Gott spricht zu Josef im Traum

1.3 Gott spricht zu Josef im Traum

            (Bibeltext: Mt 1,18-25)

Gott sucht sich einen Mann namens Josef, als Adoptivvater für seinen Mensch gewordenen Sohn. Josef,- der Name bedeutet: Gott möge hinzufügen. Der Evangelist Markus und der Apostel Paulus erwähnen Josef nicht. Es könnte sein, dass der Evangelist Matthäus seine Information über Josef von Jakobus, dem Bruder von Jesus erhielt. Der Evangelist Lukas könnte Jakobus selbst befragt haben. Josef übernimmt die Fürsorgepflicht und die Verantwortung für die leibliche und materielle Versorgung von Jesus.Josef stammt vom Haus Davids ab, hat aber irgendwann die Heimatstadt Bethlehem wahrscheinlich aus beruflichen Gründen verlassen. So wohnt und arbeitet er in Nazaret, einer Kleinstadt im südlichen Galiläa. Schätzungen gehen von 200-2000 Einwohner (Malina spricht sich für 200 Einw. aus Malina 2003, 7).

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Abbildung 7 Die arabisch-christliche Stadt Nazaret in Südgaliläa ist bis heute weltbekannter Pilgerort für viele Menschen, die aus aller Welt nach Israel kommen. Damals lebte Josef hier und arbeitete als Häusererbauer (Foto:  Juli 1994).

In Nazaret geht Josef seinem Beruf nach und baut Häuser (Mt 13,55;  Mk 6,3).

Der griechische Begriff für diesen Beruf ist `τέκτων tektön`, einer der Häuser baut. Die Wortwurzel ist noch im deutschen “Archi-tekt” herauszuhören. Ludwig Schneller, lebte und arbeitete Ende des 19. Jh. in Bethlehem und weist daraufhin, dass die Bewohner Bethlehems unter anderem gute Meister im Häuser bauen waren. Er nimmt an, dass es in Bethlehem nicht genug Arbeit gab und Josef mit anderen Berufskollegen außerhalb Bethlehems Arbeit suchte (Schneller 1890, 58ff). Die europäische/nordatlantische Vorstellung, dass er Zimmermann war und mit Holz arbeitete, ist vor dem Hintergrund des Waldreichtums in Nordeuropa zu sehen. Zur Zeit Luthers baute man Häuser zum größten Teil aus Holz. In Palästina gab es allerdings schon im Altertum wenige Wälder und damit wenig Holz. Schon König David und dessen Sohn Salomo ließen Holz aus dem Libanon für den Bau des Tempels in Jerusalem importieren (1Kön 5,15).

Josef wird von den Evangelisten Matthäus und Lukas als `δίκαιος – dikaios` gerecht charakterisiert (Mt 1,19; Lk 1,27). Gerecht bedeutet im Neuen Testament grundsätzlich: dem Standard, Willen und Charakter Gottes entsprechend. Hier dürfen wir wenigstens feststellen: Josef lebt in einer aufrichtigen Beziehung zu Gott. Maria ist mit ihm verlobt, und sie warten auf den geeigneten oder auch schon bestimmten Termin für ihre Hochzeit. Die Partnerwahl und dann die Verlobung wurden meistens durch die Eltern vermittelt. Der Begriff Hochzeit oder Heirat, griechisch `γάμος – gamos`, kommt zwar in diesen Texten nicht vor, wird aber umschrieben mit: `συνελθείν – synelthein` zusammenkommen; andere Übersetzer weniger passend: heimholen. Der Satz: „ehe sie zusammengekommen waren” (Mt 1,18) lässt sogar die Vermutung zu, dass der Hochzeitstermin schon feststeht. Dem Evangelisten Matthäus liegt viel daran zu betonen, dass die Schwangerschaft ohne Zutun des Josef zustande kam.

Gerecht in diesem Zusammenhang bedeutet für einen jüdischen Mann auch: er löst die Verlobung, um so dem Vater des Kindes die Möglichkeit zur Heirat zu geben.

Es gibt nur eine Möglichkeit, wie Josef von der Schwangerschaft Marias erfährt. Nur sie selbst kann es ihm gesagt haben. Es entsteht der Eindruck, dass er ihr erst nicht glaubt und sie entlassen will, natürlich ohne Aufsehen und ohne sie bloß zu stellen (Mt 1,19). „Eine Verlobung aufzulösen, wurde wie eine Scheidung betrachtet = eine rechtlich wirksame Entlassung geschah meist schriftlich. Hier wird deutlich, dass Josef wirklich eine ehrenwerte Persönlichkeit ist. Nach dem Gesetz hätte Maria bei ungenauer Untersuchung des Falles im Extremfall die Todesstrafe durch Steinigung gedroht (5Mose 22,20-27). Im 1. Jahrhundert wurde allerdings dieses Extrem meist vermieden“ (Strack 1982, 45f). Josef hat das Recht Maria anzuzeigen, da sie seine Verlobte ist. In dieser für Josef und Maria schwierigen Situation greift Gott ein. Ein Engel erscheint Josef im Traum und nimmt ihm Furcht und Zweifel:

Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau zu dir zu nehmen, denn das in ihr gezeugte ist von dem Heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk retten von seinen Sünden (Mt 1,20b-21). Mehrfach offenbarten sich Gott Josef  durch Engel im Traum: Mt 1,20. 24; 2,13. 19.

Gut möglich, dass derselbe Engel Gabriel auch die Botschaft für Josef überbrachte. Auch Josef wird beauftragt, dem Kind den Namen Jesus zu geben. Josef, vom Schlaf erwacht, ändert sofort seine Einstellung und Meinung in Bezug auf Maria, seine Frau. Vom Engel wird Maria zu diesem Zeitpunkt die Frau von Josef genannt (Mt 1,20). Diese Bezeichnung für eine Verlobte entspricht der Aussage in 5Mose 22,24. „Niemand konnte ihnen etwas tun, da Josef das Kind Jesus legitimiert hatte, indem er Maria geheiratet und ihren Sohn adoptiert hatte“ (Thiede 2006, 67).

Er zeigt sofortigen Gehorsam dem Wort des Herrn gegenüber.

Josef aber, vom Schlaf erwacht, tat, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich (Mt 1,25a).

Für Matthäus war noch wichtig zu betonen, dass Josef seine Frau nicht erkannte, bis sie ihren erstgeborenen Sohn geboren hatte (Mt 1,25b). Das Verb „erkannte“ `εγίνωσκεν eginösken` meint auf dem Gebiet der Ehe den Geschlechtsverkehr, das Ein-Fleisch-Werden. Vielleicht hat Matthäus dies deswegen betont, damit bei den Lesern keine unnötigen Fragen oder Zweifel in Bezug auf die übernatürliche Schwangerschaft der Maria aufkommen – zwei Menschen mit einem großen Geheimnis! Es sieht nicht danach aus, dass sie das Erlebte nun allen erzählt hätten. Denn auch später herrscht die Meinung, dass Jesus der Sohn Josefs ist. In Lukas 3,23 (auch Joh 1,45; 6,42) heißt es:

Und er selbst, Jesus, …war, wie man meinte, ein Sohn des Josef.

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