DIE OFFENBARUNG JESU CHRISTI – TEIL 3

Teil 3: Das Lamm öffnet das siebte Siegel – die sieben Posaunengerichte und die Vollendung des Geheimnisses Gottes

Foto:

Einleitung zu den Posaunengerichten

Obwohl Kapitel 7 mit der vollendeten Gemeinde in der Herrlichkeit vor dem Thron Gottes endet, enthält das siebte Siegel noch weitere Informationen, welche in den Kapiteln 8 bis 22 enthalten sind.
Jesus will seinen Knechten noch viele wichtige Details mitteilen. Unter dem sieben Posaunen werden in verschiedenen Visionen und unter anderen Gesichtspunkten Gottes Gerichte über die Schöpfung und die Menschen geschildert. Im Rahmen der sechsten Posaune gibt es zwei Einschübe über die besondere Botschaft des starken Engels, sowie die zwei Zeugen, ihren Dienst, ihr Leiden und ihre Entrückung. Mit der siebten Posaune wird erneut das Ende, die Vollendung dieses Zeitalters eingeleitet (Offb 11,15-19). Die sieben Posaunengerichte werden sorgfältig und auf eine besondere Weise vorbereitet.
Und als es das siebente Siegel öffnete, entstand ein Schweigen im Himmel, etwa eine halbe Stunde. 2 Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen; und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben. 3 Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, und er hatte ein goldenes Räucherfass; und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er es für die Gebete aller Heiligen auf den goldenen Altar gebe, der vor dem Thron ist. 4 Und der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen auf aus der Hand des Engels vor Gott. 5 Und der Engel nahm das Räucherfass und füllte es von dem Feuer des Altars und warf es auf die Erde; und es geschahen Donner und Stimmen und Blitze und ein Erdbeben.“ (Offb 8,1-5).

Immer noch ist das Lamm in Aktion, es öffnet das siebte Siegel. Was als erstes geschieht, es geschieht nichts, oder doch? Es entstand eine Stille im Himmel bei einer halben Stunde. Für `Stille` steht im Griechischen das Wort `sig¢ – Schweigen` (Apg 12,17; 1Kor 14,28-30). Man könnte auch sagen, alle hielten den Atem an, alle schwiegen in der spannenden Erwartung dessen, was nun kommen wird. Zu der Stille wird immer wieder aufgerufen (2Mose 14,14: „Der Herr wird für euch streiten und ihr werdet still sein“; Ps 46,11: „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!“). Dieses Schweigen dauerte etwa eine halbe Stunde. Diese Zeitspanne im himmlischen Bereich ist nicht mit 30 Minuten zu bemessen. Es erinnert uns auch an das Verhalten der Kinder Israel vor der Einnahme der Stadt Jericho. Josua aber gebot dem Volk und sprach: Ihr sollt kein Kriegsgeschrei erheben noch eure Stimme hören lassen, noch soll ein Wort aus eurem Munde gehen bis auf den Tag, an dem ich zu euch sage: »Macht ein Kriegsgeschrei!« Dann sollt ihr das Kriegsgeschrei erheben.“ (Jos 6,10). Davon ableiten lässt sich, dass bevor Gott in Aktion tritt, muss alles und alle zunächst verstummen. So lesen wir in Hab 2,20: „Aber der HERR ist in seinem heiligen Tempel. Es sei stille vor ihm alle Welt!“

Von den sieben Engeln wird gesagt, dass sie vor Gott stehen und dass ihnen sieben Posaunen gegeben wurden. Aus der Geschichte Israels wissen wir bereits, dass Posaunen zu verschiedenen Zwecken geblasen wurden.
• 2Mose 19,16: Zum Schall der Posaune auf dem Berg Sinai.
• Jos 6,4-13: Sieben Priester trugen sieben Schofahörner (Posaunen)während der sieben Tage.
• Auch Jesus erwähnt Posaunen, ebenso Paulus (Mt 24,31; 1Tes 4,16; 1Kor 15,52).
Doch bevor diese sieben Engel mit ihren Gerichtsbotschaften beginnen, wird ein besonderer Dienst am goldenen Räucheraltar vollzogen.
Anmerkung: Wenn in der Offenbarung vom Altar gesprochen wird, dann werden wir an den übergoldeten Räucheraltar erinnert, welcher im vorderen Raum des Heiligtums stand. (2Mose 30,1.27; Lk 1,10-11). Doch hier ist es der goldene Altar, der seinen Standort im himmlischen Bereich hat und zwar unmittelbar vor dem Thron Gottes (Offb 5,8; 6,9; 8,3.5; 11,1; 14,18; 16,7). Die Gläubigen werden durch Gebet in die Entwicklung der Geschichte mit einbezogen (vgl. dazu Offb 5,8; Röm 8,26). Diese Gebete werden auf dem goldenen Altar mit den glühenden Kohlen vermengt und so steigt der Rauch (Wohlgeruch) zu Gott empor. Danach wird das Räuchergefäß mit den glühenden Kohlen auf die Erde ausgeschüttet. Gott reagiert, antwortet auf die Gebete der Heiligen mit Donner, Stimmen, Blitzen und (einem) Erdbeben. Ähnliches geschah auch in:
• (Offb 4,5: „Und von dem Thron gingen aus Blitze, Stimmen und Donner; und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Thron.“
• Offb 11,19: „es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und Erdbeben und ein großer Hagel.“
• ; Offb 16,18: „Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner, und es geschah ein großes Erdbeben, wie es noch nicht gewesen ist, seit Menschen auf Erden sind.“
• Bereits zur Zeit des AT lies Gott seine Stimme erschallen mit Donner und antwortete damit auf das Gebet (Opfer) von Samuel (1Sam 7,10; 12,18).
• Auf das Gebet von Elia: „Da fiel das Feuer des HERRN herab und fraß Brandopfer, Holz, Steine und Erde und leckte das Wasser auf im Graben.“ Anschließend werden die Priester des Baal gerichtet und das Volk anerkennt Gott als den Herrn. (1Kön 18,38).
• Auf das Gebet von Jesus antwortete Gott der Vater mit einer donnerähnlichen Stimme (Joh 12,28-29). Auffallend ist dabei was Jesus anschließend sagte: „Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt“.
Dass Jesus seine Nachfolger in das Reichgottesgeschehen mit einbezieht, wird in seinem Auftrag an die Jünger sehr deutlich. „Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ (Mt 6,9-10).
Weitere Ereignisse, die durch die Gebete der Gläubigen beeinflusst worden sind:
• Abraham bittet für Sodom, Lot wird gerettet vor der Vernichtung durch Feuer und Schwefel (1Mose 18-19).
• Auf das Gebet der Gemeinde in Jerusalem und am Pfingsttag sandte Gott den Heiligen Geist entsprechend der Verheißung, welche Jesus seinen Jüngern gegeben hatte (Apg 1,5; 1,13-2,4).
• Gebet der Gemeinde für Petrus und Gott sendet einen Engel und öffnet die Gefängnistore. Dies führt letztlich zum Gericht über Herodes Agrippa den Ersten (Apg 12,23).
• Nach dem Lobpreis des Paulus und Silas antwortet Gott mit einem großen Erdbeben, so dass die Gefängnistüren geöffnet werden (Apg 16,25ff). Dies hatte Auswirkungen für die Familie des Gefängniswärters, die Stadtbehörden und die neu entstandene Gemeinde.

Die ersten vier Posaunengerichte bilden in sich eine Gruppe, ähnlich wie auch die Vierergruppe der Reiter in Offb 6,1-8. Diese Gerichte werden über die Erde, das Meer, die Wasserquellen und schließlich die Himmelskörper ergehen (Offb 8,6-12). Diese Symbolischen Darstellungen können sowohl buchstäblich (materiell / physisch) als auch im übertragenen Sinne gedeutet werden. Dazu weisen die Posaunengerichte einige Parallelen auf zu den Schalen der Zornesgerichte aus Kapitel 16,1-9. Es entsteht der Eindruck, dass die Posaunengerichte aufeinander folgen. Die Aussage des durch den Himmel fliegenden Adlers legt dies nahe (Offb 8,13). Die Ähnlichkeiten zu den Bildern aus den Strafgerichten in Ägypten unterstützen diese Annahme. Doch es gibt keinerlei zeitlichen Anhaltspunkte, wann die Engel ihre Posaunen blasen und wie lange die jeweiligen Gerichte andauern werden (Ausnahme bildet das fünfte Posaunengericht). Daher wird es wohl eher um die Summe von Ereignissen gehen, welche durch die jeweiligen Symbole dargestellt werden. Doch alles was hier geschieht ist keineswegs losgelöst von den Ereignissen aus Kapitel 6 und steht ebenso in einem Zusammenhang mit den Ereignissen, welche später in Kapitel 12-20 beschrieben werden.
Anmerkung: Es entsteht der Eindruck, dass es zwischen den ersten vier Posaunengerichten und den vier Winden der Erde aus Kapitel 7,1 ein Zusammenhang besteht. Während jene noch zurückgehalten wurden, beginnen hier die Beschädigungen an der Schöpfung.

Und die sieben Engel, welche die sieben Posaunen hatten, machten sich bereit, um zu posaunen.“ (Offb 8,6).
Während beim Öffnen der Siegel die vier lebendigen Wesen in Aktion treten, werden bei den Posaunen sieben Engel einbezogen. Es scheint, dass es mehrere siebener Gruppen von Engeln gibt, welche verschiedene Dienste versehen (Offb 1,20; 15,1.6.8).

3.1 Und der erste Engel posaunte und es kam Feuer und Hagel mit Blut vermischt

Und der erste posaunte: und es kam Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, und wurde auf die Erde geworfen. Und der dritte Teil der Erde verbrannte, und der dritte Teil der Bäume ,verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte. (Offb 8,7).
Das Gericht durch die erste Posaune erstreckt sich auf den dritten Teil der Erde, den dritten Teil der Bäume und das gesamte grüne Gras. Erde und besonders Bäume und das Gras werden in den biblischen Texten sowohl buchstäblich als auch im übertragenen Sinne auf Menschen bezogen. Die drei genannten Elemente (Hagel, Feuer mit Blut vermengt) richten in ihrer Auswirkung Zerstörung und Verbrennungen an Natur mit Auswirkungen auf den Menschen.
• Hagel kommt in der Bibel 34 Mal vor und hat immer negative zerstörerische Auswirkungen. Er richtet meistens großen materiellen und physischen Schaden an. In der Offenbarung wird Hagel drei Mal (bzw. 4 Mal) genannt, ebenfalls als Gericht über das Land aber auch über Menschen (Offb 8,7; 11,19; 16,21).
• Feuer kommt in der Bibel nahezu 450 Mal vor und steht meistens für Zerstörung, Vernichtung oder Gericht. Doch in verschiedenen Texten steht Feuer auch in Beziehung zu Gott und gelegentlich auch als Element zur Läuterung. In der Offenbarung kommt Feuer als Strafgericht 12 Mal vor: 8,5.7; 9,17.18; 11,5; 14,10.18; 16,8; 17,16; 18,8; 20,9; 21,8. Doch wie wir sehen werden, ist das Element Feuer auf irgend eine Weise in allen vier ersten Posaunengerichten dabei.
• Blut kommt in der Offenbarung als Strafgericht 7 Mal vor: 8,7.8; 11,6; 14,20; 16,3.4.6.
Um einem Verständnis der Siegelgerichte näher zu kommen, schauen wir uns Texte an in denen Gott bereits zur alttestamentlicher Zeit diese und ähnliche Elemente eingesetzt hatte. In 2Mose 24,17 wird von ihm gesagt: „Und die Herrlichkeit des HERRN war anzusehen wie ein verzehrendes Feuer auf dem Gipfel des Berges vor den Augen der Israeliten.“ Und in 5Mose 4,24 heißt es von Gott: „Denn der HERR, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer und ein eifernder Gott.“ (Gott ist derselbe auch in neutestamentlicher Zeit Hebr 12,29). Und bereits in der Zeit der Patriarchen setzte der Herr verschiedene Gerichtselemente ein einschließlich Feuer.

Gerichte Gottes durch die Elemente Hagel und Feuer mit Blut
Der Einsatz dieser Elemente erinnert uns an die Plagen in Ägypten (2Mose 9,18-34). So lesen wir in 2Mose 9,23: „Da streckte Mose seinen Stab gen Himmel, und der HERR ließ donnern und hageln und Feuer schoss auf die Erde nieder. So ließ der HERR Hagel fallen auf Ägyptenland.“ Feuer steht da im Zusammenhang mit den zuckenden Blitzen, welche Feuer auslösten. Zu dieser Palette kam noch Blut hinzu (2Mose 7,19-21).
• So lesen wir von der zerstörenden Kraft des Hagels: „Und der Hagel erschlug in ganz Ägyptenland alles, was auf dem Felde war, Menschen und Vieh, und zerschlug alles Gewächs auf dem Felde und zerbrach alle Bäume auf dem Felde.“ (2Mose 9,25). Hier ist physisch / materieller Schaden den Menschen, den Vieh und dem Land zugefügt worden. Der Grund für diese Strafgerichte war: Auflehnung gegen die Autorität und Herrschaft Jahwe`s, sowie der Weigerung Pharaos das Volk Israel ziehen zu lassen. Gleichzeitig übte Gott Gericht an den Götzen Ägyptens.
An dieses Geschehen erinnert auch David in Psalm 18,14 und 105,32. In Psalm 78,48 lesen wir: „Er gab ihr Vieh dem Hagel preis und ihre Herden dem Wetterstrahl.“
• 4Mose 11,1-3: Gott straft das Volk mit Feuer in der Wüste (Tabeera): wegen ihres Murrens „Und das Volk wehklagte vor den Ohren des HERRN, dass es ihm schlecht gehe. Und als es der HERR hörte, entbrannte sein Zorn, und das Feuer des HERRN loderte auf unter ihnen und fraß am Rande des Lagers.“ Gott reagiert auf ähnliche Weise auch gegen die in seinem Volk, welche sich ihm mit Murren und Undankbarkeit entgegenstellen.
• Die Rotte des Korach lehnte sich gegen Gott und Mose auf. In 4Mose 26,10 lesen wir: „Und die Erde tat ihren Mund auf und verschlang sie mit Korach, während die Rotte starb, indem das Feuer zweihundertfünfzig Männer fraß und sie zum Zeichen wurden.“
• Hagel als lokales Strafgericht drohte Gott später dem Volk Israel wegen ihres Ungehorsams an: „Darum, so spricht Gott der HERR: Ich will einen Wirbelwind losbrechen lassen in meinem Grimm und einen Platzregen in meinem Zorn und Hagel wie Steine im Grimm, um alles zu vernichten.“ (Hes 13,13).
• Ähnlich auch im Rückblick durch Haggai 2,17: „Ich schlug euch mit Dürre, Getreidebrand und Hagel in all eurer Arbeit; doch keiner von euch hat sich zu mir bekehrt, spricht der HERR.“
• Joe 2,3: „Vor ihm her geht ein verzehrendes Feuer und hinter ihm eine brennende Flamme. Das Land ist vor ihm wie der Garten Eden, aber nach ihm wie eine wüste Einöde, und niemand wird ihm entgehen.“
• 5Mose 32,22: „Denn ein Feuer ist entbrannt durch meinen Zorn und wird brennen bis in die unterste Tiefe und wird verzehren das Land mit seinem Gewächs und wird anzünden die Grundfesten.“
• Von den Ammonitern spricht Gott in Hesekiel 21,37: „Du sollst dem Feuer zum Fraß werden, und dein Blut soll im Lande vergossen werden, und man wird nicht mehr an dich denken; denn ich, der HERR, habe es geredet.“
• Und im Blick auf das Endgericht sagt Gott voraus: „Denn der HERR wird durchs Feuer richten und durch sein Schwert alles Fleisch, und der vom HERRN Getöteten werden viele sein.“ (Jes 66,16).
All diese Texte sprechen von Gottes Gerichten die sich sowohl auf die Natur als auch auf Menschen erstrecken und zwar während der gesamten Geschichte.
Gegenüber den Siegeln ist hier eine Steigerung zu erkennen, weil es nun um den dritten Teil geht. Und diese Steigerung wirft auch neue Fragen auf.
Doch gegen Ende der Zeit wird durch die Schalengerichte des Zornes Gottes in sieben Schritten die gesamte Schöpfung betroffen sein (Offb 16). Im Endgericht wird Gott über Gog und Magog (Sammelbegriff für die Feinde des Volkes Gottes) all diese Elemente in vollem Maße ausschütten. So lesen wir in Hesekiel 38,22: „Und ich will ihn richten mit Pest und Blutvergießen und will regnen lassen Platzregen, Hagel wie Steine, Feuer und Schwefel über ihn und sein Heer und über die vielen Völker, die mit ihm sind.“ (vgl. auch Offb 20,7-9: „Und sie stiegen herauf auf die Ebene der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte sie.“).

Die Deutung des Elements Feuer im Übertragenen Sinne:
• Jes 33,14: „In Zion sind die Sünder erschrocken, Zittern hat die Heuchler befallen, und sie sprechen: »Wer ist unter uns, der bei verzehrendem Feuer wohnen kann? Wer ist unter uns, der bei ewiger Glut wohnen kann?«“
• Bereits in Jer 5,13-14 lesen wir: „Die Propheten werden zu Wind und Gottes Wort ist nicht in ihnen. So ergehe es ihnen selbst! Darum spricht der HERR, der Gott Zebaoth: Weil ihr solche Reden führt, siehe, so will ich meine Worte in deinem Mund zu Feuer machen und dieses Volk zu Holz, und es soll sie verzehren.“
• Diese Drohung erging damals zunächst an die falschen Propheten, aber auch an das Volk , dem der Herr jede Art von Götzendienst und zuchtlosem Verhalten vorwerfen musste. So wurde das Wort des Herrn in dem Mund des Propheten zu Feuer und seine Wirkung war verzehrend (vgl. dazu auch Offb 11,5). Dies entspricht auch der besonderen Wirkung des Wortes Gottes, wie in Jer 23,29 geschrieben steht: „Ist mein Wort nicht brennend wie Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?“ Und Jesus verspricht seinen Jüngern: „Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Widersacher nicht widerstehen noch widersprechen können.“ (Lk 21,15).

Was zerstört der Herr durch den Hagel im übertragenen Sinne?
• Die Gottlosen in Jerusalem sprechen: „Wir haben Lüge zu unsrer Zuflucht und Trug zu unserm Schutz gemacht. 16 Darum spricht Gott der HERR: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der fest gegründet ist. Wer glaubt, der flieht nicht. Und ich will das Recht zur Richtschnur und die Gerechtigkeit zur Waage machen. So wird Hagel die Zuflucht in der Lüge zerschlagen, und Wasser sollen den Schutz wegschwemmen.“ (Jes 28,15-17).In der Tat hat Jesus als der Eckstein durch sein kraftvolles Wort alle Lüge und Heuchelei entlarvt und zerstört (Lk 20,18; Röm 9,33; 1Petr 2,4-8).

Was meint Blut im übertragenen Sinne?
Blut ist ein großes Thema in der Bibel. Im Blut ist das Leben sowohl im physischen, als auch im übertragenen Sinne (3Mose 17,11; Joh 6,64 ). Blut wurde von Menschen vergossen. Die Zahl der getöteten Menschen geht in die Milliarden. Aber durch Blut geschieht auch Sühnung. Unzählige Tieropfer wurden in der Geschichte dargebracht als Vorbild für die kommende Sühnung durch das Opferlamm Gottes. In 1Joh 5,6: lesen wir: „Dieser ist’s, der gekommen ist durch Wasser und Blut, Jesus Christus; nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut; und der Geist ist’s, der das bezeugt, denn der Geist ist die Wahrheit.“ (dazu auch 1Joh 5,8). Das Opferblut von Jesus dient zur Sühnung, zur Vergebung der Sünden und damit zur Rettung (3Mose 17,11;). (1Joh 1,9; aber für die, welche Blut vergießen, dient es zur Strafe (Vergeltung), sie müssen es sozusagen trinken / auskosten (1Mose 4,10f; 9,5; Lk 11,51; Offb 16,6).

Wofür steht Gras im übertragenen Sinne?
„Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist auf der Erde. Und es geschah so.“ (1Mose 1,11-12.29). Doch die Fruchtbarkeit dieser Gewächse knüpfte Gott an Bedingungen (3Mose 26,1-20). Gras und Bäume haben neben ihrer natürlichen Bestimmung auch Bedeutung im übertragenen Sinne. Hier einige davon.
1. Es steht für die Vielzahl alles Lebendigen, auch der Menschen: Hi 5,25; Ps 72,16; Jes 44,4).
2. Es steht auch für die Vergänglichkeit alles Fleisches: Jes 40,6-7: „Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk!“ (vgl. dazu auch 1Petr 1,24-25;Jak 1,10; 2Kön 19,26; Hi 8,12; Ps 90,5; 102,5).
3. Es steht für die Vergänglichkeit der gottlosen: „Die Gottlosen grünen wie das Gras, / und die Übeltäter blühen alle – nur um vertilgt zu werden für immer!“ (Ps 92,8; 129,6; Jes 37,27; Jak 1,11).
Und die Vegetation wird vernichtet werden wegen der Gottlosigkeit der Menschen: (Jer 12,4). Und dies hat Auswirkungen nicht nur auf die Tierwelt, sondern letztlich auch auf den Menschen.

Wofür stehen Bäume im übertragenen Sinne?
Gott unterscheidet zwischen Bäumen, welche essbare Früchte tragen und den übrigen Bäumen des Feldes (5Mose 20,19-20
Androhung der Vernichtung der Vegetation bei Ungehorsam (5Mose 28,39-40).
• Menschen im Vergleich mit Bäumen: (Ri 9,7-15: Ölbaum, Feigenbaum, Weinstock).
• Jes 7,2: Menschen mit ängstlichen Herzen gleichen rauschenden Bäumen im Walde).
• Jes 61,3: „dass sie genannt werden »Bäume der Gerechtigkeit“.
• Hes 17,24: „Und alle Bäume auf dem Felde sollen erkennen, dass ich der HERR bin: Ich erniedrige den hohen Baum und erhöhe den niedrigen; ich lasse den grünen Baum verdorren und den dürren Baum lasse ich grünen. Ich, der HERR, rede es und tue es auch.“
• Weitere Stellen, in denen Menschen mit Bäumen verglichen werden: Hes 21,3; 30,5-9; Jak 1,12; Mt 3,10; 7,17; Lk 6,44).

Fragen zum Nachdenken
Wo und wie gab es Gottesgerichte mit Hagel und Feuer mit Blut vermischt sowohl im natürlichen als auch im übertragenen Sinne auf Menschen bezogen? Können wir die Vulkanausbrüche dazu zählen? Und wie ist es mit den Waldbränden, die es auch schon früher gab und die in den letzten Jahrzehnten vermehrt auftreten, leider auch oft durch menschliches Versagen und Habgier. Und wieviel Brandstiftung geschieht unter Menschen durch die Zunge, wenn sie von der Hölle entzündet ist (Jak 3,5). Und die Auswirkungen sind verheerend.

3.2 Und der zweite Engel posaunte und ein feuerflammender Berg fiel ins Meer

„Und der zweite Engel posaunte: Und etwas wie ein großer feuerflammender Berg wurde ins Meer geworfen; und der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut. Und es starb der dritte Teil der Geschöpfe im Meer, die Leben hatten, und der dritte Teil der Schiffe wurde zerstört.“ (Offb 8,8-9).
Auf den ersten Blick erinnert solch ein feuerflammender Berg an einen der gewaltigen Vulkanausbrüche der Geschichte, den Vesuv im Jahre 79 n.Chr. bei dem die beiden Städte Herkulanum und Pompeji verbrannt und verschüttet wurden. Die abfließende Lava löste im Golf von Neapel einen Tsunami aus, bei dem viele Schiffe zerstört wurden und Fische im Meer starben. Und in den darauf folgenden Jahrhunderten gab es hunderte weitere große Erdbeben mit gewaltigen Vulkanausbrüchen, welche große Zerstörungen an Land, im Meer und auch an Menschen angerichtet haben. Auf unserem Planeten werden etwa 1500 aktive Vulkane gezählt, von denen jährlich etwa 50 ausbrechen.
Im Text heißt es: „wie ein großer Berg mit Feuer brennend“. Dies erinnert uns auch an den Berg Gottes Sinai von dem es heißt, dass er mit Feuer brannte (2Mose 19,18; 5Mose 5,23; oder an die Vision in Daniel 2,35.45). Das vergleichende `wie` im Text macht deutlich, dass es sich nicht um einen buchstäblichen Berg handelt.
Es kann sich daher um eine Machtgröße handeln sowohl im menschlichen als auch geistlichen Bereich (Jes 2,3; Sach 4,7 ). Doch die Auswirkung, welche durch diesen Berg verursacht wurde ist enorm, ein Drittel der lebendigen Kreaturen und der Schiffe wurde vernichtet, bzw. zerstört.
Laut einer vorsichtigen Berechnung der Unterwasserforscher liegen auf dem Meeresgrund ungefähr 3 Millionen kleinere und größere Schiffe mit einem unermesslichen Wert an materiellen Gütern. Dadurch starben auch unzählig viele Menschen.
Schiffe kommen in der Bibel 56 Mal (Boote 51 Mal) vor und stehen für Handel, Personentransport, Kriegsführung und Fischerei.
• Schiffe für Handel und Personentransporte: 1Kön 9,26-27; 1Kön 10,11; 2Chr 8,18; 9,21; Hes 27,9; Offb 18,19; Apg 13,4; 16,26; 21,3; 27,10.37). Aktuell befahren tausende Schiffe die Weltmeere und befördern Menschen und Wahren in unermesslichem Umfang. Immer wieder kommt es auch dabei zu Katastrophen und Verlusten an Waren und Menschen. Nicht zu unterschätzen ist auch der Schaden an der Natur.
• Kriegsführung mit Hilfe der Schiffe: (Hi 9,26; 4Mose 24,24; Dan 11,30). Die Geschichte kennt unzählige Kriegshandlungen durch Flottenverbände. Und besonders in den letzten Jahrhunderten nahmen die Kriegshandlungen auf dem Meer zu mit entsprechenden dramatischen Folgen.
• Schiffe kommen in Gefahr, werden zerstört oder vernichtet wegen dem Übermut und Ungehorsam der Menschen: Ps 48,9; 2Chr 20,36-37; Jona 1,3-5; Offb 8,9; 18,19). Hier ist besonders der Aspekt betont, dass Gottmenschliches Unternehmen wegen ihres Übermuts und Stolzes zerstört. Auch dazu gibt es in neuerer Zeit zahlreiche Beispiele.
• Schiffe (Boote) für Fischerei und Personenbeförderung (Mt 4,21-22; 8,23-24; Joh 6,22).

Fische im natürlichen Sinne
Das Fischsterben in Ägypten war ein spürbarer Einschnitt in die Versorgung der Menschen des Landes: „Darum spricht der HERR: Daran sollst du erfahren, dass ich der HERR bin: Siehe, ich will mit dem Stabe, den ich in meiner Hand habe, auf das Wasser schlagen, das im Nil ist, und es soll in Blut verwandelt werden. 18 Die Fische im Strom werden sterben, und der Strom wird stinken. Und die Ägypter wird es ekeln, das Wasser aus dem Nil zu trinken.“ (2Mose 7,17-18). Fische aus dem Nil bildeten einen wertvollen Anteil an der Versorgung der Bevölkerung des Landes. Die Evangelien bestätigen den erheblichen Versorgungsanteil aus dem Meer in Israel zur Zeit von Jesus. Auch heute machen Fische einen erheblichen Teil der Nahrungsmittel für Menschen aus.
Fazit: Durch den Eingriff in diesen Bereich wird den Menschen ein Drittel ihrer Lebensgrundlage weggenommen. Doch immer sind Menschen betroffen, auch bei den Eingriffen in die Natur.

Fische im übertragenen Sinne
In Hesekiel 29,3-9 gibt es einen ungewöhnlichen Vergleich zwischen den Lebewesen des Nil und dem Pharao samt seinem Volk. „Rede und sprich: : „So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an dich, Pharao, du König von Ägypten, du großer Drache, der in seinem Strom liegt und spricht: »Der Nil ist mein und ich habe ihn mir gemacht.« 4 Aber ich will dir Haken ins Maul legen und die Fische in deinem Strom an deine Schuppen hängen und will dich aus deinem Strom herausziehen samt allen Fischen in deinem Strom, die an deinen Schuppen hängen. 5 Ich will dich und alle Fische aus deinem Strom in die Wüste werfen; du wirst aufs Land fallen und nicht wieder aufgelesen und gesammelt werden, sondern ich gebe dich den Tieren auf dem Land und den Vögeln des Himmels zum Fraß. 6 Und alle, die in Ägypten wohnen, sollen erfahren, dass ich der HERR bin. Weil du dem Hause Israel ein Rohrstab gewesen bist – 7 wenn sie dich mit der Hand anfassten, so brachst du und stachst sie in die Seite; und wenn sie sich auf dich lehnten, so brachst du entzwei und alle Hüften wankten –, 8 darum, so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will das Schwert über dich kommen lassen und Menschen und Vieh in dir ausrotten. 9 Und Ägyptenland soll zur Wüste und Öde werden, und sie sollen erfahren, dass ich der HERR bin.“
Ja, die Lebewesen im Wasser können durchaus als Anschauungsmaterial für Menschen in Betracht gezogen werden, wie auch das Gleichnis vom Schleppnetz deutlich macht. So sagte Jesus: „Wiederum gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen wurde und Fische aller Art fing. 48 Als es voll war, zogen sie es heraus an das Ufer, setzten sich und lasen die guten in Gefäße zusammen, aber die schlechten warfen sie weg. 49 So wird es auch am Ende der Welt gehen: Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden 50 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappern. 51 Habt ihr das alles verstanden?“ (Mt 13,47-51).

Was ist hier mit dem Blut gemeint?
Zunächst erinnert es uns an das Strafgericht Gottes in Ägyptenland 2Mose 7,19-21: Und der HERR sprach zu Mose: Sage Aaron: Nimm deinen Stab und recke deine Hand aus über die Wasser in Ägypten, über ihre Ströme und Kanäle und Sümpfe und über alle Wasserstellen, dass sie zu Blut werden, und es sei Blut in ganz Ägyptenland, selbst in den hölzernen und steinernen Gefäßen. Und die Fische im Strom starben und der Strom wurde stinkend, sodass die Ägypter das Wasser aus dem Nil nicht trinken konnten; und es war Blut in ganz Ägyptenland.“ (vgl. mit Ps 78,44). Besteht zwischen diesem Strafgericht und der Tötung der Knaben der Israeliten ein Zusammenhang? (2Mose 1,22: „die Töchter lasst leben aber die Knaben werft in den Nil“). Dazu gibt es deutliche Parallelen zu den Zornschalen aus Offenbarung 16,1-9: „Und der zweite goss aus seine Schale ins Meer; und es wurde zu Blut wie von einem Toten, und alle lebendigen Wesen im Meer starben.“ (Offb 16,6). Während es bei den Posaunengerichten nur der dritte Teil zu Schaden kam, ist hier die totale Vernichtung die Folge des Schalengerichtes Gottes. In dem dritten Zorngericht gibt es eine Erklärung zum Blut (Offb 16,4-7: „Und der dritte goss aus seine Schale in die Wasserströme und in die Wasserquellen; und es wurde Blut. 5 Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Gerecht bist du, der du bist und der du warst, du Heiliger, dass du dieses Urteil gesprochen hast; 6 denn sie haben das Blut der Heiligen und der Propheten vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; sie sind’s wert. 7 Und ich hörte den Altar sagen: Ja, Herr, allmächtiger Gott, deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht.“
Gott vergilt mit dem, was sie vergossen haben, sie müssen auskosten, erleiden, was es heißt Menschen das Leben zu nehmen. Dies sieht nach einem göttlichen Prinzip aus, denn was der Mensch sät, wird er ernten. Wer das Schwert nimmt, kommt durchs Schwert um. In diesem Sinne könnte auch die Vergeltungsaktion an den Menschen aus Offb 8,7 gedeutet werden. Weitere Stellen zu dieser Vergeltung, welche denen droht, die Blut vergießen: (1Mose 9,5-6; 41,22; Jos 2,19; 1Kön 2,33; 2Kön 9,7; Mt 27,25).
Jesus sagte der bösen Menschenart in Israel: „auf dass über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, vom Blut Abels, des Gerechten, bis zum Blut Secharjas, des Sohnes Berechjas, den ihr getötet habt zwischen Tempel und Altar.“ (Mt 23,35; „Ja, ich sage euch: Es wird gefordert werden von diesem Geschlecht (dieser Art).“ Lk 11,51).
Sowohl die Erde als auch das Meer sind von Blut getränkt und dies wird der gerechte Richter von den Verantwortlichen fordern. Zu allen Zeiten ist Blut vergossen worden auf dieser Erde (im Meer) doch das Maß des Blutes welches im 20. Jh. vergossen wurde, übertraf alles bis dahin geschehene. Aber was letztlich die Deutung dieses Posaunengerichtes im Detail betrifft und was in der Zukunft noch aussteht oder in welchem Zeitraum es sich erfüllt, darüber ist vorerst Zurückhaltung angebracht. Schauen wir uns zunächst die weiteren Posaunengerichte an.

3.3 Und der dritte Engel posaunte und es fiel vom Himmel ein großer Stern

Und der dritte Engel posaunte: Und es fiel vom Himmel ein großer Stern, brennend wie eine Fackel, und er fiel auf den dritten Teil der Ströme und auf die Wasserquellen. 11 Und der Name des Sternes heißt „Wermut“; und der dritte Teil der Wasser wurde zu Wermut, und viele der Menschen starben von den Wassern, weil sie bitter gemacht waren. (Offb 8,10-11).
Was versinnbildlicht dieser große Stern brennend wie eine Fackel? Wenn Sterne vom Himmel fallen, dann ist Unheil im Verzug (Offb 6,13: „Sterne fielen auf die Erde wie wenn ein Feigenbaum, der seine Feigen abwirft“). Oder der Stern aus Offb 9,1 der auch Unheil über die Menschen bringt. Es ist vielleicht auch daran zu denken, dass fallende Sterne ihre Position aufgeben und damit ihrer Bestimmung nicht mehr gerecht werden, sie richten nur noch Schaden an. Durch ihren Fall glühen sie und ihr Aufprall ist verheerend. Ist dabei vielleicht auch an Menschen oder menschliche Einrichtungen zu denken, welche ihrer Bestimmung und Berufung untreu geworden sind, wie im Falle des Königs (Dynastie) von Babylon: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern!“ (Jes 14,12; vgl. dazu auch Hes 28: König von Tyrus).
Hier brennt der Stern wie eine Fackel, dazu wird präzisiert. dass dieser Stern vom Himmel herab auf den dritten Teil der Flüsse und Wasserquellen fiel. Es handelt sich um eine gezielte Einschränkung der Trinkwasservorräte, die für die Menschen lebenswichtig sind. Dieser Stern wird Wermut genannt. Wermut ist eine Pflanze, deren bittere Substanz in kleineren Mengen in verschiedenen Bereichen verwendet wird. Doch enthält die Wermutpflanze auch eine Giftsubstanz `Thujon` die hoch dosiert für den Menschen gefährlich ist. Darum wird sie auch mit Gift in Zusammenhang gebracht. Der gr. Begriff dazu ist `apsinthos`. Die Auswirkung davon war: Die Wasser wurden bitter, gr. `epikranth¢san`. Hier Texte zu Wermut und Bitterkeit im wörtlichen und auch übertragenem Sinne:
• 2Mose 15,23: „Da kamen sie nach Mara; aber sie konnten das Wasser von Mara nicht trinken, denn es war sehr bitter. Daher nannte man den Ort Mara.“ Der Kontext lässt den Schluss zu, dass der Genuss dieses Wassers zu Krankheiten geführt hätte. Die Lektion Gottes an das Volk ist sehr klar: „Wirst du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchen und tun, was recht ist vor ihm, und merken auf seine Gebote und halten alle seine Gesetze, so will ich dir keine der Krankheiten auferlegen, die ich den Ägyptern auferlegt habe; denn ich bin der Herr dein Arzt“ (2Mose 15,26-27).
• 5Mose 29,17: „Lasst ja nicht einen Mann oder eine Frau, ein Geschlecht oder einen Stamm unter euch sein, dessen Herz sich heute abwendet von dem HERRN, unserm Gott, dass jemand hingehe und diene den Göttern dieser Völker. Lasst unter euch nicht eine Wurzel aufwachsen, die da Gift und Wermut hervorbringt.“ Gift und Wermut sind hier als Bestandteile der Wermutpflanze im übertragenen Sinne gemeint. Und sie machen auch den Zusammenhang mit Götzendienst deutlich. Der Stamm Dan (aber auch Ephraim) hat wesentlichen Anteil an der Einführung des Götzendienstes in Israel mit gravierenden negativen Folgen auch für die nachfolgenden Generationen (Ri 17).
• Spr 5,3-4: „Denn die Lippen der fremden Frau sind süß wie Honigseim, und ihre Kehle ist glatter als Öl, hernach aber ist sie bitter wie Wermut und scharf wie ein zweischneidiges Schwert.“ Hier ist der Sinn eindeutig, es geht um die Verführung zur Unzucht mit all den bitteren Folgen.
• Amos 5,7: „die ihr das Recht in Wermut verwandelt und die Gerechtigkeit zu Boden gestoßen habt.“ Dann fügt er noch ein Bild hinzu: „Wer kann auf Felsen mit Rossen rennen oder mit Rindern das Meer pflügen?“ Doch ihr wandelt das Recht in Gift und die Frucht der Gerechtigkeit in Wermut.“ (Amos 6,12). Die Gesetzlosigkeit führt zur totalen Unvernunft. Und die Folgen bleiben nicht aus.
• Jer 9,14: „darum spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels: Siehe, ich will dies Volk mit Wermut speisen und mit Gift tränken.“ Ähnliches droht Gott auch den falschen Propheten an: „Darum spricht der HERR Zebaoth über die Propheten: Siehe, ich will sie mit Wermut speisen und mit Gift tränken; denn von den Propheten Jerusalems geht Ruchlosigkeit aus ins ganze Land.“ (Jer 23,15). Die Ruchlosigkeit der falschen Propheten ist gleich Wermut. Durch ihren Einfluss haben sie das Volk innerlich vergiftet. Und der Herr lässt sie ernten, was sie gesät haben.
Anmerkung: Doch auch die Gerechten müssen oft mit leiden wegen der Ungerechtigkeit der Gottlosen. So lesen wir in den Klageliedern Jeremias: „Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt und mit Wermut getränkt.“ (3,15). Oder: „Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Bitterkeit getränkt bin!“ (Kla 3,19). Der Prophet leidet mit, ohne selbst schuldig geworden zu sein. Das leiden wegen der Gerechtigkeit gehört zum Leben in der Nachfolge Jesu.
Auch bei dieser Plage war nur der dritte Teil der Flüsse und Wasserquellen betroffen. Sie wurden Bitter (giftig) gleich Wermut. Wenn wir zunächst an die ganz natürliche Verschmutzung der Trinkwasserreserven denken, stellen wir fest welch gravierende Auswirkungen dies auf die Menschen hat. Viele Menschen starben von den bitteren Wassern. Und diese Texte erhellen auch die symbolhafte Darstellung des dritten Posaunengerichtes. Die reinen Wasserquellen des lebendigen Wortes Gottes werden durch verschiedene Religionen und Ideologien vergiftet zum Schaden vieler Menschen. Und diese Vergiftung durch gravierende Irrlehren macht auch nicht Halt im christlichen Lager. Ja, mit welchen Auswirkungen ist zu rechnen, wenn sich diese Entwicklungen im geistigen Bereich durchsetzen werden? was ist erst, wenn Gott ihnen die Kraft des Irrtums schickt (2Thes 2,11; Röm 1,24). Diese Teilgerichte gehen dem Endgericht voraus und daher können sie als Warnungen Gottes gesehen werden.

3.4 Und der vierte Engel posaunte und es wurde geschlagen der dritte Teil der Himmelskörper

Und der vierte Engel posaunte: Und es wurde geschlagen der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, so dass der dritte Teil von ihnen verfinstert wurde und der Tag seinen dritten Teil kein Licht hatte und ebenso die Nacht.“ (Offb 8,12).
„Es wurde geschlagen“, der dritte Teil der himmlischen Leuchtkörper mit Finsternis. Auffallend ist bei diesem Posaunengericht, dass nichts konkretes über die Folgen solcher Verfinsterung gesagt wurde. Dies lässt Raum für verschiedene Überlegungen. Darum ist ein gewisses Maß an Zurückhaltung bei dem Versuch einer Interpretation geboten.Die Himmelskörper schuf Gott ursprünglich zu bestimmten Zwecken: „Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht. Sie seien Zeichen für Zeiten, Tage und Jahre. und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war.“ (1Mose 1,14-18). Ihre Zweckbestimmung ist:
• Dass sie scheinen auf die Erde. Sie stehen im Bezug zu der Erde und sind auf diese ausgerichtet. Die Erde ist von den Leuchtkörpern abhängig. Was wären die natürlichen Folgen bei deren teilweisem Ausfall?
• Die da scheiden Tag und Nacht: Ihre Funktion ist unter anderem auch die Trennung von Licht und Finsternis. Was passiert, en diese Funktion eingeschränkt wird?
• Sie seien Zeichen für Zeiten, Tage und Jahre: Was für Folgen hätte ein teilweiser Ausfall auf den Jahresverlauf?
Hat Gott nicht gesagt: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1Mose 8,22). Warum denn diese Einschränkung in der Offenbarung 8,12 und wie ist sie zu verstehen?
Wir haben eine gewisse Parallele in der vierten Zornesschale aus Kapitel 16,8 doch dort ist nur die Sonne erwähnt und zwar als sengende Hitze. Hier jedoch wird den Menschen etwas Wesentliches entzogen, wenn auch nur teilweise. Auf was bezieht sich das 1/3 Verfinsterung? Wir fragen, wo in der Schrift gibt es zu diesem Phänomen Parallelen oder ähnliche Erscheinungen?
• In der Zeit des Volkes Israel in Ägypten (2Mose 10,21ff). Die Plage der Finsternis dauerte drei Tage. Sie war partiell und erstreckte sich nur auf das Land Ägypten.
• In der Zeit und im Zusammenhang mit dem Sterben von Jesus trat eine Finsternis ein über das Land für drei Stunden (Mt 27,45; Mk 15,33; Lk 23,44-45).
• In der Voraussage von Jesus: „Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, …“ (Lk 21,25). Diese angekündigten Zeichen könnten im Zusammenhang der Geschehnisse aus Offb 8,12; 9,1-2; 16,8 stehen. Doch diese Zeichen sind noch nicht das totale Erlöschen aller Himmelskörper, wovon Jesus erst in Lk 21,26-27 spricht (dazu auch Mt 24,29; Mk 13,24). Nach dieser Überlegung läge die Erfüllung noch in der Zukunft. Doch Vorsicht! Denn dies könnte zu der Annahme führen, dass die Ankunft des Menschensohnes noch nicht bevorsteht.
Und wo gibt es Hinweise für eine Deutung im übertragenen Sinne?
• Amos 8,9: „Zur selben Zeit werde ich die Sonne am Mittag untergehen und das Land am hellen Tage finster werden lassen.“ Auf wen ist es bezogen und was bedeutet dies? Der Kontext des Kapitels gibt die Erklärung zu dieser Strafandrohung Gottes über das Nordreich Israel.
• Hes 32,7-8: „Und wenn du ganz dahin bist, so will ich den Himmel verhüllen und seine Sterne verfinstern und die Sonne mit Wolken überziehen, und der Mond soll nicht scheinen. Alle Lichter am Himmel lasse ich über dir dunkel werden und bringe eine Finsternis über dein Land, spricht Gott der HERR.“ Und wer ist hier gemeint? Der Kontext des gesamten Kapitels spricht vom Untergang Ägyptens.
• Micha 3,6 „Darum kommt Nacht über euch statt Gesicht und Finsternis statt Wahrsagung. Die Sonne soll über den Propheten untergehen und der Tag über ihnen finster werden.“ Auch hier macht der Kontext deutlich, was mit der Verfinsterung gemeint ist. Wegen der Bosheit Israels und Judas kommt das Gericht über sie mit Verfinsterung der Sinne bei den (falschen) Propheten.
• Jer 15,9: „Die sieben Kinder hatte, welkte dahin; sie hauchte ihr Leben aus. Ihre Sonne ging unter am hellen Tag; sie fiel in Schande und Schmach. Und was von ihnen übrig ist, will ich dem Schwert hingeben vor ihren Feinden, spricht der HERR.“ Auch hier hat der Herr beschlossen, das Gericht über Juda kommen zu lassen mit all den schrecklichen Folgen.
• Dem gegenüber gibt Gott den Gerechten die Verheißung: „Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln.“ (Mal 3,20).
• Jesus zitiert aus Jesaja 6,9-10: „er hat ihre Augen verblendet“ (Joh 12,40); Röm 1,20-21: Darum hat Gott sie auch hingegeben“;
• Eph 4,18: „Ihr Verstand ist verfinstert, und sie sind entfremdet dem Leben, das aus Gott ist“.
• 2Thess 2,11: „Und darum sendet ihnen Gott die Macht der Verführung, dass sie der Lüge glauben“.
Geistliches Licht wird entzogen, dadurch breitet sich geistige Finsternis mehr aus.
Erkenntnis und Unterscheidungsvermögen wird eingeschränkt, dadurch breitet sich die Gesetzlosigkeit aus mit entsprechenden gravierenden Folgen.

Überleitung zu den letzten drei Posaunengerichten
Und ich sah: Und ich hörte einen Adler hoch oben am Himmel fliegen und mit lauter Stimme sagen: Wehe, wehe, wehe denen, die auf der Erde wohnen, wegen der übrigen Stimmen der Posaune der drei Engel, die posaunen werden! (Offb 8,13).
Johannes sieht und hört, er hat eine Audiovision. Aber wen versinnbildlicht der Adler, welcher hoch am Himmel fliegt? Warum kündigt er noch drei Wehen an?
Anmerkung: Es handelt sich durchaus um einen himmlischen Boten, daher übersetzen Einige gleich mit Engel. Doch macht es Sinn über die Charakterzüge und Verhaltensweisen dieses großartigen Vogels nachzudenken. Die dafür verwendete griechische Bezeichnung `aetos` ist an dieser Stelle nicht willkürlich verwendet worden. Bereits durch die Beschreibungen in Offb 4,7 und Hes 1,10 aber auch Ps 103,5; 5Mose 32,11; Jes 40,31 haben wir ein positives Bild von Adlern bekommen. Doch er wird auch angeführt, um die Schnelligkeit eines Gerichtes zu veranschaulichen. (5Mose 28,49; Jes 46,11; Jer 48,40). Dieser Adler spricht drei Weherufe aus. Dieses dreimalige Wehe ist einmalig in der Bibel. Es ist ein klarer Hinweis auf die drei folgenden Posaunengerichte. Diese Wehe-Rufe künden Schlimmeres an als bis jetzt geschehen war. Sie sind also nichts neues in der Geschichte, sie gab es bereits zur Zeit des Alten Testaments. Wehe-Rufe kommen mehr als 200 Mal vor in der Schrift. Sie sind vielseitig in ihren Inhalten. Doch wenn sie von Gott ausgesprochen werden, sind sie Ausdruck seines Missfallens über das sündige Verhalten der Menschen, verbunden mit einer offensichtlichen Androhung der Vergeltung durch vorläufiges oder auch Endgericht. Hier einige Stellen: Jes 1,4; 1,24; 3,9-11; 10,ff; 66,4; Jer 50,27; Hes 6,11; 24,6. Sie erinnern uns auch an die Wehe-Rufe von Jesus, der bereits:
• über die Reichen, Lachenden und Satten aussprach (Lk 6,24-25).
• damals Gericht über die unbußfertigen Städte voraussagte (Mt 10,15; 11,21).
• Über die Menschen, welche anderen einen Fallstrick legen (Lk 17,1).
• Oder an die sieben Wehe-Rufe über die theologische Elite Israels (Mt 23,13-29).
• Ebenso über den Verräter Judas (Mt 26,24).
• Jesus sagt Wehe und große Not voraus für das jüdische Volk während der Belagerung von Jerusalem (Lk 21,20-24).
• Es erinnert uns auch an die Endzeitreden von Jesus als er vom Anfang der Wehen spricht (Mt 24,8; Mk 13,8).
• Doch auch die Apostel sprachen von Wehen über bestimmte Menschen oder Gruppen von Menschen (Jak 1,11; 1Tim 6,10). Weitere Stellen in der Offb: 12,12; 16,10.16.
Aufschlussreich ist die Aussage des Ap. Petrus in 1Petr 4,17: „Denn die Zeit ist da, dass das Gericht beginnt bei dem Hause Gottes. Wenn aber zuerst bei uns, was wird es für ein Ende nehmen mit denen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben?“
Und die Wehe-Rufe des Adlers kündet schwere Zeiten an, welche über die Menschen kommen werden die auf Erden wohnen. Offensichtlich ist, dass bei den meisten Wehe-Rufen es sich nur um die Menschen handelt, welche sich gegen Gott auflehnen. Ausdrücklich heißt es hier, dass die Menschen betroffen sein werden, welche `auf der Erde wohnen`. Diese Formulierung in der Offenbarung kommt zwölf Mal vor und dabei sind in elf Stellen immer nur die Menschen gemeint, welche sich gegen Gott auflehnen, bzw. deren Bürgertum nur hier auf Erden ist. Es geht um die Menschen, welche keinen Anteil haben am Bürgerrecht im Himmel, im Gegensatz zu den Gläubigen an Jesus Christus (Lk 10,20; Kol 1,13; 3,1; Phil 3,20; 4,3; Eph 2,12).
• Offb 3,10:„Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen.“
• Offb 6,10: „Und sie schrien mit großer Stimme: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?“
• Offb 8,13: „Und ich sah, und ich hörte, wie ein Adler mitten durch den Himmel flog und sagte mit großer Stimme: Weh, weh, weh denen, die auf Erden wohnen wegen der anderen Posaunenstöße der drei Engel, die noch blasen sollen.“
• Offb 11,10: „Und die auf Erden wohnen, freuen sich darüber und sind fröhlich und werden einander Geschenke senden; denn diese zwei Propheten hatten gequält, die auf Erden wohnten.“
• Offb 13,8: „Und alle, die auf Erden wohnen, werden ihn anbeten, alle, deren Namen nicht vom Anfang der Welt an geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes, das geschlachtet ist.“
• Offb 13,12: „Und es übt alle Macht des ersten Tieres aus vor seinen Augen und es macht, dass die Erde und die darauf wohnen, das erste Tier anbeten, dessen tödliche Wunde heil geworden war.“
• Offb 13,14: „und es verführt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen, die zu tun vor den Augen des Tieres ihm Macht gegeben ist; und sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war.“
• fOffb 14,6: „Und ich sah einen andern Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern.“ Bei dieser Aussage ist es nicht eindeutig, ob es nur um Ungläubige geht.
• Offb 17,2: „mit der die Könige auf Erden Hurerei getrieben haben; und die auf Erden wohnen, sind betrunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei.“
• Offb 17,8: „Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist jetzt nicht und wird wieder aufsteigen aus dem Abgrund und in die Verdammnis fahren. Und es werden sich wundern, die auf Erden wohnen, deren Name nicht geschrieben steht im Buch des Lebens vom Anfang der Welt an, wenn sie das Tier sehen, dass es gewesen ist und jetzt nicht ist und wieder sein wird.“
Weitere Stellen: Jer 44,8; Zef 1,18; Mal 3,18.
Dass dabei auch die Knechte Gottes mit leiden, haben wir bereits festgestellt, allerdings gereicht es ihnen zur Bewährung und sie werden geistlich gesehen in diesen Situationen von Gott bewahrt (Offb 3,20; 6,9-11).
Dass die drei letzten Wehen (Gerichte) durch einen himmlischen Boten, der in Gestalt eines Raubvogels (Adler) angekündigt werden, ist nicht zufällig, sondern es hat zu tun mit denen, gegen die die Posaunen sprechen werden.

3.5 Der fünfte Engel posaunte: Das erste Wehe

Das fünfte Posaunengericht ist deutlich vom vierten abgesetzt, denn mit ihm beginnen die drei letzten Wehen, welche in Vers 13 angekündigt wurden. Während die ersten vier Posaunengerichte sich vorrangig auf die materielle Schöpfung beziehen mit entsprechenden Auswirkungen für alle Menschen, wird das folgende Wehe nur über Menschen kommen, die nicht versiegelt sind.
Mit dem Beginn dieser Wehen werden wir auch an die Worte unseres Herrn Jesus erinnert, bei denen er seine Jünger auf die kommenden Ereignisse und den Beginn der Wehen hingewiesen hat (Mt 24,8; Mk 13,8).

Und der fünfte Engel posaunte: Und ich sah einen Stern⟨, der⟩ vom Himmel auf die Erde gefallen ⟨war⟩; und es wurde ihm der Schlüssel zum Schlund (Brunnen) des Abgrundes gegeben.(Offb 9,1)
Was oder wer ist unter diesem Stern zu verstehen?
1. Natürlicherweise denkt man da zunächst an einen Meteoriten, der in die Erde einschlägt, eine gewaltige Explosion auslöst mit entsprechenden Naturphänomenen.
2. Sterne fallen vom Himmel (Mt 24,29; Mk 13,25; Offb 6,13).
3. Sterne stehen gelegentlich im übertragenen Sinne für Engel (Hiob 38,7).
4. Doch an den Stellen, wo heilige Engel vom Himmel herabkommen die Rede ist, werden diese nicht mit Sternen verglichen. Und von ihnen heißt es auch nicht, dass sie gefallen sind, sondern sie werden gesandt, steigen herab oder erscheinen, manchmal fliegen sie (Mt 28,2; Lk 1,26; 22,43; Apg 12,11; Offb; 8,13; 10,1; 14,6; ; 18,1; 20,1; 22,6.16; Jes 6,6; Dan 9,21).
5. Nach Offb 12,4 sind ein Drittel Sterne (Engel) durch den Drachen mitgerissen und auf die Erde geworfen worden, aber zwei Drittel sind im himmlischen Bereich verblieben.
6. Sterne stehen auch für die bösen Engel, denn von ihnen heißt es, dass sie gefallen sind. So sagte Jesus: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen (gr. πεσόντα – pesonta), wie einen Blitz (Lk 10,18-20). Oder in Joh 12,31 sagte Jesus: „Nun wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden nach draußen“; 2Petr 2,24; „Engel, die gesündigt haben, hat er verstoßen“. Wir können davon ausgehen, dass es zum Zeitpunkt der Offenbarung im himmlischen Bereich keine bösen Engel mehr gab (Offb 12,7-10). Erstens: Diese Engel haben ihren hohen Stand verlassen. Zweitens: Diese Engel wurden von Gott mit Fesseln in die Finsternis verstoßen. Drittens: Der Satan als Fürst dieser Welt wurde gerichtet und nach draußen geworfen.
7. Sterne stehen gelegentlich auch für Könige, die von der Höhe ihrer Macht gestürzt wurden. So heißt es vom König von Babel: „Wie bist du vom Himmel gefallen du schöner Morgenstern“ (Jes 14,11-12). Auch ähnlich vom König zu Tyrus (Hes (28,1-19). In gewissem Sinne wiederspiegelt sich hinter dem Sturz dieser bedeutenden Könige des Altertums der Sturz Satans.
Das gr. Verb `πεπτωκότα – peptökota – gefallen seiend` (Elbf Üs.: gefallen war) ist ein Partizip und steht im Aorist. Die Tatsache seines Falls wird ohne eine Zeitform zu nennen, unterstrichen und dieser gefallene Zustand hält an. Dies könnte auch bedeuten, dass ihm der Schlüssel zum Abgrund zu einem Zeitpunkt gegeben wurde, nachdem sein Fall längst vollzogen war.
Dieser Stern hat den Schlüssel des Abgrundes. Schlüssel steht für Macht, Doch diese Macht wurde ihm von einem Höherem gegeben. Immer wieder heißt es im Buch der Offenbarung: `wurde gegeben, gegeben hat, er gab oder ich werde geben`, davon nur einmal ausdrücklich vom Drachen, der dem Tier seine Macht gab. Letztlich ist es Gott, der gibt, anordnet, zulässt, gewährt (Hiob 1,12; 2,6; Jes 46,11). Nach all diesen Beobachtungen könnte eine Personifizierung des Sterns mit dem Satan in Betracht gezogen werden. Doch vielleicht kommen wir einer Lösung der Identität s Sterns erst später näher, wenn die anderen Details geklärt werden können.

Der Abgrund, was ist es oder wo ist er zu lokalisieren?
Und er öffnete den Schlund (Brunnen) des Abgrundes; und ein Rauch stieg auf aus dem Schlund (Brunnen) wie der Rauch eines großen Ofens, und die Sonne und die Luft wurden von dem Rauch des Schlundes verfinstert. (Offb 9,2).
Der gr. Begriff für Abgrund ist `ἄβυσσος – abyssos`. Außer in Offb 9,1-2 kommt dieser Begriff noch an folgenden Stellen vor:
• Offb 9,11: „sie hatten über sich einen König, den Engel des Abgrunds `abyssos`; sein Name heißt auf Hebräisch Abaddon, und auf Griechisch hat er den Namen Apollyon.“ Dieser Engel (König des Abgrunds) weist eine gewisse Ähnlichkeit auf zu dem vom Himmel gefallenen Stern (Offb 9,1).
• Offb 11,7: „Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund `abyssos` aufsteigt, mit ihnen kämpfen und wird sie überwinden und wird sie töten.“ Es handelt sich wohl um das Tier aus Offenbarung 17,8 und 13,1.
• Offb 17,8: „Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist jetzt nicht und wird wieder aufsteigen aus dem Abgrund `abyssos` und in die Verdammnis fahren.“ Das Tier verschwindet und erscheint wieder für eine Zeit und fährt dann in die Verdammnis, ist also endgültig verurteilt (Offb 19,21).
• Offb 20,1-3: „Und ich sah einen Engel vom Himmel herabfahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund `abyssos` und eine große Kette in seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und der Satan, und fesselte ihn für tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund `abyssos` und verschloss ihn und setzte ein Siegel oben darauf, damit er die Völker nicht mehr verführen sollte, bis vollendet würden die tausend Jahre. Danach muss er losgelassen werden eine kleine Zeit.“
• Lk 8,31: „Und sie (die Dämonen) baten ihn, dass er ihnen nicht gebiete, in den Abgrund `abyssos` zu fahren.“ Denn dort hätten sie Qualen erlitten anstatt selber andere zu quälen (Mt 8,29). Etwas anders wäre ihre Situation nach Mt 12,43 wonach sie eine weitere Wirkungsmöglichkeit gehabt hätten.
Doch dieser Abgrund scheint nicht identisch zu sein mit dem Hades (Totenreich), wo die Gottlosen nach ihrem Tod aufbewahrt werden (Lk 16,19-31). Es ist eher ein Ort von dem Wiederkehr möglich ist und zwar nach Gottes Zulassung entsprechend seinem Plan. Eine Art vorübergehende Verwahrung von gottfeindlichen Mächten in einem Gefängnis (Offb 20,7).

Rauch verdunkelte die Luft und die Sonne – Heuschreckenplagen
Auch dies hört sich zunächst nach einem gewaltigen Vulkanausbruch an, durch den die Luft verpestet und Sonne und Mond zeitweise verfinstert werden. Und dies gab es schon oft in der Geschichte der Menschheit. Solche Katastrophen verursachten gewaltige Zerstörungen an Natur und Menschen (der Vesuv: 0079; Tambora: 1815; Krakatau: 1883; der Mount Pele: 1902-1929; der Vesuv: 1944; der Sankt Helen: 1980; der Pinatobu: 1991; Montserat: 1993-1995).
Doch die folgenden Bilder meinen etwas anderes. So heißt es weiter im Text:
Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor auf die Erde, und es wurde ihnen Macht gegeben, wie die Skorpione der Erde Macht haben. Und es wurde ihnen gesagt, dass sie nicht dem Gras der Erde, auch nicht irgendetwas Grünem, auch nicht irgendeinem Baum Schaden zufügen sollten, sondern den Menschen, die nicht das Siegel Gottes an den Stirnen haben. (Offb 9,3-4).
Aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor“. Das Auftreten der Heuschrecken ist seit tausenden von Jahren bekannt. Die erste Erwähnung davon ist im Zusammenhang der Gerichte in Ägypten beschrieben und zwar mit gravierenden Folgen für die Ägypter (2Mose 10,1-19). Die Heuschrecken fraßen alles auf, was der Hagel übriggelassen hatte, alles Grüne und alle frischen Triebe an den Bäumen und alle übriggebliebenen Früchte auf den Bäumen.
Weitere Stellen zu Heuschecken Plagen:
• 5Mose 28,38: Bei Ungehorsam droht Gott an:“… aber die Heuschrecken werden es abfressen“. Ähnlich auch in 2Chr 7,13: „Wen ich Heuschrecken kommen lasse“.
• Und in Amos 4,9 erinnert Gott das Volk: „ich plagte euch mit Heuschrecken“. So auch in Joel 1,4ff: Erinnerung an die Heuschreckenplage in Israel. In all den Fällen handelte es sich um natürliche Heuschreckenplagen als lokale Gerichte (Jes 26,8-9).
Doch ausgehend aus dem Text der Offenbarung stellt sich die Frage, ob Heuschreckenplagen auch eine sinnbildliche Bedeutung haben können? Denn im Text der Offenbarung werden die Heuschrecken nur als Vergleich beschrieben. Beachten wir die vergleichenden Worte `gleich` und `wie` in diesem Text (8 Mal). Das heißt: es handelt sich hier nicht um buchstäbliche Heuschrecken samt all ihrer Ausstattung. Es geht hier auch nicht um die buchstäbliche Vernichtung all des Grünen. Denn von ihrer Natur sind Heuschrecken Fresser all des Grünen und gerade dies wird ihnen untersagt. Aber auch unter Gras, Grünem und Bäumen können im übertragenen Sinne Menschen gemeint sein (siehe die Erklärungen dazu im ersten Posaunengericht). Durch die Plagen in diesem Text sind jedoch nur die Menschen betroffen, welche nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen haben. Das heißt: Die Gläubigen werden in diesem Gericht bewahrt (vgl. dazu auch Offb 7,1-4; 16,2).

Weitere Merkmale der Heuschreckenplagen im übertragenen Sinne:
• Und die Gestalten der Heuschrecken waren gleich zum Kampf gerüsteten Pferden“ Was für eine Bildersprache! Pferde stehen für Schnelligkeit und Unerschrockenheit im Kampf (vgl. dazu Jer 8,16; Joel 2,4-5).
• „und auf ihren Köpfen ⟨war es⟩ wie Siegeskränze gleich Gold“ Dies ist die einzige von den etwa 20 Textstellen in der Bibel, in der Siegeskränze in einem feindlichem Lager erwähnt werden. Das `wie` hebt die Unechtheit dieser zur Schau getragenen Insignien hervor.
• „und ihre Angesichter ⟨waren⟩ wie Menschenangesichter“ Sie zeigten sich in einer Art menschlichen Humanität.
• „und sie hatten Haare wie Frauenhaare,“ Sie hatten den Anschein von etwas Anmutigem.
• „und ihre Zähne waren wie die von Löwen“ Es deutet auf ihre Grausamkeit und Vernichtung hin (vgl. mit Joel 1,6).
• „Und sie hatten Panzer wie eiserne Panzer“. Brustpanzer stehen für Schutz im Kampf, sie sind demnach unverletzlich.
• und das Geräusch ihrer Flügel war wie das Geräusch von Wagen mit vielen Pferden, die in den Kampf laufen.“ (Hab 1,8).
• und sie haben Schwänze gleich Skorpionen und Stacheln, und ihre Macht ist in ihren Schwänzen, den Menschen fünf Monate zu schaden. (Offb 9,7-10). Was könnte in übertragenen Sinne gemeint sein?
Schauen wir die weitere Schilderung aus Offenbarung an.
Und es wurde ihnen ⟨der Befehl⟩ gegeben, dass sie sie nicht töteten, sondern dass sie fünf Monate gequält würden; und ihre Qual war die Qual eines Skorpions, wenn er einen Menschen sticht. (Offb 9,5).

Das Wesen der Skorpione
Die Bildersprache ist faszinierend und lenkt unsere Aufmerksamkeit zunächst auf das Äußere, die Plage ähnlich einem Skorpionen Stich. Es gibt sehr viele Skorpionen Arten und viele von ihnen sind für den Menschen sehr gefährlich. Das Gift ihrer Schwanzstachel ist oft tödlich, in den meisten Fällen jedoch sehr schmerzlich. Jährlich werden viele Hunderttausend Menschen von Skorpionen gestochen und die Zahl der Todesfälle schwankt zwischen eintausend und fünftausend.
Skorpione sind in der Bibel sowohl im buchstäblichen als auch in ihrer Sinnbildlichkeit oft erwähnt und immer als etwas Negatives, Schaden anrichtendes:
• 5Mose 8,15: „und dich geleitet hat durch die große und furchtbare Wüste, wo feurige Schlangen und Skorpione und lauter Dürre und kein Wasser war, und ließ dir Wasser aus dem harten Felsen hervorgehen.“ Dort stellten die Skorpione für das Volk eine physische Gefahr dar.
• Hes 2,6: „Und du, Menschenkind, sollst dich vor ihnen nicht fürchten noch vor ihren Worten fürchten. Es sind wohl widerspenstige und stachlige Dornen um dich, und du wohnst unter Skorpionen.“ Hier stehen Skorpione für Böse und hinterlistige Menschen
Doch auch schon früher hat Gott seinen Propheten Schutz versprochen. Hes 2,6 Und wie den Propheten damals verspricht auch Jesus seinen Jüngern Schutz vor feindlichen Mächten (Lk 10,19: „Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden.“ Auch durch diesen Vergleich können die Plagen den boshaften und geistigen Mächten des Feindes zugeschrieben werden.

Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und werden ihn nicht finden und werden zu sterben begehren, und der Tod flieht vor ihnen. (Offb 9,6).
Das ist zwar unnatürlich, doch verstärkt es die Tatsache, dass die Qualen unerträglich sein werden.
Wann, warum, auf welche Weise und für wie lange werden den Menschen solche Plagen auferlegt?
Interessant ist, dass die Zeitspanne `fünf Monate lang` der durchschnittlichen Lebensdauer einer Wanderheuschrecke entspricht. Obwohl die Zeitspanne der Qualen begrenzt ist, dauert sie wesentlich länger als die Prüfungszeit der Gläubigen in der Gemeinde Smyrna (Offb 2,10).
Im Rahmen der 42 Monate (Offb 11,2; 13,5), wäre diese Zeitspanne jedoch begrenzt. Gut möglich, dass es sich bei diesen Plagen um Qualen, welchen den Menschen von Dämonen direkt oder auch indirekt zugefügt werden handelt, denen sie hilflos und schutzlos ausgeliefert sind. Durch folgende Aussagen würde diese Art der Plage begründet sein:
• Mt 15,22: „Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt.“
• Lk 8,28-29: „Da er aber Jesus sah, schrie er auf und fiel vor ihm nieder und rief laut: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, du Sohn des höchsten Gottes? Ich bitte dich: Quäle mich nicht! 29 Denn er hatte dem unreinen Geist geboten, aus dem Menschen auszufahren. Denn der hatte ihn lange Zeit geplagt; und er wurde mit Ketten und Fesseln an den Füßen gebunden und gefangen gehalten, doch er zerriss seine Fesseln und wurde von dem Dämon in die Wüste getrieben.“ (vgl. den Parallelbericht in Mk 5,5: „er schlug sich mit Steinen“). Dies macht deutlich, dass dieser Mensch durch den Einfluss des Dämons gequält wurde, ohne ihn dabei zu töten.
• Apg 5,16: „Es kamen auch viele aus den Städten rings um Jerusalem und brachten Kranke und solche, die von unreinen Geistern geplagt waren; und alle wurden geheilt.“
• : Apg 10,38: „wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit Heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm.“
Im Text der fünften Zornesschale (Offb 16,10-11) gibt es eine gewisse Parallele zu der fünften Posaune. Dort lesen wir: „Und der fünfte Engel goss aus seine Schale auf den Thron des Tieres; und sein Reich wurde verfinstert, und die Menschen zerbissen ihre Zungen vor Schmerzen 11 und lästerten Gott im Himmel wegen ihrer Schmerzen und wegen ihrer Geschwüre und taten nicht Buße für ihre Werke.“ Der Thron des Tieres ist betroffen und damit sein Reich. Nach Offb 13,1-5 steht das Tier aus dem Meer für die Reiche dieser Welt. Weil Menschen das Tier und seine Nachbildungen anbeten, fordern sie geradezu die Mächte der Finsternis heraus.
Zauberei, Wahrsagerei, Geisterbeschwörung oder Befragung, Spiritismus und allerlei Arten der okkulten Praktiken haben zur Folge, dass Menschen geängstigt, belastet und gequält werden (5Mose 18,9-14; 2Kön 1,1-6; Lk 11,26-27). Am Ende des neunten Kapitel heißt es: „Doch die Menschen taten dennoch nicht Buße“ (Offb 9,20).
Weitere Textstellen aus den Berichten der Evangelien und den Briefen der Apostel: (Apg 19,16-19; 2Tim 3,13; Mt 12,45; Röm 1,19ff; 2Petr 2,1).
Diese Aussagen machen deutlich, dass zu allen Zeiten Menschen durch dämonische Mächte beeinflusst und gequält wurden. Doch hier scheint es sich um ein globales Gericht zu handeln, wenn auch zeitlich begrenzt.
„Sie haben über sich einen König, den Engel des Abgrundes; sein Name ist auf Hebräisch Abaddon` und im Griechischen hat er den Namen Apollyon (Offb 9,11).
Was bedeuten diese Decknamen und wer verbirgt sich dahinter? Gibt es in der Schrift ähnliche Bezeichnungen? Der gr. Name `Apollyön` hat die Bedeutung Verderber, jemand der umbringt. Dies entspricht auch der Aussage von Jesus in Joh 10,10: Der Dieb kommt, um `apoles¢ – umzubringen`. (vgl. auch mit Lk 13,5)). Der hebräische Ausdruck wird wohl dasselbe bedeuten. Dieser Verderber wird als Engel bezeichnet und trägt den Titel König. Es gibt keine ausdrückliche Stelle in der Schrift in welcher der Satan als König bezeichnet würde, doch Jesus nennt seinen Wirkungsbereich als `sein Reich – basilea` im Zusammenhang in Mt 12,26; Lk 11,18.
Es könnte sein, dass in diesem fünften Posaunengericht der Satan bereits wieder freigelassen wurde aus seinem Gefängnis und geht umher um die Völker zu versammeln (Offb 20,7ff). Doch dies führt letztlich zu deren Untergang.

Das eine Wehe ist vorüber; siehe, es kommen noch zwei Wehe nach diesen Dingen. (Offb9,12).
Nach diesem Wortlaut sind diese Wehen voneinander abgesetzt. Doch wie sie im Detail auf einander aufbauen, ist wohl nicht so einfach festzustellen. Daher sind wir zurückhaltend mit endgültigen Schlussfolgerungen.

3.6 Und der sechste Engel posaunte: Das zweite Wehe

Die sechste Posaune läutet das zweite Wehe ein, welches in Kap 9,12 angekündigt wurde.
„Und der sechste Engel posaunte: Und ich hörte eine Stimme aus den vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott ist, zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte, sagen: Löse die vier Engel, die an dem großen Strom Euphrat gebunden sind. Und die vier Engel wurden losgebunden, die auf Stunde und Tag und Monat und Jahr gerüstet waren, den dritten Teil der Menschen zu töten.“ (Offb 9,13-15).
Während die fünfte Posaune Plagen (Qualen) enthielt, welche ein Drittel der Menschen zugefügt wurden, die nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen hatten, werden in diesem Gericht der dritte Teil der Menschen getötet. Es ist eine deutliche Steigerung der Gerichte erkennbar. Oben haben wir feststellen können, dass die Wehe Rufe sich nur auf die Menschen beziehen, welche außerhalb des Willens Gottes leben.
Eine auffallende Reihenfolge der Auftragsübermittlung ist auch hier zu beobachten. Eine (Zahlwort) Stimme ertönt gleichzeitig aus allen vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott ist. Obwohl nicht gesagt wird, wer hinter der Stimme steht, handelt es sich um eine übergeordnete Person, welche diesen Auftrag gibt. Bis jetzt haben wir gesehen, dass am goldenen Altar ein bestimmter Engel Dienst versieht (Offb 8,3-5). Da der goldene Altar mit seinem Räucherwerk für die Gebete der Heiligen steht, kann jene Stimme als Antwort Gottes auf diese Gebete angesehen werden.
Diese Stimme richtet sich an den Engel mit der sechsten Posaune. Der wiederum soll die vier Engel loslösen, welche an dem großen Strom Euphrat gebunden waren. Um einer geistlichen Deutung näher zu kommen, fangen wir wieder mit den natürlichen Bildern an, welche im Text verwendet werden.

Der große Strom Euphrat
Der Fluss Euphrat ist mit seinen zwei Zuflüssen Karasu so wie Murat und der Gesamtlänge von 3380 km in der Tat der größte Fluss im Vorderen Orient. Er entspringt im Taurusgebirge (Osttürkei). Auf seinem Lauf durchfließt er die Länder Syrien und Irak und mündet in den Persischen Golf. Im Altertum befand sich an seinen Ufern die berühmte Stadt Babylon. Die Ruinen dieser Stadt liegen etwa 90 km südlich der Stadt Bagdad, östlich des Euphrat.
Der große Strom Euphrat wird in der Bibel etwa vierzig Mal erwähnt und spielte nicht nur im Altertum, sondern auch in der Geschichte Israels eine bedeutende Rolle. Zum ersten Mal wird dieser Fluss in 1Mose 2,14 erwähnt. Dort lesen wir: „Der dritte Strom heißt Tigris, der fließt östlich von Assyrien. Der vierte Strom ist der Euphrat.“ Er fließt westlich des Tigris und dadurch wird das so genannte Zweistromland gebildet.
In den folgenden Texten wird er im Zusammenhang mit Abraham und Jakob genannt (1Mose 15,18; 31,21). Danach im Zusammenhang des Territoriums, welches der Herr Israel verheißen hatte (5Mose 1,7; 11,24). Doch nur unter Salomo beherrschte Israel das gesamte Territorium vom Bach Ägyptens an bis zum Strom Euphrat (1Kön 5,1-4). Das Beherrschen bedeutet nicht zwingend besiedeln. Somit bildete dieser Fluss die östlichste Grenze des israelitischen Einflusses unter Salomo.
Das Gebiet im Zweistromland wurde seit dem Altertum von den Sumerern und den Babyloniern beherrscht. Danach bildete sich das Großreich Assyrien, welches von dem neubabylonischem Reich (612 v.Chr.) abgelöst wurde. Diesem folgte das Medo-Persische Reich und schließlich das Griechische. Sowohl die Assyrer wie auch die Babylonier galten als Feinde des Volkes Israel. Unter den Medo-Persern hatte Israel immerhin eine autonome Verwaltung. Doch unter den Griechen (Seleukiden) mussten die Israeliten viel erleiden. Diese vier Großreiche spielten nicht nur eine wichtige Rolle in der israelitischen Geschichte, sondern beherrschten zeitweise alle Kulturen des Nahen Ostens und zwar in einer chronologischen Abfolge. Verständlich, dass durch diese Eroberungskriege in dieser Zeit sehr viele Menschen ums Leben kamen.
Die Bedeutung des Euphrat lag sowohl in seiner geopolitischen Lage als auch seinem Wasserreichtum (wirtschaftliche Aspekt).
Der Euphrat wird später in der Offenbarung noch einmal erwähnt im Zusammenhang der sechsten Zornesschale Offb 16,12). Dort steht: „Und der sechste goss aus seine Schale auf den großen Strom Euphrat; und sein Wasser trocknete aus, damit der Weg bereitet würde den Königen vom Aufgang der Sonne.“ Dies spricht zum einen für den Niedergang seiner zentralen und natürlichen Bedeutung und der dort ansässigen Großmächte. Zum anderen deutet es eine Veränderung in den Machtverhältnissen an, welche das Weltgeschehen deutlich beeinflussen werden, sowohl im geistigen als auch im physischen Bereich gegen Ende der Zeit und zwar im globalen Umfang.
Gibt es in der Israelitischen Geschichte weitere Abläufe, die als Vorbildung die Symbole aus der sechsten Posaune und der sechsten Zornesschale erhellen könnten?
Durch Veränderung des natürlichen Wasserlaufs des Euphrat, wurde die Stadt Babylon kampflos eingenommen. Der Perserkönig Kyrus gestattete den Juden die Rückkehr nach Juda und den Wiederaufbau des Heiligtums in Jerusalem. Dies ist einer der positiven Ereignisse in der Geschichte Israels. Ob es zum Ende der Zeit eine ähnliche Bewegung geben wird, bei der das Volk Gottes durch wirtschaftliche und Weltpolitische Wirren hindurch eine geistliche Rückkehr aus Babylon erleben werden? Der Text in Offb 18,4 „Geht aus von ihr mein Volk“ deutet es an. Doch mehr darüber im 4. Teil (Offb 18,4).

Wer oder was ist unter den vier Engeln, die am großem Strom gebunden waren zu verstehen?
Die vier gebundenen (gefesselten) Engel können bezogen auf die damalige Zeit (als eine Art Rückblende) auf die vier aufeinander folgenden Großmächte hinweisen, so dass diese nacheinander losgebunden wurden.
Diese vier Großreiche konnten nur dann in Aktion treten, nachdem sie losgebunden wurden.
Zeitlich ist das losbinden abgestimmt: Stunde, Tag, Monat und Jahr. Dies hatte sich damals in der Geschichte im Natürlichen genauso abgespielt, allerdings in einer chronologischen abfolge (Dan 2,21: „Er ändert Zeit und Stunde; er setzt Könige ab und setzt Könige ein.“ Oder Dan 7,12: „Und mit der Macht der andern Tiere war es auch aus;“ denn es war ihnen Zeit und Stunde bestimmt, wie lang ein jedes leben sollte.“). Damit handelt es sich bei den Tieren um Großreiche (Dan 2 und 7).
Etwas anders heißt es von den vier Winden, welche an den vier Ecken der Erde stehen die nicht gebunden sind, einfach nur bereit für ihren Einsatz (Offb 7,1-3). Es besteht zwar eine Ähnlichkeit zwischen den beiden vierer Gruppen von Engeln. Aber jene vier Winde (Engel) sind mit diesen vier am Euphrat gebundenen nicht zwingend identisch. Geht es doch bei diesen um einen lokalen Einsatz und bei jenen um einen globalen. Ähnlich verhält es sich auch zwischen der sechsten Posaune (ein Drittel ist betroffen) und der sechsten Zornesschale (globaler Angriff aber auch globale Vernichtung der feindlichen Heere).

Diese Engel (bzw. die Reiterheere) sind bereit den dritten Teil der Menschen zu töten. Wird nicht bereits der vierte Teil der Menschen getötet durch Schwert, Hunger, Todespest und durch die wilden Tiere der Erde (Offb 6,8)? Wie oder auf welche Weise werden hier Menschen getötet? Durch die vier Großreiche sind damals viele Menschen getötet worden. Doch was sich damals in Vorderasien geschichtlich im lokalen Rahmen ereignet hat, wird sich möglicherweise zum Ende der Zeit im globalen Umfang im geistigen und physischen Bereich abspielen.
Nun schauen wir uns diese feindlichen Heere an, wie sie Johannes sah und beschrieb:
Und die Zahl der Truppen zu Pferde ⟨war⟩ zweimal zehntausend mal zehntausend; ich hörte ihre Zahl. (Offb 9,16).
Johannes sieht eine mächtige Reiterei und hört ihre Zahl, es sind zweihunderttausend (andere Übersetzung: zweihundert Millionen). Diese Zahl hätte er mit dem sehen nicht ermitteln können. Niemals gab es in der Geschichte eine zahlenmäßig so große Reiterei.
Und so sah ich in der Erscheinung die Rosse und die, welche auf ihnen saßen: Sie hatten feurige und hyazinthfarbene und schwefelgelbe Panzer; und die Köpfe der Rosse waren wie Löwenköpfe, und aus ihren Mäulern geht Feuer und Rauch und Schwefel hervor. (Offb 9,17).
Bemerkenswert ist, dass die Reiter nicht identifiziert werden. Es wird nur beschrieben, wie ihre Panzer aussahen. Auffallend ist auch die Übereinstimmung der Farben von den Panzern der Reiter mit dem, was aus den Löwenartigen Mäulern der Pferde herausging. Man stelle sich eine Feuer, Rauch und Schwefel speiende Reitermacht vor. Niemand kann lange dem Feuer, Rauch und Schwefel trotzen. Diese drei Elemente sind einfach tödlich.
Von diesen drei Plagen wurde der dritte Teil der Menschen getötet, von dem Feuer, den Rauch und dem Schwefel der aus ihren Mäulern herausging. (Offb 9,18).
Im Vergleich zu dem Reiter auf dem feurigen Ross aus Offb 6,3-4 dem ein großes Schwert in seine Hand gegeben wurde, hatten diese Reiter keine Angriffswaffen.
Erinnern wir uns an die Bildersprache in der fünften Posaune. Auch dort handelte es sich um eine Reitermacht, welche Menschen in ihrem Geist angreift. Und zu diesem kommt hier noch ein Aspekt der Tötungsmaschinerie hinzu: „Denn die Macht der Rosse ist in ihrem Maul und in ihren Schwänzen; denn ihre Schwänze sind gleich Schlangen und haben Köpfe, und mit ihnen fügen sie Schaden zu. (Offb 9,19).
Die Pferde haben schlangenähnliche Schwänze mit Köpfen, eigentlich ungewöhnlich für Schlangen, die sozusagen an die Pferde von hinten angebracht sind. Folgende Textaussagen bringen hier Licht ins Dunkel. Nach Jes 9,13-14 werden die falschen Propheten mit Schwänzen verglichen, denn sie verführen bewusst das Volk. Dasselbe tat und tat auch die Schlange in Eden, welche zu einem Drachen geworden ist mit einem großen Schwanz Mittels dessen er den dritten Teil der Sterne (Engel) verführte (1Mose 3,1ff; Offb 12,4). Schlangen mit Köpfen können demnach auch im übertragenen Sinne auf dämonische Geister hinweisen (ähnlich wie im ersten Wehe, dort hatten die Rosse Schwänze wie Skorpione). Es handelt sich also um eine Heeresmacht, die ausgestattet ist um zu verführen und zu vernichten. Man kann sich vorstellen, dass hier Menschen auch physisch getötet werden unter dem geistigen Einfluss durch dämonische Mächte. Sie töten ja mit der Macht, welche aus ihren Mäulern und von ihren Schwänzen ausgeht.
Schauen wir uns noch die drei Elemente an: Feuer, Rauch und Schwefel.
Zunächst werden wir an den physischen Untergang von Sodom und Gomorra erinnert, welche durch Feuer und Schwefel (einschließlich Rauch) vernichtet wurden (1Mose 19,24; dazu auch Lk 17,29). Weitere Stellen zu Schwefel und Feuer: Ps 11,6; Jes 34,1-9; Hes 38,1-23; Offb 14,10; 19,20; 20,10; 21,8. Diese Elemente werden zur umfassenden Vernichtung eingesetzt.

Aus dem Ergebnis dieser Gerichte lässt sich ableiten, wie und auf welche Weise so viele Menschen getötet wurden. So lesen wir:
Und die Übrigen der Menschen, die durch diese Plagen nicht getötet wurden, taten auch nicht Buße von den Werken ihrer Hände, nicht ⟨mehr Anzubeten die Dämonen und die goldenen und die silbernen und die bronzenen und die steinernen und die hölzernen Götzenbilder, die weder sehen noch hören noch wandeln können. 21 Und sie taten nicht Buße von ihren Mordtaten noch von ihren Zaubereien noch von ihrer Unzucht noch von ihren Diebstählen. (Offb 9,20-21).
Was für eine Reaktion! Es sieht nach einer totalen Verstockung aus. Ausgehend von dem, was von den Überlebenden und deren Werken gesagt wird, können wir erfahren, womit sich die Getöteten während ihres Lebens beschäftigten.
• Anbetung von Dämonen: Durch Götzen aus Gold, Silber, Kupfer, Stein und Holz (Hab 2,19; Röm 1,20ff).
• Sie ließen nicht ab von ihren Mordtaten: Sie gehen den Weg Kains, welcher aus dem Bösen war (1Joh 3,12; Jak 1,11). Hinter dem Mord an Abel durch dessen Bruder Kain stand der eigentliche Menschenmörder, welchen Jesus Teufel nennt (Joh 8,44). Kinderopfer für die Gottheiten des Altertums sind Satanischen Ursprungs (Jer 19,4-5). Heute hat es nur eine andere Bezeichnung. Das Massenmorden von ungeborenen Säuglingen geht weltweit jährlich in die Millionen. Kriege tragen ebenso dazu bei, wie Mordtaten jeder Art.
• Sie beschäftigten sich auch weiter mit Zaubereien: Das gr. Wort dafür ist `Farmakia`, es beschrieb die Praxis des Giftmischens. Drunter fällt jegliche Art von Rauschtrank, Drogen. (Jes 5,22; Hab 2,15), aber auch die Vermischung der Wahrheit mit der Lüge im geistigen Bereich (Röm 1,25). Auch dahinter steht der Teufel als Lügner (Joh 8,44)
• Unzucht: Mit dem gr. Wort `Porneia` werden alle Arten von Missbrauch der Gabe der Sexualität beschrieben. Das zuchtlose Verhalten wurde durch den Götzendienst gefördert (4Mose 25;1-18; Offb 2,14; 11Kor 10,8). Seitdem dasAIDS Virus aufgekommen ist, sind weit mehr als 36 Millionen Menschen daran gestorben.
Dieberei: Mit List oder Gewalt nehmen, was einem nicht gehört. Häufig geht der Dieberei Mord einher. Dies geschieht sowohl im Einzelnen, als auch im großen Umfang durch Eroberungskriege.
Aus der Liste der verschiedenen und doch so grundlegenden Gräueltaten lässt sich folgende Schlussfolgerung ableiten:
Die vielen getöteten Menschen sind durch den Einfluss und Wirkung dämonischer Geister in und durch Menschen zustande gekommen. Was wir heute beobachten können in unserer Welt, entspricht den Schilderungen in der fünften und sechsten Posaune.
Doch inmitten dieser Plagen geht Christus mit seiner Gemeinde in dieser Welt. Darüber werden wir durch die Visionen in Kapitel 10,1-11,14 näheres erfahren.
Ergänzung: Paralleltext aus Offb 16,12 Und der sechste goss aus seine Schale auf den großen Strom Euphrat; und sein Wasser trocknete aus, damit der Weg bereitet würde den Königen vom Aufgang der Sonne. 13 Und ich sah aus dem Rachen des Drachen und aus dem Rachen des Tieres und aus dem Munde des falschen Propheten drei unreine Geister kommen, gleich Fröschen; 14 es sind Geister von Dämonen, die tun Zeichen und gehen aus zu den Königen der ganzen Welt, sie zu versammeln zum Kampf am großen Tag Gottes, des Allmächtigen“ (Offb 16,). –
Was hier für ein Heer zusammengezogen wird, ist sehr ähnlich mit dem Aufmarsch der Mächtigen dieser Welt unter dem offensichtlichen und globalem Einfluss des Satans (Offb 20,7-9).
Dort wird der letzte große Kampf beschrieben, der mit den Worten endet: Und sie umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte sie“ (Offb 20,10).
Die Ähnlichkeiten zu der sechsten Posaune sind unübersehbar, aber dort wird das Finale Aufkommen der feindlichen Mächte beschrieben. Dazu später mehr. Der Engel mit der.

Der Engel mit der Wolke bekleidet und seine Botschaft
Der folgende Abschnitt ist einer der zwei Einschübe, bevor der siebte Engel posaunen und damit auch das Weltende eingeleitet wird.
Und ich sah einen anderen starken Engel aus dem Himmel herabkommen, bekleidet mit einer Wolke, und der Regenbogen ⟨war⟩ auf seinem Haupt, und sein Angesicht ⟨war⟩ wie die Sonne, und seine Füße ⟨waren⟩ wie Feuersäulen; und er hatte in seiner Hand ein geöffnetes Büchlein. (Offb 10,1-2).
Johannes sieht nun einen anderen starken Engel vom Himmel herabkommen. Dieser ist also nicht identisch mit dem starken Engel aus Offb 5,2. Da es sich in 5,2 eindeutig um einen Engel handelt und dieser als ein anderer starker Engel bezeichnet wird, läge der Schluss nahe, dass es sich auch bei diesem um ein himmlisches Geistwesen handelt. Im späteren Verlauf können wir noch weitere Identitätsmerkmale erkennen. Doch dieser starke Engel widerspiegelt ausdrucksvoll die Herrlichkeit welche vom Thron Gottes ausgeht. Sein Aussehen ist sehr beeindruckend. Dies wollen wir im Einzelnen betrachten.
• Er war mit einer Wolke bekleidet. Wolke im nicht materiellen Sinne steht für die Herrlichkeit UND Gegenwart Gottes (Mt 17,2; 2Mose 24,16-18; 40,34; 4Mose 9,16; 1Kön 8,10-11; Dan 7,13; Mt 26,64; 24,30; Apg 1,9; Offb 1,7; 14,14;).
• Der Regenbogen (gr. iris) war auf seinem Haupt. In Offb 4,3 umschließt der Regenbogen als Bundeszeichen den Thron Gottes (ähnlich auch in Hes 1,28). Diesen Regenbogen setzte Gott in die Regenwolken nach der Sintflut zum Zeichen des Bundes zwischen Gott und der Erde (den Menschen), siehe 1Mose 9,13-14; Ps 89,38).
• Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne (Offb 1,16: von Jesus; 12,1; die Frau mit der Sonne bekleidet; Mt 13,43: von den Gerechten; 17,2: von Jesus).
• Seine Füße waren wie Feuersäulen (vgl. dazu auch Dan 10,6). Dies deutet auf die Stabilität, Lauterkeit und Wahrheit hin.
• In seiner Hand hatte er ein geöffnetes Buch/Büchlein. (ähnlich auch in Hes 2,9-3,2). Büchlein (gr.: biblaridion – eine kleine geöffnete Buchrolle).

Die Stimmen der sieben Donner
Und er stellte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken aber auf die Erde; und er rief mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt. Und als er rief, ließen die sieben Donner ihre Stimmen vernehmen. Und als die sieben Donner redeten, wollte ich schreiben; und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe dies nicht! (Offb 10,3-4).
Dieser starke Engel positionierte sich so, dass sein rechter Fuß auf dem Meer stand und der linke auf der Erde. Dies macht deutlich, dass seine Botschaft nun dem gesamten Erdkreis gilt. Sein Ruf hört sich an wie wenn ein Löwe brüllen würde So lesen wir in Amos 3,8: „Der Löwe brüllt, wer sollte sich nicht fürchten? Gott der HERR redet, wer sollte nicht Prophet werden?“ Dieser Engel spricht in der Vollmacht und Autorität, welche ihm von Gott verliehen wurde. Zunächst aber löst sein Ruf die sieben Donnerstimmen aus. Das Reden der sieben Donner wird zwischen der sechsten und siebten Posaune eingeschoben. Die sieben Donner reden, sprechen etwas aus, was Johannes verstanden hatte, denn er hätte es aufgeschrieben. Doch dies wurde ihm durch eine Stimme aus dem Himmel ausdrücklich untersagt. Ja noch mehr, er sollte es versiegeln. Diese Anweisung konnte nur von Jesus selbst kommen. Am Ende des Buches sagt er ausdrücklich: „versiegle nicht die Worte dieser Weissagung“ (Offb 22,10). Nur er hatte die Vollmacht die versiegelte Buchrolle zu öffnen und nur er hat die Vollmacht zwischendurch einiges davon wieder zu verbergen. Donner steht im übertragenen Sinne für das gewaltige Reden Gottes (Offb 4,5; 8,5; 11,19; 16,18; Hiob 26,14; 1Sam 7,10; Ps 104,7; Hes 1,25; Jer 25,30; Joh 12,29 ).
Schon immer waren Menschen neugierig zu wissen, was zwischen den geschriebenen Zeilen sich alles verbirgt. Es ist ein Zeichen der Demut, wenn wir uns dankbar dem zuwenden, was offenbart wurde. Die Tatsache jedoch, dass es noch eine weitere Siebenerreihe von donnerähnlichen Reden gab, macht deutlich, dass Gott sich noch etwas vorbehalten hat zu tun in der Geschichte, was für uns nicht sinnvoll wäre zu wissen. Vielleicht verbirgt Gott auch etwas, was dem Feindeslager verborgen bleiben soll. Aufschlussreich kann da die Antwort Jesu auf die Frage der Jünger sein: „Es gebührt euch nicht zu wissen, Zeiten (gr.: chronous) oder Stundeen (gr.: kairous), die der Vater in seiner Macht bestimmt hat.“ (Apg 1,7).
An dieser Stelle enthalten wir uns jeglicher Art von Spekulationen.

Die Ankündigung des Endes der Weltzeit
Und der Engel, den ich auf dem Meer und auf der Erde stehen sah, erhob seine rechte Hand zum Himmel und schwor bei dem, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, der den Himmel erschuf und ⟨das,⟩ was in ihm ist, und die Erde und ⟨das,⟩ was auf ihr ist, und das Meer und ⟨das,⟩ was in ihm ist: Es wird keine Frist mehr sein, sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er posaunen wird, wird auch das Geheimnis Gottes vollendet sein, wie er es seinen eigenen Knechten, den Propheten, als gute Botschaft verkündigt hat. (Offb 10,5-7).
Der Engel schwor bei Gott, der alles erschuf, was durch die erhobene Hand gen Himmel und durch sein Stehen auf den Wassern und dem Trockenen unterstrichen wird.
Ein weiterer Aspekt ist der Schwur dieses starken Engels und seine Haltung. Auch in Dan 12,7 haben wir einen Mann (Engel), der seine beiden Hände zum Himmel erhebt und schwört bei dem, der ewiglich lebt.
Das Prinzipielle ist, dass ein Niederer bei einem Höheren schwört (Hebr 6,16).
Auch dieser starke Engel aus dem Offenbarungstext schwor bei dem, der alles erschuf und ewiglich lebt. Und nun der Inhalt seines Schwurs:
Es wird keine Zeit mehr sein `gr.: chronos – Frist` wenn der siebte Engel posaunt hat. Hier geht es um das Ende, den Abschluss der Weltgeschichte. Das bedeutet das Ende dieser Weltzeit, dieses Äons. Damit verbunden ist das Kommen des Menschensohnes wie es Jesus vorausgesagt hatte.
• Mt 13,37-43: „Er aber antwortete und sprach: Der den guten Samen sät, ist der Sohn des Menschen, 38 der Acker aber ist die Welt; der gute Same aber sind die Söhne des Reiches, das Unkraut aber sind die Söhne des Bösen; 39 der Feind aber, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte aber ist die Vollendung des Zeitalters, die Schnitter aber sind Engel. 40 Wie nun das Unkraut zusammengelesen und im Feuer verbrannt wird, so wird es in der Vollendung des Zeitalters sein. 41 Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle Fallstricke zusammenlesen und die, die Gesetzloses tun, 42 und sie werden sie in den Feuerofen werfen; da wird das Weinen und das Zähneknirschen sein. 43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in dem Reich ihres Vaters.“ (ähnlich auch in Mt 13,49). Eine sehr eindeutige Beschreibung der Abläufe vor, während und nach dem Ende des jetzigen Zeitalters, welches er mit seiner Wiederkunft verbindet. Doch zu diesem Thema fügt Jesus noch einige Aspekte hinzu:
• Mt 24,29-31: „Aber gleich nach der Bedrängnis jener Tage wird die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. 30 Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden wehklagen alle Stämme der Erde, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit. 31 Und er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der Himmel bis zu ihrem anderen.“ Bedenken wir, dass wenn allen Himmelskörpern ihre Bestimmung entzogen wird, dann ist es auch aus mit der Zeit als Chronos (Mt 24,35; Lk 21,25-28,2Petr 3,10-13).
• 1Thes 4,14-17: „Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, wird auch Gott ebenso die Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen. 15 Denn dies sagen wir euch in einem Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden. 16 Denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und bei ⟨dem Schall⟩ der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; 17 danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein.“ Beachten wir, dass der Apostel auch im folgenden Text nur auf die Auferstehung und Verwandlung der Gläubigen eingeht.
• 1Kor 15,51-52: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, 52 in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden, unvergänglich ⟨sein⟩, und wir werden verwandelt werden.“
Es fällt geradezu auf, dass die Texte mit der Posaune auf die siebte Posaune in Offb 10,7 und 11,15 hinweisen. Denn sonst gibt es keine weiteren Texte mit Posaunenschall im Zusammenhang der Wiederkunft von Jesus. Das zentrale Ereignis dabei wird die Auferstehung der Toten sein, so wie die Verwandlung der noch lebenden Gläubigen. Damit wird der letzte Feind – der Tod besiegt und aufgehoben (1Kor 15,26.54; Offb 20,10-14). Dass bei der Auferstehung der Gerechten auch alle anderen Toten zum Gericht auferstehen werden, hat Jesus sehr eindeutig vorausgesagt (Joh 5,28-29). Diesem gewaltigen Ereignis schließt sich logischerweise das Gericht an, bzw. die Belohnung aller Knechte Gottes so wie die Verurteilung und Verderben, welche die Erde verderbt haben (Mt 25,31-46; Offb 11,18). Im Vorfeld der Auferstehung der Toten, findet der letzte Kampf (der Krieg) mit der geballten Macht aller finsteren Kräfte und in Einbeziehung aller weltlichen Mächte statt. (Offb 19,11-21; 20,7-10; 2Thes 2,8).

Das Geheimnis Gottes ist Jesus Christus
Das Wort für Geheimnis ist `mysterion`. In dieser Welt werden Geheimnisse sorgfältig gehütet. Gott jedoch offenbart sein größtes Geheimnis, allerdings stufenweise. Entsprechend seiner göttlichen Weisheit sprach er davon durch die Propheten in Heiligen Schriften (1Mose 3,15; 22,18; 49,8-10; 2Sam 7,11-13; Spr 30,4; Jes 9,5-6; 49,1-6; 53,1-12; Dan 7,13-14; 12,1-12; Sach 9,9; Mal 3,1-2; Apg 3,21). Nun folgen einige Texte welche das Geheimnis Gottes konkret beschreiben:
• Mt 11,27: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.„
• Mk 4,11: „Und er sprach zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben; denen draußen aber widerfährt es alles in Gleichnissen.“
• Kol 2,2: „Auf dass ihre Herzen gestärkt und verbunden werden in der Liebe und zu allem Reichtum an der Fülle der Einsicht, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist.“ (dazu auch Kol 1,15-17).
• 1Kor 2,1-2: „Auch ich, meine Brüder und Schwestern, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu predigen. 2 Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten.“
• Eph 1,9-11: „Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte, 10 um die Fülle der Zeiten heraufzuführen, auf dass alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist, durch ihn. 11 In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens.“ (dazu auch Eph 3,9).
• Eph 3,3-6: „Durch Offenbarung ist mir das Geheimnis kundgemacht worden, wie ich zuvor aufs Kürzeste geschrieben habe. 4 Daran könnt ihr, wenn ihr’s lest, meine Einsicht in das Geheimnis Christi erkennen. 5 Dies war in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht kundgemacht, wie es jetzt offenbart ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist; 6 nämlich dass die Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium.“ (Dazu auch Eph 2,11ff).
• Kol 1,25b-27: „dass ich das Wort Gottes in seiner Fülle predige, 26 nämlich das Geheimnis, das verborgen war seit ewigen Zeiten und Geschlechtern, nun aber offenbart ist seinen Heiligen. 27 Denen wollte Gott kundtun, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Völkern ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“
• Röm 16,25-26: „Dem aber, der euch stärken kann gemäß meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, gemäß der Offenbarung des Geheimnisses, das seit ewigen Zeiten verschwiegen war, 26 nun aber offenbart und kundgemacht ist durch die Schriften der Propheten nach dem Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden.“
• 1Tim 3,14-16: „Dies schreibe ich dir und hoffe, bald zu dir zu kommen; 15 wenn ich aber erst später komme, sollst du wissen, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit. 16 Und groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: Er ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit“.
• Eph 5,32: „Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und auf die Gemeinde.; Die Geschichte der Menschheit beginnt mit einer EHE (Hochzeit) und sie Endet mit der Hochzeit des Lammes und der Gemeinde. Was für eine geniale Idee Gottes!
So erkennen wir deutlich, dass Jesus Christus das ultimative (inzwischen offenbarte) Geheimnis Gottes ist. Er ist die Frohe Botschaft Gottes in Person. Und dass Gott alles was er sich seit Ewigkeiten Vorgenommen hatte in und durch Christus auch zum Ende zur Vollendung bringen wird. Und wir warten auf seine Offenbarung bei seiner Wiederkunft.
Weitere Details dazu im Abschnitt `die siebte Posaune`.

Johannes verschlingt das Büchlein
Und die Stimme, die ich aus dem Himmel hörte, redete wieder mit mir und sprach: Gehe hin, nimm das geöffnete Buch (gr.: biblion) in der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht! Und ich ging zu dem Engel und sagte ihm, er möge mir das Büchlein geben. Und er spricht zu mir: Nimm es und iss es auf! Und es wird deinen Bauch bitter machen, aber in deinem Mund wird es süß sein wie Honig. Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und aß es auf; und es war in meinem Mund süß wie Honig, und als ich es gegessen hatte, wurde mein Bauch bitter gemacht. Und sie sagen mir: Du musst wieder weissagen über Völker und Nationen und Sprachen und viele Könige.“ (Offb 10,8-11).
Die folgende Anweisung kommt von der Stimme aus dem Himmel, welche auch zuvor angeordnet hatte die Inhalte der sieben Donner zu versiegeln. Das geöffnete Büchlein ist die Botschaft der Offenbarung, denn Christus hat es offenbart. Nachdem er das siebte Siegel geöffnet hatte, ist es offen. Ein kleines Detail fällt hier auf: Die Stimme aus dem Himmel spricht von dem Buch, an den anderen drei Stellen wird es Büchlein genannt. Mit Buch könnte der Bezug zu Kapitel 5 hergestellt werden. Und vielleicht hat Johannes die im Himmel geöffnete Buchrolle in der Vision in Kleinformat zum Essen bekommen.
Das Wort muss aufgenommen werden, das heißt: es muss verinnerlicht werden. Zunächst ist es süß, honigsüß (2Mose 16,31; Ps 119,103). Wenn es gelebt wird, ist es bitter, Verfolgungen und Leiden bleiben nicht aus (Mt 13,21; Apg 14,22; Offb 1,9).
Bereits der Prophet Hesekiel musste eine Buchrolle essen (Hes 2,8-3,3). Die Botschaft muss zu eigen werden, erst dann kann sie wirksam weitergegeben werden. Ob dies ein Hinweis darauf ist, dass Johannes persönlich nach seiner Befreiung aus der Verbannung noch vor die Völker und Könige treten soll oder ist es ein Hinweis, dass die Gemeinde aufgerufen ist zu einer sehr öffentlichen Verkündigung des Evangeliums oder auch beides. Schon früher hatte Jesus seine Nachfolger darauf vorbereitet (Mt 13,9; Lk 21,12; Apg 9,15; 26,2; 27,24). Und die vielen Märthyrer der vergangenen Jahrhunderte legten Zeugnis ab sowohl durch Wort als auch ihre Treue zu Jesus und haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod (Offb 12,11). Das Zeugnis von Jesus ist eng verknüpft mit dem Geist der Weissagung / Prophetie (Offb 19,10). „Du musst wieder weissagen“ bezieht sich zunächst auf die schriftliche Verfassung der noch zu schauenden Botschaften. Diese soll er dann weiterleiten an die Gemeinden (Offb 1,11). Die Stimme, welche (im Duett) sowohl aus dem Himmel, als auch vom Engel ertönt) macht auch deutlich, dass das Evangelium bis zum Ende der Weltzeit durch die Gemeinde verkündigt werden muss (vgl. dazu Mt 24,14; 10,18; 28,19-20; Mk 13,9; Lk 21,12; Apg 1,8; 9,15; Offb 22,10).
An mehreren Stellen der Offenbarung wird die Menschheit beschrieben mit: Völker, Nationen, Stämmen und Sprachen (Offb 7,9). Hier kommen noch viele Könige hinzu. Diese Herrscher werden demnächst durch das Bild des Tieres aus dem Meer und Abgrund näher vorgestellt (Offb 11,7; 13,1-8).

Der Auftrag an Johannes den Tempel Gottes zu messen
Und es wurde mir ein Rohr, gleich einem Stab, gegeben und gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die, welche darin anbeten! Und den Hof, der außerhalb des Tempels ist, lass aus und miss ihn nicht! Denn er ist den Nationen gegeben worden, und sie werden die Heilige Stadt zertreten 42 Monate. (Offb 11,1-2).
Nachdem der Blick des Johannes auf die Weltmission gelenkt wurde mit entsprechendem Auftrag, wird er in dieser Vision beauftragt den Tempel Gottes zu messen. Aus diesem Text stellen sich einige Fragen, auf die wir der Reihe nach eingehen wollen.

1. Frage: Um welchen Tempel Gottes handelt es sich hier den Johannes messen soll?
Aus dem Text ist nicht ersichtlich, welches visuelle Bild vom Tempel Gottes und der Heiligen Stadt Johannes sah. Nur die Bezeichnung `Tempel des Herrn` bezogen auf den natürlichen Tempel, kommt einmal in Lukas 1,9 vor. Am Anfang seines Dienstes sprach Jesus noch vom `Hause meines Vaters` (Joh 2,16). Auffallend ist auch, dass die Bezeichnung `Tempel Gottes` im Neuen Testament nur auf die Gemeinde bezogen wird. Johannes war in den Jahren nach dem Weggang von Jesus oft zusammen mit Petrus und den anderen Aposteln auf dem Tempelgelände in Jerusalem. Doch jetzt befand er sich auf der Insel Patmos im Ägäischen Meer. Und es gibt keinen logisch nachvollziehbaren Grund dafür, dass er Messungen an dem Herodianischen Tempel vornehmen sollte. Dazu gab es zur Zeit der Abfassung der Offenbarung den natürlichen Tempel in Jerusalem nicht mehr, es sei denn man nimmt an, dass die Offenbarung bereits in den sechziger Jahren verfasst wurde. Denn im Jahre 70 n.Chr. wurde dieser Tempel von den Römern zerstört. Dazu hat Jesus bereits im Vorfeld jenen Tempel der Zerstörung preisgegeben (Mt 24; Mk 13; Lk 19; 21). Demnach kann es sich in Offb 11,1 nicht um den natürlichen Tempel gehandelt haben.

Abbildung 1 Seit dem 7. Jh. steht an der Stelle des Herodianischen Tempel der so genannte Felsendom und im südlichen Teil des Tempelgeländes steht die große Al-Aqsa Moschee. Inzwischen wurde auf diesem Gelände eine weitere Moschee gebaut. (Foto: Juli 1994 Vom Ölberg aus gesehen).

In einer der Auslegungen wird angenommen, dass es in der Zukunft zum Bau des so genannten dritten Tempels nach den beschriebenen Maßen aus Hesekiel mit all den Einrichtungen kommen würde. Dabei wird vorausgesetzt, dass der Tempelberg und das weitere Umfeld geräumt werden müssten. Und es wird auch eingeräumt, dass es dabei sowohl zu inneren als auch weltpolitischen Unruhen kommen würde. Doch ist es unwahrscheinlich, dass es sich in unserem Text um den Hesekiel Tempel und zwar in seiner buchstäblichen Ausführung handeln würde. Folgende Überlegungen dazu:
1. Die Maße im Modell des Stadttempels einschließlich aller Vorhöfe sind alle festgelegt und bereits gemessen worden (Hes 40,5.6.8.9.11.13.14.19.20.24.27.28.32.35.47.48; 41,1.2.3.5.13.15.; 42,15.16.19.20; 47,1-5).
2. Wie kann Johannes einen Tempel messen, der zwar als Modell dargestellt wurde, aber zu seinen Lebzeiten in der Realität nicht existierte?
3. In den Evangelien und den Briefen der Apostel ist ein Tempel bereits im Bau (1Petr 2,4-8; Eph 2,19-21), allerdings nur aus lebendigen Steinen. Für einen Tempel aus natürlichen Materialien gibt es im NT keinen Hinweis.
4. Der Tempel in der Hesekiel Vision (wenn man sie buchstäblich deutet) sieht Opfergottesdienste vor, welche der ersten Ordnung entsprechen und dies würde dem Zeugnis des Neuen Testamentes und insbesondere dem des Hebräerbriefes widersprechen. Denn nach diesem Zeugnis hat der gesamte aaronitische Priester- und Opferdienst in Christus seine Erfüllung gefunden (Hebr 8,12-9,1; 10,1ff). Warum sollte Gott wieder zu der alten Ordnung zurückgreifen?
5. Der Stadttempel in der Hesekielvision ist nicht lokalisiert mit dem Standort des physischen Jerusalem und dem Tempelberg (Hes 40,1-2). Der Name Zion und Jerusalemkönnen in den Kapiteln 40-48 zwar gedacht werden, sie sind aber dort nicht erwähnt. Vielleicht, weil zu jener Zeit die Stadt Jerusalem samt dem Tempel zerstört waren, oder weil es für den Tempel aus der Vision von Hesekiel samt Stadt, eine andere Bestimmung gab.
6. Niemand wird aufgefordert dieses komplexe Gebäude zu bauen, sondern es wird in seinen besonderen Maßen den Israeliten als vollkommenes Modell vorgestellt. Dazu kommen die überdimensionalen Maße der gesamten Stadt und deren Umfeldes.
7. Der Herr will für immer in jenem Stadttempel wohnen. So lesen wir in Hes 43,7: „„Und er sprach zu mir: „Du Menschenkind, das ist der Ort meines Thrones und die Stätte meiner Fußsohlen; hier will ich für immer wohnen unter den Israeliten. Und das Haus Israel soll nicht mehr meinen heiligen Namen entweihen, weder sie noch ihre Könige, durch ihren Götzendienst und durch die Leichen ihrer Könige, wenn sie sterben.“ (Vergleiche dazu auch Psalm 132,14: „Dies ist meine Ruhestatt für immer, hier will ich wohnen, denn ich habe ihn begehrt.“; Jes 66,1: „So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Wo wäre denn das Haus, das ihr mir bauen könntet, und wo denn der Ort meines Ruhesitzes?“ Stephanus zitiert diese Prophetie: „Aber der Höchste wohnt nicht in Wohnungen, die mit Händen gemacht sind“ (Apg 7,46-49).
Anmerkung: Der Tempel mit Stadt und Landesverteilung in der Hesekiel Vision wurde dem Propheten Hesekiel im Jahre 572 gegeben, 14 Jahre nach der Zerstörung Jerusalems (Hes 40,1-2). Dem Statthalter Serubbabel musste dieses Modell bekannt gewesen sein. Und doch baute er den Tempel in den Jahren 520-516 nach den früheren Maßen wieder auf (Sach 4). Es wird klar, dass dieses Modell für die Zukunft vorgesehen ist. Die Frage ist nur, geht es um eine buchstäbliche oder geistliche Perspektive?
Dazu einige Beobachtungen: Der Tempel samt Stadt in der Vision von Hesekiel weist trotz seiner Komplexität einige deutliche Parallelen zu der Vision des Johannes in Offb 21-22 auf. Hier einige Vergleiche:
• Hes 40,1-2: „Im fünfundzwanzigsten Jahr unserer Gefangenschaft, im Anfang des Jahres, am zehnten Tag des Monats, im vierzehnten Jahr, nachdem die Stadt eingenommen war, eben an diesem Tag kam die Hand des HERRN über mich und führte mich dorthin, – 2 in göttlichen Gesichten führte er mich ins Land Israel und stellte mich auf einen sehr hohen Berg; darauf war etwas wie der Bau einer Stadt gegen Süden.“ Die Vision sieht Hesekiel zwar im Land Israel, doch der sehr hohe Berg wird an keiner Stelle mit den relativ niedrigen lokalen Berg Zion in direkte Verbindung gebracht. Und in Offb 21,9-11 lesen wir: „Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, gefüllt mit den letzten sieben Plagen, und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir die Braut zeigen, die Frau des Lammes. 10 Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die Heilige Stadt Jerusalem herniederkommen aus dem Himmel von Gott, 11 die hatte die Herrlichkeit Gottes.“ Eine sehr ähnliche Vorgehensweise, denn auch zur Zeit der Vision des Johannes ist der irdische Tempel auf dem Berg Zion in Jerusalem ebenfalls nicht existent. In beiden Visionen handelt es sich um eine geistliche Bergeshöhe. Und in beiden Visionen wird die Stadt in ihrer vollendeten Ausstattung als eine in der Zukunft liegende Perspektive gezeigt.
• Hes 47,1-12: „Und er führte mich wieder zu der Tür des Tempels. Und siehe, da floss ein Wasser heraus unter der Schwelle des Tempels nach Osten; denn die vordere Seite des Tempels lag gegen Osten. Und das Wasser lief unten an der südlichen Seitenwand des Tempels hinab, südlich am Altar vorbei. 2 Und er führte mich hinaus durch das Tor im Norden und brachte mich außen herum zum äußeren Tor im Osten; und siehe, das Wasser entsprang seiner südlichen Seitenwand. 3 Und der Mann ging heraus nach Osten und hatte eine Messschnur (Messrute) in der Hand, und er maß tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen; da ging es mir bis an die Knöchel. 4 Und er maß abermals tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen: Da ging es mir bis an die Knie; und er maß noch tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen: Da ging es mir bis an die Lenden. 5 Da maß er noch tausend Ellen: Da war es ein Strom, so tief, dass ich nicht mehr hindurchgehen konnte; denn das Wasser war so hoch, dass man schwimmen musste und nicht hindurchgehen konnte. 6 Und er sprach zu mir: Hast du das gesehen, Menschenkind? Und er führte mich zurück am Ufer des Flusses entlang. 7 Und als ich zurückkam, siehe, da standen sehr viele Bäume am Ufer auf beiden Seiten. 8 Und er sprach zu mir: Dies Wasser fließt hinaus in das östliche Gebiet und weiter hinab zum Jordantal und mündet ins Tote Meer. Und wenn es ins Meer fließt, soll dessen Wasser gesund werden, 9 und alles, was darin lebt und webt, wohin der Strom kommt, das soll leben. Von En-Gedi bis En-Eglajim wird man die Netze zum Trocknen aufspannen; denn es wird dort sehr viele Fische von aller Art geben wie im großen Meer. 11 Aber die Teiche und Lachen daneben werden nicht gesund werden, sondern man soll daraus Salz gewinnen. 12 Und an dem Strom werden an seinem Ufer auf beiden Seiten allerlei fruchtbare Bäume wachsen; und ihre Blätter werden nicht verwelken und mit ihren Früchten hat es kein Ende. Sie werden alle Monate neue Früchte bringen; denn ihr Wasser fließt aus dem Heiligtum. Ihre Früchte werden zur Speise dienen und ihre Blätter zur Arznei.“ Es sind paradiesische Zustände, welche an den Garten Eden erinnern (1Mose 2,10ff) und gleichzeitig den Blick in das Paradies Gottes der Zukunft öffnen. So lesen wir in Offb 22,1-2: „Und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes, 2 mitten auf ihrer Straße und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker.“ Dort ein Wasserstrom aus dem Heiligtum, hier ein Wasserstrom aus dem Thron Gottes und des Lammes. Dort fruchttragende Bäume, hier Bäume des Lebens, welche ebenfalls ununterbrochen Früchte tragen. Die Beschreibungen solcher paradiesischen Zustände passt nicht in die Jetztzeit hinein, siehe Offenbarung 6-11 und 16. Dort wird in drastischen Bildern die teilweise und danach die vollständige Zerstörung dieser Erde beschrieben.
• Hes 48,31-34: 12 Tore nach den Namen der Stämme Israels genannt. Ebenso in Offb 21,12-13.21: 12 Tore mit den Namen der 12 Stämme Israels.
• Hes 47,21-23: Die nichtjüdischen Fremdlinge sind gleichberechtigte Bürger. Offb 2,24: Die Völker bringen ihre Herrlichkeit in die Stadt hinein. Die Parallelen sind offensichtlich. Damit kann der Stadttempel in der Vision von Hesekiel als Vorlage für den geistlichen Stadttempel der Zukunft gesehen werden und zwar mit Beschreibungen, welche den Juden damals vertraut waren, geographische Angaben wie Land Israel, Araba, Jordantal, Totes Meer, En-Gedi; Gottesdienstliche Angaben: aaronitisches Priestertum, Opferdienste, sowie gerechte Landverteilung unter die 12 Stämme mit gleichwertiger Einbeziehung der nichtjüdischen Landbewohner (Hes 47,21-23).
Und wie der Tempel in der Hesekiel Vision zentral in die Stadt integriert ist, so wird Gott selbst und das Lamm inmitten der zukünftigen Heiligen Stadt sein. Damit kann die Beschreibung in Offb 21 als die Vollendung gesehen werden. So lesen wir in Offb 21,22: „Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, er und das Lamm.“ (dazu auch Offb 3,12; 7,15).
Im Kontext der Offenbarung wird der Tempel Gottes 12 Mal genannt (Offb 3,12; 7,15; 11,1.19; 14,15.17; 15,5.6.8; 16,1.17; 21,22). und 11 Mal geht es um den Tempel im Himmel. Im Vergleich zu Offb 11,1 sind dort die Maße in ihrer perfekten und vollendeten Form beschrieben (Offb 21,16ff). Diese Beobachtung führt zu der Annahme, dass es sich in Offb 11,1 um den neutestamentlichen, geistlichen Tempel Gottes handelt , der sich noch im Bau befindet. Eindeutig ist auch, dass der Tempel in dem Gott wohnte zur Zeit vor dem Tod des Messias, seine Bestimmung an den Tempel des Neuen Bundes abgetreten hat und wird für Gott und seinen Heilsplan nicht mehr benötigt. Denn bereits durch den Propheten Nathan ließ Gott dem David verkündigen: „Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. 13 Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich.“ (2Sam 7,12-13). Bereits im Judentum erkannte man, dass diese Prophezeiung dem kommende Messias gilt. Der Engel Gabriel zitierte diese Verheißung in der Erscheinung bei Maria und bezog sie auf Jesus (Lk 1,31-33; Apg 2,34). Mit seinem Kommen und seinem Dienst begann Jesus das neue Haus für Gott zu bauen (Mt 16,18). Dieses Haus steht ebenfalls auf einer geistlichen Bergeshöhe (Berg Zion), wie Gott in Jesaja 2,2 verheißen hat: „Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen.“ Dies klingt nach einer geistlichen Bergeshöhe, wie in Hesekiel 40,1-2.
Und durch den Propheten Sacharia versprach der Herr, dass der Messias (Spross) genannt, den Tempel des Herrn bauen wird. Auch diese Prophezeiung bezogen bereits die Rabbiner auf den Messias. (Sach 6,12-13). Beide Prophezeiungen wurden gemacht im zeitlichen Kontext des Aufbaus vom natürlichem Tempel (durch Salomo und Serubbabel). Und beide wurden wieder zerstört. Doch durch den Propheten Haggai ließ Gott verkündigen: „Es soll die Herrlichkeit dieses letzten (künftigen) Hauses größer sein als die des ersten (früheren) gewesen war“ (Hag 2,6). Beachten wir die Bemerkung des Propheten, wenn er von der größeren Herrlichkeit des letzten Hauses spricht gegenüber die des Ersten. Das erste ist oder war das Irdische (Stiftshütte und Tempel), das letzte ist das geistliche Haus, nämlich der Leib Christi – die Gemeinde.
Und seit Pfingsten wohnt Gott in den gläubigen an Jesus durch den Heiligen Geist, auch in denen, welche seit jener Zeit natürlicherweise in der Stadt Jerusalem wohnen (Gott wohnt nicht in Tempeln von Menschenhand erbaut, sagte bereits Stephanus und Paulus (Apg 7,48; 17,24; Jes 66,1-2). Weitere Begründungen für den geistlichen Tempel des Neuen Bundes wären Texte aus folgenden Stellen:
• Joh 2,19-21: „Da antworteten nun die Juden und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du dies tun darfst? 19 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten. 20 Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten? 21 Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. 22 Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte.“
• Eph 1,22: „Und alles hat er unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, 23 welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.“ (dazu auch Kol 2,9).
• Und der Samariterin sagte Jesus: „Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit (und ist schon jetzt), dass ihr weder auf diesem Berge (Garizim) noch in Jerusalem (im Tempel auf dem Berg Zion) den Vater anbeten werdet.“ (Joh 4,21-24). Damit hebt Jesus die Anbetung Gottes auf eine geistliche Ebene und macht sie unabhängig von einer Örtlichkeit oder einem materiellem Gebäude.
• 1Kor 6,16: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid?“ Oder: 1Kor 6,19: „wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist. Wer nun den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben“
• 2Kor 6,16: „Wir aber sind der Tempel des lebendigen Gottes wie Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und sie sollen mein Volk sein.“ (Zitat teilweise aus 3Mose 26,12).
• Eph 2,21: „auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn“ (dazu auch Hebr 3,6: „dessen Haus sind wir“; ebenso 1Petr 2,5: „lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, Gott hochwillkommen durch Jesus Christus.“ (dazu auch 1Tim 3,14-16: „damit du weißt, wie du wandeln sollst im Hause Gottes, welches ist die Gemeinde des lebendigen Gottes“).
Diese geistliche Wohnstätte Gottes in der jetzigen Zeit ist von Gott geschützt, aber auch ständig gemessen. Doch wer diesen Tempel verunreinigt, bekommt es mit Gottes Gericht zu tun (vgl. dazu auch 1Kor 6,16; 2Thes 2,4ff; 1Petr 4,17: „Das Gericht fängt am Hause Gottes an“).

2. Frage: Was bedeutet das messen des Heiligtums, des Altars und derer, welche darin anbeten?
Johannes bekommt ein Rohr (gr. kalamos, eigentlich für Schilfrohr verwendet Mt 11,7; Offb 21,15). Dieses Rohr ähnelt einem Stab. Die gr. Bezeichnung für Stab ist `rabdos` und wird auch für Herrscherstab verwendet (Ps 2,9; Offb 2,27; 12,5; 19,15; 1Mose 49,10). Das Bild mit dem Meßstab(Messschnur, Messrute) ist uns bereits aus dem Alten Testament bekannt.
• 2Kön 21,13 und Klag 2,8: Messschnur als Gerichtsmaß;
• Sach 1,16: Messschnur als Maß für Zuwendung und Wiederherstellung;
• Sach 2,5-9: als Zeichen des Schutzes, so auch Ps 23,4;
• Hes 1,3-5: als Messrute zum Messen und Feststellung der exakten Maße. Sogar in der Vollendung wird vom Messen der heiligen Stadt Jerusalem mit einem goldenen Stab gesagt (Offb 21,15-17. Dort jedoch als Bestätigung der Vollkommenheit und Vollständigkeit.
Erinnern wir uns an die Anweisungen Gottes an Noah? Er sollte die Arche nach den Maßen zurichten, welche der Herr im genannt hatte (1Mose 6,15). Dies sagt aus, dass bereits Noah ein Maß nach einer bestimmten Ellenlänge verwendete. Ebenso baute Mose die Stiftshütte nach den Maßen, welche Gott ihm auf dem Berge gezeigt hatte (2Mose 25,40; dazu auch 2Chr 3,3). Der Maßstab jedoch für Glauben und Leben war für die Israeliten das Gesetz (2Mose 20,1ff; Jos 1,8). In unserem Text handelt es sich dabei um eine von Gott festgelegte und autorisierte geistliche Maßeinheit. Diese Maßeinheit ist nichts anderes als das Evangelium von Jesus Christus. Denn an ihm und seinem Wort soll und muss alles gemessen werden (Mt 5,22.28.32.34.39.44; 12,36; 19,9; 28,19; Joh 12,48; Apg 2,42).
Der Auftrag, den Tempel Gottes, den goldenen Räucheraltar und die dort Anbetenden zu messen, macht deutlich, dass dieser Bereich für Christus höchste Priorität hat. Die Gemeinde ist einerseits in Christus geborgen und geschützt, so das Bild von den sieben Sternen in seiner rechten Hand (Offb 1,16.20; 2,1; Joh 10,28-29). Im Kontext der Offenbarung kann das Messen aber auch als ein Bild für eine geistliche Bestandsaufnahme der Gemeinde, die sich noch im Bau befindet angesehen werden und zwar nach dem Vorbild von Jesus an den sieben Gemeinden (Offb 2-3: Dort legt Jesus den Meßstab an und sagt, was übereinstimmt und was korrigiert werden muss.). Als letzter noch lebender Apostel sollte Johannes diese Aufsichtsfunktion an der Gemeinde wahrnehmen. Dies tat er denn auch (siehe seine Schriften). Dieser Auftrag ist nicht neu, alle Apostel nahmen ihn war. Und der Ap. Paulus schreibt: „bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Menschen, zum vollen Maß (metron) der Fülle Christi,“ (Eph 4,13). Viele Texte des NT zielen darauf ab, das Leben der Gläubigen (einschließlich ihres Anbetungsdienstes) in Übereinstimmung mit Christus zu bringen (Mt 6,9-15; Hebr 4,16; 10,22). Denn von einer gesunden Lehre hängt auch ein gesundes geistliches Leben der Gemeinde ab. So schreibt Paulus in Gal 6,16: „Und alle, die sich nach diesem Maßstab (kanoni) richten – Friede und Barmherzigkeit über sie und über das Israel Gottes!“ (so auch Offb 22,19). Diesen Auftrag müssen heute alle Gaben und Dienstträger in der Gemeinde wahrnehmen (Eph 4,11ff).
Was das Messen des goldenen Altars meint, kann von seinem Bestand und Inhalt abgeleitet werden. Er war mit reinem Gold überzogen und gefüllt mit glühenden Kohlen und Weihrauch darauf. Jesus sagt zu dem Bereich der Anbetung Gottes: „Der Vater will im Geist und in der Wahrheit angebetet werden (Joh 4,23-24).

3. Frage: Was ist mit dem Vorhof gemeint und warum soll er nicht gemessen werden?
Den äußeren Vorhof des Tempels soll Johannes hinauswerfen und nicht messen, weil er den Nationen überlassen ist. Welche Auslegung ist hier zutreffend und mit welchen Begründungen? Zunächst wollen wir feststellen, um welchen Vorhof es sich handelt. Ursprünglich gab es nur einen Vorhof, welcher die Stiftshütte von allen Seiten umgab und der mit einer zweieinhalb Meter hohen Stoffwand umgeben war. Beim Bau des Tempels unter Salomo kamen noch weitere Vorhöfe hinzu. Zur Zeit von Jesus gab es auch noch den Vorhof der Frauen und den Vorhof der Heiden (Joh 12,20).
• Der innere Vorhof, welcher den Tempel umgab (2Mose 40,8.33; 2Kön 6,36; 2Chr 29,16).
• Der Große ,obere oder auch äußere Vorhof, welcher den inneren Tempelhof umgab (1Kön 7,12; Jer 19,14; 26,2; 36,10; 46,10).
• Der Vorhof der Priester (1Chr 4,9).
• Der neue Vorhof (2Chr 20,5; 24,21).
Im Herodianischen Tempel gab es einen Vorhof der Heiden. Vermutlich handelt es sich um den Bereich im Tempel, in dem eine Gruppe Hellenen sich aufhielt und Jesus sehen und wohl auch sprechen wollten (Joh 12,20).
Auch wenn wir festgestellt haben, dass es sich in Offb 11,1-2 um den geistlichen Tempel Gottes handelt, der gegenwärtig noch im Bau ist, können trotzdem die sprachliche Verwendung (Tempel, Altar, äußerer Vorhof) als Bildmaterial verwendet werden.
Es fällt auf, dass es in Bezug auf den natürlichen Tempel eine klare geistliche Übertragung gibt, es ist Christus und die Gemeinde. Aber auch der innere Vorhof mit dem kupfernen Brandopferaltar weist eindeutig auf das Kreuz hin. Golgatha lag außerhalb der Stadt Jerusalem (Hebr 13,10-13). Denn am Kreuz hat Jesus als Gotteslamm sein Leben als Opfer für die Sünden aller hingegeben. Nur ist er nicht in das Allerheiligste des irdischen Tempels eingegangen, sondern in den Himmel selbst und zwar mit seinem eigenen Blut und hat eine ewige Erlösung erwirkt(Hebr 9,12.24).
Nach dem Wortlaut des Textes aus Offb 11,1-2 handelt es sich jedoch nicht um den inneren, sondern den äußeren Vorhof. Es handelt sich also um eine Einrichtung, welche später dazu gebaut wurde und für Nichtjuden zugänglich war. Diesen soll Johannes nicht messen. Wir haben festgestellt, dass es im ersten Heiligtum der Stiftshütte keinen äußeren Vorhof gab. Was wäre nun mit dem äußeren Vorhof in dem Offenbarungstext zu vergleichen?
Erste Überlegung: Es könnte alles einschließen, was die äußere Gestaltung der Gemeinde betrifft. Organisation, Gemeindestrukturen, materielle Güter wie Gebäude und Einrichtungen. Über diese Dinge hat Jesus auch nichts konkretes gesagt. Aus der Antike ist kein christliches Versammlungsgebäude erhalten geblieben. Oft sind es nur Fundamentreste, welche von jenen Einrichtungen Zeugen. Auch Organisation und Strukturierung der Gemeinden sind vorübergehend und nicht Wert geschützt oder gemessen zu werden. Sie unterliegen also keinem bestimmten von Gott vorgeschriebenem Maß. Es könnte aber auch das äußere, das physische Leben der Gemeinde in dieser Welt meinen. Denn dieses ist angreifbar und kann und wird von dieser Welt zertreten werden. Auch Jesus sagte seinen Jüngern: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten.“ (Lk 12,4). Die Voraussage: „Die Pforten des Hadesch werden die Gemeinde nicht überwältigen“ birgt in sich aber dass sie angegriffen wird (Mt 16,18; Offb 2,10).
Zweite Überlegung: Während die Stiftshütte und der Tempel mit seinem inneren Vorhof seine Erfüllung in Christus und seiner Gemeinde fand, wird der äußere Vorhof (der natürliche Tempelbau mit seinen Einrichtungen und Opferdienst für Gottes Heilsplan nicht mehr benötigt (Hebr 8,12-9,1; 10,1). Dass der natürliche Tempel auch von den Heiden zerstört wurde ist ein historisches Faktum. Damit kommen wir zu der nächsten Frage.

4. Frage: In welchem Sinne ist in diesem Text `Heilige Stadt` und ihr zertreten gemeint?
Es gibt nur zwei Auslegungsvarianten.
Erstens: Das irdische Jerusalem wurde `die Heilige Stadt` genannt (Neh 11,1; Jes 52,1; Dan 9,24; Mt 4,5). Diese Stadt hatte und hat ihre Bestimmung und Bedeutung in der Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk Israel und den Nationen. Und Jerusalem war angreifbar und zertretbar. Doch im Gegensatz zu Babylon wurde diese Stadt immer wieder aufgebaut und bewohnt.
Zweitens: Auch das himmlische Jerusalem wird als `Heilige Stadt` bezeichnet. Folgende Texte sprechen von dieser Wohnstätte: Offb 21,2: „Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.“ Dazu auch Offb 21,10: „Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die Heilige Stadt Jerusalem herniederkommen aus dem Himmel von Gott. “;(von dieser Stadt lesen wir auch in Offb 3,12: „Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das vom Himmel herabkommt und meinen Namen den neuen.“ „). Nach dieser Stadt sehnten sich schon die Patriarchen, wie der Autor des Hebräerbriefes bezeugt: „Denn er (Abraham) wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“ Und weiter heißt es: „Nun aber streben sie zu einem besseren Land, nämlich dem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt gebaut.“ (Hebr 11,10.16). Ist uns die Tragweite dieser Erwartung bewusst? Die Perspektive der Patriarchen war ein himmlisches Land und eine Stadt von Gott erbaut. Dieses Jerusalem der Zukunft kann natürlich nicht mehr zertreten werden (Joh 14,1-3).
Und die Apostel sprechen von demselben geistlichen und himmlischen, Neuen Jerusalem, welches sich bereits hier als Gemeinde in dieser Zeit manifestiert.: Gal 4,26: „Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie; das ist unsre Mutter.“ (ergänzend dazu auch Gal 4,20-25 ). Oder: Hebr 12,22: „Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem …“ Beachten wir in diesen beiden letzten Texten die Gegenwartsform bei der Zugehörigkeit zu dieser Stadt, welche zwar himmlischen Ursprungs ist, aber sich noch im Bau befindet. Das geistliche Jerusalem samt Tempel der Gegenwart ist zwar von Seiten des Feindes in dieser Welt angefochten und dass Volk Gottes allen möglichen Schikanen ausgesetzt. Und dies über den gesamten Zeitraum hindurch (Joh 16,33; Mt 24,10-13). Denken wir an die lokalen Verfolgungen durch die Führung im Judentum und auch überörtlichen Verfolgungen im römischen Kaiserreich. Später durch die Machtgierigen Kirchenführer, welche sich mit den Weltmächten vereinigten, ihren Vorteil suchten und die Herde zertraten. In unseren Tagen hat das Zertreten der Gemeinde verschiedene Formen. Doch trotz allem steht sie unter dem direkten Schutz von Jesus Christus (Mt 16,18; Mt 28,20; Joh 10,28-29).

Aber auf dem Hintergrund folgender Texte lässt sich ableiten, dass es in Offb 11,2 auch um das natürliche Jerusalem (samt seinen Bürgern-Volk Israel) gehen könnte, welches von den Nationen zertreten wird. Jesus sagte voraus: „und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du besucht worden bist.“ (Lk 19,44; dazu auch Mt 23,37-39). Und weiter sagt Jesus voraus: „und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt unter alle Nationen, und Jerusalem wird zertreten werden von den Nationen, bis die Zeiten (kairous) der Nationen erfüllt sind.“ (Lk 21,24). Hier spricht Jesus von dem physischen Zertreten der natürlichen Stadt Jerusalem samt seinen Bürgern durch die Nationen. Das Zertreten der Stadt Jerusalem begann mit deren Zerstörung im Jahre 70 n.Chr durch die Römer. Etwa 60 Jahre blieb die Stadt zerstört. Nach der Niederschlagung des jüdischen Aufstandes unter Bar Kochba im Jahre 135 n.Chr baute Kaiser Hadrian die Stadt nach römisch-griechischen Stil auf und nannte sie Aelia Kapitolina.

Er entweihte den Zionsberg durch den Bau eines Venusheiligtums und an der Stätte Golgatha baute er einen Jupitertempel. Den Juden und Judenchristen verbot er sich in dieser Stadt anzusiedeln. Dies änderte sich in der Zeit Konstantins (4. Jh.). Er entfernte die heidnischen Einrichtungen und lies die Grabeskirche (Auferstehungskirche) auf dem Hügel Golgatha errichten. Im 7. Jh. räumten Die Muslime den Tempelberg und bauten dort den Felsendom und die Al-Aqsa Moschee. In den folgenden Jahrhunderten blieb die Stadt unter osmanischer Herrschaft. Seit Staatsgründung (1948) und Eroberung von Ostjerusalem (1967) ist diese Stadt wieder im Besitz der Juden. Aber in Bezug auf das Tempelgelände (die heiligste Stätte des Judentums) dauert das zertreten immer noch an. Doch es muss uns bewusst sein, dass mit Jerusalem auch immer die Menschen gemeint sind, welche diese Stadt bewohnen, bzw. sich mit dieser Stadt identifizieren. Der Anblick der heutigen Tempelstätte kann als ein Mahnruf Gottes an das jüdische Volk gesehen werden, sich ihrem bereits gekommenem Messias in Buße(Sinnesänderung) und Glauben zuzuwenden.
Das gr. Verb `pat¢sousin` für zertreten in Offb 11,2 ist dasselbe wie auch in Lk21,24 (vgl. dazu auch Jes 5,5; ähnlich auch Dan 7,26).
Damit ließe sich in gewissem Sinne ein Parallelverlauf zwischen natürlicher und geistlicher Stadt Jerusalem erkennen, der sich allerdings auf unterschiedlichen Ebenen vollzieht.

5. Frage: Welche zeitliche Periode umfassen die 42 Monate?
Aber den äußeren Vorhof des Tempels wirf hinaus und miss ihn nicht, denn er ist den Nationen gegeben; und die Heilige Stadt werden sie zertreten zweiundvierzig Monate.“ (Offb 11,2).
Zahlen werden von den Auslegern in der Offenbarung entweder buchstäblich gezählt oder symbolisch gedeutet. Hier eine Liste der Zahlen:
• Die sieben Gemeinden in der Römischen Provinz Asia (1,4).
• Die sieben Geister Gottes (1,4).
• Die sieben Leuchter )(1,12.20; 2,1).
• die sieben Sterne in der Rechten des Menschensohnes (1,16.20; 2,1; 3,1).
• Die zehn Tage der Bedrängnis für die Gläubigen in der Gemeinde Smyrna (2,10).
• Die 24 Ältesten um den Thron Gottes (4,4.10;5,8; 11,16; 19,4).
• Die sieben Fackeln vor dem Thron, welche sind die sieben Geister Gottes (4,5).
• Die vier lebendigen Wesen um den Thron Gottes (4,6.8; 5,6.8.14; 6,1.6; 7,11; 14,3; 15,7; 19,4).
• Die sieben Hörner auf dem Haupt des Lammes (5,6).
• Die sieben Augen des Lammes, welche sind die sieben Geister Gottes (5,6).
• Die sieben Siegel (5,1.5; 6,1).
• Der vierte Teil (Offb 6,8).
• Die vier Winde der Erde (7,1).
• Die 144000 Versiegelten aus allen Stämmen Israels (7,3-8; 14,1).
• Eine halbe Stunde (Offb 8,1).
• Die sieben Engel mit den sieben Posaunen (8,2.6).
• Die vier Engel am Euphrat (Offb 9,15).
• Der dritte Teil (Offb 8,10.12; 9,15; 12,4;).
• Die fünf Monate der Heuschrecken Plage über die, welche nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen haben (9,5.10).
• , die sieben Donner (10,3-4).
• Die 42 Monate und 1260 Tage (11,2.3; 12,6; 13,5).
• Die zwei Zeugen, die zwei Leuchter, die zwei Ölbäume und die zwei Propheten (11,3-7).
• Der zehnte Teil (Offb 11,13).
• Die siebentausend Namen der Getöteten in der großen Stadt (11,13).
• Die sieben Köpfe und zehn Hörner auf dem Kopf des Drachen und des Tieres (12,3; 13,1; 17,3.7.12).
• Die Zahl des Namens vom Tier ist sechshundert und sechsundsechzig (13,18).
• Die sieben Engel mit den sieben Schalen des Zornes Gottes (15,1.6.8; 16,1; 17,1; 21,9).
• Drei Teile (Offb 16,19).
• Eintausendsechshundert Stadien weit (14,20).
• Die sieben Berge und sieben Könige (17,9).
• Eine Stunde (Offb 18,10.17.19).
• Die eintausend Jahre in Offb 20,1-6.
• Die zwölf Tore und zwölf Grundsteine in der Stadt dem neuen Jerusalem (21,12-14).
• Die Mauern der Stadt sind 12000 Stadien lang, breit und hoch (21,16).
• Die Bäume im Paradies Gottes tragen 12 Mal Früchte (Offb 22,1-2).
Je nachdem, ob diese Zahlen buchstäblich gerechnet oder symbolisch gedeutet werden, kommt man auch zu unterschiedlichen Ergebnissen. Es lohn sich eine Studie über die Zahlen der Bibel anzustellen und im Speziellen Zahlen, die bei Jesus und den Aposteln vorkommen und ob diese auch Symbolcharakter haben. Hier einige Bibelstellen: Mt 4,1ff; 18,12; 18,22; 25,1ff; 26,15; 26,53; Mk 3,14; 8,19f; Lk 2,42; 3,30; 10,1; Joh 11,9; 21,11; 6,3; Apg 1,3;Röm 11,4; 2Petr 3,8; .
Zunächst einige Beobachtungen in Bezug auf die Zeitangabe 42 Monate:
1. Diese Zeitangabe kommt noch einmal vor in Bezug auf das Tier aus dem Meer und zwar in Offb 13,5:“Und es wurde ihm ein Maul gegeben, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ihm wurde Macht gegeben, es zu tun zweiundvierzig Monate lang.“
2. Die Zeitangabe 42 Monate entspricht dreieinhalb Jahren.
3. Die Bezeichnung für diese Zeitangabe wird nur verwendet, wenn es sich um die Angriffe seitens der Feinde Gottes handelt. Denn Unter dem `Sie` in Offb 11,2 sind die Nationen gemeint. Und diese haben einen Anführer, es ist in unserem Textzusammenhang das Tier, welches aus dem Abgrund aufsteigt (Offb 11,7; 17,8). Es ist identisch mit dem Tier, welches aus dem Völkermeer entsteigt, was durch die sieben Köpfe und zehn Hörner deutlich wird (Offb 13,1-8). Dies bedeutet, dass die Zeitangabe 42 Monate in Offb 11,2 und 13,5 dieselbe zeitliche Periode abdeckt. Es kann auch noch damit begründet werden, dass Kapitel zwölf nicht die chronologische Fortsetzung von Kapitel 11 ist, sondern dort werden die Ereignisse wieder von Anfang an aufgerollt, das heißt von der Thronbesteigung Jesu gerechnet.
Man könnte aber auch fragen, wann begann das Zertreten der Heiligen Stadt? Weiter oben haben wir festgestellt, dass unter der Heiligen Stadt zunächst das Neue Jerusalem der Vollendung und der Jetztzeit als neutestamentliche Gemeinde, welche sich noch im Bau befindet gemeint ist. Die Bezeichnung `Heilige Stadt` kann sich aber auch auf das natürliche Jerusalem beziehen. Letzteres war seit dem Jahre 70 bis 1948 von den Nationen besetzt. Der Tempelberg, die heiligste Stätte des Judentums ist bis heute von einer anderen Nation, bzw. Religionsgemeinschaft besetzt. Damit würde sich aber die Zeitspanne von 42 Monaten seit dem 1. Jh. beginnend und bis heute fortsetzen. In diesem Fall müssten diese 42 Monate als eine symbolische Zeitperiode angesehen werden. Das Gleiche würde sich auch auf die Heilige Stadt als Gemeinde beziehen. Die gleiche Deutung könnte auch die Zeitangabe in Offb 13,5 bekommen. Auch hier handelt es sich um eine Zeitspanne, welche zu Beginn der Wirksamkeit dieses Tieres begann. Das Tier aus Kap. 13,1-8 und 17,8 ist dasselbe wie auch in 11,7. Daher müsste es sich in beiden Texten um dieselbe Zeitperiode von dreieinhalb symbolische Jahre handeln.
Das Bild des Tieres aus Offb 13,1ff ist aus Daniel 7 entnommen und stellt dort zunächst das 4. Also das Römische Weltreich dar und zwar mit Elementen der drei vorhergehenden Tiere (Weltreiche). Es ist aber auch ein Bild für alle Weltreiche, worauf die sieben Köpfe und zehn Hörner in der Offenbarung hinweisen. Denn es entsteigt aus dem Völkermeer mit globalem Einfluss und alle Nationen und sprachen huldigen ihm (Offb 13,7-8). Damit wäre der Beginn der Verfolgung ebenfalls in die Anfangszeit der Gemeinde (unter römischer Herrschaft) zu setzen und das Ende bei der Tötung der Zeugen. Doch wollen wir diese Thematik noch weiter entfalten und zwar durch die zeitliche Bezeichnung 1260 Tage in Offb 11,3.

Die zwei Zeugen ihre Identität und Auftrag
Und ich will meine zwei Zeugen bestimmen, und sie sollen weissagen tausendzweihundertsechzig Tage lang, angetan mit Trauerkleidern (Sacktuch). (Offb 11,3).
Es ist Jesus selbst, der hier über seine Zeugen bestimmt. Bemerkenswert ist auch die Bezeichnung für ihre Bekleidung, welche auf einen beschwerlichen und mit Entbehrungen verbundenen Lebensstil hinweisen. Der Prophet Jesaja trug zeitweise solch ein Sacktuch (Jes 20,2; Johannes der Täufer trug einen Mantel aus Kamelhaaren Mt 3,4; Mk 1,6; Elia trug einen Mantel aus Fellen 2Kön 1,8; Elisa übernahm den Mantel von Elia 2Kön 2,13). Der Dienst der Propheten bestand vorwiegend in Aufruf zur Umkehr und zwar im Hinblick auf das Gericht Gottes und die Perspektive der Wiederherstellung.
Das verbindende „Und“ zwischen Vers 2 und 3 macht deutlich, dass der Auftrag an Johannes in 11,1und der Auftrag an die zwei Zeugen in engem Zusammenhang stehen. Weil der Dienst an der Gemeinde und der Auftrag für diese Welt parallel verläuft. Daher müssten auch die zwei Zeitangaben in engem Zusammenhang stehen. Aus diesem Text stellen sich uns einige Fragen, auf die wir der Reihe nach eingehen wollen.

1. Frage: Ist die Zeitangabe 1260 Tage identisch mit den 42 Monaten oder weisen sie durch ihre unterschiedlichen Bezeichnungen auch auf zwei verschiedene Zeitabschnitte hin und welchen Zeitraum decken sie ab?
Wenn es uns gelingt eine begründete Lösung für den zeitlichen Rahmen des Wirkens der zwei Zeugen zu finden, dann wird sich die nächste Frage nach deren Identität auch leichter klären lassen. Das Gleiche würde auch in umgekehrter Reihenfolge gelten.
Rechnet man die 42 Monate mit jeweils 30 Tagen pro Monat, ergibt es 1260 Tage (vgl. 1Mose 7,11 und 8,4 mit 7,18; sowie 4Mose 14,34; und Hes 4,6). Auch diese Zeitangabe gleicht dreieinhalb Jahren. Weiter oben haben wir bereits gesehen, dass die Bezeichnung 42 Monate in beiden Texten verwendet wird um die Wirksamkeit der Feinde Gottes zeitlich einzurahmen (Offb 11,2; 13,5). Die Bezeichnung 1260 Tage bezieht sich jedoch nur auf die, welche auf der Seite Gottes stehen (Offb 11,3 und 12,6). Doch diese zwei Lager folgen zeitlich nicht aufeinander, sondern verlaufen parallel, bzw. stehen sich im Kampf gegenüber. Daher müsste es sich auch um dieselbe zeitliche Periode handeln.
In Kapitel 12 und 13 werden wir noch auf die Texte im Buch Daniel eingehen, denn diese tragen zum Verständnis sowohl der Zeitangaben als auch der Inhalte in der Offenbarung bei.
Es gibt aber noch weitere Texte in der Bibel, welche zum Verständnis für die Zeitangaben in Offenbarung 11-13 beitragen können. Immerhin gibt es in Offb 11,5 einige indirekte Hinweise auf das Wirken des Propheten Mose und Elia. Mose stand dem Pharao gegenüber, also einer Weltmacht. Elia stand seinem eigenen Volk gegenüber, welches von einem gottlosen König regiert wurde.
ist den Bibellesern die regenlose Periode zur Zeit des Propheten Elia aus der Geschichte Israels bekannt, obwohl diese Zahl dort nicht ausdrücklich genannt wird. In 1Kön 17,1 und 18,1 lesen wir: „Und es sprach Elia, der Tischbiter, aus Tischbe in Gilead zu Ahab: „So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn.“ Und „Nach einer langen Zeit (nach vielen Tagen) kam das Wort des HERRN zu Elia, im dritten Jahr: Geh hin und zeige dich Ahab, denn ich will regnen lassen auf die Erde.“ Beachten wir die Zeitangaben: diese Jahre; nach langer Zeit oder nach vielen Tagen; im dritten Jahr. Und weil im Dienstbereich bzw. Vollmacht der zwei Zeugen aus Offb 11,5 unter anderem enthalten ist: „den Himmel verschließen, damit es nicht regnen soll“, ist der Bezug zu den dreieinhalb Jahren Regenloser Periode zur Zeit des Elia hergestellt, obwohl
erst Jesus diese Zeitperiode mit drei Jahren und sechs Monaten präzisiert, ebenso Jakobus (Lk 4,25; Jak 5,17). Damit gibt Jesus diesem besonderen Ereignis in der Geschichte Israels einen bestimmten zeitlichen Rahmen mit tiefer inhaltlichen Bedeutung auch für seine Zuhörer in Nazareth. Dies sollte keineswegs übersehen werden, denn es ist die einzige Zeitangabe in der Bibel, welche mathematisch genau mit der Zeitangabe in der Offenbarung übereinstimmt. Zunächst aber stellt Jesus einen Bezug von der Zeit des Elia zu seinem eigenen Dienst her. Denn trotz der vielen Wunderwerke zur Zeit des Elia, hingen die meisten Israeliten den Baalim an. Ähnliches erlebt auch Jesus zunächst in Nazareth. Dort
wo er auf die Geschichte Israels zur Zeit des Elia (auch des Elisa) Bezug nimmt, traf er auf viel Unglauben und offenen Widerstand, ja, sie versuchten ihn sogar zu töten (Mk 6,6; Lk 4,29). Aber auch im gesamten Land Israel stieß er auf Unglauben, Ablehnung und offenen Widerstand von Seiten der führenden Elite des Judentums. „Und obwohl er solche Zeichen vor ihren Augen getan hatte, glaubten sie doch nicht an ihn.“ (Joh 12,37ff). Immer wieder suchten sie ihn zu töten (Mk 3,6; 11,18; Joh 5,17-18; 7,19; 8,37.40.59; 10,31-33; 11,53; Mt 26,4). Die Parallele zu dem Propheten Elia ist offensichtlich. Denn auch er beklagte: „»Herr, sie haben deine Propheten getötet, deine Altäre haben sie niedergerissen. Ich bin allein übrig geblieben, und sie trachten mir nach dem Leben«.“ (Röm 11,3; Zitat aus 1Kön 19,10-14). Und doch gelang es Elia nach dreieinhalb Jahren durch das Gottesurteil auf dem Berg Karmel das Volk Israel wieder zu Gott zurückzuführen, wenn auch nur vorübergehend. Und Jesus sagt zum Ende seines Dienstes: „ Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ (Joh 12,32).
Anmerkung: Nach dem Johannesevangelium hat Jesus mindestens zweieinhalb Jahre öffentlich gewirkt (vor dem ersten Passa (Joh 2,13) bereits mehr als sechs Monate; bis Joh 6,4: zweites Passa ein ganzes Jahr; bis Joh 12,1: drittes Passa, ein weiteres Jahr. Wenn das namentlich nicht genannte Fest in Joh 5,1ein Passafest war (was vom Kontext des Johannesevangeliums durchaus möglich ist), dann erstreckte sich sein Dienst sogar über mehr als dreieinhalb Jahre. Und im starken Kontrast zur den dreieinhalb Jahren der Dürreperiode zur Zeit von Elia regnete es zur Zeit von Jesus von der Seite Gottes geistlichen Segen in unermesslicher Fülle auf das gesamte Volk Israel. Auch wenn er von einem Teil seines Volkes abgelehnt wurde, richtete er das Reich Gottes ein in dieser Welt. Halten wir fest: diese Periode des Dienstes von Jesus wurde zum Wendepunkt nicht nur in Israel, sondern in der gesamten Menschheitsgeschichte. Oft wird betont, dass Israel seinen Messias abgelehnt hatte und dies stimmt einerseits auch (Joh 1,12; „Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht an“). Dabei darf nicht übersehen werden, dass Jesus gerade mit und durch seine gläubigen Volksgenossen begonnen hat sein Volk als den inneren Kern (gläubigen Rest) auf eine geistliche Weise zu sammeln (Jes 10,20-22; 49,6; Joh 1,12b; 11,52; Apg 15,16-17 Zitat aus Amos 9,11).
Die aufmerksame Beobachtung des Lebens und Dienstes von Jesus kann zu folgender Schlussfolgerung führen:
Wenn sich nun die Geschichte der Menschheit im Globalen in ähnlicher Weise abspielen wird, wie in der Dienstzeit von Jesus, so kann auch der zeitliche Rahmen von plus/minus drei Jahren übernommen werden und zwar auf symbolische Weise. Der gesamte Inhalt seines Dienstes wird sich in der darauf folgenden Menschheitsgeschichte auf eine ähnliche Weise entfalten.
Die Welt erlebte seit seinem ersten Kommen eine nie dagewesene Zuwendung Gottes.
Der größte Teil der Menschen hat bis heute das große Heil Gottes abgelehnt, ähnlich wie auch zur Zeit von Jesus und des Elia. Die Gemeinde durchlebt ähnliches, wie auch ihr Herr erlebt hat. Hier einige Parallelen:
• Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat.“ (Joh 15,18).
• „Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie eures auch halten.“ (Joh 15,20-21).
• Die Gemeinde (die Zeugen von Jesus) müssen durch viel Leiden hindurchgehen und am Ende werden sie sogar äußerlich zertreten und besiegt werden (Offb 11,2.7; 13,7; 20,4). So hat auch ihr Herr gelitten und wurde am Ende getötet nach dem Fleisch.
• Wie ihr Herr durch das Kreuz zur Schau und Spott gestellt wurde, so werden seine Zeugen zum Spott und Schauspiel in dieser Welt (Offb 11,9). Und der Ap. Paulus schreibt: „Denn ich meine, Gott hat uns Apostel als die Allergeringsten hingestellt, wie zum Tode Verurteilte. Denn wir sind ein Schauspiel geworden der Welt und den Engeln und den Menschen.“) (1Kor 4,9; ähnlich auch Hebr 10,33).
• Wie Jesus von den Toten auferweckt wurde, so wird auch die Gemeinde (die Zeugen von Jesus) am letzten Tag von den Toten auferweckt oder verwandelt werden.
• Wie Jesus gen Himmel aufgefahren ist, so wird auch die Gemeinde von ihrem Herrn entrückt und in den Himmel aufgenommen werden zum Erstaunen aller ihrer Feinde.
So ähnlich kann es auch mit dem zeitlichen Rahmen sein. Die Dienstzeit von Jesus kann in einer symbolischen Periode auf die Dienstzeit der Gemeinde übertragen werden.
Damit haben Wir zwei geschichtliche und inhaltliche Anhaltspunkte für die Deutung der zeitlichen Bezeichnung der dreieinhalb Jahre in der Offenbarung. Allerdings wären die dreieinhalb Jahre als eine von Gott bestimmte und festgelegte Zeit anzusehen, dessen tatsächliche Zeitspanne jedoch für uns verborgen ist. Denken wir auch daran, dass sowohl Jesus als auch seine Apostel, zur Berechnung des zeitlichen Ablaufs und für das Kommen des Menschensohnes, des Weltendes, der Auferstehung der Toten und der Entrückung der Gemeinde keinen Anlass gaben
In Kapitel 12 und 13 kommen wir auf die Thematik der Zeitangabe nochmal zu sprechen und zwar mit Bezugnahme auf Aussagen aus dem Buch Daniel.

Anmerkung: Es gibt eine Auslegung, wonach die 1260 Tage als Jahre gerechnet werden. da im biblischen Kontext Tagesangaben gelegentlich auch für ganze Jahre gezählt werden (vgl. 1Mose 7,11 und 8,4 mit 7,18; sowie 4Mose 14,34; Hes 4,6), käme man auf den Gedanken, auch diese Tagesangaben auf Jahre umzurechnen, also auf 1260 chronologische Jahre. Auch diese Berechnung gibt es unter den Auslegern der Offenbarung (Beginn 270und endend 1530). Dieses Datum liegt lange zurück und es gibt immer noch Verfolgungen der Gemeinde. Dazu widerspräche es dem oben genannten Prinzip von Jesus und der Apostel, sich nicht mit zeitlichen Berechnungen zu beschäftigen.

2. Frage: Wen stellen diese zwei Zeugen dar?
Zeugen werden grundsätzlich bei Rechtsangelegenheiten hinzugezogen. Daher gilt das zwei / drei Zeugen Prinzip (5Mose 19,15; Mt 18,16). Auch zu diesem Abschnitt gibt es grundsätzlich zwei Auslegungen, eine wörtliche und eine symbolische.
Erstens: Es Handelt sich dabei um zwei Personen, welche in der Endzeit dreieinhalb Jahre lang in Jerusalem in Ähnlichkeit von Mose und Elia auftreten werden. Die zwei Zeugen werden nach dem Ende ihres Zeugnisdienstes getötet. Ihre Leichname werden dreieinhalb Tage auf den Plätzen Jerusalems liegen gelassen(Offb 11,8). Doch nach dreieinhalb Tagen zum Leben erweckt und gen Himmel gerufen werden. Diese Sicht wird von denen vertreten, welche die Ereignisse der Kapitel 6-19 in die so genannte siebzigste Jahrwoche aus Daniel 9,27 legen. Diese siebzigste Jahrwoche wäre demnach noch zukünftig. Manche Ausleger gehen davon aus, dass die Gemeinde noch vor dieser siebzigsten Jahrwoche entrückt wird und somit die Ereignisse der Kapitel 6-19 sie auch nicht treffen werden. Da diese Auslegung (mit einigen Variationen) im evangelikalen und pietistischen Bereich stark vertreten wird, soll an dieser Stelle darauf nicht näher eingegangen werden.
Zweitens: Die zwei Zeugen stehen symbolisch für die Zeugen aller Zeiten. Wie wir bereits oben gesehen haben, kann die Zeitangabe 1260 Tage auch symbolisch auf die gesamte neutestamentliche Zeit gedeutet werden. Bei dieser Deutung können zwei Personen nicht den gesamten Zeitraum abdecken. Ebenso müsste ihr Zeugendienst globalen Umfang haben und sich nicht nur auf das natürliche Jerusalem beschränken. Doch Zunächst schauen wir uns den Zeugendienst im Neuen Testament an. Das gr. Wort dafür ist o marthys – der Zeuge`. Im Laufe der Zeit wurde dieser Begriff auf die Blutzeugen (Märthyrer) ausgedehnt. Doch sind nicht alle Zeugen gewaltsam umgebracht worden (Lk 11,49; 21,16). In Offb 3,14 wird Jesus als der wahrhaftige Zeuge bezeichnet. Ebenso ist es der Heilige Geist, welcher von Jesus Zeugnis gibt (Joh 15,26). Die Zeugen von Jesus sind im NT in solchem Umfang benannt, dass sie im Zusammenhangunseres Textes nicht übergangen werden sollten.
Zu seinen Jüngern sagte Jesus: „Ihr werdet meine Zeugen sein“ (Joh 15,27; Apg 1,8; 4,33; 22,20; Lk 9,5; Mk 13,9; Apg 8,5; 13,51; 28,23). Auch von Johannes heißt es: „Um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses von Jesus Christus“ (Offb 1,9). Jesus bezeichnet Antipater als seinen treuen Zeugen (Offb 2,15). Im Laufe der Gemeindegeschichte gab es viele Zeugen (Offb 6,9-11; 12,11.17; 18,24; 20,4-6). Das Zeugnis von Jesus ist der Geist der Weissagung – Prophetie (Offb 19,10; 11,3; 10,11). Somit wäre `Zeuge` eine Dienstbezeichnung, das bezeugen durch `Weissagung` das Werkzeug dazu.

Die zwei Zeugen werden im Text auch noch als die zwei Leuchter, zwei Ölbäume und zwei Propheten bezeichnet.
„Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.(Offb 11,4). Aber um welche 2 Leuchter und zwei Ölbäume handelt es sich?
Dafür gibt es bereits im Buch Sacharia Hinweise. So lesen wir in Kap. 4,1-5: „Und der Engel, der mit mir redete, weckte mich abermals auf, wie man vom Schlaf erweckt wird, 2 und sprach zu mir: Was siehst du? Ich aber sprach: Ich sah, und siehe, da war ein Leuchter, ganz aus Gold, mit einer Schale oben darauf, auf der sieben Lampen waren und je sieben Schnauzen an jeder Lampe, die auf ihr war, 3 und zwei Ölbäume dabei, einer zu seiner Rechten, der andere zu seiner Linken. 4 Und ich fuhr fort und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Mein Herr, was ist das? 5 Und der Engel, der mit mir redete, antwortete und sprach zu mir: Weißt du nicht, was das ist? Ich aber sprach: Nein, mein Herr.“
Natürlich wusste der Prophet Sacharia, dass es In der Stiftshütte nur einen Leuchter gab und im Tempel zehn Leuchter aufgestellt waren, auf jeder Seite fünf(1Kön 7,49; 2Chr 4,7.20). Dieser Leuchter jedoch sieht etwas anders aus, dazu noch zu beiden Seiten je ein Ölzweig oder Ölbaum. Da sehen wir, dass es bereits dem Propheten so ergangen ist, wie auch uns heute. Und wir sind auch auf die Erklärung des himmlischen Boten angewiesen. „Und er antwortete und sprach zu mir: Das ist das Wort des HERRN an Serubbabel: Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth. 7 Wer bist du, großer Berg? Vor Serubbabel werde zur Ebene! Er wird hervorholen den Grundstein unter Jubelrufen: Glück zu! Glück zu! 8 Und es geschah zu mir das Wort des HERRN: 9 Die Hände Serubbabels haben dies Haus gegründet, seine Hände sollen’s auch vollenden, damit ihr erkennt, dass mich der HERR Zebaoth zu euch gesandt hat. 10 Denn wer hat den Tag der geringen Anfänge verachtet? Die werden doch mit Freuden sehen den Schlussstein in Serubbabels Hand. Jene sieben sind des HERRN Augen, die alle Lande durchziehen.“ (Sach 4,6-10). Das Bild vom goldenen Leuchter mit der Schale darauf und den sieben Lampen mit je sieben Schnäuzen an jeder Lampe (die von den zwei Ölbäumen mit Öl gespeist werden sind nach der Erklärung des Engels ein klarer Hinweis auf den allgegenwärtigen und alles durchdringenden Geist Gottes. Durch diesen Geist (dargestellt mit sieben Augen welche alle Lande durchziehen wird Gott sein Werk vollbringen. (Sach 4,10; 3,9; Offb 1,4; 3,1; 4,5; 5,6).
Sach 4,11-14: „Und ich fuhr fort und sprach zu ihm: Was sind die zwei Ölbäume zur Rechten und zur Linken des Leuchters? 12 Und ich sprach weiter zu ihm: Was sind die beiden Zweige der Ölbäume bei den zwei goldenen Röhren, aus denen das goldene Öl herabfließt? 13 Und er sprach zu mir: Weißt du nicht, was sie sind? Ich aber sprach: Nein, mein Herr. 14 Und er sprach: Es sind die zwei Gesalbten, die vor dem Herrscher aller Lande stehen.“
Zwei Ölbäume sind die zwei Gesalbten (Bevollmächtigten). Sollten wir da nicht zuerst an Jesus, den Gesalbten Gottes und den Heiligen Geist, der als die Salbung bezeichnet wird denken? Denn diese Beiden sind vor Gott und sind ja vom Vater in Vollmacht zum Zeugnis ausgesandt worden (Jes 61,1f; Lk 4,18f; 1Joh 2,20.27).
Damals ging es um den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem in den Jahren 520-516 v.Chr. Jenes Unternehmen wurde von Seiten der Feinde Gottes sehr angefochten. In diesem Zusammenhang sind zwei besondere Personen genannt – Serubbabel als Statthalter aus dem Königshaus (auch in der Stammesliste von Jesus enthalten Mt 1,16). In Sach 3,1ff wird der Hohepriester Jeschua von Gott durch einen Boten in den Priesterdienst eingeführt und bevollmächtigt am Hause des Herrn den Dienst zu versehen.
Diese zwei Gesalbten, bzw. mit dem Heiligen Geist erfüllten und bevollmächtigten Repräsentanten des Volkes Gottes bauten den Tempel wieder auf und übergaben ihn zum Dienst für die kommenden etwa 550 Jahre.
Und damit wären sie in gewissem Sinne Vorbilder für die beiden Zeugen aus Offb 11,3-4. Oder anders ausgedrückt, mit ihrem Doppeldienst heben sie vorbildhaft die zwei wichtigen Dienste der zwei Zeugen hervor, nämlich Königsherrschaft und Priesterdienst an der Gemeinde in dieser Welt und dies im Auftrag von Jesus und in der Kraft des Heiligen Geistes. Ist uns bewusst, dass in neutestamentlicher Zeit das gesamte Volk Gottes ein königliches Priestertum bildet (1Petr 2,9-10; Offb 1,6; 5,10; abgeleitet aus 2Mose 19,5-6).
Die Aussage in Sach 4,10: “die vor dem Herrscher aller Lande stehen“, ist ähnlich wie auch in Offb 11,4. Dies unterstreicht zusätzlich, dass diese beiden Texte und ihr Inhalt in engem Zusammenhang stehen.
Nach 1Joh 2,20 und 2,27 erfahren wir, dass die Gläubigen die Salbung haben, also den Heiligen Geist. Und nach den Worten von Jesus sind sie: „das Licht der Welt“ (Mt 5,14). Leuchter stehen auch für die Gemeinde (Offb 1,19-20). Aufgrund dieser Zusammenhänge wäre der Dienst der zwei Zeugen umfassend, sowohl räumlich als auch zeitlich. Seit Pfingsten sind unzählige Menschen aus
Israel durch das Zeugnis der Apostel und Evangelisten zum Glauben an Jesus gekommen und ihre Zahl wächst zunehmend weltweit, auch in Israel. Die ersten Zeugen für die Nationen waren Gläubige aus Israel, welche die Botschaft vom Reich Gottes zu den Völkern brachten. Und so setzte sich der Zeugendienst der Gläubigen bis in unsere Zeit fort.
Im Laufe des Textes werden wir noch weitere Identitätsmerkmale dieser zwei Zeugen erkennen, welche uns auch an den Dienst von Mose und Elia erinnern.

3. Frage: Geht es hier um Feuer speiende Propheten?
und wenn jemand ihnen schaden will, so geht Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; und wenn jemand ihnen schaden will, muss er ebenso getötet werden. (Offb 11,5).
Die zwei Zeugen weissagen und da ihr Zeugnis öffentlich ist, ruft es auch Gegner auf den Plan. Man versucht ihnen Schaden zuzufügen, dies spricht für Verfolgungen und Bedrängnisse. Und sie reagieren darauf mit Feuer. Doch dabei müssen wir an die Symbolik dieser Bilder denken. Denn es geht nicht um feuerspeiende Diener Gottes. Und wenn, dann werden sie nicht auf physische Weise ihre Feinde töten, denn dies stünde ja im krassen Gegensatz zu dem Evangelium von Jesus Christus (Mt 5,44; Lk 9,51-56; Röm 12,19f). Allein schon aus diesem Grund wäre eine buchstäbliche Deutung dieses Textes unangemessen.
Allerdings wurden in alttestamentlicher Zeit Feinde Gottes sogar auch im Volk Israel durch Feuer im buchstäblichen Sinne vernichtet. Dazu gibt es viele Beispiele, besonders aus dem Dienst der Propheten Mose und Elia. In Psalm 106,8 lesen wir: „Ein Feuer brannte unter ihrer Rotte, eine Flamme verzehrte die Gottlosen.“ (4Mose 26,10). Und auch durch den Propheten Elia übte Gott Gericht an seinen Feinden durch Feuer (2Kön 1,10-12). Auf diesem historischen Hintergrund können wir auch die Symbolik dieses Offenbarungstextes sehen. Denn eine wörtliche Deutung in diesem Teil des Dienstes der Zeugen würde dem Evangelium vom Reich Gottes entgegen stehen.
Bereits in Jer 5,13-14 lesen wir: „Die Propheten werden zu Wind und Gottes Wort ist nicht in ihnen. So ergehe es ihnen selbst! Darum spricht der HERR, der Gott Zebaoth: Weil ihr solche Reden führt, siehe, so will ich meine Worte in deinem Mund zu Feuer machen und dieses Volk zu Holz, und es soll sie verzehren.“
Diese Drohung erging damals zunächst an die falschen Propheten, aber auch an das Volk , dem der Herr jede Art von Götzendienst und zuchtlosem Verhalten vorwerfen musste.
So wurde das Wort des Herrn in dem Mund des Propheten zu Feuer und seine Wirkung war verzehrend. Dies entspricht auch der besonderen Wirkung des Wortes Gottes, wie in Jer 23,29 geschrieben steht: „Ist mein Wort nicht brennend wie Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?“ (dazu auch Jer 20,9; Spr 30,5; ). Trifft da nicht auch zu, was in der Sendung von Jesus inbegriffen war: „Ich bin gekommen Feuer auf die Erde zu werfen; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte!“ (Lk 12,49ff). Es ist nun eindeutig, dass Jesus kein materielles Feuer auf die Erde warf. Es wird sich um seine Botschaft durch sein Wort gehandelt haben mit entsprechenden Auswirkungen. Feuer steht auch für Gericht, so sagte Jesus: „Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen …“ (Joh 9,39). Und bereits Johannes der Täufer sagte von Jesus: „In seiner Hand ist die Worfschaufel, und er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune sammeln, aber die Spreu wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“ (Lk 3,17). Und seinen Jüngern verspricht Jesus: „Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Widersacher nicht widerstehen noch widersprechen können.“ (Lk 21,15). Von Stephanus dem ersten Blutzeugen wird gesagt: „Doch sie vermochten nicht zu widerstehen der Weisheit und dem Geist, in dem er redete.“ In diesem Sinne können wir auch die Wirksamkeit des Zeugnisses durch Weissagung dieser zwei Propheten verstehen. Das Evangelium ist Wasser des Lebens für die Glaubenden aber verzehrendes Feuer für die, welche das Heil ablehnen (Joh 7,38; 15,6; 2Kor 2,15-16).

Im Dienst dieser zwei Zeugen werden weitere Aspekte genannt, welche ebenfalls an die zwei großen Propheten Mose und Elia erinnern.
Diese haben die Macht, den Himmel zu verschließen, damit während der Tage ihrer Weissagung kein Regen fällt; und sie haben Gewalt über die Wasser, sie in Blut zu verwandeln, und die Erde zu schlagen mit jeder Plage, sooft sie nur wollen. (Offb 11,6).
Dies erinnert uns an dreieinhalb Jahre Regenloser Zeit unter Elia und auch an Mose durch den Gott all die Wunder in Ägypten vollbracht hat. Natürlich handelten jene Propheten ausdrücklich im Namen und Auftrag Gottes. Doch lassen sich nicht alle Elemente aus dem Dienst von Mose und Elia auf die zwei Zeugen übertragen. Das Lebensende dieser zwei alttestamentlichen Propheten war anders als das der zwei Zeugen sein wird (vgl. Offb 11,7 mit 2Kön 2,11; 5Mose 34,5-6). Die Besonderheit mit ihrer Begegnung mit Jesus auf dem Berg der Verklärung und das sich anschließende Gespräch seiner Jünger über Elia gehört auch zu unserem Thema (Mt 17,1-13). Dies macht auch deutlich, dass es sich nicht um dieselben Personen handelt, die noch einmal erscheinen werden, sondern aus deren Leben werden bestimmte Aspekte für die Zeugen während der Gemeindegeschichte übertragen. Auch macht Jesus klar, dass sich in der Person von Johannes dem Täufer die Prophetie aus Mal 3,1-2; 22-23 erfüllt hatte (Mt 11,14).
Doch wie Gott in alttestamentlicher Zeit die Propheten für besondere Dienste am Volk Israel und deren Umgebung eingesetzt und mit Vollmachten ausgestattet hatte, so wird der Herr Jesus Christus seine durch den Heiligen Geist gesalbten und bevollmächtigten Zeugen in dieser Welt einsetzen.
Alle drei genannten Dinge (Feuer, Blut, jede Art von Plagen) sind uns auch aus den ersten vier Posaunengerichten bekannt, welche über diese Erde gehen und sowohl das Land als auch Menschen treffen. Und dort sind die Anbetenden am Altar an den Ereignissen in dieser Welt beteiligt, wenn auch indirekt durch ihre Gebete (Offb 8,1-5; 6-12).
Passende Bibelstellen zu dem Bereich Vollmacht der Zeugen von Jesus:
• Mt 16,19: „Ich gebe dir die Schlüssel des Himmelreichs, alles was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein …“ (dazu auch Mt 18,18 bezogen auf alle Jünger).
• Joh 20,23: „Wem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen, wem ihr sie behaltet, dem sind sie behalten“.
• Lk 10,18-20: „Ich habe euch Vollmacht gegeben zu treten auf Schlangen und Skorpione und über alle Macht des Feindes und nichts soll euch schaden“.
• 2Kor 10,4: „Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören.“
• Röm 15,19: „In der Kraft von Zeichen und Wundern und in der Kraft des Geistes Gottes. So habe ich von Jerusalem aus ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium Christi voll ausgerichtet.“
• Apg 8,20: Strafandrohung über Simon den Zauberer in Samarien, denn er suchte die Gabe und Vollmacht des Heiligen Geistes mit Geld zu kaufen.
• Apg 13,11: Strafe über Elymas den Zauberer in Paphos auf Zypern, weil er dem Paulus widerstand und den Stadthalter vom Glauben an Jesus abhalten wollte.
• Apg 18,6: „Euer Blut komme auf euer Haupt“ sagte der Ap. Paulus den widerstrebenden Juden in Korinth.
Diese Textaussagen bekräftigen die Vollmacht und Wirksamkeit der Worte Gottes durch den Dienst der Zeugen von Jesus.

4. Frage: Was bedeutet, dass die Zeugen durch das Tier getötet werden?
Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben werden, wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, Krieg mit ihnen führen und wird sie überwinden und sie töten. (Offb 11,7).
Es kommt also die Zeit, in der das Zeugnis der Zeugen von Jesus zu Ende sein wird und zwar auch im globalen Sinne (Mt 24,14; Joh 9,4). Die Angriffe kommen von dem Tier, welches aus dem Abgrund heraufsteigt. In Offb 17,8 lesen wir von ihm: „Das Tier, das du gesehen hast ist gewesen und ist jetzt nicht und wird wieder aufsteigen aus dem Abgrund und in die Verdammnis fahren. Und es werden sich wundern, die auf Erden wohnen, deren Name nicht geschrieben steht im Buch des Lebens vom Anfang der Welt an, wenn sie das Tier sehen, dass es gewesen ist und jetzt nicht ist und wieder sein wird.“
Es geht um das Tier aus Kapitel 13,1-8 welches global agiert, allerdings in seiner Erscheinung gegen Ende seiner Herrschaft, wenn es eine Art Neubelebung erfährt. Dies markiert auch das Ende des globalen Zeugnisses der Zeugen von Jesus. Daher scheint der Angriff des Tieres in unserem Text der letzte (globale) und derselbe zu sein wie der in Offb 16,10-16; 19,15-21; 20,7-9 beschriebenen. Dabei handelt es sich um den letzten Kampf. Denn nach all diesen Texten steht das Ende dieser Weltzeit bevor, bzw. das Gericht , welches aus jeweils unterschiedlicher Perspektive beschrieben wird.
Doch bis dahin werden alle Zeugen (unter den unterschiedlichsten Systemen dieser Welt) verfolgt, bekämpft und oft auch des physischen Lebens beraubt (Offb 2,13; 6,9; 11,2; 12,5-17; 13,5-10; 20,4).
Aber auch in Bezug auf den einzelnen Zeugen gilt, dass sein Zeugnisdienst zu Ende gehen wird. (2Tim 4,8; 2Petr 1,14). In beiden Fällen folgte das Töten der Apostel. Denken wir auch an Stephanus (Apg 7) oder an Jakobus (Apg 12) Auch viele Propheten des AT (einschließlich Johannes dem Täufer) erlitten dieses Schicksal zum Ende ihres Zeugnisdienstes.
Ähnlich klingen da die Worte von Jesus: „Dann werden sie euch der Bedrängnis überantworten und euch töten. Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern.“ (Mt 24,9; Mk 13,9; Lk 21,14f). Passt hier nicht das Wort von Paulus aus Röm 8,35-38: „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? 36 Wie geschrieben steht: »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.« 37 Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, noch eine andere Kreatur uns scheiden vermag von der Liebe Gottes, welche in Jesus Christus ist unserem Herrn.“
(Jes 44,23). Die Aussage: „Wir werden den ganzen Tag getötet“, meint die ganze Zeit hindurch, immer wieder und dies seit den Tagen Kains. Somit wird deutlich, dass die Nachfolger von Jesus ähnliches erleben müssen wie auch ihr Herr erleiden musste.

5. Frage: Welche Stadt ist unter Sodom und Ägypten gemeint?
Und ihr Leichnam ⟨wird⟩ auf der Straße der großen Stadt ⟨liegen⟩, die, geistlich gesprochen, Sodom und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde. (Offb 11,8).
Die Aussage, dass ihre Leichname nicht begraben werden, ist ungewöhnlich, zumal sie nicht einfach auf einem Felde, sondern im Stadtinneren liegen gelassen werden. Was tun sich da die Bürger der Stadt an?
Die Bemerkung: „wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde“ lenkt unseren Blick zunächst nach Jerusalem. Diese Stadt wird zum einen mit Sodom und Gomorra verglichen.
• In Jes 1,9-10 lesen wir: „Hätte uns der HERR Zebaoth nicht einen geringen Rest übrig gelassen, so wären wir wie Sodom und gleich wie Gomorra. 10 Höret des HERRN Wort, ihr Herren von Sodom! Nimm zu Ohren die Weisung unsres Gottes, du Volk von Gomorra!“ Der geistliche Zustand des Volkes hatte bereits zur Zeit des Propheten Jesaja (8. Jh.) einen Tiefstand erreicht, so dass sie mit Sodom verglichen wurden.
Jer 23,14: „aber bei den Propheten zu Jerusalem sehe ich Gräuel, wie sie ehebrechen und mit Lügen umgehen und die Boshaften stärken, auf dass sich ja niemand bekehre von seiner Bosheit. Sie sind alle vor mir gleichwie Sodom und die Bürger Jerusalems wie Gomorra.“ Im 7. Jh. hatte sich der geistliche Tiefstand in Juda und Jerusalem verfestigt.
Hes 16,48: „Deine große Schwester ist Samaria mit ihren Töchtern, die dir zur Linken wohnt, und deine kleine Schwester ist Sodom mit ihren Töchtern, die zu deiner Rechten wohnt. 47 Es war dir nicht genug, in ihren Wegen zu gehen und nach ihren Gräueln zu tun; du hast es noch ärger getrieben als sie in all deinem Tun. 48 So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Sodom, deine Schwester, samt ihren Töchtern hat’s nicht so getrieben wie du und deine Töchter. 49 Siehe, das war die Schuld deiner Schwester Sodom: Stolz und alles in Fülle und sorglose Ruhe hatte sie mit ihren Töchtern; aber dem Armen und Elenden halfen sie nicht.“ Der Zustand der Bewohner von Jerusalem lag damals unter dem Niveau der Bevölkerung von Sodom (vgl. dazu was Jesus sagte: Mt 10,15; 11,24).
Jerusalem wird in diesem Text auch mit Ägypten verglichen. So lesen wir in Jes 30,2: „Weh den abtrünnigen Kindern, spricht der HERR, die ohne mich Pläne fassen und ohne meinen Geist Bündnisse eingehen, um eine Sünde auf die andere zu häufen, 2 die hinabziehen nach Ägypten und befragen meinen Mund nicht, um Zuflucht zu suchen beim Pharao und sich zu bergen im Schatten Ägyptens! 3 Aber es soll euch die Zuflucht beim Pharao zur Schande geraten und der Schutz im Schatten Ägyptens zum Hohn.“
Jes 31,1: „Weh denen, die hinabziehen nach Ägypten um Hilfe und sich verlassen auf Rosse und vertrauen auf Wagen, weil ihrer viele sind, und auf Gespanne, weil sie sehr stark sind! Aber sie schauen nicht auf den Heiligen Israels, und den HERRN befragen sie nicht.“
Der Kontext macht deutlich, dass Israel Bündnisse mit Ägypten einging und dadurch sich wieder in Abhängigkeiten begab.
Deswegen ist Ägypten ein Symbol für Sklaverei und Sodom ein Symbol für Hochmut, zuchtloses Leben und Unterdrückung der Schwachen. Damit wurde damals Jerusalem verglichen. Doch da diese Bilder Symbolcharakter haben, können diese auch in einem weiteren, umfassenden Sinne verstanden werden. Denn der erklärende Zusatz in Bezug auf jene Stadt: „welche geistlich Sodom und Ägypten genannt wird“, erlaubt eine viel umfassendere Interpretation. Denn diese Stadt wird im geistlichen Sinne als die `Große` bezeichnet. Und als `große Stadt` wird in der Offenbarung (und den übrigen Schriften) nicht das natürliche Jerusalem sondern Babylon bezeichnet (Offb 16,10.16.19; 17,18; 18,10.18.19.21). Denn bereits damals hatten sich die Nationen mit den Stämmen Israels zusammengetan und sind gegen den waren König und Gesalbten des Herrn vorgegangen. Dies bezeugten die Gläubigen der Gemeinde in Jerusalem indem sie Psalm 2 zitierten. „Und als man sie hatte gehen lassen, kamen sie zu den Ihren und berichteten, was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten. 24 Als sie das hörten, erhoben sie ihre Stimme einmütig zu Gott und sprachen: Herr, du hast Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht, 25 du hast durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, durch den Heiligen Geist gesagt (Psalm 2,1-2): »Warum toben die Heiden, und die Völker nehmen sich vor, was vergeblich ist? 26 Die Könige der Erde treten zusammen, und die Fürsten versammeln sich wider den Herrn und seinen Christus.« 27 Wahrhaftig, sie haben sich versammelt in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels, 28 zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvor bestimmt haben, dass es geschehen soll.“ (Apg 4,23-28). Ja, damals hatte sich die Weltgemeinschaft (Rom und die Führung Israels) durch ihre Vertreter in Jerusalem gegen den Christus aufgelehnt. Das Bild der großen Stadt steht symbolhaft für Weltmachtzentrum, weil die Könige der Erde aller Zeiten sich gegen den Christus auflehnen und ihn beseitigen wollen.

6. Frage: Warum erlaubt man nicht, dass die Leichname drei Tage und ein halber Tag nicht bestattet werden?
Und ⟨viele⟩ aus den Völkern und Stämmen und Sprachen und Nationen sehen ihren Leichnam drei Tage und einen halben und erlauben nicht, ihre Leichname ins Grab zu legen. 10 Und die auf der Erde wohnen, freuen sich über sie und sind fröhlich und werden einander Geschenke senden, denn diese zwei Propheten quälten die auf der Erde Wohnenden. (Offb 11,9-10).
Fällt uns auf, dass hier von Völkern, Sprachen, Stämmen und Nationen die Rede ist, so auch von den Bewohnern der Erde? Dies spricht eher dafür, dass es sich um ein Ereignis handelt, welches globalen Umfang hat und nicht lokal begrenzt ist.
Einen Leichnam nicht zu bestatten ist ein Ausdruck stärkster Verachtung. Denn dadurch wird er dem Wild und den Vögeln zum Fraß preisgegeben (1Sam 17,46). So ging man oft mit Feinden um. Doch auch die Bewohner Jerusalems traf dieses Schicksal. Wir lesen in Psalm 79,2-4: „Sie haben die Leichname deiner Knechte / den Vögeln unter dem Himmel zu fressen gegeben und das Fleisch deiner Heiligen den Tieren im Lande. 3 Sie haben ihr Blut vergossen um Jerusalem her wie Wasser, und da war niemand, der sie begrub. 4 Wir sind bei unsern Nachbarn zur Schmach geworden, zu Spott und Hohn bei denen, die um uns her sind.“ Doch dieses Schicksal wird letztlich jene ereilen, die so mit den Knechten Gottes verfahren sind (Offb 19,17).
Erinnern wir uns an die Zusammenhänge mit dem Kreuzesgeschehen. Das normale bei den Kreuzigungen war, dass die Körper der gekreuzigten solange am Kreuz hängen gelassen wurden, bis sie gestorben waren. Und laut historischen Berichten konnte es oft auch mehrere Tage dauern. Jesus und den zwei Mitgekreuzigten ist dieses schmerzliche und verachtete Martyrium erspart geblieben. Erstens: Jesus verstarb bereits am Nachmittag gegen 15 Uhr und den anderen wurden die Beine gebrochen, um einen schnellen Tod herbeizuführen. Der Grund war: Am Abend dieses Tages brach der Sabbat an und nach jüdischem Brauch durften die Körper der Gehängten nicht an den Kreuzen gelassen werden. Mir ist bewusst, dass dies nicht genau auf unseren Text in der Offb zutrifft. Trotzdem können wir da Zusammenhänge erkennen. Die Menschen hatten damals ihren Spott und ergötzten sich an diesem Schauspiel, dem Leid und Schmerz des gekreuzigten Jesus. Die ungläubigen Juden in Jerusalem hatten bereits damals Gefallen daran, dass Jakobus der Bruder des Johannes von Herodes Agrippa getötet wurde (Apg 12,1f). Der Ap. Paulus wurde gesteinigt und zur Stadt Lystra hinausgeschleift und liegengelassen. Doch er stand wieder auf zum Erstaunen aller (Apg 14,19f; 2Kor 11,25).
Erinnern wir uns auch an die Aussage von Jesus an seine Jünger: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll zur Freude werden.„ (Joh 16,20). Und im Gegensatz zu der nur kurz andauernden Freude der Feinde des Christus damals und aller anderer in der Zukunft, wird die Freude der Jünger von Jesus immer während sein (Joh 16,22; 1Petr 1,6-8).
Natürlich wurde der Körper von Jesus bestattet, doch die Welt freute sich den los zu haben, der schonungslos sie auf ihren Unglauben und sündiges Leben hingewiesen hatte. Doch seine Gegner empfanden seine zurechtweisenden Worte als eine Qual. Zu allen Zeiten empfanden Menschen das mutige Zeugnis der Diener Gottes als Gericht über ihren gottlosen Lebensstil. So auch das Zeugnis von Stephanus, Petrus und Paulus.

Einige Überlegungen zu den dreieinhalb Tagen. Zunächst fällt auf, dass dreieinhalb Tage an dreieinhalb Jahre angelehnt zu sein scheinen. Der zeitliche Größenunterschied ist offensichtlich. Und wenn die dreieinhalb Jahre symbolisch gedeutet werden, dann könnte auch bei den dreieinhalb Tagen das gleiche Prinzip angewendet werden, was jedoch nicht so einfach zu begründen wäre. Daher suchen wir zunächst nach Parallelen in denen diese oder ähnliche zeitliche Angabe vorkommt. Wir finden bei Jesus drei Formulierungen in Bezug auf die Zeit wann er auferstehen wird:
Die eine Formulierung lautet: „am dritten Tag“, wörtlich: „in dem dritten Tag“, man könnte auch sagen: während des dritten Tages (Mt 17,23; 27,64; Lk 9,22; 18,33; 24,7.46; Apg 10,40; 1Kor 15,4). Die andere Formulierung lautet: „nach drei Tagen“. Für uns Europäer hieße es, nachdem drei volle Tage erfüllt sind und der vierte bereits begonnen hat (Mt 27,63; Mk 8,31; 9,31; 10,34; ).
In Anlehnung an das Zeichen von Jona, spricht Jesus auch noch von drei Tagen und drei Nächten, in denen er im Herzen der Erde sein wird. Wir denken dabei an 72 Stunden (Mt 12,40; Jona 2,1).
Diese unterschiedlichen Beschreibungen derselben Zeitspanne ist auffällig, macht aber auch deutlich wie man mit zeitlichen Spielräumen umgegangen ist.
Genau genommen war Jesus weniger als 40 Stunden physisch tot, doch wurden damals die begonnenen und die noch nicht zu Ende gegangenen Tage als volle Tage gerechnet. Ja, noch mehr, wie die obigen Formulierungen zeigen. Daher kann zwischen den dreieinhalb Tagen aus Offb 11,7 und den drei Tagen in denen Jesus tot war durchaus ein Zusammenhang gesehen werden. Der Gedanke dabei wäre: Den Zeugen von Jesus ergeht es ähnlich, wie auch ihrem Herrn. In diesem Fall jedoch könnte der Beschluss, die Leichname nicht zu bestatten, als eine Vorsichtsmaßnahme angesehen werden. Denn bei den Juden verbreitete sich damals die Version, dass der Leichnam von Jesus bei Nacht gestohlen wurde. Dies sollte bei den Zeugen auf alle Fälle verhindert werden. Doch genau das Gegenteil bekommen sie mit ihren wachen Augen zu sehen, nämlich: Die Wiederbelebung der Zeugen und sogar deren Entrückung mit den Wolken in den Himmel. So heißt es weiter:
Und nach den drei Tagen und einem halben kam der Geist des Lebens aus Gott in sie, und sie stellten sich auf ihre Füße; und große Furcht befiel die, welche sie schauten. 12 Und sie hörten eine laute Stimme aus dem Himmel zu ihnen sagen: Steigt hier herauf! Und sie stiegen in den Himmel hinauf in der Wolke, und es schauten sie ihre Feinde. (Offb 11,11-12).
Die Freude und Geschenke austeilen unter den Feinden der Zeugen von Jesus währte nicht lange. Gerade wegen ihrer Maßnahmen werden sie Augenzeugen wunderbarer Ereignisse. Und obwohl sich uns auch hier weitere Fragen stellen, ist eines doch offensichtlich, dass die Zeugen von Jesus dasselbe erleben werden, was auch ihr Herr erlebt hat, nämlich: Die Auferstehung und Erhöhung in den Himmel auf Wolken. Denn der erklärende Zusatz: `in den Wolken`, erinnert sowohl an die Himmelfahrt von Jesus als auch an die Aussage des Paulus in 1Thes 4,17: „Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft. Und so werden wir beim Herrn sein allezeit.“
Anmerkung: Weil in diesen Texten einige Aspekte aus dem Leben und Dienst von Mose und Elia enthalten sind, denken wir auch an deren ungewöhnliches Lebensende. Während sich der Herr selbst um die Bestattung von Mose kümmerte, dass sein Grab niemand fand, so wurde Elia gen Himmel aufgenommen, ohne dass er zuvor starb und bestattet wurde (5Mose 34,5-6; 2Kön 2,11).
Trotz gewonnener Erkenntnisse, bleiben in diesem Text einige Fragen offen.

7. Frage: Was geschieht nun hier auf der Erde?
Nun wird unsere Aufmerksamkeit vom Blick in den Himmel wieder auf die Ereignisse hier auf Erden gelenkt.
Und in jener Stunde geschah ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel, und siebentausend Menschennamen wurden in dem Erdbeben getötet; und die Übrigen gerieten in Furcht und gaben dem Gott des Himmels Ehre. (Offb 11,13).
Das Phänomen Erdbeben ist uns bereits aus anderen Texten der Offenbarung bekannt (Offb 6,12; 8,5; 11,13.19; 16,18). Ausdrücklich wird betont, dass es ein großes Erdbeben war. Doch dabei stürzt noch nicht die gesamte Stadt ein, sondern nur der zehnte Teil, bei dem siebentausend Namen der Menschen getötet werden. Ist hier ein Gegenbild von 1Kön 19,18 zu erkennen, wonach Gott sich 7000 aufbewahrt hatte (Röm 11,1-5)? Im Gegensatz dazu werden hier siebentausend Namen getötet (ausgelöscht). Man kann hier den Beginn des Zusammenbruchs der Zivilisation erkennen. Wie viel Vorboten gab es bereits, auch in jüngerer Geschichte. Und es kann begründet werden, dass bei solchen Ereignissen auch viele Menschen sich in ihrer Not an Gott wenden. Im Text heißt es, dass die Übrigen Menschen Gott die Ehre gaben. Bedeutet dies auch, dass diese Übrigen nun eine Umkehr vollzogen haben? Ist ein zugeben bereits ein Geständnis (Phil 2,9-11)?

Mit der Stadt ist hier die oben im Text erwähnte `Große Stadt` gemeint. Und abhängig davon, ob sie im wörtlichen (=Jerusalem) oder übertragenem Sinne (=Babylon) gedeutet wird, gelangt man auch zu einem anderen Ergebnis, zumindest vom Umfang her. Wenn es ein Bild für die Machtzentren dieser Welt ist, dann kann auch der Zusammenhang zu Offenbarung 16,18-21 gesehen werden. Denn dort wird in dramatischen Bildern die Endphase des Zusammenbruchs der Zivilisation dieser Welt beschrieben.

Überleitung zum dritten Wehe, das durch die siebte Posaune eingeleitet wird
Das zweite Wehe ist vorüber; siehe, das dritte Wehe kommt bald (schnell). (Offb 11,14).
Dieser Schlusssatz bezieht sich auf das Lager der Feinde Gottes (Offb 9,20), nicht auf die Zeugen des Christus, sie erleiden zwar Leid, aber über diese wurde kein Wehe ausgesprochen.
Das zu erwartende dritte Wehe ist in der siebten Posaune zu sehen, denn damit wird auch das Endgericht eingeleitet.

3.7 Und der siebte Engel posaunte: Das Ende der Weltzeit, die Auferstehung und das Gericht

(Bibeltext: Offb 11,15-19)
Die siebte Posaune ist auch die letzte Posaune. Und wieder beginnen die Schilderungen aus der himmlischen Perspektive. So lesen wir:
Und der siebente Engel posaunte; und es geschahen laute Stimmen im Himmel, die sprachen: Das Reich der Welt ist unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit. 16 Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihre Angesichter und beteten Gott an 17 und sprachen: Wir danken dir, Herr, Gott, Allmächtiger, der ist und der war, dass du deine große Macht ergriffen und deine Herrschaft angetreten hast. (Offb 11,15-17).
Der siebente Engel läutet das Ende dieser Weltzeit ein. Denn nach dem Hinweis des Engels in Kapitel 10,6 endet mit der siebten Posaune die Zeit. Dort wurde der Begriff `Chronos` verwendet. Die menschliche Zeitgeschichte ist damit zu Ende. Das kann bedeuten, dass von Seiten der Menschen nichts mehr fortgesetzt oder verändert werden kann. Nun ist nur noch Gott am Handeln.
Die vielen unüberhörbaren Stimmen im Himmel stimmen einen Hymnus, Lobpreis an, der von seiner Intensität gewaltig ist. Er lautet: „Das Reich der Welt ist unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Gott hat das Reich (die Herrschaft) dieser Welt sozusagen in Etappen zurückgewonnen. Der erste Triumpf errang er in Christus durch dessen Tod und glorreiche Auferstehung. Mit der Thronbesteigung bekam Jesus vom Vater alle Machtbefugnisse im Himmel und auf Erden (Mt 28,17-20). Die Zeit bis zum Ende verbringt Jesus nun damit, um sein himmlisches und göttliches Reich in dieser Welt einzurichten. Er kämpft und besiegt einen Feind nach dem anderen. Wenn er den letzten Feind (den Tod) besiegt hat wird er das Reich an Gott den Vater zurückgeben (1Kor 15,24-26).
Die Formulierung: „und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit“, wird jeweils im Plural verwendet und kann die Unendlichkeit, das immerwährende Sein, wie in einem Kreislauf beschrieben werden (Hebr 1,8; 13,21; Offb 1,6.18; 4,10; 5,13).

Danach wird die Danksagung als Hymnus der vierundzwanzig Ältesten beschrieben: „Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihre Angesichter und beteten Gott an 17 und sprachen: Wir danken dir, Herr, Gott, Allmächtiger, der ist und der war, dass du deine große Macht ergriffen und deine Herrschaft angetreten hast.“ (Offb 11,16-17). Wir sehen, dass dieser Hymnus als Danksagung in Anbetungshaltung (mit niederfallen) an den Allmächtigen Gott und Herrn gerichtet ist.
Bei der Formulierung: „der ist und der war“ scheint der dritte Teil, nämlich: „der da kommt“ zu fehlen, wie in Offb 1,4.8 und 4,8 gesagt wird. Aber es fehlt nicht, denn nun ist er gekommen.

Mit der siebten Posaune ist auch der letzte Kampf, der vom Tier gegen die Zeugen von Jesus geführt wird zu Ende (Offb 11,7). Es handelt sich dabei um denselben letzten Kampf, der später in Offb 16, bei der sechsten Zornesschale eingeleitet wird und in Kapitel 19,15-21 und 20,7-9 beschrieben wird, zu Ende. Die Mächte aus dem Feindeslager: Das Tier, der falsche Prophet und der Drache sind besiegt und damit auch entmachtet. Dies wird auch durch die folgende Formulierung im Text deutlich: „Und die Nationen sind zornig gewesen“, aber nun sind sie besiegt samt ihren Anführern und können nichts mehr tun.
Weiter im Text sagen die vierundzwanzig Ältesten: „und dein Zorn ist gekommen und die Zeit der Toten, gerichtet zu werden, und ⟨(die Zeit),⟩ den Lohn zu geben deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, klein und groß, und die zu verderben, welche die Erde verderben. (Offb 11,18).
Die Aussage: „dein Zorn ist gekommen“ erinnert an Offb 6,17: „es ist gekommen der große Tag ihres Zorns und wer kann bestehen“. Bereits dort wurde der Beginn des Gerichtstages beschrieben. Hier handelt es sich um denselben Gerichtstag, aber es kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu und zwar die Totenauferstehung
Für den in diesem Text verwendeten Begriff `Zeit`, steht im Griechischen `kairos`. Er steht in Bezug zu den Toten, bzw. der Auferweckung der Toten. Hier steht nicht der Zeitpunkt im Vordergrund, sondern das Ereignis selbst. Da in diesem Text von allen Toten (sowohl der Gerechten als auch der Gottlosen)die Rede ist, lässt sich die Verbindung zu Joh 5,28-29 und Mt 13,37-49 erkennen, wonach sowohl die Gerechten als auch die gottlosen gleichzeitig auferweckt werden und dies am Ende dieses Zeitalters (vgl. dazu auch Dan 12,1-2). Nach 1Kor 15,26 ist der letzte Feind der Tod und durch die Auferweckung aller Toten, wird er aufgehoben sein. Und ebenso kann die Verbindung zu 1Kor 15,52 hergestellt werden. Dort wird zwar nur von der Auferweckung und Verwandlung der Gläubigen gesagt, weil der Aspekt der Auferstehung der Ungläubigen nicht zur Fragestellung gehörte. Der Apostel betont aber, dass es zur Zeit der letzten Posaune sein wird. Er schreibt: „und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.“
Dies stimmt auch Überein mit den Worten des Herrn Jesus aus Matthäus 24,31: „er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen (mit starkem Posaunenschall), und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern.“ (dazu auch 1Thes 4,16ff auch hier bezog sich die Fragestellung in Bezug auf die Auferstehung nur auf die Gläubigen).
Demnach steht die Belohnung der Knechte des Herrn und das Gericht über die Ungerechten in unmittelbarem Zusammenhang mit der allgemeinen, bzw. Alle Toten umfassende Auferstehung zusammen. Die detailliertere Beschreibung wird in Offb 20,10-14 gegeben und ebenso in Mt 25,31-46.
Der Lohn für die Gläubigen hat viele Inhalte: Ewiges Leben, Siegeskranz der Gerechtigkeit, das Erbe (Kol 3,24)
Den auferweckten Ungerechten erwartet Gericht und Verderben. Darüber wird in vielen anderen Texten berichtet (Mt 8,12; 13,42.50; 25,41; Lk 13,28; 2Thes 2,12).

Dann wird der Blick des Johannes auf das himmlische Zentrum gelenkt. „Und der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel gesehen; und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel“ (Offb 11,19).
Die Lade des Zeugnisses oder des Bundes wird im himmlischen Tempel sichtbar. Zur Zeit der Reformen durch den frommen König Josia wurde die Lade des Bundes wieder in das Heiligtum hineingebracht (2Chr 35,3). Doch danach wird die Bundeslade nicht mehr erwähnt. In Jer 3,16 lässt der Herr durch den Propheten Jeremia sagen: „Und es soll geschehen, wenn ihr zahlreich geworden seid und euch ausgebreitet habt im Lande, so soll man, spricht der HERR, in jenen Tagen nicht mehr sagen: Die Bundeslade des HERRN. Man wird ihrer nicht mehr gedenken noch nach ihr fragen noch sie vermissen; und sie wird nicht wieder gemacht werden.“ Der Kontext macht deutlich, dass die Anwesenheit Gottes vom Allerheiligsten des irdischen Tempels verlegt wird in den geistlichen Tempel des neuen Bundesvolkes Gottes (Jer 31,31-34; Hes 36,25-27; Joh 14,23).
Wenn sie jedoch im Himmlischen Tempel wieder gesehen wird, dann hat diese einen geistlichen Bezug und Bestimmung. Denn aus diesem Tempel ist sie nie entwendet worden, wie das im irdischen Tempel geschehen war.
Für die Gegenwart gilt: „denn ich will unter ihnen wohnen“ (2Kor 6,16).

Die letzten Worte sind sehr beeindruckend und wuchtig: „ und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel“ (Offb 11,19b).
Wieder fahren Blitze aus dem Himmel, begleitet von weiteren Stimmen, Donner, ein Erdbeben und schließlich ein großer Hagel. Diese Äußerungen sind uns bereits bekannt aus Offb 4,5; 8,5; und sie kommen noch in 16,8 vor.
Anmerkung zu Erdbeben: Das griechische Wort `seismos` kann einfach mit `beben` oder Erschütterung übersetzt werden, denn der Zusatz `Erde Ist im Wort nicht enthalten. Auch der See kann beben, bzw. erschüttert werden (Mt 8,24). In Hebr 12,26-27 wird sogar die Erschütterung des Himmels vorausgesagt. Dort lesen wir: „Seine Stimme hat zu jener Zeit die Erde erschüttert, jetzt aber verheißt er und spricht: »Noch einmal will ich erschüttern nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel.« Dieses »Noch einmal« aber zeigt an, dass das, was erschüttert wird, weil es geschaffen ist, verwandelt werden soll, auf dass bleibe, was nicht erschüttert wird.“ (dazu auch Vers 28; Haggai 2,6 ).
Diese Prophezeiung könnte sich auf Offb 11,19 aber genauso auf Offb 6,12-17; 20,10 beziehen.
Damit sind wir am Ende des dritten Teils unserer Betrachtung angekommen und am Ende des ersten Teils der Offenbarung.

Abbildung 2 Der Herodianische Tempel

Dieser Beitrag wurde unter OFFENBARUNFG veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert