Wer ist Jesus?

Inhaltsverzeichnis

Das Geheimnis Gottes – Jesus Christus

Abbildung 1 Sonnenaufgang über dem See Genezaret. Im Hintergrund erkennbar die Konturen der Golanhöhen (Foto: Juli 1994).

Eine Bibelstudie über die 12 Titel und Dienste von Jesus Christus

Ausarbeitung und Fotos von Paul Schüle

Abbildung 2 „Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes.“ (Ps 33,6). „… hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welten gemacht hat.“ (Hebr 1,2). Sonnenaufgang über den Bergen im Nordwesten von Saudiarabien. Im Vordergrund der Golf von Akaba, in der Bibel auch Schilfmeer genannt (Foto: 5. Februar 2013).

Einleitung

Das größte und umfassendste Geheimnis, welches es jemals gegeben hat, ist die Person von Jesus Christus. Dieses Geheimnis war von Ewigkeit her verborgen in Gott dem Vater.

Abbildung 3 Die Sonne ist aufgegangen und bringt die Geheimnisse der Nacht ans Licht (Foto: 15 Seotember 2016). Sonnenaufgang über der Ägäis zwischen der Hafenstadt Keramoti und der vorgelagerten Insel Thassopoula.

Den Einstieg zu diesem 12-teiligen Bibelkurs bilden Aussagen der Schriften des Neuen Testaments, die deutlich machen, wie Gott der Vater seinen Einziggeborenen Sohn Jesus Christus in seiner Vielfalt der unsichtbaren wie auch sichtbaren Welt nach und nach offenbart und durch Ihn seinen Heilsplan verwirklicht.

In dieser Welt ist es üblich, Geheimnisse zu schützen. Gottes Anliegen  jedoch ist, sein Geheimnis zu offenbaren. So wie Gott der Vater seinen Einziggeborenen Sohn in dieser Welt offenbart, so offenbart auch der Sohn den Vater in dieser Welt.

In Matthäus 11,27 sagt Jesus: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.

Zum besseren Verständnis der Texte zu unseren Themen, müssen wir einige wichtige Begriffe und deren Bedeutung kennenlernen:

  • Geheimnis – gr. ´μυστέριον – mysterion`. Geheim ist nur dann und solange etwas, solange es nur eine Person weiß. Was in Gott war, konnte niemand wissen, bis Gott selbst anfing sein Geheimnis stufenweise zu offenbaren.
  • Offenbarung – gr. ´αποκαλύπσις – apokalypsis`. Das griechische Wort ´kalypto´ bedeutet verhüllt, bedeckt, verdeckt. Die Vorsilbe ´apo´ hebt sozusagen die Decke auf und damit wird das Verhüllte, Verborgene sichtbar, offenbar.
  • Ratschluß – gr. ´οικονομία – oikonomia`. Der griechische Begriff besteht aus zwei Wörtern, nähmlich ´Haus und Gesetz´, kann also mit Hausordnung oder Hausverwaltung übersetzt werden. Gemeint ist hier die Hausverwaltung Gottes.

Jesus sagt in Matthäus 13,35: „Damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Psalm 78,2): Ich will meinen Mund auftun in Gleichnissen und will aussprechen, was verborgen war vom Anfang der Welt an.

Wir kennen zwar die Geschichte von der Schöpfung und Entstehung der Welt, aber die Bedeutung und Ziel des Ganzen wird erst durch die Offenbarung des Sohnes Jesus Christus enthüllt, der noch vor seiner Himmelfahrt seinen Jüngern den tiefen Inhalt der Schriften offenbarte. So lesen wir in Lukas 24,44-46:

Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis, sodass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht’s geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage.

In Epheser 3,9 schreibt der Apostel Paulus über das Bemühen Gottes seinen geheimen Plan zu verwirklichen: „Und für alle ans Licht zu bringen, wie Gott seinen geheimen (mysterion) Ratschluss (oikonomia)  ausführt, der von Ewigkeit her verborgen war in ihm, der alles geschaffen hat.

Weiter schreibt der Apostel im Römerbrief Kapitel 16,25-26 über das Ziel Gottes:

Dem aber, der euch stärken kann gemäß meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, durch die das Geheimnis (mysteriou) offenbart (apokalypsin) ist, das seit ewigen Zeiten verschwiegen war, nun aber offenbart und kundgemacht ist durch die Schriften der Propheten nach dem Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden.

Im Epheserbrief Kapitel 3,4-6 betont der Apostel, dass Gott sein Geheimnis den Aposteln und   Propheten offenbart hat durch den Heiligen Geist. Dabei geht es um die Einbeziehung aller Völker in den Heilsplan Gottes:

Daran könnt ihr, wenn ihr’s lest, meine Einsicht in das Geheimnis (mysterion) Christi erkennen. Dies war in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht kundgemacht, wie es jetzt offenbart (apokalypsti) ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist; nämlich dass die Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium.

Und im Brief an die Kolosser (2,1-2) betont der Apostel, dass Gottes Geheimnis sich in der Person von Jesus Christus enthüllt:

Ich will euch nämlich wissen lassen, welchen Kampf ich um euch führe und um die in Laodizea und um alle, die mich nicht von Angesicht gesehen haben, damit ihre Herzen gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe und zu allem Reichtum an Gewissheit und Verständnis, zu erkennen das Geheimnis (mysterion) Gottes, das Christus ist.

Ebenso war es ein Geheimnis, dass der Heilsplan Gottes durch den leidenden Christus verwiklicht wird. So schreibt Paulus im ersten Korintherbrief 2,1-2:

Auch ich, liebe Brüder, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch das Geheimnis (mysterion) Gottes zu verkündigen. Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.

Wegen der Publikation des Geheimnisses Gottes ist der Apostel im Gefängnis, so schreibt er an die Kolosser: „Betet zugleich auch für uns, dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir das Geheimnis (mysterion) Christi sagen können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin.“ (Kol 4,3).

Der Apostel Paulus weiß sich verpflichtet, die Botschaft von der Wiederherstellung des Menschen in Gottes Bild unermüdlich zu verkündigen, wenn er an die Kolosser schreibt:

Ihr Diener bin ich geworden durch das Amt (Dienst), das Gott mir gegeben hat, dass ich euch sein Wort reichlich predigen soll,  nämlich das Geheimnis (mysterion), das verborgen war seit ewigen Zeiten und Geschlechtern, nun aber ist es offenbart seinen Heiligen, denen Gott kundtun wollte, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.  Den verkündigen wir und ermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen in aller Weisheit, damit wir einen jeden Menschen in Christus vollkommen machen. (Kol 1,25-28).

Was Gott beginnt, führt er auch bis zum Ende. So schreibt der Apostel Johannes in der Offenbarung (10,7) an die sieben Gemeinden in Asien:

(…), sondern in den Tagen, wenn der siebente Engel seine Stimme erheben und seine Posaune blasen wird, dann ist vollendet das Geheimnis (mysterion) Gottes, wie er es verkündigt hat seinen Knechten, den Propheten.

Der von Ewigkeit verborgene Gott hat sich und sein größtes Geheimnis geoffenbart, dies entsprach seinem Wesen und Willen. Er offenbarte sich nicht auf einmal, sondern stufenweise, nach einem konkreten Plan. Und diesen Offenbarungsplan entfaltet Er in seinem Sohn Jesus Christus. Er ist die Mitte, das Zentrum, das Herz Gottes. Diesen Jesus Christus wollen wir in seiner Vielfalt mehr und mehr erkennen.

In den folgenden 12 Abschnitten wollen wir das Wesen und die Ämter (Dienste) von Jesus betrachten. Einige davon trägt er von Ewigkeit her, andere hat er durch seine Hingabe und seinen Dienst erworben.

1. Jesus – der Sohn Gottes und dem Vater wesensgleich

Welche Quellen oder Zeugnisse gibt es, aus denen hervorgeht, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist?

  • Das Selbstzeugnis von Jesus über seine Identität,
  • Das Zeugnis Gottes des Vaters über Jesus seinen Sohn,
  • Das Zeugnis des Täufers über Jesus,
  • Das Zeugnis der alttestamentlichen Schriften über den Messias als Sohn Gottes,
  • Die Werke/Taten von Jesus bezeugen seine göttliche Herkunft,
  • Das Zeugnis der Apostel,
  • Viele Menschen erkannten in Jesus den Sohn Gottes.

Abbildung 4  Ι Χ Θ Υ Σ Ιησούς – Χριστός – Θεός – Υιός – Σωτήρος Jesus – Christus – Gottes – Sohn – Retter (Foto: April 1986).

1.1 Jesus offenbart sich selbst als Sohn Gottes

Auf das Selbstzeugnis von Jesus in Johannes 10,30: „Ich und der Vater sind eins“  (eins ist hier im griechischen Text als Zahlwort: `ἐγὼ καὶ πατὴρ ἕν ἐσμενegö kai o pat¢r en esmen`), reagierten die Juden mit dem Versuch Jesus durch Steinigung zu töten. So schreibt der Evangelist Johannes:

Da hoben die Juden abermals Steine auf, um ihn zu steinigen. Jesus sprach zu ihnen: Viele gute Werke habe ich euch erzeigt vom Vater; um welches dieser Werke willen wollt ihr mich steinigen? Die Juden antworteten ihm und sprachen: Um eines guten Werkes willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen, denn du bist ein Mensch und machst dich selbst zu Gott. (Joh 10,31-33).

Hier wird deutlich, dass die Juden Jesus in seinem Anspruch, Gott-gleich, Gott-wesensgleich zu sein, richtig und eindeutig verstanden haben. Wäre Jesus es nicht gewesen, hätte er das Missverständnis über seine wahre Identität sofort ausgeräumt. Dagegen begründet er seine Gottes-Sohnschaft auch noch mit einem Ausspruch Gottes aus dem Alten Testament.

Jesus antwortete ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz (Psalm 82,6): »Ich habe gesagt: Ihr seid Götter«? Wenn jene »Götter« genannt werden, zu denen das Wort Gottes geschah – und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden –, wie sagt ihr dann zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott –, weil ich sage: Ich bin Gottes Sohn?! (Joh 10,34-36;  Ps 82,6).

Wenn Jesus von sich selbst sagt: „Ich bin Gottes Sohn“, oder wenn er auf die entsprechenden Anfragen antwortet mit: „Ja, ich bin`s“ (Joh 10,36; 11,4; 19,7;  Mt 26,63-64; 27,43;  Lk 22,70), dann drückt er damit auch aus, – Gott, dem Vater `wesensgleich und göttlich` zu sein. Der Sohn und der Vater sind ein Gott. Als Jesus nach dem höchsten oder größten Gebot gefragt wurde, antwortete er mit: „Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein (für allein steht  im Griechischen das (Mask.) Zahlwort: εἷςeis – Einer oder Einziger).“ Und auch die darauf folgende Antwort des Schriftgelehrten: „Ja, Meister, du hast recht geredet! Er ist einer (gr. εἷς ἐστινeis estin – einer ist) und ist kein anderer außer ihm“, wird von Jesus bestätigt. (Mk 12,29.32.34).

Doch für die Juden war der Anspruch, den Jesus erhob, mit dem Vater eins (Gott gleich) zu sein – Gotteslästerung. Sie sahen in ihm nur den Menschen. Daher wollten sie ihn steinigen, weil auf Gotteslästerung stand die Todesstrafe (3Mose 24,16). Jesus hat, obwohl er sich meistens als Menschensohn bezeichnete, keinen Hehl daraus gemacht, dass er der Sohn Gottes ist. Bereits zu einem früheren Zeitpunkt offenbarte er in der Diskussion mit den Juden im Tempel in Jerusalem, unmissverständlich seine Wesensgleichheit mit dem Vater. So schreibt der Evangelist Johannes in Kapitel 5,17-18:

Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch. Darum trachteten die Juden noch viel mehr danach, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch sagte, Gott sei sein (eigener) Vater, und machte sich selbst Gott gleich (gr.: ἴσον τῷ θεῷ – ison tö theö).

Es ist auffällig, wie präzise die Juden die Worte von Jesus, bzw. sein Bekenntnis verstanden haben. Zwei Aspekte werden hier hervorgehoben:

  1. Jesus ist Gottes `gr. ἴδιον – idion – eigener` Sohn.
  2. Jesus ist Gott-gleich. Das `ἴσον τῷ θεῷ – ison tö theö` hebt die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater hervor. Der griechische Begriff `ἴσος – isos` hat die Bedeutung von `gleich, dasselbe, identisch, entsprechend` (vgl. dazu auch Mt 20,12: „ἴσους ἡμῖν αὐτοὺς ἐποίησαςisous ¢min autous poi¢sas – uns ihnen gleich gemacht“;  Offb 21,16: „Die Länge, Breite und Höhe `ἴσα ἐστίνisa estinist gleich`). Das `gleich` hebt sich deutlich von `ähnlich` ab. Der Mensch (Adam) ist Gott-ähnlich, so die LXX in 1Mose 1,26: `ομοιώσινomoiösin`, Jesus aber ist Gott-gleich (vgl. dazu auch Phil 2,6: `ἴσα θεῷisa theö`- gleich Gott`.

Natürlich rechneten sich die Juden auch im weitesten Sinne als Gottes Kinder, wie folgende Textauszüge zeigen:

Wir haben einen Vater – Gott“ Joh 8,41; oder: „Bist du doch unser Vater… Du, HERR, bist unser Vater; »Unser Erlöser«, das ist von alters her dein Name“ Jes 63,16).

Dabei geht es um das kollektive Vater-Kinder-Verhältnis. Nie hatte und hätte ein Jude zu Gott gesagt: „Mein Vater“, Jesus tat es. Übrigens lehrt auch Jesus seine Nachfolger im Gebet, Gott mit „Unser Vater“ anzureden. Die Juden verstehen Jesus so, dass er Gott seinen eigenen Vater nennt und damit wird auch  angedeutet, dass er der Einzige Sohn ist. Hätte Jesus es mit seiner Aussage nicht wirklich so gemeint, wie die Juden ihn verstanden und seine Worte interpretiert haben, hätte er dieses Missverständnis sofort ausgeräumt. Doch es stimmte, Jesus ist der `μονογενής θεός (υιός)monogen¢s theos (yios)  einziggeborene Gott (Sohn)`. (Joh 1,18).

Haben wir richtig gelesen? Die Juden kommentierten den Anspruch von Jesus mit den Worten: „du machst dich selbst zu Gott“ und Jesus dementiert es nicht, sondern belegt es auch noch mit der Schrift aus Psalm, 82,6 und mit seinen Werken.

Auf die Frage des Hohenpriesters Kaiphas nach seiner Identität (bist du Gottes Sohn?“), antwortete Jesus mit: „Du sagst es, Ich bin`s“. Dieses Bekenntnis erinnert an die Selbstbezeichnung Gottes am brennenden Dornbusch in der Wüste am Fuße des Berges Sinai (2Mose 3,14). Im griechischen Alten Testament, der Septuaginta (LXX) steht an dieser Stelle „εγώ ειμίegö eimiIch bin“, so auch im Text des griechischen Neuen Testamentes (Mt 22,32). Sicher hat Jesus im Hohen Rat Hebräisch gesprochen und auch das hebräische Wort für `Ich bin – ani hu` verwendet, das neben der Selbstbezeichnung (Joh 8,58 – „ehe Abraham wurde, bin ich – εγώ ειμί – egö eimi“), von Jesus auch verwendet wird, wenn er sich als das Licht der Welt, der Weg, die Wahrheit, das Leben, die Auferstehung, die Tür, der Hrte bezeichnet (Joh 8,12; 10,1ff; 14,6; 11,25). Die Empörung des Kaiphas ist nachvollziehbar, zumindest wenn man annimmt, dass seiner Erkenntnis zufolge das Wesen des Messias nicht über das eines Menschen hinausging. Göttlichkeit oder gottgleichsein des Messias, fand keinen Platz in ihrer Messiologie (Joh 5,18; 10,30; Mt 26,65). Doch wie auch immer der Hohe Rat und Kaiphas das Selbstzeugnis von Jesus verstanden oder verstehen wollten, sicher verwendet Jesus das „ani huεγώ ειμίegö eimi Ich bin es“ im Vollsinn des Wortes – Er ist mit dem Vater der ewig Seiende. Weit mehr als zwanzig Mal spricht Jesus vor den Juden von seinem Vater (so in Johannes 2,16; 5,17; 6,32.37.40; 8,19.38.49.54; 10,15.18.25.29.37; 12,26; 14,7.20.21.23.26; 15,1.8.9; 18,11; 20,17 dazu noch Mt 26,39.42;  Lk 2,49).

Mit den Schriftgelehrten und Pharisäern trat Jesus selbst in eine Diskussion (Mt 22,42-45), dabei ging es um die Frage: Wessen Sohn ist der Christus? Die Pharisäer hatten die Erkenntnis, dass er der Sohn Davids wäre, also nur von natürlicher Abstamung sei. Aber Jesus weist sie darauf hin, dass sie die Schriften des Alten Testamentes genauer lesen sollten. Er argumentiert: „Wenn David durch den Heiligen Geist den Christus ´Herr´ nennt“ (Psalm 110,1), „wie ist er dann sein Sohn?“ Damit hebt Jesus nicht nur die übernatürliche Herkunft des Messias hervor, sondern beansprucht für sich  (wenn hier auch nur indirekt) Gottes Sohn zu sein. Der an zweiter Stelle genannte hebräische ´Adonai´ in Psalm 110,1 ist die Anredeform `mein Herr` und zwar bezogen auf Christus. In der LXX ist sowohl der Gottesname ´Jahwe – der Seiende, oder Ich bin der Ich bin´, als auch  die ehrenvolle Anrede ´Adonai – mein Herr´ mit ´κύριοςkyrios´ übersetzt. Im Neuen Testament wird sowohl der Vater als auch der Sohn  mit `κύριοςkyriosHerr´ angeredet. Und die Anrede ist gleichzeitig auch Titel (bezogen auf Gott, den Vater: Mt 11,25; 17,24; 1Tim 6,15; bezogen auf Jesus den Sohn: Mt 7,21; Lk 2,11; Joh 13,13.14; Apg 2,36; Röm 1,1-2; 1Kor 8,6; Phil 2,9-11; Offb 17,14; 19,16).

Jesus ist von seinem Status `Gottes Sohn` und von seinem Wesen `göttlich, ja, gottgleich`. Er bildet mit dem Vater den Einen GOTT und HERRN !

1.2   Das Bekenntnis des Vaters zu Jesus seinem Sohn

Jesus selbst sagte den Juden: „Ich bin’s, der von sich selbst zeugt; und der Vater, der mich gesandt hat, zeugt auch von mir.“ (Joh 8,18). Natürlich war das gesamte Lebenswerk von Jesus offensichtlich ein einziges Zeugnis und Bekenntnis des Vaters zu seinem Sohn vor dieser Welt. Und doch bezeugt er die Einzigartigkeit seines Sohnes auch verbal und für Menschen hörbar. Die Evangelisten haben drei dieser Zeugnisse des himmlischen Vaters, als Bekenntnis zu Jesus seinem Sohn miterlebt (mitgehört) und später aufgeschrieben.

Das erste Zeugnis bei der Taufe im Jordan, bzw. sofort nach der Taufe, als Jesus aus dem Wasser stieg. Auffallend ist der Ort des ersten Bekenntnisses:

Abbildung 5 Die Taufstelle bei Bethanien am Ostufer des Jordan (Foto am 7. November 2014).

  • Es ist geo- und Topographisch nahezu die tiefste Stelle auf der Erdoberfläche,
  • Es ist die Gegend, wo Israel lagerte, bevor sie den Jordan überquerten,
  • Es ist die Gegend, in der Gott den Propheten Elia auf eine seltsame und wundersame Weise zu sich nahm.

So schreibt der Evangelist Markus:

Und alsbald, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich  der Himmel auftat und den Geist wie eine Taube herabkam auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen. (Mk 1,10-11).

Der Ev. Matthäus hat festgehalten:

Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein geliebter Sohn, (an dir) an dem ich Wohlgefallen habe. (Mt 3,16-17).

Der Ev. Lukas schreibt ergänzend:

21        Und es begab sich, als alles Volk sich taufen ließ und Jesus auch getauft worden war und betete, da tat sich der Himmel auf, und der Heilige Geist fuhr hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen. (Lk 3,21-22).

Das zweite Zeugnis gab Gott auf dem sogenannten Heiligen Berg. Dieser Ort kann auf einem der südlichen Ausläufern des Hermon Gebirges vermutet werden, da diese Offenbarung Gottes unmittelbar nach dem Bekenntnis des Petrus in der Gegend bei Cesarea Philippi stattgefunden hat.

So schreibt der Evangelist Matthäus:

Abbildung 6 Von der Anhöhe Gadara am Südufer des Flusses Jarmuk hat man einen weiten Blick über den See Genezaret und nach dem nördlichen Bergland Nordgaliläas. Im Norden ist der Berg Hermon im Dunst nicht erkennbar (Foto: 3. November 2014).

Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein geliebter Sohn, (bei Lukas: mein auserwählter Sohn) an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! (Mt 17,5; Lk 9,34-35). Die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes wurden Zeugen dieser Kundgebung des himmlischen Vaters. Noch Jahre später erinnert der Ap. Petrus daran in seinem zweiten Brief: Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber (geliebter) Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge.“ (2Petr 1,17-18).

Ein weiteres Mal bekannte sich der Vater zu seinem Sohn in Jerusalem kurz vor dem Passa und zwar vor dem ganzen Volk. So lesen wir in Johannes 12,28-30:

Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und will ihn abermals verherrlichen. Da sprach das Volk, das dabeistand und zuhörte: Es hat gedonnert. Die andern sprachen: Ein Engel hat mit ihm geredet. Jesus antwortete und sprach: Diese Stimme ist nicht um meinetwillen geschehen, sondern um euretwillen.

Abbildung 7 Das Modell des Herodianischen Tempels auf dem Gelände des Holyland Hotels in Jerusalem. So konnte der Tempel zur Zeit von Jesus ausgesehen haben. Zu dem Zeitpunkt, als Jesus zum Vater betete und die Stimme aus dem Himmel herabkam, war das gesamte Tempelgelände voller Menschen, die Zeugen wurden der göttlichen Kundgebung (Foto: April 1986).

Diese Kundgebung aus dem Himmel erinnert an die laute Stimme des Herrn vom Berge Sinai herab (2Mose 20,18-19). Bedauerlich, dass die religiöse Elite des Judentums dieses himmlische Zeichen und Zeugnis nicht beachtete (vgl. mit Mt 16,1).

1.3   Alttestamentliche Schriftaussagen über die Gottessohnschaft des Messias

Bereits im Alten Testament gibt es Hinweise auf den Sohn Gottes in verschiedenen Texten und Geschichten. Auch weisen bestimmte Personen typologisch auf den Sohn Gottes hin. Ebenso gibt es einige Hinweise auf den Messias als `Gott`, oder `gottgleich`. Anzunehmen ist jedoch, dass die theologisch einflussreichen Juden aufgrund der Aussage in 5Mose 6,4 „Höre Israel, der Herr unser Gott ist Herr allein“, Jesus wegen dessen Selbstverständnisses, gottgleich zu sein, ablehnten, ja ihn sogar als Gotteslästerer verurteilten. Folgende Doppelfrage scheint hier berechtigt zu sein: Hat Gott sich in der Zeit des Alten Testamentes so undeutlich ausgedrückt oder lag es an den Juden, welche die Schriften missverstanden und entsprechend auch einseitig deuteten? Ähnlich wie bei den Juden, so auch bei vielen Menschen in unserer Zeit, die Jesus zwar in seinen vielseitigen Titeln und Diensten anerkennen, aber seine `Gottes-Sohnschaft oder das Gottgleichsein` strikt ablehnen.

Und doch wurde der Messias als Gottes Sohn schon in den Schriften des Alten Testaments vielfach angedeutet, wenn auch manchmal verschlüsselt. Hier einige Schriftzeugnisse:

Kundtun will ich den Ratschluss des HERRN. Er hat zu mir gesagt: »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“ (Ps 2,7). LXX – „διαγγέλλων τὸ πρόσταγμα κυρίου κύριος εἶπεν πρός με υἱός μου ε σ ἐγὼ σήμερον γεγέννηκά σε.“

Dieser Psalm von David gehört zu den sogenannten `messianischen Psalmen`, in dem noch weitere Aspekte des Messias oder seines Reiches beschrieben werden. Der hier verwendete Begriff `dich gezeugt` Griechisch: `γεγέννηκά σε – gegen¢ka se ` beschreibt das göttliche Wirken. Der Apostel Paulus bezieht diese Aussage auf die Auferweckung Jesu von den Toten (Apg 13,33-37). Der Sohn Gottes, als leidender und sterbender Messias wird vom Vater `gezeugt, geboren`, das heißt in diesem Zusammenhang, aus dem Tode ins Leben erweckt – was für ein tiefes Geheimnis lag in diesem Psalmwort verborgen! Der Heilige Geist füllt also bestimmte menschliche Begriffe mit Inhalt, der aus unserem menschlichen Erleben nicht immer nachvollziehbar ist. Im menschlichen Erleben ist eine deutliche Unterscheidung zwischen Zeugung und Geburt festgelegt und zwar in bestimmter zeitlichen Abfolge. Der Mann oder Vater ist der Zeugende, die Frau oder Mutter ist die Gebärende. Dieser menschliche Vorgang lässt sich nicht in gleicher Weise auf Gott übertragen. Er verwendet zwar menschliche Begriffe, füllt sie aber mit göttlichem Inhalt. Vergleiche dazu Joh 1,13 mit 3,5-7 und 5,21-25; 1Petr 1,3.23 in denen von einer geistlichen Geburt als Auferstehung von den Toten die Rede ist. Ebenso wird von Jesus die Auferweckung aus dem körperlichen Tod am Jüngsten Tag als Wiedergeburt bezeichnet (Mt 19,28).

Auch der Hebräerbriefschreiber zitiert Psalm 2,7 und hebt die erhabene Stellung des Sohnes gegenüber den erschaffenen Engeln hervor: „Denn zu welchem Engel hat Gott jemals gesagt“ (Psalm 2,7): »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt?«  (Hebr 1,5). Diese Aussage bezieht der Autor des Hebräerbriefes eindeutig auf Jesus. Und in Hebräer 5,5 bezieht er dasselbe Psalmzitat auf Christus als den von Gott eingesetzten ewigen Hohenpriester: „So hat auch Christus sich nicht selbst die Ehre beigelegt, Hoherpriester zu werden, sondern der, der zu ihm gesagt hat (Psalm 2,7): »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ Dieser vollkommene Priesterdienst kann nur von dem aus dem Tode erweckten Menschensohn Jesus und dem ewigen Sohn Gottes in vollem Umfang und Endgültigkeit ausgeführt und ausgeübt werden (Hebr 5,6-10). So erkennen wir, wie inhaltsvoll und vernetzt die Aussagen Gottes im Alten Testament sind und dass der Heilige Geist die neutestamentlichen Autoren autorisierte, solche Zuordnungen vorzunehmen.

In 2Sam 7,14-15 gibt es eine weitere (damals noch verschlüsselte) Aussage über den Sohn Gottes:

Ich will sein Vater sein und er soll mein Sohn sein. Wenn er sündigt, will ich ihn mit Menschenruten und mit menschlichen Schlägen strafen; aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie habe weichen lassen von Saul, den ich vor dir weggenommen habe.

Auf den ersten Blick und im Vordergrund scheint hier die Rede von Salomo, dem Sohn Davids zu sein, der von David zum König bestimmt war. Gott anerkannte diese Wahl und bestätigte sein Königreich (2Chr 7,18). Und so ist Salomo der König als Repräsentant für das Volk Israel in alttestamentlichem Sinne `Sohn Gottes`. Auch das gesamte Israel ist in einer bestimmten Beziehung `erstgeborener Sohn Gottes` (2Mose 2,24 wahrscheinlich in Anlehnung an das Erstgeburtsrecht, welches letztlich Jakob bekam – 1Mose 25,31). Doch im Textzusammenhang von 2Samuel 7,11-14 ist von Davids Nachkommen die Rede, der erst noch nach dem Tod Davids erweckt werden soll (V. 12). Salomo war zu der Zeit bereits ein erwachsener Mann. Und der Autor des Hebräerbriefes bezieht unmissverständlich die Aussage aus 2Samuel 7,14a auf den Christus, wenn er in Kapitel 1,5b schreibt: Und wiederum (2.Samuel 7,14): »Ich werde sein Vater sein und er wird mein Sohn sein«. LXX – „ἐγὼ ἔσομαι αὐτῷ εἰς πατέρα καὶ αὐτὸς ἔσται μοι εἰς υἱόν.

Ebenso auffallend ist hier, dass nur der erste Teil des 14. Verses aus 2Samuel 7 zitiert und auf Jesus bezogen wird. Der zweite Teil: „Wenn er sündigt, will ich ihn mit Menschenruten und mit menschlichen Schlägen strafen; aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie habe weichen lassen von Saul, den ich vor dir weggenommen habe“, wird sich wohl auf Salomo bezogen haben, denn im Leben von Jesus ist keine Sünde gefunden worden (1Petr 2,22), wohl aber bei Salomo. Hier kann man in gewissem Sinne von einem Vorbild des wahren Sohnes Gottes durch alttestamentliche Repräsentanten sprechen.

Den Messias als Sohn Gottes anzuerkennen müsste auch im Judentum kein theologisches Problem gewesen sein, hatte doch Gott schon das Volk Israel als seinen erstgeborenen Sohn bezeichnet. So sagte Gott dem Mose: „Und du sollst zu ihm (dem Pharao) sagen: So spricht der HERR: Israel ist mein erstgeborener Sohn.“ (2Mose 4,22; vgl. auch Jer 31,9). Die Schwierigkeit für die Juden zur Zeit von Jesus war also nicht die allgemeine, auf Menschen angewandte Bezeichnung des Messias-Königs als Sohn Gottes. Vielmehr lag sie im Verstehen und Anerkennen, dass der im Alten Testament verheißene wahre Messias/Retter

  • zum einen in der Knechtsgestalt des Menschensohnes erscheint, der als Gotteslamm sein Leben für die Erlösung Israels dahingibt;
  • Und zum anderen, dass dieser Messias/Retter als Gottes eigener und ewiger Sohn in Vollmacht ein geistliches, göttliches Reich aufrichtet, welches ewig bestand haben wird.

Ein wenig bekannter Text, der die Gottheit Christi betont, ist in Psalm 45,7-8 zu finden. Dort lesen wir vom Messias:

Dein Thron, Gott, ist immer und ewig, ein Zepter der Geradheit ist das Zepter deiner Herrschaft. Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit gehasst: darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten. (Elbf.). LXX – „ὁ θρόνος σου ὁ θεός εἰς τὸν αἰῶνα τοῦ αἰῶνος ῥάβδος εὐθύτητος ἡ ῥάβδος τῆς βασιλείας σου ἠγάπησας δικαιοσύνην καὶ ἐμίσησας ἀνομίαν διὰ τοῦτο ἔχρισέν σε ὁ θεὸς ὁ θεός σου ἔλαιον ἀγαλλιάσεως παρὰ τοὺς μετόχους σου.“ (Psalm 44,7-8).

Wer macht hier solch eine gewaltige Aussage? Dieser Psalm stammt von den Kindern Korachs. Doch niemals hätte ein Jude des Alten Testaments von sich aus solch eine Aussage machen können. Nur der Heilige Geist Gottes, welcher auch die Tiefen der Gottheit erforscht (1Kor 2,10) konnte diese Aussage machen lassen. Nicht alle Übersetzungen haben in diesem Psalm den eindeutigen Bezug von Gott – Vater zu Gottes Sohn und daher ist es um so wichtiger, wie der Hebräerbriefschreiber diesen Text laß, verstand und durch die Leitung des Heiligen Geistes aufschrieb. Das Zitat aus Psalm 45 leitet der Autor des Hebräerbriefes mit folgenden Worten ein:

Und von den Engeln zwar spricht er: „Der seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu einer Feuerflamme“ (Psalm 104,4), von dem Sohn aber: „Dein Thron, Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Aufrichtigkeit ist Zepter deines Reiches;  du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat dich, Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten. (Hebr 1,7-9 Elbf.).

Der griechische Text des NT liest sich so: „πρός δε τον υιόν: ο θρόνος σου ο θεός εις τον αιώνα του αιώνος, (Aber von (zu) dem Sohn: „Dein Thron (der) Gott ist von Ewigkeit zu Ewigkeit“). „δια τούτο  έχρυσέν σε ο θεός ο θεός σου“ (deswegen hat dich gesalbt Gott dein Gott.“ (Hebr 1,8-9).

Gott der Vater nennt seinen Sohn ´Gott´, der im Gegensatz zu einem der Erzengeln (lat: Luzifer) Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst hat.

Jesus leugnete keineswegs seine natürliche, bzw. juristische Abstammung aus dem Hause David, ließ er es ja zu, von den Menschen „Sohn Davids“ bezeichnet zu werden (Mt 9,27; 12,23; 15,22; 20,30; 21,9). Doch in der Diskussion mit den Pharisäern weist er darauf hin, dass der Messias mehr als mur Sohn Davids ist und zur Begründung zitierte er aus Psalm 110,1-2: „David selbst hat durch den Heiligen Geist gesagt (Psalm 110,1):Der HERR sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße lege.“ LXX: „τῷ δαυιδ ψαλμός εἶπεν ὁ κύριος τῷ κυρίῳ μου (…).“ (Ps 109,1). Aufschlussreich ist die Reaktion der Pharisäer auf die ungewöhnliche Tiefe Interpretation des alttestamentlichen Textes von Jesus. Sie trauten oder wagten sich nicht mehr ihm weitere Fragen zu stellen (Mt 22,44-45). Hier wird wieder mal deutlich, dass die Schriftgelehrten und damit die jüdische Interprätation der AT Texte, nicht über die wörtlich/buchstäbliche und materielle, hinausreichte.

Ein weiterer Text aus dem Propheten Jesaja hebt ebenfalls die Gottheit und die ewige Herrschaft des Sohnes hervor.

Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth. (Jes 9,5-6).

Zu beachten ist bei diesem Text, dass er im Zusammenhang mit der Prophetie steht, die sich durch den Umzug von Jesus aus Nazaret nach Kapernaum und dessen Dienst dort in jener Gegend, erfüllte (Jes 8,23;  Mt 4,13-16). Hier wird der Sohn unter anderem ´Gott-Held´ und ´Ewig-Vater´ genannt. Niemals hätte Gott der Vater es zugelassen, dass jemand außer ihm allein Göttlichkeit im Sinne des ewigen Seins zugeschrieben worden wäre, wenn nicht er selbst dies gewollt hätte! Auch die Verheißung des ewigen Friedensreichs in Vers 6 gilt eindeutig dem Christus-Jesus (vgl. dazu 2Sam 7,11-13 mit Lk 1,31-36 wo das ewige Reich ebenfalls auf den verheißenen Nachkommen Davids bzw. auf den Sohn Gottes bezogen wird). Abschlließend zu diesem Teil kann man sagen: Obwohl es in den Schriften des Alten Testamentes viele und verschiedene Hinweise gibt, die vom Messias als dem Sohn Gottes sprechen, bedarf es der Offenbarung von Gott, um diesen in der Person von Jesus zu erkennen. Oder anders ausgedrückt: Gott offenbart diese bis dahin verborgene Realität über seinen göttlichen einzigen Sohn nur den Glaubenden (Joh 1,49; Mt 16,16).

1.4   Neutestamentliche Schriftzeugnisse über die Gottessohnschaft von Jesus

Die erste Aussage im Neuen Testament in Bezug auf die Gottessohnschaft von Jesus wird der Maria zuteil und zwar durch die Vermittlung des Engels Gabriel, der zu ihr sagte:

Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß (kenne oder erkenne)? Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. (Lk 1,31-36; 2Sam 7,11-14a).

Ob Maria diese Aussage in ihrer ganzen Tiefe vestanden hat ist nicht sicher, geglaubt hat sie es (Lk 1,38). Auch dem Josef bezeugte der Engel des Herrn im Traum: „Das in ihr gezeugte, ist von dem  Heiligen Geist“ (Mt 1,20-23;  Jes 7,14).

Johannes der Täufer erinnert das Volk an die Worte, die ihm Gott für seinen Dienst als Zeichen und Zeugnis mitgegeben hatte:

Aber der mich sandte zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist’s, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich  habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn. (Joh 1,33-34).

Nur weil Gott sich offenbarte und der Jünger Johannes geglaubt hatte, konnte er mit klarer Überzeugung schreiben: „Im Anfang war (ἦν – ¢n – existierte bereits) das Wort (ο λόγοςo logos), und das Wort war (ἦν – ¢n – war bereits existent) bei Gott, und Gott war (ἦν – ¢n) das Wort. Dasselbe war (ἦν – ¢n) im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht (ἐγένετο – egeneto – emtstanden, geworden), und ohne dasselbe ist nichts gemacht (ἐγένετο – egeneto – emtstanden, geworden), was gemacht (ἐγένετο – egeneto – emtstanden, geworden) ist.“ (Joh 1,1-3). In diesem Text ist ein deutlicher Unterschied festzustellen zwischen: `Er (der Logos) war in Gott bereits vor dem Anfang oder zu Beginn` und `es wurde alles durch Ihn geschaffen und zwar vom Zeitpunkt des Beginns. Man kann auch sagen: Durch Ihn ist der Anfang gemacht worden.

Der Ev. Johannes fährt in Vers 14 fort mit: „Und das Wort (der Logos) wurde (ἐγένετο – egeneto – emtstanden, geworden) Fleisch und wir sahen seine Herrlichkeit, die Herrlichkeit als des ein-geborenen (μονογενούςmonogenous) Sohnes vom Vater vollter Gnade und Wahrheit.“ (Joh 1,14). Hier werden drei Aspekte hervorgehoben:

  1. Die Einzigkeit/Einmaligkeit des Sohnes Gottes,
  2. Er ist der Gezeugte/Geborene, der von Ewigkeit im Vater Seiende und aus dem Vater Heraustretende,
  3. Er wurde Fleisch/Mensch (vorher war er nur göttlicher Sohn). Durch die Menschwerdung wird der Mitschöpfer auch Geschöpf.

Es geht hier um eine Gottesoffenbarung, keineswegs um einen nachvollziehbaren Vorgang aus dem Eheerleben, auch wenn dabei die gleichen Begriffe gebraucht werden.

Bereits Nathanael erkannte in der Person von Jesus aus Nazaret den Sohn Gottes. Vielleicht nach alttestamentlichem Verständnis (2Sam 7,11-14), weil er ihn auch als den König Israels bezeichnet: „Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!“ (Joh 1,49).

Die Jünger im Boot auf der stürmischen See sprachen aus, was nicht ihrem eigenen Erkennen entsprang. So schreibt der Ev. Matthäus: „Die aber im Boot waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist wahrhaftig Gottes Sohn.“ (Mt 14,33).

Als Jesus seine Jünger in der Gegend von Cesaräa Philippi herausforderte zu einem klaren Bekenntnis, meldet sich Simon Petrus zu Wort: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ (Mt 16,16-17). Die Glückseligkeit besteht nicht darin, dass Petrus aus eigener Schriftforschung und Abwägung zu dieser Erkenntnis gekommen wäre, sondern weil Gott es ihm offenbart hatte.

Neben all ihrem vielen Dienen, hat Martha Jesus erkannt, wer er wirklich ist und es auch öffentlich bekannt: „Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommt.“ (Joh 11,27).

In seinem ersten Brief schreibt der Apostel Petrus: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten,“ (1Petr 1,3).

Und im Rückblick schreibt er über das Gesehene, Gehörte und Erlebte auf dem sogenannten Heiligen Berg: „Denn er (Jesus) empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: „Dies ist mein Geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören.“ (2Petr 1,17; Mt 17,5).

Der Apostel Paulus, von dem gelegentlich behauptet wird, er spräche nicht über Jesus als den göttlichen Sohn des Vaters, schreibt an die Kolosser: „Er (Jesus) ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung.“ (Kol 1,15). Denken wir daran, dass es vor jeglicher Schöpfung nur Gott gab, wie bereits aus Johannes 1,1-3 hervorgeht.

Und der Apostel bestätigt die Vaterschaft Gottes in Bezug auf die Person von Jesus Christus in einigen seiner Briefe:

  • (…) damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus.“ (Röm 15,6).
  • Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes,“ (2Kor 1,3).
  • Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.“ (Eph 1,3).
  • Wir danken Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, und beten allezeit für euch,“ (Kol 1,3).

Das ist, was wir bereits in der Einleitung festgestellt haben, nämlich – Christus ist das große Gottesgeheimnis und Er, als Gottes Sohn, kann allein durch AT-Schriftkenntnise nicht erkannt werden, es bedarf zu dem der Gottesoffenbarung durch den Heiligen Geist aufgrund der Zeugnisse und Schgriften der Apostel und neutestamentlichen Schreiber.

Israel als Volk (2Mose 4,24), die Könige als Repräsentanten Gottes (2Sam 7,14; Ps 2,6) sind irdische und begrenzte Vorbilder für den einzigen, wahren und ewigen Sohn Gottes, der in der Person von Jesus Christus offenbart wurde. So schließt Johannes seinen Evangelienbericht mit den Worten: „Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.“ (Joh 20,30-31).

1.5  Weitere Schriftzeugnisse welche die Göttlichkeit von Jesus hervorheben

  • Joh 1,18: „Niemand hat Gott je gesehen; der Ein (einzig)-Geborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt.“
  • Joh 20,28: „Thomas antwortete und sprach zu ihm (zu Jesus): Mein Herr und mein Gott!“
  • Röm 9,5: „ (…) denen auch die Väter gehören und aus denen Christus herkommt nach dem Fleisch, der da ist Gott über alles, gelobt in Ewigkeit. Amen.“
  • Phil 2,6-8: „Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz“.
  • 1Joh 5,20: „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns den Sinn dafür gegeben hat, dass wir den Wahrhaftigen erkennen. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“
  • Hebr 1,8-12: „von dem Sohn aber: „Dein Thron, Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Aufrichtigkeit ist Zepter deines Reiches; du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat dich, Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten.“ Und: „Du, Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände; sie werden untergehen, du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Gewand, und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, wie ein Gewand, und sie werden verwandelt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören.“

 1.6  Nur Gott ist würdig der Anbetung – dies trifft auch auf seinen Sohn zu

Eine der Versuchungen des Teufels in der Wüste zielte darauf ab, Jesus zu bewegen ihn kniefällig  anzubeten. So schreibt der Ev. Matthäus: „Wiederum nimmt der Teufel ihn mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfallend mich anbetest (gr. ἐὰν πεσὼν προσκυνήσῃς μοι – ean pesn proskyn¢s¢s moi).“ (Mt 4,8-9). Dies wies Jesus jedoch mit Entschlossenheit zurück mit den Worten: „Geh hinweg, Satan! Denn es steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten (gr. προσκυνήσεις – proskyn¢seis) und ihm allein dienen.“ (Mt 4,10; 2Mose 34,14). Das heißt, nur Gott ist würdig der Anberung. Doch auch Jesus lies sich kniefällig anbeten und selbst Gott der Vater ordnete an, dass sein Sohn angebetet werden soll. Hier einige Texte als Begründungen:

  • Von den Weisen aus dem Morgenland heißt es:„Und als sie in das Haus gekommen waren, sahen sie das Kind mit Maria, seiner Mutter, und sie fielen nieder und huldigten ihm (gr. πεσόντες προσεκύνησαν αὐτῷ – pesontes prosekyn¢san autö – beteten es kniefällig an)“ (Mt 2,11).
  • Von dem Mann, der nach 38 Jahren Krankheit von Jesus gesund gemacht wurde schreibt der Ev. Johannes: „Und als er (Jesus) ihn fand, fragte er: Glaubst du an den Menschensohn? Er antwortete und sprach: Herr, wer ist’s?, dass ich an ihn glaube. Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist’s. Er aber sprach: Herr, ich glaube, und betete ihn an (gr. προσεκύνησεν αὐτῷ – prosekyn¢sen autö ).“ (Joh 9,35-38).
  • Von den Jüngern im Boot nach der Stillung des Sturmes durch das machtvolle Wort von Jesus: „Die aber in dem Boot waren, warfen sich vor ihm nieder (fr. προσεκύνησαν αὐτῷ) und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!“ (Mt 14,33).
  • Von den Jüngern auf einem Berg in Galiläa: „Und als sie ihn sahen, warfen sie sich vor ihm nieder (gr. προσεκύνησαν); einige aber zweifelten (zögerten).“ (Mt 28,17).
  • Von den Jüngern beim Abschied auf dem Ölberg: „Sie aber beteten ihn (Jesus) an (gr. προσκυνήσαντες αὐτὸν) und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“ (Lk 24,52-53).
  • Phil 2,10-11: „dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie (gr. γόνυ κάμψῃ – Knie beugen), die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.
  • Von den Engeln:  „Und wenn er den Erstgeborenen wieder einführt in die Welt, spricht er (Psalm 97,7): »Und es sollen ihn alle Engel Gottes anbeten (gr. προσκυνησάτωσαν αὐτῷ).« (Hebr 1,6).
  • Die vor dem Thron versammelten: „Und als es das Buch nahm, da fielen die vier Gestalten und die vierundzwanzig Ältesten nieder (gr. ἔπεσαν) vor dem Lamm, und ein jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen.“ (Offb 5,8). Offb 5,12-13: „die sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob. Und jedes Geschöpf, das im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meer und alles, was darin ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ Was für eine Anbetung und Würdigung!

Dem gegenüber ist kein Engel oder Mensch der Anbetung würdig, so die Aussage in Offenbarung 19,10: „Und ich fiel zu seinen Füßen nieder, ihn anzubeten (gr. προσκυνῆσαι αὐτῷ). Und er spricht zu mir: Siehe zu, tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an!  (vgl. dazu auch Dan 3,18; Apg 14,12ff).

Wer Jesus als den von Gott gesalbten und gesandten Retter und Erlöser anerkennt und im Glauben annimmt, empfängt ewiges Leben. Wer jedoch seine Gottessohnschaft ablehnt, der macht ihn zum Lügner.

Jesus Christus ist der ewige Sohn Gottes und dem Vater wesensgleich!

Fragen / Aufgaben:

  1. Warum spricht Jesus mit Vorliebe von sich als dem Menschensohn?
  2. Warum ist er besonders in der Anfangszeit zurückhaltend mit seiner Identität als Gottes Sohn?
  3. Wie und bei welchen Begegnungen spricht Jesus selbst über seine Gottessohnschaft und wie begründet er sie?
  4. Warum war und ist es bis heute für die meisten Juden so schwierig zu glauben, dass Jesus als der Christus und Gottes Sohn ist?
  5. Wie erklären an Jesus gläubige Juden seine Gottessohnschaft?
  6. Lässt sich die Göttlichkeit des Messias aus dem Alten Testament ableiten?
  7. Was ist deiner Meinung nach das Anstößige an dem Begriff „Trinität – Dreieinigkeit“?
  8. Wenn einige Christen die sogenannte „Trinität“ ablehnen, was können wir ihnen entgegen halten?
  9. Kann ein Mensch Jesus von sich aus als Gottes Sohn erkennen, oder bedarf es heute noch einer persönlichen Offenbarung von Gott?
  10. Wie haben die Apostel in heidnischen Kulturen über die Gottessohnschaft von Jesus gesprochen und wie reagierten diese Menschen darauf?
  11. Wie und mit welchen Argumenten können wir mit Menschen moslemischen Glaubens über die Person von Jesus Christus reden?
  12. Welche Begriffe sind wesentlich für das Verständnis der Göttlichkeit von Jesus Christus?
  13. Was sind die Gründe, wechalb wir an der Wahrheit über die Göttlichkeit von Jesus Christus festhalten müssen?
  14. Bitte ergänze dieses Thema mit weiteren Fragen aus deiner Erfahrung? 

2. Jesus – der Sohn des Menschen

Abbildung 8 Die Krippe sollte den Hirten als Zeichen dienen für die Geburt des Messias (Foto: 18. Januar 2015). So schreibt der Ev. Lukas: „Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ (Lk 2,10-12).

Seit dem Sündenfall (1Mose 3,1-14) ist das Streben des Menschen nach oben ausgerichtet – zu sein wie Gott. Und seit der Zeit offenbarte Gott nach und nach, wie er sich vorgenommen hat zum Menschen herab zu kommen (Mensch zu werden).

2.1 Die Entfaltung der Gottesgedanken und die Hoffnung der Menschen auf einen Retter

Schon in 1Mose 3,15 (dem sogenannten Protoevangelium – die erste Gute Nachricht) gibt Gott den ersten Hinweis auf das Kommen eines Retters. Dort wendet sich Gott an die Schlange, hinter der der Diabolos, der Durcheinanderbringer steht, mit den Worten:

Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir (der Schlange) und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. (Elbf: „er wird dir den Kopf zermalmen und du wirst ihm die Verse zermalmen“).

  1. Vorbemerkung: Es fällt geradezu auf, dass in diesem Zusammenhang der Mann (Adam) gar nicht erwähnt wird. Liegt nicht bereits hier verborgen, dass der verheißene Retter als Menschensohn nur durch die Frau und ohne direkte Mitwirkung des Mannes, in diese Welt hineingeboren werden wird? Aus neutestamentlicher Sicht ist der Nachkomme der Frau eindeutig Jesus Christus, wie der Apostel Paulus in Galater 4,4-5 eutlich macht: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau.“
  2. Vorbemerkung: Welches symbolhafte Tierwesen oder einzelne Person, bzw. Geistwesen hinter dem Nachkommen der Schlange vermutet werden könnte, ist eine eigene Studie Wert, Weil sie nicht direkt zu diesem Thema gehört, wird darauf in dem Artikel unter der Überschrift „Der Antichrist – wer ist er und wann kommt er“ näher eingegangen (Webseite: http://gottesgeheimnis.net/2014/10/18/antichrist-wer-ist-das/).

Eva und Adam warteten im Glauben auf diesen verheißenen Nachkommen, der den Feind endgültig besiegen wird.

Abbildung 9 Kinder sind eine Gabe der HERRN und Leibesfrucht ist ein Geschenk“ (Ps 127,3). Gott hat ein besonderes Auge auf Kinder. Ist nicht auch in dieser besonderen Aufmerksamkeit Gottes sein geliebter einziger Sohn eingeschlossen, der als Menschen-Kind in diese Welt hineingeboren werden sollte? (Zeichnung von J. S. 23. Januar 2015).

Diese Verheißung Gottes hegten die ersten Menschen sorgfältig, sie hofften und warteten auf den versprochenen Nachkommen. Wir lesen in 1Mose 4,1: „Und der Mensch (Adam) erkannte seine Frau Eva, und sie wurde schwanger und gebar Kain; und sie sagte: Ich habe einen Mann hervorgebracht (erworben) mit dem HERRN.“ Gut möglich, dass Eva bereits in ihrem Erstgeborenen den von Gott verheißenen Nachkommen sah. Doch er war es nicht und so handelten Eva und Adam weiter im Glauben und in der Hoffnung. Sie übermittelten die Verheißung weiter an ihren Sohn Seth und ihren Enkel Enosch. So lesen wir in 1Mose 4,25-26:

Adam erkannte abermals seine Frau, und sie gebar einen Sohn, den nannte sie Set (Ersatz); denn Gott hat mir, sprach sie, einen andern Sohn gegeben für Abel, den Kain erschlagen hat. Und Set zeugte auch einen Sohn und nannte ihn Enosch. Zu der Zeit fing man an, den Namen des HERRN anzurufen.

Auch bei der Geburt des Noah erinnerte man sich an das Versprechen Gottes, einen Retter zu senden. So lesen wir in 1Mose 5,28-29: „Lamech war 182 Jahre alt und zeugte einen Sohn und nannte ihn Noah und sprach: Der wird uns trösten in unserer Mühe und Arbeit auf dem Acker, den der HERR verflucht hat.“ Und auf eine ungewöhnliche Weise wurde Noah zum Retter seines eigenen Hauses, wie später der Autor des Hebräerbriefes erklärt:

Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt. (Hebr 11,7).

Doch erst bei Abraham erinnert Gott ausdrücklich an seine Verheißung und zwar im Zusammenhang mit dessen Glaubenstat, der Opferung seines einzigen Sohnes Isaak (1Mose 22,1-17). So hat Gott Abraham in seine Pläne einbezogen, gab ihm Isaak wieder zurück und verhieß ihm einen bestimmten Nachkommen mit den Worten: „Und durch dein Geschlecht (gr. εν τω σπέρματί σουen tö spermati sou in deinem Samen, Nachkommen  (im Singular)) sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast.“ (1Mose 22,18). In dem Zusammenhang mit der Verheißung an Abraham macht Gott deutlich, dass Er das Kommen des Retters, wie er es der Eva verheißen hatte (1Mose 3,15) in ein konkretes familiäres Gefüge stellt. Die Linie zu dem Nachkommen verläuft nun über Abraham, Isaak, Jakob, Juda, David, Serubbabel, Josef, sozusagen als juristische Träger der Verheißung und des Verheißenen. Durch die Offenbarung des Heiligen Geistes, macht der Apostel Paulus deutlich, dass der bestimmte Nachkomme Abrahams – Christus sei. So lesen wir in Galater 3,16: „Nun sind die Verheißungen Abraham zugesagt und seinem Nachkommen. Es heißt nicht: »und den Nachkommen«, als wären viele gemeint, sondern es gilt einem: »und deinem Nachkommen« (1. Mose 22,18), welcher ist Christus.“  Diese juristische Zuordnung der Abstammung des verheißenen Retters hebt der Evangelist Matthäus am Anfang seines Evangelienberichtes hervor wenn er schreibt: „Buch des Ursprungs ((gr. γενέσεωςgeneseös  – Abstammung, Herkunft, Geburt, Geschichte) Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ Die einleitenden Worte des Evangelisten: `βίβλος γενέσεωςbiblos geneseös  – Buch der Geschichte`, umfassen weit mehr als nur den Anfang, die Geburt, oder die Herkunft, den Stammbaum. Es ist die Überschrift des gesamten Matthäusevangeliums – das Leben und Lebenswerk von Jesus Christus.

Der Evangelist Lukas führt die menschliche Abstammungslinie von Jesus rückwärts gewandt über Josef, Serubbabel, David, Abraham und bis Adam (Lk 3,23-36). Damit wird die menschliche Herkunft und die juristische Einordnung des Menschensohnes in der Menschheitslinie hervorgehoben. Wichtig für den Evangelisten Matthäus war auch, die natürliche, bzw. gesetzmäßige Abstammung des Menschensohnes vom Hause David abzuleiten. Denn Gott verhieß dem David durch den Propheten Nathan: „Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich.“ (2Sam 7,12-13).

Abbildung 10 Die heutige Stadt Nazareth in Südgaliläa mit überwiegend arabisch-christlicher Bevölkerung ist Anziehungspunkt für die meisten Pilger, welche aus aller Welt nach Israel (Palästina) kommen (Foto: Juli 1994).

Und der Ev. Lukas berichtet von der Botschaft des Engels Gabriel an Maria, in der an die Verheißung, die Gott dem David gab, angeknüpft wird. So schreibt er: Und im sechsten Monat (der Schwangerschaft der Elisabeth) wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau (gr. παρθένος parthenos), die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria. Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das?  

Abbildung 11 Die römisch-katholische Verkündigungskirche in Nazareth. Die Ursprünge des Kirchenbaus an dieser Stelle gehen in das 4. Jh. zurück in Erinnerung an die Verkündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel an die Jungfrau Maria. Die früheren Kirchengebäude wurden durch Eroberungen und auch Erdbeben immer wieder zerstört und wieder aufgebaut. Die heutige Basilika stammt aus dem Jahre 1955 (Foto: Juli 1994).

Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. (Lk 1,26-33).

Der Ev. Matthäus schreibt in seinem Evangelienbericht über das Kommen des Menschensohnes in diese Welt folgendes:

Mit dem Ursprung (gr. γένεσιςgenesis  – Anfang, Beginn, Entstehung, Geburt) Jesu Christi verhielt es sich aber so: Als nämlich Maria, seine Mutter, dem Josef verlobt war, wurde sie, ehe sie zusammengekommen waren, schwanger befunden (gr. εν γαστρί έχουσαen gastri echousa im Mutterschoß habend) von dem Heiligen Geist. Josef aber, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht öffentlich bloßstellen wollte, gedachte sie heimlich zu entlassen. Während er dies aber überlegte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen! Denn das in ihr Gezeugte (gr. γεννηθένgenn¢then) ist von dem Heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären (gr. τέξεταιtexetai), und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk retten von seinen Sünden. (Mt 1,18-21 – Elbf.).

2.2  Gottes Sohn wird Menschensohn

Folgende Aspekte werden aus den Evangelien Texten ersichtlich und erhellen unser Thema:

  1. Der Engel Gabriel ist ein himmlischer Bote (ἄγγελος – angelos), von Gott ausgesandt zur Überbringung wichtiger Botschaften (Dan 8,16.17.21; für Daniel; Lk 1,19: für Zacharias; 1,26: für Maria). Er ist für die Menschen im jüdischen Kontext (Zacharias und Maria) bereits ein vertrauenswürdiger himmlischer Bote. Auch Josef wird durch einen Engel, der sich nicht namentlich vorstellt, im Traum aufgefordert zu handeln.
  2. Die Erscheinung des Engels und das Gespräch mit Maria wird räumlich lokalisiert. Die Stadt in Galiläa heißt Nazareth. Wie in Israel üblich, lebten die Töchter bis zu ihrer Heirat im Haus ihrer Eltern. Josef dagegen als Mann war von seinem Geburtsort weggezogen und arbeitete in Nazareth als Baumeister.
  3. Im Zusammenhang der Menschwerdung des Sohnes Gottes war es wesentlich, dass der verheißene Retter von einer Jungfrau geboren wird. Daher ist es hier angebracht, auf den Inhalt und Bedeutung der beiden griechischen Begriffe, welche den Status der Maria beschreiben, einzugehen.

Erstens: Maria wird mit dem griechischen Begriff `παρθένος parthenos` bezeichnet. In insgesamt sieben Texten des Alten Testamentes der LXX (die griechischen Übersetzung des hebräischen Alten Testamentes) wurde der hebräische Begriff `almah` mit `παρθένος parthenos – Jungfrau` übersetzt (1Mose 24,43 (16); 2Mose 2,8; Psalm 68,26; Hohelied 1,3; 6,8; Spr 30,19: Jes 7,14. Warum das, wenn doch der Begriff `ha almah` einfach nur `junge Frau` bedeutet? Zum einen können wir den jüdischen Übersetzern zutrauen, dass sie wohl wussten, was sie taten, schließlich waren sie unvoreingenommen, im Gegensatz zu den heutigen Kritikern des Neuen Testamentes. Zum anderen ist in der Tat aus keiner der sieben Stellen ersichtlich, dass es sich bei der Bezeichnung `ha almah` um bereits verheiratete junge Frauen handelt oder gar um junge Frauen, die bereits außerhalb einer Ehe sexuelle Beziehungen hatten, also nicht mehr jungfräulich gewesen wären. Denn nach dem Mosaischen Gesetz war die Jungfräuligkeit des Mädchens sowohl für sie selbst, ihren Vater und den zukünftigen Ehemann ein hohes Gut (5Mose 22,13-21). Dafür beschreibt dort der Begriff ´παρθένια – parthenia´ eindeutig und unmissverständlich den Zustand eines heiratsfähigen Mädchens oder Verlobten, das noch jungfräulich ist. Daher ist es naheliegend, dass der Begriff `παρθένος parthenos` auch in den Texten des Neuen Testamentes dieselbe Bedeutung hat, nänlich die `Unberührtheit` eines Mädchens oder Verlobten (Lk 1,26; Mt 1,18-25; 25,1.11; Apg 21,9; 1Kor 7,25.28.34.36.37.38; und bezogen auf die Gemeinde, als Braut des Christus: 2Kor 11,2; Offb 14,4).

Zweitens: Maria war dem Josef rechtskräftig verlobt oder vertraut (μνηστευθείσης – mn¢steutheis¢s) aber es fiel weder ihr noch Josef ein, vor der Ehe, also vor der Heirat, miteinander sexuell zu verkehren. Hätte Gott sexuellen Verkehr zwischen Verlobten (oder sogar zwischen befreundeten) Menschen freigegeben, hätte die Jungfrauengeburt von Jesus durch Maria nie und nirgendwo Glauben gefunden. Gott sind seine Werke von Anfang an bekannt, er ist weise und hat der Frau und damit der Maria eine wunderbare Sicherheit für ihre Würde und einen Beweis der Unberührtheit gegeben. Gott sei gelobt für diese weise Schöpfungsordnung! Und so ist es auch selbstverständlich, dass Maria als `Jungfrau` den Engel Gabriel fragt: „Wie wird dies zugehen, da ich von keinem Mann weiß (gr. ἄνδρα οὐ γινώσκωandra ou gnöskö – keinen Mann erkenne)?“ Zweitens: Obwohl bereits dem Josef verlobt `ἐμνηστευμένην – emn¢steumen¢n`, bekennt sich Maria eindeutig zu ihrer Jungfräuligkeit (Lk 1,34), denn das griechische Verb für `erkennen` meint im physisch-körperlichen Bereich zunächst Geschlechtsverkehr, so zum Beispiel: „Und Adam erkannte (ἔγνω – egnö) seine Frau Eva, und sie ward schwanger (…).“ (1Mose 4,1). Dass Maria zum Zeitpunkt des Engelbesuches dem Josef verlobt war, bestätigt auch der Evangelist Matthäus (Mt 1.18). Durch die Verlobung war Maria formal-juristisch dem Josef als Frau zugesprochen. Wie die Detailvorschriften aus 5Mose 22,16-21 deutlich machen, standen verlobte Mädchen unter größerem Schutz als noch nicht Verlobte. Die sexuellen Übergriffe auf verlobte Mädchen wurden hart geahndet. Daher konnte die Schwangerschaft für Maria schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.

4.  Die Antwort des Engels ist klar, aber auch ganz ungewöhnlich, ja sie enthält übernatürliche Vorgänge: „Der Heilige Geist wird über (auf) dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das werdende Heilige (gr. γεννώμενον αγίονgennömenon agion das Heilige, das geboren werden wird), Sohn Gottes genannt werden.“ (Lk 1,34-35). Auch im Bericht des Ev. Matthäus wird die Schwangerschaft der Maria ausdrücklich dem Heiligen Geist zugeschrieben: „Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe sie zusammenkamen (πρὶν συνελθεῖνprin ¢ synelthein), dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist.“ (Mt 1,18).

Abbildung 12 Das unendliche Blau des Himmels erinnert an die himmlische Sphäre, von der aus sich Gott im Laufe der Geschichte den Patriarchen, Mose, Samuel, David, den Propheten, aber auch der Maria in Nazareth offenbart hat (Foto: 6. November 2014: Wadi Rum im Süden von Jordanien).

Für diese ungewöhnliche Zeugung fand der Evangelist eine alttestamentliche Prophezeiung aus dem Buch des Propheten Jesaja: „Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen.“ (Jes 7,14). Diese Prophezeiung ist wie viele alttestamentliche Aussagen Doppeldeutig. Das Zeichen, dass eine `junge Frau` schwanger wird, bezog sich zuerst auf Jesajas Zeitgenossen Ahas und das Volk Juda. Der hebräische Begriff `hm’l.[;h‘ ha±almah` bedeutet, wie bereits oben beschrieben, allgemein: die `junge Frau im heiratsfähigen Alter`, kann aber auch die weibliche Person bezeichnen, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatte (was in Israel die Regel war). So konnte es kommen, dass zur Zeit Jesajas und Ahas eine Jungfrau von einem Mann geheiratet wurde und entsprechend auf menschlich-natürliche Weise schwanger wurde. Und nach der Geburt gab man dem Kind den Namen `Immanuel` (Jes 7,14; 8,8). Aber wie viele andere Verheißungen des Alten Testamentes barg auch dieses für Israel  besondere `Namens-Zeichen` eine noch in der Zukunft liegende Erfüllung. Bei der Übersetzung des hebräischen Alten Testamentes in die griechische Sprache wurde gerade auch an dieser Stelle der Begriff `parqe,noj – parthenosJungfrau` gewählt. Wenn also im Jesaja-Text nicht explizit gesagt wird, wie oder durch wen die Jungfrau zur Zeit des Jesaja und Ahas schwanger wird, so betonen beide neutestamentliche Evangelisten, dass Maria als `Jungfrau` durch das Wirken des Heiligen Geistes schwanger wurde. Geleitet durch den Heiligen Geist sieht der Evangelist Matthäus in der Jesajastelle eine gewisse Parallele zu den Ereignissen seiner Zeit. Das der verheißene Retter `Immanuel – Gott mit uns` genannt werden soll, hebt nicht nur Gottes Gegenwart zur Zeit des Königs Ahas hervor, sondern weist auch im Besonderen auf die einzigartige und bis dahin nie dagewesene Gegenwart Gottes unter seinem Volk in der Person des Messias-Jesus (Lk 7,16: „Gott hat sein Volk besucht.“).

ANMERKUNG: Kritiker des Neuen Testamentes behaupten, dass Götter und Söhne von Göttern in der heidnischen Antike auf ähnliche Weise geboren wurden. Doch sei hier auf den unübersehbaren Unterschied zu den so genannten religionsgeschichtlichen „Parallelen“ hingewiesen. Der biblische Bericht ist zurückhaltend, nüchtern und beschreibt nicht den Vorgang der Empfängnis im Detail. Somit ist die Jungfrauengeburt tatsächlich ohne jegliche biblische oder gar religionsgeschichtliche Ähnlichkeit. Vergleichbar mit der jungfräulichen Empfängnis ist lediglich der alttestamentliche Gedanke des Wohnens (yTin>k;v;scha½anti ich wohne = Schechinah die Einwohnung) Jahwes bei den Menschen z. B. in der Stiftshütte (2Mose 25,8-9).

  1. Obwohl durch die Botschaft des Engels deutlich wird, dass der verheißene Retter durch eine Jungfrau in diese Welt hineingeboren wird, hat Gott Vorsorge getroffen, dass dieser Retter unter Gesetz, das heißt auch unter den Schutz des Gesetzes gestellt wird (1Mose 3,15; Gal 4,4). Und in diesem Zusammenhang nimmt Gott einen Mann in die Pflicht. Es ist Josef aus dem Hause David, der Verlobte von Maria (Mt 1,18-25; Lk 1,27; 2,1-5; Mt 2,13-23;  Lk 2,21-49), Nach äußerlichen Kriterien wurde Jesus von seinen Landsleuten zu Recht für den Sohn Josefs gehalten (Joh 1,45; Lk 3,23; Joh 6,42) und daher wird er auch zu Recht dem Hause David zugerechnet und des öfteren auch als `Sohn Davids` bezejchnet oder gar angerufen (Mt 9,27; 15,22; 20,30.31; 21,9; 21,15; 22,42).
  2. Maria stammte wahrscheinlich von einem Elternteil (Mutter?) aus dem Hause Aaron (Lk 1,5.36), doch für die gesetzliche Zuordnung spielte die Herkunft der Frau (in diesem Fall bei Maria) eine untergeordnete Rolle. In der jüdischen Ehe wurden die Kinder (von Ausnahmen abgesehen 5Mose 25,5-6) dem Mann, seinem Haus und damit auch seinem Stamm zugerechnet. Ein Beispiel: Der Levit Aaron heiratete Elischeba aus dem Stamm Juda, doch die Kinder aus dieser Ehe wurden nun dem Stamm Levi und dem Hause Aaron zugerechnet wie der Vergleich von 2Mose 6,23 mit 4Mose 1,7 verdeutlicht). Doch auch Maria stammte aus dem Hause David (über ihren Vater?), wie folgender Bibeltext aus Römer 1,3 nahelegt: „(…) von seinem Sohn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch.“ Und somit stammte Jesus sowohl rechtlich, als auch dem Fleische nach von Hause Davids ab.
  3. Mit der Einwilligung Josefs, seine Verlobte Maria (vom Engel bereits als `seine Frau` bezeichnet) im schwangeren Zustand zu sich zu nehmen – das heißt sie zu heiraten, übernimmt er nicht nur formal-juristisch, sondern auch ganz praktisch die Verantwortung und Fürsorgepflicht für das zu erwartende Kind (Mt 1,24-25). Beiden Evangelisten (bzw. dem Heiligen Geist) scheint die Tatsache wichtig gewesen zu sein, dass Maria ohne Zutun des Josef schwanger geworden ist. Dazu die oft übersehene Bemerkung des Evangelisten Matthäus: „Und er erkannte sie (die Maria) nicht, bis sie einen Sohn gebar.“ (Mt 1,25a).

Abbildung 13 Die heutige Stadt Bethlehem von West nach Ost gesehen. Die Heimatstadt des Königs David wurde nach dem Wort des Herrn (Micha 5,1) auch die Geburtsstadt von Jesus (Foto: Juli 1994).

  1. Mit den verschiedenen Begriffen wird hier zwischen Empfängnis und Geburt deutlich unterschieden – Empfängnis durch den Heiligen Geist, Geburt durch Maria. Die Wendung: `εν γαστρί έχουσα – en gastri echousa im Mutterschoß habend, oder empfangen hatte` beschreibt die übernatürliche Empfängnis durch den Heiligen Geist und die Kraftwirkung des Höchsten. Gott bedient sich auch der vorhandenen menschlichen Begriffe für sein göttliches Tun. Der Begriff: `γεννηθέν – genn¢then Gezeugte` (empfangene – Empfängnis) in diesem Fall geschieht es auf eine übernatürliche Weise. Der Begriff `τέξεται – texetai)`, wird nur für den Vorgang der Entbindung verwendet. Ähnlich bei den verschiedenen grammatischen Formen: `έτεκεν – eteken sie gebar; τεκείν tekein zu gebären, τεχθείς techtheis der geborene` (Lk 1,57; 2,6-7; Mt 2,2).

2.3 Weitere Zeugnisse der Menschwerdung des Sohnes Gottes

Der Ev. Johannes beginnt seinen Evangelien Bericht mit den Worten:

Im Anfang war das Wort (ο λόγοςo logos), und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. (…) Und das Wort ward (wurde) Fleisch (gr. ο λόγος σαρξ εγένετοo logos sarx egeneto) und wohnte (zeltete) unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Joh 1,1-3; 14).

Beachten wir die korrekten grammatischen Formen von `war` und `wurde` in den Versen 1-3. Zum Zeitpunkt des Anfangs der schöpferischen Tätigkeiten, war das Wort bereits da (vgl. auch Offb 1,4; Kol 1,15; Hebr 1,1-3). Durch das Wort wurde oder entstand, wird das bis dahin nicht Existierende beschrieben. Und nun wird der Mitschöpfer selbst Geschöpf in der Gestalt des Menschensohnes (Joh 1,14). Und in seinem Brief hebt der Evangelist die Tragweite der Fleischwerdung des Sohnes Gottes hervor mit den Worten: „Ein jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist von Gott; und ein jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, dass er kommen werde, und er ist jetzt schon in der Welt.“ (1Joh 4,2-3). Wer die Menschwerdung des Sohnes Gottes leugnet, wird von Johannes in die Kategorie `antichristlicher Geist` eingereiht.

Der Apostel Paulus knüpft an die Verheißung an, die Gott der Eva gegeben hatte (1Mose 3,15) wenn er in Galater 4,4 von der Menschwerdung des Sohnes Gottes spricht. (…) als aber die Fülle der Zeit (gr. πλήρωμα του χρόνουpl¢röma tou chronou) kam, sandte (aussandte) Gott seinen Sohn, geboren (gr. γενόμενονgenomenongeworden, entstanden) von einer Frau, geboren (geworden, entstanden) unter dem Gesetz (νόμοςnomos). Gesetz ist hier im umfassenden Sinne gemeint. Gott selbst bestimmte das Wann, das Wie und durch Wen, bei der Menschwerdung seines Sohnes. Der Begriff `γεννώμενον – gennömenon das Werdende, Entstehende`, umfasst in diesem Zusammenhang sowohl den Prozess der Entwicklung des Kindes im Mutterleib während der Schwangerschaft, als auch die anschließende Geburt.

Einer der theologisch inhaltsvollen Texte über die Menschwerdung des Sohnes Gottes finden wir in dem Brief des Ap. Paulus an die Philipper. Gerade Apostel Paulus, der von den Leugnern der Gottheit Christi gerne zitiert wird, macht die erstaunlichsten Aussagen über die Menschwerdung des Sohnes Gottes. Er schreibt in Kapitel 2,6-8:

 Welcher sich in der Gestalt Gottes befand, das Gott gleich zu sein (τὸ εἶναι ἴσα θεῷto einai isa theö), nicht festhielt wie einen Raub, sondern entäußerte sich selbst und nahm die Gestalt eines Sklaven an (εκένωσεν μορφήν δούλου λαβώνekenösen morf¢n doulou labön), ward in Ähnlichkeit der Menschen und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. (Phil 2,6-8).

Die Wendung: ` τὸ εἶναι ἴσα θεῷto einai isa theö `, beschreibt die göttliche Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater. Genau so verstanden die Juden Jesus, indem sie ihm vorwarfen, sich Gott gleich zu stellen – ἴσον θεῷison theö (Joh 5,18). Im Gegensatz dazu ist der Mensch nur Gott ähnlich (1Mose 1,26). Der Begriff `έκένωσεν – ekenösen` steht für Entäußerung, Entleerung. Der ewige, göttliche Sohn Gottes tritt aus seiner Herrlichkeit, die er bei seinem Vater bereits vor Grundlegung der Welt hatte,  heraus (Joh 17,3-5). Die Wendung: `μορφήν δούλου λαβών – morf¢n doulou labön`- er zieht die reale Gestalt eines Knechtes (wörtlich: Sklaven) an und wird in allem als realer Mensch erkannt – er wird abhängig von der Pflege, Fürsorge und Schutz durch die Eltern. Empfindet Hunger und Durst, wird müde und angefochten. In seiner Körperlichkeit wird er fähig zu sterben. Solch eine Erniedrigung leistet sich Gott um unseretwillen – ist das nicht auch göttliche Herrlichkeit!

2.4 Feststellungen

  1. Der verheißene Retter ist ewiger Gottes Sohn, er wird von seinem Vater ausgesendet in der Fülle der Zeit um in diese Welt hinein zu kommen.
  2. Bei der Menschwerdung, der Inkarnation – Fleischwerdung des Sohnes Gottes ist sowohl der Vater, als auch der Heilige Geist kraftvoll wirksam. Dieser Vorgang ist göttlicher Natur, ohne das Zutun von Maria, sie empfängt nur, nachdem sie ihre passive Bereitschaft bekundet hatte: „Siehe, ich bin des Herrn Magd, mir geschehe, wie du gesagt hast“. (Lk 1,34-38).
  3. Für das Wachstum im Mutterleib und die darauf folgende Geburt selbst, ist Maria die Mitwirkende und Ausführende – sie gebar (Lk 1,31b; 2,6-7).
  4. Wie durch die Frau die Sünde in diese Welt hineingekommen ist, so kommt der Erlöser von den Sünden auch durch eine Frau in diese Welt hinein (1Mose 3,1ff;  1Tim 2,14;  Mt 1,18-25;  Gal 4,4-5).
  5. Der Retter – geworden (durch göttliche Handlung) aus/durch eine Frau (1Mose 3,15;  Gal 4,4) schließt eine Beteiligung eines Mannes aus, denn Maria war und blieb Jungfrau bis einschließlich der Geburt ihres erstgeborenen Sohnes – Jesus (Lk 1,34;  Mt 1,24-25). Jedoch ist der Mann als Schutz- und Fürsorgegebender von Gott durch den Auftrag des Engels, einbezogen (Mt 1,24-25).
  6. Der verheißene Retter –  geworden (geboren) unter Gesetz (Gal 4,4). Gesetz (νόμος – nomos) schließt absolut alles ein: Gehorsame Erfüllung, bzw. Einhaltung aller Forderungen Gottes dem wahren Inhalt nach. Tatsächliche Erfüllung aller Voraussagen in Wort, Bild und Gegenständen. Erfüllung der rituellen Vorschattung aller Opfervorschriften in der Hingabe seines Lebens als vollgültiges Opfer.
  7. Im Neuen Testament kommt die Bezeichnung ´Menschensohn oder Sohn des Menschen´ gr.: ´υιός του ανθρώπου – yios tou anthröpou´ ungefähr 76 mal vor (bei Matthäus 26 mal, bei Markus 13 mal, bei Lukas 23 mal, bei Johannes 11 mal, in der Apostelgeschichte 1 mal und in der Offenbarung 2 mal). Doch war diese Bezeichnung schon im Alten Testament bekannt gewesen, so in Daniel 7,13-14 wo geschrieben steht: „Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.“
  8. Es gab Gründe, weshalb Jesus Menschensohn werden musste, einer davon war: „Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er’s gleichermaßen angenommen, damit er durch seinen Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel.“ (Hebr 2,14).
  9. Jesus war und ist Gottes Sohn, er wurde Menschensohn und diese zwei Naturen behält er auch in alle Ewigkeit. Dies wird bestätigt in der Vision des Stefanus, die er empfing am Schluß seiner Verteidigungsrede vor dem Hohen Rat in Jerusalem: „(…) und (Stefanus) sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“ (Apg 7,56). Und während Johannes der Apostel in der Verbannung auf der Insel Patmos war, sah er im Geist sieben Leuchter (Gemeinden) „und mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme.“ (Offb 1,13-14; Vgl. auch 14,14).

Wie gut, dass Jesus als ewiger Gottes Sohn für uns und wegen uns zum Menschensohn wurde, das heißt in allem wurde er uns Menschen gleich, ausgenommen die Sünde. Somit wurden die Voraussetzungen geschaffen, dass Er als der zweite Adam (Mensch) durch sein Sterben und Auferstehen die Sünde und den Tod besiegte (Offb 1,17-18; Röm 8,2). Seine geistlichen Nachkommen sind gleich wie Er selber, Menschen des ewigen Lebens. „Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.“ (1Kor 15,22).

Fragen / Aufgaben:

  1. Ab wann begann Gott, seine Gedanken und Pläne mit seinem Sohn, den Menschen zu offenbaren?
  2. Verfolge und Beschreibe die beiden Linien bei der Menschwerdung des Sohnes Gottes – die Göttliche und die Menschliche.
  3. Jesus bekannte sich zu seiner Gottessohnschaft, doch warum spricht er mit Vorliebe von sich als dem Menschensohn?
  4. Nach welchen Kriterien urteilten die Zeitgenossen von Jesus über seine Herkunft?
  5. Was waren die Gründe, wieso die Juden Jesus als verheißenen Menschensohn nicht erkannten, oder erkennen wollten?
  6. Warum musste der Sohn Gottes Menschensohn werden?
  7. Die Menschwerdung des Sohnes Gottes ist für Juden und Moslems ein großes Problem. Wie können wir unseren Glauben an diese Wahrheit ihnen erklären?
  8. Warum ist es wichtig für unseren Glauben, an den beiden Naturen von Jesus festzuhalten?

3. Jesus – der Knecht Gottes

Immer tiefer steigt Jesus hinab in das Tal der Selbsterniedrigung. Der Knecht-Stand ist bekanntlich der niedrigste in der sozialen Staffel bei den Menschen. So musste oder wollte Jesus auch in diesem Stand den Menschen ähnlich werden. In unserem Kulturkreis ist Sklave sein absolut negativ besetzt. Im Volk Israel wurde jemand Sklave, wenn er sein Leben nicht auf die Reihe bekam, verarmte und sich einem Israeliten verkaufte. Im Vergleich zu der Situation der Sklaven in anderen Kulturen, hatten die Sklaven in Israel einen gewissen Schutz.. Im siebten Jahr musste ihn sein Herr frei lassen. Nach dem mosaischen Gesetz durften Sklaven nicht willkürlich behandelt werden. Ein Beispiel aus 2Mose 21,5-6 macht es deutlich: „Falls aber der Sklave sagt: Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder, ich will nicht als Freier ausziehen!, 6 so soll ihn sein Herr vor Gott bringen und ihn an die Tür oder an den Türpfosten stellen, und sein Herr soll ihm das Ohr mit einem Pfriem durchbohren; dann soll er ihm für ewig dienen.“ Auf diesem Hintergrund sollten wir den Knechts-Stand von Jesus kennen lernen.

Der Prophet Jesaja (ca. 700 v. Chr.) schreibt als erster von diesem Stand des Messias. So lesen wir in Kapitel 42,1 wie Gott sich in besonderer Zuneigung an seinem Auserwählten wendet: „Siehe, mein Knecht, den ich halte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er wird das Recht zu den Nationen hinausbringen.“ Für Knecht verwendet die LXX den Begriff: `παιςpais`.  Jesaja 42,1ff wird in Matthäus 12,18ff zitiert und eindeutig auf Jesus bezogen. Der von Gott mit dem Heiligen Geist Gesalbte und Bevollmächtigte, nimmt einen niedrigen, dienenden Stand an. Im Text heißt es: „Mein Knecht,- παιςpais`. doch mit diesem Begriff wurden in einem Haushalt nicht nur Knechte bezeichnet, sondern auch Kinder im Teenager Alter, wie der Vergleich von Matthäus 17,15 mit 17,18 deutlich macht. Weitere Beispiele:

  • Mt 8,8-13(Lk 7,7-8): der Knecht des Hauptmanns in Kapernaum wird sowohl `pais-Junge` als auch `doulos-Sklave` bezeichnet.
  • Lk 8,54: die 12-jährige Tochter des Jairus wird als `pais – Mädchen` bezeichnet
  • Lk 2,43: Auch Jesus selbst wurde als 12-jähriger: `Ἰησοῦς ὁ παῖς – I¢sous o pais – Jesus der Junge/Knabe` bezeichnet.
  • In Johannes 4,46-51 wird der Sohn des königlichen Beamten einmal `pais` und  auch  paidarion`

Demnach ist die Bezeichnung `pais`  breit gefächert und man konnte damit den eigenen Sohn(Tochter) bezeichnen und ebenso den Hausjungen, der im Sklavenstatus stand.

Auf jeden Fall ist in Jesaja 42,1 der Dienstbezug des Auserwählten zu Gott dem Vater hin ausgerichtet, ihm allein ordnet er sich unter – „ich tue allezeit, was ihm (dem Vater) gefällt“ (Joh 8,29). Sein Dienst geschah an und für die Menschen ohne jedoch sich von den Menschen vereinnahmen zu lassen.

Weitere Begriffserklärungen für Dienste:

  • δούλος – doulos – Sklave, Leibeigener, der niedrigste soziale Stand mit eingeschränkten Rechten.
  • πάις, πάιδα, παιδίον – pais, paida, paidion(paidiom) – 1Mose 22,12
  • διάκονος – diakonos – Diener, sehr oft auch Tischdiener, zuständig für die Versorgung (Joh 2,1-11).
  • υπηρέτης – yp¢ret¢s – Diener, Helfer, Begleiter in freiwilliger Verpflichtung (Apg 13,5).
  • leiturgos – Diener an der Stiftshütte, dem Heiligtum

Der Prophet Jesaja schrieb Gottes Worte in Bezug auf den umfassenden Dienst des Gottesknechtes in Kapitel 49,5-6 auf. Dort lesen wir:

Und nun spricht der HERR, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht (LXX: παιδά μουpaida mou) bereitet hat, dass ich Jakob zu ihm zurückbringen soll und Israel zu ihm gesammelt werde, – darum bin ich vor dem HERRN wert geachtet und mein Gott ist meine Stärke -, er spricht: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht (paida mou) bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil (Rettung) bis an die Enden der Erde.

Der Ap. Paulus zitiert diese Prophezeiung des Jesaja in der Synagoge im Pisidischen Antiochia (etwa im Jahr 45 n. Chr.) und bezieht sie auf Jesus (Apg 13,47). Damit erstreckt sich der Rettungsdienst des Gottesknechtes auf alle Nationen, beginnend mit Israel.

Und in Jesaja 52-53 wird der Gottesknecht in der Vielfalt seines Dienstes an seinem Volk, durch Erniedrigung, Leiden und Sterben, aber auch in seiner Erhöhung, detailliert beschrieben. Wir lesen auszugsweise:

Siehe, meinem Knecht (πάις μουpais mou) wird’s gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein. (Jes 52,13). Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht (δούλος μουdoulos mou), der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden. (Jes 53,11).  In diesem Text werden die Bezeichnungen `pais, paida und doulos`   miteinander kombiniert.

Im Gespräch mit dem Äthiopischen Schatzmeister bezieht der Ev. Philippus diese Prophezeiungen über den Dienst des Gottesknechtes aus Jesaja 53 eindeutig auf Jesus (Apg 8,28-35).

Auch der Prophet Sacharia (ca. 520 v. Chr.), der in der Zeit des Wiederaufbaus des Tempels in Jerusalem wirkte, macht eine Aussage über den kommenden Knecht Gottes: „Höre nun, Jeschua, du Hoherpriester: Du und deine Brüder, die vor dir sitzen, sind miteinander ein Zeichen; denn siehe, ich will meinen Knecht (LXX: δούλονdoulon), »den Spross«, kommen lassen (aufgehen lassen). (Sach 3,8). Der Spross ist eindeutig der Messias. An mehreren Stellen in den Propheten wird der kommende Messias/Retter ´Spross´ genannt (Ps 132,17;  Jer 23,5.15). Der Ap. Paulus zitiert einen Text aus Jesaja 11,10 und bezieht ihn ebenfalls auf Jesus: „Und wiederum spricht Jesaja (Jesaja 11,10): »Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais und wird aufstehen, um zu herrschen über die Heiden; auf den werden die Heiden hoffen.« (Röm 15,12). Isai oder auch Jesse genannt, war der Vater von David dem späteren König Israels. Damit wird zum wiederholten Male hervorgehoben, dass der Dienst des Gottesknechtes sich nicht auf Israel allein beschränkt, sondern sich auf alle Nationen bezieht und zwar in der Reihenfolge – zuerst Israel, dann alle anderen Völker.

Auch die erste Christengemeinde in Jerusalem bezeichnet (in ihrem öffentlichen Gebet) Jesus  als den heiligen Knecht: „Wahrhaftig, sie haben sich versammelt in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht (πάιδαpaida) Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels. (Apg 4,27; Ps 2,1f; Jes 42,1).

Der Ap.  Paulus sieht den Dienst von Jesus in seiner tiefsten Erniedrigung (Knechtsgestalt) wie in dem Status eines Sklaven. „Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an (nahm die Gestalt eines Sklaven – ´δούλοςdoulos´ an), ward den Menschen gleich (ähnlich) und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.“ (Phil 2,6-7).

Jesus selbst beschreibt seinen Stand als Diener und zwar nicht nur als Tischdiener, sondern der sein Leben freiwillig  dahingibt als Lösegeld für viele.

Abbildung 14 Jesus ist der Tischdiener und macht so die Gemeinschaft möglich. Er wäscht seinen Jüngern die Füße und stellt sich somit zum Sklavendienst bereit (Zeichnung von J. S.).

„Denn wer ist größer: der zu Tisch sitzt oder der dient? Ist’s nicht der, der zu Tisch sitzt? Ich aber bin unter euch wie ein Diener (wie der Dienende – ο διακονώνo diakonön). (Lk 22,27). Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene (διακονήσαιdiakon¢sai) und sein Leben gebe als Lösegeld für viele. (Mk 10,45; Vgl. mit Mt 20,28).

Dementsprechend und dem Beispiel Jesu folgend, nennen sich auch die Apostel und Mitarbeiter am Evangelium ´Diener, Knechte oder sogar Sklaven´ Gottes oder des Christus (Röm 1,1;  2Kor 3,6;  Phil 1,1;  Kol 4,12;  Tit 1,1;  2Petr 1,1;  Judas 1). Und in der Offenbarung werden die Gläubigen an Jesus als `douloi autou – seine Knechte` bezeichnet. Seit Jesus ist die Bezeichnung `Knecht, Sklave` ein Ehrentitel, wenn er auf Gott ausgerichtet ist, wenn er in Bezug zu Gott steht.

Jesus – Gottes Sohn, wurde Mensch und als Mensch erniedrigte Er sich selbst zum Knecht, Sklaven und Diener, darum erhöhte ihn Gott der Vater zum Herrn über alle und alles.

Fragen / Aufgaben:

  1. Mit welchen Bezeichnungen wird die demütige Haltung von Jesus und sein Dienst in Erniedrigung  beschrieben? In welchen Lebensbereichen wurden diese im damaligen Kontext angewendet?
  2. Was bedeuten die verschiedenen Begriffe? In welchen Texten oder Geschichten treffen wir  diese an?
  3. Wo und wie wurde Jesus in den verschiedenen Dienstebenen erkannt und erlebt?
  4. In welcher Beziehung wurde Jesus im Gegensatz zu den Menschen, nicht Sklave (Joh 8,29)?
  5. Welche Auswirkungen hat das Vorbild von Jesus auf seine Nachfolger gehabt?
  6. Was geschieht, wenn Leiter und Pastoren den Diener-Stand verlassen?
  7. Inwieweit behält Jesus diese Diensteigenschaften auch für die Ewigkeit?

4. Jesus – der Christus Gottes

Zur Zeit des Alten Testaments wurden die Hohenpriester (Aaron von Mose 2Mose 40,13), die Propheten (Elisa von Elia 1Kön 19,16) und die Könige (David von Samuel 1Samuel 16,12ffl) für ihren Dienst mit Öl (Olivenöl) gesalbt. In der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes (der LXX)  kommt die Bezeichnung ´Χριιστός Christos´ häufig vor, meist bezogen auf den Hohenpriester oder den König (3Mose 4,5.16; 6,15; 1Sam 16,6ff; 24,7;.2Chr 6,42). Demnach waren die Gesalbten entweder Hohepriester, Propheten oder Könige. Die Salbung einer ausgewählten Person mit Öl bedeutete Vollmacht und Autorität im Auftrag und Namen Gottes zu reden und zu handeln.

Abbildung 15: Sehr alter Olivenbaum im Garten Gethsemane (Foto: April 1986).

4.1 Der Messias wurde vorhergesagt in den Schriften des AT

Die uns bekannte lateinische Bezeichnung Christus`, hebräisch `Meschiach` oder `Maschiach` bedeutet übersetzt ins Deutsche – Gesalbter.

Jesus vereinigt in sich alle drei Ehrentitel oder Dienste, weil er der von Gott Gesalbte ist und zwar gesalbt nicht einfach mit dem durchaus wertvollen Olivenöl, sondern mit dem Heiligen Geist.

Die bedeutendste und bekannteste Aussage auf den Gesalbten machte Gott durch den Propheten Jesaja, dort steht geschrieben: „Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat (…).“ (Jes 61,1).

Dass diese Aussage sich auf die Person von Jesus bezieht wird deutlich bei seinem Auftritt in     der Synagoge von Nazaret. So lesen wir in  Lukas 4,18-21:

Und als er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben steht (Jesaja 61,1-2): »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des HerrnUnd als er das Buch zutat, gab er’s dem Diener und setzte sich. Und aller Augen in der Synagoge sahen auf ihn. Und er fing an, zu ihnen zu reden: Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren. (Lk 4,18-21).

Folgendes wurde hier vorausgesagt und in der Person Jesu erfüllt:.

  1. Jesus wurde gesalbt durch und mit dem Geist Gottes – das bedeutet er ist von Gott autorisiert und bevollmächtigt,
  2. Jesus wurde gesandt zu heilen und befreien
  3. Jesus wurde gesandt zum Dienst der Verkündigung der Frohen Botschaft vom Erlassjahr des Herrn, in seiner Heimatstadt wurde er jedoch abgelehnt. Auch bei anderen Gelegenheiten wurde die Frage nach seiner Vollmacht immer wieder gestellt.

Ein weiterer bekannter Hinweis auf  den Gesalbten und seinen Dienst steht in Psalm 2,1ff: „Warum toben die Heiden und murren die Völker so vergeblich? Die Könige der Erde lehnen sich auf,  und die Herren halten Rat miteinander wider den HERRN und seinen Gesalbten.“

In der Apostelgeschichte 4,26-27 zitiert die Gemeinde in Jerusalem in ihrem Gebet diese Psalmworte und bezieht sie eindeutig auf die Person Jesu:

Wahrhaftig, sie haben sich versammelt in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels, zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvor bestimmt hatten, dass es geschehen solle.

Jesu Dienst als Gesalbter und daher als Bevollmächtigter erstreckt sich auch auf die Heiden. So sagte Gott durch den Propheten Jesaja: „Siehe, das ist mein Knecht – ich halte ihn – und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen.“ (Jes 42,1-2).

Ich habe ihm meinen Geist gegeben oder meinen Geist auf ihn gelegt, d. h. ihn  mit göttlicher Vollmacht ausgestattet. Das für Johannes sichtbare Herabkommen des Heiligen Geistes in der Gestalt wie eine Taube am Jordan gleich nach der Taufe Jesu liegt hier nahe (Mt 3,16-17). Den zweiten Teil der Prophetie aus Jesaja 42,1-2 bezieht Matthäus auf Jesus in der Art seines Dienstes: „Er wird nicht streiten noch schreien, und man wird seine Stimme nicht hören auf den Gassen; das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen, bis er das Recht hinausführt zum Sieg; und die Heiden werden auf seinen Namen hoffen.“ (Mt 12,19-21).

Obwohl Jesus zunächst und auch vorrangig in Israel wirkte um zusammenzuführen, was zerstreut war, erstreckte sich sein Dienst auch auf die Nationen (vgl. dazu auch Jes 49,5-6; Joh 10,16; Mt 28,18-19; Lk 24,44-48).

Der Prophet Daniel sah das Kommen des Gesalbten, seinen Dienst und sein Erlösungswerk, aber auch den hohen Preis, den der Gesalbte bezahlen wird.

Siebzig Wochen sind verhängt über dein Volk und über deine heilige Stadt; dann wird dem Frevel ein Ende gemacht und die Sünde abgetan und die Schuld gesühnt, und es wird ewige Gerechtigkeit gebracht und Gesicht und Weissagung erfüllt und das Allerheiligste gesalbt werden. So wisse nun und gib Acht: Von der Zeit an, als das Wort erging, Jerusalem werde wieder aufgebaut werden, bis ein Gesalbter, ein Fürst, kommt, sind es sieben Wochen; und zweiundsechzig Wochen lang wird es wieder aufgebaut sein mit Plätzen und Gräben, wiewohl in kummervoller Zeit. Und nach den zweiundsechzig Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden und nicht mehr sein. (Dan 9,24-26; vgl. 11,31; 12,11).

Auf den Gesalbten und seinen Dienst beziehen sich folgende Aussagen:

  • dann wird dem Frevel ein Ende gemacht
  • und die Sünde abgetan
  • und die Schuld gesühnt
  • und es wird ewige Gerechtigkeit gebracht
  • und Gesicht und Weissagung erfüllt
  • und das Allerheiligste gesalbt werden.

Obwohl diese Weissagung verschlüsselt war, knüpft Jesus am Ende seines Dienstes an sie an und zwar im Blick auf die Zerstörung Jerusalems, welche sich im Jahre  70 n. Chr. ereignete (Mt 24,15ff). Für unser Thema sind jedoch die Inhalte dieser Verheißung wichtig, welche sich auf den Dienst des Gesalbten beziehen. Damit ist der in dieser Prophetie genannte Messias in der Person von Jesus erkennbar.

4.2 Der Messias kam, doch wer hat ihn erkannt?

Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn (Gal 4,4), so kündigten die himmlischen Boten die Geburt des Messias in Bethlehem an: „(…) denn euch ist heute der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ (Lk 2,11).

Der fromme Simeon erlebte die Ankunft des Messias in Jerusalem während dessen Darstellung im Tempel: „Und siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mann war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war mit ihm. Und ihm war ein Wort zuteil geworden von dem Heiligen Geist, er solle den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen.“ (Lk 2,25-26).

Auffallend ist auch, dass sogar der herrschsüchtige König Herodes vom Kommen des  Gesalbten wusste. Ihm fehlten die genauen Kenntnisse über den Zeitpunkt und Ort der Geburt des Christus, darüber erfuhr er von den Schriftgelehrten und Weisen. Herodes wusste sogar, dass der neugeborene König der Juden mit dem verheißenen Messias identisch ist. So schreibt der Ev. Matthäus: „Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre.“ (Mt 2,7). (…) und er (Herodes) ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte.“ (Mt 2,4). Es wird aber nicht berichtet, dass die führenden Männer Israels diese Informationen zu ihrem Heil benutzt hätten. So blieb Jesus fast drei Jahrzehnte verborgen und wuchs in Nazaret auf bis zur Zeit seines öffentlichen Auftretens.

Johannes der Täufer kündigt den Messias an und weist auf Jesus hin: „Als aber das Volk voll Erwartung war und alle dachten in ihren H erzen von Johannes, ob er vielleicht der Christus wäre, antwortete Johannes und sprach zu allen: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber einer, der ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, dass ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ (Lk 3,15-16),

Und einige Monate später erinnert er das Volk an sein Zeugnis über den Messias mit den Worten: „Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich gesagt habe: Ich bin nicht der Christus, sondern vor ihm her gesandt.“ (Joh 3,28). Damit lenkte er ihre Aufmerksamkeit auf Jesus, der bereits umherzog und seinen messianischen Dienst versah.

In den Evangelien werden uns einige Personen genannt, welche in Jesus den von Gott verheissenen Christus erkannten.

  • Andreas, der Bruder des Simon Petrus: „Der findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden, das heißt übersetzt: der Gesalbte.“ (Joh 1,41).
  • Die Samariterin und die Einwohner von Sychar: „Kommt, seht einen Menschen, der mir  alles gesagt hat, was ich getan habe, ob er nicht der Christus sei.“ (Joh 4,29)! „Und noch viel mehr Leute kamen auf sein Wort hin zum Glauben, und sie sagten zu der Frau: Wir glauben nicht mehr auf deine Aussage hin, denn wir selbst haben ihn gehört und wissen, dass dieser wirklich der Retter der Welt ist.“ (Joh 4,41-42).
  • Petrus im Namen aller Jünger: Du bist der Christus Gottes.“ ( Lk 9,20; Mk 8,29; Mt 16,16)! Und Jesus nahm seine Jünger unter die Schweigepflicht.
  • Martha, die Schwester der Maria und des Lazarus: „Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.“ (Joh 11,27).

Jesus hat einerseits diese Zeugnisse angenommen, andererseits hielt er sich mit Verbreitung derselben in der Zeit vor seiner Auferstehung sehr zurück. So ordnete er auch seinen Jüngern an: „niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.“ (Mt 16,20). Wie ist dieses Verhalten zu erklären? Dafür könnte es verschiedene Gründe gegeben haben:

  • Die Nichtglaubenden, Kritiker und Gegner hielt er auf Distanz. Womöglich hätte es seinen Dienst beeinträchtigt (Joh 10,24-26; Mt 21,27; Joh 9,22).
  • Die Menschen sollten in den Schriften forschen und die Zeugnisse aus der jüngeren Geschichte ernst nehmen (Das Zeugnis der Engel, der Hirten, der Weisen und die Erkenntnisse der Schriftgelehrten in der Zeit der Geburt des Christus).
  • Er wollte, dass die Menschen dem Zeugnis des Johannes glauben und von sich aus zu ihm kommen. So lesen wir in  Johannes 1,7: „Der (Johannes) kam zum Zeugnis, damit er von dem Licht zeuge, auf dass alle durch ihn glaubten.“

Er offenbarte sich aber den  Glaubenden.

Im Volk bestand eine allgemeine Unsicherheit in Bezug auf die Person von Jesus, ob er der Christus wäre. Folgende Aussagen machen dies deutlich:

Einige nun aus dem Volk, die diese Worte hörten, sprachen: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. Andere sprachen: Er ist der Christus. Wieder andere sprachen: Soll der Christus aus Galiläa kommen? Sagt nicht die Schrift: Aus dem Geschlecht Davids und aus dem Ort Bethlehem, wo David war, soll der Christus kommen? So entstand seinetwegen Zwietracht im Volk. (Joh 7,40-43).

Doch kaum jemand wagte offen Jesus als den Christus zu bekennen aus Furcht vor den Juden, die einen Beschluss gefasst hatten, der lautete: „wenn jemand ihn als den Christus bekenne, der solle aus der Synagoge ausgestoßen werden.“ (Joh 9,22).

4.3 Das Zeugnis von Jesus über sich selbst als den Messias

Indirekt bekannte sich Jesus zu seinem Messias-Stand einige Male. Doch eines Tages forderten die Juden Jesus heraus: „Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Wie lange hältst du uns im Ungewissen? Bist du der Christus, so sage es frei heraus.“ (Joh 10,24). „Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich tue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir. Aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen.“ (Joh 10,25-26).

Bei einer anderen Gelegenheit stellte Jesus selbst den Pharisäern die Frage nach der Identität und Herkunft des Christus?

Als nun die Pharisäer beieinander waren, fragte sie Jesus: Was denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? Sie antworteten: Davids. Da fragte er sie: Wie kann ihn dann David durch den Geist Herr nennen, wenn er sagt (Psalm 110,1): »Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße lege«? Wenn nun David ihn Herr nennt, wie ist er dann sein Sohn? Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, auch wagte niemand von dem Tage an, ihn hinfort zu fragen. (Mt 22,41-46).

Offen bekannte sich Jesus zu seinem Messiasstand erst vor dem Hohen Rat bei dem Verhör:

Aber Jesus schwieg still. Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes. (Mt 26,63). Und Markus ergänzt:  „Jesus aber sprach: Ich bin’s; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels.“ (Mk 14,63).

Nach seiner Auferstehung spricht Jesus sehr offen über die Erfüllung aller Aussagen der Schriften in Bezug auf seine Person, auch auf seinen Stand/Amt als der Christus.

Und er sprach zu ihnen: „O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war. (Lk 24,25-27. ähnlich auch 24,45-47).

4.4 Das Zeugnis  der Apostel

Petrus setzte dass offene Zeugnis über Christus bei seiner Pfingstpredigt fort: „So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.“ (Apg 2,36).

Auch Paulus erkennt in dem verheissenen Nachkommen Abrahams den Christus: „Nun ist die Verheißung Abraham zugesagt und seinem Nachkommen. Es heißt nicht: und den Nachkommen, als gälte es vielen, sondern es gilt einem: »und deinem Nachkommen« (1.Mose 22,18), welcher ist Christus.“ (Gal 3,16).

Weitere Stellen auf Christus bezogen finden wir in: Psalm 16,8-11 und der  Apostelgeschichte 2,25-33.

Es wurde deutlich, dass Christus nicht nur der von Gott mit dem Heiligen Geist Gesalbte ist, sondern dass auch durch ihn der Heilige Geist den Glaubenden gegeben wird.

Denn wenn Jesus der Christus ist, wer sind denn seine Nachfolger?

Und als er ihn fand, brachte er ihn nach Antiochia. Und sie blieben ein ganzes Jahr bei der Gemeinde und lehrten viele. In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt. (Apg 11,26).

Agrippa aber sprach zu Paulus: Es fehlt nicht viel, so wirst du mich noch überreden und einen Christen aus mir machen. Paulus aber sprach: Ich wünschte vor Gott, dass über kurz oder lang nicht allein du, sondern alle, die mich heute hören, das würden, was ich bin, ausgenommen diese Fesseln. (Apg 26,28-29).

Petrus schreibt: „Leidet er aber als ein Christ, so schäme er sich nicht, sondern ehre Gott mit diesem Namen.“ (1Petr 4,16).

So sind auch die Nachfolger Jesu gesalbt mit dem Heiligen Geist: „Und die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig, dass euch jemand lehrt; sondern wie euch seine Salbung alles lehrt, so ist’s wahr und ist keine Lüge, und wie sie euch gelehrt hat, so bleibt in ihm. (1Joh 2,27; vgl. Mt 3,11).

Die Salbung, von der Johannes spricht, ist der Heilige Geist, mit dem die Jünger Jesu getauft oder in den diese hineingetaucht sind. Der Heilige Geiste lehrt und wirkt im Auftrag des Vaters und des Sohnes.

Wie Jesus auf einzigartige Weise der Gesalbte Gottes ist, so sind auch die Nachfolger Jesu von Gott gesalbt mit dem Heiligen Geist und können mit Recht Christen genannt werden.

Fragen / Aufgaben:

  1. Welche Vorbilder auf den wahren Gesalbten gibt es im Alten Testament?
  2. Wo ist im Alten Testament von dem Christus die Rede?
  3. Warum verbirgt Jesus in der Öffentlichkeit seinen Christus-Status?
  4. Wieso erkannten einige in Jesus den Christus, während andere ihn bewusst ablehnten?
  5. Woran erkannten damals Menschen die Jesusnachfolger und wie bezeichnete man sie?
  6. Welche Bedeutung hat heute die Bezeichnung Christ?
  7. Wer hat heute das Recht sich Christ zu nennen?
  8. Was ist wertvoller, sich selbst als Christ zu bezeichnen, oder als Christ genannt zu werden?

5. Jesus – der Prophet Gottes

Zu allen Zeiten und noch mehr heute tobt der Kampf ums gehört werden. Wer hat das erste oder auch das letzte Wort? Denn wer redet, übt gewisse Macht aus, wer zuhört wird mehr oder weniger beeinflusst. Um so wichtiger ist es bei dieser Fülle an Informationen abzuwägen, wem man Gehör schenkt.

5.1 Der Prophetendienst im Alten Testament

Schon zur Zeit des Alten Testaments war der Prophet ´Sprecher´ Gottes. Man nannte ihn auch `Seher`. Ein Prophet empfing von Gott Worte, Botschaften, Bilder, Anweisungen, die er dem Volk mitteilen und erklären musste. Er war von Gott her den Menschen zugewandt. Die Liste der Namen der Propheten, welche uns aus der Bibel bekannt sind ist lang: Henoch, Abraham, Isaak, Jakob, Joseph, Mose, Miriam, Debora, Samuel, Nathan, Gad, David, Elia, Elisa, Obadia, Jesaja, Hulda, Micha, Hosea, Amos, Jona, Nahum, Joel, Zephania, Habakuk, Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Damiel, Haggai, Sacharia, Maleachi, Hanna, Johannes der Täufer.

So sind alle Propheten des Alten Testamentes,in gewissem Sinne auch Vorbilder oder Vorläufer auf Christus hin. Insbesondere wird Mose hervorgehoben (Hebr 3,5), aber auch Johannes der Täufer (Mal 3,1-2; Mt 11,11).

5.2 Der Prophetendienst des Messias wurde im AT vorausgesagt und in Jesus erfüllt

Bemerkenswert ist, dass die Verheißung des einen Propheten, auf die Bitte des Volkes Israel aus 2Mose 20,19 zurückgeht. Dort steht geschrieben: „und (sie) sprachen zu Mose: Rede du mit uns, wir wollen hören; aber lass Gott nicht mit uns reden, wir könnten sonst sterben.“ Die ergänzende Fassung der Bitte des Volkes aus 5Mose 5,27 lautet: „Tritt du hinzu und höre alles, was der HERR, unser Gott, sagt, und sage es uns. Alles, was der HERR, unser Gott, mit dir reden wird, das wollen wir hören und tun.

Und so lautet die erste und wichtigste Voraussage auf den zu erwartenden Propheten: Gottes:

Einen Propheten wie mich (Mose) wird dir der HERR, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern; dem sollt ihr gehorchen. Ganz so wie du es von dem HERRN, deinem Gott, erbeten hast am Horeb am Tage der Versammlung und sprachst: Ich will hinfort nicht mehr hören die Stimme des HERRN, meines Gottes, und dies große Feuer nicht mehr sehen, damit ich nicht sterbe. Und der HERR sprach zu mir: Sie haben recht geredet. Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben; der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde. Doch wer meine Worte nicht hören wird, die er in meinem Namen redet, von dem will ich’s fordern. (5Mose 18,15-19).

Folgende Aspekte werden hier deutlich:

  • Dieser Prophet wird aus dem Volk Israel kommen
  • Dieser Prophet wird  Worte Gottes (wie Mose) dem Volk mitteilen
  • Auf diesen Propheten soll das Volk hören
  • Diesem Propheten sollen sie gehorchen
  • Wer diesem Propheten nicht gehorcht, von dem wird Gott es fordern

In Jesaja 42,1ff wird vprausgesagt, dass der Knecht Gottes beauftragt wurd das Recgt und das Gericht zu verkündigen, das ist Propgetischer Dienst.

Als aber Johannes der Priestersohn, als größter Prophet seine Tauftätigkeit begann, wurden die Schriftgelehrten auf ihn aufmerksam und holten Erkundigungen ein, ob er vielleicht der verheißene Prophet Gottes wäre?

Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden zu ihm sandten Priester und Leviten von Jerusalem, dass sie ihn fragten: Wer bist du? Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht der Christus. Und sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elia? Er sprach: Ich bin’s nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein. (Joh 1,19-20).

Doch Jesus selbst beruft sich auf das Zeugnis des Mose bei seinem zweiten Jerusalembesuch, nach der Heilung eines Kranken an einem Sabbat am Teich Bethesda. In der Diskussion mit den Juden sagte er:

Ihr sollt nicht meinen, dass ich euch vor dem Vater verklagen werde; es ist einer, der euch verklagt: Mose, auf den ihr hofft. Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben. (Joh 5,45-47 mit Bezug auf 5Mose 18,15ff).

Die Reaktion der vielen Menschen nach dem Speisungswunder am Nordostufer des Sees von Genezaret war eindeutig:

Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. (Joh 6,14). Auch hier ist der Bezug zu 5Mose 18,15ff eindeutig erkennbar).

Bei einer anderen Gelegenheit, diesmal auf dem Laubhüttenfest in Jerusalem kamen einige seiner Zuhörer zu demselben Ergebnis:

Einige nun aus dem Volk, die diese Worte hörten, sprachen: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. (Joh 7,40).

Abbildmg 16 „Wer ohren hat zu hören, der höre!“ Wunderbar hat der Schöpfer das menschliche Gehör geschaffen.  Und er will gehört werden. Die Reihenfolge ist: Zuerst hören, dann gehorchen.  (Zeichnung: 2016).

Auf dem sogenannten Heiligen Berg verherrlicht Gott, der Vater selbst seinen Sohn und fordert die Jünger heraus, auf Ihn zu hören:

Als er noch so redete, siehe, da        überschattete sie eine lichte Wolke. Und    siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein gelliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören. (Mt 17,5)!

Die Worte klingen doch sehr bekannt, damals war es eine Voraussage die Gott durch Mose an das das Volk richtete, nun steht der bevollmächtige Sprecher Gottes vor den Jüngern leibhaftig. Und sie haben in ihm den von Gott gesandten Propheten erkannt und haben seine Worte aufgenommen, wie Jesus selbst über sie Zeugnis gab:

Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass du mich gesandt hast. (Joh 17,8).

Petrus zitiert in seiner Predigt die Verheißung Gottes durch Mose als erfüllt in der Person Jesu:

Mose hat gesagt (5.Mose 18,15; 18,19): »Einen Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern; den sollt ihr hören in allem, was er zu euch sagen wird. Und es wird geschehen, wer diesen Propheten nicht hören wird, der soll vertilgt werden aus dem Volk.« Und alle Propheten von Samuel an, wie viele auch danach geredet haben, die haben auch diese Tage verkündigt. (Apg 3,22-24).

Auch Stefanus stützt sich auf diese Prophezeihung Gottes aus 5Mose 18,15ff:

  • Dies ist der Mose, der zu den Israeliten gesagt hat (5.Mose 18,15): »Einen Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern« (Apg 7,37).

Noch einen Versuch unternimmt der Hebräerbriefschreiber, wenn er sich an die Juden wendet, um ihnen deutlich und glaubhaft zu machen, durch wen Gott wie und wann geredet hatte:

Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat. (Hebr 1,1-2).

5.3 Der Dienst des Propheten Jesus

Was Gott der Vater alles durch seinen Sprecher den Menschen mitzuteilen hat, ist sehr umfassend und schließt alle lebenswichtigen Fragen und Themen ein. Im prophetischen Rückblick erwähnt Jesus Personen und Ereignisse aus der Frühzeit. Damit bestätigt  er nicht nur ihre Historizität, sondern auch die Bedeutung für die Gegenwart und sogar für die Zukunft.

  • Er erwähnt das erste Menschenpaar Adam und Eva.im Zusammenhang der Schöpfung (Mt 19,4; 1Mose 1,27). Sie sind von Jesus im Textzusammenhang als das Vorbild für Ein-Ehe von Mann und Frau erwähnt worden.
  • Er gibt Einblick in die finstere Welt des Satans und dessen lügnerischen und mörderischen Eigenschaften (Joh 8,44;  1Mose 3,1ff). Dadurch warnt er seine Zuhörer vor der Realität des Betruges durch den Feind – dies ist ein Teilelement der Prophetie.
  • Er erwähnt Abel im Zusammenhang seiner Ermordung durch dessen Bruder Kain (Lk 11,51;  1Mose 4,1ff). Damit ordnet er das ungläubige und gegnerische Geschlecht in die gleiche Gesinnungsgruppe ein zu der auch Kain gehörte. Dies ist Gegenwartsprohetie.
  • Er erwähnt Noah im Zusammenhang mit dem Weltereignis der Sintflut (Mt 24,37;  Lk 17,26;  1Mose 6-8). Dieses Ereignis nutzt er für die Beschreibung des Zustandes der Menschheit vor seinem zweiten Kommen. Dies ist Zukunftsprohetie.
  • Mehrmals erwähnt er Abraham, lobt dessen Werke des Glaubens (Joh 8,39), spricht von der Begegnung mit ihm (Joh 8,56; 1Mose 18) und bestätigt seinen Aufenthalt im Paradies (Lk 16,23ff; Lk 13,28). Prophetischer Einblick in Vergangenheit und die zukünftige Welt.
  • Er bestätigt den Untergang Sodoms und Gomorras, sagt aber auch deren vergleichsweise mildere Beurteilung im jüngsten Gerichr voraus und zwar im Vergleich zu denen, welche sein Evangelium ablehnen.(Mt 10,15; 11,24;  Lk 10,12). Prophetie mit Einbeziehung richterlicher Kompetenzen durch seine Person.
  • Er bestätigt die Begegnung Gottes mit Mose beim brennenden Busch in der Nähe des Berges Horeb (Mt 22,32;  Mk 12,26;  2Mose 3,6ff).
  • Er erwähnt das Wunder der Speisung des Volkes mit Manna (Joh 6,49;  2Mose 16,35).
  • Er erwähnt David als Propheten (Mt 22,42-46) und deutet die Prophetie aus Psalm 110,1 zur Verwunderung der Schriftgelehrten auf den Messias und Sohn Gottes.
  • Er erwähnt Salomo in all dessen Herrlichkeit und die Königin vom Süden (Mt 6,29; 12,42;  Lk 11,31).
  • Er erwähnt den Propheten Jona und deutet dessen einmalige Erfahrung als Zeichen für das Begräbnis und die Auferstehung des Menschensohnes (Mt 12,40;  Lk 11,30;  Jona 1-4).
  • Er erwähnt die Propheten Elia, Elisa (Lk 4,25-29;  1Kön 17,9;  2Kön 5,14), Hosea (Mt 12,7;  Hos 6,6), Jesaja (Mk 7,6;  Jes 29,13), zitiert aus den Propheten Sacharia (Mt 26,31;  Sach 13,7), Maleachi (Mt 11,14; 17,10-13;  Mal 3,23), Daniel (Mt 24,15; Dan 9,27; 11,31)), deutet deren Schriftaussagen und wendet sie an.
  • Er macht neue prophetische Aussagen im Blick auf die Zukunft, das Weltende, das Gericht und was danach sein wird (Mt 24-25; Lk 17).

Jesus ist also der von Gott gesandte und autorisierte Sprecher Gottes der sagt was war, was ist und was sein wird. Er hat Worte des ewigen Lebens. Für Ihn fordert Gott Gehör und Gehorsam !

Fragen / Aufgaben:

  1. Warum wollen Alle unsere Aufmerksamkeit, unser Gehör?
  2. Auf wen hören wir am meisten, auf wen am wenigsten, auf wen garnicht?
  3. Wie stark ist der Einfluss dessen, was wir ein- oder mehrmals hören?
  4. Wer waren die Propheten des Alten Bundes? Was war ihr Auftrag. Unterscheiden sie sich voneinander?
  5. Welche Propheten waren besondere Vorläufer auf Christus, den Propheten Gottes?
  6. Wurde der Prophet Gottes zu seiner Zeit gehört und von wem, von wem nicht?
  7. Welche Folgen erwarten den Menschen, der auf diesen Propheten als Sprecher Gottes nicht hören und ihm nicht gehorchen will?
  8. Wie erfüllte Jesus seinen Prophetendienst?
  9. Inwieweit sind die Nachfolger von Jesus auch Sprecher Gottes in ihrer Umgebung?

6. Jesus – der Gute Hirte

Gott hatte es vorausgesehen, dass Jesus, sein Sohn als der Gute Hirte (gr.  , ὁ ποιμὴν ὁ καλός – o poim¢n o kalos) sein Volk weiden wird.

Abbildung 17 Ein Hirte mit seiner Schaf- und Ziegenherde am Rande von Jericho. Seit Urzeiten bildete neben der Landwirtschaft die Viehzucht in der Jordangegend die Lebensgrundlage der Bewohner (Foto: 24. Januar 2019).

Diese Gedanken Gottes werden verständlich auf dem Hintergrund der Tatsache, dass der Hirtenberuf, das Hirtesein wie ein roter Faden die Heilige Schrift und die Geschichte des Volkes Gottes im Alten Testament durchzieht.

6.1 Die alttestamentlichen Vorbilder

  • Abel war Hirte (1Mose 4,2).
  • Die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob waren  Hirten (1Mose 12-35).
  • Die Israeliten, alle 12 Stämme waren ein Hirtenvolk (1Mose 46,34; 47,3).
  • Mose weidete die Schafe seines Schwiegervaters Jetro in Midian 40 Jahre lang, bevor er das Volk Israel, ebenfalls vierzig Jahre lang, anführte (2Mose 3,1ff),
  • Auch David war Hirte, bevor ihn Gott von der Schafherde wegholte, um sein Volk Israel zu weiden (2Sam 7,8).

Abbildung 18 Wasserfall in der Schlucht von En Gedi am Ostabhang der Judäischen Wüste und einige Kilometer westlich des Toten Meeres. Hier können Menschen und Tiere das ganze Jahr hindurch ihren Durst löschen. Wegen der zahlreichen Höhlen in der Gegend hielten sich dort auch Hirten mit ihren Herden auf. Obwohl es hier das ganze Jahr hindurch Wasser gibt, war die Gegend wenig besiedelt, zählte also zu der Judäischen Wüste (Foto: Juli 1994).  Hier in En Gedi lagerte David zeitweise mit seinen Männern (1Sam 24,1-2). Hier in der Wüste entstand der 23. Psalm: „Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.“

Besonders bei David wird als hingegebener Hirte für seine Schafe hervorgehoben. Mit dem Einsatz seines Lebens rettet er seine Schafe von einem Löwen und Bären (1Sam 17,34-37).

6.2 Die Verheißung des wahren Hirten

Die Nachfolger Davids auf dem Thron sollten das Volk Israel weiden, führen, schützen, bewahren, für sie sorgen, doch die meisten von ihnen haben sozusagen sich selbst geweidet, also ihren eigenen Vorteil gesucht und die ihnen anvertrauten Menschen vernachlässigt. Auf dem Hintergrund der vielen falschen und treulosen Hirten des Volkes Israels in der Königszeit, verspricht Gott durch den Propheten Hesekiel (6. Jh. v.Chr.) einen einzigartigen guten Hirten zu erwecken (Hes 34,1-31):

Und ich will ihnen einen einzigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht (doulos) David. Der wird sie weiden und soll ihr Hirte sein, und ich, der HERR, will ihr Gott sein, aber mein Knecht David soll der Fürst unter ihnen sein; das sage ich, der HERR. (Hes 34,23-24).

Wie wird es den Schafen unter diesem einen Hirten ergehen?

  • Die Verlorenen und Verirrten werden aufgesucht werden.
  • Die Zerstreuten werden gesammelt werden.
  • Die Verwundeten werden verbunden und geheilt werden.
  • Die Schwachen werden gestärkt werden.
  • Die ausgehungerten werden versorgt werden.
  • Die Herde erfährt Schutz vor wilden Tieren.
  • Gott selbst wird ihr Gott sein und der Knecht David (Bezeichnung für den Messias) wird ihr Hirte sein.

Anmerkung: Auffallend ist, dass der Name David in den alttestamentlichen Schriften nur eine Person trug –  David der Hirtenjunge und spätere König Israels. So wundert es nicht, dass dieser Name auch sinnbildlich auf den Messias bezogen wird (Hes 37,24-25; Hos 3,5; Jer 30,9).

6.3 Jesus ist der wahre Hirte seines Volkes

In seiner Dienstzeit erfüllte Jesus alle Kriterien eines guten Hirten: So schreibt der Ev. Matthäus: „Und als (Jesus) er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren geängstigt und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben.“ (Mt 9,36).

  • Er suchte das Verlorene um es zu retten (Lk 19,10).
  • Er sammelte die Zerstreuten aus dem Volk Israel (Mt 10,6).
  • Er heilte die Kranken und Verwundeten (Mt 14,13-33).
  • Vergebung der Sünden (Mt 9,2; Lk 7,36-50).

Damit aber sein Dienst vollkommen ist, muss dieser Hirte durch das Leiden des Todes gehen, wie durch den Propheten Sacharia vorausgesagt wurde: „Schwert, mach dich auf über meinen Hirten, über den Mann, der mir der nächste ist!, spricht der HERR Zebaoth. Schlage den Hirten, dass sich die Herde zerstreue.“ (Sach 13,7). In seiner Rede an die Juden in Jerusalem nennt Jesus das Hauptmerkmal des wahren und guten Hirten: „Der aber zur Tür hineingeht, der ist der Hirte der Schafe.“ (Joh 10,2). Und was es bedeutet, zur ´Tür hineingehen´, erklärt er mit den folgenden Worten: „Ich bin der gute Hirte (o poim¢n o kalos). Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ (Joh 10,11.14.15). Jesus als Hirte, hat Vollmacht vom Vater, sein Leben für die Schafe hinzugeben und auch die Vollmacht, es wieder zu nehmen:

Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, auf dass ich’s wieder empfange. Niemand nimmt es von mir, sondern ich selber lasse es. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wieder zu nehmen. Dies Gebot habe ich empfangen von meinem Vater. (Joh 10,17-18).

Da sehen wir die Ähnlichkeit zu David, der unter Lebensgefahr seine Schafe rettete und sich dem übermächtigen Feind entgegenstellte.

Was nun Gott durch den Propheten Sacharia in Bezug auf den wahren Hirten vorausgesagt hatte, bezieht Jesus in der Nacht des Verrats und kurz vor der Gefangennahme auf sich (Mt 26,31-32;  Mk 14,27):

Da sprach Jesus zu ihnen: In dieser Nacht werdet ihr alle Ärgernis nehmen an mir. Denn es steht geschrieben“ (Sacharia 13,7): »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.« Wenn ich aber auferstanden bin, will ich vor euch hingehen nach Galiläa.

In Anlehnung an Hesekiel 34 will Jesus als der wahre Hirte die zerstreuten Schafe aus dem Volk Israel und auch die aus den Völkern sammeln. So sagte er: „Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall (Gehege); auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird „eine“ Herde und „ein“ Hirte werden.“ (Joh 10,16).

Im Hebräerbrief wird Jesus als der `große Hirte der Schafe` bezeichnet: „Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes.“ (Hebr 13,20). Und dieser Jesus als ´der Erzhirte´ erscheint bei seiner Wiederkunft um seine Herde (sein Volk) zu sich in sein herrliches Reich zu nehmen. Der Ap. Petrus schreibt an die Gemeindehirten: „So werdet ihr, wenn erscheinen wird ´der Erzhirte (archipoimenos), die unvergängliche Krone der Herrlichkeit empfangen.“ (1Petr 5,4;  vgl. dazu auch Mt 25,31ff).

Sogar in der Ewigkeit bleibt Jesus unser guter und treuer fürsorgender Hirte: „Denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“ (Offb 7,17; vgl. auch Psalm 23,2).

Doch bis dahin sind auch seine Apostel und Nachfolger mit dem Hirtendienst betraut (Joh 21,15-20; Apg 20,28; 1Petr 5,1-3; Eph 4,11).

Wie wunderbar und einzigartig, – Jesus ist der wahre und gute Hirte und dies für alle Ewigkeit !

Fragen / Aufgaben:

  1. Wodurch lässt sich der Hirtenberuf als ein besonderer Dienst erkennen?
  2. Durch welche Merkmale unterscheiden sich die guten von den bösen Hirten?
  3. Wann beginnt Gott mit seinen Voraussagen in Bezug auf den guten und wahren Hirten?
  4. Welchen besonderen Dienst übernimmt der gute Hirte?
  5. Woran werden die Gemeindehirten als Hirten erkannt und was wird ihnen in Aussicht gestellt?

7. Jesus – das Lamm Gottes

Noch tiefer steigt der Sohn Gottes hinab in das menschliche Leid. Man könnte mit Recht fragen, wie weit muß er noch hinabsteigen, um alles auszukosten, was der Mensch durch seinen Ungehorsam, also seine Rebellion gegen Gott, angerichtet hat.

Die Vorausschau, oder Voraussage über das Lamm Gottes geht zurück in die Anfangszeit der Weltgeschichte. So steht in Offenbarung 13,8, dass das Lamm geschlachtet ist seit Grundlegung der Welt. Gott sind alle seine Werke von Anfang an bekannt (Apg 15,18). Doch für den Menschen offenbart er sein Geheimnis stufenweise mit vorläufigen Handlungen, Bildern und Gegenständen. So scheint auch die oben erwähnte prophetische Rückblende verknüpft zu sein mit der ersten tatsächlichen Schlachtung von Lämmern, um für Adam und Eva Kleider zu machen.

Abbildung 5 Die erste Erwähnung von Bekleidung bei Menschen finden wir im Bericht über den Sündenfall von Adam und Eva. Diese selbstgemachte Bekleidung bestand aus Feigenblättern. Die Blätter des Feigenbaumes werden sehr groß und sind auch geschmeidig. Doch bereits nach wenigen Tagen trocknen sie aus und fallen ab (Design bei L. L. 30. Juni 2016).

Wir erinnern uns daran, dass vor dem sogenannten Sündenfall, Adam und Eva auch ohne jegliche Bekleidung sehr unbefangen miteinander umgingen. Die Scham stellte sich erst mit dem belasteten Gewissen ein und sie flochten sich Schürze aus Feigenblättern. Diese selbstgemachte Bekleidung drückte ihr Bemühen aus, ihr Schuldempfinden vor dem anderen zu bedecken. Dazu versteckten sie sich im Garten, als sie Gottes Stimme hörten. Gott rief den Adam mit Namen und sie mussten sich ihm stellen so wie sie waren. Gott akzeptierte ihr Bemühen um etwas gut zu machen und ihre selbstgemachten Kleider nicht. Nach der Bestandsaufnahme und Klärung des tragischen Vorfalls handelt Gott auf eine ungewöhnliche Weise.

So lesen wir in 1Mose 3,21: „Und Gott, der HERR, machte Adam und seiner Frau Leibröcke aus Fellen und bekleidete sie.“ Dies ist der erste symbolhafte Hinweis in Wort und Tat, betreffend das Lamm, welches Gott selbst ausgewählt hatte und darin offenbart sich der sühnende und versönende Charakter des Opfers.

Abbildung 6 Eine Schafherde weidet friedlich in einem Olivenhain in Sotiros auf der Insel Thasses-Griechenland (Foto: 17. August 2011).

Die Kette der Voraussagen, Verheißungen und Vorbildungen in Bezug auf das Lamm Gottes zieht sich ununterbrochen durch die Geschichte des Volkes Gottes. Abel bringt Gott ein Opfer dar und zwar von den Erstlingen seiner Schafherde (1Mose 4,4). Dies tat er im Glaubensgehorsam, als Antwort  auf Gottes vorbildhaftes Handeln schon bei seinen Eltern. Und es liegt ganz nahe, dass auch er sich mit den Lammfellen bekleidete. Gerade das machte ihn schon damals gerecht vor Gott, denn so lesen wir in Hebräer 11,4: „Durch Glauben brachte Abel Gott ein besseres Opfer dar als Kain, durch welchen Glauben er das Zeugnis erhielt, gerecht zu sein, indem Gott Zeugnis gab zu seinen Gaben; und durch diesen Glauben redet er noch, obgleich er gestorben ist.“

Abraham opfert Gott auf Geheiß des Engels einen Widder zum Brandopfer anstatt seines Sohnes Isaak (1Mose 22,1-2. 13). Gott ließ Abraham sozusagen in seinen Heilsplan Einblick gewähren, der in der Hingabe von Jesus, seinem Einziggeborenen Sohn, Realität wurde.

In Ägypten ordnete Gott durch Mose an, dass die Kinder Israel ein ´einjähriges fehlerloses Lamm´ schlachten sollen, das zu ihrer Rettung und der Erhaltung der Erstgeburt in Israel dienen sollte (2Mose 12,1-14).

Abbildung 7 Das Lamm als Sühneopfer (Zeichnung am 22. Oktober 2016).

Diese Ordnung der jährlichen Wiederholung der Schlachtung des Passah-Lammes wurde (wenn man von den häufigen Unterbrechungen dieses Rituals in Israel absieht) bis 70 n. Chr. eingehalten. Dies trug dazu bei, jedem Menschen und jeder Generation neu vor Augen zu führen, dass Schuld/Sünde nur durch Blutvergießen gesühnt werden kann und zwar muß es ein Lamm ohne Fehl sein, ein Hinweis auf die Schuld- und Sündlosigkeit des Opfers von Jesus Christus (Hebr 10,1-10). Die erste Ordnung war also eine vorübergehende, bis zur Einführung des Erstgeborenen Sohnes Gottes in diese Welt. Seit dem Tod von Jesus am Kreuz haben die Opfer im Tempel keine Gültigkeit mehr. Als hinweisende Opfer sind sie von und durch den tatsächlichen Sühnetod von Jesus endgültig abgelöst worden.

Doch auch durch den Propheten Jesaja offenbarte Gott im voraus seinen Plan in Bezug auf das Lamm Gottes und dessen sühnendes Werk. So steht von ihm geschrieben: „Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“ (Jes 53,4). Hier ist also schon eindeutig von einem Menschen die Rede, der wie ein Lamm zur Schlachtung geführt wird, ein Hinweis auf Jesus als das Lamm Gottes. Der Evangelist Philippus klärt den Äthiopischen Kämmerer darüber auf, dass der leidende Gottesknecht aus Jesaja 53,4, als Lamm Gottes, in der Person von Jesus zu erkennen ist (Apg 8,32-35).

Johannes der Täufer sieht Jesus auf sich zu kommen und ruft unter der Leitung des Heiligen Geistes aus: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches die Sünden der Welt hinwegträgt.“ (Joh 1,29. 36). Die jüdischen Zuhörer des Johannes hätten bei dieser Äußerung eigentlich aufhorchen müssen. Doch sie verstanden die Schriften noch nicht und ihre Erwartung war nur auf den Messias als einen irdischen König und Propheten ausgerichtet (Joh 6,15f).

Dann kamen die eindrücklichen Hinweise von Jesus selbst an seine Jünger in Bezug auf sein Leiden und Sterben hinzu. So schreibt der Evangelist Matthäus: „Von der Zeit an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet und am dritten Tag auferweckt werden müsse.“ (Mt 16,21; Vgl. auch Mt 17,22; 26,1-2;  Lk 24,7).

Die Berichte über die Kreuzigung von Jesus als geschichtliche Heilstatsache, finden wir in allen vier Evangelien beschrieben (Mt 27;  Mk 15;  Lk 23;  Joh 19,17-24; Vgl. auch mit Phil 2,6-8; 1Kor 15,1-3). Jesus sagte am Nachmittag des Auferstehungstages zu den zwei sogenannten Emmausjüngern und später zu seinen elf Jüngern: „Mußte nicht Christus leiden (…)?“ (Lk 24,26; 44-47).

Der Apostel Petrus bezeugt die Prophetie und Erfüllung in Bezug auf das Leiden von Jesus: „(…) diesen Mann, der nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis Gottes hingegeben worden ist, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen an das Kreuz geschlagen und umgebracht.“ (Apg 2,23). Auch der Apostel Paulus sagt den Zuhörern in der Synagoge zu Thessalonich: „Christus mußte leiden.“ (Apg 17,3). Der Apostel Petrus schreibt in seinem ersten Brief: „Ihr seid erlöst durch das Blut des unschuldigen und unbefleckten Lammes.“ (1Petr 1,18-19).

Und damit auch Gläubige im hellenistischen Kulturkreis diese Zusammenhänge verstehen, schreibt der Apostel Paulus an die Korinther: „Auch wir haben ein Passahlamm, das ist Christus für uns geopfert.“ (1Kor 5,7).

Die größte Ansammlung der Aussagen über Jesus, als das Lamm Gottes, finden wir jedoch im Buch der Offenbarung: 5,6.8.12.13;  6,1.16;  7,9.10.14.17;  8,1; 12,11; 13,8; 14,1.4.10; 15,3; 17,14; 19,7.9;  21,9.14.22.23.27;  22,1.3.

Jesus, der von Gott Gesalbte (Christus), war und ist Gottes Sohn, er wurde zum Menschensohn, nahm Knechtsgestalt an und starb eines blutigen, stellvertretenden Todes am Kreuz als das Lamm Gottes für die Schuld und Vergehen der Menschen aller Zeiten. Jesus behält in Ewigkeit das Wesen des Lammes Gottes, auch zur Erinnerung an den hohen Preis der Erlösung seines Volkes !

Fragen / Aufgaben:

  1. Woher kommt die Idee vom Lamm Gottes?
  2. Wann begann Gott diesen realen Gedanken in Vorbildern den Menschen zu offenbaren?
  3. Was ist der tiefe Inhalt des Gedankens vom Opferlamm?
  4. Warum war es für jüdische Menschen, trotz offensichtlicher Vorbildungen, so schwer an einen personalen Stellvertreter in der Person des erwarteten Messias zu glauben?
  5.  Wer hat als Erster in der Zeit von Jesus die Offenbarung von Gottes Lamm bekommen und sie auch öffentlich bezeugt?
  6. Wie gelang es den Aposteln und Evangelisten, den besonderen Dienst des leidenden Messias, durch ihre Verkündigung den Zuhörern deutlich zu machen?
  7. Welchen Eindruck macht auf dich der göttliche Gedanke und die Offenbarung des leidenden Christus? Wie reagierst du persönlich darauf?
  8. Wie können wir heute in unserem kulturellen Umfeld verständlich von dem Lamm Gottes sprechen?

8. Jesus – Retter und Erlöser der Welt

Erlösung ist das größte und umfassendste Thema der Bibel. In den Texten des Alten Testaments offenbarte Gott immer wieder seinen Heilsplan (Rettungsplan). Besonders deutlich zeigt sich Gottes Rettung, indem er das Volk Israel aus der Knechtschaft Ägyptens erlöste. Daher wird diese Thematik auch hautsächlich durch diese beiden Begriffe beschrieben:

  • Rettung – gr. `σωτηρία` – soteria,
  • Retter – gr. `σωτήρ, σωτήρος`- soter, soteros (auch herausragende Personen wurden als Retter bezeichnet, doch trägt diesen Titel vorwiegend Gott),
  • Erlöser/Retter – gr. ´ρυόμενος´ – ryomenos (dieser Begriff wird meist von den Propheten verwendet).
  • Erlösung – gr. ´απολύτρωσις, λύτρωσις, λύτρος´ – apolytrosis, lytrosis, lytros (dabei geht es um lösen, loslösen, loskaufen mit Lösegeld, oder mit Blut).

Im Alten Testament bezeichnet sich Gott selbst durchweg als Retter und Erlöser seines Volkes. Die Rettung der Menschen nach dem Sündenfall war nicht einfach. Gott kann nicht einfach so nur durch seine Macht und Kraft erretten. Es mußte ein hoher Preis gezahlt werden, um auf legalem Wege den Menschen aus seiner Verlorenheit zu befreien. Und so wählte Gott  den Weg der Erlösung, indem er seinen einzigen Sohn als Opfer dahingab, sozusagen als Lösegeld, um den Menschen von der Gewalt und Macht der Sünde loszukaufen, zu befreien. So  geschieht also die Errettung des Menschen durch Erlösung.

Den ersten Hinweiß zur Rettung gibt Gott Eva in 1Mose 3,15:

  • Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.

Der Nachkomme der Frau soll demnach dem Feind den Kopf zertreten. Dieser Kampf und Sieg über den Feind, birgt in sich die Errettung des Menschen. In der Geschichte Israels ist das Eingreifen Gottes zur Rettung aus physischer Not in vielen Situationen erkennbar. So zum Beispiel die wunderbare Rettung und Erlösung des Volkes Israel aus ägyptischer Sklaverei mittels Mose. Oder die Rettungsaktionen Gottes durch die Richter und Könige Israels. Obwohl diese Aktionen Gottes meistens äußerer Natur waren, so beinhalten sie doch Gottes Gedanken zur Rettung seines Volkes aus der eigentlichen Gefangenschaft, der Gefangenschaft der Sünde und des Todes.

In den Propheten werden dann Aussagen gemacht, welche die zukünftige geistliche Errettung des Volkes voraussagen. So zum Beispiel in Jesaja 49,6:

  • Er spricht: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil (Rettung, gr. σωτηρίαν-soterian) bis an die Enden der Erde.

Paulus zitiert diese Verheißung in seiner Predigt im Pisidischen Antiochia (Apg 13,47) und bezieht sie eindeutig auf Jesus, den Messias Israels, der nicht nur den Auftrag hat, die Stämme Israels, nun geistlich gesehen zusammenzuführen, sondern auch allen Heiden Rettung anzubieten.

Und in Jesaja 59,20 wird vom verheißenen Messias vorausgesagt:

  • Aber für Zion wird er als Erlöser (gr. ρυόμενος – ryomenos) kommen und für die in Jakob, die sich von der Sünde abwenden, spricht der HERR.

Hier steht der Begriff: `ο ρυόμενος` – der Rettende/Erlösende wird also kommen und das gottlose Wesen von seinem Volk abwenden. In Röm 11,26 zitiert Paulus diese Verheißung und bezieht sie eindeutig auf Jesus, den Messias Israels:

  • und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht (Jesaja 59,20; Jeremia 31,33): »Es wird kommen aus Zion der Erlöser (gr. ο ρυόμενος – der  Erlösende), der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob. Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.“

In diesem Neuen Bund, den Gott durch Jesus mit seinem (gesamten) Volk geschlossen hat, bildet Vergebung der Sünden den Kern der Verheißung (Vgl. auch Mt 26,26).

Schon im Namen `Jesus` liegt der tiefe Sinn seines Dienstes verborgen, so heißt es in Matthäus 1,21:

  • Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten (gr. σωσει – sosei) von ihren Sünden.“

Das Substantiv von dem griechischen Verb `σωσει – sosei` ist `σωτηρία – ssoteria` – Rettung. Gottes Engel bezeugt den Hirten die Geburt des Retters in der Nacht auf den Feldern von Bethlehem:

  • denn euch ist heute der Heiland (gr. σωτήρ – Retter) geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids“ (Lk 2,11).

Die Samariter in Sychar erkannten schon nach zwei Tagen in der Person Jesu den von Gott verheißenen Retter (σωτήρ) der Welt.

  • und sprachen zu der Frau: Von nun an glauben wir nicht mehr um deiner Rede willen; denn wir haben selber gehört und erkannt: Dieser ist wahrlich der Welt Heiland (gr. σωτήρ – Retter)(Joh 4,42).

Petrus und die Apostel bezeugen den Führern Israels den Retter in der Person des auferstandenen Jesus von Nazareth.

  • Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zum Fürsten und Heiland (gr. σωτήρ – Retter), um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben“ (Apg 5,31).

Paulus hebt den rettenden Dienst Jesu für die Gläubigen hervor bei dessen Wiederkunft:

  • und zu warten auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns von dem zukünftigen Zorn errettet“ (1Thess 1,10).

Die Rettung beginnt hier im Leben jedes Menschen, der Jesus im Glauben annimmt und diese Rettung wird vollendet bei Jesu Wiederkunft.

Weitere Stellen, welche im allgemeinen Gott, aber auch Jesus, den Messias im konkreten als den verheißenen und geoffenbarten Retter und Erlöser beschreiben, sind: Jesaja 41,14; 43,14; 44,6; 44,24; 47,4; 48,17; 54,5.8; 60,16; 63;16: Apg 13,23; Eph 5,23; Phil 3,20; Tit 2,13; 3,6; 2Petr 1,11; 3,2.18; 1Joh 4,14.

In Jesaja 45,17 verheißt Gott:

  • „Israel aber wird errettet durch den HERRN mit einer ewigen Errettung  und wird nicht zuschanden noch zu Spott immer und ewiglich.“

So wartete das Volk Israel auf die von Gott verheißene Erlösung. Hanna, die Prophetin sprach aus, was viele im Herzen bewegten:

  • „Die trat auch hinzu zu derselben Stunde und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung (λύτρωσις – lytrosis) Jerusalems warteten“ (Lk 2,38).

Die Emmausjünger drückten die allgemeine Erwartung Israels aus mit den Worten: «Wir aber hofften, er würde Israel erlösen (λυτρούσθαι – lytrustai Lk 24,21). Verständlich, dass Israel von ihrem Messias vordergründig eine materiell-physische Erlösung erwartete. Und dies ist auch ein Grund dafür, dass viele Ihn nicht erkannten und deswegen auch ablehnten.

Dann kam Jesus und offenbarte sich als der Erlösende indem er sein Leben dahingab.

  • „so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung (λύτρον – lytron) für viele»“ (Mt 20,28).

Paulus bestätigt die rechtsmäßigkeit der Gerechtsprechung des Glaubenden an Jesus.

  • „und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung (απολυτρώσεως – apolytroseos), die durch Christus Jesus geschehen ist“ (Röm 3,24).

Weiter führt Paulus aus, dass Jesus in Person die Erlösung für uns ist:

  • „Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung (απολύτρωσις – apolytrosis)(1Kor 1,30).

Erlösung und Vergebung der Sünden gibt es einzig und allein weil Jesus dafür gestorben ist.

  • „In ihm haben wir die Erlösung (απολύτρωσιν – apolytrosin) durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade“ (Eph 1,7 Vgl. auch Kol 1,14).

Weitere Stellen, welche den Erlösungsdienst Jesu bestätigen:

  • 1Tim 2,6 «der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, dass dies zu seiner Zeit gepredigt werde».
  • Hebr 9,12 «Er ist auch nicht durch das Blut von Böcken oder Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben» (dazu auch Vers 15).

Das Erlösungswerk Jesu wird in Ewigkeit besungen und gerühmt von den Erlösten:

  • Offb 5,9 „und sie sangen ein neues Lied: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen“.

Jesus, der von Gott bestimmte, vorausgesagte und geoffenbarte Retter der Welt hat durch die Hingabe seines Lebens als Opfer für die Sünden eine ewig gültige Erlösung erworben.

9. Jesus – der ewige Hohepriester Gottes

9.1 Der priesterliche Vermittlung-Dienst zur Zeit des Alten Bundes

Kein Mensch kann direkt zu Gott nahen, er braucht einen Mittler. Diesen Dienst versah zur Zeit des Alten Testamentes (Sinaitischer Bund) der Priester. Dieser wurde am Anfang von Gott berufen und durch Mose eingesetzt. Der erste Priester, welcher das Volk Israel vor Gott vertrat war Aaron, der älteste Bruder von Mose (2Mose 28,1ff), deswegen wird er auch der Hohepiriester genannt (gr. ἀρχιερεὺς – archiereus). Das `archi ` bedeutet: er ist der Erste, das Haupt, der oberste Priester. Das Aaronitische Priestertum war in Kraft mit einigen Unterbrechungen bis zur Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n.Chr. Seitdem gibt es keinen Aaronitischen Priesterdienst mehr, denn dieser Dienst war ausschließlich an das Heiligtum (die Stiftshütte) und später den Tempel gebunden.

Wie wir sehen werden, war diese Priesterordnung eine vorübergehende Einrichtung und hatte ihre faktische Wirksamkeit mit dem Tod von Jesus am Kreuz beendet. Denn im Augenblick des Todes von Jesus zerris der Vorhang im inneren des Heiligtums von oben bis unten (Mt 27,51). Dies war ein deutlicher Hinweis, dass die Gegenwart Gottes nicht mehr im Allerheiligsten war. Der Opferdritus bestand zwar weiter, doch von der Sicht des Evangeliums ist er außer Kraft gesetzt worden ().

9.2 Die Verheißungen auf den ewigen Hohenpriester und ihre Erfüllung in Jesus

Gott begann schon lange vor der Einführung der Aaronitischen Priesterordnung den wahren und ewigen Hohenpriester vorauszuverkünden und zwar durch eine Person als Vorbild. In 1Mose 14 lesen wir von einer ungewönlichen Geschichte. Es geht um den Priesterkönig Namens Melchisedek.

Aber Melchisedek, der König von Salem, trug Brot und Wein heraus. Und er war ein Priester Gottes des Höchsten und segnete ihn und sprach: Gesegnet seist du, Abram, vom höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat; und gelobt sei Gott der Höchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat. Und Abram gab ihm den Zehnten von allem. (1Mose 14,18-19).

Melchisedek, ein Priesterkönig Gottes, vaterlos, mutterlos, stammbaumlos, eine durchaus geheimnisvolle Person und doch ist sie voller symbolischer Bedeutungen. Durch seinen Namen werden ein Titel und ein Charakterzug deutlich: ´Melchi´ ist die hebräische Bezeichnung für König, ´Sedek´ bedeutet Gerechtigkeit. Da er die Stadt Salem regiert, ist er auch König des Friedens. Salem (hebräisch: Schalom) bedeutet Friede. Nach jüdischer Überlieferung handelt es sich um die spätere Stadt Jerusalem. Melchisedek ist als Höherer der Aktive, der zuerst Handelnde. Er kommt Abraham entgegen und segnet ihn. Durch diese Segnung, welche er nicht von sich aus, sondern von Gott her ausspricht „gesegnet seist du, Abram, vom höchsten Gott“, wird sein priesterlicher Dienst, als Vermittler göttlichen Segens deutlich. Als Priester kommt er Abraham mit Brot und Wein entgegen. Dies sind Elemente mit Symbolkraft – Erlösung und Leben, beides ist später durch Jesus, den ewigen Hohenpriester, Realität geworden und wurde von ihm im Abendmahl wieder aufgegriffen und für die Gemeinde aller Zeiten als wiederholbare Handlung festgelegt.

Als Antwort oder Reaktion auf desse Segnung und Gaben, gibt Abraham den Zehnten von allem an Melchisedek. In 1Mose 14,20 steht pauschal „den Zehnten von allem“, so auch in Hebr 7,2. Die Gabe des Zehnten ist an einen Höheren (Melchisedek) entrichte wordent und bringt zugleich auch die Anerkennung der Hoheit und Priesterwürde zum Ausdruck (vgl. Hebr 7,4).

Nach etwa eintausend Jahren verheißt Gott mit einem Schwur durch David in Anlehnung an Melchisedek den wahren Hohenpriester. So steht in Psalm 110,4: „Der HERR hat geschworen und es wird ihn nicht gereuen: »Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedeks.« Der Hebräerbriefschreiber greift dieses Thema auf mit den Worten:

Dieser Melchisedek aber war König von Salem, Priester Gottes des Höchsten;; er ging Abraham entgegen, als der vom Sieg über die Könige zurückkam, und segnete ihn; ihm gab Abraham auch den Zehnten von allem. Erstens heißt er übersetzt: König der Gerechtigkeit; dann aber auch: König von Salem, das ist: König des Friedens. Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. So gleicht (ähnelt) er dem Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit. (Hebr 7,1-3).

Hier kann die Frage gestellt werden, warum denn das Aaronitische Priestertum nicht als Vorbild für den ewigen Priester Jesus genommen wurde? Der Hebräerbriefschreiber gibt uns darauf die Antwort:

4 Seht aber, wie groß der ist, dem auch Abraham, der Erzvater, den Zehnten gab von der eroberten Beute. Zwar haben auch die von den Söhnen Levis, die das Priestertum empfangen, ein Gebot, den Zehnten zu nehmen vom Volk nach dem Gesetz, also von ihren Brüdern, obwohl auch diese aus den Lenden Abrahams hervorgegangen sind. Der aber, der nicht von ihrem Stamm war, nahm den Zehnten von Abraham und segnete den, der die Verheißungen hatte. Nun ist aber unstreitig, dass das Geringere vom Höheren gesegnet wird. Und hier nehmen den Zehnten sterbliche Menschen, dort aber einer, dem bezeugt wird, dass er lebt. Um es nun so zu sagen: Auch Levi, der selbst den Zehnten nimmt, ist durch Abraham mit dem Zehnten belegt worden. Denn er war noch in den Lenden des Vaters, als Melchisedek ihm entgegenging. Wäre nun die Vollendung durch das levitische Priestertum gekommen – denn unter diesem hat das Volk das Gesetz empfangen –, wozu war es dann noch nötig, einen andern als Priester nach der Ordnung Melchisedeks einzusetzen, anstatt einen nach der Ordnung Aarons zu benennen? Denn wo das Priestertum verändert wird, da muss auch das Gesetz verändert werden. Denn der, von dem das gesagt wird, der ist von einem andern Stamm, von dem nie einer am Altar gedient hat. Denn es ist ja offenbar, dass unser Herr aus Juda hervorgegangen ist, dem Stamm, zu welchem Mose nichts gesagt hat vom Priestertum. Und das ist noch viel klarer, wenn in gleicher (ähnlicher) Weise wie Melchisedek ein anderer Priester auftritt, der es nicht geworden ist nach dem Gesetz eines fleischlichen Gebots, sondern nach der Kraft unzerstörbaren Lebens. Denn es wird bezeugt (Psalm 110,4): »Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.« Denn damit wird das frühere Gebot aufgehoben – weil es schwach und nutzlos war; denn das Gesetz brachte nichts zur Vollendung –, und eingeführt wird eine bessere Hoffnung, durch die wir Gott nahen. Und das geschah nicht ohne Eid. Denn jene sind zwar ohne Eid Priester geworden, dieser aber durch den Eid dessen, der zu ihm spricht (Psalm 110,4): »Der Herr hat geschworen und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester in Ewigkeit.« So ist Jesus Bürge eines viel besseren Bundes geworden. Auch sind es viele, die Priester wurden, weil der Tod sie nicht bleiben ließ; dieser aber hat, weil er ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum. Daher kann er auch für immer selig machen (retten), die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie. Denn einen solchen Hohenpriester mussten wir auch haben, der heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern geschieden und höher ist als die Himmel. Er hat es nicht nötig wie jene Hohenpriester, täglich zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für alle Mal getan, als er sich selbst opferte. Denn das Gesetz macht Menschen zu Hohenpriestern, die Schwachheit an sich haben; dies Wort aber des Eides, der nach (etwa 600 Jahre nach der Gesetzgebung) dem Gesetz gesagt ist, setzt den Sohn ein, der ewig und vollkommen ist. (Hebr 7,4-28).

Einige Gedanken zu diesem Text:

  • Melchisedek ist größer als Abraham, denn er ist ein Pristerkönig – Gerechtigkeit und Frieden zieren sein Leben.
  • Melchisedek ist größer als Abraham, denn er ist der Segnende und er ist es, der symbolhaft (mit Brot und Wein) auf das Heil, die Erlösung hinweist (Mt 26,26-27).
  • Zum Dank für die empfangenen geistlichen Segnungen und als Anerkennung seiner Hoheit seiner Würde und seines wertvollen Dienstes, gibt Abraham ihm den Zehnten von allem.
  • Die mit einem Eid bekräftigte Verheißung eines anderen Priesters, machte Gott in der Zeit während das Aaronitische Priestertum im Dienst war. Es bedeutete, dass die bestehende Ordnung vorübergehend ist und dass Gott in der Zukunft eine bessere, ewige und daher vollkommene Priesterdienstordnung einführen wird.
  •  Im Gegensatz zu den irdischen Priestern, hat Christus als sündloses, fehlerloses Lamm Gottes für die Erlösung Vieler sich selbst als Opfer hingegeben.
  • Die Verheißung, welche Gott in Psalm 110,4 gegeben hat, bezieht sich auf den Herrn, der in Psalm 110,1 aufgefordert wird sich zur Rechten des HERRN zu setzen, das ist der Messias – Jesus Christus.
  • Mit der Einführung einer neuen Priesterordnung wird zeitgleich ein Neuer Bund (Testament) gestiftet (Mt 26,26-27; Jer 31,31-34).
  • Dieser Neue Bund enthält klare Bedingungen, wie nun ein Mensch zu Gott nahen kann.
  • Damit ist die erste, vorläufige, schwache und nur vorbildhafte Einrichtung (Priester, Stiftshütte / Tempel, tägliche Ofer) durch die vollkommene Ordnung abgelöst worden.

Anmerkung: Die Diskussion über die Wiederherstellung der früheren Pristerordnung mit Tempel und Opferdienst in Jerusalem wäre nicht nur nutzlos, sondern sie würde auch das gesamte Werk der Erlösung chmälern, Ja, es glieche einem Verrat an Jesus.

Der Hebräerbriefschreiber fährt fort in Kapitel 8,1-13 mit:

Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel und ist ein Diener am Heiligtum und am wahrhaftigen Zelt, das der Herr aufgerichtet hat und nicht ein Mensch. Denn jeder Hohepriester wird eingesetzt, um Gaben und Opfer darzubringen. Darum muss auch dieser etwas haben, das er opfert. Wenn er nun auf Erden wäre, so wäre er nicht Priester, weil da schon solche sind, die nach dem Gesetz die Gaben opfern. Sie dienen aber dem Abbild und Schatten des Himmlischen, wie die göttliche Weisung an Mose erging, als er das Zelt errichten sollte (2. Mose 25,40): »Sieh zu«, heißt es, »dass du alles machst nach dem Bilde, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist.« 6 Nun aber hat er ein höheres Amt empfangen, wie er ja auch der Mittler eines besseren Bundes ist, der auf bessere Verheißungen gegründet ist. Denn wenn jener erste Bund untadelig gewesen wäre, würde nicht Raum für einen andern gesucht. Denn er tadelt sie und sagt (Jeremia 31,31-34): »Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da will ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern gemacht habe an dem Tage, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen. Denn sie sind nicht geblieben in meinem Bund; darum habe ich auch nicht mehr auf sie geachtet, spricht der Herr. Denn das ist der Bund, den ich schließen will mit dem Haus Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will meine Gesetze in ihren Sinn geben, und in ihr Herz will ich sie schreiben und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Und es wird niemand seinen Mitbürger lehren noch jemand seinen Bruder und sagen: Erkenne den Herrn! Denn sie alle, Klein und Groß, werden mich erkennen. Denn ich will gnädig sein ihren Missetaten, und ihrer Sünden will ich nicht mehr gedenken.« Indem er sagt: »einen neuen Bund«, hat er den ersten zu einem alten gemacht. Was aber alt wird und betagt ist, das ist dem Ende nahe. (Hebr 8,1-13).

Gedanken zu diesem Text:

  • Jesus ist aufgefahren gen Himmel und hat sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt (Lk 24,51).
  • Die früheren Einrichtungen dienten als Schattenbilder der himmlischen Wirklichkeiten. Alles Irdische vergeht, das Himmlische bleibt.
  • Der Neue Bund ist von Gott in der Zeit, als der Alte noch in Kraft war, verheißen worden.
  • Im Neuen Bund ist das Zentrale – die endgültige Vergebung der Übertretungen und Sünden (durch das Blut Jesu Christi).
  • Es erfordert viel Sorgfalt bei der Feststellung, was ist nun alt, verjährt, ungültig und was hat immer noch seine Bedeutung und Wirksamkeit im Neuen Bund. Es bleiben die Gebote Gottes, welche die Beziehung des Menschen zu Gott und dem Nächsten regeln und zwar nicht einfach nur dem Buchstaben nach, sondern wie Jesus sie interprätiert und anwendet. Neu jedoch ist der Heilsweg, wie ein Mensch Gott nahen kann, wie oder wodurch er gerecht wird, wie und durch wen er erlöst und gerettet wird.

In Hebräer 6,16-20 steht geschrieben:

Denn Menschen schwören ja bei einem Größeren, und für sie ist der Eid das Ende alles Widerspruchs und dient als Bürgschaft. Darum hat Gott, als er den Erben der Verheißung in noch stärkerem Maße beweisen wollte, wie unabänderlich sein Ratschluss ist, sich mit einem Eid verbürgt, damit wir durch zwei unabänderliche Handlungen, in denen Gott unmöglich lügen konnte, eine starke Ermutigung haben, wir, die wir unsere Zuflucht dazu genommen haben, die dargebotene Hoffnung zu ergreifen. Diese [Hoffnung halten wir fest als einen sicheren und festen Anker der Seele, der auch hineinreicht ins Innere, hinter den Vorhang, wohin Jesus als Vorläufer für uns eingegangen ist, der Hoherpriester in Ewigkeit geworden ist nach der Weise Melchisedeks.

In Hebräer 9,11-12 steht;

Christus aber ist gekommen als ein Hoherpriester der zukünftigen Güter durch die größere und vollkommenere Stiftshütte, die nicht mit Händen gemacht ist, das ist: die nicht von dieser Schöpfung ist. Er ist auch nicht durch das Blut von Böcken oder Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben. (vgl. auch Joh 10,11.15-18).

Der Apostel Paulus hebt die Einmaligkeit des Mittlerdienstes von Jesus hervor mit den Worten

aus 1Timotheus 2,5: „Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus.“

9.3 Jesus versieht Priesterdienst bereits während seines irdischen Lebens

Obwohl Jesus zu seinen Lebzeiten nicht ausdrücklich mit dem verheißenen Priestertitel in Verbindung gebracht wurde, übte er diesen Dienst doch praktisch aus. So sagte er zu Petrus: „Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre; und wenn du einst umgekehrt bist, so stärke deine Brüder!“ (Lk 22,31-32).

Und im Rahmen seiner Abschiedsreden tut er Fürbitte für seine Jünger und die späteren Nachfolgern:

Solches redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen: Verherrliche deinen Sohn, auf dass der Sohn dich verherrliche; 

so wie du ihm Macht gegeben hast über alle Menschen, auf dass er ihnen alles gebe, was du ihm gegeben hast: das ewige Leben. Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. Nun wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass du mich gesandt hast.“

Ich bitte für sie. Nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, die du mir gegeben hast, denn sie sind dein.“ (V.9).

Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen verherrlicht.

Und ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir. Solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist verloren außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.“ (V. 11-12).

Nun aber komme ich zu dir, und dies rede ich in der Welt, auf dass meine Freude in ihnen vollkommen sei. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hasst sie; denn sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.

Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.“ (V. 15-17).

Wie du mich gesandt hast in die Welt, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Ich heilige mich selbst für sie, auf dass auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.

Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, dass sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“ (V. 20-21).

Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, auf dass sie eins seien, wie wir eins sind,

23 ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.

Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe die Welt gegründet war.“ (V. 24).

Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen. (Joh 17,1-26

Christus der wahre Hohepriester Gottes bezieht seine Nachfolger in seinen Dienst mit ein:

9.4 Die Gläubigen sind ein Volk von Priestern

In Anlehnung an 2Mose 19,6: „ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein!“ schreibt der Apostel Petrus an die Gläubigen in der Zerstreuung (1Petr 2,9-10): „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk zum Eigentum, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat aus der Finsternis in sein wunderbares Licht; die ihr einst nicht sein Volk wart, nun aber Gottes Volk seid, und einst nicht in Gnaden wart, nun aber in Gnaden seid.“ (Hosea 2,25).

Und der Apostel Paulus reiht sich in diesen Dienst ein wenn er an die Gläubigen in Rom schreibt: „dass ich ein Diener Jesu Christi für die Heiden sein soll, der priesterlich dient am Evangelium Gottes, damit das Opfer der Heiden wohlannehmbar werde, geheiligt durch den Heiligen Geist.“ (Röm 15,16).

Der Gebetsdienst der Gläubigen wird in Offenbarun 5,8 beschrieben: „Und als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die 24 Ältesten vor dem Lamm nieder, und sie hatten jeder eine Harfe und eine goldene Schale voll Räucherwerk; das sind die Gebete der Heiligen.“

Was Christus als Erstling geworden ist, teilt er auch mit seinen Jüngern, denn auch sie dürfen Priester Gottes sein:

Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut und uns zu Königen und Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater, ihm sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (Offb 1,5-6).

Die Fürbitte zum Beispiel ist im priesterlichen Dienst der Gläubigen eingeschlossen (Kol 4,12; Eph 6,18-20).

Jesus Christus bleibt auch für alle Ewigkeit Hoherpriester !

Fragen / Aufgaben:

  1. Welche Bedeutung hatte das Aaronitische Priestertum?
  2. Was ist uns über die geheimnisvolle Person des Melchisedek bekannt?
  3. Warum wird er und nicht Aaron, zum Vorbild für den ewigen Hohenpriester Jesus?
  4. Welche Dienste oblagen dem Hohenpriester Melchisedek, Aaron? Und welche Dienste übernimmt Jesus?
  5. Inwieweit sind die Nachfolger von Jesus in den Priesterdienst einbezogen und wo sind ihre Grenzen?
  6. Was für eine Vermittlung wird noch in der Ewigkeit benötigt?

10. Jesus – der König der Könige

10.1 Woher kommt die Idee vom König?

Die Idee, der Gedanke `König` muss von Gott kommen, wie wir in 2Mose 15,18 lesen: „Der HERR wird König sein immer und ewig“. Schon in der Zeit der Patriarchen gab Gott Hinweise für ein Königtum (1Mose 17,6).

Der Titel König, gr. `βασιλευς` (hebr. Melech) ist sehr alt und reicht in die Urzeit zurück, in der Könige als Stadtkönige regierten (1Mose 14,8-18).  Der Begriff ´βασιλεια´ beschreibt das durch einen König beherrschte Reich (Königreich, Königsherrschaft).

Der erste Hinweis über einen König im zukünftigen  Israel gab Gott Sara, der Frau des Abraham in 1Mose 17,6: „Und ich will dich sehr fruchtbar machen und will aus dir Völker machen und auch Könige sollen von dir kommen.“

Auch im Segen Isaaks über Jakob (1Mose 27,29) ist die Verheißung der Herrschaft über Nationen versteckt enthalten: „Völker sollen dir dienen, und Stämme sollen dir zu Füßen fallen.“

Jakob selber hat es nie erlebt über Völker zu herrschen, demnach mußte sich diese Verheißung zu einem späteren Zeitpunkt erfüllen. Als dann Jakob in Ägypten seine 12 Söhne segnete, bekam Juda, der vierte Sohn, einen besonderen Segen und die Verheißung eines Herrschers: „Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis dass der Held komme, und ihm werden die Völker anhangen.“ (1Mose 49,10). Hier wird also der Faden der Verheißung an Sara (1Mose 17,6.15) wieder aufgegriffen und auf den einen bestimmten Nachkommen aus dem Stamm Juda eingeengt.

Im sogenannten Königsgesetz (5Mose 17,14-20) wird das kommende Königreich vorausgesetzt und Gott ordnet in weiser Voraussicht an, in welchem Rahmen sich die vorläufigen Könige Israels zu bewegen haben.

Wenn du in das Land kommst, das dir der HERR, dein Gott, geben wird, und es einnimmst und darin wohnst und dann sagst: Ich will einen König über mich setzen, wie ihn alle Völker um mich her haben, so sollst du den zum König über dich setzen, den der HERR, dein Gott, erwählen wird. Du sollst aber einen aus deinen Brüdern zum König über dich setzen. Du darfst nicht irgendeinen Ausländer, der nicht dein Bruder ist, über dich setzen. (5Mose 17,14-15).

Einige hundert Jahre vergingen, in denen Israel durch Richter und den jeweiligen Hohenpriester gerichtet, geführt und auch vor Gott vertreten wurde. Dann kam die Zeit, dass der Ruf nach einem König immer lauter wurde und weil das Volk eigenwillig und voreilig handelte, gab Gott ihnen einen König aus dem Stamm Benjamin, Saul, den Sohn des Kisch. Dieses Königtum war vorübergehend und Gott handelte diesmal souverän, indem er David, den Bethlehemiten durch den Propheten Samuel zum König über Israel salben ließ. Hier wird also der Faden der Verheißung an Sara, Jakob und Juda wieder aufgenommen. David ist ein Nachkomme Judas, des vierten Sohnes von Jakob (1Mose 49,10).

10.2 Die Verheißung des wahren Königs

Bevor der König David starb, verhieß ihm Gott, oder man kann auch sagen, bestätigte ihm Gott die Verheißung des Königtums durch seinen Nachkommen. „Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern schlafen legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich.“ (2Samuel  7,12-13). Zum Teil wörtlich zitiert der Engel Gabriel diese Verheißung in der Ankündigung der Geburt des Messuas an Maria (Lk 1,31-33).

In der Zeit nach Salomo hat Gott des öfteren die Verheißung des Königtums für den Nachkommen Davids wiederholt und bekräftigt. So zum Beispiel durch den Propheten Jesaja:

Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth. (Jes 9,5-6). Diese Verheißung wird im NT zwar nicht ausdrücklich zitiert, sie ist aber in einem Kontext eingebettet, der von Matthäius zitiert wird (vgl. Jes 8,23-9,1; mit Mt 4,13-16). Auch mehrere Stellen im NT decken sich mit Jes 9,5-6 zum Beispiel Mt 1,21; Lk 1,26-33; Mt 2,2-5; Gal 4,4.

Und durch den Propheten Jeremia ließ Gott sagen: „Sie werden nicht mehr Fremden dienen, sondern dem HERRN, ihrem Gott, und ihrem König David, den ich ihnen erwecken will.“ (Jer 30,8-9). Gemeint ist der Nachkomme Davids aus 2Sam 7,12-13 der von vielen in Israel als der Sohn Davids erkannt und auch anerkannt wurde (Mt 9,27; 15,22;20,30.51; Mk 11,10).

Der Prophet Hosea schreibt dazu: „Danach werden sich die Israeliten bekehren und den HERRN, ihren Gott, und ihren König David suchen und werden mit Zittern zu dem HERRN und seiner Gnade kommen in letzter Zeit.“ (Hos 3,5). Das begann sich zu erfüllen ab dem Pfungsttag (Apg 2,37-42; 6,1.7; 11,21; 15,16; 21,20).

Der Ap. Paulus zitiert den Propheten Jesaja in Römer 15,12: „Und wiederum spricht Jesaja (Jesaja 11,10): »Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais und wird aufstehen, um zu herrschen über die Heiden; auf den werden die Heiden hoffen.« Beachten wir, dass die Herrschaft dieses Königs sich auf alle Heiden erstreckt und auf Ihnwerden die Narionen ihre Hoffnung setzen.

10.3 Der König wird geboren

Dann kommt eines Tages die Fülle der Zeiten und Gott schickt seinen Engel in eine Stadt mit Namen Nazaret zu einer Jungfrau, die hieß Maria mit der Botschaft:

Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben,  und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. (Lk 1,31-33).

Und so kam die Erfüllung der Verheißung dem David gegeben und Gott offenbarte seinen Sohn als König Israels. „Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten. (Mt 2,1-2). Es vergehen fast 30 Jahre und aus dieser Zeit sind nur wenige Details über das Leben von Jesus überliefert wirden.

Nach der Taufe am Jordan gibt Jesus sich dem Nathanael zu erkennen als der König Israels: „Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel.“ (Joh 1,49).

Schon zu Beginn des Dienstes machte Jesus deutlich, was der Kern seiner Botschaft ist, nämlich das Reich Gottes, oder die Königsherrschaft Gottes (Mt 4,17; Mk 1,15).

Im Laufe seiner Wirksamkeit spricht Jesus also mehr von der Königsherrschaft Gottes und weniger von sich als König. Dienen hat hier Priorität in seinem Leben, wie sein Verhalten nach der Speisung der Fünftausend deutlich macht: „Als Jesus nun merkte, dass sie kommen würden und ihn ergreifen, um ihn zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg, er selbst allein.“ (Joh 6,14-15).

Doch nach dem Einzug in Jerusalem vor dem Passahfest, gab er sich Israel deutlich zu erkennen, indem er die Prophezeihung aus dem Propheten Sacharia zur Erfüllung brachte. So schreibt der Ev. Matthäus: „Die Menge aber, die ihm voranging und nachfolgte, schrie: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“ (Mt 21,9). Was das Volk hier ausruft ist ein Zitat aus Ps 118,25 und als Teil eines Wahlfahrtsliedes wurde es gesungen oder gesprochen zum Anlaß der Feste in Jerusalem. Diesmal jedoch werden diese Worte der Person Jesu zugesungen. Hosianna ist eigentlich ein Hilferuf und dieser Hilferuf, der in sich die ganze Hoffnung Israels birgt, wird Jesus, dem lang erwarteten und ersehntem Nachkommen Davids zugerufen. Sohn Davids ist ein Titel für den Messias Israels.

Abbildung 23 Eselin mit ihrem Fohlen in Therma auf der griechischen Insel Kos (Foto: 16. Mai 2015).

Der Ev. Matthäus schreibt dazu: „Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien: Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie sich (…).“ (Mt 21,15).

Hier wird nochmal deutlich, Gott offenbart sich den Unmündigen, in diesem Fall buchstäblich den Kindern im Volk Israel und verschloß die Augen der Weisen und Klugen (Mt 11,25-26). Und der Ev. Markus ergänzt die Hilfe,- und Jubelrufe mit den Worten: „Gelobt sei das Reich unseres Vaters David, das da kommt! Hosianna in der Höhe.“ (Mk 11,10). Hier wird also deutlich, dass das jüdische Volk in Jesus den König des verheißenen Davids Reiches erkennen.

Johannes ergänzt weiter die Rufe des Volkes mit den Worten: „(…) nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und riefen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel!“ (Joh 12,13). Das Volk spricht es deutlich aus, Jesus wird erkannt als der König Israels. Gott hat vor über vierhundert Jahren durch den Propheten Sacharia dieses Ereignis vorausgesagt: „Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ (Sach 9,9).

Abbildung 24 Die drei königlichen Insignien (Zeichnung 2016).

Als Jesus vor dem Statthalter Pilatus stand, gab er auf dessen Frage: „Bist du der König der Juden“, doch ein klares Ja:

Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt. Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.“ (Joh 18,36-37).

Die Führung des jüdischen Volkes lehnte Jesus als ihren König ab. „Von da an trachtete Pilatus danach, ihn freizulassen. Die Juden aber schrien: Lässt du diesen frei, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser.“ (Joh 19,12). Und so wurde Jesus von offizieller Seite und unter dem Druck der jüdischen Führung als der König Israels abgelehnt. Wie kann ein Messias-König, der zum Tode verurteilt und schließlich gekreuzigt wird, der Hoffnungsträger Israels sein?

10.4 Das Zeugnis der Apostel

Doch der Ap. Petrus stützt sich auf die Verheißungen und deren Erfüllung in seiner Predigt am Pfingsttag in Jerusalem:

Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst – diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt und hat aufgelöst die Schmerzen des Todes, wie es denn unmöglich war, dass er vom Tode festgehalten werden konnte. Denn David spricht von ihm (Psalm 16,8-11): »Ich habe den Herrn allezeit vor Augen, denn er steht mir zur Rechten, damit ich nicht wanke.  Darum ist mein Herz fröhlich, und meine Zunge frohlockt; auch mein Leib wird ruhen in Hoffnung. Denn du wirst mich nicht dem Tod überlassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe. Du hast mir kundgetan die Wege des Lebens; du wirst mich erfüllen mit Freude vor deinem Angesicht.« Ihr Männer, liebe Brüder, lasst mich freimütig zu euch reden von dem Erzvater David. Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf diesen Tag. Da er nun ein Prophet war und wusste, dass ihm Gott verheißen hatte mit einem Eid, dass ein Nachkomme von ihm auf seinem Thron sitzen sollte, hat er’s vorausgesehen und von der Auferstehung des Christus gesagt: Er ist nicht dem Tod überlassen, und sein Leib hat die Verwesung nicht gesehen. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen.“ (Apg 2,22-32).

Beachten wir, dass Petrus Bezug nimmt auf die Verheißung Gottes an David in 2Samuel 7,12-13 und deutet sie auf den gekreuzigten und auferstandenen Jesus als erfüllt. Jesus ist also zur Rechten des Vaters auf dem Thron als König in seinem Amt für alle Ewigkeit eingesetzt.

Dem Ap. Paulus und den Jüngern in Thessalonich wird vorgeworfen, sie verkündigen einen anderen als König, nämlich Jesus und lehnen damit den Kaiser ab. „die beherbergt Jason. Und diese alle handeln gegen des Kaisers Gebote und sagen, ein anderer sei König, nämlich Jesus.“ (Agg 17,7).

Jesus ist zwar im Himmel, doch herrscht er ununterbrochen im Siegeszug als König. So wird über seinen siegreichen Kampf geschrieben: „Die werden gegen das Lamm kämpfen und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und die mit ihm sind, sind die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen.“ (Offb 17,14; dazu auch 19,16). Beachten wir, dass der Doppeltitel `König der Könige` in 1Tim 6,10 Gott dem Vater zugeschrieben wird. Dies erklärt sich durch die Übertragung aller Vollmachten auf den Sohn (Mt 28,18).

Eines Tages wird der König seinen siegreichen Kampf beendet haben: „danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat. Denn er muss herrschen, bis Gott ihm »alle Feinde unter seine Füße legt« (Psalm 110,1). Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.“ (1Kor 15,24-26).

Als König wird Jesus vom Himmel kommen um das Gericht zu halten und die Seinen in sein Ewiges Reich einladen.

Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt.“ (Mt 25,31-34).

Was Jesus in uneingeschränktem Maße ist, dürfen auch seine Kinder teilweise wiederspiegeln. So schreibt  Petrus: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“ (1Petr 2,9).

Und der Ap. Johannes schreibt von der Insel Patmos aus: „(…) und uns zu einem Königreich und Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater, ihm sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ (Offb 1,6).

Als ewiger König aller Könige wird Jesus in alle Ewigkeit auf dem Thron seines Vaters sitzen und regieren. Dieses sein Reich ist ein Reich der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freude (Röm 14,17).

Fragen / Aufgaben:

Warum spricht Jesus mit Vorliebe von sich als dem Menschensohn?

11. Jesus – HERR der Herren

11.1 Die Erhabenheit des HERRN über alle Herren

In vier Textstellen wird diese Erhabenheit Gottes des Herrn und seines Christus beschrieben. Bereits Mose erlebte zusammen mit dem Volk Israel die Erhabenheit des Jahwe über alle irdischen Herren. Nach der vierzigjährigen Wüstenwanderung.bezeugte er:

Denn der HERR, euer Gott, ist der Gott aller Götter und der Herr über alle Herren, der große Gott, der Mächtige und der Schreckliche, der die Person nicht ansieht und kein Geschenk nimmt. (5Mose 10,17).

Die Überlegenheit des HERRN über Alle und Alles war offensichtlich.

Der Ap. Paulus schreibt an seinen Mitarbeiter Timorheus:

Ich gebiete dir vor Gott, der alle Dinge lebendig macht, und vor Christus Jesus, der unter Pontius Pilatus bezeugt hat das gute Bekenntnis, dass du das Gebot unbefleckt und untadelig bewahrst bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus, welche uns zeigen wird zu seiner Zeit der Selige und allein Gewaltige, der König aller Könige und Herr aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann. Dem sei Ehre und ewige Macht! Amen. (1Tim 6,13-16).

Und in der Offenbarung Jesu Christi wird diese Erhabenheit dem Iamm, welches kämpft und siegt zugeschrieben:

Diese sind eines Sinnes und geben ihre Kraft und Macht dem Tier. . Die werden gegen das Lamm kämpfen, und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und die mit ihm sind, sind die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen. (Offb 17,13-14).

Im selben Buch wird diese Erhabenheit noch einmal auf Christus bezogen:

Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hieß: Treu und Wahrhaftig, und er richtet und kämpft mit Gerechtigkeit. Und seine Augen sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Kronen; und er trug einen Namen geschrieben, den niemand kannte als er selbst. Und er war angetan mit einem Gewand, das in Blut getaucht war, und sein Name ist: Das Wort Gottes. Und ihm folgten die Heere im Himmel auf weißen Pferden, angetan mit weißer, reiner Seide. Und aus seinem Munde ging ein scharfes Schwert, dass er damit die Völker schlage; und er wird sie regieren mit eisernem Stabe; und er tritt die Kelter, voll vom Wein des grimmigen Zornes Gottes, des Allmächtigen, und trägt einen Namen geschrieben auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte: König aller Könige und Herr aller Herren. (Offb 19,11-16).

Der ewige und allein wahrer Gott und Vater überträgt seine Vollmacht auf seinen einzigen und geliebten Sohn Jesus Christus (Ps 110,1; Dan 7,13-14; Mt 28,18).

11.2 Gott offenbarte sich als HERR in der Geschichte

In seinem Übermut stellte Pharao die Frage an Mose: „Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse und Israel ziehen lasse? Ich weiß nichts von dem HERRN, will auch Israel nicht ziehen lassen.“ (2Mose 5,2). Und was sagt der HERR dazu?

Da sprach der HERR zu Mose: Mach dich morgen früh auf und tritt vor den Pharao und sage zu ihm: So spricht der HERR, der Gott der Hebräer: Lass mein Volk ziehen, dass es mir diene; sonst werde ich diesmal alle meine Plagen über dich selbst senden, über deine Großen und über dein Volk, damit du innewirst, dass meinesgleichen nicht ist in allen Landen. Denn ich hätte schon meine Hand ausrecken und dich und dein Volk mit Pest schlagen können, dass du von der Erde vertilgt würdest. Aber dazu habe ich dich erhalten, dass meine Kraft an dir erscheine und mein Name verkündigt werde in allen Landen. (2Mose 9,13-16; Röm 9,17).

Nahezu 7000 mal kommt die Bezeichnung `Herr` in der Bibel vor und bezieht sich in den meisten Fällen auf den einen Gott Israels. Schon bei der Schöpfung wird Gott als der HERR bezeichnet (hebr. הוהי – JHWH-Jahwe), so in 1Mose 2,4: „Dies ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden. An dem Tag, als Gott, der HERR, Erde und Himmel machte.“ In der Hebräischen Bibel steht für `Herr` meistens `JHWH`.  In einigen deutschen Übersetzungen steht zur Unterscheidung für `JHWH` – `HERR` – groß geschrieben und für `Adonai` – Herr, klein geschrieben. Diese beiden Bezeichnungen wurden in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments durchweg mit `κύριος – kyrios – Herr` übersetzt.

Auch in diesem Abschnitt wollen wir auf Spurensuche gehen. Wo ist bereits im Alten Testament der Christus mit `HERR oder Herr` bezeichnet worden?

11.3 Christus der HERR

Der erste Hinweis auf Christus als „HERRN“ finden wir in 1Mose 18,22, dort steht geschrieben: „Und die Männer wandten sich von dort und gingen nach Sodom; Abraham aber blieb noch vor dem HERRN stehen (oder: „der HERR aber blieb vor Abraham stehen“). Deutlich wird hier zwischen den zwei Boten und dem HERRN unterschieden, obwohl alle drei für Abraham in Männergestalt erkannt wurden (1Mose 18,1.2.22). Man kann hier von einer `anthropomorphen` Erscheinung sprechen, einer Erscheinung des Herrn oder der Engel wie in Menschengestalt.

Aus der gesamtbiblischen Offenbarung wissen wir, dass Gott selbst in seiner göttlichen Gestalt (Theotis) von niemandem jemals gesehen wurde oder gesehen werden kann (2Mose 33,20; Joh 1,18; 1Tim 6,16). Daher erkennen wir bereits bei der Begegnung mit Abraham im Hain Mamre (dem späteren Hebron) die Offenbarung des Christus wie in Menschengestalt.

In Johannes 8,56-58 sagt Jesus: „Abraham, euer Vater, jubelte, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich. Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war (gr. γενέσθαιgenesthai – wurde) bin ich (gr. ἐγὼ εἰμί – egö eimi).“ Beachten wir hier die grammatischen Formen von „sein“ und „werden“. Abraham ist zu seiner Zeit geworden, entstanden, Jesus dagegen „ist existent“ bevor Abraham wurde. Dieser Anspruch empörte die Juden und sie griffen zu den Steinen um Jesus zu töten. Nach ihrem Verständnis maßte Jesus sich Göttlichkeit an und dies war für sie Gotteslästerung (Joh 8,59; vgl. auch mit 10,33 und 5,17-18). Und hier verschmelzt das ewige  „Sein Gottes des Vaters mit dem ewigen „Sein des Sohnes in eins, denn als Gott sich dem Mose vorstellte (2Mose 3,14), sprach er zu ihm: „Ich bin, der ich bin (gr. ἐγὼ εἰμί – egö eimi).“ „Dann sprach er: So sollst du zu den Söhnen Israel sagen: Der „Ich bin“ hat mich zu euch gesandt. Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Söhnen Israel sagen: Jahwe (LXX: κύριοςkyrios – HERR), der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name in Ewigkeit, und das ist meine Benennung (gr. μνημόσυνον – mn¢mosynon – Gedenken) von Generation zu Generation.(2Mose 3,14-15 Elbf.). Dies erinnert uns an die häufig verwendete Selbstbezeichnung von Jesus: `Ich bin` oder `ich bin`s` in den Evangelienberichten (Mk 14,62; Lk 22,70; Joh 4,26; 6,20.35; 7,29; 8,12.16.18.24.28.58; 10,11.14; 11,25; 14,6; 18,37).

11.4 Der Zusammenhang des Titels mit der Person von Jesus

Wie wir gesehen baben, wird im Alten Testament oft das zweifache `HERR, Herr`, verwendet (Psalm 110,1). Im Hebräischen steht dort „Jahwe, Adonai“.

Auch Maleachi, der letzte der Propheten des Alten Testamentes betont das Kommen des Messias als „Herrn“: „Siehe, ich will meinen Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt!, spricht der HERR Zebaoth.“ (Mal 3,1).

Im Neuen Testament wird die Bezeichnung „Herr“ eindeutig auch auf Jesus übertragen, so in Lukas 2,11 „denn euch ist heute der Heiland (Retter) geboren, welcher ist Christus, der Herr (kyrios), in der Stadt Davids.

Doch auch schon David bezeichnet den Messias als Herrn in Psalm 110,1: „Ein Psalm Davids.“ Der HERR sprach zu meinem Herrn (gr. „ειπεν ο κυριος τω κυριω μου“): »Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache.« Und Jesus greift diese Aussage auf in Matthäus 22,41-46 auf: „Als nun die Pharisäer beieinander waren, fragte sie Jesus: Was denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? Sie antworteten: Davids. Da fragte er sie: Wie kann ihn dann David durch den Geist Herr (kyrios) nennen, wenn er sagt (Psalm 110,1): »Der Herr sprach zu meinem Herrn (kyrios): Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße lege«? Wenn nun David ihn (den Christus) Herr (kyrios) nennt, wie ist er dann sein Sohn? Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, auch wagte niemand von dem Tage an, ihn hinfort zu fragen.“ Der Ap. Paulus greift diese Prophetie aus Psalm 110,1 auf im Zusammenhang der Auferstehung der Toten durch Jesus Christus: „Denn er muss herrschen, bis Gott »alle Feinde unter seine Füße gelegt hat« (1Kor 15,25; Psalm 110,1).

In Jesaja 6,1-8 wird die Berufung von Jesaja zum Propheten beschrieben:

In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel. 2 Serafim standen über ihm; ein jeder hatte sechs Flügel: Mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße und mit zweien flogen sie. 3 Und einer rief zum andern und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! 4 Und die Schwellen bebten von der Stimme ihres Rufens und das Haus ward voll Rauch. 5 Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den HERRN Zebaoth, gesehen mit meinen Augen. 6 Da flog einer der Serafim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, 7 und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei. 8 Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich! 9 Und er sprach: Geh hin und sprich zu diesem Volk: Höret und verstehet’s nicht; sehet und merket’s nicht! 10 Verfette das Herz dieses Volks und ihre Ohren verschließe und ihre Augen verklebe, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch verstehen mit ihrem Herzen und sich nicht bekehren und genesen. (Jes 6,1-8).

Johannes zitiert aus diesem Text.

11.5 Jesus lässt es nicht nur zu, sondern bezeichnet sich selbst als Herr

so sagt er zu seinen Jüngern: „Ihr nennt mich Meister und Herr (kyrios) und sagt es mit Recht, denn ich bin’s auch.“ (Joh 13,13).

Und Thomas ruft aus als er Jesus vor sich sieht: „Mein Herr (kyrios) und mein Gott!“

Die Apostel betonen mit großer Bestimmtheit: „So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn (kyrios) und Christus gemacht hat.“ (Apg 2,36). Ebenso stellt Paulus die Herrschaft Christi heraus mit der Begründung aus dem Popheten Jesaja: „Und wiederum spricht Jesaja (Jesaja 11,10): »Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais und wird aufstehen, um zu herrschen über die Heiden; auf den werden die Heiden hoffen« (Röm 15,12).

Weitere Belege, die deutlich machen, dass die Anrufung des Herrn im Alten Testament, sich nun auch auf die Person von Jesus bezieht:

Ps 34,9 „Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!“ (Von Petrus in 1Petr 2,3-4 zitiert und auf Jesus bezogen).

Röm 10,13: „Denn »wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden.“ (Zitat aus Joel 3,5) hier von Paulus auf Jesus bezogen. Ebenso in 1Kor 8,5-6: „Und obwohl es solche gibt, die Götter genannt wrden, es sei im Himmel oder auf Erden, wie es ja viele Götter und viele Herren gibt, so haben wir doch nur einen (Zahlwort) Gott ((εἷς θεὸς – eis theos), den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm, und einen (Zahlwort) Herrn (εἷς κύριος – eis kyrios), Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn.“ (1Kor 8,5-6).

Weiter schreibt der Ap. Paulus in Epheser 4,4-6: „ein“ Leib und „ein“ Geist, wie ihr auch berufen seid zu „einer“ Hoffnung eurer Berufung; „ein“ Herr (kyrios), „ein“ Glaube, „eine“ Taufe; „ein“ Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“  Es scheint, als ob hier `Herr`  auf Christus bezogen wird, neben `Gott dem Vater`.

In Phil 2,9-11 schreibt Paulus von Jesus: „Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr (kyrios) ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.“

Was Gott dem Vater zugeschrieben wird, trifft auch auf den Sohn zu, so der Vergleich von 1Tim 6,15 mit Offb 17,14 „Die werden gegen das Lamm kämpfen und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und die mit ihm sind, sind die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen.“ Offb 19,16 „und trägt einen Namen geschrieben auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte: König aller Könige und Herr aller Herren.

Die Beziehung der Gläubigen zu Jesus ist in diesem Zusammenhang, wie die der Knechte zu ihrem Herrn, wie die Apostel in ihren Briefen immer wieder betonen (Röm 1,1; 2Petr 1,1), doch auch sie haben Anteil an den Vollmachten ihres Herrn:

Offb 22,3 „Und es wird nichts Verfluchtes mehr sein. Und der Thron Gottes und des Lammes wird in der Stadt sein, und seine Knechte werden ihm dienen.

Dan 7,27 „Aber das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen.

Jesus hat von seinem Vater alle Vollmachten bekommen:

Mt 28,18 „Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt (Vollmacht) im Himmel und auf Erden.

Jesus ist HERR in alle Ewigkeit !

Fragen / Aufgaben:

  1. Warum spricht Jesus mit Vorliebe von sich als dem Menschensohn?

12. Jesus – Richter der Welt

Die Geschichte der Menschheit ist gezeichnet von Ungerechtigkeit, die vielseitige negative Auswirkungen hat. In allen Kulturen gibt es bestimmte geschriebene oder ungeschriebene Regeln, welche das Leben einer Gemeinschaft einigermaßen im Gleichgewicht halten soll. Es wurden menschliche Gerichte eingeführt. Da die Gerichtsbarkeit in den Händen der Stärkeren und herrschenden Klasse lag, wurde das Recht (Gesetz) sehr oft zu deren Gunsten ausgelegt und angewandt.

Abbildung 10 Gewogen und zu leicht gefunden (Foto: 26. Januar 2016).

Gerechtigkeit liegt im Wesen Gottes und Gott hat zu verschiedenen Zeiten auf verschiedene Weise seine Gerechtigkeit durch Urteilen und Richten hergestellt.

Für das Voik Israel gab Gott das Gesetz vom Sinai. Der oberste Richter im Volk war der amtierende Hohepriester. Er sollte im Auftrag und Vollmacht Gottes das Volk richten und zwar genau nach den von Gott selbst festgelegten Richrlinien – die sogenannten `Zehn Gebote` und den erklärenden Deteils dazu. In der wechselhaften Geschichte Israels wurde das Gesetz mal recht, mal schlecht angewendet. Und so entfaltete Gott seinen Plan zunächst in der Verheißung für das Kommen eines gerechten Richters. Seine richterlichen Kompetenzen sollen sich auf alle Völker, das heißt auf alle Menschen erstrecken.

12.1 Die Hinweise über den kommenden Richter im AT

Den ersten Hinweis zum Richteramt des Herrn finden wir im Judasbrief (Vers 14-15), dort wird Bezug genommen auf die Zeit des Henoch und dessen Weissagung:

Es hat aber auch von diesen geweissagt Henoch, der Siebente von Adam an, und gesprochen: Siehe, der Herr kommt mit seinen vielen tausend Heiligen, Gericht zu (gr. κρίσιν – krisin) halten über alle und zu strafen alle Menschen für alle Werke ihres gottlosen Wandels, mit denen sie gottlos gewesen sind, und für all das Freche, das die gottlosen Sünder gegen ihn geredet haben.

Im Zusammenhang der Begegnung Abrahams mit dem HERRN im Hain Mamre (1Mose 18,25) und der klärenden Aussage von Jesus dazu in Johannes 8,56-58 wird deutlich, dass der dem Abraham erschienene HERR, Jesus Christus selbst war und zwar in einer Menschengestalt. Dort tritt Abraham vor den HERRN und sagt: „Das sei ferne von dir, dass du das tust und tötest den Gerechten mit dem Gottlosen, sodass der Gerechte wäre gleich wie der Gottlose! Das sei ferne von dir! Sollte der Richter (gr. κριτής  krit¢s) aller Welt nicht gerecht richten?“

Von dem Messias heißt es in Jesaja 2,4: „Und er wird richten unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker.“ In Jesaja 42,1 spricht Gott dem Christus richterliche Aufgaben zu: „Siehe, das ist mein Knecht – ich halte ihn – und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht (das Gericht) unter die Heiden bringen.

Weitere Stellen aus dem Alten Testament, welche vom Richterdienst des Christus sprechen: Psalm 7,9; 9,9; 96,13; 98,9; Jes 33,22. Gerechtigkeit liegt im Wesen Gottes und Gott hat zu verschiedenen Zeiten auf verschiedene Weise seine Gerechtigkeit durch Urteilen und Richten offenbart.

12.2 Die Hinweise zum Richterdienst Jesu im NT

Die Hinweise auf das Richteramt Jesu im Neuen Testament finden wir in:

  • Johannes 5,22-24: „Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben, damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.
  • Johannes 5,27: „und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist.
  • Mattäus 25,31-46: „Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken (Ziegen) scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke (Ziegen) zur Linken.
  • Apostelgeschichte 17,31: „Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.
  • 2Timotheus 4,1: „So ermahne ich dich inständig vor Gott und Christus Jesus, der da kommen wird zu richten (gr. κρίνειν – krinein) die Lebenden und die Toten, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich.“ (Vergleiche dazu auch 1Petr 4,5).

12.3 Der Auftrag der Jünger

Wie auch in den anderen Diensten von Jesus, werden auch seine Nachfolger in gewissem Sinne und begrenztem Rahmen für den Richterdienst einbezogen. In Matthäus 19,28 spricht Jesus seinen 12 Aposteln konkrete Vollmachten zu: „Jesus aber sprach zu ihnen: „Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der Menschensohn sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Thronen und richten (κρίνοντες) die zwölf Stämme Israels.

In sein richterliches Handeln bezieht Christus auch seine Gemeinde mit ein. Es ist geradezu auffällig, dass die Nachfolger von Jesus sogar in diese hohe und verantwortungsvolle Aufgabe miteinbezogen werden, natürlich in einem durch Christus überwachten Rahmen. In 1Korinther 6,2-3 schreibt der Apostel Paulus: „Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten (κρινοῦσιν) werden? Wenn nun die Welt von euch gerichtet (κρίνεται) werden soll, seid ihr dann nicht gut genug, geringe Sachen zu richten (κριτηρίων)? Wisst ihr nicht, dass wir über Engel richten (κρινοῦμεν) werden? Wie viel mehr über Dinge des täglichen Lebens.“ Doch Vorsicht und Zurückhaltung ist für diese Zeit geboten, denn in 1Korinther 4,5 schreibt Paulus: „Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden.“ Ähnlich auch in 2Korinuher 5,10: „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse.

Jesus, als Richter der Welt,- für die einen ist es Trost und Zuversicht, weil ihr Recht hergestellt wird, für die anderen ist es Furcht / Angst, weil sie ihr gerechtes Urteil empfangen werden.

Das Geheimnis Gottes – Jesus Christus

In der Tat, in Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig !