DIE OFFENBARUNG JESU CHRISTI – TEIL 4

Teil 4: Die leidende und triumphierende Gemeinde und das Weltgericht

Abbildung 1 Die Sonnenfrau und der Drache stehen sich gegenüber
(Zeichnung von Joela Schüle Dezember 2022 ).

Einleitung

Mit Kapitel zwölf beginnt die zweite Hälfte des Buches der Offenbarung, bei dem wieder die gesamte Periode von der Geburt Jesu bis zum Gericht des Großen Tages Gottes bei seiner Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit beschrieben wird, allerdings unter anderen Perspektiven (Offb 12,1-20,15). Das Buch endet mit der Vollendung der Gemeinde und der Beschreibung der Neuen Schöpfung (Offb 21-22.) Wunderbare und dramatische Bilder sieht Johannes, welche auch Einblick hinter die Kulissen gewähren. Doch was bedeuten sie und wen oder was stellen sie dar? Dem Reich des Christus werden vier Machtgrößen gegenübergestellt:

Der Drache
Das Tier aus dem Meer
Das Tier aus der Erde
Die große Stadt Babylon

Diese alle werden von dem Drachen gelenkt, der im Hintergrund agiert und er bekommt mit, wie sein Reich und die Reiche dieser Welt von Christus zerstört werden, das Reich Gottes jedoch triumphiert. Was noch auffällt:

Nach Kapitel 12 ist er Drache Urheber alles Bösen und nach Kapitel 20 wird er als letzter in den Feuersee geworfen.
Ähnlich verläuft die Entwicklung beim Tier und dem falschen Propheten. Nach Kapitel 13 treten diese auf und nach Kapitel 19 erleben sie das Gericht und werden ebenfalls in den Feuersee geworfen.
In den Kapiteln 14 bis 18 dominiert das Thema „Stadt Babylon“ sowie deren Gericht und Vernichtung.
Dazwischen treten die sieben Engel mit den sieben Schalen auf, welche die letzten Plagen beinhalten.
Und in jedem dieser Kapitel leuchtet die bedrängte, leidende, aber auch triumphierende Gemeinde mit ihrem siegreichen Christus auf. Dieser zweite Teil des Buches der Offenbarung lässt sich wiederum in 4 Teile gliedern:

·       Der folgende vierte Teil endet bereits mit Kapitel 14, bei dem eine Perspektive des Endgerichtes durch ein Doppelbild der Ernte beschrieben wird.

·       Der fünfte Teil erstreckt sich von Kapitel 15,1-19,21.

·       Der sechste Teil ist vom Text her der Kürzeste, denn er umfasst nur Kapitel 20.

·       Im siebten Teil (Kapitel 21-22) werden der Neue Himmel und die Neue Erde mit dem Neuen Jerusalem beschrieben.

4.1 Die Frau mit der Sonne bekleidet und der feurige Drache

In dem gesamten zwölften Kapitel stehen sich die beiden zwei großen Visionen kontrastvoll gegenüber und doch sind sie ineinander verwoben. Darum halten wir uns an die im Text vorgegebene Reihenfolge, auch wenn dabei einiges wiederholt werden wird.

4.1.1 Die Frau mit der Sonne bekleidet – ihre Identität und ihr Auftrag

Und ein großes Zeichen erschien im Himmel: Eine Frau, bekleidet mit der Sonne, und der Mond war unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen. Und sie ist schwanger und schreit in Geburtswehen und in Schmerzen und soll gebären. (Offb 12,1-2).

Was Johannes zu sehen bekommt, ist sehr beeindruckend. Die Formulierung: „im (oder: in dem) Himmel“ steht im Dativ Localis und betont den Ort, in dem das Zeichen erscheint. Diese Ortsbezeichnung kommt mindestens 19-mal in der Offenbarung vor und unterscheidet damit diese von den Ereignissen, welche im Erdbereich geschehen (Offb 4,1.2; 5,3.13; 8,1; 11,15.19; 12,1.3.7.8.10; 13,6; 14,17; 15,1.5; 16,11; 19,1.14).

Das Zeichen, welches im Himmel erscheint, ist groß. „Groß“ kann sich nicht nur auf den Umfang beziehen, sondern insbesondere auf den Inhalt, die große Bedeutung dieses ungewöhnlichen Bildes. Johannes sieht eine Frau, die mit der Sonne umhüllt ist. Unter ihren Füßen reflektiert der Mond ihren Glanz. Auf ihrem Haupt trägt sie einen Kranz (gr. stefanos) aus zwölf Sternen.

Abbildung 2 Ein großes Zeichen am Himmel: Eine Frau mit der Sonne bekleidet und der Mond unter ihren Füßen (Zeichnung von Joela Schüle Dez. 2022).

Diese Kombination aller drei Himmelskörper wird im Schöpfungsbericht zum ersten Mal erwähnt und ihre Bestimmung bekannt gegeben. So lesen wir in 1Mose 1,14-18: „Es seien Lichter an der Feste (Ausdehnung) des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht. Sie seien Zeichen für Zeiten, Tage und Jahre 15 und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so. 16 Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. 17 Und Gott setzte sie an die Feste (Ausdehnung) des Himmels, dass sie schienen auf die Erde 18 und den Tag und die Nacht regieren.“ Sie werden auch in den Lobespsalmen und Propheten besungen (Ps 148,3; Jer 31,35). Betrachten wir sie etwas näher, denn von deren Bestimmung können einige Aspekte für die Vision in Offb 12,1-2 abgeleitet werden.

Die Himmelskörper geben den Menschen Orientierung in Zeit und Raum.
Die Himmelskörper geben den Menschen auch Zeichen (Hinweise) auf Gott, den allmächtigen Schöpfer oder wie aus unserem Text hervorgeht, auf bestimmte geistliche Realitäten und deren Bedeutung (Röm 1,20f).
Wie die im Schöpfungsbericht genannten Himmelskörper auf die Erde ausgerichtet sind und das natürliche Leben für den Menschen ermöglichen, so offenbart Gott in diesem Zeichen im Himmel seinen Heilsplan für diese gefallene Menschheit. Und wie wir sehen werden, umspannte dieses Zeichen die gesamte Heilsgeschichte von 1Mose bis zur Offenbarung. Doch nun der Reihe nach.
 

In 1Mose 37,9-ff kommt das Bild der Himmelskörper auch in der Familie von Jakob vor. Dort lesen wir: „Und er (Josef) hatte noch einen zweiten Traum, den erzählte er seinen Brüdern und sprach: Ich habe noch einen Traum gehabt; siehe, die Sonne und der Mond und elf Sterne neigten sich vor mir. Und als er das seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, schalt ihn sein Vater und sprach zu ihm: Was ist das für ein Traum, den du geträumt hast? Sollen denn ich und deine Mutter und deine Brüder kommen und vor dir niederfallen?“ In diesem Traumgesicht wird eine Familiengeschichte als prophetische Vorausschau gezeigt. Es ist die Familie Jakobs (Israel), welche einige Jahre später vor einer Hungersnot durch Josef Rettung erlebt. Dazu enthält sie einen typologischen Hinweis auf den verheißenen Messias Jesus, der (wie Josef), aus Israel kommend, allerdings als vollkommener Retter für sein Volk eingesetzt wird.

Betrachten wir nun das Zeichen aus Offenbarung 12,1-2 im Einzelnen. Die Frau ist hier im Mittelpunkt, doch um sie zu identifizieren, suchen wir nach weiteren Bedeutungen der sie umgebenden Himmelskörper.

Sie ist mit der Sonne bekleidet – Sonne wird in den Eigenschaften als Licht- und Lebensquelle zunächst auf  Gott, den Herrn bezogen. So steht in Psalm 84,12: „Denn Gott der HERR ist Sonne und Schild; / der HERR gibt Gnade und Ehre.“ Ebenso auch auf Christus (Mal 3,20; Offb 1,16; Mt 17,2; Joh 1,9; 8,12; Offb 21,23). Doch mit dem Lichtglanz der Sonne werden auch die Gerechten verglichen (Mt 5,14; 13,43). Gelegentlich wird der Lichtglanz der Sonne auch auf Engel bezogen (Offb 10,1).
Der Mond befindet sich unter ihren Füßen. Es geht um die untergeordnete Position des Mondes gegenüber der Sonne. Denn wie dieser das Licht der Sonne reflektiert, so sollte der Mensch als das Ebenbild Gottes seinen Schöpfer reflektieren. Später sollte Israel im Besonderen in der Dunkelheit der Völkerwelt das Licht Gottes (und des noch verborgenen Christus) reflektieren (5Mose 4,6-8). Israel nach dem Fleisch (Jakob und seine Nachkommen) ist ein irdisches Abbild auf „den Israel“ nach dem Geist, welcher ist Christus und seine Nachkommen (1Mose 32,29; 2Mose 4,22; Hos 11,1; Mt 2,15; Gal 6,16).
Auch der 12-Sternenkranz auf ihrem Haupt erinnert zunächst an die 12 Stämme Israels (1Mose 49,1-28: 12 Repräsentanten des Israel nach dem Fleisch). Auffallend ist, dass es sowohl in Offb 7,4-8 und 21,12 nicht um die Namen der 12 Stammväter geht, sondern um die 12 Stämme (in Offb 7,4-8 fehlen sogar zwei Stammesnamen – Ephraim und Dan). Doch hatte Gott aus allen 12 Stämmen Israels solche, die ihm die Treue hielten, auch wenn diese in der Minderheit waren. Sie leuchteten in der Dunkelheit jener finsteren Welt und hielten die Hoffnung auf den kommenden Retter aufrecht. Doch dieser 12-Sternenkranz weist auch auf die zwölf Apostel des Lammes hin (ohne konkreten Stammesbezug) denn sie bilden die zwölf Grundsteine der Stadt, des Neuen Jerusalem, welches ist die Gemeinde (Offb 21,14; Mt 19,28). Damit sind sie die Repräsentanten des gesamten Volkes Gottes gemäß dem Neuen und damit ewigen Testament (Mt 26,26 mit Jer 31,31-34; Mt 10,2; Apg 1,26; 2,14ff; Eph 2,19-21). Jesus drückt es so aus: „wie mir mein Vater das Reich bestimmt hat, so bestimme ich für euch, 30 dass ihr essen und trinken sollt an meinem Tisch in meinem Reich und sitzen auf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels.“ (Lk 22,29-30). Damit erstreckt sich ihre Zuständigkeit auf das gesamte Volk Gottes.
 

Diese Frau war schwanger und schrie in Geburtswehen: worauf weist es im Detail hin?

Auch wenn der Höhepunkt der Erfüllung der Wahrheit dieses Zeichens in der Menschwerdung des Sohnes Gottes deutlich zu erkennen ist, hat dies offensichtlich eine Vorgeschichte, welche bis auf die Anfänge der Menschheit zurückgeht. Es erinnert uns zunächst an die erste Frau Eva, der gesagt wurde: „Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären.“ (1Mose 3,16). Diese Aussage machte Gott, nachdem sie und ihr Mann durch Unglauben und Ungehorsam das geistliche Leben verloren hatten und damit unter den Machtbereich des Bösen gerieten. Es erinnert aber auch an die Verheißung der Geburt des Retters durch „die Frau“. Gott sprach zu der Schlange: „Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.“ (1Mose 3,15). Und so befand sich Eva sowohl in froher als auch schmerzlicher Erwartung. In 1Mose 4,1-2 lesen wir: „Und Adam erkannte seine Frau Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain und sprach: Ich habe einen Mann gewonnen (erworben) mithilfe des HERRN.“ Danach ward sie wieder schwanger und gebar Abel.“ Doch der physische Schmerz bei der Geburt dieser beiden Söhne war bald vergessen. Ein ganz anderer und andauernder Schmerz erwartete sie. Der Erstgeborene, auf den normalerweise die Eltern ihre Hoffnung setzten, entwickelte sich zu einem selbstsüchtigen, stolzen Mann, zum Leidwesen seiner Eltern (1Joh 3,12). Der Brudermord wurde zu einer überaus schmerzlichen Erfahrung, konnten sie doch erahnen, dass sie bereits ernteten, was sie gesät hatten. Sicher blieb es ihnen auch nicht verborgen, wer letztlich hinter dem allem stand und weiteres Unheil stiften würde. So verloren sie in gewissem Sinne ihre beiden Söhne an einem Tag – welch ein Schmerz!

Erst bei der Geburt von Seth und dessen Sohn Enosch blühte die Hoffnung auf den kommenden Retter wieder auf (1Mose 4,25-26).

Doch wegen der Ausbreitung der Gesetzlosigkeit durch die Kainiten und deren Vermischung mit den Nachkommen von Seth, gestaltete sich die Erwartung auf die Geburt des verheißenen Retters sehr schmerzlich (1Mose 4,17-24).

Über Enosch, Henoch, Noah und Sem wurde die Hoffnung und Erwartung auf den Retter bis Abraham getragen. Doch durch ihre Ungeduld und voreilige Handlung hatte Sara sich selber viel Schmerzen eingehandelt (1Mose 16-17). In 1Mose 17,18ff lehnt Gott Abrahams Vorschlag in Bezug auf Ismael ab und gibt seine Pläne bekannt mit den Worten: „Nein, sondern Sara, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären. Und du sollst ihm den Namen Isaak geben! Und ich werde meinen Bund mit ihm aufrichten zu einem ewigen Bund für seine Nachkommen nach ihm.“ Merken wir, wie die Spur eingeengt wird. Jetzt soll der verheißene Nachkomme (Retter) über die Linie Sara-Isaak kommen. Dann Rebekka-Jakob und zwar mit viel Schmerzen, nicht nur während der Schwangerschaft, sondern auch bei der Geburt und noch mehr danach (1Mose 25,21ff). In der nächsten Generation sollte der verheißene Retter durch Lea-Juda kommen und auch diesmal mit viel Schmerzen im Bereich der Beziehungen zwischen den konkurrierenden Frauen (1Mose 29-30). Auch in der Familie von Juda gestaltete sich die Weitergabe der Verheißung an die nächste Generation schwierig. Doch trotz vieler Wirren in der Geschichte Israels (siehe auch die Familie von David), bleibt die Hoffnung und Erwartung auf den Nachkommen der Frau wach unter den Gläubigen im Volk.  

Auffallend ist, was Gott dem König Ahas durch den Propheten Jesaja sagen lässt: „Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen.“ (Jes 7,14). Bereits zwei Kapitel danach knüpft Gott an die Verheißung an David in 2Sam 7,11-13 an, indem er sagen lässt: „ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott“. Und dann wird es ganz konkret: der verheißene Retter wird durch den Engel Gabriel der Jungfrau Maria angekündigt. Und von den Evangelisten Matthäus und Lukas wird die Geburt des Messias durch die Jungfrau Maria aufgeschrieben (Mt 1,1-25; Lk 1,2634; 2,1-7; 3,23-38). Beide Stammbäume ergänzen einander:

Die Stammeslinie bei Matthäus beginnt mit Abraham und geht über David – Salomo – Sealthiel – Serubbabel – Jakob – Josef, den Mann der Maria „von der geboren ist Jesus“. Hier wird deutlich gemacht, dass Josef nicht der Erzeuger von Jesus. Doch durch diese Linie wird die königliche, also die juristische Rechtsmäßigkeit der Herkunft von Jesus, hervorgehoben.
Durch die Stammesliste bei Lukas wird die Herkunft von Jesus dem Fleische nach begründet. Diese Linie verläuft über die Linie des Vaters von Maria. Im Judentum wurden die Stammeslisten nur durch die Männer geführt. So formuliert Lukas: „Jesus war als er anfing etwa dreißig Jahre und wurde gehalten für einen Sohn Josefs“. Damit bestätigt Lukas (wenn auch indirekt), was bereits durch den Text des Matthäus deutlich wurde, nämlich: Jesus wurde zwar von der Öffentlichkeit für den Sohn von Josef gehalten, tatsächlich aber war er nur Sohn von Maria. Lukas ordnet Jesus in seiner Stammesliste formal Josef zu und Josef wird Eli zugeordnet und so weiter. Da jedoch Josef eindeutig von Jakob gezeugt wurde, kann Eli als sein Schwiegervater angesehen werden. Dieser Stammbaum verläuft dann weiter rückwärts über Matthan, den Vater von Eli und weiter über Serubbabel – Schealthiel – Nathan – David – Abraham – Adam (Eva). Damit erfüllte sich das Wort Gottes an Eva, wonach der Retter ein Nachkomme der Frau sein wird. Und dies bestätigt auch der Apostel Paulus: „als aber die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau.“ (Gal 4,4; dazu auch Röm 1,3).
Deshalb ist das männliche Kind der Frau aus Offb 12,1-2 der Menschensohn und verheißene Retter und Nachkomme aus dem gläubigen Menschengeschlecht und im engeren Sinne aus dem gläubigen Volk Israel hervorgegangen. Jesus sagte: „Das Heil (die Rettung) kommt aus den Juden“ (Joh 4,22). Wenn die Rettung aus den Juden kommt, dann gilt es auch für den Retter selbst. Und all die Beschwernisse auf dem Weg der Erfüllung der Verheißung, könnte als eine schmerzliche Geburt des Messias bezeichnet werden. So sagte der gottesfürchtige Simeon zu Maria: „Und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden.“ (Lk 2,35). Insbesondere Maria, aber auch andere Frauen nahmen intensiven Anteil am Leben und Leiden von Jesus (Lk 8,1-3; Joh 12,1ff; 19,25; 20,1ff; Mt 28,1ff). Bis dahin kann man begründet sagen, dass unter dem Zeichen der schwangeren Frau (und zwar entsprechend der Vorsehung Gottes), alle Frauen repräsentiert sind, welche von Eva an bis zur Maria an der (schmerzlichen) Menschwerdung des Messias beteiligt wurden.

Doch das Zeichen der Frau in Offenbarung 12,1-2 umfasst auch die weitere Geschichte des Volkes Gottes, wie auch der Verlauf unseres Textes deutlich macht (Offb 12,3-17: Flucht in die Wüste, Verfolgung ihrer weiteren Nachkommen). Dadurch wird das Symbol der Frau auch für die Gemeinde verwendet, denn sie wird mit dem Bild der himmlischen Stadt Jerusalem verglichen. Dieser Gedanke, dieses Bild ist auch von Paulus gebraucht worden, so schreibt er: „Das Jerusalem droben aber ist frei, und das ist unsere Mutter.“ (Gal 4,22-26). Damit hat er an Sara angeknüpft, welche die freie, rechtmäßige Frau von Abraham und Trägerin der Verheißung war (vgl. dazu auch Offb 21,10ff). Erstaunlich, wie viel Inhalt dieses Bild-Zeichen in sich birgt!

4.1.2 Der feurige Drache, seine Identität und Plan

Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel: Und siehe, ein großer, feuerroter Drache, der sieben Köpfe und zehn Hörner und auf seinen Köpfen sieben Diademe hatte; und sein Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne des Himmels fort, und er warf sie auf die Erde. (Offb 12,3-4).

Abbildung 3 Ein weiteres Zeichen erscheint im Himmel – ein großer feurige Drache mit sieben Köpfen gekrönt mit sieben Diademen. Die zehn Hörner waren laut Text auf den sieben Köpfen, doch aus Gründen der Platzierung sind sie auf der Zeichnung hinter den Köpfen angebracht. Mit seinem großen Schwanz zog er den dritten Teil der Sterne mit sich und warf sie auf die Erde. (Zeichnung von Joela Schüle Dez. 2022).

Ein ganz anderes Zeichen erscheint im Himmel, es ist ein feuriges Ungeheuer mit einem (großen) Schwanz. Die Bezeichnung Drache, gr. δράκων – drakön – Ungeheuer, kommt in der Bibel mehr als 20- Mal vor. Ursprünglich bezog sich diese Bezeichnung auf große Land- und Meeresungeheuer. Hiob aus dem Lande Uz kannte diese riesengroßen Geschöpfe (Hiob 40). Und in Ps 74,13 wird vorausgesagt: „Du hast das Meer aufgewühlt durch deine Kraft, zerschmettert die Köpfe der Drachen über den Wassern.“ Oder: Jes 27,1: „Zu der Zeit wird der HERR heimsuchen mit seinem harten, großen und starken Schwert den Leviatan, die flüchtige Schlange, und den Leviatan, die gewundene Schlange, und wird den Drachen im Meer töten.“

 Die Bezeichnung Drache wird auch auf bestimmte grausame Herrscher bezogen. So klagt Israel in Jer 51,34: „Nebukadnezar, der König von Babel, hat mich gefressen und umgebracht, er hat aus mir ein leeres Gefäß gemacht. Er hat mich verschlungen wie ein Drache, er hat seinen Bauch gefüllt mit meinen Kostbarkeiten; er hat mich vertrieben.“ Oder: Hes 29,3: „Rede und sprich: So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an dich, Pharao, du König von Ägypten, du großer Drache, der in seinem Strom liegt und spricht: »Der Nil ist mein und ich habe ihn mir gemacht (…).« (dazu auch Hes 32,2).

Es ist keineswegs zufällig, dass gerade diese beiden Herrscher (die Könige von Babel und Ägypten) mit dem Drachen verglichen werden. Schon früh wird er als Sinnbild des Bösen verwendet. So in 5Mose 32,33: „ihr Wein ist Drachengift und verderbliches Gift der Ottern.“ (vgl. auch 1Mose 3,1ff).  Oder: Jes 51,9: „Wach auf, wach auf, zieh Macht an, du Arm des HERRN! Wach auf, wie vor alters zu Anbeginn der Welt! Warst du es nicht, der Rahab zerhauen und den Drachen durchbohrt hat?“ Der Kampf gegen den Drachen, die Schlange begann seit Urzeiten, er setzte sich fort in der Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens so wie in der Befreiung des Volkes Gottes aus der Gefangenschaft in Babylon. Und der Sieg über ihn ist vorausgesagt (1Mose 3,15; 2Mose 4-15). Und in Psalm 91,13 wird verheißen: „Über Löwen und Ottern wirst du gehen und junge Löwen und Drachen niedertreten.“ Wer sich zu Gott hält, bleibt bewahrt und unbeschadet (vgl. Lk 10,18-20).

In den Evangelien und den Briefen der Apostel kommt die Bezeichnung „Drache“ nicht vor. Dort wird der Drache, die alte Schlange, direkt mit Teufel und Satan benannt (Mt 4,1-11; Lk 4,1-13; 10,18). Oder auch „Der Fürst dieser Welt“ (Joh 12,31; 14,30; 16,11; „Der Gott dieser Welt“ 2Kor 4,4). Als Gottes Widersacher und Angreifer der Gläubigen wird er auch mit einem brüllenden Löwen verglichen (1Petr 5,8).  Er wird ebenso als Ankläger der Gläubigen (gr. Kategoros) bezeichnet (Offb 12,10).

 Erst wieder im Buch der Offenbarung wird an die Bildersprache des AT angeknüpft (Offb 12,3.6.7.17; 13,2-4; 16,13; 20,2).

Die Darstellung mit sieben Köpfen und zehn Hörnern ist eine Anmaßung der Macht und Kraft (Dan 7,6). Die Zahlen sieben und zehn weisen grundsätzlich auf Vollkommenheit und Vollständigkeit hin. Aber auch die sieben Diademe (königliche Insignien) auf seinen sieben Köpfen trägt er zur Schau. Er maßt sich etwas an, was er angestrebt hatte, aber nicht erreichen konnte. Im himmlischen Bereich trägt (außer dem Sohn Gottes) niemand Diademe (Offb 19,12).

Anmerkung: Im biblischen Kontext zeigt sich der Teufel selbst nicht als Drache, sondern eher als ein Engel des Lichts (2Kor 11,14-15). Doch Christus offenbart und entlarvt ihn in diesem Zeichen als solchen, wie er in Wirklichkeit ist, bzw. was er sich anmaßt zu sein, es jedoch vor den Menschen nicht offen zeigt.

Und er hatte in seiner Stellung großen Einfluss und riss mit seinem Schwanz den dritten Teil der Sterne des Himmels mit sich und warf sie auf die Erde. Im Buch Hiob wird der Schwanz von solch einem Ungeheuer mit einem Zedernbaum verglichen (Hiob 40,17). Im biblischen Kontext steht Schwanz im übertragenen Sinne für Verführung durch falsche Propheten (Jes 9,13-15; Offb 9,10.19).     

Sterne stehen hier für gefallene Engel, die wegen Verlassen ihrer Stellung auch ihren Lichtglanz verloren haben . Von ihnen heißt es in Judas 1,6: „Engel, die ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des großen Tages mit ewigen Fesseln unter Finsternis verwahrt.“ Das Verlassen der von Gott zugewiesenen Stellung scheint Folge der Verführung durch Satan zu sein. Doch sie verließen ihre Stellung in dem Wissen um Gottes Willen. Auch der Ap. Petrus hat zu diesem Thema eine wichtige und ergänzende Aussage gemacht. So schreibt er in seinem zweiten Brief: „Denn wenn Gott Engel, die gesündigt hatten, nicht verschonte, sondern sie in finsteren Höhlen des Abgrundes gehalten und zur Aufbewahrung für das Gericht überliefert hat (…)“ (2Petr 2,4).

Als Petrus und Judas ihre Briefe verfassten, lag jenes Ereignis längst in der Vergangenheit. Sicher zu sein scheint, dass der Urteilsspruch über diese Engel bereits gefällt wurde, doch der Gerichtsvollzug über sie noch aussteht. Die Aussage im Text der Offenbarung birgt in sich auch, dass die Initiative zunächst vom Satan ausgegangen war und (durch Verführung) viele von den Engeln ihm folgten und somit unter seine Gewaltherrschaft gelangten. So wäre es zu verstehen, dass er mit seinem großen Schwanz den dritten Teil der Engel mit sich riss und auf die Erde warf. Ob Jesus in Lk 10,18 über das gleiche Ereignis spricht: „Ich sah den Satanas vom Himmel fallen wie einen Blitz“, kann vorerst nicht mit Sicherheit gesagt werden.

Doch von unreinen Geistern (Dämonen) oder auch Engel Satans genannt, lesen wir bereits zur Zeit des Alten Testamentes.

Die vielen Befreiungen von Dämonen durch Jesus belegen, dass jene gefallenen Engel in der Welt wirksam waren.

Weitere Details zu diesem Thema etwas später im Abschnitt 4.1.5.

„Und der Drache stand vor der Frau, die im Begriff war, zu gebären, um, wenn sie geboren hätte, ihr Kind zu verschlingen.“ (Offb 12,4b).

 Es entsteht der Eindruck, dass der Satan seit dem Verlassen seiner Stellung darauf bedacht ist, gegen den Christus zu kämpfen. Kommt uns da nicht die Geschichte der Geburt von Jesus in all ihren Details in den Sinn? (Mt 2). Doch wie wir bereits weiter oben gesehen haben, begann jener Kampf (Raubzug) schon viel früher und erstreckte sich auf die Verheißungsträger (vgl. dazu auch 1Mose 3,1ff; 3,15). Und er setzte seine Angriffe auch bei den nächsten Generationen fort.

Abbildung 4 Die Sonnenfrau und der Drache stehen sich gegenüber
(Zeichnung von Joela Schüle Dezember 2022 ). 

Diese Angriffe können an den geschichtlichen Entwicklungen erkannt werden.

Der erstgeborene Sohn von Eva, Kain, auf den sie ihre Hoffnung setzte, wird durch Irreführung der alten Schlange (Drachen) zum Mord an seinem Bruder Abel angestiftet. Damit disqualifiziert er sich Träger der Verheißung des kommenden Retters zu sein. Der Drache verbucht voreilig einen Sieg für sich. Die Linie schein bereits in dieser Generation unterbrochen zu sein. Als Adam 130 Jahre war, heißt es, dass ihm ein Sohn geboren wurde, der ihm ähnlich war (1Mose 4,25). Dieser Sohn Seth sollte der weitere Träger der Verheißung werden. Er zeugte Enosch und nun begann man den Namen des Herrn anzurufen, was für ein geistlicher Durchbruch! (1Mose 4,26). Doch die alte Schlange wütete weiter unter den Nachkommen Kains. Weitere Mordtaten folgten und dazu ein moralischer Zerfall (1Mose 4,17-24). Wegen Vermischung dieser beiden Linien durch Heirat (1Mose 6,2ff), breitete sich sowohl die Gewalt als auch die Unmoral rasch aus. Wieder schien es, als ob der Drache siegen würde. Doch Gott bewahrte Henoch, Lamech und Noah. So gelangte die Verheißung über Sem bis Abraham, der sich jedoch durch seine Frau Sara (wegen ihrer Ungeduld) verleiten ließ, auf einem menschlichen Wege zu dem Nachkommen zu gelangen. In all diesen menschlich/ fleischlichen Handlungen bei Abraham und Sara, lässt sich der Einfluss der alten Schlange erkennen. Aber selbst dort ging Gott nicht darauf ein, sondern blieb bei seinem Plan.

Auch in der Generation von Isaak und Rebekka verläuft die Weitergabe der Verheißung nicht reibungslos, denn hier lässt sich der Einfluss der Schlange ebenfalls erkennen, denn Esau plant seinen Bruder Jakob zu töten (1Mose25,28ff ).

Nicht viel besser gestaltet sich es bei Jakob und seiner Familie (1Mose 29-30). Hinterlist, Intrigen, Eifersucht und Missgunst, legen ihren Abdruck auf die Beziehungen untereinander und sogar auf die Kinder. Es scheint, als ob die alte Schlange in dieser Familie ungehindert Gift versprühen kann. Und doch weiß Gott Rat, diese Familie nach schweren Prüfungen durch Josef wieder innerlich zusammenzubringen

Aber der Drache wütet weiter, er weiß nicht, wann jener Nachkomme geboren wird, und nutzt jede nur erdenkliche Gelegenheit, um Menschen umzubringen. Denken wir an die Anweisung des Pharao (der auch mit einem Drachen verglichen wird) alle männlichen Nachkommen unter den Israeliten zu ermorden (2Mose 1,22).

Gerade die Linie der Verheißungsträger stand unter den besonderen Angriffen. Und so gestaltete sich die Geburt und oft auch das Überleben des nächsten Verheißungsträgers schmerzlich. Zum Beispiel bei David aus Bethlehem. Er war der Jüngste und verrichtete die schwere und gefährliche Arbeit als Schafhirte. Dadurch kam er oft in Lebensgefahr durch reißende Tiere (1Sam 17,34). Später suchte und versuchte der König Saul ihn zu töten (1Sam 19,10; 23,14). Und bereits als König hätte sich David disqualifiziert, wenn er nicht durch Gottes Gnade umgekehrt wäre (Ps 32 und 51).

Und in noch größerem Maß Salomo, dessen Herz die vielen Frauen zur Einführung der Götzenheiligtümer in die Umgebung von Jerusalem verleitet haben. Dadurch wurde unter anderem die Weichenstellung für die Reichsteilung in der nächsten Generation gelegt. Und wieder scheint es, dass der Drache einen weiteren Etappensieg für sich verbuchen könnte, nach dem Motto: „Teile und herrsche“. Und in der Tat weist sogar die Königslinie mehr gottlose als gläubige Könige auf. Erinnern wir uns auch an den späteren anfänglich frommen König Joasch, der als Einziger von seinen Brüdern überlebte, weil ihn der Priester Jojada vor der machtgierigen Königinmutter und Mörderin Atalija versteckte (2Kön 11,1-12,3; 2Chr 24,1-18). Und so blieb ein wichtiger Verheißungsträger am Leben. Doch neben der offiziellen Königslinie ließ Gott eine parallel verlaufende Linie ziehen, welche durch Nathan, den leiblichen Bruder von Salomo und weiter über Serubbabel bis zm Eli (dem Vater von Maria) ununterbrochen verlief (Lk 3,23-38).

Denken wir auch an den Versuch des Haman alle Juden im Persischen Reich umzubringen (Ester 3,8ff). Sogar Josef wollte die Verlobung im Stillen auflösen, als Maria mit Jesus schwanger wurde, was diese in große Gefahr gebracht hätte. Doch Gott griff ein und lenkte sein Herz, so dass er Gott vertraute und Maria in Schutz nahm. Immer wieder unternahm der Drache Angriffe auf die Verheißungsträger, um so Gottes Plan zu stören. Nicht zuletzt auch an die drakonische Gesinnung und mörderischen Absichten des Herodes. Doch auch hier war Gott wieder ein Schritt voraus (Mt 2). Und es wird dem Drachen, der alten Schlange auch nie gelingen, Christus und seine Gemeinde einzuholen oder zu zerstören (Joh 14,30; Mt 16,18).

4.1.3 Wer ist das Kind?

Wie sicher sind wir, dass unter dem Bild des männlichen Kindes von der Frau geboren, der Menschensohn und Christus gemeint ist?  Von ihm heißt es:

„Und sie gebar einen Sohn, ein männliches Kind, der alle Nationen hüten soll mit eisernem Stab; und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und zu seinem Thron.“ (Offb 12,5).  

Die Identität dieses Kindes lässt sich durch folgende drei Hinweise im Text ermitteln:

  1. Im Text wird ausdrücklich betont, dass die Frau ein männliches Kind gebar. Durch den Propheten Jesaja verhieß Gott: „Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben; Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären“ (Jes 7,14). Und in Kapitel 9,5-6 wird verheißen: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held (starker Gott), Ewig-Vater, Friede-Fürst; 6 auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.“ Damit wird klar, das Bild vom männlichen Kind weist auf den Messias hin.
  1. Durch die Beschreibung seiner richterlichen Tätigkeit

Das Symbol dafür ist der eiserne Stab oder Zepter. So lesen wir bereits in 1Mose 49,10 über den königlichen Nachkommen aus dem Stamm Juda: „Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis dass der komme, dem es gehört, und ihm werden die Völker anhangen.“ Jahrhunderte später heißt es von den Messias/König: „»Ich aber habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion.« 7 Kundtun will ich den Ratschluss des HERRN. Er hat zu mir gesagt: »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. 8 Bitte mich, so will ich dir Völker zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum. 9 Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen.“ (Ps 2,6-9; vgl. dazu auch Ps 45,7 mit Hebr 1,8). Jesus ist keineswegs auf dem natürlichen Berg Zion eingesetzt worden, um über die Nationen zu herrschen, sondern auf einer geistlichen Zionshöhe im himmlischen Heiligtum (Ps 110,1-2; Jes 2,1-2; Hebr 12,22f; Offb 14,1). Der Ausdruck: „Heute habe ich dich gezeugt (geboren)“ bezieht sich auf seine Auferweckung von den Toten, wie der Ap. Paulus in Apg 13,33 erklärt. Seine richterliche Tätigkeit übt er mit seinem Wort (Schwert) und dem Herrscherstab aus (Offb 19,15: „Und aus seinem Munde ging ein scharfes Schwert, dass er damit die Völker schlage; und er wird sie regieren mit eisernem Stabe.“ (dazu auch Joh 12,48). Jesus verspricht den Überwindern in Offb 2,26-28, wozu auch er selber befugt wurde von seinem Vater: „Und wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Völker, 27 und er soll sie weiden mit eisernem Stabe – wie die tönernen Gefäße werden sie zerschmissen –, 28 wie auch ich Macht empfangen habe von meinem Vater und mich gesetzt habe auf seinen Thron“.

  1. Durch die Entrückung des Kindes zu Gottes Thron

In dieser Vision wird das Kind entrückt zu Gott und seinem Thron. In dem Text der Offenbarung 12 werden allerdings keine Details aus dem Leben des Christus genannt. Diese konnten damals die Leser in den bereits vorhandenen Evangelien nachlesen. In diesem Text fällt noch das gr. Verb ¢rpasth¢ – wurde entrückt auf. Dieser Ausdruck ist der Bildersprache dieses Textes angemessen verwendet worden, weil hier nur vom Kind die Rede ist. Einer der offensichtlichen Hinweise auf die Erhöhung des Menschensohnes finden wir in Dan 7,13-14. Dort lesen wir: „Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. 14 Ihm wurde gegeben Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.“ Als Jesus vor dem Hohen Rat stand und von dem Hohenpriester zu einem Bekenntnis „ob er der Christus, Sohn des Hochgelobten wäre“ herausgefordert wurde, deutete er auf diese Prophetie aus dem Buch Daniel hin, mit den Worten: „Jesus sprach zu ihm: Du sagst es (Mk: Ich bins). Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.“ (Mt 26,64; Ps 110,1). Damit erweitert Jesus jene Prophetie mit dem Hinweis, dass er ebenso in den Wolken des Himmels kommen wird. Das Ereignis seiner Erhöhung wurde von den Aposteln erlebt und bezeugt. Später ist es von den neutestamentlichen Schriftautoren niedergeschrieben worden. Und dieses entrückt worden` wird bei dem Ereignis der Himmelfahrt mit den vielfachen Beschreibungen über die Erhöhung von Jesus näher erklärt. Hier einige Auszüge:

·       Joh 20,17: „Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“

·       Lk 24,50-52: „Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie. 51 Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. 52 Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude.“

·       Apg 1,9-11: „Und als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen. 10 Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. 11 Die sagten: der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“

·       Apg 2,32-35: „Diesen Jesus hat Gott auferweckt; des sind wir alle Zeugen. 33 Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen Heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr seht und hört. 34 Denn David ist nicht gen Himmel gefahren; sondern er sagt selbst: »Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, 35 bis ich deine Feinde zum Schemel unter deine Füße lege.“

·       Hebr 10,12: „Dieser aber hat ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht, das ewiglich gilt, und hat sich zur Rechten Gottes gesetzt!“

·       1Petr 3,22: „welcher ist zur Rechten Gottes, aufgefahren gen Himmel, und es sind ihm untertan die Engel und die Gewalten und die Mächte.“

Und dort bleibt er so lange, bis alles wiederhergestellt ist, was Gott verheißen hat. So sagte Petrus seinen Landsleuten: „Ihn muss der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten (chrönön), in denen alles wiederhergestellt wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.“ (Apg 3,20-21). Die Aussage meint: Jesus verlässt den Himmel erst wieder, wenn alles wiederhergestellt ist, was Gott sich vorgenommen hat in der Jetztzeit zu tun. Begonnen wurde mit der Wiederherstellung ab dem Pfingsttag (Apg 2,1ff; dazu auch die Bestätigung durch Jakobus in Apg 15,17). Auch der Vergleich von Psalm 110,1-2 mit 1Kor 15,24-26 macht deutlich, dass Jesus zur Rechten Gottes auf dem Thron bleibt, bis alle seine Feinde unter seine Füße gelegt werden. Der letzte Feind ist der Tod und dieser wird bei seiner Wiederkunft aufgehoben und vernichtet werden wie in Offb 20,11ff beschrieben ist. Damit ist eindeutig, dass das männliche Kind, das von der Frau geboren wurde, Jesus, der Christus ist!

4.1.4 Die Frau flieht in die Wüste und wird dort 1260 Tage ernährt

„Und die Frau floh in die Wüste, wo sie eine von Gott bereitete Stätte hat, damit man sie dort ernähre 1 260 Tage.“ (Offb 12,6).

Oben haben wir festgestellt, dass unter dem Bild der Frau, letztlich das Volk Gottes (die Gemeinde) dargestellt wird. Wie soll nun ihre Flucht in die Wüste gedeutet werden? Ab Vers 13 wird dieses Thema wieder aufgegriffen und durch verschiedene Bilder verdeutlicht werden. Daher gehen wir in diesem Abschnitt nur auf den zeitlichen Aspekt ein.

Die Zahl 1260 Tage wurde bereits für die zwei Zeugen in Offb 11,3 verwendet. Diese Zeitangabe mit dieser Zahlenkombination wird nur für die verwendet, welche die Seite des Reiches Gottes vertreten, also nur für das Lager der Gläubigen. Für den Feindesbereich wird die Zahl „42 Monate“ gebraucht, wie wir bereits im dritten Teil in Kapitel 11,2 festgestellt haben. Und doch handelt es sich um denselben Zeitraum (vgl. dazu auch 13,5).

Da die 1260 Tage dreieinhalb Jahren entsprechen, werden wir an die besondere Geschichte des Elia zur Zeit des Königs Ahab erinnert (1Kön 17-18). Jesus beziffert jene regenlose Periode in der Geschichte Israels mit drei Jahren und sechs Monaten (Lk 4,25; Jak 5,17). Da diese zeitliche Periode einmalig ist in der Bibel und von Jesus so deutlich beziffert wurde, wäre es sehr ungewöhnlich, wenn zwischen jener Periode und der Zeitangabe in der Offenbarung kein Zusammenhang bestehen würde. Zunächst hielt Elia sich am Bach Krit auf, wo es Wasser gab und die Raben ihn mit Brot und Fleisch versorgten (1Kön 17,1-5). Später ging er entsprechend der Anweisung Gottes nach Zarepta in der Gegend von Sidon und wurde dort von einer Witwe gastlich aufgenommen und versorgt (1Kön 17,9).  In all der schweren Zeit hatte Gott sich 7000 Israeliten, welche ihre Knie nicht gebeugt haben vor dem Baal, übriggelassen, geschützt und versorgt, mit Hilfe durch Obadija, den gottesfürchtigen Verwalter des Königs (1Kön 19,18; 18,3.13). Diese besondere Bewahrungsgeschichte wird von dem Apostel Paulus in Röm 11,1-5 zitiert und auf seine Gegenwart angewendet. Diese historischen Ereignisse in der Geschichte Israels stehen in Zusammenhang mit der Flucht der Frau (Gemeinde) in die Wüste dieser Welt. Nur, dass hier diese Zeit nicht mathematisch zu rechnen ist, sondern symbolisch gedeutet werden sollte. Wie kann dies begründet werden? Folgende Überlegung scheint plausibel zu sein. Da die Frau in die Wüste floh ,nach der Entrückung ihres Kindes, wäre der  Beginn der Periode von 1260 Tagen bereits beim Anfang der Gemeindegeschichte anzusetzen.

Das Ende des Dienstes der zwei Zeugen in Kapitel 11,7ff endet mit deren Tötung, Wiederbelebung und Erhöhung (Entrückung in den Wolken). Danach kommt die siebte Posaune und damit das Ende der Weltzeit und die Vollendung des Geheimnisses Gottes (Offb 10,7; 11,15ff). Damit wäre der Hinweis gegeben, dass die Zeitangabe von 1260 Tagen (dreieinhalb Jahren) sich auf die gesamte Periode der neutestamentlichen Geschichte der Gemeinde erstreckt.

4.1.5 Der Drache wird aus dem himmlischen Bereich hinaus und auf die Erde hinabgeworfen


Nun wird zurückgeblendet und im Detail beschrieben, wie dieser Drache und seine Engel aus dem Himmel hinausgeworfen wurden. Doch sollte diese Episode nicht losgelöst betrachtet werden von der bereits oben beschriebenen (Offb 12,3-5). So lesen wir: “Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpfte: „gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel.“ (Offb 12,7). Ein ungewöhnlicher Einblick in den himmlischen Bereich wird uns in dieser Vision gewährt. Ein Kampf (Krieg) entbrannte im Himmel. Denn während der Drache (Teufel und Satan) seine ursprüngliche Stellung aus freier Entscheidung verlassen hatte, blieb er (warum auch immer) und auf irgendeine Weise noch im himmlischen Bereich. Mindestens jedoch hatte er noch Zugang zu Gott (Hiob 1-2; Offb 12,10). Doch nach dem vollbrachten Werk der Erlösung durch Jesus Christus und seiner Erhöhung zum Thron Gottes, wurde der Drache samt seinen Engeln gewaltsam aus dem himmlischen Bereich hinausgeworfen. So sagte Jesus wenige Tage vor seinem Leiden: „Nun (jetzt) geht das Gericht über diese Welt; nun (jetzt) wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden nach draußen“ (Joh 12,31). Und in Joh 16,11 sagte Jesus, dass der Geist Gottesbei seinem Kommen das Gericht (die Verurteilung) über den Fürsten dieser Welt bezeugen wird. Doch bereits in Lukas 10,18 sprach Jesus vom Fall Satans: „Ich sah den Satanas vom Himmel fallen wie einen Blitz“. Dies muss bereits früher gewesen sein, denn Jesus spricht von dessen plötzlichem Fall. Hier jedoch heißt es, dass er hinausgeworfen wurde. Diese Aussagen geben Anlass zu der Annahme, dass der Satan in von Gott vorgesehenen Etappen seiner endgültigen Verdammnis entgegen geht.
• Der Fall Satans verbunden mit dem Verlassen seiner Stellung
• Der Hinauswurf des Satans aus dem himmlischen Bereich
• Die endgültige und ewige Verdammnis im Feuersee.

Der Engel Michael ist uns von anderen Texten in der Bibel bekannt als kämpfender Erzengel. Hier einige Stellen:
• „Aber der Engelfürst des Königreichs Persien hat mir einundzwanzig Tage widerstanden; und siehe, Michael, einer der Ersten unter den Engelfürsten, kam mir zu Hilfe, und ihm überließ ich den Kampf mit dem Engelfürsten des Königreichs Persien“ (Dan 10,13). Michael wird vom Engel Gabriel als einer der Engelfürsten bezeichnet. Möglich, dass er zusammen mit Gabriel zu der Siebenergruppe von Engeln zählt die vor Gott stehen. (Offb 8,2; Lk 1,19)
• Und Gabriel fährt fort: „Doch zuvor will ich dir kundtun, was geschrieben ist im Buch der Wahrheit. Und es ist keiner, der mir hilft gegen jene, außer eurem Engelfürsten Michael.“ (Dan 10,21). Die Engelfürsten unterstützen einander.
• „Zu jener Zeit wird Michael auftreten, der große Engelfürst, der für dein Volk einsteht.“ (Dan 12,1). Hier wird er der große Engelfürst genannt.
• Und Judas schreibt: „Als aber Michael, der Erzengel, mit dem Teufel stritt und mit ihm rechtete um den Leichnam des Mose, wagte er nicht, ihn für die Lästerung zu verurteilen, sondern sprach: Der Herr strafe (schelte) dich!“ (Jud 1,9). Hier wird Michael als der Erzengel (gr. archangelos) bezeichnet.
All diese Texte beschreiben den Status und die Funktion des Erzengels Michael, seinen Dienst im Auftrag Gottes. Laut dem Text der Offenbarung hat er den Auftrag zusammen mit einer himmlischen Heerschar gegen den Drachen und dessen Anhänger zu Kämpfen und sie aus dem himmlischen Bereich hinauszuwerfen (Offb 12,7). Das Ergebnis dieses Kampfes war: „und sie bekamen nicht die Übermacht, und ihre Stätte wurde nicht mehr im Himmel gefunden“ (Offb 12,8). Dies bedeutet, dass sie für immer aus dem himmlischen Bereich verbannt wurden. Damit verloren sie (wahrscheinlich) auch die Fähigkeit, welche jene Dimension ermöglicht. Nun wird der Blick auf die irdische Dimension gelenkt:
„Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm geworfen. (Offb 12,9).
Der Drache wird hier mit Satan (satanas)=Gegner und Teufel (diabolos)=Durcheinanderbringer bezeichnet. Dazu noch die alte Schlange, ein Hinweis auf seinen listigen Angriff im Garten Eden.
Jesus bezeichnet ihn als Gottes Feind (Mt 13,39). Er bezeichnet ihn auch als Menschenmörder und den Vater der Lüge (Joh 8,44). Was er für sich selbst anstrebte (aber nicht erreicht hatte), versuchte er auf betrügerische Weise in das Bewusstsein des Menschen einzupflanzen (1Mose 3,1ff).
Man könnte doch zum Schluss kommen, dass der Drache nun auf der Erde mehr Einfluss haben sollte, doch das Gegenteil ist der Fall (Offb 12,11). Bis dahin hatte er noch Einfluss im himmlischen Bereich und von dort aus globalen Einfluss auf der bewohnten Erde durch Verführungsaktionen unter den Nationen. Durch den Hinauswurf aus dem himmlischen Bereich verliert er nicht nur den Zugang dorthin, sondern er wird auch drastisch eingeschränkt in seiner Tätigkeit auf der Erde.
Dies erklärt auch seine große Wut, darum heißt es: „Wehe der Erde und dem Meer“. Sein Ziel und Bestreben ist es, den Menschen von Gott abzubringen um sich an dessen Stelle anbeten zu lassen. Nun agiert er mit seinen Dämonen im Erdbereich (auch im Luftraum (Eph 2,2). Die Veränderung seines Aufenthaltsortes und Tätigkeitsumfangs hat zwar so große Einschränkung erfahren, Dies bedeutet aber keineswegs, dass er nun untätig geworden wäre. Aber sein Angriffsziel ist besonders das Volk Gottes die Gemeinde (1Petr 5,8; Offb 2,10; 12,7-17; 13,9).

Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel sagen: Jetzt ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes und die Macht seines Christus gekommen (geworden); denn hinab ⟩geworfen ist der Ankläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte. (Offb 12,10).
Nun bricht Jubel im Himmel aus! Eine laute (starke) Stimme erschallt im Himmel und was gesagt wird gleicht einem Hymnus. Eine weitere und wichtige Etappe des Sieges Gottes ist errungen worden. Jesus sagte seinen Jüngern wenige Tage vor seinem Leiden, dass der Fürst dieser Welt nun nach draußen hinausgeworfen werde (Joh 12,29-31). Während der Fürst dieser Welt einen so gewaltigen Sturz erfährt, wird Jesus in den Himmel aufgehoben und erlebt so seine höchste Erhöhung (Phil 2,9-11). Erinnern wir uns auch an die gewaltige Aussage von Jesus kurz vor seinem Weggang in den Himmel: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf der Erde …“ (Mt 28,17-20). Oder an die Aussage des Petrus über Jesus: „welcher ist zur Rechten Gottes, aufgefahren gen Himmel, und es sind ihm untertan die Engel und die Gewalten und die Mächte.“ (1Petr 3,22). Bereits in Dan 7,13-14 wurde die Thronbesteigung und ewige Herrschaft des Menschensohnes vorausgesagt: „Und ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. Ihm wurde gegeben Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende“ (dazu auch Mt 26,64). In mehreren Etappen breitet Gott sein Reich, seine Königsherrschaft aus. Nun heißt es: „Er muss herrschen bis alle seine Feinde unter seine Füße gelegt sind“ (1Kor 15,25).

Der Teufel war der Ankläger der Gläubigen. Doch seit dem Erlösungswerk von Christus hat er keinen Grund mehr zur Anklage. Man denke dabei an die vielen gottesfürchtigen Menschen, die vor Christus lebten, aber auch gesündigt haben (Hiob, Mose, Aaron, David, Daniel oder an Jeschua aus Sach 3,1: „Und er ließ mich sehen den Hohenpriester Jeschua, wie er vor dem Engel des HERRN stand, und der Satan stand zu seiner Rechten, um ihn zu verklagen.“ Nun ist er selber durch den Sieg von Jesus gerichtet worden(Joh 16,11; Kol 2,15). Auch von den Überwindern wird gesagt: „Und sie haben ihn überwunden wegen des Blutes des Lammes und wegen des Wortes ihres Zeugnisses, und sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod! 12 Darum seid fröhlich, ihr Himmel und die ihr in ihnen wohnt! Wehe der Erde und dem Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen und hat große Wut, da er weiß, dass er wenig Zeit hat. (Offb 12,11-12).
Ihr Sieg gründete im Blut des Lammes. Sie bezeugten das Evangelium. Dazu haben sie ihr eigenes (physisches Leben) nicht geliebt. Jetzt sind sie als gerecht Gesprochene aufgehoben und werden getröstet. Sie können die Ruhe und Freude im himmlischen Bereich erleben. Es kann sich um all die Glaubenden und gerecht Gesprochenen seit Anbeginn der Welt handeln, dies wäre durch das Zeugnis des Hebräerbriefes bestätigt (Hebr 11,1-12,1). Doch kann darin auch eine Perspektive gesehen werden in der die Überwinder aller Zeiten eingeschlossen sind (Offb 15,2 und die Verheißung an alle Überwinder in den Sendschreiben).

Der Teufel hat große Wut, weil er wenig Zeit (oligon kairos) hier auf der Erde hat. Durch diesen Begriff wird keine kurze chronologische Zeiteinheit bezeichnet (wie in Offb 20,3. Gemeint ist, dass er im Vergleich zu vorher nur wenig Möglichkeiten hat, Er ist stark eingeschränkt in seiner Wirksamkeit. Diese Einschränkung könnte auch mit Grund für die Weitergabe seines Thrones an das Tier gewesen sein (Offb 13,1ff). Besteht darin auch ein Zusammenhang zu seiner Fesselung im Abgrund (Offb 20,1-3)? Aber dies müssen wir später genauer untersuchen.

4.1.6 Die Verfolgung der Frau und ihrer Nachkommen durch den Drachen so wie ihre Versorgung und Bewahrung in der Wüste


Und als der Drache sah, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er die Frau, die das männliche ⟨Kind⟩ geboren hatte. 14 Und es wurden der Frau die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste flog, an ihre Stätte, wo sie ernährt wird eine Zeit und ⟨zwei⟩ Zeiten und eine halbe Zeit, fern vom Angesicht der Schlange.“ (Offb 12,13-14).
Da der Drache in seiner Wirksamkeit auf diese Erde beschränkt wurde und die im Glauben gestorbenen Seelen (Geister der vollendeten Gerechten Hebr 12,23) nicht mehr verklagen konnte, verfolgte er nun die Frau. Es ist doch auffällig, dass er sich nicht dahinter macht, die Nationen dieser Erde zu sammeln. Dies scheint ihm untersagt zu sein bis kurz vor dem Ende (Offb 20,3.7-9). In Kapitel 13,1ff wird gezeigt, wie er seine Macht, seinen Thron an das Tier übergibt, sozusagen als seinen Stellvertreter um über die Reiche dieser Welt zu herrschen.
Anmerkung: Erinnern wir uns daran, dass Jesus in der Wüste dieses Angebot entschieden abgelehnt hatte (Mt 4,1-11; Lk 4,1-13).
Und der Drache wird nicht mehr in offensichtlicher Aktion erwähnt bis Kapitel 16,13 bei der sechsten Zornesschale, also beim letzten großen Kampf kurz vor dem Ende (Offb 20,7-9). Dies bedeutet jedoch nicht, dass er untätig wäre. Ganz offensichtlich ist er wütend auf die Frau, er verfolgt sie und ihre Nachkommen.

Nun wird das Thema von der Flucht der Frau in die Wüste erneut aufgegriffen und detailliert beschrieben. Zunächst einige Beobachtungen aus der Geschichte Israels, denn dort finden wir entsprechende Parallelen.
• Das Volk Israel fand in der Wüste Schutz vor dem Pharao und seinem Heer und wurde dort auf wundersame Weise versorgt mit dem Manna aus dem Himmel und dem Wasser aus dem Felsen (2Mose 15-19). Erinnern wir uns noch daran, dass der Pharao mit dem Drachen verglichen wurde (Hes 29,3).
• Doch auch die folgenden 40 Jahre versorgte Gott sein Volk auf wunderbare Weise und gewährte ihnen seinen Schutz.
• David floh in die Wüste vor der Verfolgung durch den König Saul und wurde dort versorgt (1Sam 25,1ff).
• Elia musste dreieinhalb Jahre sich auf der Flucht befinden und trotzdem wurde er geschützt und versorgt (1Kön 17,14). Und in dieser schwierigen Zeit hatte Gott 7000 Mann sich übriggelassen, welche ihre Knie vor dem Baal nicht gebeugt hatten. Gott hatte sie beschützt und versorgt, einige davon durch den gottesfürchtigen Verwalter des Königs (1Kön 18,3.13).
• Später floh Elia in die Wüste vor der Drohung durch die gottlose Königin Isebel und wurde dort von Gott versorgt und sogar mit neuen Aufgaben betraut (1Kön 19,1ff). So paradox es auch klingen mag, doch in der Wüste waren die Kinder Israel sicherer als in den Zivilisationszentren.
Die Frau wird mit Flügeln des großen Adlers ausgestattet, was ein Bild ist für Höhe und Schnelligkeit. Auf diese Weise kann sie dem vergleichsweise schwerfälligem Drachen, der alten Schlange entfliehen. Dieses Bild ist eine Anspielung auf Gottes wunderbare Rettung, Führung, Versorgung und Bewahrung seines Volkes Israel in der Wüste. In 2Mose 19,4 erinnert Gott daran: „Ihr habt gesehen, was ich an den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht.“. Oder 5Mose 32,11: „Wie ein Adler ausführt seine Jungen und über ihnen schwebt, so breitete er seine Fittiche aus und nahm ihn und trug ihn auf seinen Flügeln“. Den Glaubenden und denen, welche auf den Herrn vertrauen wird verheißen: „Aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden“ (Jes 40,31). Hier ist ein Aspekt in der Gemeindeerfahrung bildhaft dargestellt. Und ähnlich wie das Volk Israel in der Wüste ernährt wurde aber doch nicht untätig blieb, so wird auch die Gemeinde des Neuen Bundes in und durch die Wüste des Lebens ihre Erfahrungen machen, sie wird geläutert werden und dabei von Gott bewahrt bleiben.
Hier einige Beobachtungen:
• Josef und Maria flohen mit dem Kind Jesus (durch die Wüste) nach Ägypten vor er drohenden Gefahr durch den König Herodes (Mt 2,13ff). Dort waren sie sicher vor dem Zugriff des grausamen Herrschers. So wurde sogar Ägypten zum Zufluchts- und Versorgungsort für den Erstgeborenen Sohn Gottes, ähnlich wie Israel in der Frühgeschichte inü Ägypten Zuflucht fand und versorgt wurde (1Mose 50,20).
• Auch Jesus wurde während seines Dienstes von seinem Vater geschützt, obwohl er immer wieder seinen Häschern ausweichen musste. Mindestens 8 Mal lesen wir davon, dass die Juden Jesus versuchten umzubringen. Doch immer wieder entging er der Festnahme. Begründung: „Denn seine Stunde war noch nicht gekommen“. (Mk 3,6; 11,18; Lk 4,29; 19,47; Joh 5,18; 8,49; 10,31; 11,50; Mt 26,59).
• Und seinen Jüngern empfahl er,: „Wenn ihr in einer Stadt verfolgt werdet, so flieht in eine andere“ (Mt 10,23).
• Die erste Gemeinde zerstreute sich bei der Verfolgung, welche sich nach dem Tod des Stephanus ausbreitete (Apg 8,1ff). So blieben sie nicht nur am Leben, sondern verkündigten die Frohbotschaft in den Städten Judäas und Samariens.
• Der Ap. Petrus verließ Jerusalem wegen der Lebensbedrohung durch Herodes Agrippa (Apg 12,17).
• Der Apostel Paulus ging in die Wüste Arabiens wegen der drohenden Lebensgefahr in Damaskus, später wurde er auf spektakuläre Weise in einem Korb die Stadtmauer hinabgelassen und entkam so den Behörden in der Stadt Damaskus (Gal 1,17; Apg 9,25; 2Kor 11,32-33).
• Jesus empfahl seinen Jüngern, dass sie beim Herannahen der römischen Legionäre die Stadt verlassen und in die Berge fliehen sollen. (Mt 24,16). Die Gläubigen gehorchten und flohen in das Ostjordanland und blieben am Leben, während Jerusalem im Jahre 70 zerstört wurde.
So paradox es auch klingt, gerade in der „Wüste“ wird der Herr die Gemeinde schützen und ernähren, trotz der Versuche des Feindes sie dort aufzuspüren. So ist auch das Volk Gottes (dargestellt durch das Bild der Frau in der Wüste samt ihren Nachkommen) von Gott beschützt, versorgt aber auch tätig wirksam durch ihr Zeugnis.

Die verschlüsselte zeitliche Umschreibung umfasst dieselbe Periode, welche mit der Zahl 1260 Tagen in 12,6 angegeben ist. Auch im Buch Daniel kommen diese Umschreibungen zweimal vor, in denen die Aktivitäten der Feinde Gottes beschrieben werden. Dan 7,25: „Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit (LXX: ἕως καιροῦ καὶ καιρῶν καὶ ἕως ἡμίσους καιροῦ – bis Zeit und Zeiten und bis halbe Zeit).“. Und Dan 12,7-9: „Und ich hörte den Mann in leinenen Kleidern, der über den Wassern des Stroms stand. Er hob seine rechte und linke Hand auf gen Himmel und schwor bei dem, der ewiglich lebt, dass es eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit währen soll (εἰς καιρὸν καὶ καιροὺς καὶ ἥμισυ καιροῦ – Zeit und Zeiten und halbe Zeit); und wenn der ein Ende hat, der die Macht des heiligen Volks zerschlägt, soll dies alles geschehen. 8 Und ich hörte es, aber ich verstand’s nicht und sprach: Mein Herr, was wird das Letzte davon sein? 9 Er aber sprach: Geh hin, Daniel; denn es ist verborgen und versiegelt bis auf die letzte Zeit.
Anmerkung: Während Daniel gesagt wird, dass jenes Gesicht versiegelt ist bis auf die letzte Zeit, ordnet Jesus an, die Weissagungen der Offenbarung nicht zu versiegeln (Offb 22,10). Daher ist unter der Bezeichnung „die letzte Zeit“ im Text von Dan 12,9 die gesamte Periode der neutestamentlichen Gemeinde zu verstehen (so auch in Jes 2,2).
Beide Prophetien aus Dan 7 und 12 beziehen sich auf die gleiche Periode des Kampfes der Feinde Gottes gegen die Gemeinde (Offb 12,14 mit 12,6 und 11,2-3; 13,5).
Da diese Zeitangaben im Buch Daniel und Offb 12,14 mit dem griechischen Begriff καιρος – kairos und nicht χρονος – chronos beschrieben werden, läge der Schwerpunkt eben nicht in einer genauen chronologischen Zeitspanne, sondern in einer von Gott zwar festgelegten und begrenzten Zeit, aber mit dem Schwerpunkt auf den Inhalt, auf dem WIE und WOMIT diese Periode sich auszeichnet. Weitere Beispiele dazu:
• Lk 21,24b: „bis zur Fülle (Vollendung) der gr. kairoi (hier im Pl.) der Völker“ Hier wird bewusst nicht ein chronologischer Zeitpunkt genannt, sondern nach einer inhaltlichen Erfüllung (Vollendung) ein Punkt gesetzt wird und diesen kennt nur Gott.
• Offb 12,12: „er (der Teufel) weiß, dass er wenig Zeit (gr. kairos) hat“. Das heißt: Seine Möglichkeiten sind eingeschränkt. Dem gegenüber steht in Offb 20,7 dass der Teufel zwar in voller Bewegungsfreiheit die Nationen der Erde gegen das Volk Gottes versammeln kann, jedoch ist diese Wirksamkeit zeitlich sehr begrenzt. Dies wird mit der Bezeichnung (kurze Zeit – mikros chronos) beschrieben. Hier gegen Ende beim letzten großen Kampf wird dem Feind buchstäblich die chronologische Zeit seines Angriffes auf eine kurze Zeitspanne begrenzt.

Und die Schlange warf aus ihrem Mund Wasser wie einen Strom hinter der Frau her, um sie mit dem Strom fortzureißen.“ (Offb 12,15).
Ob Drache oder Schlange, es handelt sich um ein und denselben Feind . Da jedoch der Drache feststellt, dass er die Frau nicht einholen kann, wendet er eine andere Taktik an und zwar seine List. Jetzt wird er als die Schlange bezeichnet. Dies erinnert uns an die Anfänge seiner Tätigkeit als Versucher und Verführer (1Mose 3,1ff). Daher kann das Bild vom Wasserstrom als Verleumdung durch Lüge und Propagandamache gedeutet werden. Bereits hier werden die zwei Methoden erkennbar, die später auch durch die beiden Tiere angewendet werden. Mal geschieht es mit physischer Gewalt (das Tier aus dem Meer Offb 6,11; 11,7; 13,7.15) mal mit Hinterlist und Lügenpropaganda (das Tier aus der Erde als der falsche Prophet) und manchmal auch beides zusammen (Apg 13,10; 16,17; Eph 6,11; 2Kor 2,11; Offb 2,19-20).

Die Aussage in Vers 16 ist auf den ersten Blick rätselhaft: „Und die Erde half der Frau, und die Erde öffnete ihren Mund und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Mund warf.“ (Offb 12,16).
Dieses Bild erinnert uns Zunächst an die gottlose Rotte des Korach, welche sich gegen Mose und Aaron auflehnte. Die Geschichte ihrer Vernichtung ist einmalig und gleichzeitig dramatisch. Dort öffnete sich buchstäblich die Erde und verschlang die Verleumder und Aufständischen bei lebendigem Leibe (4Mose16,1-35; 29-33 ). Im Kontext der Bibel steht Erde für den Wohnort der Menschen. Das Meer dagegen für die Unruhe, das Aufgewühlt sein der Völker (Jes 57,20). Aber von den Bewohnern der Erde, die in gewissen Ordnungen leben kann gelegentlich Hilfe gewährt werden, wenn es ihnen von Vorteil ist. Denken wir an die Situation des Judentums zur Zeit der Königin Ester, in der Haman das gesamte Judentum vernichten suchte (Ester 3,8).
Diese Geschichte macht die Verleumdungstaktik des Drachen / der Schlange deutlich. Doch es könnte sich auch um günstige und natürlich erklärbare Umstände handeln, durch welche solche Angriffe abgewendet wurden oder diese Aktionen ins Leere gelaufen sind. Dafür gäbe es folgende Beispiele:
• Durch den klugen Rat des Gamaliel, wurden die zwölf Apostel freigelassen und konnten weiter in relativer Freiheit das Evangelium verkündigen (Apg 5,34ff).
• Der Frontalangriff der Schlange durch die Wahrsagerin in Philippi gegen Paulus und Silas, welcher zur Verleumdung der Knechte Gottes führte, wurde schließlich in eine Art Legitimation der Gemeinde verwandelt(Apg 16,17ff).
• Die Anklage (Verleumdung) der Juden in Korinth gegen Paulus vor dem Prokonsul Gallion lief ins Leere, weil dieser sich nicht in die innerjüdischen Fragen einlassen wollte (Apg 18,12ff).
• Ähnlich verlief sich der Aufstand des Demetrius in Ephesus im Sand (Apg 19,23ff).
• Der Mordanschlag auf Paulus in Jerusalem wurde mit Hilfe der römischen Behörden vereitelt (Apg 23,16ff).
Offensichtlich ging es immer dabei um Verleumdunggegen die Gläubigen an Gott. Und in vielen Fällen wurden diese sogar von weltlichen Behörden abgewendet, denn diese hatten davon einen eigenen Nutzen. Daher könnte die Formulierung „und die Erde half der Frau“ auf einzelne Schutzaktionen irdischer (weltlicher) Instanzen zurückgeführt werden (Röm 13,1ff; 1Tim 2,1-2).

Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, Krieg zu führen mit den Übrigen ihrer Nachkommenschaft, welche die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben.“ (Offb 12,17).
Durch diese Aussage wird erneut deutlich, dass es sich bei den Nachkommen der Frau um das Volk Gottes handelt. Denn diese halten die Gebote Gottes und das Zeugnis von Jesus (Offb 3,8-9; 10,11; 11,3-7; 13,10; 14,12; 19,10; 1Joh 3,22).
Bekannt ist, dass bei einem Misslungenem Angriff sich der Zorn, die Wut noch weiter steigert. Die Geschichte kennt dazu unzählige Beispiele. Es wird nach einer anderen Methode oder anderen Mitteln gesucht. Zum Beispiel durch Versuchungen und Verführungen, wie im Falle Bileams. Denn dort hätte ein physischer Frontalangriff der Moabiter gegen das Volk Israel nichts gebracht (4Mose 24-31). Doch der geheime Rat des Bileam, die israelitischen Männer zu den Festmalen der Moabitischen Göttern einzuladen wurde zur Falle für Israel. Denn damit verbunden war zuchtloses Treiben in großem Umfang. Der Ap. Paulus erinnert daran und warnt die Gläubigen in Korinth davor (1Kor 10,8). Ebenso tut es auch Jesus in seinem Vorwurf an die Gemeinde in Pergamon (Offb 2,14).
Die Konstantinische Wende hat nicht nur die Verfolgungen der Christen weitgehend gestoppt, sondern auch zur Verweltlichung der Kirche mit beigetragen. Und so wechseln diese Methoden von offener Verfolgung über geistige Verführung sich ab in der gesamten Geschichte und auch im Individuellen, siehe auch die Angriffe in den Sendschreiben (Offb 2,10; 2,13; 2,15; 2,20).

4.2 Das Tier aus dem Meer – seine Identität und Herrschaft über die Nationen der Welt


In den Übersetzungen schließt Kapitel 12  mit dem Hinweis: „Und er (ich) trat an den Sand des Meeres (Offb 12,18b). Da es aufgrund unterschiedlicher griechischer Texte nicht eindeutig ist, ob es sich dabei um Johannes (Personalpronomen ich) oder den Drachen (Personalpronomen er) handelt, schauen wir uns den Kontext genauer an. Johannes ist in diesen Visionen von Kapitel 12 und 13 der Schauende. Vom Drachen jedoch lesen wir in Kapitel 12 dass er die Frau und ihre Nachkommen verfolgte. Auch in Kapitel 13 ist er der aktiv Handelnde bei der Übergabe seiner Macht an das Tier aus dem Meer. Daher entscheiden wir uns für die Variante, dass es der Drache war, welcher auf den Sand des Meeres trat. (vgl. dazu auch Offb 20,8).

Ein treffendes Bild für einen instabilen Standpunkt. im Gegensatz dazu steht das Lamm auf dem Berg Zion (Offb 14,1)

4.2.1 Die Identität des Tieres aus dem Meer

In Kapitel 13,1-2 sieht Johannes ein Bild von einem Tier das dem Meer entsteigt. Mit dem gr. Begriff th¢rion werden wilde Tiere bezeichnet (Mk1,13; Offb 6,8; Dan 7,3-7). Bestimmte wilde Tiere stehen in der Bibel als Sinnbilder für Weltreiche, gelegentlich auch für einzelne Könige (Offb 17,3.7.12.15.16; Dan 7,3-8.17.23; Jer 51,34; Hes 32,2). Es ist ein Versuch Wert, die verschiedenen Aspekte aus den einzelnen Texten zu betrachten, um ein besseres oder gar umfassendes Bild über die Identität dieses Ungeheuers aus Offb 13,1-8 zu bekommen.

„Und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung.“ (Offb 13,1).

Während in Kapitel 10,1-11,1 Johannes in Handlungen einbezogen war, ist er hier der Schauende. Zunächst fällt sein Blick auf den Drachen, welcher sich auf dem Sand am Ufer des Meeres stellte. Danach fällt der Blick des Johannes auf ein Ungeheuer, welches dem Meer entsteigt.  Da wir bereits die Identität des Drachen kennengelernt haben, lenken auch wir unseren Blick auf das Tier aus dem Meer. Mit der Umschreibung an vielen Wassern in Offb 17,1.15 (hier in der globalen Ausdehnung) sind Völker, Stämme, Sprachen und Nationen gemeint. Weitere Informationen zu dem Tier aus dem Meer finden wir im 7. Kapitel des Buches Daniel. Dort sieht der Prophet vier wilde Tiere aus dem großen und aufgewühlten Meer herauskommen (Dan 7,2-8). Anmerkung: Mit dem großen Meer ist im Alten Testament (wenn es im buchstäblichen Sinne gebraucht wird) in der Regel das Mittelmeer gemeint (vgl. Dan 7,2 mit Jos 1,4; 15,2;23,4).

Doch m Text aus Dan 7,2 wird das Bild des Meeres im übertragenen Sinne als Völkermeer gebraucht (ähnlich auch in Jes 17,12). Aber nach Offb 11,7 und 17,8 wird das Meer auch als Abgrund (gr. abyssos) bezeichnet, denn aus ihm steigt das Tier herauf.

Johannes wird nicht wenig gestaunt haben über die Ähnlichkeit dieser zwei Ungeheuer. Denn auch das Tier hatte zehn Hörner und sieben Köpfe. Allerdings befanden sich die Diademe bei dem Tier nicht auf den Köpfen wie beim Drachen, sondern auf den Hörnern und zwar entsprechend deren Anzahl. Dies könnte auf eine Verlagerung von Funktionen oder auch eine Art Machtverteilung hinweisen, denn das Tier stellt nicht ein Geistwesen dar wie der Drache es ist. Und anstelle der Diademe waren bei dem Tier auf den Köpfen Namen der Lästerung, die jedoch nicht ausgeschrieben werden. Dies wird später konkretisiert. Man könnte sagen: Die Köpfe denken und die Hörner führen aus was von den Köpfen befohlen wird. Denn Diademe (Kronen, Insignien der Macht) werden von Königen getragen.

Um die weitere Beschreibung über das Aussehen des Tieres zu verstehen, benötigen wir Erklärungen des Engels aus Offenbarung Kapitel 17. Doch zunächst wenden wir uns an das Buch Daniel, denn in Kapitel 7,7-8 wird das vierte Tier besonders detailliert beschrieben und gibt dadurch erste Hinweise zur Identifizierung des Tieres aus Offb 13. Dort lesen wir: „Danach sah ich in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, ein viertes Tier war furchtbar und schrecklich und sehr stark und hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte, und was übrig blieb, zertrat es mit seinen Füßen. Es war auch ganz anders als die vorigen Tiere und hatte zehn Hörner.“ (lies dazu auch Dan 7,17-27). Die Ausstattung dieses  Tieres mit zehn Hörnern hat demnach etwas gemeinsam mit dem Tier aus Offb 13,1. Deshalb kann man hier zunächst vom Römischem Großreich ausgehen. Denn nach Daniel 7,7 ist es das vierte Königreich infolge und wird als besonders stark, grausam und furchterregend charakterisiert.

Anmerkung: Hörner stehen für Könige sowie deren Kraft und Stärke (Ps 132,17; Offb 17,12; Dan 8,8.21). Und wenn in den folgenden Texten der Offenbarung ein Tier mit zehn Hörnern beschrieben wird, dann ist immer dasselbe Tier gemeint (Offb 17,3.7.12.16).

Doch es gibt auch Unterschiede zwischen dem vierten Tier aus der Vision von Daniel und dem Tier aus Offenbarung 13,1ff. in der Vision von Daniel hat das Tier zwar zehn Hörner aber nur einen (undefinierbaren) Kopf und es fehlen die Diademe. Auf was deuten die sieben Köpfe in Offb 13,1 hin? Bei der Suche nach einer Deutung schauen wir uns zunächst das dritte Tier aus der Vision von Daniel genauer an. Dort wird jenes Tier mit vier Köpfen dargestellt (Dan 7,6). Aus der Geschichte ist bekannt, dass das Griechische Großreich unter Alexander zunächst als Ziegenbock mit einem Kopf und einem Horn dargestellt wurde (Dan 8,21). Doch nach dessen frühem Tod wurde es in vier einzelne Königreiche aufgeteilt  (vgl. dazu auch Dan 8,8ff). Daher erschien dieses Tier in Dan 7,6 mit vier Köpfen und diese stellen Reiche dar. Die vier Reiche sind:

Das Reich der Seleukiden im vorderen Orient;

Das Reich der Ptolemäer in Ägypten;

Das Reich des Lysimachos in Kleinasien;

Das Reich des Kasandros im Kernland Mazedonien und Griechenland.

Davon abgeleitet können die sieben Köpfe des Tieres aus dem Meer in Offb 13,1 ebenfalls Reiche symbolisieren. Und in Offenbarung 17,9 bekommt Johannes vom Engel weitere Erklärungen zu den sieben Köpfen des Tieres. Dort lesen wir: „Hier ist Sinn, zu dem Weisheit gehört! Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt, und es sind sieben Könige.“ Köpfe oder Häupter werden durch Berge dargestellt und sie stehen auch für Könige (Ps 68,17; Jes 7,8-9). In Jeremia 51,25 sagt Gott das Schicksal von Babel voraus mit den Worten: Siehe, ich will an dich, du Berg des Verderbens, der du Verderben gebracht hast über alle Welt, spricht der HERR. Ich will meine Hand wider dich ausstrecken und dich von den Felsen herabwälzen und will einen verbrannten Berg aus dir machen.“ Auffallend ist der Umstand, dass die Stadt Babylon in der Ebene und nicht auf einem Berg lag. Dies deutet auf die Machthöhe des früheren Babel hin und unterstreicht zusätzlich, dass die Berge in Offb 17,9 in ihrer tieferen Bedeutung bildlich zu deuten sind und ebenfalls für Machtgrößen stehen die am Ende fallen werden (Offb 16,20-21).

Da die Frau (Hure Babylon) im Text der Offenbarung 17 auf allen sieben Bergen gleichzeitig sitzt, könnte man zunächst auch an die Hauptstadt des Römischen Imperiums Rom denken denn sie lag tatsächlich auf sieben Hügeln. Und wie bereits aus  anderen Textstellen ersichtlich wurde, können Bilder durchaus auch mehrere Aspekte in sich bergen. Gut möglich, dass die Leser jener Zeit diese Schilderungen zunächst auch auf Rom bezogen haben.

Doch durch das Bild der Frau auf dem Tier wird ihr globaler Einfluss auf Königreiche und deren Herrscher betont. Immerhin sitzt sie auf dem siebenköpfigen Tier mit seinen zehn Hörnern. Bekannt ist, wer oben sitzt hat das Sagen.

Bei einer wörtlichen Deutung wären es nur sieben Reiche mit nur zehn Königen, die entweder aufeinander folgen oder gleichzeitig existieren. Da die Zahl sieben und zehn  in der Offenbarung auch symbolisch für Vollständigkeit steht, können durch sie summarisch alle Reiche (Herrschaftssysteme) dieser Weltdargestellt werden. Beachten wir, dass sich das siebenköpfige Tier zusammen mit den Königen der Erde die gesamte Zeit über und auch sam letzten Kampf (Krieg) führend mitbeteiligt ist (Offb 16,13). Dieses Tier wird zusammen mit seinen Truppen von Christus besiegt und in den Feuersee geworfen (Offb 17,2.18; 18,3.9; 19,18-21). Weitere Begründung liegt in der Aussage von Jesus, der den Satan als Fürsten dieser Welt bezeichnet (Joh 12,31; 14,30; 16,11). Und weil der Drache dem Tier seine Kraft, seinen Thron und große Macht gegeben hat, ist es logisch, dass auch die Herrschaft des Tieres eine globale, die ganze Welt und Zeit umfassende Herrschaft darstellt.

Es ist doch offensichtlich, dass die früheren Weltreiche und insbesondere das Römische eine Vorlage bildeten zu dem was in der Offenbarung dargestellt und seit Jahrhunderten weltweit in allen Herrschaftssystemen beobachtet werden kann. In neutestamentlicher Zeit wurde die gr. Bezeichnung ¢ oikoumen¢ - die Bewohnte neben ihrer globalen Bedeutung auch auf das Römische Großreich bezogen (Apg 17,31; 24,5; Offb 3,10; Lk 2,1; Apg 11,28; 17,6; 19,27).     

Doch wie oben dargelegt, schließt das Tier mit den zehn Hörnern und die Erweiterung auf sieben Köpfe alle Herrschaftssysteme dieser Welt ein und zwar in den verschiedensten Ausprägungen.

Wir lesen von weiteren Merkmalen dieses Tieres:

Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Panther (oder Leopard) und seine Füße wie Bärenfüße und sein Rachen wie ein Löwenrachen. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Macht. (Offb 13,2).

Vergleicht man diese Beschreibung mit Daniel 7,3-6so weist es Merkmale oder Charakterzüge jener ersten drei Tiere auf, nur hier in umgekehrter Reihenfolge. Das Tier aus Offb 13,1-2 hat nicht nur eine spezifische Ausprägung, daher lässt es sich nicht durch die Charakterzüge von nur einem Tier darstellen. So verstehen wir, warum die verschiedenen Charakteristika der drei vorangegangenen Reiche einbezogen werden. Diese sind:

Das Babylonische, dargestellt durch einen Löwen (609-539 v.Chr.).
Das Medo-Persische: Dargestellt durch einen Bären der viel Fleisch frisst, es steht für Stabilität und territoriale Ausdehnung. In Dan 8,1-22 wird es auch durch einen Widder mit zwei Hörnern beschrieben, was auf ein Doppelreich hinweist (539-333 v.Chr.).
Das griechische, dargestellt durch einen Panther oder Leoparden mit vier Flügeln und 4 Köpfen oder auch vier Hörner (von 333 bis ca. 146-30 v.Chr.). die 4 Flügel stehen für Schnelligkeit bei der Eroberung (mit Hilfe der vier Generäle) und die vier Köpfe stehen für die vier nachfolgenden Reiche mit deren Dynastien (Dan 7,6; 8,8.22).
Diesen drei Königreichen folgte das vierte, eben das Römische ab etwa 146 v.Chr. bis zu seiner Teilung und Niedergang im Westen um das 5. Jahrhunderts. Es bestand jedoch im Osten des Reiches bis 1453 als das Byzantinische Reich. Doch die Idee und das Streben nach Weltherrschaft hält sich bis heute. Dieses vierte und letzte unterschied sich aber auch von den vorangegangenen Weltreichen durch seine besondere Grausamkeit (Dan 7,7-8). Die späteren Herrscher haben vieles von ihren Vorgängern übernommen und entwickelten sich weiter zum Negativen – Ungerechtigkeit, Gewalt und Unterdrückung. Hören wir auf den, der über die Herrschaftssysteme dieser Welt bestens Bescheid wusste:  „Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an.“ (Mk 10,42; dazu auch Mt 20,25; Lk 22,25-27).

Wo gab es so etwas, dass ein Herrscher seinen Thron, seine Macht und Kraft noch zu seinen Lebzeiten dazu auch noch freiwillig abgegeben hätte? Da jedoch der Drache als Geistwesen ein gefallener Engel ist und nicht direkt (physisch) auf den Menschen  einwirken kann,  übergibt er dem Tier aus dem Völkermeer Kraft, seinen Thron und große Macht.

Und gerade durch die sieben Köpfe und zehn Hörner wird die Vielseitigkeit und machtvolle, globale, räumliche und  auch zeitliche Ausdehnung der Wirksamkeit dieses Tieres dargestellt (Offb 19,17-21). Ausgeführt werden diese durch die jeweiligen Könige und Herrscher.

Schlussfolgerung: Das Tier aus dem Meer ist sozusagen die Verkörperung des Drachen, sein Werkzeug und seine rechte Hand und agiert weltweit. Es umfasst alle politische, militärische aber auch wirtschaftliche Machtsysteme dieser Welt. Denn alle Völker, Stämme, Sprachen und Nationen beten es an (Offb 13,7b-8). Es hat vom Drachen die Macht der Weltherrschaft und kann direkt Einfluss nehmen auf das physische Leben der Menschen (Offb 2,13; 11,7; 13,4.12.14; 16,13; 19,19). Doch diese Macht hat es unter der Kontrolle Gottes und seines Christus (Dan 4,14; Joh 19,10-11; Mt 28,17-18; Eph 1,22; 2Petr 3,22; Offb 1,5). Dass dieses Tier auch noch von der Hure Babylon die an vielen Wassern sitzt geritten wird, verstärkt zusätzlich die globale Ausdehnung und Einfluss dieses Tieres (Offb 17,1ff).

Aber in die Zeit dieses vierten Reiches (unter Augustus und Tiberius) fällt der Beginn des ewigen Gottesreiches in dieser Welt. Dieses Reich  wurde bereits Jahrhunderte früher voraus verkündigt (Dan 7,9-14; Auch 2,34-35; Lk  1,26-34: als Erfüllung der Verheißung aus 2Sam 7,1-12; Jes 9,5-6; Mt 4,17; Lk 17,20; Joh 18,36; Apg 1,1-8). Dieses Gottesreich läuft parallel zu den Reichen dieser Welt, aber auf einer anderen Ebene. Es kommt aus dem Himmel und ist göttlich / geistlicher Natur. Mehr als einhundert Mal ist von ihm im NT die Rede. Man kann sogar sagen, dass es von seinem Wesen konträr zu den Herrschaftssystemen dieser Welt steht.

Denn Jesus ist der wahre König der Könige oder der Fürst der Könige der Erde (Offb 1,5; 17,14; 19,16). Und sein Reich wird in Ewigkeit bestand haben.

4.2.2 Was bedeutet: Eines der Häupter wurde tödlich verwundet und wieder geheilt?

Und ich sah einen seiner Köpfe wie zum Tod geschlachtet. Und seine Todeswunde wurde geheilt, und die ganze Erde staunte hinter dem Tier her. (Offb 13,3).

Im Vergleich zu Dan 7,8 und 24-25 gibt es beim Tier in der Offenbarung im Bereich der zehn Hörner keine Veränderungen (Offb 13,1; 17,3.7.12.16), dafür aber sieht Johannes bei jenem Tier einen gewaltsamen Eingriff im Bereich der Köpfe.

In Offb 13,12 wird wieder darauf Bezug genommen und in Vers 14 wird ergänzt, dass die Todeswunde durch ein Schwert geschlagen wurde. Diese Veränderung im Bereich der Köpfe nimmt einen bestimmten Platz in den Visionen der beiden Tiere ein. Ein Kopf des Tieres  wird tödlich durchs Schwert verwundet. Wie wir bereits gesehen haben, werden durch die Häupter Königreiche (gelegentlich auch Könige) dargestellt. Im Bereich des irdisch menschlichen steht Schwert (gr.: machairon) für physische Tötung und gewaltsame und kriegerische Auseinandersetzungen (Offb 6,4; Apg 12,1f). Doch worauf deutet dieser Vorgang hin? Hier einige Beobachtungen:

1.     Es weist grundsätzlich auf die Verwundbarkeit des Tieres hin und zwar an der  empfindsamsten Stelle – dem Kopf. Bereits im Garten Eden kündigte der Herr an, dass der Nachkomme der Frau der Schlange den Kopf zermalmen werde. Dies wurde durch den Sieg von Christus eingeleitet, obwohl der Drache noch nicht gänzlich vernichtet worden ist. Doch bei seinem Handlanger dem Tier, wird auch seine eigene Verwundbarkeit erkennbar.

Man könnte darin auch eine Nachahmung des wahren Retters Jesus sehen, der starb und wieder lebendig wurde. Denn so ein Vorgang weckt die Aufmerksamkeit und das Staunen der Menschen. Diese Sichtweise könnte ihre Unterstützung in den Vergleichenden Worten „wie zum Tode geschlachtet“ bekommen. Ebenso durch das Verb ez¢sen - lebte oder lebendig wurde in 13,14. Das gleiche Verb verwendet Jesus auf sein lebendig sein in Offb 2,8. Der Gedanke dabei wäre: Der Drache präsentiert durch das Wirken der Tiere einen alternativen Rettungsplan und ahmt durch das Tier Jesus nach, der wie ein Lamm geschlachtet und wieder lebendig wurde. Häufig präsentierten sich die Herrscher als Retter oder Befreier, was bei deren Untertanen neue Hoffnungen weckte.
3.     Kann es auch andeuten, dass im Laufe der Geschichte einzelne Reiche fallen und wieder aufstehen? Denn bereits im Altertum ist dies zu beobachten. Das Altbabylonische Reich erlebte seine Blüte unter Hammurabi etwa 1800 v.Chr. Es folgte das Altassyrische Reich. Doch ab612 erlebt das Babylonische Reich eine Neuauflage. Dies lässt sich auch in den darauffolgenden Reichen beobachten. Oder lässt sich dies nicht auch an dem Beispiel des Römischen Reiches erkennen? Auf jeden Fall wird auch in diesem Reich auf Schwachpunkte hingewiesen, wie von Daniel  2,42 indirekt abgeleitet werden kann: „Und dass die Zehen an seinen Füßen teils von Eisen und teils von Ton sind, bedeutet: Zum Teil wird’s ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein“. Ebenso auch an die Aussage des Engels über das Tier aus dem Meer in Offb 17,8: „Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist jetzt nicht und wird wieder aufsteigen aus dem Abgrund und in die Verdammnis fahren. Und es werden sich wundern, die auf Erden wohnen, deren Name nicht geschrieben steht im Buch des Lebens vom Anfang der Welt an, wenn sie das Tier sehen, dass es gewesen ist und jetzt nicht ist und wieder sein wird.“ Auch in Offb 13,3 wird betont, dass sich die Erdbewohner verwundert zeigen über das geheilte oder wieder lebendig gewordene Haupt des Tieres.

4.     Man denke an die brutale Ermordung von Julius Cäsar im Jahre 44 v.Chr., die zu einen schrecklichen und blutigen Bürgerkrieg führte und das Reich in eine langjährige Krise stürzte. Oder besonders an den Niedergang der Julianischen Dynastie, welche nach dem Tode von Nero (68 n.Chr.) in einer  tödlichen Krise endete. Denn innerhalb eines Jahres stritten gewaltsam drei Kaiser  (Vitellius, Otto und Calba) um die Macht in Rom. Es fällt geradezu auf, dass zeitgleich im Lande Israel das staatliche System zusammenbrach. Denn unter dem Heerführer Vespasian und seinem Sohn Titus wurde Jerusalem erobert und zerstört. Dies steht im Zusammenhang der Aussage von Jesus: „Jerusalem wird von den Nationen zertreten werden, bis die Zeiten (kairous) der Nationen erfüllt sind“ (Lk 21,24). Vespasian übernahm auch in Rom die Macht und gründete damit die Dynastie der Flavier. Dadurch erlebte das Römische Imperium eine Art Wiederbelebung. Doch bereits zu Ende des 4. Jahrhunderts war es in Ost- und Westrom geteilt. Während Westrom mehr und mehr zerfiel, bestand Ostrom (als Byzantinisches Reich) mit der Hauptstadt Konstantinopel bis 1453. Durch die Ausbreitung des Islam wurde das ehemals römische Großreich an den weltpolitischen Rand gedrängt. Trotzdem blieb durch alle folgenden Jahrhunderte das Bewusstsein für das Römische Reich im Denken und Streben der Herrscher wach. Man denke an Carl den großen, Mapoleon, die Kaiserreiche in west und Osteuropa und nicht zu vergessen die gräulichen Pläne und Ziele der Herrschenden im Dritten Reich. Und ab der Mitte des 20. Jahrhunderts erfährt es wieder eine Neubelebung wenn auch mit veränderter Besetzung und Struktur. Doch auch andere Herrschaftssysteme dieser Welt erlebten einen Niedergang und zu einem späteren Zeitpunkt einen Neuaufstieg.

Einige Theologen verweisen auf den Kaiser Nero, als Fünfter seit Augustus und nehmen Bezug auf den erklärenden Text aus Offb 17,11ff. Er wurde nach seinem mysteriösen Tod mit 31 Jahren anscheinend von vielen wieder erwartet, doch er kam nicht. In dem Kaiser Domitian den Achten seit Augustus (81-96) sahen viele Zeitgenossen den zurückgekehrten Nero.
Eine gewisse Ähnlichkeit ist auch zu der Beschreibung aus Daniel 7,17-27 zu erkennen. obwohl dort Veränderungen im Bereich der Hörner dargestellt sind. So heißt es dort: „Es war auch ganz anders als die vorigen Tiere und hatte zehn Hörner. 8 Als ich aber auf die Hörner achtgab, siehe, da brach ein anderes kleines Horn zwischen ihnen hervor, vor dem drei der vorigen Hörner ausgerissen wurden. Und siehe, das Horn hatte Augen wie Menschenaugen und ein Maul; das redete große Dinge.“ (Dan 7,8). Und in der Erklärung des Engels heißt es: „Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige, die aus diesem Königreich hervorgehen werden. Nach ihnen aber wird ein anderer aufkommen, der wird ganz anders sein als die vorigen und wird drei Könige stürzen. 25 Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit.“ (Dan 7,24-25).

Im Bild der zehn Hörner aus der Offenbarung werden jedoch keine Veränderungen in den Machtverhältnissen erwähnt, dafür aber bei den sieben Köpfen.

Doch die Köpfe des Tieres können auch für Könige stehen, wie der Engel in Offb 17,9-10 Johannes aufklärt. Grundsätzlich aber tut das Tier in Offb 13 genau das, was das kleine Horn in der Vision von Daniel 7,8.24-25 tut. Damit können beide Visionen als einander ergänzend angesehen werden. Folgende Detailaussagen im Bereich der zehn Hörner aus Dan 7,8 und 24-25 sind identisch mit Offb 13 im Bereich der Köpfe:

·       Jenes kleine Horn redete große Dinge und lästerte den Höchsten. Auch das Tier lästert Gott, seinen Namen, sein Zelt und die im Himmel wohnen.

·       Jenes Horn kämpfte gegen die Heiligen des Höchsten und besiegte sie. Auch dem Tier wurde gegeben gegen die Heiligen zu kämpfen und sie zu besiegen.

·       Die Heiligen wurden in die Hand des Horns gegeben für die Dauer von „eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit“. Dem Tier wurde gegeben 42 Monate zu wirken. Diese Zeitangabe ist nicht nur identisch mit der aus Offb 12,14 sondern auch mit den 42 Monaten aus Offb 13,5 und 11,2. Ja, die Übereinstimmungen sind nicht von der Hand zu weisen.

Die vierte Aussage: „Er wird sich unterstehen Festzeiten und Gesetz zu ändern“, ist so wörtlich bei dem Tier aus dem Meer nicht zu finden. Trotzdem kann die Frage gestellt werden: Wann, wo und durch welche Herrscher wurden in der Geschichte Eingriffe in die von Gott gegebenen Ordnungen (Gesetze und Festzeiten )vorgenommen?

·       Bereits in der Königszeit wurde von der Führung Israels oft das Gesetz mit Füßen getreten und der Tempeldienst verunreinigt durch Götzen (1Kön 12,25-32; 2Kön 21,7; Hes 5,6).  

·       Lange nach dem Exil unter griechischer Herrschaft wurden gravierende Einschnitte im Leben und Gottesdienst bei den Israeliten vorgenommen. Besonders unter dem grausamen König der Seleukiden Antyochis Epiphanes in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts. Es gipfelte in der Entheiligung des Tempels und der Aufhebung des Jahve-Gottesdienstes von 167-164 v.Chr. Diese Beispiele liegen zeitlich zwar vor dem Aufkommen des vierten Tieres, doch es geschieht nichts neues unter der Sonne.

·       Ab dem Jahr 63 v.Chr. kam Israel unter römische Herrschaft. Herodes (der Große) wurde entgegen dem Gesetz von Mose als König eingesetzt. Ebenso gab es später unter den römischen Statthaltern gravierende Einschnitte in die gottesdienstliche Ordnungen. Der Hohepriester wurde nur mit der Zustimmung des römischen Statthalters bestimmt.

·       Das unter römischer Herrschaft auch die staatliche Existenz von Israel und der damit verbundene Tempeldienst aufgehoben wurde ist historisches Faktum.

·       Die Einführung des Sonntags als christlichen Feiertag in der Konstantinischen Zeit, sehen manche Christen als Eingriff in den Siebentag-Rhythmus. Obwohl der erste Tag der Woche bereits von Jesus und seinen Aposteln als Versammlungstag erlebt wurde. Und im Vergleich zur Westkirche wurde der erste Tag der Woche in der griechisch sprachigen Ostkirche „des Herrn Tag“ genannt.

·       Gravierend ist dagegen die Tatsache, dass mit der Einführung des Christentums als Staatsreligion, maßte sich der römische Kaiser an das letzte Wort auch in theologischen Fragen zu haben. Der Kaiser konnte einsetzen und absetzen, unter seiner Gewalt standen die Christen auch zu Eroberungszügen (sogenannte Christianisierung der Barbaren). Dies kann als Verrat am Evangelium bezeichnet werden.

·       Die Festlegung des Weihnachtsfestes von der Westkirche auf den 25. Dezember, der von einem heidnischen Fest belegt war, wurde schließlich auch der Ostkirche Anfang des 6. Jahrhunderts aufgezwungen.

·       Das Aufkommen des Islam als eine religiöse und militärische Macht übte einen gravierenden Einfluss auf die Wahrheiten des Alten und Neuen Testamentes aus.

·       Im Laufe der Jahrhunderte wurden in der Kirche viele weitere Feste eingeführt, deren Ursprünge aus dem Heidentum stammen und die ganz oder teilweise den Christlichen Inhalt verdrängt haben.

Viele dieser Eingriffe sind ein Gemeinschaftswerk der politischen und religiösen Machtsysteme und dies bis in unsere Zeit hinein.

Jesus sagte voraus: „Und weil die Missachtung des Gesetzes (die Gesetzlosigkeit) überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten.“ (Mt 24,12). Und Paulus schreibt an die Thessalonicher einige Details über den Menschen der Sünde und der Gesetzlosigkeit (2Thes 2,1-12).

  Damit ist auch die vierte Aussage über die Tätigkeit des Horns im Wirkungsbereich des Tieres zu finden.

Anmerkung: Nicht selten wird in dem Tier aus dem Meer der noch zukünftige Antichrist oder sogar der Diktator Europas gesehen. Doch dass alle Regierungssysteme dieser Welt mit all ihren Herrschern unter dem Bild des Tieres dargestellt sind, konnte weiter oben begründet werden. Und das Tier ist offensichtlich antichristlich, obwohl nicht alle Weltmächte zu allen Zeiten das Volk Gottes direkt verfolgt und unterdrückt haben. Doch der Antichrist sollte eher in dem Tier aus der Erde gesucht werden, denn jenes Tier einem Lamme ähnlich wird ja als der falsche Prophet bezeichnet (Offb 13,11ff; 16,13; 19,20; 20,10). Und in jenem Abschnitt gehen wir auf die Wirksamkeit des Antichristen, bzw. des antichristlichen Geistes detailliert ein.

4.2.3 Die Anbetung des Drachen und des Tieres

Und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Macht gab, und sie beteten das Tier an und sagten: Wer ist dem Tier gleich? Und wer kann mit ihm kämpfen? (Offb 13,4).

Die Verwunderung über das wiedergeheilte Haupt führt schließlich zur Anerkennung und Anbetung des Tieres. Ebenso die Feststellung, dass gegen das Tier niemand ankommt. Es stellt sich eine Art Resignation ein.

Die Feststellung, dass alle Bewohner der Erde das Tier und den Drachen anbeten unterstreicht noch einmal, dass durch dieses Ungeheuer alle Herrschaftssysteme dieser Welt repräsentiert sind. Doch diese Huldigung ist nicht immer aus Überzeugung oder Freiwilligkeit wie die Geschichte zeigt. Die Völker tun es oft unter Zwang oder wegen verlockenden Versprechungen.

Der Drache hat seine Abbilder bereits in Babylon und Ägypten erkennen lassen (Jer 51,34; Hes 29,3).

Alle Erdbewohner beten den Drachen an (Götzendienst) und beten das Tier an (Herrscherkult). Die Anbetung des Tieres empfängt eigentlich und letztlich der Drache. Das Tier aus der Erde (der falsche Prophet) fördert mit übernatürlichen Zeichen (auch mit Hilfe eines Bildes) die Anbetung des Tieres (Offb 13,11-18). Das Ende all derer, welche darauf eingehen erwartet der Feuersee nach dem Gericht (Offb 19,20-21).

Die Praxis des Götzendienstes  und Personenkultes war seit Babel (1Mose 11,1ff) Standard, breitete sich mit der Zerstreuung der Menschen aus und zwar in sehr vielen und verschiedenen Erscheinungsformen. Die Berichte des Alten Testamentes und die archäologischen Funde zeugen davon.  Der Götzendienst nahm auch eine zentrale Rolle im Römischen Reich ein wie die Hinweise in den Sendschreiben der Offenbarung erkennen lassen (Offb 2-3). So wird auch bei den Plagen durch die fünfte und sechste Posaune festgestellt: „Und die übrigen Leute, die nicht getötet wurden von diesen Plagen, bekehrten sich doch nicht von den Werken ihrer Hände, dass sie nicht anbeteten die bösen Geister und die goldenen, silbernen, ehernen, steinernen und hölzernen Götzen, die weder sehen noch hören noch gehen können.“ (Offb 9,20-21). Davon lässt sich ableiten, dass die Menschen, welche getötet wurden, zu ihren Lebzeiten einen ähnlichen Lebensstil geführt hatten. Und die Praxis des Götzendienstes und Personenkultes setzt sich bis heute in allen Kulturen und zwar in den unterschiedlichsten Varianten fort. Götzendienst ist überall dort zu erkennen, wo Gott sich nicht einbeziehen lässt (Mt 6,24).

Anmerkung: In der Wüste bot der Teufel die Macht und Herrlichkeit dieser Welt Jesus an, die Bedingung war: „so du niederfällst und mich anbetest“. Und Im Gegensatz zu diesen Weltherrschern lehnte Jesus entschieden ab (Mt 4,1-11; Lk 4,1-13). Und Jesus weißt die Gläubigen in den sieben Gemeinden auf die Gefahren des Götzendienstes hin (Offb 2,13.20.24; 3,9).

Auch der Apostel Johannes warnt seine geistlichen Kinder: „Hütet euch vor den Götzen“ (1Joh 5,21). Mit Nachdruck tut es auch der Apostel Paulus und warnt die Gläubigen vor den Gefahren des Götzendienstes, wenn er in 1Kor 10,20 schreibt: „Nein, sondern was man da opfert, das opfert man den Dämonen und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr mit den Dämonen Gemeinschaft habt.“ (dazu auch 1Kor 10,14; Gal 5,20; Kol 3,5; 1Petr 4,3).

Anbetung äußert sich nicht nur in der sklavischen Unterwerfung, sondern auch in der Zustimmung oder in der Übernahme der Denk- und Handlungsweise Herrschender.

4.2.4 Dem Tier wird gegeben 42 Monate zu wirken

Mindestens vier konkrete Tätigkeiten werden dem Tier gegeben zu tun. Hier die ersten zwei.

Und es wurde ihm ein Maul gegeben, der große Dinge und Lästerungen redete; und es wurde ihm Macht gegeben, 42 Monate zu wirken. 6 Und es öffnete seinen Mund zu Lästerungen gegen Gott, um seinen Namen und sein Zelt und die, welche im Himmel wohnen, zu lästern. (Offb 13,5-6).

Doch von wem bekam das Tier die Macht zu lästern? Es war ja der Drache, welcher dem Tier seine Kraft, seinen Thron und große Macht übergab. So wäre es auch folgerichtig, wenn auch er dem Tier ein Redeprogramm in das Maul gelegt hätte. Nicht nachvollziehbar wäre die Vorstellung, dass Gott dem Tier Lästerungen gegen sich selbst zu reden ins Maul gegeben hätte (Jak 1,13; Apg 12,23).

 Es ist auffallend, dass trotz der vielen Lästerungen, welche aus dem einen Mund des siebenköpfigen Tieres herausgingen, keine ausformuliert wird. Aber auch in den anderen Texten der Offenbarung, in denen Lästerungen ausgesprochen werden, gibt es keine, die ausformuliert wäre. Doch sollten diese Lästerungen im Zusammenhang der Namen auf den sieben Köpfen gesehen werden, denn was durch den Mund ausgesprochen wird, entspricht den lästerlichen Namen auf den Köpfen des Tieres. Und wie das Tier, so lästern auch die, welche es beherrscht:

Jesus weiß, was für Lästerungen in Smyrna gegen ihn und die Gemeinde verbreitet werden: „Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut – du bist aber reich – und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern sind die Versammlung des Satans.“ (Offb 2,9; dazu auch Apg 13,45; 18,6).
·       Im Zusammenhang der Plage durch die vierte Zornesschale lesen wir in Offb 16,9: „Und die Menschen wurden versengt von der großen Hitze und lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen, und taten nicht Buße, ihm die Ehre zu geben.“

Und die Reaktion bei der fünften Zornesschale war ähnlich: „und lästerten Gott im Himmel wegen ihrer Schmerzen und wegen ihrer Geschwüre und taten nicht Buße für ihre Werke.“ (Offb 16,11).
Und nach der siebten Zornesschale scheint es noch eine Steigerung zu geben: „Und ein großer Hagel wie Zentnergewichte fiel vom Himmel auf die Menschen; und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels; denn diese Plage ist sehr groß.“ (Offb 16,21).
Das gr. Wort für Lästerung ist blasfemia und kommt in den verschiedenen Formen mehr als 60 Mal vor. Hier einige Texte:

In 2Mose 22,27 steht geschrieben: „Gott sollst du nicht lästern und dem Obersten deines Volkes sollst du nicht fluchen“. Die Konsequenz solchen Verhaltens war: „Wer des HERRN Namen lästert, der soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Ob Fremdling oder Einheimischer, wer den Namen lästert, soll sterben.“ (2Mose 24,16; 3Mose 24,11; 4Mose 14,23).
·       In Ps 74,10 fragt der Autor: „Ach, Gott, wie lange soll der Widersacher schmähen und der Feind deinen Namen immerfort lästern. Leider wurde der Name Gottes auch wegen dem unehrenhaften Verhalten seines Volkes gelästert (Röm 2,24 mit Bezug auf Jes 52,5).

Und Jesus greift das Thema der Lästerung in einem bestimmten Zusammenhang auf und differenziert: „Wahrlich, ich sage euch: Alles wird den Menschenkindern vergeben werden, die Sünden und die Lästerungen, so viel sie auch lästern mögen; 29 wer aber den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig. 30 Denn sie hatten gesagt: er hat einen unreinen Geist.“ (Mk 3,28-30; dazu auch Mt 12,31-32; Lk 12,10).
Doch in unserem Text geht es nicht nur um Lästerungen gegen Gott, seinen Namen, sein e Wohnung, sondern auch gegen alle Bewohner des Himmels. Petrus schreibt dazu: „Am meisten aber die, die nach dem Fleisch leben in unreiner Begierde und die Macht des Herrn verachten. Frech und eigensinnig schrecken sie nicht davor zurück, himmlische Mächte zu lästern.“ (2Petr 2,10-11). Auch Jakobus macht diese Beobachtung: „Ebenso sind auch diese Träumer, die ihr Fleisch beflecken, die Macht des Herrn verachten und himmlische Mächte lästern.“ (Jak 1,8).

Weitere Ausdrucksformen von Lästerung:

Lästerungen sind bestimmte Aussagen von Menschen, durch die Verspottung, Verhöhnung, Schmähung ausgedrückt wird. Aussagen, die das Göttliche missbrauchen oder das Heilige ins Lächerliche ziehen (Mt 27,39-40; Mk 15,29; Lk 23,35).
Das Wort Gottes verachtend behandeln (Jes 5,24; Lk 16,14).
Lästerungen sind typisch für Menschen die sich in ihrem Stolz und Hochmut gegen Gott und seine Autoritäten auflehnen (4Mose 16,30: Korah).
Lästerung ist ausdrücklich mit Götzendienst verknüpft (Neh 9,18 mit 2Mose 32,4-8; 5Mose 9,16; 5Mose 31,20).
Lästerungen sind auch besonders bei Herrschern zu beobachten, denn gerade auf der Höhe ihrer Macht überhebt sich ihr Herz und rauben damit Gott die Ehre (2Kön 19,6.22 mit Jes 37,23; Dan 4,27f; Apg 12,23).
In einen gewissen Kontrast zu den vielen Herrschern der Antike steht die Aussage des Königs Nebukadnezars nach der Erfahrung mit den treuen Knechten Gottes: „So sei nun dies mein Gebot: Wer unter allen Völkern, Nationen und Sprachen den Gott Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos lästert, der soll in Stücke gehauen und sein Haus zu einem Schutthaufen gemacht werden. Denn es gibt keinen andern Gott als den, der so erretten kann.“ (Dan 3,29). Leider blieb er nicht in dieser Haltung (Dan 4,31f). Ebenso vergaß sein Nachfolger Belsazar die Aussage seines Vaters (Dan 5,1-22).

Auch die römischen Kaiser trugen Titel wie: Verehrungswürdiger, Sohn des Göttlichen, Pontifex Maximus-Oberster Brückenbauer. Leider wurden im Laufe der Kirchengeschichte auch manchen Kirchenführern Titel zugesprochen, welche den neutestamentlichen Bezeichnungen für Diener Gottes nicht entsprechen.

Die traditionelle Erzählung, wonach Kaiser Konstantin mit dem Zeichen des Kreuzes einen für ihn wichtigen militärischen Sieg über seine Feinde errungen hatte, wäre eine Blasfemie-Lästerung gegen Christus und sein Heilswerk. Dies wäre in klarer Missbrauch eines Christus-Zeichens für politische und militärische Zwecke. Wie wahr oder ersonnen diese Geschichte auch sein mag, die nachfolgenden Kaiser in Ost und West haben unter dem frommen Deckmantel des Christentums militärische Eroberungen durchgeführt. Haben die Anführer aus der arabischen Halbinsel zu ihrer Zeit die Religion zum Zweck der militärischen Eroberungen von den christlichen Herrschern übernommen? Auch Karl der Große hat unter dem Deckmantel der Christianisierung der Barbaren mit Billigung des Papstes in Rom sein Herrschaftsgebiet nach Osten hin ausgedehnt. Noch lästerlicher sind die Handlungen der Kreuzfahrer im Mittelalter, die ebenfalls mit Billigung und Unterstützung der Kirchenführung durchgeführt wurden, bei denen viele Moslems, Juden und Christen umgebracht wurden.

Auch in der Epoche des Protestantismus wurden durch die Herrschenden im Namen des Christentums viele lästerliche Handlungen verübt. Diese Praxis setzt sich fort bis in das 21. Jahrhundert.

 Was die Dauer der Wirksamkeit des Tieres betrifft, so wird diese auf 42 Monate ausgedehnt oder beschränkt (Offb 13,5; die gleiche Zahl wird auch in Offb 11,2 angegeben). Eine deutliche inhaltliche Parallele zu dem Tier aus Offb 13 finden wir in Daniel 7,25. Dort wird vorausgesagt: „Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit.“ (dazu auch Dan 12,7-8). Die gleiche Formulierung der Zeitangabe wird auch in Offb 12,14 angegeben in der die Frau zwar durch den Drachen verfolgt, aber gleichzeitig von Gott beschützt und versorgt wird. Die Macht zu wirken hat das Tier vom Drachen, doch Gott legt die Zeit und das Ausmaß fest (Dan 4,22; 7,12). An dieser Stelle ist nur eine Kurzfassung jenes Abschnittes über die Dauer seines Wirkens angebracht.

Die zeitliche Bezeichnung 42 Monate kommt noch in Offb 11,2 vor und deckt denselben Zeitraum ab, der durch die zeitliche Angabe 1260 Tage angegeben ist (Offb 11,3; 12,6). Bei einer wörtlichen Deutung würde diese Zeitspanne dreieinhalb Jahre dauern. Da jedoch die Wirksamkeit des Drachen mit Einbeziehung des Tieres gleich nach der Entrückung des Knaben begann und deren gottfeindliche Tätigkeit sich bis zum Ende hinzieht (Offb 11,7; 19,19-21) ist es legitim, dass diese dreieinhalb Jahre symbolisch gedeutet werden. Sie umfassen damit den gesamten Zeitraum von der Thronbesteigung des Christus bis zu seinem Wiederkommen in Macht und Herrlichkeit und dem sich anschließenden Gericht(Offb 12,5; 1,5; 19,11-15; 16-21; 20,10-15). Detailliert wurde dieses Thema im dritten Teil (Kapitel 11) behandelt.

Zum Nachdenken: Durch die symbolische Zahl der Dauer verbirgt Gott vor seinem Feind die von ihm vorgesehene reale Dauer und Ende. Die Gläubigen brauchen das Wissen um die Dauer und Ende nicht, denn sie sind zur Wachsamkeit und ständiger Bereitschaft herausgefordert (Mt 24,36.42; Mk 13,32-35).

Was wurde dem Tier noch gegeben zu tun? “Und es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden.“ (Offb 13,7a). Dem Tier wurde vom Drachen (jedoch unter der Aufsicht Gottes) Macht gegeben gegen die Heiligen zu kämpfen und sie zu überwinden. Ähnliches wird auch von dem sprechenden und lästernden Horn aus Dan 7,24-25 gesagt: Es kämpft gegen die Heiligen und besiegt sie (physisch Lk 12,4)

und überwand sie. Viele wurden durch offensichtliche Verfolgung umgebracht wegen ihres Zeugnisses von Jesus Christus. Jesus sagte dies voraus: „Ihr aber seht euch vor! Sie werden euch den Gerichten überantworten, und in den Synagogen werdet ihr geschlagen werden, und vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis.“ (Mk 13,9; vgl. Mt 24,9; Lk 12,4; Joh 16,2; Apg 8,1-2; 12,1-2). Die Fülle der Aussagen über Verfolgung der Gläubigen auch im jüdischen Kontext macht deutlich, dass unter dem Bild des Tieres alle Machtsysteme eingeschlossen sind. Jesus hat seinen Nachfolgern kein leichtes physisches Leben versprochen: Stephanus, die ersten Gläubigen in Jerusalem, Jakobus, die Apostel, auch Paulus und Antipas wurden getötet. Unter dem Kaiser Nero ab etwa 64 n.Chr. mussten viele Christen ihren Glauben und ihre Treue zu Jesus mit dem Leben bezahlen. Auch mehrere Texte in der Offenbarung sprechen von Märtyrern (Offb 6,9-11; 11,7; 13,10; 20,4). Durch die Jahrhunderte hindurch wurden viele Gläubigen an Jesus hingerichtet. Ebenso im letzten Jahrhundert unter den verschiedenen Regimen. Und die Kette der Zeugen von Jesus, welche ihr Leben nicht geliebt haben bis zum Tod reißt auch im 21. Jahrhundert nicht ab. Doch sie haben die Verheißung der Glückseligkeit: „Und ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe: Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, dass sie ruhen von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen ihnen nach.“ (Offb 14,13).

Allein im Buch der Offenbarung werden die Gläubigen 5 Mal als Heilige bezeichnet (Offb 11,18; 17,6; 18,24; 19,8; 20,9). Und auch sonst spart Gott nicht mit dieser Bezeichnung für seine Kinder (Ps 16,3; Dan 7,18.22.25.27; 1Kor 1,2; 6,2; Kol 1,2; Phil 4,21). Heilige sind von Gott gereinigte und abgesonderte Menschen für den Dienst im Heiligtum, welches ist die Gemeinde.

4.2.5 Das Tier bekommt Macht im globalen Umfang

Zum vierten Mal heißt es im Text:

Und es wurde ihm Macht gegeben über jeden Stamm und jedes Volk und jede Sprache und jede Nation. 8 Und alle, die auf der Erde wohnen, werden ihn anbeten, jeder, dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an.“ (Offb 13,7b-8).

Macht im Globalen Umfang wird dem Tier gegeben, denn zum wiederholtem Male werden die bekannten vier Gruppen von Menschen aufgezählt – jeder Stamm, jedes Volk, jede Sprache und jede Nation (Offb 11,9; 13,7; 17,15).

Anmerkung: Aus all diesen Gruppen von Menschen ruft Gott sein Volk heraus: Offb 5,9; 7,9; 10,11; 14,6.

doch von wem bekam das Tier diese Macht? Als der Teufel Jesus versuchte, behauptete er: „und sprach zu ihm: Alle diese Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben und ich gebe sie, wem ich will.“ (Lk 4,6). Doch, sagt er die Wahrheit? Hat Jesus ihn doch als Lügner bezeichnet (Joh 8,44). Jesus dementierte zwar nicht die freche Behauptung des Satans, doch in Jer 27,5 sagt Gott: „Ich habe die Erde gemacht und Menschen und Tiere, die auf Erden sind, durch meine große Kraft und meinen ausgereckten Arm und gebe sie, wem ich will.“ (dazu auch Ps 24,1f). Und in Psalm 115,16 finden wir folgende Aussage:

„Der Himmel ist der Himmel des HERRN; aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben.“ (vgl. auch Ps 8 mit Hebr 2). Begründet kann hier gesagt werden, dass Gott niemals seine Schöpfung an den Teufel übergeben hat. Der Teufel bekam die Macht über die Menschen durch seinen Raubzug im Garten Eden (1Mose 3,1ff). Damit hat er sich diese Machtfülle auf illegale Weise angeeignet. Doch weil Jesus ihn auch als den Fürsten dieser Welt bezeichnet, wird auch er es gewesen sein, der seine Macht an das Tier übergeben hatte oder vielleicht sogar musste, weil Gott über Allem steht und den Satan nach und nach entmachtet (Joh 12,31; 14,30; 16,11; Offb 12,7; Kol 2,15). Und so können wir annehmen, dass die Übergabe von Macht an das Tier unter der Kontrolle Gottes geschah. Dies lässt sich auch noch damit begründen, dass über einige Herrscher ausdrücklich gesagt wird, Gott hätte sie eingesetzt (Röm 9,17: Pharao; 1Kön 19,15: Hasael; Dan 2,21: Nebukadnezar; 4,22.29; 5,18-21; Jes 45,1: Kyrus; 2Chr 36,23; Joh 19,11). Dies stimmt auch mit dem überein, was der Apostel Paulus in Röm 13,1ff über die Machthabenden schreibt. Dabei wird klargestellt, dass die Herrschenden unter Gottes Aufsicht ihre Herrschaft ausüben. Diese Texte vermitteln eine Sicht, welche den Knechten Gottes, seinen Heiligen Mut machen soll. Denn es ist nicht ein Kampf zwischen zwei etwa gleich starken Herrschern. Die Stärke Gottes ist seine Wahrheit und Gerechtigkeit. Alles was der Feind unternimmt, ist letztlich zum Scheitern verurteilt.

Die Ausübung der Macht durch das Tier hat gravierende Auswirkungen auf die Menschen. So heißt es im Text weiter: „Und alle, die auf der Erde wohnen, werden ihn anbeten, jeder, dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an.“ (Offb 13,8).

Damit werden die Menschen in zwei ungleiche Gruppen oder Lager eingeteilt (Lk 11,23). Mit Bewohnern der Erde sind in der Offenbarung die Menschen gemeint, welche nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen haben bzw. deren Namen nicht im Buch des Lebens eingetragen sind Offb 6,10; 9,3-4; 11,10; 13,8.14; 14,6; 17,8). Und von diesen wird gesagt, dass sie das Tier anbeten, erstaunt über sein wiederbelebtes Haupt. Dass alle Erdbewohner es anbeten unterstreicht zusätzlich die globale Ausdehnung der Herrschaft dieses Tieres.

Die Praxis der Vergöttlichung des Kaisers (Kaiserkult) wurde von den Ägyptern übernommen. Nach dem Tode von Julius Cäsar, sprach der Senat ihn als verehrungswürdig (göttlich). Vom Senat bekam auch Augustus den Titel Sohn des Göttlichen. Und von da an wurde der Kaiserkult mehr und mehr im Römischen  Reich praktiziert. Die Gläubigen in Ephesus, Smyrna und Pergamon mussten sich damit auseinandersetzen. Diese Praxis kann als pure Lästerung des einen wahren Gottes bezeichnet werden. Für die Gläubigen war es eine große Herausforderung sich vom Götzendienst jeglicher Art und auch vom Kaiserkult zu distanzieren. Das Thema der Anbetung des Tieres wurde weiter oben bereits ausgeführt und wird im nächsten Abschnitt im Zusammenhang des Bildes und Malzeichens wieder aufgegriffen und ein weiteres Mal behandelt werden.
 

Das Buch des Lebens wird gerade in diesem Text (wie auch in 21,27) als das Buch des Lammes bezeichnet. Achten wir auch auf die besondere Formulierung in Offb 13,8: „des geschlachteten Lammes“ in diesem Textzusammenhang. Steht es doch im deutlichen Kontrast zu dem einen Haupt des Tieres in Vers 3, welches aussah „wie zum Tode geschlachtet“. Man kann sich dabei des Gedankens nicht erwehren, dass in diesem Bereich etwas nachgeahmt wird.

Die Formulierung: „des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt“ meint nicht, dass Jesus als Lamm Gottes seit Grundlegung der Welt geschlachtet wurde, denn dies geschah in der Fülle der Zeit (Gal 4,4ff; 1Petr 1,20; Hebr 9,26). Der Nachschub im Satz: „von Grundlegung der Welt“ bezieht sich auf die Gruppe von Menschen, deren Namen in diesem Buch seit Anbeginn der Welt nicht eingetragen sind. Dies wird in dem Paralleltext aus Offb 17,8 noch deutlicher. Dort steht geschrieben: „Und es werden sich wundern, die auf Erden wohnen, deren Name nicht geschrieben steht im Buch des Lebens vom Anfang der Welt an.“ Und über diese übt das Tier seine Macht aus, denn sie sind ihm schutzlos ausgeliefert.

Nun betrachten wir die Gruppe von Menschen, die sich offensichtlich gegen die Gesinnung und Lebensweise der Allgemeinheit widersetzen. Es geht um all diejenigen, welcher Namen im Buch des Lebens des Lammes eingetragen sind. Von einer Eintragung n ein Buch, welches von Gott geführt wird gibt es 10 Stellen in der Bibel. Zum ersten Mal spricht Mose darüber in dem er für das Volk führsprechend eingetreten ist: „Vergib ihnen doch ihre Sünde; wenn nicht, dann tilge mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast.“ (2Mose 32,32). Und die Antwort von Gott lautete: „ich werde den tilgen, der an mir sündigt“ (2Mose 32,33). Auch David wusste von dem Buch des Lebens (Ps 69,29). Die Aussage von Jesus an die siebzig Jünger ist wichtig, weil durch sie der eigentliche Grund für die Freude in das Blickfeld gerückt wird. „Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ (Lk 10,20). Auch Paulus bezeugte seinen Mitarbeitern im Buch des Lebens eingetragen zu sein: „Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Gefährte, steh ihnen bei; sie haben mit mir für das Evangelium gekämpft, zusammen mit Klemens und meinen andern Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens stehen.“ (Phil 4,3). Und in Offb 3,5 verspricht Jesus den Treuen in der Gemeinde Sardes: „Wer überwindet, soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.“

Wer wird eingehen, wer bleibt draußen? „Und alles Unreine wird nicht in sie hineinkommen, noch ⟨derjenige⟩, der Gräuel und Lüge tut, sondern nur die, welche geschrieben sind im Buch des Lebens des Lammes.“ (Offb 21,27). Damit stellt die Versiegelung mit dem Heiligen Geist und die Eintragung in das Buch des Lebens des Lammes eine doppelte Sicherung für die Gläubigen an Jesus Christus dar.



4.2.6 Das Ausharren der Heiligen

Und nun wechselt das Thema und der Fokus wird ganz auf die Gläubigen gerichtet:

Wenn jemand ein Ohr hat, so höre er! 10 Wenn jemand in Gefangenschaft geht, so geht er in Gefangenschaft; wenn jemand mit dem Schwert getötet wird, so muss er mit dem Schwert getötet werden. Hier ist das Ausharren und der Glaube der Heiligen“ (Offb 13,9-10).

Während die Aufforderung zum Hören in den sieben Sendschreiben jeweils am Ende steht, wird sie hier vorangestellt. Jetzt werden die Gläubigen angesprochen und auf einen realen Ablauf in ihrer Nachfolge vorbereitet. Wegen der sehr kurzen Formulierungen und der grammatischen Formen ist die Doppelaussage von der Gefangenschaft und Schwert nicht leicht zu verstehen.

Die Interlinear Übersetzung: „Wenn jemand in Gefangenschaft (gehen soll), in Gefangenschaft geht er. Wenn jemand mit (dem) Schwert getötet werden (soll), (ist es nötig dass) er mit (dem) Schwert getötet wird“.

Die Waffe „Schwert-machairan“ im wörtlichen Sinne gebraucht, wird für die Tötung von Menschen verwendet. Es gab verschiedene Arten davon, große und kleinere (Offb 6,4: großes Schwert; Lk 22,36f; Joh 18,10: Kurzschwert). Es wäre nachvollziehbar, wenn wir an die Worte von Jesus erinnert werden, die er zu Petrus sagte: „Wer das Schwert nimmt, kommt durch das Schwert um. Doch die grammatische Form im Text von Offb 13,10 macht deutlich, dass es nicht um das Töten, sondern um das „getötet werden“ geht. Ähnlich wird es auch in der ersten Aussage über die Gefangenschaft zu deuten sein.

Das gr. Wort aichmalosia meint im wörtlichen Sinne von Feinden im Krieg gefangen genommen (oder erobert) zu werden, so Israel durch die Babylonier. So antwortet der Herr durch den Propheten Jeremia: „Und wenn sie zu dir sagen: Wo sollen wir hin?, dann antworte ihnen: So spricht der HERR: Wer dem Tod gehört, zum Tod, wer dem Schwert, zum Schwert, wer dem Hunger, zum Hunger, wer der Gefangenschaft, in die Gefangenschaft.“ (Jer 15,2).

Doch die Gefangenschaft in örtlichen Gefängnissen war damals ähnlich der Untersuchungshaft heute (Apg 24,27; 25,10.21; 2Tim 4,16). Diese Art der Gefangenschaft wird in der Regel mit der Umschreibung „in Fesseln oder in Ketten“ ausgedrückt (Phil 1,14.17; Philm 1,10.13).

Der Kontext in Offb 13 sowie die Aussagen von Jesus und seiner Apostel können unsere Doppelaussage erhellen. Den Gläubigen in der Gemeinde Smyrna sagte Jesus: „Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht (geprüft) werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone (den Kranz) des Lebens geben.“ (Offb 2,10). Ähnliches sagte er seinen Jüngern bereits während seines Dienstes: „Dann werden sie euch der Bedrängnis überantworten und euch töten. Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern.“ (Mt 24,9). Als erster ging Stephanus diesen Weg, dem folgten viele, die in der nachfolgenden Verfolgungswelle in Gefängnissen verhört und einige von ihnen auch zum Tode verurteilt wurden (Apg 7,59; 8,1ff). Rückblickend schreibt der Apostel Paulus: „Das habe ich in Jerusalem auch getan; dort brachte ich viele Heilige ins Gefängnis, wozu ich Vollmacht von den Hohenpriestern empfangen hatte. Und wenn sie getötet werden sollten, gab ich meine Stimme dazu.“ (Apg 22,20; 26,10). Von den Aposteln des Herrn war als erster Jakobus mit dem Schwert getötet worden (Apg 12,2). Nicht zu vergessen die Christenverfolgung unter Nero im Jahre 64 n.Chr. und der in Pergamon ermordete Antipas(Offb 2,13). Deswegen werden die Heiligen ermutigt zum geduldigen Ausharren im Glauben, bzw. in der Treue bis zum Tod (Offb 6,9; 11,7; 12,11; 14,13; 20,4).

4.3 Das Tier aus der Erde – seine Identität und Funktion


Nun fällt der Blick des Johannes auf ein anderes Tier und im Gegensatz zu dem Tier aus dem Meer, steigt es aus der Erde (dem Festland) hervor.

Und ich sah ein zweites Tier aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache. Und die ganze Macht des ersten Tieres übt es vor ihm aus. (Offb 13,11).

Im Vergleich zum bewegten und unruhigen Meer ist die Erde der feste und stabilere Teil unseres Planeten. Das System, welches hinter diesem Bild steht muss dementsprechend auch etwas stabileres darstellen (Dan 7,2;Spr 8,29). Das Festland begrenzt in einem gewissen Maß sogar das ungestüme Meer (Hiob 38,11). Doch Erde steht auch im Gegensatz zum Himmel (Joh 3,31; 1Kor 15,47). Es handelt sich um ein irdisches und von dieser Welt stammendes System. Dass es alle Macht des ersten Tieres ausübt, bedeutet, dass es in seinem Bereich mit der gleichen Intensität wirksam ist. Das „vor ihm“ ist nicht zeitlich gemeint, sondern dass es dem ersten Tier zuarbeitet. Doch wie wir sehen werden, hat es eine andere, das erste Tier ergänzende Funktion. Man kann salopp sagen: Der Drache schickt gleich zwei Tiere ins Rennen

4.3.1 Die Identität des Tieres aus dem Festland

Hier noch einmal der Wortlaut des Textes, welcher dieses zweite Tier beschreibt:

Und ich sah ein zweites Tier aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache. Und die ganze Macht des ersten Tieres übt es vor ihm aus. (Offb 13,11).

Was die äußere Erscheinung dieses (ebenso wilden ) Tieres betrifft, so weisen lediglich seine zwei Hörner auf ein Lamm hin. Im biblischen Kontext zählt ein Lamm zu den Opfertieren (1Mose 4,4; 2Mose 12,3-5). Und Dem Äußeren nach sieht dieses Lamm friedlich aus, obwohl die beiden Hörner auch von Macht sprechen. Doch dieses Tier einem Lamme ähnlich, stellt einen Gegensatz dar zu jenem Lamm mit sieben Hörnern und sieben Augen aus Offb 5,6 das eindeutig mit Jesus Christus identifiziert wird. Aber die äußere Erscheinung dieses lammähnlichen Tieres ist trügerisch, denn sobald es seinen Mund öffnet kommen Worte heraus, welche die drakonische Gesinnung verraten. Dem inneren Wesen nach war es völlig unter dem Einfluss und der Kontrolle des Drachen, damit war es von der Hölle entzündet (Jak 3,6). Dazu übt es alle Macht des ersten Tieres aus, allerdings mit Worten. Es beeinflusst den Menschen in erster Linie auf geistigem Gebiet. Dieses Tier wird in der Offenbarung als der falsche Prophet bezeichnet (Offb 16,13; 19,20; 20,10). Durch diese Zusatzbezeichnung ist dessen Identifizierung einfacher als bei dem Tier aus dem Meer.

Alles nun, was durch dieses Tier gewirkt wird, ist das absolute Gegenteil zum Dienst des wahren Propheten in der Person des Christus als dem Lamm Gottes, der die Wahrheit ist, Wahrheit redet und tut (Joh 14,6; 5Mose 18,15ff; Joh 6,14; 18,37; Apg 3,22; 7,37; Mt 17,5; Hebr 1,1-2).

Falsche Propheten (Wahrsager) sind nicht nur unter den sogenannten Heidenvölkern tätig gewesen, sondern traten auch häufig im Volk Israel auf (1Mose 41,8; 5Mose 18,14; Jer 14,14; 23,32).

Ebenso werden wir auch an die Worte von Jesus aus Matthäus 7,15-16 erinnert: „Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen! Inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Und in Matthäus 24,4-5 steht: „Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, dass euch niemand verführe! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen.“ Und in den Versen 23-25 fährt er fort mit den Worten: „Wenn dann jemand zu euch sagt: Siehe, hier ist der Christus, oder dort! so glaubt es nicht! Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt.“ Wie treffend, Jesus sagte genau das voraus, was bereits in der Zeit der Offenbarung in Realität wirksam war. Und der Apostel Paulus schreibt an Timotheus (der sich zu der Zeit in Ephesus aufhielt)etwa um die Mitte der fünfziger Jahre: „Denn schon haben sich einige abgewandt und folgen dem Satan.“ (1Tim 5,15). Wie treffend: einige folgen bereits dem Satan nach, dies ist doch die Tätigkeit des falschen Propheten aus Offb 13,11. Und in seiner Abschiedsrede an die Ältesten in Ephesus

um das Jahr 57 sagte er: Apg.20,28-31: „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen Sohnes! Ich weiß, dass nach meinem Abschied grausame Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her, Darum wacht.“ Dies bedeutet, dass die Verführung sowohl von außen als auch von innen kommen wird. Und einige Jahre später (bereits im Gefängnis in Rom) stellt er fest: „sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie; solche Menschen meide!“ (2Tim 3,5). Und Johannes schreibt gegen Ende des ersten Jahrhunderts: „Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen aufgetreten; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist. 19 Von uns sind sie ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, würden sie wohl bei uns geblieben sein; aber sie blieben nicht, damit sie offenbar würden, dass sie alle nicht von uns sind. Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und habt alle das Wissen.“ (1Joh 2,18-20). Und in den Versen 22-23 ergänzt er: „Wer ist ein Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. 23 Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater.“ Bereits hier wird deutlich, dass der Antichrist zur Zeit des Johannes wirksam war. `“Der Antichrist“ ist demnach als Sammelbegriff für alle antichristlichen Geistesströmungen zu verstehen, die sich in und durch bestimmte Personen manifestieren. Und in Kapitel 4,1-3 ergänzt Johannes: „Ihr Lieben, glaubt nicht einem jeden Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind; denn viele falsche Propheten sind hinausgegangen in die Welt. 2 Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Ein jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist von Gott; 3 und ein jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, dass er kommen werde, und er ist jetzt schon in der Welt.“ (ergänzend dazu noch 2Joh 1,7). Der Apostel beschreibt die Prüfungskriterien zur Unterscheidung der Geister. Und zum zweiten Mal nennt er den Antichristen in der Einzahl und mit dem bestimmten Artikel, in dem er dessen Gegenwart bereits zu seiner Zeit hervorhebt. Dem einzig wahren Christus werden die vielen Antichristusse gegenübergestellt. Und dies entspricht genau der Voraussage von Jesus (Mt 24,5).

Dem einen Geist Gottes wird der Geist des Antichrists gegenübergestellt, der in vielen falschen Propheten wirksam ist.

Auch der Apostel Petrus hat zu diesem Thema deutliche Aussagen gemacht: „Es waren aber auch unter dem Volk falsche Propheten, wie auch unter euch sein werden falsche Lehrer, die verderbliche Irrlehren einführen und verleugnen den Herrn, der sie losgekauft hat; die werden über sich selbst herbeiführen ein schnelles Verderben. 2 Und viele werden ihnen folgen in ihren Ausschweifungen; um ihretwillen wird der Weg der Wahrheit verlästert werden. 3 Und aus Habsucht werden sie euch mit erdichteten Worten zu gewinnen suchen. Das Urteil über sie wirkt seit Langem, und ihr Verderben schläft nicht.“ (2Petr 2,1-3). Wie oft haben sich diese Prophetischen Worte in der Geschichte erfüllt. Dass der Name Gottes und des Christus durch solch verdorbene Lebensführung gelästert wurde ist nachvollziehbar.

Schlussfolgerung

Dies zweite Tier übt alle Macht des ersten Tieres aus. Doch obwohl als der falsche Prophet bezeichnet, handelt es sich nicht um eine einzelne Person, sondern ein Machtsystem, welches weltweit und die gesamte Zeit umspannend agiert.

Eine Kooperation mit dem ersten Tier ist offensichtlich. Und dadurch kommt es zu einer Kombination aus Verfolgung von außen so wie Verführung von innen. Dieses Zusammenwirken von religiösen Systemen und politischer Macht ist seit dem Turmbau zu Babel bis in unsere Zeit erkennbar, auch wenn sie gelegentlich miteinander konkurrieren. Allgemein können unter dem Bild dieses Tieres alle falschen Religionssysteme einschließlich der verschiedenen Weltanschauungen gesehen werden, die antigöttlich und antichristlich sind (1Kor 10,20; 10,4-5; Kol 2,4.8). Doch im speziellen steht dieses Tier für ein `anstelle Christi` System. Denn im griechischen `Antichristos` ist sowohl das gegen Christus, als auch das anstelle von Christus enthalten.

Beispiele aus der Geschichte

· Die Weltanschauungen der Antike, sowie die verschiedenen religiösen Kulte kooperierten mit den jeweiligen politischen Machtsystemen.

· Mit der Anerkennung der christlichen Religion, begann auch die Kooperation mit weltlichen Mächten.

· Im 7. Jahrhundert trat eine ganz neue antichristliche Religion auf, welche in enger Kooperation mit einem politischen und militärischem System eng zusammenwirkten.

· Zur Zeit Karl des Großen um etwa 800 der vom Papst legitimiert wurde Osteuropa zu christianisieren. Dies tat er auch mit viel Gewaltanwendung und Blutvergießen. Doch eigentlich ging es ihm um die Erweiterung seines Machtbereiches.

· Die Gräuel, welche die Kreuzfahrer im Namen des Christentums und Unterstützung der Kirchenführung verübt haben, werfen ihre Schatten bis in unsere Zeit hinein.

· Die Christianisierung der Völker Osteuropas mit dem Ziel der Machtstellung und Bildung eines einheitlichen Reiches führten größtenteils zu einer starren Orthodoxie.

· Sogar in der Periode der Reformation wirkten kirchliche Autoritäten mit weltlichen Herrschern zusammen, um gegen andersgläubige vorzugehen.

· Auch in unserer Zeit werden Kriege durch religiöse Systeme weltweit unterstützt.

Diese Entwicklungen zeichnen ein düsteres Bild und wenn Jesus und seine Apostel darüber keine Voraussagen gemacht hätten, würde der Eindruck entstehen, dass Gott es nicht schafft sein Ziel zu erreichen.

4.3.2 Die Funktion des Tieres aus der Erde

Und es veranlasst die Erde und die auf ihr wohnen, dass sie das erste Tier anbeten, dessen Todeswunde geheilt wurde. (Offb 13,12).

Mit diesen einleitenden Worten wird die zentrale Funktion dieses Tieres beschrieben. Nun verstehen wir, warum alle das Tier aus dem Meer mit dem Erkennungszusatz (dessen Todeswunde geheilt wurde) anbeteten (Offb 13,4.8). Es war der verführerische Einfluss des falschen Propheten. Damit ist der falsche Prophet Handlanger und Zulieferer für das Tier aus dem Meer.

Anmerkung: Der Heilige Geist führt jedoch die Kinder Gottes in die Anbetung des Vaters und des Sohnes Jesus Christus (Offb 5,6-14).

Die verführerische Tätigkeit des falschen Propheten wird noch durch übernatürliche Kraftwirkungen gefördert. So lesen wir weiter im Text:

Und es tut große Zeichen, dass es selbst Feuer vom Himmel vor den Menschen auf die Erde herabkommen lässt; 14 und es verführt die, welche auf der Erde wohnen, wegen der Zeichen, die vor dem Tier zu tun ihm gegeben wurde. (Offb 13,13-14).

Auch dieses Tier, welches in Offb 16,13; 19,20 und 20,10 als der falsche Prophet bezeichnet wird, ist mit Macht ausgestattet, die ihm (vom Drachen) gegeben wurde. Oben hieß es noch: „es veranlasst“, nun heißt es: „es verführt“ und zwar mittels der Kraftwirkungen, welche ihm gegeben sind zu tun. Bereits in Ägypten konnten die Zauberer bestimmte Wunder dem Mose nachmachen, dies zeugt von einer begrenzten Macht des Drachen gegenüber der von Gott bevollmächtigten Propheten (2Mose7,11-8,14; 5Mose 34,11). Die Kraftwirkungen Feuer vom Himmel herabkommen zu lassen, sind Nachahmungen. Es wird etwas nachgemacht, was die Legitimation dieses falschen Propheten bestätigen sollte. Natürlich können solche Kraftwirkungen nur unter der Zulassung Gottes gewirkt werden Hiob 1-2(). Doch die Verführungen mit Wundern und Zeichen durch falsche Propheten sind keine Überraschung, den Jesus hat diese bereits in Matthäus 7,22; 24,24 vorausgesagt. Auch damit weist Jesus (wenn auch indirekt) darauf hin, dass hinter dem Bild des Tieres aus dem Festland nicht eine einzige Person steht, sondern es sind viele falsche Propheten und Christusse wirksam.

Dagegen wirkt der Heilige Geist durch die Apostel Wunder und Zeichen, um das Evangelium von Jesus Christus zu bestätigen, wobei er in alle Wahrheit führt (Joh 16,13; Apg 2,43; 5,12; 14,3; Röm 15,19; 2Kor 12,12).

Weiter heißt es vom falschen Propheten: „und sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war. 15 Und es wurde ihm gegeben, Geist zu verleihen dem Bild des Tieres, damit das Bild des Tieres reden und machen könne, dass alle, die das Bild des Tieres nicht anbeteten, getötet würden.“ (Offb 13,14-15).

Nachdem die Erdbewohner durch Verführung verblendet wurden, ordnet das Tier an, dass diese dem Tier „das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war“ (ein) Bild machen sollen. Das Bild ist Mittel zum Zweck, wodurch alle Erdbewohner in die Anbetung des ersten Tieres einbezogen werden sollen.

Aber warum die Ergänzung zu dem verletzten Haupt des Tieres bereits zum wiederholten Mal? Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier etwas imitiert wird (siehe dazu die Überlegungen in 4.2 zum ersten Tier und dessen Kopfverletzung).

Bevor wir den Sinn des Malzeichens verstehen können, müssen wir zunächst nach der Bedeutung des Abbildes (gr. eikoni) und seiner Funktion fragen. Denn diese beiden stehen durch ihre Reihenfolge in engem Zusammenhang. Bilderkult ist immer mit Götzendienst verknüpft.

Zur Zeit Jesu war Bilderkult und Götzendienst im Judentum zwar Tabu, doch der Vorwurf von Jesus an die Führung ist sehr hart: „Ich rede, was ich von meinem Vater gesehen habe; und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt.“ (Joh 8,38 und 44). Dazu warnte er eindringlich: „Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen.“ (Mt 6,24;Lk 16,14 ; und Nach Kol 3,5 ist Habsucht Götzendienst). Im heidnischen Umfeld war Götzendienst in Verbindung mit Bildhaften Darstellungen jeglicher Art alltägliche Praxis. So wundert es nicht, dass die Apostel so eindringlich vor dem Götzendienst warnten (1Petr 4,3; 1Kor 10,14; 1Joh 5,21). Dieser hatte bereits eine lange Tradition. Beispiele:

· Das goldene Standbild, welches Nebukadnezar machen ließ (Dan 3,1ff). Es ist das einzige Mal, dass genaue Maße für ein Götzenbild angegeben werden, nämlich 60 Ellen hoch und sechs Ellen breit. Es handelte sich um die bildhafte Darstellung des Gottes Belsazar, welchen Nebukadnezar als seinen Gott bezeichnete (Dan 3,14 mit 4,5). Hinter der Anbetung dieses Bildes offenbarte sich auch der Übermut des Herrschers, damit raubte er Gott die Ehre. Bereits damals drohte den Verweigerern der Tod.

· Auch die ägyptischen Pharaonen ließen sich als Göttersöhne verehren und für sich Statuen errichten.

· Neben der Vielzahl an verschiedenen Kulten, die im Römischen Reich anerkannt waren, nahm der Kaiserkult im ersten Jahrhundert immer mehr zu. Die römischen und griechischen Münzen trugen neben dem Bild des jeweiligen Herrschers auch eine spezifische Aufschrift (Lk 20,24). Beispiel: “Tiberius Caesar, Sohn des göttlichen Augustus und selbst Augustus“. Eine griechisch beschriftete Tiberius-Tetradrachme aus Alexandria – hatte den Text auf der Rückseite, rund um den Kopf des Kaisers, „Theos Sebastos“, also „Gott“/Augustus“ oder göttlicher Augustus. (Carsten Peter Thiede, 1998, Seite 173, „Ein Fisch für den römischen Kaiser“). Bereits Kaiser Caligula (37-41 n.Chr.) ordnete in seinem Übermut an, dass seine Statue im Tempel in Jerusalem aufgestellt werden solle, was letztlich doch nicht zustande kam. Im Pisidischen Antiochia wurde zu Ehren des Kaisers Augustus ein Tempel errichtet. Die Stadt Ephesus bekam das Privileg, dem Kaiser Domitian (81-96) einen Altar mit seinem Standbild aufzurichten, ähnlich auch in Smyrna und Pergamon (Offb 2,13). Die Bürger dieser Städte wurden angehalten mindestens einmal jährlich dem Kaiser zu huldigen, bzw. auf dem ihm geweihtem Altar zu räuchern. Der Konflikt der Gläubigen mit den Behörden war damit vorprogrammiert. Die Christen unterordneten sich dem Kaiser und den örtlichen Behörden in bürgerlichen Fragen (Röm 13,1ff), doch verweigerten sie vehement jegliche Kulthandlung und dies konnte für sie lebensgefährlich werden (Offb 2,9.13.24).

Von all jenen bildhaften Darstellungen wird gesagt in Ps 115,5: „Sie haben einen Mund und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht.“ (So auch in Jer 10,5 und Röm 1,23f; Offb 9,20). Jene weltlichen Herrscher kamen und gingen und damit wurden häufig die Bilder ausgetauscht.

Im Laufe der Geschichte förderte das Tier menschliche Kulte und diese Entwicklung machte in der christlichen Kirche keinen Halt – Heiligenverehrung durch deren Ikonen oder Reliquien und Personenkult, Schaffung von Statuen, wie in der Pauluskirche in Rom zu sehen ist.

Wo wurden in neuerer Geschichte vom Tier aus der Erde, (dem falschen Propheten) Bilder für die herrschende Klasse aufgestellt?

· In der Sowjetunion durch Denkmäler und Huldigung den Ideologiegründern. Ähnlich auch in China, Nordkorea.

· Im Dritten Reich durch den blinden Gehorsam gegenüber einer Diktatur, welche für sich Huldigung (Anbetung) in Anspruch nahm. Gefördert wurden diese Systeme durch die bereits im 19. Jahrhundert aufgekommenen antigöttlichen und Menschenverachtenden Ideologien: Bibelkritische liberale Theologie, Darwinismus und andere Weltanschauungen, deren Inhalte zum festen Bestandteil des Denkens vieler Menschen bis heute wurde.

Doch nun lesen wir von einem ungewöhnlichen Vorgang bei diesem Bild durch das Wirken des falschen Propheten: „Und es wurde ihm gegeben, Geist zu verleihen dem Bild des Tieres, damit das Bild des Tieres reden und machen könne, dass alle, die das Bild des Tieres nicht anbeteten, getötet würden.“ (Offb 13,15).

Wie bereits begründet werden konnte, stellen die beiden Tiere Machsysteme dar, und zwar im globalen räumlichen und zeitlichen Umfang, hinter denen unzählige Herrscher und falsche Propheten stehen. Daher kann es sich nicht um ein einzelnes buchstäbliches Bild (Statue) nach herkömmlicher Art handeln. Im gr. steht vor dem Wort `Bild` bei seiner ersten Erwähnung kein bestimmter Artikel. Daher muss es sich nicht zwingend um ein einziges Bild weltweit handeln. Wie sollen alle Erdbewohner beteiligt sein an der Herstellung eines einzigen Bildes? Wie oben beschrieben, gibt es unzählige Bilderkulte im buchstäblichen Sinne und es gibt Bilderkulte im geistigen Bereich, denn der falsche Prophet wirkt und beeinflusst die Menschen in ihrem Denken ganz individuell. So schreibt der Apostel Paulus über die Wirksamkeit dämonischer Geister auf Menschen: „in denen ihr früher gewandelt seid nach der Art dieser Welt, unter dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des Ungehorsams.“ (Eph 2,2). Zu allen Zeiten gab es in den verschiedenen Kulturen Geistesströmungen, welche zur Bildung und Formung gedanklicher Bilder, Vorstellungen und Überzeugungen führten. Diese äußern sich dann in Sympathie, Anerkennung oder Huldigung gegenüber Weltanschauungen oder Personen.

Das der falsche Prophet dem Bild des Tieres auch noch Geist (Odem) verleiht, ist ungewöhnlich, denn so etwas gab es noch nie und wird es im wörtlichen Sinne nie geben auch nicht mit Hilfe der künstlichen Intelligenz (Ps 96,5; 135,16; Apg 17,25-29).

Daher müssen wir die Erklärung dieses Phänomens auf einer anderen Ebene suchen. Denn hier sieht es offensichtlich nach einer Nachahmung des schöpferischen Handelns Gottes durch Christus und den Heiligen Geist aus. So lesen wir bereits im Schöpfungsbericht: „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild das uns ähnlich ist“ (1Mose 1,26-27; 2,7: „Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“).

Dadurch war der Mensch imstande seinen Schöpfer zu erkennen und ihm die schuldige Ehrerbietung und Anbetung entgegenzubringen. Diese Ebenbildlichkeit verlor der Mensch durch Unglauben und Ungehorsam gegenüber dem Gebot Gottes (1Mose 2,17; 3,12; Röm 3,23).

Aber durch den Heiligen Geist werden die Menschen wiedergeboren zum ewigen Leben und bekommen eine neue Denkweise (Joh 3,3-7; 5,24-25; 1Petr 1,3; Tit 3,5). Auf diese Weise werden sie in das Bild von Jesus verwandelt und ihm immer ähnlicher. So schreibt der Apostel Paulus: „Wir alle aber spiegeln mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider, und wir werden verwandelt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist.“ (2Kor 3,18). Ähnlich auch in Röm 8,29: „Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.

Während Christus „das Ebenbild des unsichtbaren Gottes ist“ (Kol 1,15), schafft Gott durch seinen Geist einen neuen Menschen, der dem Bild seines Sohnes ähnlich werden soll (Eph 2,15).

Und dieser neue Mensch wird vom Geits Gottes erfüllt und wird von ihm in die wahre Anbetung des Vaters und des Sohnes geführt (Joh 5,23; Offb 5,8-13; 7,10).

Ähnliches wird im Lager des Feindes nachgeahmt. Der Drache wirkt durch den Einfluss des falschen Propheten auf das Denken der Menschen ein, damit sie sich eine bildhafte Vorstellung kreieren, welche dem Charakter und Wesen des Tieres entspricht.

Die Folge davon ist: „und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich und wer kann mit ihm kämpfen.“ (Offb 13,4). Das Tier nachahmen, sein denken und handeln übernehmen in welcher Ausdrucksform auch immer, gleicht der Anbetung desselben.

Schlussfolgerung

Das Tier aus dem Festland verführt, manipuliert und formt den menschlichen Geist. Auf diese Weise führt dieses Tier die Menschen und weist sie zum ersten Tier hin, hinter dem der Drache steht. In allen drei Macht Größen ist die Nachahmung des dreieinen und allein wahren Gottes durch den Drachen und die zwei Tiere unverkennbar. Demnach ist in diesen Macht Systemen der gottfeindliche und antichristliche Geist wirksam. Zum Ende hin wird dieses Zusammenwirken noch konzentrierter (Offb 16,12-14). Und alle diese Macht Größen landen im Feuer See (19,17-21; 20,10).

4.3.3 Das Malzeichen des Tieres: Dessen Bedeutung und Auswirkungen auf Menschen


Weiter heißt es von diesem Tier:

Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Großen, und die Reichen und die Armen, und die Freien und die Sklaven, dass man ihnen ein Malzeichen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn gibt; 17 und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. 18 Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres! Denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist sechshundert sechsundsechzig. (Offb 13,16-18).

Die weitere Aktivität des Tieres aus der Erde wird mit den Worten: „und es bringt sie alle dahin“ eingeleitet und auf drei Gruppen von Menschen in ihren Gegensätzlichkeiten ausgerichtet. Damit sind alle gesellschaftlichen und sozialen Schichten eingeschlossen (so auch später im Gericht Offb 6,15; 19,18). Das Tier verführt durch Mundpropaganda und macht Werbung für die Annahme eines Malzeichens auf die rechte Hand oder auf die Stirn. In Offb 14,9 ist die Reihenfolge „Stirn oder Hand“ und in Offb 20,4 „Stirn und Hand“. Bei „Hand“ ist immer die rechte Hand gemeint, weil es bei der ersten Erwähnung so ausdrücklich gesagt wurde. Doch was die Reihenfolge von Hand und Stirn betrifft, so kann man es wenden wie man will, das Ergebnis ist immer dasselbe. Später kommen wir noch darauf zu sprechen, was `Zeichen an Stirn und Hand` im Kontext der Bibel bedeutete.

Auch hier halten wir uns an die Auslegungsvariante der Deutung von Bildern in deren sinnbildlichen Bedeutung. Denn die Deutung der Bilder in ihrer wörtlichen Form ist oberflächlich und führt dazu noch zu allerlei Spekulationen. Darum folgen wir Jesus und den Aposteln, die sehr oft durch ihre bildhaften Reden tiefe Wahrheiten aussprachen und Menschen zum Nachdenken herausforderten (Mt 7,15-18; 13,1ff; 16,6-11; 1Kor 5,6-7; Joh 6,63; 16,20-25; 2Kor 3,6).

Die Bedeutung des Begriffes Malzeichen

Das griechische Wort heißt `χάραγμα – charagma – das Eingeritzte, eingeprägte, eingegrabene, eingeätzte, eingeschnittene Zeichen, Brandmarke auf Pferden, für Stempel und Urkunden, das Gepräge auf Münzen; das Gebilde der darstellenden Kunst`. (W. Bauer).

Der Sinn und die Bedeutung der Malzeichen so unterschiedlich diese auch aussehen mögen ist die Kennzeichnung. Es handelt sich dabei entweder um ein Zeichen der Zugehörigkeit zu Jemandem oder es ist eine Art der Markierung des Eigentums. Natürlich können auch die verschiedenen äußeren Zeichen auf die innere Haltung hinweisen. Es gibt zahlreiche Abzeichen, die Menschen am Körper und Kleidung tragen oder in den Körper einritzen, um ihre Zugehörigkeit zu demonstrieren. Doch letztlich geht es um die innere Einstellung und Gesinnung des Herzens durch die sein Tun bestimmt

wird. Es geht darum vor wem sich der Mensch niederbeugt, wen oder was er anbetet und entsprechend wird sein Lebensstil, seine Handlungsweise sein.

Bedeutung und Zuordnung von Zeichen auf Hand und Stirn in der Bibel

Mit diesem Malzeichen wird etwas Ähnliches gemacht zu dem, was Gott den Israeliten angeordnet hatte. So sagte Gott durch Mose den Israeliten: „Und das soll dir ein Zeichen auf deiner Hand sein und ein Merkzeichen zwischen deinen Augen; denn der HERR hat uns mit mächtiger Hand aus Ägypten geführt.“ (2Mose 13,16). Beachten wir, dass im Gegensatz zu dem negativen Begriff `charagma – Malzeichen – Eingeprägtes` wird im Text von 2Mose 13,16 einfach das Wort `s¢meion – Zeichen` gebraucht. Und in 5Mose 6,4-8 wird die Anordnung in Bezug zu jenem Zeichen in den Zusammenhang mit dem Gottesbekenntnis gebracht und Dadurch auch die Zugehörigkeit zu dem einzigen wahren Gott ausgedrückt. „Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR ist einer. 5 Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. 6 Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen 7 und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst. 8 Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein.“ Dadurch wurde folgendes zum Ausdruck gebracht:

· Erinnerung an die wunderbare Rettung und Erlösung aus ägyptischer Sklaverei.

· Als Bekenntnis der Zugehörigkeit zu Gott.

· Als Gedächtnisstütze zur Erinnerung an den EINEN wahren Gott.

· Erinnerung an das erste und höchste Gebot.

· Als Zeichen und Zeugnis für die Kinder.

Dabei ist dieses äußere Zeichen nur ein Hilfsmittel um Gottes Wort im Herzen zu bewahren und bewegen = Stirn und anzuwenden = Hand.

Doch, ob und wie lange die Israeliten sich an das Tragen solcher äußerlichen Merkzeichen hielten ist nicht sicher. So lesen wir in Josua 24,31: „Und Israel diente dem HERRN, solange Josua lebte und die Ältesten, die noch lange Zeit nach Josua lebten und alle Werke des HERRN kannten, die er an Israel getan hat.“ Doch in Richter 17,6 heißt es, dass jeder tat, was ihn gut dünkte. Und die folgenden Texte zeugen leider davon, dass sie sowohl ihr Denken als auch ihr Handeln nicht mehr der ursprünglichen Haltung entsprach. zu den Händen macht Gott den Israeliten einen schweren Vorwurf. So sagt er in Jesaja 1,15: „Wenn ihr auch eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch; und wenn ihr auch viel betet, höre ich euch doch nicht; Denn eure Hände sind voll Blut.“ Und in Bezug auf die Stirn lesen wir in Jes 48,4: „Weil ich weiß, dass du hart bist und dein Nacken eine eiserne Sehne ist und deine Stirn ehern.“ Eine eherne Stirn bedeutet, nicht bereit oder fähig umzudenken. Und noch viele Jahre später heißt es in Hesekiel 3,7: „Aber das Haus Israel will dich nicht hören, denn sie wollen mich nicht hören; denn das ganze Haus Israel hat eine harte Stirn und ein verstocktes Herz.“ Stirn ist ein äußeres Bild für das Herz des Menschen, was auf sein Denken und seinen Willen bezogen wird. Und Stephanus charakterisiert seine unbußfertigen Landsleute mit den Worten: „Ihr, halsstarrig und unbeschnitten an Herzen und Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr.“ (Apg 7,51).

Vielleicht fand in der späteren nachexilischen Periode jene Anordnung Ausdruck in den Gebetsriemen und großen Quasten an ihren Gewändern, von denen Jesus in Matthäus 23,5 spricht: „Alle ihre Werke aber tun sie, damit sie von den Leuten gesehen werden. Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Kleidern groß.“

Anmerkung: Während die Israeliten jenes Merkzeichen an ihrer linken Hand als Gedächtnisstütze trugen, bringt das Tier aus der Erde die Menschen dazu das Malzeichen auf die rechte Hand zu nehmen. Durch die rechte Hand wird das Tun des Menschen betont, während es bei der Versiegelung der Knechte Gottes nur an der Stirn, vorwiegend um die innere Gesinnung geht, die das Handeln beeinflusst und bestimmt (Offb 7,1-4; 14,1; Eph 1,13; 4,30; Röm 12,1-2).

Doch kommen wir zu dem Malzeichen des Tieres zurück, fangen aber im Text von hinten an. Drei Kennzeichnungen werden hier genannt, welche zum Handel berechtigen. So heißt es im Text: „dass niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens“. Von den dreien ist das dritte (die Zahl 666) wohl am bekanntesten und gleichzeitig am rätselhaftesten.

Dieser Text hat schon viele Menschen ins Grübeln gebracht. Wie sollen diese drei Aussagen verstanden werden? Sind es drei verschiedene Kennzeichnungen oder enthält das Malzeichen den Namen und die Zahl des Namens des Tieres? Letzteres scheint mehr Sinn zu machen. Das Malzeichen enthält den Namen des Tieres und die Zahl seines Namens, wobei der Name auch an der Zahl sechshundert sechsundsechzig erkannt werden kann. Zur Berechnung der Zahl wird jedoch Weisheit benötigt. In Vers 18 wird ergänzt, dass es die Zahl eines Menschen ist, sie findet ihre Verwendung im menschlichen Bereich. Sie ist typisch menschlich und charakteristisch für eine bestimmte Menschenart.

Anmerkungen zu der einfachen Zahl sechs: Gehen wir zunächst von der Tatsache aus, dass der Mensch am sechsten Tag geschaffen wurde (1Mose 1,26-31). Tatsache ist jedoch auch, dass der Mensch seinen Stand nicht bewahrt hat, sondern durch Unglauben und Ungehorsam gegenüber dem Gebot Gottes auch in seinem Wesen verdorben wurde (1Mose 4,8ff; 6,5; 8,21; Röm 3,23). Dagegen ist `sieben` die Zahl für Gott: „Und Gott ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken, die er gemacht hatte“ (1Mose 2,1ff). Daher wird der siebte Tag auch des Herrn Tag genannt (Jes 58,13). Die `sieben` steht durchweg für Gott, weist auf ihn hin oder bringt den Menschen in Beziehung zu ihm. Dies bestätigt auch der Autor des Hebräerbriefes (Hebr 4,1-9). Die Gläubigen an Jesus Christus sind bereits in der Sabbatruhe Gottes (im siebten Tag) angekommen, während Menschen des Unglaubens und Ungehorsams sich noch (bildlich gesprochen) im sechsten Tag befinden. Daher steht die Zahl `sechs` für den Menschen bzw. weist auf ihn und sein Tun während der sechs Tage hin (2Mose 20,9; 3Mose 23,3.10.12; 25,3; 5Mose 15,18).

Einen weiteren Aspekt zur Zahl 666 zeigt sich durch folgende Praxis in der Antike. Im Griechischen (aber auch im Lateinischen und Hebräischen) hatten die Buchstaben des Alphabets auch einen bestimmten Zahlenwert. In den Auslegungen werden durch die Zahl sechshundert sechsundsechzig bestimmte herrschende Personen identifiziert. Da es in Rom üblich war Namen auch mit Zahlen zu schifrieren, passt die Summe dieser Zahl auf den Kaiser Nero (Neron). Zu diesem Ergebnis kommt man bei der Transkription der Buchstaben `Kaiser Neron mit Hilfe der Zahlenwerte des hebräischen Alphabets. Und gewiss ist dieser grausame Kaiser in dem Bild des siebenköpfigen Tieres aus dem Meer beispielhaft miteingeschlossen. Doch kann diese Zahl auch auf die, dem Nero ähnlichen, Menschenart bezogen werden. Die Formulierung `Zahl (eines) Menschen` muss sich daher nicht nur auf einen einzelnen Menschen beschränken. Denn das Tier, welches damals auftrat ist dasselbe, das im letzten Kampf besiegt und in den Feuersee geworfen wird (Offb 19,18-21). Daher wird es sich um eine Zahl mit Symbolcharakter handeln, die sinnbildlich gedeutet werden sollte, wie auch viele andere Zahlen im Buch der Offenbarung. Denn dieses Tier mit den sieben Köpfen (Herrschaftssysteme) stellt nicht nur einen einzelnen Herrscher dar. Dazu hat es auch noch zehn Hörner (zehn Könige). Deswegen kann auch das Malzeichen typische für die jeweiligen Herrschaftssysteme oder auch einzelnen Herrscher eine spezifische Prägung aufweisen und immer ist sie menschlich (666) und irdisch. Und hinter all dem `menschlichem` steht der Drache, der Teufel (Offb 13,1-3; 16,13; Jak 3,14-15).

Anmerkung: Entschieden trat Jesus dem Simon Petrus entgegen, als jener seinen Herrn vom Leidensweg zurückhalten wollte mit den Worten: „Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Geh weg von mir (geh hinter mich), Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.“ (Mt 16,23). Die typisch menschliche (fleischliche) Gesinnung zeigt sich durch – Den Leidensweg verweigern. Wenn Jesus mit solch einer Strenge gegen Petrus vorgeht, wie viel mehr sind es Menschen, welche sich bewusst gegen Gott stellen.

Im Grunde wird durch diese Zahlenkombination (Zahl des Menschen) das tiefste und umfassendste Wesen des von Gott abgefallenen Menschen ausgedrückt. Die Boshaftigkeit des menschlichen Herzens findet am ehesten und stärksten ihren Ausdruck bei denen, welche große Macht besitzen und diese auf eigennützige Weise ausüben. Jesus sagte von diesen: „Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an.“ (Mk 10,42; ähnlich auch in Lk 22,25-27 mit dem Hinweis: „aber bei euch soll es nicht so sein“).

4.3.4 Wer das Malzeichen verweigert, wird vom Handel ausgeschlossen

Im Text wird eine weitere Besonderheit genannt, welche ebenfalls vielen Lesern der Offenbarung Kopfzerbrechen bereitet. So heißt es dort:

und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. (Offb 13,17).

Die Bezeichnung „Kaufen oder Verkaufen“ kommt noch in einer ähnlichen Formulierung bei Jesus vor. Dort vergleicht er das Verhalten der Menschen in der Endzeit mit der Lebensweise zur Zeit von Noah (Lk 17,28).Doch das Thema Handel treiben, Geschäfte machen ist im biblischen Kontext sehr verbreitet. Zunächst überlegen wir jedoch, auf was oder wen sich die Einschränkung von das „Kaufen oder Verkaufen“ höchstwahrscheinlich nicht bezieht. Folgende Texte aus den Evangelien und den Briefen der Apostel können darüber Auskunft geben:

· Jesus argumentiert: „Verkauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater.“ (Mt 10,29; nach Lk 12,6 kann man für zwei Groschen sogar fünf Sperlinge kaufen).

· Während Jesus sich am Jakobsbrunnen ausruhte, gingen seine Jünger in die Stadt Sychar um Brot zu kaufen (Joh 4,8).

· Und in Joh 6,5 lesen wir: „Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben.“ (auch Mk 6,37).

· Barnabas verkaufte seinen Acker zum Wohl der Gemeinschaft (Apg 4,36-37; dazu auch 2,45). Damit konnte wiederum alles notwendige für die Gemeinschaft gekauft werden.

· Aquila und Paulus waren Zeltmacher und vom Verkauf jener Erzeugnisse bestritten sie ihren Lebensunterhalt. Natürlich mussten sie auch das Material für ihre Zelte zunächst einkaufen (Apg 18,3).

Den Gläubigen in Korinth empfiehlt Paulus, dass sie ohne Bedenken die Fleischangebote auf dem Markt kaufen können (1Kor 10,25).

Und Jakobus ermahnt die gläubigen Geschäftsleute, nicht übermütig zu reden, sondern bei ihrem Handel treiben nach Gottes Willen zu fragen (Jak 4,13).

Damit stellen wir fest, dass sich die Einschränkung beim „Kaufen oder Verkaufen“ in Offb 13,17 nicht ohne weiteres wörtlich auf das kaufen von lebensnotwendigen Dingen des Alltags bezogen werden kann, auch wenn diese Beispiele aus der Zeit vor Abfassung der Offenbarung stammen.

Ein weiterer Aspekt in unserem Text sollte geklärt werden und zwar: Wenn die Münzen Prägungen waren, fallen sie dann nicht auch unter die Bezeichnung „Malzeichen-charagme“? Das Malzeichen ist in unserem Text nicht das Zahlungsmittel, sondern das Zeichen der Zugehörigkeit zum Tier und berechtigte daher zum Handel treiben. Im Römischen Reich waren mehrere Zahlungsmittel im Umlauf. Und wer diese besaß konnte in jedem Teil des Großreiches Geschäfte machen, ganz gleich ob Brot kaufen oder die Steuern entrichten (Lk 20,25). So sagte Jesus zu Petrus: „aber damit wir sie nicht ärgern, geh an den See wirf die Angel aus und den ersten Fisch, der heraufkommt nimm und wenn du sein Maul öffnest wirst du ein Vierdrachmenstück finden. Das nimm und gib es für dich und mich.“ (Mt 17,27). Damit erspart sich Jesus zum einen den Vorwurf nicht loyal zu der Tempelbehörde zu sein. Zum anderen zeigt die Geschichte mit der Tetradrachme, dass Jesus und seine Jünger unter anderen auch die römische und griechische Münzen mit dem Bild des Kaisers verwendeten, obwohl die Aufschrift eine offensichtliche Gotteslästerung war. So können auch wir bedenkenlos die verschiedenen Währungsmittel in unserem bürgerlichen Leben verwenden ganz gleich, was darauf steht oder abgebildet ist. Ebenso spielt es keine Rolle, ob es sich um Bargeld oder eine Art Kartensystem handelt. Dazu sagte Jesus: „So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist“ (Lk 20,25).

Diese Feststellung könnte den Christen mit schwachem Gewissen die Angst nehmen bei der Nutzung verschiedener moderner Zahlungsarten.

Weitere Beispiele, die eine differenziertere Sicht über das Malzeichen vermitteln bzw. was das Mahlzeichen nicht bedeutet.

· Josefunterordnete sich mit Maria dem Kaiserlichen Dogma zur Registrierung in seiner Geburtsstadt Bethlehem. So erkennen wir, dass Gott auch solche Verordnungen von Seiten der Obrigkeit in seinen Heilsplan einbezieht. Für uns gibt es keinen Grund zur Sorge, wenn wir uns in Listen namentlich eintragen müssen. Dass unser Gemeindebund von staatlicher Seite registriert und damit anerkannt ist, ist ein Vorteil für die Verkündigung des Evangeliums.

· Paulus und einige seiner Mitarbeiter besaßen das römische Bürgerecht, obwohl sie Juden waren. Das hieß für sie: Unterordnung unter die bürgerlichen Gesetze des Reiches. Aber sie genossen auch die Reisefreiheit und die Unantastbarkeit, das heißt, sie durften ohne ordentliche Anhörung und Verurteilung nicht gebunden oder geschlagen werden. Dadurch kann Paulus sich sogar auf den Kaiser berufen. Es ist ein Privileg in einem Rechtsstaat zu leben. Auch wir können uns in bestimmten Situationen auf das Grundgesetz berufen.

· Auffallend ist auch, dass die Mitarbeiter des Paulus bei deren Bekehrung ihre heidnischen Götternamen nicht geändert haben. So zum Beispiel Syntyche , Tychikus, Artemas, Epaphroditus, Apollos, Dyonisios, Hermes, Hermogenes. Dadurch bewahrten sie möglicherweise den Zugang zu ihrer kulturellen Gruppe. Auch wir haben Menschen, bei denen ihre frühere Zugehörigkeit zu heidnischen Elementen äußerlich immer noch zu erkennen ist, seien es die Namen oder die Tätowierungen. Paulus schreibt: „Bei den Juden bin ich wie ein Jude…“ Oder: „ich bin allen alles geworden, damit ich etliche gewinne“ (1Kor 9,22). Wir haben eine große Freiheit durch das Evangelium. Dabei kommt es auf unsere Motivation an, warum wir etwas tun oder meiden (Röm 14,1ff).

Deswegen beachten wir den Rat von Jesus: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“ (Mt 10,16).

Anmerkung: Wie weiter oben festgestellt, ist das Malzeichen zwar nicht das Zahlungsmittel, aber es berechtigt zum Handel treiben. Im natürlichen Bereich muss ein Handwerker bei der Handwerkskammer registriert sein, um sein Handwerk legal ausüben zu können. Eine produzierende Firma muss beim Kartellamt eingetragen sein, wenn sie berechtigt sein will ihre Produkte zu verkaufen. Ähnliche Ordnungen gab es auch damals im Römischen Reich. Doch wie wir bereits oben feststellen konnten, bezieht sich der Ausschluss vom `kaufen oder verkaufen` nicht vordergründig auf den natürlichen Handel im bürgerlichen Alltag. Diese Formulierung nur auf den Handel mit materiellen Werten zu begrenzen, täte deutlichen Abbruch dem, was im Kontext der Offenbarung und des Neuen Testamentes und in der Geschichte zu beobachten ist. In der Gemeinde Laodizäa wurden in mehreren Bereichen die Prioritäten verschoben. Darum lässt Jesus der Gemeinde sagen: „Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest.“ (Offb 3,18). Klar, dass es sich hier nicht um das Kaufen von den genannten Kostbarkeiten im buchstäblichen Sinne handelt. Es geht um geistlich / göttliche Gaben, welche zum Preis von Verzicht auf materielle Luxusartikel zu bekommen sind. Aber diese Gemeinde rühmte sich mit ihrem natürlichen Reichtum, den sie mit viel Arbeit oder Handel erwirtschaftet hat. Passt hier nicht auch das Gebot von Jesus an seine Jünger: „Verkauft, was ihr habt, und gebt Almosen. Macht euch Geldbeutel, die nicht altern, einen Schatz, der niemals abnimmt, im Himmel, wo sich kein Dieb naht, und den keine Motten fressen.“ (Lk 12,33; Mt 6,20).

Auch das Gleichnis von dem Schatz im Acker und der kostbaren Perle unterstreicht diesen Gedankengang (Mt 13,44-46). Die erste Gemeindegeneration in Jerusalem hat die Aufforderung von Jesus anhand der Beispiele der Jünger sehr ernst genommen, indem viele von ihnen Häuser und Grundstücke zum wohl der Gemeinschaft verkauften (Apg 2,45). Bereits nach kurzer Zeit mussten viele der Gläubigen Jerusalem wegen Verfolgung verlassen.

Bei der Thematik „Kaufen oder Verkaufen“ ist für die Gläubigen wichtig, dass bei allem ihrem Tun, die Prinzipien des Reiches Gottes nicht verletzt werden (3Mose 19,36; Mt 20,13; 1Thes 4,6; 1Kor 6,1-7).

Der Kerngedanke bei den Einschränkungen im `Handel` in Offb 13,17 könnte wie folgt beschrieben werden: Menschen, welche sich nicht der Welt gleichstellen und nicht nach den in der Welt

vorherrschenden Prinzipien leben, schränken sich freiwillig und bewusst ein und werden auf verschiedene Weise benachteiligt.

· ausgeschlossen von dem sozialen Umfeld.

· In materieller Hinsicht durch Vertreibung oder Konfiszierung von Hab und Gut.

· Ausgeschlossen vom sozialem und gesellschaftlichem Aufstieg.

Beispiele aus der Schrift:

· Mose verlor alle seine Privilegien, weil er nicht mehr konform sein wollte mit dem in Ägypten herrschenden System (2Mose 2,9-10; Apg 7,22; Hebr 11,26-27).

· Weil der Prophet Jeremia sich der allgemeinen Sicht der Herrschenden in Jerusalem widersetzte, musste er auf sein Erbanteil im Lande Benjamin verzichten (Jer 3712ff).

· Den Gläubigen wird bescheinigt, dass sie mit Freuden den Raub (Verlust) ihrer Güter hingenommen haben (Hebr 10,34). Es könnte sich auch um die Geschwister handeln, welche nach dem Tod von Stephanus Jerusalem verlassen haben und entsprechend Güterlos wurden (Apg 8,1ff). Damit ging auch eine soziale und gesellschaftliche Ausgrenzung einher.

· Auch Paulus verlor seine Privilegien um Christi willen (Phil 3,1-7). Sogar als Gefangener weigerte er sich Schmiergelder an den amtierenden Statthalter Felix zu zahlen, wodurch er freigelassen worden wäre (Apg 24,26).

· Den Gläubigen in der Gemeinde Smyrna bescheinigt Jesus: „Ich kenne deine Armut“. Entweder kamen sie aus unteren sozialen Schichten, oder sie wurden arm um Christi willen. Dafür wertet Jesus ihren (geistlichen) Reichtum (Offb 2,8-9).

· Häufig wurden Gläubige im Laufe der Kirchengeschichte benachteiligt, weil sie sich den Politischen und religiösen Machenschaften widersetzten.

Der Ausdruck: “Die das Malzeichen nicht angenommen haben“, bedeutet, man kann es verweigern. Der falsche Prophet versucht auf verschiedene Weise dieses Malzeichen den Menschen aufzudrängen, doch die grammatische formen unseres Textes sprechen nicht von einem gewaltsamen Eingriff auf Stirn und Hand (Denken und Handeln). Trotzdem werden die Meisten es annehmen, aber die Verweigerer wird es einen hohen Preis kosten, denn die Benachteiligungen werden für das Bekenntnis zu Jesus nicht ausbleiben, doch die Treue wird belohnt werden .„Ich sage euch aber: Wer mich bekennt vor den Menschen, zu dem wird sich auch der Menschensohn bekennen vor den Engeln Gottes“ (Lk 12,8; Mt 10,32; Offb 20,4-5).

Dass sich ein Großteil der Menschen nach der Denk- und Handlungsweise dieser Welt (Malzeichen an Stirn oder Hand) richtet ist offensichtlich. Und in der Regel wird dabei auch der materielle Vorteil erstrebt.

Doch das Thema „kaufen oder verkaufen“ sollte auch unbedingt mit dem globalen Wirken der Hure Babylon gesehen und gedeutet werden. Daher beziehen wir die Aussagen in Offb 18 hier mit ein. In Offb 18,11ff wird mit dem endgültigen Fall der Stadt Babylon auch der Handel zum Erliegen kommen. So lesen wir dort: „Und die Kaufleute auf Erden werden weinen und Leid tragen um sie, weil ihre Ware niemand mehr kaufen wird.“ Die Liste der wertvollen Waren zählt 30 Gegenstände einschließlich menschlicher Seelen und Leiber. Es geht um die Waren, welche die Kaufleute durch Babylon mit Gewinn verkaufen konnten.

Auf was die Gläubigen freiwillig verzichteten oder ihnen vorenthalten wurde, wird denen vollständig genommen werden, die große Gewinne auf Kosten der Benachteiligten gemacht haben.

Schlussfolgerung: Wir erkannten die Parallelen in beiden Lagern, an beiden Fronten. So wie es eine Versiegelung im Herzen der Gläubigen gibt (ausgedrückt mit dem Bild der Versiegelung an der Stirn ), so gibt es auch ein deutlich erkennbares Zeichen in der Gesinnung und Handlung (ausgedrückt durch die Stirn oder Hand) bei denen, die auf der Seite des Tieres und des falschen Propheten stehen.

4.4 Das Lamm auf dem Berg Zion und mit ihm die 144 Tausend


Bibeltext: Offb 14,1-5)
Und ich sah: Und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm 144 000, die seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen. 2 Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen eines lauten Donners; und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfensängern, die auf ihren Harfen spielen. 3 Und sie singen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen als nur die 144 000, die von der Erde erkauft waren. 4 Diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind jungfräulich; diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht. Diese sind aus den Menschen als Erstlingsfrucht für Gott und das Lamm erkauft worden. 5 Und in ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden; sie sind untadelig. (Offb 14,1-5).
Wieder bekommt Johannes eine Vision zu sehen, doch erst durch das Hören versteht er diese Bildhafte Darstellung. Was dem Johannes als erstes ins Auge fällt ist das Lamm. Diesem Lamm begegneten wir bereits in Offb 5,6.8.12.13; 6,1; 7,17; 8,1 und es bildet nicht nur das Hauptthema der Offenbarung (Offb 1,1a) sondern der gesamten Schriftoffenbarung (Jes 53,4-8 mit Apg 7,32-34; Joh 1,29.36; 1Kor 5,7). Johannes sieht das Lamm stehend auf dem Berg Zion, ein Hinweis auf seine Auferstehung und seine Tätigkeit (Apg 7,56; Offb 2,1; 7,17).

Von welchem Berg Zion ist hier die Rede auf dem das Lamm steht?
Und ich sah: Und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion. (Offb 14,1a).
Es gibt auch hier hauptsächlich zwei Vorstellungen darüber, um welchen Berg Zion es sich hier handelt. Geht es um den natürlichen Hügel, auf dem ungefähr ein Jahrtausend Jahre der Tempel gestanden hatte oder ist darunter eine geistliche Bergeshöhe zu verstehen? Die folgenden Ausführungen sollen dazu beitragen, dass der Leser selbst zu einer begründeten Erkenntnis kommt.

Berg Zion – historischer Hintergrund
Berge sind Orte der Offenbarung und der Gerichte Gottes (Morija, Sinai, Karmel). Der Name Zion kommt in der Offenbarung einmal an dieser Stelle vor und ein anderes Mal in Offb 21,10 jedoch nicht namentlich genannt.
Insgesamt kommt er in der Bibel etwa 150 Mal vor. In den vielen Texten wird Zion als eine natürliche Bergeshöhebeschrieben. Dieser Berg lag nördlich der alten Jebusiterfestung und der späteren Davidstadt. Die erste Erwähnung des Berges Zion finden wir in 2Sam 24,16-24 obwohl er dort noch nicht den Namen Zion trägt. Dort lesen wir: “Als aber der Engel seine Hand ausstreckte über Jerusalem, um es zu verderben, reute den HERRN das Übel, und er sprach zum Engel, der das Verderben anrichtete im Volk: Es ist genug; lass nun deine Hand ab! Der Engel des HERRN aber war bei der Tenne Araunas, des Jebusiters. 17 Da aber David den Engel sah, der das Volk schlug, sprach er zum HERRN: Siehe, ich habe gesündigt, ich habe die Missetat getan; was haben diese Schafe getan? Lass deine Hand gegen mich und meines Vaters Haus sein! 18 Und Gad kam zu David an jenem Tage und sprach zu ihm: Geh hinauf und errichte dem HERRN einen Altar auf der Tenne Araunas, des Jebusiters. 19 Da ging David hinauf, wie Gad ihm gesagt und der HERR ihm geboten hatte. 20 Und als Arauna aufschaute, sah er den König mit seinen Knechten zu ihm herüberkommen und ging hinaus und fiel nieder vor dem König auf sein Angesicht zur Erde 21 und sprach: Warum kommt mein Herr, der König, zu seinem Knecht? David sprach: Um von dir die Tenne zu kaufen und dem HERRN einen Altar zu bauen, damit die Plage vom Volk weiche. 22 Aber Arauna sprach zu David: Mein Herr, der König, nehme und opfere, wie es ihm gefällt. Siehe, da sind die Rinder zum Brandopfer und auch die Dreschschlitten und das Geschirr der Rinder als Brennholz; 23 das alles gibt Arauna dem König. Und Arauna sprach zum König: Der HERR, dein Gott, sei dir gnädig. 24 Aber der König sprach zu Arauna: Nicht doch, sondern ich will dir’s abkaufen für seinen Preis; denn ich will dem HERRN, meinem Gott, nicht Brandopfer darbringen, die ich umsonst habe. So kaufte David die Tenne und die Rinder für fünfzig Schekel Silber. 25 Und David baute daselbst dem HERRN einen Altar und opferte Brandopfer und Dankopfer. Und der HERR wurde dem Land wieder gnädig, und die Plage wich von dem Volk Israel.“ Schon sehr auffällig, dass von diesem Berg aus ein Gericht Gottes über das Volk Israel ging wegen der Sünde des Königs David. In 1König 8,1 lesen wir: „Da versammelte der König Salomo zu sich die Ältesten in Israel, alle Häupter der Stämme und Obersten der Sippen in Israel nach Jerusalem, um die Lade des Bundes des HERRN heraufzubringen aus der Stadt Davids, das ist Zion.“ Die Stadt Davids befand sich im unteren Teil, bzw. südlichem Abhang des Berges Zion. Desweiteren lesen wir in 2Chr 3,1 „Und Salomo fing an, das Haus des HERRN zu bauen in Jerusalem auf dem Berge Morija, wo der HERR seinem Vater David erschienen war, an der Stätte, die David auf der Tenne Araunas, des Jebusiters, zubereitet hatte.“ Nach diesem Text scheint es sich um den Berg zu handeln, auf dem bereits etwa 1000 Jahre zuvor Abraham seinen Sohn Isaak als Opfer dargebracht hatte. Am häufigsten wird der Berg Zion in den Psalmen erwähnt und man muss sorgfältig lesen, welche Gedankenfülle jede einzelne Erwähnung in sich birgt. Zum ersten Mal wird er in Psalm 2,6 erwähnt: „Ich aber habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion.“ (vgl. dazu auch Ps 9,12; 14,7; 48,3.12.13; 50,2; 74,2; 76,3; 78,68; 84,8; 125,1; 132,13; 133,3).
Doch schon recht früh begann Gott anzukündigen, dass der Zionsberg wegen der Gottlosigkeit des Volkes verwüstet wird. So lesen wir in Jer 26,18: „Zur Zeit Hiskias, des Königs von Juda, war ein Prophet, Micha von Moreschet; der sprach zum ganzen Volk Juda: »So spricht der HERR Zebaoth: Zion wird wie ein Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zu Steinhaufen werden und der Berg des Tempels zu einer Höhe wilden Gestrüpps.« (Zitat aus Mi 3,12). Dies trat zweimal ein in der Geschichte Israels (586 v.Chr. und 70 n.Chr. ). Und bis heute ist der natürliche Berg Zion von Fremden besetzt und durch antigöttliche Denkmälern verunreinigt. Es ist aber auch ein Mahnmal an das jüdische Volk, sich dem geistlichen Zionsberg zuzuwenden und dem neuen Heiligtum, welches Christus aufgerichtet hat (Joh 2,19f; Apg 7,48).

Ferner wird die Bezeichnung Zion für die Einwohner von Jerusalem verwendet (Sach 9,9 mit Mt 21,5; Joh 12,15).

Als dritter, letzter und höchster Bezug ist der geistliche: Röm 9,33mit Bezug auf Jes 28,16; 11,26 mit Bezug zu Jes 59,20; Hebr 12,2223 mit Bezug auf Jes 11,1ff; 1Petr 2,6 mit Bezug auf Jes 28,16; Offb 14,1 mit Bezug auf Jes 35,10 und 51,11.

Gott verhieß in Sach 8,3 So spricht der HERR: Ich kehre wieder auf den Zion zurück und will zu Jerusalem wohnen, dass Jerusalem »Stadt der Treue« heißen soll und der Berg des HERRN Zebaoth »heiliger Berg«. Da diese Aussage in der Zeit des Baus von dem zweiten Tempel gemacht wurde, kann sie durchaus auch zunächst darauf bezogen werden. Sicher barg sie auch eine in der Zukunft liegende Perspektive. Denn die Prophetie in Sacharia 9,9 hat sich ja beim Einzug von Jesus in Jerusalem erfüllt. Die Prophetie: „Du, Tochter Zion, freue dich sehr und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.“
Erfülung: »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.« (Mt 21,5).

Jes 2,1-3: „Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen, und sagen: Kommt, lasst uns hinaufgehen zum Berg des HERRN, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.“ (vgl. dazu auch Joh 4,22-23).
Jes 28,16 Darum spricht Gott der HERR: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der fest gegründet ist. Wer glaubt, der flieht nicht.“ (vgl. dazu auch Röm 9,33; 1Petr 2,4-8).
Oder: Jes 59,20 Aber für Zion wird ein Erlöser kommen und für die in Jakob, die sich von der Sünde abwenden, spricht der HERR.“ Dies hat sich erfüllt mit dem Kommen von Jesus (Röm 11,26-27).
Dass diese Aussagen sich auf eine geistliche Höhe des Berges Zion beziehen, liegt auf der Hand.
Maßgebend ist, was Jesus über den Berg zion sagt: „Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. 20 Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll. 21 Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. 22 Ihr wisst nicht, was ihr anbetet; wir aber wissen, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. 23 Aber es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. 24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ (Joh 4,19-24).
Damit macht Jesus deutlich, dass der Berg Zion in Jerusalem auf dem der Tempel stand bereits zu seiner Zeit seine Bestimmung als Anbetungstätte beenden wird und es eiine neue geistliche Anbetungsmöglichkeit und Realität eingeführt wird – so ist der Wille des Vaters.

Diese Vision erinnert uns an die Vision aus Kapitel 7,1-17. So sind auch hier die Versiegelten am Ziel angekommen.

Nun gehen wir einer weiteren Frage nach. Wer sind die 144000 und wodurch sind sie gekennzeichnet?
Und ich sah: Und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm 144 000, die seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen. (Offb 14,1).
Gezeichnet an der Stirn ist dasselbe wie die Versiegelung durch den Heiligen Geist, wie wir es bereits in Offb 7,1-3 begründen konnten. Denn der Geist Gottes geht vom Vater und vom Sohn aus. Ähnliche Aussage macht Jesus im Schreiben an die Gemeinde in Sardes: “Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen.“ (Offb 3,12). Sie gehören zu Gottes Familie, denn auch schon bei der Wassertaufe sind sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft worden (Mt 28,19). Durch diese Zuordnung ist die Identitätsfrage geklärt.
Anmerkung: Es besteht offensichtlich eine gegensätzliche Parallele zu den Menschen, welche Das Malzeichen des Tieres an ihre Stirn und Hand angenommen haben. Denn damit gehören jene dem Tier hinter dem letztlich der Drache steht. Eine weitere und offensichtliche Gegensätzlichkeit besteht darin, dass der Drache auf dem Sand des Meeres steht, das Lamm jedoch auch dem Berg Zion (Fels-Berg).

Die Zahl 144000 ist offensichtlich symbolisch zu deuten und steht für alle Gläubigen aus Israel und den Nationen. Denn der Text macht deutlich, dass diese von der Erde und den Menschen für Gott erkauft wurden. Siehe auch die detaillierte Begründung im Teil 2.3 aus Kapitel 7,1-17.
Erinnern wir uns an die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten, wie sie anbetend niederfallen vor dem Thron und dem Lamm: „und sie sangen ein neues Lied: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen.“ (Offb 5,9). Sie bezeugen, dass die durch das Blut des Lammes erkauften Menschen aus „allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen „ bestehen.

Warum konnten andere dieses Lied nicht lernen?
Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen eines lauten Donners; und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfensängern, die auf ihren Harfen spielen. 3 Und sie singen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen als nur die 144 000, die von der Erde erkauft waren. (Offb 14,2-3).
Eine gewaltige Stimme hört Johannes, ähnlich wie ein Donnerrollen oder gewaltiges Wasserrauschen des Meeres (ähnlich auch in Offb 19,6). Ein weiterer Vergleich wird mit Harfenspielern gemacht. Dies ist etwas außergewöhnlich anmutiges (). Kitara ist der griechische Begriff dafür. Doch hat er wenig mut unserer heutigen Gitarre zu tun, ähnlich auch wie die heutige Harfe mit dem Musikinstrument zur Zeit Davids gemeinsames hatte.
Wem diese gewaltige Stimme zuzuordnen ist, schein auf den ersten Blick nicht so hanz eindeutig zu sein. Doch wahrscheinlich sind es die Schar der Erlösten, denn nur diese konnten das Lied lernen, weil sie die Erlösung erlebt haben.
Das Lied wurde gesungen rund im Kreis stehend, wobei den inneren Kreisen zugewandt (24 Älteste, vier Lebewesen, der Thron).
Niemand konnte das Lied lernen, sehr wahrscheinlich, weil sie Erlöste waren. Die Engel bedurften keiner Erlösung („ebr 2,16 Denn er nimmt sich nicht der Engel an, sondern der Kinder Abrahams nimmt er sich an“ Hebr 2,16().

Erkauft (agoraßo) dirch das Blut des Lammes (Mk 10,45).

Eine weitere wichtige Frage beschäftigt uns und zwar: Auf was bezieht sich die Bezeichnung Erstlinge?
4 Diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind jungfräulich; diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht. Diese sind aus den Menschen als Erstlingsfrucht für Gott und das Lamm erkauft worden. 5 Und in ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden; sie sind untadelig. (Offb 14,4-5).
Sie sind aus den Menschen für Gott und das Lamm erkauft als Erstlinge. Denken wir zunächst an die Erstgeborenen in Israel.
Textstellen zu Erstlingsfrucht:
Das Erstgeburtsrecht gründet sich auf den Erstgeborenen Christus!
Jesus ist der Erstgeborene (Offb 1,5).

Hebr 1,6 Und abermals, wenn er den Erstgeborenen einführt in die Welt, spricht er: »Und es sollen ihn alle Engel Gottes anbeten.«
Kol 1,15-17
Auch Israel (Jakob) wurde von Gott als „MeinErstgeborener Sohn“ (2Mose 4,24).
.
• 4Mose 4Mose 3,13:“Denn die Erstgeburten sind mein. An dem Tage, da ich alle Erstgeburt schlug in Ägyptenland, da heiligte ich mir alle Erstgeburt in Israel, Mensch und Vieh, dass sie mir gehören sollen, ich bin der Herr.“
• 4Mose 3,40: „Und der HERR sprach zu Mose: Zähle alle Erstgeburt, was männlich ist unter den Israeliten, einen Monat alt und darüber, und nimm die Zahl ihrer Namen auf.
• 4Mo 3,42 Und Mose zählte, wie ihm der HERR geboten hatte, alle Erstgeburt unter den Israeliten,
• 4Mo 8,17 Denn alle Erstgeburt unter den Israeliten gehört mir, von Menschen und Vieh. An dem Tage, da ich alle Erstgeburt in Ägyptenland schlug, heiligte ich sie mir


• 2Thess 2,13 Wir aber müssen Gott allezeit für euch danken, vom Herrn geliebte Brüder und Schwestern, dass Gott euch als Erstlinge erwählt hat zur Seligkeit in der Heiligung durch den Geist und im Glauben an die Wahrheit,
• Jak 1,18 Er hat uns geboren nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, damit wir die Erstlinge seiner Geschöpfe seien. Die Erstlingsschaft wird durch die Wiedergeburt erlangt.

• Die Gemeinde besteht nur aus Erstgeborenen. So lesen wir in Hebr 12,23: „und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind.“

Schlussfolgerung: Die Bezeichnungen Erstlinge und Erstgeborene werden nach obigen Textstellen als Synonyme verwendet. In der Gemeinde des Neuen Testamentes, welches nach Jer 31,31-34 von Jesus in Mt 26,26 gestiftet und mit seinem Tod besiegelt hatte gibt es nur Erstgeborene. Die Zahl 144000 steht für die Vollzahl dieser Erstlinge aus Israel und den Nationen. Denn der Text macht deutlich, dass diese von der Erde und den Menschen für Gott erkauft wurden.

Jungfräulichkeit ist natürlich nicht buchstäblich, sondern geistlich zu deuten. Sie haben sich nicht mit Götzendienst und zuchtlosem Treiben verunreinigt (2Kor 11,1-2; Offb 2,20; 3,4; 1Joh 5,21).

Röm 9,33 wie geschrieben steht (Jesaja 8,14; 28,16): »Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.«
Röm 11,26-28: wie geschrieben steht (Jesaja 59,20; Jeremia 31,33): »Es wird kommen aus Zion der Erlöser; der wird abwenden alle Gottlosigkeit von Jakob. 27 Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.« 28 Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach der Erwählung sind sie
1Petr 2,6 Darum steht in der Schrift (Jesaja 28,16): »So spricht Gott der HERR: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der fest gegründet ist. Wer glaubt, der flieht nicht.
Hebr 12,20-23: „…, sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu den vielen tausend Engeln und zur Festversammlung der Erstgeborenen.“

4.5 Die Ankündigung des Gerichtes: Zunächst kommt Babylon dran

So schreibt Johannes:
Und ich sah einen anderen Engel hoch oben am Himmel fliegen, der (ein) ewiges Evangelium hatte, um es denen zu verkündigen, die auf der Erde ansässig sind, und jeder Nation und jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk; 7 und er sprach mit lauter Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre! Denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen. Und betet den an, der den Himmel und die Erde und Meer und Wasserquellen gemacht hat! (Offb 14,6-7).
Etwas Ungewöhnliches geschieht hier. Eine ewige Frohbotschaft wird von einem Engel verkündigt, der hoch oben am Himmel fliegt. Gleichzeitig kündigt er auch die Stunde des Gerichtes an. Es ist keine Stunde von 60 Minuten, sondern der Beginn des Gerichts über alle gottfeindlichen Mächte, beginnend mit Babylon.
Aber auch das Gericht , bei dem alle Menschen vor den Menschensohn gestellt werden. Dem Endgericht gehen und gingen viele Gerichte Gottes voran. Doch hier ist vom Endgericht die Rede. Für die Beschreibung dieses Endgerichtes gibt es auch im Matthäusevangelium eine Parallele von Jesus in Gleichnisform (Mt 13,36-51).
8 Und ein anderer, zweiter Engel folgte und sprach: Gefallen, gefallen ist das große Babylon, das mit dem Wein seiner leidenschaftlichen Unzucht alle Nationen getränkt hat. (Offb 14,8).
Ein zweiter Engel verkündigt den Fall Babylons und was aus ihm geworden ist. Es sieht so aus, as Gott in seinem Gericht mit Babel anfängt. Hier geht es um den letzten und endgültigen Fall dieser großen Stadt und zwar im übertragenen Sinne und globaler Dimension. Doch schauen wir zunächst in die Geschichte zurück und erfahren Details über den Aufstieg und natürlichen Fall dieser bedeutenden Weltstadt der antike. Denn auch jener Fall wurde vorausgesagt. Der Prophet Jesaja sprach von dem Glanz Babylons und prophezeite seinen Niedergang (Jes 13,19-22; 14,4-21). Und in Jes. 21,9 heißt es: „Und er fing an und sprach: Gefallen, gefallen ist Babel und alle Götzenbilder seiner Götter sind zu Boden geschmettert.“
„Herunter, setze dich in den Staub, Jungfrau, du Tochter Babel! Setze dich auf die Erde, du Tochter der Chaldäer, da ist kein Thron mehr. Man wird dich nicht mehr nennen »Zarte und Verwöhnte«.“ (Jes 47,1).

Der historische Hintergrund der Stadt Babylon
Der Name dieser Stadt kommt in der Bibel 286 Mal vor. Dazu die vielen indirekten Hinweise auf diese Stadt. Schon allein diese Tatsache hebt die Bedeutung dieses Themas hervor. Zum ersten Mal lesen wir davon in 1Mose 10,10 und 11,1-9 (Turmbau zu Babel). Es ist die erste der vier genannten Städte im Zweitstromland. So heißt es von Nimrud: „Und der Anfang seines Reichs war Babel, Erech, Akkad und Kalne im Lande Schinar“ (1Mose 10,10). Damit wäre Babel die erste
Stadt welche nach der Sintflut erbaut wurde. Babylon ist die griechische Schreibweise. Unter Hammurabi (ca.18 Jh. v.Chr.) erlebte Babylon einen Aufschwung. Unter ihm wurden viele Götzentempel errichtet. Unter Nebukadnezar II 6ab 612 v.Sch.) wurde die Stadt prächtig ausgebaut (Dan. 4,27). In den Jahren 605, 597 und 586 führte Nebukadnezar die Juden für 70 Jahre in die babylonische Gefangenschaft. Kyrus der Perserkönig eroberte schließlich Babylon 539 v. Chr. Auch dies ist durch den Propheten Jesaja vorausgesagt worden: „Siehe, ich will die Meder gegen sie erwecken, die nicht Silber suchen oder nach Gold fragen, 18 sondern die jungen Männer mit Bogen erschießen und sich der Frucht des Leibes nicht erbarmen und die Kinder nicht schonen. 19 So soll Babel, das schönste unter den Königreichen, die herrliche Pracht der Chaldäer, zerstört werden von Gott wie Sodom und Gomorra.“ (Jes 13,17-19). Der Perserkönig Kyrus gestattete den Juden in ihr Land zurückzukehren. Alexander der Große (333 v. Chr.) wollte Babylon zur Hauptstadt seines Weltreiches machen. Unter den Römern spielte Babylon keine Rolle mehr im Weltgeschehen. Bereits um die Zeitenwende war Babylon verlassen.
Anfang des 20. Jh. wurden die Ruinen der Stadt unter der Leitung von Robert Koldewey entdeckt und teilweise ausgegraben. Aber bis heute ist diese Stadt (im Irak östlich des Euphrat) nicht mehr bwohnt worden. Damit erfüllte sich, was der Herr durch den Propheten Jeremia vorhergesagt hatte: „Wenn aber die siebzig Jahre um sind, will ich heimsuchen den König von Babel und jenes Volk, spricht der HERR, um ihrer Missetat willen, dazu das Land der Chaldäer und will es zur ewigen Wüste machen.“ (Jer 25,12; ähnlich auch in 51,37.64).
Wenn Petrus aus Babylon grüßen lässt, dann befand er sich eher in Rom (Italien) als in Mesopotamien (1Petr 5,13). Im Neuen Testament hat Babylon nur sinnbildliche Bedeutung.
Das alte Babylon ist längst zerstört und verwüstet,
das viel gefährlichere Babylon wird in den Herzen von stolzen und hochmütigen Menschen aufgebaut.
Es fällt auf, dass Jesus und Paulus den Begriff Babylon nirgendwo gebrauchen, aber vom Inhalt her viel darüber sprechen. Deshalb sind die in Betracht kommenden Aussagen des NT zu prüfen. Fortsetzung dieses Themas in Kapitel 17 und 18.

Und ein anderer, dritter Engel folgte ihnen und sprach mit lauter Stimme: Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und ein Malzeichen annimmt an seine Stirn oder an seine Hand, 10 so wird auch er trinken vom Wein des Grimmes Gottes, der unvermischt im Kelch seines Zornes bereitet ist; und er wird mit Feuer und Schwefel gequält werden vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. 11 Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier und sein Bild anbeten, und wenn jemand das Malzeichen seines Namens annimmt. (Offb 14,9-11).
Etwas fällt auf, nämlich: Die Anbetung des Tieres und die Annahme des Malzeichens wird mit Babylon in Zusammenhang gebracht. Denn nach der Beschreibung aus Offb 17 kooperieren diese beiden Machtgrößen miteinander (vgl. Offb 17,1-18 mit Offb 13,1-2).

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