Inhaltsverzeichnis
- 1 Eine Bibelstudie über die Taufe, wie sie die Jünger von Jesus gelehrt
- 2 und praktiziert haben
- 3
- 4 Einleitung
- 5 A. Die Taufe von Jesus im Jordan und ihre Bedeutung
- 6 B. Die verschiedenen Taufen im Neuen Testament
- 7 C. Die Taufpraxis der Jünger von Jesus
- 8 D. Der Sinn und die Bedeutung der Taufe
- 9 E. Missverständnisse und Barrieren in Bezug auf die Taufe
- 10 F. Wo wurde getauft?
- 11 G. Schlussfolgerung
Eine Bibelstudie über die Taufe, wie sie die Jünger von Jesus gelehrt
und praktiziert haben
Inhalt: Paul Schüle
Fotos: Paul Schüle und Vladimir Auinger
- Auflage: 1. Juli 2019
Johannes der Täufer setzte seine Tauftätigkeit noch etwa ein ¾ Jahr nach der Taufe Jesu fort, er blieb dabei nicht an einer Stelle, sondern wechselte die Orte an denen er taufte und predigte.
Von Johannes dem Täufer schreibt der Evangelist Lukas: „Und er kam in die ganze Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden“ (Lk 3,3). Auch der Evangelist Johannes schreibt: „Johannes aber taufte auch noch in Änon, nahe bei Salim, denn es war da viel Wasser; und sie kamen und ließen sich taufen.“ (Joh 3,23).und predigte.
Einleitung
Die Fragen zur christlichen Taufe waren und bleiben immer aktuell. Dieser Schritt des Gehorsams wird in allen christlichen Kirchen und Gemeinden praktiziert. In dieser Bibelstudie soll neben der äußeren Form, besonders auf den Inhalt, bzw. die Bedeutung der christlichen Taufe eingegangen werden.
Als Jesus ungefähr dreißig Jahre alt war, kam er an den Jordan, um sich von Johannes taufen zu lassen. Johannes hielt dies nicht für nötig und wehrte mit folgenden Worten ab: „Ich hätte es nötig, mich von dir taufen zu lassen, und du kommst zu mir?” Aber Jesus gab ihm zur Antwort: „Lass es für diesmal geschehen! Es ist richtig so, denn wir sollen alles erfüllen, was Gottes Gerechtigkeit fordert!” (Mt 3,13-16).
In sieben Abschnitten soll hier das Thema `Taufe` erläutert werden.
A. Die Taufe von Jesus im Jordan und ihre Bedeutung
- Jesus war knapp dreißig Jahre alt, als er sich von Johannes im Jordan taufen ließ
Der Ev. Lukas beziffert das Alter von Jesus zu Beginn seines Dienstes mit ´ungefähr oder knapp dreißig Jahren´, Johannes der Täufer (sein Verwandter mütterlicherseits) war sechs Monate älter (Lk 1,26). Er hat also seinen Dienst nach dem Befehl Gottes auch mit etwa dreißig Jahren begonnen. Dieses Alter entspricht der Anordnung Gottes für den Beginn der amtlichen Priesterdienste in Israel (4Mose 4,1-47). Dass Jesus von einem Priestersohn, der dazu noch von Gott autorisiert war, getauft wird, ist auffallend, aber auch angemessen. Auch Jesus, der wahre Hohepriester und Mittler des Neuen Bundes, beginnt seinen Dienst in einem von Gott für die Priester vorgeschriebenem Alter. Die angesprochene Taufstelle befindet sich ungefähr 8-9 Kilometer nördlich des Toten Meeres bei Bethanien (Joh 1,28; 3,26) am Ostufer des Jordan und liegt ungefähr 380 Meter unter NN.
- Die Taufe von Jesus im Jordan und die anschließende Bevollmächtigung
Auffallend ist, dass die Taufe von Jesus, seine Ausrüstung mit dem Heiligen Geist und die Bestätigung durch seinen Vater aus dem Himmel, nicht auf einer Höhe (Jerusalem, Tempelberg) stattfindet, sondern an dem tiefsten Punkt unserer Erde. „Er erniedrigte sich selbst“, trifft somit auch hier bei den äußerlichen Umständen zu.
- Jesus ist im Wasser des Jordan voll untergetaucht worden
Sowohl der Ev. Matthäus als auch der Ev. Markus berichten, dass Jesus nach der Taufe aus dem Wasser heraufgestiegen sei. Das griechische Verb `βαπτίζω – baptiz÷` bedeutet eintauchen, untertauchen, im Wasser begraben werden. Wir lesen zum Beispiel in 2Könige 5,14 „Da stieg er (Naeman) ab und tauchte unter (εβαπτίσατο – ebaptisato) im Jordan siebenmal, wie der Mann Gottes geboten hatte.“
Anmerkung: Dieser Begriff wird aber auch für rituelle Waschungen ohne untertauchen verwendet.
- Mit dieser Taufe ordnet sich Jesus ganz dem Willen Gottes unter
Als Einziger ohne Sünde stellt Jesus sich auf die gleiche Stufe mit den sündigen Menschen. Das ist ungewöhnlich, denn der Mensch strebt immer nach Aufsteigen.
- Die Wassertaufe – Symbol für seinen Tod und seine Auferstehung
Damit deutet Jesus bereits zu Beginn seines Dienstes das Ende, bzw. das Ziel seines Lebens an. Wie auch in allen anderen Bereichen, ist Jesus damit für seine Nachfolger Vorbild und Beispiel.
B. Die verschiedenen Taufen im Neuen Testament
- Die ´Taufe des Johannes´ oder auch ´Taufe zur Buße´ genannt
Diese Taufe praktizierte Johannes der Täufer auf Befehl Gottes. Nicht nur die späteren Jünger von Jesus, sondern Jesus selbst wurde von Johannes getauft (Joh 1,37; Mt 3,14). Bei dieser Taufe wies Johannes auf den kommenden Messias hin (Mt 3,11). Diese Taufe wurde noch Jahre später, als sich die Gemeinde schon längst unter den Heiden ausgebreitet hatte, von einigen Johannesjüngern weiterhin praktiziert (Mk 1,4; Mt 21,25; Lk 3,3; Apg 19,1ff).
- Die `Taufe` mit der die Jünger Jesu tauften vor Pfingsten
Zu dieser Taufpraxis gibt es keinen deutlichen Hinweis, nur dass die Jünger im Auftrag von Jesus tauften (Joh 4,1ff). Sicher tauften sie die Menschen nach Einsicht und Umkehr auf den Namen von Jesus. Das waren dann Menschen, die im weiteren Sinne Jesus nachfolgten.
- Die ´Taufe auf den Namen des `Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes´
Von dieser Taufe schreibt der Apostel Paulus in Epheser 4,4-5, dass es die eine Taufe ist, welcher der Glaube an Jesus, oder Bekehrung zu Gott immer vorausgeht (Mt 28,19; Apg 2,38; 19,5). Allerdings finden wir in den Taufbeispielen der Jünger meistens die Kurzformel, nämlich `Auf den Namen Jesu`. Auf den Sinn und Bedeutung dieser Taufe gehen wir später detailliert ein.
- Die Taufe mit oder im Heiligen Geist
Johannes der Täufer sagte von Jesus voraus, dass dieser mit dem Heiligen Geist taufen wird (Mk 1,8; Joh 1,33; Apg 1,5; 2,1-3; Apg 2,38f; Apg 8,15-16; 10,44; 11,16; 19,1-5; Röm 8,9; Eph 1,13; Tit 3,5).
- Die Taufe in den einen Körper (Leib von Christus)
Diese Taufe vollzieht sich in der Wiedergeburt eines Menschen. Es ist wie ein Eintauchen, eine Eingliederung in den Körper Christi, welcher ist die Gemeinde. „Denn in dem einen Geist sind wir alle in den einen Körper getauft: ob Juden oder Griechen, ob Sklaven oder Freie, wir sind alle mit dem einen Geist getränkt“ (1Kor 12,13).
- Die ´Leidenstaufe ´ von Jesus
Diese Taufe ist die schmerzlichste von allen, denn Jesus ist nicht symbolhaft, sondern real unter unendlich großen körperlichen und seelischen Schmerzen gestorben, als er die Schuld der ganzen Welt auf sich nahm (Mk 10,38; Lk 12,50).
- Die ´rettende Taufe´
Noah und seine Familie wurden in der Arche durch das Wasser hindurch gerettet. Dieses Ereignis wird von Petrus als Vergleich oder Gegenbild unserer Rettung verwendet, so lesen wir in 1Petr 3,21: „Das ist ein Vorbild der Taufe, die jetzt auch euch rettet. Denn in ihr wird nicht der Schmutz vom Leib abgewaschen, sondern wir bitten Gott um ein gutes Gewissen, durch die Auferstehung Jesu Christi.“
- Die ´Taufe mit dem Feuer´
Die ´Taufe mit Feuer´ wird (aufgrund von Matthäus 3,11-12 und Lukas 3,16) oft mit der ´Taufe des Heiligen Geistes´ gleichgesetzt. Doch dieser Zusammenhang wird von Jesus und den Aposteln nirgendwo im Neuen Testament bestätigt. Von den Gläubigen werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies sind Auswirkungen des Heiligen Geistes im Gläubigen, so Jesus in Johannes 7,38-39. Das Jesus mit Feuer taufen wird, ist eher ein Hinweis auf seinen richterlichen Dienst, der im Endgericht gipfelt wenn Er kommt um “in Feuerflammen, Vergeltung zu üben an denen, die Gott nicht kennen und die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesus“, so Paulus in 2Thes 1,8; vgl. auch Mt 25,46; Mt 3,11-12; Lk 3,16; Offb 19,20; 20,14.15).
- Die ´Taufe für die Toten´
Auf diese Art von Taufe (die nur in diesem Zusammenhang erwähnt wird) nimmt Paulus Bezug, als er den Korinthern die Realität der leiblichen Auferstehung erklärt (1Kor 15,29). Sie war niemals Bestandteil der Apostellehre. Sie war genauso sinnlos wie die heute noch verbreitete Praxis der Fürbitte oder Messe für die Verstorbenen.
C. Die Taufpraxis der Jünger von Jesus
Vor seiner Himmelfahrt ordnete Jesus seinen Jüngern an, das Evangelium allen Völkern zu verkündigen und die Gläubigen auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen (Mt 28,19). Dieser Taufpraxis begegnen wir gleich bei der allerersten Evangelisationspredigt des Petrus am Pfingsttag. Die zentrale Aufforderung an die Zuhörer lautete dort: „Tut Buße (denkt um) und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes” (Apg 2,38). In der Urgemeinde..war die Taufe ein klares Bekenntnis zu Christus und seiner Gemeinde.
Die Taufe auf den Namen Jesu war der erste öffentliche Schritt des Gehorsams eines Gläubigen und somit auch ein Glaubensschritt in der Nachfolge Jesu, denn in der ersten Gemeindegeneration wurde nach Sinneswandlung und Umkehr sofort getauft: „Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen” (Apg 2,41). In Jerusalem gab es zwar keinen Fluss, dafür aber sind zwei Teiche, welche namentlich genannt sind, der Bethesda-Teich nördlich vom Tempel gelegen und der Teich Siloah, der sich südlich des Tempels befand. Diese Wasserspeicher wurden auch für rituelle Waschungen benutzt (Joh 5,1ff; 9,7). Daher ist es naheliegend, dass die vielen Gläubigen dort getauft wurden.
In Samarien ließen sich Männer und Frauen von Philippus, dem Evangelisten, taufen, nachdem sie an Jesus gläubig geworden waren (Apg 8,12ff). Hier gibt es keine näheren Angaben zu einer Taufstelle.
Der Äthiopische Finanzminister bat Philippus, sofort nach seiner Bekehrung getauft zu werden (Apg 8,26-40). So schreibt der Ev. Lukas: „Sie kamen an ein Wasser und der Kämmerer sprach zu Philippus: Siehe, hier ist Wasser, was hinderts, dass ich mich taufen lasse“,- dies könnte am Mittelmeer im Gazabereich gewesen sein, da der Weg des Äthiopiers dort vorbeiführte. In diesem Uferbereich fällt der Strand flach ab und ist daher sehr gut geeignet für eine Taufe.
Saulus wird in Damaskus von dem Jünger Ananias im Haus des Judas, der in der Geraden Gasse wohnte aufgesucht und nach Gebet und Auflegung der Hände aufgefordert, nicht zu zögern, sondern sich sofort taufen zu lassen (Apg 22,16). Nach seiner Begegnung vor Damaskus und seiner inneren Umkehr in den drei Tagen des Fastens, ist Saulus sofort bereit sich auf den Namen Jesu taufen zu lassen, indem er seinen Namen angerufen hatte. Im Alten Testamen wird der wasserreiche Fluss Amana (Abana) genannt (2Kön 5,12). Hier sind höchstwahrscheinlich die ersten Gläubigen an Jesus Christus und auch Paulus getauft worden.
Von einer besonderen Taufaktion, welche Petrus im Hause des römischen Hauptmanns Kornelius in Cäsarea angeordnet hatte, berichtet uns der Ev. Lukas in Apostelgeschichte 10,36b-48. Beachten wir dabei die Tatsache, dass Petrus die kulturellen und religiösen Grenzen seines Volkes überschritten hatte. Das brachte ihm einige Tage später in Jerusalem zunächst nicht Lob, sondern Tadel ein.
Durch die Vision im Hause Simons des Gerbers in Joppe und die Bestätigung des Heiligen Geistes in den Gläubigen während seiner Predigt, konnte Petrus mit Überzeugung sagen: „Kann auch jemand denen das Wasser zur Taufe verwehren, die den Heiligen Geist empfangen haben ebenso wie wir? Und er befahl, sie zu taufen in dem Namen Jesu Christi. Da baten sie ihn, dass er noch einige Tage dabliebe.“ So wurden die Gläubigen aus den Heiden entweder im Meer oder auch in einem Bassin des Hauses von Kornelius getauft.
Die Jünger in Ephesus wurden ebenfalls sofort nach ihrem Gläubigwerden an Jesus, von Paulus oder seinen Mitarbeitern getauft (Apg 19,3-5). An der Nordseite der Stadt floss der Fluss Kaystros vorbei, aber auch das Ägäische Meer war in unmittelbarer Nähe zur Stadt. Möglich, dass auch dort die Gläubigen getauft wurden.
Ab dem 4. Jahrhundert wurden auch in Ephesus und Umgebung christliche Kirchen mit Baptisterien gebaut.
In Philippi wurde Lydia und ihr Haus, das heißt Familienangehörige und Dienerschaft im Fluss getauft, gleich nachdem sie gläubig geworden waren (Apg 16,14-15).
Der römische Gefängniswärter in Philippi und seine Familienangehörigen wurden gleich nach ihrem Gläubigwerden, noch in der selben Nacht auf dem Gefängnisgelände getauft (Apg 16,31ff). Viele der wohlhabenden römischen Bürger hatten in ihren Häusern Bassins, die sich auch sehr gut für Taufen eigneten. Die Gemeinde in Philippi wuchs sehr schnell an und erlangte bereits zu Beginn Anerkennung (mindestens jedoch Duldung) durch das mutige und weise Verhalten des Ap. Paulus.
Auch für die Evangelisation in Korinth sind Taufen bekannt (Apg 18,8) und in seinem ersten Brief an die Korinther nimmt der Ap. Paulus darauf Bezug indem er sogar einige Namen nennt (1Kor 1,15-17). Korinth war eine Hafenstadt mit Zugang zu zwei Meeren – dem Golf von Korinth nördlich der Stadt und am Saronischen Golf im Osten bei Kenchrea. Es gab also genug Möglichkeit, die Gläubigen dort zu taufen. Auch heute noch werden gläubige Menschen in Korinth im Meer getauft.
D. Der Sinn und die Bedeutung der Taufe
Die Taufe ist eine sichtbare und symbolhafte Darstellung der Bekehrung eines Menschen zu Gott sowie seiner Wiedergeburt durch das Wort Gottes und den Heiligen Geist. Daher wurde die Taufe immer erst nach der Bekehrung vollzogen und sollte deshalb auch heute nicht vorweggenommen werden. So lesen wir in der Apostelgeschichte 18,8: „In der Folge kam ´kein Geringerer als Krispus, der Vorsteher der Synagoge, zum Glauben an den Herrn – er und alle, die in seinem Haus lebten. Auch viele andere Korinther, die Gottes Botschaft hörten, glaubten und ließen sich taufen.“
- In der Taufe verkündigen wir den Tod Jesu. “Durch die Taufe sind wir mit Christus gestorben und sind daher auch mit ihm begraben worden.” (Röm 6,4). Es ist also eine Art Identifikation mit dem gekreuzigten und bestattetem Christus. Praktisch bedeutet es, dass wir den früheren sündigen Lebensstil aufgegeben haben, ihm gestorben sind, ihn begraben haben.
- Die Taufe versinnbildlicht das Auferstehen mit Christus zu einem neuen Leben. Paulus schreibt: „Weil nun aber Christus durch die unvergleichlich herrliche Macht des Vaters von den Toten auferstanden ist, ist auch unser Leben neu geworden, und das bedeutet: Wir sollen jetzt ein neues Leben führen” (Röm 6,4). Der neue Lebensstil wird durch die Aufforderung des Apostels ausgedrückt wenn er an die Kolosser schreibt: „Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes“ (Kol 3,1). Es geht jetzt also darum, dass der zu Gott bekehrte und auf den Namen Jesu getaufte Mensch nun sein Leben nach dem Willen und der Gesinnung von Christus ausrichtet und danach lebt.
- Die Taufe versinnbildlicht das Abwaschen der Sünden. In Damaskus sprach Ananias zu Saulus: „Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst” (Apg 22,16). Das Wasser ist ein Sinnbild auf das Wort Gottes (Joh 15,3; Eph 5,26).
- In der Taufe bestätigen wir die Entscheidung, Jesus ganz praktisch nachzufolgen. Lukas schreibt von Lydia in Philippi: „Nachdem sie sich dann mit allen, die in ihrem Haus lebten, hatte taufen lassen, lud sie uns zu sich ein. »Wenn ihr überzeugt seid, dass ich jetzt eine Christin bin und an den Herrn glaube«, sagte sie, »dann kommt in mein Haus und seid meine Gäste!« Sie drängte uns so, dass wir einwilligten” (Apg 16,15). Gute Werke, Taten der Liebe und Barmherzigkeit sind nicht Voraussetzung, sondern dankbare Folge des neuen Lebens in und durch Christus.
- Die Taufe ist nicht nur ein klares Bekenntnis der Zugehörigkeit zu Jesus, sondern auch ein Zeichen der Aufnahme in die Familie Gottes. Die Taufformel: „Auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“, macht es deutlich (Mt 28,19). Die Zugehörigkeit zur Familie Gottes gibt nun auch das Recht Kinder Gottes zu heißen (1Joh 3,1-2).
- Durch die Taufe wird auch die Zuordnung zur lokalen Gemeinde sichtbar gemacht. „Viele nahmen die Botschaft an, die Petrus ihnen verkündete, und ließen sich taufen. Durch Gottes Wirken wuchs die Gemeinde an diesem Tag um etwa dreitausend Personen“ (Apg 2,41). Wir werden aus der Einsamkeit in die große, aber auch die konkrete lokale Gemeinschaft hinein berufen und eingefügt.
E. Missverständnisse und Barrieren in Bezug auf die Taufe
Aus Angst, die kleinen Kinder könnten verloren gehen (wegen dem sogenannten Erbsünde-Verständnis), begann man in der christlichen Kirche der Spätantike, auch Säuglinge und Kleinkinder zu taufen. Doch finden wir im Neuen Testament zur Säuglings- oder Kindertaufe im Gegensatz zur Glaubenstaufe keinen eindeutigen Beleg. In den vielen vorliegenden Berichten wird kein einziges Mal ein Kind (direkt) bei der Taufe erwähnt. Wenn es heißt, dass ganze ´Häuser´ – also ganze Familien – getauft wurden, so ist dies noch kein ausdrücklicher Beleg, dass auch die Säuglinge der Familie mitgetauft wurden. Vielmehr wird betont, dass die, „welche das Wort Gottes gerne annahmen” (Apg 2,41) sich taufen ließen. Dies setzt eine bewusste Entscheidung voraus, was einem Säugling noch nicht möglich ist. Erfreulicherweise praktizieren immer mehr Pfarrer und Pastoren die Taufe von Kindern etwa ab dem zehnten oder zwölften Lebensjahr, also in einem Alter, in dem das betreffende Kind sich dafür schon bewusst entscheiden kann.
Wer als Kind getauft wurde, hat oft die Befürchtung, dass durch eine erneute bzw. bewusste Taufe die Kindertaufe außer Kraft gesetzt würde, in Bezugnahme auf die Aussage von Paulus im Epheserbrief Kapitel 4,4: „Ein Glaube, eine Taufe, ein Herr, ein Gott und Vater“. Tatsächlich gibt es viele, die “Götter” genannt werden, doch nur einer ist der wahre Gott. Auch gibt es viele Arten von Glauben, doch nur der eine Glaube an Jesus Christus ist der rettende und wahre Glaube. Entsprechend gibt es verschiedene Taufen, doch nur die eine ist die richtige und wahre: die Glaubenstaufe. So wurde zum Beispiel nach Pfingsten die Taufe des Johannes nicht mehr anerkannt (Apg 2,38; 19,1ff), sondern nur noch die Taufe auf den Namen Jesu, welcher ein bewusster Glaube an Jesus Christus vorausging. Obwohl es sich bei der Johannestaufe um eine Erwachsenentaufe handelte, mussten sich diese Personen laut Paulus noch mal taufen lassen (Apg 19,1-5). Das Argument: „Kleinkinder werden ja auch auf den Namen Jesu getauft“, zieht nicht, weil sie dies noch gar nicht wahrnehmen können.
Es kam vor, dass erwachsene Menschen, welche nicht echte Buße getan haben, getauft wurden (Apg 8,20ff), aber dies stellte sich bald heraus. Petrus fordert z.B. den ehemaligen Magier Simon in Samarien heraus, echte Buße zu tun, denn ohne echte Buße ist die Taufe nicht nur sinnlos und zwecklos, sondern bildet ein wahres Hindernis oder Barriere für geistliches Wachstum.
F. Wo wurde getauft?
In den ersten zwei Jahrhunderten wurden die Christen in Flüssen, Teichen, Bade-Bassins oder im Meer getauft. Zu Beginn des 4. Jh. jedoch begann man Kirchen zu errichten oder römische Basiliken in Kirchengebäude umzuwandeln. Dabei baute man in den meisten Fällen kreuzförmige, oft mit Mosaiken verzierte oder mit Marmorplatten ausgelegte Taufbecken in Neben- bzw. Vorräumen, die dann auch ´Baptisterion´ genannt wurden. Dort wurden Menschen, die an Christus gläubig geworden waren, getauft und in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen.
Es fällt auf, dass diese Taufräume zweckmäßig und in der Regel außerhalb des Kircheninneren errichtet wurden. Es gab den Umkleideraum, dann der Raum mit dem eigentlichen Taufbecken (meist in Kreuzform), von dort gelangte der Getaufte in einen Raum, wo er mit Öl gesalbt und neu angekleidet wurde. Erst danach betrat er das Innere der Kirche. Somit lassen sich auch in der Architektur bestimmte theologische Erkenntnisse der damaligen Epoche ablesen.
Das Evangelium ist höchstwahrscheinlich bereits im 1. Jh. von Thessalonich aus nach Stoboi gebracht worden, wie aus der Bemerkung des Ap. Paulus indirekt hervorgeht (1Thes 1,8). Obwohl das Ausgrabungsgelände an der Hauptstrasse Thessaloniki – Skopje liegt und gut einsehbar ist, wird es nur von wenigen Besuchern aufgesucht.
Ähnlich kam das Evangelium auch nach Thrakien (heute Bulgarien) wahrscheinlich von Philippi oder Amfipolis aus.
In Teilen der Ostkirche ist bis heute noch die Taufe Erwachsener aber auch Kinder (oft mit dreimaligem Untertauchen) in einem Fluss oder Bassin die übliche Taufform.
In der Spätantike und im Mittelalter setzte sich dann nach und nach die Kindertaufe durch (in der Westkirche durch Besprengen), daher sucht man oft vergeblich in den Kirchen aus jener Epoche ein richtiges tiefes Taufbecken.
In vielen Gemeinden unserer Stadt werden heute Menschen, die eine bewusste Umkehr zu Gott und den Glauben an Jesus Christus bezeugen, in der Sommerzeit in den Flüssen Nagold oder Enz getauft. In den kälteren Jahreszeiten werden dafür immer noch Bassins oder Taufbecken genutzt.
G. Schlussfolgerung
Daher wollen wir nichts anderes praktizieren als das, was die Apostel des Herrn auf seinen Befehl hin auch taten, in dem wir die Gläubigen an Jesus Christus im Wasser auf den Namen von Jesus Christus taufen. Dabei wird die vollständige Taufformel aus Matthäus 28,19 verwendet. Eine verständliche Erklärung über den Sinn und Zweck der Wassertaufe sollte schon in den evangelistischen Predigten erfolgen. Auch in Seelsorgegesprächen bei denen es um Bekehrung zu Gott und den Glauben an Jesus Christus geht, ist der deutliche Hinweis auf die Taufe wichtig und sinnvoll.
Deshalb tue diesen Schritt in vollem Bewusstsein und der Überzeugung tun, dass Jesus Christus dir deine Sünden vergeben hat und du bereit bist, Ihm von ganzem Herzen nachzufolgen.
In der Kategorie „Fragen und Antworten“ habe ich einen Auszug aus dem Vortrag von Pastor Manuel Killisch veröffentlicht. Dort werden all diese Fragen, welche die Kinder- oder Säuglingstaufe betreffen, kirchengeschichtlich beantwortet. Es ist eine längere Abhandlung, aber notwendig, um die Hintergründe zu verstehen. Alles Gute Ihnen.
Ich verstehe das nicht wenn jeusu zu den Jüngern gesagt hat: tauft sie auf den namen „des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes“ warum es in der Apostelgeschichte nicht dann so steht sondern dann auf den namen „jesu“.
Und nicht auf den namen des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Hallo und guten Tag Herr Matuttis,
Ihre Frage ist berechtigt und auch mir stellte sich diese Frage.
Nun zunächst: Selbst von den Aposteln liegt uns keine Begründung über diese Differenz vor. Sie nehmen weder in der Apostelgeschichte noch in ihren Briefen darauf Bezug. Das könnte uns zu einer Beliebigkeit verführen, nach dem Motto: Es ist egal, ob wir die von Jesus vorgegebene Taufformel benutzen oder einfach nur sagen: `auf den Namen Jesu`.
Wir wollen jedoch ihre Praxis in Erinnerung rufen und feststellen, was ihnen unbedingt notwendig und unerlässlich war. Es war der Name Jesus! Es liegt in der Person von Jesus dem Christus, dem Gott der Vater einen Höchstnamen gegeben hat. Belege dafür sind:
• „Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“ (Apg 4,12). Petrus spricht von Jesus.
• „Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind. Und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes des Vaters, “ (Phil 2,9-11).
• „Als sie aber den Predigten des Philippus von dem Reich Gottes und von dem Namen Jesu Christi glaubten, ließen sich taufen Männer und Frauen.“ (Apg 8,12). „Denn er (der Heilige Geist) war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus.“ (Apg 8,16).
• „Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes. Paulus aber sprach: Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße und dem Volk gesagt, sie sollten an den glauben, der nach ihm kommen werde, nämlich an Jesus. Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus.“ (Apg 19,3-5).
• „Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft?“
Alle diese Stellen betonen ausdrücklich, dass die Wassertaufe auf den Namen von Jesus erfolgte, weil (so die Stelle aus Röm 6,3-4) Jesus für unsere Sünden gestorben und für unsere Rechtfertigung auch auferstanden ist. Es geht um das Werk des Sohnes. Der Name Jesus darf also bei der Taufe in keinem Fall fehlen. Gott macht unser Heil, die Erlösung, an Jesus seinem Sohn fest. Darim ist auch die Taufe unbedingt an seinen Namen gebunden.
Allerdings ist in all den Taufgeschichten nicht die eigentliche Durchführung der Taufe im Detail beschrieben, also mit den entsprechenden begleitenden Worten des Taufenden, sondern nur eine Umschreibung,dass auf den Namen von Jesus getauft wurde. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass bei der eigentlichen Durchführung der Taufe, der Taufende (Philippuns, Paulus oder seine Mitarbeiter) auch die vollständige `Taufformel` aus Mt 28,19 ausgesprochen haben.
Wir sprechen in unserer Taufpraxis die vollständige Taufformel aus, denn dadurch folgen wir
1. Der Anweisung von Jesus selbst;
2. Der vermuteten Praxis der Jünger (auch wenn es dafür kein ausdrückliches Beispiel gibt);
3. Und daurch wird auch der Aspekt der Familienzugehörigkeit zur Gottes Familie unterstirchen.
4. Nicht zuletzt ist es auch ein Glaubensbekenntnis zu dem einzigen Gott, der sich als Vater und Sohn und Heiliger Geist offenbart hat.
Diese Überlegungen helfen mir ein wenig weiter, da es ein Versuch ist, nicht die Differenzen, sondenr das Einigende zu erkennen. Ich hoffe, Sie können mein ehrliches Bemühen auf der Suche nach rechtem Verständnis der Schrift erkennen, ohne dass ich für mich vollständige Kenntnis beanspruche.
Mit freundlichem Gruß
Paul Schüle