Die TAUFE

Theologie und Praxis

Abbildung 1 Der Fluss Jordan vom Ostufer aus gesehen in der Nähe der ehemaligen Ortschaft Betanien, wo Jesus von Johannes getauft wurde. Heute bildet der Jordan die Grenze zwischen Israel und Jordanien. An dieser Stelle und zu dieser Jahreszeit ist der Jordan nur etwa 8-9 Meter breit. In unmittelbarer Nähe am Ostufer befinden sich Überreste einiger antiker christlicher Kirchen (Foto am 7. November 2014).

Abbildung 2 Überreste einer von mehreren antiken christlichen Kirchen am Ostufer des Jordan in unmittelbarer Nähe der vermuteten Taufstelle bei Betanien. Trotz der Nähe zum Fluss wurden auch diesen Kirchen Taufbecken zugeordnet. Damit waren Taufen unabhängig von der Jahreszeit und dem Wasserstand des Jordans möglich. Dazu kam, dass die Kirchen und Baptisterien mit sauberem Quellwasser gespeist wurden (Foto am 7. November 2014).

Abbildung 3 Der Jordan in seinem Lauf oberhalb der Mündung des Jarmuk-Flusses (Foto am 14. Juni 2016). Von Johannes dem Täufer schreibt der Evangelist Lukas:Und er kam in die ganze Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden(Lk 3,3).

Johannes der Täufer setzte seine Tauftätigkeit noch etwa ein ¾ Jahr nach der Taufe Jesu fort, so lesen wir in Johannes 3,23 „Johannes aber taufte auch noch in Änon, nahe bei Salim, denn es war da viel Wasser; und sie kamen und ließen sich taufen.“

Einleitung

Die Fragen zur christlichen Taufe waren und bleiben immer aktuell. Dieser Schritt des Gehorsams wird in allen christlichen Kirchen und Gemeinden praktiziert. In dieser Bibelstudie soll neben der äußeren Form besonders auf den Inhalt und die Bedeutung der Glaubenstaufe eingegangen werden.

Als Jesus ungefähr dreißig Jahre alt war, kam er an den Jordan, um sich von Johannes taufen zu lassen. Johannes hielt dies nicht für nötig und wehrte mit folgenden Worten ab: „Ich hätte es nötig, mich von dir taufen zu lassen, und du kommst zu mir?” Aber Jesus gab ihm zur Antwort: „Lass es für diesmal geschehen! Es ist richtig so, denn wir sollen alles erfüllen, was Gottes Gerechtigkeit fordert!” (Mt 3,13-16).

In sieben Abschnitten soll hier das Thema `Taufe` erläutert werden.

1. Die Taufe von Jesus im Jordan und ihre Bedeutung

  • Jesus war knapp dreißig Jahre alt, als er sich im Jordan taufen ließ (so steht es in Lukas 3,23). Lukas beziffert das Alter von Jesus zu Beginn seines Dienstes mit `ungefähr oder knapp dreißig Jahren`, Johannes der Täufer war sechs Monate älter (Lk 1,26). Er hat also seinen Dienst nach dem Befehl Gottes auch mit etwa dreißig Jahren begonnen. Dieses Alter entspricht der Anordnung Gottes für den Beginn der amtlichen Priesterdienste in Israel (4Mose 4,1-47). Dass Jesus von einem Priestersohn, der dazu noch von Gott autorisiert war, getauft wird, ist auffallend, aber auch angemessen. Auch Jesus (der wahre Hohepriester) beginnt seinen Dienst in einem von Gott für die Priester vorgeschriebenem Alter.
  • Die angesprochene Taufstelle befand sich etwa 8 ½ km nördlich vom Nordende des Toten Meeres bei Betanien (Joh 1,28; 3,26) am Ostufer des Jordan und liegt ungefähr 380 Meter unter dem Meeresspiegel. Die Taufe von Jesus im Jordan und das anschließende Zeugnis des Vaters sowie die Bevollmächtigung durch den Heiligen Geist findet also nicht auf einer Höhe (Jerusalem, Tempelberg) statt, sondern an dem tiefsten Punkt unserer Erde. „Er erniedrigte sich selbst“ trifft somit auch hier bei den äußerlichen Umständen zu.
  • Jesus ist im Wasser des Jordan voll untergetaucht worden. Sowohl Matthäus als auch Markus berichten, dass Jesus nach der Taufe aus dem Wasser heraufgestiegen sei. Das griechische Wort `baptizo` bedeutet eintauchen, untertauchen, im Wasser begraben werden (es wird aber auch für rituelle Waschungen ohne Untertauchen verwendet). Wir lesen zum Beispiel in 2Könige 5,14 „Da stieg er (Naemann) ab und tauchte unter (ebaptisato) im Jordan siebenmal, wie der Mann Gottes geboten hatte.“
  • Mit dieser Taufe ordnet sich Jesus ganz dem Willen Gottes unter und stellt sich als Sündloser auf die gleiche Stufe mit den sündigen Menschen.
  • Diese Wassertaufe zu Beginn seines öffentlichen Dienstes deutet symbolhaft auf seinen Tod und seine Auferstehung hin.

Wie auch in allen anderen Bereichen ist Jesus damit für seine Nachfolger Vorbild und Beispiel.

2. Die verschiedenen Taufen oder Taufarten im Neuen Testament

2.1 Die `Taufe des Johannes` oder auch `Taufe zur Buße, des Umdenkens` genannt.

Diese Taufe praktizierte Johannes der Täufer auf Befehl Gottes. Sie wurde noch Jahre später, als sich die Gemeinde schon längst unter den Heiden ausgebreitet hatte, von einigen Johannesjüngern weiterhin praktiziert (Mk 1,4;  Mt 21,25;  Lk 3,3;  Apg 19,1ff). Auch die späteren Jünger von Jesus wurden von Johannes getauft (Joh 1,37). Wir lesen nichts darüber, dass sie sich später noch einmal speziell auf den Namen Jesu taufen ließen, denn die Glaubensbeziehung zu Jesus war bei ihnen vorhanden.

2.2 Die Taufe, mit der die Jünger im Auftrag von Jesus zu seinen Lebzeiten tauften

Diese Taufpraxis ist nur am Rande erwähnt, doch handelt es sich dabei um Menschen, welche an Jesus glaubten (Joh 4,1ff).

2.3 Die Taufe mit oder im Heiligen Geist

Johannes der Täufer sagte von Jesus voraus, dass dieser mit dem Heiligen Geist taufen wird (Mk 1,8;  Joh 1,33;  Apg 1,5; 2,1-4). Ab hier verwenden die Apostel Umschreibungen wie: Empfang des Heiligen Geistes oder Versiegelung mit dem Heiligen Geist (Apg 2,38f;  Apg 8,15-16; 10,44; 11,16; 19,1-5; Röm 8,9;  Eph 1,13;  Tit 3,5).

2.4 Die Taufe in den einen Körper (Leib Christi)

Diese Taufe vollzieht sich in der Wiedergeburt eines Menschen. Es ist wie ein Eintauchen, eine Eingliederung in den Körper Christi, welcher ist die Gemeinde. „Denn in dem einen Geist sind wir alle in den einen Körper getauft: ob Juden oder Griechen, ob Sklaven oder Freie, wir sind alle mit dem einen Geist getränkt“ (1Kor 12,13).

2.5 Die `Leidenstaufe ` Jesu

Diese Taufe ist die schmerzlichste von allen, denn Jesus ist nicht symbolhaft, sondern real unter unendlich großen körperlichen und seelischen Schmerzen gestorben, als er die Schuld der ganzen Welt auf sich nahm (Mk 10,38;  Lk 12,50).

2.6 Die `rettende Taufe`

Noah und seine Familie wurden in der Arche durch das Wasser hindurch gerettet. Dieses Ereignis wird von Petrus als Vergleich oder Gegenbild unserer Rettung verwendet, so lesen wir in 1Petr 3,21: „Das ist ein Vorbild der Taufe, die jetzt auch euch rettet. Denn in ihr wird nicht der Schmutz vom Leib abgewaschen, sondern wir bitten Gott um ein gutes Gewissen, durch die Auferstehung Jesu Christi.

2.7 Die `Taufe mit dem Feuer`

Diese Taufe wird (aufgrund von Matthäus 3,11-12 und Lukas 3,16) oft mit der `Taufe des Heiligen Geistes` gleichgesetzt. Doch dies wird von Jesus und den Aposteln nicht bestätigt. Dass Jesus mit Feuer taufen wird, ist eher ein Hinweis auf seinen richterlichen Dienst, wenn Er kommt um “in Feuerflammen Vergeltung zu üben an denen, die Gott nicht kennen und die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesus“, so Paulus in 2Thes 1,8; vgl. auch Mt 25,46;  Mt 3,11-12;  Lk 3,16;  Offb 19,20; 20,14. 15).

2.8 Die `Taufe für die Toten`

Von dieser Art von Taufe (die nur an dieser Stelle erwähnt wird) schreibt Paulus, als er den Korinthern die Realität der leiblichen Auferstehung erklärt (1Kor 15,29). Sie war niemals Bestandteil der Apostellehre. Sie war genauso sinnlos wie die heute noch verbreitete Praxis der Fürbitte oder Messe für die Verstorbenen.

2.9 Die `Taufe auf den Namen ´Jesu` oder den `Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes`

Dabei geht es um die Taufe, welche Jesus für die Glaubenden angeordnet hatte (Mt 28,19). Diese Taufe praktizierten seine Jünger ab Pfingsten (Apg 2,38-40; 8,12; 8,38; 10,48; 22,16; 16,31ff; 18,8; 19,5). Darüber mehr im nächsten Abschnitt.

3.   Die Taufpraxis der Jünger von Jesus

Vor seiner Himmelfahrt ordnete Jesus seinen Jüngern an, das Evangelium allen Völkern zu verkündigen und die Gläubigen auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen (Mt 28,19). Dieser Taufpraxis begegnen wir gleich bei der Predigt des Petrus am Pfingsttag. Die zentrale Aufforderung an die Zuhörer lautete dort: „Tut Buße (denkt um) und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.” (Apg 2,38). In der Urgemeinde war die Taufe ein klares Bekenntnis zu Christus und seiner Gemeinde. Die Taufe auf den Namen Jesu war der erste öffentliche Schritt des Gehorsams eines Gläubigen und somit auch ein Glaubensschritt in der Nachfolge Jesu, denn in der ersten Gemeindegeneration wurde nach Sinnesveränderung und Umkehr sofort getauft: „Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.” (Apg 2,41). In Jerusalem gab es zwar keinen Fluss, dafür aber sind zwei Teiche namentlich genannt, der Bethesda-Teich und der Teich Siloah. Diese Wasserspeicher wurden auch für rituelle Waschungen benutzt (Joh 5,1ff; 9,7; 11,55). Dazu gab es auch in den privaten Haushalten Waschbecken für rituelle Reinigung, welche verständlicherweise für die Glaubenstaufe genutzt werden konnten.

In Samarien ließen sich Männer und Frauen von Philippus, dem Evangelisten, taufen, nachdem sie an Jesus gläubig geworden waren (Apg 8,12ff). Hier gibt es keine näheren Angaben zu einer Taufstelle, doch das samaritische Hochland hatte viele Quellen.

Der äthiopische Finanzminister bat Philippus gleich nach seinem Gläubigwerden an Jesus, getauft zu werden (Apg 8,26-40). „Sie kamen an ein Wasser“ dies könnte am Mittelmeer im Gazabereich gewesen sein, da der Weg des Äthiopiers dort vorbeiführte. In diesem Uferbereich ist das Meer flach abfallend und gut geeignet für eine Taufe.

Saulus/Paulus wird in Damaskus von dem Jünger Ananias im Haus des Judas in der Geraden Gasse aufgesucht und nach Gebet und Handauflegung aufgefordert, nicht zu zögern, sondern sich sofort taufen zu lassen (Apg 22,16). Das lässt sich Saulus nicht zweimal sagen, sondern folgt sofort dieser Aufforderung.

Abbildung 4 Der Fluss Barada, welcher seinen Ursprung im südöstlichen Antilibanongebirge nimmt, fließt in mehreren Armen und Kanälen mitten durch die Stadt Damaskus (Foto am 11. April 2011).

Im Alten Testament wird dieser wasserreiche Fluss Amana (Abana) genannt (2Kön 5,12). Hier sind höchstwahrscheinlich die ersten Gläubigen an Jesus Christus und auch Paulus getauft worden.

Die Jünger in Ephesus wurden ebenfalls sofort nach ihrem Gläubigwerden an Jesus von Paulus oder seinen Mitarbeitern getauft (Apg 19,3-5). Der Fluss Kaystros (kleiner Menderes) war geeignet für die Taufe im Wasser.

In Philippi wurde Lydia und ihr Haus, das heißt Familienangehörige und Dienerschaft, im Fluss getauft, gleich nachdem sie gläubig geworden waren (Apg 16,14-15).

Abbildung 5 Die Taufstelle am Fluss Gangites in Philippi ist in unmittelbarer Nähe des heutigen Dorfes Lydia und der antiken Stadt Krinides (kleine Quellen). Noch heute werden von der Orthodoxen Kirche an dieser Stelle Taufen durchgeführt. Die Taufstelle liegt im Nordwesten der Ausgrabungsstätte von Philippi. In unmittelbarer Nähe ist im Gedenken an die Taufe von Lydia und ihrem Haus eine Kirche errichtet worden (Foto am 31. Juli 2007).

Der Gefängniswärter in Philippi und seine Familienangehörigen wurden noch in der Nacht auf dem Gefängnisgelände getauft (Apg 16,31ff). Die wohlhabenden römischen Bürger hatten in ihren Häusern Bassins, die sich auch sehr gut für Taufen eigneten.

4.   Der Sinn und die Bedeutung der Taufe

Die Taufe ist eine sichtbare und symbolhafte Darstellung der Bekehrung eines Menschen zu Gott sowie seine Wiedergeburt durch den Glauben an Jesus Christus. Daher wurde die Taufe immer erst nach der Bekehrung vollzogen und sollte deshalb auch heute nicht vorweggenommen werden. So lesen wir in der Apostelgeschichte 18,8: „In der Folge kam kein Geringerer als Krispus, der Vorsteher der Synagoge, zum Glauben an den Herrn – er und alle, die in seinem Haus lebten. Auch viele andere Korinther, die Gottes Botschaft hörten, glaubten und ließen sich taufen.

  • Die Taufe versinnbildlicht das Abwaschen der Sünden. In Damaskus sprach Ananias zu Paulus: „Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst” (Apg 22,16).
  • In der Taufe verkündigen wir den Tod Jesu. “Durch die Taufe sind wir mit Christus gestorben und sind daher auch mit ihm begraben worden.” (Röm 6,4). Es ist also eine Art Identifikation mit dem gekreuzigten Christus. Praktisch bedeutet es, den früheren sündigen Lebensstil aufzugeben. Die Aussage: „Wir sind Sünder und bleiben Sünder“ passt nicht zu diesem neuen Lebensstand. Denn womit man sich identifiziert, das tut man letztlich auch.
  • Sie ist ein Sinnbild für das Auferstehen mit Christus zu einem neuen Leben. Paulus schreibt: „Weil nun aber Christus durch die unvergleichlich herrliche Macht des Vaters von den Toten auferstanden ist, ist auch unser Leben neu geworden, und das bedeutet: Wir sollen jetzt ein neues Leben führen” (Röm 6,4).
  • In der Taufe bestätigen wir die Entscheidung, Jesus ganz praktisch nachzufolgen. Lukas schreibt von Lydia in Philippi: „Nachdem sie sich dann mit allen, die in ihrem Haus lebten, hatte taufen lassen, lud sie uns zu sich ein. »Wenn ihr überzeugt seid, dass ich jetzt eine Christin bin und an den Herrn glaube«, sagte sie, »dann kommt in mein Haus und seid meine Gäste!« Sie drängte uns so, dass wir einwilligten” (Apg 16,15). Gute Werke, Taten der Liebe und Barmherzigkeit sind nicht Voraussetzung, sondern dankbare Folge des neuen Lebens in und durch Christus.
  • Die Taufe ist nicht nur ein klares Bekenntnis der Zugehörigkeit zu Jesus, sondern auch ein Zeichen der Aufnahme in die Familie Gottes. Die Taufformel: „Auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ macht es deutlich (Mt 28,19). Die Zugehörigkeit zur Familie Gottes gibt nun auch das Recht, Kinder Gottes zu heißen (1Joh 3,1-2).
  • Durch die Taufe wird auch die Zuordnung zur lokalen Gemeinde sichtbar gemacht. „Viele nahmen die Botschaft an, die Petrus ihnen verkündete, und ließen sich taufen. Durch Gottes Wirken wuchs die Gemeinde an diesem Tag um etwa dreitausend Personen“ (Apg 2,41).

5.   Missverständnisse und Barrieren in Bezug auf die Taufe

Aus Angst, die kleinen Kinder könnten verloren gehen (wegen dem sogenannten Erbsünde-Verständnis des Augustinus), begann man in der christlichen Kirche der Spätantike, auch Säuglinge und Kleinkinder zu taufen. Doch finden wir im Neuen Testament zur Säuglingstaufe im Gegensatz zur Taufe der Glaubenden keinen eindeutigen Beleg. In den vielen vorliegenden Berichten wird kein einziges Mal ein Kind (direkt) bei der Taufe erwähnt. Wenn es heißt, dass ganze `Häuser` – also ganze Familien – getauft wurden, so heißt dies noch nicht, dass auch die Säuglinge der Familie mitgetauft wurden. Vielmehr wird betont, dass die, „welche das Wort Gottes gerne annahmen” (Apg 2,41) sich taufen ließen. Dies setzt eine bewusste Entscheidung voraus, was einem Säugling noch nicht möglich ist. Erfreulicherweise werden in neuerer Zeit vermehrt Kinder in einem Alter getauft, in dem sich das betreffende Kind schon bewusst entscheiden kann, an Jesus zu glauben und ihm nachzufolgen.

Wer als Kind getauft wurde, hat oft die Befürchtung, dass durch eine erneute bzw. bewusste Taufe die Kindertaufe außer Kraft gesetzt würde. Begründet wird das mit der Aussage von Paulus im Epheserbrief Kapitel 4,4: „Ein Glaube, eine Taufe, ein Herr, ein Gott und Vater“. Tatsächlich gibt es viele, die “Götter” genannt werden, doch nur einer ist der wahre Gott. Auch gibt es viele Arten von Glauben, doch nur der eine Glaube an Jesus Christus ist der rettende und wahre Glaube. Entsprechend gibt es verschiedene Taufen, doch nur die eine ist die richtige und wahre: die Glaubenstaufe. So wurde ab Pfingsten die Taufe des Johannes nicht mehr anerkannt (Apg 2,38; 19,1ff), sondern nur noch die Taufe auf den Namen Jesu, welcher der Glaube an Jesus Christus vorausging. Obwohl es sich bei der Johannestaufe um eine Erwachsenentaufe handelte, ließen sich diese Personen auf den Namen Jesu taufen (Apg 19,1-5).

Ein weiteres Missverständnis liegt vor, indem die Segnung der Kleinkinder durch Jesus als Begründung für die Säuglingstaufe herangezogen wird. So schreibt Markus: „Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. 14 Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes. 15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.“ (Mk 10,13-16). Die Wendungen “solchen“ und „wie ein Kind“, lassen auf die Haltung eines Menschen schließen. Ansonsten wären ja die Erwachsenen automatisch aus dem Reich Gottes ausgeschlossen. Dazu ist hier nichts von einer Taufe oder Besprengung die Rede. Daher ist diese Handlung von Jesus nicht stichhaltig als Begründung für eine Säuglingstaufe.

Es kam vor, dass erwachsene Menschen ohne echte Umkehr getauft wurden (Apg 8,20ff). Petrus fordert in Samarien den Magier Simon zur Umkehr auf. Ohne echte Buße (Sinnesänderung) ist die Taufe (auch für erwachsene Menschen) nicht nur sinnlos und zwecklos, sondern bildet ein Hindernis beim Wachstum im Glauben.

6.  Wo wurde getauft?

In den ersten zwei Jahrhunderten wurden die Christen in Flüssen, Teichen, Bade-Bassins oder im Meer getauft. Zu Beginn des 4. Jh. jedoch begann man Kirchen zu errichten oder römische Basiliken in Kirchengebäude umzuwandeln. Dabei baute man in den meisten Fällen kreuzförmige, oft mit Mosaiken verzierte oder mit Marmorplatten ausgelegte Taufbecken in Neben- bzw. Vorräume, die dann auch `baptisterion` genannt wurden. Dort wurden Menschen, die an Christus gläubig geworden waren, getauft und in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen.

Abbildung 6 Ein kreuzförmiges Taufbecken in der Epiphania Kirche in Salamis auf Zypern, etwa 6 km nördlich der heutigen Hafenstadt Famagusta. Sie stammt aus dem 5. Jahrhundert. Die Ruinen der antiken Kirche liegen etwa 300 Meter nordwestlich der alten Hafenmole (Foto am 11. März 2008). Auf dem Ausgrabungsgelände von Salamis ist noch die größere Kirche `Kampanopetra` aus dem 5/6. Jahrhundert ausgegraben worden. Sie liegt weiter nördlich, direkt am Ufer der gleichnamigen Bucht. Diese Kirchenreste geben Zeugnis davon, dass die Predigt des Paulus und Barnabas (Apg 13,3-5) geistliche Frucht hervorbrachte.

Es fällt auf, dass diese Taufräume zweckmäßig und in der Regel außerhalb des Kircheninneren errichtet wurden. Es gab den Auskleide-Raum, dann den Raum mit dem eigentlichen Taufbecken (meist in Kreuzform); von dort gelangte der Getaufte in einen Raum, wo er mit Öl gesalbt und neu eingekleidet wurde. Erst danach betrat er das Innere der Kirche. Somit lassen sich auch in der Architektur bestimmte theologische Erkenntnisse der damaligen Epoche ablesen.

Abbildung 7 Ein sehr gut erhaltenes kreuzförmiges Taufbecken in der Marienkirche in Ephesus (Westtürkei). Die Ruinen der Kirche liegen in der Nähe der ehemaligen römischen Thermen und des alten Hafens. Die große Kirche stammt aus dem 5. Jahrhundert und ist auch bekannt wegen des Konzils aus dem Jahre 431 (Foto am 6. März 2008).

Abbildung 8 Das Taufbecken in der Bischofskirche in Stobi (Nähe der heutigen Stadt Veles in Makedonien)aus dem 4. Jh. ist außerordentlich gut erhalten und zählt mit seinen bunten Verkleidungen sowie seiner Form zu den schönsten Taufbecken aus der Antike. Auf dem gepflegten Ausgrabungsgelände ist eine weitere Kirche mit einem Taufbecken entdeckt und ausgegraben worden (Foto am 8. September 2009).

Obwohl das Ausgrabungsgelände an der Hauptstraße Thessaloniki – Skopje liegt und gut einsehbar ist, wird es nur von wenigen Besuchern aufgesucht.

Abbildung 9 Ein kreuzförmiges Taufbecken in der so genannten `Kleinen Basilika` in Plovdiv (Bulgarien). Diese christliche Basilika aus dem späten 5. Jahrhundert wurde bei Bauarbeiten in der Innenstadt im Jahre 1988 entdeckt und in den letzten Jahren ausgegraben und restauriert (Foto am 29. Mai 2016).

In der Spätantike und im Mittelalter setzte sich dann nach und nach die Kindertaufe durch (in der Westkirche durch Besprengen), daher sucht man oft vergeblich in den Kirchen aus jener Epoche ein richtiges tiefes Taufbecken.

In Teilen der Ostkirche ist bis heute die Taufe Erwachsener und Kinder (oft mit dreimaligem Untertauchen) in einem Fluss oder Bassin die übliche Taufform.

In vielen Gemeinden unserer Stadt werden heute Menschen, die eine bewusste Umkehr zu Gott und den Glauben an Jesus Christus bezeugen, in der Sommerzeit in den Fluss Nagold und in den kälteren Jahreszeiten in einem Bassin oder Taufbecken getauft.

7.  Schlussfolgerung

Daher wollen wir nichts anderes praktizieren als das, was die Apostel des Herrn auf seinen Befehl hin auch taten, indem sie die Gläubigen an Jesus Christus im Wasser auf den Namen Jesu tauften. Verständliche Erklärung über den Sinn und Zweck der Wassertaufe sollte schon in den evangelistischen Predigten erfolgen. Auch in Seelsorgegesprächen, bei denen es um Bekehrung zu Gott und den Glauben an Jesus Christus geht, ist der deutliche Hinweis auf die Taufe wichtig und sinnvoll.

Deshalb solltest du diesen Schritt in vollem Bewusstsein und der Überzeugung tun, dass Jesus Christus dir deine Sünden vergeben hat und du bereit bist, Ihm von ganzem Herzen nachzufolgen.

Abbildung 10 Die Taufstelle an der Nagold in Pforzheim-Dillweißenstein (Foto am 31. Juli 2007).

Ausgearbeitet von Paul Schüle

Aktualisiert am 3. Juni 2025

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