Der Teufel und die Hölle

Diese Bibelstudie erhebt keineswegs den Anspruch einer vollständigen Lehre über den Satan, und seiner Dämonen. Trotzdem kann sie als Basis gelten für ein allgemeines Verständnis des Themenkomplexes über den Ursprung, sein Wirken und sein Ende mit samt denen, die ihm folgen.

Einleitung

Das Thema Teufel und Hölle stehen in engem Zusammenhang miteinander. Denn ohne den Teufel gäbe es auch keine Hölle. Daher sprechen wir über die Hölle erst im zweiten Teil dieser Bibelstudie. Dass heute viele Menschen die Existenz des Teufels leugnen, stört ihn keineswegs. Andererseits tut es auch keinerlei Abbruch der Tatsache für seine Existenz, da es an den Folgeerscheinungen seines Wirkens nicht mangelt. Doch die wichtigste Begründung für seine Existenz, sein boshaftes Wirken sowie sein Ende wird uns in den Heiligen Schriften beschrieben. Die Zeitgenossen von Jesus im Judentum zweifelten nicht an der Existenz des Teufels, den sie Beelzebul nannten, wenn auch ihre Vorstellung von seinem Wirken und die Zuordnung falsch war und von Jesus korrigiert wurde (Mk 3,22; Mt 10,25; 12,24; Lk 11,14-19). Um den vielen Fragen zu diesem Themenkomplex nachzugehen, wenden wir uns an Jesus. Denn wenn es jemand gibt, der Bescheid weiß, dann ist er es als ewiger Sohn Gottes, durch den alles geschaffen wurde (Joh 1,1-3; Kol 1,15-17). Und er gibt seinen Jüngern Einblick in den Ursprung des Satans, seinen Sturz, sein wirken so wie seine Entmachtung und Verdammnis mit samt seiner Gefolgschaft.

1. Teil: Die Realität der Existenz des Teufels, sein Wirken und Verdammnis im Feuersee

1.1 Das Ende des Teufels und seiner Gefolgschaft

Wir beginnen unsere Beobachtung vom Ende her. Dazu gibt Jesus in seinen Endzeitreden folgenden Einblick: „Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!“ (Mt 25,41). Damit macht Jesus klar, dass für den Teufel und seine Engel der Ort (oder Zustand) bereits feststeht. Und alle, die unter das Verdammungsurteil Jesu fallen, ebenfalls in das ewige Feuer weggeschickt werden. Das ewige Feuer in Mt 25,41 und der Feuersee in Offb 20,10 sind identisch wie die Inhalte beider Verse deutlich machen. Doch nähere Details über diesen Ort oder Zustand im zweiten Teil dieser Studie.

Dann begründet er sein Urteil über die, welche ihrer Bestimmung nicht nachgekommen sind mit den Worten: „Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. 43 Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht. 44 Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? 45 Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. 46 Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.“ (Mt 25,42-46). Der künftige Verbleib des Teufels, seiner Engel und der Ungerechten Steht im offensichtlichen Kontrast zum Verbleib der Gerechten, denen Jesus sagen wird: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ (Mt 25,34).

Das Strafurteil gilt jedoch denen, welche die ihnen gebotenen Gelegenheiten versäumt haben zu nutzen. Über den Schalksknecht, der sein Talent vergraben hatte spricht Jesus: „Aber den unnützen Knecht werft hinaus in die äußerste Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern.“ (Mt 25,30). Es geht um Menschen, welche ihrer Bestimmung nicht nachgekommen sind indem sie ihre von Gott gewährten Gaben und Möglichkeiten vergruben, anstatt sie einzusetzen. Damit haben sie sich selber disqualifiziert aus der Gemeinschaft mit Gott. (Mt 25,24-30). Es erstaunt, wie Jesus sachlich über den Verbleib und Zustand dieser Menschen spricht.

1.2 Der Ursprung des Satans und seiner Engel sowie sein Sturz

Jesus weiß nicht nur das Ende vom Teufel, er kennt auch dessen Anfänge sowie den Verlauf seines Wirkens. Und so lautet die Charakteristik über den Urheber alles Bösen: „Der ist ein Menschenmörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.“ (Joh 8,44). Damit nimmt Jesus Bezug auf die Versuchung von Eva und Adam durch die Schlange, sowie den Tod als Folge der Übertretung (1Mose 3). Allein im Neuen Testament erwähnen Jesus und die Apostel etwa 40 Mal den Teufel / Satan und geben Einblick in das was er ist und tut. Doch der Satan ist nicht allein, ihm folgten eine große Anzahl von Engeln. Von diesen heißt es in Judas 1,6: „Engel, die ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des großen Tages mit ewigen Fesseln unter (in) Dunkelheit verwahrt.“ Die Initiative ging von ihnen selbst aus. Sie wurden gebunden und damit in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt. Unter oder in „ewigen Fesseln der Dunkelheit verwahrt“ ist die Unumkehrbarkeit in das Reich des Lichtes hervorgehoben. Das Verlassen der von Gott zugewiesenen Stellung scheint Folge der Verführung durch Satan zu sein. Doch sie verließen ihre Stellung in dem Wissen um Gottes Willen. Auch der Apostel Petrus hat zu diesem Thema eine wichtige und ergänzende Aussage gemacht. So schreibt er in seinem zweiten Brief: „Denn wenn Gott Engel, die gesündigt hatten, nicht verschonte, sondern sie in dunklen Höhlen des Abgrundes gehalten und zur Aufbewahrung für das Gericht überliefert hat (…)“ (2Petr 2,4). Für Abgrund steht im Griechischen die Bezeichnung `tartaros` und dies war in der Vorstellung der Griechen der unterste Ort der Verbannung. Nach den Aussagen des Judas  und Petrus ist dieser Verbannungsort vorübergehend bis zum Gericht. Erst danach wird er mit samt seinen Engeln in den Feuersee geworfen, wie es in den Texten von Mt 25,41 und Offb 20,10 beschrieben wird. Wahrscheinlich stützten Petrus und Judas ihre Aussagen auf die Worte von Jesus aus Lukas 10,18: „Ich sah den Satanas vom Himmel fallen wie einen Blitz“. Auch wenn Jesus hier nur vom Satan spricht, wurden laut Kontext durch die siebzig viele Dämonen ausgetrieben, welche alle zu seinem Gefolge gehörten (Lk 10,18-20; ähnlich auch in 11,14-19). Sicher zu sein scheint, dass der Urteilsspruch über diese Engel bereits gefällt wurde, doch der Gerichtsvollzug über sie steht noch aus, wie auch die ängstliche Frage der Dämonen erahnen lässt, was auf sie noch zukommt (Mt 8,29).

Anmerkung: die Beschreibung des Sturzes des Königs von Tyrus in Hesekiel 28,12-19 scheint auch einen Einblick zu geben über den ursprünglichen Zustand des Satans und seinen Fall. Er ist sozusagen in den Text hineingewoben: „Du Menschenkind, stimm ein Klagelied an über den König von Tyrus und sprich zu ihm: So spricht Gott der HERR: Du warst ein vollendet gestaltetes Siegel, voller Weisheit und über die Maßen schön. 13 In Eden warst du, im Garten Gottes, geschmückt mit Edelsteinen jeder Art, mit Sarder, Topas, Diamant, Türkis, Onyx, Jaspis, Saphir, Malachit, Smaragd. Von Gold war die Arbeit deiner Ohrringe und des Perlenschmucks, den du trugst; am Tag, als du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet. 14 Du warst ein glänzender, schirmender Cherub und auf den heiligen Berg hatte ich dich gesetzt; ein Gott warst du und wandeltest inmitten der feurigen Steine. 15 Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, als du geschaffen wurdest, bis an dir Missetat gefunden wurde. 16 Durch deinen großen Handel wurdest du voll von Gewalttat und hast dich versündigt. Da verstieß ich dich vom Berge Gottes und tilgte dich, du schirmender Cherub, hinweg aus der Mitte der feurigen Steine. 17 Weil sich dein Herz erhob, dass du so schön warst, und du deine Weisheit verdorben hast in all deinem Glanz, darum habe ich dich zu Boden gestürzt und ein Schauspiel aus dir gemacht vor den Königen. 18 Weil du mit deiner großen Missetat durch unrechten Handel dein Heiligtum entweiht hast, darum habe ich ein Feuer aus dir hervorbrechen lassen, das dich verzehrte und dich zu Asche gemacht hat auf der Erde vor aller Augen. 19 Alle, die dich kannten unter den Völkern, haben sich über dich entsetzt, dass du zum Schrecken geworden bist und es aus ist mit dir für immer.“

Es ist bekannt, dass Die Deutung dieses Textes über den König von Tyrus auf den Satan unter den Auslegern umstritten ist und so manche Frage aufwirft. Doch welcher Mensch wurde jemals „du schirmender Cherub“ genannt? Auch die Aussage in Vers 15: „Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, als du geschaffen wurdest, bis an dir Missetat gefunden wurde.“ Kann in keinem Fall auf den König von Tyrus zutreffen, denn er war keineswegs sündlos vom Tag seiner Erschaffung. Solcher Art ineinander verwobener Vergleich ist kein Einzelfall in der Bibel. Dazu gibt es auch im positiven Bereich irdische Abbilder von himmlischen Realitäten (2Mose 4,22: „Israel ist mein erstgeborener Sohn“ im Vergleich mit Ps 2,6-7; Kol 1,15 und Hebr 1,6).

Die bis dahin erforschten Texte sprechen von einem Fall Satans und seiner Engel, der sich in der Zeit vor dem Sündenfall zugetragen haben musste.

Anmerkung: Der Satan und seine Engel hatten eine einmalige Chance sich zu entscheiden ohne Umkehrmöglichkeit, dies gilt auch für Tyrus, welches nie wieder aufgebaut werden wird (Hes 26). Auch Adam und Eva wurden nur einmal vor eine Entscheidung gestellt, allerdings  mit der Möglichkeit zur Umkehr. Und dies gilt nun für alle Menschen, wenn sie in ihrer Lebenszeit zu Gott umkehren (Joh 3,16-19).

1.3 Der Satan im Bild eines feurigen Drachen

Obwohl der Satan seine hohe Stellung verlassen hatte und samt seinen Engeln aus dem Licht Gottes in die Finsternis verstoßen wurde, blieb er aktiv, nun aber auch gegen den Menschen (1Mose 3,1ff; 4,1ff; 6,1ff; Hiob 1-2 und in der gesamten Zeit von Abraham bis Christus). Am Ende des 1. Jahrhunderts gibt Jesus durch eine bildhafte Darstellung wichtige Informationen über den Teufel an Johannes weiter. „Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel: Und siehe, ein großer, feuerroter Drache, der sieben Köpfe und zehn Hörner und auf seinen Köpfen sieben Diademe hatte; und sein Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne des Himmels fort, und er warf sie auf die Erde.“ (Offb 12,3-4).

Abbildung: Ein weiteres Zeichen erscheint im Himmel – ein großer feurige Drache mit sieben Köpfen gekrönt mit sieben Diademen. Die zehn Hörner waren laut Text auf den sieben Köpfen, doch aus Gründen der Platzierung sind sie auf der Zeichnung hinter den Köpfen angebracht. Mit seinem großen Schwanz zog er den dritten Teil der Sterne mit sich und warf sie auf die Erde. (Zeichnung von Joela Schüle Dez. 2022).

Ein ganz anderes Zeichen erscheint im Himmel, es ist ein feuriges Ungeheuer mit einem (großen) Schwanz. Die Bezeichnung `Drache, gr. drakön – Ungeheuer`, kommt in der Bibel mehr als 20 Mal vor. Ursprünglich bezog sich diese Bezeichnung auf große Land- und Meeresungeheuer. Hiob aus dem Lande Uz kannte diese riesengroßen Geschöpfe (Hiob 40). Und in Ps 74,13 wird in einer etwas rätselhaften Beschreibung vorausgesagt: „Zu der Zeit wird der HERR heimsuchen mit seinem harten, großen und starken Schwert den Leviatan, die flüchtige Schlange, und den Leviatan, die gewundene Schlange, und wird den Drachen im Meer töten.“ Die Bezeichnung Drache wird auch auf bestimmte grausame Herrscher bezogen. In Hesekiel 29,3 sagt der Herr: „Rede und sprich: So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an dich, Pharao, du König von Ägypten, du großer Drache, der in seinem Strom liegt und spricht: »Der Nil ist mein und ich habe ihn mir gemacht (…).« (dazu auch Hes 32,2). Und Israel klagt: „Nebukadnezar, der König von Babel, hat mich gefressen und umgebracht, er hat aus mir ein leeres Gefäß gemacht. Er hat mich verschlungen wie ein Drache, er hat seinen Bauch gefüllt mit meinen Kostbarkeiten; er hat mich vertrieben.“ (Jer 51,34). Es ist keineswegs zufällig, dass gerade diese beiden Herrscher (die Könige von Ägypten und Babel als Erzfeinde des Volkes Israel) mit dem Drachen verglichen werden. Schon früh wird der Drache als Sinnbild des Bösen verwendet. So in 5Mose 32,33: „ihr Wein ist Drachengift und verderbliches Gift der Ottern.“ (vgl. auch 1Mose 3,1ff). Der Kampf gegen den Drachen, die Schlange begann seit Urzeiten im himmlischen Bereich (Offb 12,7ff) und er setzte sich fort in der Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens so wie in der Befreiung des Volkes Gottes aus der Gefangenschaft in Babylon. Und der Sieg über ihn ist vorausgesagt (1Mose 3,15; 2Mose 4-15). Und in Psalm 91,13 wird verheißen: „Über Löwen und Ottern wirst du gehen und junge Löwen und Drachen niedertreten.“ Wer sich zu Gott hält, bleibt bewahrt und unbeschadet (vgl. Lk 10,18-20).

In den Evangelien und den Briefen der Apostel kommt die Bezeichnung `Drache` nicht vor. Dort wird der Drache, die alte Schlange, direkt mit Teufel-Durcheinanderbringer und Satan-Gegner benannt (Mt 4,1-11; Lk 4,1-13; 10,18). Oder auch „Der Fürst dieser Welt“ (Joh 12,31; 14,30; 16,11; „Der Gott dieser Welt“ 2Kor 4,4). Als Gottes Widersacher und Angreifer der Gläubigen wird er auch mit einem brüllenden Löwen verglichen (1Petr 5,8).  Er wird ebenso als Ankläger der Gläubigen (gr. Kategoros) bezeichnet (Offb 12,10).

 Erst wieder im Buch der Offenbarung wird an die Bildersprache des AT angeknüpft (Offb 12,3.6.7.17; 13,2-4; 16,13; 20,2).

Die Darstellung mit sieben Köpfen und zehn Hörnern ist eine Anmaßung der Macht und Kraft (Dan 7,6-8). Die Zahlen sieben und zehn weisen eigentlich auf Vollkommenheit und Vollständigkeit hin. Aber auch die sieben Diademe (königliche Insignien) auf seinen sieben Köpfen trägt er zur Schau. Er maßt sich etwas an, was er angestrebt hatte, aber nicht erreichen konnte. Im himmlischen Bereich trägt (außer dem Sohn Gottes) niemand Diademe (Offb 19,12).

Anmerkung: Im biblischen Kontext zeigt sich der Teufel selbst nicht als Drache, sondern eher als ein Engel des Lichts (2Kor 11,14-15). Doch Christus offenbart und entlarvt ihn in bildhaftem Zeichen als solchen, wie er nicht ist, sondern was er sich anmaßt zu sein.

Und er hatte in seiner Stellung großen Einfluss und riss mit seinem Schwanz den dritten Teil der Sterne des Himmels mit sich und warf sie auf die Erde. Im Buch Hiob wird der Schwanz von solch einem Ungeheuer mit einem Zedernbaum verglichen (Hiob 40,17). Im biblischen Kontext steht `Schwanz` im übertragenen Sinne für Verführung durch falsche Propheten (Jes 9,13-15; Offb 9,10.19).    

Die Aussage im Text der Offenbarung birgt in sich auch, dass die Initiative zunächst vom Satan ausgegangen war und (durch Verführung) viele von den Engeln ihm folgten und somit unter seine Gewaltherrschaft gelangten. So wäre es zu verstehen, dass er mit seinem großen Schwanz den dritten Teil der Sterne (Engel) mit sich riss und auf die Erde warf.

Die vielen Befreiungen von Dämonen durch Jesus belegen, dass jene gefallenen Engel in der Welt wirksam waren.

Dies führt uns zu einer weiteren Frage.

1.4 Wie viel Macht blieb dem Teufel nach seinem Fall?

Diese Frage stellt sich wegen der Zunahme der Ungerechtigkeit in der Welt. Nach dem Äußeren zu urteilen, sieht es aus, als ob er an Macht zugenommen hätte (1Mose 3,1ff; Hiob 1-2; Sach 3,1ff; Lk 4,1-13; 22,30-31; 22,53: „Dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.“ (Dazu auch Ps 2,1ff und Apg 4,25-29).

Wenn wir jedoch daraufhin die biblischen Aussagen aufmerksam lesen, kommen wir zu einem anderen Schluss. Denn Jesus hat den Satan besiegt, wie bereits in 1Mose 3,15 über den Nachkommen der Frau vorausgesagt wurde (dazu auch Mt 12,29; Mk 3,27). In der Tat ist Jesus als der Stärkere in den Bereich des Starken eingebrochen. Paulus zitiert die messianische Verheißung aus Psalm 68,19 und bezieht diese auf die Erniedrigung und Erhöhung von Christus sowie seinen gewaltigen Eingriff in das Reich des Feindes: „Darum heißt es: »Er ist aufgefahren zur Höhe, hat gefangengeführt die Gefangenschaft und den Menschen Gaben gegeben. Dass er aber hinaufgefahren ist, was ist das anders, als dass er auch hinabgefahren ist in die unteren Örter der Erde.“ (Eph 4,8-9; Phil 2,6-11). Jesus hat die Gefangenschaft – das Gesetz der Sünde und des Todes gefangen geführt, erobert (Röm 7,23-25; 8,2-3). Und in Hebr 2,14 wird erklärt, wodurch es möglich wurde: „Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hatte er gleichermaßen daran Anteil, auf dass er durch den Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel.“ Und in Kol 2,15 schreibt der Apostel: „Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und über sie triumphiert in Christus.“ Und diese Entmachtung des Satans und seines Gefolges (ähnlich wie bei einem Triumphzug) kann mit der Bindung des Drachen aus Offb 20,1-3 in Verbindung gebracht werden. Doch um das Geschehen mit der Bindung des Drachen (Teufel und Satan der alten Schlange) noch besser zu verstehen, müssen wir ein wenig zurückblenden.

1.5 Der Hinauswurf Satans samt seiner Gefolgschaft aus dem himmlischen Bereich

Erinnern wir uns noch daran, dass dieser Drache von dem Erzengel Michael aus dem himmlischen Bereich mit samt seinen Engeln hinaus und auf diese Erde hinabgeworfen wurde (Offb 12,7-9). Dies geschah im Zusammenhang mit dem Werk der Erlösung Christi und seiner Erhöhung zum Thron Gottes (Joh 12,29-31; Offb 12,5; Phil 2,6-11). Es erstaunt schon, dass Gott ihm noch so lange den Verbleib oder Zugang in seinen Bereich gestattete. Es bedurfte wohl zuerst der juristischen Grundlage durch den Sieg Jesu, um ihn rechtskräftig zu verurteilen (Joh 16,11). Ab dem Sieg Jesu wäre es jedoch nicht nachvollziehbar, wenn Gott ihn noch länger einfach so weiter machen ließe wie vorher. Und noch weniger nachvollziehbar wäre die Vorstellung, dass der Drache auf die Erde hinabgeworfen, noch mehr Macht ausüben könnte als vorher, als er noch Zugang hatte zu dem himmlischen Bereich (siehe die Hiobsgeschichte in Kapitel 1-2). Nun aber wird er noch mehr in seinem Wirken eingeschränkt, denn ihm wird bewusst, dass er wenig Zeit gr. (kairos) hat (Offb 12,11). 

Der Teufel verlor weiter an Macht nachdem Jesus gesiegt hatte: Kol 2,13-15; 1Petr 5,8; Jak 4,7; 2Kor 10,4-5; Eph 6,12; Röm 16,20. Darum fürchte dich nicht vor dem, der bereits samt seinen Dämonen besiegt wurde, der gerichtet ist und seinem Verderben entgegen geht (Joh 16,33; 1Joh 2,13-14; 5,4). Seine Verdammnis ist gewiss, doch erst nachdem er am Ende der Zeit alle feindlichen Mächte unter seiner Führung vereinigen wird, um gegen das Heerlager der Heiligen und der geliebten Stadt vorzugehen (Offb 16,12-14; 20,7-9). Doch diesen Kampf verliert er und wird in den Feuersee geworfen und zwar mit samt seinen Engeln (Offb 20,10; Mt 25,41). Nun ist es an der Zeit, um an die Texte über die Hölle nachzudenken, denn besonders in den letzten Jahrzehnten entwickelten sich unter den Theologen darüber verschiedene Sichtweisen.

2. Teil: Hölle – Fiction oder Realität?

Der in der deutschen Sprache verwendete Begriff `Hölle`, was ursprünglich den Sinn `verborgener Ort` hatte, ist allgemein und pauschal. Im Hebräischen  und auch im Griechischen gibt es hauptsächlich zwei ganz unterschiedliche Begriffe und einige Umschreibungen, die verschiedene Aspekte oder gar Abstufungen der `Hölle` beschreiben.

2.1 Der Begriff Hadesch

Der griechische Begriff `o ad¢s – Hadesch` ist im Neuen Testament durchweg als negativer Ort (oder Zustand) in dem die Ungerechten nach ihrem Tod bis zum Gericht aufbewahrt werden (Mt 11,23: „bis in den Hadesch wirst du hinuntergestoßen“ so auch in Lk 10,15; Mt 16,18: „die Tore des Hadesch werden die Gemeinde nicht überwältigen“; Lk 16,23: „als er sich im Hadesch befand“; Offb 1,18: „Ich habe die Schlüssel des Todes und des Hadesch“ Offb 6,8 und 20,13.14: Tod und Hadesch in negativer Kombination. Im hebräischen gibt es eine Entsprechung durch den Begriff `scheol`. Damit wird der Ort der Verstorbenen beschrieben, welche sich gegen Gott aufgelehnt hatten (4Mose 16,33; Spr 1,12; 7,27; Jes 5,14; 14,11-15; 28,15.18). Nach den Worten von Jesus ist Hadesch ein Herrschaftsbereich der Finsternis (Mt 16,18).

  • Hadesch ist der krasse Gegensatz zu dem bildhaften Abrahams Schoß, wohin Lazarus von den Engeln hingebracht wurde (Lk 16,22). Nach den erklärenden Worten von Jesus befindet sich Abraham bei Gott (Lk 20,38: „Gott ist nicht der Toten Gott, sondern der Lebenden, denn ihm leben sie alle“).
  • Hadesch ist als Zustand (und Ort) unüberbrückbar zu dem Bereich, in dem sich Abraham und Lazarus befanden (Lk 16,26). Damit ist auch die verbreitete Irrlehre vom Aufenthalt im Fegefeuer hinfällig. Hier sollten die Infos genau betrachtet werden, welche Jesus gibt als er über den reichen Mann und den armen Lazarus spricht (Lk 16,19ff).
  • Hadesch ist auch der Gegensatz zu Paradies (Lk23,43). Jesus war im Tod, aber war er auch im Hades / Scheol? Ist es nicht in Psalm 16,10 (Apg 2,27-31) durch den Begriff `Scheol – Scheol` angedeutet? Und sagte Jesus nicht auch in Mt 12,40, dass „der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein wird“? Sein Körper wurde in eine Felsenhöhle gelegt, doch seinen Geist befahl er in die Hände des Vaters. Dem reumütigen Übeltäter sagte er: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43). Und Paradies ist nicht unten, sondern oben in Gottes Welt (2Kor 12,4; Offb 2,7). Nachdem Jesus in seinem letzten Ausruf seinen Geist in die Hände seines Vaters übergeben hatte, trat sein physischer Tod ein. Sein Leichnam wurde in eine Felsenhöhle gelegt, aus der er am dritten Tag auferstanden ist. Darin sieht Petrus die Erfüllung der Prophetie aus Ps 16,10 im Vergleich mit Apg 2,27-32: „hat er vorausgesehen und von der Auferstehung des Christus gesagt: Er ist nicht dem Reich des Todes überlassen, und sein Leib hat die Verwesung nicht gesehen. 32 Diesen Jesus hat Gott auferweckt; des sind wir alle Zeugen.“ Jesus war zwar Tod, aber nicht unter der Herrschaft des Todes (Totenreichs-Hadesch-Scheol.

Anmerkung: Es ist also müßig darüber zu spekulieren, ob er in dieser Zeit den Toten (Geistern im Gefängnis) das Evangelium gepredigt hätte, wie manchmal der Text  in 1Petr 3,19 ausgelegt wird. Den Sieg über den Tod und das Totenreich errang er ja erst mit seiner Auferstehung (Offb 1,18). Da der Hadesch am Ende in den Feuersee geworfen wird, kann er als vorläufiger Bereich für die Seelen und Geister der physisch verstorbenen Ungerechten bis zu deren Auferstehung und dem sich anschließenden Gericht angesehen werden (Offb 20,12-15). Jesus wird alle aus dem Tod herausrufen: Die Glaubenden im Paradies mit einem unvergänglichen Körper versehen, die noch Lebenden Gläubigen verwandeln (1Thes 4,13ff). Und die Ungerechten aus dem Hadesch für das Gericht auferstehen lassen (Joh 5,27-29; Offb 20,12-15; 11,18; Mt 13,36-43).

2.2 Der Begriff Gehenna

Der griechische Begriff `geenna – Gehenna` ist eine Übertragung des Hebräischen `Ben-Hinnom`. Es handelt sich um ein Tal, welches sich südlich von Jerusalem in Richtung Kidrontal erstreckte. Dort befand sich eine Kultstätte genannt Tofet. In kaananitischer Zeit wurden dort Kinder dem Moloch geopfert und verbrannt (Jos 18,16). Auch einige israelitische Könige pflegten jenen gräulichen heidnischen Brauch (2Chr 28,3; 33,6).

Und in Jeremia 7,31-32 heißt es: „und haben die Höhen des Tofet im Tal Ben-Hinnom gebaut, um ihre Söhne und Töchter zu verbrennen, was ich nie geboten habe und mir nie in den Sinn gekommen ist.32 Darum siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass man’s nicht mehr nennen wird »Tofet« und »Tal Ben-Hinnom«, sondern »Würgetal«. Und man wird im Tofet begraben müssen, weil sonst kein Raum mehr sein wird.“ Diese Ankündigung wird präzisiert mit den Worten: “und zu ihnen sagen: So spricht der HERR Zebaoth: Wie man eines Töpfers Gefäß zerbricht, dass es nicht wieder ganz werden kann, so will ich dies Volk und diese Stadt zerbrechen. Und man wird im Tofet begraben, weil sonst kein Raum dafür da sein wird. 12 So will ich’s mit dieser Stätte und ihren Bewohnern machen, spricht der HERR, dass diese Stadt wie das Tofet werden soll. 13 Und die Häuser Jerusalems und die Häuser der Könige von Juda sollen ebenso unrein werden wie die Stätte Tofet, alle Häuser, wo sie auf den Dächern dem ganzen Heer des Himmels geopfert und andern Göttern Trankopfer dargebracht haben.“ (Jer 19,11-13). Womit sich Israel im Tal Ben-Hinnom versündigt hatte, mussten sie bei der Zerstörung Jerusalems auskosten. Sie haben unschuldiges Blut von Kindern vergossen um Götzen zu besänftigen, anstatt ihre Kinder Gott zu weihen. Ihre Stadt wurde von den Babyloniern erobert, geplündert, verbrannt samt dem Tempel und ein Großteil der Bevölkerung starb durch Hunger, Pest und das Schwert. Der Ort Tofet im Tal Ben-Hinnom wurde mit Leichen gefüllt und somit wurde diese heidnische Kultstätte verunreinigt. Daher sollte es nun Würgetal genannt werden (Jer 7,32). Später wurde dieser Ort als Müllhalde benutzt.

2.3 Was meint Jesus mit ewiges Verderben?

Eine Frage lautet: Werden die Ungläubigen Menschen nach dem gerechten Urteil (Verurteilung), in einen Ort der immer andauernden Qual verbannt oder nach dem gerechten Strafmaß, welches sehr individuell ausfallen wird, vernichtet werden, also in eine Art Nichtexistent , ausgelöscht?

Jene Stelle, wo das Feuer immer wieder loderte, wird von Jesus genutzt, um den Ort und Zustand derer zu beschreiben, welche sich den Verführungen des Fleisches nicht zur Wehr setzen (Mt 5,22.29.30; 10,28; 18,9; 23,15.33; Mk 9,43.45.47-48; Lk 12,5; Jak 3,6). Es liegt nahe, dass die Umschreibungen `ewiges (oder unauslöschliches) Feuer` oder `Feuersee` denselben Ort meinen. Es wird in folgenden Texten verwendet: Mt 3,12: „Er hat die Worfschaufel in seiner Hand und wird die Spreu vom Weizen trennen und seinen Weizen in die Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.“ Für `unauslöschliches` steht im Griechischen der Begriff `asbest ö`, denn es brennt und verbrennt doch nicht (dazu auch Lk 3,17 und Mk 9,48: „ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlischt“). Und in Mt 25,41 sagt Jesus: „Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!“ Damit macht Jesus deutlich, dass für den Teufel mit seinen Engeln und all der Menschen, welche ihrer von Gott vorgesehenen Berufung nicht nachgekommen sind, derselbe Ort bestimmt ist. In Mt 25,46 ergänzt er: „Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe aber die Gerechten in das ewige Leben.“ Für „ewige Strafe“ steht `aiönion kolasin – ewige Strafe oder Verdammnis, Züchtigung`. Und in Offb 14,11 steht: „Und der Rauch von ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier anbeten und sein Bild und wer das Zeichen seines Namens annimmt.“ Es klingt ähnlich wie „wo ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht“ (so auch Offb 20,10: „von Ewigkeit zu Ewigkeit“). Es steht im krassen Gegensatz zu der immerwährenden Ruhe derer, welche Überwunden haben und im Herrn gestorben sind, sowie deren ununterbrochenen Freude danach (Offb 14,14; Mt 25,21).

In 2Thess 1,9 schreibt Paulus: „Die werden Strafe erleiden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn her und von seiner herrlichen Macht.“ Für Verderben steht hier der Begriff `olithros`, es kann auch mit Vernichtung übersetzt werden. Und in 1Thes 5,3 verwendet der Apostel denselben Begriff `olithros`: „Wenn sie sagen: »Friede und Sicherheit«, dann überfällt sie schnell das Verderben wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entrinnen.“ In 2Thes 2,8 wird der Begriff ` katarg¢sei` verwendet, was mit Zunichtemachen übersetzt wird. In Offb 11,18 wird der Begriff `diaftheirai` verwendet, der mit Verderben übersetzt wird. Auch Petrus hat zum Gericht und dem anschließenden Verderben der Gottlosen etwas geschrieben: „Und aus Habsucht werden sie euch mit betrügerischen Worten kaufen; denen das Gericht seit Langem schon nicht zögert, und ihr Verderben schlummert nicht. Hier wird Verderben durch `apoleia` wiedergegeben (auch das Tier fährt in das Verderben – apoleianOffb 17,16).

Doch das Maß der Strafe (Vergeltung) im Endgericht wird unterschiedlich ausfallen so Jesus in (Mt 11,20-24; Lk 12,24ff).

Es tut uns gut, unter das Wort Gottes zu stellen und doch mit gewisser Zurückhaltung mit unseren  eigenen Schlussfolgerungen. Es gibt sie die Hölle und sie ist heiß genug, wir brauchen sie nicht mit Details ausmalen, wie es im Laufe der Kirchengeschichte getan wurde.

Diese Ausarbeitung bedarf immer wieder der Aktualisierung. Jede Art von Anmerkungen, Kritik und Ergänzungen sind erwünscht.

Aktualisiert am 7. Februar 2025

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