Nebo – der Berg von wo aus Mose das Gelobte Land überblickte
Bei Madaba biegen wir rechts ab immer der Beschilderung `Nebo` nach. Das Weiträumige Gelände (808 Meter über dem Meer) ist umzäunt. Unser Reiseleiter kauft für uns die Eintrittskarten und wir gelangen in eine gartenähnliche Anlage. Palmen, Tamarisken säumen die Gehwege, das Gelände ist sauber und gepflegt. Wir kommen zu einem Aussichtspunkt, von dem man eine gute Aussicht bekommt hinab ins Jordantal, das tief unten gelegene Tote Meer und die dahinterliegenden Judäischen Berge.
Die Aussicht vom Berg Nebo ist atemberaubend schön. Bei klarer Sicht kann man den Turm der evangelischen Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg erkennen. (Foto: P.S. 4.
Die Sicht ist nicht so wie zur Zeit Moses, der vor etwa dreieinhalbtausend Jahren mit seinen guten Augen einen weiten Blick über das Gelobte Land hatte. Übrigens ist die heutige Nebo-Stelle, deren traditionelle Anfänge in das 4. Jahrundert zurückgehen, nicht Gipfel eines Berges oder Gebirges, wie es in den Mosetexten heißt, sondern eher das Ende eines flachabfallenden Plateaus, das an seinem Westende ziemlich steil nach Westen hin abfällt und so die Sicht besonders in diese Richtung und auch nach Norden hin freigibt. Auf einer großen Tafel sind durch Pfeile die verschiedenen in der Ferne liegende Städte markiert mit Angaben der Entfernung.
Die erste Erwähnung der Kirche auf dem Berg Nebo (heute im Besitz des Katholischen Franziskanerordens), geht auf das Jahr 393 zurück. Sie ist im Laufe der Jahrhunderte immer wieder umgebaut worden und wird zur Zeit restauriert, so dass man die Mosaiken des Kirchenfußbodens in einem dafür aufgestellten Zelt bewundern kann.
Im Leben von Mose spielten Berge oder bestimmte Berggipfel eine wichtige Rolle.
- Der Gottesberg Horeb (Sinai), auf dem er Gott begegnete und von ihm die 2 Tafeln des Bundes erhielt,
- Der Berg Hor, auf dem er zusammen mit Eleasar, seinen älteren Bruder Aaron begrub,
- Und schließlich Nebo, der Gipfel des Gebirges Pisga oder Abarim, von dem aus er das Gelobte ‚Land überblicken durfte und auf dem er auch starb.
Am Ende der 40-jährigen Wüstenwanderung der Israeliten sprach Gott zu Mose: „Geh auf das Gebirge Abarim, auf den Berg Nebo, der da liegt im Lande Moab gegenüber Jericho, und schaue das Land Kanaan, das ich den Israeliten zum Eigentum geben werde“ (5Mose 32,49).
„Und Mose stieg aus dem Jordantal der Moabiter auf den Berg Nebo, den Gipfel des Gebirges Pisga, gegenüber Jericho. Und der HERR zeigte ihm das ganze Land: Gilead bis nach Dan und das ganze Naftali und das ganze Land Ephraim und Manasse und das ganze Land Juda bis an das Meer im Westen und das Südland und die Gegend am Jordan, die Ebene von Jericho, der Palmenstadt, bis nach Zoar. Und der HERR sprach zu ihm: Dies ist das Land, von dem ich Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe: Ich will es deinen Nachkommen geben. – Du hast es mit deinen Augen gesehen, aber du sollst nicht hinübergehen. So starb Mose, der Knecht des HERRN, daselbst im Lande Moab nach dem Wort des HERRN“ (5Mose 34,1-5).
Noch vor der Bergbesteigung versuchte Mose Gott zu überreden, ihn über den Jordan ziehen zu lassen: „Aber der HERR war erzürnt auf mich um euretwillen und erhörte mich nicht, sondern sprach zu mir: Lass es genug sein! Rede mir davon nicht mehr“ (5Mose 3,26)! Für ihn als Leiter legte Gott ein besonders hohes Maß an. Der Berg Nebo wäre nie so sehr in die Geschichte eingegangen, wenn nicht Mose und Aaron beim Haderwasser in Kadesch Barnea versagt hätten. Folgendes geschah etwa 11 Monate zuvor in Kadesch (Wüste Zin-Südkanaan): „Und Mose und Aaron versammelten die Gemeinde vor dem Felsen und er sprach zu ihnen: Höret, ihr Ungehorsamen, werden wir euch wohl Wasser hervorbringen können aus diesem Felsen?Und Mose erhob seine Hand und schlug den Felsen mit dem Stab zweimal. Da kam viel Wasser heraus, sodass die Gemeinde trinken konnte und ihr Vieh. Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron: Weil ihr nicht an mich geglaubt habt und mich nicht geheiligt habt vor den Israeliten, darum sollt ihr diese Gemeinde nicht ins Land bringen, das ich ihnen geben werde. Das ist das Haderwasser, wo die Israeliten mit dem HERRN haderten und er sich heilig an ihnen erwies“ (4Mose 20,10-13). Erstens versäumte Mose mit der Aussage: „werden wir wohl euch Wasser geben können“, Gott die Ehre zu geben und zweitens schlug er den Felsen zweimal mit seinem Stab anstatt zum Felsen nur zu reden, wie der Herr ihm geboten hatte, – das ist eigenmächtiges Handeln (4Mose 20,7), Aber Gott ist nicht unbarmherzig zu Mose, denn die Strapazen der Landnahme werden ihm erspart, er darf nach getaner Arbeit noch vor den übrigen Israeliten in Gottes Ruhe eingehen. Er starb zwar auf dem Berg Nebo, doch begraben wurde er von Gott (oder einem göttlichen Boten) an einer unbekannten Stelle, nur die Gegend der Beisetzung seines Leichnams wurde angegeben. „Und er (der Herr) begrub ihn im Tal, im Lande Moab gegenüber Bet-Peor. Und niemand hat sein Grab erfahren bis auf den heutigen Tag“ (5Mose 34,6). Etwas geheimnisvoll schreibt Judas (der Bruder des Herrn) über eine Außeinandersetzung des himmlischen Boten mit dem Teufel wegen Moses Leichnam: „Als aber Michael, der Erzengel, mit dem Teufel stritt und mit ihm rechtete um den Leichnam des Mose, wagte er nicht, über ihn ein Verdammungsurteil zu fällen, sondern sprach: Der Herr strafe dich“ (Judas 9)! Gott hat es verhindert, dass mit dem Grab von Mose ein Wahlfahrtsort entsteht, oder sein Leichnam verehrt wird.
„Und Mose war hundertundzwanzig Jahre alt, als er starb. Seine Augen waren nicht schwach geworden und seine Kraft war nicht verfallen. Und die Israeliten beweinten Mose im Jordantal der Moabiter dreißig Tage, bis die Zeit des Weinens und Klagens über Mose vollendet war“ (5Mose 34,7-8).
„Und es stand hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose, den der HERR erkannt hätte von Angesicht zu Angesicht, mit all den Zeichen und Wundern, mit denen der HERR ihn gesandt hatte, dass er sie täte in Ägyptenland am Pharao und an allen seinen Großen und an seinem ganzen Lande, und mit all der mächtigen Kraft und den großen Schreckenstaten, die Mose vollbrachte vor den Augen von ganz Israel“ (5Mose 34,10-12).