Bulgarien – ein Land zwischen Orient und Okzident

Dieses kleine Land mit seinen Bergzügen, Flüssen, Seen und fruchtbarem Boden liegt im  Südosten des Balkan. Die Hauptstadt Sofia liegt auf der alten Route, die von Byzanz aus über den Balkan nach Nordwesteuropa führte.

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Sofia – die Hauptstadt von Bulgarien, diesen Panoramablick erhält man von den Höhen des Witoscha-Gebirges (Foto: Oktober 2013).

Die Stadt liegt auf einer von Bergen eingerahmten Hochebene. Der Fluß Iskra, der seinen Ursprung vom Witoscha-Gebirge nimmt, zieht am Ostrand der Hauptstadt vorbei in Richtung Norden, durchschneidet den nördlichen Gebirgszug des Balkan-Gebirges und mündet in die Donau.

Das Stadtzentrum ist geprägt von historischen Gebäuden, davon mehrere christlich-orthodoxe Kirchen. Die älteste davon wird in das Jahgr 313 datiert. Die vielen Stadtteile mit Hochhäusern umgeben den inneren Kern von allen Seiten.

Heute zählt die Stadt etwa eineinhalb Millionen Einwohner, Tendenz steigend. Seit Jahrzehnten zieht es besonders die junge Generation in die Hauptstadt. Die meisten von ihnen wollen studieren, ein kleinerer Teil lernt handwerkliche Berufe.

 

Sandanski – Medius – Desudava

Wie kam das Evangelium in das Gebiet des heutigen Bulgarien? Bekanntlich fließt das Wasser bergab.

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Der Fluß Strimon entspringt im Westen des Rilagebirges und fließt in einem Bogen nach Süden, streift im Westen die Stadt Sandanski, den Grenzübergang nach Griechenland Kulata, dann weiter durch Serres, umschliengt die antike Stadt Amphipolis und mündet schließlich ins Ägäische Meer.

Das Evangelium, welches der Apostel Paulus und seine Mitarbeiter nach Nordgriechenland (damals Mazedonien) brachten, wurde jedoch zunächst in Hafenstädten, bzw. in küstennahen Städten verkündigt und  aufgenommen. Somit floß es durch das Zeugnis der Christen weiter nach oben in die höhergelegenen Orte der Umgebung. Der Evangelist Lukas berichtet in seinem zweiten Werk (der Apostelgeschichte) von Gemeindegründung in Philippi und Thessalonich um die Mitte des 1. Jh. (Apg 16,10-17,9). Von Philippi aus durchzogen die Missionare die Bezirksstadt Amphipolis am Unterlauf des Strimon-Flußes in Richtung Thessalonich. So konnte das Evangelium sowohl von Philippi aus, als auch von Amphipoli  nach Desudava (Sandanski) getragen worden sein. Auf jeden Fall aber durch die Thessalonicher, von denen der Apostel Paulus in seinem Brief schreibt: „Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen nicht allein in Mazedonien und Achaja, sondern an allen Orten ist euer Glaube an Gott bekannt geworden, sodass wir es nicht nötig haben, etwas darüber zu sagen“ (1Thes 1,8).

Philippi – Desudava = ca. 135 km,

Amphipoli – Desudava = ca. 85 km,

Thessaloniki – Desudava = ca. 140 km

Somit ist es höchstwahrscheinlich, dass das Evangelium schon wenige Jahre nach der 2. Missionsreise des Apostels Paulus die römiscvhe Stadt Desudava im Mittellauf des Striumon erreichte.

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Die Gebäudereste von zwei christlichen Basiliken aus dem 4. und 6. Jh. legen Zeugnis ab von

der Präsenz einer großen Zahl von Christen in dieser Gegend.

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Das große kreuzförmige Taufbecken, das von einer Quelle gespeist wurde, gibt Zeugnis, dass in jener Zeit die Gläubiggewordenen sich bewusst taufen ließen. Die gesamte Umgebung im Grenzbereich zu Nordgriechenland ist voller Zeugnisse alter und mittelalterlicher Gotteshäuser und Klöster. Im Stadtkern gibt es neben vielen bulgarisch-orthodoxen Kirchen auch eine evangelische  Baptistengemeinde.

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Vom Baustil sieht sie sehr  imposant aus und liegt günstig an einer Straßenecke. Die Infotafel gibt Auskunft über viele unterschiedliche Angebote im Laufe der Woche.

Sofia – wann kam das Evangelium nach Serdika?

Sofia, die heutige Hauptstadt Bulgariens zählt etwa eineinhalb Millionen Einwohner und zeigt sich nicht nur modern, europa zugewandt, sondern auch, zumindest nach außen hin, tolerant anderen Religionen gegenüber. Die Sofianer weisen gerne darauf hin, dass sich die jüdische Synagoge, die islamische Moschee und die christlich-orthodoxen Kathedrale in unmittelbarer Nähe zueinander im Zentrum der Stadt befinden.

In der Antike hieß die heutige Hauptstadt Bulgariens – Serdica. Ein Stadtteil im Zentrum trägt immer noch diesen Namen.

Taufstelle in Sofia

Erstaunlich gut erhalten ist die Georgskirche, Rotunde genannt. Sie gilt als das älteste Bauwerk aus römischer Zeit und wurde unter Kaiser Konstantin (306-337) in eine christliche Taufkirche umgewandelt. Auffallend ist das sich das  Taufbecken innerhalb der Kirche befindet, weil in den früheren Jahrhunderten sich das Taufbecken (gr. baptisterion genannt) immer außerhalb der Kirche befand. Die Kirchendienerin behauptete, dass nur eine Taufe innerhalb des Kirchengebäudes gültig wäre. Vergeblich versuchte mein Begleiter sie davon zu überzeugen, dass gläubige Menschen bereits vom 1. bis 4. Jahrhundert außerhalb von Kirchengebäuden getauft wurden, weil es diese zu jener Zeit gar nicht gab. In der Regel bestand das Baptisterion aus mindestens drei Räumen – der Auskleideraum, der Raum mit dem Taufbecken, danach der Raum wo der Getaufte mit Öl gesalbt wurde und neu eingekleidet wurde. Erst danach durfte er durch einen Nebeneingang den Kirchenteil betreten, der für Vollmitglieder bestimmt war. So brachte die Architektur auch symbolhaft den Weg in die Gemeinde zum Ausdruck.

Früh-chr. Basilika-Ende 4.Jh.-IMG_5081

Beschreibung der Chr. Basilika -IMG_5083

Immer mehr Zeugnisse aus thrakischer, römischer und byzantinischer Zeit kommen durch Ausgrabungen ans Tageslicht. Im Zentrum der Stadt wurde ein ganzes Areal ausgegraben und teilweise den Besuchern zugänglich gemacht. Es handelt sich dabei um Gegenstände und Ausrüstung aus thrakischer Zeit, die im Museum auf dem Gelände ausgestellt sind. Ebenso Reste der römischen Thermen, sowie einer frühchristlichen Basilika aus dem Ende des 4. Jahrhuinderts. Diese christliche Kirche wurde jedoch schon Mitte des 5. Jahrhunderts durch den Einfall der Hunnen zerstört und vermutlich nicht mehr aufgebaut.

Heute sind in Sofia neben der offiziellen bulgarisch-orthodoxen Kirche alle christlichen Denomenationen vertreten. Die verschiedenen freien evangelikalen Gemeinden arbeiten auf der Basis der evangelischen Allianz relativ gut zusammen.

Es gibt noch eine weitere frühchristliche Kirche in Sofia aus der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts, die der hk Sofia geweiht.

Dies alles spricht von einer großen Zahl an Christen in Sedika und Umgebung bereits in der vorkonstantinischen Zeit. Es ist wahrscheinlich, dass das Evangelium bereits Ende des 1. Jahrhunderts von der damaligen römischen Provinz Mazedonien über Desudava (heute Sandanski) nach Serdika gebracht wurde.

Plovdiv – das ehemalige Philippopolis in der Thrakischen Ebene

In Römischer Zeit hieß Plovdiv Trimontium, die „Drei-Hügel-Stadt“. Sie lag auf der Via Militaris, die Byzantion mit Rom auf dem Landweg verband. Die Stadt liegt heute auf beiden Seiten der Mariza ausgebreitet. Der größte Fluß Bulgariens nimmt seinen Anfang im Osten des Rilagebirges, macht einen starken Knick nach Süden bei Edirne (Adrianoupoli) und mündet östlich von Alexandroupoli in die Ägäis. Die uralte thrakische Stadt erlebte in römischer Zeit ihre volle Blüte. Aus der Zeit sind auch verschiedene Bauwerke ausgegraben worden – Theater, Forum, Stadion, Villen reicher Bewohner.

Apsis-in Kleine Basilika-IMG_5123

Der christliche Glaube verbreitete sich in der 2. Hälfte des 1. Jahrhundert rasch auf der südlichen Balkanhalbinsel und erreichte so auch Philippopolis. Bis zu Beginn des 4. Jahrhunderts gab es in der Stadt und Umgebung viele Christen, unter ihnen auch Märthyrer. Gleich zu Beginn der Anerkennung des Christenrums unter Konstantin wurden auch in dieser Stadt christliche Gotteshäuser gebaut.

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Taufbecken in Kleine Basilika-IMG_5134

Im Jahre 1988 entdeckte man bei Bauarbeiten im Osten der Altstadt die Reste der sogenannten Kleinen Basilika. Laut Inschrift wird sie in das Jahr 471-475 datiert. Einige Jahre später brannte sie aus und wurde wieder aufgebaut und mit einem Baptisterion am Nordschiff versehen. Der Fußboden des kreuzförmigen Tauffbeckens war mit Mosaiken verziert. Die christlichen Symbole – Taube und Hirsch – weisen auf den Heiligen Geist und die dürstende Seele des Menschen hin. Das Haus grenzte an der damaligen Stadtmauer und liegt heute etwa 3 ½ Meter unter dem heutigen Stadtniveau. Nur etwas mehr als einhundert Jahre diente sie als christliche Versammlungsstätte.

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Zu den ältesten christlichen Kirchen von Plovdiv gehört auch die sogenannte Kirche `St.  Konstantin und Elena` auf einem Hügel in der Altstadt aus dem Anfang des 4. Jahrhubderts. Diese christliche Kirche wurde an der Stelle erbaut, an der früher viele Christen das Märtyrium erlitten. Sie wurde durchgehend benutzt, auch immer wieder erneuert und ist bis heute in Funktion.

Neben vielen christlich-orthodoxen Kirchen der Stadt gibt es heute auch viele evangelikale Gemeinden von allen christlichen Denominationen. In den letzten Jahrzehnten sind auch viele türkisch sprechende Gemeindegruppen entstanden. Die Zusammenarbeit all dieser zahlenmäßig recht überschaubaren Gruppen geht langsam voran. Zur Zeit leidet das Wachstum der evangelikalen Christen unter der Auswanderungswelle auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen.

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