Inhaltsverzeichnis
- 1 Die Seligpreisungen von Jesus
- 1.1
- 1.2 Einleitung
- 1.3 1. Seligpreisung – Glückselig die Armen im Geist
- 1.4 2. Seligpreisung – glückselig die Trauernden
- 1.5 3. Seligpreisung – Glückselig die Sanftmütigen
- 1.6 4. Seligpreisung – Glückselig die Hungernden und Dürstenden nach der Gerechtigkeit
- 1.7 5. Seligpreisung – Glückselig die Barmherzigen
- 1.8 6. Seligpreisung – Glückselig die Reinen im Herzen …
- 1.9 7. Seligpreisung – Glückselig die Friedensstifter …
- 1.10 8. Seligpreisung – Glückselig die Verfolgten …
Die Seligpreisungen von Jesus
Einleitung
Matthäus berichtet über die Berglehre von Jesus ziemlich am Anfang seines Evangelienberichtes. Er beschreibt die Berufung der Jünger nicht wie die Evangelisten Markus und Lukas gesondert, sondern setzt sie einfach voraus. Es wäre schon ungewöhnlich, wenn Jesus seine Grundsatzrede nicht in der Gegenwart seines kompletten Jüngerteam gehalten hätte. „Und er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie (…).“ (Mt 5,1-2). Der Evangelist Lukas nennt erst die Details der Berufung der Zwölf und berichtet gleich danach einige Details aus der Berglehre. So kann die Berglehre von Jesus zeitlich ungefähr in die erste Hälfte der ersten Dienstperiode in Galiläa eingeordnet werden – das wäre ca. Herbst 29 n. Chr.
Die lange kirchliche Tradition im Heiligen Land sieht den Ort der Berglehre im Nordwesten von Kapernaum, an der Stelle, wo heute die Kirche der Seligpreisungen steht. Dort finden wir weniger einen Berg mit Spitze, sondern eher eine flach abfallende Anhöhe, von der man über Kapernaum und dann weit über den See Gennezaret schauen kann. Der Evangelist Lukas nennt einen ebenen Platz, zu dem Jesus mit seinen Jüngern hinab steigt. Er merkt weiter an, dass Jesus vorher die ganze Nacht betete und am frühen Morgen aus der Vielzahl seiner Jünger, zwölf ausrählte und zu Aposteln berief. Es gibt einige Hinweise, dass Jesus viel mehr Jünger hatte, als uns bekannt sind (Joh 4,1; Lk 6,17; 19,37). Es ist möglich, dass aus dieser Vielzahl später einige zu den siebzig gehörten.
Auf dem vom Evangelisten Lukas beschriebenen ebenem Platz, setzt sich Jesus in die Mitte seines Jüngerkreises und spricht zu ihnen. Doch offensichtlich konnte auch das ganze Volk mithören. Der Evangelist vermerkt auch, dass von verschiedenen Gegenden Menschen gekommen waren, um ihn zu hören und um von ihren Krankheiten geheilt zu werden.
Der Evangelist Matthäus unterbricht die anfängliche Reihenfolge der Taten von Jesus mit den Details aus der Berglehre. In ihr fasst er das geistliche Programm des anbrechenden Reiches Gottes zusammen.
Die Berglehre von Jesus bildet eine Schatzkammer von lauter kostbarer Perlen. Acht davon sind in den sogenannten Seligpreisungen eingefasst. Wir machen uns nun auf die Suche und Entdeckung dieser geistlichen Schätze.
In der folgenden Tabelle sind alle acht Seliogpreisungen aufgelistet wie sie uns die Evangelisten Matthäus und Lukas aufgeschrieben haben. Dabei werden wir feststellen, dass Lukas zu dem auch noch Weherufe aufgeschrieben hat und damit werden die Aussagen von Jesus vollständiger.
Fragen / Aufgaben:
- Suche in einem Bibelatlas, wo in etwa die sogenannte Bergpredigt von Jesus gehalten wurde.
- An wen richtet Jesus seine Berglehre?
- Welche Evangelisten haben in ihren Berichten die Berglehre aufgezeichnet?
- Warum beschreibt der Evangelist Matthäus die Zusammenfassung wichtiger Reichsgottesinhalte gleich am Anfang seines Evangelienberichtes?
- Aus welchen Lehrbereichen besteht die Berglehre?
Matthäus | Lukas |
1. Glückselig die Armen im Geiste, denn ihrer gehört das Reich der Himmel | Glückselig ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes
Aber wehe euch Reichen! Denn ihr habt euren Trost dahin |
2. Glückselig die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden | Glückselig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen
Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und weinen |
3. Glückselig die Sanftmütigen, denn sie sollen das Erdreich besitzen | |
4. Glückselig die Hungernden und Dürstenden nach Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden | Glückselig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden
Wehe euch, die ihr voll seid, denn ihr werdet hungern |
5. Glückselig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen | |
6. Glückselig die Reinen im Herzen, denn sie werden Gott schauen | |
7. Glückselig die Friedfertigen, denn sie sollen Gottes Kinder heißen | |
8. Glückselig die Verfolgten wegen Gerechtigkeit, denn ihnen gehört das Reich der Himmel
Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen. Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren
|
Glückselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen werden und wenn sie euch absondern und schmähen und euren Namen als böse verwerfen werden um des Sohnes des Menschen willen.
Wehe, wenn alle Menschen gut von euch reden, denn ebenso taten ihre Väter den falschen Propheten
Freut euch an jenem Tag und hüpft! Denn siehe, euer Lohn ist groß in dem Himmel; denn ebenso taten ihre Väter den Propheten |
In den nächsten Abschnitten werden wir die acht Seligpreisungen näher betrachten.
Fragen Aufgaben:
- Stelle die Ähnlichkeiten, bzw. Ergänzungen und Unterschiede bei den Evangelisten fest.
- Welche Seligpreisung fällt dir positiv und welche evtl. negativ auf?
- Bewerte die Verschiedenheit in den Berichten.
- Warum waren diese Seligpreisungen in jedem Kulturkreis immer irgendwie störend?
- Welche Seligpreisung würde in der Umsetzung deinen Alltag in Familie, Beruf und Gemeinde stark verändern?
- Welche Seligpreisung könnte für dich Priorität in der Umsetzung gewinnen?
1. Seligpreisung – Glückselig die Armen im Geist
Nach dem Text des Evangelisten Matthäus beginnt Jesus seine Lehre mit: „Glückselig die Armen im Geiste, denn ihrer gehört das Reich der Himmel.“ (Mt 5,3).
Nach dem Text des Evangelisten Lukas: „Glückselig ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes.“ (Lk 6,20). „Aber wehe euch Reichen! Denn ihr habt euren Trost dahin.“ (Lk 6,24).
Wir entdecken zunächst gewisse Unterschiede in den Vormulierungen der beiden Evangelisten. Während im Text des Evangelisten Lukas nur allgemein die `Armen` glückselig gepriesen werden, ergänzt der Text des Evangelisten Matthäus mit `Armen im Geist`. Nach der Formulierung des Lukas wendet sich Jesus direkt an seine Jünger. Nach Matthäus sind allgemein alle angesprochen, welche die Voraussetzungen für solche Seligpreisung erfüllen oder erfüllen werden. Nach dem Text des Evangelisten Lukas hat Jesus noch als deuitlichen Kontrast einen Weheruf über die Reichen ausgesprochen.
Hätten wir nur den Bericht des Lukas, würden wir einseitig an die materiell Armen und Reichen denken. Und diese Einseitigkeit würde auch verschiedenen Aussagen der Schrift widersprechen, denn weder sind die materiell Armen automatisch glückselig oder glücklich, noch sind die Reichen wegen ihres Reichseins automatisch unglückselig. Einige der Jünger konnte man keineswegs zu den materiell Armen zählen. Doch auch die vollständigere Aussage des Matthäus „Glückselig die Armen im Geiste“ meint auch nicht einfach die geistig Schwachen oder gar geistig behinderte Menschen. Waren doch auch die zwölf Jünger geistig gesehen weder hochintelligent, noch geistig unterentwickelt.
Der griechische Begriff `πνεύμα – pneuma` wird sowohl für den Geist Gottes, als auch den Geist des Menschen verwendet. Im Text des Matthäusevangeliums geht es eindeutig nicht um den Geist Gottes, denn arm sein im `Geiste Gottes`, oder `geistlich` arm sein, wäre nicht im Sinne von Jesus. Doch was meint Jesus denn mit `arm im Geiste`? Unserer Erkenntnis nach geht es hier um eine bewusste und reale, auf Gott bezogene oder von Gott her definierte Einschätzung des wahren Zustandes eines Menschen. Wie so oft, füllt Jesus ganz natürtliche Worte mit geistlichem Inhalt. (Joh 6,63: „Die Worte die ich zu euch rede sind Geist und sind Leben“). Ein Blick in die Psalmen und Propheten, so wie neutestamentliche Aussagen und Beispiele aus dem Erleben mit Jesus, macht es uns leicht diese Seligpreisung zu verstehen.
Der Prophet Jesaja: „Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: In der Höhe und im Heiligen wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen.“ (Jesaja 57,15).
Der Psalmist David: „Denn du hast keine Lust am Schlachtopfer, sonst gäbe ich es; Brandopfer gefällt dir nicht. Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist (pneuma); ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.“ (Psalm 51,18-19). Der König David erkannte, bekannte, beugte und demütigte sich vor Gott in seinem Herzen wegen seiner Sünden (Ehebruch, Mord). Im Gegensatz dazu war die religiöse Elite zur Zeit Jesu reich im Geiste – selbstbewusst, selbstgerecht, stolz auf ihre detailierten Kenntnisse der Überlieferungen der Ältesten.
Bei dieser Seligpreisung geht es um Menschen, von denen es heißt: „Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich.“ (Mt 18,4).
Es geht also darum, sich vor Gott in seinem realen Zusatand (arm, bloß, ungelehrt, unmündig, unfähig, sündig) zu erkennen und es auch bekennen. Es geht auch darum, sich vor Gott zu demütigen und in der Gegenwart der Heilgkeit Gottes den eigenen Stolz und Besserwisserei zerbrechen zu lassen. Diesen Menschen spricht Jesus Glückseligkeit zu. Es geht dabei nicht um angenehme Befindlichkeit oder äußeres Wohlgefühl, sondern um eine Zusage, einen Zuspruch von Jesus – er nennt solche Menschen glückselig.
Es fällt auf, dass diese Armut im Geiste nicht mit Reichtum oder anderen irdischen Werten von Gott belohnt wird. Es geht um das Teilhaben am Reich Gottes. Matthäus verwendet mit Vorliebe die Bezeichnung `Reich der Himmel`, man kann auch übersetzen mit: Königreich der Himmel (gr. `βασιλεία των οθρανών – basileia tön ouranön`). Womöglich ist diese Bezeichnung eine Anlehnung an Daniel 7,14. Offensichtlich führt Jesus in seiner Verkündigung diese Bezeichnung bewusst ein um deutlich zu machen, dass es sich dabei nicht mehr um das alttestamentliche, irdische und zeitlich begrenzte Reich Israel oder Reich Juda geht.
Fragen / Aufgaben:
1. Jesus spricht eine Sprache, die sich von der, der Schriftgelehrten unterscheidet. Verstehen die Menschen ihn?
2. Suche selber nach Erklärungen zu der Aussage „Arme im Geiste“?
3. Jesus spricht oft vom Reich Gottes oder dem Reich der Himm. Was meint er damit?
2. Seligpreisung – glückselig die Trauernden
Während in der ersten Seligpreisung ganz konkret vom Geist des Menschen die Rede ist, liegt die Betonung in der zweiten Seligpreisung auf dem Gemüt des Menschen, auf seiner Empfindungsfähigkeit, der Fähigkeit bewusst emotional zu reagieren.
Während in der ersten Seligpreisung ganz konkret vom Geist des Menschen die Rede ist, liegt die Betonung in der zweiten Seligpreisung auf dem Gemüt des Menschen, auf seiner Empfindungsfähigkeit. Auf der Fähigkeit bewusst emotional zu reagieren.
- „Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden“ (Mt 5,4).
Es ist geradzu auffällig, dass sowohl die erste als auch die zweite Seligpreisung in der messianischen Verheißung aus Jesaja 61,1-3 enthalten ist. Da lesen wir: „Der Geist des Herrn, HERRN, ist auf mir; denn der HERR hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Elenden1 (nach LXX Armen) frohe Botschaft zu bringen, zu verbinden, die gebrochenen Herzens sind, Freilassung auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen, auszurufen das Gnadenjahr des HERRN3 und den Tag der Rache für unsern Gott, zu trösten alle Trauernden, den Trauernden Zions Frieden, ihnen Kopfschmuck statt Asche zu geben, Freudenöl statt Trauer, ein Ruhmesgewand statt eines verzagten Geistes, damit sie Terebinthen der Gerechtigkeit genannt werden, eine Pflanzung des HERRN, dass er sich durch sie verherrlicht“ (Jes 61,1-3).
Der in Matthäus 5,4 werwendete griechische Begriff `πενθοῦντες – penthountes` wird mit Trauernde übersetzt (πενθος – penthos-Trauer). Jesus soricht hier von Menschen, die aktiv und nachhaltig Schmerz empfinden:
– über ihr eigenes Versagen, ihre eigene Sünde, ihre eigens verursachte Ungerechtigkeit. Diesen Menschen wird Trost versprochen, Trost durch Vergebung der Schuld.
– Es geht aber auch um Menschen, die aktiv Trauern über den Verlust der Gerechtigkeit, des Friedens, der Sicherheit, der Freiheit, so wie es viele aufrichtige Menschen zur Zeit des Alten Testamentes und auc zur Zeit Jesu empfanden.
– Es geht auch um Menschen, die Trauern über die Not, das Elend und Leid anderer. Es geht um ein tiefes Mitgefühl und Anteilnahme über einen Verlust der schmerzlich ist.
In Markus 16,10 lesen wir von Maria Magdalena: „Die ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren und trauerten und weinten.“
Paulus ahnte nichts Gutes, wenn er den Korinthern schrieb: „Dass, wenn ich wiederkomme, mein Gott mich vor euch demütigt und ich über viele trauern muss, die vorher gesündigt und nicht Buße getan haben über die Unreinheit und Unzucht und Ausschweifung, die sie getrieben haben“ (2Kor 12,21). Er empfand tiefe Trauer über die Unbußvertigkeit vieler Gläubigen in Korinth. Dagegen ist er empört über die Unempfindlichkeit (keine Trauer) vieler Korinther über das unordentliche Verhalten eines Gemeindegliedes. „Und ihr seid aufgeblasen und habt nicht etwa Leid getragen (wörtlich: getrauert), damit der, der diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte entfernt würde“ (1Kor 5,2)!
Trauern ist sehr oft mit Weinen verbunden und bildet den Gegensatz zum Lachen. So ergänzt Lukas in seinm Text den Matthäus: „Glückselig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und weinen“ (Lk 6,25 vgl. Hes 27,31). Die Stadtbekannte Frau, die sich Jesus näherte im Haus des Pharisäers Simon trauerte und weinte über ihr sündiges Leben. „Und siehe, da war eine Frau in der Stadt, die eine Sünderin war; und als sie erfahren hatte, dass er (Jesus) in dem Haus des Pharisäers zu Tisch lag, brachte sie eine Alabasterflasche mit Salböl, trat von hinten an seine Füße heran, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen, und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes. Dann küsste sie seine Füße und salbte sie mit dem Salböl“ (Lk 7,37-38). Der Trost blieb nicht aus, denn Jeesus nimmt sie in Schutz vor Simon wenn er sagt: „Denn ihre vielen Sünden sind ihr vergeben“ und zu der Frau gewandt: „Dein Glaube hat dich gerettet. Geh hin in Frieden“ (Lk 7,50)!
Die Verheißung des `getröstet werden` löst Jesus also schon hier und jetzt ein, doch erst in der Neuen Welt wird sie vollkommene und ununterbrochene Realität werden, so die Aussagen in dem prophetischen Buch des Jesaja und der Offenbarung des Johannes:
„Er wird den Tod verschlingen auf ewig. Und Gott der HERR wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und wird aufheben die Schmach seines Volks in allen Landen; denn der HERR hat’s gesagt“ (Jes 25,8). „… denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen“ (Offb 7,17). „… und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid (wörtlich: Trauer) noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“ (Offb 21,4).
Was für eine Aussicht !
3. Seligpreisung – Glückselig die Sanftmütigen
- „Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden die Erde besitzen“ (Mt 5,5).
Es ist nicht einfach diese Seligpreisung zu verstehen, einmal wegen dem Begriff `Sanftmut` und wegen der Verheißung `die Erde zu erben`. Wir fangen hier einmal vom Ende an und fragen, was meint Jesus mit „die Erde erben“?Wir fangen hier einmal vom Ende an und fragen, was meint Jesus mit „die Erde erben“? In den meisten Stellen der Bibel ist mit Erde unser Planet gemeint, den Gott geschaffen hat mit allem was darinnen ist (1Mose 1,1-2,24) und diese Erde gehört Gott, wie aus Psalm 24,1 deutlich und eindeutig hervorgeht: „Ein Psalm Davids.“ Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.“ Die Eigentumsrechte liegen also bei Gott, nicht bei dem Teufel, der sie unrechtsmäßig beansprucht (Lk 4,6). „Der Himmel ist der Himmel des HERRN; aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben“ (Ps 115,16).
Doch es gibt einige Aussagen, auch schon durch den Propheten Jesaja über eine neue Erde, dort lesen wir: „Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird“ (Jes 65,17). „Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor mir Bestand haben, spricht der HERR“ (Jes 66,22a). Gott hat also eine neue Weltschöpfung (Himmel und Erde) vorgesehen und vorausgesagt. Dies setzt die zeitweilige begrenzte Bestimmung dieser Erde voraus. Die Vergänglichkeit dieser Erde hat auch Jesus vorausgesagt: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen“ (Mt 5,22; 24,35). Auch Petrus schreibt von einer neuen Schöpfung: „Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden. Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müsst ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen, die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und erstrebt, an dem die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden. Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung (Jes 65,17; 66,22), in denen Gerechtigkeit wohnt“ (2Petr 3,10-13).
Wir haben also die Wahl mit dem Begriff Erde (Mt 5,5) entweder an diese materielle, zeitlich begrenzte und vergängliche Erde zu denken, oder an die Erde, die Gott schaffen wird, in welcher Gerechtigkeit wohnen wird.
In der Seligpreisung heißt es: „Sie werden die Erde erben“. Es geht also um ein ewiges, auf die Zukunft ausgerichtetes unvergängliches Erbe, das uns Jesus durch sein Erlösungswerk erworben hat.
Realität ist, dass die jetzige Erde von den Mächtigen in dieser Welt beansprucht und verwaltet (oder auch mißbraucht) wird. Wir fragen auch, welche Bestrebungen zeigte Jesus, als er hier war, nahm er etwas davon in Besitz? Er besitzte kein eigenes Haus, obwohl er Häusererbauer war; Er beanspruchte keinen Grundbesitz in Bethlehem, der Stadt seiner Vorfahren. Auf die Frage des Pilatus hinsichtlich seiner Königswürde, sagte Jesus; „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36).
Doch wenn Gott immer noch der rechtsmäßige Eigentümer dieser Erde ist, so bezieht er auch seine Kinder jetzt in die gottgewollte Verwaltung der Erde und dessen, was darinnen ist mit ein. Beispiele:
Auf der einen Seite verlassen seine Nachfolger ihre Häuser, ihre Heimat, ihre Boote, ihre Äcker um des Evangeliums willen (Mt 19,27-29). Auf der anderen Seite stellen sie ihre Häuser und Boote und Kleider und Lebensmittel und auch Geld, Gott und seinem Reich zur Verfügung (Mt 8,14; Lk 5,3; Lk 8,1-3; Joh 12,1-11; Mk 14,3; Apg 2,44. 46; 4,37) und gehören zu den wahren Verwaltern dieser Erde und der irdischen Dinge. So gewinnt die Seligpreisung Jesu auch eine Anwendung auf das jetzt und hier im Leben der Sanftmütigen. In Matthäus 19,29 hebt Jesus den Gedanken hervor, dass seine Nachfolger auch schon jetzt in dieser Zeit Anteil haben werden an all den materiell nutzbaren und erforderlichen Dingen.
Was ist Sanftmut, wie drückt sie sich aus? Es gibt sehr viel Stellen im Neuen Testament, in denen der Begriff Sanftmut als Geistesfrucht (Gal 5,23) und Chrakterzug eines Christen erwähnt werden (Eph 4,2; Kol 3,12; 1Petr 3,4 und andere). Am Beispiel von Jesus können wir deutlich erkennen, wie diese Frucht des Geistes sich ausdrückt. »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig (gr. πραυς – praus) und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen (Fohlen), dem Jungen eines Lasttiers« (Mt 21,5; Sach 9,9).
Sanftmut hat gar nichts mit vermeintlicher Schwäche zu tun. Jesus weiß um seine Berufung, seinen Stand und seinen Auftrag. Für den Einritt nach Jerusalem als König Israels benötigt er kein weißes Pferd, ein Zeichen eines Herrschers, sondern begnügt sich mit einem Fohlen einer Eselin. Er kommt um zu dienen, was durch das junge noch nicht benutzte und noch unerfahrene Lasttier deutlich wird, dies ist sanftmütiges Verhalten. Er selber beansprucht sanftmütig zu sein: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig (πραυς) und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht“ (Mt 11,28-30).
Die Sanftmütigen (πραυς) in Matthäus 5,5 sind also Menschen, die in der Gesinnung und Haltung Jesu leben.
- Sie sind keine Angeber,
- Sie sind nicht stolz,
- Sie sind nicht hochmütig,
- Sie maßen sich nichts an, was sie nicht tatsächlich sind.
Es sind Menschen, die in rechter Art und Weise Schwachgewordene aufrichten (Gal 6,1-2),
Es sind mutige, besonnene, Auftrag – und Zielbewusste Menschen, die weder in Verzagtheit fallen, noch in einen gefühlsmäßigen Überschwang und Übermut in ihrem Verhalten (2Kor 10,1).
4. Seligpreisung – Glückselig die Hungernden und Dürstenden nach der Gerechtigkeit
In seinen Lehren benutzt Jesus sehr oft Bilder oder wie hier existenzielle Bedürfnisse eines Menschen, um dadurch eine göttliche Wahrheit deutlich zu machen.
„Glückselig die Hungernden und Dürstenden nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen gesättigt werden“ (Mt 5,6).
In Psalm 33,5 lesen wir: „Er liebt Gerechtigkeit und Recht; die Erde ist voll der Güte des HERRN.“ Und von Jesus heißt es in Hebräer 1,9: „Du hast geliebt die Gerechtigkeit und gehasst die Ungerechtigkeit; darum hat dich, Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl wie keinen deinesgleichen.«
Doch um welchen Aspekt des geistlichen Lebens handelt es sich hier? Der Begriff Gerechtigkeit hat verschiedene Inhalte und wird je nach Grundgesetz unterschiedlich interpretiert und angewandt. Wie immer interressiert uns dieser Begriff im bibloischen Kontext. Der dafür verwendete griechische Begriff `δικαιοσύνη – dikaiosyne` kommt häufig sowohl im Alten als auch im Neuen Testament vor und beschreibt zum einen
- die Gerechtigkeit, welche aus der Erfüllung des Gesetzes kommt, zum anderen aber auch
- die Gerechtigkeit, welche aus dem Glauben kommt, bzw. dem Glaubenden an Gottes Verheißung zu,- oder angerechnet wird, ohne dass eine Vorleistung (Gesetzeserfüllung) erbracht werden muß.
Gerechtigkeit ist sozusagen ein Qualitätssiegel, so die Erklärung des Apostels Paulus in Römer 4,11: „Das Zeichen der Beschneidung aber empfing er (Abraham) als Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, den er hatte, als er noch nicht beschnitten war. So sollte er ein Vater werden aller, die glauben, ohne beschnitten zu sein, damit auch ihnen der Glaube gerechnet werde zur Gerechtigkeit.“
Auf dem Apostelkonzil in Jerusalem um das Jahr 48 n. Chr. macht Petrus sehr deutlich, dass alle Bemühungen Israels die Gerechtigkeit (Rechtssprechung, Rechtfertigung) und die damit verbundene Errettung, durch das Gesetz zu erlangen, einem schweren Joch gleicht, dass niemand tragen konnte. „Warum versucht ihr denn nun Gott dadurch, dass ihr ein Joch auf den Nacken der Jünger legt, das weder unsre Väter noch wir haben tragen können? Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn Jesus selig (gerettet) zu werden, ebenso wie auch sie“ (Apg 15,10-11). Der Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit, von der Jesus in Matthäus 5,6 spricht war also die Sehnsucht vieler aufrichtiger und ehrlicher Israeliten, die einsahen, dass sie den Vorderungen des Gesetzes nicht gerecht werden konnten und sich daher nach einer Erlösung sehnten. Dies bescheinigt der Apostel Paulus den Antiochenern in Pisidien (Apg 13,38-39): „So sei euch nun kundgetan, liebe Brüder, dass euch durch ihn (Jesus) Vergebung der Sünden verkündigt wird; und in all dem, worin ihr durch das Gesetz des Mose nicht gerecht werden konntet, 39 ist der gerecht gemacht, der an ihn glaubt.“
Dieser Hunger und Durst also wird durch den Glauben an Jesus Christus völlig gestillt, denn er ist in Person das Brot und das Wasser des Lebens: „Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten“ (Joh 6,35; 4,14).
Wonach es Jesus selber wirklich verlangte (sein Hunger und Durst) und was ihn wirklich sättigte, war, den Willen seines Vaters zu tun (Gott in seinen Erwartungen gerecht zu werden, zu entsprechen), wie er selber zu seinen zweölf Jüngern sagte: „Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk“ (Joh 4,34).
- Der Wille Gottes wird durch sein Gesetz erkennbar,
- wenn Jesus den Willen Gottes tut, erfüllt er Gottes Gesetz,
- wenn er Gottes Gesetz erfüllt, erwirbt er Gottes Gerechtigkeit.
Da er aber immer gerecht war, erwirbt er als wahrer Mensch, durch die Erfüllung des Gesetzes an unserer statt und für uns die Gerechtigkeit, die Gott akzeptiert. Daher spricht er jeden Glückselig, der nach dieser, von ihm erworbenen Gerechtigkeit, verlangt. Und in Jesaja 61,10 wird von der Freude des Gerechtfertigten vorausgesagt: „Ich freue mich im HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam mit priesterlichem Kopfschmuck geziert und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt.“
In Titus 3,5 hebt Paulus den Urheber unserer Rettung hervor: „… machte er (Jesus) uns selig – nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist.“
Doch ist Jesus auch dem äußeren Menschen zugewandt. Er kümmert sich
- um die Schwachen (Wirwen (Lk 7) und deren Rechte,
- um die Fremden (Ausländer, Migranten): 2Mose 23,9: „Die Fremdlinge sollt ihr nicht unterdrücken; denn ihr wisst um der Fremdlinge Herz, weil ihr auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen seid“ (2Mose 23,9).
Er kümmert sich um das Rechtssystem: „Beim Richten sollt ihr die Person nicht ansehen, sondern sollt den Kleinen hören wie den Großen und vor niemand euch scheuen; denn das Gericht ist Gottes“ (5Mose 1,17). „Du sollst das Recht nicht beugen und sollst auch die Person nicht ansehen und keine Geschenke nehmen; denn Geschenke machen die Weisen blind und verdrehen die Sache der Gerechten“ (5Mose 16,19).
- Er kümmert sich um den wirtschaftlichen Bereich: „Rechte Waage, rechtes Gewicht, rechter Scheffel und rechtes Maß sollen bei euch sein; ich bin der HERR, euer Gott, der euch aus Ägyptenland geführt hat“ (3Mose 19,36). „Aber deine Augen und dein Herz sind auf nichts anderes aus als auf unrechten Gewinn und darauf, unschuldiges Blut zu vergießen, zu freveln und zu unterdrücken“ (Jer 22,17).
- Er kümmert sich um die Verstoßenen (Behinderten, Aussätzigen),
- um die Ausgegrenzten (Zöllner und Sünder Lk 15).
Gerade in seinem himmlischen, göttlichen Reich, im Bereich seiner Gemeinde lassen sich die genannten Auswirkungen seiner Gerechtigkeit gut praktizieren (Apg 2,42-4,37).
Wer sich Jesus zuwendet, geht nicht leer aus: „Denn Christus ist des Gesetzes Ende (Vollendung, Ziel, Erfüllung); wer an den glaubt, der ist gerecht“ (Röm 10,4). „Sind wir denn Gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus“ (Röm 5,1).
5. Seligpreisung – Glückselig die Barmherzigen
„Glückselig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“ (Mt 5,7).
Zunächst wollen wir klären, welcher Begriff hier verwendet wird und was er beinhaltet?
Der griechische Begriff `ελεημονές – eleimones` beschreibt Menschen `des Erbarmens, des Mitgefühls und Mitleids`. Unser deutsches Wort `Barmherzigkeit` wird zusammengesetzt von Herz und Erbarmen (herzliches Erbarmen). Glückselig werden von Jesus die Menschen genannt, welche beim Anblick der Not und dem Elend der Menschen, nicht wegsehen, sich nicht abwenden, sondern sich ihrer in herzlicher, gütiger Zuwendung annehmen und nach ihren Möglichkeiten Hilfe leisten.
In dieser Einstellung kommen Mitleid, Mitgefühl, Anteilnahme und Hilfsbereitschaft deutlich zum Ausdruck.
Beispiele für Gott als Erbarmer:
- Jesaja 54,10 „Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.“
Eins der vielen Wesenszüge Gottes ist seine Barmherzigkeit und das was er ist, das tut er auch, so steht von ihm geschrieben: „Der HERR ist allen gütig und erbarmt sich aller seiner Werke“ (Psalm 145,9).
Paulus spricht von der rettenden Tat Gottes wie folgt: „… rettete er uns – nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit (eleos) – durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist“ (Titus 3,5). Und Jesus erinnert die kritischen und hartherzigen Pharisäer an die barmherzige Art Gottes und an die Wesenszüge der Liebe und des Erbarmens, welche Gott den Opfern der Menschen, bevorzugt : „Geht aber hin und lernt, was das heißt (Hosea 6,6 – „Denn ich habe Lust an der Liebe (eleos-Erbarmen) und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer.“): »Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit (eleos) und nicht am Opfer.« Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten“ (Mt 9,13). „Wenn ihr aber wüsstet, was das heißt (Hosea 6,6): »Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit (eleos) und nicht am Opfer«, dann hättet ihr die Unschuldigen nicht verdammt“ (Mt 12,7).
Wie Gott ist, so zeigt er sich auch, so handelt er auch, denn sein Verhalten ist Ausdruck seines Seins.
Menschen, die das Erbarmen Jesu erfahren haben:
Die griechische Frau aus Syrophönizien appeliert an das Erbarmen Jesu und bittet um die Befreiung ihrer belasteten Tochter:
- „Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner“ (Mt 15,22).
Der Zöllner im Gleichnis aus Lk 18,13 wendet sich ebenfalls an Gott den Erbarmer mit seiner Sündenlast: „Gott, erbarme dich über mich Sünder“.
Der Blinde Barthimäus in der Nähe von Jericho ruft Jesus an mit den Worten: „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner“ (Lk 18,38-39).
Im Kontrast zu der barmherzigen Zuwendung Gottes des Vaters und des Sohnes, stehen die hartherzigen Schriftgelehrten und Pharisäer und Jesus greift sie hart an und belegt sie mit einem Wehe:
- „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit (eleos) und den Glauben! Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen“ (Mt 23,23).
Gott gibt Erbarmen denen, die Erbarmen geübt haben:
Paulus erwähnt einen seiner Mitarbeiter, der bewusst und unter schwierigen Umständen Erbarmen übte: „Der Herr gebe Barmherzigkeit (eleos) dem Hause des Onesiphorus; denn er hat mich oft erquickt und hat sich meiner Ketten nicht geschämt, sondern als er in Rom war, suchte er mich eifrig und fand mich. Der Herr gebe ihm, dass er Barmherzigkeit finde bei dem Herrn an jenem Tage. Und welche Dienste er in Ephesus geleistet hat, weißt du am besten“. (2Tim 1,16-18).
Im Gericht wird Jesus die hervorheben, welche sich der Not und dem Elend der Menschen angenommen haben, ohne einen Vorteil daraus zu ziehen: „Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!
- Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben.
- Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben.
- Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.
- Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet.
- Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht.
- Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen“ (Mt 25,34-37).
„Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir
- dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben,
- oder durstig und haben dir zu trinken gegeben?
- Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen,
- oder nackt und haben dich gekleidet?
- Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?
Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,37-40).
Welch starke Motivation zum barmherzigen Lebensstil für die Nachfolger von Jesus !
6. Seligpreisung – Glückselig die Reinen im Herzen …
„Glückselig die Reinen im Herzen, denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8).
Jesus spricht immer noch über die verborgene innere Welt des Menschen. Jetzt ist er ganz tief innen angekommen – das Herz des Menschen. Was sich dort in jener, für das menschliche Auge verborgenen Welt, so alles abspielt? Auch der Apostel Paulus stellte diese Frage:: .„Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist“ (1Kor 2,11)? Im Herzen des Menschen entstehen Gedanken, werden erzeugt, vom Menschen geschaffen – als Produkt des menschlichen Denkvermögens (eine Fähigkeit die uns Gott ähnlich macht 1Mose 1,26).
- Gedanken – die entstehen durch das Wahrnehmen von Menschen und Dingen über das Sehen, über das Hören über den Geruchsinn, ja, über alle Empfangsbereiche,
- Gedanken – die entstehen durch Erinnerungen, durch Wünsche, Vorstellungen, Sehnsüchte, Planung der Gegenwart und Zukunft,
- Im Herzen werden Überlegungen angestellt, sortiert, bewertet und ausgewertet,
- Und nicht zuletzt werden im Herzen Entscheidungen gefällt, egal, ob sie ausführbar sind, oder nie tatsächlich zustande kommen.
Das Herz des Menschen ist ein Rechnerzentrum von unvorstellbarer Kapazität, die nie voll ausgeschöpft werden kann. Doch nur Gott kann das menschliche Herz vollkommen sehen und entsprechend auch richtig bewerten. Daher fragen wir nicht Menschen um die Beschreibung des Herzens, sondern Gott, der nach 1Samuel 16,7 das Herz ansieht. Und Jesus bestätigt Gottes Fähigkeit: „Ihr seid’s, die ihr euch selbst rechtfertigt vor den Menschen; aber Gott kennt eure Herzen“ (Lk 16,15). Aber auch Jesus wusste, was die Menschen dachten und welche Motive sie hatten: „und bedurfte nicht, dass ihm jemand Zeugnis gab vom Menschen; denn er wusste, was im Menschen war“ (Joh 2,25; Mk 2,6-8).
Der Zustand des menschlichen Herzens
In 1Mose 8,21 sagt Gott über den Zustand des menschlichen Herzens: „Das Herz des Menschen ist böse von Jugend an.“ Und Jesus beschreibt den Zustand des Herzens mit den Worten: „Aus dem Herzen des Menschen kommen heraus arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen“ (Mt 15,19).
Die Verheißung eines neuen Herzens
Durch den Propheten Hesekiel verspricht Gott seinem Volk ein neues Herz zu geben: „Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, dass ihr in meinen Ordnungen lebt und meine Rechtsbestimmungen bewahrt und tut“ (Hes 36,26-27).
Bitte zu Gott um ein reines Herz
Schon David sehnte sich nach einem reinen Herzen wenn er in Psalm 51,12 betet: „Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz, und erneuere in mir einen festen Geist.“
Wodurch werden die Herzen gereinigt?
- In Johannes 15,3 sagt Jesus: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen das ich zu euch geredet habe.“
- Und Paulus schreibt in seinem Brief an die Epheser: „Er (Jesus) reinigte sie (die Gemeinde) im Wasserbad des Wortes“
- Hebr 10,22 „so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in vollkommenem Glauben, besprengt in unsern Herzen“.
- Petrus bestätigt bei der Apostelversammlung in Jerusalem: „Und (Gott) reinigte ihre Herzen durch den Glauben“ (Apg 15,9).
- Und Johannes bezeugt Reinigung des Herzens: „…und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde“ (1Joh 1,7).
Was bedeutet es – Gott schauen ?
In 2Mose 24,11 steht geschrieben: „Und die Ältesten Israels schauten Gott“. Dem Mose wurde jedoch das Schauen von Gottes Angesicht nicht gestattet: „Mein Angesicht kann kein Mensch sehen“ (2Mose 33,17-23).
In Johannes 1,18 lesen wir: „Niemand hat Gott jemals gesehen“
Und Paulus bestätigt in 1Tim 6,16: „welchen kein Mensch gesehen hat, noch sehen kann“
Doch wie ist es denn mit dem Gott schauen/sehen?
In Offenbarung 1,7 steht geschrieben: „Und es werden ihn (Jesus) sehen alle Augen“.
Auch in seinem ersten Brief schreibt Johannes: „Denn wir werden ihn (Jesus) sehen wie er ist…“Und in der Neuen Welt bei der Vollendung heißt es: „Seine Knechte werden schauen sein Angesicht“ (Offb 22,4). Jesus selbst klärt einen seiner Jünger darüber auf, was und wie er es meint mit dem Gott sehen/schauen. „Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn (den Vater) gesehen. Spricht zu ihm Philippus: „Herr, zeige uns den Vater und es genügt uns. Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir“ (Joh 14,6-10)?
Wenn Jesus wiederkommt, dann werden ihn zunächst ALLE sehen.
In der Herrlichkeit werden die Gläubigen (die reines Herzens sind) Gott den Vater in und durch Jesus sehen, hören, anbeten – alles nur durch Jesus.
7. Seligpreisung – Glückselig die Friedensstifter …
„Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen“ (Mt 5,9).
Das hebräische Wort für Frieden, welches Jesus ursprünglich verwendet hatte, lautet: `Schalom` , es ist sehr inhaltsvoll und umfasst alle Bereiche des menschlichen Wohlbefindens. Das griechische Wort für Frieden lautet: `ειρήνη – eirene` und ist in vielen Sprachen als Personenname bekannt (Irene, Irina, Irena). Dies unterstreicht den Wunsch und die Sehnsucht der Menschen nach Sicherheit, Wohlbefinden, Geborgenheit.
Im Text wird aber ein Zusammengesetztes Wort gebraucht nämlich: `ειρηνηποιοι – eirenipoioi` und kann mit Friedensmacher, Friedenstäter, Friedensstifter übersetzt werden. Hier geht es nicht allein um Frieden zu halten, zu bewahren, sondern auch um zerstörte Beziehungen zu befrieden durch Vermittlung der Botschaft voin der Versöhnung.
Jede Art von Frieden hat eine bestimmte Qualität wie zum Beispiel:
- Zwei zerstrittene Parteien einigen sich auf der Grundlage bestimmter akzeptabler Regeln,
- Zwei Länder schließen einen freiwilligen oder auch erzwungenen Friedensvertrag und die Koexistenz ist für eine bestimmte Zeit gesichert.
- Zwei Menschen klären ihre zerrissene Beziehung und schließen Frieden,
Die friedensstiftenden Maßnahmen unter Menschen in dieser Welt sind grundsätzlich zu begrüßen, abgesehen davon, dass sie oft auf die Kosten der Schwächeren erreicht werden, oder deutliche Tendenzen zu egoistischen, eigennützigen Motiven zeigen.
Jesus unterscheidet daher zwischen dem weltlichen (typisch menschlichem) und göttlichem Frieden wenn er zu seinen Jüngern sagt: „Meinen Frieden gebe ich euch, nicht gebe ich euch wie die Welt gibt“ (Joh 14,17).
Frieden, wahren Frieden bekommt der Mensch, oder zu echtem Frieden gelangt der Mensch nur in der Person Jesu Christi: „Solches habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt, in der Welt habt ihr Bedrängnis, aber seid getrost, ich habe die Welt besiegt“ (Joh 16,33). Der Friede, den Jesus in diese Welt bringt, beruht auf der Versöhnung, die Gott den Menschen anbietet:
1. Versöhnung mit Gott durch Christus und dessen Heilswerk am Kreuz,
2. Versöhnung der Menschen untereinander wegen Christus.
- Paulus hebt diesen göttlichen Frieden in seinem Brief an die Epheser heror: „Er (Jesus) machte Frieden“ (Eph 2,15). „Er (Jesus) ist gekommen und hat Frieden verkündigt den Nahen und den Fernen“ (Eph 2,17). Paulus wünscht den Gläubigen in Philippi: „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus“ (Phil 4,7).
Jesus preist nicht nur alle glückselig, die diesen von Gott gewollten und durch Christus erwirkten Frieden selbst erfahren haben, sondern sich aktiv durch Wort und Tat an der Verbreitung dieses Friedens beteiligen. Die Verheißung lautet: „Sie werden Söhne Gottes genannt werden“. Diese Ehrung bekommen sie natürlich von Gott selber zugesprochen, doch auch Menschen können sehen und erkennen, dass diese Friedensstifter ihrem Meister Jesus Christus, dem Sohne Gottes, sehr ähnlich sind im Sein und im Tun !
8. Seligpreisung – Glückselig die Verfolgten …
Die achte Seligpreisung ist die längste vom Text und Inhalt, durch sie fordert Jesus die Gläubigen bis aufs Äußerste heraus.
„Glückselig die um Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel“ (Mt 5,10).
„Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen“ (Mt 5,11).
„Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren“ (Mt 5,12).
Und Lukas ergänzt mit den Worten von Jesus: „Wehe, wenn alle Menschen gut von euch reden, denn ebenso taten ihre Väter den falschen Propheten“ (Lk 6,26).
Die Geschichte der Verfolgung
Die Verfolgung fing schon in der zweiten Menschen-Generation an:
- Abel wurde von seinem Älteren Bruder Kain aus Neid umgebracht (1Mose 4,1ff).
- Isaak wurde von Ismael, seinem älteren Bruder verfolgt (Gal 4,29).
- Jakob wurde von seinem älteren Bruder Esau verfolgt (1Mose 27).
- Josef wurde von seinen älteren Brüdern verfolgt (Mordanschläge, Verkauf in die Sklaverei 1Mose 37).
- Den Propheten ging es nicht besser (Mt 5,11).
- Jesus wurde von den Ältesten des Volkes verfolgt und schließlich zu Tode verurteilt.
- „…an diesem Tag erhob sich eine große Verfolgung wieder die Gemeinde in Jerusalem“ schreibt Lukas in der Apostelgeschichte 8,1.
- „Wir müssen durch viel Bedrängnisse (Trübsal) in das Reich Gottes hineingehen“ sagte der Apostel Paulus zum Abschied den Gläubigen im pisidischen Antiochia (Apg 14,22).
Jesus setzt Verfolgung voraus wie wir in Lukas 11,50-51 lesen: „Damit gefordert werde von diesem Geschlecht das Blut aller Propheten, das vergossen ist seit Erschaffung der Welt; von Abels Blut an, bis hin zum Blut des Zacharija, der umkam zwischen Altar und Tempel, …“. Mit der Bezeichnung „von diesem Geschlecht“ meint Jesus nicht nur das zu seiner Zeit antigöttliche und antichristliche Lager, sondern ALLE Menschen aller Generationen, die sich gegen Gott und sein Volk auflehnen, (vgl. auch die Aussage in Offenbarung 18,24: „… und das Blut der Propheten und der Heiligen ist in ihr gefunden worden und das Blut aller derer, die auf Erden umgebracht worden sind).
Verfolgung, – eine unausweichliche Folge der gerechten Lebensführung?!
Die Verfolgung ist notwendig für die Bewährung des Glaubens: „Aber wenn sich Bedrängnis oder Verfolgung erhebt um des Wortes Willen, so fallen sie ab“ (Mt 13,21). Oder mit einem positiven Ergebnis: „Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus“ (1Petr 1,6-7).
- Durch Verfolgung werden die Fronten klar abgesteckt, so schreibt Paulus in 2Tim 3,12 „Und alle, die fromm (gottesfürchtig) leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden“ (vgl. 2Tim 3,11; 2Kor 4,9; Röm 8,35).
Die Zusage der Glückselichkeit gilt also all denen, die in irgendeiner Form, wegen ihrer Zugehörigkeit zu Christus und wegen ihrer gerechten Lebensführung, bedrängt, verfolgt, Mißhandelt, oder gar getötet werden. Auch üble und unwahre Nachrede, falsche, bewusste lügnerische Aussagen, sind in dem Verfolgungskatalog ebenso eingeschlossen. Jesus spricht all diesen Menschen, die solches erleiden und erdulden, schon jetzt Glückseligkeit zu, ja, er fordert sogar auf zum Jubeln, was die Apostel als Vorbilder später auch tun: „Sie gingen aber fröhlich (sich freuend) von dem Hohen Rat fort, weil sie würdig gewesen waren, um Seines Namens willen Schmach zu leiden“ (Apg 5,41).
Eines Tages wird sich das Blatt wenden, dann werden die hier Verfolgten im Reich Gottes ihren Trost bekommen. Doch auch schon hier sind die Verfolgten die eigentlichen Sieger – Sieger über das Böse und bezeugen damit ihren Anteil am Reich Gottes und seiner Herrschaft!
Hallo,
danke für den sehr guten Beitrag!
In unserem nächsten Heft der Reihe „Welt und Umwetl der Bibel“ werden wir einen kleinen Beitrag zu dem WOrt Makarios – selig habe. Gerne möchten wir darin das wunderbare Bild vom Wasserfall in En Gedi verwenden. Geben Sie uns dazu die Erlaubnis ?- natürlich bekommen Sie ein Belegexemplar des Heftes. Falls ja, können Sie uns noch den Namen der Persone nennen, die das Foto gemacht hat (das schreiben wir natürlich beim Copyright mit dazu).
Vielen Dank im Voraus und herzliche Grüße
Wolfgang Baur
Redaktion Welt und Umwelt der Bibel
Hallo Herr Baur,
erst jetzt bin ich auf ihren Kommentar, bzw. Frage aufmerksam geworden.
gerne können Sie das Foto vom Wasserfall in En-Gedi verwenden. Angabe der Webseite würde genügen, doch wenn Sie wollen, können Sie meinen NAmen Paul Schüle hinzufügen. Diese wunderbare Landschaft hat sich uns als Familie im Juli 1994 tief eingeprägt.
Sollten Sie in Zukunft auf weitere für Sie interessante Fotos aufmerksam werdne, dürfen Sie diese mit der ausgemachten Bezeichnung und ohne weitere Anfrage in ihren Schriften verwenden.
Mit freundlichem Gruß
Paul Schüle