Der Ev. Matthäus schreibt: „Und als er von dort weiterging, kam er in ihre Synagoge. Und siehe, da war ein Mensch, der eine verdorrte Hand hatte. Und sie fragten ihn und sprachen: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen? damit sie ihn anklagen könnten.“ (Mt 12,9-10).
Den vorgeschobenen Hintergrund bei dieser Frage bildet das Sabbatgebot aus 2Mose 20,7-11: „Am Sabbattag sollst du keinerlei Arbeit tun“. Doch in der rabbinischen Tradition (Aufsätze der Ältesten) wurde besonders dieses Gebot unnötigerweise sehr streng und detailliert ausgelegt. In diesem Fall handelte es sich um eine Fangfrage der Pharisäer, denn ihr Motiv war nicht ehrlich, sondern boshaft. Jesus antwortet nicht einfach mit: „Ja, heilen ist erlaubt“ oder: „Ja, unter bestimmten Umständen“. Er verwendet einen Vergleich aus dem täglichen Leben. „Welcher Mensch wird unter euch sein, der ein Schaf hat und, wenn dieses am Sabbat in eine Grube fällt, es nicht ergreift und herauszieht? Wie viel wertvoller ist nun ein Mensch als ein Schaf.“ (Mt 12,11-12a). Damit fordert er seine Widersacher auf zum Nachdenken und logischen Schlussfolgerungen. Da er aber ihre verhärtete Haltung kennt, wartet er ihre Reaktion erst gar nicht ab, sondern erläutert seinen Standpunkt mit: „Also ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun.“ (Mt 12,12b). Anschließend fordert er jenen Menschen auf: „Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus, und sie wurde wiederhergestellt, gesund wie die andere.“ (Mt 12,13). Jesu Antwort äußert sich nicht nur in Wort, sondern auch in der Tat. Sie ist umfassend und damit gibt er eine Definition des Sabbatgebotes von seinem Ursprung her, denn „Gutes tun“ bedeutet geben. Er ermutigt zu uneigennütziger Hilfeleistung am Nächsten.
Doch von seinen Gegnern heißt es: „Und die Pharisäer gingen hinaus und hielten mit den Herodianern sofort Rat gegen ihn, wie sie ihn umbringen könnten.“ (Mt 12,14; Mk 3,6). Die Geschichte spielte sich in Galiläa ab, wo Herodes Antipas als Vierfürst herrschte. Daher suchten die Pharisäer die Unterstützung der politischen Macht. Gesetzlichkeit entsteht durch Überbewertung von menschlichen Verhaltensregeln. Sie führt zur Selbstgerechtigkeit, zur Hartherzigkeit und schließlich zur Verstockung. Jesus sagte: „Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“ (Mk 2,27). Die wahre Gottesverehrung durch Einhaltung seiner Gebote zeigt sich im Dienst am Nächsten entsprechend der Gesinnung von Jesus Christus.