„Wenn der Vater mit dem Sohn/Tochter …“. (Zeichnung von J.S. 13.März 2015).
Anja S. verlor ihren Vater mit 2 Jahren. Nicht durch Krankheit, Unfall oder Tod. Er ging einfach weg. Es war ihm alles zu viel. Er konnte und wollte nicht mehr die Verantwortung für eine Frau und ein Kleinkind tragen. Bis heute weiß Anja nicht, wer ihr Vater ist. Sie weiß nicht, wo er ist.
Sie weiß nicht, wie er ist. Nach außen hin ist sie eine Powerfrau – eine Frau, die anpackt und weiß, was sie will. Aber ganz tief drinnen sehnt sich ein kleines Mädchen nach dem Mann, der eigentlich für sie hätte da sein sollen.
Warum ist er wohl abgehauen? So vielschichtig die Ursachen sein mögen, die dafür stehen, daß Männer immer öfter ihre Vaterrolle nicht einnehmen können, sicher ist wohl:
Sie selbst haben nur mangelhafte oder sogar gar keine Vaterliebe erlebt. Wie soll man da klarkommen mit einer Aufgabe, die einem nie vorgelebt wurde?
Frank N. erzählt: “ Als ich 5 Jahre alt war, verließ uns der Vater und ließ meine Mutter mit uns Kindern zurück. Meine Erinnerungen an ihn sind durchwegs negativ. Als ich ihn am meisten gebraucht hätte, war er nicht da. Heute bin ich selbst Vater und habe damit Schwierigkeiten, weil ich nie erlebt und gesehen habe, was und wie ein Vater ist.“
Beim Lesen der Bibel ist mir eine Vater – Sohn – Beziehung aufgefallen, die ganz anders ist.
Der Vater im Himmel – Gott – wird von seinem Sohn – Jesus – wie folgt beschrieben:
„Der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er tut. Und dasselbe tut auch der Sohn.“ (Dies können Sie gerne nachlesen im Johannesevangelium, Kapitel 5, Verse 19 – 20.)
Wirklich vollkommen in seiner Vaterrolle ist Gott, der Vater im Himmel. Mehr als 200 Aussagen allein im Johannesevangelium beschreiben die Beziehung zwischen Gott und seinem Sohn. Bewußtes Lesen und Beobachten dieser Beziehung wird uns sicherlich in unserer Identität als Väter prägen und beeinflussen. Die Liebe des Vaters hat verschiedene Ausdrucksformen:
Der Vater hat vor seinem Sohn nichts zu verbergen. Er zeigt ihm alles und läßt ihn hinter die Kulissen seines Herzens schauen. Er bezieht seinen Sohn in seine Gedanken und Gefühle mit ein, in seine Erkenntnisse, sein Wissen, seine Erfahrungen.
Auch der Sohn ist aktiv in diesem Geben und Nehmen. Er genießt die freundliche und liebevolle Zuwendung des Vaters, schaut zu ihm auf, lebt von ihm und übernimmt dessen Art.
Er möchte so sein, wie sein Vater.
Wer von uns bringt seinem Sohn nicht begeistert das Fußballspielen bei? Wer von uns ist nicht unbändig stolz, seiner kleinen Tochter ein selbst gezimmertes Gartenhäuschen gebaut zu haben? Wer von uns fühlt nicht gerne die kleinen Ärmchen um den Hals und bekommt einen fetten, nassen Kuss auf die stoppelige Wange?
Können Sie sich vorstellen, daß Gott für uns das gleiche empfindet?
Ich möchte betonen, daß es sich hier nicht nur um die Vater – Sohn – Beziehung handelt. Auch Mütter und Töchter sind hier angesprochen. Da die Not bei den Vätern jedoch besonders groß ist, sei dies Beispiel angeführt. Ihnen möchte Gott, als Himmlischer Vater, ein Vorbild sein, wenn Ihr eigener Vater dies nicht konnte oder wollte. Öffnen Sie Ihre inneren Augen und beobachten Sie durch das Lesen der Bibel diesen vollkommenen Vater.
Verlangen Sie von sich keine Perfektion, aber lassen Sie sich verändern und prägen, wo es geht. Schämen Sie sich nicht, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen.
Es wird der Tag kommen, da wird Ihr Kind nicht zu den ewig Suchenden gehören. Denn es hat den besten Vater, den ihm Gott geschenkt hat. Nämlich Sie!