1.2 Göttlicher Ursprung von Jesus Christus

(Bibeltexte: Mt 1,18-25;  Lk 1,26-38;  Joh 1,1-18)

Nach dem Betrachten der „menschlichen“ Abstammung und der ewigen Herkunft verbinden wir diese Aussagen mit der Geburt von Jesus.

Schon der Prophet Micha sagt über den Ursprung des Messias folgendes:

Und du Bethlehem Efrata, das du klein unter den Tausendschaften von Juda bist, aus dir wird mir der hervorgehen, der Herrscher über Israel sein soll, und seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her (Micha 5,1). Die Schriftgelehrten konnten sofort und aus dem Stehgreif dem König Herodes Auskunft geben (Mt 2,5-6).

In Lukas 1,31-32 sagt der Engel Gabriel zu Maria:

Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm seinen Namen Jesus nennen. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden.

HINWEIS: Der Engel Gabriel wird außer in Lukas 1 nur in Daniel 8,16. 17; 9,21 erwähnt. Gabriel erklärt Daniel die Visionen und deren Bedeutung und überbringt dann zur Zeit des NT Zacharias die Botschaft von der Geburt des Johannes (Lk 1,19). Zur Maria wird er von Gott gesandt, um ihr die Menschwerdung des Sohnes Gottes zu übermitteln.

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Abbildung 5 Die katholische Verkündigungskirche in Nazaret. Die Ursprünge des Kirchenbaus an dieser Stelle gehen in das 4. Jh. zurück in Erinnerung an die Verkündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel an die Jungfrau Maria. Die früheren Kirchengebäude wurden durch Eroberungen und auch Erdbeben immer wieder zerstört und wieder aufgebaut. Die heutige Basilika stammt aus dem Jahre 1955 (Foto:  Juli 1994).

Der Himmel und besonders die davon gesandten Engel spielen eine entscheidende Rolle bei der Darstellung vom Leben Jesu in den Evangelien.

Die verständliche Nachfrage der Maria: Wie wird dies zugehen, da ich von keinem Mann weiß (Lk 1,34), gibt uns einen Einblick in ihr korrektes Verhalten als Verlobte. Siehe 5Mose 22,16 (bedenke den polygamen Hintergrund des Kapitels). Das Zeichen der Jungfräulichkeit der Frau war das Laken/Decke, das in der Hochzeitsnacht genutzt wurde. Wenige biblische Hinweise finden wir für die Jungfräulichkeit des Mannes vor der Ehe. Als Grundtext für diese Thema gilt: Eph 5,23f (der reine Christus und seine reine Braut = die Gemeinde). Ihr keusches Verhalten unterstreicht gleichzeitig, wenn auch nur indirekt, den göttlichen Ursprung von Jesus Christus.

Natürlich kannte Maria Josef, ihren Verlobten, aber sie hatten als Verlobte keinen Geschlechtsverkehr miteinander. Aus der großen Perspektive Gottes ist es nicht vorgesehen, dass zwei junge Menschen, auch wenn sie schon verlobt sind, sexuell miteinander verkehren. Wenn Gott dies in die Beliebigkeit der Einzelnen gestellt hätte, wäre der biblische Hinweis auf die Jungfrauengeburt noch schwieriger nachzuvollziehen. Gott hatte von Beginn an die Geburt seines Sohnes durch eine Jungfrau geplant, so bekommt auch die Ordnung für Verlobte einen Sinn (siehe 5Mose 22,14).

Der Engel Gabriel ließ Maria natürlich nicht im Ungewissen über die Art und Weise der Zeugung, wenn er erklärt:

Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten (= Gott) wird dich überschatten, darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden (Lk 1,35). Thiede bemerkt hierzu: „Sie (Maria) muss genauso verwirrt gewesen sein, wie die Leser es seither sind, und die Erklärung, die der Engel gibt, zielt nicht darauf ab, Gynäkologen zufrieden zu stellen.“

Abbildung 6 Das unendliche Blau des Himmels, die Wolken und Berggipfel erinnern an die himmlische Sphäre, von der aus sich Gott im Laufe der Geschichte den Patriarchen, den Propheten Mose, Samuel, David, aber auch der Maria in Nazareth offenbart hat (Foto: Petra im Süden von Jordanien 5. November 2014).

Ob Maria es verstanden hat, ist nicht sicher, geglaubt hat sie es:

Siehe, ich bin die Magd des Herrn; es geschehe mir nach deinem Wort (Lk 1,38).

Kritiker des Neuen Testamentes behaupten, dass Götter und Söhne von Göttern in der heidnischen Antike auf ähnliche Weise geboren wurden. Doch wir weisen auf den unübersehbaren Unterschied zu den so genannten religionsgeschichtlichen „Parallelen“ hin. Der biblische Bericht ist zurückhaltend, nüchtern und beschreibt nicht den Vorgang der Empfängnis im Detail. Somit ist die Jungfrauengeburt tatsächlich ohne jegliche biblische oder gar religionsgeschichtliche Ähnlichkeit. Vergleichbar mit der jungfräulichen Empfängnis ist lediglich der alttestamentliche Gedanke des Wohnens (schakanti = Schechinah die Einwohnung) Jahwes bei den Menschen z. B. in der Stiftshütte (2Mose 25,8-9). (Hier zwei Beispiele für antike Mythen über Jungfrauengeburten: 1. Alexander der Große sei durch einen Blitzstrahl gezeugt worden, den seine Mutter in der Hochzeitsnacht empfing. 2. Platons Neffe Speusippos, Sohn seiner Schwester, berichtet von einer in Athen verbreiteten Sage, wonach Platon ein Sohn des Gottes Apoll gewesen sei. Bis zu Platons Geburt habe Platons Vater Ariston sich des (Geschlechts)Verkehrs mit der Gattin Periktione, der Mutter Platons, enthalten).

Der Engel Gabriel hat noch eine wichtige Zusatzbotschaft an Maria zu verkünden, nämlich:

Und der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird über das Haus Jakob herrschen in Ewigkeit und seines Königtums wird kein Ende sein (Lk 1,32b-33).

Diese Prophezeiung ist nicht neu, sie wurde schon rund eintausend Jahre vorher David gegeben (2Sam 7,13b-16).

Und ich werde den Thron seines Königtums festigen für ewig.

 14 Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein. Wenn er verkehrt handelt, werde ich ihn mit einer Menschenrute und mit Schlägen der Menschenkinder züchtigen.

 15 Aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie von Saul habe weichen lassen, den ich vor dir weggetan habe.

 16 Dein Haus aber und dein Königtum sollen vor dir Bestand haben für ewig, dein Thron soll feststehen für ewig.

Sie galt zuerst Davids Nachkommen (bei Ungehorsam mit Ruten schlagen), hatte aber die Ewigkeit zur Aussicht. Gott hielt beide Zusagen – als die Zeit erfüllt war (Gal 4,4).

Der Evangelist Matthäus schreibt:

Mit der Geburt Jesu Christi verhielt es sich so; Als nämlich Maria, seine Mutter, dem Josef verlobt war, wurde sie, ehe sie zusammengekommen waren, schwanger gefunden von dem Heiligen Geist (Mt 1,18).

Das Ungewöhnliche, das Besondere, das Einmalige wird hier betont. Maria wurde schwanger, ehe sie (Maria und Josef) zusammenkamen“. Hier betont auch der Evamgelist Matthäus, dass Geschlechtsverkehr vor der Ehe nicht üblich war – Jesus also nicht natürlich gezeugt wurde. Für diese ungewöhnliche Zeugung fand er eine alttestamentliche Prophezeiung:

Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen. (Jes 7,14).

Diese Prophezeiung ist wie viele alttestamentliche Prophezeiungen mehrschichtig. Das Zeichen, dass eine junge Frau schwanger würde, bezog sich zuerst auf Jesajas Zeitgenossen Ahas und das Volk Juda. Aber wie viele andere Verheißungen des Alten Testamentes barg auch diese eine noch in der Zukunft liegenden Erfüllung. Der hebräische Begriff:  ha almah, bedeutet allgemein: die junge Frau im heiratsfähigen Alter, kann aber auch die weibliche Person bezeichnen, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatte, was in Israel die Regel war. Bei der Übersetzung des hebräischen Alten Testamentes in die griechische Sprache wurde an dieser Stelle der Begriff „παρθέμος – parthenos` Jungfrau gewählt. „Die griechische Übersetzung des AT aus dem 2. Jh. vor Chr. wird Septuaginta/LXX (=Siebzig/lateinische Zahlen für 70) genannt, da angeblich 72 Übersetzer nach 72 Tagen diese Übersetzung im 2Jhd. v. Chr. anfertigten“ (Aristeasbrief 9-11.41.46.50.121.301f.307-311). Dieser griechische Begriff meint im Neuen Testament eine junge Frau, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatte, bzw. Jungfräuligkeit (1Kor 7,25-40;  2Kor 11,2). Matthäus will, geleitet durch den Heiligen Geist, mit diesem Begriff die Jungfräulichkeit Marias unterstreichen und die weitere und endgültige Erfüllung jener alttestamentlichen Verheißung aus Jesaja 7,14 hervorheben.

Der Evangelist Johannes beginnt sein Evangelium mit den Worten:

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Einziggeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit”. Johannes (der Täufer) zeugt von ihm und rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir, denn er war eher als ich” (Joh 1,1.14-15)…

Und ich habe gesehen und habe bezeugt, dass dieser der Sohn Gottes ist (Joh 1,34).

Der Evangelist Markus beginnt sein Evangelium mit den Worten: Anfang des Evangeliums Jesu Christi (des Sohnes Gottes).

Weitere Bibelstellen zum göttlichen Ursprung von Jesus Christus: vgl. Ps 110,1 mit Mt 22,42; Joh 8,58; 20,28; 1Joh 5,20; vgl. Ps 2,7 und 2Sam 7,14 mit Hebr 1,3-5ff; Röm 9,5.

In den folgenden Abschnitten unserer Bibelstudien wollen wir die verschiedenen Details der Menschwerdung und Geburt von Jesus zeitlich-chronologisch betrachten und zwar in dem historischen, geographischen und kulturellen Umfeld der damaligen Zeit.

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