6. Frage: Warum esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?

Diese Frage richteten die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten an die Jünger, doch eigentlich galt sie Jesus. Die folgende Geschichte trug sich in Kapernaum am See Genezareth zu. Der Evangelist Markus schreibt: „Und er ging wieder hinaus an den See, und die ganze Volksmenge kam zu ihm, und er lehrte sie. Und als er vorüberging, sah er Levi, den (Sohn) des Alphäus, am Zollhaus sitzen. Und er spricht zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach. Und es geschieht, dass er in seinem Hause zu Tisch lag, und viele Zöllner und Sünder lagen mit Jesus und seinen Jüngern zu Tisch, …“ (Mk 2,13-15).

Abbildung: Kapernaum, die Stadt am See Genezareth in der der Zöllner Levi wohnte und den Jesus in seine Nachfolge berief (Foto:  Jan 2019).

Der Zollbeamte Levi besaß ein eigenes großes Haus in Kapernaum. Er war wohlhabend und ist auch unter dem Namen Matthäus bekannt (Mt 9,9; 10,3). Die fromme Elite der Juden distanzierte sich von Menschen, deren Lebensstil offensichtlich nicht dem Standart des Mosaischen Gesetzes oder den Traditionen der Ältesten entsprach. Daher kommt die abwertende wie auch pauschale Bezeichnung „Zöllner und Sünder“. Menschen aus dem Zollgewerbe galten dazu noch als Kollaborateure der herrschenden politischen Klasse. Diese Tätigkeit bot besondere Möglichkeiten für Korruption und Betrug. Diese Menschen machten auch keinen Hehl aus ihrem sündigen Lebensstil. Die Distanzierung von ihnen erstreckte sich offensichtlich auch auf die Tischgemeinschaft. Jesus aber wendet sich bewusst dieser Menschengruppe zu. Gerade bei den gemeinsamen Mahlzeiten bot sich ihm die Gelegenheit zu intensiven persönlichen Gesprächen.  Seine Antwort an die Kritiker leitet er ein mit dem bekannten Sprichwort: „Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken;  ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße.“ (Lk 5,31-32). Damit ist auch angedeutet, was das Hauptthema des Gespräches im Hause Levi war. Das griechische Wort für `Buße`, meint nicht büßen oder abbüßen, sondern `Umdenken, Sinnesänderung`. Die Denkweise von Jesus übernehmen, dann verändert sich auch die Lebensweise.

Das Ergebnis jenes Tages ließ sich sehen. Der Zöllner Levi wurde zu einem der 12 Apostel. Den Zöllnern bescheinigt Jesus später, dass sie eher in das Reich Gottes kommen werden als die selbstgerechten Pharisäer (Mt 21,31-32). Wer ist heute bereit zu denen zu gehen, die wegen ihres offensichtlich verkehrten Lebensstils von der Gesellschaft geächtet werden?

 

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