Wer ist der FELS – Petrus oder Jesus?

Abbildung 1 Felsmassiv in Petra der sogenannten Felsenstadt im heutigen Südwestjordanien (Foto: 5.11. 2014).

Einleitung

Diese Fragestellung ergibt sich aus der nicht leicht verständlichen Aussage von Jesus in Matthäus 16,18: „Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.“ Diese Aussage steht in einem bestimmten Zusammenhang. Jesus befindet sich mit seinen Jüngern in der Gegend von Cäsarea Philippi. So lesen wir in Matthäus 16,13-20:

„Als aber Jesus in die Gegenden von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger und sprach: Was sagen die Menschen, wer der Sohn des Menschen ist? Sie aber sagten: Einige: Johannes der Täufer; andere aber: Elia; und andere wieder: Jeremia oder einer der Propheten. Er spricht zu ihnen: Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin? Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Bar Jona; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was immer du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was immer du auf der Erde lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein. Dann gebot er den Jüngern, dass sie niemand sagten, dass er der Christus sei.“

Es gibt grundsätzlich zwei Erklärungen dazu mit den entsprechenden Auswirkungen. Die eine, welche sich im Laufe der Kirchengeschichte für viele Jahrhunderte (besonders in der Westkirche) durchgesetzt hatte, ist die, dass Petrus der von Jesus genannte Fels wäre, auf dem die Gemeinde aufgebaut wird. Die zweite Deutung ist, dass Jesus auf den Inhalt des Petrusbekenntnisses Bezug genommen hat und damit (wenn auch nur indirekt) auf sich selbst. Er ist der Fels auf dem er seine Gemeinde aufbauen wird. Petrus (zusammen mit den anderen Aposteln) ist in diesen Bau an einer bestimmten Stelle eingefügt und mitbeteiligt.

1. Die Bedeutung des Begriffes Fels

Im Hebräischen: „Die beiden Wörter צוּר ṣûr und סֶלַע sæla‘, die in der Hebräischen Bibel 74- bzw. 56-mal vorkommen, bedeuten „Fels“ im Sinne von Felsmassiv, Felsblock und Felsgestein (vgl. צר ṣor „Kiesel / Steinmesser“). חַלָּמִישׁ challāmîš (5-mal), meint einen Kiesel oder harten Stein. Schließlich bedeutet auch כֵּף kef (2-mal) „Fels“. (Fels – Lexikon :: bibelwissenschaft.de).

Im Griechischen heißt der Fels `η πετρά – ¢ petra (Fem.)`, der Stein `ο λιθος – lithos`. Geologisch besteht der Fels aus Gestein, aber nicht jeder Stein ist gleich Fels. Mit Fels wird in der Regel ein Steinmassiv beschrieben, auch Felsmassiv genannt. Es ist ein Sinnbild für Unverrückbarkeit. So könnte man sagen: „Hart wie ein Stein und unverrückbar wie ein Fels“. Doch wie wir sehen werden, können diese Begriffe gelegentlich auch als Synonyme gebraucht werden.

2. Woher kommt der Name Petrus?

Im neutestamentlichen Kontext ist dieser Name einmalig. Er wurde von Jesus selbst dem Simon, (Bruder des Andreas) bereits bei der ersten Begegnung am Jordan, gegeben. So schreibt der Evangelist Johannes: „Und er (Andreas) führte ihn zu Jesus. Als Jesus ihn sah, sprach er: Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas heißen, das heißt übersetzt: Petros (Fels).“ Das hebräische Wort Kef (Fels) bekommt die Endung `as` und wird so zu dem Beinamen `Kefas, oder Kephas` für Simon. Johannes, der seinen Bericht in Griechisch schrieb, fügt ebenfalls dem griechischen `petra` (Fem.) die männliche Endung `os` hinzu. Petrus ist somit die Übertragung (nicht Übersetzung) des griechischen Namens `Petros` in die lateinische Sprache. Äußerlich betrachtet hört sich `i petra` und `o petros` an wie ein Wortspiel, doch Jesus legt in den Beinamen für Simon einen tiefen Inhalt hinein. Von Natur aus ist Simon eher wankelmütig, mal oben, mal unten, mal hoch begeistert, mal tief frustriert. Doch Jesus macht aus ihm etwas, was ihm von Natur aus nicht eigen war. So sagte Jesus zu ihm: „Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du einst zurückgekehrt bist, so stärke deine Brüder!“ (Lk 22,32). Dies tat Petrus auch in seinem Lebensdienst an seinen Brüdern. Auffallend ist auch, dass er als Person in den Schriften des Neuen Testamentes mehr als 180 Mal genannt wird. Seitdem ist dieser Eigenname in vielen Kulturen verbreitet, sowohl unter Männern als auch unter Frauen.

3. Fels – im Alten Testament bezogen auf Gott den Herrn

Es ist erstaunlich, wie oft und wie eindeutig `Fels`  auf Gott den Herrn bezogen wird. Hier einige Beispiele:

  • Im Zusammenhang der Segnungen, mit denen Jakob seine 12 Söhne segnete, fällt besonders der Segen für Josef auf (1 Mose 49,22-26). So heißt es in Vers 24: „so bleibt doch sein Bogen fest und seine Arme und Hände stark durch den Mächtigen in Jakob. Von dort kommt der Hirte, der Fels Israels.“ Gott ist der Fels Israels. Denn er hat seine Treue dem Josef gehalten.
  • Und Mose bezeugt von Gott in 5 Mose 32,4: „Er ist der Fels. Seine Werke sind vollkommen; denn alle seine Wege sind recht. Treu ist Gott und kein Böses an ihm,“ Ein Fels steht für Stärke, Stabilität und Treue, Zuverlässigkeit.
  • Und Mose sagt prophetisch voraus, dass Israel seinen Gott gering schätzen wird. So lesen wir in 5 Mose 32,15: „Als aber Jeschurun fett ward, wurde er übermütig. Er ist fett und dick und feist geworden und hat den Gott verworfen, der ihn gemacht hat. Er hat den Fels seines Heils gering geachtet.
  • In Psalm 18,3 listet David bildhaft verschiedene Eigenschaften Gottes auf: „HERR, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz!
  • In Psalm 31,4 begründet David seine Zuversicht zu Gott mit den Worten: „Denn du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.“
  • In Psalm 62,3 steht: „Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht wanken werde.“                                                                               Psalm 62,8: „Bei Gott ist mein Heil und meine Ehre, / der Fels meiner Stärke, meine Zuversicht ist bei Gott.
  • In Psalm 92,16 wird aufgefordert „das sie verkündigen, dass der HERR gerecht ist; er ist mein Fels und kein Unrecht ist an ihm.
  • Auch der Prophet Habakuk stellt hoffnungsvoll die Frage: „Aber du, HERR, bist du nicht mein Gott, mein Heiliger, von Ewigkeit her? Lass uns nicht sterben; sondern lass sie uns, o HERR, nur eine Strafe sein, und lass sie, o unser Fels, uns nur züchtigen.“ (Hab 1,12).

Damit wird Gott der Herr allgemein und konkret  oft mit dem Felsen verglichen. Eigenschaften wie: Stabilität, Zuverlässigkeit, Treue, Unwandelbarkeit, Festigkeit, Unverrückbarkeit kommen dadurch zum Ausdruck. Auf Ihn ist Verlass, auf Ihn kann man bauen, bei Ihm kann man sich bergen.

4. Fels – bereits im Alten Testament bezogen auf den Messias

Was Gott dem Vater eigen ist, wird auch im Sohn erkennbar. Der Messias wird zum Felsen der Entscheidung. Folgende Texte aus dem Alten Testament werden auf Ihn, den Christus bezogen.

  • In Jesaja 8,14-15 wird von dem Messias gesagt: „Und er wird ein Heiligtum sein und ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses für die beiden Häuser Israel, ein Fallstrick und eine Schlinge für die Bewohner Jerusalems, dass viele von ihnen sich daran stoßen, fallen, zerschmettern, verstrickt und gefangen werden.“ Der Ap. Paulus sieht diese Aussagen erfüllt durch den Dienst von Jesus (Röm.9,33). Er zitiert: „wie geschrieben steht (Jesaja 8,14; 28,16): „Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.“
  • Auch Jesus selbst bezieht Psalm 118,22-23 in der Diskussion mit den Schriftgelehrten und Pharisäern eindeutig auf sich: „Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen in der Schrift (Psalm 118,22-23): »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen, und er ist ein Wunder vor unsern Augen«?“ (Mt 21,42; vgl. Mk 12,10). Und er kündigt die Folgen an für die, welche diesen Stein verwerfen werden, bzw. sich gegen diesen auflehnen werden. „Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen.“ (Mt 21,44).

In 2 Mose 17,6 wird uns von einer wunderbaren Versorgung Israels mit Wasser berichtet. Da sagte Gott zu Mose: „Siehe, ich will dort vor dir stehen auf dem Fels am Horeb. Da sollst du an den Fels schlagen, so wird Wasser herauslaufen, dass das Volk trinke. Und Mose tat so vor den Augen der Ältesten von Israel.“ Die Versorgung des Volkes Israel in der Wüste mit Wasser, wäre für uns nur eine Geschichte über einen wunderbaren Eingriff Gottes zur Rettung seines Volkes, wenn der Ap. Paulus in ihr nicht  eine  tiefere geistliche Bedeutung sehen würde. So schreibt er in 1Kor 10,4: „und haben alle denselben geistlichen Trank getrunken; denn sie tranken von dem geistlichen Felsen, der ihnen folgte; der Fels aber war Christus.“ (vgl. auch 4Mose 20,8+10-11; Jes 48,21).

Jesus selbst weißt auf sich als den Felsen hin, wenn auch indirekt, so sagt er: : „Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet.“ (Mt 7,24-25). Bereits hier ist die Zuordnung des Felsens auf Christus eindeutig.

Doch lassen wir noch mal Petrus selbst zu Wort kommen, wenn er die Prophetie aus Jesaja 14 und 28 in Verbindung mit Psalm 118,22-23 auf Christus bezieht. So schreibt er in seinem ersten Brief:

Zu ihm kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus. Darum steht in der Schrift (Jesaja 28,16): »Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.« Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar. Für die aber, die nicht glauben, ist er »der Stein, den die Bauleute verworfen haben; der ist zum Eckstein geworden« (Psalm 118,22) und »ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses« (Jesaja 8,14). Sie stoßen sich an ihm, weil sie nicht an das Wort glauben, wozu sie auch bestimmt sind.(1Petr 2,4-8).

Damit wird klar: Der von den Bauleuten verworfene Stein ist in der Person von Jesus als dem verworfenen Messias zu sehen. Für die Glaubenden ist er zum Fels des Heils, der Rettung und Auferstehung, für die Ungläubigen zum Ärgernis und Fall geworden ( Lk 2,34; Röm 9-11).

5. Auf den Grund der Apostel und Propheten, bei dem Jesus der Eckstein ist

Zunächst schreibt der Ap. Paulus in 1Kor 3,10-11: „Nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe ich den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Paulus bezeichnet sich als einen weisen Baumeister (gr. ἀρχιτέκτων –  architektön), der durch das Evangelium den Grund (θεμέλιον – themelion) gelegt hat. Dieser Grund oder Fundament ist Jesus Christus. Doch derselbe Apostel schreibt in Eph 2,19-21: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund (themeliö) der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein (gr. ἀκρογωνιαίου – akrögoniou) ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.“  Damit bilden die Apostel und Propheten  zusammen mit Christus die unterste Schicht – das Fundament (Apg 2,42; Offb 21,14).

Die Gläubigen sind mit Steinen verglichen und zwar mit lebendigen Steinen (vgl. auch  Lk 3,8; 1Petr 2,3ff).

 

6. Schlussfolgerung

Von keinem Autor des NT wird Petrus Fels genannt, er selbst nennt sich auch nicht so. Das er vom Herrn besondere Verantwortung für seine Mitjünger und die erste Gemeindegeneration übertragen bekam, ist unstrittig (Lk 22,32;Joh 21,1; Gal 2,9 ), doch diese Verantwortung endete mit seinem Tod. Das Petrus und  die anderen Apostel weitere Mitarbeiter berufen haben, ist ebenso bekannt, doch gibt es im NT keinen Hinweis dafür, dass das Apostelamt an die nächste Generation von Leitern übertragen worden wäre.

Die Folgen der Fehlinterpretation von Mt 16,18 sind offensichtlich verheerend für eine gesunde Entfaltung der Gemeinde. Es erstaunt, wie sich jene Lehrauffassung hartnäckig halten konnte.  „So spricht der HERR: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm und weicht mit seinem Herzen vom HERRN.“ (Jer 17,5). Bewahre uns Gott, auf Menschen oder Institutionen zu bauen.

Es gibt eine logische Unterscheidung zwischen einem Felsen und dem Haus, das darauf gebaut wird. Jesus ist der Fels auf den das Haus Gottes, die Gemeinde aufgebaut wird. Und er ist auch das Fundament des Hauses, bzw. der Grund- und Eckstein dieses Hauses.

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Die Tatsache der Auferstehung von Jesus Christus und ihre Auswirkungen

Die Tatsache der Auferstehung von Jesus Christus und ihre Auswirkungen

Abbildung 1-2: Der Grabstein und das leere Grab erinnern an die Auferstehung von Jesus Christus am ersten Tag der jüdischen Woche (Foto: April 1986).

Einleitung

Die Auferstehung von Jesus Christus bildet die zentrale Botschaft in der Verkündigung der Apostel. Das Jesus in Bethlehem geboren wurde, in Nazareth aufgewachsen ist, öffentlich im ganzen Land Israel gewirkt hat, war allen bekannt. Dass er zum Ende seines Dienstes gefangen genommen und durch den Hohen Rat zum Tode verurteilt wurde, anschließend unter Pontius Pilatus gekreuzigt und begraben wurde ist nie von den Juden abgestritten worden. Aber seine Auferstehung war sogar für die Jünger unfassbar und zunächst unglaublich. Nicht weil sie an der Auferstehung von den Toten nicht geglaubt hätten, sondern weil nach ihrem Verständnis und der allgemeinen Auffassung im Volk der Messias nicht sterben würde. So lesen wir in Johannes 12,34: „Da antwortete ihm das Volk: Wir haben aus dem Gesetz gehört, dass der Christus in Ewigkeit bleibt; wieso sagst du dann: Der Menschensohn muss erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn?“.

Nun, was tat Gott, um die Auferstehung seines Sohnes den Menschen glaubhaft zu machen? Die folgenden Ausführungen können uns helfen, Gottes Offenbarung in seinem Sohn besser zu verstehen und unseren Glauben an den auferstandenen Messias/Christus zu festigen.

1. Vorbilder, welche auf die Auferstehung von Jesus hinweisen

1.1 Die Opferung Isaaks und seine Rückgabe an Abraham

In 1Mose 22,1-18 lesen wir von der ungewöhnlichen und einmaligen Geschichte dieser Art, der Opferung Isaaks. „Und es geschah nach diesen Dingen, da prüfte Gott den Abraham. Und er sprach zu ihm: Abraham! Und er sagte: Hier bin ich! Und er sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak, und ziehe hin in das Land Morija, und opfere ihn  dort als Brandopfer auf einem der Berge, den ich dir nennen werde! Da machte sich Abraham früh am Morgen auf, sattelte seinen Esel und nahm seine beiden Knechte mit sich und seinen Sohn Isaak. Er spaltete Holz zum Brandopfer und machte sich auf und ging an den Ort, den Gott ihm genannt hatte. Am dritten Tag erhob Abraham seine Augen und sah den Ort von fern. Da sagte Abraham zu seinen Knechten: Bleibt ihr mit dem Esel hier! Ich aber und der Junge wollen dorthin gehen und anbeten und zu euch zurückkehren.“ (1Mose 22,1-5).

Beachten wir die Aussage von Abraham: Nach der Anbetung wollen „wir“ zu euch zurückkehren. „Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham und sagte: Mein Vater! Und er sprach: Hier bin ich, mein Sohn. Und er sagte: Siehe, das Feuer und das Holz! Wo aber ist das Schaf zum Brandopfer? Da sagte Abraham: Gott wird sich das Schaf zum Brandopfer ersehen, mein Sohn. Und sie gingen beide miteinander.“ (1Mose 22,7-8).

Gott bezieht Abraham mit ein in sein eigenes Handeln mit seinem Sohn. „Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel her zu und sprach: Abraham, Abraham! Und er sagte: Hier bin ich! Und er sprach: Strecke deine Hand nicht aus nach dem Jungen, und tu ihm nichts! Denn nun habe ich erkannt, dass du Gott fürchtest, da du deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast.“ (1Mose 22,11-12). Anmerkung: Die Bezeichnung `der Engel des Herrn`ist der Messias selbst. Beachten wir die Formulierung des Boten des Herrn, dass die Bereitschaft des Abraham als vollendete Tat gerechnet wurde (ebenso in V. 16: „Ich schwöre bei mir selbst, spricht der Herr, deshalb, weil du das getan und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, darum werde ich dich reichlich segnen …“).

Und in Hebräer 11,17-19 wird diese Glaubens- und Gehorsamstat von Abraham kommentiert mit den Worten: „Durch den Glauben hat Abraham den Isaak dargebracht, als er versucht (geprüft) wurde, und gab den einziggeborenen Sohn dahin, als er schon die Verheißungen empfangen hatte, von dem gesagt worden war (1. Mose 21,12): »Nach Isaak wird dein Geschlecht genannt werden.«  Er dachte: Gott kann auch von den Toten erwecken; als ein Gleichnis (gr. παραβολήparabol¢) dafür bekam er ihn auch wieder.“ Ein Gleichnis steht nie allein für sich selbst, sondern hat auch den Zweck auf etwas tieferes und vollkommeneres hinzuweisen (Mt 13,3.13.10.18). Die Hinweise auf Jesus, den Einziggeborenen und Geliebten des himmlischen Vaters, sein stellvertretendes Opfer, aber auch seine Auferweckung aus den Toten sind in dieser Geschichte unübersehbar vorgebildet.

1.2 Der Prophet Jona drei Tagnächte im Bauch des Fisches

Die einmalige und doch sehr bekannte Geschichte aus dem Alten Testament ist die Geschichte von Jona dem Propheten. So lesen wir in Jona 2,1: ,„Aber der HERR ließ einen großen Fisch kommen, Jona zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte.“ Diese Geschichte ist für sich schon ungewöhnlich und spannend. Doch Jesus verwendet sie als ein Zeichen, als einen Hinweis auf sein Sterben, begraben werden und (indirekt) auf seine Auferstehung am dritten Tag. So reagiert Jesus auf die Zeichenforderung der Schriftgelehrten und Pharisäer mit den Worten: „Er (Jesus) aber antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht fordert ein Zeichen, und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden außer dem Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.“ (Mt 12,39-40).

Und was geschieht nach drei Tagen und drei Nächten? Die logische Fortsetzung ist die Auferstehung von den Toten und das Verlassen des Grabes. Seine Gegner müssen ihn richtig verstanden haben, sonst wären sie nicht zu Pilatus gegangen mit der Bitte das Grab bis auf den dritten Tag zu bewachen (Mt 27,63-64). Die Tagebezeichnung „drei Tage und drei Nächte“ ist für uns Europäer etwas irreführend (wir sind geneigt dabei an 72 Stunden zu denken), nicht so die Zeitgenossen von Jesus. Jeder noch nicht zu Ende gegangener Tag und jeder erst begonnene Tag wurden als ganzer Tag gezählt wie der Vergleich von Matthäus 27,63 mit 27,64 deutlich macht (ebenso Mt 16,21; 17,23; 20,19 sagt Jesus: „und am dritten Tag wird er auferweckt“).

1.3 Die Taufe von Jesus im Jordan

Der Evangelist Matthäus schreibt: Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt zu! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er’s ihm zu. Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser.“ (Mt 3,13-16). Sicher deutet die Aussage „alle Gerechtigkeit“ noch auf vieles andere hin, aber auch auf das Sterben, begraben werden und das Auferstehen von Jesus.

Abbildung: Der Jordan und das östliche Ufer an dem Johannes Jesus taufte (Foto am 24. Januar 2019).

Der Apostel Paulus erklärt den tiefen Sinn der Taufe mit den Worten: „Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in einem neuen Leben wandeln. Denn wenn wir mit ihm zusammengewachsen sind, ihm gleich geworden in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein.“ (Röm 6,3-5).

Hier sind es nicht mehr andere Personen, die als Vorbilder für die Auferstehung von Jesus gegeben wurden, sondern hier ist es Jesus selbst, der durch eine sehr anschauliche Handlung sein Sterben, begraben werden und seine Auferstehung vorbildet.

1.4 Der Tempel als Körper des Christus

Bei seinem ersten Besuch in Jerusalem (während seines öffentlichen Dienstes) stellt Jesus die Bestimmung des Tempels als `Bethaus` wieder her. „Die Juden nun antworteten und sprachen zu ihm: Was für ein Zeichen der Vollmacht zeigst du uns, dass du dies tust? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn aufrichten.

Abbildung: Modell des Herodianischen Tempels auf dem Gelände des Holy Land Hotels in Jerusalem (Foto im April 1986).

Abbildung: Modell des Herodianischen Tempels auf dem Gelände des Holy Land Hotels in Jerusalem (Foto im April 1986).

Da sprachen die Juden: 46 Jahre ist an diesem Tempel gebaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten? Er aber sprach von dem Tempel seines Leibes. Als er nun aus den Toten auferweckt war, gedachten seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.“ (Joh 2,18-22). Auch diese bildhafte Rede kommt von Jesus selbst und damit deutet er auf die Abläufe zum Ende seines Dienstes hin. Die Juden werden sich am Abbrechen seines Körpers beteiligen, aber er selbst wird sich wieder aufrichten. Die Zeitangabe „in drei Tagen“ meint innerhalb von drei Tagen. Ganz offensichtlich redet Jesus hier gleichnishaft, bildhaft und nicht direkt offen. Damit sagt er das Handeln der Juden zwar voraus, beeinflusst es jedoch nicht. Auf diese Weise wird der Glaube der Jünger hernach gestärkt.

1.5 Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt …

Wenige Tage vor seinem Leiden ist Jesus wieder im Tempel und lehrt. Griechische Festpilger wollen ihn sehen. Doch sie bekommen ganz ungewöhnliche Worte von Jesus in einer Bildrede zu hören. „Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ (Joh 12,23-24). Die Verherrlichnung schließt hier sowohl das Leiden als auch die glorreiche Auferstehung mit ein. Diese bildhaften Hinweise stehen im scharfen Kontrast zu den Erwartungen des Volkes nach dem Einzug in Jerusalem. Während Jesus seit längerer Zeit vor seinen Jüngern nganz offen von seinem Leiden, Sterben und Auferstehen gesprochen hat, spricht er vor der Menge in treffenden Bildern.

2. Das Zeugnis der Heiligen Schriften

2.1 Der Herr sprach zu Mose: „Ich bin der ich bin“

In 2Mose 3,6 lesen wir: „Und er (Gott) sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“ Und Jesus zitiert diese Worte in Lukas 20,38 und erklärt deren Tragweite: „Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden; denn ihm leben sie alle.“ Erst in Jesus und durch seine Deutung werden die Schriftaussagen des Alten Testamentes in ihrer ganzen Fülle offenbart und richtig zugeordnet und angewendet. Gott ist ein lebendiger Gott, ein Gott des Lebens, dies ist auch die Grundausstattung für alle, die ihm glauben und gehorchen, allen voran Jesus.

2.2 Der Messias ist der Erstgeborene aus den Toten

In Psalm 2,7 lesen wir von einem Ausspruch und Offenbarung des Christus: „Kundtun will ich den Ratschluss des HERRN. Er hat zu mir gesagt: »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt (gr. σήμερον γεγέννηκά σεs¢meron gegenn¢ka se – heute habe ich dich geboren, das heißt von den Toten auferweckt).“ Denn der Apostel Paulus zitiert in seiner Predigt in der Synagoge im Pisidischen Antiochia die Aussage aus Psalm 2,7 und bezieht sie eindeutig auf die Auferstehung von Jesus. „Und wir verkündigen euch die Verheißung, die an die Väter ergangen ist, dass Gott sie uns, ihren Kindern, erfüllt hat, indem er Jesus auferweckte; wie denn im zweiten Psalm geschrieben steht (Psalm 2,7): »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt (geboren, auferweckt).« (vgl. dazu auch Kol 2,18: Jesus ist „der Erstgeborene aus den Toten“). Um bestimmte göttliche Prozesse zu erklären, bedient sich Gott menschlicher Begriffe. Wir dürfen dabei nicht unsere Wahrnehmung im menschlichen, physischen Bereich auf Gott übertragen. Dies betrifft insbesondere den Bereich der Zeugung und der Geburt. Jesus ist nach Kolosser 1,15 der Erstgeborene vor aller Schöpfung und nach Kolosser 1,18 der Erstgeborene aus den Toten.

2.3 Der Messias wird die Verwesung nicht sehen

In Psalm 16,8-10 heißt es vom Messias: „Ich habe den HERRN allezeit vor Augen; er steht mir zur Rechten, so wanke ich nicht. Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich; auch mein Leib wird sicher  wohnen. Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe (verwese).“ Und der Apostel Petrus zitiert diese Aussage am Pfingsttag in Jerusalem und bezieht sie auf die Auferstehung von Jesus: „Den hat Gott auferweckt und hat ihn befreit aus den Wehen des Todes, denn es war unmöglich, dass er vom Tod festgehalten wurde. Denn David spricht von ihm (Psalm 16,8-11): »Ich habe den Herrn allezeit vor Augen, denn er steht mir zur Rechten, dass ich nicht wanke. Darum ist mein Herz fröhlich, und meine Zunge frohlockt; auch mein Leib wird ruhen in Hoffnung. Denn du wirst meine Seele nicht dem Reich des Todes überlassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe.“ (Apg 2,24-27; ebenso auch Paulus in Apg 13,35).

2.4 Die Frucht des leidenden Gottesknechtes wird Gerechtigkeit und Leben sein

Der Prophet Jesaja schreibt von den Leiden des Messias, seinem stellvertretenden Tod, aber auch seiner Auferstehung: „Doch dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen. Er hat ihn leiden lassen. Wenn er sein Leben als Schuldopfer eingesetzt hat, wird er Nachkommen sehen, er wird seine Tage verlängern. Und was dem HERRN gefällt, wird durch seine Hand gelingen. Um der Mühsal seiner Seele willen wird er Frucht sehen, er wird sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird der Gerechte, mein Knecht, den Vielen zur Gerechtigkeit verhelfen, und ihre Sünden wird er sich selbst aufladen. Darum werde ich ihm Anteil geben unter den Großen, und mit Gewaltigen wird er die Beute teilen: dafür, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und sich zu den Verbrechern zählen ließ. Er aber hat die Sünde vieler getragen und für die Verbrecher Fürbitte getan.“ (Jes 53,10-12). Zum Teil sehr offenkundig, zum Teil jedoch etwas verborgen spricht der Prophet von der Auferstehung des leidenden Gottesknechtes. Diese Schilderungen werden in der Bildrede Jesu vom Weizenkorn (Joh 12) sehr treffend zusammengefasst – echte Lebensfrucht entsteht nur durch Sterben.

2.5 Am dritten Tag

Im Buch des Popheten Hosea findet sich eine merkwürdige Aussage:  „Kommt und lasst uns zum HERRN umkehren! Denn er hat zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat geschlagen, er wird uns auch verbinden. Er wird uns nach zwei Tagen neu beleben, am dritten Tag uns aufrichten, dass wir vor seinem Angesicht leben. So lasst uns ihn erkennen, ja, lasst uns nachjagen der Erkenntnis des HERRN! Sicher wie die Morgenröte ist sein Hervortreten. Er kommt wie der Regen zu uns, wie der Spätregen, der die Erde benetzt.“ (Hosea 6,1-3). Auch wenn der Prophet hier zusammen mit den Gottesfürchtigen Zeitgenossen spricht, ist Heilung und Wiederbelebung nur durch den Messias möglich. Der Verweiss, dass die Wiederherstellung am dritten Tag geschehen wird, ist sehr merkwürdig. Vielleicht in Anlehnung an 4Mose 19,12; 2Kön 20,5. Doch gerade in Bezug auf die Auferstehung von Jesus wird der dritte Tag besonders hervorgehoben. Daher könnte diese Prophetie im Zusammenhang mit der Auferstehung von Jesus am dritten Tag in Zusammenhang gebracht werden.

3. Jesus sagt seine Auferstehung voraus

3.1 Bei Cesaräa Philippi

Nach dem sogenannten Petrusbekenntnis beginnt Jesus seine Jünger darauf vorzubereiten, was mit ihm in Jerusalem geschehen wird. So schreibt Matthäus: „Von der Zeit an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet und am dritten Tag auferweckt werden müsse.“ (Mt 16,21; Lk 9,22). Markus ergänzt: „Und er fing an, sie zu lehren: Der Sohn des Menschen muss vieles leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern3 und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Und er redete das Wort mit Offenheit.“ (Mk 8,31-32a). Diese Ansage stößt auf völliges Unverständnis bei Petrus, der seinen Meister unter allen Umständen davor bewahren will. Ein leidender und sterbender Messias passt nicht in ihre Vorstellung von der Erlösung Israels und der Wiederherstellung des Davidischen Reiches. Doch Jesus lässt sich nicht beirren, das „muß“ bezieht nicht nur das Leiden und Sterben, sondern auch auf die Auferstehung am dritten Tag.

3.2 Beim Abstieg von dem Berg der Verklärung

Jesus klärt die drei Jünger: Petrus, Jakobus und Johannes darüber auf, dass auch der Sohn des Menschen ähnlich wie auch Johannes der Täufer von der Führung Israels verworfen wird.Und er fügt noch hinzu, dass er am dritten Tag auferweckt werde (Mt 17).

3.3 In Galiläa

Danach kommt Jesus wieder nach Galiläa und wiederholt seine Voraussage in Bezug auf sein Sterben und Auferstehen. So berichtet Matthäus: „Als sie sich aber in Galiläa aufhielten, sprach Jesus zu ihnen: Der Sohn des Menschen wird überliefert werden in der Menschen Hände, und sie werden ihn töten, und am dritten Tag wird er auferweckt werden. Und sie wurden sehr betrübt.“ (Mt 17,22-23). Da sie innerhalb kurzer Zeit zum dritten Mal diese Voraussage zu hören bekommen, ist die Reaktion völlig anders als beim erstenmal.

3.4 Auf dem Weg hinauf nach Jerusalem

Der Evangelist Matthäus schreibt: „Und als Jesus nach Jerusalem hinaufging, nahm er die zwölf Jünger allein zu sich und sprach auf dem Weg zu ihnen: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Sohn des Menschen wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überliefert werden, und sie werden ihn zum Tode verurteilen; und sie werden ihn den Nationen überliefern, um ihn zu verspotten und zu geißeln und zu kreuzigen; und am dritten Tag wird er auferweckt werden.“ (Mt 20,17-19; Lk 18,33). Jesus wird nicht müde, die Jüngern über den Ausgang seines Lebens in Jerusalem aufzuklären.

3.5 Im Winter des Jahres 32/33 in Jerusalem

In der bedeutenden Rede vor dem Volk im Tempel über den guten Hirten, sagte Jesus: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, um es wiederzunehmen. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Vollmacht, es zu lassen, und habe Vollmacht, es wieder   zu nehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.“ (Joh 10,17-18).

Hier betont Jesus unter anderem, dass er selbst bei seiner Auferstehung mitbeteiligt ist. Ab jetzt spricht er offen vor dem gesamten Volk über seinen Ausgang.

3.6 Am letzten Abend nach dem Passamahl und der Stiftung des Neuen Bundes

Während seiner Abschiedsreden kommt Jesus auch die kurze Trennung zu sprechen und merkt, dass die Jünger ihn nicht verstehen. „Jesus erkannte, dass sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Forscht ihr darüber miteinander, dass ich sagte: Eine kleine Weile, und ihr seht mich nicht, und wieder eine kleine Weile, und ihr werdet mich sehen?  Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, dass ihr weinen und wehklagen werdet, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, aber eure Traurigkeit wird zur Freude werden. Die Frau hat Traurigkeit, wenn sie gebiert, weil ihre Stunde gekommen ist; wenn sie aber das Kind geboren hat, gedenkt sie nicht mehr der Bedrängnis um der Freude willen, dass ein Mensch in die Welt geboren ist. Auch ihr nun habt jetzt zwar Traurigkeit; aber ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude nimmt niemand von euch.“ (Joh 16,19-23). Wie liebevoll und einfühlsam bereitet Jesus die Jünger auf seinen bevorstehenden Weggang und baldige Wiederkehr vor. Denn der schmerzliche Prozess des Verlustes wird schon bald (durch seine Auferstehung) in Freude verwandelt werden, die nicht mehr unterbrochen wird.

3.7 Auf dem Weg zum Garten Gethsemane

Der Evangelist Markus schreibt: „Jesus spricht zu ihnen: Ihr werdet euch alle ärgern, denn es steht geschrieben: Sacharia 13,7_ „Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden zerstreut werden.“ Nachdem ich aber auferweckt sein werde, werde ich euch voran nach Galiläa gehen.“ (Mk 14,27-28). Jesus weiß, was ihm bevorsteht und wie es ausgehen wird. Er pflegte zu seinen Jüngern zu sagen: „Schon jetzt sage ich’s euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt, dass ich es bin.“ (Joh 13,19). Oder:  „Und jetzt habe ich’s euch gesagt, ehe es geschieht, damit ihr glaubt, wenn es nun geschehen wird.“ (Joh 14,29). Der Grund, die Motivation für die Voraussage ist: Glauben wecken, Glauben fördern und Glauben festigen.

4. Die Auferweckung/Auferstehung von Jesus und die Begleiterscheinungen

4.1 Die Auferstehung von Jesus – ein Gottesgeheimnis

Über den Prozessverlauf der Auferweckung, bzw. Auferstehung von Jesus gibt es keine Detailinformationen. Aus verschiedenen Texten wird jedoch deutlich, dass der Körper von Jesus der Verwesung nicht preisgegeben wurde. Aber auch, dass Jesus nicht in den früheren physischen Körper zurückkehrte, sondern in einem verklärten, verwandelten Körper auferstand (Apg 2,31; 13,37; Phil 3,20-21; 1Kor 15,35-49).

4.2 Die Auferstehung von Jesus am ersten Tag der Woche – Beginn der Neuschöpfung

Die Auferweckung von Jesus geschieht am ersten Tag der jüdischen Woche und erinnert an den ersten Schöpfungstag, bei dem Gott das Licht aus der Finsternis hervorrief (1Mose 1,1-2). Hier jedoch wird das wahrhaftige Licht aus der Finsternis des Todes und Grabes herausgerufen. „Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.“ (Joh 1,9). Hier erkennt man eine Kontinuität im Handeln Gottes. Zuerst das Physischmaterielle, danach das Geistliche, zuerst das Irdische, danach das Himmlische (1Kor 15,35-49).

 Anmerkung: Der erste Tag der Wochewird sowohl im Schöpfungsbericht als auch in den Texten des Neuen Testamentes mit der Grundzahl als Tag `EINS` bezeichnet. Dies hebt seine besondere Stellung hervor.

4,3 Jesus verlässt seine vorübergehende Grabstätte

Ein wichtiger Aspekt, der nicht oft bedacht und erwähnt wird ist, dass Jesus kein eigenes Grab besaß. Die Regel im Judentum war, noch zu Lebzeiten für sich und seine Familie eine Grabstätte zu erwerben. Dafür gibt es viele Beispiele in der Geschichte des Alten Testamentes (Abraham, Isaak, Jakob, Josef, David u. a. m.). Das Felsengrab, in das Jesus gelegt wurde, gehörte einem reichen Ratsherr mit Namen Josef aus Arimathäa. Seine Liebestat ist umso wertvoller, weil er ja nicht damit rechnete seine Begräbnisstätte zurückzubekommen. Jesus war Häusererbauer, doch für sich selbst baute er kein eigenes Haus – Er erhob keinen Anspruch auf territorialen Besitz im Land in dem er lebte und wirkte;Jesus liebte und schätzte die Familie in der er aufwuchs, doch für sich selbst gründete er keine eigene Familie – Er hegte keine Ambitionen auf eine Familiendynastie in dieser Welt;Jesus besorgte sich zu seinen Lebzeiten auch kein eigenes Grab – denn für die drei Tage und drei Nächte (eigentlich nur etwa 37/38 Stunden) wurde ihm eine neue und noch nicht benutzte Grabstätte zur Verfügung gestellt.

Es ist also nicht korrekt, die Stätte, wo seit Jahrhunderten die sogenannte Grabeskirche (seltener die Auferstehungskirche genannt) steht, als das `Grab Jesu` zu bezeichnen. Um diese Grabstätte wurde im Laufe der Jahrhunderte viel Gekämft und viel Blut vergossen. Bis heute geht es mehreren Konfessionen um den territorialen Anspruch auf die Grabeskirche oder einen Teil davon. Dies kann keinesfalls im Sinne von Jesus sein. Mit aller Wahrscheinlichkeit hat Josef später seine Grabstätte für sich und seine Familienangehörigen benutzt, denn laut den Berichten des Neuen Testamentes gibt es keine Anhaltspunkte für die Pflege der Grabstätte in der der Körper von Jesus vorübergehend lag. Nein, Jesus hatte kein eigenes Grab!

4.4 Ein Engel erscheint in unbeschreiblichem Lichtglanz und die Erde bebt

Der Evangelist Matthäus schreibt: „„Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee.“ (Mt 28,2-3). Erst vor zwei Tagen bebte die Erde und zwar zum Zeitpunkt des Todes von Jesus (Mt 27,51). Jetzt, in den frühen Morgenstunden am Tag eins  der Woche  wird Jerusalem und Umgebung erneut von einem großen Erdbeben erschüttert. Zeitgleich werden durch das Erdbeben auch viele Felsenggräber geöffnet. Leicht vorstellbar, dass auch die Menschen in Jerusalem und Umgebung aus dem natürlichen Schlaf gerissen wurden.

Nach dem Text besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Erdbeben und dem Herabkommen des himmlischen Boten, es geschieht gleichzeitig. Doch der Stein an der Grabestür rollt nicht weg durch das Beben der Erde, wie es bei den anderen Felsengräbern der Fall war, sondern durch die Hände des Engels. Er wälzt diesen Stein davon und setzt sich darauf, was für ein Anblick der Souveränität in diesem Handeln? Nun übernimmt er die Regie, allerdings nicht für die Bewachung des Leichnams, sondern für die Bewachung des leeren Grabes.

Abbildung: Ein Grabstein auf dem Gelände des sogenannten Gartengrabes in Jerusalem (Foto: April 1986).

Abbildung: Ein Grabstein auf dem Gelände des sogenannten Gartengrabes in Jerusalem (Foto: April 1986).

Eigentlich sind jetzt die Soldaten überflüssig geworden. Wahrscheinlich haben die Wachen diese Erscheinung mitbekommen, bevor sie wie tot hingefallen sind. Dadurch wurde für sie der übernatürliche Eingriff erkennbar.

4.5 Das Grab war leer – der Leichnam war nicht mehr da

Als die Wachen wieder zu sich kamen, stellten sie fest, dass das Grab leer war. Die Furcht und der Schrecken von vorher erfasst sie aufs neue. Denn sie haften mit ihrem Leben für die Sicherung des Grabes und der Unversehrtheit des Leichnams. Sie können jedoch feststellen, dass der Leichnam nicht geraubt wurde. Denn auch noch kurze Zeit später sind die Leinenen Tücher im Grab und zwar ordentlich zusammengerollt, so der Augenzeuge Johannes (Joh 20,4-7). Grabraub ist also völlig ausgeschlossen, denn Grabräuber hätten das Grab nicht in solch einer Ordnung zurückgelassen.

4.6 Viele verstorbene Heilige wurden auferweckt und erschienen vielen in Jerusalem

Die Informationen, welche Matthäus in Kapitel 27,51b-53 beschreibt, sind ein Einschub, bzw. eine Vorwegnahme dessen, was zeitlich erst im Anschluß an die Auferstehung Jesu geschehen ist. So schreibt er: „(…) und die Grüfte öffneten sich, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt,  und sie gingen nach seiner Auferweckung aus den Grüften und gingen in die heilige Stadt und erschienen vielen.“ Beachten wir die zeitliche Angabe des Evangelisten „nach seiner Auferweckung“. Jesus musste der Erste sein in allem, wie später der Apostel Paulus hervorhebt: „Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt, der Erstling der ntschlafenen;“ (1Kor 15,20).

Dabei bekommt man den Eindruck, dass Jesus mit seiner Auferstehung aus den Toten viele mit sich nimmt. Später sagte er im Rückblick: „Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades.“ (Offb 1,17b-18). Er ist nun der Schlüsselberechtigte. Er hat einen Ausgang aus dem Reich des Todes geschaffen und hat ebenso die Macht über den  Hades. ja er selbst ist der Ausgang aus dem Tod zum Leben. Dieses einzigartige Wirken Gottes ist in gewissem Sinne eine beispielhafte Vorwegnahme dessen, was bei der Wiederkunft Jesu am jüngsten Tag allen Gläubigen zugesichert wurde.

5. Hinweise (Indizien) für die Glaubwürdigkeit der Auferstehung von Jesus

5.1 Bedenken, Befürchtungen und Unruhe der Hohenpriester

Der Ev. Matthäus schreibt: „Am nächsten Tag aber, der auf den Rüsttag1 folgt, versammelten sich die Hohenpriester und die Pharisäer bei Pilatus und sprachen: Herr, wir haben uns erinnert, dass jener Verführer sagte, als er noch lebte: Nach drei Tagen stehe ich wieder auf. So befiehl nun, dass das Grab gesichert werde bis zum dritten Tag, damit nicht etwa seine Jünger kommen, ihn stehlen und dem Volk sagen: Er ist von den Toten auferweckt worden. Und die letzte Verführung wird schlimmer sein als die erste. Pilatus sprach zu ihnen: Ihr sollt eine Wache haben. Geht hin, sichert es, so gut ihr könnt! Sie aber gingen hin und sicherten, nachdem sie den Stein versiegelt hatten, das Grab mit der Wache.“ (Mt 27,62-66).

Am folgenden Tag, also dem Sabbat, können sich die Hohenpriester nicht so richtig auf ihren Tempeldienst konzentrieren. Zusammen mit den Pharisäern sind sie sehr unruhig in anbetracht dessen, was bereits am Vortag geschehen war. Verstärkt wurde diese Unruhe auch noch durch die Erinnerung an die Worte von Jesus über seine Auferweckung am dritten Tag (Mt 12,39-40). Es ist ziemlich sicher, dass sie dies zwar nicht glaubten, doch die dreiste Reaktion des Petrus mit dem Schwert im Garten Gethsemane, bringt sie auf die Idee (den Verdacht), die Jünger könnten in einer Nachtaktion den Leichnam aus dem Grab stehlen und behaupten, Jesus wäre auferstanden. Sie wollen unvorhersehbaren Entwicklungen vorbeugen. Und so erscheinen sie bei Pilatus dem Statthalter, den sie in ihre Überlegungen einbeziehen und von ihm eine Wache anfordern wollen. Hier stellen sich einige Fragen, wie zum Beispiel:

  1. Wer war zuständig für den Leichnam?
  2. Warum begaben sich die Hohenpriester in die Abhängigkeit des Statthalters, anstatt ihre eigene Tempelwache am Grab aufzustellen?

Wie der Ev. Markus berichtet, war der Statthalter auch für den Leichnam des Gekreuzigten Jesus  zuständig (Mk 15,43). Doch nachdem er dem Josef erlaubte den Leichnam von Jesus abzunehmen, endete auch seine Zuständigkeit. So schreibt Markus: „(…) kam Josef von Arimathäa, ein angesehener Ratsherr, der selbst auch das Reich Gottes erwartete, und er wagte es und ging zu Pilatus hinein und bat um den Leib Jesu. Pilatus aber wunderte sich, dass er schon gestorben sein sollte; und er rief den Hauptmann herbei und fragte ihn, ob er schon lange gestorben sei. Und als er es von dem Hauptmann erfuhr, schenkte er Josef den Leichnam.“ (Mk 15,43-45).

Nun gehörte der Leichnam von Jesus dem Josef und er sorgte für eine würdige Bestattung desselben und zwar in seinem eigenen, neu aus dem Fels gehauenem Grab. Diese öffentliche Tat konnte den Hohenpriestern nicht verborgen geblieben sein. Trozdem wollen sie nicht ihre eigene Tempelwache einsetzen, sondern die des Statthalters. Wollen sie ihm schmeicheln, oder ihre eigenen Leute schonen? Aus dem Bericht über die Festnahme von Jesus und der Apostelgeschichte 4,1 und 5,24 erfahren wir von der Einsatzbereitschaft der Tempelwache, welcher ein Hauptmann vorstand. Vermutlich wollten sie nicht ihre eigenen Leute dafür einsetzen, denn gegen einen befürchteten nächtlichen Überfall der Jünger, wären die römischen Wachsoldaten auf jeden Fall besser gerüstet.

Und auf ihre Tempelwache längere Zeit zu verzichten, bedeutete auch Unsicherheit im Tempelbereich. Auf jeden Fall kann man aber der Tempelbehörde unterstellen, dass sie ihre eigenen Vorteile suchten. Ihre Anfrage an den Statthalter lautete: „So befiehl nun (ordne an), dass das Grab gesichert werde bis zum dritten Tag, (…)“. Das hört sich nach einer Aufforderung an. Die Antwort des Pilatus ist sehr kurz formuliert und daher für uns heute nicht ganz eindeutig. Zwei Varianten der Übersetzung untersuchen wir hier:

  1. Ihr habt `ἔχετε – echete` (eine) Wache. Geht hin, sichert es, wie ihr wisst.“

In diesem Fall würde Pilatus auf das Vorhandensein der Tempelwache anspielen, die unter dem Befehl der Tempelbehörde stand. Nach dem Motto: „Ihr habt ja eine Wache, geht hin, sichert ab, wie ihr denkt“. Pilatus hatte nicht mehr die Verantwortung für den Leichnam. Warum soll er den Juden auch noch diesen Gefallen tun, nachdem sie ihn bereits am Vortag so sehr unter Druck gesetzt hatten?

  1. Habt `ἔχετε – echete` (eine) Wache. Geht hin, sichert es, wie ihr denkt.

Wenn das gr. Verb `ἔχετε – echete` von Pilatus im Imperativ ausgesprochen wurde, dann wäre anzunehmen, dass er ihrer Aufforderung nachgab und ihnen eine Wache zur Verfügung stellte. Schließlich kann es auch nicht in seinem Interesse sein, dass wegen eines Leichnams der eventuell gestohlen wird, eine weitere Unruhe im Volk entsteht. Auch könnte es in seinem Interesse gewesen sein, den Juden einen weiteren Gefallen zu tun, der ihn nichts kostete außer einigen seiner Soldaten eine zusätzliche Beschäftigung zu verschaffen. Und nicht zuletzt, um mehr Kontrolle und Einfluss bei den Juden zu haben.

Bei der ersten Variante hätten die Juden weitere Begründungen für ihre Vorderung angeführt oder verärgert umgekehrt. Es deutet aber nichts darauf hin, sondern der Text geht fließend weiter mit: „Sie aber gingen hin und sicherten …“.

Die Bezeichnung der `Wache` gr. `κουστωδίαν – koustodian`, kommt insgesamt nur drei mal und nur in der Geschichte mit der Überwachung des Grabes vor. Es scheint also eine typische Bezeichnung zu sein für die römischen Wachen. In allen anderen Geschichten, wo von `Wachen` (aber auch vom Gefängnis Apg 5,25) im jüdischen Kontext die Rede ist, wird der Begriff `φυλακὴν – fylak¢n` verwendet (Neh 4,16.17; Apg 5,23; 12,10.19).

Wenn wir von der Situation, die uns in der Apostelgeschichte 12,4 geschildert wird ausgehen, so könnte auch die von Pilatus zur Verfügung gestellte Wache aus vier Viererschaften von Wachsoldaten bestanden haben.

In Begleitung der Wachsoldaten versiegelten die Hohenpriester das Grab (nachdem sie sich vergewissert hatten, dass der Leichnam im Grab ist). Sicher war den Hohenpristern bewusst, dass sie mit ihrer Handlung das Sabbatgebot übertreten, auch wenn sie andere Personen beauftragten die Arbeit zu machen (Joh 5,10-12). Die Wachsoldaten hafteten mit ihrem Leben für die Sicherheit des Grabes und des Leichnams (vgl. dazu Apg 12,19).

5.2 Die Soldaten sagen die Wahrheit

Matthäus schreibt weiter: „Als sie (die Frauen) aber hingingen, siehe, da kamen einige von der Wache in die Stadt und verkündeten den Hohenpriestern alles, was geschehen war.“ (Mt 28,11).

Es ist anzunehmen, dass die Wachen nicht ohne weiteres das Grab verlassen durften. Daher sind es nur einige von der Wache, die zu den Hohenpriestern ihren Auftraggebern gehen, um ihnen von dem Geschehenen zu berichten. Die soldaten hatten keinen Grund, nicht die Wahrheit zu sagen, denn jede andere, eilig erdachte Schilderung der Ereignisse, hätte sie in zusätzliche Erklärungsnot und noch größere Schwierigkeiten gebracht.

Ausdrücklich heißt es im Text, dass sie alles erzählten, was geschehen war. Demnach berichten sie auch von dem Zustand des durch den Engel geöffneten Grabes. Ganz offensichtlich ist der Leichnam von Jesus nicht entwendet worden. Dafür spricht der Umstand, dass die leinenen Tücher nicht nur im Grab blieben, sondern auch noch ordentlich zusammengerollt wurden, so der Augenzeugenbericht des Johannes, der später zusammen mit Petrus das Grab besuchte.

Es liefen aber die beiden miteinander, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam als Erster zum Grab, schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen; er ging aber nicht hinein. Da kam Simon Petrus ihm nach und ging hinein in das Grab und sieht die Leinentücher liegen, und das Schweißtuch, das auf Jesu Haupt gelegen hatte, nicht bei den Leinentüchern, sondern daneben, zusammengewickelt an einem besonderen Ort.“ (Joh 20,4-7). Dieses Bild der völligen Ordnung zeigte sich auch den Soldaten. So konnten sie mit Sicherheit und Überzeugung berichten, dass der Leichnam nicht entwendet wurde, während sie eine zeitlang wie tot waren. Im Falle eines Dienstahls hätte man die Leinenen Tücher nicht vom Leibe genommen und schon gar nicht diese ordentlich zusammengewickelt.

5.3 Die Hohenpriester glauben der Schilderung der Soldaten

Die Hohenpriester ihrerseits glaubten dem Bericht der Wachsoldaten, denn nichts spricht dafür, dass sie die Schilderung der Soldaten angezweifelt hätten. Musste doch ihnen bewusst geworden sein, dass die dreistündige Finsternis vor zwei Tagen, das Erdbeben und der zerrissene Vorhang im Tempel im Zusammenhang mit der Kreuzigung von Jesus zu tun hat. Auch das Erdbeben an diesem frühen Morgen konnte leicht in Zusammenhang mit den von den Soldaten geschilderten Ereignissen gebracht werden. Nein, die glaubwürdige Schilderung der verängstigten Soldaten konnten sie nicht infrage stellen. Und spätestens jetzt hätten die Hohenpriester erkennen und zugeben müssen, dass sie offensichtlich gegen Gott kämpfen. Unglaube, Stolz, Machtgier, führten bei ihnen zur Verhärtung des Herzens und schließlich zur Verblendung. Mit ihrer Bitte bei Pilatus um eine Wache, haben sie sich selbst in Schwierigkeiten und in Erklärungsnot gebracht.

5.4 Durch Schweige- und Scmiergeldzahlungen soll die Wahrheit verdeckt werden

Matthäus schreibt weiter: „Und die (Hohenpriester) kamen mit den Ältesten zusammen, hielten Rat und gaben den Soldaten viel (genug) Geld und sprachen: Sagt, seine Jünger sind in der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen. Und wenn es dem Statthalter zu Ohren kommt, wollen wir ihn beschwichtigen und dafür sorgen, dass ihr nichts zu fürchten habt.“ (Mt 28,12-14). Die Hohenpriester missbrauchten den Tatbestand in dem Bekenntnis der Soldaten, bei der Erscheinung des Engels – wie tot umgefallen zu sein – zu ihren Gunsten, um eine lügenhafte Version zu kreieren, nach der die Soldaten den Grabraub verschlafen hätten. Wie peinlich muss das für die Soldaten gewesen sein, solche Geschichte von sich in aller Öffentlichkeit erzählen zu müssen. Wie absurd doch diese Version ist – denn wie konnten sie im Schlaf mitbekommen haben, dass es die Jünger gewesen wären? Und dies öffentlich zuzugeben vor allen glich für die Soldaten dem eigenen Todesurteil. Doch sie haben keine Wahl.

Schweige- und Schmiergelder fließen reichlich und da die Besoldung der einfachen Soldaten sehr niedrig war, gehen sie auf den Diel mit den Oberpriestern ein. Zusätzlich bekommen sie die Zusicherung der Fürsprache beim Statthalter im Falle wenn die Sache ihm zu Ohren kommen sollte. Welche Klimmzüge werden da gemacht, um die Wahrheit zu verschleiern? Was für ein negatives Beispiel geben doch die Verantwortlichen in Israel den Heiden?

5.5 Es fand keine Suchaktion des Leichnams statt

Matthäus schließt diesen Teil mit den Worten: „Sie aber nahmen das Geld und taten, wie sie unterrichtet worden waren. Und diese Rede verbreitete sich bei den Juden bis auf den heutigen Tag.“ (Mt 28,15). Auch die römischen Soldaten sind nicht frei von Korruption und Lüge, hat doch schon ihr Vorgesetzter nicht ohne Ironie gefragt: „was ist Wahrheit?“ (Joh 18,38). Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass sich nicht alle Soldaten an diese Abmachung gehalten haben, bedenkt man die Reaktionen des Haupptmanns und seiner Untertanen am Kreuz kurz nach dem Sterben von Jesus (Mt 27,54).

Sicher hatten die Jünger von Jesus die Schilderung der Soldaten in den Strassen von Jerusalem mitbekommen. Dies könnte der Grund gewesen sein für ihre Furcht vor den Juden, die möglicherweise gerne auf Spurensuche gegangen wären (Joh 20,19). Nach logischem Denken aber, wäre es nicht im Interesse der Hohenpriester gewesen, eine Befragung der Jünger vorzunehmen oder gar eine Suchaktion des Leichnams zu veranlassen, wussten sie doch dass der Leichnam nicht gestohlen wurde und daher auch nicht auffindbar wäre. Die Tatsache also, dass die Hohenpriester den Jüngern nicht nachstellten und keine Suchaktion des Leichnams starteten, ist ein weiterer Beleg für die Tatsache der Auferstehung von Jesus.

5.6 Die Wahrheit bricht sich Bahn

Trotz der weit verbreiteten Lüge im Volk der Juden, glaubten bereits nach wenigen Wochen Tausende an den auferstandenen Jesus. Bald nach Pfingsten kamen sogar viele Priester zum Glauben an den auferstandenen Christus Jesus. So berichtet Lukas: „Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger wurde sehr groß in Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam.“ (Apg 6,7).

6. Die Erscheinungen von Jesus während der vierzig Tage

Abbildung: Mindestens 5 Frauen sind in den frühen Morgenstunden des ersten Tages der Woche unterwegs zum Grab. Doch sie finden den Grabstein abgewälzt (Zeichnung von J. S. am ).

  • Früh am Morgen des ersten Tages erschein der Auferstandene zuerst Maria Magdalena (Joh 20,15-18).
  • Danach erscheint Jesus einer Gruppe von Frauen, die auf die Anweisung der Engel das leere Grab verlassen hatten und sich auf dem Weg in die Stadt zu den Jüngern befinden (Mt 28,9-10).
  • Im Laufe des Tages erscheint Jesus dem Simon Petrus wie Lukas kurz festhält (Lk 24,34).
  • Am Spätnachmittag begegnet Jesus dem Kleopas und seinem Freund auf dem Weg nach dem Dorf Emmaus (Lk 24,13-33).
  • Spät am Abend des ersten Tages erscheint Jesus seinen Jüngern (einschließlich der zwei sogenannten Emmausjüngern) hinter verschlossenen Türen, allerdings ohne Thomas (Joh 20,19-24).
  • Nach einer Woche begegnete Jesus wieder seinen Jüngern in Jerusalem, diesmal war Thomas dabei (Joh 20,25-29).
  • Zwischendurch begegnete Jesus dem Jakobus, wie der Ap. Paulus schreibt (1Kor 15,7).
  • Eine weitere Begegnung Jesu mit sieben Jüngern findet am Ufer des Sees von Tiberias statt und zwar in unmittelbarer Nähe von Kapernaum (Joh 21,1-14).
  • Die bekannteste Begegnung beschreibt der Evangelist Matthäus – diese findet auf einem Berg in Galiläa statt (Mt 28,16-29). Bei dieser Begegnung gibt Jesus den Auftrag zur Evangelisation unter allen Völkern.
  • Wenig bekannt ist die Erscheinung von Jesus bei der mehr als fünfhundert Brüder auf einmal dabei waren, wie der Ap. Paulus in 1Korinther 15,6 bestätigt.
  • Danach trifft Jesus sich mit seinen Jüngern in Jerusalem in einem Haus (Lk 24,42-50; Apg 1,4-8).
  • Das letzte Treffen und die Erhöhung in den Himmel findet auf dem Ölberg statt (Lk 24,51-52; Apg 1,9-12).

Details zu diesem 6. Abschnitt unter dem Link: http://gottesgeheimnis.net/2017/04/15/die-tatsache-der-auferstehung-von-jesus/

7. Auswirkungen der Auferstehung von Jesus

  • Die mutige und vollmächtige Verkündigung der Apostel – „mit großer Kraft gaben die Aposteln Zeugnis von der Auferstehung Jesu“
  • Allein in der Apostelgeschichte wird von den Aposteln nahezu zwanzigmal auf die Auferstehung von Jesus Bezug genommen. Der Schwerpunkt in der Verkündigung ist also die Auferstehung von Jesus aus den Toten, als unbedingte Folge des Leidens und Sterbens von Jesus. Ebenso einen breiten Raum nimmt diese zentrale Botschaft in den Briefen der neutestamentlichen Autoren ein (Apg 1,3.21.22; 2,20-32. 34; 3,15.26; 4,1-2.10.33; 5,30; 10,40.41; 13,33.37; 17,31; 22,6; Röm 1,4; 6;4; 10,9; 1Kor 6,14; 15,4.16.17; Gal 1,1; Kol 2,12; 1Thes 4,14; 1Petr 1,21; 2Tim 2,8; Offb 1,18).

8. Schlussfolgerungen

8.1 Welche Auswirkungen hat die Auferstehung von Jesus in unserem persönlichen Leben?

8.2 In meiner Gebetsgemeinschaft mit Gott?

8.3 In unserem Dienst in der Gemeinde?

8.4 In unserem Zeugnis vor der Welt?

8.5 In Fragen der Lebensgestaltung?

8.6 In Zeiten des Älterwerdens?

8.7 Im Anblick des Sterbens?

8.8  Ia, sogar in den Angelegenheiten der Bestattung?

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Jesus Christus – seine menschliche und göttliche Abstammung.

Gott enthüllt sein größtes Geheimnis – Veronika Auinger und Paul Schüle – Predigt am 08.12.2024

1.1 Jesus – seine menschliche Abstammung

(Bibeltexte: Mt 1,1-17; Lk 3,23-38; 1Chr 1-3; 1Mose 5,1-32)

1.1.1 Der Stammbaum von Jesus

Der Evangelist Matthäus schreibt seinen Bericht an eine judenchristliche Leserschaft, passend mit einem Stammbaum der Hauptperson in der Form, wie wir sie auch im Alten Testament finden: von den Wurzeln hin zum Spross. Er beschreibt die Biografie über Jesus unter thematischen Gesichtspunkten. Der Evangelist Lukas dagegen ist mehr an einer chronologischen Reihenfolge interessiert. Dieser schreibt einen Stammbaum nach griechisch-römischer Tradition: vom jüngsten Namen zurück bis auf Adam; und „der war Gottes.“

Abbildung 4 Im Inneren dieses Bauwerkes in Hebron befindet sich laut jüdischer Tradition das Grab Abrahams (Foto: April 1986).

Der Evangelist Matthäus beginnt seinen Bericht mit den Worten: Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ (Mt 1,1).

Und er ordnet dann den Stammbaum in drei Reihen mit je 14 Namen, evtl. weil der Zahlwert der hebräischen Schreibweise von David „14“ ist. Der am Beginn des Matthäusevangeliums verwendete griechische Begriff  `gene,sewj – geneseös` enthält mehrere Aspekte: Die Entstehung, den Ursprung, die Abkunft, die Geburt, die Geschichte. Matthäus 1,1 kann in Anlehnung an 1Mose 2,4 und 5,1 auch mit „Das Buch der Abstammung” übersetzt werden. Durch diese Stammtafel werden folgende Aspekte unterstrichen:

  • Jesus ist der verheißene und damit wahre Nachkomme Abrahams, durch den alle Völker auf Erden gesegnet werden (vgl. 1Mose 22,18 mit Gal 3,16).

HINWEIS: Frauen und Ausländer werden eher schamvoll in einem Stammbaum verschwiegen. Während in früherer Zeit offenbar keine Bedenken bestanden, dass Israeliten Frauen aus anderen Völkern nahmen (1Mose 41,45 – Josef; 2Mose 2,21; 4Mose 12,1 – Mose; vgl. auch Ri 14,1; 2Sam 11,3), wobei sich diese Frauen selbstverständlich dem israelitischen Glauben anschlossen, wird später die Ehe mit fremdstämmigen und heidnischen Frauen wegen der Gefahr des Abfalls vom Glauben verboten (vgl. 5Mose 7,1-4; 20,16ff; 21,10ff;  Esra 9.)Bewusst nennt Matthäus im Stammbaum vier Frauen, davon drei Nichtjüdinnen.

– Rahab, eine Prostituierte aus Jericho;

– Ruth, eine gottesfürchtige Moabiterin;

– Tamar, von Judas geschwängert, da er seine Schwiegertochter für eine Prostituierte hielt;

– Bathseba, von König David zur Ehefrau genommen (Kontext: Ehebruch, List und Mord).

  • Als Davids Nachkomme ist Jesus der Gesalbte (hebr.: משיח mashiach: Χριστός – Christos, lat.: Christus; deutsch: Gesalbter), also der wahre und ewige König, dessen Reich ebenso ewig ist (vgl. 2Sam 7,11-16 mit Lk 1,31-33).

Diese Abstammungslinie führt Matthäus von Abraham über David bis Josef. Dabei nennt er insgesamt 42(41) Generationen. Der Evangelist Lukas wählt den umgekehrten Weg und führt die Abstammungslinie von Jesus zurück über David und Abraham bis Adam. Er nennt insgesamt 77 Generationen/Glieder.

Im Vergleich zu Matthäus (42) hat Lukas von Abraham bis Christus 57 Generationen genannt, also 15 mehr für den gleichen Zeitraum. Von Adam an bis Noah scheinen in den Stammeslisten keine Lücken zu sein. Von Noah bis Abraham gibt Lukas zusätzlich “Kenan” an, den Sohn des Arpachsad. Von Abraham bis zum König David lässt Lukas “Ram” aus, hat dafür zwei andere Namen (Admin und Arni), welche in den übrigen Stammeslisten nicht vorkommen. Von David an gibt es die Königslisten, wie in den Königs- und Chronikbüchern beschrieben. Auf diese stützt sich größtenteils Matthäus, wobei er einige Könige auslässt. Er folgt einem bestimmten Muster, bei dem dreimal je 14 Generationen von Abraham bis Jesus genannt werden.

Anmerkung: Bei genauem Hinsehen stellen wir fest, dass es nur 41 Generationen sind. Da wir jedoch dem Zöllner Matthäus nicht unterstellen können, dass er sich verrechnet hätte, suchen wir nach einer plausiblen Erklärung für diese mathematische Ungereimtheit. Die Lösung  könnte sein: David wird zweimal genannt, einmal am Ende der ersten Gruppe und das zweite Mal am Anfang der zweiten Gruppe (Mt 1,17). Die Zählung bei der ersten Vierzehnergruppe endet mit David und die zweite Vierzehnergruppe beginnt wieder mit David. Die zweite Vierzehnergruppe endet mit dem letzten rechtmäßigen König von Juda – Jechonia / Jojachin, der in die Babylonische Gefangenschaft kam (2Kön 24,8-15; 25,27-29). Die dritte Vierzehnergruppe beginnt mit Schealtiel dem Sohn Jojachins und endet mit Jesus. Dass in dieser Stammesliste einige Könige ausgelassen wurden, war wohl aus bestimmtem Grund so gewollt.

Lukas muss wohl eine uns unbekannte Stammesliste genutzt haben. Sie führt nicht über Salomo, den rechtmäßigen Thronfolger Davids, sondern über Nathan, einen wenig bekannten Sohn Davids. Nathan war ein leiblicher Bruder von Salomo (1Chr 3,5; 14,4), seine Mutter hieß Bathseba (Bath Sua). Im 1. Chronikbuch, in den Kapiteln 1-12 gibt es eine umfassende Stammesliste von Adam über die zwölf Stämme bis zur babylonischen Gefangenschaft. Die Stammesliste von Adam bis Noah ist in allen Aufzeichnungen gleich (1Mose 5; 1Chr 1,1; Lk 3,36-38). Mit allen Orts- und Zeitangaben vor 1Mose 12 ist vorsichtig umzugehen. In der folgenden Tabelle sind die verschiedenen Stammeslisten zum Teil parallel aufgelistet. Dabei stellen wir fest, dass die Bibel für die Anfangszeit genauere Angaben macht, als für den Zeitraum nach der babylonischen Gefangenschaft. Die Stammeslisten geben keine lückenlose Abfolge der Generationen und daher sind die Jahreszahlen auch nicht geeignet für eine genaue Datierung. Manche Fragen bleiben unbeantwortet in Bezug auf die Unterschiede und Auslassungen in den Stammeslisten. Die Tatsache jedoch, dass es sie überhaupt gibt, unterstreicht die Geschichtlichkeit der Verwirklichung des Heilsplans Gottes mit seinem Sohn Jesus Christus in Raum und Zeit.

HINWEIS: durch Adoption und durch Stamm- bzw. Erbtöchter, die evtl. nicht genannt werden und auch durch Leviratsehen (natürlicher Vater und gesetzlicher Vater differieren, da ein Bruder dem anderen Nachkommen „erweckt“ – 5Mose 25,5-6) werden Stammbäume recht kompliziert. Vaterschaft wurde im Judentum oft mehr unter gesetzlichen Gesichtspunkten und weniger nach der natürlichen Abstammung beurteilt. Dies trifft in besonderer Weise auf Jesus zu.

Solche Stammbäume erinnerten das Volk daran, dass es Gott selbst war der Ehen stiftete und Nachkommen schenkte.

1.1.2 Die Zuordnung der Stammbäume

Der Evangelist Matthäus formuliert in seinem Stammbaum: „Jakob aber zeugte (gr. εγέννησεν – egenn¢sen) Josef den Mann Marias, von welcher ist geboren (gr. εγεννήθη – egenn¢th¢) Jesus, der genannt wird Christus.“ (Mt 1,16). Während in allen Stammbäumen immer der Mann als aktiv Beteiligter/Zeugender hervorgehoben wird, betont Matthäus im Falle von Jesus, dass er von Maria geboren wurde und zwar ohne die Mitwirkung von Josef. Der Evangelist Lukas formuliert in seinem Stammbaum: „Er, Jesus war beginnend, etwa (ungefähr) dreißigjährig, (und) war Sohn, wie man dachte Josefs, des Eli, des Maththat, des Levi des Melchi (…).“ (Lk 3,23-24). Jesus wurde allgemein für einen Sohn Josefs gehalten (Joh 1,45; Lk 4,22), was rein formal-juristisch auch stimmte. Der klärende Einschub des Lukas: „(Jesus) war Sohn, wie man dachte Josefs“, macht jedoch  auch deutlich, dass Jesus de facto nicht Sohn des Josef, sondern Sohn der Maria war (vgl. dazu auch Lk 1,31-33). Da man jedoch Frauen (Töchter) in die Stammeslinie nicht einzufügen pflegte, liegt es nahe, dass Lukas die Stammeslinie von Jesus zurück, nicht über Maria, sondern über Josef, den gesetzlichen Vater von Jesus, mit Eli verbindet und weiter zurück über Nathan, den leiblichen Bruder von Salomo bis David  und schließlich bis Adam zurückführt (1Chr 3,5; 14,4; Lk 3,23-36). Nach Lukas 1,5 und 1,36 war Maria eine Verwandte von Elisabeth, der Frau des Priesters Zacharias und Mutter von Johannes dem Täufer. Da Elisabeth eine, wie es im Text heißt „aus den Töchtern Aarons“ war, kann angenommen werden, dass Maria ebenfalls aus priesterlichem Hause stammte. Aber müsste Maria nicht auch aus dem Hause Davids und dem Stamm Juda herkommen? Der Autor des Hebräerbriefes bestätigt die menschliche Herkunft von Jesus aus dem Stamm Juda, wenn er schreibt: „Denn es ist ja offenbar, dass unser Herr aus Juda hervorgegangen ist“ (Hebr 7,14). Und der Apostel Paulus engt die menschliche Herkunft von Jesus noch mehr ein, wenn er in Römer 1,3 schreibt: „der geworden ist (γενομένου genomenou) aus dem Samen Davids nach dem Fleisch“. Damit wird (wenn auch nur indirekt) die blutsmäßige Herkunft von Maria aus dem Hause David hervorgehoben. So dass wir zum Ergebnis kommen, dass Maria auch aus dem Hause David stammte eben über die Stammeslinie ihres Vaters „Eli“.

Wir stellen fest, dass Lukas im Gegensatz zu Matthäus, den von ihm beschriebenen Stammbaum in umgekehrter Richtung aufschrieb. Er muss dabei nicht wie Matthäus formulieren: „Eli zeugte Josef (den Mann Marias)“, sondern nur: „der (Josef) des Eli, des Maththat (…)“. In der Regel wurde darunter auch die blutsmäßige Abstammung verstanden, doch bei der Formulierung des Lukas wird der Moment der ausdrücklichen Zeugung durch den Mann vermieden und sie bietet Raum zu einer nicht blutsmäßigen Zuordnung – von Josef (als Schwiegersohn) zum Vater der Maria (dem Eli). Auffallend ist auch, dass sich beide Stammeslinien um die Zeit nach der Babylonischen Gefangenschaft durch die Personen Schealtiel und Serubbabel kreuzen (Mt 1,12; Lk 3,27). Beide Linien liegen demnach eng beeinander und gehen auf David zurück.

Wir kommen daher zu dem Ergebnis, dass die Zuordnung der Lukanischen Stammesliste den Vorfahren der Maria, durch die oben genannten Textaussagen unterstützt wird. Somit war Jesus als `Mensch` leiblicher Sohn der Maria und gesetzlicher Sohn von Josef in jeder Hinsicht Nachkomme und Sohn Davids (Lk 1,31-33; Mt 1,1; 9,27; 12,23; 15,22; 20,30; 21,15).

1.2 Jesus Christus – sein göttlicher Ursprung

(Bibeltexte: Mt 1,18-25;  Lk 1,26-38;  Joh 1,1-18)

Nach dem Betrachten der `menschlichen` Abstammung von Jesus Christus machen wir uns auf die Suche nach Textaussagen über seinen göttlichen Ursprung. Dieser ist besonders in seiner Menschwerdung sowie in seinem besonderen Dienst durch Wort und Tat zu erkennen.

Schon der Prophet Micha sagt über den Ursprung des Messias folgendes:

Und du Bethlehem Efrata, das du klein unter den Tausendschaften von Juda bist, aus dir wird mir der hervorgehen, der Herrscher über Israel sein soll, und seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her. (Micha 5,1).

Der Evangelist Lukas ist der Einzige, der die Botschaften des Engels Gabriel aufgeschrieben hat. Der Engel Gabriel wird außer in Lukas Kapitel 1 nur in Daniel 8,16-17; 9,21 erwähnt. Der Engel Gabriel erklärt dem Propheten Daniel die Visionen sowie deren Bedeutung und überbringt dem Priester Zacharias die Botschaft von der Geburt des Johannes (Lk 1,19). Zu Maria wird er von Gott gesandt, um ihr die Menschwerdung des Sohnes Gottes zu übermitteln.

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Abbildung 5 Die römisch-katholische Verkündigungskirche in Nazaret. Die Ursprünge des Kirchenbaus an dieser Stelle gehen in das 4. Jh. zurück in Erinnerung an die Verkündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel an die Jungfrau Maria. Die früheren Kirchengebäude wurden durch Eroberungen und auch Erdbeben immer wieder zerstört und wieder aufgebaut. Die heutige Kirche stammt aus dem Jahre 1955 (Foto: Juli 1994).

Und so lesen wir in Lukas 1,31-32 von der Botschaft Gottes an Maria durch den Engel Gabriel:

Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm seinen Namen Jesus nennen. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden.

Die verständliche Nachfrage der Maria: „Wie wird dies zugehen, da ich von keinem Mann weiß“ (Lk 1,34) gibt uns nicht nur einen Einblick in ihr korrektes Verhalten als Verlobte, sondern unterstreicht gleichzeitig, wenn auch nur indirekt, den göttlichen Ursprung von Jesus Christus. Natürlich kennt Maria Josef, ihren Verlobten, aber sie haben als Verlobte keinen geschlechtlichen Umgang miteinander. Aus der großen Perspektive Gottes ist es nicht vorgesehen, dass zwei junge Menschen, auch wenn sie schon verlobt sind, sexuell miteinander verkehren. Wenn Gott dies in die Beliebigkeit der Einzelnen gestellt hätte, wäre der biblische Hinweis auf die Jungfrauengeburt noch schwieriger nachzuvollziehen. Hier sollten wir die Hinweise Gottes aus 5Mose 22,16 kennenlernen (wir denken dabei  an den polygamen Hintergrund des Kapitels). Das Zeichen der Jungfräulichkeit der Frau war das Laken/Decke, das in der Hochzeitsnacht genutzt wurde. Wenige biblische Hinweise finden wir für die Jungfräulichkeit des Mannes vor der Ehe. Als Grundtext für dieses Thema gilt: Epheser 5,23f (der reine Christus und seine reine Braut = die Gemeinde).

Gott hatte von Beginn an die Geburt seines Sohnes durch eine Jungfrau geplant, so bekommt auch die Ordnung für Verlobte einen Sinn (siehe 5Mose 22,14).

Der Engel Gabriel lässt Maria natürlich nicht in Unwissenheit über die Art und Weise der Zeugung, er erklärt: „Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten (= Gott) wird dich überschatten, darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.“ (Lk 1,35)

Abbildung 6 Das unendliche Blau des Himmels, die Wolken und Berggipfel erinnern an die himmlische Sphäre, von der aus sich Gott im Laufe der Geschichte den Patriarchen, den Propheten Mose, Samuel, David, aber auch der Maria in Nazareth offenbart hat (Foto: Petra im Süden von Jordanien 5. November 2014).

P. Thiede bemerkt hierzu: „Sie (Maria) muss genauso verwirrt gewesen sein, wie die Leser es seither sind, und die Erklärung, die der Engel gibt, zielt nicht darauf ab, Gynäkologen zufrieden zu stellen.“

Ob Maria es verstanden hat, ist nicht sicher, geglaubt hat sie es, denn ihre Antwort lautet: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; es geschehe mir nach deinem Wort.“ (Lk 1,38).

Kritiker des Neuen Testamentes behaupten, dass Götter und Söhne von Göttern in der heidnischen Antike auf ähnliche Weise geboren wurden. Doch wir weisen auf den unübersehbaren Unterschied zu den so genannten religionsgeschichtlichen „Parallelen“ hin. Der biblische Bericht ist zurückhaltend, nüchtern und beschreibt nicht den Vorgang der Empfängnis im Detail. Mit knappen Worten wird die Empfängnis aus der Gottesperspektive beschrieben. In der heidnischen Mythologie werden die Vorgänge aus menschlicher Perspektive, oft in pervertierter Ausschmückung beschrieben. Somit ist die Jungfrauengeburt tatsächlich ohne jegliche biblische oder gar religionsgeschichtliche Ähnlichkeit. Vergleichbar mit der jungfräulichen Empfängnis ist lediglich der alttestamentliche Gedanke des Wohnens (yTin>k;v;scha½anti ich wohne = Schechinah, die Einwohnung) Jahwes bei den Menschen z. B. in der Stiftshütte (2Mose 25,8-9).

Der Engel Gabriel hat noch eine wichtige Zusatzbotschaft an Maria zu verkünden, nämlich:

Und der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird über das Haus Jakob herrschen in Ewigkeit und seines Königtums wird kein Ende sein. (Lk 1,32b-33).

Diese Prophezeiung ist nicht neu, sie wurde schon rund eintausend Jahre vorher dem König David gegeben (2Sam 7,13b-16) und sie lautet:

Und ich werde den Thron seines Königtums festigen für ewig.  Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein. (…) Dein Haus aber und dein Königtum sollen vor dir Bestand haben für ewig, dein Thron soll feststehen für ewig.

Gott hielt seine Zusage – „als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau (…).“ (Gal 4,4).

Der Evangelist Matthäus schreibt:

Mit der Geburt Jesu Christi verhielt es sich so; Als nämlich Maria, seine Mutter, dem Josef verlobt war, wurde sie, ehe sie zusammengekommen waren, schwanger gefunden von dem Heiligen Geist. (Mt 1,18).

Das Ungewöhnliche, das Besondere, das Einmalige wird hier betont. Maria wurde schwanger, „(…) ehe sie (Maria und Josef) zusammenkamen“. Hier betont auch der Evangelist Matthäus, dass Geschlechtsverkehr vor der Ehe nicht üblich war – Jesus also nicht natürlich gezeugt wurde. Für diese ungewöhnliche Zeugung fand er eine alttestamentliche Prophezeiung aus dem Buch des Propheten Jesaja:

Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen. (Jes 7,14).

Diese Prophezeiung ist, wie viele alttestamentliche Aussagen, mehrschichtig. Das Zeichen, dass eine junge Frau (auf natürliche Weise) schwanger würde, bezog sich zuerst auf Jesajas Zeitgenossen Ahas und das Volk Juda. Der hebräische Begriff `hm’l.[;h‘ ha±almah` bedeutet allgemein: die junge Frau im heiratsfähigen Alter, kann aber auch die weibliche Person bezeichnen, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatte (was in Israel die Regel war). Aber wie viele andere Verheißungen des Alten Testamentes barg auch diese eine noch in der Zukunft liegende Erfüllung. Bei der Übersetzung des hebräischen Alten Testamentes in die griechische Sprache wurde an dieser Stelle der Begriff `parqe,noj parthenosJungfrau` gewählt.

HINWEIS: Die griechische Übersetzung des Alten Testamentes aus dem 2. Jh. vor Chr. wird Septuaginta/LXX (=Siebzig/lateinische Zahlen für 70) genannt, da angeblich 72 Übersetzer nach 72 Tagen diese Übersetzung im 2Jhd. v. Chr. anfertigten (Aristeasbrief 9-11.41.46.50.121.301f.307-311).

Dieser griechische Begriff meint im Neuen Testament an den meisten Stellen eine junge Frau, die noch nie Geschlechtsverkehr hatte (wörtlich/buchstäblich Lk 1,27; 2,36; Apg 21,9; 1Kor 7,25.28.34.36.37.38; im übertragenen Sinne; 2Kor 11,2; Offb 14,3-4). Der Evangelist Matthäus (aber auch Lukas) heben mit diesem Begriff die Jungfräulichkeit Marias hervor. So wie damals der Herr durch eine junge Frau mit ihrem Sohn den Zeitgenossen Jesajas ein Zeichen gegeben hatte, so wurde Maria von Gott auserkoren als `Jungfrau` schwanger zu werden und einen Sohn zu gebären als Zeichen zu ihrer Zeit.

Der Evangelist Johannes beginnt sein Evangelium mit den Worten:

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Einziggeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.” Johannes (der Täufer) zeugt von ihm und rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir, denn er war eher als ich. (Joh 1,1.14-15). Johannes der Täufer ruft aus: „Und ich habe gesehen und habe bezeugt, dass dieser der Sohn Gottes ist. (Joh 1,34).

Der Evangelist Markus beginnt sein Evangelium mit den Worten: „Anfang des Evangeliums Jesu Christi (des Sohnes Gottes).“ (Mk 1,1).

Weitere Bibelstellen zum göttlichen Ursprung von Jesus Christus: vgl. Ps 110,1 mit Mt 22,42-44; Joh 1,18; 3,16; 5,17-19; 8,58; 10,30-36; 20,28; 1Joh 5,20; Röm 1,1-3; 9,5; vgl. Ps 2,7 und 2Sam 7,14 mit Hebr 1,3-5ff.

In den folgenden Abschnitten unserer Bibelstudien wollen wir die verschiedenen Details der Menschwerdung und Geburt von Jesus zeitlich-chronologisch betrachten und zwar in dem historischen, geographischen und kulturellen Kontext der damaligen Zeit.

Das war ein Auszug aus „Unterwegs mit Jesus“ Kapitel 1 – Die Geburt und Kindheit von Jesu.

Wer mehr über Jesus erfahren möchte – folge dem Link unten:

https://gottesgeheimnis.net/2017/01/08/unterwegs-mit-jesus-kapitel-1-die-kindheit-von-jesus/

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42. Frage: Herr, willst du, so wollen wir sagen dass Feuer vom Himmel falle?

Es begab sich aber, als die Zeit erfüllt war, dass er in den Himmel aufgenommen werden sollte, da wandte er das Angesicht, entschlossen, nach Jerusalem zu wandern. Und er sandte Boten vor sich her; die gingen hin und kamen in ein Dorf der Samariter, ihm Herberge zu bereiten. Und sie nahmen ihn nicht auf.“ (Lk 9,51-53). Der Dienst von Jesus in Galiläa geht dem Ende zu und er macht sich auf den Weg nach Jerusalem  Dabei wählt er bewusst die kürzere aber auch  gefährlichere Route. Diese führte durch das Samaritische Hochland. Die Samariter und die Juden hatten grundsätzlich keine Gemeinschaft miteinander, doch hier lag ein anderer Grund vor.

Die ablehnende Haltung der Dorfbewohner begründeten sie mit: „weil er sein Angesicht gewandt hatte, nach Jerusalem zu wandern.“ (Lk 9,53b).

Und nun schaltet sich das Bruderpaar Jakobus und Johannes ein mit einem Vorschlag zur Vergeltung. Lukas berichtet weiter: „Als aber das die Jünger Jakobus und Johannes sahen, sprachen sie: Herr, willst du, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel falle und sie verzehre, (wie Elia tat)?“ (Lk 9,54). Dieser Vergeltungsvorschlag erinnert an den Propheten Elia und seine Feueraktionen, die vor etwa achthundert Jahren in mittelbarer Umgebung stattfanden (2Kön 1,10-12). Was immer diese beiden Jünger mit dem Beinamen Donnersöhne motivierte, Jesus liegt es fern, sich selber zu rächen. Im Gegenteil, seine Reaktion gegenüber seinen Jüngern war heftig ablehnend und bedrohend. „Er aber wandte sich um und bedrohte sie.“  Als der Sohn des Menschen hat er sich NIE an jemandem gerächt. Und er zeigt seinen Jüngern, wie dieses Problem gelöst werden kann, nämlich: „Und sie gingen in ein anderes Dorf.“ Was für eine geniale Lösung! Die Bewohner des anderen Dorfes zeigten Jesus ihre Gastfreundschaft. Nein, nicht alle Samariter sind judenfeindlich. Denn wo immer Jesus Gastrecht gewährt wurde, hinterließ er seinen Segen, wie die Geschichte seiner Aufnahme in Sychar bestätigt (Joh 4). Vermutlich bereuten die Bewohner des ersten Dorfes spätestens am nächsten Tag ihr unüberlegtes Fehlverhalten.

Die  Begründung für sein Verhalten unterstreicht Jesus mit den Worten: „Denn der Menschensohn ist nicht gekommen, um die Seelen der Menschen zu verderben, sondern zu retten.“ (Lk 9,56). Und entsprechend ist es seinen Nachfolgern niemals gestattet, sich selbst zu rächen (5Mose 32,35; Röm 12,19).

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41. Frage: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder vergeben?

Diese Frage kommt von Petrus und er fügt hinzu: „Ist’s genug siebenmal?“ (Mt 18,21). Mit dem zweiten Teil seiner Frage schätzt er sich als großzügig ein. Doch es ist gut, dass er diese Frage gestellt hatte. Das deutsche Verb `vergeben` bedeutet; was vorhanden war, gibt es nicht mehr, zum Beispiel: alle Gutscheine sind vergeben. Im Grunde handelt es sich um einen juristischen Vorgang, die Schuld wird nicht angerechnet, sondern erlassen.

Der erste Teil der Antwort von Jesus ist in symbolischen Zahlen zusammengefasst: „Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.“ (Mt 18,22). Durch diese Multiplikation wird die immerwährende Bereitschaft zur Vergebung unterstrichen.

Im zweiten Teil seiner Antwort erzählt Jesus ein Gleichnis, wodurch das Prinzip der Vergebungsbereitschaft anschaulich erklärt und begründet wird. „Darum gleicht das Himmelreich einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. 24 Und als er anfing abzurechnen, wurde einer vor ihn gebracht, der war ihm zehntausend Zentner Silber schuldig. 25 Da er’s nun nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, ihn und seine Frau und seine Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und zu zahlen. 26 Da fiel der Knecht nieder und flehte ihn an und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir’s alles bezahlen. 27 Da hatte der Herr Erbarmen mit diesem Knecht und ließ ihn frei und die Schuld erließ er ihm auch.“ “ (Mt 18,23-27). Wie großzügig! Doch bis heute ist bei den Menschen die Bereitschaft Schulden zu machen viel größer als die Schulden zu tilgen. „Da ging dieser Knecht hinaus und traf einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Silbergroschen schuldig; und er packte und würgte ihn und sprach: Bezahle, was du schuldig bist! Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir’s bezahlen. Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er bezahlt hätte, was er schuldig war. Als nun seine Mitknechte das sahen, wurden sie sehr betrübt und kamen und brachten bei ihrem Herrn alles vor, was sich begeben hatte. Da befahl ihn sein Herr zu sich und sprach zu ihm: Du böser Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten hast; hättest du dich da nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe? Und sein Herr wurde zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis er alles bezahlt hätte, was er schuldig war. So wird auch mein himmlischer Vater an euch tun, wenn ihr nicht von Herzen vergebt, ein jeder seinem Bruder.“ (Mt 18,28-35). Damit macht Jesus folgendes deutlich:

  1. Der Vater im Himmel ist der große Schuldentilger
  2. Unsere Schuld gegenüber Gott ist nicht nur die Größere, sondern auch die Unbezahlbare
  3. Gott vergibt uns, wenn wir unsere Schuld einsehen, bekennen und bei ihm von Herzen um Vergebung bitten
  4. Wir sind in der Pflicht unseren Nächsten ihre Verfehlungen zu vergeben
  5. Bei Zuwiderhandlung zieht Gott seine Vergebung zurück.

Jesus mutet Petrus nicht mehr zu, als er selbst als der größte Schuldentilger tat. Wie oft sagte er: „Dir sind deine Sünden vergeben“ oder in der Stunde größter Schmerzen: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“. Schuldenerlass ist heute weltweit ein großes Thema. Zeigen wir Barmherzigkeit denen, die sich an uns schuldig machen? Wer seinem Nächsten die Schuld vergibt, entlastet  auch sich selbst.

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40. Frage: Wer ist der Größte im Himmelreich?

Den Hintergrund zu dieser Frage beschreibt der Evangelist Markus: „Und sie kamen nach Kapernaum. Und als er im Haus war, fragte er sie: Was habt ihr auf dem Weg besprochen? Sie aber schwiegen; denn sie hatten auf dem Weg miteinander besprochen, wer der Größte sei.“ (Mk 9,33-34). Und Lukas beschreibt wie alles anfing: „Es kam aber unter ihnen der Gedanke auf, wer von ihnen der Größte wäre“ (Lk 9,46). Wir sehen also, dass alles zunächst in den Gedanken bewegt wird, danach folgt die offene Diskussion darüber. Von Jesus daraufhin angesprochen, fühlen sich die Jünger ertappt und ihr anfängliches Schweigen macht deutlich, dass es ihnen peinlich ist mit Jesus darüber zu reden. Schließlich fragen sie ganz allgemein: „Wer ist nun der Größte im Himmelreich?“ (Mt 18,1). Die Jünger sind bald drei Jahre als Gruppe unterwegs mit Jesus. Seine Führungskompetenz stellt niemand von ihnen jemals in Frage, doch wie steht es mit ihren Kompetenzen? Ist es nicht an der Zeit Klarheit darüber zu schaffen, wer unter ihnen die Führung übernehmen soll? Die Antwort von Jesus stellt die Jünger vor zwei wichtige Entscheidungen:

  1. Und er rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ (Mt 18,2-3). Jesus kann so reden, weil er ihr Denken  erkennt, was hinter ihrer Frage steckt. Die Jünger müssen von ihrem Streben nach Größe, Ansehen und Macht umkehren, sich davon abkehren. Andernfalls kommen sie nicht mal hinein ins Reich Gottes, geschweige denn zu einer hohen Position. „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder“, kommt ihr nicht hinein. Dies führt uns zu der Erklärung von Jesus in Joh 3,5 „Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasse und Geist, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“. Geboren werden kann ein Mensch nur als Kind, so auch im Geistlichen Sinne (vgl. dazu auch 1Petr 1,23). 
  2. Wer nun sich selbst erniedrigt  und wird wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich.“ (Mt 18,4). Sich selbst zu erniedrigen, sich zu demütigen, bedeutet seine Schwachheit und Begrenztheit einzugestehen und zuzugeben. Es bedeutet, eine bewusste und freiwillige Unterordnung unter andere Autoritäten. Es bedeutet ein kindliches Vertrauen auf Gott, sowie eine Dienstbereitschaft an Nächsten. „Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener“ (Mk 9,35). Und später wird Jesus ergänzend sagen: „und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht (wörtl: Sklave) sein.“ (Mk 10,44-45). Das einzigartigste Beispiel dafür ist Jesus selbst, der sich als Sohn Gottes bewusst und freiwillig erniedrigte in Knechtsgestalt des Menschen  (Phil 2,6-8). Darum hat ihn Gott erhöht.

Wer also nach oben will, steige hinab.

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39. Frage: Und sie fürchteten sich ihn zu fragen

Der Evangelist Markus schreibt: „Und sie gingen von dort weg und zogen durch Galiläa; und er wollte nicht, dass es jemand wissen sollte.“ (Mk 9,30).  Jesus sucht die Abgeschiedenheit, weil er seine Jünger in die bevorstehenden Ereignisse einweihen wollte. „Denn er lehrte seine Jünger und sprach zu ihnen (nehmt mit zu Ohren): Der Sohn des Menschen wird überantwortet werden in die Hände der Menschen, und sie werden ihn töten; und wenn er getötet ist, so wird er nach drei Tagen auferstehen (und sie wurden sehr betrübt).“ (Mk 9,31; Mt 17,23). In der Vorstellung der Jünger hatte das Leiden und Sterben des Messias keinen Platz. Umso unverständlicher war für sie das Thema Auferstehung, obwohl Jesus bereits mehrmals darüber sprach. (Mt 12,39-40; 16,21; Mk 9,9-10). „Sie aber verstanden das Wort nicht“ (Mk 9,32a). Was läge da näher, als nachzufragen, doch „sie fürchteten sich, ihn zu fragen.“ (Mk 9,32b). Warum nur? Weil sie fürchteten zu hören bekommen, was sie nicht hören wollten. Denn bereits bei der ersten Leidensankündigung vor wenigen Wochen in Cäsarea Philippi stellte sich Simon Petrus Jesus in den Weg mit den Worten: „Gnade dir Gott, das widerfahre dir ja nicht“. Er wollte nicht wahrhaben, dass der Messias nach Gottes Plan leiden,  sterben und auch auferstehen sollte. Doch Jesus trat ihm mit den Worten entgegen: „Gehe hinter mich Satan, denn du meinst nicht was Göttlich, sondern was Menschlich ist.“ (Mt 16,22ff).

Was hätten sich doch die Jünger ersparen können an Enttäuschungen, wenn sie den Mut aufgebracht hätten nachzufragen und sich den Sachverhalt erklären zu lassen. Jesus wird noch zwei Mal seine Jünger mit diesem Thema konfrontieren (Mt 20,28; Mk 14,28) um sie damit auf seinen bevorstehenden Tod und Auferstehung vorzubereiten. Erst im nachhinein werden sie die Zusammenhänge verstehen.

Es fällt auch uns heute nicht leicht, lieb gewonnene Überzeugungen zugunsten der Wahrheit und Realität aufzugeben. Daher lohnt es sich immer wieder nachzufragen. Wer das tut, bekommt Antwort und erspart sich Zeit der Unsicherheit oder gar Enttäuschung.

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38. Frage: Zahlt euer Lehrer nicht die Doppeldrachme?

Die Zahlung der Doppeldrachme ging ursprünglich auf die Anordnung in 2Mose 38,26 zurück, worin eine Steuer für das Heiligtum von jedem Mann ab 20 Jahren gefordert wurde. Seit Alexander Jannäus (103-76 v.Chr.) wurde die Doppeldrachme jährlich an den Tempel entrichtet. Der Evangelist Matthäus schreibt: „Als sie aber nach Kapernaum kamen, traten die Einnehmer der Doppeldrachmen zu Petrus und sprachen: Zahlt euer Lehrer nicht die Doppeldrachme? Er sagt: Doch“ (Mt 17,24).  Petrus beantwortet diese Frage zwar mit JA, doch eigentlich war Jesus selbst zu einer Antwort herausgefordert worden. Hinter jeder Art von Steuernzahlen steht die Anerkennung der übergeordneten politischen oder religiösen Institution. Der eigentliche Gedanke hinter dieser Frage war: Anerkennt euer Lehrer den Tempeldienst an? Bekannt war, dass die Tempelbehörde korrupt war. „Und als er in das Haus eintrat, kam Jesus ihm zuvor und sprach: Was meinst du, Simon? Von wem erheben die Könige der Erde Zoll oder Steuer, von ihren Söhnen oder von den Fremden?“ (Mt 17,25). Jetzt ist Petrus mit seinem logischen Denken gefragt. „Da er aber sagte: Von den Fremden, sprach Jesus zu ihm: Demnach sind die Söhne frei. Damit wir ihnen aber keinen Anstoß geben, geh an den See, wirf eine Angel aus und nimm den ersten Fisch, der heraufkommt, öffne sein Maul, und du wirst einen Stater (Vierdrachmenstück) finden; den nimm und gib ihnen für mich und dich.“ (Mt 17,26-27). Auf das Wort von Jesus geht Petrus hinab an den  See mit seiner Angel und erlebt das Wunder mit dem Fisch am Hacken und der Tetradrachme in dessen Maul. Als Messias / König des himmlischen Reiches Gottes weiß sich Jesus frei von dieser alttestamentlichen Verpflichtung, doch um den Juden keinen Anstoß zu geben, kommt er dieser Erwartung nach. Damit gibt Jesus allen seinen Nachfolgern ein wichtiges Beispiel auf den Weg. Wir haben die Freiheit, uns den traditionellen Gepflogenheiten unterzuordnen, um keine Barrieren für das Evangelium aufzubauen.

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37. Frage: Warum konnten wir ihn nicht austreiben?

Und siehe, ein Mann aus der Menge rief: Herr, erbarme dich über meinen Sohn! denn er ist mein einziger Sohn. Er ist taubstumm und mondsüchtig und hat schwer zu leiden; er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser; und ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht und sie konnten ihm nicht helfen. Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn mir her! Und Jesus bedrohte ihn; und der Dämon fuhr aus von ihm, und der Knabe wurde gesund zu derselben Stunde.“

Noch bevor die Jünger ihre Frage an Jesus richteten, wandte er sich an den Vater des Kindes und die umherstehenden Menschen mit den Worten: „O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht“. Damit stellt er ein denkbar schlechtes Zeugnis seinen Landsleuten aus. Was war der Grund dass es so viele dämonisch belasteten Menschen in Israel gab? Unreine Geister können nicht ohne weiteres von einem Menschen Besitz ergreifen. Dort wo der wahre Glaube an Gott aufgegeben wird, zieht der Aberglaube ein. Okkultismus jeder Art bringt Belastungen mit sich und beeinträchtigt auch die körperliche Verfassung des Menschen.

Auf die Frage der Jünger: „Warum konnten wir ihn nicht austreiben“ antwortete Jesus mit zwei Begründungen.

Erstens: „Wegen eures Kleinglaubens. Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.“ (Mt 17,19). Nach der Bewertung von Jesus gibt es den `Unglauben`, den `großen Glauben` und eben auch den `Kleinglauben (wörtl.: wenig Glauben)`. Die Einstellung: „Wir schaffen das schon“ bringt mangelnden Glauben (mangelndes Vertrauen auf Gott) zum Ausdruck. Kleinglaube ist demnach: den Blick auf sich selbst, auf die eigene Kraft oder gar auf das Problem zu lenken anstatt auf Jesus. (Ähnlich wie bei dem sinkenden Petrus der seinen Blick von Jesus weg auf die Wellen und den Wind richtete und von Jesus ebenfalls Kleingläubiger genannt wurde Mt 14,31). 

Zweitens: „Jesus sprach:  Diese Art (gr. genos) kann durch nichts ausfahren als durch Beten (und Fasten).“ (Mk 9,29). Diese Art von Dämonen fährt nur durch Gebet aus. Es sieht so aus, dass die neun Jünger (Petrus, Jakobus und Johannes waren nicht dabei) handelten ohne sich zuvor im Gebet an Gott zu wenden. Damit haben wir zwei sich ergänzende Begründungen von Jesus, welche das Versagen der Jünger erklären. Darum wende dich mit deinen Problemen gleich Bergen, vertrauensvoll an Jesus.

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36. Frage: Was sagen die Schriftgelehrten, dass Elia zuvor kommen müsse?

Diese Frage stellten die drei Jünger, Petrus, Jakobus und Johannes an Jesus beim Abstieg von dem  Berg der Verklärung. Sie erlebten dort die Erscheinung des Mose und Elia, welche mit Jesus über dessen Ausgang in Jerusalem redeten. „Und als sie von dem Berg herabstiegen, gebot ihnen Jesus und sprach: Sagt niemandem die Erscheinung  bis der Sohn des Menschen aus den Toten auferweckt worden ist!“ (Mt 17,9). Und der Evangelist Markus ergänzt: „Und sie behielten das Wort und befragten sich untereinander: Was ist das, auferstehen von den Toten?“ (Mk 9,10). Später wird Jesus auch auf diese Frage der Jünger eingehen. Doch zunächst interessiert sie, was ihr Lehrer über die Behauptung der Schriftgelehrten: „dass Elia zuerst kommen müsse?“ meint (Mt 17,10). Höchstwahrscheinlich stützten sich die Schriftgelehrten dabei auf die Prophetie aus Maleachi 3,23-24. Dort steht: „Siehe, ich sende euch den Propheten Elia, bevor der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare. Und er wird das Herz der Väter zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern umkehren lassen, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage.“ Jesus bestätigt diese Prophetie und weist darauf hin, dass sie bereits erfüllt ist. „Elia kommt zwar und wird alle Dinge wiederherstellen. Ich sage euch aber, dass Elia schon gekommen ist, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern an ihm getan, was sie wollten. Ebenso wird auch der Sohn des Menschen von ihnen leiden. Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer zu ihnen sprach.“ (Mt 17,12-13). Johannes der Täufer war nicht Elia in Person, er trat auf in der Kraft und dem Geist des Elia (Lk 1,17). Der Lebensstil des Johannes, seine kraftvolle Verkündigung, sein Zeugnis über den Messias und die Bereitschaft zum Leiden, bestätigten ihn als Wegbereiter des Herrn (Mal 3,1-2; Jes 40,1ff). Die Schriftgelehrten und die Führung Israels jedoch lehnten ihn gegen besseres Wissen ab (Lk 7,30). Auch Herodes Antipas hatte sich einspannen lassen in die Intrigen seiner Frau Herodias und lies Johannes  enthaupten. „Ebenso“ sagt Jesus werden sie auch mit ihm, dem Sohn des Menschen umgehen.

So wurde Johannes zu seiner Zeit für viele (einschließlich dieser drei Jünger) zum Wegweiser auf Jesus hin. Ein Wegweiser aber macht nicht auf sich selbst aufmerksam, sondern auf die Richtung und das Ziel. Dieses Ziel ist Jesus!

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35. Frage: Woher sollen wir Brot nehmen in der Einöde, um so eine große Menschenmenge zu Sättigen?

„Und Jesus rief seine Jünger zu sich und sprach: Das Volk jammert mich; denn sie harren nun schon drei Tage bei mir aus und haben nichts zu essen; und ich will sie nicht hungrig gehen lassen, damit sie nicht verschmachten auf dem Wege. Da sprachen die Jünger zu ihm: Woher sollen wir so viel Brot nehmen in der Einöde, um eine so große Menge zu sättigen?“ (Mt 15,32-33).

Diese Frage wäre verständlich, wenn die Jünger zum ersten Mal in solch einer Situation gewesen wären. Denn noch vor wenigen Wochen speiste Jesus mehr als fünftausend Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen (Mt 14,21). Mit seiner Gegenfrage „Wie viele Brote habt ihr?“  erinnert Jesus indirekt an jenes wunderbare Ereignis. „Sie sprachen: Sieben, und ein paar Fische.“ (Mt 15,34). Die Antwort von Jesus äußert sich sowohl in Worten als auch in einer Handlung. „Und er ließ das Volk sich lagern auf die Erde und nahm die sieben Brote und die Fische, dankte, brach sie und gab sie den Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk.“ (Mt 15,35-36). Das Ergebnis: „Und sie aßen alle und wurden satt; und sie sammelten auf, was an Brocken übrig blieb, sieben Körbe voll. Und die da gegessen hatten, waren viertausend Männer, ohne Frauen und Kinder.“ (Mt 15,37-38).

1. Jesus handelt aus Liebe und Erbarmen – mich jammert des Volks.

2.  Bei seinen Segnungen schließt Jesus natürliche Gaben mit ein – sieben Brote und einige Fische.

3. Jesus hat auch Nichtjuden im Blick – das Zehnstädtegebiet war griechisch / heidnisch.

Die Antwort von Jesus ist deswegen so wichtig, weil es sich bei diesem Speisungswunder um Menschen aus nicht  jüdischer Herkunft handelte. Das Zehnstädtegebiet östlich des Sees von Galiläa (Golanhöhen) war von Nichtjuden besiedelt. Während nach der ersten Speisung 12 Körbe mit Brocken übrig geblieben waren (ein klarer Hinweis für Israel), wurden bei dieser Speisung sieben Körbe mit Brocken aufgehoben. Dies ist ein klarer Hinweis von Jesu Fürsorge auch für die Völkergemeinschaft außerhalb Israels.

Die Reaktion der vielen Menschen auf die kostbaren Gaben von Jesus (Versorgung an Leib und Geist)  war: „und sie priesen den Gott Israels“ (Mt 15,51). 

Während es an natürlichem Brot in einigen Gegenden unserer Erde mangelt, ist Jesus als das Lebensbrot in überfließendem Maße vorhanden. Wer an ihn glaubt, wird satt werden und kann den Rest mit anderen teilen.

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34. Frage: Warum übertreten deine Jünger die Überlieferungen der Ältesten?

„Es kamen zu Jesus Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem und sprachen: Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Ältesten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen.“ (Mt 15,1-2).

Hände (aber auch Füße) zu waschen war im Mosaischen Gesetz explizit für die rituelle Reinheit und Dienstbereitschaft der Priester vorgeschrieben (2Mose 30,19-20; 2Mose 40,32).

Jesus nutzt bei dieser Frage die Gelegenheit und weist auf Fehlentwicklungen in der jüdischen Tradition hin.

Im ersten Teil seiner Antwort richtet er sich an die Fragesteller direkt und zwar auch mit einer Warumfrage: „Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Überlieferung willen? Denn Gott hat gesagt (2. Mose 20,12; 21,17): »Du sollst Vater und Mutter ehren«, und: »Wer Vater oder Mutter schmäht, der soll des Todes sterben.« Ihr aber lehrt: Wer zu Vater oder Mutter sagt: Eine Opfergabe soll sein, was dir von mir zusteht, 6 der braucht seinen Vater nicht zu ehren. Damit habt ihr Gottes Wort aufgehoben um eurer Überlieferung willen.“ (Mt 15,3-5). Und Markus ergänzt: „und dergleichen tut ihr viel“ (Mk 7,13). Dies war ein begründeter Vorwurf. Dann spricht Jesus seine Beurteilung aus: „Ihr Heuchler“, und begründet diese mit einem Wort aus dem Propheten Jesaja: „richtig hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen (Jesaja 29,13): 8 »Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; 9 vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.« (Mt 15,7-9). Hier wird offensichtlich, was geschieht wenn Gottes Wort missachtet wird und an dessen Stelle scheinbar fromme aber doch eigennützige Verordnungen eingeführt werden.

Der zweite Teil seiner Antwort galt dem Volk insgesamt. „Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: Hört zu und begreift: Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.“ (Mt 15,10-11). Ob das Volk die Wahrheit dieser Erklärung verstanden hat ist nicht sicher.

Der dritte und umfassende Teil seiner Antwort galt seinen Jüngern auf deren ausdrückliches Nachfragen. „Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Deute uns dies Gleichnis! Er sprach zu ihnen: Seid denn auch ihr noch immer unverständig? 17 Versteht ihr nicht, dass alles, was zum Mund hineingeht, das geht in den Bauch und wird danach in die Grube ausgeleert? Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung. Das sind die Dinge, die den Menschen unrein machen. Aber mit ungewaschenen Händen essen macht den Menschen nicht unrein.“ (Mt 15,15-20). Jesus ist keineswegs gegen körperliche Hygiene (Lk 7,44). Doch Aussagen wie: „Schon meine Großeltern oder meine Gemeindetradition haben so gelehrt und gehandelt“, müssen am Wort Gottes gemessen werden.

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