht Schafe und Böcke (männliche und weibliche Tiere) trennt, sondern Schafe und Ziegen, die tagsüber in gemeinsamen Herden weiden, aber abends getrennt werden (Ziegen bedürfen nachts mehr Wärme als Schafe). Schafe sind die wertvolleren Tiere und ihre häufig weiße Farbe macht sie Gegensatz zu den meist dunkleren Ziegen zum Symbol der Gerechten. Die Trennung der beiden Tierarten ist bildet den Auftakt zum Weltgericht.

Ab Vers 34 wird nur die Urteilsverkündung geschildert. Das Kriterium des Gerichtsurteils werden sechs Liebeswerke sein. Diese Anzahl ist wohl eine Auswahl, die nicht erschöpfend sein will:

mich hungerte, und ihr gabt mir zu essen;

– mich dürstete, und ihr gabt mir zu trinken;

– ich war Fremdling, und ihr nahmt mich auf;

– ich war nackt, und ihr bekleidetet mich;

– ich war krank, und ihr besuchtet mich;

– ich war im Gefängnis, und ihr kamt zu mir.

Das letzte Liebeswerk findet sich nicht in jüdischen Aufzählungen ähnlicher Art. Im weiteren Verlauf des Gleichnisses wird deutlich, dass diese Liebestaten nicht Jesus persönlich getan wurden, sondern seinen Brüdern und dadurch ihm selbst. Dieser Gedanke findet sich schon in 5.Mo 15,7-11. Jesus meint hier mit den Brüdern nicht die Jünger, sondern tatsächlich irgendeinen der aller Geringsten Bedrängten und Notleidenden. Die Verurteilten haben gerade sie übersehen – für Luft geachtet. Ihnen wird nicht eine grobe Sünde vorgeworfen, sondern die Unterlassung der Liebestat.

Typisch Jesus: Er verheißt allen, die ihren Glauben im Alltag leben, freie Gnade. Hier ist den Gerechten noch nicht einmal die gute Tat für Jesus bewusst – denn auch sie fragen wo und wann sie Jesus Gutes taten. Ihnen begegnet im notleidenden Bruder/notleidenden Mitmensch der verborgene Christus. Hiermit jeder Gedanke an einen Heilsverdienst bei Seite geschoben. Das Gerichtskriterium ist das Liebeswerk. Die Scheidung wird in ewige Strafe (in seiner Schrecklichkeit beschrieben mit den Begriffen Feuer, Teufel und seinen Engeln) oder ewiges Leben erfolgen. Später wird Jakobus dieses wesentliche Gerichtskriterium als das königliche Gesetz bezeichnen (Jak 2,8).

Das tiefe Geheimnis dieser Liebe, die die gelebte Jüngerschaft bezeichnet, ist die Bereitschaft zur vorbehaltlosen Annahme und Vergebung des Nächsten. Er mag noch sehr von der Sünde gezeichnet sein – Christus ist sein Bruder. Die erfahrene Vergebung Gottes, die unsere Kriterien weit übersteigt, macht uns zu mutigen Menschen der Liebestaten.

Fragen ( Aufgaben:

  1. Ist die Botschaft von der Trennung der Menschen am Ende der Tage – Teil der frohen Botschaft?
  2. Jesus und die Hirten – was fand er bei ihrer Arbeit erwähnenswert?
  3. Welches der sechs Liebeswerke fällt leichter – welches haben wir fast vergessen?
  4. Warum fragt Jesus jeden von uns persönlich welches Liebeswerk er tut – warum nicht uns als Gemeinde oder gar als Gemeindebund? Warum delegieren wir diese Aufgaben gerne an andere weiter?
  5. Taugt „Liebe“ als Gerichtskriterium?
  6. Wer wird in diesem Gericht bestehen?
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8.11.1 Der Erbstreit, ein uraltes Problem

Dieses Thema ist so alt wie die Menschheit. In allen Kulturen gibt es dafür Regelungen. Und trotz dieser oft klaren Regeln entsteht gerade in diesem Bereich am meisten Streit. Warum ist es so? Hat Jesus sich auch dieser Thematik angenommen? Als weiser Lehrer, lässt sich Jesus immer wieder unterbrechen in seiner Rede, oder es gab mal eine Redepause und ein Zuhörer fordert Jesus heraus ihm in seinem Problem beizustehen. Es ging um die Frage des Erbrechts. So schreibt der Evangelist Lukas:  

Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, dass er mit mir das Erbe teile. Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbschlichter über euch gesetzt? Und er sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat. (Lk 12,13-15).

Auf den ersten Blick scheint es so, dass Jesus sich als nicht zuständig erklärt über diese Frage Auskunft zu geben. Dafür gab es ja im Volk Älteste und Richter, welche nach dem Gesetz Moses hätten urteilen können (5Mose 21,17).  Natürlich hätte Jesus hier die Möglichkeit und auch Fähigkeit gehabt diese Streitsache gerecht zu klären, was er jedoch nicht tut. Nicht dass ihm die soziale Ungerechtigkeit gleichgültig gewesen wäre, sondern weil er ein neues Prinzip einführen will, dass für die Lösungen von solcherart Problemen geeigneter ist. Dazu macht er eine verblüffende Aussage: „Hütet euch vor jeder Art von Habsucht, denn Niemand lebt von dem Überfluss seiner Güter“. Wenn Jesus von Habsucht spricht, dann meint er nicht nur den Geldwert. Und wenn er vom Leben spricht, dann verneint er keinesfalls das physische Leben, doch er denkt umfassend an das ewige Leben, ohne dieses Leben hat der Mensch weder Zukunftshoffnung, noch wahre Qualität in diesem Leben. 

Fragen / Aufgaben:

  1. Warum will dieser Mensch seine Sache vor dem Lehrer Jesus verhandeln? Was geht in seinem Herzen vor? Fordert er seinen Anteil von seinem Bruder aus der Not, dem Bedarf heraus, weil er darauf angewiesen ist, oder weil dieser ihm vom Gesetz zusteht?
  2. Oder fordert er seinen Anteil aus Habgier? Was ist Habgier, durch welche weiteren Begriffe wird diese sündhafte Neigung des Menschen beschrieben?
  3. Warum geht Jesus nicht auf das Anliegen dieses Menschen ein? Ist ihm die soziale Gerechtigkeit nicht wichtig?? 
  4. Welche Lösung für dieses Problem (Teilung des Erbes) bietet Jesus an?
  5. Wie würdest du dich heute in solch einer oder ähnlicher Situation entscheiden? 

Gleich danach wendet sich Jesus an alle Umherstehenden mit der Herausforderung: „Hütet euch von  jeder Art von Habgier“. Wenn dir das Recht verweigert wird, verzichte lieber darauf, als du die Beziehung verspielst. Begnüg dich mit dem, was du hast. Denk an die Beziehung zu deinem Bruder. Denn was hast du davon, wenn du dein Recht bekommst, aber die Beziehung verlierst (vielleicht für immer)?

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DIE OFFENBARUNG JESU CHRISTI – TEIL 4

Teil 4: Die leidende und triumphierende Gemeinde und das Weltgericht

Abbildung 1 Die Sonnenfrau und der Drache stehen sich gegenüber
(Zeichnung von Joela Schüle Dezember 2022 ).

Einleitung

Mit Kapitel zwölf beginnt die zweite Hälfte des Buches der Offenbarung, bei dem wieder die gesamte Periode von der Geburt Jesu bis zum Gericht des Großen Tages Gottes bei seiner Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit beschrieben wird, allerdings unter anderen Perspektiven (Offb 12,1-20,15). Das Buch endet mit der Vollendung der Gemeinde und der Beschreibung der Neuen Schöpfung (Offb 21-22) Wunderbare und dramatische Bilder sieht Johannes, welche auch Einblick hinter die Kulissen gewähren. Doch was bedeuten sie und wen oder was stellen sie dar? Dem Reich des Christus werden vier Machtgrößen gegenübergestellt:

  • Der Drache
  • Das Tier aus dem Meer
  • Das Tier aus der Erde
  • Die große Babylon

 Diese alle werden von dem Drachen gelenkt, der im Hintergrund agiert. und er bekommt mit, wie sein Reich und die Reiche dieser Welt von Christus zerstört werden, das Reich Gottes jedoch triumphiert. Was noch auffällt:

  • Nach Kapitel 12 ist er Drache Urheber alles Bösen und nach Kapitel 20 wird er als letzter in den Feuersee geworfen.
  • Ähnlich verläuft die Entwicklung beim Tier und dem falschen Propheten. Nach Kapitel 13 treten diese auf und nach Kapitel 19 erleben sie das Gericht und werden ebenfalls in den Feuersee geworfen.
  • In den Kapiteln 14 bis 18 dominiert das Thema Babylon sowie deren Gericht und Vernichtung.
  • Dazwischen treten die sieben Engel mit den sieben Schalen auf, welche die letzten Plagen beinhalten.

Und in jedem dieser Kapitel leuchtet die bedrängte, leidende aber auch triumphierende Gemeinde mit ihrem siegreichen Christus auf. Dieser zweite Teil des Buches der Offenbarung lässt sich wiederum in 4 Teile gliedern:

  • Der folgende vierte Teil endet bereits mit Kapitel 14 bei dem eine Perspektive des Endgerichtes durch ein Doppelbild der Ernte beschrieben wird.
  • Der fünfte Teil erstreckt sich von Kapitel 15,1-19,21.
  • Der sechste Teil ist vom Text her der Kürzeste, denn er umfasst nur Kapitel 20.
  • Im siebten Teil (Kapitel 21-22) wird der Neue Himmel und die Neue Erde mit dem Neuen Jerusalem beschrieben.  

4.1 Die Frau mit der Sonne bekleidet und der feurige Drache

In dem gesamten zwölften Kapitel stehen sich die beiden zwei großen Visionen  kontrastvoll gegenüber und doch sind sie in einander verwoben. Darum halten wir uns an die im Text vorgegebene Reihenfolge, auch wenn dabei einiges wiederholt werden wird.

4.1.1 Die Frau mit der Sonne bekleidet – ihre Identität und Auftrag

Und ein großes Zeichen erschien im Himmel: Eine Frau, bekleidet mit der Sonne, und der Mond war unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen. Und sie ist schwanger und schreit in Geburtswehen und in Schmerzen und soll gebären. (Offb 12,1-2).

Was Johannes zu sehen bekommt ist sehr beeindruckend. Die Formulierung: „im (oder: in dem) Himmel„ steht im Dativ Localis und betont den Ort in dem das Zeichen erscheint. Diese Ortsbezeichnung kommt mindestens 19 Mal in der Offenbarung vor und unterscheidet damit zu Ereignissen welche im Erdbereich geschehen (Offb 4,1.2; 5,3.13; 8,1; 11,15.19; 12,1.3.7.8.10; 13,6; 14,17; 15,1.5; 16,11; 19,1.14).

Das Zeichen welches im Himmel erscheint ist groß. Groß kann sich nicht nur auf den Umfang beziehen, sondern insbesondere auf den Inhalt, die große Bedeutung dieses ungewöhnlichen Bildes. Johannes sieht eine Frau die mit der Sonne umhüllt ist. Unter ihren Füßen reflektiert der Mond ihren Glanz. Auf ihrem Haupt trägt sie einen Kranz (gr. stefanos) aus zwölf Sternen.

Abbildung 2 Ein großes Zeichen am Himmel: Eine Frau mit der Sonne bekleidet und der Mond unter ihren Füßen (Zeichnung von Joela Schüle Dez. 2022).

Diese Kombination aller drei Himmelskörper wird im Schöpfungsbericht zum ersten Mal erwähnt und ihre Bestimmung bekannt gegeben. So lesen wir in  1Mose 1,14-18: „Es seien Lichter an der Feste (Ausdehnung)des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht. Sie seien Zeichen für Zeiten, Tage und Jahre 15 und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so. 16 Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. 17 Und Gott setzte sie an die Feste (Ausdehnung) des Himmels, dass sie schienen auf die Erde 18 und den Tag und die Nacht regieren.“ Sie werden auch in den Lobespsalmen und Propheten besungen (Ps 148,3; Jer 31,35). Betrachten wir sie etwas näher, denn von deren Bestimmung können einige Aspekte für die Vision in Offb 12,1-2 abgeleitet werden.

  • Die Himmelskörper geben den Menschen Orientierung in Zeit und Raum.
  • Die Himmelskörper geben den Menschen auch Zeichen (Hinweise) auf Gott den allmächtigen Schöpfer oder wie aus unserem Text hervorgeht, auf bestimmte geistliche Realitäten und deren Bedeutung (Röm 1,20f).
  • Wie die im Schöpfungsbericht genannten Himmelskörper auf die Erde ausgerichtet sind und das natürliche Leben für den Menschen ermöglichen, so offenbart Gott in diesem Zeichen im Himmel seinen Heisplan für diese gefallene Menschheit. Und wie wir sehen werden, umspann dieses Zeichen die gesamte Heilsgeschichte von 1Mose bis zur Offenbarung. Doch nun der Reihe nach.

In 1Mose 37,9-ff kommt das Bild der Himmelskörper auch in der Familie von Jakob vor. Dort lesen wir: „Und er (Josef) hatte noch einen zweiten Traum, den erzählte er seinen Brüdern und sprach: Ich habe noch einen Traum gehabt; siehe, die Sonne und der Mond und elf Sterne neigten sich vor mir. Und als er das seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, schalt ihn sein Vater und sprach zu ihm: Was ist das für ein Traum, den du geträumt hast? Sollen denn ich und deine Mutter und deine Brüder kommen und vor dir niederfallen?“ In diesem Traumgesicht wird eine Familiengeschichte als prophetische Vorausschau gezeigt. Es ist Israel in Kleinformat, welche einige Jahre später vor einer Hungersnot durch Josef Rettung erlebt. Dazu enthält sie einen typologischen Hinweis auf den verheißenen Messias Jesus, der (wie Josef), aus Israel kommend, allerdings als vollkommener Retter für sein Volk eingesetzt wird.

Betrachten wir nun das Zeichen aus Offenbarung 12,1-2 im Einzelnen. Die Frau ist hier im Mittelpunkt, doch um sie zu identifizieren suchen wir nach weiteren Bedeutungen der sie umgebenden Himmelskörper.

  1. Sie ist mit der Sonne Bekleidet – Sonne wird in den Eigenschaften als Licht- und Lebensquelle zunächst auf  Gott den Herrn bezogen. So steht in Psalm 84,12: „Denn Gott der HERR ist Sonne und Schild; / der HERR gibt Gnade und Ehre.“ Ebenso auch auf  Christus (Mal 3,20; Offb 1,16; Mt 17,2; Joh 1,9; 8,12; Offb 21,23). Doch mit dem Lichtglanz der Sonne werden auch die Gerechten verglichen (Mt 5,14; 13,43). Gelegentlich wird der Lichtglanz der Sonne auch auf Engel bezogen  (Offb 10,1).
  2. Der Mond befindet sich unter ihren Füßen. Es geht um die untergeordnete Position des Mondes gegenüber der Sonne. Denn wie dieser das Licht der Sonne reflektiert, so sollte der Mensch als das Ebenbild Gottes seinen Schöpfer reflektieren. Später sollte Israel im Besonderen in der Dunkelheit der Völkerwelt das Licht Gottes (und des noch verborgenen Christus) reflektieren (5Mose 4,6-8). Israel nach dem Fleisch (Jakob und seine Nachkommen) ist ein irdisches Abbild auf den Israel nach dem Geist, welcher ist Christus und seine Nachkommen (1Mose 32,29; 2Mose 4,22; Hos 11,1; Mt 2,15; Gal 6,16).
  3. Auch der 12 Sternen-Kranz auf ihrem Haupt erinnert   zunächst an  die 12 Stämme Israels (1Mose 49,1-28: 12 Repräsentanten des Israel nach dem Fleisch). Auffallend ist, dass es sowohl in Offb 7,4-8; und 21,12 nicht um die Namen der 12 Stammväter geht, sondern um die 12 Stämme (in Offb 7,4-8 fehlen sogar 2 Stammesnamen – Ephraim und Dan). Doch hatte Gott aus allen 12 Stämmen Israels solche, die ihm die Treue hielten, auch wenn diese in der Minderheit waren. Sie leuchteten in der Dunkelheit jener finsteren Welt und hielten die Hoffnung auf den kommenden Retter aufrecht. Doch dieser zwölf Sternenkranz weist auch auf die zwölf Apostel des Lammes hin (ohne konkreten Stammesbezug) denn sie bilden die zwölf Grundsteine der Stadt, des Neuen Jerusalem, welches ist die Gemeinde (Offb 21,14; Mt 19,28). Damit sind sie die Repräsentanten des gesamten Volkes Gottes gemäß dem Neuen und damit ewigen Bund (Mt 26,26 mit Jer 31,31-34; Mt 10,2; Apg 1,26; 2,14ff; Eph 2,19-21). Jesus drückt es so aus: „wie mir mein Vater das Reich bestimmt hat, so bestimme ich für euch, 30 dass ihr essen und trinken sollt an meinem Tisch in meinem Reich und sitzen auf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels.“ (Lk 22,29-30). Damit erstreckt sich ihre Zuständigkeit auf das gesamte Volk Gottes aller Zeiten.

Diese Frau war schwanger und schrie in Geburtswehen, worauf weist es im Detail hin?

Auch wenn der Höhepunkt der Erfüllung der Wahrheit dieses Zeichens in der Menschwerdung des Sohnes Gottes deutlich zu erkennen ist, hat dies offensichtlich eine Vorgeschichte, welche bis auf die Anfänge der Menschheit zurückgeht. Es erinnert uns zunächst an die erste Frau Eva, der gesagt wurde: „Ich  will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären.“ (1Mose 3,16). Diese Aussage machte Gott nach dem sie und ihr Mann durch Unglauben und Ungehorsam das geistliche Leben verloren hatten und damit unter den Machtbereich des Bösen gerieten. Es erinnert aber auch an die Verheißung: der Geburt des  Retters durch die `Frau`. Gott sprach zu der Schlange: „Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.“ (1Mose 3,15). Und so befand sich Eva sowohl in froher als auch schmerzlicher Erwartung. In 1Mose 4,1-2 lesen wir: „Und Adam erkannte seine Frau Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain und sprach: Ich habe einen Mann gewonnen (erworben) mithilfe des HERRN.“ Danach ward sie wieder schwanger und gebar Abel.“ Doch der physische Schmerz bei der Geburt dieser beiden Söhne war bald vergessen. Ein ganz anderer und andauernder Schmerz erwartete sie. Der Erstgeborene, auf den normalerweise die Eltern ihre Hoffnung setzten, entwickelte sich zu einem selbstsüchtigen, stolzen Mann zum Leidwesen seiner Eltern (1Joh 3,12). Der Brudermord wurde zu einer überaus schmerzlichen Erfahrung, konnten sie doch erahnen, dass sie bereits ernteten, was sie gesät haben. Sicher blieb es ihnen auch nicht verborgen, wer letztlich hinter dem allem steht Und weiteres Unheil stiften wird. So verloren sie in gewissem Sinne ihre beiden Söhne an einem Tag – welch ein Schmerz!

Erst bei der Geburt von Set und dessen Sohn Enosch blühte die Hoffnung auf den kommenden Retter wieder auf (1Mose 4,25-26).

Doch wegen der Ausbreitung der Gesetzlosigkeit durch die Kainiten und deren Vermischung mit den Nachkommen von Seth, gestaltete sich die Erwartung auf die Geburt des verheißenen Retters sehr schmerzlich (1Mose 4,17-24).

Über Enosch, Henoch, Noah, und Sem wurde die Hoffnung und Erwartung auf den Retter bis Abraham getragen. Doch durch ihre Ungeduld und voreilige Handlung hatte Sara sich selber viel Schmerzen eingehandelt (1Mose 16-17). In 1Mose 17,18ff lehnt Gott Abrahams Vorschlag in Bezug auf Ismael ab und gibt seine Pläne bekannt mit den Worten: „Nein, sondern Sara, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären Und du sollst ihm den Namen Isaak geben! Und ich werde meinen Bund mit ihm aufrichten zu einem ewigen Bund für seine Nachkommen nach ihm.“ Merken wir, wie die Spur eingeengt wird. Jetzt soll der verheißene Nachkomme (Retter) über die Linie Sara-Isaak kommen. Dann Rebekka-Jakob und zwar mit viel Schmerzen nicht nur während der Schwangerschaft, sondern auch bei der Geburt und noch mehr danach (1Mose 25,21ff). In der nächsten Generation sollte der verheißene Retter durch Lea-Juda kommen und auch diesmal mit viel Schmerzen im Bereich der Beziehungen zwischen den konkurrierenden Frauen (1Mose 29-30). Auch in der Familie von Juda gestaltete sich die Weitergabe der Verheißung an die nächste Generation schwierig. Doch trotz vieler Wirren in der Geschichte Israels (siehe auch die Familie von David), bleibt die Hoffnung und Erwartung auf den Nachkommen der Frau wach unter den Gläubigen im Volk.  

Auffallend ist, was Gott dem König Ahas durch den Propheten Jesaja sagen lässt: „Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen.“ (Jes 7,14). Bereits zwei Kapitel danach knüpft Gott an die Verheißung an David in 2Sam 7,11-13 an, indem er sagen lässt: „ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott“. Und dann wird es ganz konkret, der verheißene Retter wird durch den Engel Gabriel der Jungfrau Maria angekündigt. Und von den Ev. Matthäus und Lukas wird die Geburt des Messias durch die Jungfrau Maria aufgeschrieben (Mt 1,1-25; Lk 1,2634; 2,1-7; 3,23-38). Beide Stammbäume ergänzen einander:

  • Die Stammeslinie bei Matthäus beginnt mit Abraham und geht über David – Salomo – Sealthiel – Serubbabel – Jakob – Josef den Mann der Maria „von der geboren ist Jesus“. Hier wird deutlich gemacht, dass Josef nicht der Erzeuger von Jesus, sondern nur Sohn der Maria war. Doch durch diese Linie wird die königliche, also die juristische Rechtsmäßigkeit der Herkunft von Jesus hervorgehoben.
  • Durch die Stammesliste bei Lukas wird die Herkunft von Jesus dem Fleische nach begründet. Diese Linie verläuft über die Linie des Vaters von Maria. Im Judentum wurden die Stammeslisten nur durch die Männer geführt. So formuliert Lukas: „Jesus war als er anfing etwa dreißig Jahre und wurde gehalten für einen Sohn Josefs“. Damit bestätigt Lukas (wenn auch indirekt) was bereits durch den Text des Matthäus deutlich wurde, nämlich: Jesuswurde zwar von der Öffentlichkeit für den Sohn von Josef gehalten, tatsächlich aber war er nur Sohn von Maria. Lukas ordnet Jesus in seiner Stammesliste formal Josef zu und Josef wird Eli zugeordnet und so weiter. Da jedoch Josef eindeutig von Jakob gezeugt wurde, kann Eli als sein Schwiegervater angesehen werden. Dieser Stammbaum verläuft dann weiter Rückwärts über Matthan den Vater von Eli und weiter über Serubbabel – Schealthiel – Nathan – David – Abraham – Adam (Eva). Damit erfüllte sich das Wort Gottes an Eva, wonach der Retter ein Nachkomme der Frau sein wird. Und Dies bestätigt auch der Ap. Paulus: „als aber die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau.“ (Gal 4,4; dazu auch Röm 1,3).

Deshalb ist das männliche Kind der Frau aus Offb 12,1-2 der Menschensohn und verheißene Retter und Nachkomme aus

dem gläubigen Menschengeschlecht und im engeren Sinne aus dem gläubigen Volk Israel hervorgegangen. Jesus sagte: „Das Heil (die Rettung) kommt aus den Juden“ (Joh 4,22). Wenn die Rettung aus den Juden kommt, dann gilt es auch für den Retter selbst. Und all die Beschwernisse auf dem Weg der Erfüllung der Verheißung könnte als eine schmerzliche Geburt des Messias bezeichnet werden. So sagte der gottesfürchtige Simeon zu Maria: „Und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden.“ (Lk 2,35). Insbesondere Maria, aber auch andere Frauen nahmen intensiven Anteil am Leben und Leiden von Jesus (Lk 8,1-3; Joh 12,1ff; 19,25; 20,1ff; Mt 28,1ff). Bis dahin kann man begründet sagen, dass unter dem Zeichen der schwangeren Frau (und zwar entsprechend der Vorsehung Gottes) alle Frauen repräsentiert sind, welche von Eva an bis zur Maria an der (schmerzlichen) Menschwerdung des Messias beteiligt wurden.

Doch das Zeichen der Frau in Offenbarung 12,1-2 umfasst auch die weitere Geschichte des Volkes Gottes, wie auch der Verlauf unseres Textes deutlich macht (Offb 12,3-17: Flucht in die Wüste, Verfolgung ihrer weiteren Nachkommen). Dadurch wird das Symbol der Frau auch für die Gemeinde verwendet, denn sie wird mit dem Bild der himmlischen Stadt Jerusalem verglichen. Dieser Gedanke, dieses Bild ist auch von Paulus gebraucht worden, so schreibt er: „Das Jerusalem droben aber ist frei, und das ist unsere Mutter.“ (Gal 4,22-26). Damit hat er an Sara angeknüpft, welche die freie, rechtmäßige Frau von Abraham und Trägerin der Verheißung war (vgl. dazu auch Offb 21,10ff). Erstaunlich, wie viel Inhalt dieses Bild-Zeichen in sich birgt!

4.1.2 Der feurige Drache, seine Identität und Plan

Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel: Und siehe, ein großer, feuerroter Drache, der sieben Köpfe und zehn Hörner und auf seinen Köpfen sieben Diademe hatte; und sein Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne des Himmels fort, und er warf sie auf die Erde. (Offb 12,3-4).

Abbildung 3 Ein weiteres Zeichen erscheint im Himmel – ein großer feurige Drache mit sieben Köpfen gekrönt mit sieben Diademen. Die zehn Hörner waren laut Text auf den sieben Köpfen, doch aus Gründen der Platzierung sind sie auf der Zeichnung hinter den Köpfen angebracht. Mit seinem großen Schwanz zog er den dritten Teil der Sterne mit sich und warf sie auf die Erde. (Zeichnung von Joela Schüle Dez. 2022).

Ein ganz anderes Zeichen erscheint im Himmel, es ist ein feuriges Ungeheuer mit einem (großen) Schwanz. Die Bezeichnung `Drache`, gr. `δράκων – drakön – Ungeheuer`, kommt  in der Bibel mehr als 20 Mal vor. Ursprünglich bezog sich diese Bezeichnung auf große Land- und Meeresungeheuer. Hiob aus dem Lande Uz kannte diese Riesengroßen  Geschöpfe (Hiob 40). Und in  Ps 74,13 wird vorausgesagt: „Du hast das Meer aufgewühlt durch deine Kraft, zerschmettert die Köpfe der Drachen über den Wassern.“ Oder: Jes 27,1: „Zu der Zeit wird der HERR heimsuchen mit seinem harten, großen und starken Schwert den Leviatan, die flüchtige Schlange, und den Leviatan, die gewundene Schlange, und wird den Drachen im Meer töten.“

 Die Bezeichnung Drache wird auch auf bestimmte grausame Herrscher bezogen. So klagt Israel in Jer 51,34: „Nebukadnezar, der König von Babel, hat mich gefressen und umgebracht, er hat aus mir ein leeres Gefäß gemacht. Er hat mich verschlungen wie ein Drache, er hat seinen Bauch gefüllt mit meinen Kostbarkeiten; er hat mich vertrieben.“ Oder: Hes 29,3: „Rede und sprich: So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an dich, Pharao, du König von Ägypten, du großer Drache, der in seinem Strom liegt und spricht: »Der Nil ist mein und ich habe ihn mir gemacht.« (dazu auch Hes 32,2).

Es ist keineswegs zufällig, dass gerade diese beiden Herrscher (der König von Babel und Ägypten) mit dem Drachen verglichen werden. Schon früh wird er als Sinnbild des Bösen verwendet. So in 5Mose 32,33: „ihr Wein ist Drachengift und verderbliches Gift der Ottern.“ (vgl. auch 1Mose 3,1ff).  Oder: Jes 51,9: „Wach auf, wach auf, zieh Macht an, du Arm des HERRN! Wach auf, wie vor alters zu Anbeginn der Welt! Warst du es nicht, der Rahab zerhauen und den Drachen durchbohrt hat?“ Der Kampf gegen den Drachen, die Schlange  begann seit Urzeiten, er setzte sich fort in der Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens so wie die Befreiung des Volkes Gottes aus der Gefangenschaft in Babylon. Und der Sieg über ihn ist vorausgesagt (1Mose 3,15; 2Mose 4-15). Und in Psalm 91,13 wird verheißen: „Über Löwen und Ottern wirst du gehen und junge Löwen und Drachen niedertreten.“ Wer sich zu Gott hält, bleibt bewahrt und unbeschadet (vgl. Lk 10,18-20).

In den Evangelien und den Briefen der Apostel kommt die Bezeichnung Drache  nicht vor. Dort wird der Drache, die alte Schlange, direkt mit Teufel und Satan benannt (Mt 4,1-11; Lk 4,1-13; 10,18). Oder auch „Der Fürst dieser Welt“ (Joh 12,31; 14,30; 16,11; „Der Gott dieser Welt“ 2Kor 4,4). Als Gottes Widersacher und Angreifer der Gläubigen wird er auch mit einem brüllenden Löwen verglichen (1Petr 5,8).  Er wird auch als Ankläger der Gläubigen (gr. Kategoros) bezeichnet Offb 12,10).

 Erst wieder im Buch der Offenbarung wird an die Bildersprache des AT angeknüpft (Offb 12,3.6.7.17; 13,2-4; 16,13; 20,2).

Die Darstellung mit sieben Köpfen und zehn Hörnern ist eine Anmaßung der Macht und Kraft (Dan 7,6). Die Zahlen sieben und zehn weisen  grundsätzlich auf Vollkommenheit und Vollständigkeit hin. Aber auch die sieben Diademe (königliche Insignien) auf seinen sieben Köpfen trägt er zur Schau. Er maßt sich etwas an, was er angestrebt hatte, aber nicht erreichen konnte. Im himmlischen Bereich trägt (außer dem Sohn Gottes) niemand Diademe (Offb 19,12).

Anmerkung: Im biblischen Kontext zeigt sich der Teufel selbst  nicht als Drache, sondern eher als ein Engel des Lichts (2Kor 11,14-15). Doch Christus offenbart und entlarvt ihn in diesem Zeichen als solchen, wie er in Wirklichkeit ist, bzw. Was er sich anmaßt zu sein, es jedoch vor den Menschen nicht offen zeigt.

Und er hatte in seiner Stellung großen Einfluss und riss mit seinem Schwanz den dritten Teil der Sterne des Himmels und warf sie auf die Erde. Im Buch Hiob wird der Schwant von solch einem Ungeheuer mit einem Zedernbaum verglichen (Hiob 40,17). Im biblischen Kontext steht `Schwanz` im übertragenen Sinne für Verführung durch falsche Propheten (Jes 9,13-15; Offb 9,10.19).     

Sterne stehen hier für gefallene Engel, die wegen Verlassen ihrer Stellung auch ihren Lichtglanz verloren haben . Von ihnen heißt es in Judas 1,6: „Engel die ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des großen Tages mit ewigen Fesseln unter Finsternis verwahrt.“ Das Verlassen der von Gott zugewiesenen Stellung scheint Folge der Verführung durch Satan zu sein. Doch sie verließen ihre Stellung unter Bewusstsein des Willens Gottes. Auch der Ap. Petrus hat zu diesem Thema eine wichtige und ergänzende Aussage gemacht. So schreibt er in seinem zweiten Brief: „Denn wenn Gott Engel, die gesündigt hatten, nicht verschonte, sondern sie in finsteren Höhlen des Abgrundes gehalten und zur Aufbewahrung für das Gericht überliefert hat“ (2Petr 2,4).

Als Petrus und Judas ihre Briefe verfassten, lag jenes Ereignis längst in der Vergangenheit. Sicher zu sein scheint, dass der Urteilsspruch über diese Engel bereits gefällt wurde, doch der Gerichtsvollzug über sie noch aussteht. Die Aussage im Text der Offenbarung birgt in sich auch, dass die Initiative zunächst  vom Satan ausgegangen war und (durch Verführung) viele von den Engeln ihm folgten und somit unter seine Gewaltherrschaft gelangten. So wäre es zu verstehen, dass er mit seinem großen Schwanz den dritten Teil der Engel mit sich riss und auf die Erde warf. Ob Jesus in Lk 10,18 über das Gleiche Ereignis spricht: „Ich sah den Satanas vom Himmel fallen wie einen Blitz“, kann vorerst nicht mit Sicherheit gesagt werden.

Doch von unreinen Geistern (Dämonen) oder auch Engel Satans genannt, lesen wir bereits zur Zeit des Alten Testamentes.

Die vielen Befreiungen von Dämonen durch Jesus belegen, dass jene gefallenen Engel in der Welt wirksam waren.

Weitere Details zu diesem Thema etwas später im Abschnitt 4.1.5.

Und der Drache stand vor der Frau, die im Begriff war, zu gebären, um, wenn sie geboren hätte, ihr Kind zu verschlingen. (Offb 12,4b).

 Es entsteht der Eindruck, dass der Satan seit dem Verlassen seiner Stellung darauf bedacht ist gegen den Christus zu kämpfen. Kommt uns da nicht die Geschichte der Geburt von Jesus in all ihren Details in den Sinn? (Mt 2). Doch wie wir bereits weiter oben gesehen haben, begann jener Kampf (Raubzug) schon viel früher und erstreckte sich auf die Verheißungsträger (vgl. dazu auch 1Mose 3,1ff; 3,15). Und er setzte seine Angriffe auch bei den nächsten Generationen fort.

Abbildung 4 Die Sonnenfrau und der Drache stehen sich gegenüber
(Zeichnung von Joela Schüle Dezember 2022 ). 

Diese Angriffe können an den geschichtlichen Entwicklungen erkannt werden.
Der Erstgeborene Sohn von Eva, auf den sie ihre Hoffnung setzte, wird durch Irreführung der alten Schlange (Drachen) zum Mord an seinem Bruder Abel angestiftet. Damit disqualifiziert er sich als Träger der Verheißung des kommenden Retters zu sein. Der Drache verbucht voreilig einen Sieg für sich. Die Linie schein bereits in dieser Generation unterbrochen zu sein. Als Adam 130 Jahre war, heißt es, dass ihm ein Sohn geboren wurde, der ihm ähnlich war (1Mose 4,25). Dieser Sohn Seth sollte der weitere Träger der Verheißung werden. Er zeugte Enosch und nun begann man den Namen des Herrn anzurufen, was für ein geistlicher Durchbruch! (1Mose 4,26). Doch die Alte Schlange wütete weiter unter den Nachkommen Kains. Weitere Mordtaten folgten und dazu ein moralischer Zerfall (1Mose 4,17-24). Wegen Vermischung dieser beiden Linien durch Heirat (1Mose 6,2ff), breitete sich sowohl die Gewalt als auch die Unmoral rasch aus. Wieder schien es, als ob der Drache siegen wird. Doch Gott bewahrte Henoch, Lamech und Noah. So gelangte die Verheißung über Sem bis Abraham, der sich jedoch durch seine Frau Sara (wegen ihrer Ungeduld) verleiten ließ, auf einem menschlichen Wege zu dem Nachkommen zu gelangen. In all diesen menschlich/ fleischlichen Handlungen bei Abraham und Sara lässt sich der Einfluss der Alten Schlange erkennen. Aber auch dort ging Gott nicht darauf ein, sondern blieb bei seinem Plan.
Auch in der Generation von Isaak und Rebekka verläuft die Weitergabe der Verheißung nicht reibungslos, denn auch hier lässt sich der Einfluss der Schlange erkennen, denn Esau plant seinen Bruder Jakob zu töten (1Mose25,28ff ).

Nicht viel besser gestaltet sich es bei Jakob und seiner Familie (1Mose 29-30). Hinterlist, Intrigen, Eifersucht und Mißgunst legen ihren Abdruck auf die Beziehungen untereinander und sogar auf die Kinder. Es scheint, als ob die Alte Schlange in dieser Familie ungehindert Gift versprühen kann. Und doch weiß Gott Rat, diese Familie nach schweren Prüfungen durch Josef wieder innerlich zusammenzubringen
Aber der Drache wütet weiter, er weiß nicht wann jener Nachkomme geboren wird und nutzt jede nur erdenkliche Gelegenheit, um Menschen umzubringen. Denken wir an die Anweisung des Pharao (der auch mit einem Drachen verglichen wird) alle männlichen Nachkommen unter den Israeliten zu ermorden (2Mose 1,22).

Gerade die Linie der Verheißungsträger stand unter den besonderen Angriffen. Und so gestaltete sich die Geburt und oft auch das Überleben des nächsten Verheißungsträgers schmerzlich. Zum Beispiel bei David aus Bethlehem. Er war der Jüngste und verrichtete die schwere und gefährliche Arbeit als Schafhirte. Dadurch kam er oft in Lebensgefahr durch reißende Tiere (1Sam 17,34). Später suchte und versuchte der König Saul ihn zu töten (1Sam 19,10; 23,14). Und bereits als König hätte sich David disqualifiziert, wenn er nicht durch Gottes Gnade umgekehrt wäre (Ps 32 und 51).

Und in noch größerem Maß Salomo, dessen Herz die vielen Frauen zur Einführung der Götzenheiligtümern in die Umgebung von Jerusalem verleitet haben. Dadurch wurde unter anderem die Voraussetzung geschaffen für die Reichsteilung in der nächsten Generation. Und wieder scheint es, dass der Drache einen weiteren Etappensieg für sich verbuchen könnte, nach dem Motto: „Teile und herrsche“. Und in der Tat weist sogar die Königslinie mehr gottlose als Gläubige Könige auf. Erinnern wir uns auch an den späteren anfänglich frommen König Joasch, der als Einziger aus seinen Brüdern überlebte, weil ihn der Priester Jojada vor der machtgierigen Königinmutter und Mörderin Atalija versteckte (2Kön 11,1-12,3; 2Chr 24,1-18). Und so blieb ein wichtiger Verheißungsträger am Leben. Doch neben der offiziellen Königslinie ließ Gott eine parallel verlaufende Linie ziehen, welche durch Nathan, den leiblichen Bruder von Salomo und weiter über Serubbabel bis zum Eli (dem Vater von Maria) ununterbrochen verlief (Lk 3,23-38).
Denken wir auch an den Versuch des Haman alle Juden im Persischen Reich umzubringen (Ester 3,8ff). Sogar Josef wollte die Verlobung im Stillen auflösen, was Maria in große Gefahr gebracht hätte. Doch Gott griff ein und lenkte sein Herz, so dass er Gott vertraute und Maria in seinen Schutz nahm. Immer wieder unternahm der Drache Angriffe auf die Verheißungsträger, um so Gottes Plan zu stören. Nicht zuletzt auch an die drakonische Gesinnung und mörderischen Absichten des Herodes. Doch auch hier war Gott wieder ein Schritt voraus (Mt 2). Und es wird dem Drachen, der alten Schlange auch nie gelingen Christus und seine Gemeinde einzuholen oder zu zerstören (Joh 14,30; Mt 16,18).

4.1.3 Wer ist das Kind?

Wie sicher sind wir, dass unter dem Bild des männlichen Kindes von der Frau geboren, der Menschensohn und Christus gemeint ist? Von ihm heißt es:
Und sie gebar einen Sohn, ein männliches Kind, der alle Nationen hüten soll mit eisernem Stab; und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und zu seinem Thron.“ (Offb 12,5).
Die Identität dieses Kindes lässt sich durch folgende drei Hinweise im Text ermitteln:

  1. Im Text wird ausdrücklich betont, dass die Frau ein männliches Kind gebar. Durch den Propheten Jesaja vergieß Gott: „Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben; Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären“ (Jes 7,14). Und in Kapitel 9,5-6 wird verheißen: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held (starker Gott), Ewig-Vater, Friede-Fürst; 6 auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.“ Damit wird klar, das Bild vom männlichen Kind weist auf den Messias hin.

2. Durch die Beschreibung seiner richterlichen Tätigkeit
Das Symbol dafür ist der eiserne Stab oder Zepter. So lesen wir bereits in 1Mose 49,10 über den königlichen Nachkommen aus dem Stamm Juda: „Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis dass der komme, dem es gehört, und ihm werden die Völker anhangen.“ Jahrhunderte später heißt es von den Messias/König: „»Ich aber habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion.« 7 Kundtun will ich den Ratschluss des HERRN. Er hat zu mir gesagt: »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. 8 Bitte mich, so will ich dir Völker zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum. 9 Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen.“ (Ps 2,6-9; vgl. dazu auch Ps 45,7 mit Hebr 1,8). Jesus ist keineswegs auf dem natürlichen Berg Zion eingesetzt worden um über die Nationen zu herrschen, sondern auf einer geistlichen Zionshöhe im himmlischen Heiligtum (Ps 110,1-2; Jes 2,1-2; Hebr 12,22f; Offb 14,1). Der Ausdruck: „Heute habe ich dich gezeugt (geboren)“ bezieht sich auf seine Auferweckung aus den Toten, wie der Ap. Paulus in Apg 13,33 erklärt. Seine richterliche Tätigkeit übt er mit seinem Wort (Schwert) und dem Herrscherstab aus (Offb 19,15: „Und aus seinem Munde ging ein scharfes Schwert, dass er damit die Völker schlage; und er wird sie regieren mit eisernem Stabe.“ (dazu auch Joh 12,48). Jesusverspricht den Überwindern in Offb 2,26-28 wozu auch er selber befugt wurde von seinem Vater: „Und wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Völker, 27 und er soll sie weiden mit eisernem Stabe – wie die tönernen Gefäße werden sie zerschmissen –, 28 wie auch ich Macht empfangen habe von meinem Vater und mich gesetzt habe auf seinen Thron“.

3. Durch die Entrückung des Kindes zu Gottes Thron
In dieser Vision wird das Kind entrückt zu Gott und seinem Thron. In dem Text der Offenbarung 12 werden allerdings keine Details aus dem Leben des Christus genannt. Diese konnten damals die Leser in den bereits vorhandenen Evangelien nachlesen. In diesem Text fällt noch das gr. Verb ¢rpasth¢ – wurde entrückt auf. Dieser Ausdruck ist der Bildersprache dieses Textes angemessen verwendet worden, weil hier nur vom Kind die Rede ist. Eine der offensichtlichen Hinweise auf die Erhöhung des Menschensohnes finden wir in Dan 7,13-14. Dort lesen wir: „Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. 14 Ihm wurde gegeben Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.“ Als Jesus vor dem Hohen Rat stand und von dem Hohenpriester zu einem Bekenntnis „ob er der Christus, Sohn des Hochgelobten wäre“ herausgefordert wurde, deutete er auf diese Prophetie aus dem Buch Daniel hin mit den Worten: „Jesus sprach zu ihm: Du sagst es (Mk: Ich bins). Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.“ (Mt 26,64; Ps 110,1). Damit erweitert Jesus jene Prophetie mit dem Hinweis, dass er ebenso in den Wolken des Himmels kommen wird. Das Ereignis seiner Erhöhung wurde von den Aposteln erlebt und bezeugt. Später ist es von den neutestamentlichen Schriftautoren niedergeschrieben worden. Und diesesentrückt worden` wird bei dem Ereignis der Himmelfahrt mit den vielfachen Beschreibungen über die Erhöhung von Jesus näher erklärt. Hier einige Auszüge:
• Joh 20,17: „Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“
• Lk 24,50-52: „Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie. 51 Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. 52 Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude.“
• Apg 1,9-11: „Und als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen. 10 Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. 11 Die sagten: der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“
• Apg 2,32-35: „Diesen Jesus hat Gott auferweckt; des sind wir alle Zeugen. 33 Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen Heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr seht und hört. 34 Denn David ist nicht gen Himmel gefahren; sondern er sagt selbst: »Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, 35 bis ich deine Feinde zum Schemel unter deine Füße lege.“
• Hebr 10,12: „Dieser aber hat ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht, das ewiglich gilt, und hat sich zur Rechten Gottes gesetzt!“
• 1Petr 3,22: „welcher ist zur Rechten Gottes, aufgefahren gen Himmel, und es sind ihm untertan die Engel und die Gewalten und die Mächte.“
Und dort bleibt er solange, bis alles wiederhergestellt ist, was Gott verheißen hat. So sagte Petrus seinen Landsleuten: „Ihn muss der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten (chrönön), in denen alles wiederhergestellt wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.“ (Apg 3,20-21). Die Aussage meint: Jesus verlässt den Himmel erst wieder wenn alles wiederhergestellt ist, was Gott sich vorgenommen hat in der Jetztzeit zu tun. Begonnen wurde mit der Wiederherstellung ab dem Pfingsttag (Apg 2,1ff; dazu auch die Bestätigung durch Jakobus in Apg 15,17). Auch der Vergleich von Psalm 110,1-2 mit 1Kor 15,24-26 macht deutlich, dass Jesus zur Rechten Gottes auf dem Thron bleibt bis alle seine Feinde unter seine Füße gelegt werden. Der letzte Feind ist der Tod und dieser wird bei seiner Wiederkunft aufgehoben und vernichtet werden wie in Offb 20,11ff beschrieben ist. Damit ist eindeutig, dass das männliche Kind von der Frau geboren ist Jesus der Christus!

4.1.4 Die Frau flieht in die Wüste und wird dort 1260 Tage ernährt


Und die Frau floh in die Wüste, wo sie eine von Gott bereitete Stätte hat, damit man sie dort ernähre 1 260 Tage. (Offb 12,6).
Oben haben wir festgestellt, dass unter dem Bild der Frau letztlich das Volk Gottes (die Gemeinde) dargestellt wird. Wie soll nun ihre Flucht in die Wüste gedeutet werden? Ab Vers 13 wird dieses Thema wieder aufgegriffen und durch verschiedene Bilder verdeutlicht werden. Daher gehen wir in diesem Abschnitt nur auf den zeitlichen Aspekt ein.
Die Zahl 1260 Tage wurde bereits für die zwei Zeugen in Offb 11,3 verwendet. Diese Zeitangabe mit dieser Zahlenkombination wird nur für die verwendet, welche die Seite des Reiches Gottes vertreten, also nur für das Lager der Gläubigen. Für den Feindesbereich werden die Zahl 42 Monate gebraucht wie wir bereits im dritten Teil in Kapitel 11,2 festgestellt haben. Und doch handelt es sich um den selben Zeitraum (vgl. dazu auch 13,5).
Da die 1260 Tage dreieinhalb Jahren entsprechen, werden wir an die besondere Geschichte des Elia zur Zeit des Königs Ahab erinnert (1Kön 17-18). Jesus beziffert jene regenlose Periode in der Geschichte Israels mit drei Jahren und sechs Monaten (Lk 4,25; Jak 5,17). Da diese zeitliche Periode einmalig ist in der Bibel und von Jesus so deutlich beziffert wurde, wäre es sehr ungewöhnlich wenn zwischen jener Periode und der Zeitangabe in der Offenbarung kein Zusammenhang bestehen würde. Zunächst hielt Elia sich am Bach Krit auf, wo es Wasser gab und die Raben ihn mit Brot und Fleisch versorgten (1Kön 17,1-5). Später ging er entsprechend der Anweisung Gottes nach Zarepta in der Gegend von Sidon und wurde dort von einer Witwe gastlich aufgenommen und versorgt (1Kön 17,9). In all der schweren Zeit hatte Gott sich 7000 Israeliten, welche ihre Knie nicht gebeugt haben vor dem Baal, übriggelassen, geschützt und versorgt teilweise durch Obadija, den gottesfürchtigen Verwalter des Königs (1Kön 19,18; 18,3.13). Diese besondere Bewahrungsgeschichte wird von dem Apostel Paulus in Röm 11,1-5 zitiert und auf seine Gegenwart angewendet. Diese historischen Ereignisse in der Geschichte Israels stehen im Zusammenhang mit der Flucht der Frau (Gemeinde) in die Wüste dieser Welt. Nur dass hier diese
Zeit nicht mathematisch zu rechnen ist sondern symbolisch gedeutet werden sollte. Wie kann dies begründet werden? Folgende Überlegung scheint plausibel zu sein. Da die Frau in die Wüste floh nach der Entrückung ihres Kindes, wäre als Beginn der Periode von 1260 Tagen bereits beim Anfang der Gemeindegeschichte anzusetzen.
Das Ende des Dienstes der zwei Zeugen in Kapitel 11,7ff endet mit deren Tötung, Wiederbelebung und Erhöhung (Entrückung in den Wolken). Danach kommt die siebte Posaune und damit das Ende der Weltzeit und die Vollendung des Geheimnisses Gottes (Offb 10,7; 11,15ff). Damit wäre der Hinweis gegeben, dass die Zeitangabe von 1260 Tagen (dreieinhalb Jahren) sich auf die gesamte Periode der neutestamentlichen Geschichte der Gemeinde erstreckt.

4.1.5 Der Drache wird aus dem himmlischen Bereich hinaus und auf die Erde hinabgeworfen


Nun wird zurückgeblendet und im Detail beschrieben, wie dieser Drache und seine Engel aus dem Himmel hinausgeworfen wurden. Doch sollte diese Episode nicht losgelöst betrachtet werden von der bereits oben beschriebenen (Offb 12,3-5). So lesen wir: “Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpfte: „gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel.“ (Offb 12,7). Ein ungewöhnlicher Einblick in den himmlischen Bereich wird uns in dieser Vision gewährt. Ein Kampf (Krieg) entbrannte im Himmel. Denn während der Drache (Teufel und Satan) seine ursprüngliche Stellung aus freier Entscheidung verlassen hatte, blieb er (warum auch immer) und auf irgendeine Weise noch im himmlischen Bereich. Mindestens jedoch hatte er noch Zugang zu Gott (Hiob 1-2; Offb 12,10). Doch nach dem vollbrachten Werk der Erlösung durch Jesus Christus und seiner Erhöhung zum Thron Gottes, wurde der Drache samt seinen Engeln gewaltsam aus dem himmlischen Bereich hinausgeworfen. So sagte Jesus wenige Tage vor seinem Leiden: „Nun (jetzt) geht das Gericht über diese Welt; nun (jetzt) wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden nach draußen“ (Joh 12,31). Und in Joh 16,11 sagte Jesus, dass der Geist Gottesbei seinem Kommen das Gericht (die Verurteilung) über den Fürsten dieser Welt bezeugen wird. Doch bereits in Lukas 10,18 sprach Jesus vom Fall Satans: „Ich sah den Satanas vom Himmel fallen wie einen Blitz“. Dies muss bereits früher gewesen sein, denn Jesus spricht von dessen plötzlichem Fall. Hier jedoch heißt es, dass er hinausgeworfen wurde. Diese Aussagen geben Anlass zu der Annahme, dass der Satan in von Gott vorgesehenen Etappen seiner endgültigen Verdammnis entgegen geht.
• Der Fall Satans verbunden mit dem Verlassen seiner Stellung
• Der Hinauswurf des Satans aus dem himmlischen Bereich
• Die endgültige und ewige Verdammnis im Feuersee.

Der Engel Michael ist uns von anderen Texten in der Bibel bekannt als kämpfender Erzengel. Hier einige Stellen:
• „Aber der Engelfürst des Königreichs Persien hat mir einundzwanzig Tage widerstanden; und siehe, Michael, einer der Ersten unter den Engelfürsten, kam mir zu Hilfe, und ihm überließ ich den Kampf mit dem Engelfürsten des Königreichs Persien“ (Dan 10,13). Michael wird vom Engel Gabriel als einer der Engelfürsten bezeichnet. Möglich, dass er zusammen mit Gabriel zu der Siebenergruppe von Engeln zählt die vor Gott stehen. (Offb 8,2; Lk 1,19)
• Und Gabriel fährt fort: „Doch zuvor will ich dir kundtun, was geschrieben ist im Buch der Wahrheit. Und es ist keiner, der mir hilft gegen jene, außer eurem Engelfürsten Michael.“ (Dan 10,21). Die Engelfürsten unterstützen einander.
• „Zu jener Zeit wird Michael auftreten, der große Engelfürst, der für dein Volk einsteht.“ (Dan 12,1). Hier wird er der große Engelfürst genannt.
• Und Judas schreibt: „Als aber Michael, der Erzengel, mit dem Teufel stritt und mit ihm rechtete um den Leichnam des Mose, wagte er nicht, ihn für die Lästerung zu verurteilen, sondern sprach: Der Herr strafe (schelte) dich!“ (Jud 1,9). Hier wird Michael als der Erzengel (gr. archangelos) bezeichnet.
All diese Texte beschreiben den Status und die Funktion des Erzengels Michael, seinen Dienst im Auftrag Gottes. Laut dem Text der Offenbarung hat er den Auftrag zusammen mit einer himmlischen Heerschar gegen den Drachen und dessen Anhänger zu Kämpfen und sie aus dem himmlischen Bereich hinauszuwerfen (Offb 12,7). Das Ergebnis dieses Kampfes war: „und sie bekamen nicht die Übermacht, und ihre Stätte wurde nicht mehr im Himmel gefunden“ (Offb 12,8). Dies bedeutet, dass sie für immer aus dem himmlischen Bereich verbannt wurden. Damit verloren sie (wahrscheinlich) auch die Fähigkeit, welche jene Dimension ermöglicht. Nun wird der Blick auf die irdische Dimension gelenkt:
„Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm geworfen. (Offb 12,9).
Der Drache wird hier mit Satan (satanas)=Gegner und Teufel (diabolos)=Durcheinanderbringer bezeichnet. Dazu noch die alte Schlange, ein Hinweis auf seinen listigen Angriff im Garten Eden.
Jesus bezeichnet ihn als Gottes Feind (Mt 13,39). Er bezeichnet ihn auch als Menschenmörder und den Vater der Lüge (Joh 8,44). Was er für sich selbst anstrebte (aber nicht erreicht hatte), versuchte er auf betrügerische Weise in das Bewusstsein des Menschen einzupflanzen (1Mose 3,1ff).
Man könnte doch zum Schluss kommen, dass der Drache nun auf der Erde mehr Einfluss haben sollte, doch das Gegenteil ist der Fall (Offb 12,11). Bis dahin hatte er noch Einfluss im himmlischen Bereich und von dort aus globalen Einfluss auf der bewohnten Erde durch Verführungsaktionen unter den Nationen. Durch den Hinauswurf aus dem himmlischen Bereich verliert er nicht nur den Zugang dorthin, sondern er wird auch drastisch eingeschränkt in seiner Tätigkeit auf der Erde.
Dies erklärt auch seine große Wut, darum heißt es: „Wehe der Erde und dem Meer“. Sein Ziel und Bestreben ist es, den Menschen von Gott abzubringen um sich an dessen Stelle anbeten zu lassen. Nun agiert er mit seinen Dämonen im Erdbereich (auch im Luftraum (Eph 2,2). Die Veränderung seines Aufenthaltsortes und Tätigkeitsumfangs hat zwar so große Einschränkung erfahren, Dies bedeutet aber keineswegs, dass er nun untätig geworden wäre. Aber sein Angriffsziel ist besonders das Volk Gottes die Gemeinde (1Petr 5,8; Offb 2,10; 12,7-17; 13,9).

Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel sagen: Jetzt ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes und die Macht seines Christus gekommen (geworden); denn hinab ⟩geworfen ist der Ankläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte. (Offb 12,10).
Nun bricht Jubel im Himmel aus! Eine laute (starke) Stimme erschallt im Himmel und was gesagt wird gleicht einem Hymnus. Eine weitere und wichtige Etappe des Sieges Gottes ist errungen worden. Jesus sagte seinen Jüngern wenige Tage vor seinem Leiden, dass der Fürst dieser Welt nun nach draußen hinausgeworfen werde (Joh 12,29-31). Während der Fürst dieser Welt einen so gewaltigen Sturz erfährt, wird Jesus in den Himmel aufgehoben und erlebt so seine höchste Erhöhung (Phil 2,9-11). Erinnern wir uns auch an die gewaltige Aussage von Jesus kurz vor seinem Weggang in den Himmel: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf der Erde …“ (Mt 28,17-20). Oder an die Aussage des Petrus über Jesus: „welcher ist zur Rechten Gottes, aufgefahren gen Himmel, und es sind ihm untertan die Engel und die Gewalten und die Mächte.“ (1Petr 3,22). Bereits in Dan 7,13-14 wurde die Thronbesteigung und ewige Herrschaft des Menschensohnes vorausgesagt: „Und ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. Ihm wurde gegeben Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende“ (dazu auch Mt 26,64). In mehreren Etappen breitet Gott sein Reich, seine Königsherrschaft aus. Nun heißt es: „Er muss herrschen bis alle seine Feinde unter seine Füße gelegt sind“ (1Kor 15,25).

Der Teufel war der Ankläger der Gläubigen. Doch seit dem Erlösungswerk von Christus hat er keinen Grund mehr zur Anklage. Man denke dabei an die vielen gottesfürchtigen Menschen, die vor Christus lebten, aber auch gesündigt haben (Hiob, Mose, Aaron, David, Daniel oder an Jeschua aus Sach 3,1: „Und er ließ mich sehen den Hohenpriester Jeschua, wie er vor dem Engel des HERRN stand, und der Satan stand zu seiner Rechten, um ihn zu verklagen.“ Nun ist er selber durch den Sieg von Jesus gerichtet worden(Joh 16,11; Kol 2,15). Auch von den Überwindern wird gesagt: „Und sie haben ihn überwunden wegen des Blutes des Lammes und wegen des Wortes ihres Zeugnisses, und sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod! 12 Darum seid fröhlich, ihr Himmel und die ihr in ihnen wohnt! Wehe der Erde und dem Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen und hat große Wut, da er weiß, dass er wenig Zeit hat. (Offb 12,11-12).
Ihr Sieg gründete im Blut des Lammes. Sie bezeugten das Evangelium. Dazu haben sie ihr eigenes (physisches Leben) nicht geliebt. Jetzt sind sie als gerecht Gesprochene aufgehoben und werden getröstet. Sie können die Ruhe und Freude im himmlischen Bereich erleben. Es kann sich um all die Glaubenden und gerecht Gesprochenen seit Anbeginn der Welt handeln, dies wäre durch das Zeugnis des Hebräerbriefes bestätigt (Hebr 11,1-12,1). Doch kann darin auch eine Perspektive gesehen werden in der die Überwinder aller Zeiten eingeschlossen sind (Offb 15,2 und die Verheißung an alle Überwinder in den Sendschreiben).

Der Teufel hat große Wut, weil er wenig Zeit (oligon kairos) hier auf der Erde hat. Durch diesen Begriff wird keine kurze chronologische Zeiteinheit bezeichnet (wie in Offb 20,3. Gemeint ist, dass er im Vergleich zu vorher nur wenig Möglichkeiten hat, Er ist stark eingeschränkt in seiner Wirksamkeit. Diese Einschränkung könnte auch mit Grund für die Weitergabe seines Thrones an das Tier gewesen sein (Offb 13,1ff). Besteht darin auch ein Zusammenhang zu seiner Fesselung im Abgrund (Offb 20,1-3)? Aber dies müssen wir später genauer untersuchen.

4.1.6 Die Verfolgung der Frau und ihrer Nachkommen durch den Drachen so wie ihre Versorgung und Bewahrung in der Wüste


Und als der Drache sah, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er die Frau, die das männliche ⟨Kind⟩ geboren hatte. 14 Und es wurden der Frau die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste flog, an ihre Stätte, wo sie ernährt wird eine Zeit und ⟨zwei⟩ Zeiten und eine halbe Zeit, fern vom Angesicht der Schlange.“ (Offb 12,13-14).
Da der Drache in seiner Wirksamkeit auf diese Erde beschränkt wurde und die im Glauben gestorbenen Seelen (Geister der vollendeten Gerechten Hebr 12,23) nicht mehr verklagen konnte, verfolgte er nun die Frau. Es ist doch auffällig, dass er sich nicht dahinter macht, die Nationen dieser Erde zu sammeln. Dies scheint ihm untersagt zu sein bis kurz vor dem Ende (Offb 20,3.7-9). In Kapitel 13,1ff wird gezeigt, wie er seine Macht, seinen Thron an das Tier übergibt, sozusagen als seinen Stellvertreter um über die Reiche dieser Welt zu herrschen.
Anmerkung: Erinnern wir uns daran, dass Jesus in der Wüste dieses Angebot entschieden abgelehnt hatte (Mt 4,1-11; Lk 4,1-13).
Und der Drache wird nicht mehr in offensichtlicher Aktion erwähnt bis Kapitel 16,13 bei der sechsten Zornesschale, also beim letzten großen Kampf kurz vor dem Ende (Offb 20,7-9). Dies bedeutet jedoch nicht, dass er untätig wäre. Ganz offensichtlich ist er wütend auf die Frau, er verfolgt sie und ihre Nachkommen.

Nun wird das Thema von der Flucht der Frau in die Wüste erneut aufgegriffen und detailliert beschrieben. Zunächst einige Beobachtungen aus der Geschichte Israels, denn dort finden wir entsprechende Parallelen.
• Das Volk Israel fand in der Wüste Schutz vor dem Pharao und seinem Heer und wurde dort auf wundersame Weise versorgt mit dem Manna aus dem Himmel und dem Wasser aus dem Felsen (2Mose 15-19). Erinnern wir uns noch daran, dass der Pharao mit dem Drachen verglichen wurde (Hes 29,3).
• Doch auch die folgenden 40 Jahre versorgte Gott sein Volk auf wunderbare Weise und gewährte ihnen seinen Schutz.
• David floh in die Wüste vor der Verfolgung durch den König Saul und wurde dort versorgt (1Sam 25,1ff).
• Elia musste dreieinhalb Jahre sich auf der Flucht befinden und trotzdem wurde er geschützt und versorgt (1Kön 17,14). Und in dieser schwierigen Zeit hatte Gott 7000 Mann sich übriggelassen, welche ihre Knie vor dem Baal nicht gebeugt hatten. Gott hatte sie beschützt und versorgt, einige davon durch den gottesfürchtigen Verwalter des Königs (1Kön 18,3.13).
• Später floh Elia in die Wüste vor der Drohung durch die gottlose Königin Isebel und wurde dort von Gott versorgt und sogar mit neuen Aufgaben betraut (1Kön 19,1ff). So paradox es auch klingen mag, doch in der Wüste waren die Kinder Israel sicherer als in den Zivilisationszentren.
Die Frau wird mit Flügeln des großen Adlers ausgestattet, was ein Bild ist für Höhe und Schnelligkeit. Auf diese Weise kann sie dem vergleichsweise schwerfälligem Drachen, der alten Schlange entfliehen. Dieses Bild ist eine Anspielung auf Gottes wunderbare Rettung, Führung, Versorgung und Bewahrung seines Volkes Israel in der Wüste. In 2Mose 19,4 erinnert Gott daran: „Ihr habt gesehen, was ich an den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht.“. Oder 5Mose 32,11: „Wie ein Adler ausführt seine Jungen und über ihnen schwebt, so breitete er seine Fittiche aus und nahm ihn und trug ihn auf seinen Flügeln“. Den Glaubenden und denen, welche auf den Herrn vertrauen wird verheißen: „Aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden“ (Jes 40,31). Hier ist ein Aspekt in der Gemeindeerfahrung bildhaft dargestellt. Und ähnlich wie das Volk Israel in der Wüste ernährt wurde aber doch nicht untätig blieb, so wird auch die Gemeinde des Neuen Bundes in und durch die Wüste des Lebens ihre Erfahrungen machen, sie wird geläutert werden und dabei von Gott bewahrt bleiben.
Hier einige Beobachtungen:
• Josef und Maria flohen mit dem Kind Jesus (durch die Wüste) nach Ägypten vor er drohenden Gefahr durch den König Herodes (Mt 2,13ff). Dort waren sie sicher vor dem Zugriff des grausamen Herrschers. So wurde sogar Ägypten zum Zufluchts- und Versorgungsort für den Erstgeborenen Sohn Gottes, ähnlich wie Israel in der Frühgeschichte inü Ägypten Zuflucht fand und versorgt wurde (1Mose 50,20).
• Auch Jesus wurde während seines Dienstes von seinem Vater geschützt, obwohl er immer wieder seinen Häschern ausweichen musste. Mindestens 8 Mal lesen wir davon, dass die Juden Jesus versuchten umzubringen. Doch immer wieder entging er der Festnahme. Begründung: „Denn seine Stunde war noch nicht gekommen“. (Mk 3,6; 11,18; Lk 4,29; 19,47; Joh 5,18; 8,49; 10,31; 11,50; Mt 26,59).
• Und seinen Jüngern empfahl er,: „Wenn ihr in einer Stadt verfolgt werdet, so flieht in eine andere“ (Mt 10,23).
• Die erste Gemeinde zerstreute sich bei der Verfolgung, welche sich nach dem Tod des Stephanus ausbreitete (Apg 8,1ff). So blieben sie nicht nur am Leben, sondern verkündigten die Frohbotschaft in den Städten Judäas und Samariens.
• Der Ap. Petrus verließ Jerusalem wegen der Lebensbedrohung durch Herodes Agrippa (Apg 12,17).
• Der Apostel Paulus ging in die Wüste Arabiens wegen der drohenden Lebensgefahr in Damaskus, später wurde er auf spektakuläre Weise in einem Korb die Stadtmauer hinabgelassen und entkam so den Behörden in der Stadt Damaskus (Gal 1,17; Apg 9,25; 2Kor 11,32-33).
• Jesus empfahl seinen Jüngern, dass sie beim Herannahen der römischen Legionäre die Stadt verlassen und in die Berge fliehen sollen. (Mt 24,16). Die Gläubigen gehorchten und flohen in das Ostjordanland und blieben am Leben, während Jerusalem im Jahre 70 zerstört wurde.
So paradox es auch klingt, gerade in der „Wüste“ wird der Herr die Gemeinde schützen und ernähren, trotz der Versuche des Feindes sie dort aufzuspüren. So ist auch das Volk Gottes (dargestellt durch das Bild der Frau in der Wüste samt ihren Nachkommen) von Gott beschützt, versorgt aber auch tätig wirksam durch ihr Zeugnis.

Die verschlüsselte zeitliche Umschreibung umfasst dieselbe Periode, welche mit der Zahl 1260 Tagen in 12,6 angegeben ist. Auch im Buch Daniel kommen diese Umschreibungen zweimal vor, in denen die Aktivitäten der Feinde Gottes beschrieben werden. Dan 7,25: „Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit (LXX: ἕως καιροῦ καὶ καιρῶν καὶ ἕως ἡμίσους καιροῦ – bis Zeit und Zeiten und bis halbe Zeit).“. Und Dan 12,7-9: „Und ich hörte den Mann in leinenen Kleidern, der über den Wassern des Stroms stand. Er hob seine rechte und linke Hand auf gen Himmel und schwor bei dem, der ewiglich lebt, dass es eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit währen soll (εἰς καιρὸν καὶ καιροὺς καὶ ἥμισυ καιροῦ – Zeit und Zeiten und halbe Zeit); und wenn der ein Ende hat, der die Macht des heiligen Volks zerschlägt, soll dies alles geschehen. 8 Und ich hörte es, aber ich verstand’s nicht und sprach: Mein Herr, was wird das Letzte davon sein? 9 Er aber sprach: Geh hin, Daniel; denn es ist verborgen und versiegelt bis auf die letzte Zeit.
Anmerkung: Während Daniel gesagt wird, dass jenes Gesicht versiegelt ist bis auf die letzte Zeit, ordnet Jesus an, die Weissagungen der Offenbarung nicht zu versiegeln (Offb 22,10). Daher ist unter der Bezeichnung „die letzte Zeit“ im Text von Dan 12,9 die gesamte Periode der neutestamentlichen Gemeinde zu verstehen (so auch in Jes 2,2).
Beide Prophetien aus Dan 7 und 12 beziehen sich auf die gleiche Periode des Kampfes der Feinde Gottes gegen die Gemeinde (Offb 12,14 mit 12,6 und 11,2-3; 13,5).
Da diese Zeitangaben im Buch Daniel und Offb 12,14 mit dem griechischen Begriff καιρος – kairos und nicht χρονος – chronos beschrieben werden, läge der Schwerpunkt eben nicht in einer genauen chronologischen Zeitspanne, sondern in einer von Gott zwar festgelegten und begrenzten Zeit, aber mit dem Schwerpunkt auf den Inhalt, auf dem WIE und WOMIT diese Periode sich auszeichnet. Weitere Beispiele dazu:
• Lk 21,24b: „bis zur Fülle (Vollendung) der gr. kairoi (hier im Pl.) der Völker“ Hier wird bewusst nicht ein chronologischer Zeitpunkt genannt, sondern nach einer inhaltlichen Erfüllung (Vollendung) ein Punkt gesetzt wird und diesen kennt nur Gott.
• Offb 12,12: „er (der Teufel) weiß, dass er wenig Zeit (gr. kairos) hat“. Das heißt: Seine Möglichkeiten sind eingeschränkt. Dem gegenüber steht in Offb 20,7 dass der Teufel zwar in voller Bewegungsfreiheit die Nationen der Erde gegen das Volk Gottes versammeln kann, jedoch ist diese Wirksamkeit zeitlich sehr begrenzt. Dies wird mit der Bezeichnung (kurze Zeit – mikros chronos) beschrieben. Hier gegen Ende beim letzten großen Kampf wird dem Feind buchstäblich die chronologische Zeit seines Angriffes auf eine kurze Zeitspanne begrenzt.

Und die Schlange warf aus ihrem Mund Wasser wie einen Strom hinter der Frau her, um sie mit dem Strom fortzureißen.“ (Offb 12,15).
Ob Drache oder Schlange, es handelt sich um ein und denselben Feind . Da jedoch der Drache feststellt, dass er die Frau nicht einholen kann, wendet er eine andere Taktik an und zwar seine List. Jetzt wird er als die Schlange bezeichnet. Dies erinnert uns an die Anfänge seiner Tätigkeit als Versucher und Verführer (1Mose 3,1ff). Daher kann das Bild vom Wasserstrom als Verleumdung durch Lüge und Propagandamache gedeutet werden. Bereits hier werden die zwei Methoden erkennbar, die später auch durch die beiden Tiere angewendet werden. Mal geschieht es mit physischer Gewalt (das Tier aus dem Meer Offb 6,11; 11,7; 13,7.15) mal mit Hinterlist und Lügenpropaganda (das Tier aus der Erde als der falsche Prophet) und manchmal auch beides zusammen (Apg 13,10; 16,17; Eph 6,11; 2Kor 2,11; Offb 2,19-20).

Die Aussage in Vers 16 ist auf den ersten Blick rätselhaft: „Und die Erde half der Frau, und die Erde öffnete ihren Mund und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Mund warf.“ (Offb 12,16).
Dieses Bild erinnert uns Zunächst an die gottlose Rotte des Korach, welche sich gegen Mose und Aaron auflehnte. Die Geschichte ihrer Vernichtung ist einmalig und gleichzeitig dramatisch. Dort öffnete sich buchstäblich die Erde und verschlang die Verleumder und Aufständischen bei lebendigem Leibe (4Mose16,1-35; 29-33 ). Im Kontext der Bibel steht Erde für den Wohnort der Menschen. Das Meer dagegen für die Unruhe, das Aufgewühlt sein der Völker (Jes 57,20). Aber von den Bewohnern der Erde, die in gewissen Ordnungen leben kann gelegentlich Hilfe gewährt werden, wenn es ihnen von Vorteil ist. Denken wir an die Situation des Judentums zur Zeit der Königin Ester, in der Haman das gesamte Judentum vernichten suchte (Ester 3,8).
Diese Geschichte macht die Verleumdungstaktik des Drachen / der Schlange deutlich. Doch es könnte sich auch um günstige und natürlich erklärbare Umstände handeln, durch welche solche Angriffe abgewendet wurden oder diese Aktionen ins Leere gelaufen sind. Dafür gäbe es folgende Beispiele:
• Durch den klugen Rat des Gamaliel, wurden die zwölf Apostel freigelassen und konnten weiter in relativer Freiheit das Evangelium verkündigen (Apg 5,34ff).
• Der Frontalangriff der Schlange durch die Wahrsagerin in Philippi gegen Paulus und Silas, welcher zur Verleumdung der Knechte Gottes führte, wurde schließlich in eine Art Legitimation der Gemeinde verwandelt(Apg 16,17ff).
• Die Anklage (Verleumdung) der Juden in Korinth gegen Paulus vor dem Prokonsul Gallion lief ins Leere, weil dieser sich nicht in die innerjüdischen Fragen einlassen wollte (Apg 18,12ff).
• Ähnlich verlief sich der Aufstand des Demetrius in Ephesus im Sand (Apg 19,23ff).
• Der Mordanschlag auf Paulus in Jerusalem wurde mit Hilfe der römischen Behörden vereitelt (Apg 23,16ff).
Offensichtlich ging es immer dabei um Verleumdunggegen die Gläubigen an Gott. Und in vielen Fällen wurden diese sogar von weltlichen Behörden abgewendet, denn diese hatten davon einen eigenen Nutzen. Daher könnte die Formulierung „und die Erde half der Frau“ auf einzelne Schutzaktionen irdischer (weltlicher) Instanzen zurückgeführt werden (Röm 13,1ff; 1Tim 2,1-2).

Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, Krieg zu führen mit den Übrigen ihrer Nachkommenschaft, welche die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben.“ (Offb 12,17).
Durch diese Aussage wird erneut deutlich, dass es sich bei den Nachkommen der Frau um das Volk Gottes handelt. Denn diese halten die Gebote Gottes und das Zeugnis von Jesus (Offb 3,8-9; 10,11; 11,3-7; 13,10; 14,12; 19,10; 1Joh 3,22).
Bekannt ist, dass bei einem Misslungenem Angriff sich der Zorn, die Wut noch weiter steigert. Die Geschichte kennt dazu unzählige Beispiele. Es wird nach einer anderen Methode oder anderen Mitteln gesucht. Zum Beispiel durch Versuchungen und Verführungen, wie im Falle Bileams. Denn dort hätte ein physischer Frontalangriff der Moabiter gegen das Volk Israel nichts gebracht (4Mose 24-31). Doch der geheime Rat des Bileam, die israelitischen Männer zu den Festmalen der Moabitischen Göttern einzuladen wurde zur Falle für Israel. Denn damit verbunden war zuchtloses Treiben in großem Umfang. Der Ap. Paulus erinnert daran und warnt die Gläubigen in Korinth davor (1Kor 10,8). Ebenso tut es auch Jesus in seinem Vorwurf an die Gemeinde in Pergamon (Offb 2,14).
Die Konstantinische Wende hat nicht nur die Verfolgungen der Christen weitgehend gestoppt, sondern auch zur Verweltlichung der Kirche mitbeigetragen. Und so wechseln diese Methoden von offener Verfolgung über geistige Verführung sich ab in der gesamten Geschichte und auch im Individuellen, siehe auch die Angriffe in den Sendschreiben (Offb 2,10; 2,13; 2,15; 2,20).

4.2 Das Tier aus dem Meer – seine Identität und Herrschaft über die Nationen der Welt


In den Übersetzungen schließt Kapitel 12 mit dem Hinweis: „Und er (ich) trat an den Sand des Meeres (Offb 12,18b). Da es aufgrund unterschiedlicher griechischer Texte nicht eindeutig ist, ob es sich dabei um Johannes (Personalpronomen ich) oder den Drachen (Personalpronomen er) handelt, schauen wir uns den Kontext genauer an. Johannes ist in diesen Visionen von Kapitel 12 und 13 der Schauende, nicht der Aktive. Da in den Versen davor vom Drachen und seiner Verfolgungsjagd auf die Frau und ihre Nachkommen (die Gemeinde) die Rede ist, liegt es nahe, dass diese Aussage sich auch auf ihn bezieht. Auch in Kapitel 13 ist er der Aktive bei der Übergabe seiner Macht an das Tier aus dem Meer. Daher entscheiden wir uns für die Variante, dass es der Drache ist, welcher an (auf) den Sand des Meeres tritt. (vgl. dazu auch Offb 20,8).

4.2.1 Was oder wen stellt das Tier aus dem Meer dar?


In Kapitel 13,1-8 sieht Johannes ein Bild von einem Tier das dem Meer entsteigt. Mit dem gr. Begriff th¢rion werden wilde Tiere bezeichnet (Mk1,13; Offb 6,8; Dan 7,3-7). Bestimmte wilde Tiere stehen in der Bibel als Sinnbilder für Weltreiche, gelegentlich auch für einzelne Könige (Offb 17,3.7.12.15.16; Dan 7,3-8.17.23; Jer 51,34; Hes 32,2). Es ist ein Versuch Wert, die verschiedenen Aspekte aus den einzelnen Texten zu betrachten, um ein besseres oder gar umfassendes Bild über die Identität dieses Ungeheuers aus Offb 13,1-8 zu bekommen.
Und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung. (Offb 13,1).
Während in Kapitel 10,1-11,1 Johannes in Handlungen einbezogen war, ist er hier der Schauende. Zunächst fällt sein Blick auf den Drachen, welcher auf dem Sand am Ufer des Meeres steht. Ein treffendes Bild für einen instabilen Standpunkt. im Gegensatz dazu steht das Lamm auf dem Berg Zion (Offb 14,1). Danach fällt der Blick des Johannes auf ein Ungeheuer, welches dem Meer entsteigt. Da wir bereits die Identität des Drachen kennengelernt haben, lenken auch wir unseren Blick auf das Tier aus dem Meer. Mit der Umschreibung an vielen Wassern in Offb 17,1.15 (hier in der globalen Ausdehnung) sind Völker, Stämme, Sprachen und Nationen gemeint. Weitere Informationen zu dem Tier aus dem Meer finden wir im 7. Kapitel des Buches Daniel. Dort sieht der Prophet vier wilde Tiere aus dem großen und aufgewühlten Meer herauskommen (Dan 7,2-8). Anmerkung: Mit dem großen Meer ist im Alten Testament (wenn es im buchstäblichen Sinne gebraucht wird) in der Regel das Mittelmeer gemeint (vgl. Dan 7,2 mit Jos 1,4; 15,2;23,4).
Doch m Text aus Dan 7,2 wird das Bild des Meeres im übertragenen Sinne als Völkermeer gebraucht (ähnlich auch in Jes 17,12). Aber nach Offb 11,7 und 17,8 wird das Meer auch als Abgrund (gr. abyssos) bezeichnet, denn aus ihm steigt das Tier herauf.

Johannes wird nicht wenig gestaunt haben über die Ähnlichkeit dieser zwei Ungeheuer. Denn auch das Tier hatte zehn Hörner und sieben Köpfe. Allerdings befanden sich die Diademe bei dem Tier nicht auf den Köpfen wie beim Drachen, sondern auf den Hörnern entsprechend deren Anzahl. Dies könnte auf eine Verlagerung von Funktionen oder auch eine Art Machtverteilung hinweisen. Und anstelle der Diademe waren bei dem Tier auf den Köpfen Namen der Lästerung, die jedoch nicht ausgeschrieben werden.
Dies wird später konkretisiert. Man könnte sagen: Die Köpfe denken und die Hörner führen aus was von den Köpfen befohlen wird. Denn Diademe (Kronen, Insignien der Macht) werden von Königen getragen.

Um die weitere Beschreibung des Tieres zu verstehen, benötigen wir Erklärungen des Engels aus Offenbarung Kapitel 17. Doch zunächst wenden wir uns an das Buch Daniel, denn in Kapitel 7,7-8 wird das vierte Tier besonders detailliert beschrieben. Dort lesen wir: „Danach sah ich in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, ein viertes Tier war furchtbar und schrecklich und sehr stark und hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte, und was übrig blieb, zertrat es mit seinen Füßen. Es war auch ganz anders als die vorigen Tiere und hatte zehn Hörner.“ (lies dazu auch Dan 7,17-27). Die Ausstattung des Tieres aus Offb 13,1 mit zehn Hörnern hat demnach etwas gemeinsam mit den vierten Tier aus Daniel 7,7-8. Deshalb kann man hier zunächst vom Römischem Großreich ausgehen. Denn nach Daniel 7,7 ist es das vierte Königreich infolge und wird als besonders stark charakterisiert. Und insbesondere durch die zehn Hörner ist eine erste aber auch offensichtliche Verbindung zu Offb 13,1ff hergestellt.
Anmerkung: Hörner stehen für Könige sowie deren Kraft und Stärke (Ps 132,17; Offb 17,12; Dan 7,8.24; 8,8.21). Und wenn in den folgenden Texten der Offenbarung ein Tier mit zehn Hörnern beschrieben wird, dann ist immer dasselbe Tier gemeint (Offb 17,3.7.12.16).
Doch es gibt auch Unterschiede zwischen dem vierten Tier aus der Vision von Daniel und dem Tier aus Offenbarung 13,1ff. in der Vision von Daniel hat das Tier zwar zehn Hörner aber nur einen (undefinierbaren) Kopf und es fehlen die Diademe. Auf was deuten die sieben Köpfe in Offb 13,1 hin? Bei der Suche nach einer Deutung schauen wir uns zunächst das dritte Tier aus der Vision von Daniel genauer an. Dort wird jenes Tier mit vier Köpfen dargestellt (Dan 7,6). Aus der Geschichte ist bekannt, dass das Griechische Großreich unter Alexander zunächst als Ziegenbock mit einem Kopf und einem Horn dargestellt wurde (Dan 8,21). Doch nach dessen frühem Tod wurde es in vier einzelne Königreiche aufgeteilt (vgl. dazu auch Dan 8,8ff). Daher erschien dieses Tier in Dan 7,6 mit vier Köpfen. Davon abgeleitet können die sieben Köpfe des Tieres aus dem Meer in Offb 13,1 ebenfalls Reiche symbolisieren. Und in Offenbarung 17,9 bekommt Johannes vom Engel weitere Erklärungen zu den sieben Köpfen des Tieres. Dort lesen wir: „Hier ist Sinn, zu dem Weisheit gehört! Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt, und es sind sieben Könige.“ Köpfe oder Häupter werden durch Berge dargestellt und sie stehen auch für Könige (Ps 68,17; Jes 7,8-9). In Jeremia 51,25 sagt Gott das Schicksal von Babel voraus mit den Worten: Siehe, ich will an dich, du Berg des Verderbens, der du Verderben gebracht hast über alle Welt, spricht der HERR. Ich will meine Hand wider dich ausstrecken und dich von den Felsen herabwälzen und will einen verbrannten Berg aus dir machen.“ Auffallend ist der Umstand, dass die Stadt Babylon in der Ebene und nicht auf einem Berg lag. Dies deutet auf die Machthöhe des früheren Babel hin und unterstreicht zusätzlich, dass die Berge in Offb 17,9 in ihrer tieferen Bedeutung bildlich zu deuten sind und ebenfalls für Machtgrößen stehen die am Ende fallen werden (Offb 16,20-21).
Da die Frau (Hure Babylon) im Text der Offenbarung 17 auf allen sieben Bergen gleichzeitig sitzt, könnte man zunächst auch an die Hauptstadt des Römischen Imperiums Rom denken denn sie lag tatsächlich auf sieben Hügeln. Und wie bereits aus anderen Textstellen ersichtlich wurde, können Bilder durchaus auch mehrere Aspekte in sich bergen. Gut möglich, dass die Leser jener Zeit diese Schilderungen zunächst auch auf Rom bezogen haben.
Doch durch das Bild der Frau auf dem Tier wird ihr globaler Einfluss auf Königreiche und deren Herrscher betont. Immerhin sitzt sie auf dem siebenköpfigen Tier mit seinen zehn Hörnern. Bekannt ist, wer oben sitzt hat das Sagen.
Bei einer wörtlichen Deutung wären es nur sieben Reiche mit nur zehn Königen, die entweder aufeinander folgen oder gleichzeitig existieren. Da die Zahl sieben und zehn in der Offenbarung auch symbolischen Charakter hat, können durch sie summarisch alle Reiche (Herrschaftssysteme) dieser Weltdargestellt werden. Die Begründung liegt in der Aussage von Jesus, der den Satan als Fürsten dieser Welt bezeichnet (Joh 12,31; 14,30; 16,11). Und weil der Drache dem Tier seine Kraft, seinen Thron und große Macht gegeben hat, ist es logisch, dass auch die Herrschaft des Tieres eine globale, die ganze Welt umfassende Herrschaft darstellt.
Es ist doch offensichtlich, dass die früheren Weltreiche und insbesondere das Römische eine Vorlage bildeten zu dem was in der Offenbarung dargestellt und seit Jahrhunderten weltweit beobachtet werden kann. Und wie oben dargelegt, schließt es mit den zehn Hörnern und die Erweiterung auf sieben Köpfe alle Herrschaftssysteme dieser Welt ein und zwar in den verschiedensten Ausprägungen.

Wir lesen von weiteren Merkmalen dieses Tieres:
Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Panther (oder Leopard) und seine Füße wie Bärenfüße und sein Rachen wie ein Löwenrachen. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Macht. (Offb 13,2).
Vergleicht man diese Beschreibung mit Daniel 7,3-6so weist es Elemente oder Charakterzüge jener ersten drei Tiere auf, nur hier in umgekehrter Reihenfolge. Dieses Tier hat nicht nur eine spezifische Ausprägung, daher lässt es sich nicht durch die Charakterzüge von nur einem Tier darstellen. So verstehen wir, warum die verschiedenen Charakteristika der drei vorangegangenen Reiche einbezogen werden. Diese sind:
• Das griechische, dargestellt durch einen Panther oder Leoparden mit vier Flügeln und 4 Köpfen (ca. 333 bis ca. 146 v.Chr.). die 4 Flügel stehen für Schnelligkeit bei der Eroberung (mit Hilfe der vier Generäle) und die vier Köpfe stehen für die vier nachfolgenden Reiche.
• Das Medo-Persische: Dargestellt durch einen Bären, welcher viel Fleisch frisst (539-333 v.Chr.). Bärenfüße stehen auch für Stabilität und territoriale Ausdehnung.
• Das Babylonische, dargestellt durch einen Löwen (609-539 v.Chr.).
Diesen Königreichen folgte das Römische ab etwa 146 v.Chr. bis zu seinem Niedergang im 5. Jahrhunderts. Das vierte und letzte unterschied sich aber auch von den vorangegangenen Weltreichen durch seine besondere Grausamkeit (Dan 7,7-8). Die späteren Herrscher haben vieles von ihren Vorgängern übernommen und entwickelten sich weiter zum Negativen – Ungerechtigkeit, Gewalt und Unterdrückung. Hören wir auf den, der über die Herrschaftssysteme dieser Welt bestens Bescheid wusste: „Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an.“ (Mk 10,42; dazu auch Mt 20,25; Lk 22,25-27).

Wo gab es so etwas, dass ein Herrscher seinen Thron, seine Macht und Kraft noch zu seinen Lebzeiten dazu auch noch freiwillig abgegeben hätte? Da jedoch der Drache als Geistwesen ein gefallener Engel ist und nicht direkt (physisch) auf den Menschen einwirken kann, übergibt er dem Tier aus dem Völkermeer Kraft, seinen Thron und große Macht.
Und gerade durch die sieben Köpfe und zehn Hörner wird die Vielseitigkeit und machtvolle, globale, räumliche und auch zeitliche Ausdehnung der Wirksamkeit dieses Tieres dargestellt. Ausgeführt werden diese durch die jeweiligen Könige und Herrscher.
Schlussfolgerung: Das Tier aus dem Meer ist sozusagen die Verkörperung des Drachen, sein Werkzeug und seine rechte Hand und agiert weltweit. Es umfasst alle politische, militärische aber auch wirtschaftliche Machtsysteme dieser Welt. Denn alle Völker, Stämme, Sprachen und Nationen beten es an (Offb 13,7b-8). Es hat vom Drachen die Macht der Weltherrschaft und kann direkt Einfluss nehmen auf das physische Leben der Menschen (Offb 2,13; 11,7; 13,4.12.14; 19,19). Doch diese Macht hat es unter der Kontrolle Gottes und seines Christus (Dan 4,14; Joh 19,10; Mt 28,17-18; Offb 1,5).
Anmerkung: In die Zeit dieses vierten Reiches (unter Augustus und Tiberius) fällt das Kommen des ewigen Gottesreiches, welches bereits Jahrhunderte voraus verkündigt wurde (Dan 7,9-14; Auch 2,34-35; Lk 1,26-34: als Erfüllung der Verheißung aus 2Sam 7,1-12; Jes 9,5-6; Mt 4,17; Lk 17,20; Joh 18,36; Apg 1,1-8). Dieses Gottesreich läuft parallel zu den Reichen dieser Welt, aber auf einer anderen Ebene. Es kommt aus dem Himmel und ist göttlich / geistlicher Natur. Mehr als einhundert Mal ist von ihm im NT die Rede. Man kann sogar sagen, dass es von seinem Wesen konträr zu den Herrschaftssystemen dieser Welt steht.
Denn Jesus ist der wahre König der Könige oder der Fürst der Könige der Erde (Offb 1,5; 17,14; 19,16). Und sein Reich wird in Ewigkeit bestand haben.

4.2.2 Was bedeutet: Eines der Häupter wurde tödlich verwundet und wieder geheilt?


Und ich sah einen seiner Köpfe wie zum Tod geschlachtet. Und seine Todeswunde wurde geheilt, und die ganze Erde staunte hinter dem Tier her. (Offb 13,3).
In Daniel 7,8 und 24-25 werden beim Tier Veränderungen im Bereich der Hörner beschrieben. In Offb 13,3 sieht Johannes beim Tier einen gewaltsamen Eingriff im Bereich der Köpfe.
In Offb 13,12 wird wieder darauf Bezug genommen und in Vers 14 wird ergänzt, dass die Todeswunde durch ein Schwert geschlagen wurde. Diese Veränderung im Bereich der Köpfe nimmt einen bestimmten Platz in den Visionen der beiden Tiere ein. Ein Kopf des Tieres wird tödlich durchs Schwert verwundet. Wie wir bereits gesehen haben, werden durch die Häupter Königreiche (gelegentlich auch Könige) dargestellt. Im Bereich des irdisch menschlichen steht Schwert für gewaltsame und kriegerische Auseinandersetzungen. Hier einige Beobachtungen:

  1. Es weist grundsätzlich auf die Verwundbarkeit des Tieres hin und zwar an der empfindsamsten Stelle – dem Kopf. Bereits im Garten Eden kündigte der Herr an, dass der Nachkomme der Frau der Schlange den Kopf zermalmen werde. Dies wurde durch den Sieg von Christus eingeleitet, obwohl der Drache noch nicht gänzlich vernichtet worden ist. Doch bei seinem Handlanger dem Tier, wird auch seine eigene Verwundbarkeit erkennbar.
  2. Man könnte darin auch eine Nachahmung des wahren Retters Jesus sehen, der starb und wieder lebendig wurde. Denn so ein Vorgang weckt die Aufmerksamkeit und das Staunen der Menschen. Diese Sichtweise könnte ihre Unterstützung in den Vergleichenden Worten „wie zum Tode geschlachtet“ bekommen. Ebenso durch das Verb ez¢sen - lebte oder lebendig wurde in 13,14. Das gleiche Verb verwendet Jesus auf sein lebendig sein in Offb 2,8. Der Gedanke dabei wäre: Der Drache präsentiert durch das Wirken des Tieres aus der Erde einen alternativen Rettungsplan und ahmt durch das Tier Jesus nach, der wie ein Lamm geschlachtet und wieder lebendig wurde. Bestimmte Herrscher präsentierten sich als Retter oder Befreier, was bei deren Untertanen neue Hoffnungen weckte.
  3. Kann es auch andeuten, dass im Laufe der Geschichte einzelne Reiche fallen und wieder aufstehen? Denn bereits im Altertum ist dies zu beobachten. Das Altbabylonische Reich erlebte seine Blüte unter Hammurabi etwa 1800 v.Chr. Es folgte das Altassyrischen Reich. Doch ab612 erlebt das Babylonische Reich eine Neuauflage. Dies lässt sich auch in den darauffolgenden Reichen beobachten. Oder lässt sich dies nicht auch an dem Beispiel des Römischen Reiches erkennen? Auf jeden Fall wird auch in diesem Reich auf Schwachpunkte hingewiesen, wie von Daniel 2,42 indirekt abgeleitet werden kann. Man denke an die brutale Ermordung von Julius Cäsar im Jahre 44 v.Chr., der zu einem schrecklichen Bürgerkrieg führte. Oder besonders an den Niedergang der Julianischen Dynastie, welche nach dem Tode von Nero (68 n.Chr.) in einer tödlichen Krise endete. Denn innerhalb eines Jahres stritten gewaltsam drei Kaiser (Vitellius, Otto und Calba) um die Macht in Rom. Es fällt geradezu auf, dass zeitgleich im Lande Israel das staatliche System zusammenbrach. Denn unter dem Heerführer Vespasian und seinem Sohn Titus wurde Jerusalem erobert und zerstört. Dies steht im Zusammenhang der Aussage von Jesus: „Jerusalem wird von den Nationen zertreten werden, bis die Zeiten (kairous) der Nationen erfüllt sind“ (Lk 21,24). Vespasian übernahm auch in Rom die Macht und gründete damit die Dynastie der Flavier. Damit erlebte das Römische Imperium eine Art Wiederbelebung. Doch bereits zu Beginn des 5. Jh. war es in Ost- und Westrom geteilt. Trotzdem blieb durch alle folgenden Jahrhunderte das Bewusstsein für das Römische Reich im Denken und Streben der Herrscher wach. Und ab der Mitte des 20. Jh. erfährt es wieder eine Neubelebung wenn auch mit veränderter Besetzung und Struktur. Auch andere Herrschaftssysteme erlebten einen Niedergang und zu einem späteren Zeitpunkt einen Neuaufstieg.
  4. Einige Theologen verweisen auf den Kaiser Nero, als Fünfter seit Augustus und nehmen Bezug auf den erklärenden Text aus Offb 17,11ff. Er wurde nach seinem mysteriösen Tod mit 31 Jahren anscheinend von vielen wieder erwartet, doch er kam nicht. In dem Kaiser Domitian den Achten seit Augustus (81-96) sahen viele Zeitgenossen den zurückgekehrten Nero.
    Eine gewisse Ähnlichkeit ist auch zu der Beschreibung aus Daniel 7,17-27 zu erkennen. Allerdings sind dort Veränderungen im Bereich der Hörner dargestellt. So heißt es dort: „Es war auch ganz anders als die vorigen Tiere und hatte zehn Hörner. 8 Als ich aber auf die Hörner achtgab, siehe, da brach ein anderes kleines Horn zwischen ihnen hervor, vor dem drei der vorigen Hörner ausgerissen wurden. Und siehe, das Horn hatte Augen wie Menschenaugen und ein Maul; das redete große Dinge.“ (Dan 7,8). Und in der Erklärung des Engels heißt es: „Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige, die aus diesem Königreich hervorgehen werden. Nach ihnen aber wird ein anderer aufkommen, der wird ganz anders sein als die vorigen und wird drei Könige stürzen. 25 Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit.“ (Dan 7,24-25).
    Im Bild der zehn Hörner aus der Offenbarung werden jedoch keine Veränderungen in den Machtverhältnissen erwähnt, dafür aber bei den sieben Köpfen.
    Folgende Detailaussagen im Bereich der zehn Hörner aus Dan 7,8 und 24-25 sind identisch mit Offb 13 im Bereich der Köpfe:
    • Jenes kleine Horn redete große Dinge, dies tut auch das Tier.
    • Jenes kleine Horn lästerte den Höchsten, auch das Tier lästert Gott und seinen Namen.
    • Jenes Horn kämpfte gegen die Heiligen des Höchsten und besiegte sie. Auch dem Tier wurde gegeben gegen die Heiligen zu kämpfen und sie zu besiegen.
    • Die Heiligen wurden in die Hand des Horns gegeben für die Dauer von „eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit“. Dem Tier wurde gegeben 42 Monate zu wirken. Diese Zeitangabe ist nicht nur identisch mit der aus Offb 12,14 sondern auch mit den 42 Monaten aus Offb 13,5 und 11,2. Ja, die Übereinstimmungen sind nicht von der Hand zu weisen.
    • Die fünfte Aussage: „Er wird sich unterstehen Festzeiten und Gesetz zu ändern“, ist so wörtlich bei dem Tier aus dem Meer nicht zu finden, wohl aber bei dem Tier aus der Erde. Denn seine Aufforderung dem Tier ein Bild zu machen, klingt nach einer Alternativreligion mit einem entsprechendem Götzendienst. Und jede Form von Götzendienst hat seine eigenen Festzeiten und Gesetze (Rituale).
    die .
    Frage: Wann, wo und durch wen wurden in der Geschichte Eingriffe in Gesetze und Festzeiten gemacht? Denken wir an die Eingriffe des Antiochus Epiphanes in den jüdischen Gottesdienst unter den Makkabäern im 2. Jh. v.Chr. (). In römischer Zeit wäre mit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem die Aufhebung aller Opferrituale verbunden.

Anmerkung: Nicht selten wird in dem Tier aus dem Meer der noch zukünftige Antichrist oder sogar der Diktator Europas gesehen. Doch dass alle Regierungssysteme dieser Welt mit all ihren Herrschern unter dem Bild des Tieres dargestellt sind, konnte oben begründet werden. Und das Tier ist offensichtlich antichristlich, obwohl nicht alle Weltmächte zu allen Zeiten das Volk Gottes direkt verfolgt und unterdrückt haben. Doch der Antichrist sollte eher in dem Tier aus der Erde gesehen werden, denn jenes Tier einem Lamme ähnlich wird ja als der falsche Prophet bezeichnet (Offb 13,11ff; 16,13; 19,20; 20,10). Und in jenem Abschnitt gehen wir auf die Wirksamkeit des Antichristen, bzw. des antichristlichen Geistes detailliert ein.

4.2.3 Die Anbetung des Drachen und des Tieres


Und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Macht gab, und sie beteten das Tier an und sagten: Wer ist dem Tier gleich? Und wer kann mit ihm kämpfen? (Offb 13,4).
Die Verwunderung über das wiedergeheilte Haupt führt schließlich zur Anbetung des Tieres und seiner Anerkennung. Die Feststellung, dass alle Bewohner der Erde das Tier und den Drachen anbeten unterstreicht zusätzlich, dass durch das Tier alle Herrschaftssysteme dieser Welt repräsentiert sind. Doch diese Huldigung ist nicht immer aus Überzeugung oder Freiwilligkeit wie die Geschichte zeigt. Die Völker tun es oft unter Zwang oder wegen verlockenden Versprechungen.
Der Drache hat seine Abbilder bereits in Babylon und Ägypten erkennen lassen (Jer 51,34; Hes 29,3).
Alle Erdbewohner beten den Drachen an (Götzendienst) und beten das Tier an (Herrscherkult). Die Anbetung des Tieres empfängt eigentlich und letztlich der Drache. Das Tier aus der Erde (der falsche Prophet) fördert mit übernatürlichen Zeichen die Anbetung des Tieres (Offb 13,11-18). Das Ende all derer, welche darauf eingehen erwartet der Feuersee (Offb 19,20-21).
Die Praxis des Götzendienstes und Personenkultes war seit Babel (1Mose 11) Standart, breitete sich mit der Zerstreuung der Menschen aus, nahm eine zentrale Rolle im Römischen Reich ein wie die Hinweise in den Texten der Offenbarung erkennen lassen. So wird bei den Plagen durch die fünfte und sechste Posaune festgestellt: „Und die übrigen Leute, die nicht getötet wurden von diesen Plagen, bekehrten sich doch nicht von den Werken ihrer Hände, dass sie nicht anbeteten die bösen Geister und die goldenen, silbernen, ehernen, steinernen und hölzernen Götzen, die weder sehen noch hören noch gehen können.“ (Offb 9,20-21). Daraus kann man schließen, dass die Menschen, welche getötet wurden, zu ihren Lebzeiten einen ähnlichen Lebensstil geführt hatten. Und die Praxis des Götzendienstes und Personenkultes setzt sich bis heute in den unterschiedlichsten Varianten fort. Götzendienst ist überall dort zu erkennen, wo Gott sich nicht einbeziehen lässt.

Anmerkung: In der Wüste bot der Teufel die Macht und Herrlichkeit dieser Welt Jesus an, die Bedingung war: „so du niederfällst und mich anbetest“. Und Im Gegensatz zu diesen Weltherrschern lehnte Jesus entschieden ab (Mt 4,1-11; Lk 4,1-13). Und Jesus weißt die Gläubigen in den sieben Gemeinden auf die Gefahren des Götzendienstes hin (Offb 2,13.20.24; 3,9).
Auch der Ap. Johannes warnt seine geistlichen Kinder: „Hütet euch vor den Götzen“ (1Joh 5,21). Mit Nachdruck tut es auch der Ap. Paulus und warnt die Gläubigen vor den Gefahren des Götzendienstes, wenn er in 1Kor 10,20 schreibt: „Nein, sondern was man da opfert, das opfert man den Dämonen und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr mit den Dämonen Gemeinschaft habt.“ (dazu auch 1Kor 10,14; Gal 5,20; Kol 3,5; 1Petr 4,3).

4.2.4 Dem Tier wird gegeben 42 Monate zu wirken


Viermal wird gesagt, dass dem Tier gegeben wurde. Hier die ersten zwei.
Und es wurde ihm ein Mund gegeben, der große Dinge und Lästerungen redete; und es wurde ihm Macht gegeben, 42 Monate zu wirken. 6 Und es öffnete seinen Mund zu Lästerungen gegen Gott, um seinen Namen und sein Zelt und die, welche im Himmel wohnen, zu lästern. (Offb 13,5-6).
Doch von wem bekam das Tier die Macht zu lästern? Es war ja der Drache, welcher dem Tier seinen Thron und große Macht übergab. So wäre es auch folgerichtig, wenn auch er dem Tier ein Redeprogramm in das Maul gelegt hätte. Schwieriger wäre die Vorstellung, dass Gott dem Tier Lästerungen gegen sich selbst zu reden ins Maul gegeben hätte (Jak 1,13).
Es ist sehr auffallend, dass trotz der vielen Lästerungen, welche aus dem einen Mund des siebenköpfigen Tieres herausgingen, keine ausformuliert wird. Dies mag daran liegen, dass es so viele gibt, die in der gesamten Schrift verstreut von Seiten der Feinde Gottes und seines Christus ausgesprochen werden. Doch sollten diese Lästerungen im Zusammenhang der Namen auf den sieben Köpfen gesehen werden, denn was dort steht, wird durch den Mund ausgesprochen. Aber auch in den anderen Texten der Offenbarung, in denen Lästerungen ausgesprochen werden, gibt es keine, die ausformuliert wären. Die Knechte Gottes werden im Laufe der Geschichte noch genug davon zu hören bekommen. Und wie das Tier, so lästern auch die, welche es beherrscht:
• Im Zusammenhang der Plage durch die vierte Zornesschale lesen wir in Offb 16,9: „Und die Menschen wurden versengt von der großen Hitze und lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen, und taten nicht Buße, ihm die Ehre zu geben.“
• Und die Reaktion bei der fünften Zornesschale war ähnlich: „und lästerten Gott im Himmel wegen ihrer Schmerzen und wegen ihrer Geschwüre und taten nicht Buße für ihre Werke.“ (Offb 16,11).
• Und nach der siebten Zornesschale scheint es noch eine Steigerung zu geben: „Und ein großer Hagel wie Zentnergewichte fiel vom Himmel auf die Menschen; und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels; denn diese Plage ist sehr groß.“ (Offb 16,21).
Das gr. Wort für Lästerung ist blasfemia und kommt in den verschiedenen Formen mehr als 60 Mal vor. Hier einige Texte:
• In 2Mose 22,27 steht geschrieben: „Gott sollst du nicht lästern und dem Obersten deines Volkes sollst du nicht fluchen“. Und die Konsequenz solchen Verhaltens war: „Wer des HERRN Namen lästert, der soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Ob Fremdling oder Einheimischer, wer den Namen lästert, soll sterben.“ (2Mose 24,16; 3Mose 24,11; 4Mose 14,23).
• In Ps 74,10 fragt der Autor: „Ach, Gott, wie lange soll der Widersacher schmähen und der Feind deinen Namen immerfort lästern. Leider wurde der Name Gottes auch wegen dem unehrenhaften Verhalten seines Volkes gelästert (Röm 2,24 mit Bezug auf Jes 52,5).
• Und Jesus greift das Thema der Lästerung in einem bestimmten Zusammenhang auf und differenziert: „Wahrlich, ich sage euch: Alles wird den Menschenkindern vergeben werden, die Sünden und die Lästerungen, so viel sie auch lästern mögen; 29 wer aber den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig. 30 Denn sie hatten gesagt: er hat einen unreinen Geist.“ (Mk 3,28-30; dazu auch Mt 12,31-32; Lk 12,10).
Doch in unserem Text geht es nicht nur um Lästerungen gegen Gott, seinen Namen, sein e Wohnung, sondern auch gegen alle Bewohner des Himmels. Petrus schreibt dazu: „am meisten aber die, die nach dem Fleisch leben in unreiner Begierde und die Macht des Herrn verachten. Frech und eigensinnig schrecken sie nicht davor zurück, himmlische Mächte zu lästern.“ (2Petr 2,10-11). Auch Jakobus macht diese Beobachtung: „Ebenso sind auch diese Träumer, die ihr Fleisch beflecken, die Macht des Herrn verachten und himmlische Mächte lästern.“ (Jak 1,8).
Weitere Ausdrucksformen von Lästerung:
• Lästerungen sind bestimmte Aussagen von Menschen, durch die Verspottung, Verhöhnung, Schmähung ausgedrückt wird. Aussagen, die das Göttliche missbrauchen oder das Heilige ins Lächerliche ziehen (Mt 27,39-40; Mk 15,29).
• Das Wort Gottes verachtend behandeln (Jes 5,24).
• Lästerungen sind typisch für Menschen die sich in ihrem Stolz und Hochmut gegen Gott und seine Autoritäten auflehnen (4Mose 16,30: Korah).
• Lästerung ist ausdrücklich mit Götzendienst verknüpft (Neh 9,18 mit 2Mose 32,4-8; 5Mose 9,16; 5Mose 31,20).
• Lästerungen sind auch besonders bei Herrschern zu beobachten, denn gerade auf der Höhe ihrer Macht überhebt sich ihr Herz und rauben damit Gott die Ehre (2Kön 19,.6.22 mit Jes 37,23; Dan 4,27f; Apg 12,23).
In einen gewissen Kontrast zu den vielen Herrschern der Antike steht die Aussage des Königs Nebukadnezars nach der Erfahrung mit den treuen Knechten Gottes: „So sei nun dies mein Gebot: Wer unter allen Völkern, Nationen und Sprachen den Gott Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos lästert, der soll in Stücke gehauen und sein Haus zu einem Schutthaufen gemacht werden. Denn es gibt keinen andern Gott als den, der so erretten kann.“ (Dan 3,29). Leider blieb er nicht in dieser Haltung (Dan 4,31f). Ebenso vergaß sein Nachfolger Belsazar die Aussage seines Vaters (Dan 5,1-22).
Auch die römischen Kaiser trugen Titel wie: Verehrungswürdiger, Sohn des Göttlichen, Hoheitsbezeichnungen, welche allein Gott zugeschrieben werden dürfen.
Leider wurden im Laufe der Kirchengeschichte Kirchenführern Titel zugeschrieben, welche den neutestamentlichen Bezeichnungen für Diener Gottes nicht entsprechen.

Was die Dauer der Wirksamkeit des Tieres betrifft, so wird diese auf 42 Monate ausgedehnt oder beschränkt (Offb 13,5; die gleiche Zahl wird auch in Offb 11,2 angegeben). Eine deutliche inhaltliche Parallele zu dem Tier aus Offb 13 finden wir in Daniel 7,25. Dort wird vorausgesagt: „Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit.“ (dazu auch Dan 12,7-8). Die gleiche Formulierung der Zeitangabe wird auch in Offb 12,14 angegeben in der die Frau zwar durch den Drachen verfolgt, aber gleichzeitig von Gott beschützt und versorgt wird (Offb 12,14). Die Macht zu wirken hat das Tier vom Drachen, doch Gott legt die Zeit und das Ausmaß fest. An dieser Stelle ist nur eine Kurzfassung jenes Abschnittes über die Dauer seines Wirkens angebracht.
Die zeitliche Bezeichnung 42 Monate kommt noch in Offb 11,2 vor und deckt denselben Zeitraum ab, der durch die zeitliche Angabe 1260 Tage angegeben ist (Offb 11,3; 12,6). Bei einer wörtlichen Deutung würde diese Zeitspanne dreieinhalb Jahre dauern. Da jedoch die Wirksamkeit des Drachen mit Einbeziehung des Tieres gleich nach der Entrückung des Knaben begann und deren gottfeindliche Tätigkeit sich bis zum Ende hinzieht (Offb 11,7) ist es legitim, dass diese dreieinhalb Jahre symbolisch gedeutet werden. Sie umfassen damit den gesamten Zeitraum von der Thronbesteigung des Christus bis zu seinem Wiederkommen in Macht und Herrlichkeit (Offb 12,5 und 1,5). Detailliert wurde dieses Thema im dritten Teil (Kapitel 11) behandelt.
Zum Nachdenken: Durch die symbolische Zahl der Dauer verbirgt Gott vor seinem Feind die von ihm vorgesehene reale Dauer und Ende. Die Gläubigen brauchen das Wissen um die Dauer und Ende nicht, denn sie sind zur Wachsamkeit und ständiger Bereitschaft herausgefordert.

Was wurde dem Tier noch gegeben zu tun?
Und es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden.“ (Offb 13,7a).
Dem Tier wurde vom Drachen und unter der Aufsicht Gottes Macht gegeben gegen die Heiligen zu kämpfen und sie zu überwinden. Allein im Buch der Offenbarung werden die Gläubigen 5 Mal als Heilige bezeichnet (; Offb 11,18; 17,6; 18,24; 19,8; 20,9). Und auch sonst spart Gott nicht mit dieser Bezeichnung für seine Kinder (Ps 16,3; Dan 7,18.22.25.27; 1Kor 1,2; 6,2; Kol 1,2; Phil 4,21).
Ähnliches wird auch von dem sprechenden und lästernden Horn aus Dan 7,24-25 gesagt: Es kämpft gegen die Heiligen und besiegt sie (physisch Lk 12,4)
und überwand sie. Viele wurden durch offensichtliche Verfolgung umgebracht wegen ihres Zeugnisses von Jesus Christus. Jesus sagte dies voraus: „Ihr aber seht euch vor! Sie werden euch den Gerichten überantworten, und in den Synagogen werdet ihr geschlagen werden, und vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis.“ (Mk 13,9; vgl. Mt 24,9; Lk 12,4; Joh 16,2; Apg 8,1-2; 12,1-2). Jesus hat seinen Nachfolgern kein leichtes physisches Leben versprochen: Stephanus, die ersten Gläubigen in Jerusalem, Jakobus, die Apostel, auch Paulus und Antipas wurden getötet. Unter dem Kaiser Nero ab etwa 64 n.Chr. mussten viele Christen ihren Glauben und ihre Treue zu Jesus mit dem Leben bezahlen. Auch mehrere Texte in der Offenbarung sprechen von Märtyrern (Offb 6,9-11; 11,7; 13,10-11; 20,4). Durch die Jahrhunderte hindurch wurden viele Gläubigen an Jesus hingerichtet. Ebenso im letzten Jahrhundert unter den verschiedenen Regimen. Und die Kette der Zeugen von Jesus, welche ihr Leben nicht geliebt haben bis zum Tod reißt auch im 21. Jh. nicht ab. Doch sie haben die Verheißung der Glückseligkeit: „Und ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe: Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, dass sie ruhen von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen ihnen nach.“ (Offb 14,13).

4.2.5 Das Tier bekommt Macht im globalen Umfang


Zum vierten Mal heißt es im Text:
Und es wurde ihm Macht gegeben über jeden Stamm und jedes Volk und jede Sprache und jede Nation. 8 Und alle, die auf der Erde wohnen, werden ihn anbeten, jeder, dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an.“ (Offb 13,7b-8).
Macht im Globalen Umfang wird dem Tier gegeben, denn zum wiederholtem Male werden die bekannten vier Gruppen von Menschen aufgezählt – jeder Stamm, jedes Volk, jede Sprache und jede Nation (Offb 11,9; 13,7; 17,15).
Anmerkung: Aus all diesen Gruppen von Menschen ruft Gott sein Volk heraus: Offb 5,9; 7,9; 10,11; 14,6.
doch von wem bekam das Tier diese Macht? Als der Teufel Jesus versuchte, behauptete er: „und sprach zu ihm: Alle diese Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben und ich gebe sie, wem ich will.“ (Lk 4,6). Aber, sagt er die Wahrheit? Hat Jesus ihn doch als Lügner bezeichnet (Joh 8,44). Jesus dementierte zwar nicht die freche Behauptung des Satans, doch in Jer 27,5 sagt Gott: „Ich habe die Erde gemacht und Menschen und Tiere, die auf Erden sind, durch meine große Kraft und meinen ausgereckten Arm und gebe sie, wem ich will.“ (dazu auch Ps 24,1). Und in Psalm 115,16 finden wir folgende Aussage:
„Der Himmel ist der Himmel des HERRN; aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben.“ (vgl. auch Ps 8 mit Hebr 2). Begründet kann hier gesagt werden, dass Gott niemals seine Schöpfung an den Teufel übergeben hat. Der Teufel bekam die Macht über die Menschen durch seinen Raubzug im Garten Eden (1Mose 3,1ff). Damit hat er sich diese Machtfülle auf illegale Weise angeeignet. Doch weil Jesus ihn auch als den Fürsten dieser Welt bezeichnet, wird auch er es gewesen sein, der seine Macht an das Tier übergeben hatte oder vielleicht sogar musste, weil Gott über Allem steht und den Satan nach und nach entmachtet (Joh 12,31; 14,30; 16,11; Offb 12,7; Kol 2,15). Und so können wir annehmen, dass die Übergabe von Macht an das Tier unter der Kontrolle Gottes geschah. Dies lässt sich auch noch damit begründen, dass Gott bestimmte Herrscher dieser Welt einsetzen ließ (Röm 9,17: Pharao; Dan 2,21: Nebukadnezar; 5,18; 2Chr 36,23: Kyrus). Dies stimmt auch mit dem überein, was der Ap. Paulus in Röm 13,1ff über die Machthabenden schreibt. Diese Texte vermitteln eine Sicht, welche den Knechten Gottes, seinen Heiligen Mut machen soll. Denn es ist nicht ein Kampf zwischen zwei etwa gleich starken Herrschern. Die Stärke Gottes ist seine Wahrheit und Gerechtigkeit. Alles was der Feind unternimmt ist auf Niederlage und letztlich Verderben ausgerichtet.

Die Ausübung der Macht durch das Tier hat gravierende Auswirkungen auf die Menschen. So heißt es im Text weiter: „Und alle, die auf der Erde wohnen, werden ihn anbeten, jeder, dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an.“ (Offb 13,8).
Damit werden die Menschen in zwei ungleiche Gruppen oder Lager eingeteilt. (Lk 11,23). Das Thema der Anbetung des Tieres wurde weiter oben bereits ausgeführt und wird im nächsten Abschnitt wieder aufgegriffen und ein weiteres Mal behandelt werden.
Das Buch des Lebens wird gerade in diesem Text auch als das Buch des Lammes bezeichnet. Achten wir auch auf die besondere Formulierung in Vers 8: „des geschlachteten Lammes“ in diesem Textzusammenhang. Steht es doch im deutlichen Kontrast zu dem einen Haupt des Tieres in Vers 3, welches nur scheinbar „wie zum Tode geschlachtet“ aussah. Man kann sich dabei des Gedankens nicht erwehren, dass in diesem Bereich etwas vorgespielt oder nachgeahmt wird.
Die Formulierung: „des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt“ meint nicht, dass Jesus als Lamm Gottes seit Grundlegung der Welt geschlachtet wurde, denn dies geschah in der Fülle der Zeit (Gal 4,4; 1Petr 1,20; Hebr 9,26). Der Nachschub im Satz: „von Grundlegung der Welt“ bezieht sich auf die Gruppe von Menschen, deren Namen in diesem Buch seit Anbeginn der Welt nicht eingetragen sind. Dies wird in dem Paralleltext aus Offb 17,8 noch deutlicher. Dort steht geschrieben: „Und es werden sich wundern, die auf Erden wohnen, deren Name nicht geschrieben steht im Buch des Lebens vom Anfang der Welt an.“ Es fällt geradezu auf, dass im zweiten Teil des Buches der Offenbarung vier Mal das Buch des Lebens erwähnt wird aber immer mit der Betonung derer, welche dort nicht eingetragen sind (Offb 13,8; 17,8; 20,12 und 15).

Hier betrachten wir die Gruppe von Menschen, die sich offensichtlich gegen die Gesinnung und Lebensweise der Allgemeinheit widersetzen. Es geht um all diejenigen, welcher Namen im Buch des Lebens des Lammes eingetragen sind. Von einer Eintragung n ein Buch, welches von Gott geführt wird gibt es 10 Stellen in der Bibel. Zum ersten Mal spricht Mose darüber in dem er für das Volk führsprechend eingetreten ist: „Vergib ihnen doch ihre Sünde; wenn nicht, dann tilge mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast.“ (2Mose 32,32). Und die Antwort von Gott lautete: „ich werde den tilgen, der an mir sündigt“ (2Mose 32,33). Auch David wusste von dem Buch des Lebens (Ps 69,29). Die Aussage von Jesus an die siebzig Jünger ist wichtig, weil durch sie der Grund für die Freude in das Blickfeld gerückt wird. „Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ (Lk 10,20). Auch Paulus bezeugte seinen Mitarbeitern im Buch des Lebens eingetragen zu sein: „Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Gefährte, steh ihnen bei; sie haben mit mir für das Evangelium gekämpft, zusammen mit Klemens und meinen andern Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens stehen.“ (Phil 4,3). Und in Offb 3,5 verspricht Jesus den Treuen in der Gemeinde Sardes: „Wer überwindet, soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.“
Wer wird eingehen, wer bleibt draußen? „Und alles Unreine wird nicht in sie hineinkommen, noch ⟨derjenige⟩, der Gräuel und Lüge tut, sondern nur die, welche geschrieben sind im Buch des Lebens des Lammes.“ (Offb 21,27).

• Mit Bewohnern der Erde sind die Menschen gemeint, welche nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen haben (Offb 9,4; 13,8). Doch die einzige wahre Anbetung gebührt Gott und dem Lamm. Auch damit ahmt das Tier Christus nach. Dass alle Erdbewohner es anbeten unterstreicht auch, die globale Herrschaft dieses Tieres.
• Die Praxis der Vergöttlichung des Kaisers (Kaiserkult) wurde von den Ägyptern übernommen. Nach dem Tode von Julius Cäsar, sprach der Senat ihn göttlich. Vom Senat bekam auch Augustus den Titel Sohn des Göttlichen. Und von da an wurde der Kaiserkult mehr und mehr im Römischen Reich praktiziert. Die Gläubigen in Ephesus, Smyrna und Pergamon mussten sich damit auseinandersetzen. Dies kann als pure Lästerung des einen wahren Gottes bezeichnet werden. Für die Gläubigen war es eine große Herausforderung sich vom Götzendienst jeglicher Art und auch vom Kaiserkult zu distanzieren.

4.2.6 Das Ausharren der Heiligen


Und dann wechselt das Thema:
Wenn jemand ein Ohr hat, so höre er! 10 Wenn jemand in Gefangenschaft geht, so geht er in Gefangenschaft; wenn jemand mit dem Schwert getötet wird, so muss er mit dem Schwert getötet werden. Hier ist das Ausharren und der Glaube der Heiligen“ (Offb 13,9-10).
Die Aufforderung zum Hören ist vorangestellt, jetzt werden die Gläubigen angesprochen und in einen realen Ablauf eingeweiht.

4.3 Das Tier aus der Erde – seine Identität und Funktion


Nun sieht Johannes ein anderes Tier und im Gegensatz zu dem Tier aus dem Meer, steigt es aus der Erde (dem Land) hervor.
Und ich sah ein zweites Tier aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache. Und die ganze Macht des ersten Tieres übt es vor ihm aus. (Offb 13,11).
Danach fällt der Blick des Johannes auf ein anderes tier, welches aus der Erde, also dem trockenen Land entsteigt.
Die Identitätsmerkmale dieses Tieres:
Ein Lamm zählt zu den Opfertieren. Dem Äußeren nach sieht es friedlich aus. Doch die beiden Hörner sprechen auch von Macht. Es hatte ein Maul und redete wie ein Drache. Dem inneren Wesen nach war es völlig unter dem Einfluss und der Kontrolle des Drachen. Es übt alle Macht des ersten Tieres aus, allerdings mit Worten. Es beeinflusst den Menschen in erster Linie auf geistigem Gebiet. Dieses Tier wird in der Offenbarung als der falsche Prophet bezeichnet (Offb 16,13; 19,20). Auch Jesus sagte falsche Propheten voraus, die in Schafspelz auftreten werden (Mt 7,15; 24,5-6.23-24; ebenso der Ap. Johannes: 1Joh 2,18-22; 4,3; 2Joh 1,7. Der Ap. Paulus weist in Apg 20,30 darauf hin, dass aus den Reihen der Gemeinde falsche Lehrer aufstehen werden (vgl. dazu auch 1Tim 4,1ff; dazu auch 2Petr 2,1). Alles, was nun durch dieses Tier folgt, ist das absolute Gegenteil zum Dienst des Heiligen Geistes, der die Wahrheit ist.
Allgemein können unter dem Bild dieses Tieres alle falschen Religionssysteme der Welt (einschließlich der antichristlichen) gesehen werden.

4.3.1 Die Funktion des Tieres aus der Erde


„Und es veranlasst die Erde und die auf ihr wohnen, dass sie das erste Tier anbeten, dessen Todeswunde geheilt wurde.“ (Offb 13,12). Damit ist der falsche Prophet Handlanger und Zulieferer für das Tier aus dem Meer.
Der Heilige Geist führt jedoch die Kinder Gottes in die Anbetung des Vaters und des Sohnes, Jesus Christus.
„Und es tut große Zeichen, dass es selbst Feuer vom Himmel vor den Menschen auf die Erde herabkommen lässt; 14 und es verführt die, welche auf der Erde wohnen, wegen der Zeichen, die vor dem Tier zu tun ihm gegeben wurde.“ (Offb 13,13-14).
Diese Verführungen mit Wundern und Zeichen durch falsche Propheten hat Jesus vorausgesagt in Matthäus 7,22; 24,24. Auch der Ap. Paulus spricht davon in 2Thes 2,9. Dagegen wirkt der Heilige Geist Wunder und Zeichen, um das Evangelium von Jesus Christus zu bestätigen. Und er führt in alle Wahrheit.
Desweiteren heißt es vom falschen Propheten: „und sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war. 15 Und es wurde ihm gegeben, Geist zu verleihen dem Bild des Tieres, damit das Bild des Tieres reden und machen könne, dass alle, die das Bild des Tieres nicht anbeteten, getötet würden.“ (Offb 13,14-15).
Bilderkult fördert und erleichtert die Anbetung der Herrscher. Wenn wir die Bedeutung des Malzeichens verstehen wollen, müssen wir auch nach der Bedeutung des Abbildes ((eikoni) des Tieres fragen. Denn diese beiden stehen in engem Zusammenhang. Ebenso ist Götzendienst immer auch mit Götzenbildern verknüpft , Zur Zeit Jesu war Götzendienst im Judentum Tabu, im heidnischen Umfeld jedoch alltägliche Praxis. So wundert es nicht, dass die Apostel so eindringlich vor dem Götzendienst warnten. Dieser hatte bereits eine lange Tradition (1Petr 4,3; 1Kor 10,14; 1Joh 5,21). Beispiele:
• Das Standbild, welches Nebukadnezar machen lies (Dan 2,1ff). Mit der Anbetung dieses Bildes wurde eigentlich der König vergöttert. Auch die ägyptischen Pharaonen ließen sich als Göttersöhne verehren und für sich Statuen errichten.
• Neben der Vielzahl an verschiedenen Kulten, die im Römischen Reich anerkannt waren, nahm der Kaiserkult im 1. Jh. immer mehr zu.
• Die römischen und griechischen Münzen trugen das Abbild des jeweiligen Kaisers mit der Aufschrift Sohn Gottes (Lk 20,24). Bereits Kaiser Caligula (37-41 n.Chr.) ordnete an, dass seine Statue im Tempel in Jerusalem aufgestellt werden solle, was jedoch verhindert wurde. Die Stadt Ephesus bekam das Privileg, dem Kaiser Domitian (82-96) einen Altar mit seinem Standbild aufzurichten. Ebenso in Smyrna und Pergamon (Offb 2,13). Die Bürger dieser Städte wurden angehalten mindestens einmal jährlich dem Kaiser zu huldigen, bzw. auf diesem Altar zu räuchern. Der Konflikt mit den Christen war damit vorprogrammiert. Sie unterordneten sich dem Kaiser und den örtlichen Behörden in bürgerlichen Fragen, doch verweigerten sie vehement jeglichen Kult. Dies konnte für sie lebensgefährlich werden.
Auch im Laufe der Geschichte förderte das Tier menschliche Kulte und diese Entwicklung machte in der christlichen Kirche keinen Halt – Heiligenverehrung und Personenkult, Schaffung von Statuen. Offensichtlich ist auch das Zusammenwirken der religiösen Machtstrukturen mit den politischen Systemen.
Wo wurden in jüngerer Geschichte vom Tier aus der Erde, (dem falschen Propheten) Bilder für die herrschende Klasse aufgestellt?
• In der Sowjetunion durch Denkmäler und Huldigung den Ideologiegründern. Ähnlich auch in China, Nordkorea.
• Im Dritten Reich durch den blinden Gehorsam einer Diktatur, welche für sich Huldigung (Anbetung) in Anspruch nahm. Dazu kam es durch den starken Einfluss von antigöttlichen und menschenverachtenden Ideologien, zum Beispiel Darwinismus.

Wie sieht die moderne Anbetung des Tieres aus, welcher Ausdrucksformen bedient diese sich?
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Dass der falsche Prophet dem Bild des Tieres Odem verleiht, ist auch eine Nachahmung des schöpferischen Handelns durch den Heiligen Geist. Gott schuf den Menschen nach seinem Bild (Abbild) und blies ihm den Lebensodem ein. Durch den Heiligen Geist werden die Menschen wiedergeboren und bekommen eine neue Gesinnung. Auch der falsche Prophet ahmt den Geist Gottes nach. Durch seinen Einfluss schafft er Menschen nach dem Ebenbild des Drachen und dessen Gesinnung. Ob darin auch eine Propagandamaschinerie zugunsten der Herrscher gemeint sein kann?
Der falsche Prophet bewirkt, dass alle das Tier aus dem Meer anbeten. Die Religionen waren und sind immer Mittel zum Zweck. Sie dienen dem Machterhalt der herrschenden Klasse.
In ihm können wir aber auch die Verführer im christlichen Lager erkennen. Es steht auch für alle falschen Religionen und Ideologien, welche dem Tier aus dem Meer, d.h. den Machthabern dieser Welt zuarbeiten (Offb 13,17).
Dieses Tier ist zuständig für die Beeinflussung, Formung und Manipulation des menschlichen Geistes. Es ahmt den Heiligen Geist nach, der auf Christus hinweist und zu Christus führt. Das Tier führt (verführt) die Menschen und weist sie zum ersten Tier hin, hinter dem der Drache steht. In allen drei Machtgrößen ist die Nachahmung des dreieinen und allein wahren Gottes durch den Drachen und die zwei Tiere unverkennbar. Zudem ist in diesen Machtsystemen der gottfeindliche und antichristliche Geist wirksam. Denn im griechischen Antichristos ist sowohl das gegen Christus, als auch das anstelle Christus enthalten.

4.3.2 Das Malzeichen des Tieres


Weiter heißt es von diesem Tier:
Und es bringt alle dahin, die Kleinen] und die Großen, und die Reichen und die Armen, und die Freien und die Sklaven, dass man ihnen ein Malzeichen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn gibt; 17 und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. 18 Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres! Denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist sechshundert sechsundsechzig. (Offb 13,17-18).
Zur Klärung des Begriffes Malzeichen. Das griechische Wort heißt χάραγμα – charagma – das Eingeritzte, eingeprägte, eingegrabene, eingeätzte, eingeschnittene Zeichen, Brandmarke auf Pferden, für Stempel und Urkunden, das Gepräge auf Münzen; das Gebilde der darstellenden Kunst. (W. Bauer). Im Neuen Testament kommt dieses Wort acht Mal vor, davon sieben Mal in der Offenbarung. Neben unserem Text auch noch in: (14,9-12; 16,2; 19,20; 20,4).
Die Anbetung des Tieres, mit Hilfe seines Bildes wird sozusagen mit dem Mahlzeichen bestätigt. In der Apostelgeschichte 17,29 beschreibt der Ap. Paulus mit dem Begriff für Malzeichen die kunstvoll gebildeten Götterbilder: „Da wir nun Gottes Geschlecht sind, sollen wir nicht meinen, dass das Göttliche dem Gold und Silber oder Stein, einem Gebilde (χαράγματι – charagmati) der Kunst und der Erfindung des Menschen, gleich sei.“ In all diesen Stellen wird dieser Begriff für etwas absolut Negatives verwendet. Doch steht das Mahlzeichen des Tieres in allen 7 Texten der Offenbarung im Zusammenhang mit dem Bild des Tieres.

Bedeutung und Zuordnung von Stirn und Hand
• Hes 3,7: „Aber das Haus Israel will dich nicht hören, denn sie wollen mich nicht hören; denn das ganze Haus Israel hat eine harte Stirn und ein verstocktes Herz.“ Stirn ist ein äußeres Bild für das Herz des Menschen, was auf sein Denken bezogen wird.
• Jes 48,4: „Weil ich weiß, dass du hart bist und dein Nacken eine eiserne Sehne ist und deine Stirn ehern.“ Eine harte Stirn bedeutet, nicht bereit oder fähig umzudenken.
• Hes 9,4: „Und der HERR sprach zu ihm: Geh durch die Stadt Jerusalem und zeichne mit einem Zeichen an der Stirn die Leute, die da seufzen und jammern über alle Gräuel, die darin geschehen.“ In diesem Textzusammenhang werden die an der Stirn gezeichnet, welche seufzen wegen der Gräuel, die in Jerusalem verübt werden. Es sind gottesfürchtige Menschen, die sich dem götzendienerischen und unmoralischen Treiben der Stadtbewohner nicht angeschlossen haben (vgl. dazu auch Offb 7,1-4).
• 2Mose 13,16: „Und das soll dir ein Zeichen auf deiner Hand sein und ein Merkzeichen zwischen deinen Augen; denn der HERR hat uns mit mächtiger Hand aus Ägypten geführt.“
• 5Mose 6,4-8: „Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR ist einer. 5 Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. 6 Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen 7 und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst. 8 Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein.“.

Bedeutungen solcher Merkzeichen
• Als Gedächtnisstütze zur Erinnerung an den EINEN wahren Gott.
• Erinnerung an das erste und höchste Gebot.
• Erinnerung an die wunderbare Rettung und Erlösung aus ägyptischer Sklaverei.
• Als Bekenntnis der Zugehörigkeit zu Gott.
• Als Zeichen und Zeugnis für die Kinder.
Dabei ist dieses äußere Zeichen nur ein Hilfsmittel um Gottes Wort im Herzen zu bewahren und bewegen = Stirn und anzuwenden = Hand. Gott verhieß durch den Propheten Hesekiel: „Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. 27 Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“ (Hes 36,26-27). Jesus und die Apostel legen den Schwerpunkt auf die neue Gesinnung des Herzens und dem daraus resultierenden Handeln (Mt 4,17; 7,24ff; Röm 12,1ff; Phil 2,5). Dies entspricht der in der Offenbarung verwendetem Zeichen der Versiegelung auf der Stirn, was seine Bedeutung hat in der Versiegelung durch den Heiligen Geist.
• Eph 1,13: „In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Rettung – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist, der das Unterpfand unseres Erbes ist bis zur Erlösung des Eigentums, zum Lob seiner Herrlichkeit.“
• Eph 4,30: „Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung.“
• 2Kor 1,22: „Er hat uns auch versiegelt und das Unterpfand des Geistes in unsere Herzen gegeben.“ (2Kor 5,5).
Diese Versiegelung mit dem Heiligen Geist entspricht der Versiegelung der Knechte Gottes an ihren Stirnen aus Offenbarung 7,2-4: „Und ich sah einen andern Engel aufsteigen vom Aufgang der Sonne her, der hatte das Siegel des lebendigen Gottes und rief mit großer Stimme zu den vier Engeln, denen Macht gegeben war, der Erde und dem Meer Schaden zu tun: 3 Tut der Erde und dem Meer und den Bäumen keinen Schaden, bis wir versiegeln die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen. 4 Und ich hörte die Zahl derer, die versiegelt wurden: hundertvierundvierzigtausend, die versiegelt waren aus allen Stämmen Israels.“ (ähnlich auch in Offb 14,1-2).
So erkennen wir die Parallelen in beiden Lagern, an beiden Fronten. So wie es eine Versiegelung im Herzen der Gläubigen gibt, so gibt es auch ein deutlich erkennbares Zeichen in der Gesinnung bei denen, die auf der Seite des Tieres und des falschen Propheten stehen.

4.3.3 Die Zahl seines Namens

Das Malzeichen des Tieres ist identisch mit seinem Namen und der Name trägt die Zahl sechshundert sechzig sechs (nicht drei Mal die sechs – 666). Es wird gesagt, dass es die Zahl eines (unbestimmter Artikel) Menschen ist, also eine menschliche Zahl. Im Gegensatz dazu ist die Zahl 7 eine göttliche Zahl. Die Formulierung Zahl eines Menschen meint nicht zwingend eines einzigen Menschen, obwohl es auch auf einen bestimmten Menschen bezogen werden könnte.
Anmerkung: Da es in Rom üblich war Namen auch mit Zahlen zu schhefrieren, passt die Summe dieser Zahl auf den Kaiser Nero (Neron). Zu diesem Ergebnis kommt man bei der Transkription der Buchstaben `Kaiser Neron mit Hilfe des hebräischen Alphabets.
Doch wird diese Zahl sich auch euf solche Menschenart beziehen. Denn dieses Tier mit den sieben Köpfen (Herrschaftssysteme) hat zehn Hörner (zehn Könige) und daher kann auch das Malzeichen typische für die jeweiligen Herrscher oder Herrschaftssysteme eine spezifische Prägung aufweisen. Auffallend in all den Texten ist auch die klare Zuordnung des Malzeichens zu dem Tier aus dem Meer. Und hinter allem verbirgt sich der
Drache, der Teufel (Offb 13,1-3). In den Auslegungen werden trotzdem bestimmte herrschende Personen durch diese Zahl identifiziert. Nach anderen Auslegungen wird darin der zu erwartende
Antichrist gesehen. Doch eher ist es eine symbolische Zahl, welche geistlich gedeutet werden will. Jesus sagte: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ ().
Seit dem Turmbau zu Babel lässt sich eine Art Symbiose zwischen dem Politischem und
religiösen Systemen erkennen, auch wenn diese manchmal in Konkurrenz zueinander stehen.

Schlussfolgerungen:
Natürlich können verschiedene äußere Zeichen auf die innere Haltung hinweisen. Es gibt zahlreiche Abzeichen, die Menschen am Körper und Kleidung tragen oder in den Körper einritzen. Doch letztlich geht es um die innere Einstellung und Gesinnung des Menschen durch die sein Tun bestimmt wird. Es geht darum vor wem er sich niederbeugt, wen oder was er anbetet und entsprechend wird sei Lebensstil, seine Handlungsweise sein. Die Versiegelung der Kinder Gottes durch den Heiligen Geist ist das krasse Gegenteil zu dem Malzeichen des Tieres.
Der Ausdruck:“ Die nicht angenommen haben“, bedeutet, man kann es verweigern. Es wird einen hohen Preis kosten, denn die Benachteiligungen werden für die treue zu Jesus nicht ausbleiben aber die Treue wird belohnt werden .„Ich sage euch aber: Wer mich bekennt vor den Menschen, zu dem wird sich auch der Menschensohn bekennen vor den Engeln Gottes“ (Lk 12,8; Mt 10,32).

Aus der Praxis der Apostel und gläubigen der ersten Generation können wir in Bezug zu den Regierenden einiges ableiten.
• Jesus sagte zu Petrus: „aber damit wir sie nicht ärgern, geh an den See wirf die Angel aus und den ersten Fisch, der heraufkommt nimm und wenn du sein Maul öffnest wirst du ein Vierdrachmenstück finden. Das nimm und gib es für dich und mich.“ Damit erspart sich Jesus den Vorwurf unloyal zu der Tempelbehörde zu sein
• Jesus und seine Jünger verwendeten die römische und griechische Währung mit dem Bild des Kaisers. So können auch wir bedenkenlos die verschiedenen Währungsmittel in unserem bürgerlichen Leben verwenden. Dazu sagte Jesus: „So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist“.
• Der Ap. Paulus und einige seiner Mitarbeiter besaßen die römische Staatsangehörigkeit, das röm. Bürgerrecht. Das hieß für sie: Unterordnung unter die bürgerlichen Gesetze des Reiches. Aber sie genossen auch die Reisefreiheit und die Unantastbarkeit, das heißt, sie durften ohne ordentliche Anhörung und Verurteilung nicht gebunden oder geschlagen werden. Dadurch kann Paulus sich auf den Kaiser berufen. Es ist ein Privileg in einem Rechtsstaat zu leben. Auch wir können uns in bestimmten Situationen auf das Grundgesetz berufen.
• Josef und Maria unterordnen sich dem Kaiserlichen Dofma zur Registrierung in seiner Geburtsstadt Bethlehem. So erkennen wir, dass Gott auch solche Verordnungen in seinen Heilsplan einbezieht. Für uns gibt es keinen Grund zur Sorge, wenn wir uns in Listen namentlich eintragen müssen. Dass unser Gemeindebund von staatlicher Seite registriert und damit anerkannt ist, ist ein Vorteil für die Verkündigung des Evangeliums.
• Auffallend ist auch, dass die Mitarbeiter des Paulus bei deren Bekehrung ihre heidnischen Götternamen nicht geändert haben. So zum Beispiel Syntyche , Tychikus, Artemas, Epaphroditus, Apollos, Dyonisios. Dadurch bewahrten sie möglicherweise den Zugang zu ihrer kulturellen Gruppe. Auch wir haben Menschen, bei denen ihre frühere Zugehörigkeit zu heidnischen Elementen äußerlich immer noch zu erkennen ist.
Paulus schreibt: „Bei den Juden bin ich wie ein Jude…“ Oder: „ich bin allen alles geworden, damit ich etliche gewinne“ (1Kor 9,22). Wir haben eine große Freiheit durch das Evangelium. Dabei kommt es auf unsere Motivation an, warum wir etwas tun oder meiden (Röm 14,1ff).
Darum Geschwister, beachten wir den Rat von Jesus: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“ (Mt 10,16)

Anhang / Wiederholung
Das Tier aus der Erde symbolisiert eine religiöse Macht, welche Christus das Lamm Gottes äußerlich nachahmt. Weil es aber wie ein Drache redet, ist es von der Hölle entzündet. Wir werden da an die Worte von Jesus erinnert, die er in Matthäus 7,15-16 sagte: „Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen! Inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Und in Matthäus 24,4-5 steht: „Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, dass euch niemand verführe! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen.“ Und in den Versen 23-25: „Wenn dann jemand zu euch sagt: Siehe, hier ist der Christus, oder dort! so glaubt es nicht! Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt.“ Und der Ap. Paulus sagt den Ältesten in Ephesus: „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen Sohnes! 29 Ich weiß, dass nach meinem Abschied grausame Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her Darum wacht …“ Und an Timotheus schreibt er: „Denn schon haben sich einige abgewandt und folgen dem Satan.“ (1Tim 5,15). Oder: „sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie; solche Menschen meide! .“ (2Tim 3,5). Der Ap. Johannes schreibt: „Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen aufgetreten; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist. 19 Von uns sind sie ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, würden sie wohl bei uns geblieben sein; aber sie blieben nicht, damit sie offenbar würden, dass sie alle nicht von uns sind. Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und habt alle das Wissen.“ (1Joh 2,18-20; vgl. 1Joh 4,1-4). Ähnlich und noch detaillierter schreibt der Ap. Paulus an die Thessalonicher: „Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm, dass ihr euch nicht schnell in eurem Sinn erschüttern, auch nicht erschrecken lasst, weder durch Geist noch durch Wort noch durch Brief, als seien sie von uns, als ob der Tag des Herrn da wäre. 3 Dass niemand euch auf irgendeine Weise verführe! Denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall gekommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit offenbart worden ist, der Sohn des Verderbens; 4 der sich widersetzt und sich überhebt über alles, was Gott heißt oder Gegenstand der Verehrung ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich ausweist, dass er Gott sei. 5 Erinnert ihr euch nicht, dass ich dies zu euch sagte, als ich noch bei euch war? 6 Und jetzt wisst ihr, was zurückhält, damit er zu seiner Zeit offenbart wird. 7 Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam; nur offenbart es sich nicht, bis der, welcher jetzt zurückhält, aus dem Weg ist; 8 und dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft; 9 ihn, dessen Ankunft gemäß der Wirksamkeit des Satans erfolgt mit jeder Machttat und mit Zeichen und Wundern der Lüge 10 und mit jedem Betrug der Ungerechtigkeit für die, welche verloren gehen, dafür, dass sie die Liebe der Wahrheit zu ihrer Rettung nicht angenommen haben. 11 Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben, 12 damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit.“ (2Thes 2,1-12).
Dies zweite Tier übt alle Macht des ersten Tieres aus und zwar in religiösem Gewandt. Die Struktur, das System weist auffällig ähnliche Machtstrukturen auf wie auch beim Tier aus dem Meer. Eine Kooperation mit dem ersten Tier ist offensichtlich. Und dadurch kommt es zu einer Kombination aus Verfolgung von außen sowie Verführung von innen. Diese Kooperation von religiösen Systemen und politischer Macht wird seit dem Turmbau zu Babel bis in unsere Zeit erkennbar.

Beispiel:
So schreibt der Ap. Paulus: „Wie Jannes und Jambres dem Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit: Es sind Menschen mit zerrütteten Sinnen, untüchtig zum Glauben. 9 Aber sie werden damit nicht weit kommen; denn ihre Torheit wird allen offenbar werden, wie es auch bei jenen geschah.“ Oder 1Tim 4,1-2: „Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und Lehren von Dämonen anhängen, verleitet durch Heuchelei der Lügenredner, die ein Brandmal in ihrem Gewissen haben.“

Die theologische Deutung des Malzeichens:
• Mt 16,23: „Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Geh weg von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.“ Tyisch menschliche (fleischliche) Gesinnung zeigt sich durch – Den Leidensweg verweigern.
• So soll es unter euch nicht sein Lk 22,228
• Phil 3,19: „Ihr Ende ist die Verdammnis, ihr Gott ist der Bauch und ihre Ehre ist in ihrer Schande; sie sind irdisch gesinnt.“ Die irdische Gesinnung, das Leben in Wollust und Vergnügen.

4.4 Das Lamm auf dem Berg Zion und mit ihm die 144 Tausend


Bibeltext: Offb 14,1-5)
Und ich sah: Und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm 144 000, die seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen. 2 Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen eines lauten Donners; und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfensängern, die auf ihren Harfen spielen. 3 Und sie singen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen als nur die 144 000, die von der Erde erkauft waren. 4 Diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind jungfräulich; diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht. Diese sind aus den Menschen als Erstlingsfrucht für Gott und das Lamm erkauft worden. 5 Und in ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden; sie sind untadelig. (Offb 14,1-5).
Wieder bekommt Johannes eine Vision zu sehen, doch erst durch das Hören versteht er diese Bildhafte Darstellung. Was dem Johannes als erstes ins Auge fällt ist das Lamm. Diesem Lamm begegneten wir bereits in Offb 5,6.8.12.13; 6,1; 7,17; 8,1 und es bildet nicht nur das Hauptthema der Offenbarung (Offb 1,1a) sondern der gesamten Schriftoffenbarung (Jes 53,4-8 mit Apg 7,32-34; Joh 1,29.36; 1Kor 5,7). Johannes sieht das Lamm stehend auf dem Berg Zion, ein Hinweis auf seine Auferstehung und seine Tätigkeit (Apg 7,56; Offb 2,1; 7,17).

Von welchem Berg Zion ist hier die Rede auf dem das Lamm steht?
Und ich sah: Und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion. (Offb 14,1a).
Es gibt auch hier hauptsächlich zwei Vorstellungen darüber, um welchen Berg Zion es sich hier handelt. Geht es um den natürlichen Hügel, auf dem ungefähr ein Jahrtausend Jahre der Tempel gestanden hatte oder ist darunter eine geistliche Bergeshöhe zu verstehen? Die folgenden Ausführungen sollen dazu beitragen, dass der Leser selbst zu einer begründeten Erkenntnis kommt.

Berg Zion – historischer Hintergrund
Berge sind Orte der Offenbarung und der Gerichte Gottes (Morija, Sinai, Karmel). Der Name Zion kommt in der Offenbarung einmal an dieser Stelle vor und ein anderes Mal in Offb 21,10 jedoch nicht namentlich genannt.
Insgesamt kommt er in der Bibel etwa 150 Mal vor. In den vielen Texten wird Zion als eine natürliche Bergeshöhebeschrieben. Dieser Berg lag nördlich der alten Jebusiterfestung und der späteren Davidstadt. Die erste Erwähnung des Berges Zion finden wir in 2Sam 24,16-24 obwohl er dort noch nicht den Namen Zion trägt. Dort lesen wir: “Als aber der Engel seine Hand ausstreckte über Jerusalem, um es zu verderben, reute den HERRN das Übel, und er sprach zum Engel, der das Verderben anrichtete im Volk: Es ist genug; lass nun deine Hand ab! Der Engel des HERRN aber war bei der Tenne Araunas, des Jebusiters. 17 Da aber David den Engel sah, der das Volk schlug, sprach er zum HERRN: Siehe, ich habe gesündigt, ich habe die Missetat getan; was haben diese Schafe getan? Lass deine Hand gegen mich und meines Vaters Haus sein! 18 Und Gad kam zu David an jenem Tage und sprach zu ihm: Geh hinauf und errichte dem HERRN einen Altar auf der Tenne Araunas, des Jebusiters. 19 Da ging David hinauf, wie Gad ihm gesagt und der HERR ihm geboten hatte. 20 Und als Arauna aufschaute, sah er den König mit seinen Knechten zu ihm herüberkommen und ging hinaus und fiel nieder vor dem König auf sein Angesicht zur Erde 21 und sprach: Warum kommt mein Herr, der König, zu seinem Knecht? David sprach: Um von dir die Tenne zu kaufen und dem HERRN einen Altar zu bauen, damit die Plage vom Volk weiche. 22 Aber Arauna sprach zu David: Mein Herr, der König, nehme und opfere, wie es ihm gefällt. Siehe, da sind die Rinder zum Brandopfer und auch die Dreschschlitten und das Geschirr der Rinder als Brennholz; 23 das alles gibt Arauna dem König. Und Arauna sprach zum König: Der HERR, dein Gott, sei dir gnädig. 24 Aber der König sprach zu Arauna: Nicht doch, sondern ich will dir’s abkaufen für seinen Preis; denn ich will dem HERRN, meinem Gott, nicht Brandopfer darbringen, die ich umsonst habe. So kaufte David die Tenne und die Rinder für fünfzig Schekel Silber. 25 Und David baute daselbst dem HERRN einen Altar und opferte Brandopfer und Dankopfer. Und der HERR wurde dem Land wieder gnädig, und die Plage wich von dem Volk Israel.“ Schon sehr auffällig, dass von diesem Berg aus ein Gericht Gottes über das Volk Israel ging wegen der Sünde des Königs David. In 1König 8,1 lesen wir: „Da versammelte der König Salomo zu sich die Ältesten in Israel, alle Häupter der Stämme und Obersten der Sippen in Israel nach Jerusalem, um die Lade des Bundes des HERRN heraufzubringen aus der Stadt Davids, das ist Zion.“ Die Stadt Davids befand sich im unteren Teil, bzw. südlichem Abhang des Berges Zion. Desweiteren lesen wir in 2Chr 3,1 „Und Salomo fing an, das Haus des HERRN zu bauen in Jerusalem auf dem Berge Morija, wo der HERR seinem Vater David erschienen war, an der Stätte, die David auf der Tenne Araunas, des Jebusiters, zubereitet hatte.“ Nach diesem Text scheint es sich um den Berg zu handeln, auf dem bereits etwa 1000 Jahre zuvor Abraham seinen Sohn Isaak als Opfer dargebracht hatte. Am häufigsten wird der Berg Zion in den Psalmen erwähnt und man muss sorgfältig lesen, welche Gedankenfülle jede einzelne Erwähnung in sich birgt. Zum ersten Mal wird er in Psalm 2,6 erwähnt: „Ich aber habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion.“ (vgl. dazu auch Ps 9,12; 14,7; 48,3.12.13; 50,2; 74,2; 76,3; 78,68; 84,8; 125,1; 132,13; 133,3).
Doch schon recht früh begann Gott anzukündigen, dass der Zionsberg wegen der Gottlosigkeit des Volkes verwüstet wird. So lesen wir in Jer 26,18: „Zur Zeit Hiskias, des Königs von Juda, war ein Prophet, Micha von Moreschet; der sprach zum ganzen Volk Juda: »So spricht der HERR Zebaoth: Zion wird wie ein Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zu Steinhaufen werden und der Berg des Tempels zu einer Höhe wilden Gestrüpps.« (Zitat aus Mi 3,12). Dies trat zweimal ein in der Geschichte Israels (586 v.Chr. und 70 n.Chr. ). Und bis heute ist der natürliche Berg Zion von Fremden besetzt und durch antigöttliche Denkmälern verunreinigt. Es ist aber auch ein Mahnmal an das jüdische Volk, sich dem geistlichen Zionsberg zuzuwenden und dem neuen Heiligtum, welches Christus aufgerichtet hat (Joh 2,19f; Apg 7,48).

Ferner wird die Bezeichnung Zion für die Einwohner von Jerusalem verwendet (Sach 9,9 mit Mt 21,5; Joh 12,15).

Als dritter, letzter und höchster Bezug ist der geistliche: Röm 9,33mit Bezug auf Jes 28,16; 11,26 mit Bezug zu Jes 59,20; Hebr 12,2223 mit Bezug auf Jes 11,1ff; 1Petr 2,6 mit Bezug auf Jes 28,16; Offb 14,1 mit Bezug auf Jes 35,10 und 51,11.

Gott verhieß in Sach 8,3 So spricht der HERR: Ich kehre wieder auf den Zion zurück und will zu Jerusalem wohnen, dass Jerusalem »Stadt der Treue« heißen soll und der Berg des HERRN Zebaoth »heiliger Berg«. Da diese Aussage in der Zeit des Baus von dem zweiten Tempel gemacht wurde, kann sie durchaus auch zunächst darauf bezogen werden. Sicher barg sie auch eine in der Zukunft liegende Perspektive. Denn die Prophetie in Sacharia 9,9 hat sich ja beim Einzug von Jesus in Jerusalem erfüllt. Die Prophetie: „Du, Tochter Zion, freue dich sehr und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.“
Erfülung: »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.« (Mt 21,5).

Jes 2,1-3: „Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen, und sagen: Kommt, lasst uns hinaufgehen zum Berg des HERRN, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.“ (vgl. dazu auch Joh 4,22-23).
Jes 28,16 Darum spricht Gott der HERR: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der fest gegründet ist. Wer glaubt, der flieht nicht.“ (vgl. dazu auch Röm 9,33; 1Petr 2,4-8).
Oder: Jes 59,20 Aber für Zion wird ein Erlöser kommen und für die in Jakob, die sich von der Sünde abwenden, spricht der HERR.“ Dies hat sich erfüllt mit dem Kommen von Jesus (Röm 11,26-27).
Dass diese Aussagen sich auf eine geistliche Höhe des Berges Zion beziehen, liegt auf der Hand.
Maßgebend ist, was Jesus über den Berg zion sagt: „Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. 20 Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll. 21 Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. 22 Ihr wisst nicht, was ihr anbetet; wir aber wissen, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. 23 Aber es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. 24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ (Joh 4,19-24).
Damit macht Jesus deutlich, dass der Berg Zion in Jerusalem auf dem der Tempel stand bereits zu seiner Zeit seine Bestimmung als Anbetungstätte beenden wird und es eiine neue geistliche Anbetungsmöglichkeit und Realität eingeführt wird – so ist der Wille des Vaters.

Diese Vision erinnert uns an die Vision aus Kapitel 7,1-17. So sind auch hier die Versiegelten am Ziel angekommen.

Nun gehen wir einer weiteren Frage nach. Wer sind die 144000 und wodurch sind sie gekennzeichnet?
Und ich sah: Und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm 144 000, die seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen. (Offb 14,1).
Gezeichnet an der Stirn ist dasselbe wie die Versiegelung durch den Heiligen Geist, wie wir es bereits in Offb 7,1-3 begründen konnten. Denn der Geist Gottes geht vom Vater und vom Sohn aus. Ähnliche Aussage macht Jesus im Schreiben an die Gemeinde in Sardes: “Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen.“ (Offb 3,12). Sie gehören zu Gottes Familie, denn auch schon bei der Wassertaufe sind sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft worden (Mt 28,19). Durch diese Zuordnung ist die Identitätsfrage geklärt.
Anmerkung: Es besteht offensichtlich eine gegensätzliche Parallele zu den Menschen, welche Das Malzeichen des Tieres an ihre Stirn und Hand angenommen haben. Denn damit gehören jene dem Tier hinter dem letztlich der Drache steht. Eine weitere und offensichtliche Gegensätzlichkeit besteht darin, dass der Drache auf dem Sand des Meeres steht, das Lamm jedoch auch dem Berg Zion (Fels-Berg).

Die Zahl 144000 ist offensichtlich symbolisch zu deuten und steht für alle Gläubigen aus Israel und den Nationen. Denn der Text macht deutlich, dass diese von der Erde und den Menschen für Gott erkauft wurden. Siehe auch die detaillierte Begründung im Teil 2.3 aus Kapitel 7,1-17.
Erinnern wir uns an die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten, wie sie anbetend niederfallen vor dem Thron und dem Lamm: „und sie sangen ein neues Lied: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen.“ (Offb 5,9). Sie bezeugen, dass die durch das Blut des Lammes erkauften Menschen aus „allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen „ bestehen.

Warum konnten andere dieses Lied nicht lernen?
Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen eines lauten Donners; und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfensängern, die auf ihren Harfen spielen. 3 Und sie singen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen als nur die 144 000, die von der Erde erkauft waren. (Offb 14,2-3).
Eine gewaltige Stimme hört Johannes, ähnlich wie ein Donnerrollen oder gewaltiges Wasserrauschen des Meeres (ähnlich auch in Offb 19,6). Ein weiterer Vergleich wird mit Harfenspielern gemacht. Dies ist etwas außergewöhnlich anmutiges (). Kitara ist der griechische Begriff dafür. Doch hat er wenig mut unserer heutigen Gitarre zu tun, ähnlich auch wie die heutige Harfe mit dem Musikinstrument zur Zeit Davids gemeinsames hatte.
Wem diese gewaltige Stimme zuzuordnen ist, schein auf den ersten Blick nicht so hanz eindeutig zu sein. Doch wahrscheinlich sind es die Schar der Erlösten, denn nur diese konnten das Lied lernen, weil sie die Erlösung erlebt haben.
Das Lied wurde gesungen rund im Kreis stehend, wobei den inneren Kreisen zugewandt (24 Älteste, vier Lebewesen, der Thron).
Niemand konnte das Lied lernen, sehr wahrscheinlich, weil sie Erlöste waren. Die Engel bedurften keiner Erlösung („ebr 2,16 Denn er nimmt sich nicht der Engel an, sondern der Kinder Abrahams nimmt er sich an“ Hebr 2,16().

Erkauft (agoraßo) dirch das Blut des Lammes (Mk 10,45).

Eine weitere wichtige Frage beschäftigt uns und zwar: Auf was bezieht sich die Bezeichnung Erstlinge?
4 Diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind jungfräulich; diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht. Diese sind aus den Menschen als Erstlingsfrucht für Gott und das Lamm erkauft worden. 5 Und in ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden; sie sind untadelig. (Offb 14,4-5).
Sie sind aus den Menschen für Gott und das Lamm erkauft als Erstlinge. Denken wir zunächst an die Erstgeborenen in Israel.
Textstellen zu Erstlingsfrucht:
Das Erstgeburtsrecht gründet sich auf den Erstgeborenen Christus!
Jesus ist der Erstgeborene (Offb 1,5).

Hebr 1,6 Und abermals, wenn er den Erstgeborenen einführt in die Welt, spricht er: »Und es sollen ihn alle Engel Gottes anbeten.«
Kol 1,15-17
Auch Israel (Jakob) wurde von Gott als „MeinErstgeborener Sohn“ (2Mose 4,24).
.
• 4Mose 4Mose 3,13:“Denn die Erstgeburten sind mein. An dem Tage, da ich alle Erstgeburt schlug in Ägyptenland, da heiligte ich mir alle Erstgeburt in Israel, Mensch und Vieh, dass sie mir gehören sollen, ich bin der Herr.“
• 4Mose 3,40: „Und der HERR sprach zu Mose: Zähle alle Erstgeburt, was männlich ist unter den Israeliten, einen Monat alt und darüber, und nimm die Zahl ihrer Namen auf.
• 4Mo 3,42 Und Mose zählte, wie ihm der HERR geboten hatte, alle Erstgeburt unter den Israeliten,
• 4Mo 8,17 Denn alle Erstgeburt unter den Israeliten gehört mir, von Menschen und Vieh. An dem Tage, da ich alle Erstgeburt in Ägyptenland schlug, heiligte ich sie mir


• 2Thess 2,13 Wir aber müssen Gott allezeit für euch danken, vom Herrn geliebte Brüder und Schwestern, dass Gott euch als Erstlinge erwählt hat zur Seligkeit in der Heiligung durch den Geist und im Glauben an die Wahrheit,
• Jak 1,18 Er hat uns geboren nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, damit wir die Erstlinge seiner Geschöpfe seien. Die Erstlingsschaft wird durch die Wiedergeburt erlangt.

• Die Gemeinde besteht nur aus Erstgeborenen. So lesen wir in Hebr 12,23: „und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind.“

Schlussfolgerung: Die Bezeichnungen Erstlinge und Erstgeborene werden nach obigen Textstellen als Synonyme verwendet. In der Gemeinde des Neuen Testamentes, welches nach Jer 31,31-34 von Jesus in Mt 26,26 gestiftet und mit seinem Tod besiegelt hatte gibt es nur Erstgeborene. Die Zahl 144000 steht für die Vollzahl dieser Erstlinge aus Israel und den Nationen. Denn der Text macht deutlich, dass diese von der Erde und den Menschen für Gott erkauft wurden.

Jungfräulichkeit ist natürlich nicht buchstäblich, sondern geistlich zu deuten. Sie haben sich nicht mit Götzendienst und zuchtlosem Treiben verunreinigt (2Kor 11,1-2; Offb 2,20; 3,4; 1Joh 5,21).

Röm 9,33 wie geschrieben steht (Jesaja 8,14; 28,16): »Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.«
Röm 11,26-28: wie geschrieben steht (Jesaja 59,20; Jeremia 31,33): »Es wird kommen aus Zion der Erlöser; der wird abwenden alle Gottlosigkeit von Jakob. 27 Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.« 28 Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach der Erwählung sind sie
1Petr 2,6 Darum steht in der Schrift (Jesaja 28,16): »So spricht Gott der HERR: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der fest gegründet ist. Wer glaubt, der flieht nicht.
Hebr 12,20-23: „…, sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu den vielen tausend Engeln und zur Festversammlung der Erstgeborenen.“

4.5 Die Ankündigung des Gerichtes: Zunächst kommt Babylon dran

So schreibt Johannes:
Und ich sah einen anderen Engel hoch oben am Himmel fliegen, der (ein) ewiges Evangelium hatte, um es denen zu verkündigen, die auf der Erde ansässig sind, und jeder Nation und jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk; 7 und er sprach mit lauter Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre! Denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen. Und betet den an, der den Himmel und die Erde und Meer und Wasserquellen gemacht hat! (Offb 14,6-7).
Etwas Ungewöhnliches geschieht hier. Eine ewige Frohbotschaft wird von einem Engel verkündigt, der hoch oben am Himmel fliegt. Gleichzeitig kündigt er auch die Stunde des Gerichtes an. Es ist keine Stunde von 60 Minuten, sondern der Beginn des Gerichts über alle gottfeindlichen Mächte, beginnend mit Babylon.
Aber auch das Gericht , bei dem alle Menschen vor den Menschensohn gestellt werden. Dem Endgericht gehen und gingen viele Gerichte Gottes voran. Doch hier ist vom Endgericht die Rede. Für die Beschreibung dieses Endgerichtes gibt es auch im Matthäusevangelium eine Parallele von Jesus in Gleichnisform (Mt 13,36-51).
8 Und ein anderer, zweiter Engel folgte und sprach: Gefallen, gefallen ist das große Babylon, das mit dem Wein seiner leidenschaftlichen Unzucht alle Nationen getränkt hat. (Offb 14,8).
Ein zweiter Engel verkündigt den Fall Babylons und was aus ihm geworden ist. Es sieht so aus, as Gott in seinem Gericht mit Babel anfängt. Hier geht es um den letzten und endgültigen Fall dieser großen Stadt und zwar im übertragenen Sinne und globaler Dimension. Doch schauen wir zunächst in die Geschichte zurück und erfahren Details über den Aufstieg und natürlichen Fall dieser bedeutenden Weltstadt der antike. Denn auch jener Fall wurde vorausgesagt. Der Prophet Jesaja sprach von dem Glanz Babylons und prophezeite seinen Niedergang (Jes 13,19-22; 14,4-21). Und in Jes. 21,9 heißt es: „Und er fing an und sprach: Gefallen, gefallen ist Babel und alle Götzenbilder seiner Götter sind zu Boden geschmettert.“
„Herunter, setze dich in den Staub, Jungfrau, du Tochter Babel! Setze dich auf die Erde, du Tochter der Chaldäer, da ist kein Thron mehr. Man wird dich nicht mehr nennen »Zarte und Verwöhnte«.“ (Jes 47,1).

Der historische Hintergrund der Stadt Babylon
Der Name dieser Stadt kommt in der Bibel 286 Mal vor. Dazu die vielen indirekten Hinweise auf diese Stadt. Schon allein diese Tatsache hebt die Bedeutung dieses Themas hervor. Zum ersten Mal lesen wir davon in 1Mose 10,10 und 11,1-9 (Turmbau zu Babel). Es ist die erste der vier genannten Städte im Zweitstromland. So heißt es von Nimrud: „Und der Anfang seines Reichs war Babel, Erech, Akkad und Kalne im Lande Schinar“ (1Mose 10,10). Damit wäre Babel die erste
Stadt welche nach der Sintflut erbaut wurde. Babylon ist die griechische Schreibweise. Unter Hammurabi (ca.18 Jh. v.Chr.) erlebte Babylon einen Aufschwung. Unter ihm wurden viele Götzentempel errichtet. Unter Nebukadnezar II 6ab 612 v.Sch.) wurde die Stadt prächtig ausgebaut (Dan. 4,27). In den Jahren 605, 597 und 586 führte Nebukadnezar die Juden für 70 Jahre in die babylonische Gefangenschaft. Kyrus der Perserkönig eroberte schließlich Babylon 539 v. Chr. Auch dies ist durch den Propheten Jesaja vorausgesagt worden: „Siehe, ich will die Meder gegen sie erwecken, die nicht Silber suchen oder nach Gold fragen, 18 sondern die jungen Männer mit Bogen erschießen und sich der Frucht des Leibes nicht erbarmen und die Kinder nicht schonen. 19 So soll Babel, das schönste unter den Königreichen, die herrliche Pracht der Chaldäer, zerstört werden von Gott wie Sodom und Gomorra.“ (Jes 13,17-19). Der Perserkönig Kyrus gestattete den Juden in ihr Land zurückzukehren. Alexander der Große (333 v. Chr.) wollte Babylon zur Hauptstadt seines Weltreiches machen. Unter den Römern spielte Babylon keine Rolle mehr im Weltgeschehen. Bereits um die Zeitenwende war Babylon verlassen.
Anfang des 20. Jh. wurden die Ruinen der Stadt unter der Leitung von Robert Koldewey entdeckt und teilweise ausgegraben. Aber bis heute ist diese Stadt (im Irak östlich des Euphrat) nicht mehr bwohnt worden. Damit erfüllte sich, was der Herr durch den Propheten Jeremia vorhergesagt hatte: „Wenn aber die siebzig Jahre um sind, will ich heimsuchen den König von Babel und jenes Volk, spricht der HERR, um ihrer Missetat willen, dazu das Land der Chaldäer und will es zur ewigen Wüste machen.“ (Jer 25,12; ähnlich auch in 51,37.64).
Wenn Petrus aus Babylon grüßen lässt, dann befand er sich eher in Rom (Italien) als in Mesopotamien (1Petr 5,13). Im Neuen Testament hat Babylon nur sinnbildliche Bedeutung.
Das alte Babylon ist längst zerstört und verwüstet,
das viel gefährlichere Babylon wird in den Herzen von stolzen und hochmütigen Menschen aufgebaut.
Es fällt auf, dass Jesus und Paulus den Begriff Babylon nirgendwo gebrauchen, aber vom Inhalt her viel darüber sprechen. Deshalb sind die in Betracht kommenden Aussagen des NT zu prüfen. Fortsetzung dieses Themas in Kapitel 17 und 18.

Und ein anderer, dritter Engel folgte ihnen und sprach mit lauter Stimme: Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und ein Malzeichen annimmt an seine Stirn oder an seine Hand, 10 so wird auch er trinken vom Wein des Grimmes Gottes, der unvermischt im Kelch seines Zornes bereitet ist; und er wird mit Feuer und Schwefel gequält werden vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. 11 Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier und sein Bild anbeten, und wenn jemand das Malzeichen seines Namens annimmt. (Offb 14,9-11).
Etwas fällt auf, nämlich: Die Anbetung des Tieres und die Annahme des Malzeichens wird mit Babylon in Zusammenhang gebracht. Denn nach der Beschreibung aus Offb 17 kooperieren diese beiden Machtgrößen miteinander (vgl. Offb 17,1-18 mit Offb 13,1-2).

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JESUS KOMMT WIEDER

JESUS KOMMT WIEDER

Abbildung 1  Kaum ein anderes Naturphänomen beeindruckt so stark wie der Blitz und der darauf folgende Donner.  Heftiges Gewitter über der Insel Thassos. Der Blitz leuchtet über der Ägäis. Der Mensch zuckt zusammen bei dem ohrenbetäubendem Donnerrollen und die Worte von Jesus kommen in Erinnerung: „Denn wie der Blitz blitzend leuchtet von einem Ende unter dem Himmel bis zum anderen Ende unter dem Himmel, so wird der Sohn des Menschen sein an seinem Tag.“ (Lk 17,24). Foto von Joela Schüle August 2020

Bibelstudie über die Wiederkunft von Jesus in Macht und Herrlichkeit

Vorwort­

Für die Beschäftigung mit diesem Thema können folgende Gründe angeführt werden:

Jesus hat sehr viel und oft über sein Wiederkommen“ gesprochen und die Apostel haben sehr viel darüber geschrieben. Wie viel dringlicher ist diese Thematik heute, weil wir diesem Ereignis zeitlich näher stehen als damals die erste Gemeindegeneration.

Die Gläubigen sollten wenigstens wissen, was es im Neuen Testament in Bezug auf die Wiederkunft Jesu eindeutig zu verstehen gibt. Es gibt zwar einige Stellen, über die es unterschiedliche Erkenntnisse gibt, die zum Teil zu“ Spekulationen geführt haben. Es ist jedoch nicht das Ziel dieser Bibelarbeit auf die spezifischen, unklaren Stellen einzugehen.

Damit die Gläubigen an Christus diese Zeit nutzen, um bei der Wiederkunft Jesu in einem guten, geistlichen Stand angetroffen zu werden.

Für die, welche an Christus noch nicht glauben, damit sie ihre Beziehung zu Gott rechtzeitig ordnen.

Nicht zuletzt auch aus emotionalen Empfindungen, damit ist gemeint die Vorfreude und die Sehnsucht, Jesus zu sehen und mit ihm als unserem Retter und Erlöser die Ewigkeit zu verbringen.

Einleitung

Jesus sprach sehr viel über die Tatsache sowie die Begleitumstände seines Wiederkommens. Dabei machte er oft direkte Aussagen, oder er beschrieb verschiedene Aspekte seines Kommens in Gleichnissen und Bildern. Die vier Evangelien sind eine wahre Fundgrube zur Erschließung dieses großen Themas. Auch in allen übrigen neutestamentlichen Schriften wird“ dieses Thema aufgegriffen und detailliert behandelt. Jesus versprach wiederzukommen. Am Vorabend seines Leidens sagte Jesus zu seinen Jüngern:

Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich! Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich euch gesagt haben: Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe euch die Stätte zu bereiten, so komme ich wieder, um euch zu mir zu nehmen, damit ihr seid, wo auch ich bin. (Joh 14,1-3).

Folgende Aspekte werden hier betont:

  • Im Hause Gottes gibt es viel Platz zum wohnen (bleiben). (Hebr 11,16:“ „denn er hat ihnen eine Stadt zubereitet„).
  • Obwohl es im Vaterhaus genug Wohnraum gibt, geht Jesus hin um die Stätte für seine Jünger vorzubereiten, was er damit meinte ist nicht eindeutig zu verstehen.

Er kommt wieder und holt die Seinen zu sich (Joh 17,24: damit sie seine Herrlichkeit sehen).

1.“Ein erster Überblick über die Ereignisse bis zum Ende der Weltzeit

In diesem Abschnitt gehen wir insbesondere auf die Texte der vier Evangelien ein, denn diese Aussagen stammen alle aus dem Munde von Jesus.

1.1 Faszination Tempel

In den Jahren 520-516 v.Chr. wurde unter der Leitung von Serubbabel, dem Statthalter von Judäa und Jeschua, dem Hohenpriester, der nachexilische Tempel aufgebaut. Unterstützt wurden sie durch die Propheten des Herrn Sacharia und Haggai.

Abbildung 2 Modell des so genannten Herodianischen Tempels auf dem Gelände des Holy Land Hotels in Jerusalem (Foto: April 1986).

Herodes der Große (37-1 v.Chr.) erweiterte diesen Tempel und baute ihn prachtvoll aus. Daher wird er auch als Herodianischer Tempel bezeichnet. Laut Aussage der Pharisäer wurde daran seit 46 Jahren gebaut (Joh 2,20). Er zählte zu den prachtvollsten Tempeln jener Zeit. Seit seinem zwölften Lebensjahr war Jesus mit diesem Tempel vertraut (Lk 2,47). Noch während der Passionswoche des Jahres 33, nachdem Jesus alle seine Reden an das Volk vollendet hatte, verließ er den Tempel (Mt 24,1; Mk 13,1). Diesen Tempel, den er als „das Haus meines Vaters“ bezeichnete und in dem er so oft und machtvoll lehrte, wird er wohl nicht mehr betreten. Während er sich nun von diesem prachtvollen Tempel distanziert, sind seine Jünger von der äußeren Pracht dieses Bauwerkes fasziniert.

So schreibt der Ev. Matthäus: „Und Jesus trat hinaus und ging von dem Tempel weg; und seine Jünger traten zu ihm, um ihn auf die Gebäude des Tempels aufmerksam zu machen.“

Der Ev. Lukas ergänzt: „Und als einige von dem Tempel sagten, dass er mit schönen Steinen und Weihgeschenken geschmückt sei„.

Der Ev. Markus ergänzt: „Und als er aus dem Tempel heraustrat, sagt einer seiner Jünger zu ihm: Lehrer, sieh, was für Steine und was für Gebäude!“

Wie sehr waren die Jünger noch auf das Äußere gerichtet. Doch das, was vor Augen ist, verdeckt häufig den Blick in das Innere, den wahren Zustand der Herzen von Menschen. Aus den Worten von Jesus entnehmen wir, dass in der Führung Korruption herrschte (Joh 2,16).

Jesus nimmt die Hinweise der Jünger zum Anlass und eröffnet ein gewaltiges Thema. Lesen wir die Aufzeichnungen der drei synoptischen Evangelisten.

Matthäus: „Er aber antwortete und sprach zu ihnen: „Seht ihr nicht dies alles? Wahrlich, ich sage euch: Hier wird nicht ein Stein auf dem anderen gelassen werden, der nicht abgebrochen werden wird.“

Lukas: „Diese Dinge, die ihr seht: Tage werden kommen, in denen nicht ein Stein auf dem anderen gelassen wird, der nicht abgebrochen werden wird.“

Markus: „Und Jesus sprach zu ihm: Siehst du diese großen Gebäude? Hier wird nicht ein Stein auf dem anderen gelassen werden, der nicht abgebrochen werden wird.“

Wir können uns vorstellen, wie schockiert die Jünger sein mussten bei dieser Ankündigung. Dass es sie sehr beschäftigte und nicht mehr losließ, geht aus ihrem Nachfragen deutlich hervor. Dann folgt die berühmte ölbergrede von Jesus, die wiederum die drei Evangelisten festgehalten haben.

Matthäus: „Als er aber auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger für sich allein zu ihm und sprachen: Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?“ (Mt 24,1-3).

Lukas: „Sie fragten ihn aber und sagten: Lehrer, wann wird denn dies sein, und was ist das Zeichen, wann dies geschehen soll?“ (Lk 21,5-7).

Markus: „Und als er auf dem Ölberg dem Tempel gegenübersaß, fragten ihn Petrus und Jakobus und Johannes und Andreas für sich allein: Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen, wann dies alles vollendet werden soll?“ (Mk 13,1-4).

Schauen wir uns die Fragen der Jünger genauer an. Sie wollen wissen:

  1. Frage: Wann die Zerstörung des Tempels (und der Stadt) sein wird und welche Zeichen diesem Ereignis vorangehen werden?
  2. Frage; Wann das Ende der Weltzeit sein wird und welche Zeichen seiner Ankunft vorangehen werden?

Zu beiden Ereignissen hat Jesus bereits bei  einer früheren Gelegenheit etwas gesagt. In Bezug auf das Weltende in zwei Gleichnissen (Mt 13,36-43; 44-49). In Bezug auf die Zerstörung Jerusalems (Tempel mit eingeschlossen) bei seinem Einzug in die Stadt (Lk 19,41-44).

1.2 Jesus gibt einen ersten Überblick bis zum Weltende

Beim Lesen der entsprechenden Texte  stellen wir fest, dass Jesus zunächst auf die zweite Frage der Jünger eingeht indem er einen ersten Überblick bis zum Weltende gibt (Mt 24,4-14; Mk 13,4-13; Lk 21,7-19).

Matthäus: „Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen“ (Mt 24,5; ähnlich auch Mk 13,6-7). Lukas: „Seht zu, dass ihr nicht verführt werdet! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin’s, und die Zeit ist nahe gekommen! Geht ihnen nicht nach!“ (Lk 21,8).

Dieses Zeichen wird zunächst im jüdischen Kontext erkennbar sein. Denn die Verwerfung von Jesus als Messias Israels, rief viele selbsternannte Messiasse auf den Plan, wodurch viele aus dem jüdischen Volk ihnen anhingen. Bis zur Zerstörung der Stadt (70 n.Chr.) und auch noch nach dem Aufstand unter Bar-Kochba (135 n.Chr.) gab es einige (Apg 5,36). Und bis heute steigt die Zahl der falschen Messiasse nicht nur im Judentum. Durch deren Auftreten werden viele verführt. Es ist eine traurige Tatsache, dass gerade unter der jüdischen Bevölkerung ein großer Teil verführt wurde zum Leidwesen des Volkes. Die Aufforderung von Jesus an seine Nachfolger lautete: „Hört nicht auf sie, folgt ihnen nicht nach“. Dieses Verführungszeichen wird zunehmen bis zur Wiederkunft von Jesus.

Matthäus: „Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Seht zu, erschreckt nicht! Denn es muss geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.“ (Mt 24,6; ähnlich auch Mk 13,8)). Lukas:  „Wenn ihr aber von Kriegen und Empörungen hört, erschreckt nicht.“ Die Worte von Jesus fordern die Gläubigen auf, sich nicht erschüttern zu lassen, nicht in Panik zu geraten. Folgende Aussage will uns nicht so recht passen: „denn es muss geschehen„. Gut möglich, dass Jesus zunächst an die Aufstände der Juden denkt und an die darauf folgenden Kriege mit den Römern. Es kann sich aber auch um eine Aussage handeln, die allgemeine Gültigkeit hat. Worauf Jesus jedoch deutlich hinweist ist, wie sich dabei seine Jünger zu verhalten haben. Und noch eine bemerkenswerte Aussage macht er, die leicht übersehen wird: „aber das Ende ist noch nicht da“ . Der gr. Begriff `telos` meint in diesem Falle das Weltende, so auch in Mt 24,14; Mk 13,7; Lk 21,9; 1Kor 15,24; 1Petr 4,7. In anderen Texten weißt er auch auf das Lebensende eines Menschen hin. (Mt 24,13). Das griechische verneinende Wörtchen `oupo` meint: noch nicht, keineswegs. Mit dieser Aussage will Jesus seine Jünger zum geduldigen Ausharren ermutigen. (Mt 24,6; Mk 13,9; Lk 21,8).  Möglich ist auch, dass Jesus die Jünger vor einer euphorischen Naherwartung warnte, die sich trotzdem einstellte (Apg 1,6; 2Thes 2,1ff).

Matthäus: „Denn es wird sich Nation gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich,“ (Mt 24,7; ähnlich auch Mk und Lk).

Was Jesus hier sagt, ist nicht einfach eine Wiederholung des Vorhergehenden, sondern eine Steigerung. Natürlich gab es dies auch schon zur  Zeit vor Christus, doch mit dem Bevölkerungswachstum nahmen diese Kriege sehr große Dimensionen an. Dazu setzen sich die Königreiche der Welt von vielen Nationen zusammen. Die zwei Weltkriege des 20. Jh. belegen die Worte von Jesus.

Matthäus: „Und es werden Hungersnöte (Lk ergänzt: und Seuchen) und Erdbeben (Lk: große Erdbeben) da und dort sein. Alles dies aber ist der Anfang der Wehen.“ (Mt 24,7-8; ähnlich auch Mk).

Hungersnöte und Seuchen haben verschiedene Ursachen. Es können Naturereignisse sein wie Dürreperioden oder auch Erdbeben (1Mose 41,31; 1Kön 8,1.37; Amos 1,1; Sach 14,5)). Doch häufig sind sie Folgen von Kriegen. Ja, Erdbeben gab es schon vor Christus,  doch in unserer Zeit nehmen sie zu. Heute zählt man jährlich über einhunderttausend kleinere und größere Erdbeben weltweit. Ebenso nimmt die Zahl der Vulkanausbrüche zu mit verheerenden Folgen. Noch mal zieht Jesus Zwischenbilanz und beschreibt diese Entwicklungen mit den Worten: „Alles dies aber ist der Anfang der Wehen.“. Hier wird von Jesus der Vergleich zu den Geburtswehen einer Frau gebraucht, die wellenartig immer intensiver werden (1Thes 5,3).

Lukas: „Auch werden Schrecknisse und vom Himmel her große Zeichen geschehen.“  (Lk 21,11).

Der gr. Begriff `fob¢thra` könnte man auch mit `fürchterliche, also `Furcht und Schrecken erregende Dinge` wiedergeben. Ob Jesus mit der Aussage “ vom Himmel her große Zeichen geschehen“ das Gleiche meint wie später in Matthäus 24,29: als gewaltige Naturereignisse?

Matthäus: „Dann werden sie euch in Bedrängnis überliefern und euch töten; und ihr werdet von allen Nationen gehasst werden um meines Namens willen.“ (Mt 24,9). Lk ergänzt: „Aber vor diesem allen werden sie Hand an euch legen und euch verfolgen und werden euch überantworten den Synagogen und Gefängnissen und euch vor Könige und Statthalter führen um meines Namens willen. Das wird euch widerfahren zu einem Zeugnis. So nehmt nun zu Herzen, dass ihr euch nicht sorgt, wie ihr euch verteidigen sollt. Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Widersacher nicht widerstehen noch widersprechen können. Ihr werdet aber verraten werden von Eltern und Geschwistern, Verwandten und Freunden; und sie werden einige von euch zu Tode bringen. Und ihr werdet gehasst sein von jedermann um meines Namens willen. Und kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen. Seid standhaft, und ihr werdet euer Leben (gr. Psychas – Seelen) gewinnen.“ (Lk 21,12-19; 9,24).

Dies begann mit der Verfolgung der ersten Gemeindegeneration und setzt sich bis heute fort. Es kommt zu Verrat und Auslieferung in Bedrängnisse, ja sogar getötet werden Gläubige und gehasst von allen Völkern. Matthäus ergänzt: „Und dann werden viele zu Fall kommen und werden einander überliefern und einander hassen.“ (Mt 24,10). Alle diese Aussagen haben sich unzählige Male erfüllt.

Matthäus: „und viele falsche Propheten werden aufstehen und werden viele verführen. Und weil die Gesetzlosigkeit (gr. anomia)  überhandnimmt, wird die Liebe der Vielen erkalten.“ (Mt 24,11-12).

Ist dies bereits Abfall vom Glauben? Etwa sechzig Jahre später macht Jesus der Gemeinde in Laodizäa diesen Vorwurf (Offb 3,17). Gesetzlosigkeit meint in ihrer Ausdehnung Anarchie. Und nun macht Jesus wieder eine wichtige Zwischenaussage: „wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.“ (Mt 24,13). Hier kann `Ende-telos` sich auch auf das treue Ausharren bis zum Lebensende verstanden werden.

Matthäus: „Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis (gr. oikoumen¢ – bewohnte Erde), allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.“ (Mt 24,14).

Welch eine Aussicht für die Völker! Alle bekommen die Möglichkeit zur Rettung. Aber auch welch ein Auftrag an die Nachfolger von Jesus, seine Gemeinde! Und nun gibt Jesus seinen Jüngern die Antwort auf die Frage nach dem wann? Das gr. `tote – dann`, hier als Zeitangabe, bedeutet: danach kommt das Ende (Mt 24,14; 24,3; 1Kor 15,24). Das Ende, die Vollendung von diesem  Zeitalter ist demnach nicht an ein Datum gebunden, sondern an den Umstand, bis das Evangelium vom Reich Gottes allen Nationen verkündigt sein würde. Damit hat Jesus seinen Jüngern in einem ersten einprägsamen überblick eine Antwort auf deren zweite Doppelfrage gegeben. Diese von Jesus beschriebenen Ereignisse sollten als Zeichen gesehen werden in der Zeitspanne bis zum Weltende, dem Abschluss des jetzigen Zeitalters.

1.3 Das Gericht am Hause Gottes

Ab Matthäus 24,15; Mk 13,14; Lk 21,20 geht Jesus auf die erste Frage der Jünger ein. „Lehrer, wann wird denn dies sein, und was ist das Zeichen, wann dies geschehen soll?“ (Lk 21,7). Diese erste Frage (die eigentlich eine Doppelfrage ist) bezog sich auf die Ankündigung von Jesus über die Zerstörung Jerusalems samt dem Tempel. Dieses Thema ist so sehr verflochten mit dem Thema die Wiederkunft Jesu, dass es hier nicht ausgespart werden soll. Dazu enthält es deutliche Parallelen zum Thema die Wiederkunft Jesu. In seiner Antwort setzt Jesus den Schwerpunkt auf die Vorzeichen und beantwortet damit wenn auch indirekt die Frage nach dem: wann wird Jerusalem zerstört.

Matthäus: „Wenn ihr nun sehen werdet den Gräuel der Verwüstung stehen an der heiligen Stätte, wovon gesagt ist durch den Propheten Daniel (Daniel 9,24-27; 11,31; 12,11) „wer das liest, der merke auf!“ (Mt 24,15; ähnlich auch Mk 13,14). Jesus verweist auf die Prophezeiung durch Daniel und fordert zum Nachlesen auf und darauf zu achten. Doch was meint er mit der Formulierung `Gräuel der Verwüstung`? Hier einige Beobachtungen:

Das Wort Gräuel kommt in den verschiedenen Textzusammenhängen mehr als 140 Mal vor. Und beschreibt immer eine negative Beurteilung einer Sache oder Handlung. Die Sache oder Handlung ist abscheulich oder ekelhaft, weil sie beschmutzt und entheiligt.

Die gr. Formulierung `bdelygma t¢s er¢moseös – Gräuel der Verwüstung` kommt sowohl in Mt 24,15 als auch in Mk 13,14 vor. Die gleiche Formulierung (Gräuel der Verwüstung) finden wir auch in Dan 11,31 und 12,11.  Dort seht geschrieben: „Und Streitkräfte von ihm werden dastehen; und sie werden das Heiligtum, die Bergfestung entweihen und werden das regelmäßige „‚Opfer“‚ abschaffen und den verwüstenden Gräuel (LXX: Gräuel der Verwüstung) aufstellen.“  ähnlich auch in Dan 12,11: „Und von der Zeit an, in der das regelmäßige „‚Opfer“‚ abgeschafft wird, um den verwüstenden Gräuel(LXX: Gräuel der Verwüstung) einzusetzen, sind es 1 290 Tage.“

Oder weist Jesus auf die Prophezeiung in Dan 9,27 hin? Dort steht: „Überflutung; und bis zum Ende ist Krieg, fest beschlossene Verwüstungen. Und stark machen wird er einen Bund für die Vielen, eine Woche lang; und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen. Und auf dem Flügel von Gräueln „‚kommt“‚ ein Verwüster, bis fest beschlossene Vernichtung über den Verwüster ausgegossen wird.“

Die Prophezeiungen in Dan 10 und 11 enthalten Detailinformationen, welche sich zunächst  auf die Periode der griechischen Herrschaft beziehen. Bereits unter Antiochus Epiphanes IV (167-164 v.Chr.) wurde der Tempel in Jerusalem entweiht  und das tägliche Opfer aufgehoben. Ob Jesus indirekt daran erinnert? Oder liegt es da nicht näher, dass er die im Jahre 70 eingetroffene Zerstörung des Tempels gemeint hat, immerhin haben seine Jünger danach gefragt. Um welche Gräuel der Verwüstung kann es sich handeln?

Anmerkung: Einige übersetzen mit „Gräuelbild der Verwüstung“, doch das Detail mit dem (Bild) fehlt in allen griechischen Texten. Gräuel ist der Verwüstung zugeordnet.

Doch auch die römischen Standarten (Banner) galten den Juden ebenfalls als Gräuel  im Umfeld der heiligen Stätten.

Im Jahre 66 kam es dann zum jüdischen Aufstand. Einer der Gründe war die Provokation seitens des römischen Statthalters Florus, der den Tempelschatz plünderte.

Im Text des Ev. Lukas (21,20) in dem Jesus auf  dieselbe Frage der Jünger eingeht, gibt er die Erklärung dazu. „Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jerusalem von einem Heer belagert wird, dann erkennt, dass seine Verwüstung nahe herbeigekommen ist.“ (Lk 21,20). Durch den Begriff `Verwüstung` ist der Bezug zu der bevorstehenden Zerstörung Jerusalems samt dem Tempel deutlich erkennbar. Denken wir auch an die Schändung des Tempels durch die Römer, an die Entwendung der vorhandenen Tempelgeräte. Und damit ist auch der Tempelbetrieb zu Ende gegangen.

Doch die eigentlichen `Gräuel die zur Verwüstung  der Heiligen Stätten führten, sind die Gräuel in Israel selbst zu finden (Mt 21,13). Jesus wirft der Führung Israels vor: „Ihr aber habt es (das Haus meines Vaters) zu einer Räuberhöhle gemacht.“ (Mt 21,13). Parallelen zu der Verunreinigung des Heiligtums finden sich bereits in der Zeit vor der ersten Zerstörung Jerusalems im Jahre 586 v.Chr. (Hes 8,1-9).

Verstärkt wird dies noch durch die Tatsache, dass auch nach dem Tod von Jesus das Blutvergießen der Heiligen in dieser Stadt fortgesetzt wurde (Lk 11,51; Apg 7,59; 12,2; 8,1). ähnliches geschah auch vor der ersten Zerstörung des Tempels (Jer 44,22; Hes 33,29). Das Gräuliche ging immer zuerst von den Bewohnern der Stadt Jerusalems aus ( (Mt 23,13-29; Lk 13,34). Doch auch der offene Kampf um die Macht der innerjüdischen Gruppierungen um den Tempelbezirk (66-70) kostete vielen im eigenen Volk das Leben.

Dann sagt Jesus im Detail, was die Jünger (die sich zu der Zeit in Jerusalem und Judäa befinden werden) zu tun haben.

Alsdann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist und wer auf dem Dach ist, der steige nicht hinunter, etwas aus seinem Hause zu holen; und wer auf dem Feld ist, der kehre nicht zurück, seinen Mantel zu holen.“ (Mt 24,16-18; ähnlich auch Mk 13,14ff). Lukas ergänzt: „Denn das sind die Tage der Vergeltung, dass erfüllt werde alles, was geschrieben ist.“ (Lk 21,22; vgl. dazu auch 5Mose 28,64; Dan 9,24-27;). Ebenso Lk 19,43-44: „Denn es wird eine Zeit über dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten bedrängen und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du besucht worden bist.“

Beim Herannahen der feindlichen Heere flüchteten die Menschen zu ihrem Schutz in die befestigte Stadt Jerusalem. Jesus fordert seine Nachfolger auf das Umgekehrte zu tun.

„Weh aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen!“ (Mt 24,19).

Während der Belagerung Jerusalems durch die Römer herrschte große Hungersnot in der Stadt, dies bekamen Jene Frauen besonders zu spüren.

„Bittet aber, dass eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat.“ (Mt 24,20).

Am Sabbat wegen Einschränkungen beim Reisen, im Winter musste mit ungünstigen Wetterbedingungen gerechnet werden. Durch Wachsamkeit und Bitte im Gebet zu Gott, können die Gläubigen auf den Fluchtverlauf Einfluss nehmen. Dies geschah auch, denn die politischen Veränderungen in Rom veranlassten den römischen Befehlshaber Vespasian im Jahre 68 n.Chr. die Belagerung Jerusalems vorübergehend aufzuheben. In der Zeit konnten die verbliebenen Gläubigen an Jesus aus der Stadt fliehen. Herodes Agrippa II (50-100 n.Chr.) gewährte ihnen in seinem Herrschaftsbereich östlich des Jordans Zuflucht (Apg 26,1ff).

Anmerkung: Einige Aspekte aus dieser Periode werden in ähnlicher Weise von Bedeutung sein am Tage des Menschensohnes (siehe Lk 17,29ff).

Und Jesus fährt fort: „Denn es wird dann eine große Bedrängnis sein, wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht wieder werden wird.“ (Mt 24,21; ähnlich auch Mk). Die Ergänzung bei Lukas bringt auch etwas mehr Licht in die verkürzte Aussage bei Matthäus und Markus. „Denn es wird große Not auf Erden (im Land) sein und Zorn über dies Volk kommen, und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt unter alle Völker, und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind.“ (Lk 21,23-24; lies auch 1Thes 2,15-16). Offensichtlich hat der Ev. Lukas den Schwerpunkt auf die große Not, welche das jüdische Volk treffen wird,  gelegt. In den Texten der Ev. Matthäus und Markus steht die große Bedrängnis auch im Zusammenhang mit der Wiederkunft von Jesus.

Die große Bedrängnis, große Trübsal oder große Not von der Jesus hier spricht, erstreckte sich nach dem lukanischen Text zunächst auf das jüdische Volk im Lande. Die jüdische Bevölkerung in Jerusalem und Umgebung (auch in Galiläa) hat es voll getroffen. Diese große Bedrängnis erstreckte sich aber nicht nur partiell auf die schrecklichen Ereignisse während der Belagerung und Eroberung der Stadt Jerusalem, sondern umfasste auch die nachfolgenden Leiden durch Schwert, Gefangenschaft, Versklavung und Zerstreuung unter den Völkern der Welt. Die schwerwiegende Aussage von Jesus, dass es solche Trübsal (im Volk Israel) noch nicht gegeben hat, ist nicht schwer nachzuvollziehen. Dass es jedoch solche Trübsal nicht mehr geben wird, ist im Blick auf Holocaust schwer nachvollziehbar. Doch Jesus konnte sich nicht geirrt haben. Dazu folgende Überlegung: Man sehe die große Trübsal als eine lange Periode an, denn alle nachfolgenden Bedrängnisse des jüdischen Volkes in der Diaspora (einschließlich Holocaust) sind letztlich Folgen der Zerstörung Jerusalems. Dass seit der Rückkehr der Juden in das Land ihrer Väter 1882 und seit Staatsgründung im Jahre 1948 eine sichtbare und spürbare Erleichterung eingetreten ist, liegt auf der Hand. Ob jedoch damit die Zeiten der Nationen bereits erfüllt sind ist fraglich. Denn der Tempelbereich, die heiligste Stätte des Judentums, ist nach wie vor von einem anderen Volk mit einer antigöttlichen Religion und deren Heiligtümern besetzt.

Abbildung 3 Seit dem Jahre 70 n.Chr. ist der Tempel in Jerusalem nicht mehr existent. Nach dem Bar-Kochba Aufstand im Jahre 135 n.Chr. ließ Kaiser Hadrian auf dem zerstörtem Tempelgelände ein Zeus Heiligtum errichten. Damit entheiligte er diese Stätte zusätzlich. Seit dem 7.Jh. steht an dessen Stelle der so genannte Felsendom und im südlichen Teil des Tempelgeländes steht die große Al-Aqsa Moschee. Inzwischen wurde auf diesem Gelände  eine weitere Moschee gebaut. (Foto: Juli 1994).

Noch ein Hinweis zu der Aussage von Jesus:   „bis die Zeiten der Nationen erfüllt sind“ (Lk 21,22b). Für `Zeiten steht im gr. Text nicht `chronous`, sondern `kairous`. Mit diesem Begriff werden nicht Zeitpunkte markiert, sondern auf Zeitinhalte hingewiesen. Und diese Inhalte und Prozesse scheinen noch nicht ganz erfüllt zu sein. Jesus fährt fort:

„Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch (wörtl: Fleisch) gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden diese Tage verkürzt.“ (Mt 24,22).

Dies ist eine der am schwierigsten zu verstehende Aussage von Jesus in diesem Text. Die Formulierung `wenn diese Tage (gemeint sind die Tage der großen Bedrängnis) nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch (Fleisch) gerettet werden`. Natürlich kann man da zunächst an die Verkürzung der Not während der Belagerung von Jerusalem, die ja zu Gunsten der Gläubigen unterbrochen wurde, denken. Und ebenso auch an die Begrenzung der Bedrängnis vor seiner Wiederkunft. Was mit Sicherheit gemeint sein kann ist: Wegen der Auserwählten setzt Gott Grenzen. Eine Begrenzung des Ausmaßes und der Intensität der Bedrängnisse. Das kann sich sowohl auf das Globale als auch das individuelle beziehen (Hiob; 1Kor 10,13; 1Kor 10,13; Offb 3,10). Da Bedrängnisse allen Gläubigen verordnet sind, kann sich `große Bedrängnis` damals auf das gesamte jüdische Volk bezogen haben und am Ende der Zeit wird es über die gesamte noch lebende Generation ausgedehnt werden (Offb ; 20,7-9).

2. Begriffe und Bezeichnungen, mit denen das Kommen von Jesus beschrieben wird

Hier machen  wir uns mit Begriffen und Bezeichnungen vertraut, welche die Wiederkunft von Jesus beschreiben. Sie alle ergänzen einander.

2.1 Die Ankunft von Jesus Christus

Die Ankunft, gr. `parousia`. Dieser Begriff kommt mindestens 16 Mal im Zusammenhang der Wiederkunft von Jesus vor. Der Begriff meint aber nicht nur den Punkt des Ankommens, sondern auch das anschließende `da sein`, die Anwesenheit, das gegenwärtig sein. So der Zusammenhang in 1Kor 16,17: „Ich freue mich aber über die Ankunft des Stephanas und Fortunatus und Achaikus, denn diese haben eure Abwesenheit ersetzt.“ (ähnlich auch in 2Kor 7,6-7; 10,10; Phil 1,26; 2,12). Mit diesem Begriff wird auch das erste Ankommen und Anwesenheit von Jesus beschrieben (Apg 7,52; 2Petr 1,16). Der Kontext macht klar, von wessen Ankunft die Rede ist.

  1. Mt 24,3: „was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters (synteleias tou aiönos)?“ Meinten die Jünger mit dieser Doppelfrage, dass bei der Ankunft von Jesus auch das Ende dieses Zeitalters sein wird, oder dachten sie an zwei verschiedene Ereignisse? Wie auch immer ihr Verständnis bis dahin war, für Jesus gibt es das `Jetzige` und das `Zukünftige` Zeitalter` (Mt 12,32; Mk 10,30; Lk 18,30). Den Zugang zu den Fragen der Jünger finden wir meistens in den Antworten des Herrn selbst. Und in der Tat, Jesus geht sehr detailliert auf ihre Fragen ein (siehe 1. Abschnitt)
  2. Mt 24,27: „Denn wie der Blitz ausfährt von Osten und bis nach Westen leuchtet, so wird die Ankunft des Sohnes des Menschen sein.“ Es blitzt nur bei Gewitter. Beim Anblick des aufziehenden Gewitters ist Blitz zu erwarten. Doch niemand kann den Augenblick des Blitzes voraussagen. Durch diese Bildersprache aus der Natur macht Jesus deutlich, dass seine Ankunft plötzlich, unerwartet und schnell sein wird.

3+4. Mt 24,37-39“: „Aber wie die Tage Noahs waren, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. Denn wie sie in jenen Tagen vor der Flut waren: – sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten bis zu dem Tag, da Noah in die Arche ging und sie es nicht erkannten, bis die Flut kam und alle wegraffte -, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein.“ Die Menschen zu Noahs Zeiten achteten nicht darauf, was Noah tat und sagte. Sie gingen den alltäglichen Beschäftigungen nach. So ähnlich sagt Jesus, wird es auch vor und bei seiner Ankunft sein. Das Interesse der Vielen ist auf alles Mögliche ausgerichtet, nur nicht auf Gott und die Zeichen der Zeit. Wie der Vergleich zur Zeit Noahs zeigt, werden auch die Gläubigen bei der Ankunft von Jesus gesichert sein

  1. 1Kor 15,23: „Jeder aber in seiner eigenen Ordnung: der Erstling, Christus; sodann die, welche Christus gehören bei seiner Ankunft.“Durch den Kontext wird deutlich, dass der Ap. Paulus hier nur von der Auferweckung der verstorbenen Gläubigen schreibt. Dies nehmen manche Ausleger zum Anlass, dass die Auferweckung der nicht Gläubigen später beim Gericht stattfinden wird. Doch dann müsste Jesus noch zweimal kommen. Oder es müsste zwei voneinander getrennte Auferstehungen geben.
  2. 1Thes 2,19: „Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Ruhmeskranz – nicht auch ihr? – vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft?“ Der Ap. Paulus freut sich im voraus auf die Ankunft von Jesus, bei der die Auswirkungen seines Dienstes und die seiner Mitarbeiter offenbart werden. Indirekt ist dadurch auch ein Wiedererkennen angedeutet.
  3. 1Thes 3,13: „um eure Herzen zu stärken, untadelig in Heiligkeit zu sein vor unserem Gott und Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen.“ Auch der Dienst des Apostels durch seine Briefe trägt zur Stärkung im Glauben und tadelloser Lebensführung der Gläubigen bei. Und dies alles im Hinblick auf das Kommen von Jesus. Doch was meint der Apostel: „mit allen seinen Heiligen“, sind es die bereits entschlafenen Gläubigen oder die Engel? An anderen neun Stellen sind es ausdrücklich Engel, die Jesus bei seiner Wiederkunft begleiten (Mt 13,41; 16,27; 24,31; 25,31; Mk 8,38; 13,27; Lk 9,26; 1Thes 4,16; 2Thes 1,7). Ihr Dienst besteht darin, die Gläubigen zu sammeln, auch die Entschlafenen.
  4. 1Thes 4,15: „Denn dies sagen wir euch in einem Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden.“ Auch hier spricht der Apostel nur von den Gläubigen, darum kann der Eindruck entstehen, dass die anderen zu einem späteren Zeitpunkt auferweckt werden. Doch dies würde der Aussage von Jesus aus Joh 5,28-29 klar entgegenstehen, wonach sowohl die Gutes getan haben und die das Böse verübt haben gleichzeitig auferstehen werden (ähnlich auch Mt 13,41; 13,48-49; 25,31ff).
  5. 1Thes 5,23: „Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“ Völlige Heiligung, Hingabe, ganz dem Herrn zu gehören, ist das Ziel Gottes in Jesus Christus. Und auch hier ist der Bezug zu der Ankunft von Jesus deutlich.
  6. 2Thes 2,1: „Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm,“ Hier ist der Gedanke der Vereinigung mit Jesus (Durch Auferweckung und Entrückung) bei seiner Ankunft hervorgehoben. Doch der Anlass zu folgendem Text ist, das falsche Verständnis der Thessalonicher in Bezug auf die Wiederkunft von Jesus zu korrigieren.
  7. 2Thes 2,8: „und dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft:“ Bei der Ankunft, bzw. Erscheinung von Jesus wird der Gesetzlose (die gesamte feindliche Macht) durch Jesus siegreich und vollständig vernichtet werden.

12+13. Jak 5,7+8: „Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn! Siehe, der Bauer wartet auf die köstliche Frucht der Erde und hat Geduld ihretwegen, bis sie den Früh- und Spätregen empfange. Habt auch ihr Geduld, stärkt eure Herzen! Denn die Ankunft des Herrn ist nahegekommen (hat sich genaht). (vgl. mit 1Petr 4,7).  Der Aufruf zur Geduld / Langmut ist immer im Kontext zu sehen: es hat alles seine Zeit. Der Schwerpunkt für die Gläubigen ist, dranbleiben, nicht mutlos oder matt werden, durchhalten und dabei das Wiederkommen von Jesus (bei der die Ernte eingefahren wird) im Auge behalten (Mt 13,37-43).

  1. 2Petr 3,4: „und sagen: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an.“ Bereits in der Generation der Apostel gab es Kritiker, Zweifler, Skeptiker und auch Spötter. Petrus hat dadurch einen Anlass, um mehr auf dieses Thema einzugehen. Siehe den folgenden Text.
  2. 2Petr 3,12: „indem ihr die Ankunft des Tages Gottes erwartet und beschleunigt, um dessentwillen die Himmel in Feuer geraten und aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen werden!“ Dabei kann sich Petrus auf die Aussagen von Jesus aus Matthäus 24,35 stützen: „Himmel und Erde werden vergehen“. Die Auflösung der materiellen Schöpfung steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Ankunft von Jesus, bzw. sie geht der Ankunft voran. Man bedenke, was dies bedeutet in Bezug darauf, was kommt danach? Wie wir später sehen werden, ist „Der Tag Gottes“ auch der Tag des Herrn Jesu Christi.
  3. 1Joh 2,28: „Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbart werden wird, Freimütigkeit haben und nicht vor ihm beschämt werden bei seiner Ankunft!“ Merken wir, bei seiner Ankunft sind die Gläubigen noch hier. Ankunft ist sozusagen die Überschrift des großen bevorstehenden Ereignisses bei dem Jesus offenbart werden wird. Bei diesem Begriff geht es also um die Enthüllung des Inhaltes, um Jesus selbst und was durch seine Person gewirkt wird. Johannes nennt die Adressaten Kinder, das spricht nicht nur für sein Alter, sondern für seine geistliche Reife und Verantwortung diesen Gläubigen gegenüber. Und die Aufforderung ist wie auch schon bei Jesus in Johannes 15,4-5: „bleibt in mir“. So können sie mit Freude der Ankunft von Jesus entgegen sehen.

2.2 Die Offenbarung von Jesus Christus

Die Offenbarung oder Enthüllung (apokalypsis) Jesu Christi. Dieser Begriff kommt mindestens sechs Mal im Zusammenhang der Wiederkunft von Jesus vor. Aber auch sein erstes Kommen ist eine Offenbarung (1Tim 3,16). Bei seinem ersten Kommen offenbarte er sich als Retter und Erlöser der Welt, obwohl er auch alle anderen Titel in sich trug. Bei seiner Wiederkunft wird er sich offenbaren als König aller Könige und Richter der Welt (Offb 17,14; 19,11-16).

  1. Lk 17,30: „Ebenso wird es an dem Tag sein, da der Sohn des Menschen offenbart wird.“ Der Vergleich ist das Geschick von Sodom. Im Kontext beschreibt Jesus weitere Details über die Zeit vor und während seiner Offenbarung und warnt vor der Bindung an materielle Dinge.
  2. 1Kor 1,7-8: „Daher habt ihr an keiner Gnadengabe Mangel, während ihr das Offenbarwerden unseres Herrn Jesus Christus erwartet, der euch auch festigen wird bis ans Ende, so dass ihr untadelig seid an dem Tag unseres Herrn Jesus Christus.“ Der Tag des Herrn Jesus Christus ist der Tag der Offenbarung Jesu Christi.
  3. 2Thes 1,7: „und euch, den Bedrängten, mit Ruhe, zusammen mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht,“ Jesus offenbart sich bei seinem Kommen vom Himmel her. Seine Offenbarung ist öffentlich, er wird von seinen Engeln (himmlische Geistwesen) begleitet.
  4. 1Petr 1,7: „damit die Bewährung eures Glaubens viel kostbarer befunden wird als die des vergänglichen Goldes, das durch Feuer erprobt wird, zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi;“ Auch hier ist der Ausblick nach vorne gerichtet auf das offenbart werden von Jesus
  5. 1Petr 5,4: „Und wenn der Oberhirte offenbar geworden ist, so werdet ihr den unverwelklichen Siegeskranz der Herrlichkeit empfangen.“ Eine Ermutigung für die treuen Mitarbeiter und Leiter, denn die Krönung ist öffentlich.
  6. 1Joh 2,28: „Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbart werden wird, Freimütigkeit haben und nicht vor ihm beschämt werden bei seiner Ankunft!“ Offenbarung und Ankunft sind Begriffe, durch die verschiedene Aspekte desselben Ereignisses beschrieben werden.

2.3 Die Erscheinung von Jesus Christus

Die Erscheinung (epiphania) Jesu Christi. Dieser Begriff kommt mindestens sechs Mal im Zusammenhang der Wiederkunft von Jesus vor.

  1. Mt 24,30: „Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden wehklagen alle Stämme des Landes, und sie werden den Sohn des Menschen kommen, sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit.“ Erscheinen meint sichtbar werden, aus der Verborgenheit heraustreten. Die Wahrnehmung der Realität (alle werden Ihn sehen) wird bei den Menschen, die Jesus abgelehnt hatten, Wehklagen hervorrufen. Das Erscheinen mit „Macht und Herrlichkeit“ sticht immer wieder hervor.
  2. 2Thes 2,8: „und dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft;“ Hier sehen wir, dass die Begriffe Erscheinung und Ankunft von demselben Ereignis handeln, der Wiederkunft von Jesus. Und dabei wird die Macht des Feindes (aller feindlichen Mächte) vernichtet werden.
  3. 1Tim 6,14: „dass du das Gebot unbefleckt, untadelig bewahrst bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus!“ Die folgenden Verse machen deutlich, dass es zu seiner Zeit (von Gott) bestimmten Zeit geschehen wird. Doch die Aufforderung das Gebot zu bewahren, gilt auch allen weiteren Generationen.
  4. 2Tim 4,1-2: „Ich bezeuge eindringlich vor Gott und Christus Jesus, der Lebende und Tote richten wird, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich. Predige das Wort, stehe bereit zu gelegener und ungelegener Zeit; …“ Das Richten der Lebenden und Toten weist eindeutig auf den Gerichtstag hin, wenn Jesus Christus erscheinen wird.
  5. 2Tim 4,8: „fortan liegt mir bereit der Siegeskranz der Gerechtigkeit, den der Herr, der gerechte Richter, mir als Belohnung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die sein Erscheinen lieb gewonnen haben.“ Der Hinweis auf jenen Tag, den Tag des Gerichtes, löst bei dem Apostel Freude aus. Denn bei der Erscheinung Jesu erwartet die Treuen der Siegeskranz der Gerechtigkeit.
  6. Tit 2,13: „indem wir die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Jesus Christus erwarten.“ Was für ein Ausblick, was für eine Hoffnung und Erwartung. Eine Erscheinung die alles übertreffen wird, was heilige Menschen Gottes bis dahin sehen durften.

2.4 Er kommt (Jesus kommt wieder)

Er kommt – erchetai. Dieses Verb kommt mindestens 20 Mal im Zusammenhang mit der Wiederkunft von Jesus vor.

  1. Mt 16,27: „Denn der Sohn des Menschen wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und dann wird er einem jeden vergelten nach seinem Tun.“ Jesus kommt wieder. Er kommt in der Herrlichkeit seines Vaters. Er kommt in Begleitung seiner himmlischen Boten (Engel, Geistwesen). Er kommt und wird Gericht halten, bewerten, beurteilen und entsprechend vergelten. Der Kontext macht deutlich, dass es dabei um alle Menschen geht.
  2. Mt 24,30-31: „Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden wehklagen alle Stämme des Landes, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit. Und er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der Himmel bis zu ihrem anderen Ende.“ Das Zeichen ist Jesus selbst, aber auch die Wolken des Himmels zeichnen das Kommen von Jesus aus (Mt 26,34; Apg 1,11; Offb 1,7). Die Engel versehen ihren Dienst und sammeln alle Auserwählten (Gläubigen). Niemand wird vergessen werden Das Wehklagen bezieht sich auf die, welche die Rettung durch Jesus nicht angenommen haben.
  3. Mt 24,44: „Deshalb seid auch ihr bereit! Denn in der Stunde, in der ihr es nicht meint, kommt der Sohn des Menschen.“ (so auch Lk 12,40). Jesus kommt unerwartet, daher die Aufforderung zur Wachsamkeit.
  4. Mt 25,31-32: „Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen; und vor ihm werden versammelt werden alle Nationen, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirte die Schafe von den Böcken (Ziegen) scheidet.“ Jesus kommt in Begleitung aller Engel und ebenso wird betont, dass alle Nationen vor ihm versammelt werden. Er wird sie voneinander trennen nach seinen Kriterien. Der weitere Text spricht vom öffentlichen Gericht, nachdem die einen von den anderen getrennt worden sind (vgl. Mt 13,36-43).
  5. Mt 26,64: “ Jesus spricht zu ihm: Du hast es gesagt. Doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels.“ (so auch Mk 14,62). Die Reihenfolge ist eindeutig. Die Erhöhung in einer Wolke zur Rechten Gottes (Dan 7,13-14; Apg 1,11), danach das Wiederkommen auf den Wolken des Himmels.
  6. Mk 13,26-27: „Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen in Wolken mit großer Macht und Herrlichkeit. Und dann wird er die Engel aussenden und seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Damit wird angedeutet, dass die entschlafenen Gläubigen, welche bereits im Paradies Gottes sind, in einem himmlischen Körper auferstehen werden und die hier noch lebenden gläubigen verwandelt und Jesus entgegen gerückt werden.
  7. Mk 13,35-36: „so wacht nun! Denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob des Abends oder um Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder frühmorgens, damit er nicht, wenn er plötzlich kommt, euch schlafend finde.“ Jesus erzählt das Gleichnis, um die Bedeutung des Wachseins, der Bereitschaft auf sein Kommen hervorzuheben.
  8. Lk 9,26: „Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird der Sohn des Menschen sich schämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel.“ Hier ist das mutige Bekenntnis im Blick auf die Wiederkunft von Jesus hervorgehoben.
  9. Lk 18,8: „Ich sage euch, dass er ihr Recht ohne Verzug ausführen wird. Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?“ Jesus sieht die Zukunft realistisch. Doch durch die Geschichte mit der bittenden Witwe, ermutigt er zum Glauben und Vertrauen (dazu 1Tim 6,10.21).
  10. Lk 21,26-27: „während die Menschen verschmachten vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen, denn die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen in einer Wolke mit Macht und großer Herrlichkeit.“
  11. Joh 14,3: „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“ Diese Aussage machte Jesus am letzten Abend seines irdischen Lebens. Wie trostvoll sind doch die Worte: „Ich komme wieder“, aber nicht um hier zu bleiben, sondern um die Seinen zu sich in seine Herrlichkeit abzuholen.
  12. Apg 1,11: „siehe, da standen zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen, die auch sprachen: Männer von Galiläa, was steht ihr und seht hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen in den Himmel.“ Das ` so` ist kein geographischer Terminus, sondern der Art und Weise, eben sichtbar und in Wolken (so auch Mt 26,34; Offb 1,7).
  13. 1Kor 4,5: „So verurteilt nichts vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Absichten der Herzen offenbaren wird! Und dann wird jedem sein Lob werden von Gott.” (ähnlich auch 1Kor 3,12-14).
  14. 2Thes 1,10: „wenn er kommt, um an jenem Tag in seinen Heiligen verherrlicht und in allen denen bewundert zu werden, die geglaubt haben; denn unser Zeugnis an euch ist geglaubt worden.“
  15. Offb 1,7: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, welche ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme der Erde. Ja, Amen.“ Alle werden ihn bei seinem Kommen sehen.
  16. Offb 2,25: „Doch was ihr habt, haltet fest, bis ich komme!
  17. Offb 3,11: „Ich komme bald (schnell). Halte fest, was du hast, damit niemand deinen Siegeskranz nehme!

18+19+20. Offb 22,7+12+20: „Und siehe, ich komme bald (schnell). Glückselig, der die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt! 12 Siehe, ich komme bald (schnell) und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist. 20 Der diese Dinge bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald (schnell). Amen[; komm, Herr Jesus!“

Die Bezeichnungen: `Die Ankunft von Jesus; Die Offenbarung von Jesus Christus; Die Erscheinung von Jesus Christus.

Sein Selbstzeugnis: `Ich komme bald / schnell`; `Ich komme wieder`; `Er kommt wieder`; `Wenn der Menschensohn kommt`, weisen auf ein und dasselbe Ereignis hin. Bis dahin haben wir 48 Texte kennen gelernt, in denen dieses große Ereignis unter verschiedenen Aspekten beschrieben wird.

2.5 Der Jüngste / letzte Tag

Der Jüngste / letzte Tag kommt sechs Mal vor und wird von Jesus meistens selbst verwendet. An diesem Tag wird Jesus die entschlafenen Gläubigen auferwecken.

1+2. Joh 6,39-40: „Dies aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich von allem, was er mir gegeben hat, nichts verliere, sondern es auferwecke am letzten Tag. Denn dies ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.“

  1. Joh 6,44: „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.“
  2. Joh 6, 54: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.“ Diese Aussagen von Jesus machen unmissverständlich klar, dass die an Jesus Gläubigen Entschlafenen erst am letzten Tag auferweckt werden. Demnach werden die bis dahin noch lebenden Gläubigen zeitgleich mit jenen verwandelt und dem kommenden Herrn entgegengerückt werden.
  3. Joh 11,23-24: „Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta spricht zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tag.“ Martha hatte diese Hoffnung und Gewissheit.
  4. Joh 12,48: „Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, hat den, der ihn richtet: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tag.“ Diese Aussage von Jesus macht deutlich, dass der letzte Tag auch er Gerichtstag ist. Gerichtet, bzw. verurteilt werden die Menschen, welche Jesus abgelehnt haben. Dazu müssen auch diese Menschen zuerst auferweckt werden. Das bedeutet, dass am letzten Tag alle Verstorbenen gleichzeitig auferweckt werden. Die Gläubigen zum ewigen Leben, die Ungläubigen zum Gericht (so auch nach Joh 5,28-29; Offb 11,18).

2.6 Der Tag des Menschensohnes

Der letzte Tag wird auch `Tag des Sohnes des Menschen` genannt und kommt mindestens drei Mal vor:

  1. Lk 17,24: „Denn wie der Blitz blitzend leuchtet von einem Ende unter dem Himmel bis zum anderen Ende unter dem Himmel, so wird der Sohn des Menschen sein an seinem Tag.“
  2. Lk 17,30: „Ebenso wird es an dem Tag sein, da der Sohn des Menschen offenbart wird.“
  3. Lk 17,26: „Und wie es in den Tagen Noahs geschah, so wird es auch sein in den Tagen des Sohnes des Menschen.“ In „den Tagen“ (Plural) bedeutet: vor dem letzten Tag, so der Kontext.

2.7 Des Herrn Tag, der Tag Jesu Christi

Dieser letzte Tag wird auch `des Herrn Tag`, `der Tag Christi` oder: `Christi Jesu` genannt und kommt im Zusammenhang der Wiederkunft von Jesus mindestens sieben Mal vor:

  1. 1Kor 1,8: „“der euch auch festigen wird bis ans Ende, so dass ihr untadelig seid an dem Tag unseres Herrn Jesus Christus.“
  2. 1Kor 5,5: „einen solchen im Namen unseres Herrn Jesus dem Satan zu überliefern zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet werde am Tage des Herrn.“
  3. 2Kor 1,14: „wie ihr auch uns zum Teil erkannt habt, dass wir euer Ruhm sind, so wie auch ihr der unsrige seid am Tag unseres Herrn Jesus.“
  4. Phil 1,6: „Ich bin ebenso in guter Zuversicht, dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Christi Jesu.“
  5. Phil 1,10-11: „damit ihr prüft, worauf es ankommt, damit ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag Christi, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus gewirkt wird, zur Herrlichkeit und zum Lobpreis Gottes.“
  6. 1Thes 5,2-3: „denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit!, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, wie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen.“
  7. 2Thes 2,1-2: „Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm, dass ihr euch nicht schnell in eurem Sinn erschüttern, auch nicht erschrecken lasst, weder durch Geist noch durch Wort noch durch Brief, als seien sie von uns, als ob der Tag des Herrn da wäre.“ Die Ankunft von Jesus markiert auch den Tag des Herrn.

2.8 Der Tag, jener Tag, jene Stunde

Der letzte Tag wird auch `jener Tag` oder einfach `der Tag` oder `jene Stunde` genannt. Mindestens acht Mal kommt diese Bezeichnung vor;

  1. Mt 7,22: „Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!
  2. Mt 24,36: „Von jenem Tag aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel in den Himmeln, auch nicht der Sohn, sondern der Vater allein.“ (Mk 13,32).
  3. Lk 10,12: „Ich sage euch, dass es Sodom an jenem Tag erträglicher ergehen wird als jener Stadt.“
  4. Lk 17,30-32: „Ebenso wird es an dem Tag sein, da der Sohn des Menschen offenbart wird. An jenem Tag – wer auf dem Dach sein wird und sein Gerät im Haus hat, der steige nicht hinab, um es zu holen; und wer auf dem Feld ist, wende sich ebenso wenig zurück. Gedenkt an Lots Frau!.“
  5. Röm 2,16: „an dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen richtet nach meinem Evangelium durch Christus Jesus.“
  6. 1Thes 5,4: „Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife.“
  7. 2Thes 1,9-10: „sie werden Strafe leiden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke, 10 wenn er kommt, um an jenem Tag in seinen Heiligen verherrlicht und in allen denen bewundert zu werden, die geglaubt haben; denn unser Zeugnis an euch ist geglaubt worden.“
  8. 2Tim 4,8: „fortan liegt mir bereit der Siegeskranz der Gerechtigkeit, den der Herr, der gerechte Richter, mir als Belohnung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die sein Erscheinen lieb gewonnen haben.“

2.9 Der Tag des Gerichts (das Gericht)

Diese Bezeichnung kommt mindestens 12 Mal vor:

  1. Mt 10,14-15: „Und wenn jemand euch nicht aufnehmen noch eure Worte hören wird – geht hinaus aus jenem Haus oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen! Wahrlich, ich sage euch, es wird dem Land von Sodom und Gomorra erträglicher ergehen am Tag des Gerichts als jener Stadt.“
  2. Mt 11,22: „Dann fing er an, die Städte zu schelten, in denen seine meisten Wunderwerke geschehen waren, weil sie nicht Buße getan hatten: Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Betsaida! Denn wenn in Tyrus und Sidon die Wunderwerke geschehen wären, die unter euch geschehen sind, längst hätten sie in Sack und Asche Buße getan. Doch ich sage euch: Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen am Tag des Gerichts als euch.“ (Mt 11,24).
  3. Mt 12,36: „Ich sage euch aber, dass die Menschen von jedem unnützen Wort, das sie reden werden, Rechenschaft geben müssen am Tag des Gerichts.“
  4. Apg 17,30-31: „Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle Überall Buße tun sollen, weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und er hat allen dadurch den Beweis gegeben, dass er ihn auferweckt hat aus den Toten.“
  5. 2Tim 4,1: „Ich bezeuge eindringlich vor Gott und Christus Jesus, der Lebende und Tote richten wird, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich.“
  6. 2Tim 4,8: „Im Übrigen ist mir der Kranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, den mir der Herr, der gerechte Richter geben wird an jenem Tag, nicht mir aber allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung geliebt haben.“
  7. 2Petr 2,9: „der Herr weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu retten, die Ungerechten aber aufzubewahren für den Tag des Gerichts, wenn sie bestraft werden.“
  8. Hebr 9,27: „Und wie es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“
  9. 2Petr 3,7: „Die jetzigen Himmel und die jetzige Erde aber sind durch dasselbe Wort aufbewahrt und für das Feuer aufgehoben zum Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen.“
  10. 1Joh 4,17: „Hierin ist die Liebe bei uns vollendet worden, dass wir Freimütigkeit haben am Tag des Gerichts, denn wie er ist, sind auch wir in dieser Welt.“
  11. Judas 1,6: „und Engel, die ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des großen Tages mit ewigen Fesseln unter Finsternis verwahrt.“ (2Petr 2,4).

2.10 Der Richterstuhl Christi

  1. Röm 14,10: „Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder auch du, was verachtest du deinen Bruder? Denn wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden.“
  2. 2Kor 5,10: „Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder empfange, was er durch den Leib vollbracht, dementsprechend, was er getan hat, es sei Gutes oder Böses.“
  3. Offb 6,15-16: „Und die Könige der Erde und die Großen und die Obersten und die Reichen und die Mächtigen und jeder Sklave und Freie verbargen sich in die Höhlen und in die Felsen der Berge; und sie sagen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn gekommen ist der große Tag ihres Zorns. Und wer vermag zu bestehen? Der Tag des Zornes ist auch der Tag der Vergeltung und damit der Tag des Gerichtes.
  4. Offb 20,11: „Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden.“ Dies ist die letzte Beschreibung des Gerichtes im Neuen Testament. Wie es im Detail und in welcher Reihenfolge das Gericht gehalten wird, können wir aus anderen Texten erkennen (Mt 13,36-43; 13,49; 25,31-46 u.a.m.).

In den mehr als achtzig Stellen wird durch viele verschiedene Begriffe und Bezeichnungen das eine große Ereignis des zweiten und damit auch letzten Kommens Jesu beschrieben.

3. Wann und wie kommt der Tag, der Tag des Herrn?

In Bezug auf das `wann` gibt es eine eindeutige und klare Antwort, die von Jesus und den Aposteln sehr oft gegeben wurde. „Aber von dem Tag und der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, auch der Sohn nicht, sondern allein mein Vater“ (Mk 13,32). Alle menschliche Versuche, den Zeitpunkt zu ermitteln scheiterten. Und Gott lässt jeden zuschanden werden, der sich anmaßt darüber Auskunft geben zu können. „Denn des Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht meint“ (Lk 12,40). Er, der die Gedanken der Menschen sehen kann, muss es ja wissen.

Nach einer seiner evangelistischen Predigten und dem Aufruf zur Umkehr, macht Petrus eine weitreichende Aussage: „damit die Zeit der Erquickung komme von dem Angesicht des Herrn und er den sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus. Ihn muss der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.“ (Apg 3,20-21). Beachten wir, was Petrus sagt: Jesus bleibt Solange im Himmel, bis alles geschehen (erfüllt) sein wird, was Gott durch die heiligen Propheten vorausgesagt hat.

Auch in Bezug auf das `wie` geben Jesus und die Apostel treffende Antworten: „Aber was die Zeiten und Fristen () betrifft, Brüder, so ist es gar nicht notwendig, dass euch geschrieben wird, denn ihr wisst selbst ganz genau, dass der Tag des Herrn kommen wird, wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: „Friede und Sicherheit, dann tritt das Verderben plötzlich an sie heran“ (1Thes“ 5,1-3a).

Ein Dieb meldet sich nicht an, er kommt überraschend, unerwartet unauffällig. Jesus verwendet sogar solch ein negatives Geschehen, um damit sein plötzliches Kommen zu veranschaulichen (Offb 3,3; 16,15). Doch für die, welche wachsam sind, wird es keine böse Überraschung werden.

Durch ein weiteres Naturphänomen beschreibt Jesus sein plötzliches Kommen: „Denn wie der Blitz ausgeht vom Osten und leuchtet bis zum Westen, so wird auch das Kommen des Menschensohns sein“ (Mt 24,27). Auch der Blitz meldet sich nicht vorher an. Den Blitz kann niemand voraussagen, es ist etwas Plötzliches, Unerwartetes.“ Die Vorentladungen benötigen etwa 0,01 s. Die Hauptentladung des Blitzes dauert nur etwa 0,00003 s.

Insgesamt ist es eine große Zahl an Aussagen, welche die Tatsache der plötzlichen, ja sogar unerwarteten Wiederkunft Jesu bezeugen. Auffallend und hilfreich zugleich ist die Aussage von Jesus in Matthäus 24,14: „Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.“

Doch es gibt Hinweise, sogenannte Zeichen der Zeit, welche diesem Tag unmittelbar vorangehen werden, so zum Beispiel:

Die Zeichen an Sonne, Mond und Sternen (Mt 24,29).

in Mt 24,32-33 sagt Jesus: „An dem Feigenbaum lernt ein Gleichnis: Wenn seine Zweige jetzt saftig werden und Blätter treiben, so wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Ebenso auch: Wenn ihr das alles seht, so wisst, dass er nahe vor der Tür ist.“ Oder Lk 21,28:

Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blickt auf und hebt eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht.“

4. Die zwei Zeitalter

Es ist auffallend, dass Jesus von zwei Zeitaltern spricht, dem Jetzigen und dem Zukünftigen. Das gr. Wort dazu ist `aiönos`. Da Jesus `dieses Zeitalter`  immer in der Einzahl verwendet, ist es eingeschränkt auf die Zeitspanne zwischen seinem ersten und zweiten Kommen. Hier einige Beispiele:

  • Mt 12,32: „das wird nicht vergeben weder in diesem Zeitalter noch in dem Zukünftigem.
  • Mt 13,22: „die Sorgen der Welt (des Zeitalters ersticken das Wort“.
  • Mt 13,39-43: „aber die Ernte ist die Vollendung des Zeitalters. Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird’s auch am Ende der Welt (in der Vollendung des Zeitalters) gehen. 41 Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse und die, die da Unrecht tun, 42 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappern. 43 Dann werden die Gerechten Leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich.
  • So auch in Mt 13,48b-49: „So wird es auch am Ende der Welt (in der Vollendung des Zeitalters) gehen: Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden.“ In diesen beiden Gleichnissen macht Jesus klar: Erst am Ende werden die Ungerechten von den Gerechten getrennt.
  • In Matthäus 24,3 fragt Petrus: ;Was wird das Zeichen sein deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters.“
  • Und in Mt 28,20 verspricht Jesus: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“.

Jesus spricht auch von `in dieser Zeit` und für Zeit steht da `kairos`. So in Mk 10,30: „der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit (kairos) Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen – und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben (so auch in Lk 18,30; Eph 1,21).“ In diesem Textzusammenhang wird `in dieser Zeit (kairos)` als Synonym für `dieses Zeitalter` verwendet. (Röm 8,1; 2Kor 6,2).

Auch wenn die Apostel von früheren Zeitaltern in der Mehrzahl sprechen, dann können darunter die Zeitepochen vor der Flut, dann bis zum Bundesschluss am Sinai und die Epoche bis zum Beginn des Neuen Bundes gemeint sein (1Kor 10,11; 1Tim 1,17; Hebr 9,26 ). Doch mit dem Kommen von Jesus in diese Welt, seinem Dienst, seinem Leiden, Sterben und Auferstehung begann die neue Schöpfung. Es begann die Zeit (kairos) der Gnade, welche parallel zu diesem letzten irdischen Zeitalter verläuft. (Röm 3,26: „in dieser Zeit-kairos“; ;Röm 8,18: „dieser Zeit (kairos) Leiden“; Röm 11,5: „Zeit (kairos) der Gnade“;).

“2Kor 6,2: „jetzt ist die Zeit (kairos) der Gnade“;Hebr 9,26: „sonst hätte er oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an –; jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter offenbar geworden, um durch sein Opfer die Sünde aufzuheben. “

Demnach ist mit der Vollendung der Zeitalter das letzte mit Jesus angebrochen. Das Kommende jedoch beginnt mit dem Ende des jetzigen Zeitalters. Sein Wiederkommen ist die Markierung zwischen diesen beiden `aiönen`.

Wenn Paulus in Eph 2,7 von den zukünftigen Zeitaltern (im Plural) spricht, dann kann es auf die Unendlichkeit hinweisen, ähnlich wie auch Jesus von seiner ewigen, immerwährenden Existenz spricht (Offb 1,17-18; dazu auch 22,5).

5. Reihenfolge der Ereignisse vor und bei der Wiederkunft Jesu

Jesus selbst gibt eine Reihenfolge der Geschehnisse kurz vor und während seiner Ankunft. Die neutestamentlichen Autoren haben in ihren Schriften darauf Bezug genommen und diese zum Teil detailliert beschrieben.

5.1 Der Wiederkunft von Jesus geht eine zeitlich begrenzte, jedoch große Bedrängnis voraus

In den deutschen Übersetzungen wird der griechische Begriff `thlypseös`, mit Trübsal, Drangsal oder Bedrängnis wiedergegeben. Es handelt sich dabei um Druck von außen, der ganz unterschiedliche Formen annehmen kann und in unterschiedlicher Intensität erlebt wird. Sehr viele Texte sprechen von Bedrängnis, doch für die Antwort auf unsere Frage suchen wir zunächst nach Texten, welche wörtlich und inhaltlich von großer Bedrängnis des Volkes Gottes sprechen.

  • In Daniel 12,1-2 wird gesagt: „Zu jener Zeit wird Michael auftreten, der große Engelfürst, der für dein Volk einsteht. Denn es wird eine Zeit so großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen. 2 Und viele, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande.“ Aus dieser Prophezeiung geht hervor, dass die Generation, welche vor der allgemeinen Auferstehung am Ende der Zeit noch hier auf Erden am Leben sein wird durch diese große Bedrängnis hindurch gehen wird. Für diese hat diese Bedrängnis den Zweck der Prüfung, Reinigung  und Läuterung (Dan 12,10). Von dieser allgemeinen Auferstehung spricht Jesus in Joh 5,28-29. Ebenfalls spricht Jesus von einer großen Bedrängnis.
  • Matthäus 24,21: „Denn es wird dann eine große Bedrängnis sein, wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht wieder werden wird. 22 Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch (kein Fleisch) gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden diese Tage verkürzt.“ Die Ähnlichkeit mit Daniel 12,1-2 scheint hier offensichtlich zu sein (so auch in Mk 13,19-24). Allerdings wird dort zunächst von der großen ‚Bedrängnis gesagt, die im Zusammenhang der Zerstörung Jerusalems beschrieben wird. Lukas beschreibt dies mit „große Not und Zorn über dies Volk`“. Die Ergänzungen bei Lukas machen deutlich, dass diese große Bedrängnis sich zunächst auf die jüdischen Menschen in der Stadt Jerusalem aber auch auf das gesamte jüdische Volk bezieht. Dass Jesus diese Bedrängnis auch mit der Bedrängnis vor seinem Kommen verbindet ist auffällig: „Aber in jenen Tagen, nach jener Bedrängnis, wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren.

Jesus scheint zu unterscheiden zwischen Bedrängnissen, welche seine Nachfolger in der Zwischenzeit treffen werden und der oben genannten großen Bedrängnis, welche über Israel gehen soll und am Ende der Zeit das gesamte noch lebende Volk Gottes treffen wird.

Nun schauen wir nach Texten, die von Bedrängnissen sprechen, welche Gottes Volk in der gesamten Zeit treffen werden::

  • Mt 24,9: „Dann werden sie euch in Bedrängnis überliefern und euch töten; und ihr werdet von allen Nationen gehasst werden um meines Namens willen.“ (Mt 10,22; Mk 13,13; Lk 21,12).
  • Joh 16,2: „Sie werden euch aus der Synagoge ausschließen; es kommt sogar die Stunde, dass jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu tun.“
  • Joh 16,33: „In der Welt habt ihr Bedrängnis, aber seid guten Mutes ich habe die Welt besiegt.“
  • Apg 8,1: „An jenem Tag entstand aber eine große Verfolgung gegen die Gemeinde[1] in Jerusalem“ (dazu auch 11,19).
  • Apg 14,23: „Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu verharren, und ⟨sagten⟩, dass wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes hineingehen müssen
  • Röm 5,3: „Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch in den Bedrängnissen, da wir wissen, dass die Bedrängnis Ausharren bewirkt,“ (dazu auch Röm 8,35; 12,12).
  •  2Kor 1,4: „der uns tröstet in all unserer Bedrängnis, damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind.“ (2Kor 2,4; 4,17; 6,4).
  • 2Thes 1,4-6: „sodass wir selbst uns euer rühmen in den Gemeinden Gottes wegen eures Ausharrens und Glaubens in allen euren Verfolgungen und Bedrängnissen, die ihr erduldet; 5 ⟨sie sind⟩ ein Anzeichen des gerechten Gerichts Gottes, dass ihr des Reiches Gottes gewürdigt werdet.“
  •  Offb 1,9: „Ich, Johannes, euer Bruder und Mitteilhaber an der Bedrängnis und am Königtum und am Ausharren in Jesus, war auf der Insel, die Patmos genannt wird, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen.“ (dazu auch Offb 2,10; 3,10; 6,9-11; 11,7; 12,11; 20,4-5) Dies kann bedeuten:
  1. Dass alle Gläubigen zu ihrer Zeit ein von Gott zugemessenes und begrenztes Maß an Bedrängnis erleiden werden (1Kor 10,13). Die große Bedrängnis in Offenbarung 7,13 umfasst damit alle gläubigen aller Zeiten.
  2. Die `große` Bedrängnis kann aber auch eine umfassende globale sein, welche am Ende der Weltzeit das gesamte noch lebende Volk Gottes treffen wird, ähnlich wie jene große Bedrängnis das gesamte jüdische Volk traf.

In der Schilderung der Ereignisse über Jerusalem, geht Jesus nahtlos über und schildert weitere Details als Zeichen im Zusammenhang seiner Wiederkunft. Und er beginnt wieder mit einer Warnung:

Wenn dann jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist der Christus!, oder: Da!, so sollt ihr’s nicht glauben. Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, sodass sie, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführten. Siehe, ich habe es euch vorausgesagt.„ (Mk: „Ich habe euch alles zuvor gesagt!“). Wenn sie also zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste!, so geht nicht hinaus; siehe, er ist drinnen im Haus!, so glaubt es nicht. 27 Denn wie der Blitz ausgeht vom Osten und leuchtet bis zum Westen, so wird auch das Kommen des Menschensohns sein. Wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier.“ (Mt 24,23-28; (siehe auch Mk 13,21-22).

Gleich nach der Warnung vor falschen Christussen und falschen Propheten die offensichtlich sich melden werden, vergleicht Jesus sein Kommen mit dem Bild des Blitzes um sein plötzliches Kommen zu verdeutlichen.

Es lässt sich beobachten, dass gerade in Zeiten der Not Menschen nach Rettern Ausschau halten. Und umgekehrt ist auch zu beobachten, dass sich in solchen Zeiten die falschen Messiasse melden und Rettung versprechen.

5.2 Der materielle Kosmos wird aufgelöst

Nach dem Lukasbericht schildert Jesus die dramatischen Ereignisse kurz vor seinem Erscheinen.

Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde.“ (Lk 21,25ff).

Das Sonnensystem (Sonnensysteme) brechen zusammen. Dies bedeutet das Ende der Weltzeit. Denn ohne Sonne kein Licht und physisches Leben und keine Zeit mehr.

Nach Matthäus sagte Jesus: „Aber gleich (gr. eutheös – sofort) nach der Bedrängnis jener Tage wird die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden.“  Der gesamte materielle Kosmos kollabiert sozusagen.

Abbildung 4 Sonnenuntergang im Westen der Insel Zypern. Eines Tages wird die Sonne zum letzten Mal und für immer untergehen (Foto am 7. Januar 2006).

In Anlehnung an die Worte Jesu beschreibt Petrus die Begleiterscheinungen des Kommens des Herrn mit den Worten: „Der Tag des Herrn wird aber kommen wie ein Dieb, an welchem die Himmel mit großem Krachen vergehen werden, die Elemente aber vor Glut verzehrt, werden sich auflösen, die Erde und die Werke auf ihr werden (im Gericht) gefunden werden (oder heimgesucht werden).“ (2Petr 3,10). Und als ob er nicht genug diese Begleiterscheinungen beschrieben hätte, führt er 2 Verse weiter fort: „Indem ihr erwartet und beschleunigt die Ankunft des Tages Gottes, an dem die Himmel in Brand gesetzt werden und die Elemente in Glut schmelzen und sich auflösen werden. (2Petr 3,12).

Auch der Hebräerbriefschreiber betont, dass die erschaffene materielle Welt aufgelöst wird (Hebr 12,26-28). Dabei stützt er sich auf ein Prophetenwort: „Seine Stimme hat zu jener Zeit die Erde erschüttert, jetzt aber verheißt er und spricht (Haggai 2,6): „Noch einmal will ich erschüttern nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel.“ Dieses „Noch einmal“ aber zeigt an, dass das, was erschüttert werden kann, weil es geschaffen ist, verwandelt werden soll, damit allein das bleibe, was nicht erschüttert werden kann. Darum, weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns dankbar sein und so Gott dienen mit Scheu und Furcht, wie es ihm gefällt.“ Und  der Ap. Johannes schreibt in Offenbarung 20,11: „Und ich sah einen großen weißen Thron und den der darauf saß vor seinem Angesicht floh die Erde und der Himmel und es wurde ihnen keine Stätte mehr gefunden.“

Sehr gut erinnerten sich also die Jünger an die Worte ihres Herrn, der sagte: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (Mt 24,35). Dies ist eine deutliche Herausforderung an alle die diese Welt (Himmel und Erde) retten oder erobern wollen. Auch an die, welche meinen, dass diese Erde runderneuert wird.

Anmerkung: Laut diesen Textaussagen wird Jesus bei seiner Ankunft diese Erde nicht mehr betreten, denn sie wird es dann nicht mehr geben, siehe die Beschreibung des Petrus. (vgl. auch Jes 34,4; Offb 6,13-14; 20,10-11).

5.3 Dies Geschlecht wird nicht vergehen

Und nun macht Jesus eine Aussage, welche den Lesern Kopfzerbrechen bereiten kann: Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht.“ (Mt 24,34). Die hier verwendete gr. Bezeichnung `genea`, kann mit Geschlecht, mit Generation, aber auch mit der qualitativen Bezeichnung `diese Art` übersetzt werden.  Diese Aussage finden wir auch bei Markus (Mk 13,30). Bereits schon früher verwendete Jesus diese harte Bezeichnung für eine Menschenart in Israel, die sich ihm offensichtlich widersetzte.

Mt 12,41: „Die Leute von Ninive werden auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona.“ (Lk 11,29-31).

Mt 12,42: „Die Königin vom Süden wird auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen; denn sie kam vom Ende der Erde, Salomos Weisheit zu hören“ (Lk 11,32-33).

Mt 12,45: „Dann geht er hin und nimmt mit sich sieben andere Geister, die böser sind als er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie darin; und es wird mit diesem Menschen am Ende ärger, als es vorher war. So wird’s auch diesem bösen Geschlecht ergehen.“

Mk 8,12: „Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was fordert doch dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben werden!

Mk 8,38: „Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.“ Diese Aussage bestätigt, dass es diese Menschenart bis zum Kommen von Jesus geben wird.

Lk 11,50: „damit gefordert werde von diesem Geschlecht das Blut aller Propheten, das vergossen ist, seit der Welt Grund gelegt ist.

Lk 11,51: „von Abels Blut an bis zum Blut Sacharjas, der umkam zwischen Altar und Tempel. Ja, ich sage euch: Es wird gefordert werden von diesem Geschlecht.“

Lk 17,25: „Zuvor aber muss er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht.“

Apg 2,40: „Lasst euch erretten von diesem verkehrten Geschlecht.“

Damit wird klar, dass diese Bezeichnung auf die Menschen und Menschengruppen fällt, die gleich Kain und einschließlich der Menschen in Israel, welche sich bewusst gegen Gott und seinen Christus auflehnten. (weitere Stellen dazu: 5Mose 1,35; Ps 37,28; Jes 57,4; Mt 11,16; 23,36; Hebr 3,10). Dem gegenüber steht das Geschlecht der Gerechten (Ps 24,6; 73,15; Jes 65,23; 1Petr 2,9; Offb 12,17;22,16).

5.4 Die Auferstehung der Toten zum Leben oder zum Gericht

Jesus fährt fort nach Lukas: „Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Lk 21,26-28). Im Text des Matthäus lesen wir: “Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und dann werden wehklagen alle Stämme der Erde und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen (großem Posaunenschall), und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern.“ (Mt 24,29-31).

Abbildung 5 Eine Wolkendecke über Zypern erinnert an die wiederholten Aussagen von Jesus, dass er mit den Wolken des Himmels kommen wird. (Foto am 6. Januar 2006).

Wie gewaltig, wer kann es noch besser kommentieren? Mit dem Erscheinen des Menschensohnes auf den Wolken des Himmels in Macht und Herrlichkeit beginnt auch die Sammlung der Auserwählten durch den Dienst der Engel. Dies setzt deren Auferstehung voraus. Im Zusammenhang der Aussagen von Jesus in Matthäus 13,36-43 und 13,44-49 werden durch die Engel auch die Gottlosen eingesammelt. Dies setzt auch deren Auferstehung voraus. So sagt Jesus: „so wird’s auch am Ende der Welt (in der Vollendung des Zeitalters) gehen. 41 Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse und die, die da Unrecht tun, 42 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappern. 43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich.“ (so auch in Mt 13,49).

Auch hier werden die Gerechten und Ungerechten erst am Ende voneinander getrennt. Davon spricht Jesus auch in Joh 5,28-29; ähnlich auch Dan 12,1-2). Dass alle gleichzeitig auferstehen werden, macht die Aussage in Offb 11,18 deutlich: „Und die Nationen sind zornig gewesen; und es ist gekommen dein Zorn und die Zeit, die Toten zu richten und den Lohn zu geben deinen Knechten, den Propheten und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten – die Kleinen und die Großen –, und zu vernichten, die die Erde vernichten.“ Ebenso in detaillierter Ausführung in Matthäus 25,31-46. Es sieht so aus, dass die Gerechten erst eingesammelt werden. Dies könnte mit deren  Entrückung zu Jesus im Zusammenhang stehen.

Von den Aposteln hat Paulus am meisten das Thema Auferstehung beschrieben. Er beschreibt dort nur von der Auferweckung und Verwandlung der Gläubigen. „Denn er selbst der Herr wird mit dem Befehlsruf und der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel und die Toten in Christus werden auferstehen zuerst. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt (arpag¢sometha, wörtl.: geraubt, entrissen) werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet euch mit diesen Worten untereinander. (1Thes 4,16-18). Denken wir daran, dass Paulus in diesem Zusammenhang die Frage der Thessalonicher beantwortet. Er beschreibt nur, was mit den entschlafenen und den noch lebenden Gläubigen geschehen wird bei der Ankunft Jesu (vgl. dazu 1Thes 4,13). ähnlich schreibt er an die Korinther, die in dieser Frage auch so manche Unklarheit hatten: „Das sage ich aber, liebe Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit. Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden;“ und das plötzlich, in einem Augenblick (in einem unteilbaren des Augenblicks), zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. „Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit.“ Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht (Jesaja 25,8; Hosea 13,14): „Der Tod ist verschlungen vom Sieg.“ Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? „Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz.“ Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus.“ (1Kor 15,50-57).

Paulus konnte sich dabei auch auf die Aussage von Jesus stützen: „Und er wird seine Engel senden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern“ (Mt 24,31; Mk ).

Anmerkung: Die verstorbenen  Gläubigen aller Zeiten, deren Seelen (geist) bereits beim Herrn sind, bekommen als erste den auferstandenen Leib, dann im selben Augenblick die Verwandlung der noch Lebenden gläubigen und deren Entrückung dem Herrn entgegen in die Luft. Und so werden sie bei dem Herrn sein allezeit.

Paulus schreibt in 2Kor 5,10: „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse.“

Nach dieser Allgemeinen Auferstehung werden laut Mt 25,31 und folgenden alle Völker vor dem Menschensohn versammelt werden. Jesus erscheint als König in all seiner Herrlichkeit und in Begleitung der Engel und wird als Richter das Endgericht halten. „Und er wird sie voneinander trennen, wie ein Hirte die Schafe von den Ziegen trennt, die einen zur Rechten und die anderen zur Linken.“ Und diesen wird Jesus sagen: “Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!“ Denn mich hungerte, und ihr gabt mir nicht zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir nicht zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich nicht auf; nackt, und ihr bekleidetet mich nicht; krank und im Gefängnis, und ihr besuchtet mich nicht.“ Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig oder durstig oder als Fremdling oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient?“ Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, was11 ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr auch mir nicht getan.“ Und diese werden hingehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber in das ewige Leben.“ (Mt 25,41-46). Denen zur Rechten wird der König antworten: „Kommt her, ihr Gesegneten von meinem Vater, empfangt das Reich, welches bereitet ist seit Grundlegung der Welt.“ (Mt 25,34).

In Offb 20,11 und folgenden sieht Johannes dass  im Gericht Bücher aufgetan werden:

Und ein anderes Buch wurde geöffnet, welches ist das Buch des Lebens. Und wer nicht gefunden wurde in dem Buch des Lebens der wurde geworfen in den feurigen Pfuhl„. Dies ist der andere, der zweite  und somit der ewige Tod.

Paulus hebt das gerechte Urteil des Herrn bei dessen Ankunft für Gerechte und Ungerechte in 2Thes 1,6-10 hervor:

Bei Gott ist es gerecht Vergeltung zu üben über die, so euch bedrängen, euch aber, die ihr e bedrängt werdet Ruhe mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel mit den Engeln seiner Macht, im Feuer einer Flamme, zu bestrafen die, die Gott nicht kennen und die, die der Frohbotschaft von Jesus Christus nicht gehorchen, welche als Strafe zahlen werden ewiges Verderben, weg vom Angesicht des Herrn und weg von der Herrlichkeit seiner Stärke, wenn er kommt um verherrlicht zu werden unter seinen Heiligen und bewundert zu werden von allen, die zum Glauben gekommen sind.“ (2Thes 1,6-10).

Anmerkung: Bei der allgemeinen Auferstehung wird deutlich unterschieden zwischen denen in Christus und denen die ohne Christus sind. Die in Christus werden mit einem verherrlichten, d.h. unvergänglichen (unverweslichen) Leib auferstehen zum ewigen Leben.

Die ohne Christus sind, werden auferstehen zum Gericht und Verdammnis, d.h. zum ewigem Tod (zweiter Tod). Nirgendwo lesen wir etwas darüber mit welchem Leib die Ungerechten auferstehen werden.

Wenn also Paulus in einer Kurzfassung an die Korinther (1Kor 15) und an die Thessalonicher (1Thes 4) nur von der Auferstehung der entschlafenen Gläubigen und der Verwandlung (einschließlich der Entrückung) der noch lebenden Gläubigen spricht, dann ist dieses Geschehen im großen Rahmen der allgemeinen Auferstehung der Gerechten und Ungerechten zu erwarten wie es Jesus in Joh 5,28-29 grundlegend vorausgesagt hat. Die Texte sollten nicht isoliert voneinander ausgelegt werden, sie alle greifen ineinander, beschreiben die verschiedenen Aspekte des einen gewaltigen Ereignisses.

Nun schließt sich der Kreis, wenn wir noch mal die Worte Jesu aus Johannes 14,3 zitieren: „Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnstätten, wenn es nicht so wäre“ aber es ist so, die gibt es schon, die hat Gott vorbereitet. Und er kommt, um die Seinen nach Hause zu holen.

5.5 Der Sohn übergibt das Reich zurück in die Hände des Vaters

Diese Übergabe beschreibt der Ap. Paulus in 1Kor 15,2ß-:

Nun aber ist Christus auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. 21 Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. 22 Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. 23 Ein jeder aber in der für ihn bestimmten Ordnung: als Erstling Christus; danach die Christus angehören, wenn er kommen wird; 24 danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er vernichtet hat alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt. 25 Denn er muss herrschen, bis Gott »alle Feinde unter seine Füße gelegt hat« 26 Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.

27 Denn »alles hat er unter seine Füße getan« Wenn es aber heißt, alles sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. 28 Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, auf dass Gott sei alles in allem.“ (1Kor 15,20-28).

6. Der Neue Himmel und die Neue Erde

Dieser Abschnitt ist noch in Arbeit.

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DIE OFFENBARUNG JESU CHRISTI – TEIL 3

Teil 3: Das Lamm öffnet das siebte Siegel – die sieben Posaunengerichte und die Vollendung des Geheimnisses Gottes

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Einleitung zu den Posaunengerichten

Obwohl Kapitel 7 mit der vollendeten Gemeinde in der Herrlichkeit vor dem Thron Gottes endet, enthält das siebte Siegel noch weitere Informationen, welche in den Kapiteln 8 bis 22 enthalten sind.
Jesus will seinen Knechten noch viele wichtige Details mitteilen. Unter dem sieben Posaunen werden in verschiedenen Visionen und unter anderen Gesichtspunkten Gottes Gerichte über die Schöpfung und die Menschen geschildert. Im Rahmen der sechsten Posaune gibt es zwei Einschübe über die besondere Botschaft des starken Engels, sowie die zwei Zeugen, ihren Dienst, ihr Leiden und ihre Entrückung. Mit der siebten Posaune wird erneut das Ende, die Vollendung dieses Zeitalters eingeleitet (Offb 11,15-19). Die sieben Posaunengerichte werden sorgfältig und auf eine besondere Weise vorbereitet.
Und als es das siebente Siegel öffnete, entstand ein Schweigen im Himmel, etwa eine halbe Stunde. 2 Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen; und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben. 3 Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, und er hatte ein goldenes Räucherfass; und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er es für die Gebete aller Heiligen auf den goldenen Altar gebe, der vor dem Thron ist. 4 Und der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen auf aus der Hand des Engels vor Gott. 5 Und der Engel nahm das Räucherfass und füllte es von dem Feuer des Altars und warf es auf die Erde; und es geschahen Donner und Stimmen und Blitze und ein Erdbeben.“ (Offb 8,1-5).

Immer noch ist das Lamm in Aktion, es öffnet das siebte Siegel. Was als erstes geschieht, es geschieht nichts, oder doch? Es entstand eine Stille im Himmel bei einer halben Stunde. Für `Stille` steht im Griechischen das Wort `sig¢ – Schweigen` (Apg 12,17; 1Kor 14,28-30). Man könnte auch sagen, alle hielten den Atem an, alle schwiegen in der spannenden Erwartung dessen, was nun kommen wird. Zu der Stille wird immer wieder aufgerufen (2Mose 14,14: „Der Herr wird für euch streiten und ihr werdet still sein“; Ps 46,11: „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!“). Dieses Schweigen dauerte etwa eine halbe Stunde. Diese Zeitspanne im himmlischen Bereich ist nicht mit 30 Minuten zu bemessen. Es erinnert uns auch an das Verhalten der Kinder Israel vor der Einnahme der Stadt Jericho. Josua aber gebot dem Volk und sprach: Ihr sollt kein Kriegsgeschrei erheben noch eure Stimme hören lassen, noch soll ein Wort aus eurem Munde gehen bis auf den Tag, an dem ich zu euch sage: »Macht ein Kriegsgeschrei!« Dann sollt ihr das Kriegsgeschrei erheben.“ (Jos 6,10). Davon ableiten lässt sich, dass bevor Gott in Aktion tritt, muss alles und alle zunächst verstummen. So lesen wir in Hab 2,20: „Aber der HERR ist in seinem heiligen Tempel. Es sei stille vor ihm alle Welt!“

Von den sieben Engeln wird gesagt, dass sie vor Gott stehen und dass ihnen sieben Posaunen gegeben wurden. Aus der Geschichte Israels wissen wir bereits, dass Posaunen zu verschiedenen Zwecken geblasen wurden.
• 2Mose 19,16: Zum Schall der Posaune auf dem Berg Sinai.
• Jos 6,4-13: Sieben Priester trugen sieben Schofahörner (Posaunen)während der sieben Tage.
• Auch Jesus erwähnt Posaunen, ebenso Paulus (Mt 24,31; 1Tes 4,16; 1Kor 15,52).
Doch bevor diese sieben Engel mit ihren Gerichtsbotschaften beginnen, wird ein besonderer Dienst am goldenen Räucheraltar vollzogen.
Anmerkung: Wenn in der Offenbarung vom Altar gesprochen wird, dann werden wir an den übergoldeten Räucheraltar erinnert, welcher im vorderen Raum des Heiligtums stand. (2Mose 30,1.27; Lk 1,10-11). Doch hier ist es der goldene Altar, der seinen Standort im himmlischen Bereich hat und zwar unmittelbar vor dem Thron Gottes (Offb 5,8; 6,9; 8,3.5; 11,1; 14,18; 16,7). Die Gläubigen werden durch Gebet in die Entwicklung der Geschichte mit einbezogen (vgl. dazu Offb 5,8; Röm 8,26). Diese Gebete werden auf dem goldenen Altar mit den glühenden Kohlen vermengt und so steigt der Rauch (Wohlgeruch) zu Gott empor. Danach wird das Räuchergefäß mit den glühenden Kohlen auf die Erde ausgeschüttet. Gott reagiert, antwortet auf die Gebete der Heiligen mit Donner, Stimmen, Blitzen und (einem) Erdbeben. Ähnliches geschah auch in:
• (Offb 4,5: „Und von dem Thron gingen aus Blitze, Stimmen und Donner; und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Thron.“
• Offb 11,19: „es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und Erdbeben und ein großer Hagel.“
• ; Offb 16,18: „Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner, und es geschah ein großes Erdbeben, wie es noch nicht gewesen ist, seit Menschen auf Erden sind.“
• Bereits zur Zeit des AT lies Gott seine Stimme erschallen mit Donner und antwortete damit auf das Gebet (Opfer) von Samuel (1Sam 7,10; 12,18).
• Auf das Gebet von Elia: „Da fiel das Feuer des HERRN herab und fraß Brandopfer, Holz, Steine und Erde und leckte das Wasser auf im Graben.“ Anschließend werden die Priester des Baal gerichtet und das Volk anerkennt Gott als den Herrn. (1Kön 18,38).
• Auf das Gebet von Jesus antwortete Gott der Vater mit einer donnerähnlichen Stimme (Joh 12,28-29). Auffallend ist dabei was Jesus anschließend sagte: „Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt“.
Dass Jesus seine Nachfolger in das Reichgottesgeschehen mit einbezieht, wird in seinem Auftrag an die Jünger sehr deutlich. „Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ (Mt 6,9-10).
Weitere Ereignisse, die durch die Gebete der Gläubigen beeinflusst worden sind:
• Abraham bittet für Sodom, Lot wird gerettet vor der Vernichtung durch Feuer und Schwefel (1Mose 18-19).
• Auf das Gebet der Gemeinde in Jerusalem und am Pfingsttag sandte Gott den Heiligen Geist entsprechend der Verheißung, welche Jesus seinen Jüngern gegeben hatte (Apg 1,5; 1,13-2,4).
• Gebet der Gemeinde für Petrus und Gott sendet einen Engel und öffnet die Gefängnistore. Dies führt letztlich zum Gericht über Herodes Agrippa den Ersten (Apg 12,23).
• Nach dem Lobpreis des Paulus und Silas antwortet Gott mit einem großen Erdbeben, so dass die Gefängnistüren geöffnet werden (Apg 16,25ff). Dies hatte Auswirkungen für die Familie des Gefängniswärters, die Stadtbehörden und die neu entstandene Gemeinde.

Die ersten vier Posaunengerichte bilden in sich eine Gruppe, ähnlich wie auch die Vierergruppe der Reiter in Offb 6,1-8. Diese Gerichte werden über die Erde, das Meer, die Wasserquellen und schließlich die Himmelskörper ergehen (Offb 8,6-12). Diese Symbolischen Darstellungen können sowohl buchstäblich (materiell / physisch) als auch im übertragenen Sinne gedeutet werden. Dazu weisen die Posaunengerichte einige Parallelen auf zu den Schalen der Zornesgerichte aus Kapitel 16,1-9. Es entsteht der Eindruck, dass die Posaunengerichte aufeinander folgen. Die Aussage des durch den Himmel fliegenden Adlers legt dies nahe (Offb 8,13). Die Ähnlichkeiten zu den Bildern aus den Strafgerichten in Ägypten unterstützen diese Annahme. Doch es gibt keinerlei zeitlichen Anhaltspunkte, wann die Engel ihre Posaunen blasen und wie lange die jeweiligen Gerichte andauern werden (Ausnahme bildet das fünfte Posaunengericht). Daher wird es wohl eher um die Summe von Ereignissen gehen, welche durch die jeweiligen Symbole dargestellt werden. Doch alles was hier geschieht ist keineswegs losgelöst von den Ereignissen aus Kapitel 6 und steht ebenso in einem Zusammenhang mit den Ereignissen, welche später in Kapitel 12-20 beschrieben werden.
Anmerkung: Es entsteht der Eindruck, dass es zwischen den ersten vier Posaunengerichten und den vier Winden der Erde aus Kapitel 7,1 ein Zusammenhang besteht. Während jene noch zurückgehalten wurden, beginnen hier die Beschädigungen an der Schöpfung.

Und die sieben Engel, welche die sieben Posaunen hatten, machten sich bereit, um zu posaunen.“ (Offb 8,6).
Während beim Öffnen der Siegel die vier lebendigen Wesen in Aktion treten, werden bei den Posaunen sieben Engel einbezogen. Es scheint, dass es mehrere siebener Gruppen von Engeln gibt, welche verschiedene Dienste versehen (Offb 1,20; 15,1.6.8).

3.1 Und der erste Engel posaunte und es kam Feuer und Hagel mit Blut vermischt

Und der erste posaunte: und es kam Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, und wurde auf die Erde geworfen. Und der dritte Teil der Erde verbrannte, und der dritte Teil der Bäume ,verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte. (Offb 8,7).
Das Gericht durch die erste Posaune erstreckt sich auf den dritten Teil der Erde, den dritten Teil der Bäume und das gesamte grüne Gras. Erde und besonders Bäume und das Gras werden in den biblischen Texten sowohl buchstäblich als auch im übertragenen Sinne auf Menschen bezogen. Die drei genannten Elemente (Hagel, Feuer mit Blut vermengt) richten in ihrer Auswirkung Zerstörung und Verbrennungen an Natur mit Auswirkungen auf den Menschen.
• Hagel kommt in der Bibel 34 Mal vor und hat immer negative zerstörerische Auswirkungen. Er richtet meistens großen materiellen und physischen Schaden an. In der Offenbarung wird Hagel drei Mal (bzw. 4 Mal) genannt, ebenfalls als Gericht über das Land aber auch über Menschen (Offb 8,7; 11,19; 16,21).
• Feuer kommt in der Bibel nahezu 450 Mal vor und steht meistens für Zerstörung, Vernichtung oder Gericht. Doch in verschiedenen Texten steht Feuer auch in Beziehung zu Gott und gelegentlich auch als Element zur Läuterung. In der Offenbarung kommt Feuer als Strafgericht 12 Mal vor: 8,5.7; 9,17.18; 11,5; 14,10.18; 16,8; 17,16; 18,8; 20,9; 21,8. Doch wie wir sehen werden, ist das Element Feuer auf irgend eine Weise in allen vier ersten Posaunengerichten dabei.
• Blut kommt in der Offenbarung als Strafgericht 7 Mal vor: 8,7.8; 11,6; 14,20; 16,3.4.6.
Um einem Verständnis der Siegelgerichte näher zu kommen, schauen wir uns Texte an in denen Gott bereits zur alttestamentlicher Zeit diese und ähnliche Elemente eingesetzt hatte. In 2Mose 24,17 wird von ihm gesagt: „Und die Herrlichkeit des HERRN war anzusehen wie ein verzehrendes Feuer auf dem Gipfel des Berges vor den Augen der Israeliten.“ Und in 5Mose 4,24 heißt es von Gott: „Denn der HERR, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer und ein eifernder Gott.“ (Gott ist derselbe auch in neutestamentlicher Zeit Hebr 12,29). Und bereits in der Zeit der Patriarchen setzte der Herr verschiedene Gerichtselemente ein einschließlich Feuer.

Gerichte Gottes durch die Elemente Hagel und Feuer mit Blut
Der Einsatz dieser Elemente erinnert uns an die Plagen in Ägypten (2Mose 9,18-34). So lesen wir in 2Mose 9,23: „Da streckte Mose seinen Stab gen Himmel, und der HERR ließ donnern und hageln und Feuer schoss auf die Erde nieder. So ließ der HERR Hagel fallen auf Ägyptenland.“ Feuer steht da im Zusammenhang mit den zuckenden Blitzen, welche Feuer auslösten. Zu dieser Palette kam noch Blut hinzu (2Mose 7,19-21).
• So lesen wir von der zerstörenden Kraft des Hagels: „Und der Hagel erschlug in ganz Ägyptenland alles, was auf dem Felde war, Menschen und Vieh, und zerschlug alles Gewächs auf dem Felde und zerbrach alle Bäume auf dem Felde.“ (2Mose 9,25). Hier ist physisch / materieller Schaden den Menschen, den Vieh und dem Land zugefügt worden. Der Grund für diese Strafgerichte war: Auflehnung gegen die Autorität und Herrschaft Jahwe`s, sowie der Weigerung Pharaos das Volk Israel ziehen zu lassen. Gleichzeitig übte Gott Gericht an den Götzen Ägyptens.
An dieses Geschehen erinnert auch David in Psalm 18,14 und 105,32. In Psalm 78,48 lesen wir: „Er gab ihr Vieh dem Hagel preis und ihre Herden dem Wetterstrahl.“
• 4Mose 11,1-3: Gott straft das Volk mit Feuer in der Wüste (Tabeera): wegen ihres Murrens „Und das Volk wehklagte vor den Ohren des HERRN, dass es ihm schlecht gehe. Und als es der HERR hörte, entbrannte sein Zorn, und das Feuer des HERRN loderte auf unter ihnen und fraß am Rande des Lagers.“ Gott reagiert auf ähnliche Weise auch gegen die in seinem Volk, welche sich ihm mit Murren und Undankbarkeit entgegenstellen.
• Die Rotte des Korach lehnte sich gegen Gott und Mose auf. In 4Mose 26,10 lesen wir: „Und die Erde tat ihren Mund auf und verschlang sie mit Korach, während die Rotte starb, indem das Feuer zweihundertfünfzig Männer fraß und sie zum Zeichen wurden.“
• Hagel als lokales Strafgericht drohte Gott später dem Volk Israel wegen ihres Ungehorsams an: „Darum, so spricht Gott der HERR: Ich will einen Wirbelwind losbrechen lassen in meinem Grimm und einen Platzregen in meinem Zorn und Hagel wie Steine im Grimm, um alles zu vernichten.“ (Hes 13,13).
• Ähnlich auch im Rückblick durch Haggai 2,17: „Ich schlug euch mit Dürre, Getreidebrand und Hagel in all eurer Arbeit; doch keiner von euch hat sich zu mir bekehrt, spricht der HERR.“
• Joe 2,3: „Vor ihm her geht ein verzehrendes Feuer und hinter ihm eine brennende Flamme. Das Land ist vor ihm wie der Garten Eden, aber nach ihm wie eine wüste Einöde, und niemand wird ihm entgehen.“
• 5Mose 32,22: „Denn ein Feuer ist entbrannt durch meinen Zorn und wird brennen bis in die unterste Tiefe und wird verzehren das Land mit seinem Gewächs und wird anzünden die Grundfesten.“
• Von den Ammonitern spricht Gott in Hesekiel 21,37: „Du sollst dem Feuer zum Fraß werden, und dein Blut soll im Lande vergossen werden, und man wird nicht mehr an dich denken; denn ich, der HERR, habe es geredet.“
• Und im Blick auf das Endgericht sagt Gott voraus: „Denn der HERR wird durchs Feuer richten und durch sein Schwert alles Fleisch, und der vom HERRN Getöteten werden viele sein.“ (Jes 66,16).
All diese Texte sprechen von Gottes Gerichten die sich sowohl auf die Natur als auch auf Menschen erstrecken und zwar während der gesamten Geschichte.
Gegenüber den Siegeln ist hier eine Steigerung zu erkennen, weil es nun um den dritten Teil geht. Und diese Steigerung wirft auch neue Fragen auf.
Doch gegen Ende der Zeit wird durch die Schalengerichte des Zornes Gottes in sieben Schritten die gesamte Schöpfung betroffen sein (Offb 16). Im Endgericht wird Gott über Gog und Magog (Sammelbegriff für die Feinde des Volkes Gottes) all diese Elemente in vollem Maße ausschütten. So lesen wir in Hesekiel 38,22: „Und ich will ihn richten mit Pest und Blutvergießen und will regnen lassen Platzregen, Hagel wie Steine, Feuer und Schwefel über ihn und sein Heer und über die vielen Völker, die mit ihm sind.“ (vgl. auch Offb 20,7-9: „Und sie stiegen herauf auf die Ebene der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte sie.“).

Die Deutung des Elements Feuer im Übertragenen Sinne:
• Jes 33,14: „In Zion sind die Sünder erschrocken, Zittern hat die Heuchler befallen, und sie sprechen: »Wer ist unter uns, der bei verzehrendem Feuer wohnen kann? Wer ist unter uns, der bei ewiger Glut wohnen kann?«“
• Bereits in Jer 5,13-14 lesen wir: „Die Propheten werden zu Wind und Gottes Wort ist nicht in ihnen. So ergehe es ihnen selbst! Darum spricht der HERR, der Gott Zebaoth: Weil ihr solche Reden führt, siehe, so will ich meine Worte in deinem Mund zu Feuer machen und dieses Volk zu Holz, und es soll sie verzehren.“
• Diese Drohung erging damals zunächst an die falschen Propheten, aber auch an das Volk , dem der Herr jede Art von Götzendienst und zuchtlosem Verhalten vorwerfen musste. So wurde das Wort des Herrn in dem Mund des Propheten zu Feuer und seine Wirkung war verzehrend (vgl. dazu auch Offb 11,5). Dies entspricht auch der besonderen Wirkung des Wortes Gottes, wie in Jer 23,29 geschrieben steht: „Ist mein Wort nicht brennend wie Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?“ Und Jesus verspricht seinen Jüngern: „Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Widersacher nicht widerstehen noch widersprechen können.“ (Lk 21,15).

Was zerstört der Herr durch den Hagel im übertragenen Sinne?
• Die Gottlosen in Jerusalem sprechen: „Wir haben Lüge zu unsrer Zuflucht und Trug zu unserm Schutz gemacht. 16 Darum spricht Gott der HERR: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der fest gegründet ist. Wer glaubt, der flieht nicht. Und ich will das Recht zur Richtschnur und die Gerechtigkeit zur Waage machen. So wird Hagel die Zuflucht in der Lüge zerschlagen, und Wasser sollen den Schutz wegschwemmen.“ (Jes 28,15-17).In der Tat hat Jesus als der Eckstein durch sein kraftvolles Wort alle Lüge und Heuchelei entlarvt und zerstört (Lk 20,18; Röm 9,33; 1Petr 2,4-8).

Was meint Blut im übertragenen Sinne?
Blut ist ein großes Thema in der Bibel. Im Blut ist das Leben sowohl im physischen, als auch im übertragenen Sinne (3Mose 17,11; Joh 6,64 ). Blut wurde von Menschen vergossen. Die Zahl der getöteten Menschen geht in die Milliarden. Aber durch Blut geschieht auch Sühnung. Unzählige Tieropfer wurden in der Geschichte dargebracht als Vorbild für die kommende Sühnung durch das Opferlamm Gottes. In 1Joh 5,6: lesen wir: „Dieser ist’s, der gekommen ist durch Wasser und Blut, Jesus Christus; nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut; und der Geist ist’s, der das bezeugt, denn der Geist ist die Wahrheit.“ (dazu auch 1Joh 5,8). Das Opferblut von Jesus dient zur Sühnung, zur Vergebung der Sünden und damit zur Rettung (3Mose 17,11;). (1Joh 1,9; aber für die, welche Blut vergießen, dient es zur Strafe (Vergeltung), sie müssen es sozusagen trinken / auskosten (1Mose 4,10f; 9,5; Lk 11,51; Offb 16,6).

Wofür steht Gras im übertragenen Sinne?
„Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist auf der Erde. Und es geschah so.“ (1Mose 1,11-12.29). Doch die Fruchtbarkeit dieser Gewächse knüpfte Gott an Bedingungen (3Mose 26,1-20). Gras und Bäume haben neben ihrer natürlichen Bestimmung auch Bedeutung im übertragenen Sinne. Hier einige davon.
1. Es steht für die Vielzahl alles Lebendigen, auch der Menschen: Hi 5,25; Ps 72,16; Jes 44,4).
2. Es steht auch für die Vergänglichkeit alles Fleisches: Jes 40,6-7: „Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk!“ (vgl. dazu auch 1Petr 1,24-25;Jak 1,10; 2Kön 19,26; Hi 8,12; Ps 90,5; 102,5).
3. Es steht für die Vergänglichkeit der gottlosen: „Die Gottlosen grünen wie das Gras, / und die Übeltäter blühen alle – nur um vertilgt zu werden für immer!“ (Ps 92,8; 129,6; Jes 37,27; Jak 1,11).
Und die Vegetation wird vernichtet werden wegen der Gottlosigkeit der Menschen: (Jer 12,4). Und dies hat Auswirkungen nicht nur auf die Tierwelt, sondern letztlich auch auf den Menschen.

Wofür stehen Bäume im übertragenen Sinne?
Gott unterscheidet zwischen Bäumen, welche essbare Früchte tragen und den übrigen Bäumen des Feldes (5Mose 20,19-20
Androhung der Vernichtung der Vegetation bei Ungehorsam (5Mose 28,39-40).
• Menschen im Vergleich mit Bäumen: (Ri 9,7-15: Ölbaum, Feigenbaum, Weinstock).
• Jes 7,2: Menschen mit ängstlichen Herzen gleichen rauschenden Bäumen im Walde).
• Jes 61,3: „dass sie genannt werden »Bäume der Gerechtigkeit“.
• Hes 17,24: „Und alle Bäume auf dem Felde sollen erkennen, dass ich der HERR bin: Ich erniedrige den hohen Baum und erhöhe den niedrigen; ich lasse den grünen Baum verdorren und den dürren Baum lasse ich grünen. Ich, der HERR, rede es und tue es auch.“
• Weitere Stellen, in denen Menschen mit Bäumen verglichen werden: Hes 21,3; 30,5-9; Jak 1,12; Mt 3,10; 7,17; Lk 6,44).

Fragen zum Nachdenken
Wo und wie gab es Gottesgerichte mit Hagel und Feuer mit Blut vermischt sowohl im natürlichen als auch im übertragenen Sinne auf Menschen bezogen? Können wir die Vulkanausbrüche dazu zählen? Und wie ist es mit den Waldbränden, die es auch schon früher gab und die in den letzten Jahrzehnten vermehrt auftreten, leider auch oft durch menschliches Versagen und Habgier. Und wieviel Brandstiftung geschieht unter Menschen durch die Zunge, wenn sie von der Hölle entzündet ist (Jak 3,5). Und die Auswirkungen sind verheerend.

3.2 Und der zweite Engel posaunte und ein feuerflammender Berg fiel ins Meer

„Und der zweite Engel posaunte: Und etwas wie ein großer feuerflammender Berg wurde ins Meer geworfen; und der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut. Und es starb der dritte Teil der Geschöpfe im Meer, die Leben hatten, und der dritte Teil der Schiffe wurde zerstört.“ (Offb 8,8-9).
Auf den ersten Blick erinnert solch ein feuerflammender Berg an einen der gewaltigen Vulkanausbrüche der Geschichte, den Vesuv im Jahre 79 n.Chr. bei dem die beiden Städte Herkulanum und Pompeji verbrannt und verschüttet wurden. Die abfließende Lava löste im Golf von Neapel einen Tsunami aus, bei dem viele Schiffe zerstört wurden und Fische im Meer starben. Und in den darauf folgenden Jahrhunderten gab es hunderte weitere große Erdbeben mit gewaltigen Vulkanausbrüchen, welche große Zerstörungen an Land, im Meer und auch an Menschen angerichtet haben. Auf unserem Planeten werden etwa 1500 aktive Vulkane gezählt, von denen jährlich etwa 50 ausbrechen.
Im Text heißt es: „wie ein großer Berg mit Feuer brennend“. Dies erinnert uns auch an den Berg Gottes Sinai von dem es heißt, dass er mit Feuer brannte (2Mose 19,18; 5Mose 5,23; oder an die Vision in Daniel 2,35.45). Das vergleichende `wie` im Text macht deutlich, dass es sich nicht um einen buchstäblichen Berg handelt.
Es kann sich daher um eine Machtgröße handeln sowohl im menschlichen als auch geistlichen Bereich (Jes 2,3; Sach 4,7 ). Doch die Auswirkung, welche durch diesen Berg verursacht wurde ist enorm, ein Drittel der lebendigen Kreaturen und der Schiffe wurde vernichtet, bzw. zerstört.
Laut einer vorsichtigen Berechnung der Unterwasserforscher liegen auf dem Meeresgrund ungefähr 3 Millionen kleinere und größere Schiffe mit einem unermesslichen Wert an materiellen Gütern. Dadurch starben auch unzählig viele Menschen.
Schiffe kommen in der Bibel 56 Mal (Boote 51 Mal) vor und stehen für Handel, Personentransport, Kriegsführung und Fischerei.
• Schiffe für Handel und Personentransporte: 1Kön 9,26-27; 1Kön 10,11; 2Chr 8,18; 9,21; Hes 27,9; Offb 18,19; Apg 13,4; 16,26; 21,3; 27,10.37). Aktuell befahren tausende Schiffe die Weltmeere und befördern Menschen und Wahren in unermesslichem Umfang. Immer wieder kommt es auch dabei zu Katastrophen und Verlusten an Waren und Menschen. Nicht zu unterschätzen ist auch der Schaden an der Natur.
• Kriegsführung mit Hilfe der Schiffe: (Hi 9,26; 4Mose 24,24; Dan 11,30). Die Geschichte kennt unzählige Kriegshandlungen durch Flottenverbände. Und besonders in den letzten Jahrhunderten nahmen die Kriegshandlungen auf dem Meer zu mit entsprechenden dramatischen Folgen.
• Schiffe kommen in Gefahr, werden zerstört oder vernichtet wegen dem Übermut und Ungehorsam der Menschen: Ps 48,9; 2Chr 20,36-37; Jona 1,3-5; Offb 8,9; 18,19). Hier ist besonders der Aspekt betont, dass Gottmenschliches Unternehmen wegen ihres Übermuts und Stolzes zerstört. Auch dazu gibt es in neuerer Zeit zahlreiche Beispiele.
• Schiffe (Boote) für Fischerei und Personenbeförderung (Mt 4,21-22; 8,23-24; Joh 6,22).

Fische im natürlichen Sinne
Das Fischsterben in Ägypten war ein spürbarer Einschnitt in die Versorgung der Menschen des Landes: „Darum spricht der HERR: Daran sollst du erfahren, dass ich der HERR bin: Siehe, ich will mit dem Stabe, den ich in meiner Hand habe, auf das Wasser schlagen, das im Nil ist, und es soll in Blut verwandelt werden. 18 Die Fische im Strom werden sterben, und der Strom wird stinken. Und die Ägypter wird es ekeln, das Wasser aus dem Nil zu trinken.“ (2Mose 7,17-18). Fische aus dem Nil bildeten einen wertvollen Anteil an der Versorgung der Bevölkerung des Landes. Die Evangelien bestätigen den erheblichen Versorgungsanteil aus dem Meer in Israel zur Zeit von Jesus. Auch heute machen Fische einen erheblichen Teil der Nahrungsmittel für Menschen aus.
Fazit: Durch den Eingriff in diesen Bereich wird den Menschen ein Drittel ihrer Lebensgrundlage weggenommen. Doch immer sind Menschen betroffen, auch bei den Eingriffen in die Natur.

Fische im übertragenen Sinne
In Hesekiel 29,3-9 gibt es einen ungewöhnlichen Vergleich zwischen den Lebewesen des Nil und dem Pharao samt seinem Volk. „Rede und sprich: : „So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an dich, Pharao, du König von Ägypten, du großer Drache, der in seinem Strom liegt und spricht: »Der Nil ist mein und ich habe ihn mir gemacht.« 4 Aber ich will dir Haken ins Maul legen und die Fische in deinem Strom an deine Schuppen hängen und will dich aus deinem Strom herausziehen samt allen Fischen in deinem Strom, die an deinen Schuppen hängen. 5 Ich will dich und alle Fische aus deinem Strom in die Wüste werfen; du wirst aufs Land fallen und nicht wieder aufgelesen und gesammelt werden, sondern ich gebe dich den Tieren auf dem Land und den Vögeln des Himmels zum Fraß. 6 Und alle, die in Ägypten wohnen, sollen erfahren, dass ich der HERR bin. Weil du dem Hause Israel ein Rohrstab gewesen bist – 7 wenn sie dich mit der Hand anfassten, so brachst du und stachst sie in die Seite; und wenn sie sich auf dich lehnten, so brachst du entzwei und alle Hüften wankten –, 8 darum, so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will das Schwert über dich kommen lassen und Menschen und Vieh in dir ausrotten. 9 Und Ägyptenland soll zur Wüste und Öde werden, und sie sollen erfahren, dass ich der HERR bin.“
Ja, die Lebewesen im Wasser können durchaus als Anschauungsmaterial für Menschen in Betracht gezogen werden, wie auch das Gleichnis vom Schleppnetz deutlich macht. So sagte Jesus: „Wiederum gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen wurde und Fische aller Art fing. 48 Als es voll war, zogen sie es heraus an das Ufer, setzten sich und lasen die guten in Gefäße zusammen, aber die schlechten warfen sie weg. 49 So wird es auch am Ende der Welt gehen: Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden 50 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappern. 51 Habt ihr das alles verstanden?“ (Mt 13,47-51).

Was ist hier mit dem Blut gemeint?
Zunächst erinnert es uns an das Strafgericht Gottes in Ägyptenland 2Mose 7,19-21: Und der HERR sprach zu Mose: Sage Aaron: Nimm deinen Stab und recke deine Hand aus über die Wasser in Ägypten, über ihre Ströme und Kanäle und Sümpfe und über alle Wasserstellen, dass sie zu Blut werden, und es sei Blut in ganz Ägyptenland, selbst in den hölzernen und steinernen Gefäßen. Und die Fische im Strom starben und der Strom wurde stinkend, sodass die Ägypter das Wasser aus dem Nil nicht trinken konnten; und es war Blut in ganz Ägyptenland.“ (vgl. mit Ps 78,44). Besteht zwischen diesem Strafgericht und der Tötung der Knaben der Israeliten ein Zusammenhang? (2Mose 1,22: „die Töchter lasst leben aber die Knaben werft in den Nil“). Dazu gibt es deutliche Parallelen zu den Zornschalen aus Offenbarung 16,1-9: „Und der zweite goss aus seine Schale ins Meer; und es wurde zu Blut wie von einem Toten, und alle lebendigen Wesen im Meer starben.“ (Offb 16,6). Während es bei den Posaunengerichten nur der dritte Teil zu Schaden kam, ist hier die totale Vernichtung die Folge des Schalengerichtes Gottes. In dem dritten Zorngericht gibt es eine Erklärung zum Blut (Offb 16,4-7: „Und der dritte goss aus seine Schale in die Wasserströme und in die Wasserquellen; und es wurde Blut. 5 Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Gerecht bist du, der du bist und der du warst, du Heiliger, dass du dieses Urteil gesprochen hast; 6 denn sie haben das Blut der Heiligen und der Propheten vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; sie sind’s wert. 7 Und ich hörte den Altar sagen: Ja, Herr, allmächtiger Gott, deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht.“
Gott vergilt mit dem, was sie vergossen haben, sie müssen auskosten, erleiden, was es heißt Menschen das Leben zu nehmen. Dies sieht nach einem göttlichen Prinzip aus, denn was der Mensch sät, wird er ernten. Wer das Schwert nimmt, kommt durchs Schwert um. In diesem Sinne könnte auch die Vergeltungsaktion an den Menschen aus Offb 8,7 gedeutet werden. Weitere Stellen zu dieser Vergeltung, welche denen droht, die Blut vergießen: (1Mose 9,5-6; 41,22; Jos 2,19; 1Kön 2,33; 2Kön 9,7; Mt 27,25).
Jesus sagte der bösen Menschenart in Israel: „auf dass über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, vom Blut Abels, des Gerechten, bis zum Blut Secharjas, des Sohnes Berechjas, den ihr getötet habt zwischen Tempel und Altar.“ (Mt 23,35; „Ja, ich sage euch: Es wird gefordert werden von diesem Geschlecht (dieser Art).“ Lk 11,51).
Sowohl die Erde als auch das Meer sind von Blut getränkt und dies wird der gerechte Richter von den Verantwortlichen fordern. Zu allen Zeiten ist Blut vergossen worden auf dieser Erde (im Meer) doch das Maß des Blutes welches im 20. Jh. vergossen wurde, übertraf alles bis dahin geschehene. Aber was letztlich die Deutung dieses Posaunengerichtes im Detail betrifft und was in der Zukunft noch aussteht oder in welchem Zeitraum es sich erfüllt, darüber ist vorerst Zurückhaltung angebracht. Schauen wir uns zunächst die weiteren Posaunengerichte an.

3.3 Und der dritte Engel posaunte und es fiel vom Himmel ein großer Stern

Und der dritte Engel posaunte: Und es fiel vom Himmel ein großer Stern, brennend wie eine Fackel, und er fiel auf den dritten Teil der Ströme und auf die Wasserquellen. 11 Und der Name des Sternes heißt „Wermut“; und der dritte Teil der Wasser wurde zu Wermut, und viele der Menschen starben von den Wassern, weil sie bitter gemacht waren. (Offb 8,10-11).
Was versinnbildlicht dieser große Stern brennend wie eine Fackel? Wenn Sterne vom Himmel fallen, dann ist Unheil im Verzug (Offb 6,13: „Sterne fielen auf die Erde wie wenn ein Feigenbaum, der seine Feigen abwirft“). Oder der Stern aus Offb 9,1 der auch Unheil über die Menschen bringt. Es ist vielleicht auch daran zu denken, dass fallende Sterne ihre Position aufgeben und damit ihrer Bestimmung nicht mehr gerecht werden, sie richten nur noch Schaden an. Durch ihren Fall glühen sie und ihr Aufprall ist verheerend. Ist dabei vielleicht auch an Menschen oder menschliche Einrichtungen zu denken, welche ihrer Bestimmung und Berufung untreu geworden sind, wie im Falle des Königs (Dynastie) von Babylon: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern!“ (Jes 14,12; vgl. dazu auch Hes 28: König von Tyrus).
Hier brennt der Stern wie eine Fackel, dazu wird präzisiert. dass dieser Stern vom Himmel herab auf den dritten Teil der Flüsse und Wasserquellen fiel. Es handelt sich um eine gezielte Einschränkung der Trinkwasservorräte, die für die Menschen lebenswichtig sind. Dieser Stern wird Wermut genannt. Wermut ist eine Pflanze, deren bittere Substanz in kleineren Mengen in verschiedenen Bereichen verwendet wird. Doch enthält die Wermutpflanze auch eine Giftsubstanz `Thujon` die hoch dosiert für den Menschen gefährlich ist. Darum wird sie auch mit Gift in Zusammenhang gebracht. Der gr. Begriff dazu ist `apsinthos`. Die Auswirkung davon war: Die Wasser wurden bitter, gr. `epikranth¢san`. Hier Texte zu Wermut und Bitterkeit im wörtlichen und auch übertragenem Sinne:
• 2Mose 15,23: „Da kamen sie nach Mara; aber sie konnten das Wasser von Mara nicht trinken, denn es war sehr bitter. Daher nannte man den Ort Mara.“ Der Kontext lässt den Schluss zu, dass der Genuss dieses Wassers zu Krankheiten geführt hätte. Die Lektion Gottes an das Volk ist sehr klar: „Wirst du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchen und tun, was recht ist vor ihm, und merken auf seine Gebote und halten alle seine Gesetze, so will ich dir keine der Krankheiten auferlegen, die ich den Ägyptern auferlegt habe; denn ich bin der Herr dein Arzt“ (2Mose 15,26-27).
• 5Mose 29,17: „Lasst ja nicht einen Mann oder eine Frau, ein Geschlecht oder einen Stamm unter euch sein, dessen Herz sich heute abwendet von dem HERRN, unserm Gott, dass jemand hingehe und diene den Göttern dieser Völker. Lasst unter euch nicht eine Wurzel aufwachsen, die da Gift und Wermut hervorbringt.“ Gift und Wermut sind hier als Bestandteile der Wermutpflanze im übertragenen Sinne gemeint. Und sie machen auch den Zusammenhang mit Götzendienst deutlich. Der Stamm Dan (aber auch Ephraim) hat wesentlichen Anteil an der Einführung des Götzendienstes in Israel mit gravierenden negativen Folgen auch für die nachfolgenden Generationen (Ri 17).
• Spr 5,3-4: „Denn die Lippen der fremden Frau sind süß wie Honigseim, und ihre Kehle ist glatter als Öl, hernach aber ist sie bitter wie Wermut und scharf wie ein zweischneidiges Schwert.“ Hier ist der Sinn eindeutig, es geht um die Verführung zur Unzucht mit all den bitteren Folgen.
• Amos 5,7: „die ihr das Recht in Wermut verwandelt und die Gerechtigkeit zu Boden gestoßen habt.“ Dann fügt er noch ein Bild hinzu: „Wer kann auf Felsen mit Rossen rennen oder mit Rindern das Meer pflügen?“ Doch ihr wandelt das Recht in Gift und die Frucht der Gerechtigkeit in Wermut.“ (Amos 6,12). Die Gesetzlosigkeit führt zur totalen Unvernunft. Und die Folgen bleiben nicht aus.
• Jer 9,14: „darum spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels: Siehe, ich will dies Volk mit Wermut speisen und mit Gift tränken.“ Ähnliches droht Gott auch den falschen Propheten an: „Darum spricht der HERR Zebaoth über die Propheten: Siehe, ich will sie mit Wermut speisen und mit Gift tränken; denn von den Propheten Jerusalems geht Ruchlosigkeit aus ins ganze Land.“ (Jer 23,15). Die Ruchlosigkeit der falschen Propheten ist gleich Wermut. Durch ihren Einfluss haben sie das Volk innerlich vergiftet. Und der Herr lässt sie ernten, was sie gesät haben.
Anmerkung: Doch auch die Gerechten müssen oft mit leiden wegen der Ungerechtigkeit der Gottlosen. So lesen wir in den Klageliedern Jeremias: „Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt und mit Wermut getränkt.“ (3,15). Oder: „Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Bitterkeit getränkt bin!“ (Kla 3,19). Der Prophet leidet mit, ohne selbst schuldig geworden zu sein. Das leiden wegen der Gerechtigkeit gehört zum Leben in der Nachfolge Jesu.
Auch bei dieser Plage war nur der dritte Teil der Flüsse und Wasserquellen betroffen. Sie wurden Bitter (giftig) gleich Wermut. Wenn wir zunächst an die ganz natürliche Verschmutzung der Trinkwasserreserven denken, stellen wir fest welch gravierende Auswirkungen dies auf die Menschen hat. Viele Menschen starben von den bitteren Wassern. Und diese Texte erhellen auch die symbolhafte Darstellung des dritten Posaunengerichtes. Die reinen Wasserquellen des lebendigen Wortes Gottes werden durch verschiedene Religionen und Ideologien vergiftet zum Schaden vieler Menschen. Und diese Vergiftung durch gravierende Irrlehren macht auch nicht Halt im christlichen Lager. Ja, mit welchen Auswirkungen ist zu rechnen, wenn sich diese Entwicklungen im geistigen Bereich durchsetzen werden? was ist erst, wenn Gott ihnen die Kraft des Irrtums schickt (2Thes 2,11; Röm 1,24). Diese Teilgerichte gehen dem Endgericht voraus und daher können sie als Warnungen Gottes gesehen werden.

3.4 Und der vierte Engel posaunte und es wurde geschlagen der dritte Teil der Himmelskörper

Und der vierte Engel posaunte: Und es wurde geschlagen der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, so dass der dritte Teil von ihnen verfinstert wurde und der Tag seinen dritten Teil kein Licht hatte und ebenso die Nacht.“ (Offb 8,12).
„Es wurde geschlagen“, der dritte Teil der himmlischen Leuchtkörper mit Finsternis. Auffallend ist bei diesem Posaunengericht, dass nichts konkretes über die Folgen solcher Verfinsterung gesagt wurde. Dies lässt Raum für verschiedene Überlegungen. Darum ist ein gewisses Maß an Zurückhaltung bei dem Versuch einer Interpretation geboten.Die Himmelskörper schuf Gott ursprünglich zu bestimmten Zwecken: „Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht. Sie seien Zeichen für Zeiten, Tage und Jahre. und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war.“ (1Mose 1,14-18). Ihre Zweckbestimmung ist:
• Dass sie scheinen auf die Erde. Sie stehen im Bezug zu der Erde und sind auf diese ausgerichtet. Die Erde ist von den Leuchtkörpern abhängig. Was wären die natürlichen Folgen bei deren teilweisem Ausfall?
• Die da scheiden Tag und Nacht: Ihre Funktion ist unter anderem auch die Trennung von Licht und Finsternis. Was passiert, en diese Funktion eingeschränkt wird?
• Sie seien Zeichen für Zeiten, Tage und Jahre: Was für Folgen hätte ein teilweiser Ausfall auf den Jahresverlauf?
Hat Gott nicht gesagt: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1Mose 8,22). Warum denn diese Einschränkung in der Offenbarung 8,12 und wie ist sie zu verstehen?
Wir haben eine gewisse Parallele in der vierten Zornesschale aus Kapitel 16,8 doch dort ist nur die Sonne erwähnt und zwar als sengende Hitze. Hier jedoch wird den Menschen etwas Wesentliches entzogen, wenn auch nur teilweise. Auf was bezieht sich das 1/3 Verfinsterung? Wir fragen, wo in der Schrift gibt es zu diesem Phänomen Parallelen oder ähnliche Erscheinungen?
• In der Zeit des Volkes Israel in Ägypten (2Mose 10,21ff). Die Plage der Finsternis dauerte drei Tage. Sie war partiell und erstreckte sich nur auf das Land Ägypten.
• In der Zeit und im Zusammenhang mit dem Sterben von Jesus trat eine Finsternis ein über das Land für drei Stunden (Mt 27,45; Mk 15,33; Lk 23,44-45).
• In der Voraussage von Jesus: „Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, …“ (Lk 21,25). Diese angekündigten Zeichen könnten im Zusammenhang der Geschehnisse aus Offb 8,12; 9,1-2; 16,8 stehen. Doch diese Zeichen sind noch nicht das totale Erlöschen aller Himmelskörper, wovon Jesus erst in Lk 21,26-27 spricht (dazu auch Mt 24,29; Mk 13,24). Nach dieser Überlegung läge die Erfüllung noch in der Zukunft. Doch Vorsicht! Denn dies könnte zu der Annahme führen, dass die Ankunft des Menschensohnes noch nicht bevorsteht.
Und wo gibt es Hinweise für eine Deutung im übertragenen Sinne?
• Amos 8,9: „Zur selben Zeit werde ich die Sonne am Mittag untergehen und das Land am hellen Tage finster werden lassen.“ Auf wen ist es bezogen und was bedeutet dies? Der Kontext des Kapitels gibt die Erklärung zu dieser Strafandrohung Gottes über das Nordreich Israel.
• Hes 32,7-8: „Und wenn du ganz dahin bist, so will ich den Himmel verhüllen und seine Sterne verfinstern und die Sonne mit Wolken überziehen, und der Mond soll nicht scheinen. Alle Lichter am Himmel lasse ich über dir dunkel werden und bringe eine Finsternis über dein Land, spricht Gott der HERR.“ Und wer ist hier gemeint? Der Kontext des gesamten Kapitels spricht vom Untergang Ägyptens.
• Micha 3,6 „Darum kommt Nacht über euch statt Gesicht und Finsternis statt Wahrsagung. Die Sonne soll über den Propheten untergehen und der Tag über ihnen finster werden.“ Auch hier macht der Kontext deutlich, was mit der Verfinsterung gemeint ist. Wegen der Bosheit Israels und Judas kommt das Gericht über sie mit Verfinsterung der Sinne bei den (falschen) Propheten.
• Jer 15,9: „Die sieben Kinder hatte, welkte dahin; sie hauchte ihr Leben aus. Ihre Sonne ging unter am hellen Tag; sie fiel in Schande und Schmach. Und was von ihnen übrig ist, will ich dem Schwert hingeben vor ihren Feinden, spricht der HERR.“ Auch hier hat der Herr beschlossen, das Gericht über Juda kommen zu lassen mit all den schrecklichen Folgen.
• Dem gegenüber gibt Gott den Gerechten die Verheißung: „Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln.“ (Mal 3,20).
• Jesus zitiert aus Jesaja 6,9-10: „er hat ihre Augen verblendet“ (Joh 12,40); Röm 1,20-21: Darum hat Gott sie auch hingegeben“;
• Eph 4,18: „Ihr Verstand ist verfinstert, und sie sind entfremdet dem Leben, das aus Gott ist“.
• 2Thess 2,11: „Und darum sendet ihnen Gott die Macht der Verführung, dass sie der Lüge glauben“.
Geistliches Licht wird entzogen, dadurch breitet sich geistige Finsternis mehr aus.
Erkenntnis und Unterscheidungsvermögen wird eingeschränkt, dadurch breitet sich die Gesetzlosigkeit aus mit entsprechenden gravierenden Folgen.

Überleitung zu den letzten drei Posaunengerichten
Und ich sah: Und ich hörte einen Adler hoch oben am Himmel fliegen und mit lauter Stimme sagen: Wehe, wehe, wehe denen, die auf der Erde wohnen, wegen der übrigen Stimmen der Posaune der drei Engel, die posaunen werden! (Offb 8,13).
Johannes sieht und hört, er hat eine Audiovision. Aber wen versinnbildlicht der Adler, welcher hoch am Himmel fliegt? Warum kündigt er noch drei Wehen an?
Anmerkung: Es handelt sich durchaus um einen himmlischen Boten, daher übersetzen Einige gleich mit Engel. Doch macht es Sinn über die Charakterzüge und Verhaltensweisen dieses großartigen Vogels nachzudenken. Die dafür verwendete griechische Bezeichnung `aetos` ist an dieser Stelle nicht willkürlich verwendet worden. Bereits durch die Beschreibungen in Offb 4,7 und Hes 1,10 aber auch Ps 103,5; 5Mose 32,11; Jes 40,31 haben wir ein positives Bild von Adlern bekommen. Doch er wird auch angeführt, um die Schnelligkeit eines Gerichtes zu veranschaulichen. (5Mose 28,49; Jes 46,11; Jer 48,40). Dieser Adler spricht drei Weherufe aus. Dieses dreimalige Wehe ist einmalig in der Bibel. Es ist ein klarer Hinweis auf die drei folgenden Posaunengerichte. Diese Wehe-Rufe künden Schlimmeres an als bis jetzt geschehen war. Sie sind also nichts neues in der Geschichte, sie gab es bereits zur Zeit des Alten Testaments. Wehe-Rufe kommen mehr als 200 Mal vor in der Schrift. Sie sind vielseitig in ihren Inhalten. Doch wenn sie von Gott ausgesprochen werden, sind sie Ausdruck seines Missfallens über das sündige Verhalten der Menschen, verbunden mit einer offensichtlichen Androhung der Vergeltung durch vorläufiges oder auch Endgericht. Hier einige Stellen: Jes 1,4; 1,24; 3,9-11; 10,ff; 66,4; Jer 50,27; Hes 6,11; 24,6. Sie erinnern uns auch an die Wehe-Rufe von Jesus, der bereits:
• über die Reichen, Lachenden und Satten aussprach (Lk 6,24-25).
• damals Gericht über die unbußfertigen Städte voraussagte (Mt 10,15; 11,21).
• Über die Menschen, welche anderen einen Fallstrick legen (Lk 17,1).
• Oder an die sieben Wehe-Rufe über die theologische Elite Israels (Mt 23,13-29).
• Ebenso über den Verräter Judas (Mt 26,24).
• Jesus sagt Wehe und große Not voraus für das jüdische Volk während der Belagerung von Jerusalem (Lk 21,20-24).
• Es erinnert uns auch an die Endzeitreden von Jesus als er vom Anfang der Wehen spricht (Mt 24,8; Mk 13,8).
• Doch auch die Apostel sprachen von Wehen über bestimmte Menschen oder Gruppen von Menschen (Jak 1,11; 1Tim 6,10). Weitere Stellen in der Offb: 12,12; 16,10.16.
Aufschlussreich ist die Aussage des Ap. Petrus in 1Petr 4,17: „Denn die Zeit ist da, dass das Gericht beginnt bei dem Hause Gottes. Wenn aber zuerst bei uns, was wird es für ein Ende nehmen mit denen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben?“
Und die Wehe-Rufe des Adlers kündet schwere Zeiten an, welche über die Menschen kommen werden die auf Erden wohnen. Offensichtlich ist, dass bei den meisten Wehe-Rufen es sich nur um die Menschen handelt, welche sich gegen Gott auflehnen. Ausdrücklich heißt es hier, dass die Menschen betroffen sein werden, welche `auf der Erde wohnen`. Diese Formulierung in der Offenbarung kommt zwölf Mal vor und dabei sind in elf Stellen immer nur die Menschen gemeint, welche sich gegen Gott auflehnen, bzw. deren Bürgertum nur hier auf Erden ist. Es geht um die Menschen, welche keinen Anteil haben am Bürgerrecht im Himmel, im Gegensatz zu den Gläubigen an Jesus Christus (Lk 10,20; Kol 1,13; 3,1; Phil 3,20; 4,3; Eph 2,12).
• Offb 3,10:„Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen.“
• Offb 6,10: „Und sie schrien mit großer Stimme: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?“
• Offb 8,13: „Und ich sah, und ich hörte, wie ein Adler mitten durch den Himmel flog und sagte mit großer Stimme: Weh, weh, weh denen, die auf Erden wohnen wegen der anderen Posaunenstöße der drei Engel, die noch blasen sollen.“
• Offb 11,10: „Und die auf Erden wohnen, freuen sich darüber und sind fröhlich und werden einander Geschenke senden; denn diese zwei Propheten hatten gequält, die auf Erden wohnten.“
• Offb 13,8: „Und alle, die auf Erden wohnen, werden ihn anbeten, alle, deren Namen nicht vom Anfang der Welt an geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes, das geschlachtet ist.“
• Offb 13,12: „Und es übt alle Macht des ersten Tieres aus vor seinen Augen und es macht, dass die Erde und die darauf wohnen, das erste Tier anbeten, dessen tödliche Wunde heil geworden war.“
• Offb 13,14: „und es verführt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen, die zu tun vor den Augen des Tieres ihm Macht gegeben ist; und sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war.“
• fOffb 14,6: „Und ich sah einen andern Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern.“ Bei dieser Aussage ist es nicht eindeutig, ob es nur um Ungläubige geht.
• Offb 17,2: „mit der die Könige auf Erden Hurerei getrieben haben; und die auf Erden wohnen, sind betrunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei.“
• Offb 17,8: „Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist jetzt nicht und wird wieder aufsteigen aus dem Abgrund und in die Verdammnis fahren. Und es werden sich wundern, die auf Erden wohnen, deren Name nicht geschrieben steht im Buch des Lebens vom Anfang der Welt an, wenn sie das Tier sehen, dass es gewesen ist und jetzt nicht ist und wieder sein wird.“
Weitere Stellen: Jer 44,8; Zef 1,18; Mal 3,18.
Dass dabei auch die Knechte Gottes mit leiden, haben wir bereits festgestellt, allerdings gereicht es ihnen zur Bewährung und sie werden geistlich gesehen in diesen Situationen von Gott bewahrt (Offb 3,20; 6,9-11).
Dass die drei letzten Wehen (Gerichte) durch einen himmlischen Boten, der in Gestalt eines Raubvogels (Adler) angekündigt werden, ist nicht zufällig, sondern es hat zu tun mit denen, gegen die die Posaunen sprechen werden.

3.5 Der fünfte Engel posaunte: Das erste Wehe

Das fünfte Posaunengericht ist deutlich vom vierten abgesetzt, denn mit ihm beginnen die drei letzten Wehen, welche in Vers 13 angekündigt wurden. Während die ersten vier Posaunengerichte sich vorrangig auf die materielle Schöpfung beziehen mit entsprechenden Auswirkungen für alle Menschen, wird das folgende Wehe nur über Menschen kommen, die nicht versiegelt sind.
Mit dem Beginn dieser Wehen werden wir auch an die Worte unseres Herrn Jesus erinnert, bei denen er seine Jünger auf die kommenden Ereignisse und den Beginn der Wehen hingewiesen hat (Mt 24,8; Mk 13,8).

Und der fünfte Engel posaunte: Und ich sah einen Stern⟨, der⟩ vom Himmel auf die Erde gefallen ⟨war⟩; und es wurde ihm der Schlüssel zum Schlund (Brunnen) des Abgrundes gegeben.(Offb 9,1)
Was oder wer ist unter diesem Stern zu verstehen?
1. Natürlicherweise denkt man da zunächst an einen Meteoriten, der in die Erde einschlägt, eine gewaltige Explosion auslöst mit entsprechenden Naturphänomenen.
2. Sterne fallen vom Himmel (Mt 24,29; Mk 13,25; Offb 6,13).
3. Sterne stehen gelegentlich im übertragenen Sinne für Engel (Hiob 38,7).
4. Doch an den Stellen, wo heilige Engel vom Himmel herabkommen die Rede ist, werden diese nicht mit Sternen verglichen. Und von ihnen heißt es auch nicht, dass sie gefallen sind, sondern sie werden gesandt, steigen herab oder erscheinen, manchmal fliegen sie (Mt 28,2; Lk 1,26; 22,43; Apg 12,11; Offb; 8,13; 10,1; 14,6; ; 18,1; 20,1; 22,6.16; Jes 6,6; Dan 9,21).
5. Nach Offb 12,4 sind ein Drittel Sterne (Engel) durch den Drachen mitgerissen und auf die Erde geworfen worden, aber zwei Drittel sind im himmlischen Bereich verblieben.
6. Sterne stehen auch für die bösen Engel, denn von ihnen heißt es, dass sie gefallen sind. So sagte Jesus: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen (gr. πεσόντα – pesonta), wie einen Blitz (Lk 10,18-20). Oder in Joh 12,31 sagte Jesus: „Nun wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden nach draußen“; 2Petr 2,24; „Engel, die gesündigt haben, hat er verstoßen“. Wir können davon ausgehen, dass es zum Zeitpunkt der Offenbarung im himmlischen Bereich keine bösen Engel mehr gab (Offb 12,7-10). Erstens: Diese Engel haben ihren hohen Stand verlassen. Zweitens: Diese Engel wurden von Gott mit Fesseln in die Finsternis verstoßen. Drittens: Der Satan als Fürst dieser Welt wurde gerichtet und nach draußen geworfen.
7. Sterne stehen gelegentlich auch für Könige, die von der Höhe ihrer Macht gestürzt wurden. So heißt es vom König von Babel: „Wie bist du vom Himmel gefallen du schöner Morgenstern“ (Jes 14,11-12). Auch ähnlich vom König zu Tyrus (Hes (28,1-19). In gewissem Sinne wiederspiegelt sich hinter dem Sturz dieser bedeutenden Könige des Altertums der Sturz Satans.
Das gr. Verb `πεπτωκότα – peptökota – gefallen seiend` (Elbf Üs.: gefallen war) ist ein Partizip und steht im Aorist. Die Tatsache seines Falls wird ohne eine Zeitform zu nennen, unterstrichen und dieser gefallene Zustand hält an. Dies könnte auch bedeuten, dass ihm der Schlüssel zum Abgrund zu einem Zeitpunkt gegeben wurde, nachdem sein Fall längst vollzogen war.
Dieser Stern hat den Schlüssel des Abgrundes. Schlüssel steht für Macht, Doch diese Macht wurde ihm von einem Höherem gegeben. Immer wieder heißt es im Buch der Offenbarung: `wurde gegeben, gegeben hat, er gab oder ich werde geben`, davon nur einmal ausdrücklich vom Drachen, der dem Tier seine Macht gab. Letztlich ist es Gott, der gibt, anordnet, zulässt, gewährt (Hiob 1,12; 2,6; Jes 46,11). Nach all diesen Beobachtungen könnte eine Personifizierung des Sterns mit dem Satan in Betracht gezogen werden. Doch vielleicht kommen wir einer Lösung der Identität s Sterns erst später näher, wenn die anderen Details geklärt werden können.

Der Abgrund, was ist es oder wo ist er zu lokalisieren?
Und er öffnete den Schlund (Brunnen) des Abgrundes; und ein Rauch stieg auf aus dem Schlund (Brunnen) wie der Rauch eines großen Ofens, und die Sonne und die Luft wurden von dem Rauch des Schlundes verfinstert. (Offb 9,2).
Der gr. Begriff für Abgrund ist `ἄβυσσος – abyssos`. Außer in Offb 9,1-2 kommt dieser Begriff noch an folgenden Stellen vor:
• Offb 9,11: „sie hatten über sich einen König, den Engel des Abgrunds `abyssos`; sein Name heißt auf Hebräisch Abaddon, und auf Griechisch hat er den Namen Apollyon.“ Dieser Engel (König des Abgrunds) weist eine gewisse Ähnlichkeit auf zu dem vom Himmel gefallenen Stern (Offb 9,1).
• Offb 11,7: „Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund `abyssos` aufsteigt, mit ihnen kämpfen und wird sie überwinden und wird sie töten.“ Es handelt sich wohl um das Tier aus Offenbarung 17,8 und 13,1.
• Offb 17,8: „Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist jetzt nicht und wird wieder aufsteigen aus dem Abgrund `abyssos` und in die Verdammnis fahren.“ Das Tier verschwindet und erscheint wieder für eine Zeit und fährt dann in die Verdammnis, ist also endgültig verurteilt (Offb 19,21).
• Offb 20,1-3: „Und ich sah einen Engel vom Himmel herabfahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund `abyssos` und eine große Kette in seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und der Satan, und fesselte ihn für tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund `abyssos` und verschloss ihn und setzte ein Siegel oben darauf, damit er die Völker nicht mehr verführen sollte, bis vollendet würden die tausend Jahre. Danach muss er losgelassen werden eine kleine Zeit.“
• Lk 8,31: „Und sie (die Dämonen) baten ihn, dass er ihnen nicht gebiete, in den Abgrund `abyssos` zu fahren.“ Denn dort hätten sie Qualen erlitten anstatt selber andere zu quälen (Mt 8,29). Etwas anders wäre ihre Situation nach Mt 12,43 wonach sie eine weitere Wirkungsmöglichkeit gehabt hätten.
Doch dieser Abgrund scheint nicht identisch zu sein mit dem Hades (Totenreich), wo die Gottlosen nach ihrem Tod aufbewahrt werden (Lk 16,19-31). Es ist eher ein Ort von dem Wiederkehr möglich ist und zwar nach Gottes Zulassung entsprechend seinem Plan. Eine Art vorübergehende Verwahrung von gottfeindlichen Mächten in einem Gefängnis (Offb 20,7).

Rauch verdunkelte die Luft und die Sonne – Heuschreckenplagen
Auch dies hört sich zunächst nach einem gewaltigen Vulkanausbruch an, durch den die Luft verpestet und Sonne und Mond zeitweise verfinstert werden. Und dies gab es schon oft in der Geschichte der Menschheit. Solche Katastrophen verursachten gewaltige Zerstörungen an Natur und Menschen (der Vesuv: 0079; Tambora: 1815; Krakatau: 1883; der Mount Pele: 1902-1929; der Vesuv: 1944; der Sankt Helen: 1980; der Pinatobu: 1991; Montserat: 1993-1995).
Doch die folgenden Bilder meinen etwas anderes. So heißt es weiter im Text:
Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor auf die Erde, und es wurde ihnen Macht gegeben, wie die Skorpione der Erde Macht haben. Und es wurde ihnen gesagt, dass sie nicht dem Gras der Erde, auch nicht irgendetwas Grünem, auch nicht irgendeinem Baum Schaden zufügen sollten, sondern den Menschen, die nicht das Siegel Gottes an den Stirnen haben. (Offb 9,3-4).
Aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor“. Das Auftreten der Heuschrecken ist seit tausenden von Jahren bekannt. Die erste Erwähnung davon ist im Zusammenhang der Gerichte in Ägypten beschrieben und zwar mit gravierenden Folgen für die Ägypter (2Mose 10,1-19). Die Heuschrecken fraßen alles auf, was der Hagel übriggelassen hatte, alles Grüne und alle frischen Triebe an den Bäumen und alle übriggebliebenen Früchte auf den Bäumen.
Weitere Stellen zu Heuschecken Plagen:
• 5Mose 28,38: Bei Ungehorsam droht Gott an:“… aber die Heuschrecken werden es abfressen“. Ähnlich auch in 2Chr 7,13: „Wen ich Heuschrecken kommen lasse“.
• Und in Amos 4,9 erinnert Gott das Volk: „ich plagte euch mit Heuschrecken“. So auch in Joel 1,4ff: Erinnerung an die Heuschreckenplage in Israel. In all den Fällen handelte es sich um natürliche Heuschreckenplagen als lokale Gerichte (Jes 26,8-9).
Doch ausgehend aus dem Text der Offenbarung stellt sich die Frage, ob Heuschreckenplagen auch eine sinnbildliche Bedeutung haben können? Denn im Text der Offenbarung werden die Heuschrecken nur als Vergleich beschrieben. Beachten wir die vergleichenden Worte `gleich` und `wie` in diesem Text (8 Mal). Das heißt: es handelt sich hier nicht um buchstäbliche Heuschrecken samt all ihrer Ausstattung. Es geht hier auch nicht um die buchstäbliche Vernichtung all des Grünen. Denn von ihrer Natur sind Heuschrecken Fresser all des Grünen und gerade dies wird ihnen untersagt. Aber auch unter Gras, Grünem und Bäumen können im übertragenen Sinne Menschen gemeint sein (siehe die Erklärungen dazu im ersten Posaunengericht). Durch die Plagen in diesem Text sind jedoch nur die Menschen betroffen, welche nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen haben. Das heißt: Die Gläubigen werden in diesem Gericht bewahrt (vgl. dazu auch Offb 7,1-4; 16,2).

Weitere Merkmale der Heuschreckenplagen im übertragenen Sinne:
• Und die Gestalten der Heuschrecken waren gleich zum Kampf gerüsteten Pferden“ Was für eine Bildersprache! Pferde stehen für Schnelligkeit und Unerschrockenheit im Kampf (vgl. dazu Jer 8,16; Joel 2,4-5).
• „und auf ihren Köpfen ⟨war es⟩ wie Siegeskränze gleich Gold“ Dies ist die einzige von den etwa 20 Textstellen in der Bibel, in der Siegeskränze in einem feindlichem Lager erwähnt werden. Das `wie` hebt die Unechtheit dieser zur Schau getragenen Insignien hervor.
• „und ihre Angesichter ⟨waren⟩ wie Menschenangesichter“ Sie zeigten sich in einer Art menschlichen Humanität.
• „und sie hatten Haare wie Frauenhaare,“ Sie hatten den Anschein von etwas Anmutigem.
• „und ihre Zähne waren wie die von Löwen“ Es deutet auf ihre Grausamkeit und Vernichtung hin (vgl. mit Joel 1,6).
• „Und sie hatten Panzer wie eiserne Panzer“. Brustpanzer stehen für Schutz im Kampf, sie sind demnach unverletzlich.
• und das Geräusch ihrer Flügel war wie das Geräusch von Wagen mit vielen Pferden, die in den Kampf laufen.“ (Hab 1,8).
• und sie haben Schwänze gleich Skorpionen und Stacheln, und ihre Macht ist in ihren Schwänzen, den Menschen fünf Monate zu schaden. (Offb 9,7-10). Was könnte in übertragenen Sinne gemeint sein?
Schauen wir die weitere Schilderung aus Offenbarung an.
Und es wurde ihnen ⟨der Befehl⟩ gegeben, dass sie sie nicht töteten, sondern dass sie fünf Monate gequält würden; und ihre Qual war die Qual eines Skorpions, wenn er einen Menschen sticht. (Offb 9,5).

Das Wesen der Skorpione
Die Bildersprache ist faszinierend und lenkt unsere Aufmerksamkeit zunächst auf das Äußere, die Plage ähnlich einem Skorpionen Stich. Es gibt sehr viele Skorpionen Arten und viele von ihnen sind für den Menschen sehr gefährlich. Das Gift ihrer Schwanzstachel ist oft tödlich, in den meisten Fällen jedoch sehr schmerzlich. Jährlich werden viele Hunderttausend Menschen von Skorpionen gestochen und die Zahl der Todesfälle schwankt zwischen eintausend und fünftausend.
Skorpione sind in der Bibel sowohl im buchstäblichen als auch in ihrer Sinnbildlichkeit oft erwähnt und immer als etwas Negatives, Schaden anrichtendes:
• 5Mose 8,15: „und dich geleitet hat durch die große und furchtbare Wüste, wo feurige Schlangen und Skorpione und lauter Dürre und kein Wasser war, und ließ dir Wasser aus dem harten Felsen hervorgehen.“ Dort stellten die Skorpione für das Volk eine physische Gefahr dar.
• Hes 2,6: „Und du, Menschenkind, sollst dich vor ihnen nicht fürchten noch vor ihren Worten fürchten. Es sind wohl widerspenstige und stachlige Dornen um dich, und du wohnst unter Skorpionen.“ Hier stehen Skorpione für Böse und hinterlistige Menschen
Doch auch schon früher hat Gott seinen Propheten Schutz versprochen. Hes 2,6 Und wie den Propheten damals verspricht auch Jesus seinen Jüngern Schutz vor feindlichen Mächten (Lk 10,19: „Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden.“ Auch durch diesen Vergleich können die Plagen den boshaften und geistigen Mächten des Feindes zugeschrieben werden.

Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und werden ihn nicht finden und werden zu sterben begehren, und der Tod flieht vor ihnen. (Offb 9,6).
Das ist zwar unnatürlich, doch verstärkt es die Tatsache, dass die Qualen unerträglich sein werden.
Wann, warum, auf welche Weise und für wie lange werden den Menschen solche Plagen auferlegt?
Interessant ist, dass die Zeitspanne `fünf Monate lang` der durchschnittlichen Lebensdauer einer Wanderheuschrecke entspricht. Obwohl die Zeitspanne der Qualen begrenzt ist, dauert sie wesentlich länger als die Prüfungszeit der Gläubigen in der Gemeinde Smyrna (Offb 2,10).
Im Rahmen der 42 Monate (Offb 11,2; 13,5), wäre diese Zeitspanne jedoch begrenzt. Gut möglich, dass es sich bei diesen Plagen um Qualen, welchen den Menschen von Dämonen direkt oder auch indirekt zugefügt werden handelt, denen sie hilflos und schutzlos ausgeliefert sind. Durch folgende Aussagen würde diese Art der Plage begründet sein:
• Mt 15,22: „Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt.“
• Lk 8,28-29: „Da er aber Jesus sah, schrie er auf und fiel vor ihm nieder und rief laut: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, du Sohn des höchsten Gottes? Ich bitte dich: Quäle mich nicht! 29 Denn er hatte dem unreinen Geist geboten, aus dem Menschen auszufahren. Denn der hatte ihn lange Zeit geplagt; und er wurde mit Ketten und Fesseln an den Füßen gebunden und gefangen gehalten, doch er zerriss seine Fesseln und wurde von dem Dämon in die Wüste getrieben.“ (vgl. den Parallelbericht in Mk 5,5: „er schlug sich mit Steinen“). Dies macht deutlich, dass dieser Mensch durch den Einfluss des Dämons gequält wurde, ohne ihn dabei zu töten.
• Apg 5,16: „Es kamen auch viele aus den Städten rings um Jerusalem und brachten Kranke und solche, die von unreinen Geistern geplagt waren; und alle wurden geheilt.“
• : Apg 10,38: „wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit Heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm.“
Im Text der fünften Zornesschale (Offb 16,10-11) gibt es eine gewisse Parallele zu der fünften Posaune. Dort lesen wir: „Und der fünfte Engel goss aus seine Schale auf den Thron des Tieres; und sein Reich wurde verfinstert, und die Menschen zerbissen ihre Zungen vor Schmerzen 11 und lästerten Gott im Himmel wegen ihrer Schmerzen und wegen ihrer Geschwüre und taten nicht Buße für ihre Werke.“ Der Thron des Tieres ist betroffen und damit sein Reich. Nach Offb 13,1-5 steht das Tier aus dem Meer für die Reiche dieser Welt. Weil Menschen das Tier und seine Nachbildungen anbeten, fordern sie geradezu die Mächte der Finsternis heraus.
Zauberei, Wahrsagerei, Geisterbeschwörung oder Befragung, Spiritismus und allerlei Arten der okkulten Praktiken haben zur Folge, dass Menschen geängstigt, belastet und gequält werden (5Mose 18,9-14; 2Kön 1,1-6; Lk 11,26-27). Am Ende des neunten Kapitel heißt es: „Doch die Menschen taten dennoch nicht Buße“ (Offb 9,20).
Weitere Textstellen aus den Berichten der Evangelien und den Briefen der Apostel: (Apg 19,16-19; 2Tim 3,13; Mt 12,45; Röm 1,19ff; 2Petr 2,1).
Diese Aussagen machen deutlich, dass zu allen Zeiten Menschen durch dämonische Mächte beeinflusst und gequält wurden. Doch hier scheint es sich um ein globales Gericht zu handeln, wenn auch zeitlich begrenzt.
„Sie haben über sich einen König, den Engel des Abgrundes; sein Name ist auf Hebräisch Abaddon` und im Griechischen hat er den Namen Apollyon (Offb 9,11).
Was bedeuten diese Decknamen und wer verbirgt sich dahinter? Gibt es in der Schrift ähnliche Bezeichnungen? Der gr. Name `Apollyön` hat die Bedeutung Verderber, jemand der umbringt. Dies entspricht auch der Aussage von Jesus in Joh 10,10: Der Dieb kommt, um `apoles¢ – umzubringen`. (vgl. auch mit Lk 13,5)). Der hebräische Ausdruck wird wohl dasselbe bedeuten. Dieser Verderber wird als Engel bezeichnet und trägt den Titel König. Es gibt keine ausdrückliche Stelle in der Schrift in welcher der Satan als König bezeichnet würde, doch Jesus nennt seinen Wirkungsbereich als `sein Reich – basilea` im Zusammenhang in Mt 12,26; Lk 11,18.
Es könnte sein, dass in diesem fünften Posaunengericht der Satan bereits wieder freigelassen wurde aus seinem Gefängnis und geht umher um die Völker zu versammeln (Offb 20,7ff). Doch dies führt letztlich zu deren Untergang.

Das eine Wehe ist vorüber; siehe, es kommen noch zwei Wehe nach diesen Dingen. (Offb9,12).
Nach diesem Wortlaut sind diese Wehen voneinander abgesetzt. Doch wie sie im Detail auf einander aufbauen, ist wohl nicht so einfach festzustellen. Daher sind wir zurückhaltend mit endgültigen Schlussfolgerungen.

3.6 Und der sechste Engel posaunte: Das zweite Wehe

Die sechste Posaune läutet das zweite Wehe ein, welches in Kap 9,12 angekündigt wurde.
„Und der sechste Engel posaunte: Und ich hörte eine Stimme aus den vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott ist, zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte, sagen: Löse die vier Engel, die an dem großen Strom Euphrat gebunden sind. Und die vier Engel wurden losgebunden, die auf Stunde und Tag und Monat und Jahr gerüstet waren, den dritten Teil der Menschen zu töten.“ (Offb 9,13-15).
Während die fünfte Posaune Plagen (Qualen) enthielt, welche ein Drittel der Menschen zugefügt wurden, die nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen hatten, werden in diesem Gericht der dritte Teil der Menschen getötet. Es ist eine deutliche Steigerung der Gerichte erkennbar. Oben haben wir feststellen können, dass die Wehe Rufe sich nur auf die Menschen beziehen, welche außerhalb des Willens Gottes leben.
Eine auffallende Reihenfolge der Auftragsübermittlung ist auch hier zu beobachten. Eine (Zahlwort) Stimme ertönt gleichzeitig aus allen vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott ist. Obwohl nicht gesagt wird, wer hinter der Stimme steht, handelt es sich um eine übergeordnete Person, welche diesen Auftrag gibt. Bis jetzt haben wir gesehen, dass am goldenen Altar ein bestimmter Engel Dienst versieht (Offb 8,3-5). Da der goldene Altar mit seinem Räucherwerk für die Gebete der Heiligen steht, kann jene Stimme als Antwort Gottes auf diese Gebete angesehen werden.
Diese Stimme richtet sich an den Engel mit der sechsten Posaune. Der wiederum soll die vier Engel loslösen, welche an dem großen Strom Euphrat gebunden waren. Um einer geistlichen Deutung näher zu kommen, fangen wir wieder mit den natürlichen Bildern an, welche im Text verwendet werden.

Der große Strom Euphrat
Der Fluss Euphrat ist mit seinen zwei Zuflüssen Karasu so wie Murat und der Gesamtlänge von 3380 km in der Tat der größte Fluss im Vorderen Orient. Er entspringt im Taurusgebirge (Osttürkei). Auf seinem Lauf durchfließt er die Länder Syrien und Irak und mündet in den Persischen Golf. Im Altertum befand sich an seinen Ufern die berühmte Stadt Babylon. Die Ruinen dieser Stadt liegen etwa 90 km südlich der Stadt Bagdad, östlich des Euphrat.
Der große Strom Euphrat wird in der Bibel etwa vierzig Mal erwähnt und spielte nicht nur im Altertum, sondern auch in der Geschichte Israels eine bedeutende Rolle. Zum ersten Mal wird dieser Fluss in 1Mose 2,14 erwähnt. Dort lesen wir: „Der dritte Strom heißt Tigris, der fließt östlich von Assyrien. Der vierte Strom ist der Euphrat.“ Er fließt westlich des Tigris und dadurch wird das so genannte Zweistromland gebildet.
In den folgenden Texten wird er im Zusammenhang mit Abraham und Jakob genannt (1Mose 15,18; 31,21). Danach im Zusammenhang des Territoriums, welches der Herr Israel verheißen hatte (5Mose 1,7; 11,24). Doch nur unter Salomo beherrschte Israel das gesamte Territorium vom Bach Ägyptens an bis zum Strom Euphrat (1Kön 5,1-4). Das Beherrschen bedeutet nicht zwingend besiedeln. Somit bildete dieser Fluss die östlichste Grenze des israelitischen Einflusses unter Salomo.
Das Gebiet im Zweistromland wurde seit dem Altertum von den Sumerern und den Babyloniern beherrscht. Danach bildete sich das Großreich Assyrien, welches von dem neubabylonischem Reich (612 v.Chr.) abgelöst wurde. Diesem folgte das Medo-Persische Reich und schließlich das Griechische. Sowohl die Assyrer wie auch die Babylonier galten als Feinde des Volkes Israel. Unter den Medo-Persern hatte Israel immerhin eine autonome Verwaltung. Doch unter den Griechen (Seleukiden) mussten die Israeliten viel erleiden. Diese vier Großreiche spielten nicht nur eine wichtige Rolle in der israelitischen Geschichte, sondern beherrschten zeitweise alle Kulturen des Nahen Ostens und zwar in einer chronologischen Abfolge. Verständlich, dass durch diese Eroberungskriege in dieser Zeit sehr viele Menschen ums Leben kamen.
Die Bedeutung des Euphrat lag sowohl in seiner geopolitischen Lage als auch seinem Wasserreichtum (wirtschaftliche Aspekt).
Der Euphrat wird später in der Offenbarung noch einmal erwähnt im Zusammenhang der sechsten Zornesschale Offb 16,12). Dort steht: „Und der sechste goss aus seine Schale auf den großen Strom Euphrat; und sein Wasser trocknete aus, damit der Weg bereitet würde den Königen vom Aufgang der Sonne.“ Dies spricht zum einen für den Niedergang seiner zentralen und natürlichen Bedeutung und der dort ansässigen Großmächte. Zum anderen deutet es eine Veränderung in den Machtverhältnissen an, welche das Weltgeschehen deutlich beeinflussen werden, sowohl im geistigen als auch im physischen Bereich gegen Ende der Zeit und zwar im globalen Umfang.
Gibt es in der Israelitischen Geschichte weitere Abläufe, die als Vorbildung die Symbole aus der sechsten Posaune und der sechsten Zornesschale erhellen könnten?
Durch Veränderung des natürlichen Wasserlaufs des Euphrat, wurde die Stadt Babylon kampflos eingenommen. Der Perserkönig Kyrus gestattete den Juden die Rückkehr nach Juda und den Wiederaufbau des Heiligtums in Jerusalem. Dies ist einer der positiven Ereignisse in der Geschichte Israels. Ob es zum Ende der Zeit eine ähnliche Bewegung geben wird, bei der das Volk Gottes durch wirtschaftliche und Weltpolitische Wirren hindurch eine geistliche Rückkehr aus Babylon erleben werden? Der Text in Offb 18,4 „Geht aus von ihr mein Volk“ deutet es an. Doch mehr darüber im 4. Teil (Offb 18,4).

Wer oder was ist unter den vier Engeln, die am großem Strom gebunden waren zu verstehen?
Die vier gebundenen (gefesselten) Engel können bezogen auf die damalige Zeit (als eine Art Rückblende) auf die vier aufeinander folgenden Großmächte hinweisen, so dass diese nacheinander losgebunden wurden.
Diese vier Großreiche konnten nur dann in Aktion treten, nachdem sie losgebunden wurden.
Zeitlich ist das losbinden abgestimmt: Stunde, Tag, Monat und Jahr. Dies hatte sich damals in der Geschichte im Natürlichen genauso abgespielt, allerdings in einer chronologischen abfolge (Dan 2,21: „Er ändert Zeit und Stunde; er setzt Könige ab und setzt Könige ein.“ Oder Dan 7,12: „Und mit der Macht der andern Tiere war es auch aus;“ denn es war ihnen Zeit und Stunde bestimmt, wie lang ein jedes leben sollte.“). Damit handelt es sich bei den Tieren um Großreiche (Dan 2 und 7).
Etwas anders heißt es von den vier Winden, welche an den vier Ecken der Erde stehen die nicht gebunden sind, einfach nur bereit für ihren Einsatz (Offb 7,1-3). Es besteht zwar eine Ähnlichkeit zwischen den beiden vierer Gruppen von Engeln. Aber jene vier Winde (Engel) sind mit diesen vier am Euphrat gebundenen nicht zwingend identisch. Geht es doch bei diesen um einen lokalen Einsatz und bei jenen um einen globalen. Ähnlich verhält es sich auch zwischen der sechsten Posaune (ein Drittel ist betroffen) und der sechsten Zornesschale (globaler Angriff aber auch globale Vernichtung der feindlichen Heere).

Diese Engel (bzw. die Reiterheere) sind bereit den dritten Teil der Menschen zu töten. Wird nicht bereits der vierte Teil der Menschen getötet durch Schwert, Hunger, Todespest und durch die wilden Tiere der Erde (Offb 6,8)? Wie oder auf welche Weise werden hier Menschen getötet? Durch die vier Großreiche sind damals viele Menschen getötet worden. Doch was sich damals in Vorderasien geschichtlich im lokalen Rahmen ereignet hat, wird sich möglicherweise zum Ende der Zeit im globalen Umfang im geistigen und physischen Bereich abspielen.
Nun schauen wir uns diese feindlichen Heere an, wie sie Johannes sah und beschrieb:
Und die Zahl der Truppen zu Pferde ⟨war⟩ zweimal zehntausend mal zehntausend; ich hörte ihre Zahl. (Offb 9,16).
Johannes sieht eine mächtige Reiterei und hört ihre Zahl, es sind zweihunderttausend (andere Übersetzung: zweihundert Millionen). Diese Zahl hätte er mit dem sehen nicht ermitteln können. Niemals gab es in der Geschichte eine zahlenmäßig so große Reiterei.
Und so sah ich in der Erscheinung die Rosse und die, welche auf ihnen saßen: Sie hatten feurige und hyazinthfarbene und schwefelgelbe Panzer; und die Köpfe der Rosse waren wie Löwenköpfe, und aus ihren Mäulern geht Feuer und Rauch und Schwefel hervor. (Offb 9,17).
Bemerkenswert ist, dass die Reiter nicht identifiziert werden. Es wird nur beschrieben, wie ihre Panzer aussahen. Auffallend ist auch die Übereinstimmung der Farben von den Panzern der Reiter mit dem, was aus den Löwenartigen Mäulern der Pferde herausging. Man stelle sich eine Feuer, Rauch und Schwefel speiende Reitermacht vor. Niemand kann lange dem Feuer, Rauch und Schwefel trotzen. Diese drei Elemente sind einfach tödlich.
Von diesen drei Plagen wurde der dritte Teil der Menschen getötet, von dem Feuer, den Rauch und dem Schwefel der aus ihren Mäulern herausging. (Offb 9,18).
Im Vergleich zu dem Reiter auf dem feurigen Ross aus Offb 6,3-4 dem ein großes Schwert in seine Hand gegeben wurde, hatten diese Reiter keine Angriffswaffen.
Erinnern wir uns an die Bildersprache in der fünften Posaune. Auch dort handelte es sich um eine Reitermacht, welche Menschen in ihrem Geist angreift. Und zu diesem kommt hier noch ein Aspekt der Tötungsmaschinerie hinzu: „Denn die Macht der Rosse ist in ihrem Maul und in ihren Schwänzen; denn ihre Schwänze sind gleich Schlangen und haben Köpfe, und mit ihnen fügen sie Schaden zu. (Offb 9,19).
Die Pferde haben schlangenähnliche Schwänze mit Köpfen, eigentlich ungewöhnlich für Schlangen, die sozusagen an die Pferde von hinten angebracht sind. Folgende Textaussagen bringen hier Licht ins Dunkel. Nach Jes 9,13-14 werden die falschen Propheten mit Schwänzen verglichen, denn sie verführen bewusst das Volk. Dasselbe tat und tat auch die Schlange in Eden, welche zu einem Drachen geworden ist mit einem großen Schwanz Mittels dessen er den dritten Teil der Sterne (Engel) verführte (1Mose 3,1ff; Offb 12,4). Schlangen mit Köpfen können demnach auch im übertragenen Sinne auf dämonische Geister hinweisen (ähnlich wie im ersten Wehe, dort hatten die Rosse Schwänze wie Skorpione). Es handelt sich also um eine Heeresmacht, die ausgestattet ist um zu verführen und zu vernichten. Man kann sich vorstellen, dass hier Menschen auch physisch getötet werden unter dem geistigen Einfluss durch dämonische Mächte. Sie töten ja mit der Macht, welche aus ihren Mäulern und von ihren Schwänzen ausgeht.
Schauen wir uns noch die drei Elemente an: Feuer, Rauch und Schwefel.
Zunächst werden wir an den physischen Untergang von Sodom und Gomorra erinnert, welche durch Feuer und Schwefel (einschließlich Rauch) vernichtet wurden (1Mose 19,24; dazu auch Lk 17,29). Weitere Stellen zu Schwefel und Feuer: Ps 11,6; Jes 34,1-9; Hes 38,1-23; Offb 14,10; 19,20; 20,10; 21,8. Diese Elemente werden zur umfassenden Vernichtung eingesetzt.

Aus dem Ergebnis dieser Gerichte lässt sich ableiten, wie und auf welche Weise so viele Menschen getötet wurden. So lesen wir:
Und die Übrigen der Menschen, die durch diese Plagen nicht getötet wurden, taten auch nicht Buße von den Werken ihrer Hände, nicht ⟨mehr Anzubeten die Dämonen und die goldenen und die silbernen und die bronzenen und die steinernen und die hölzernen Götzenbilder, die weder sehen noch hören noch wandeln können. 21 Und sie taten nicht Buße von ihren Mordtaten noch von ihren Zaubereien noch von ihrer Unzucht noch von ihren Diebstählen. (Offb 9,20-21).
Was für eine Reaktion! Es sieht nach einer totalen Verstockung aus. Ausgehend von dem, was von den Überlebenden und deren Werken gesagt wird, können wir erfahren, womit sich die Getöteten während ihres Lebens beschäftigten.
• Anbetung von Dämonen: Durch Götzen aus Gold, Silber, Kupfer, Stein und Holz (Hab 2,19; Röm 1,20ff).
• Sie ließen nicht ab von ihren Mordtaten: Sie gehen den Weg Kains, welcher aus dem Bösen war (1Joh 3,12; Jak 1,11). Hinter dem Mord an Abel durch dessen Bruder Kain stand der eigentliche Menschenmörder, welchen Jesus Teufel nennt (Joh 8,44). Kinderopfer für die Gottheiten des Altertums sind Satanischen Ursprungs (Jer 19,4-5). Heute hat es nur eine andere Bezeichnung. Das Massenmorden von ungeborenen Säuglingen geht weltweit jährlich in die Millionen. Kriege tragen ebenso dazu bei, wie Mordtaten jeder Art.
• Sie beschäftigten sich auch weiter mit Zaubereien: Das gr. Wort dafür ist `Farmakia`, es beschrieb die Praxis des Giftmischens. Drunter fällt jegliche Art von Rauschtrank, Drogen. (Jes 5,22; Hab 2,15), aber auch die Vermischung der Wahrheit mit der Lüge im geistigen Bereich (Röm 1,25). Auch dahinter steht der Teufel als Lügner (Joh 8,44)
• Unzucht: Mit dem gr. Wort `Porneia` werden alle Arten von Missbrauch der Gabe der Sexualität beschrieben. Das zuchtlose Verhalten wurde durch den Götzendienst gefördert (4Mose 25;1-18; Offb 2,14; 11Kor 10,8). Seitdem dasAIDS Virus aufgekommen ist, sind weit mehr als 36 Millionen Menschen daran gestorben.
Dieberei: Mit List oder Gewalt nehmen, was einem nicht gehört. Häufig geht der Dieberei Mord einher. Dies geschieht sowohl im Einzelnen, als auch im großen Umfang durch Eroberungskriege.
Aus der Liste der verschiedenen und doch so grundlegenden Gräueltaten lässt sich folgende Schlussfolgerung ableiten:
Die vielen getöteten Menschen sind durch den Einfluss und Wirkung dämonischer Geister in und durch Menschen zustande gekommen. Was wir heute beobachten können in unserer Welt, entspricht den Schilderungen in der fünften und sechsten Posaune.
Doch inmitten dieser Plagen geht Christus mit seiner Gemeinde in dieser Welt. Darüber werden wir durch die Visionen in Kapitel 10,1-11,14 näheres erfahren.
Ergänzung: Paralleltext aus Offb 16,12 Und der sechste goss aus seine Schale auf den großen Strom Euphrat; und sein Wasser trocknete aus, damit der Weg bereitet würde den Königen vom Aufgang der Sonne. 13 Und ich sah aus dem Rachen des Drachen und aus dem Rachen des Tieres und aus dem Munde des falschen Propheten drei unreine Geister kommen, gleich Fröschen; 14 es sind Geister von Dämonen, die tun Zeichen und gehen aus zu den Königen der ganzen Welt, sie zu versammeln zum Kampf am großen Tag Gottes, des Allmächtigen“ (Offb 16,). –
Was hier für ein Heer zusammengezogen wird, ist sehr ähnlich mit dem Aufmarsch der Mächtigen dieser Welt unter dem offensichtlichen und globalem Einfluss des Satans (Offb 20,7-9).
Dort wird der letzte große Kampf beschrieben, der mit den Worten endet: Und sie umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte sie“ (Offb 20,10).
Die Ähnlichkeiten zu der sechsten Posaune sind unübersehbar, aber dort wird das Finale Aufkommen der feindlichen Mächte beschrieben. Dazu später mehr. Der Engel mit der.

Der Engel mit der Wolke bekleidet und seine Botschaft
Der folgende Abschnitt ist einer der zwei Einschübe, bevor der siebte Engel posaunen und damit auch das Weltende eingeleitet wird.
Und ich sah einen anderen starken Engel aus dem Himmel herabkommen, bekleidet mit einer Wolke, und der Regenbogen ⟨war⟩ auf seinem Haupt, und sein Angesicht ⟨war⟩ wie die Sonne, und seine Füße ⟨waren⟩ wie Feuersäulen; und er hatte in seiner Hand ein geöffnetes Büchlein. (Offb 10,1-2).
Johannes sieht nun einen anderen starken Engel vom Himmel herabkommen. Dieser ist also nicht identisch mit dem starken Engel aus Offb 5,2. Da es sich in 5,2 eindeutig um einen Engel handelt und dieser als ein anderer starker Engel bezeichnet wird, läge der Schluss nahe, dass es sich auch bei diesem um ein himmlisches Geistwesen handelt. Im späteren Verlauf können wir noch weitere Identitätsmerkmale erkennen. Doch dieser starke Engel widerspiegelt ausdrucksvoll die Herrlichkeit welche vom Thron Gottes ausgeht. Sein Aussehen ist sehr beeindruckend. Dies wollen wir im Einzelnen betrachten.
• Er war mit einer Wolke bekleidet. Wolke im nicht materiellen Sinne steht für die Herrlichkeit UND Gegenwart Gottes (Mt 17,2; 2Mose 24,16-18; 40,34; 4Mose 9,16; 1Kön 8,10-11; Dan 7,13; Mt 26,64; 24,30; Apg 1,9; Offb 1,7; 14,14;).
• Der Regenbogen (gr. iris) war auf seinem Haupt. In Offb 4,3 umschließt der Regenbogen als Bundeszeichen den Thron Gottes (ähnlich auch in Hes 1,28). Diesen Regenbogen setzte Gott in die Regenwolken nach der Sintflut zum Zeichen des Bundes zwischen Gott und der Erde (den Menschen), siehe 1Mose 9,13-14; Ps 89,38).
• Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne (Offb 1,16: von Jesus; 12,1; die Frau mit der Sonne bekleidet; Mt 13,43: von den Gerechten; 17,2: von Jesus).
• Seine Füße waren wie Feuersäulen (vgl. dazu auch Dan 10,6). Dies deutet auf die Stabilität, Lauterkeit und Wahrheit hin.
• In seiner Hand hatte er ein geöffnetes Buch/Büchlein. (ähnlich auch in Hes 2,9-3,2). Büchlein (gr.: biblaridion – eine kleine geöffnete Buchrolle).

Die Stimmen der sieben Donner
Und er stellte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken aber auf die Erde; und er rief mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt. Und als er rief, ließen die sieben Donner ihre Stimmen vernehmen. Und als die sieben Donner redeten, wollte ich schreiben; und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe dies nicht! (Offb 10,3-4).
Dieser starke Engel positionierte sich so, dass sein rechter Fuß auf dem Meer stand und der linke auf der Erde. Dies macht deutlich, dass seine Botschaft nun dem gesamten Erdkreis gilt. Sein Ruf hört sich an wie wenn ein Löwe brüllen würde So lesen wir in Amos 3,8: „Der Löwe brüllt, wer sollte sich nicht fürchten? Gott der HERR redet, wer sollte nicht Prophet werden?“ Dieser Engel spricht in der Vollmacht und Autorität, welche ihm von Gott verliehen wurde. Zunächst aber löst sein Ruf die sieben Donnerstimmen aus. Das Reden der sieben Donner wird zwischen der sechsten und siebten Posaune eingeschoben. Die sieben Donner reden, sprechen etwas aus, was Johannes verstanden hatte, denn er hätte es aufgeschrieben. Doch dies wurde ihm durch eine Stimme aus dem Himmel ausdrücklich untersagt. Ja noch mehr, er sollte es versiegeln. Diese Anweisung konnte nur von Jesus selbst kommen. Am Ende des Buches sagt er ausdrücklich: „versiegle nicht die Worte dieser Weissagung“ (Offb 22,10). Nur er hatte die Vollmacht die versiegelte Buchrolle zu öffnen und nur er hat die Vollmacht zwischendurch einiges davon wieder zu verbergen. Donner steht im übertragenen Sinne für das gewaltige Reden Gottes (Offb 4,5; 8,5; 11,19; 16,18; Hiob 26,14; 1Sam 7,10; Ps 104,7; Hes 1,25; Jer 25,30; Joh 12,29 ).
Schon immer waren Menschen neugierig zu wissen, was zwischen den geschriebenen Zeilen sich alles verbirgt. Es ist ein Zeichen der Demut, wenn wir uns dankbar dem zuwenden, was offenbart wurde. Die Tatsache jedoch, dass es noch eine weitere Siebenerreihe von donnerähnlichen Reden gab, macht deutlich, dass Gott sich noch etwas vorbehalten hat zu tun in der Geschichte, was für uns nicht sinnvoll wäre zu wissen. Vielleicht verbirgt Gott auch etwas, was dem Feindeslager verborgen bleiben soll. Aufschlussreich kann da die Antwort Jesu auf die Frage der Jünger sein: „Es gebührt euch nicht zu wissen, Zeiten (gr.: chronous) oder Stundeen (gr.: kairous), die der Vater in seiner Macht bestimmt hat.“ (Apg 1,7).
An dieser Stelle enthalten wir uns jeglicher Art von Spekulationen.

Die Ankündigung des Endes der Weltzeit
Und der Engel, den ich auf dem Meer und auf der Erde stehen sah, erhob seine rechte Hand zum Himmel und schwor bei dem, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, der den Himmel erschuf und ⟨das,⟩ was in ihm ist, und die Erde und ⟨das,⟩ was auf ihr ist, und das Meer und ⟨das,⟩ was in ihm ist: Es wird keine Frist mehr sein, sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er posaunen wird, wird auch das Geheimnis Gottes vollendet sein, wie er es seinen eigenen Knechten, den Propheten, als gute Botschaft verkündigt hat. (Offb 10,5-7).
Der Engel schwor bei Gott, der alles erschuf, was durch die erhobene Hand gen Himmel und durch sein Stehen auf den Wassern und dem Trockenen unterstrichen wird.
Ein weiterer Aspekt ist der Schwur dieses starken Engels und seine Haltung. Auch in Dan 12,7 haben wir einen Mann (Engel), der seine beiden Hände zum Himmel erhebt und schwört bei dem, der ewiglich lebt.
Das Prinzipielle ist, dass ein Niederer bei einem Höheren schwört (Hebr 6,16).
Auch dieser starke Engel aus dem Offenbarungstext schwor bei dem, der alles erschuf und ewiglich lebt. Und nun der Inhalt seines Schwurs:
Es wird keine Zeit mehr sein `gr.: chronos – Frist` wenn der siebte Engel posaunt hat. Hier geht es um das Ende, den Abschluss der Weltgeschichte. Das bedeutet das Ende dieser Weltzeit, dieses Äons. Damit verbunden ist das Kommen des Menschensohnes wie es Jesus vorausgesagt hatte.
• Mt 13,37-43: „Er aber antwortete und sprach: Der den guten Samen sät, ist der Sohn des Menschen, 38 der Acker aber ist die Welt; der gute Same aber sind die Söhne des Reiches, das Unkraut aber sind die Söhne des Bösen; 39 der Feind aber, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte aber ist die Vollendung des Zeitalters, die Schnitter aber sind Engel. 40 Wie nun das Unkraut zusammengelesen und im Feuer verbrannt wird, so wird es in der Vollendung des Zeitalters sein. 41 Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle Fallstricke zusammenlesen und die, die Gesetzloses tun, 42 und sie werden sie in den Feuerofen werfen; da wird das Weinen und das Zähneknirschen sein. 43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in dem Reich ihres Vaters.“ (ähnlich auch in Mt 13,49). Eine sehr eindeutige Beschreibung der Abläufe vor, während und nach dem Ende des jetzigen Zeitalters, welches er mit seiner Wiederkunft verbindet. Doch zu diesem Thema fügt Jesus noch einige Aspekte hinzu:
• Mt 24,29-31: „Aber gleich nach der Bedrängnis jener Tage wird die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. 30 Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden wehklagen alle Stämme der Erde, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit. 31 Und er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der Himmel bis zu ihrem anderen.“ Bedenken wir, dass wenn allen Himmelskörpern ihre Bestimmung entzogen wird, dann ist es auch aus mit der Zeit als Chronos (Mt 24,35; Lk 21,25-28,2Petr 3,10-13).
• 1Thes 4,14-17: „Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, wird auch Gott ebenso die Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen. 15 Denn dies sagen wir euch in einem Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden. 16 Denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und bei ⟨dem Schall⟩ der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; 17 danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein.“ Beachten wir, dass der Apostel auch im folgenden Text nur auf die Auferstehung und Verwandlung der Gläubigen eingeht.
• 1Kor 15,51-52: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, 52 in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden, unvergänglich ⟨sein⟩, und wir werden verwandelt werden.“
Es fällt geradezu auf, dass die Texte mit der Posaune auf die siebte Posaune in Offb 10,7 und 11,15 hinweisen. Denn sonst gibt es keine weiteren Texte mit Posaunenschall im Zusammenhang der Wiederkunft von Jesus. Das zentrale Ereignis dabei wird die Auferstehung der Toten sein, so wie die Verwandlung der noch lebenden Gläubigen. Damit wird der letzte Feind – der Tod besiegt und aufgehoben (1Kor 15,26.54; Offb 20,10-14). Dass bei der Auferstehung der Gerechten auch alle anderen Toten zum Gericht auferstehen werden, hat Jesus sehr eindeutig vorausgesagt (Joh 5,28-29). Diesem gewaltigen Ereignis schließt sich logischerweise das Gericht an, bzw. die Belohnung aller Knechte Gottes so wie die Verurteilung und Verderben, welche die Erde verderbt haben (Mt 25,31-46; Offb 11,18). Im Vorfeld der Auferstehung der Toten, findet der letzte Kampf (der Krieg) mit der geballten Macht aller finsteren Kräfte und in Einbeziehung aller weltlichen Mächte statt. (Offb 19,11-21; 20,7-10; 2Thes 2,8).

Das Geheimnis Gottes ist Jesus Christus
Das Wort für Geheimnis ist `mysterion`. In dieser Welt werden Geheimnisse sorgfältig gehütet. Gott jedoch offenbart sein größtes Geheimnis, allerdings stufenweise. Entsprechend seiner göttlichen Weisheit sprach er davon durch die Propheten in Heiligen Schriften (1Mose 3,15; 22,18; 49,8-10; 2Sam 7,11-13; Spr 30,4; Jes 9,5-6; 49,1-6; 53,1-12; Dan 7,13-14; 12,1-12; Sach 9,9; Mal 3,1-2; Apg 3,21). Nun folgen einige Texte welche das Geheimnis Gottes konkret beschreiben:
• Mt 11,27: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.„
• Mk 4,11: „Und er sprach zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben; denen draußen aber widerfährt es alles in Gleichnissen.“
• Kol 2,2: „Auf dass ihre Herzen gestärkt und verbunden werden in der Liebe und zu allem Reichtum an der Fülle der Einsicht, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist.“ (dazu auch Kol 1,15-17).
• 1Kor 2,1-2: „Auch ich, meine Brüder und Schwestern, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu predigen. 2 Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten.“
• Eph 1,9-11: „Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte, 10 um die Fülle der Zeiten heraufzuführen, auf dass alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist, durch ihn. 11 In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens.“ (dazu auch Eph 3,9).
• Eph 3,3-6: „Durch Offenbarung ist mir das Geheimnis kundgemacht worden, wie ich zuvor aufs Kürzeste geschrieben habe. 4 Daran könnt ihr, wenn ihr’s lest, meine Einsicht in das Geheimnis Christi erkennen. 5 Dies war in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht kundgemacht, wie es jetzt offenbart ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist; 6 nämlich dass die Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium.“ (Dazu auch Eph 2,11ff).
• Kol 1,25b-27: „dass ich das Wort Gottes in seiner Fülle predige, 26 nämlich das Geheimnis, das verborgen war seit ewigen Zeiten und Geschlechtern, nun aber offenbart ist seinen Heiligen. 27 Denen wollte Gott kundtun, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Völkern ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“
• Röm 16,25-26: „Dem aber, der euch stärken kann gemäß meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, gemäß der Offenbarung des Geheimnisses, das seit ewigen Zeiten verschwiegen war, 26 nun aber offenbart und kundgemacht ist durch die Schriften der Propheten nach dem Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden.“
• 1Tim 3,14-16: „Dies schreibe ich dir und hoffe, bald zu dir zu kommen; 15 wenn ich aber erst später komme, sollst du wissen, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit. 16 Und groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: Er ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit“.
• Eph 5,32: „Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und auf die Gemeinde.; Die Geschichte der Menschheit beginnt mit einer EHE (Hochzeit) und sie Endet mit der Hochzeit des Lammes und der Gemeinde. Was für eine geniale Idee Gottes!
So erkennen wir deutlich, dass Jesus Christus das ultimative (inzwischen offenbarte) Geheimnis Gottes ist. Er ist die Frohe Botschaft Gottes in Person. Und dass Gott alles was er sich seit Ewigkeiten Vorgenommen hatte in und durch Christus auch zum Ende zur Vollendung bringen wird. Und wir warten auf seine Offenbarung bei seiner Wiederkunft.
Weitere Details dazu im Abschnitt `die siebte Posaune`.

Johannes verschlingt das Büchlein
Und die Stimme, die ich aus dem Himmel hörte, redete wieder mit mir und sprach: Gehe hin, nimm das geöffnete Buch (gr.: biblion) in der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht! Und ich ging zu dem Engel und sagte ihm, er möge mir das Büchlein geben. Und er spricht zu mir: Nimm es und iss es auf! Und es wird deinen Bauch bitter machen, aber in deinem Mund wird es süß sein wie Honig. Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und aß es auf; und es war in meinem Mund süß wie Honig, und als ich es gegessen hatte, wurde mein Bauch bitter gemacht. Und sie sagen mir: Du musst wieder weissagen über Völker und Nationen und Sprachen und viele Könige.“ (Offb 10,8-11).
Die folgende Anweisung kommt von der Stimme aus dem Himmel, welche auch zuvor angeordnet hatte die Inhalte der sieben Donner zu versiegeln. Das geöffnete Büchlein ist die Botschaft der Offenbarung, denn Christus hat es offenbart. Nachdem er das siebte Siegel geöffnet hatte, ist es offen. Ein kleines Detail fällt hier auf: Die Stimme aus dem Himmel spricht von dem Buch, an den anderen drei Stellen wird es Büchlein genannt. Mit Buch könnte der Bezug zu Kapitel 5 hergestellt werden. Und vielleicht hat Johannes die im Himmel geöffnete Buchrolle in der Vision in Kleinformat zum Essen bekommen.
Das Wort muss aufgenommen werden, das heißt: es muss verinnerlicht werden. Zunächst ist es süß, honigsüß (2Mose 16,31; Ps 119,103). Wenn es gelebt wird, ist es bitter, Verfolgungen und Leiden bleiben nicht aus (Mt 13,21; Apg 14,22; Offb 1,9).
Bereits der Prophet Hesekiel musste eine Buchrolle essen (Hes 2,8-3,3). Die Botschaft muss zu eigen werden, erst dann kann sie wirksam weitergegeben werden. Ob dies ein Hinweis darauf ist, dass Johannes persönlich nach seiner Befreiung aus der Verbannung noch vor die Völker und Könige treten soll oder ist es ein Hinweis, dass die Gemeinde aufgerufen ist zu einer sehr öffentlichen Verkündigung des Evangeliums oder auch beides. Schon früher hatte Jesus seine Nachfolger darauf vorbereitet (Mt 13,9; Lk 21,12; Apg 9,15; 26,2; 27,24). Und die vielen Märthyrer der vergangenen Jahrhunderte legten Zeugnis ab sowohl durch Wort als auch ihre Treue zu Jesus und haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod (Offb 12,11). Das Zeugnis von Jesus ist eng verknüpft mit dem Geist der Weissagung / Prophetie (Offb 19,10). „Du musst wieder weissagen“ bezieht sich zunächst auf die schriftliche Verfassung der noch zu schauenden Botschaften. Diese soll er dann weiterleiten an die Gemeinden (Offb 1,11). Die Stimme, welche (im Duett) sowohl aus dem Himmel, als auch vom Engel ertönt) macht auch deutlich, dass das Evangelium bis zum Ende der Weltzeit durch die Gemeinde verkündigt werden muss (vgl. dazu Mt 24,14; 10,18; 28,19-20; Mk 13,9; Lk 21,12; Apg 1,8; 9,15; Offb 22,10).
An mehreren Stellen der Offenbarung wird die Menschheit beschrieben mit: Völker, Nationen, Stämmen und Sprachen (Offb 7,9). Hier kommen noch viele Könige hinzu. Diese Herrscher werden demnächst durch das Bild des Tieres aus dem Meer und Abgrund näher vorgestellt (Offb 11,7; 13,1-8).

Der Auftrag an Johannes den Tempel Gottes zu messen
Und es wurde mir ein Rohr, gleich einem Stab, gegeben und gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die, welche darin anbeten! Und den Hof, der außerhalb des Tempels ist, lass aus und miss ihn nicht! Denn er ist den Nationen gegeben worden, und sie werden die Heilige Stadt zertreten 42 Monate. (Offb 11,1-2).
Nachdem der Blick des Johannes auf die Weltmission gelenkt wurde mit entsprechendem Auftrag, wird er in dieser Vision beauftragt den Tempel Gottes zu messen. Aus diesem Text stellen sich einige Fragen, auf die wir der Reihe nach eingehen wollen.

1. Frage: Um welchen Tempel Gottes handelt es sich hier den Johannes messen soll?
Aus dem Text ist nicht ersichtlich, welches visuelle Bild vom Tempel Gottes und der Heiligen Stadt Johannes sah. Nur die Bezeichnung `Tempel des Herrn` bezogen auf den natürlichen Tempel, kommt einmal in Lukas 1,9 vor. Am Anfang seines Dienstes sprach Jesus noch vom `Hause meines Vaters` (Joh 2,16). Auffallend ist auch, dass die Bezeichnung `Tempel Gottes` im Neuen Testament nur auf die Gemeinde bezogen wird. Johannes war in den Jahren nach dem Weggang von Jesus oft zusammen mit Petrus und den anderen Aposteln auf dem Tempelgelände in Jerusalem. Doch jetzt befand er sich auf der Insel Patmos im Ägäischen Meer. Und es gibt keinen logisch nachvollziehbaren Grund dafür, dass er Messungen an dem Herodianischen Tempel vornehmen sollte. Dazu gab es zur Zeit der Abfassung der Offenbarung den natürlichen Tempel in Jerusalem nicht mehr, es sei denn man nimmt an, dass die Offenbarung bereits in den sechziger Jahren verfasst wurde. Denn im Jahre 70 n.Chr. wurde dieser Tempel von den Römern zerstört. Dazu hat Jesus bereits im Vorfeld jenen Tempel der Zerstörung preisgegeben (Mt 24; Mk 13; Lk 19; 21). Demnach kann es sich in Offb 11,1 nicht um den natürlichen Tempel gehandelt haben.

Abbildung 1 Seit dem 7. Jh. steht an der Stelle des Herodianischen Tempel der so genannte Felsendom und im südlichen Teil des Tempelgeländes steht die große Al-Aqsa Moschee. Inzwischen wurde auf diesem Gelände eine weitere Moschee gebaut. (Foto: Juli 1994 Vom Ölberg aus gesehen).

In einer der Auslegungen wird angenommen, dass es in der Zukunft zum Bau des so genannten dritten Tempels nach den beschriebenen Maßen aus Hesekiel mit all den Einrichtungen kommen würde. Dabei wird vorausgesetzt, dass der Tempelberg und das weitere Umfeld geräumt werden müssten. Und es wird auch eingeräumt, dass es dabei sowohl zu inneren als auch weltpolitischen Unruhen kommen würde. Doch ist es unwahrscheinlich, dass es sich in unserem Text um den Hesekiel Tempel und zwar in seiner buchstäblichen Ausführung handeln würde. Folgende Überlegungen dazu:
1. Die Maße im Modell des Stadttempels einschließlich aller Vorhöfe sind alle festgelegt und bereits gemessen worden (Hes 40,5.6.8.9.11.13.14.19.20.24.27.28.32.35.47.48; 41,1.2.3.5.13.15.; 42,15.16.19.20; 47,1-5).
2. Wie kann Johannes einen Tempel messen, der zwar als Modell dargestellt wurde, aber zu seinen Lebzeiten in der Realität nicht existierte?
3. In den Evangelien und den Briefen der Apostel ist ein Tempel bereits im Bau (1Petr 2,4-8; Eph 2,19-21), allerdings nur aus lebendigen Steinen. Für einen Tempel aus natürlichen Materialien gibt es im NT keinen Hinweis.
4. Der Tempel in der Hesekiel Vision (wenn man sie buchstäblich deutet) sieht Opfergottesdienste vor, welche der ersten Ordnung entsprechen und dies würde dem Zeugnis des Neuen Testamentes und insbesondere dem des Hebräerbriefes widersprechen. Denn nach diesem Zeugnis hat der gesamte aaronitische Priester- und Opferdienst in Christus seine Erfüllung gefunden (Hebr 8,12-9,1; 10,1ff). Warum sollte Gott wieder zu der alten Ordnung zurückgreifen?
5. Der Stadttempel in der Hesekielvision ist nicht lokalisiert mit dem Standort des physischen Jerusalem und dem Tempelberg (Hes 40,1-2). Der Name Zion und Jerusalemkönnen in den Kapiteln 40-48 zwar gedacht werden, sie sind aber dort nicht erwähnt. Vielleicht, weil zu jener Zeit die Stadt Jerusalem samt dem Tempel zerstört waren, oder weil es für den Tempel aus der Vision von Hesekiel samt Stadt, eine andere Bestimmung gab.
6. Niemand wird aufgefordert dieses komplexe Gebäude zu bauen, sondern es wird in seinen besonderen Maßen den Israeliten als vollkommenes Modell vorgestellt. Dazu kommen die überdimensionalen Maße der gesamten Stadt und deren Umfeldes.
7. Der Herr will für immer in jenem Stadttempel wohnen. So lesen wir in Hes 43,7: „„Und er sprach zu mir: „Du Menschenkind, das ist der Ort meines Thrones und die Stätte meiner Fußsohlen; hier will ich für immer wohnen unter den Israeliten. Und das Haus Israel soll nicht mehr meinen heiligen Namen entweihen, weder sie noch ihre Könige, durch ihren Götzendienst und durch die Leichen ihrer Könige, wenn sie sterben.“ (Vergleiche dazu auch Psalm 132,14: „Dies ist meine Ruhestatt für immer, hier will ich wohnen, denn ich habe ihn begehrt.“; Jes 66,1: „So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Wo wäre denn das Haus, das ihr mir bauen könntet, und wo denn der Ort meines Ruhesitzes?“ Stephanus zitiert diese Prophetie: „Aber der Höchste wohnt nicht in Wohnungen, die mit Händen gemacht sind“ (Apg 7,46-49).
Anmerkung: Der Tempel mit Stadt und Landesverteilung in der Hesekiel Vision wurde dem Propheten Hesekiel im Jahre 572 gegeben, 14 Jahre nach der Zerstörung Jerusalems (Hes 40,1-2). Dem Statthalter Serubbabel musste dieses Modell bekannt gewesen sein. Und doch baute er den Tempel in den Jahren 520-516 nach den früheren Maßen wieder auf (Sach 4). Es wird klar, dass dieses Modell für die Zukunft vorgesehen ist. Die Frage ist nur, geht es um eine buchstäbliche oder geistliche Perspektive?
Dazu einige Beobachtungen: Der Tempel samt Stadt in der Vision von Hesekiel weist trotz seiner Komplexität einige deutliche Parallelen zu der Vision des Johannes in Offb 21-22 auf. Hier einige Vergleiche:
• Hes 40,1-2: „Im fünfundzwanzigsten Jahr unserer Gefangenschaft, im Anfang des Jahres, am zehnten Tag des Monats, im vierzehnten Jahr, nachdem die Stadt eingenommen war, eben an diesem Tag kam die Hand des HERRN über mich und führte mich dorthin, – 2 in göttlichen Gesichten führte er mich ins Land Israel und stellte mich auf einen sehr hohen Berg; darauf war etwas wie der Bau einer Stadt gegen Süden.“ Die Vision sieht Hesekiel zwar im Land Israel, doch der sehr hohe Berg wird an keiner Stelle mit den relativ niedrigen lokalen Berg Zion in direkte Verbindung gebracht. Und in Offb 21,9-11 lesen wir: „Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, gefüllt mit den letzten sieben Plagen, und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir die Braut zeigen, die Frau des Lammes. 10 Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die Heilige Stadt Jerusalem herniederkommen aus dem Himmel von Gott, 11 die hatte die Herrlichkeit Gottes.“ Eine sehr ähnliche Vorgehensweise, denn auch zur Zeit der Vision des Johannes ist der irdische Tempel auf dem Berg Zion in Jerusalem ebenfalls nicht existent. In beiden Visionen handelt es sich um eine geistliche Bergeshöhe. Und in beiden Visionen wird die Stadt in ihrer vollendeten Ausstattung als eine in der Zukunft liegende Perspektive gezeigt.
• Hes 47,1-12: „Und er führte mich wieder zu der Tür des Tempels. Und siehe, da floss ein Wasser heraus unter der Schwelle des Tempels nach Osten; denn die vordere Seite des Tempels lag gegen Osten. Und das Wasser lief unten an der südlichen Seitenwand des Tempels hinab, südlich am Altar vorbei. 2 Und er führte mich hinaus durch das Tor im Norden und brachte mich außen herum zum äußeren Tor im Osten; und siehe, das Wasser entsprang seiner südlichen Seitenwand. 3 Und der Mann ging heraus nach Osten und hatte eine Messschnur (Messrute) in der Hand, und er maß tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen; da ging es mir bis an die Knöchel. 4 Und er maß abermals tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen: Da ging es mir bis an die Knie; und er maß noch tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen: Da ging es mir bis an die Lenden. 5 Da maß er noch tausend Ellen: Da war es ein Strom, so tief, dass ich nicht mehr hindurchgehen konnte; denn das Wasser war so hoch, dass man schwimmen musste und nicht hindurchgehen konnte. 6 Und er sprach zu mir: Hast du das gesehen, Menschenkind? Und er führte mich zurück am Ufer des Flusses entlang. 7 Und als ich zurückkam, siehe, da standen sehr viele Bäume am Ufer auf beiden Seiten. 8 Und er sprach zu mir: Dies Wasser fließt hinaus in das östliche Gebiet und weiter hinab zum Jordantal und mündet ins Tote Meer. Und wenn es ins Meer fließt, soll dessen Wasser gesund werden, 9 und alles, was darin lebt und webt, wohin der Strom kommt, das soll leben. Von En-Gedi bis En-Eglajim wird man die Netze zum Trocknen aufspannen; denn es wird dort sehr viele Fische von aller Art geben wie im großen Meer. 11 Aber die Teiche und Lachen daneben werden nicht gesund werden, sondern man soll daraus Salz gewinnen. 12 Und an dem Strom werden an seinem Ufer auf beiden Seiten allerlei fruchtbare Bäume wachsen; und ihre Blätter werden nicht verwelken und mit ihren Früchten hat es kein Ende. Sie werden alle Monate neue Früchte bringen; denn ihr Wasser fließt aus dem Heiligtum. Ihre Früchte werden zur Speise dienen und ihre Blätter zur Arznei.“ Es sind paradiesische Zustände, welche an den Garten Eden erinnern (1Mose 2,10ff) und gleichzeitig den Blick in das Paradies Gottes der Zukunft öffnen. So lesen wir in Offb 22,1-2: „Und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes, 2 mitten auf ihrer Straße und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker.“ Dort ein Wasserstrom aus dem Heiligtum, hier ein Wasserstrom aus dem Thron Gottes und des Lammes. Dort fruchttragende Bäume, hier Bäume des Lebens, welche ebenfalls ununterbrochen Früchte tragen. Die Beschreibungen solcher paradiesischen Zustände passt nicht in die Jetztzeit hinein, siehe Offenbarung 6-11 und 16. Dort wird in drastischen Bildern die teilweise und danach die vollständige Zerstörung dieser Erde beschrieben.
• Hes 48,31-34: 12 Tore nach den Namen der Stämme Israels genannt. Ebenso in Offb 21,12-13.21: 12 Tore mit den Namen der 12 Stämme Israels.
• Hes 47,21-23: Die nichtjüdischen Fremdlinge sind gleichberechtigte Bürger. Offb 2,24: Die Völker bringen ihre Herrlichkeit in die Stadt hinein. Die Parallelen sind offensichtlich. Damit kann der Stadttempel in der Vision von Hesekiel als Vorlage für den geistlichen Stadttempel der Zukunft gesehen werden und zwar mit Beschreibungen, welche den Juden damals vertraut waren, geographische Angaben wie Land Israel, Araba, Jordantal, Totes Meer, En-Gedi; Gottesdienstliche Angaben: aaronitisches Priestertum, Opferdienste, sowie gerechte Landverteilung unter die 12 Stämme mit gleichwertiger Einbeziehung der nichtjüdischen Landbewohner (Hes 47,21-23).
Und wie der Tempel in der Hesekiel Vision zentral in die Stadt integriert ist, so wird Gott selbst und das Lamm inmitten der zukünftigen Heiligen Stadt sein. Damit kann die Beschreibung in Offb 21 als die Vollendung gesehen werden. So lesen wir in Offb 21,22: „Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, er und das Lamm.“ (dazu auch Offb 3,12; 7,15).
Im Kontext der Offenbarung wird der Tempel Gottes 12 Mal genannt (Offb 3,12; 7,15; 11,1.19; 14,15.17; 15,5.6.8; 16,1.17; 21,22). und 11 Mal geht es um den Tempel im Himmel. Im Vergleich zu Offb 11,1 sind dort die Maße in ihrer perfekten und vollendeten Form beschrieben (Offb 21,16ff). Diese Beobachtung führt zu der Annahme, dass es sich in Offb 11,1 um den neutestamentlichen, geistlichen Tempel Gottes handelt , der sich noch im Bau befindet. Eindeutig ist auch, dass der Tempel in dem Gott wohnte zur Zeit vor dem Tod des Messias, seine Bestimmung an den Tempel des Neuen Bundes abgetreten hat und wird für Gott und seinen Heilsplan nicht mehr benötigt. Denn bereits durch den Propheten Nathan ließ Gott dem David verkündigen: „Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. 13 Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich.“ (2Sam 7,12-13). Bereits im Judentum erkannte man, dass diese Prophezeiung dem kommende Messias gilt. Der Engel Gabriel zitierte diese Verheißung in der Erscheinung bei Maria und bezog sie auf Jesus (Lk 1,31-33; Apg 2,34). Mit seinem Kommen und seinem Dienst begann Jesus das neue Haus für Gott zu bauen (Mt 16,18). Dieses Haus steht ebenfalls auf einer geistlichen Bergeshöhe (Berg Zion), wie Gott in Jesaja 2,2 verheißen hat: „Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen.“ Dies klingt nach einer geistlichen Bergeshöhe, wie in Hesekiel 40,1-2.
Und durch den Propheten Sacharia versprach der Herr, dass der Messias (Spross) genannt, den Tempel des Herrn bauen wird. Auch diese Prophezeiung bezogen bereits die Rabbiner auf den Messias. (Sach 6,12-13). Beide Prophezeiungen wurden gemacht im zeitlichen Kontext des Aufbaus vom natürlichem Tempel (durch Salomo und Serubbabel). Und beide wurden wieder zerstört. Doch durch den Propheten Haggai ließ Gott verkündigen: „Es soll die Herrlichkeit dieses letzten (künftigen) Hauses größer sein als die des ersten (früheren) gewesen war“ (Hag 2,6). Beachten wir die Bemerkung des Propheten, wenn er von der größeren Herrlichkeit des letzten Hauses spricht gegenüber die des Ersten. Das erste ist oder war das Irdische (Stiftshütte und Tempel), das letzte ist das geistliche Haus, nämlich der Leib Christi – die Gemeinde.
Und seit Pfingsten wohnt Gott in den gläubigen an Jesus durch den Heiligen Geist, auch in denen, welche seit jener Zeit natürlicherweise in der Stadt Jerusalem wohnen (Gott wohnt nicht in Tempeln von Menschenhand erbaut, sagte bereits Stephanus und Paulus (Apg 7,48; 17,24; Jes 66,1-2). Weitere Begründungen für den geistlichen Tempel des Neuen Bundes wären Texte aus folgenden Stellen:
• Joh 2,19-21: „Da antworteten nun die Juden und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du dies tun darfst? 19 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten. 20 Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten? 21 Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. 22 Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte.“
• Eph 1,22: „Und alles hat er unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, 23 welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.“ (dazu auch Kol 2,9).
• Und der Samariterin sagte Jesus: „Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit (und ist schon jetzt), dass ihr weder auf diesem Berge (Garizim) noch in Jerusalem (im Tempel auf dem Berg Zion) den Vater anbeten werdet.“ (Joh 4,21-24). Damit hebt Jesus die Anbetung Gottes auf eine geistliche Ebene und macht sie unabhängig von einer Örtlichkeit oder einem materiellem Gebäude.
• 1Kor 6,16: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid?“ Oder: 1Kor 6,19: „wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist. Wer nun den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben“
• 2Kor 6,16: „Wir aber sind der Tempel des lebendigen Gottes wie Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und sie sollen mein Volk sein.“ (Zitat teilweise aus 3Mose 26,12).
• Eph 2,21: „auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn“ (dazu auch Hebr 3,6: „dessen Haus sind wir“; ebenso 1Petr 2,5: „lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, Gott hochwillkommen durch Jesus Christus.“ (dazu auch 1Tim 3,14-16: „damit du weißt, wie du wandeln sollst im Hause Gottes, welches ist die Gemeinde des lebendigen Gottes“).
Diese geistliche Wohnstätte Gottes in der jetzigen Zeit ist von Gott geschützt, aber auch ständig gemessen. Doch wer diesen Tempel verunreinigt, bekommt es mit Gottes Gericht zu tun (vgl. dazu auch 1Kor 6,16; 2Thes 2,4ff; 1Petr 4,17: „Das Gericht fängt am Hause Gottes an“).

2. Frage: Was bedeutet das messen des Heiligtums, des Altars und derer, welche darin anbeten?
Johannes bekommt ein Rohr (gr. kalamos, eigentlich für Schilfrohr verwendet Mt 11,7; Offb 21,15). Dieses Rohr ähnelt einem Stab. Die gr. Bezeichnung für Stab ist `rabdos` und wird auch für Herrscherstab verwendet (Ps 2,9; Offb 2,27; 12,5; 19,15; 1Mose 49,10). Das Bild mit dem Meßstab(Messschnur, Messrute) ist uns bereits aus dem Alten Testament bekannt.
• 2Kön 21,13 und Klag 2,8: Messschnur als Gerichtsmaß;
• Sach 1,16: Messschnur als Maß für Zuwendung und Wiederherstellung;
• Sach 2,5-9: als Zeichen des Schutzes, so auch Ps 23,4;
• Hes 1,3-5: als Messrute zum Messen und Feststellung der exakten Maße. Sogar in der Vollendung wird vom Messen der heiligen Stadt Jerusalem mit einem goldenen Stab gesagt (Offb 21,15-17. Dort jedoch als Bestätigung der Vollkommenheit und Vollständigkeit.
Erinnern wir uns an die Anweisungen Gottes an Noah? Er sollte die Arche nach den Maßen zurichten, welche der Herr im genannt hatte (1Mose 6,15). Dies sagt aus, dass bereits Noah ein Maß nach einer bestimmten Ellenlänge verwendete. Ebenso baute Mose die Stiftshütte nach den Maßen, welche Gott ihm auf dem Berge gezeigt hatte (2Mose 25,40; dazu auch 2Chr 3,3). Der Maßstab jedoch für Glauben und Leben war für die Israeliten das Gesetz (2Mose 20,1ff; Jos 1,8). In unserem Text handelt es sich dabei um eine von Gott festgelegte und autorisierte geistliche Maßeinheit. Diese Maßeinheit ist nichts anderes als das Evangelium von Jesus Christus. Denn an ihm und seinem Wort soll und muss alles gemessen werden (Mt 5,22.28.32.34.39.44; 12,36; 19,9; 28,19; Joh 12,48; Apg 2,42).
Der Auftrag, den Tempel Gottes, den goldenen Räucheraltar und die dort Anbetenden zu messen, macht deutlich, dass dieser Bereich für Christus höchste Priorität hat. Die Gemeinde ist einerseits in Christus geborgen und geschützt, so das Bild von den sieben Sternen in seiner rechten Hand (Offb 1,16.20; 2,1; Joh 10,28-29). Im Kontext der Offenbarung kann das Messen aber auch als ein Bild für eine geistliche Bestandsaufnahme der Gemeinde, die sich noch im Bau befindet angesehen werden und zwar nach dem Vorbild von Jesus an den sieben Gemeinden (Offb 2-3: Dort legt Jesus den Meßstab an und sagt, was übereinstimmt und was korrigiert werden muss.). Als letzter noch lebender Apostel sollte Johannes diese Aufsichtsfunktion an der Gemeinde wahrnehmen. Dies tat er denn auch (siehe seine Schriften). Dieser Auftrag ist nicht neu, alle Apostel nahmen ihn war. Und der Ap. Paulus schreibt: „bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Menschen, zum vollen Maß (metron) der Fülle Christi,“ (Eph 4,13). Viele Texte des NT zielen darauf ab, das Leben der Gläubigen (einschließlich ihres Anbetungsdienstes) in Übereinstimmung mit Christus zu bringen (Mt 6,9-15; Hebr 4,16; 10,22). Denn von einer gesunden Lehre hängt auch ein gesundes geistliches Leben der Gemeinde ab. So schreibt Paulus in Gal 6,16: „Und alle, die sich nach diesem Maßstab (kanoni) richten – Friede und Barmherzigkeit über sie und über das Israel Gottes!“ (so auch Offb 22,19). Diesen Auftrag müssen heute alle Gaben und Dienstträger in der Gemeinde wahrnehmen (Eph 4,11ff).
Was das Messen des goldenen Altars meint, kann von seinem Bestand und Inhalt abgeleitet werden. Er war mit reinem Gold überzogen und gefüllt mit glühenden Kohlen und Weihrauch darauf. Jesus sagt zu dem Bereich der Anbetung Gottes: „Der Vater will im Geist und in der Wahrheit angebetet werden (Joh 4,23-24).

3. Frage: Was ist mit dem Vorhof gemeint und warum soll er nicht gemessen werden?
Den äußeren Vorhof des Tempels soll Johannes hinauswerfen und nicht messen, weil er den Nationen überlassen ist. Welche Auslegung ist hier zutreffend und mit welchen Begründungen? Zunächst wollen wir feststellen, um welchen Vorhof es sich handelt. Ursprünglich gab es nur einen Vorhof, welcher die Stiftshütte von allen Seiten umgab und der mit einer zweieinhalb Meter hohen Stoffwand umgeben war. Beim Bau des Tempels unter Salomo kamen noch weitere Vorhöfe hinzu. Zur Zeit von Jesus gab es auch noch den Vorhof der Frauen und den Vorhof der Heiden (Joh 12,20).
• Der innere Vorhof, welcher den Tempel umgab (2Mose 40,8.33; 2Kön 6,36; 2Chr 29,16).
• Der Große ,obere oder auch äußere Vorhof, welcher den inneren Tempelhof umgab (1Kön 7,12; Jer 19,14; 26,2; 36,10; 46,10).
• Der Vorhof der Priester (1Chr 4,9).
• Der neue Vorhof (2Chr 20,5; 24,21).
Im Herodianischen Tempel gab es einen Vorhof der Heiden. Vermutlich handelt es sich um den Bereich im Tempel, in dem eine Gruppe Hellenen sich aufhielt und Jesus sehen und wohl auch sprechen wollten (Joh 12,20).
Auch wenn wir festgestellt haben, dass es sich in Offb 11,1-2 um den geistlichen Tempel Gottes handelt, der gegenwärtig noch im Bau ist, können trotzdem die sprachliche Verwendung (Tempel, Altar, äußerer Vorhof) als Bildmaterial verwendet werden.
Es fällt auf, dass es in Bezug auf den natürlichen Tempel eine klare geistliche Übertragung gibt, es ist Christus und die Gemeinde. Aber auch der innere Vorhof mit dem kupfernen Brandopferaltar weist eindeutig auf das Kreuz hin. Golgatha lag außerhalb der Stadt Jerusalem (Hebr 13,10-13). Denn am Kreuz hat Jesus als Gotteslamm sein Leben als Opfer für die Sünden aller hingegeben. Nur ist er nicht in das Allerheiligste des irdischen Tempels eingegangen, sondern in den Himmel selbst und zwar mit seinem eigenen Blut und hat eine ewige Erlösung erwirkt(Hebr 9,12.24).
Nach dem Wortlaut des Textes aus Offb 11,1-2 handelt es sich jedoch nicht um den inneren, sondern den äußeren Vorhof. Es handelt sich also um eine Einrichtung, welche später dazu gebaut wurde und für Nichtjuden zugänglich war. Diesen soll Johannes nicht messen. Wir haben festgestellt, dass es im ersten Heiligtum der Stiftshütte keinen äußeren Vorhof gab. Was wäre nun mit dem äußeren Vorhof in dem Offenbarungstext zu vergleichen?
Erste Überlegung: Es könnte alles einschließen, was die äußere Gestaltung der Gemeinde betrifft. Organisation, Gemeindestrukturen, materielle Güter wie Gebäude und Einrichtungen. Über diese Dinge hat Jesus auch nichts konkretes gesagt. Aus der Antike ist kein christliches Versammlungsgebäude erhalten geblieben. Oft sind es nur Fundamentreste, welche von jenen Einrichtungen Zeugen. Auch Organisation und Strukturierung der Gemeinden sind vorübergehend und nicht Wert geschützt oder gemessen zu werden. Sie unterliegen also keinem bestimmten von Gott vorgeschriebenem Maß. Es könnte aber auch das äußere, das physische Leben der Gemeinde in dieser Welt meinen. Denn dieses ist angreifbar und kann und wird von dieser Welt zertreten werden. Auch Jesus sagte seinen Jüngern: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten.“ (Lk 12,4). Die Voraussage: „Die Pforten des Hadesch werden die Gemeinde nicht überwältigen“ birgt in sich aber dass sie angegriffen wird (Mt 16,18; Offb 2,10).
Zweite Überlegung: Während die Stiftshütte und der Tempel mit seinem inneren Vorhof seine Erfüllung in Christus und seiner Gemeinde fand, wird der äußere Vorhof (der natürliche Tempelbau mit seinen Einrichtungen und Opferdienst für Gottes Heilsplan nicht mehr benötigt (Hebr 8,12-9,1; 10,1). Dass der natürliche Tempel auch von den Heiden zerstört wurde ist ein historisches Faktum. Damit kommen wir zu der nächsten Frage.

4. Frage: In welchem Sinne ist in diesem Text `Heilige Stadt` und ihr zertreten gemeint?
Es gibt nur zwei Auslegungsvarianten.
Erstens: Das irdische Jerusalem wurde `die Heilige Stadt` genannt (Neh 11,1; Jes 52,1; Dan 9,24; Mt 4,5). Diese Stadt hatte und hat ihre Bestimmung und Bedeutung in der Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk Israel und den Nationen. Und Jerusalem war angreifbar und zertretbar. Doch im Gegensatz zu Babylon wurde diese Stadt immer wieder aufgebaut und bewohnt.
Zweitens: Auch das himmlische Jerusalem wird als `Heilige Stadt` bezeichnet. Folgende Texte sprechen von dieser Wohnstätte: Offb 21,2: „Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.“ Dazu auch Offb 21,10: „Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die Heilige Stadt Jerusalem herniederkommen aus dem Himmel von Gott. “;(von dieser Stadt lesen wir auch in Offb 3,12: „Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das vom Himmel herabkommt und meinen Namen den neuen.“ „). Nach dieser Stadt sehnten sich schon die Patriarchen, wie der Autor des Hebräerbriefes bezeugt: „Denn er (Abraham) wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“ Und weiter heißt es: „Nun aber streben sie zu einem besseren Land, nämlich dem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt gebaut.“ (Hebr 11,10.16). Ist uns die Tragweite dieser Erwartung bewusst? Die Perspektive der Patriarchen war ein himmlisches Land und eine Stadt von Gott erbaut. Dieses Jerusalem der Zukunft kann natürlich nicht mehr zertreten werden (Joh 14,1-3).
Und die Apostel sprechen von demselben geistlichen und himmlischen, Neuen Jerusalem, welches sich bereits hier als Gemeinde in dieser Zeit manifestiert.: Gal 4,26: „Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie; das ist unsre Mutter.“ (ergänzend dazu auch Gal 4,20-25 ). Oder: Hebr 12,22: „Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem …“ Beachten wir in diesen beiden letzten Texten die Gegenwartsform bei der Zugehörigkeit zu dieser Stadt, welche zwar himmlischen Ursprungs ist, aber sich noch im Bau befindet. Das geistliche Jerusalem samt Tempel der Gegenwart ist zwar von Seiten des Feindes in dieser Welt angefochten und dass Volk Gottes allen möglichen Schikanen ausgesetzt. Und dies über den gesamten Zeitraum hindurch (Joh 16,33; Mt 24,10-13). Denken wir an die lokalen Verfolgungen durch die Führung im Judentum und auch überörtlichen Verfolgungen im römischen Kaiserreich. Später durch die Machtgierigen Kirchenführer, welche sich mit den Weltmächten vereinigten, ihren Vorteil suchten und die Herde zertraten. In unseren Tagen hat das Zertreten der Gemeinde verschiedene Formen. Doch trotz allem steht sie unter dem direkten Schutz von Jesus Christus (Mt 16,18; Mt 28,20; Joh 10,28-29).

Aber auf dem Hintergrund folgender Texte lässt sich ableiten, dass es in Offb 11,2 auch um das natürliche Jerusalem (samt seinen Bürgern-Volk Israel) gehen könnte, welches von den Nationen zertreten wird. Jesus sagte voraus: „und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du besucht worden bist.“ (Lk 19,44; dazu auch Mt 23,37-39). Und weiter sagt Jesus voraus: „und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt unter alle Nationen, und Jerusalem wird zertreten werden von den Nationen, bis die Zeiten (kairous) der Nationen erfüllt sind.“ (Lk 21,24). Hier spricht Jesus von dem physischen Zertreten der natürlichen Stadt Jerusalem samt seinen Bürgern durch die Nationen. Das Zertreten der Stadt Jerusalem begann mit deren Zerstörung im Jahre 70 n.Chr durch die Römer. Etwa 60 Jahre blieb die Stadt zerstört. Nach der Niederschlagung des jüdischen Aufstandes unter Bar Kochba im Jahre 135 n.Chr baute Kaiser Hadrian die Stadt nach römisch-griechischen Stil auf und nannte sie Aelia Kapitolina.

Er entweihte den Zionsberg durch den Bau eines Venusheiligtums und an der Stätte Golgatha baute er einen Jupitertempel. Den Juden und Judenchristen verbot er sich in dieser Stadt anzusiedeln. Dies änderte sich in der Zeit Konstantins (4. Jh.). Er entfernte die heidnischen Einrichtungen und lies die Grabeskirche (Auferstehungskirche) auf dem Hügel Golgatha errichten. Im 7. Jh. räumten Die Muslime den Tempelberg und bauten dort den Felsendom und die Al-Aqsa Moschee. In den folgenden Jahrhunderten blieb die Stadt unter osmanischer Herrschaft. Seit Staatsgründung (1948) und Eroberung von Ostjerusalem (1967) ist diese Stadt wieder im Besitz der Juden. Aber in Bezug auf das Tempelgelände (die heiligste Stätte des Judentums) dauert das zertreten immer noch an. Doch es muss uns bewusst sein, dass mit Jerusalem auch immer die Menschen gemeint sind, welche diese Stadt bewohnen, bzw. sich mit dieser Stadt identifizieren. Der Anblick der heutigen Tempelstätte kann als ein Mahnruf Gottes an das jüdische Volk gesehen werden, sich ihrem bereits gekommenem Messias in Buße(Sinnesänderung) und Glauben zuzuwenden.
Das gr. Verb `pat¢sousin` für zertreten in Offb 11,2 ist dasselbe wie auch in Lk21,24 (vgl. dazu auch Jes 5,5; ähnlich auch Dan 7,26).
Damit ließe sich in gewissem Sinne ein Parallelverlauf zwischen natürlicher und geistlicher Stadt Jerusalem erkennen, der sich allerdings auf unterschiedlichen Ebenen vollzieht.

5. Frage: Welche zeitliche Periode umfassen die 42 Monate?
Aber den äußeren Vorhof des Tempels wirf hinaus und miss ihn nicht, denn er ist den Nationen gegeben; und die Heilige Stadt werden sie zertreten zweiundvierzig Monate.“ (Offb 11,2).
Zahlen werden von den Auslegern in der Offenbarung entweder buchstäblich gezählt oder symbolisch gedeutet. Hier eine Liste der Zahlen:
• Die sieben Gemeinden in der Römischen Provinz Asia (1,4).
• Die sieben Geister Gottes (1,4).
• Die sieben Leuchter )(1,12.20; 2,1).
• die sieben Sterne in der Rechten des Menschensohnes (1,16.20; 2,1; 3,1).
• Die zehn Tage der Bedrängnis für die Gläubigen in der Gemeinde Smyrna (2,10).
• Die 24 Ältesten um den Thron Gottes (4,4.10;5,8; 11,16; 19,4).
• Die sieben Fackeln vor dem Thron, welche sind die sieben Geister Gottes (4,5).
• Die vier lebendigen Wesen um den Thron Gottes (4,6.8; 5,6.8.14; 6,1.6; 7,11; 14,3; 15,7; 19,4).
• Die sieben Hörner auf dem Haupt des Lammes (5,6).
• Die sieben Augen des Lammes, welche sind die sieben Geister Gottes (5,6).
• Die sieben Siegel (5,1.5; 6,1).
• Der vierte Teil (Offb 6,8).
• Die vier Winde der Erde (7,1).
• Die 144000 Versiegelten aus allen Stämmen Israels (7,3-8; 14,1).
• Eine halbe Stunde (Offb 8,1).
• Die sieben Engel mit den sieben Posaunen (8,2.6).
• Die vier Engel am Euphrat (Offb 9,15).
• Der dritte Teil (Offb 8,10.12; 9,15; 12,4;).
• Die fünf Monate der Heuschrecken Plage über die, welche nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen haben (9,5.10).
• , die sieben Donner (10,3-4).
• Die 42 Monate und 1260 Tage (11,2.3; 12,6; 13,5).
• Die zwei Zeugen, die zwei Leuchter, die zwei Ölbäume und die zwei Propheten (11,3-7).
• Der zehnte Teil (Offb 11,13).
• Die siebentausend Namen der Getöteten in der großen Stadt (11,13).
• Die sieben Köpfe und zehn Hörner auf dem Kopf des Drachen und des Tieres (12,3; 13,1; 17,3.7.12).
• Die Zahl des Namens vom Tier ist sechshundert und sechsundsechzig (13,18).
• Die sieben Engel mit den sieben Schalen des Zornes Gottes (15,1.6.8; 16,1; 17,1; 21,9).
• Drei Teile (Offb 16,19).
• Eintausendsechshundert Stadien weit (14,20).
• Die sieben Berge und sieben Könige (17,9).
• Eine Stunde (Offb 18,10.17.19).
• Die eintausend Jahre in Offb 20,1-6.
• Die zwölf Tore und zwölf Grundsteine in der Stadt dem neuen Jerusalem (21,12-14).
• Die Mauern der Stadt sind 12000 Stadien lang, breit und hoch (21,16).
• Die Bäume im Paradies Gottes tragen 12 Mal Früchte (Offb 22,1-2).
Je nachdem, ob diese Zahlen buchstäblich gerechnet oder symbolisch gedeutet werden, kommt man auch zu unterschiedlichen Ergebnissen. Es lohn sich eine Studie über die Zahlen der Bibel anzustellen und im Speziellen Zahlen, die bei Jesus und den Aposteln vorkommen und ob diese auch Symbolcharakter haben. Hier einige Bibelstellen: Mt 4,1ff; 18,12; 18,22; 25,1ff; 26,15; 26,53; Mk 3,14; 8,19f; Lk 2,42; 3,30; 10,1; Joh 11,9; 21,11; 6,3; Apg 1,3;Röm 11,4; 2Petr 3,8; .
Zunächst einige Beobachtungen in Bezug auf die Zeitangabe 42 Monate:
1. Diese Zeitangabe kommt noch einmal vor in Bezug auf das Tier aus dem Meer und zwar in Offb 13,5:“Und es wurde ihm ein Maul gegeben, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ihm wurde Macht gegeben, es zu tun zweiundvierzig Monate lang.“
2. Die Zeitangabe 42 Monate entspricht dreieinhalb Jahren.
3. Die Bezeichnung für diese Zeitangabe wird nur verwendet, wenn es sich um die Angriffe seitens der Feinde Gottes handelt. Denn Unter dem `Sie` in Offb 11,2 sind die Nationen gemeint. Und diese haben einen Anführer, es ist in unserem Textzusammenhang das Tier, welches aus dem Abgrund aufsteigt (Offb 11,7; 17,8). Es ist identisch mit dem Tier, welches aus dem Völkermeer entsteigt, was durch die sieben Köpfe und zehn Hörner deutlich wird (Offb 13,1-8). Dies bedeutet, dass die Zeitangabe 42 Monate in Offb 11,2 und 13,5 dieselbe zeitliche Periode abdeckt. Es kann auch noch damit begründet werden, dass Kapitel zwölf nicht die chronologische Fortsetzung von Kapitel 11 ist, sondern dort werden die Ereignisse wieder von Anfang an aufgerollt, das heißt von der Thronbesteigung Jesu gerechnet.
Man könnte aber auch fragen, wann begann das Zertreten der Heiligen Stadt? Weiter oben haben wir festgestellt, dass unter der Heiligen Stadt zunächst das Neue Jerusalem der Vollendung und der Jetztzeit als neutestamentliche Gemeinde, welche sich noch im Bau befindet gemeint ist. Die Bezeichnung `Heilige Stadt` kann sich aber auch auf das natürliche Jerusalem beziehen. Letzteres war seit dem Jahre 70 bis 1948 von den Nationen besetzt. Der Tempelberg, die heiligste Stätte des Judentums ist bis heute von einer anderen Nation, bzw. Religionsgemeinschaft besetzt. Damit würde sich aber die Zeitspanne von 42 Monaten seit dem 1. Jh. beginnend und bis heute fortsetzen. In diesem Fall müssten diese 42 Monate als eine symbolische Zeitperiode angesehen werden. Das Gleiche würde sich auch auf die Heilige Stadt als Gemeinde beziehen. Die gleiche Deutung könnte auch die Zeitangabe in Offb 13,5 bekommen. Auch hier handelt es sich um eine Zeitspanne, welche zu Beginn der Wirksamkeit dieses Tieres begann. Das Tier aus Kap. 13,1-8 und 17,8 ist dasselbe wie auch in 11,7. Daher müsste es sich in beiden Texten um dieselbe Zeitperiode von dreieinhalb symbolische Jahre handeln.
Das Bild des Tieres aus Offb 13,1ff ist aus Daniel 7 entnommen und stellt dort zunächst das 4. Also das Römische Weltreich dar und zwar mit Elementen der drei vorhergehenden Tiere (Weltreiche). Es ist aber auch ein Bild für alle Weltreiche, worauf die sieben Köpfe und zehn Hörner in der Offenbarung hinweisen. Denn es entsteigt aus dem Völkermeer mit globalem Einfluss und alle Nationen und sprachen huldigen ihm (Offb 13,7-8). Damit wäre der Beginn der Verfolgung ebenfalls in die Anfangszeit der Gemeinde (unter römischer Herrschaft) zu setzen und das Ende bei der Tötung der Zeugen. Doch wollen wir diese Thematik noch weiter entfalten und zwar durch die zeitliche Bezeichnung 1260 Tage in Offb 11,3.

Die zwei Zeugen ihre Identität und Auftrag
Und ich will meine zwei Zeugen bestimmen, und sie sollen weissagen tausendzweihundertsechzig Tage lang, angetan mit Trauerkleidern (Sacktuch). (Offb 11,3).
Es ist Jesus selbst, der hier über seine Zeugen bestimmt. Bemerkenswert ist auch die Bezeichnung für ihre Bekleidung, welche auf einen beschwerlichen und mit Entbehrungen verbundenen Lebensstil hinweisen. Der Prophet Jesaja trug zeitweise solch ein Sacktuch (Jes 20,2; Johannes der Täufer trug einen Mantel aus Kamelhaaren Mt 3,4; Mk 1,6; Elia trug einen Mantel aus Fellen 2Kön 1,8; Elisa übernahm den Mantel von Elia 2Kön 2,13). Der Dienst der Propheten bestand vorwiegend in Aufruf zur Umkehr und zwar im Hinblick auf das Gericht Gottes und die Perspektive der Wiederherstellung.
Das verbindende „Und“ zwischen Vers 2 und 3 macht deutlich, dass der Auftrag an Johannes in 11,1und der Auftrag an die zwei Zeugen in engem Zusammenhang stehen. Weil der Dienst an der Gemeinde und der Auftrag für diese Welt parallel verläuft. Daher müssten auch die zwei Zeitangaben in engem Zusammenhang stehen. Aus diesem Text stellen sich uns einige Fragen, auf die wir der Reihe nach eingehen wollen.

1. Frage: Ist die Zeitangabe 1260 Tage identisch mit den 42 Monaten oder weisen sie durch ihre unterschiedlichen Bezeichnungen auch auf zwei verschiedene Zeitabschnitte hin und welchen Zeitraum decken sie ab?
Wenn es uns gelingt eine begründete Lösung für den zeitlichen Rahmen des Wirkens der zwei Zeugen zu finden, dann wird sich die nächste Frage nach deren Identität auch leichter klären lassen. Das Gleiche würde auch in umgekehrter Reihenfolge gelten.
Rechnet man die 42 Monate mit jeweils 30 Tagen pro Monat, ergibt es 1260 Tage (vgl. 1Mose 7,11 und 8,4 mit 7,18; sowie 4Mose 14,34; und Hes 4,6). Auch diese Zeitangabe gleicht dreieinhalb Jahren. Weiter oben haben wir bereits gesehen, dass die Bezeichnung 42 Monate in beiden Texten verwendet wird um die Wirksamkeit der Feinde Gottes zeitlich einzurahmen (Offb 11,2; 13,5). Die Bezeichnung 1260 Tage bezieht sich jedoch nur auf die, welche auf der Seite Gottes stehen (Offb 11,3 und 12,6). Doch diese zwei Lager folgen zeitlich nicht aufeinander, sondern verlaufen parallel, bzw. stehen sich im Kampf gegenüber. Daher müsste es sich auch um dieselbe zeitliche Periode handeln.
In Kapitel 12 und 13 werden wir noch auf die Texte im Buch Daniel eingehen, denn diese tragen zum Verständnis sowohl der Zeitangaben als auch der Inhalte in der Offenbarung bei.
Es gibt aber noch weitere Texte in der Bibel, welche zum Verständnis für die Zeitangaben in Offenbarung 11-13 beitragen können. Immerhin gibt es in Offb 11,5 einige indirekte Hinweise auf das Wirken des Propheten Mose und Elia. Mose stand dem Pharao gegenüber, also einer Weltmacht. Elia stand seinem eigenen Volk gegenüber, welches von einem gottlosen König regiert wurde.
ist den Bibellesern die regenlose Periode zur Zeit des Propheten Elia aus der Geschichte Israels bekannt, obwohl diese Zahl dort nicht ausdrücklich genannt wird. In 1Kön 17,1 und 18,1 lesen wir: „Und es sprach Elia, der Tischbiter, aus Tischbe in Gilead zu Ahab: „So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn.“ Und „Nach einer langen Zeit (nach vielen Tagen) kam das Wort des HERRN zu Elia, im dritten Jahr: Geh hin und zeige dich Ahab, denn ich will regnen lassen auf die Erde.“ Beachten wir die Zeitangaben: diese Jahre; nach langer Zeit oder nach vielen Tagen; im dritten Jahr. Und weil im Dienstbereich bzw. Vollmacht der zwei Zeugen aus Offb 11,5 unter anderem enthalten ist: „den Himmel verschließen, damit es nicht regnen soll“, ist der Bezug zu den dreieinhalb Jahren Regenloser Periode zur Zeit des Elia hergestellt, obwohl
erst Jesus diese Zeitperiode mit drei Jahren und sechs Monaten präzisiert, ebenso Jakobus (Lk 4,25; Jak 5,17). Damit gibt Jesus diesem besonderen Ereignis in der Geschichte Israels einen bestimmten zeitlichen Rahmen mit tiefer inhaltlichen Bedeutung auch für seine Zuhörer in Nazareth. Dies sollte keineswegs übersehen werden, denn es ist die einzige Zeitangabe in der Bibel, welche mathematisch genau mit der Zeitangabe in der Offenbarung übereinstimmt. Zunächst aber stellt Jesus einen Bezug von der Zeit des Elia zu seinem eigenen Dienst her. Denn trotz der vielen Wunderwerke zur Zeit des Elia, hingen die meisten Israeliten den Baalim an. Ähnliches erlebt auch Jesus zunächst in Nazareth. Dort
wo er auf die Geschichte Israels zur Zeit des Elia (auch des Elisa) Bezug nimmt, traf er auf viel Unglauben und offenen Widerstand, ja, sie versuchten ihn sogar zu töten (Mk 6,6; Lk 4,29). Aber auch im gesamten Land Israel stieß er auf Unglauben, Ablehnung und offenen Widerstand von Seiten der führenden Elite des Judentums. „Und obwohl er solche Zeichen vor ihren Augen getan hatte, glaubten sie doch nicht an ihn.“ (Joh 12,37ff). Immer wieder suchten sie ihn zu töten (Mk 3,6; 11,18; Joh 5,17-18; 7,19; 8,37.40.59; 10,31-33; 11,53; Mt 26,4). Die Parallele zu dem Propheten Elia ist offensichtlich. Denn auch er beklagte: „»Herr, sie haben deine Propheten getötet, deine Altäre haben sie niedergerissen. Ich bin allein übrig geblieben, und sie trachten mir nach dem Leben«.“ (Röm 11,3; Zitat aus 1Kön 19,10-14). Und doch gelang es Elia nach dreieinhalb Jahren durch das Gottesurteil auf dem Berg Karmel das Volk Israel wieder zu Gott zurückzuführen, wenn auch nur vorübergehend. Und Jesus sagt zum Ende seines Dienstes: „ Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ (Joh 12,32).
Anmerkung: Nach dem Johannesevangelium hat Jesus mindestens zweieinhalb Jahre öffentlich gewirkt (vor dem ersten Passa (Joh 2,13) bereits mehr als sechs Monate; bis Joh 6,4: zweites Passa ein ganzes Jahr; bis Joh 12,1: drittes Passa, ein weiteres Jahr. Wenn das namentlich nicht genannte Fest in Joh 5,1ein Passafest war (was vom Kontext des Johannesevangeliums durchaus möglich ist), dann erstreckte sich sein Dienst sogar über mehr als dreieinhalb Jahre. Und im starken Kontrast zur den dreieinhalb Jahren der Dürreperiode zur Zeit von Elia regnete es zur Zeit von Jesus von der Seite Gottes geistlichen Segen in unermesslicher Fülle auf das gesamte Volk Israel. Auch wenn er von einem Teil seines Volkes abgelehnt wurde, richtete er das Reich Gottes ein in dieser Welt. Halten wir fest: diese Periode des Dienstes von Jesus wurde zum Wendepunkt nicht nur in Israel, sondern in der gesamten Menschheitsgeschichte. Oft wird betont, dass Israel seinen Messias abgelehnt hatte und dies stimmt einerseits auch (Joh 1,12; „Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht an“). Dabei darf nicht übersehen werden, dass Jesus gerade mit und durch seine gläubigen Volksgenossen begonnen hat sein Volk als den inneren Kern (gläubigen Rest) auf eine geistliche Weise zu sammeln (Jes 10,20-22; 49,6; Joh 1,12b; 11,52; Apg 15,16-17 Zitat aus Amos 9,11).
Die aufmerksame Beobachtung des Lebens und Dienstes von Jesus kann zu folgender Schlussfolgerung führen:
Wenn sich nun die Geschichte der Menschheit im Globalen in ähnlicher Weise abspielen wird, wie in der Dienstzeit von Jesus, so kann auch der zeitliche Rahmen von plus/minus drei Jahren übernommen werden und zwar auf symbolische Weise. Der gesamte Inhalt seines Dienstes wird sich in der darauf folgenden Menschheitsgeschichte auf eine ähnliche Weise entfalten.
Die Welt erlebte seit seinem ersten Kommen eine nie dagewesene Zuwendung Gottes.
Der größte Teil der Menschen hat bis heute das große Heil Gottes abgelehnt, ähnlich wie auch zur Zeit von Jesus und des Elia. Die Gemeinde durchlebt ähnliches, wie auch ihr Herr erlebt hat. Hier einige Parallelen:
• Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat.“ (Joh 15,18).
• „Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie eures auch halten.“ (Joh 15,20-21).
• Die Gemeinde (die Zeugen von Jesus) müssen durch viel Leiden hindurchgehen und am Ende werden sie sogar äußerlich zertreten und besiegt werden (Offb 11,2.7; 13,7; 20,4). So hat auch ihr Herr gelitten und wurde am Ende getötet nach dem Fleisch.
• Wie ihr Herr durch das Kreuz zur Schau und Spott gestellt wurde, so werden seine Zeugen zum Spott und Schauspiel in dieser Welt (Offb 11,9). Und der Ap. Paulus schreibt: „Denn ich meine, Gott hat uns Apostel als die Allergeringsten hingestellt, wie zum Tode Verurteilte. Denn wir sind ein Schauspiel geworden der Welt und den Engeln und den Menschen.“) (1Kor 4,9; ähnlich auch Hebr 10,33).
• Wie Jesus von den Toten auferweckt wurde, so wird auch die Gemeinde (die Zeugen von Jesus) am letzten Tag von den Toten auferweckt oder verwandelt werden.
• Wie Jesus gen Himmel aufgefahren ist, so wird auch die Gemeinde von ihrem Herrn entrückt und in den Himmel aufgenommen werden zum Erstaunen aller ihrer Feinde.
So ähnlich kann es auch mit dem zeitlichen Rahmen sein. Die Dienstzeit von Jesus kann in einer symbolischen Periode auf die Dienstzeit der Gemeinde übertragen werden.
Damit haben Wir zwei geschichtliche und inhaltliche Anhaltspunkte für die Deutung der zeitlichen Bezeichnung der dreieinhalb Jahre in der Offenbarung. Allerdings wären die dreieinhalb Jahre als eine von Gott bestimmte und festgelegte Zeit anzusehen, dessen tatsächliche Zeitspanne jedoch für uns verborgen ist. Denken wir auch daran, dass sowohl Jesus als auch seine Apostel, zur Berechnung des zeitlichen Ablaufs und für das Kommen des Menschensohnes, des Weltendes, der Auferstehung der Toten und der Entrückung der Gemeinde keinen Anlass gaben
In Kapitel 12 und 13 kommen wir auf die Thematik der Zeitangabe nochmal zu sprechen und zwar mit Bezugnahme auf Aussagen aus dem Buch Daniel.

Anmerkung: Es gibt eine Auslegung, wonach die 1260 Tage als Jahre gerechnet werden. da im biblischen Kontext Tagesangaben gelegentlich auch für ganze Jahre gezählt werden (vgl. 1Mose 7,11 und 8,4 mit 7,18; sowie 4Mose 14,34; Hes 4,6), käme man auf den Gedanken, auch diese Tagesangaben auf Jahre umzurechnen, also auf 1260 chronologische Jahre. Auch diese Berechnung gibt es unter den Auslegern der Offenbarung (Beginn 270und endend 1530). Dieses Datum liegt lange zurück und es gibt immer noch Verfolgungen der Gemeinde. Dazu widerspräche es dem oben genannten Prinzip von Jesus und der Apostel, sich nicht mit zeitlichen Berechnungen zu beschäftigen.

2. Frage: Wen stellen diese zwei Zeugen dar?
Zeugen werden grundsätzlich bei Rechtsangelegenheiten hinzugezogen. Daher gilt das zwei / drei Zeugen Prinzip (5Mose 19,15; Mt 18,16). Auch zu diesem Abschnitt gibt es grundsätzlich zwei Auslegungen, eine wörtliche und eine symbolische.
Erstens: Es Handelt sich dabei um zwei Personen, welche in der Endzeit dreieinhalb Jahre lang in Jerusalem in Ähnlichkeit von Mose und Elia auftreten werden. Die zwei Zeugen werden nach dem Ende ihres Zeugnisdienstes getötet. Ihre Leichname werden dreieinhalb Tage auf den Plätzen Jerusalems liegen gelassen(Offb 11,8). Doch nach dreieinhalb Tagen zum Leben erweckt und gen Himmel gerufen werden. Diese Sicht wird von denen vertreten, welche die Ereignisse der Kapitel 6-19 in die so genannte siebzigste Jahrwoche aus Daniel 9,27 legen. Diese siebzigste Jahrwoche wäre demnach noch zukünftig. Manche Ausleger gehen davon aus, dass die Gemeinde noch vor dieser siebzigsten Jahrwoche entrückt wird und somit die Ereignisse der Kapitel 6-19 sie auch nicht treffen werden. Da diese Auslegung (mit einigen Variationen) im evangelikalen und pietistischen Bereich stark vertreten wird, soll an dieser Stelle darauf nicht näher eingegangen werden.
Zweitens: Die zwei Zeugen stehen symbolisch für die Zeugen aller Zeiten. Wie wir bereits oben gesehen haben, kann die Zeitangabe 1260 Tage auch symbolisch auf die gesamte neutestamentliche Zeit gedeutet werden. Bei dieser Deutung können zwei Personen nicht den gesamten Zeitraum abdecken. Ebenso müsste ihr Zeugendienst globalen Umfang haben und sich nicht nur auf das natürliche Jerusalem beschränken. Doch Zunächst schauen wir uns den Zeugendienst im Neuen Testament an. Das gr. Wort dafür ist o marthys – der Zeuge`. Im Laufe der Zeit wurde dieser Begriff auf die Blutzeugen (Märthyrer) ausgedehnt. Doch sind nicht alle Zeugen gewaltsam umgebracht worden (Lk 11,49; 21,16). In Offb 3,14 wird Jesus als der wahrhaftige Zeuge bezeichnet. Ebenso ist es der Heilige Geist, welcher von Jesus Zeugnis gibt (Joh 15,26). Die Zeugen von Jesus sind im NT in solchem Umfang benannt, dass sie im Zusammenhangunseres Textes nicht übergangen werden sollten.
Zu seinen Jüngern sagte Jesus: „Ihr werdet meine Zeugen sein“ (Joh 15,27; Apg 1,8; 4,33; 22,20; Lk 9,5; Mk 13,9; Apg 8,5; 13,51; 28,23). Auch von Johannes heißt es: „Um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses von Jesus Christus“ (Offb 1,9). Jesus bezeichnet Antipater als seinen treuen Zeugen (Offb 2,15). Im Laufe der Gemeindegeschichte gab es viele Zeugen (Offb 6,9-11; 12,11.17; 18,24; 20,4-6). Das Zeugnis von Jesus ist der Geist der Weissagung – Prophetie (Offb 19,10; 11,3; 10,11). Somit wäre `Zeuge` eine Dienstbezeichnung, das bezeugen durch `Weissagung` das Werkzeug dazu.

Die zwei Zeugen werden im Text auch noch als die zwei Leuchter, zwei Ölbäume und zwei Propheten bezeichnet.
„Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.(Offb 11,4). Aber um welche 2 Leuchter und zwei Ölbäume handelt es sich?
Dafür gibt es bereits im Buch Sacharia Hinweise. So lesen wir in Kap. 4,1-5: „Und der Engel, der mit mir redete, weckte mich abermals auf, wie man vom Schlaf erweckt wird, 2 und sprach zu mir: Was siehst du? Ich aber sprach: Ich sah, und siehe, da war ein Leuchter, ganz aus Gold, mit einer Schale oben darauf, auf der sieben Lampen waren und je sieben Schnauzen an jeder Lampe, die auf ihr war, 3 und zwei Ölbäume dabei, einer zu seiner Rechten, der andere zu seiner Linken. 4 Und ich fuhr fort und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Mein Herr, was ist das? 5 Und der Engel, der mit mir redete, antwortete und sprach zu mir: Weißt du nicht, was das ist? Ich aber sprach: Nein, mein Herr.“
Natürlich wusste der Prophet Sacharia, dass es In der Stiftshütte nur einen Leuchter gab und im Tempel zehn Leuchter aufgestellt waren, auf jeder Seite fünf(1Kön 7,49; 2Chr 4,7.20). Dieser Leuchter jedoch sieht etwas anders aus, dazu noch zu beiden Seiten je ein Ölzweig oder Ölbaum. Da sehen wir, dass es bereits dem Propheten so ergangen ist, wie auch uns heute. Und wir sind auch auf die Erklärung des himmlischen Boten angewiesen. „Und er antwortete und sprach zu mir: Das ist das Wort des HERRN an Serubbabel: Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth. 7 Wer bist du, großer Berg? Vor Serubbabel werde zur Ebene! Er wird hervorholen den Grundstein unter Jubelrufen: Glück zu! Glück zu! 8 Und es geschah zu mir das Wort des HERRN: 9 Die Hände Serubbabels haben dies Haus gegründet, seine Hände sollen’s auch vollenden, damit ihr erkennt, dass mich der HERR Zebaoth zu euch gesandt hat. 10 Denn wer hat den Tag der geringen Anfänge verachtet? Die werden doch mit Freuden sehen den Schlussstein in Serubbabels Hand. Jene sieben sind des HERRN Augen, die alle Lande durchziehen.“ (Sach 4,6-10). Das Bild vom goldenen Leuchter mit der Schale darauf und den sieben Lampen mit je sieben Schnäuzen an jeder Lampe (die von den zwei Ölbäumen mit Öl gespeist werden sind nach der Erklärung des Engels ein klarer Hinweis auf den allgegenwärtigen und alles durchdringenden Geist Gottes. Durch diesen Geist (dargestellt mit sieben Augen welche alle Lande durchziehen wird Gott sein Werk vollbringen. (Sach 4,10; 3,9; Offb 1,4; 3,1; 4,5; 5,6).
Sach 4,11-14: „Und ich fuhr fort und sprach zu ihm: Was sind die zwei Ölbäume zur Rechten und zur Linken des Leuchters? 12 Und ich sprach weiter zu ihm: Was sind die beiden Zweige der Ölbäume bei den zwei goldenen Röhren, aus denen das goldene Öl herabfließt? 13 Und er sprach zu mir: Weißt du nicht, was sie sind? Ich aber sprach: Nein, mein Herr. 14 Und er sprach: Es sind die zwei Gesalbten, die vor dem Herrscher aller Lande stehen.“
Zwei Ölbäume sind die zwei Gesalbten (Bevollmächtigten). Sollten wir da nicht zuerst an Jesus, den Gesalbten Gottes und den Heiligen Geist, der als die Salbung bezeichnet wird denken? Denn diese Beiden sind vor Gott und sind ja vom Vater in Vollmacht zum Zeugnis ausgesandt worden (Jes 61,1f; Lk 4,18f; 1Joh 2,20.27).
Damals ging es um den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem in den Jahren 520-516 v.Chr. Jenes Unternehmen wurde von Seiten der Feinde Gottes sehr angefochten. In diesem Zusammenhang sind zwei besondere Personen genannt – Serubbabel als Statthalter aus dem Königshaus (auch in der Stammesliste von Jesus enthalten Mt 1,16). In Sach 3,1ff wird der Hohepriester Jeschua von Gott durch einen Boten in den Priesterdienst eingeführt und bevollmächtigt am Hause des Herrn den Dienst zu versehen.
Diese zwei Gesalbten, bzw. mit dem Heiligen Geist erfüllten und bevollmächtigten Repräsentanten des Volkes Gottes bauten den Tempel wieder auf und übergaben ihn zum Dienst für die kommenden etwa 550 Jahre.
Und damit wären sie in gewissem Sinne Vorbilder für die beiden Zeugen aus Offb 11,3-4. Oder anders ausgedrückt, mit ihrem Doppeldienst heben sie vorbildhaft die zwei wichtigen Dienste der zwei Zeugen hervor, nämlich Königsherrschaft und Priesterdienst an der Gemeinde in dieser Welt und dies im Auftrag von Jesus und in der Kraft des Heiligen Geistes. Ist uns bewusst, dass in neutestamentlicher Zeit das gesamte Volk Gottes ein königliches Priestertum bildet (1Petr 2,9-10; Offb 1,6; 5,10; abgeleitet aus 2Mose 19,5-6).
Die Aussage in Sach 4,10: “die vor dem Herrscher aller Lande stehen“, ist ähnlich wie auch in Offb 11,4. Dies unterstreicht zusätzlich, dass diese beiden Texte und ihr Inhalt in engem Zusammenhang stehen.
Nach 1Joh 2,20 und 2,27 erfahren wir, dass die Gläubigen die Salbung haben, also den Heiligen Geist. Und nach den Worten von Jesus sind sie: „das Licht der Welt“ (Mt 5,14). Leuchter stehen auch für die Gemeinde (Offb 1,19-20). Aufgrund dieser Zusammenhänge wäre der Dienst der zwei Zeugen umfassend, sowohl räumlich als auch zeitlich. Seit Pfingsten sind unzählige Menschen aus
Israel durch das Zeugnis der Apostel und Evangelisten zum Glauben an Jesus gekommen und ihre Zahl wächst zunehmend weltweit, auch in Israel. Die ersten Zeugen für die Nationen waren Gläubige aus Israel, welche die Botschaft vom Reich Gottes zu den Völkern brachten. Und so setzte sich der Zeugendienst der Gläubigen bis in unsere Zeit fort.
Im Laufe des Textes werden wir noch weitere Identitätsmerkmale dieser zwei Zeugen erkennen, welche uns auch an den Dienst von Mose und Elia erinnern.

3. Frage: Geht es hier um Feuer speiende Propheten?
und wenn jemand ihnen schaden will, so geht Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; und wenn jemand ihnen schaden will, muss er ebenso getötet werden. (Offb 11,5).
Die zwei Zeugen weissagen und da ihr Zeugnis öffentlich ist, ruft es auch Gegner auf den Plan. Man versucht ihnen Schaden zuzufügen, dies spricht für Verfolgungen und Bedrängnisse. Und sie reagieren darauf mit Feuer. Doch dabei müssen wir an die Symbolik dieser Bilder denken. Denn es geht nicht um feuerspeiende Diener Gottes. Und wenn, dann werden sie nicht auf physische Weise ihre Feinde töten, denn dies stünde ja im krassen Gegensatz zu dem Evangelium von Jesus Christus (Mt 5,44; Lk 9,51-56; Röm 12,19f). Allein schon aus diesem Grund wäre eine buchstäbliche Deutung dieses Textes unangemessen.
Allerdings wurden in alttestamentlicher Zeit Feinde Gottes sogar auch im Volk Israel durch Feuer im buchstäblichen Sinne vernichtet. Dazu gibt es viele Beispiele, besonders aus dem Dienst der Propheten Mose und Elia. In Psalm 106,8 lesen wir: „Ein Feuer brannte unter ihrer Rotte, eine Flamme verzehrte die Gottlosen.“ (4Mose 26,10). Und auch durch den Propheten Elia übte Gott Gericht an seinen Feinden durch Feuer (2Kön 1,10-12). Auf diesem historischen Hintergrund können wir auch die Symbolik dieses Offenbarungstextes sehen. Denn eine wörtliche Deutung in diesem Teil des Dienstes der Zeugen würde dem Evangelium vom Reich Gottes entgegen stehen.
Bereits in Jer 5,13-14 lesen wir: „Die Propheten werden zu Wind und Gottes Wort ist nicht in ihnen. So ergehe es ihnen selbst! Darum spricht der HERR, der Gott Zebaoth: Weil ihr solche Reden führt, siehe, so will ich meine Worte in deinem Mund zu Feuer machen und dieses Volk zu Holz, und es soll sie verzehren.“
Diese Drohung erging damals zunächst an die falschen Propheten, aber auch an das Volk , dem der Herr jede Art von Götzendienst und zuchtlosem Verhalten vorwerfen musste.
So wurde das Wort des Herrn in dem Mund des Propheten zu Feuer und seine Wirkung war verzehrend. Dies entspricht auch der besonderen Wirkung des Wortes Gottes, wie in Jer 23,29 geschrieben steht: „Ist mein Wort nicht brennend wie Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?“ (dazu auch Jer 20,9; Spr 30,5; ). Trifft da nicht auch zu, was in der Sendung von Jesus inbegriffen war: „Ich bin gekommen Feuer auf die Erde zu werfen; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte!“ (Lk 12,49ff). Es ist nun eindeutig, dass Jesus kein materielles Feuer auf die Erde warf. Es wird sich um seine Botschaft durch sein Wort gehandelt haben mit entsprechenden Auswirkungen. Feuer steht auch für Gericht, so sagte Jesus: „Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen …“ (Joh 9,39). Und bereits Johannes der Täufer sagte von Jesus: „In seiner Hand ist die Worfschaufel, und er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune sammeln, aber die Spreu wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“ (Lk 3,17). Und seinen Jüngern verspricht Jesus: „Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Widersacher nicht widerstehen noch widersprechen können.“ (Lk 21,15). Von Stephanus dem ersten Blutzeugen wird gesagt: „Doch sie vermochten nicht zu widerstehen der Weisheit und dem Geist, in dem er redete.“ In diesem Sinne können wir auch die Wirksamkeit des Zeugnisses durch Weissagung dieser zwei Propheten verstehen. Das Evangelium ist Wasser des Lebens für die Glaubenden aber verzehrendes Feuer für die, welche das Heil ablehnen (Joh 7,38; 15,6; 2Kor 2,15-16).

Im Dienst dieser zwei Zeugen werden weitere Aspekte genannt, welche ebenfalls an die zwei großen Propheten Mose und Elia erinnern.
Diese haben die Macht, den Himmel zu verschließen, damit während der Tage ihrer Weissagung kein Regen fällt; und sie haben Gewalt über die Wasser, sie in Blut zu verwandeln, und die Erde zu schlagen mit jeder Plage, sooft sie nur wollen. (Offb 11,6).
Dies erinnert uns an dreieinhalb Jahre Regenloser Zeit unter Elia und auch an Mose durch den Gott all die Wunder in Ägypten vollbracht hat. Natürlich handelten jene Propheten ausdrücklich im Namen und Auftrag Gottes. Doch lassen sich nicht alle Elemente aus dem Dienst von Mose und Elia auf die zwei Zeugen übertragen. Das Lebensende dieser zwei alttestamentlichen Propheten war anders als das der zwei Zeugen sein wird (vgl. Offb 11,7 mit 2Kön 2,11; 5Mose 34,5-6). Die Besonderheit mit ihrer Begegnung mit Jesus auf dem Berg der Verklärung und das sich anschließende Gespräch seiner Jünger über Elia gehört auch zu unserem Thema (Mt 17,1-13). Dies macht auch deutlich, dass es sich nicht um dieselben Personen handelt, die noch einmal erscheinen werden, sondern aus deren Leben werden bestimmte Aspekte für die Zeugen während der Gemeindegeschichte übertragen. Auch macht Jesus klar, dass sich in der Person von Johannes dem Täufer die Prophetie aus Mal 3,1-2; 22-23 erfüllt hatte (Mt 11,14).
Doch wie Gott in alttestamentlicher Zeit die Propheten für besondere Dienste am Volk Israel und deren Umgebung eingesetzt und mit Vollmachten ausgestattet hatte, so wird der Herr Jesus Christus seine durch den Heiligen Geist gesalbten und bevollmächtigten Zeugen in dieser Welt einsetzen.
Alle drei genannten Dinge (Feuer, Blut, jede Art von Plagen) sind uns auch aus den ersten vier Posaunengerichten bekannt, welche über diese Erde gehen und sowohl das Land als auch Menschen treffen. Und dort sind die Anbetenden am Altar an den Ereignissen in dieser Welt beteiligt, wenn auch indirekt durch ihre Gebete (Offb 8,1-5; 6-12).
Passende Bibelstellen zu dem Bereich Vollmacht der Zeugen von Jesus:
• Mt 16,19: „Ich gebe dir die Schlüssel des Himmelreichs, alles was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein …“ (dazu auch Mt 18,18 bezogen auf alle Jünger).
• Joh 20,23: „Wem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen, wem ihr sie behaltet, dem sind sie behalten“.
• Lk 10,18-20: „Ich habe euch Vollmacht gegeben zu treten auf Schlangen und Skorpione und über alle Macht des Feindes und nichts soll euch schaden“.
• 2Kor 10,4: „Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören.“
• Röm 15,19: „In der Kraft von Zeichen und Wundern und in der Kraft des Geistes Gottes. So habe ich von Jerusalem aus ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium Christi voll ausgerichtet.“
• Apg 8,20: Strafandrohung über Simon den Zauberer in Samarien, denn er suchte die Gabe und Vollmacht des Heiligen Geistes mit Geld zu kaufen.
• Apg 13,11: Strafe über Elymas den Zauberer in Paphos auf Zypern, weil er dem Paulus widerstand und den Stadthalter vom Glauben an Jesus abhalten wollte.
• Apg 18,6: „Euer Blut komme auf euer Haupt“ sagte der Ap. Paulus den widerstrebenden Juden in Korinth.
Diese Textaussagen bekräftigen die Vollmacht und Wirksamkeit der Worte Gottes durch den Dienst der Zeugen von Jesus.

4. Frage: Was bedeutet, dass die Zeugen durch das Tier getötet werden?
Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben werden, wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, Krieg mit ihnen führen und wird sie überwinden und sie töten. (Offb 11,7).
Es kommt also die Zeit, in der das Zeugnis der Zeugen von Jesus zu Ende sein wird und zwar auch im globalen Sinne (Mt 24,14; Joh 9,4). Die Angriffe kommen von dem Tier, welches aus dem Abgrund heraufsteigt. In Offb 17,8 lesen wir von ihm: „Das Tier, das du gesehen hast ist gewesen und ist jetzt nicht und wird wieder aufsteigen aus dem Abgrund und in die Verdammnis fahren. Und es werden sich wundern, die auf Erden wohnen, deren Name nicht geschrieben steht im Buch des Lebens vom Anfang der Welt an, wenn sie das Tier sehen, dass es gewesen ist und jetzt nicht ist und wieder sein wird.“
Es geht um das Tier aus Kapitel 13,1-8 welches global agiert, allerdings in seiner Erscheinung gegen Ende seiner Herrschaft, wenn es eine Art Neubelebung erfährt. Dies markiert auch das Ende des globalen Zeugnisses der Zeugen von Jesus. Daher scheint der Angriff des Tieres in unserem Text der letzte (globale) und derselbe zu sein wie der in Offb 16,10-16; 19,15-21; 20,7-9 beschriebenen. Dabei handelt es sich um den letzten Kampf. Denn nach all diesen Texten steht das Ende dieser Weltzeit bevor, bzw. das Gericht , welches aus jeweils unterschiedlicher Perspektive beschrieben wird.
Doch bis dahin werden alle Zeugen (unter den unterschiedlichsten Systemen dieser Welt) verfolgt, bekämpft und oft auch des physischen Lebens beraubt (Offb 2,13; 6,9; 11,2; 12,5-17; 13,5-10; 20,4).
Aber auch in Bezug auf den einzelnen Zeugen gilt, dass sein Zeugnisdienst zu Ende gehen wird. (2Tim 4,8; 2Petr 1,14). In beiden Fällen folgte das Töten der Apostel. Denken wir auch an Stephanus (Apg 7) oder an Jakobus (Apg 12) Auch viele Propheten des AT (einschließlich Johannes dem Täufer) erlitten dieses Schicksal zum Ende ihres Zeugnisdienstes.
Ähnlich klingen da die Worte von Jesus: „Dann werden sie euch der Bedrängnis überantworten und euch töten. Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern.“ (Mt 24,9; Mk 13,9; Lk 21,14f). Passt hier nicht das Wort von Paulus aus Röm 8,35-38: „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? 36 Wie geschrieben steht: »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.« 37 Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, noch eine andere Kreatur uns scheiden vermag von der Liebe Gottes, welche in Jesus Christus ist unserem Herrn.“
(Jes 44,23). Die Aussage: „Wir werden den ganzen Tag getötet“, meint die ganze Zeit hindurch, immer wieder und dies seit den Tagen Kains. Somit wird deutlich, dass die Nachfolger von Jesus ähnliches erleben müssen wie auch ihr Herr erleiden musste.

5. Frage: Welche Stadt ist unter Sodom und Ägypten gemeint?
Und ihr Leichnam ⟨wird⟩ auf der Straße der großen Stadt ⟨liegen⟩, die, geistlich gesprochen, Sodom und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde. (Offb 11,8).
Die Aussage, dass ihre Leichname nicht begraben werden, ist ungewöhnlich, zumal sie nicht einfach auf einem Felde, sondern im Stadtinneren liegen gelassen werden. Was tun sich da die Bürger der Stadt an?
Die Bemerkung: „wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde“ lenkt unseren Blick zunächst nach Jerusalem. Diese Stadt wird zum einen mit Sodom und Gomorra verglichen.
• In Jes 1,9-10 lesen wir: „Hätte uns der HERR Zebaoth nicht einen geringen Rest übrig gelassen, so wären wir wie Sodom und gleich wie Gomorra. 10 Höret des HERRN Wort, ihr Herren von Sodom! Nimm zu Ohren die Weisung unsres Gottes, du Volk von Gomorra!“ Der geistliche Zustand des Volkes hatte bereits zur Zeit des Propheten Jesaja (8. Jh.) einen Tiefstand erreicht, so dass sie mit Sodom verglichen wurden.
Jer 23,14: „aber bei den Propheten zu Jerusalem sehe ich Gräuel, wie sie ehebrechen und mit Lügen umgehen und die Boshaften stärken, auf dass sich ja niemand bekehre von seiner Bosheit. Sie sind alle vor mir gleichwie Sodom und die Bürger Jerusalems wie Gomorra.“ Im 7. Jh. hatte sich der geistliche Tiefstand in Juda und Jerusalem verfestigt.
Hes 16,48: „Deine große Schwester ist Samaria mit ihren Töchtern, die dir zur Linken wohnt, und deine kleine Schwester ist Sodom mit ihren Töchtern, die zu deiner Rechten wohnt. 47 Es war dir nicht genug, in ihren Wegen zu gehen und nach ihren Gräueln zu tun; du hast es noch ärger getrieben als sie in all deinem Tun. 48 So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Sodom, deine Schwester, samt ihren Töchtern hat’s nicht so getrieben wie du und deine Töchter. 49 Siehe, das war die Schuld deiner Schwester Sodom: Stolz und alles in Fülle und sorglose Ruhe hatte sie mit ihren Töchtern; aber dem Armen und Elenden halfen sie nicht.“ Der Zustand der Bewohner von Jerusalem lag damals unter dem Niveau der Bevölkerung von Sodom (vgl. dazu was Jesus sagte: Mt 10,15; 11,24).
Jerusalem wird in diesem Text auch mit Ägypten verglichen. So lesen wir in Jes 30,2: „Weh den abtrünnigen Kindern, spricht der HERR, die ohne mich Pläne fassen und ohne meinen Geist Bündnisse eingehen, um eine Sünde auf die andere zu häufen, 2 die hinabziehen nach Ägypten und befragen meinen Mund nicht, um Zuflucht zu suchen beim Pharao und sich zu bergen im Schatten Ägyptens! 3 Aber es soll euch die Zuflucht beim Pharao zur Schande geraten und der Schutz im Schatten Ägyptens zum Hohn.“
Jes 31,1: „Weh denen, die hinabziehen nach Ägypten um Hilfe und sich verlassen auf Rosse und vertrauen auf Wagen, weil ihrer viele sind, und auf Gespanne, weil sie sehr stark sind! Aber sie schauen nicht auf den Heiligen Israels, und den HERRN befragen sie nicht.“
Der Kontext macht deutlich, dass Israel Bündnisse mit Ägypten einging und dadurch sich wieder in Abhängigkeiten begab.
Deswegen ist Ägypten ein Symbol für Sklaverei und Sodom ein Symbol für Hochmut, zuchtloses Leben und Unterdrückung der Schwachen. Damit wurde damals Jerusalem verglichen. Doch da diese Bilder Symbolcharakter haben, können diese auch in einem weiteren, umfassenden Sinne verstanden werden. Denn der erklärende Zusatz in Bezug auf jene Stadt: „welche geistlich Sodom und Ägypten genannt wird“, erlaubt eine viel umfassendere Interpretation. Denn diese Stadt wird im geistlichen Sinne als die `Große` bezeichnet. Und als `große Stadt` wird in der Offenbarung (und den übrigen Schriften) nicht das natürliche Jerusalem sondern Babylon bezeichnet (Offb 16,10.16.19; 17,18; 18,10.18.19.21). Denn bereits damals hatten sich die Nationen mit den Stämmen Israels zusammengetan und sind gegen den waren König und Gesalbten des Herrn vorgegangen. Dies bezeugten die Gläubigen der Gemeinde in Jerusalem indem sie Psalm 2 zitierten. „Und als man sie hatte gehen lassen, kamen sie zu den Ihren und berichteten, was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten. 24 Als sie das hörten, erhoben sie ihre Stimme einmütig zu Gott und sprachen: Herr, du hast Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht, 25 du hast durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, durch den Heiligen Geist gesagt (Psalm 2,1-2): »Warum toben die Heiden, und die Völker nehmen sich vor, was vergeblich ist? 26 Die Könige der Erde treten zusammen, und die Fürsten versammeln sich wider den Herrn und seinen Christus.« 27 Wahrhaftig, sie haben sich versammelt in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels, 28 zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvor bestimmt haben, dass es geschehen soll.“ (Apg 4,23-28). Ja, damals hatte sich die Weltgemeinschaft (Rom und die Führung Israels) durch ihre Vertreter in Jerusalem gegen den Christus aufgelehnt. Das Bild der großen Stadt steht symbolhaft für Weltmachtzentrum, weil die Könige der Erde aller Zeiten sich gegen den Christus auflehnen und ihn beseitigen wollen.

6. Frage: Warum erlaubt man nicht, dass die Leichname drei Tage und ein halber Tag nicht bestattet werden?
Und ⟨viele⟩ aus den Völkern und Stämmen und Sprachen und Nationen sehen ihren Leichnam drei Tage und einen halben und erlauben nicht, ihre Leichname ins Grab zu legen. 10 Und die auf der Erde wohnen, freuen sich über sie und sind fröhlich und werden einander Geschenke senden, denn diese zwei Propheten quälten die auf der Erde Wohnenden. (Offb 11,9-10).
Fällt uns auf, dass hier von Völkern, Sprachen, Stämmen und Nationen die Rede ist, so auch von den Bewohnern der Erde? Dies spricht eher dafür, dass es sich um ein Ereignis handelt, welches globalen Umfang hat und nicht lokal begrenzt ist.
Einen Leichnam nicht zu bestatten ist ein Ausdruck stärkster Verachtung. Denn dadurch wird er dem Wild und den Vögeln zum Fraß preisgegeben (1Sam 17,46). So ging man oft mit Feinden um. Doch auch die Bewohner Jerusalems traf dieses Schicksal. Wir lesen in Psalm 79,2-4: „Sie haben die Leichname deiner Knechte / den Vögeln unter dem Himmel zu fressen gegeben und das Fleisch deiner Heiligen den Tieren im Lande. 3 Sie haben ihr Blut vergossen um Jerusalem her wie Wasser, und da war niemand, der sie begrub. 4 Wir sind bei unsern Nachbarn zur Schmach geworden, zu Spott und Hohn bei denen, die um uns her sind.“ Doch dieses Schicksal wird letztlich jene ereilen, die so mit den Knechten Gottes verfahren sind (Offb 19,17).
Erinnern wir uns an die Zusammenhänge mit dem Kreuzesgeschehen. Das normale bei den Kreuzigungen war, dass die Körper der gekreuzigten solange am Kreuz hängen gelassen wurden, bis sie gestorben waren. Und laut historischen Berichten konnte es oft auch mehrere Tage dauern. Jesus und den zwei Mitgekreuzigten ist dieses schmerzliche und verachtete Martyrium erspart geblieben. Erstens: Jesus verstarb bereits am Nachmittag gegen 15 Uhr und den anderen wurden die Beine gebrochen, um einen schnellen Tod herbeizuführen. Der Grund war: Am Abend dieses Tages brach der Sabbat an und nach jüdischem Brauch durften die Körper der Gehängten nicht an den Kreuzen gelassen werden. Mir ist bewusst, dass dies nicht genau auf unseren Text in der Offb zutrifft. Trotzdem können wir da Zusammenhänge erkennen. Die Menschen hatten damals ihren Spott und ergötzten sich an diesem Schauspiel, dem Leid und Schmerz des gekreuzigten Jesus. Die ungläubigen Juden in Jerusalem hatten bereits damals Gefallen daran, dass Jakobus der Bruder des Johannes von Herodes Agrippa getötet wurde (Apg 12,1f). Der Ap. Paulus wurde gesteinigt und zur Stadt Lystra hinausgeschleift und liegengelassen. Doch er stand wieder auf zum Erstaunen aller (Apg 14,19f; 2Kor 11,25).
Erinnern wir uns auch an die Aussage von Jesus an seine Jünger: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll zur Freude werden.„ (Joh 16,20). Und im Gegensatz zu der nur kurz andauernden Freude der Feinde des Christus damals und aller anderer in der Zukunft, wird die Freude der Jünger von Jesus immer während sein (Joh 16,22; 1Petr 1,6-8).
Natürlich wurde der Körper von Jesus bestattet, doch die Welt freute sich den los zu haben, der schonungslos sie auf ihren Unglauben und sündiges Leben hingewiesen hatte. Doch seine Gegner empfanden seine zurechtweisenden Worte als eine Qual. Zu allen Zeiten empfanden Menschen das mutige Zeugnis der Diener Gottes als Gericht über ihren gottlosen Lebensstil. So auch das Zeugnis von Stephanus, Petrus und Paulus.

Einige Überlegungen zu den dreieinhalb Tagen. Zunächst fällt auf, dass dreieinhalb Tage an dreieinhalb Jahre angelehnt zu sein scheinen. Der zeitliche Größenunterschied ist offensichtlich. Und wenn die dreieinhalb Jahre symbolisch gedeutet werden, dann könnte auch bei den dreieinhalb Tagen das gleiche Prinzip angewendet werden, was jedoch nicht so einfach zu begründen wäre. Daher suchen wir zunächst nach Parallelen in denen diese oder ähnliche zeitliche Angabe vorkommt. Wir finden bei Jesus drei Formulierungen in Bezug auf die Zeit wann er auferstehen wird:
Die eine Formulierung lautet: „am dritten Tag“, wörtlich: „in dem dritten Tag“, man könnte auch sagen: während des dritten Tages (Mt 17,23; 27,64; Lk 9,22; 18,33; 24,7.46; Apg 10,40; 1Kor 15,4). Die andere Formulierung lautet: „nach drei Tagen“. Für uns Europäer hieße es, nachdem drei volle Tage erfüllt sind und der vierte bereits begonnen hat (Mt 27,63; Mk 8,31; 9,31; 10,34; ).
In Anlehnung an das Zeichen von Jona, spricht Jesus auch noch von drei Tagen und drei Nächten, in denen er im Herzen der Erde sein wird. Wir denken dabei an 72 Stunden (Mt 12,40; Jona 2,1).
Diese unterschiedlichen Beschreibungen derselben Zeitspanne ist auffällig, macht aber auch deutlich wie man mit zeitlichen Spielräumen umgegangen ist.
Genau genommen war Jesus weniger als 40 Stunden physisch tot, doch wurden damals die begonnenen und die noch nicht zu Ende gegangenen Tage als volle Tage gerechnet. Ja, noch mehr, wie die obigen Formulierungen zeigen. Daher kann zwischen den dreieinhalb Tagen aus Offb 11,7 und den drei Tagen in denen Jesus tot war durchaus ein Zusammenhang gesehen werden. Der Gedanke dabei wäre: Den Zeugen von Jesus ergeht es ähnlich, wie auch ihrem Herrn. In diesem Fall jedoch könnte der Beschluss, die Leichname nicht zu bestatten, als eine Vorsichtsmaßnahme angesehen werden. Denn bei den Juden verbreitete sich damals die Version, dass der Leichnam von Jesus bei Nacht gestohlen wurde. Dies sollte bei den Zeugen auf alle Fälle verhindert werden. Doch genau das Gegenteil bekommen sie mit ihren wachen Augen zu sehen, nämlich: Die Wiederbelebung der Zeugen und sogar deren Entrückung mit den Wolken in den Himmel. So heißt es weiter:
Und nach den drei Tagen und einem halben kam der Geist des Lebens aus Gott in sie, und sie stellten sich auf ihre Füße; und große Furcht befiel die, welche sie schauten. 12 Und sie hörten eine laute Stimme aus dem Himmel zu ihnen sagen: Steigt hier herauf! Und sie stiegen in den Himmel hinauf in der Wolke, und es schauten sie ihre Feinde. (Offb 11,11-12).
Die Freude und Geschenke austeilen unter den Feinden der Zeugen von Jesus währte nicht lange. Gerade wegen ihrer Maßnahmen werden sie Augenzeugen wunderbarer Ereignisse. Und obwohl sich uns auch hier weitere Fragen stellen, ist eines doch offensichtlich, dass die Zeugen von Jesus dasselbe erleben werden, was auch ihr Herr erlebt hat, nämlich: Die Auferstehung und Erhöhung in den Himmel auf Wolken. Denn der erklärende Zusatz: `in den Wolken`, erinnert sowohl an die Himmelfahrt von Jesus als auch an die Aussage des Paulus in 1Thes 4,17: „Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft. Und so werden wir beim Herrn sein allezeit.“
Anmerkung: Weil in diesen Texten einige Aspekte aus dem Leben und Dienst von Mose und Elia enthalten sind, denken wir auch an deren ungewöhnliches Lebensende. Während sich der Herr selbst um die Bestattung von Mose kümmerte, dass sein Grab niemand fand, so wurde Elia gen Himmel aufgenommen, ohne dass er zuvor starb und bestattet wurde (5Mose 34,5-6; 2Kön 2,11).
Trotz gewonnener Erkenntnisse, bleiben in diesem Text einige Fragen offen.

7. Frage: Was geschieht nun hier auf der Erde?
Nun wird unsere Aufmerksamkeit vom Blick in den Himmel wieder auf die Ereignisse hier auf Erden gelenkt.
Und in jener Stunde geschah ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel, und siebentausend Menschennamen wurden in dem Erdbeben getötet; und die Übrigen gerieten in Furcht und gaben dem Gott des Himmels Ehre. (Offb 11,13).
Das Phänomen Erdbeben ist uns bereits aus anderen Texten der Offenbarung bekannt (Offb 6,12; 8,5; 11,13.19; 16,18). Ausdrücklich wird betont, dass es ein großes Erdbeben war. Doch dabei stürzt noch nicht die gesamte Stadt ein, sondern nur der zehnte Teil, bei dem siebentausend Namen der Menschen getötet werden. Ist hier ein Gegenbild von 1Kön 19,18 zu erkennen, wonach Gott sich 7000 aufbewahrt hatte (Röm 11,1-5)? Im Gegensatz dazu werden hier siebentausend Namen getötet (ausgelöscht). Man kann hier den Beginn des Zusammenbruchs der Zivilisation erkennen. Wie viel Vorboten gab es bereits, auch in jüngerer Geschichte. Und es kann begründet werden, dass bei solchen Ereignissen auch viele Menschen sich in ihrer Not an Gott wenden. Im Text heißt es, dass die Übrigen Menschen Gott die Ehre gaben. Bedeutet dies auch, dass diese Übrigen nun eine Umkehr vollzogen haben? Ist ein zugeben bereits ein Geständnis (Phil 2,9-11)?

Mit der Stadt ist hier die oben im Text erwähnte `Große Stadt` gemeint. Und abhängig davon, ob sie im wörtlichen (=Jerusalem) oder übertragenem Sinne (=Babylon) gedeutet wird, gelangt man auch zu einem anderen Ergebnis, zumindest vom Umfang her. Wenn es ein Bild für die Machtzentren dieser Welt ist, dann kann auch der Zusammenhang zu Offenbarung 16,18-21 gesehen werden. Denn dort wird in dramatischen Bildern die Endphase des Zusammenbruchs der Zivilisation dieser Welt beschrieben.

Überleitung zum dritten Wehe, das durch die siebte Posaune eingeleitet wird
Das zweite Wehe ist vorüber; siehe, das dritte Wehe kommt bald (schnell). (Offb 11,14).
Dieser Schlusssatz bezieht sich auf das Lager der Feinde Gottes (Offb 9,20), nicht auf die Zeugen des Christus, sie erleiden zwar Leid, aber über diese wurde kein Wehe ausgesprochen.
Das zu erwartende dritte Wehe ist in der siebten Posaune zu sehen, denn damit wird auch das Endgericht eingeleitet.

3.7 Und der siebte Engel posaunte: Das Ende der Weltzeit, die Auferstehung und das Gericht

(Bibeltext: Offb 11,15-19)
Die siebte Posaune ist auch die letzte Posaune. Und wieder beginnen die Schilderungen aus der himmlischen Perspektive. So lesen wir:
Und der siebente Engel posaunte; und es geschahen laute Stimmen im Himmel, die sprachen: Das Reich der Welt ist unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit. 16 Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihre Angesichter und beteten Gott an 17 und sprachen: Wir danken dir, Herr, Gott, Allmächtiger, der ist und der war, dass du deine große Macht ergriffen und deine Herrschaft angetreten hast. (Offb 11,15-17).
Der siebente Engel läutet das Ende dieser Weltzeit ein. Denn nach dem Hinweis des Engels in Kapitel 10,6 endet mit der siebten Posaune die Zeit. Dort wurde der Begriff `Chronos` verwendet. Die menschliche Zeitgeschichte ist damit zu Ende. Das kann bedeuten, dass von Seiten der Menschen nichts mehr fortgesetzt oder verändert werden kann. Nun ist nur noch Gott am Handeln.
Die vielen unüberhörbaren Stimmen im Himmel stimmen einen Hymnus, Lobpreis an, der von seiner Intensität gewaltig ist. Er lautet: „Das Reich der Welt ist unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Gott hat das Reich (die Herrschaft) dieser Welt sozusagen in Etappen zurückgewonnen. Der erste Triumpf errang er in Christus durch dessen Tod und glorreiche Auferstehung. Mit der Thronbesteigung bekam Jesus vom Vater alle Machtbefugnisse im Himmel und auf Erden (Mt 28,17-20). Die Zeit bis zum Ende verbringt Jesus nun damit, um sein himmlisches und göttliches Reich in dieser Welt einzurichten. Er kämpft und besiegt einen Feind nach dem anderen. Wenn er den letzten Feind (den Tod) besiegt hat wird er das Reich an Gott den Vater zurückgeben (1Kor 15,24-26).
Die Formulierung: „und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit“, wird jeweils im Plural verwendet und kann die Unendlichkeit, das immerwährende Sein, wie in einem Kreislauf beschrieben werden (Hebr 1,8; 13,21; Offb 1,6.18; 4,10; 5,13).

Danach wird die Danksagung als Hymnus der vierundzwanzig Ältesten beschrieben: „Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihre Angesichter und beteten Gott an 17 und sprachen: Wir danken dir, Herr, Gott, Allmächtiger, der ist und der war, dass du deine große Macht ergriffen und deine Herrschaft angetreten hast.“ (Offb 11,16-17). Wir sehen, dass dieser Hymnus als Danksagung in Anbetungshaltung (mit niederfallen) an den Allmächtigen Gott und Herrn gerichtet ist.
Bei der Formulierung: „der ist und der war“ scheint der dritte Teil, nämlich: „der da kommt“ zu fehlen, wie in Offb 1,4.8 und 4,8 gesagt wird. Aber es fehlt nicht, denn nun ist er gekommen.

Mit der siebten Posaune ist auch der letzte Kampf, der vom Tier gegen die Zeugen von Jesus geführt wird zu Ende (Offb 11,7). Es handelt sich dabei um denselben letzten Kampf, der später in Offb 16, bei der sechsten Zornesschale eingeleitet wird und in Kapitel 19,15-21 und 20,7-9 beschrieben wird, zu Ende. Die Mächte aus dem Feindeslager: Das Tier, der falsche Prophet und der Drache sind besiegt und damit auch entmachtet. Dies wird auch durch die folgende Formulierung im Text deutlich: „Und die Nationen sind zornig gewesen“, aber nun sind sie besiegt samt ihren Anführern und können nichts mehr tun.
Weiter im Text sagen die vierundzwanzig Ältesten: „und dein Zorn ist gekommen und die Zeit der Toten, gerichtet zu werden, und ⟨(die Zeit),⟩ den Lohn zu geben deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, klein und groß, und die zu verderben, welche die Erde verderben. (Offb 11,18).
Die Aussage: „dein Zorn ist gekommen“ erinnert an Offb 6,17: „es ist gekommen der große Tag ihres Zorns und wer kann bestehen“. Bereits dort wurde der Beginn des Gerichtstages beschrieben. Hier handelt es sich um denselben Gerichtstag, aber es kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu und zwar die Totenauferstehung
Für den in diesem Text verwendeten Begriff `Zeit`, steht im Griechischen `kairos`. Er steht in Bezug zu den Toten, bzw. der Auferweckung der Toten. Hier steht nicht der Zeitpunkt im Vordergrund, sondern das Ereignis selbst. Da in diesem Text von allen Toten (sowohl der Gerechten als auch der Gottlosen)die Rede ist, lässt sich die Verbindung zu Joh 5,28-29 und Mt 13,37-49 erkennen, wonach sowohl die Gerechten als auch die gottlosen gleichzeitig auferweckt werden und dies am Ende dieses Zeitalters (vgl. dazu auch Dan 12,1-2). Nach 1Kor 15,26 ist der letzte Feind der Tod und durch die Auferweckung aller Toten, wird er aufgehoben sein. Und ebenso kann die Verbindung zu 1Kor 15,52 hergestellt werden. Dort wird zwar nur von der Auferweckung und Verwandlung der Gläubigen gesagt, weil der Aspekt der Auferstehung der Ungläubigen nicht zur Fragestellung gehörte. Der Apostel betont aber, dass es zur Zeit der letzten Posaune sein wird. Er schreibt: „und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.“
Dies stimmt auch Überein mit den Worten des Herrn Jesus aus Matthäus 24,31: „er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen (mit starkem Posaunenschall), und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern.“ (dazu auch 1Thes 4,16ff auch hier bezog sich die Fragestellung in Bezug auf die Auferstehung nur auf die Gläubigen).
Demnach steht die Belohnung der Knechte des Herrn und das Gericht über die Ungerechten in unmittelbarem Zusammenhang mit der allgemeinen, bzw. Alle Toten umfassende Auferstehung zusammen. Die detailliertere Beschreibung wird in Offb 20,10-14 gegeben und ebenso in Mt 25,31-46.
Der Lohn für die Gläubigen hat viele Inhalte: Ewiges Leben, Siegeskranz der Gerechtigkeit, das Erbe (Kol 3,24)
Den auferweckten Ungerechten erwartet Gericht und Verderben. Darüber wird in vielen anderen Texten berichtet (Mt 8,12; 13,42.50; 25,41; Lk 13,28; 2Thes 2,12).

Dann wird der Blick des Johannes auf das himmlische Zentrum gelenkt. „Und der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel gesehen; und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel“ (Offb 11,19).
Die Lade des Zeugnisses oder des Bundes wird im himmlischen Tempel sichtbar. Zur Zeit der Reformen durch den frommen König Josia wurde die Lade des Bundes wieder in das Heiligtum hineingebracht (2Chr 35,3). Doch danach wird die Bundeslade nicht mehr erwähnt. In Jer 3,16 lässt der Herr durch den Propheten Jeremia sagen: „Und es soll geschehen, wenn ihr zahlreich geworden seid und euch ausgebreitet habt im Lande, so soll man, spricht der HERR, in jenen Tagen nicht mehr sagen: Die Bundeslade des HERRN. Man wird ihrer nicht mehr gedenken noch nach ihr fragen noch sie vermissen; und sie wird nicht wieder gemacht werden.“ Der Kontext macht deutlich, dass die Anwesenheit Gottes vom Allerheiligsten des irdischen Tempels verlegt wird in den geistlichen Tempel des neuen Bundesvolkes Gottes (Jer 31,31-34; Hes 36,25-27; Joh 14,23).
Wenn sie jedoch im Himmlischen Tempel wieder gesehen wird, dann hat diese einen geistlichen Bezug und Bestimmung. Denn aus diesem Tempel ist sie nie entwendet worden, wie das im irdischen Tempel geschehen war.
Für die Gegenwart gilt: „denn ich will unter ihnen wohnen“ (2Kor 6,16).

Die letzten Worte sind sehr beeindruckend und wuchtig: „ und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel“ (Offb 11,19b).
Wieder fahren Blitze aus dem Himmel, begleitet von weiteren Stimmen, Donner, ein Erdbeben und schließlich ein großer Hagel. Diese Äußerungen sind uns bereits bekannt aus Offb 4,5; 8,5; und sie kommen noch in 16,8 vor.
Anmerkung zu Erdbeben: Das griechische Wort `seismos` kann einfach mit `beben` oder Erschütterung übersetzt werden, denn der Zusatz `Erde Ist im Wort nicht enthalten. Auch der See kann beben, bzw. erschüttert werden (Mt 8,24). In Hebr 12,26-27 wird sogar die Erschütterung des Himmels vorausgesagt. Dort lesen wir: „Seine Stimme hat zu jener Zeit die Erde erschüttert, jetzt aber verheißt er und spricht: »Noch einmal will ich erschüttern nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel.« Dieses »Noch einmal« aber zeigt an, dass das, was erschüttert wird, weil es geschaffen ist, verwandelt werden soll, auf dass bleibe, was nicht erschüttert wird.“ (dazu auch Vers 28; Haggai 2,6 ).
Diese Prophezeiung könnte sich auf Offb 11,19 aber genauso auf Offb 6,12-17; 20,10 beziehen.
Damit sind wir am Ende des dritten Teils unserer Betrachtung angekommen und am Ende des ersten Teils der Offenbarung.

Abbildung 2 Der Herodianische Tempel

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DIE OFFENBARUNG JESU CHRISTI – 1. TEIL

DIE OFFENBARUNG JESU CHRISTI

„welche ihm Gott gegeben hat, um seinen Knechten zu zeigen, was schnell geschehen muss“

Abbildung 1 Eine kleine christliche Kapelle auf dem Kastelli oberhalb des Hafenortes Skala auf der Insel Patmos (Foto: 10. Mai 2015).

Vorwort

Zu allen Zeiten bewegte dieses letzte Buch der Bibel die Christen. Die Motivation für mich ist, darin Jesus zu begegnen, seine Sicht der himmlischen und irdischen Welt kennen zu lernen. Ebenso motivierten mich die vielen Fragen von Christen im Rahmen des Gemeindedienstes in Pforzheim Büchenbronn. Das Ziel ist, eine klare Position zu beziehen für Jesus, seine Gemeinde und sein Reich. Ganz bewusst sind viele Bibeltexte ausgeschrieben, damit die Zusammenhänge der biblischen Wahrheiten nachvollziehbar und verständlich werden. Das `wir` in der Bibelstudie hebt hervor, dass Gedanken und Anmerkungen von verschiedenen Personen, welche an dieser Bibelstudie teilgenommen haben im Text eingeflossen sind. Ebenso sind Erkenntnisse von Auslegern, die bereits viel vorgearbeitet haben in diese Arbeit mit eingeflossen. Auch diese Bibelstudie ist und bleibt unvollständig und bedarf der Revision. Ich bin für jede Kritik oder Anmerkung dankbar, denn dies trägt entweder zur Korrektur oder der Festigung bei.

Teil 1: Die letzte Botschaft Jesu an seine Gemeinde

Einleitung

Das letzte Buch des Neuen Testamentes bildet auch das letzte Buch der gesamten Schriftoffenbarung Gottes. Es weist Parallelen auf zum 5. Buch Mose, dem Abschluss der Thora (vgl. Offb 22,18 mit 5.Mose 4,2 und Joh. 20,30-31 als Abschluss der Evangelien), Die Offenbarung ist ein prophetisches Buch, sie enthält aber auch Briefelemente, Grußworte, Segenswünsche. Die Offenbarung ist auch klar verortet, die Insel Patmos und die kleinasiatischen Gemeinden. Der Inhalt dieses Bilderreichen Buches kann nur im Kontext der gesamten Bibel verstanden werden. Die Hautperson ist Jesus Christus, der in der Vollmacht seines Vaters redet und handelt. Ihm zur Seite stehen der Heilige Geist und alle himmlischen Geistwesen. Neben vielen Zahlensymbolen fällt die Zahl sieben auf (etwa 50 Mal). Daher kann das gesamte Buch auch in sieben Teile von unterschiedlicher Textlänge eingeteilt werden. Die Struktur des Buches ist grundsätzlich chronologisch, sie beginnt mit der Thronbesteigung von Jesus und endet mit seiner Wiederkunft in Herrlichkeit. Doch werden im Buch mehrere parallel verlaufende Bilderreihen dargestellt, die dieselbe zeitliche Periode umfassen und zwar unter verschiedenen Perspektiven. Zum Beispiel Kapitel 6 endet mit dem Weltgericht, ebenso Kapitel 11, 19 und 20. Es handelt sich dabei nicht um verschiedene Endgerichte, sondern jedes Mal werden andere Aspekte des einen Weltgerichtes gezeigt.

Der erste von den 7 Abschnitten (1. Teil) umfasst Offenbarung 1,1-3,27. Darin wird hervorgehoben um wen es geht und welches das zentrale Thema des Buches ist. Und so beginnt sie, die Offenbarung:

Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss; und indem er sie durch seinen Engel sandte, hat er sie seinem Knecht Johannes kundgetan,  der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah. (Offb 1,1-2).

Die allgemein bekannte Überschrift `Offenbarung des Johannes` ist nicht Teil des Textes. Der Genetiv macht klar, dass diese Offenbarung Jesus Christus gehört. Er ist das Hauptthema dieses Buches, er, als der Lebendige, siegreiche König und Herr. Er bringt Gottes Heilsplan zur Vollendung.

1.1 Die Offenbarung – von wem ist sie und für wen ist sie bestimmt?

Das gr. Wort `κάλυμμα – kalymma` bedeutet Decke. Die Decke über der Stiftshütte (2Mose 26,14). Die Decke Moses (2Mose 34,33 und 2Kor 3,15-16). Die Wolke bedeckte/verhüllte die Stiftshütte (2Mose 40,34). Die Bedeutung der Aussage von Jesus über sein Leiden blieb den Jüngern verhüllt (Lk 9,45). In Lk 12,2 sagt Jesus: „es ist nichts ver-hüllt, was nicht ent-hüllt würde“. Die Vorsilben bei  diesen Verben bestimmen, ob das Objekt erkennbar ist oder nicht, ob eine Aussage verstanden wird oder nicht. Das gr. Substantiv `άποκάλυψις. apokalypsis` kann demnach mit Enthüllung übersetzt werden. Die Vorsilbe `άπο – apo` nimmt die Decke weg, sie deckt auf, so dass das Verdeckte zum Vorschein kommt (Mt 11,25-27; 16,17; Lk 10,21; 1Kor 2,10; Gal 1,12.16; Phil 3,15). Im Kontext von Offenbarung 1,1 werden Dinge enthüllt, die bis dahin in Gott verborgen waren. Bis auf eine Aussage in Offb 10,4 (was die sieben Donner geredet haben) soll Johannes nichts versiegeln,  sondern aufschreiben, also offenbaren, enthüllen. Damit ist das letzte Buch der Bibel ein offenbartes Buch. Jesus, das Lamm Gottes war allein würdig es zu enthüllen (Offb 5,5).

Gleich zu Beginn stellt sich die Frage, ob Jesus bereits wusste, was in der versiegelten Buchrolle an Inhalt verborgen war? Diese Frage stellt sich wegen der Formulierung: „(…) die Gott ihm gab“.

  • Es heißt nicht „die Gott ihm enthüllte“, sondern, „die Gott ihm gab“.
  • Es heißt nicht, um ihm (Jesus) zu zeigen, was bald geschehen muss, sondern, „um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss“(die gleiche Formulierung wird in Offb 22,6 wiederholt).

Die darauf folgende Aussage lautet: „und er (Jesus) hat sie seinem Knecht Johannes kundgetan“. Das gr. Verb `ἐσήμανεν – es¢manen` kommt noch in Apg 11,28 vor. Dort deutete (es¢manen) der Prophet Agabus eine Hungersnot an. (weitere Stellen, in denen dieses Verb verwendet wird: Apg 25,27: „… ohne die Schuld anzudeuten“; Joh 12,33: „damit deutete Jesus an …“ „…(so auch in Joh 18,32); Joh 21,19). Siehe auch die Bedeutung des altgr. Wortes `σημαίνειν – sēmaínein` in Wikipedia. Damit hat Jesus die Offenbarung nicht nur kundgetan im Sinne der Übermittlung, sondern auch im Sinne der Deutung (Offb 1,19-20: Kap 2-3 und 5). Jesus, als Mitschöpfer (Joh 1,1-3; Kol 1,15ff; Hebr 1,1-3) und Mitgestalter der Geschichte hatte auch Einblick in das Weltgeschehen bevor er von seinem Vater die Vollmacht zur Enthüllung bekam (Joh 1,18; Mt 11,25-27; 24,1-25,46; 28,18; 1Kor 10,4; 15,25; Offb 5,5ff).

Die Aussage: „seinen Knechten zu zeigen was bald geschehen muß“ erinnert an Amos 3,7: „Gott der HERR tut nichts, er offenbarte (apokalypssē) denn seinen Ratschluss seinen Knechten, den Propheten.“ Die Bezeichnung `Knechte – δούλοις – doulois` ist eine typische Anrede der Gläubigen in der Offenbarung. Selbst Johannes, der Apostel und Jünger, den Jesus liebte, wird so in der Einleitung bezeichnet (Offb 1,1b). Mindestens 11 Mal kommt diese Bezeichnung in diesem Buch vor und bezieht die Gläubigen aller Zeiten mit ein, auch die Engel (1,1; 2.20; 6,11; 7,3; 10,7; 19,2.5.10; 22,3.6.9). Dabei handelt es sich um einen Ehrentitel, wie wir es bereits aus den Apostelbriefen kennen (Röm 1,1; Tit 1,1 Jak 1,1; 2Petr 1,1; Jud 1,1). Im Gegensatz zum Umgang der weltlichen Herrscher mit den Sklaven, ist die Beziehung von Gott dem HERRN zu seinen Untertanen eine von Fürsorge geprägte. Die Untertanen  ihrerseits dienen ihrem HERRN  freiwillig und mit Freuden (Lk 1,38; Mt 25,21-23; Röm 6,22; 12,11; Gal 1,10; Kol 3,24; 4,12; 1Petr 2,16). Das Ganze geht zurück auf die Anweisung Gottes in Bezug auf Sklaven, die aus freiem Willen ihrem Herrn lebenslang dienen wollen (2Mose 21,1ff). Selbst Jesus als HERR und KÖNIG, erniedrigte sich und nahm die Gestalt eines Knechtes (wörtl. Sklaven) an (Jes 53,10-12; Hes 34,24; 37,24-25; Joh 13,14; Phil 2,7). Es tut uns gut, diese Ebene der Beziehung zu unserem Herrn neu zu erkennen und unser Verhalten entsprechend zu korrigieren.

Eine weitere Besonderheit bildet der griechische Ausdruck `ἐν τάχει – en tachei`,  welcher im Buch acht Mal vorkommt (1,1; 2,16; 3,11; 11,14; 22,6.7.12.20). Am Anfang und am Ende wird er besonders hervorgehoben. Ins Deutsche wird dieses Wort mit `bald, in Bälde, in kürze, rasch, schnell, in Schnelligkeit` übersetzt. Der Ausdruck `en tachei` beschreibt mehr das `wie` etwas oder jemand eintrifft und seltener `wann` sich etwas ereignet. Unser Wort Tachometer enthält diesen Begriff. Beispiele: Offb 11,14: „das dritte Wehe kommt schnell“;  Lk 15,22: „Schnell bringt das beste Kleid“; Apg 17,15: „schnellstens zu ihm kämen“; Apg 22,18: „beeile dich und in Schnelligkeit verlasse Jerusalem)“. Weitere Stellen: Lk 18,8; Joh 11,29.31; 13,27; 20,4; 2Thes 2,2; 1Tim 3,14; 5,22; 2Tim 4,9; Jak 1,19; 2Petr 2,1.

Den Hinweis über Johannes in der Einleitung: „der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah“, schrieb Johannes im Rückblick auf, nachdem er die Offenbarung bekommen hatte. Betont wird sein Zeugnis von Jesus Christus, alles was er sah. Es ist sehr auffällig, dass Johannes diese Enthüllung in Form von Visionen bekam. Er sah Bilder, oft in Bewegung (Offb 1,2.12.17; 4,1; 5,1.2.6.11; 6,1.2.5.8.9.12; 7,1.2.9; 8,2.13; 9,1.17; 10.1.5; 13,1.2.3.11; 14,1.6.14; 15,1.2.5; 16,13; 17.3.6; 18,1; 19,11.17.19; 20,1.4.11.12; 21,1.2.22 – 47 Mal, andere Zählung 53 Mal). Diese Bilder wurden ihm durch einen Engel (oder von Jesus selbst) gezeigt und erklärt (Offb 1,17-20; 4,1; 17,1; 21,9-10; 22,1).

Glückselig, der liest und die hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist! Denn die Zeit ist nahe.

Es ist die erste von sieben Seligpreisungen in diesem Buch. (1,3; 14,13; 16,15; 19,9; 20,6; 22,7.14). Der griechische Begriff `μακάριος – makarios` ist uns von den Seligpreisungen aus Matthäus 5,1-11 wohl vertraut. Dort und auch hier geht es um einen Zuspruch, der in Kraft kommt oder einhergeht beim praktizieren der Aufforderungen – lesen, hören und bewahren

Abbildung 2 Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ Wunderbar hat der Schöpfer das menschliche Gehör geschaffen. Und er will gehört werden. Die Reihenfolge ist: Zuerst hören, dann gehorchen. (Zeichnung: 2016)

Diese drei Tätigkeiten beziehen sich vordergründig auf die Worte der Weissagung (der Prophetie) dieses Buches, doch haben sie auch allgemeine Gültigkeit. Lesen konnten nicht alle, es musste vorgelesen werden. Doch alle sollten hören, zuhören, hinhören Offb 2,7.11.17.29; 3,6.13.22; 13,9; Mt 11,15; 13,9.43; Lk 14,35). Und alle sind aufgefordert zu bewahren, halten, festhalten. Jesus sagte: „Glückselig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.“ (Lk 11,28; auch Mt 28,19; Offb 3,3.10.11; 22,9).

Prophetie ist hier im umfassenden Sinne zu verstehen. Im Rückblick auf die Vergangenheit wird in der Gegenwart gesprochen und die Zukunft enthüllt. Begründet werden diese Aufforderungen mit der Aussage: „denn die Zeit ist nahe“. Hier wird der griechische Zeitbegriff `καιρὸς – kairos ` verwendet (ebenso in Offb 22,10). Doch was meint Jesus mit diesem Zeitbegriff?

  • Der kairos wird häufig von Gott her definiert, weil er die Zusammenhänge kennt und die richtige Einordnung eines oder mehrerer Ereignisse in den chronos  einfügt. (Mk 1,15; Mt 26,18). Einfach ausgedrückt – Gott hat seinen eigenen Kalender, nach den er sich richtet (1Tim 6,15: „zu seiner Zeit“) so auch Jesus (Joh 7,7: „meine Zeit ist noch nicht da“).
  • Der kairos drückt manchmal eine nicht klar definierte Zeitspanne oder Zeitpunkt aus (Offb 12,14: „wo sie ernährt werden sollte eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit“; so auch in Dan 7,25; 12,7; Lk 21,24: „und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sind“; 1Tim 4,1: „in den letzten Zeiten“).
  • Der kairos steht für die Qualität der chronos, wie die Geschehnisse sind (Jes 49,8: „Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und habe dir am Tage des Heils geholfen“; Lk 19,44: „weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du besucht worden bist“; Apg 14,17: „vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben“; 2Tim 3,1: „in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden“).
  • Der kairos  von Gottes Sicht aus unterscheidet sich von dem kairos der Menschen (Joh 7,6) oder gar vom kairos des Feindes (Lk 4,13).

Denn die Zeit (kairos) ist nahe“. Das meint, die von Gott vorausgesehenen oder auch festgelegten Abläufe der geschilderten Ereignisse werden nicht lange auf sich warten lassen, sondern exakt nach dem Zeitkalender Gottes eintreffen (1Petr 4,7; 1Joh 2,18). Es ist sinnvoll über die Bedeutung der verschiedenen Zahlenangaben in der Offenbarung nachzudenken, doch eignen sie sich nicht für Berechnungen zur Wiederkunft Jesu.

1.2 Verfasser und Grußworte an die sieben Gemeinden

Und nun kommen die Grußworte an die sieben Gemeinden mit grundsätzlichen Aussagen über Gott den Vater, über den Heiligen Geist und Jesus Christus.

Johannes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asia: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und Fürst der Könige auf Erden! Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut und uns zu einem Königreich gemacht hat, zu Priestern vor Gott und seinem Vater, dem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (Offb 1,4-6).

Bereits zum zweiten Mal wird der Name des Johannes genannt. Ja, hier stellt er sich selber mit Namen vor (so auch in 1,9 und 22,8). Er ist der Sohn des Zebedäus und der Salome, von Beruf Fischer, später Jünger und Apostel von Jesus Christus. Er hatte eine andere Lebensgeschichte als sein Bruder Jakobus. Jener wurde bereits im Jahre 44 n. Chr. von Herodes Agrippa II in Jerusalem mit dem Schwert getötet (Apg 12,1f). Die letzte Erwähnung vom Aufenthalt des Johannes in Jerusalem ist während der Apostelversammlung (Apg 15; siehe auch Gal 2,7-10), Dies war etwa im Jahre 48 n.Chr. Unter welchen Umständen und wann Johannes Jerusalem verlassen hatte, ist nicht bekannt. Doch es entsprach dem Auftrag von Jesus (Apg 1,8). So wirkte Johannes in seinen späteren Dienstjahren in der römischen Provinz Asia (heute Westtürkei), wahrscheinlich in Ephesus und Umgebung. Während sein Evangeliumsbericht und die drei Briefe in einem einfachen und auch leicht verständlichen Griechisch geschrieben wurden, gilt doch das Buch der Offenbarung als das Schwerverständliche.

Die sieben Gemeinden in der römischen Provinz Asia werden später namentlich vorgestellt. Doch bereits hier ist eine bestimmte Vorgehensweise Gottes erkennbar. Gott, der Vater gibt die Offenbarung an Jesus seinen Sohn (Offb 1,1a), bzw. die Vollmacht diese zu enthüllen Offb 5,5). Jesus bezieht  einen Engel ein, um diese Offenbarung an Johannes, den Jünger und Apostel zu übermitteln. Und Johannes soll sie in schriftlicher Form an die Gemeinden senden. Gott ist nicht Alleinakteur, er bezieht ein und zwar sorgfältig der Reihe nach in gewisser Staffelung. So werden alle beteiligt an der Verwirklichung des Willens Gottes. Doch einige Textpassagen am Anfang und Ende, sowie die Bewertung der sieben Gemeinden teilt Jesus seinem Jünger direkt mit (Offb 1,16-20; 2,1-3,22; 22,12-20).

Die Segenswünsche: Gnade und Frieden sind uns bekannt aus den Begegnungen von Jesus mit seinen Jüngern (Lk 24,36; Joh  20,19.21.26). Sie sind uns vertraut auch aus den Briefen der Apostel (Röm 1,7; 1Kor 1,3; 2Kor 1,2; Gal 1,3; Eph 1,2; Phil 1,2; 2Thes 1,2; 1Tim 1,2). Gnade und Frieden sind Ausdruck göttlicher Wesenszüge mit denen sich der Vater und der Sohn und der Heilige Geist seinen Kindern zuwenden (Röm 15,33; 16,20; 1Kor 11,33; 13,11; Phil 4,9; 1Thes 5,20; 1Petr 5,10). Diese Grüße kommen von dem dreieinen Gott.

1.2.1 Von dem der ist und der war und der Kommende

Es ist Gott, der ewig Seiende (Offb 1,8; 4,8). Und wir werden  erinnert an 2Mose 3,14-16 wo Gott sich dem Mose als der `Ich bin – JaHWeH vorstellt.

1.2.2 Und von den sieben Geistern, die vor dem Thron stehen

Die Zahl 7 ist in diesem Text nicht buchstäblich, sondern symbolisch zu verstehen. Sie umschreibt die göttlich / geistliche Vollkommenheit, Vollständigkeit aber auch Vielseitigkeit der Charakterzüge und Dienste des einen Heiligen Geistes Gottes. Zunächst suchen wir nach ähnlichen Umschreibungen in den Texten des Buches der Offenbarung. Danach suchen wir nach Hinweisen aus den übrigen Schriften.

  • Offb 4,5: „und sieben Feuerfackeln brennen vor dem Thron, welche die sieben Geister Gottes sind“. Achten wir darauf, dass hier die sieben Geister Gottes vor dem Thron sind und bildhaft durch 7 Feuerfackeln dargestellt werden.
  • Offb 3,1: „Dies sagt der, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat“. Die sieben Geister Gottes in der Rechten von Jesus bedeutet, dass er der Auftraggeber ist und sie die Ausführenden.
  • Offb 5,6: „Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet, das sieben Hörner und sieben Augen hatte; dies sind die sieben Geister Gottes, ausgesandt über die ganze Erde.“ Hier gehen  die sieben Geister Gottes vom Lamm (das inmitten des Thrones ist) aus zum Dienst über die ganze Erde.
  • Sach 4,10: „Die werden doch mit Freuden sehen den Schlussstein in Serubbabels Hand. Jene sieben sind des HERRN Augen, die alle Lande durchziehen.“ (vgl. mit Sach 3,9).

Es handelt sich hier um eine Bildersprache, denn nirgendwo in der Schrift werden real existierende sieben (Heilige) Geister Gottes erwähnt. Immer ist es `der Geist Gottes, der Geist des Herrn, der Heilige Geist`. Denn in 1Kor 12,11 schreibt der Ap. Paulus: „Dies alles aber wirkt derselbe eine (Zahlwort) Geist, der einem jeden das Seine zuteilt, wie er will.“

Doch woher und wozu das Bild von den sieben Geistern? Es gab einen wichtigen Gegenstand im vorderen Teil des Heiligtums der Stiftshütte. Und dieser könnte die Formulierung `sieben Geister Gottes` erklären helfen. Während im Allerheiligsten die Bundeslade mit dem Sühnedeckel stand, befand sich an der rechten Seite (der Nordseite)  der Schaubrottisch (Sinnbild für Jesus, das Brot des Lebens Joh 6,35.48). Auf der linken Seite (der Südseite) stand der siebenarmige goldene Leuchter. Dieser musste täglich mit frischem, reinem Olivenöl gefüllt werden und durfte nie verlöschen (2Mose 25,31-34; 27,20). Dass das Öl in der Bibel  ein Sinnbild für den Heiligen Geist ist, wird durch folgende Textstellen bestätigt: Jes 61,1; Apg 10,38;1Joh 2,20.27. Der siebenarmige goldene Leuchter wurde aus einem Stück geformt und damit könnte er als eine Erklärung dienen für die Vision von den sieben Fackeln, sieben Augen und sieben Geistern Gottes in den Texten der Offenbarung. (ähnlich wie in Sach 4,1-6)

Eine auffällig vielseitige Beschreibung der Wesenszüge und Eigenschaften des Geistes Gottes wird in Jesaja 11,1-3 beschrieben: „Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. Und Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des HERRN.“ Viermal wird in diesem Text `der Geist des Herrn` genannt und in drei Zweiergruppen werden seine Wesenszüge oder Eigenschaften beschrieben. Manche Ausleger sehen hier sogar eine siebenfache Beschreibung des einen Geistes Gottes.

Auffallend ist auch, was Jesus über die vielfachen (mindestens sieben) Tätigkeiten des Heiligen Geistes sagt:

  1. „(…) und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit“ (Joh 14,16; vgl. Mt 3,11b mit Apg 1,4-5; 2,1-4; Eph 1,13).
  2. „(…) den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“ (Joh 14,17; 7,37).
  3. „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Joh 14,26; dazu auch Lk 12,12).
  4. Wenn der Beistand gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird der von mir zeugen.“ (Joh 15,26; 1Petr 1,11).
  5. Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht. Von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; von Gerechtigkeit aber, weil ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; von Gericht aber, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.“ (Joh 16,8-11).
  6. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen.“ (Joh 16,13). Merken wir den engen Zusammenhang zwischen Jesus dem Sohn (dem Lamm aus Offb 3,1; 4,5; 5,6) und dem Geist Gottes?
  7. Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sagte ich, dass er von dem Meinen nimmt und euch verkündigen wird.“ (Joh 16,14-15).

Was Jesus den einzelnen Gemeinden zu sagen hat (Offb 2-3) wird von ihm verstärkt mit: „Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt“. So umfassend ist der Dienst des Heiligen Geistes.

1.2.3 Und von Jesus Christus

  1. welcher ist der treue (glaubwürdige) Zeuge“ Die gr. Begriffe: ` ὁ μάρτυς, ὁ πιστός – o martys o pistos` ist der Zeuge (auch als Märtyrer oder Blutzeuge) und er ist der treue, der glaubwürdige, der wahrhaftige, der zuverlässige Zeuge Gottes für die Welt und auch für seine Gemeinde..(Offb 22,16; Jes 55,3-5 mit Apg 13,32-33; Joh 1,18; 7,7; 8,14.38; 15,15; Mt 17,5),
  2. der Erstgeborene aus den Toten“ Der gr. Begriff ` πρωτότοκος –pr÷totokos` setzt sich aus den Wörtern: `Erster und Geborener` zusammen. Auf Jesus bezogen, meint in diesem Textzusammenhang, dass er der Erste ist, der aus dem physischen Tod in einem verherrlichten Körper auferstanden ist, also Geburt = Auferstehung. Folgende Stellen bestätigen dies göttlichen Vorgang bei Jesus: Kol 1,18: „Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, auf dass er in allem der Erste sei.“ (Röm 8,,29; Ps 2,7 mit Apg 13,32-33; 1Kor 15,22-23; Phil 3,20-21),
  3. Der Fürst der Könige auf Erden“ Jesus ist der `ὁ ἄρχων – o arch÷n – der Erste, der Fürst`. Dem entgegen steht der Fürst (o arch÷n) dieser Welt (Joh 12,30-31; 14,30; 16,11). Doch diesen hat Jesus besiegt. Demnach ist Jesus als der Sohn wie auch der Vater „KÖNIG der Könige“ Offb 17,14; 19,16; 1Tim 6,15-17; Ps 72,8; Jes 11,10; mit Röm 15,12; Dan 2,21; 7,13-14; Sach 9,9-10; Joh 18,37; Eph 1,21). Wer ist gemeint unter der summarischen Zusammenfassung „die Könige der Erde“? Folgende Texte machen deutlich, dass damit die verschiedenen Herrscher dieser Welt gemeint sind (Mt 17,25; Ps 2,1-2 mit Apg 4,26-27; Offb 6,15; 17,.2.18; 18,9; 19,19).
  4. Ihm, der uns liebt (der Liebende uns)“ Die grammatische Form im Griechischen hebt die Beständigkeit der Liebe Jesu hervor. Die Jünger haben ihn so erlebt (Joh 13,1; 15,9.13; Eph 5,25-26),
  5. Und uns erlöst hat von unseren Sünden durch sein Blut“. Die Rettung des Menschen aus dem geistlichen Tod und der Gottferne wird durch Erlösung erwirkt (1Mose 3,21; Eph 1,7; 21ff). Der Preis für die Erlösung ist sehr hoch, es kostete Leben. Das Blut steht für Leben (1Mose 9,3-4). Blut auf dem Altar steht für Sühnung (3Mose 17,11 mit Hebr 9,12; Mk 10,45; 1Kor 5,7; Kol 1,20; 1Joh 2,1-2; Offb 5,9; 7,14; 14,3-4). In diesen Texten wird in Kürze das gesamte Erlösungswerk Christi zusammengefasst und begründet.
  6. Und uns zu einem Königreich (βασιλείαν – basileian – Königtum) (zu) Priestern gemacht hat vor Gott seinem Vater.“ Das `mit-regieren` mit Christus in seinem Königreich (bereits auf dieser Erde) ist fester Bestandteil der Kinder Gottes. Doch dieses `mit-regieren` ist an das `mit-leiden, mit-erdulden` geknüpft (2Tim 2,12; Offb 1,9; 5,10; 20,4-6). Das `mit-regieren` hat zwei Seiten. Zum einen ist es auf das herrschen über die Sünde ausgerichet (1Mose 4,7: „du aber herrsche über sie, behaupte dich gegen sie“). Es bedeutet auch das beherrschen des sogenannten `sündigen Fleisches` (Röm 8,3; 1Kor 9,27; Gal 5,17). Es bedeutet jedoch nicht das beherrschen der Menschen. Auf der anderen Seite bedeutet es die Anwendung der Reichsgottesprinzipien gegenüber den Menschen (auch den Mächigen dieser Welt) entsprechend der Art und Weise von Jesus (Joh 18,33-37; 19,11; Lk 23,7-12). Es bedeutet auch den Kampf gegen die finsteren Mächte des Satans und seiner Dämonen (Mt 4,4-11; Eph 6,11-17).
  7. Und uns zu einem Königreich (zu) Priestern (ἱερεῖς – iereis) gemacht hat vor Gott seinem Vater.“ Das `mit-regieren` ist zwar fester Bestandteil der Kinder Gottes, doch diese göttliche Art des Regierens steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem allgemeinen Priesterdienst des Volkes Gottes (vgl. 1Petr 2,9 mit 2Mose 19,5-6; Jes 61,6-10; Röm 15,16; 1Kor 5,20; Kol 4,12; Eph 6,20; 2Kor 1,11; 1Tim 2,1). Die Gläubigen an Jesus sind berufen für einander und diese verlorene Welt vor Gott in der Fürbitte einzutreten.

1.Hymnus

Dem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen!

Dies ist der erste von sieben Hymnen in diesem Buch (Offb 4,8-9; 10-11; 5,8-14; 7,10-12; 15,3-4; 19,1-7). In diesem Hymnus wird die Herrlichkeit und Gewalt Gottes besungen für alle Ewigkeit und mit dem Amen, d. h. so ist es,  bekräftigt. Es gilt dem Vater, dem Heiligen Geist und Christus dem Sohn. Welch eine Würdigung des EINEN wahren Gottes!

1.2.4 Die Ankündigung der Wiederkunft von Jesus

  • „Siehe, er kommt mit den Wolken,“  (Offb 1,7a). Dieses große Ereignis mit der Begleiterscheinung (Wolken) ist von Jesus selbst vorausgesagt worden. (Mt 24,30; 26,64; Mk 14,62; ebenso von den himmlischen Boten Apg 1,11; und von Ap. Paulus 1Thes 4,17).
  • „und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben,“ (Offb 1,7b). Niemand wird bei der Ankunft des Menschensohnes fehlen, alle werden dabei sein. Dies setzt die allgemeine Auferstehung der Toten voraus (Joh 5,27-29; Mt 13,41; 25,31ff; Sach 12,10 mit Joh 19,37; 11-15; Mt 24,31  Offb 6,12-17; 11,18; Offb 20).
  • „und es werden wehklagen um seinetwillen alle Stämme der Erde. Ja, Amen.“ (Offb 1,7c). Das Wehklagen erstreckt sich auf alle, die das Angebot der Rettung durch Jesus nicht angenommen haben. (Offb 6,15-16; Mt 13,42.50; 24,30; Lk 13,28; 23,30). Die Wiederkunft von Jesus und das damit verbundene Weltgericht bilden den Abschluss dieser Weltgeschichte.
  • Ja, Amen!“ Das hebräische Amen unterstreicht die Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit der vorangegangenen Aussagen.

1.2.5 Die Selbstbezeichnung Gottes

Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. (Offb 1,8).

Der, auf den sich das A und das O (Alpha und Omega) bezieht, der ist auch der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. (Offb 1,4; 4,8). Es ist richtig, diese Umschreibungen zuerst auf Gott den Vater zu beziehen. Schauen wir uns diese  und ähnliche Aussagen der Heiligen Schrift genau an.

  • Jes 44:,6:So spricht der HERR, der König Israels und sein Erlöser, der HERR der Heerscharen: Ich bin der Erste und bin der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott.“ Im Kontext der Vielgötterei hebt Gott seine  Einmaligkeit hervor. (vgl. Jes 41,4; Joh 17,4: „dass sie dich, der du allein wahrer Gott bis und den du gesandt hast – Jesus Christus erkennen“). Siehe auch das Sch`ma Israel (5Mose 6,4; Mk 12,29; Eph 4,3-6). Damit wir diese Aussage klar verstehen – der Erste ist gleichzeitig auch der Letzte, vor dem Ersten gab es keinen und nach dem Letzten wird es keinen geben.
  • Jes 48,12: „Höre auf mich, Jakob, und Israel, mein Berufener! Ich bin, der da ist, ich der Erste, ich auch der Letzte.“ Die Formulierung: „Ich bin, der da ist“ erinnert an 2Mose 3,14-16 – der Eigenname Gottes als der SEIENDE. Damit bezeichnen die Worte `Erster und Letzter` seine Ausschließlichkeit und sein immer währendes SEIN.
  • Offb 1,8: „Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“ Diese und die Jesaja Aussagen kommen von höchster Instanz. Aber gelten sie nicht auch dem Sohn? Ist er nicht gerade vom Vater mit allen Vollmachten ausgestattet worden? (Mt 11,25-27; Joh 17,2-4; Mt 28,17-18; 1Kor 15,25). Wenden wir uns nun den weiteren Texten aus der Offenbarung zu.
  • Offb 1,17-18: „Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot. Und er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig in die Ewigkeiten der Ewigkeiten und habe die Schlüssel des Todes und des Hadesch.“
  • Offb 2,8: „Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Dies sagt der Erste und der Letzte, der tot war und wieder lebendig wurde:“ Der Sohn (als der Menschensohn) war tot und wurde wieder lebendig. Doch was Gott der Vater für sich in Anspruch nimmt (Jes 41,4; 44,6; 48,12), bezieht Jesus (als präexistenter Sohn Gottes) auch auf sich. Was für eine Würde für den Sohn!
  • Offb  21,6: „Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ Der auf dem Thron sitzende sagt, wer er ist und was er tun wird. Dies erinnert auch an die Aussage aus Offb 7,17 und an das Gespräch Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen (Joh 4,13-15; und auch an Joh 7,37; 5,19).
  • Offb 22,13: „Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ In Kapitel 22, ab Vers 12 spricht Jesus von seinem schnellen Kommen und auch die folgenden Aussagen (einschliesslich Vers 13) stammen von ihm. Wir sehen, dass die Selbstbezeichnungen  von Vater  und Sohn identisch sind (Joh 10,30-36; 5,26; 16,15). Daher ist der Sohn dem Vater wesensgleich und anbetungswürdig (Offb 5,13; 7,17).

Jesus handelt im Auftrag seines Vaters um den Heilsplan Gottes zur Vollendung zu bringen.

Die Bezeichnung `der Allmächtige` ist eine Umschreibung der uneingeschränkten Gewalt, Macht und Kraft Gottes. Der gr. Begriff  `παντοκράτωρ – pantokratör` würde wörtlich übersetzt `der Allgewaltige` heißen. Er vereinigt in sich alle Gewalten (Offb 4,8; 21,6.22; 1Mose 17,1; 28,3; 43,14; 48,3; 2Mose 16,3).

1.3  Warum ist Johannes auf Patmos?

Schon der Ort der Abfassung dieses letzten Buches des Neuen Testamentes ist ungewöhnlich. Der Verfasser der Offenbarung macht klare Angaben über sich selbst, den Ort und Grund seines Aufenthaltes auf der Insel Patmos. Johannes schreibt:

Ich, Johannes, euer Bruder und Mitteilhaber an der Bedrängnis und am Königreich und am Ausharren in Jesus, war auf der Insel, die Patmos genannt wird, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen..“ (Offb 1,9).

Dies schrieb Johannes vermutlich in der Zeit der Herrschaft des römischen Kaisers Domitian (81-96 n. Chr.). Die Insel Patmos liegt etwa 90 km südwestlich von der damaligen Provinzhauptstadt Ephesus entfernt. Die Lage und Beschaffenheit der Insel eigneten sich gut als natürlicher Verbannungsort für Andersdenkende.

Abbildung 3 Insel Patmos mit dem heutigen Hafenort Skala, der am Ende einer tief eingeschnittener und daher auch geschützten Bucht liegt. Heute zählt die Insel etwa 3000 Einwohner, die vom Pilgertourismus, vom Fischfang und teilweise der Landwirtschaft leben. Dank der Offenbarung wurde diese von der Lage her unbedeutende Ägäische Insel weltbekannt (Foto: 10. Mai 2015).

Wegen des Wortes Gottes und des Zeugnisses von Jesus wurde Johannes auf diese unwirtliche Insel verbannt. Dies setzt eine offensichtliche evangelistische Tätigkeit im Raum Ephesus voraus. Unter dem Kaiser Domitian dem auch in Ephesus eine Kultstätte eingerichtet wurde, fand eine Verfolgung der Christen statt. Es erfüllte sich, was Jesus seinen Jüngern beim Abschied aufgetragen hatte (Apg 1,8: „Ihr werdet meine Zeugen sein …“). Johannes bezeichnet sich als `euer Bruder und Teilhaber`

  • an der Bedrängnis“. Es ist ein indirekter Hinweis für eine Verfolgung in der Provinz  Asia. Jesus hat Bedrängnis vorausgesagt: „In der Welt habt ihr Bedrängnis …“ ((Joh 16,33).
  • und dem Reich“ (Königreich). Das Mitregieren mit Christus in dieser Welt orientiert sich am Beispiel von Jesus während seines irdischen Lebens. Doch „das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.“ (Röm 14,17).
  • und dem Ausharren in Jesus“. Das gr. Wort `ὑπομονῇ –ypomon¢ ` bedeutet wörtlich: darunter bleiben, unter der Belastung (dem Joch des Christus) bleiben, nicht ausbrechen, durchhalten. Zu diesem standhaften Durchhalten werden die Gläubigen immer wieder ermutigt (Offb 13,10; 14,12). Man bedenke, dass  Johannes zu der Zeit (vermutlich) der letzte noch lebende Apostel war und doch keine Spur von Überheblichkeit zeigte, er ist Bruder und Mitknecht. Welch ein Kontrast zu der Überheblichkeit, Machtstreben und sogar Machtmissbrauch des Diotrephes (1Joh 1,9-10) oder der späteren Kirchenfürsten.

Was auch immer die römischen Behörden mit der Verbannung des Johannes bezwecken wollten, Gott hatte für ihn noch einen wichtigen Auftrag an die Gemeinden. Es war seine Wüste, aus der er den Gemeinden damals und für alle Zeiten eine Botschaft des auferstandenen und erhöhten Christus mitteilen sollte.

Die Aussage „ich war“ auf der Insel Patmos, könnte den Eindruck erwecken, dass Johannes nicht mehr dort ist und die Offenbarung erst nach Verlassen der Insel aufgeschrienen hatte. Nun, es ist gut möglich, dass er nach dem Tod des Kaisers Domitian im Jahre 96 wieder frei kam und Patmos verlassen konnte. Aber warum hält sich die Überzeugung fest, dass die Offenbarung auf der Insel verfasst wurde?

Abbildung 4 Insel Patmos, Blick von Chora aus über die Küstenregion. Die Insel ist sehr hügelig und teilweise bewaldet. Da die höchste Erhebung nur etwa 260 Meter hoch ist, verfügt sie über nur wenig Wasserquellen. (Foto am 11. Mai 2015).

Das gr. Verb `ἐγενόμηνegenom¢n`, wird meistens einfach mit `ich war` übersetzt. An einigen Stellen wäre es treffender mit `ich ward`, `ich wurde` oder mit, `ich bin geworden` zu übersetzen. In der Offenbarung kommt es noch an folgenden Stellen vor:

  • Offb 1,10 und 4,2: „ich war im Geist“, dies schreibt Johannes natürlich im Rückblick. Ein Erlebnis, das in der Vergangenheit liegt und abgeschlossen ist. An ihm vollzog sich etwas und er wurde in einen Zustand versetzt, bei dem er die göttlich-geistlichen Visionen imstande ist zu schauen.
  • Offb 1,18: „ich war tot“, ein Zustand in den Jesus hineinging und den er durchlitt und durchlief. An ihm vollzog sich das Tot sein, er ward tot (Phil 2,8).

Weitere Stellen: Apg 20,18: „wie ich bei euch die ganze Zeit war (im Sinne: mich bei euch verhalten habe)“; Apg 26,19: „ich war (ich ward) nicht ungehorsam“; Röm 10,20: „Ich war (ich bin) erschienen“; 1Kor 2,3: „ich war (wurde) bei euch“; 1Kor 9,20: „den Juden war (wurde) ich…“; 1Kor 9,22: „den Schwachen war (wurde) ich …“; Kol 1,23: „.dessen Diener ich, Paulus wurde, geworden bin“ (Kol 1,25).

In all diesen Texten wird das Verb `ἐγενόμην – egenom¢n  – ich war` unverändert geschrieben. Die Endung `m¢n` weist immer auf die 1. Person hin. Das `e` am Anfang drückt die Vergangenheitsform aus  Die Wortwurzel `gen` drückt aus, dass etwas geworden war (an, mit oder durch) Jesus, Johannes oder Paulus. Der Verlauf dieses Geschehens kann sich über einen Zeitraum hinziehen (bei Jesus 3 Tage im Tot sein, bei Paulus 3 Jahre Wirksamkeit in Ephesus, bei Johannes eine unbestimmte Zeit im Geist und ein Aufenthalt auf der Insel. Ein Aufenthalt, der möglicherweise noch anhielt, nachdem er das Buch schon geschrieben hatte.

1.4 Der Menschensohn in der Mitte der sieben goldenen Leuchter

(Bibeltext: Offb 1,10-20).

1.4.1 Johannes im Geist am Tag EINS (1) der Woche

Johannes schreibt: „Ich war an des Herrn Tag im Geist, und ich hörte hinter mir eine laute Stimme wie von einer Posaune, die sprach“ (Offb 1,10).

Johannes befand sich im Geist am Tag des Herrn (gr. ἐν τῇ κυριακῇ ἡμέρᾳ – en t¢ kyriak¢ ¢mera – (am (dem) Herrn (gehörenden) Tag` (Dativ). Diese Bezeichnung ist einmalig, doch es ist naheliegend, dass es sich um den ersten Tag der Woche handelt. Dagegen weist die Formulierung: `der Tag des Herrn` (Genetiv) auf den letztem Tag (Joh 6,39.40.44.54), bzw. den Gerichtstag  hin (1Thes 5,2; 2Thes 2,2; 2Petr 3,10). Hier  aber geht es um den Wochentag an dem Jesus von den Toten auferstanden ist (Mt 28,1; Joh 20,1.19. 26; Lk 24,36). Neben der Versammlung an den Sabbaten (im jüdischen Kontext), trafen sich die Gläubigen unter Leitung des Ap. Paulus auch in der Diaspora am ersten Tag (Tag eins) der Woche (Apg 20,7; 1Kor 16,1-2). Und bis heute heißt der erste Tag der Woche im griechischen Kulturraum nicht Sonntag, sondern `kyriak¢ `, genau wie in Offb 1,10. Insgesamt gesehen, wurde von der Ostkirche die lateinische Bezeichnung für den `Sonntag` nicht übernommen.

Die Bemerkung `im Geist`, meint nicht im eigenen Geist des Johannes, denn dies käme einer Einbildung oder Halluzination gleich. Diese Aussage meint `im Geiste Gottes, im Heiligen Geist`. Der Vergleich mit folgenden Texten legt dies nahe (Offb 2,7.11.17.29; 3,6.13.22;  21,10;  22,17; Hes 37,1).

Johannes hört hinter sich eine gewaltige Stimme wie von einer Posaune. Es handelte sich nicht um einen undefinierbaren lauten Ton, sondern um Worte mit klarem Auftrag (so auch in Offb 4,1; Jes 58,1). Trotzdem werden wir an den gewaltigen Posaunenton auf dem Berg Sinai erinnert (2Mose 19,16+19).  Allerdings war hier dieser Ton die gewaltige Stimme dessen, der einem Menschensohne glich. Johannes wendet sich um und sieht (und hört) die Stimme, „die sprach: Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea!“ (Offb 1,11). Johannes bekommt einen doppelten Auftrag, alles was er sieht (und hört) in ein Buch zu schreiben und an die sieben namentlich genannten Gemeinden zu senden.

Man stelle sich das Ganze als ein Rundschreiben vor, es galt allen, enthielt aber auch direkte und aktuelle Hinweise an die zu der Zeit bestehenden Gemeinden. Dieser Auftrag setzte voraus, dass  Johannes  trotz Verbannung die Möglichkeit zum schreiben hatte und Kontaktpersonen zum Festland hin. Es entsteht nicht der Eindruck, dass er eingekerkert war, sondern relative Bewegungsfreiheit hatte, Die Tradition von der `Apokalypsishöhle` und das Johanneskloster stammen aus dem Mittelalter (Ende des 11. Jh.). 

„Und ich wandte mich um, die Stimme zu sehen, die mit mir redete, und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und inmitten der Leuchter einen, gleich (ähnlich) einem Menschensohn“ (Offb 1,12b-13a).

Abbildung 5 Der Menschensohn in der Mitte der sieben goldenen Leuchter. Auf der Zeichnung wird er als leuchtend dargestellt, obwohl es im Text nicht ausdrücklich gesagt wird. (Zeichnung von J.S. 24. Dezember 2020).

Als erstes fällt der Blick des Johannes auf sieben goldene Leuchter, Diese Leuchter sind mit Sicherheit von dem einen siebenarmigen goldenen Leuchter aus der Stiftshütte abgeleitet (2Mose 25,31ff). Dort wird der gr. Begriff `λυχνίαν – lychnian` verwendet, der uns auch aus den Gleichnis Jesus vertraut ist (Mt 5,15). Diese Leuchter sind eher  im Kreis angeordnet und nicht auf einer geraden Linie. Für diese Annahme sprächen folgende Texte:  Offb 2,1: „in der Mitte“; Offb 4,3.4.6;  5,11; Mk 3,34: „die um ihn im Kreise saßen“). In dem Bild des Menschensohnes erkennt Johannes eindeutig Jesus den Herrn und das Haupt der Gemeinde (Offb 1,17a). Als Jesus auf Erden war, sprach er von sich als dem Menschensohn, wahrscheinlich in Anlehnung an Daniel 7,13-14 und 1Mose 3,15. Insgesamt kommt diese Bezeichnung mehr als 80 Mal vor (Mk 10,45; Lk 19,10 u.a.m.). Diese Standesbezeichnung behält er auch nach seiner Erhöhung (Mt 24,27.30.37.39;  25,31;  Apg 7,56). Er ist (er wandelt) in der Mitte der sieben goldenen Leuchter und zu allen pflegt er geistliche Beziehung.

1.4.2 Das Aussehen des Menschensohnes

  1. Er war bekleidet mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand, und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel“ (Offb 1,13b).

Das lange Gewand und der goldene Brustgürtel (nicht Hüftgürtel) weisen ihn aus als Hohenpriester, denn diese Bekleidung ist identisch mit der in 2Mose 28,4 für den Hohenpriester  Aaron vorgeschriebenen Bekleidung. In Offb 1,13b beschreibt das gr. Wort `ποδήρη – pod¢r¢` das bis zu den Füßen reichende Obergewand des Menschensohnes. Das gleiche Wort `pod¢r¢` in 2Mose 28,4.31;  29,5 (LXX) wird ausschließlich für das Obergewand des Hohenpriesters Aaron verwendet. So wird deutlich, dass der Menschensohn priesterlichen Dienst versieht und dieser war und ist vielseitig (Joh 17,1ff;  1Tim 2,5;  Hebr 7-8;  12,24).

Der goldene Brustgürtel, mit dem der Menschensohn umgürtet war, erinnert an den mit Goldfäden bestückten Gürtel bei Aaron aus 2Mose 28,4. Der Priesterdienst von Jesus schließt auch richterliche Funktionen ein (Joh 5,22-23.27;  1Petr 4,17;  2Kor 5,10;  Offb 19,11). Jesus ist in Person die Wahrheit und die Gerechtigkeit (Joh 14,6; 1Kor 1,30).

  1. „sein Haupt aber und die Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee“ (Offb 1,14a).

Das erinnert an die Vision, die der Prophet Daniel sah und weist auf die Würde, Autorität und Erhabenheit des Höchsten hin (Dan 7,9-10; 3Mose 19,32;  Spr 20,29). Weiße Wolle, weiß wie Schnee steht auch für Reinheit (Jes 1,18). Weiß steht auch für Gerechtigkeit (Offb 20,11).

  1. „und seine Augen wie eine Feuerflamme,“ (Offb 1,14b).

Augen, die alles durchdringen und sehen (Offb 5,6;  Sach 3,9;  4,10;  1Sam 16,7;  Ps 11,4; Jer 23,14;  Jes 66,2;  Mt 9,4;  Lk 22,60-61). Niemand vermag sich vor seinem Blick verbergen. Aber auch niemand wird von ihm übersehen.

  1. „und seine Füße gleich glänzendem Erz, als glühten sie im Ofen,“ (Offb 1,15a).

Andere übersetzen mit `Golderz`. Die Elbf. 1871 übersetzt mit `Kupfer`. Das gr. Wort `χαλκολιβάνῳ – chalkolibanö` ist ein zusammengesetztes Wort. `chalkos` ist eindeutig Kupfer. Der Zusatz `libanö` beschreibt wie das Kupfer aussieht. Die Bedeutung des Wortes `Libanon` ist `der/die Weiße`.  Auch das hebräische Wort `Laban` (auch als Name bekannt) meint `weißer`. So könnte das zusammengesetzte Wort als leuchtendes, glänzendes Kupfer übersetzt werden. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass es wie im Ofen (Kamin) glühend aussah  Der Brandopferaltar war mit Kupfer überzogen, die Geräte für den Altar waren aus Kupfer gefertigt, ebenso das Waschbecken ((2Mose 27,2-3; 30,18). Auch waren die Füße (Untersetzer) der fünf Säulen am Eingang der Stiftshütte aus Kupfer (2Mose 26,37). Das Kupfer wird wie `glühend / glänzend im Ofen` beschrieben. Es war nicht glühend flüssig, es sah so glänzend aus. Das glänzende Kupfer könnte demnach für das Leiden und den Opfertod des Christus stehen. Es entspräche dem `geläutert sein` im Glutofen des Leidens (Jes 48,10;  Hebr 2,9-10;  5,7). Im Gegensatz zu den Füßen des Bildes aus Daniel 2,33 ,welche aus Eisen und Ton waren, geht es hier um Lauterkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit (vgl. auch mit Dan 10,6). Die Füße sind nicht nur zum stehen, sondern auch zum gehen bestimmt. Auf Jesus trifft in vollkommenem Maße zu was in Jes 52,7 geschrieben steht; „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König!“ Doch der Gedanke aus Psalm 7,8;  110,1 könnte da auch mitschwingen, begründet mit Offb 19,15.

  1. „und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser,“ (Offb 1,15b).

Die Insel Patmos ist relativ klein und so wird Johannes des Öfteren die Meeresbrandung gehört haben. Daher passt dieser Vergleich (5Mose 4,36;  Hebr 12,26-27; wenn schon von den Engeln gesagt wird, dass sie mit starker Stimme redeten, wie viel mehr von Jesus;  Offb 14,9.18;  Mt 27,46.50). Wenn er im Gericht reden wird, verstummt vor ihm jeder Mund (Mt 22,12).

  1. „und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, “ (Offb 1,16a).

Später erklärt Jesus das Geheimnis der sieben Sterne, in dem er sagt: „es sind Engel der sieben Gemeinden“ (Offb 1,20).

  1. „und aus seinem Mund ging ein zweischneidiges, scharfes Schwert hervor,“ (Offb 1,16b).

Das Bild mag erschrecken, doch Gott benutzt diese von Menschenhand gefertigten Waffen als Anschauungsmaterial, um die Wirksamkeit des Wortes Gottes und seiner Aussprüche hervorzuheben. An dieser Stelle wird für Schwert der gr. Begriff `ῥομφαία  – romfaia`` verwendet mit dem Zusatz `δίστομος ὀξεῖα – distomos oxeia – zweischneidiges, durchdringendes, zerteilendes, scharfes` (Offb 2,12.16; ähnlich auch in Offb 19,15). In Hebr 4,12 wird die vielseitige Wirksamkeit des Wortes Gottes ebenfalls mit einem alles durchdringenden, zerteilenden Schwertes beschrieben. Nach Eph 6,17 ist das Schwert des Geistes `τὴν μάχαιραν τοῦ πνεύματος – t¢n machairan tou  pneumatos`  (ein anderer Begriff für Schwert)  der Ausspruch Gottes – ῥῆμα θεοῦ – r¢ma theou`. Mit dieser göttlichen Waffe kämpfte Jesus gegen den Satan und siegte (Mt 4,4-11). Damit kein Missverständnis entsteht, erklärte Jesus, was diese geistliche Waffe (das Wort des Evangeliums) bewirken wird (Mt 10,34-36; vgl. dazu auch Lk 12,51). Ebenso wird damit die richterliche Funktion des Wortes Gottes (des Wortes Jesu) symbolisiert. So sagte er: „Wer mich verachtet und nimmt meine Worte  ( ῥῆμata) nicht an, der hat schon seinen Richter: Das Wort (logos), das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tage.“ (Joh 12,48). Dass Menschen zum Teil auch im Namen Gottes das Schwert in die Hände nahmen, ist Verrat am Evangelium von Jesus Christus.

  1. „und sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft.“ (Offb 1,16c).

Diese und ähnliche Beschreibungen gibt es auch an anderen Stellen (Mt 17,2;  Lk 9,29;   Offb 21,23). Der Vergleich ist verständlich, da niemand mit bloßem Auge direkt in die Sonne schauen kann. Die Strahlkraft Jesu übersteigt die der Sonne bei weitem (Apg 26,13; Joh 8,12).

1.4.3 Jesus – der Erste und der Letzte und der Lebendige

Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot. Und er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war (ward, wurde) tot, und siehe, ich bin lebendig von (in die) Ewigkeit(en)  zu (der) Ewigkeit(en) und habe die Schlüssel des Todes und des Hades .(Offb 1,17-18).

Im Augenblick des Anschauens des Menschensohnes fällt Johannes zu seinen Füßen und ist wie tot (vgl. 5Mose 9,19 mit Hebr 12,21 – Mose;  Jes 6,5 – Jesaja;  Mt 17,6.  Lk 9,32 – Petrus, Jakobus und Johannes;  Apg 22,7 – Saulus). Als Jesus noch unter den Jüngern war, lag Johannes bei den Mahlzeiten in unmittelbarer Nähe zu Jesus. Die Begegnung des auferstandenen, verherrlichten und erhöhten Christus mit Johannes im Geist, löst eine unerklärliche Furcht und ein Bewusstsein der Nichtigkeit und Ohnmacht aus. Ganz zu schweigen, wie es den römischen Soldaten erging bei der Erscheinung des Engels in Lichtglanz. Auch sie fielen nieder und waren wie tot. Jene hatten keinen Zuspruch bekommen. (Mt 28,2-8).

Jesus legte seine Rechte auf Johannes und sprach ihm zu: „fürchte dich nicht“.

Was für ein Zuspruch! Diese Ermutigung kommt in der Schrift ungewöhnlich oft vor. Wie oft hat Jesus dies seinen Jüngern zugesprochen (Mt 8,26;  10,26.28.31;  Joh 6,20;  Mt 14,27;  17,7;  28,10). Dieser Zuspruch ist nicht als Empfehlung ausgesprochen worden, er steht im Imperativ, wörtl.: „nicht fürchte dich“ Dann begründet Jesus seinen Zuspruch mit: „Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige“.

 Was wir bereits in den Versen 4 und 8 über das Selbstzeugnis Gottes  erkannt haben – das bezieht Jesus hier auf sich selbst (vgl. dazu auch Offb 2,8; 22,13). Dies tut er mit jener Bestimmtheit, die uns aus seiner Selbstbezeugung aus den Evangelien vertraut ist (Joh 8,24.28.58; 10,30; 13,13.19;  Lk 24,39). Er und der Vater sind eins, sie bilden eine Wesenseinheit. Als Sohn des Vaters ist Jesus der immer Währende Seiende, in dem nach dem Willen des Vaters ewiges, immer währendes Leben ist (Joh 5,26).

„und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig in die Ewigkeiten der Ewigkeiten“.

Als Sohn des Menschen starb Jesus und wurde wieder lebendig am dritten Tag. Mit seiner Auferstehung in einem neuen unverweslichen und unvergänglichen Körper lebt er  „ in die Ewigkeiten (Plural.) der Ewigkeiten“ Mit dem `Plural` unterstreicht Jesus sein unendliches Sein, es gleicht einem Kreis, der kein Ende hat.

Abbildung 6 Golgatha und das leere Gartengrab erinnern an den Tod und die Auferstehung von Jesus (Zeichnung von J.S 2020).

In der Regel bilden in der apostolischen Verkündigung das Sterben von Jesus und seine Auferstehung den Mittelpunkt. (Apg 2,29-34;  Apg 4,10;  Röm 8,34;   1Kor 15,3-5;  2Kor 5,15;  1Thess 4,14). 

„und habe die Schlüssel des Todes und des Hades“.

Nachdem Jesus gesagt hat wer er ist, was und wie er ward und wer er in alle Ewigkeiten sein wird, macht er klar, was er hat, nämlich die Schlüssel (Schlüsselgewalt) des Todes und des Hades. Dies spricht von seinem Sieg über den Tod (das Sterben) und damit auch von der Vollmacht andere aus dem Tod herauszuführen. Physischer Tod tritt ein wenn der Geist des Menschen seinen Körper verlässt (Lk 23,46;  Apg 5,5.10;  7,59;  12,23). Tod = Übergang in einen anderen Zustand und entsprechend in einen anderen Existenzbereich. Während der Tod in biblischen Texten in gewissem Sinne personifiziert wird,  ist `tot sein` ein Zustand, den ein Mensch von sich aus (Ausnahme ist Jesus – Joh 10,17-18) nicht ändern kann (Ps 90,3; 104,27).

Was meint Jesus aber  mit `Hades`? In den deutschen Übersetzungen wird dieser Begriff gelegentlich auch mit `die Hölle, das Totenreich` wiedergegeben. In folgenden Texten kommt der griechische Begriff `ὁ ᾅδης – o ad¢s` vor; Offb 1,18;  6,8;  20,13.14;  Mt 11,23;  16,18;  Lk 10,15;  16,23;  Apg 2,27.31. Demnach ist der Hades:

  • Der krasse Gegensatz zu Paradies (Lk 16,22ff;  23,43.46).
  • Er ist als Zustand (und Ort) unüberbrückbar zum Paradies hin (Lk 16,26).
  • Er ist ein Herrschaftsbereich der Finsternis (Mt 16,18: „Pforten, Tore des Hades“ ).

Jesus war im Tod, aber war er auch im Hades? Ist es nicht in Psalm 16,8-11 durch diesen Begriff angedeutet? Immerhin hat er die Schlüsselgewalt (die Macht) auch über den Hades (Offb 20,13-14;  Joh 5,27-29). Er wird alle aus dem Tod (Totenreich) herausrufen. Nachdem Jesus in seinem letzten Ausruf seinen Geist in die Hände seines Vaters übergeben hatte, trat sein physischer Tod ein. Sein Leichnam wurde in eine Felsenhöhle gelegt, aus der er am dritten Tag auferstanden ist. Es ist also müßig darüber zu spekulieren, ob er in dieser Zeit den Toten (Geistern im Gefängnis) das Evangelium gepredigt hätte (1Petr 3,19).  Den Sieg über den Tod und das Totenreich errang er ja erst mit seiner Auferstehung (1Tim 1,10).

1.4.4 Das Geheimnis der sieben Sterne und der sieben goldenen Leuchter

Schreibe nun, was du gesehen hast und was ist und was nach diesem geschehen wird! (Offb 1,19).  

Ein zweites Mal wird Johannes von Jesus aufgefordert zu schreiben. Hier wird bestätigt, dass es Gottes grundsätzliche Absicht war, dass seine Worte aufgeschrieben werden sollten (2Mose  24,4: „da schrieb Mose“; 31,18: „die zwei Tafeln waren beschrieben von dem Finger Gottes“ ebenso in 34,1;  4Mose 33,2: „Und Mose schrieb auf nach dem Befehl des Herrn“; Jer 36,2: „Nimm eine Schriftrolle und schreibe darauf alle Worte“; Joh 20,30: „diese aber sind geschrieben“;  Mt 4,4: „es steht geschrieben“). Johannes soll aufschreiben,

  • was er bereits gesehen (und auch gehört) hat – den erhöhten Menschensohn in seiner Herrlichkeit und Vollmacht.
  • was da ist – die sieben Gemeinden, deren gegenwärtigen Zustand, wie Christus sie bewertet.
  • und was danach geschehen wird – die Voraussagen für die Gemeinden, deren geistlichen Kampf, die Bewährung in den Prüfungen und Versuchungen, sowie deren Aussicht beim überwinden.
  • Ebenso soll Johannes die Entfaltung der feindlichen Mächte in ihrer bildhaften Darstellung aufschreiben und den endgültige Sieg Gottes durch Christus bei dessen Wiederkunft.

Was das Geheimnis der sieben Sterne, die du auf meiner Rechten gesehen hast, und   die sieben goldenen Leuchter betrifft: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden  (Offb 1,20).

Zunächst gehen wir der Frage nach: Was oder wen symbolisieren die sieben Sterne in (auf) der Rechten des Menschensohnes? Nach der Zuordnung, die Jesus vornimmt, symbolisieren Sterne Boten, gr. `ἀγγέλοουςangelous`. Der im Deutschen verwendete Begriff `Engel` wird in der Bibel in mindestens fünffacher Hinsicht verwendet. In dieser Studie betrachten wir nur drei Zuordnungen.

Erste Zuordnung: Als himmlische Geistwesen, welche von Gott zu verschiedenen Diensten ausgesandt werden (Zum Dienst an den Kindern des Reiches: Mt 18,10-11; Hebr 1,6.14;  Apg 12,11;  27,23; und um die Strafgerichte Gottes auszuführen: 1Mose 19,1ff;  Apg 12,23; Offb 16,1ff). Der Dienst der Engel an den Gläubigen vollzieht sich in der Regel im verborgenen, sozusagen hinter den Kulissen. In der Offenbarung im direkten Auftrag von Jesus an die Gemeinden durch die schriftliche Vermittlung des Johannes (Offb 22,16). Da ihr Dienst in den bildhaften Darstellungen der Offenbarung oft zum Einsatz kommt, gibt es eine Auslegung, wonach es sich bei den Sternen (Engeln) in der Rechten des Menschensohnes um tatsächliche himmlische Geistwesen handelt.  Diese Engel wären dann zuständig für die jeweiligen Ortsgemeinden. Bei dieser Zuordnung gibt es allerdings auch Schwachpunkte. Erstens:. Johannes soll dem für die jeweilige Gemeinde zuständigen Engel schreiben, was Jesus ihm diktiert. Für solch eine Übermittlung göttlicher Botschaften gibt es kein Beispiel in der gesamten Schrift. Die übliche Reihenfolge bei der Übermittlung göttlicher Botschaften ist: Gott der Vater – Jesus der Sohn (oder Heiliger Geist) – Engel (oft, aber nicht immer) – Propheten (Apostel) – das Volk (die Gemeinde). In der Offenbarung ist die Reihenfolge: Jesus – Engel – Johannes – Gemeinden (Offb 1,1: „Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss; und indem er (sie) durch seinen Engel sandte, hat er (sie) seinem Knecht Johannes kundgetan, der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah“. Offb 1,4: „Johannes an die sieben Gemeinden“. Offb 22,16:„Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch dies zu bezeugen für die Gemeinden.“ Diese Botschaft des Engels an die Gemeinden übermittelte letztlich Johannes  und zwar in schriftlicher Form. Es wäre unlogisch, das Johannes an einen Engel (himmlischen Boten) schreiben sollte. Zweitens: Der Aufruf zur Umkehr kann nur an Menschen gerichtet werden, die in Sünde gefallen sind, nicht aber an die heiligen Engel. Drittens: In Offb 1,16.20 werden die Engel zunächst  als Sterne bezeichnet. Diese Sterne stellen Engel (Boten) dar. Und sowohl Sterne als auch Engel (Boten) können auch auf Menschen bezogen werden. Dass ein oder mehrere Engel für die sieben Gemeinden (ohne Vermittlung des Johannes) im Hintergrund Dienst versehen haben, ist jedoch unbestritten.

Zweite Zuordnung: Eine weitere Deutung wäre, dass es sich bei den Engeln um den oder die Gemeindeleiter handelt. Solch eine Zuordnung könnte abgeleitet werden, weil Gott zu allen Zeiten bestimmte Menschen beauftragt hatte seine Botschaft an andere Menschen zu übermitteln. Der Begriff `angelos` wird auch auf Propheten angewendet (2Chr 36,15-16). Der Vergleich von Maleachi 3,1 mit Mt 11,10;  Mk 1,2 und  Lk 7,27 weist auf  Johannes den Täufer hin. In Lukas 9,52 sandte Jesus Boten (angelous) voraus. Und in Matthäus 10,5 sendet Jesus seine Jünger, damit sie  ev-angel-isieren). Und daher gibt es auch die Ansicht, dass die `angelous ` die jeweiligen Gemeindeleiter  symbolisieren könnten. Immerhin hatte Jesus selbst Leitungsdienste in der Gemeinde eingesetzt. Das markanteste Beispiel ist die Beauftragung von Petrus mit dem Hirtendienst (Joh 21,15-17). Der Ap. Petrus, als Mitältester, ermahnt und ermutigt die Ältesten der Gemeinden in der Diaspora zum  vorbildlichen Hirtendienst (1Petr 5,1-4). Ebenso tut es der Ap. Paulus im Abschiedsgespräch mit den Ältesten der Gemeine Ephesus (Apg 20,28;  dazu auch 1Tim 3,1-5). Leitung durch verschiedene Gabenträger  in der Gemeinde ist ein fester Bestandteil für die Stabilität und das gesunde geistliche Wachstum der Gläubigen (Eph 4,11ff). Doch auch diese Zuordnung scheint nicht einwandfrei aufzugehen. Zum einen, weil das so genante `Ein Mann` Leitungssystem nicht der neutestamentlichen Gemeindepraxis entsprach. Damit hätte Jesus den negativen Trend der Entwicklung jener Zeit und auch der späteren Kirchenpraxis legitimiert, was unwahrscheinlich ist (3Joh 1,9ff).

Dritte Zuordnung: Jesus wendet sich zwar in der `Du-Form` an den jeweiligen Engel (Boten) der Gemeinde, meint jedoch die ganze Gemeinde. Bereits Zion und Jerusalem ist die Verkünderin `ev-angel-izomenos` der Frohen Botschaft (Jes 40,9). In der Vision von Offb 21,12 sind auf den 12 Toren 12 Engel postiert und die Erklärung dazu, sie stehen für die 12 Stämme der Israeliten, also für das gesamte Volk. Auch später heißt es immer wieder: „was der Geist den Gemeinden sagt“. Oder: „Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch dies zu bezeugen für die Gemeinden.“ (Offb 22,16). Daher kann unter dem Symbol des Engel-Boten auch die ganze Gemeinde gemeint sein. Die meisten Briefe des NT sind ebenfalls an Gemeinden geschrieben worden (Phil 1,1-2; 1Kor 1,1f). Näheres dazu später in den Sendschreiben.

Die Bestimmung der Sterne

Fixsterne erfüllen zum Beispiel die Funktion als natürliche Wegweiser (1Mose 1,16-18; Ps 136,9). In Psalm 147,4 steht: „Er zählt die Zahl der Sterne, er ruft sie alle mit Namen“. Doch bereits seit 1Mose 15,5 stehen Sterne symbolhaft auch für Menschen des Volkes Gottes. So verhieß Gott Abraham:  „so zahlreich sollen deine Nachkommen sein“. Und am Ende der vierzigjährigen Wanderung erinnerte Mose das inzwischen zahlreich gewordene Volk an jene Verheißung Gottes (5Mose 1,10; 10,22). Nach 1Mose 37,9 stehen Sterne auch symbolhaft für die Erzväter. Und in Daniel 12,3 lesen wir: „Und die Verständigen werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.“ Die Leuchtkraft  der Gerechten vergleicht Jesus sogar mit dem Glanz der Sonne (Mt 13,43). Doch bereits jetzt sind sie durch Jesus das Licht der Welt (Joh 8,12;  Mt 5,14).  Und an die Philipper schreibt Paulus: „Ihr seid, Gottes Kinder, ohne Makel mitten unter einem verdorbenen und verkehrten Geschlecht, unter dem ihr scheint als Lichter (gr. phost¢res) in der Welt,“ (Phil 2,15).

Der 12 Sternenkranz in Offenbarung 12,1 symbolisiert in Verbindung mit Offb 21,12-14 sowohl die 12 Stämme Israels als auch die 12 Apostel des Lammes. Damit wäre auch die Verbindung zwischen dem alt- und neutestamentlichem Volk Gottes als  geistliche Einheit bestätigt. Siehe auch (Hebr 11,12: „Darum sind auch von dem einen, dessen Kraft schon erstorben war, so viele gezeugt worden wie die Sterne am Himmel“). Damit wird deutlich, Sterne symbolisieren das gesamte Volk Gottes. Warum nicht auch einzelne Ortsgemeinden?

Beeindruckend ist, dass diese Sterne in der Rechten Hand des Menschensohnes festgehalten werden. Die Rechte des Herrn steht für seine Stärke und Wirksamkeit. So spricht der Herr durch den Propheten Jesaja 41,10: „fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ (vgl. Jes 48,13). Der gute Hirte Jesus sagte: „und niemand wird sie aus meiner Hand reißen“ (Joh 10,28-29; vgl. dazu auch Jes 49,16: „Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet“). Damit wird durch das Symbol der Sterne in der Rechten des Menschensohnes der Aspekt hervorgehoben, dass die Gemeinden als Ganzes (Leitungsdienste eingeschlossen) in Jesu Hand  geborgen sind. Sie werden von ihm festgehalten, geprägt und in seiner Vollmacht zum Dienst in dieser finsteren Welt beauftragt. Diese Zuordnung scheint zutreffender zu sein. Dadurch wird der Dienst und Auftrag der Gemeinden nach außen hin hervorgehoben.

und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden (Offb 1,20c).

Wie Jesus erklärt, symbolisieren die sieben goldenen Leuchter:

vordergründig sieben historische Lokalgemeinden in der damaligen römischen Provinz Asia. Diese sieben Gemeinden sind in einer bestimmten geographischen und wohl auch inhaltlichen Reihenfolge beschrieben und zwar im Uhrzeigersinn.

Sie stehen auch für alle Gemeinden jener Epoche, denn überall zeichneten sich ähnliche Entwicklungen ab.

Sie stehen für die Gemeinde aller Zeiten, denn durch die Zahl 7 wird die Vollständigkeit ausgedrückt (Mt 16,18;  Eph 1,23;  4,4). Durch das Symbol der Leuchter wird das Innenleben der Gemeinde betont, die Anbetung Gottes und die Gemeinschaft untereinander.

1.5 Die sieben Sendschreiben an die sieben Gemeinden in Asia

(Bibeltext: Offb 2,1-3,27)

Allgemeines

Beim sorgfältigem lesen fällt auf, dass die Sendschreiben eine bestimmte Reihenfolge aufweist. Sie sind geographisch im Uhrzeigersinn angeordnet. Es beginnt mit Ephesus und schließt mit Laodizea. Während Thyatira in der Mitte vom Inhalt her den meisten Text aufweist, stehen sich die Ortsgemeinden Ephesus und Laodizea mit den meisten Mängeln gegenüber. Ebenso Pergamon und Sardes, bei denen Jesus noch lobenswertes oder lebendes vorfindet. Nur die Gemeinden Smyrna und Philadelphia bekommen ausschließlich Lob und Zuspruch.

Allen Sendschreiben ist typisch:

  • „Das sagt der …“
  • „Ich kenne (ich weiß…“
  • „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: …“
  • „Wer überwindet, siegt …“

Trotz gravierender Mängel bei den meisten Gemeinden, hat Jesus keine dieser Gemeinden aufgegeben. Jede Gemeinde bekommt mit, was den anderen gesagt wird. Alle Gemeinden haben bereits einige Jahrzehnte ihrer Existenz. Sie sind alle durch den direkten oder indirekten Dienst des Ap. Paulus und seiner Mitarbeiter in den fünfziger Jahren des 1. Jh. gegründet worden (Apg 19,10).

1.5.1 An die Gemeinde in Ephesus schreibe

Ephesus, Hauptstadt der römischen Provinz Asia (Kleinasien) war eine bedeutende Handels- und Hafenstadt. Der Fluss Kaystros floß durch die Stadt. Handwerk, Handel und verschiedene Kulte blühten in dieser heidnischen Metropole. Das Ausgrabungsgelände liegt heute etwa 5 Kilometer landeinwärts in der Nähe der Stadt Seldchuk (Westtürkei).

Die Entstehungsgeschichte der Gemeinde in Ephesus ist uns aus der Apostelgeschichte bekannt. Bereits im Jahre 52 n.Chr kam Paulus auf seiner Rückreise von Korinth nach Jerusalem hier vorbei. Mit ihm waren Aquila und Priszilla. Er blieb aber nicht lange in Ephesus. Im Frühsommer des folgenden Jahres kam Paulus zusammen mit einigen Mitarbeitern nach Ephesus (Apg 19,1). Nach seinen eigenen Worten, verbrachte er dort ganze drei Jahre (Apg 20,31). Dabei wurde eine gute Glaubensgrundlage gelegt. Durch den treuen Dienst des Apostels bekamen sie den gesamten Ratschluss Gottes vermittelt (Apg 20,27ff). Von Ephesus aus breitete sich das Evangelium in der ganzen Provinz Asia aus (Apg 19,10). Auch durch den treuen Dienst von Timotheus wurde die Gemeinde im Glauben gefestigt (1Tim 1,5). Da wundert es auch nicht, dass Jesus diese Gemeinde als erste anspricht.

Ende des 1. Jh. steht die Gemeinde bereits in der dritten Generation und es scheint alles gut zu funktionieren. Und nun beauftragt Jesus Johannes: „Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe“ Bereits zum dritten Mal hören wir den Auftrag von Jesus an Johannes, dass er schreiben soll.  In der Zeit gab es bereits Pseudoschriften (2Thes 2,2). Jesus wusste, dass die mündliche Überlieferung sehr bald verdreht werden würde (Lk 1,1). Daher sollte die Offenbarung aufgeschrieben werden.

Indem Jesus sich an den Engel der Gemeinde wendet, stellt er sich letztlich der gesamten Gemeinde vor mit den Worten:

Dies sagt der, der die sieben Sterne in seiner Rechten festhält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt. (Offb 2,1).

Jeder Gemeinde stellt sich Jesus mit speziellen Eigenschaften vor. Hier jedoch in der Funktion als Hirte und Aufseher (Offb 1,12.16.19; 3,1; Joh 10,28). Diese gelten jedoch zunächst den Ephesern, schließen aber auch alle anderen mit ein. Das ist auch logisch, weil es Sinn macht am Anfang gesagt zu werden. Alle sieben Boten als Gemeinden sind in seiner rechten Hand, sie sind geschützt, sie sind in seinem Blickfeld und seiner Reichweite. Er lenkt und formt sie nach seinem Willen. Er wandelt, geht umher, er ist unterwegs wirksam, tätig. Gleich zu Beginn wird deutlich gemacht, wer das Sagen hat. Es ist Jesus der Menschensohn, der sich davor in all seiner Autorität vorgestellt hatte (Offb 1,11-20). Es ist immer noch der, welcher in Vollmacht sagte: „Ich aber sage euch“ (Mt 5,22.28.32.34.39). Und es ist der, über den die himmlische Stimme des Vaters aussprach: „Auf ihn hört“ (Mt 17,5).  Er ist der umhergehende unter den Gemeinden, denn sie kommen von ihm, er ist ihr Gründer, ihr Haupt aber auch ihr Herr (Mt 16,18; Eph 1,22-23; Kol 1,18).

Und dann beginnt Jesus mit der Inventur bei den Ephesern, dabei macht er als erstes eine Bestandsaufnahme. Hier die Liste:

  • „Ich kenne deine Werke“ genauer: „ich weis um deine Werke“ Das hört sich zunächst neutral an. Doch Jesus kennt nicht nur die Summe der Taten, sondern auch deren Qualität, d.h. die Motivation welche hinter den Aktivitäten steht.
  • „und deine Mühe (Mühsal, Anstrengung, Arbeit). Jedes Werk oder Tat ist ein Aufwand und kostet Kraft und Einfallsreichtum.
  • und du hast Ausharren (Geduld)“ Was sie begannen, führten sie auch bis zu Ende aus. Die Leiden ertrugen sie mit Geduld und ohne Murren.
  • Und weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel und sind’s nicht, und hast sie als Lügner befunden.“  Die Gabe der Geisterunterscheidung wandten sie mutig und weise an. Dadurch blieb die Gemeinde frei von falschen Lehren (2Kor 11,13).
  • „und hast vieles getragen um meines Namens willen und bist nicht müde geworden“

Das hört sich ja zunächst gut an. Jesus sieht und kennt  die Leistungen der Gemeinde und nennt sie beim Namen. Er ist der Kompetente, der den geistlichen zustand einer Gemeinde genau bewerten und beurteilen kann?

Doch es gibt auch etwas zu beanstanden und zwar etwas sehr wesentliches. „Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.“ (Offb 2,4).

Was meint Jesus mit der ersten Liebe? Es gibt keine weitere Stelle in der Schrift, die so lautet.

Es gibt  nur eine Stelle in Bezug auf „die erste Treue“ (1Tim 5,12). Daher kann in dieser Aussage sowohl die zeitliche als auch qualitative Komponente enthalten sein. Dies könnte durch eine ähnliche Aussage in  1Thes 1,3 begründet werden. Dort bescheinigt der Ap. Paulus den Gläubigen in Thessalonich: „Werk im Glauben, Arbeit in der Liebe, Geduld in der Hoffnung“. Es sind genau die ersten drei Tätigkeiten, welche auch in Offb 2,2 genannt werden. Ja, die Gemeinde der Thessalonicher war noch sehr Jung. Aber gerade bei ihnen lässt sich die erste Liebe noch deutlich erkennen. Denn ihre Werke wurden im Glauben gewirkt. Ihre Arbeit taten sie in der Liebe und ihre Geduld war von Hoffnung auf den Herrn Jesus Christus ausgerichtet. Dies fehlte den Ephesern. Die Briefe des Johannes, welche ebenfalls in der Zeit der Offenbarung geschrieben worden sind, sprechen das Liebesthema an.

  • 1Joh 4,7-20: „Gott ist Liebe
  • Jesus sagt von sich selbst: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde“ (Joh 15,13).
  • Das höchste , erste oder größte Gebot Gottes an den Menschen lautet: „Liebe Gott, deinen Herrn von ganzem Herzen … …“ (Mt 22,37; Mk 12,30-33; Lk 10,27). Doch wie kann ein Mensch Gott lieben? In Röm 5,5 gibt der Ap. Paulus die Antwort: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“. Und was ein Mensch empfangen hat, kann und soll er auch einsetzen.
  • Und Jesus befiehlt: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“ (Joh 13,33). Johannes schließt sich seinem Meister an mit den Worten: „Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt“ (1Joh 4,19).
  • Und Paulus schreibt an die Korinther: „Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!!“ (1Kor 16,14). Dies war in der Gemeinde Ephesus nicht mehr der Fall.

Der Vorwurf von Jesus wiegt sehr schwer, die Gemeinde hat die `erste Liebe` verlassen. Nach den Worten des Ap. Paulus und hätte der Liebe nicht, so nützte es mir nichtverlieren dabei alle Werke ihren eigentlichen Wert (1Kor 13,1-13). Wie konnte dies geschehen? Nun, wenn dem Äußeren mehr Beachtung zukommt als der inneren Beziehung zu Jesus, erkaltet die Liebe. Nach und nach kehrt ein frommer Automatismus ein.

 Der Aufruf von Jesus ist dreifacher Art: „Denke nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, so komme ich zu dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.“ (Offb 2,5).

  1. Sich zu erinnern an den hohen Stand wird durch das gr. Verb `πέπτωκας – pept÷kas – herabgefallen` unterstrichen. Die grammatische Verbform macht deutlich, dass der gefallene Zustand immer noch anhält. Zunächst fordert Jesus zum Rückblick in die Zeit der Anfänge. Dann aber auch zu einer ehrlichen Wahrnehmung der Lebensabläufe, der Motivation, warum und für wen all die Werke getan wurden. 
  2. Buße tun heißt wörtlich Umdenken.
  3. Die ersten Werke vollbringen, also Werke des Glaubens die von der Liebe zu Gott und dem Nächsten motiviert sind.

Das Angebot zur Umkehr sind Ausdruck der Liebe und Fürsorge des Christus. 

Höchstwahrscheinlich war das Bemühen von Jesus um die Wiederherstellung der Gemeinde durch Umkehr nicht vergeblich gewesen. Noch im Jahre 431  fand dort ein Konzil statt.

Foto: Taufbecken in der Marienkirche

Doch im Laufe der späteren Jahrhunderte erlosch der Leuchter dieser so großartigen und bedeutenden Gemeinde. Zerstörung durch Kriege und Erdbeben, Hungersnöte und Seuchenverödeten die einst so blühende Stadt.

Foto: Überblick über das Ausgrabungsgelände mit dem Theater dahinten.

Aber es gibt etwas wichtiges, was die Ephesus Gemeinde hat und Jesus nicht unerwähnt lässt.

Aber dies hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch ich hasse. (Offb 2,6). 

Was war der Inhalt dieser Lehre? Es könnte sich dabei um gnostische Lehre handeln, welche in irgendeiner Form die Inkarnation des Christus leugnete. Die Johannesbriefe sprechen darüber (Joh 1Joh 4,1ff; 2Joh 1,7)

Diese Lehre wurde in der Gemeinde Pergamon geduldet. Dort steht sie auch in Verbindung mit Götzendienst (Offb 2,15). Und Götzendienst war in der Regel mit Sittenlosigkeit verbunden. Davon distanzierten sich die Gläubigen in Ephesus.

 Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, welcher in dem Paradies Gottes ist“ (Offb 2,7).

Wozu hat Gott dem Menschen 2 Ohren gemacht? 228 Mal kommt Ohr in der Bibel vor und unzählige Male wird der Mensch aufgefordert zum Hören. In Jes 50,4-6 lesen wir vom Christus als dem Menschensohn: „Gott der HERR hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. Gott der HERR hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück. Ich bot meinen Rücken dar denen die mich shlugen.“

Jesus ist unser Vorbild im Hören auf Gott. Und er hat die Vollmacht seine Gemeinde zum Hören aufzufordern. Übrigens gilt diese Aufforderung allen Gemeinden aller Zeiten. Sein Reden übermittelt der Heilige Geist Gottes, indem er an Jesu Worte erinnert.

Die Verheißung

Der Baum des Lebens (wörtlich `Holz des Lebens`), welcher im Paradies Gottes ist, wird dem Überwinder verheißen. Diese Aussage weißt in die Zukunft und erinnert zugleich an die Vergangenheit (Offb 22,1-2). Damals bedeutete der Bum des Lebens mitten im Garten ewiges Leben (1Mose 2,9; 3,22).

Das gr. Wort `paradeisos` kommt wohl ursprünglich aus dem Persischen und beschreibt einen schönen Garten. Dieses Wort kam dann in die LXX mit dem der Garten in Edem bezeichnet wurde (1Mose 2,8.10.15.16; 3,1.24). Jesus und der Ap. Paulus verwendeten es im NT an drei Stellen.

  • Lk 23,43: „und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Und das Paradies ist dort, wo der Vater ist (Lk 23,46).
  • 2Kor 12,4: „der wurde entrückt in das Paradies und hörte unaussprechliche Worte, die kein Mensch sagen kann.“ Ergänzt wird diese Ortsbezeichnung mit `entrückt bis in den dritten Himmel`.
  • Und einen indirekten Hinweis auf das zukünftige Paradies gibt es in Offb 22,1-2: „und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes, mitten auf ihrer Straße und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker“ (vgl. dazu auch Offb 7,16-17; 21,6).

Welche Aussicht für die, welche den Kampf gegen die Sünde und das Böse aufnehmen und besiegen in dem sie den Glauben und das Vertrauen zu Jesus bewahren (1Joh 5,4).

1.5.2 An die Gemeinde in Smyrna schreibe

(Bibeltext: Offb 2,8-11)

Die Hafenstadt Smyrna (heute Izmir) am Fluß Melos gelegen, hat wegen seiner Lage eine bedeutende Geschichte. Sie lag zwischen Ephesus im Süden und Pergamon m Norden und zählte mit ihnen zu den drei bedeutendsten Metropolen in der Provinz Asia. Wie in den anderen zwei Städten blühte auch hierneben vielen heidnischen Kulten der Kaiserkult. Die jüdische Gemeinschaft mit ihrer Synagoge war hier von den örtlichen Behörden anerkannt und übte ihren Einfluss aus. Smyrna war durchgehend besiedelt und zählt heute zur drittgrößten Stadt der Türkei. Neben der muslimischen Bevölkerung leben dort bis heute noch Juden und Christen.

Von der Entstehungsgeschichte dieser Ortsgemeinde gibt es keine direkten Hinweise. Trotzdem können wir aus den Texten der Apostelgeschichte einiges ableiten. In den drei Jahren des Dienstes von Paulus in Ephesus, breitete sich das Evangelium in der gesamten Provinz Asia aus (Apg 19,10.22.26 ). Das bedeutet: auch wenn Paulus nicht selber in Smyrna evangelisierte, so ist sie auf indirektem Wege durch seine Mitarbeiter entstanden.

Jesus wandte sich an diese Gemeinde und beauftragte Johannes:

Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Dies sagt der Erste und der Letzte, der tot war (ward) und wieder lebendig wurde: (Offb 2,8).

Mit seiner Vorstellung nimmt Jesus Bezug auf seine Aussage in Kapitel 1,17-18. Er erinnert aber dadurch auch an das Geschehen auf Golgatha. Anders als alle andere Menschen war er sündlos, d.h. er war lebendig. Nur dem Fleisch nach starb er und kehrte in einem verwandeltem Körper in das Leben zurück.

Und „dies sagt der Erste und der Letzte“, das ist eine Art  Wiedererkennungszeichen (vgl. Jes 44,6; 48,12 mit Offb 1,17; 22,13). Und diese Vorstellung passt auf die Situation der Gemeinde und deren Perspektive, die Jesus ihnen gibt. Denn diese Gemeinde ist tadellos, sie ist lebendig und braucht sich vor dem zweiten Tod nicht zu fürchten.

Und nun macht Jesus auch bei ihnen eine Bestandsaufnahme:

Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut – du bist aber reich – und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und es nicht sind, sondern eine Synagoge des Satans“ (Offb 2,9).

Drei Bereiche von denen Jesus der Gemeinde sagt, ich weis, ich kenne:

  • Ich weis um deine Bedrängnis“ (vgl. auch mit Offb 1,9; Joh 16,33; Mt 24,9).
  • Ich weis um deine Armut, du bist aber reich“ (Mt 5,3; Lk 6,20; Jak 2,5; 1Tim 6,9).
  • Ich weis um die Lästerungen derer, die sagen sie seien Juden und sind es nicht, sondern Synagoge des Satans“ (Mt 5,11; Apg 13,45; 18,6; 19,9; Röm 2,28-29; Joh 8,44).

Und nun kommt eine Voraussage zusammen mit einer Ermutigung:

 „Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst!“ Das `fürchte dich nicht` ist die häufigste Ermutigung Gottes an die Gläubigen (Mk 13,9-11; Apg 4,1ff; 21,11-13; 1Thes 2,14). Der Name Smyrna ist verwandt mit `Myrrhe` einer wertvollen, bitter schmeckenden Salbe, welche im kultischen, medizinischen  Bereich aber auch für Einbalsamierung der Toten verwendet wurde (Mt 2,11; Mk 15,23; Joh 19,39). Der Gedanke des Leidens ist hier indirekt enthalten und passt zu der Situation in der sich die Gemeinde in Smyrna befand. Jesus fährt fort mit:

„Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr geprüft werdet, und ihr werdet Bedrängnis haben zehn Tage.“ (Ofbb 2,10).

Der Satan ist Gegner, er ist auch Teufel, d.h. Durcheinanderbringer und Versucher (Mt 13,28; Offb 3,10). Der Zeufel hat Handlanger, sehr oft benutzt er dazu die Stadtbehörden, welche auch von den Juden der örtlichen Synagogen dazu angestachelt wurden (Lk 21,12; Apg 9,22-23; 9,30; 13,50; 14,2.19; 16,20; 17,5.13; 18,12). Etliche werden Gefängnis erleiden, doch die Zeitangabe 10 Tage ist eine begrenzte Zeit im Vergleich der Plagen, welche die Gottlosen bereits hier erleiden müssen (Offb 9,5-11). Von Seiten des Satans ist es eine Versuchung, doch Gott lässt ihn gewähren und der Zweck dabei ist um geprüft zu werden. Denn  Prüfung ist auch eine Art von Läuterung. (Lk 11,49;  22,31; 1Kor 10,13; 1Petr 4,12; 2Petr 2,9).

„Sei treu bis zum Tod! Und ich werde dir den Siegeskranz des Lebens geben.“ (Offb 2,10).

Die Aufforderung zur Treue (den Glauben zu bewahren) enthält eine Verheißung. Der Siegeskranz: Im griechischen wird zwischen Krone – Diadem und Kranz – Stefanos unterschieden. In diesem Text wird der Begriff ` στέφανος – stefanos – Siegeskranz` verwendet.

Der Ap. Paulus entnahm das Bild vom Siegeskranz aus dem Sportkampf der Athleten im Stadion: (1Kor 9,24-25). In den Texten des NT wird der Kranz meistens mit einem Zusatz versehen. Beispiele:

`Kranz aus Dornen` also `Dornenkranz` bei der Kreuzigung Jesu (Mk 15,17; Mt 27,29; Joh 19,2-5). Dieser wurde ihm zur Verspottung und Entwürdigung aufgesetzt.  Jesus wurde zum größten Sieger aller Zeiten, denn er gab den Kampf nicht auf bis in den Tod und siegte dadurch. Er legte den Grund für den wahren und unvergänglichen Siegeskranz für alle, die an ihn glauben.

Als `Kranz des Sieges` (2Tim 2,5; Offb 3,11; 6,2).

Als `Kranz der Gerechtigkeit` (2Tim 4,8). Dieser ist bereitet allen, die wie Paulus den guten Kampf bis zum Ende kämpfen.

Als `Kranz des Lebens` (Offb  2,10; Jak 1,12). Der Kranz des Lebens ist das geistliche Leben aus Gott durch den Glauben an Jesus Christus.

Als `goldene Kränze` (Offb 4,4.10) die 24 Älteste tragen sie; ebenso der himmlische Bote, gleich einem Menschensohn (Offb 14,14).

Als `unvergänglicher Kranz der Herrlichkeit` (1Petr 5,4; verheißen den treuen Hirten).

Als `Ruhmeskranz` (1Thes 2,19; Phil 4,1).

Siegeskranz (Kränze) werden in der Bibel 20 Mal erwähnt. Und nur ein Mal ausdrücklich bezogen auf feindliche Heere, allerdings mit dem Zusatz wie oder als ob (Offb 9,7). Diese Siegeskränze sind eine Täuschung. Bei allen anderen Textstellen geht es um echte Siegeskränze.

Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, wird keinen Schaden erleiden von dem zweiten Tod. (Offb 2,11).

„Wer ein Ohr hat …“. Jesus weiß wovon er redet (Jes 50,4-6). Auch diese Aussage ist typisch für Jesus, hat er doch während seiner Lehrtätigkeit die Menschen zum aktiven und aufmerksamen Hören aufgefordert (Mt 11,15; 13,9.43). Was den Gläubigen in der Gemeinde Smyrna gesagt wird, das vermittelt der Geist Gottes auch an alle anderen Gemeinden bis zum Ende..

Dem Siegenden wird kein Leid geschehen von dem `zweiten Tod`  (Offb 20,6.14; 21,8; Mt 25,46; 2Thes 1,9). Somit ist der zweite Tod mit Gehenna (Hölle) identisch und beschreibt das ewige getrennt sein von der Quelle des Lebens, also von Gott. Doch von diesem Tod bleiben die Überwinder bewahrt (Joh 3,16; 5,24-25; 11,26).

1.5.3 An die Gemeinde in Pergamon schreibe

(Bibeltext: Offb 2,12-17)

Pergamon, der Name der Stadt ist in dem dort erfundenem Schreibmaterial Pergament wiederzufinden. Die Stadt lag etwa 105 km nördlich von Smyrna und etwas landeinwärts. Die Geschichte der Stadt reicht weit zurück. Die Lage von Pergamon war mit ausschlaggebend für ihre Entwicklung und Bedeutung. Bis heute hat sie ihren Namen bewahrt.

Johannes bekommt den Auftrag von Jesus auch dieser Gemeinde im Rahmen der Gesamtoffenbarung  einen Brief zu schreiben. Über die Gründungszeit und Umstände gibt es zwar keine direkten Informationen, doch es liegt nahe, dass diese Gemeinde im Zusammenhang der Asienmission des Ap. Paulus entstanden ist (Apg 19,1-10). Möglich ist auch, dass sie von Alexandrea Troas aus erreicht wurde (Apg 16,10; 20,7; 2Tim 4,13).

Und dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: Dies sagt der, der das zweischneidige, scharfe Schwert hat. (Offb 2,12).

Das so genannte zweischneidige scharfe Schwert ist das Wort Gottes. Es geht aus dem Mund von Jesus hervor und ist sowohl treffsicher und in jeder Hinsicht wirksam. Es trennt die Lüge von der Wahrheit, es entlarvt Heuchelei. Aber es hat rettende Wirkung für die Glaubenden, tröstet und Ermutigt (Offb 1,16; 2,16; 19,15; Eph 6,17; Hebr 4,12). Mit dieser Vorstellung wird gleich zu Beginn angedeutet wie oder womit er die Kernproblematik in dieser Gemeinde angehen wird.

Ich weiß, wo du wohnst; wo der Thron des Satans ist (Offb 2,13).

Was bedeutet die Bezeichnung: `Satans Thron? In der Offenbarung kommt dieser nur 3 Mal vor: Offb 2,13; 13,2;  16,10). Thron steht für Reich und Macht und er übt seine Macht in Pergamon aus. Doch diese seine Macht ist begrenzt in jeder Hinsicht (räumlich: (Hiob 1-2; Offb 13,1-5; zeitlich: Hiob 1-2; Lk 4,13; 22,53; Offb 2,10; 20,1-4;  und inhaltlich: Hebr 2,14). Weitere Stellen: Lk 4,6; Mk 3,27; Mt 12,29; Lk 10,18; Joh 8,44; 12,30; 16,11. Trotz dieser Einschränkungen, ist sein Einfluss in dieser Stadt seit langer Zeit sehr groß. Und dieser Einfluss fand auch Einzug in die Gemeinde

Aber zunächst kommt die positive Bestandsaufnahme zusammen mit einer Ermutigung.

und du hältst meinen Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, der bei euch, wo der Satan wohnt, ermordet worden ist. (Offb 2,13).

Der Satan ist in Pergamon zu Hause, er wohnt dort. Es gibt viele Altäre und Tempel, die verschiedenen Göttern gewidmet waren. Auch der Kaiserkult ist hier längst integriert. Paulus schreibt: „Was die Völker opfern, das opfern sie den Dämonen“ (1Kor 10,21). Wer an diesen Kulten und deren Mahlzeiten teilnahm, war gleichzeitig in der Gemeinschaft der Dämonen und stand unter deren Einfluss.

Doch die Gläubigen hielten fest an Jesus und bekannten sich frei und offen zu dem Namen Jesu. Niemand wurde zum Leugner, auch nicht, als ihr Mitbruder Antipas wegen seines Glaubens umgebracht wurde. Es war ein großer Verlust für seine Familie und die Gemeinde. Doch sein Geist (Seele) wurde ins Paradies aufgenommen (Apg 7,59; Offb 6,9; 20,4-6).

Falsche Lehren in Pergamon

Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du solche dort hast, welche die Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, einen Fallstrick vor die Söhne Israel zu legen, sodass sie Götzenopfer aßen und Unzucht trieben. (Offb 2,14).

So lesen wir in 4Mose 25,1: „Und Israel blieb in Schittim. Und das Volk fing an, Unzucht zu treiben mit den Töchtern Moabs“. Paulus erinnert an jene traurige Geschichte und schreibt: „Auch lasst uns nicht Unzucht treiben, wie einige von ihnen Unzucht trieben, und es fielen an einem Tag dreiundzwanzigtausend.“ (1Kor 10,8; 4Mose 31,16; 2Petr 2,15; Jak 1,11).  Götzendienst war dämonischen Ursprungs und in der Regel mit zuchtlosem Treiben verbunden. Damals hat Gott sofort eingegriffen und viele mit dem physischen Tod bestraft. Hier greift er nicht sofort ein, sondern gibt Raum zur Umkehr.

Zu dem Wenigen gehört eine weitere verderbliche theologische Irrlehre:

So hast auch du solche, die in gleicher Weise die Lehre der Nikolaiten festhalten. (Offb 2,15).

Diese verderbliche Lehre ist  von der Gemeinde Ephesus erkannt und erfolgreich abgelehnt worden (Offb 2,6). Doch hier in Pergamon hatte sie Anhänger bekommen. Da sie sonst in keinem Text der Bibel erwähnt wird, sind wir auf Vermutungen angewiesen. Doch es kann sich um eine gnostische Lehre gehandelt haben, in der die Person von Jesus Christus, bzw. sein göttliches oder menschliches Wesen geleugnet wurde (1Joh 2,22; 4,1-4).

Der Aufruf zum Umdenken und Umkehr

Tu nun Buße! Wenn aber nicht, so komme ich ⟨zu⟩ dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwert meines Mundes.“ (Offb 2,16).

Hier sagt Jesus, wie er gegen die Menschen vorgehen wird, die solche Lehren verbreiten und selbst praktizieren. Und er wird es tunmit dem Schwert seines Mundes, d.h. mit seinem richtenden Wort (Joh 12,48; Offb 19,21). Auch für uns gilt, der Kampf gegen Irrlehren wird mit dem Wort Gottes geführt.

Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben; und ich werde ihm einen weißen Stein geben und, auf den Stein geschrieben, einen neuen Namen, den niemand kennt, als wer ihn empfängt. (Offb 2,17).

Wer ein Ohr hat, der höre! Der Geist Gottes redet zu allen Gemeinden. Aber er sagt nichts aus sich selbst, sondern was er von dem Sohn mitgeteilt bekommt (Joh 14-15).

Nun folgen Verheißungen für die Überwinder

Das verborgene Manna (2Mose 16,31-35;  5Mose 8,3.16; Jos 5,12; Neh 9,20; Ps 78,24; Joh 6,31f ). Das verborgene Manna ist das himmlische und göttliche Brot, welches sich in der Person von Jesus offenbarte. Auch im Himmel wird Gottes Wort unsere Speise sein.

Ein weiteres Bild als Bestätigung für die Zugehörigkeit zur Familie Gottes und als Ausweis seiner Bürgerschaft im Reiche Gottes ist mit dem weißen Stein verglichen (Phil 3,20-22). Auf diesem Stein steht der neue Name drauf Ein Name steht für die Person, welche diesen Namen trägt. Bereits in alttestamentlicher Zeit hat Gott bestimmten Menschen Namen gegeben (Isaak, Jakob-Israel, Immanuel, Johannes, Jesus). Dies tat auch Jesus mit seinen Jüngern (Mk 3,16f). Dieser neue Name steht bereits im Lebensbuch des Kammes (Phil 4,3; Offb 3,5).

Anmerkung: Im Himmel wird es keine Verwechslungen geben, jeder Name wird einmalig sein. Und dieser Name wird vollkommen zu der jeweiligen Person, seinem Charakter und seiner Bestimmung passen.

1.5.4 An die Gemeinde Thyatira schreibe

(Bibeltext: Offb 2,18-29)

Die Gemeinde in Thyatira ist die vierte von den sieben und hat den größten Textumfang. Die Stadt Thyatira, das heutige Akhisar in der Türkei, war in der Antike eine bedeutende Handels- und Industriestadt in der kleinasiatischen Landschaft Lydien. Sie lag im Lykostal, an der Straße von Pergamon nach Sardes. Erwähnt wird sie in der Apostelgeschichte 16,14: „Und eine Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira,“ Dieser Bezug bestätigt die Bedeutung der Stadt, in der die Textilindustrie florierte.

„Und dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: Dies sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie eine Feuerflamme und Füße  gleich glänzendem Erz: (Kupfer)“ (Offb 2,18).

Der Menschensohn aus Kapitel 1,10-20 stellt sich dieser Gemeinde vor als Sohn Gottes. Es wird klar, durch seine Menschwerdung hat Jesus seinen Stand (Status) als `Sohn Gottes` nicht aufgegeben (Joh 10,36; Lk 22,70; Phil 2,6-11).

Seine Augen durchdringen alles (Offb 1,14; 19,12) und seine Füße (wie im glühenden Ofen) glänzendes Kupfer, weisen auf seinen durch Leiden des Todes geläuterten festen Stand hin (Offb 1,14-15; Hebr 2,9).

„Ich kenne deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deinen Dienst und dein Ausharren und weiß, dass deine letzten Werke mehr sind als die ersten.“  (Offb 2,19).

Die Vestandsaufnahme ist positiv:

  • Ich kenne deine Werke,
  • Ich kenne deine Liebe,
  • Ich kenne deinen Glauben,
  • Ich kenne deinen Dienst,
  • Ich kenne deine Geduld.
  • Ich weis dass deine letzten Werke mehr sind als die ersten..

 

„Aber ich habe gegen dich, dass du das Weib Isebel gewähren lässt, die sich eine Prophetin nennt und meine Knechte lehrt und verführt, Unzucht zu treiben und Götzenopfer zu essen.“ “(Offb 2,20).

Isebel, die phänizische Prinzessin und Frau von dem gottlosen König Ahab in Samaria (1Kön 16,31-2Kön 9,37). In jenen Texten wird die wohl berüchtigste Frau in der Israelitische Geschichte beschrieben. Götzendienst war in der Regel mit sexueller Ausschweifung verbunden. Unzucht auch im Sinne von Gemeinschaft mit Götzen. Der Ap. Paulus erklärt es so: „waman da opfert, das opfert man den Dämonen und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr mit den Dämonen Gemeinschaft habt“(1Kor 10,20-21).

 

„Und ich gab ihr Zeit, damit sie Buße tue (umdenkt, umkehrt) und sie will nicht Buße tun ((umdenken, umkehren) von ihrer Unzucht. Siehe, ich werfe sie aufs Bett und die, welche Ehebruch mit ihr treiben, in große Bedrängnis, wenn sie nicht Buße tun (umdenken, umkehren) von ihren Werken. 23 Und ihre Kinder werde ich mit dem Tod töten, und alle Gemeinden werden erkennen, dass ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht; und ich werde euch einem jeden nach euren Werken geben.“ “(Offb 2,21-23)..

 Was ist Götzendienst? 1Sam 15,23; Lk 16,13; 1Tim 6,10; Kol 3,5; 1Petr 4,3.

 

„Euch aber sage ich, den Übrigen in Thyatira, allen, die diese Lehre nicht haben, welche die Tiefen des Satans, wie sie es nennen, nicht erkannt haben: Ich werfe keine andere Last auf euch.  Doch was ihr habt, haltet fest, bis ich komme! “ (Offb 2,24-25).

Bewahren: Mt 28,19; 2Tim 1,14

„Und wer überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt, dem werde ich Macht über die Nationen geben; und er wird sie hüten mit eisernem Stab, wie Töpfergefäße zerschmettert werden, wie auch ich von meinem Vater empfangen habe; und ich werde ihm den Morgenstern geben.“ “(Offb 2,26-28).  

  • Macht über die Nationen: (Ps 2,9; Offb 12,5; 19,15).
  • Der Morgenstern ist Jesus selbst (2Petr 1,19; Offb 22,16).

 „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ (Offb 2,29).

Jesus spricht und der Heilige Geist teilt jedem Gläubigen und jeder Gemeinde mit: Lehre, Ermahnung, zurechtweisung, Trost, Zuspruch.

1.5.5 An die Gemeinde in Sardes schreibe

(Bibeltext: Offb 3,1-6)

Die Stadt Sardes befand sich etwa 80 km östlich von Smyrna (in der heutigen Westtürkei). Sie war Hauptstadt von Lydien. Die Archäologen entdeckten im Stadtgebiet von Sardes Fundamente einer jüdischen Synagoge von beträchtlichen Ausmaßen. Die Entstehung der christlichen Gemeinde geht höchstwahrscheinlich auf den Verkündigungsdienst des Apostels Paulus, bzw. seiner Mitarbeiter zurück (Apg 19,10. 20-22). Inzwischen sind etwa 40 Jahre vergangen und nun meldet sich Jesus zu Wort.

 Und dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe: Dies sagt der, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: Ich kenne deine Werke, dass du den Namen hast, dass du lebst, und bist tot.“  (Offb 3,1).

Jesus stellt sich zunüchst in der 3. Person vor, Es sagt der:

  • Der die sieben Geister Gottes hat (1,4; 3,1; 4,5; 5,6; 2Mose 25,31-39; Jes 11,1-3; 42,1-2; 61,1; Sach 3,9; 4,1-6.10; Joel 3,1-2; Eph 4,1-4). Wie kam Jesus dazu? Zuerst sagt Jesus was dazu, dann der Ap. Petrus (Mt 3,11; Mk 1,8; Lk 3,16; Joh 1,33; 16,6; 20,22; Apg 1,5; 11,16; 2,33. 38-39).
  • Der die sieben Sterne (in seiner Rechten) hat (Offb 1,16.20; 2,1; 3,1; Jes 41,10; 49,16; Joh 10,27-28).

Nachdem sich Jesus vorgestellt gatte, kommt er sehr schnell auf das Kernproblem in der Gemeinde Sardes zu sprechen. Die Gemeinde zeichnet sich zwar aus durch ihr Namensbekenntnis, doch Jesus bescheinigt ir geistlich tot zu sein. Was bedeutet geistlich tot sein? Zu diesem Thema hat Jesus schon früher etwas gesagt (Mt 15,8). Ebenso der Ap. Paulus (1Tim 5,3-8; 2Tim 3,1-9). Die Neigung zum geistlichen Schlaf ist ein Grundproblem bei den Gläubigen (Mt 24,42; 25,13; 26,41; 1Petr 5,8).

Doch dann kommt auch gleich die Aufforderung: „Wach auf und stärke das Übrige, das im Begriff stand zu sterben! Denn ich habe vor meinem Gott deine Werke nicht als völlig befunden.“ (Offb 3,2). Dier Aufruf, wach zu werden ist an die Gläubigen bereits zur Apostelzeit ergangen (Eph 5,14; Röm 13,11-14). Und dann sollen sie die aufritteln, welche im Begriff sind einzuschlafen (geistlich zu sterben). Warun diese Reihenfolge?

„Denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und bewahre es und tue Buße! Wenn du nun nicht wachst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.“ (Offb 3,3).

Das Bild oder der Vergleich mit dem Dieb in der Nacht finden wir auch in Offb 16,15; Mk 13,35-37;  Mt 24,43; 1Petr 3,10; 1Thes 5,1-4). Es hört sich nach einer Drohung an, doch diese Angelegenheit ist so wichtig, dass Jesus hier sehr deutliche Worte gebraucht.

„Aber du hast einige wenige Namen  in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben; und sie werden mit mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind es wert. Wer überwindet, der wird so mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen aus dem Buch des Lebens nicht auslöschen und seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.“ (Offb 3,4-5).

Wer schützt nicht seine neue und saubere Kleider vor Verschmutzung? Wie viel größer sollte unsere Sorge sein, die von Gott so teuer erkaufte Gerechtigkeit vor Verschmutzung durch Sünde zu schützen? Überwinden kostet Kraft, kein Sieg ohne Kampf. Weiße Kleider sind ein Symbol für Reinheit und Gerechtigkeit (Offb 3,18; 4,4; 7,9.13-14; 19,8; 6,11; Jes 1,18).

Das Buch des Lebens ist ein Thema, dass sich durch die gesamte Heilige Schrift zieht. Bereits Mose wusste davon: 2Mose 32,32f; Ebenso der König David: Ps 69,29; Und Jesus spricht von der wahren Freude derer, deren Namen im Himmel eingetragen sind  Lk 10,20). Weitere Stellen: Phil 4,3;  Offb 17,8; 20,12-15).

Weiter sagt Jesus: Ich werde seinen Namen bekennen vor dem Vater und seinen Engeln (Mt 10,32; Lk 12,8).

„Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ (Offb 3,6).

Gilt dieses Sendschreiben auch uns heute? Trifft es auch auf uns (teilweise) zu?

1.5.6 An die Gemeine in Philadelphia schreibe

Die Stadt Philadelphia (heute Allahsehir) war etwa 130 km östlich von Smyrna (heute Izmir)  gelegen. Sie lag an der Verbindungstrasse zwischen Sardes im Westen und Kolossä im Osten. Der Name der Stadt bedeutet Bruderliebe. In dieser Gemeinde gibt es nichts zu tadeln. Mit Smyrna als zweitgenannte hat sie als sechste einiges gemeinsam  Doch Jesus hat auch für sie  eine besondere Botschaft. Schauen wir uns die Detailaussagen genauer an.

Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Dies sagt der Heilige, der Wahrhaftige; (Offb 3,7a).

Der `Heilige` bedeutet auch der Ausgesonderte, der Geweihte.  (Lk 1,36; Joh 10,36; Apg 3,14; 4,27+30; 13,35;  Hebr 7,26). „Der Wahrhaftige“ sagt von sich selbst: „Ich bin die Wahrheit“ (Joh 14,6). Oder:„dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1Joh 5,20; Jer 10,10). Er ist „der wahrhaftige Zeuge“ (Offb 3,14).

 

Der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, und niemand wird schließen, und schließt, und niemand wird öffnet. (Offb 3,7b)

Das Bild vom Schlüssel hat mit Machtbefugnis zu tun, aber auch mit Verantwortung. David hatte als König die Vollmacht, das letzte Wort. Jesus als der Spross (Nachkomme) Davids hat alle Vollmachten übertragen bekommen von seinem Vater (Mt 28,18; Dan 7,13-14; Lk 1,31-33). Er selbst bezeugte: „Ich habe die Schlüssel des Todes und des Hades.“ (Offb 1,18). Jesus hat zwar auch Petrus und die übrigen Apostel (und die 70) mit besonderen Vollmachten ausgestattet (Mt 16,19; 18,19; Lk 10,19), doch seine Schlüsselgewalt (das letzte Wort) hat er niemals aus der Hand gegeben. Missbrauch der Schlüsselgewalt hat Konsequenzen: (Lk 11,52).  

Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand schließen kann; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet. (Offb 3,8).

Ich kenne deine Werke“ steht im Zusammenhang mit: „du hast eine kleine Kraf

Was bedeutet die offene Tür?

Es handelt sich um Möglichkeiten, die Jesus wirkt (1Kor 16,9; 2Kor 2,12; Kol 4,3), Es sind Zugänge, neue Perspektiven,(Offb 4,1). Mpgoichkeiten, die Gott gibt. Doch wenn Jesus die Tür schließt, kann niemand öffnen (Mt 25,10-11; Lk 13,25). Was bedeutet, den Namen Jesu nicht verleugnen?  (Mt 10,33; Lk 12,9).

Siehe, ich gebe Leute aus der Synagoge des Satans, von denen, die sich Juden nennen und es nicht sind, sondern lügen; siehe, ich werde sie dahin bringen, dass sie kommen und sich niederwerfen vor deinen Füßen und erkennen, dass ich dich geliebt habe.“ (Offb 3,9). Es gab auch in dieser Stadt eine jüdische Synagoge. Ähnlich wie Jesus, so definiert auch der Ap. Pauslus wer ein wahrer Jude ist (Röm 2,28-29). Was bei den Menschen unmöglich scheint kann Jesus machen. Die verhärteten Fronten aufbrechen. Doch dies tut Jesus nur in dieser Gemeinde, warum nicht in den anderen Gemeinden?  Philadelphia ist von Jesus geliebt!

Weil du das Wort vom Harren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen.“ (Offb 3,10). Die Stunde der Versuchung, wann war sie oder steht sie noch aus? Trifft sie alle Erdbewohner auf einmal oder erlebt jede Generation, ja jeder Mensch dies aif seine Weise? (Offb 2,10; Jak 1,13; 1Thess 3,5; Lk 22,31; Offb 20,7-8; Offb 8,13; 9,4; 11,10; 13,8; 13,14;  14,6;  17,2; 17,8 Mt 24,13; 2Thess 2,10).  

„Ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit niemand deinen Siegeskranz nehme!“ (Offb 3,11).  Zu `Siegeskranz – stefanos` siehe den Abschnitt 4,1.

Wer überwindet, den werde ich im Tempel meines Gottes zu einer Säule machen, und er wird nie mehr hinausgehen; und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herabkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen.“ (Offb 3,12).

Warum zur Süule? (Gal 2,10: die als Säulen angesehen wurden“ Tragende Funktionen innehaben und dies für immer).

Der Name meines Gottes (Jesus als Menschensohn sagt zu seinem Vater „mein Gott“): der Name Gottes: JHWH – der Ewige, Seiende, sozusagen dem Ewigseienden gehörend.

Der Name der Stadt Gottes, das Neue Jerusalem (Gal 4,26; Hebr 11,10; 12,22; Offb 21,2; 20,9).

Wird Jesus einen neuen Namen tragen? (Offb 19,12).

 „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ (Offb 3,13).

(Zuerst redet Jesus zu Johannes, dann schreibt Johannes den Inhalt den Gemeinden und dann sollen die Gläubigen hören, was der Heiliege Geist jedem Einzelnen zu sagen hat. Wie das Gesagte und geschriebene im Einzelfall angewendet werden soll (Joh 14,26).

Offb 1,18; Jes 22,22), ὁ ἀνοίγων καὶ οὐδεὶς κλείσει καὶ κλείων καὶ οὐδεὶς ἀνοίγει·

8 οἶδά σου τὰ ἔργα, ἰδοὺ δέδωκα ἐνώπιόν σου θύραν ἠνεῳγμένην (1Kor 16,9), ἣν οὐδεὶς δύναται κλεῖσαι αὐτήν, ὅτι μικρὰν ἔχεις δύναμιν καὶ ἐτήρησάς μου τὸν λόγον (Lk 11,28) καὶ οὐκ ἠρνήσω τὸ ὄνομά μου.

9 ἰδοὺ διδῶ ἐκ τῆς συναγωγῆς τοῦ σατανᾶ τῶν λεγόντων ἑαυτοὺς Ἰουδαίους εἶναι, καὶ οὐκ εἰσὶν ἀλλὰ ψεύδονται. ἰδοὺ ποιήσω αὐτοὺς ἵνα ἥξουσιν καὶ προσκυνήσουσιν ἐνώπιον τῶν ποδῶν σου καὶ γνῶσιν ὅτι ἐγὼ ἠγάπησά σε.

10 ὅτι ἐτήρησας τὸν λόγον τῆς ὑπομονῆς μου, κἀγώ σε τηρήσω ἐκ τῆς ὥρας τοῦ πειρασμοῦ τῆς μελλούσης ἔρχεσθαι ἐπὶ τῆς οἰκουμένης ὅλης πειράσαι τοὺς κατοικοῦντας ἐπὶ τῆς γῆς. (Offb 8,13; 11,10; 13,8; 13,14;  14,6;  17,2; 17,8)

11 ἔρχομαι ταχύ· κράτει ὃ ἔχεις, ἵνα μηδεὶς λάβῃ τὸν στέφανόν σου. (1Kor 9,25;Phil 4,1; 2Tim 2,5; 2Tim 4,8; Jak 1,12; 1Petr 5,4; Offb 2,10; 6,2; 4,4; 4,10; 9,7; 14,14)

12 Ὁ νικῶν ποιήσω αὐτὸν στῦλον ἐν τῷ ναῷ τοῦ θεοῦ μου (Gal 2,10) καὶ ἔξω οὐ μὴ ἐξέλθῃ ἔτι καὶ γράψω ἐπ᾽ αὐτὸν τὸ ὄνομα τοῦ θεοῦ μου καὶ τὸ ὄνομα τῆς πόλεως τοῦ θεοῦ μου, τῆς καινῆς Ἰερουσαλὴμ ἡ καταβαίνουσα ἐκ τοῦ οὐρανοῦ ἀπὸ τοῦ θεοῦ μου (Eph 2,19-20; Gal 4,26; Hebr 11,10; 12,22; 1Petr 2,3-4;  Offb 21,2; 20,9), καὶ τὸ ὄνομά μου τὸ καινόν  (Offb 19,12).

13 Ὁ ἔχων οὖς ἀκουσάτω τί τὸ πνεῦμα λέγει ταῖς ἐκκλησίαις.

1.5.7 An die Gemeinde in Laodizea schreibe

(Bibeltext: Offb 3,14-22)

Laodizea, der Name bildet ein zusammengesetztes Wort. `laos` bedeutet Volk und `dikia` bedeutet Gerechtigkeit, es könnte etwa mit `Volksgerechtigkeit` übersetzt werden. Die Stadt lag im Lykostal an der Hauptroute von Epheseus in das Anatolische Hochland nach Antiochien und Ikonion.

Laodizea

Bereits in den fünfziger Jahren des 1. Jh. schrieb der Ap. Paulus einen Brief an die Gläubigen in Laodizea. Leider ist dieser Brief nicht erhalten geblieben (Kol 4,16). Da jedoch der uns bekannte Brief an die Kolosser auch in der Gemeinde der Laodizeer vorgelesen wurde, ist es sinnvoll diesen in unsere Betrachtung mit einzubeziehen.

Kolosser 2,1 „Ich will euch nämlich wissen lassen, welchen Kampf ich für euch und für die in Laodizea und für alle führe, die mich nicht von Angesicht gesehen haben,“ Laodizea lag östlich, Kolossä lag südlich und Hierapoliss lag nördlich in einem Dreieck etwa 180-200 km von Ephesus entfernt. Der Apostel schreibt weiter: „Ich bezeuge ihm (Epaphras), dass er viel Mühe hat um euch und um die in Laodizea und in Hierapolis.“  (Kol 4,13). Aus der Gemeinde der ersten Generation sind uns durch den Kolosserbrief neben einer Vielzahl an Gläubigen auch eine Hausgemeinde mit der Hausvorsteherin Namens Nympha überliefert worden. Später  schreibt der Apostel: „Grüßt die Brüder und Schwestern in Laodizea und Nympha und die Gemeinde in ihrem Hause.“ (Kol 4,15). Zwischen Kolossä und Laodizea gab es regen Austausch. „Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so sorgt dafür, dass er auch in der Gemeinde von Laodizea gelesen wird und dass ihr auch den von Laodizea lest.“ (Kol 4,16). Es gibt sogar Hinweise dafür, dass der Ap. Paulus in jener Gegend war und zwar zum Ende seines Asiendienstes (Apg 19,22; Phlm 1,22).

Und bereits nach etwa 40 Jahren war der geistliche Stand der Gemeinde auf dem Tiefpunkt.

Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Dies sagt, „der Amen“, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes“ (Offb 3,14).

Es fällt auf, dass Jesus ist `der Amen` (Hosea 12,1;  2Kor 1,20), Das hebräische Wort wurde in die griechische Sprache übernommen. In den Evangelien kommt dieses bestätigende Wort 65 Mal vor und zwar immer von Jesus ausgesprochen und wird übersetzt mit `wahrlich`. Im Johannesevangelium als Doppelte Bestätigung und immer um eine wichtige Aussage einzuleiten. Doch auch die Apostel und NT Autoren benutzen dieses bestätigende Wort in ihren Briefen. Es ist wie eine Unterschrift, wie ein Stempel als Bestätigung des vorher gesagten, aber auch dem, was gesagt wird.

Und er stellt sich vor mit: `der treue und wahrhaftige Zeuge` (Offb 1,5a; Jes 55,3-5; 1Thess 5,24; 1Joh 1,9; 1Joh 5,20).

Mit ihm und durch ihn begann die Schöpfung Gottes (ἡ ἀρχὴ τῆς κτίσεως τοῦ θεοῦ (1Mose 1,1ff; Hebr 1,1-3;  Joh 1,1-3;  Kol 1,15-17).

Die Gläubigen in Laodizea müssten sich noch erinnern, was der Ap. Paulus in dem Kolosserbrief schrieb: „Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. 16 Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. 17 Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. 18 Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, auf dass er in allem der Erste sei.“ (Kol 1,15-18).

Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch heiß bist. Ach, dass du kalt oder heiß wärest! Also, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ (Offb 3,15-16).

Ist `lau / warm` nicht besser als kalt?  Auf was nimmt Jesus Bezug oder auf was spielt er an mit dieser Feststellung? Was bedeutet von Jesus ausgespuckt zu werden?  

Stichworte: Durchschnittlich, Mittelmäßig, nicht ganz da und nicht ganz dort, hier ein wenig und dort ein wenig, nicht hell, aber auch nicht dunkel, eine Art Dämmerungszustand. 

„Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und brauche nichts!, und nicht weißt, dass du der Elende und bemitleidenswert und arm und blind und bloß (nackt) bist,“ (Offb 3,17).

Etwa im Jahre 60 n.Chr. wurde Laodizea durch ein Erdbeben zerstört, doch die Stadtbewohner waren materiell so gut ausgestattet, dass sie ohne fremde Hilfe ihre Stadt noch prächtiger ausgebaut haben, als sie bereits zuvor war.

Nur noch wenige Zeugnisse sind auf dem Ausgrabungsgelände von Laodizäa übriggeblieben (Foto: Juli 2022).

Dies könnte sich auch auf die Christen ausgewirkt haben. Sozusagen in Eigenleistung alles selber geschafft. Solch eine Haltung kann sich auch im Leben der Christen einschleichen. Die Folgen sind gravierend. Selbstzufriedenheit, Selbstsicherheit, Selbstgefälligkeit, Überheblichkeit, Stolz und Hochmut. Das alles macht blind für die geistliche Realität.

Doch Jesus bringt Licht in die geistliche Finsternis und bringt ans Licht, was verborgen ist. Und dies tut er aus Liebe. Er klärt auf: du bist elend, bemitleidenswert, arm, blind und nackt. „Ich rate  dir, von mir im Feuer geläutertes Gold zu kaufen, damit du reich wirst; und weiße Kleider, damit du bekleidet wirst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde; und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du siehst.“ (Offb 3,18).

Jesus ist die Wahrheit und er sagt die Wahrheit. Jesus bietet an

  1. Im Feuer geläutertes Gold. Der Ap. Petrus gibt die Erklärung dazu: „auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus.“ (1Petr 1,7:.
  2. Weiße Kleider: (Offb 3,4-5; 7,9-13).
  3. Augensalbe: Ps 119,18 Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz.“ Mt 13,13-14; Eph 1,18: „Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist.“

Die geistliche Gesundheit hängt von guter Ernährung ab, deshalb sagte der Herr bereits durch den Propheten: „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!“ (Jes 55,1; dazu auch Joh 6,22ff; 7,37;).

„Ich überführe und züchtige alle, die ich liebe. Sei nun eifrig und tu Buße!“ (Offb 3,19).

Dies tut Jesus durch die Wirksamkeit seines Geistes. (Joh 16,8). Sieben Mal sagt Jesus: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt“. 

„Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und mit ihm essen und er mit mir.“ Offb 3,20).

Bei den Laodizäern ist Jesus bereits draußen vor der Tür und klopft an. Doch er liebt und deshalb wendet er passende Zuchtmittel an ((Jak 5,9). Er mahnt seine Jünger zur Wachsamkeit (Lk 12,36). Eines Tages wird er seine Tür verschließen (Lk 13,25).

 

Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.“ Offb 3,19-21).

Jesus will seine Macht mit den Überwindern teilen, bzw. in das Regieren einbeziehen (Offb 1,9; 20,6;  Mt 19,28;  Lk 22,30;  2Tim 2,12).

 Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ (Offb 3,22).

Sind wir heute auch angesprochen? Natürlich, denn diese Aussage und Aufforderung zieht sich durch die gesamte Schriftoffenbarung. Dazu hat Gott dem Menschen die Ohren geschaffen, damit sie ihn hören und verstehen sollen.

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Versöhnung durch Vergebung

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Unser Standpunkt und Verhalten gegenüber der gegenwärtigen Situation

Unser Standpunkt und Verhalten gegenüber der gegenwärtigen Situation

Einleitung

Die Gläubigen an Jesus Christus sind aufgerufen zu einem Verhalten, welches der Gesinnung, den Worten und dem Verhalten von Jesus und der Apostel entspricht. Wir sind aufgerufen zu einem Verhalten, welche den Prinzipien des Reiches Gottes entspricht.

Kriege sind Folgen der Bosheit des menschlichen Herzens. Es begann mit dem Brudermord (1Mose 4,1-13; Jak 4,1). Jesus hat Kriege, Aufstände (Revolutionen) und Epidemien (Seuchen) Hungersnöte, Erdbeben (oft mit Vulkanausbrüchen) mit den Worten: „denn es muss so geschehen“ vorausgesagt (Mt 24,6-8; Mk 13,7-8; Lk 21,9-11; vgl. dazu auch(Hes 14,14-21; Offb 6,3-8). Doch nicht Gott, sondern Menschen machen Kriege. Und Gott lässt die Menschen gewähren , setzt ihnen aber auch Grenzen. Alle diese Reiche stehen unter dem direkten Einfluss des Teufels (Durcheinanderbringer) (Offb 13,1-7). Er ist zwar der Fürst dieser Welt, doch Jesus hat ihn mit samt dieser Welt besiegt (Joh 12,29; 16,11; 14,33). Kriege offenbaren die Grundtiefe der menschlichen Bosheit. Und während die Christen Kriege und Kriegshandlungen der Großen dieser ,Welt verurteilen, handeln manche von ihnen lieblos in ihrem kleinen Verantwortungsbereich. Streit, Gewalt und Machtmissbrauch  in Familien, in der Nachbarschaft, auf dem Arbeitsplatz, ja sogar unter Kindern zeugt von der verdorbenen Natur des Menschlichen Herzens (1Mose 8,21). Kriege können auch ein  Weckruf an alle Menschen zur Umkehr zu Gottsein. Die Christen sollten als erste damit beginnen.

Inmitten dieser weltlichen Reiche, errichtete Jesus sein himmlisches und ewiges Gottesreich, welches nicht materieller sondern geistlicher Natur is. Es ist ein Reicht des Friedens und der Gerechtigkeit (Jes 9,6; Dan 7,13-14; Lk 1,33). In diesem Reich herrschen andere Grundsätze und Prinzipien als in den Machtsystemen der Reiche dieser Welt. Jesus sagte Pilatus: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von hier.“ (Joh 18,36). Paulus schrieb an die Gläubigen in Rom: „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist“ (Röm 14,17).

 Grundsätze und Prinzipien für Das Verhalten der Gläubigen in dieser Welt:

  1. Eine Möglichkeit ist Flucht ( (Mt 10,23; 24,16; Mk 13,14; Lk 21,21; Apg 8,1; 12,17).Die jüdische Widerstandsbewegung rief die Menschen auf zu den Waffen zu greifen. Jesus ordnete seinen Nachfolgern an zu fliehen. Viele Menschen sind auch heute auf der Flucht
  2. Bitte um Gottes Führung bei der Flucht (Mt 24,20). Dies bedeutet: Gott gewährt seinen Kindern auf deren bitte hin auf verschiedene Weise Fluchtkorridore
  3. Für Christen, welche bleiben oder bleiben müssen, ergeben sich viele Möglichkeiten zur humanitären Hilfe an Notleidenden oder Verletzten. Pastoren haben zusätzlich die Möglichkeit zum Dienst als Seelsorger.
  4. Keine Gewalt anwenden: Jesus sagte dem Petrus: „Wer das Schwert nimmt, kommt durch das Schwert um“ (Mt 26,52). Paulus schreibt: „Unser Kampf ist nicht mit Fleisch und Blut, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die über diese Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.“ (Eph 6,12).
  5. Keine Rache oder Vergeltungsaktionen: Jesus wies seine Jünger Jakobus und Johannes scharf zurecht mit den Worten: „Wisst ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid?“ Und begründet dies mit den Worten: „„Denn der Sohn des Menschen ist nicht gekommen die Seelen (Leben) der Menschen zu verderben, sondern zu retten. Und sie gingen in ein anderes Dorf“ (Lk 9,53-56 ST Üs.). Petrus folgt seinem Herrn und schreibt an die Christen in der Zerstreuung: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Schmähung mit Schmähung, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr wisst, dass ihr dazu berufen seid, Segen zu erben.“ (1Petr 3,9). Und Paulus schreibt an die Christen in Rom: „Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn [Gottes]; denn es steht geschrieben: »Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr«. 20 »Wenn nun dein Feind Hunger hat, so gib ihm zu essen; wenn er Durst hat, dann gib ihm zu trinken! Wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.« 21 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!“ (Röm 12,19-21). Das heißt auch: „lieber das Unrecht erdulden, als Unrecht tun“ (1Petr 2,19). Gerade in Kriegszeiten ist solch ein Verhalten bemerkenswert für Christen.
  6. Gebet für die Feinde: Bitte und Fürbitte zur Umkehr der Verblendeten, auch derer, die ganz oben an der Macht sind: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel seid. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte.“ (Mt 5,43-45). Und noch am Kreuz betete er: : „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34). Dies ist das größte und kraftvollste Zeugnis der Gläubigen für Christus an diese Welt.
  7. Einheit des Volkes Gottes in der Gesinnung Christi. „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht — euch, die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber Gottes Volk seid, und einst nicht begnadigt wart, jetzt aber begnadigt seid.“ (1Petr 2,9-10; vgl. dazu auch Gal 3,26-27: „ihr alle seid eins in Christus“). Die Gläubigen sollen sich nicht mehr von den machtpolitischen und schon gar nicht militärischen Strukturen dieser Welt gefangen nehmen lassen. Sie sind alle Kinder Gottes, haben einen Vater im Himmel und sind daher untereinander Geschwister.
  8. Unsere Heimat Bürgertum) ist im Himmel: „Wir aber sind Bürger im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland (Retter), den Herrn Jesus Christus, der unsern geringen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann“ (Phil 3,20-21). Egal welchen Pass wir haben, in welchem Land wir leben und welchem Volk wir entstammen. In Christus sind wir durch den einen Geist Gottes versiegelt und in das himmlische Lebensbuch des Lammes eingetragen (vgl dazu auch Eph 2,11-21). Jesus und die Apostel haben ihr Leben nicht als Patrioten ihres jüdischen Landes geopfert, sondern für das Reich Gottes.
  9. Darum „fürchtet euch nicht“: Diesen Zuspruch gibt Gott seinen Kindern mehr als Hundert Mal und er deckt alle Situationen des Lebens ab.
  10. Und am Vorabend seines Leidens uns Sterbens hinterließ Jesus seinen Jüngern das Vermächtnis des wahren Friedens: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ (Joh 14,27). Die Gemeinde darf dieses kostbare Gut des göttlichen Friedens nicht verschleudern.

Schlussfolgerung

Die Zeiten der Kriege, Hungersnöte, Epidemien sind für die Gläubigen Prüfungszeiten in denen ihr Glaube geläutert und gefestigt wird. Am Ende des Buches Daniel steht geschrieben: „Viele werden gereinigt, geläutert und geprüft werden, aber die Gottlosen werden gottlos handeln; alle Gottlosen werden’s nicht verstehen, aber die Verständigen werden’s verstehen.“ (Dan 12,10). Und Jesus sagte: „Und weil die Missachtung des Gesetzes überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten. Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig (gerettet). Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen“ (Mt 24,12-14). Darum: „Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen. Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.“ (Gal 6,9-10).

Abbildung: Der Vollmond bezeugt, dass die Sonne nicht erloschen ist.

 

 

 

 

 

 

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Wer ist auf der Seite von Jesus?

 

Unser Standpunkt und Verhalten gegenüber der gegenwärtigen Situation in Europa

Ein Pastor aus einer Gemeinde in Astrachan ruft die Gläubigen auf zu einem Verhalten, welches der Gesinnung und den Worten von Jesus und der Apostel entspricht. Er ruft auf zu einer eindeutigen Position der Gläubigen an Jesus Christus, welche den Prinzipien des Reiches Gottes entspricht.

Er ist in einer russisch / ukrainischen Familie geboren . Sein Vater verließ seine Familie als er drei Jahre alt war. Er wurde von seinem russischen Stiefvater großgezogen, dessen Namen er heute trägt. Er ist mit einer ukrainischen Frau verheiratet. Er weiß wovon er redet. Er wendet sich in erster Linie an die Christen in der Ukraine mit vielen ermutigenden Worten. Doch er sagt auch: „Jetzt seid ihr dran in der Prüfung standzuhalten, aber auch wir bleiben nicht verschont“.

Die Inhalte seiner auffordernden Predigt finden ihren Niederschlag in dieser Ausführung. Welche von uns der russischen Sprache mächtig sind, können sich diese kurze Predigt im Originalton anhören. https://youtu.be/ey0VxTSeQjg

 

Einleitung

Kriege sind Folgen der Bosheit des menschlichen Herzens. Es begann mit dem Brudermord (1Mose 4,1-13; Jak 4,1). Jesus hat Kriege, Aufstände (Revolutionen) und Epidemien (Seuchen) Hungersnöte, Erdbeben (oft mit Vulkanausbrüchen) mit den Worten: „denn es muss so geschehen“ vorausgesagt (Mt 24,6-8; Mk 13,7-8; Lk 21,9-11). Es fällt gerade zu  auf, dass Jesus mit keinem Wort seine Jünger aufgefordert hatte zu beten und zu bitten, dass es nicht zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Völkern kommen soll. Auch nicht, dass die Seuchen ausbleiben sollen. Gott selber lies durch seine Propheten dutzende Mal seinem Volk sagen, dass er das Schwert, den Hunger, die Pest kommen lassen wird wegen ihrer Sünde des Götzendienstes und dem moralischen Zerfall (Hes 14,14-21; Offb 6,3-8). Doch nicht Gott, sondern Menschen machen Kriege, doch Gott lässt die Menschen gewähren , setzt ihnen aber auch Grenzen. Alle diese Reiche stehen unter dem direkten Einfluss des Satans (Offb 13,1-7). Er ist zwar der Fürst dieser Welt, doch Jesus hat ihn mit samt dieser Welt besiegt (Joh 12,29; 16,11; 14,33). Kriege offenbaren die Grundtiefe der menschlichen Bosheit. Und während die Christen Kriege und Kriegshandlungen der Großen dieser Welt verurteilen, handeln viele von ihnen lieblos in ihrem kleinen Verantwortungsbereich. Krieg, Gewalt und Machtmissbrauch  in Familien, in der Nachbarschaft, auf dem Arbeitsplatz, ja sogar unter Kindern zeugt von der verdorbenen Natur des Menschlichen Herzens (1Mose 8,21). Kriege können auch ein  Weckruf an alle Menschen zur Umkehr zu Gottsein. Die Christen sollten als erste damit beginnen.

Inmitten dieser weltlichen Reiche, errichtete Jesus sein himmlisches und ewiges Gottesreich, welches nicht materieller sondern geistlicher Natur is. Es ist ein Reicht des Friedens und der Gerechtigkeit (Jes 9,6; Dan 7,13-14; Lk 1,33). In diesem Reich herrschen andere Grundsätze und Prinzipien als in den Machtsystemen der Reiche dieser Welt. Jesus sagte Pilatus: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von hier.“ (Joh 18,36). Paulus schrieb an die Gläubigen in Rom: „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist“ (Röm 14,17).

 

Grundsätze und Prinzipien für Das Verhalten der Gläubigen in dieser Welt (auch in Kriegszeiten):

  1. Eine Möglichkeit ist Flucht ( (Mt 10,23; 24,16; Mk 13,14;  Lk 21,21; Apg 8,1; 12,17).Die jüdische Widerstandsbewegung rief die Menschen auf zu den Waffen zu greifen. Jesus ordnete seinen Nachfolgern an zu fliehen. Ein Pastor einer Gemeinde in Mariupol befolgte mit seiner Gemeinde den Hinweis von Jesus.
  2. Bitte um Gottes Führung bei der Flucht (Mt 24,20). Dies bedeutet: Gott gewährt seinen Kindern auf deren bitte hin auf verschiedene Weise Fluchtkorridore
  3. Für Christen, welche bleiben oder bleiben müssen, ergeben sich viele Möglichkeiten zur humanitären Hilfe an Notleidenden oder Verletzten. Pastoren haben zusätzlich die Möglichkeit zum Dienst als Seelsorger.
  4. Keine Gewalt anwenden: Jesus sagte dem Petrus: „Wer das Schwert nimmt, kommt durch das Schwert um“ (Mt 26,52). Paulus schreibt: „Unser Kampf ist nicht mit Fleisch und Blut, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die über diese Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.“ (Eph 6,12).
  5. Keine Rache oder Vergeltungsaktionen: Jesus wies seine Jünger Jakobus und Johannes scharf zurecht mit den Worten: „Wisst ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid?“ Und begründet dies mit den Worten: „„Denn der Sohn des Menschen ist nicht gekommen die Seelen (Leben) der Menschen zu verderben, sondern zu retten. Und sie gingen in ein anderes Dorf“ (Lk 9,53-56 ST Üs.). Petrus folgt seinem Herrn und schreibt an die Christen in der Zerstreuung: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Schmähung mit Schmähung, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr wisst, dass ihr dazu berufen seid, Segen zu erben.“  (1Petr 3,9). Und Paulus schreibt an die Christen in Rom: „Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn [Gottes]; denn es steht geschrieben: »Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr«. 20 »Wenn nun dein Feind Hunger hat, so gib ihm zu essen; wenn er Durst hat, dann gib ihm zu trinken! Wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.« 21 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!“ (Röm 12,19-21). Das heißt auch: „lieber das Unrecht erdulden, als Unrecht tun“ (1Petr 2,19). Gerade in Kriegszeiten ist solch ein Verhalten bemerkenswert für Christen.
  6. Gebet für die Feinde: Bitte und Fürbitte zur Umkehr der Verblendeten, auch derer, die ganz oben an der Macht sind: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen, 45 damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel seid. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte.“ (Mt 5,43-45). Und noch am Kreuz betete er: : „Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34). Dies ist das größte und kraftvollste Zeugnis der Gläubigen für Christus an diese Welt.
  7. Einheit des Volkes Gottes in der Gesinnung Christi. „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht 10 — euch, die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber Gottes Volk seid, und einst nicht begnadigt wart, jetzt aber begnadigt seid.“ (1Petr 2,9-10; vgl. dazu auch Gal 3,26-27: „ihr alle seid eins in Christus“). Die Gläubigen sollen sich nicht mehr von den machtpolitischen und schon gar nicht militärischen Strukturen dieser Welt gefangen nehmen lassen. Sie sind alle Kinder Gottes, haben einen Vater im Himmel und sind daher untereinander Geschwister.
  8. Insere Heimat Bürgertum) ist im Himmel: „Wir aber sind Bürger im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland (Retter), den Herrn Jesus Christus, 21 der unsern geringen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann“ (Phil 3,20-21). Egal welchen Pass wir haben, in welchem Land wir leben und welchem Volk wir entstammen. In Christus sind wir durch den einen Geist Gottes versiegelt und in das himmlische Lebensbuch des Lammes eingetragen (vgl dazu auch Eph 2,11-21). Jesus und die Apostel  haben ihr  Leben nicht als Patrioten ihres jüdischen Landes geopfert, sondern für das Reich Gottes.
  9. Darum „fürchtet euch nicht“: Diesen Zuspruch gibt Gott seinen Kindern mehr als Hundert Mal und er deckt alle Situationen des Lebens ab.
  10. Und am Vorabend seines Leidens uns Sterbens hinterließ Jesus seinen Jüngern das Vermächtnis des wahren Friedens: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ (Joh 14,27). Die Gemeinde darf dieses kostbare Gut des göttlichen Friedens nicht verschleudern.

 

Schlussfolgerung

Die Zeiten der Kriege, Hungersnöte, Epidemien sind für die Gläubigen Prüfungszeiten in denen ihr Glaube geläutert wird. Am Ende des Buches Daniel steht geschrieben: „Viele werden gereinigt, geläutert und geprüft werden, aber die Gottlosen werden gottlos handeln; alle Gottlosen werden’s nicht verstehen, aber die Verständigen werden’s verstehen.“ (Dan 12,10). Und Jesus sagte: „Und weil die Missachtung des Gesetzes überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten. 13 Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig (gerettet). 14 Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen“ (Mt 24,12-14). Darum: „Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen. Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.“ (Gal 6,9-10).

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1.2 Göttlicher Ursprung von Jesus Christus

(Bibeltexte: Mt 1,18-25;  Lk 1,26-38;  Joh 1,1-18)

Nach dem Betrachten der „menschlichen“ Abstammung und der ewigen Herkunft verbinden wir diese Aussagen mit der Geburt von Jesus.

Schon der Prophet Micha sagt über den Ursprung des Messias folgendes:

Und du Bethlehem Efrata, das du klein unter den Tausendschaften von Juda bist, aus dir wird mir der hervorgehen, der Herrscher über Israel sein soll, und seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her (Micha 5,1). Die Schriftgelehrten konnten sofort und aus dem Stehgreif dem König Herodes Auskunft geben (Mt 2,5-6).

In Lukas 1,31-32 sagt der Engel Gabriel zu Maria:

Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm seinen Namen Jesus nennen. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden.

HINWEIS: Der Engel Gabriel wird außer in Lukas 1 nur in Daniel 8,16. 17; 9,21 erwähnt. Gabriel erklärt Daniel die Visionen und deren Bedeutung und überbringt dann zur Zeit des NT Zacharias die Botschaft von der Geburt des Johannes (Lk 1,19). Zur Maria wird er von Gott gesandt, um ihr die Menschwerdung des Sohnes Gottes zu übermitteln.

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Abbildung 5 Die katholische Verkündigungskirche in Nazaret. Die Ursprünge des Kirchenbaus an dieser Stelle gehen in das 4. Jh. zurück in Erinnerung an die Verkündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel an die Jungfrau Maria. Die früheren Kirchengebäude wurden durch Eroberungen und auch Erdbeben immer wieder zerstört und wieder aufgebaut. Die heutige Basilika stammt aus dem Jahre 1955 (Foto:  Juli 1994).

Der Himmel und besonders die davon gesandten Engel spielen eine entscheidende Rolle bei der Darstellung vom Leben Jesu in den Evangelien.

Die verständliche Nachfrage der Maria: Wie wird dies zugehen, da ich von keinem Mann weiß (Lk 1,34), gibt uns einen Einblick in ihr korrektes Verhalten als Verlobte. Siehe 5Mose 22,16 (bedenke den polygamen Hintergrund des Kapitels). Das Zeichen der Jungfräulichkeit der Frau war das Laken/Decke, das in der Hochzeitsnacht genutzt wurde. Wenige biblische Hinweise finden wir für die Jungfräulichkeit des Mannes vor der Ehe. Als Grundtext für diese Thema gilt: Eph 5,23f (der reine Christus und seine reine Braut = die Gemeinde). Ihr keusches Verhalten unterstreicht gleichzeitig, wenn auch nur indirekt, den göttlichen Ursprung von Jesus Christus.

Natürlich kannte Maria Josef, ihren Verlobten, aber sie hatten als Verlobte keinen Geschlechtsverkehr miteinander. Aus der großen Perspektive Gottes ist es nicht vorgesehen, dass zwei junge Menschen, auch wenn sie schon verlobt sind, sexuell miteinander verkehren. Wenn Gott dies in die Beliebigkeit der Einzelnen gestellt hätte, wäre der biblische Hinweis auf die Jungfrauengeburt noch schwieriger nachzuvollziehen. Gott hatte von Beginn an die Geburt seines Sohnes durch eine Jungfrau geplant, so bekommt auch die Ordnung für Verlobte einen Sinn (siehe 5Mose 22,14).

Der Engel Gabriel ließ Maria natürlich nicht im Ungewissen über die Art und Weise der Zeugung, wenn er erklärt:

Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten (= Gott) wird dich überschatten, darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden (Lk 1,35). Thiede bemerkt hierzu: „Sie (Maria) muss genauso verwirrt gewesen sein, wie die Leser es seither sind, und die Erklärung, die der Engel gibt, zielt nicht darauf ab, Gynäkologen zufrieden zu stellen.“

Abbildung 6 Das unendliche Blau des Himmels, die Wolken und Berggipfel erinnern an die himmlische Sphäre, von der aus sich Gott im Laufe der Geschichte den Patriarchen, den Propheten Mose, Samuel, David, aber auch der Maria in Nazareth offenbart hat (Foto: Petra im Süden von Jordanien 5. November 2014).

Ob Maria es verstanden hat, ist nicht sicher, geglaubt hat sie es:

Siehe, ich bin die Magd des Herrn; es geschehe mir nach deinem Wort (Lk 1,38).

Kritiker des Neuen Testamentes behaupten, dass Götter und Söhne von Göttern in der heidnischen Antike auf ähnliche Weise geboren wurden. Doch wir weisen auf den unübersehbaren Unterschied zu den so genannten religionsgeschichtlichen „Parallelen“ hin. Der biblische Bericht ist zurückhaltend, nüchtern und beschreibt nicht den Vorgang der Empfängnis im Detail. Somit ist die Jungfrauengeburt tatsächlich ohne jegliche biblische oder gar religionsgeschichtliche Ähnlichkeit. Vergleichbar mit der jungfräulichen Empfängnis ist lediglich der alttestamentliche Gedanke des Wohnens (schakanti = Schechinah die Einwohnung) Jahwes bei den Menschen z. B. in der Stiftshütte (2Mose 25,8-9). (Hier zwei Beispiele für antike Mythen über Jungfrauengeburten: 1. Alexander der Große sei durch einen Blitzstrahl gezeugt worden, den seine Mutter in der Hochzeitsnacht empfing. 2. Platons Neffe Speusippos, Sohn seiner Schwester, berichtet von einer in Athen verbreiteten Sage, wonach Platon ein Sohn des Gottes Apoll gewesen sei. Bis zu Platons Geburt habe Platons Vater Ariston sich des (Geschlechts)Verkehrs mit der Gattin Periktione, der Mutter Platons, enthalten).

Der Engel Gabriel hat noch eine wichtige Zusatzbotschaft an Maria zu verkünden, nämlich:

Und der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird über das Haus Jakob herrschen in Ewigkeit und seines Königtums wird kein Ende sein (Lk 1,32b-33).

Diese Prophezeiung ist nicht neu, sie wurde schon rund eintausend Jahre vorher David gegeben (2Sam 7,13b-16).

Und ich werde den Thron seines Königtums festigen für ewig.

 14 Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein. Wenn er verkehrt handelt, werde ich ihn mit einer Menschenrute und mit Schlägen der Menschenkinder züchtigen.

 15 Aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie von Saul habe weichen lassen, den ich vor dir weggetan habe.

 16 Dein Haus aber und dein Königtum sollen vor dir Bestand haben für ewig, dein Thron soll feststehen für ewig.

Sie galt zuerst Davids Nachkommen (bei Ungehorsam mit Ruten schlagen), hatte aber die Ewigkeit zur Aussicht. Gott hielt beide Zusagen – als die Zeit erfüllt war (Gal 4,4).

Der Evangelist Matthäus schreibt:

Mit der Geburt Jesu Christi verhielt es sich so; Als nämlich Maria, seine Mutter, dem Josef verlobt war, wurde sie, ehe sie zusammengekommen waren, schwanger gefunden von dem Heiligen Geist (Mt 1,18).

Das Ungewöhnliche, das Besondere, das Einmalige wird hier betont. Maria wurde schwanger, ehe sie (Maria und Josef) zusammenkamen“. Hier betont auch der Evamgelist Matthäus, dass Geschlechtsverkehr vor der Ehe nicht üblich war – Jesus also nicht natürlich gezeugt wurde. Für diese ungewöhnliche Zeugung fand er eine alttestamentliche Prophezeiung:

Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen. (Jes 7,14).

Diese Prophezeiung ist wie viele alttestamentliche Prophezeiungen mehrschichtig. Das Zeichen, dass eine junge Frau schwanger würde, bezog sich zuerst auf Jesajas Zeitgenossen Ahas und das Volk Juda. Aber wie viele andere Verheißungen des Alten Testamentes barg auch diese eine noch in der Zukunft liegenden Erfüllung. Der hebräische Begriff:  ha almah, bedeutet allgemein: die junge Frau im heiratsfähigen Alter, kann aber auch die weibliche Person bezeichnen, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatte, was in Israel die Regel war. Bei der Übersetzung des hebräischen Alten Testamentes in die griechische Sprache wurde an dieser Stelle der Begriff „παρθέμος – parthenos` Jungfrau gewählt. „Die griechische Übersetzung des AT aus dem 2. Jh. vor Chr. wird Septuaginta/LXX (=Siebzig/lateinische Zahlen für 70) genannt, da angeblich 72 Übersetzer nach 72 Tagen diese Übersetzung im 2Jhd. v. Chr. anfertigten“ (Aristeasbrief 9-11.41.46.50.121.301f.307-311). Dieser griechische Begriff meint im Neuen Testament eine junge Frau, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatte, bzw. Jungfräuligkeit (1Kor 7,25-40;  2Kor 11,2). Matthäus will, geleitet durch den Heiligen Geist, mit diesem Begriff die Jungfräulichkeit Marias unterstreichen und die weitere und endgültige Erfüllung jener alttestamentlichen Verheißung aus Jesaja 7,14 hervorheben.

Der Evangelist Johannes beginnt sein Evangelium mit den Worten:

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Einziggeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit”. Johannes (der Täufer) zeugt von ihm und rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir, denn er war eher als ich” (Joh 1,1.14-15)…

Und ich habe gesehen und habe bezeugt, dass dieser der Sohn Gottes ist (Joh 1,34).

Der Evangelist Markus beginnt sein Evangelium mit den Worten: Anfang des Evangeliums Jesu Christi (des Sohnes Gottes).

Weitere Bibelstellen zum göttlichen Ursprung von Jesus Christus: vgl. Ps 110,1 mit Mt 22,42; Joh 8,58; 20,28; 1Joh 5,20; vgl. Ps 2,7 und 2Sam 7,14 mit Hebr 1,3-5ff; Röm 9,5.

In den folgenden Abschnitten unserer Bibelstudien wollen wir die verschiedenen Details der Menschwerdung und Geburt von Jesus zeitlich-chronologisch betrachten und zwar in dem historischen, geographischen und kulturellen Umfeld der damaligen Zeit.

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Gott spricht zu Josef im Traum

1.3 Gott spricht zu Josef im Traum

            (Bibeltext: Mt 1,18-25)

Gott sucht sich einen Mann namens Josef, als Adoptivvater für seinen Mensch gewordenen Sohn. Josef,- der Name bedeutet: Gott möge hinzufügen. Der Evangelist Markus und der Apostel Paulus erwähnen Josef nicht. Es könnte sein, dass der Evangelist Matthäus seine Information über Josef von Jakobus, dem Bruder von Jesus erhielt. Der Evangelist Lukas könnte Jakobus selbst befragt haben. Josef übernimmt die Fürsorgepflicht und die Verantwortung für die leibliche und materielle Versorgung von Jesus.Josef stammt vom Haus Davids ab, hat aber irgendwann die Heimatstadt Bethlehem wahrscheinlich aus beruflichen Gründen verlassen. So wohnt und arbeitet er in Nazaret, einer Kleinstadt im südlichen Galiläa. Schätzungen gehen von 200-2000 Einwohner (Malina spricht sich für 200 Einw. aus Malina 2003, 7).

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Abbildung 7 Die arabisch-christliche Stadt Nazaret in Südgaliläa ist bis heute weltbekannter Pilgerort für viele Menschen, die aus aller Welt nach Israel kommen. Damals lebte Josef hier und arbeitete als Häusererbauer (Foto:  Juli 1994).

In Nazaret geht Josef seinem Beruf nach und baut Häuser (Mt 13,55;  Mk 6,3).

Der griechische Begriff für diesen Beruf ist `τέκτων tektön`, einer der Häuser baut. Die Wortwurzel ist noch im deutschen “Archi-tekt” herauszuhören. Ludwig Schneller, lebte und arbeitete Ende des 19. Jh. in Bethlehem und weist daraufhin, dass die Bewohner Bethlehems unter anderem gute Meister im Häuser bauen waren. Er nimmt an, dass es in Bethlehem nicht genug Arbeit gab und Josef mit anderen Berufskollegen außerhalb Bethlehems Arbeit suchte (Schneller 1890, 58ff). Die europäische/nordatlantische Vorstellung, dass er Zimmermann war und mit Holz arbeitete, ist vor dem Hintergrund des Waldreichtums in Nordeuropa zu sehen. Zur Zeit Luthers baute man Häuser zum größten Teil aus Holz. In Palästina gab es allerdings schon im Altertum wenige Wälder und damit wenig Holz. Schon König David und dessen Sohn Salomo ließen Holz aus dem Libanon für den Bau des Tempels in Jerusalem importieren (1Kön 5,15).

Josef wird von den Evangelisten Matthäus und Lukas als `δίκαιος – dikaios` gerecht charakterisiert (Mt 1,19; Lk 1,27). Gerecht bedeutet im Neuen Testament grundsätzlich: dem Standard, Willen und Charakter Gottes entsprechend. Hier dürfen wir wenigstens feststellen: Josef lebt in einer aufrichtigen Beziehung zu Gott. Maria ist mit ihm verlobt, und sie warten auf den geeigneten oder auch schon bestimmten Termin für ihre Hochzeit. Die Partnerwahl und dann die Verlobung wurden meistens durch die Eltern vermittelt. Der Begriff Hochzeit oder Heirat, griechisch `γάμος – gamos`, kommt zwar in diesen Texten nicht vor, wird aber umschrieben mit: `συνελθείν – synelthein` zusammenkommen; andere Übersetzer weniger passend: heimholen. Der Satz: „ehe sie zusammengekommen waren” (Mt 1,18) lässt sogar die Vermutung zu, dass der Hochzeitstermin schon feststeht. Dem Evangelisten Matthäus liegt viel daran zu betonen, dass die Schwangerschaft ohne Zutun des Josef zustande kam.

Gerecht in diesem Zusammenhang bedeutet für einen jüdischen Mann auch: er löst die Verlobung, um so dem Vater des Kindes die Möglichkeit zur Heirat zu geben.

Es gibt nur eine Möglichkeit, wie Josef von der Schwangerschaft Marias erfährt. Nur sie selbst kann es ihm gesagt haben. Es entsteht der Eindruck, dass er ihr erst nicht glaubt und sie entlassen will, natürlich ohne Aufsehen und ohne sie bloß zu stellen (Mt 1,19). „Eine Verlobung aufzulösen, wurde wie eine Scheidung betrachtet = eine rechtlich wirksame Entlassung geschah meist schriftlich. Hier wird deutlich, dass Josef wirklich eine ehrenwerte Persönlichkeit ist. Nach dem Gesetz hätte Maria bei ungenauer Untersuchung des Falles im Extremfall die Todesstrafe durch Steinigung gedroht (5Mose 22,20-27). Im 1. Jahrhundert wurde allerdings dieses Extrem meist vermieden“ (Strack 1982, 45f). Josef hat das Recht Maria anzuzeigen, da sie seine Verlobte ist. In dieser für Josef und Maria schwierigen Situation greift Gott ein. Ein Engel erscheint Josef im Traum und nimmt ihm Furcht und Zweifel:

Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau zu dir zu nehmen, denn das in ihr gezeugte ist von dem Heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk retten von seinen Sünden (Mt 1,20b-21). Mehrfach offenbarten sich Gott Josef  durch Engel im Traum: Mt 1,20. 24; 2,13. 19.

Gut möglich, dass derselbe Engel Gabriel auch die Botschaft für Josef überbrachte. Auch Josef wird beauftragt, dem Kind den Namen Jesus zu geben. Josef, vom Schlaf erwacht, ändert sofort seine Einstellung und Meinung in Bezug auf Maria, seine Frau. Vom Engel wird Maria zu diesem Zeitpunkt die Frau von Josef genannt (Mt 1,20). Diese Bezeichnung für eine Verlobte entspricht der Aussage in 5Mose 22,24. „Niemand konnte ihnen etwas tun, da Josef das Kind Jesus legitimiert hatte, indem er Maria geheiratet und ihren Sohn adoptiert hatte“ (Thiede 2006, 67).

Er zeigt sofortigen Gehorsam dem Wort des Herrn gegenüber.

Josef aber, vom Schlaf erwacht, tat, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich (Mt 1,25a).

Für Matthäus war noch wichtig zu betonen, dass Josef seine Frau nicht erkannte, bis sie ihren erstgeborenen Sohn geboren hatte (Mt 1,25b). Das Verb „erkannte“ `εγίνωσκεν eginösken` meint auf dem Gebiet der Ehe den Geschlechtsverkehr, das Ein-Fleisch-Werden. Vielleicht hat Matthäus dies deswegen betont, damit bei den Lesern keine unnötigen Fragen oder Zweifel in Bezug auf die übernatürliche Schwangerschaft der Maria aufkommen – zwei Menschen mit einem großen Geheimnis! Es sieht nicht danach aus, dass sie das Erlebte nun allen erzählt hätten. Denn auch später herrscht die Meinung, dass Jesus der Sohn Josefs ist. In Lukas 3,23 (auch Joh 1,45; 6,42) heißt es:

Und er selbst, Jesus, …war, wie man meinte, ein Sohn des Josef.

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