DIE OFFENBARUNG JESU CHRISTI – 6.TEIL

6. Teil: Das binden des Drachen und die Herrschaft der Überwinder mit Christus, sowie der letzte Kampf und das Endgericht

Abbildung 1 Der Drache von Kapitel 12 wird nach seiner anfänglichen Wirksamkeit von einem Engel mit einer großen Kette gefesselt und in den Abgrund geworfen. Dort ist er unter Verschluss und Siegel für tausend Jahre. (Zeichnung von Joela Schüle Dez. 2022).

Die dramatischen Ereignisse von Offenbarung 20 im Kontext der Heiligen Schrift

6.1 Der Drache gefesselt und eingekerkert für tausend Jahre

Die dramatische Beschreibung über das Binden des Drachen beginnt mit den Worten: Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabkommen, der den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seiner Hand hatte. 2 Und er griff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist; und er band ihn tausend Jahre 3 und warf ihn in den Abgrund und schloss zu und versiegelte über ihm, damit er nicht mehr die Nationen verführte, bis die tausend Jahre vollendet sind. Nach diesem muss er für kurze Zeit losgelassen werden. (Offb 20,1-3).

Uns ist bewusst, dass diese Textstelle eine am schwierigsten zu verstehende und auszulegende ist. Trotzdem machen wir uns auf die Suche nach möglichen Antworten mit Hilfe bestimmter Texte aus der Schrift. Da der zweite Teil dieses ersten Abschnittes den gleichen Zeitraum umfasst, haben wir eine Art Kontrollfunktion was die Deutung betrifft. Doch halten wir uns an die Chronologie, die durch den Text vorgegeben ist.

Ort des Geschehens

Obwohl die beiden Ereignisse (der Drache im Gefängnis und das Regieren der Heiligen) sich im gleichen Zeitraum abspielen, finden sie in zwei unterschiedlichen, ja sogar gegensätzlichen geistigen Bereichen statt. Damit wird uns ein bestimmter Blick hinter die Kulissen des physisch materiellen Bereiches gewährt.

Zeitliche Einordnung

Kapitel 19 schließt mit der Vernichtung der beiden Tiere (Weltreiche und Religionssysteme) samt allen feindlichen Heeren mit ihren Königen durch den, der auf dem weißen Pferd sitzt. Würde man das geschehen in Kapitel 20,1-3 chronologisch nach Kapitel 19 einordnen, entstünde die Frage: Woher kommen Gog und Magog (Offb 20,7-9) mit einer Menschenmenge wie Sand am Meer zusammen, wenn die Könige der Erde mit ihren Heeren bereits in Kapitel 19,17-21 vollständig vernichtet wurden? Dazu käme bei der chronologischen Deutung, dass es zwei Endgerichte gibt, was den Aussagen Jesu und seiner Apostel widersprechen würde. Daher gehen wir davon aus, dass mit Kapitel 20 eine weitere und letzte Perspektive der Abläufe in der Geschichte dieser Weltzeit einschließlich der Geschehnisse in den geistigen Bereichen dargestellt wird. Die geschilderten Abläufe in Offb 20,16 können mit der Thronbesteigung, bzw. Machtübernahme von Jesus in einem zeitlichen Zusammenhang gesehen werden und münden schließlich in die Endphase ein (Offb 20,7-15). Denn es ist logisch und belegbar, dass mit der Machtübernahme von Christus zeitgleich auch die Macht Abnahme des Drachen einhergeht. Doch nun der Reihe nach.

Der himmlische Bote und seine Vollmacht

In den Texten der Offenbarung treten viele Engel in Aktion, doch nur einer wird namentlich genannt, es ist Michael der Erzengel. Eine weitere Auffälligkeit ist, dass gerade dieser Erzengel bereits früher zweimal in Aktion mit dem Teufel getreten war (Judas 1,9; Offb 12,7). Es läge nahe, dass Michael auch für diese Aktion zuständig wäre. Trotzdem bleibt es offen, um welchen Engel es

sich hier handelt. Doch die Tätigkeit des himmlischen Boten kann nicht losgelöst betrachtet werden von dem, der die Voraussetzungen dafür geschaffen hatte und das ist Christus selbst.

Es wird auch nichts darüber gesagt, ob die Anhänger des Drachen in ihrer Wirksamkeit auch mit eingeschränkt worden wären, obwohl es dafür in den Evangelien und den Briefen der Apostel viele Anhaltspunkte gibt.

Wir verstehen, dass es sich hier nicht um ein wörtliches Binden von einem physischen Drachen geht, denn hinter diesem Bild verbirgt sich eine geistige Realität.

Der von Christus bevollmächtigte Engel, welcher aus dem Himmel herabkommt hat in seiner Hand eine große Kette Und dazu den Schlüssel zum Abgrund. Er ist autorisiert den Drachen festzunehmen, zu fesseln und in dem Abgrund zu verschließen. Zur Sicherung wird der Verschluss auch noch versiegelt.

Da der Drache, die alte Schlange als Teufel und Satan ein Geistwesen ist, muss auch die große Kette (auch der Schlüssel und das Siegel) ein geistliches Werkzeug darstellen. So kann unter dem Bild der großen Kette das Wort Gottes im Grundsätzlichen sowie das machtvolle und kraftvolle Evangelium verstanden werden. Lukas schreibt dazu: „Das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes. Von da an wird das Evangelium vom Reich Gottes gepredigt, und jedermann drängt mit Gewalt hinein.“ (Lk 16,16). Und Paulus sagt über den Dienst von Jesus: „jetzt aber offenbart ist durch die Erscheinung unseres Heilands Christus Jesus, der dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium.„ (2Tim 1,10; dazu auch Hebr 2,14; Röm 1,16-17). Doch wie das Evangelium die Kraft zum Lösen (Retten) besitzt, so hat es auch die Macht zum Binden und richten.

Letztlich besitzt Jesus selbst die Macht zum Schließen und Auftun (Offb 3,7), denn dafür legte er die Grundlage. Wenn Jesus das Wort Gottes ist und die Schlüsselgewalt besitzt, dann ist es nicht schwierig in der Versiegelung die Mitwirkung des Heiligen Geistes zu erkennen, auch wenn ein Engel die Aktion ausführt.

Aufschlussreich können da die Aussagen von Jesus in den Texten der Evangelien sein. Die Schriftgelehrten und Pharisäer unterstellten Jesus gegen ihr besseres Wissen, dass er die Dämonen durch den Beelzebub (Teufel) austreibe. Und in diesem Zusammenhang argumentiert Jesus: „Oder wie kann jemand in das Haus des Starken eindringen und ihm seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken fesselt? Und dann wird er sein Haus ausrauben.“ (Mt 12,29; vgl. dazu auch Mk 3,27; Lk 17,31). In der Tat ist Jesus als der Stärkere in den Bereich des Starken eingebrochen, nachdem er ihn gebunden hatte. Paulus zitiert die messianische Verheißung aus Psalm 68,19 und bezieht diese auf die Erniedrigung und Erhöhung von Christus sowie seinen gewaltigen Eingriff in das Reich des Feindes: „Darum heißt es: »Er ist aufgefahren zur Höhe, hat gefangengeführt die Gefangenschaft und den Menschen Gaben gegeben. Dass er aber hinaufgefahren ist, was ist das anders als dass er auch hinabgefahren ist in die unteren Örter der Erde.“ (Eph 4,8-9; Phil 2,6-11).

Anmerkung: Jesus hat die Gefangenschaft – das Gesetz der Sünde und des Todes“ gefangen geführt, erobert und in Hebr 2,14 wird erklärt wodurch es möglich wurde: „Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hatte er gleichermaßen daran Anteil, auf dass er durch den Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel.“

Denn er hat durch seinen Tod dem die Macht genommen, der des Todes Gewalt hatte, das ist dem Teufel.“ Ja, Jesus hat ihn seine Macht weggenommen und führt seitdem die Gefangenen in die Freiheit und in das Leben (Jes 61,1-2; Lk 4,18; Joh 8,36; 10,28). Und in Kol 2,15 schreibt der Apostel: „Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und über sie triumphiert in Christus.“ Und diese Entmachtung des Satans und seines Gefolges (ähnlich wie bei einem Triumphzug) kann begründet mit der Bindung des Drachen aus Offb 20,1-3 in Verbindung gebracht werden.

Doch um das Geschehen mit dem Drachen noch besser zu verstehen, müssen wir ein wenig zurückblenden. Erinnern wir uns noch daran, dass dieser Drache von dem Erzengel Michael aus dem himmlischen Bereich mit samt seinen Engeln hinaus und auf diese Erde hinabgeworfen wurde (Offb 12,7-9). Dies geschah im Zusammenhang mit dem Werk der Erlösung Christi und seiner

Erhöhung zum Thron Gottes (Joh 12,29-31; Offb 12,5; Phil 2,6-11). Nach Joh 16,11 ist der Fürst dieser Welt bereits gerichtet. Es wäre einfach nicht nachvollziehbar, wenn Gott ihn nach diesem Gerichtsurteil einfach so weiter machen ließe wie vorher. Nun aber wird er noch mehr in seinem Wirken eingeschränkt.

Anmerkung: Die Bemerkungen des Petrus und Judas über die Engel (einschließlich des Satans) welche gesündigt haben indem sie ihren Stand und Behausung verlassen haben, stehen mindestens in indirektem Zusammenhang mit dem Geschehen aus Offb 20,1 obwohl jenes Ereignis bereits vorher geschehen sein konnte (2Petr 2,4; Jud 1,6 mit Lk 10,18; Jes 14; Hes 28).

Die Vollmacht gegen die Mächte zu kämpfen (Binden und Lösen hat Christus nicht nur seinen Jüngern gegeben, sondern auch Engel stehen in seinem Dienst (Mt 16,19; 18,18; Lk 10,18-20; Apg 12,5ff; Dan 10,13.21; 12,1; Offb 20,1).

Der Abgrund (abyssos) ist uns bereits bekannt. Die Bedeutung des Wortes ist zwar `bodenlos`, doch die Offenbarungstexte machen deutlich, dass von dort Wiederkehr möglich ist, wenn Gott es zulässt (Offb 11,7; 17,16; vgl. 20,3 mit 7).

Im Text wird die Einschränkung des Drachen mit einer kurzen Bemerkung präzisiert: „Damit er nicht mehr die Nationen verführte“. Eindeutig ist, dass der Satan vor dem Siegeswerk von Christus sowohl mehr Wirkungsraum als auch Wirkungsmöglichkeiten hatte (Hiob 1-2; Ps 2,1ff; Jes 60,2; Lk 22,53; Apg 14,16).

Die jetzige Einschränkung kann aber auch im Zusammenhang mit der Übergabe seiner Vollmachten an das Tier aus dem Meer gesehen werden (Offb 13,1-2). Denn wer seinen Thron abgibt, gesteht (wenn auch unausgesprochen) sein Unvermögen und verliert selber an eigenem Einfluss. Das Tier stellt ein Macht System dar, in dem die ausführenden Herrscher (wie die Geschichte bestätigt) in harter Konkurrenz zu einander stehen. Dadurch wird in dieser Zeit die Versammlung aller feindlichen Mächte (Gog und Magog) zurückgehalten.

Anmerkung: Im Gegensatz dazu setzte sich Jesus zur Rechten des Vaters auf dessen Thron. Aber der Vater blieb selber auch auf seinem Thron sitzen. Und wenn Jesus den Überwindern verheißt auf seinem Thron zu sitzen, dann bleibt er selber auf dem Thron sitzen. Der Drache dagegen hat seine Kraft, seinen Thron und große Macht dem Tier übergeben und dies erklärt zusätzlich seine Einschränkung. Erst in der Endphase bei der sechsten zornesschale tritt er wieder im globalen Umfang auf und zwar zum Krieg des großen Tages Gottes des Allmächtigen (Offb 16,12-14 und 20,7-9). Bis dahin ist er sehr eingeschränkt, wie folgender Text etwas versteckt andeutet: „Darum freut euch, ihr Himmel und die darin wohnen! Weh aber der Erde und dem Meer! Denn der Teufel kam zu euch hinab und hat einen großen Zorn (Wut) und weiß, dass er wenig Zeit hat.“ Für Zeit steht hier im Griechischen der Begriff `kairos` und damit ist keineswegs eine kurze chronologische Zeitspanne gemeint, sondern es wird betont, dass der Teufel im Vergleich zu vorher in seinem Wirken stark eingeschränkt ist und ab jetzt wenig Möglichkeiten, wenig Spielraum hat.

Der Zeitraum tausend Jahre

Bereits hier stellt sich die Frage, wie diese Zeitangabe zu deuten ist? Und je nach Deutung kommt man auch zu einem anderen Ergebnis. Hier gibt es grundsätzlich zwei unterschiedliche, ja sogar gegensätzliche Auffassungen und für beide werden auch entsprechende Begründungen angeführt.

Erstens: Diese Zeitangabe ist buchstäblich gemeint, das heißt, es geht hier um chronologische eintausend Jahre. Diese Auffassung ist sehr populär und wird mit dem so genannten tausendjährigem irdischen Friedensreich in Verbindung gesehen. Die Begründungen sind überwiegend aus den Texten der Propheten entnommen die im wörtlichen Sinne gedeutet werden (Jes 2; 11; 65; Micha 4; u.a.m.). Die Erfüllung wird noch in der Zukunft (zeitlich nach der heimlichen Entrückung der Gemeinde und der so genannten siebzigsten Jahr Woche) erwartet und steht damit in enger Verbindung mit der Hoffnung der Erlösung Israels (Dan 9,27; Apg 1,6; Röm 11,25-27).

Diese Sichtweise bekam eine Neuauflage vor etwa zweihundert Jahren und wird in vielen Evangelikalen und pietistischen Kreisen vertreten. Die Idee vom Tausendjährigen Reich ist zwar schon viel älter, doch von Jesus und den Aposteln gibt es dafür keine ausdrücklichen Hinweise.

Zweitens: Die andere Sichtweise geht von einer symbolischen Deutung aus, das heißt: Die eintausend Jahre umfassen das neutestamentliche Zeitalter bis kurz vor der Wiederkunft von Jesus in Macht und Herrlichkeit. Da diese Sichtweise weniger populär ist, soll auf sie detaillierter eingegangen werden. Natürlich bleiben auch bei dieser Deutung einige offene Fragen. Die Zahl eintausend Jahre` wird im Text von Offb 20,1-7 sechs Mal genannt, doch lässt sich davon noch keine eindeutige Deutung ableiten. Glücklicherweise kommt diese Zahl in der Bibel noch an zwei weiteren Stellen vor und kann zum besseren Verständnis des Textes in Offb 20,1-7 beitragen. Damit halten wir uns auch an das Auslegungsprinzip: die Schrift wird mit der Schrift ausgelegt und die unklaren Stellen werden mit Hilfe von klaren Parallelstellen ausgelegt.

So steht in Ps 90,4: „Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.“ Und der Apostel Petrus zitiert diesen Psalm im Rahmen des Themas der Tag des Gerichts und die Auflösung der materiellen Schöpfung. So lesen wir in 2Petr 3,8: „Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass „Ein Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag“. Der Zusammenhang ist das Thema der Wiederkunft von Jesus und der sich (nach der Behauptung der Kritiker) angeblich in die Länge ziehenden Zeit davor. Doch Gott verzieht keineswegs seine Verheißung zu erfüllen, er geht nur nach seinem eigenen Kalender. Wegen seiner Geduld, Langmut, weil „er nicht will, dass jemand verloren gehe“.

Der Apostel erweitert die Aussage des Psalmisten, so dass klar wird: Tausend Jahre sind nach seiner Rechnung wie Ein Tag, aber auch umgekehrt. Damit wird die göttliche Zeitrechnung über die irdische Gelegt. Aufschlussreich kann da eine Aussage sein, welche Gott macht in Bezug auf die lange Periode der Geschichte Israels. So sagt er vorwurfsvoll: „Ich streckte meine Hände aus den ganzen Tag nach einem ungehorsamen Volk, das nach seinen eigenen Gedanken wandelt auf einem Wege, der nicht gut ist.„ (Jes 65,2).

Und Paulus zitiert diesen Text in Röm 10,21: „Zu Israel aber spricht er: »Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt nach einem Volk, das sich nichts sagen lässt und widerspricht.„ Dieser `ganze Tag` umfasst nach Gottes Sicht die lange Periode in der Israel immer wieder Gottes Rufen ignoriert hat. Auch wird die gnädige Zuwendung Gottes als ein Tag des Heils bezeichnet, so der Apostel in 2Kor 6,2: „Denn er spricht: »Ich habe dich zur willkommenen Zeit (kairos) erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.« Und der Apostel bezieht dieses Zitat (diesen Tag) auf das Zeitalter des Evangeliums: „Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit (kairos), siehe, jetzt ist der Tag des Heils.“ So erkennen wir, dass Gott große Zeiträume hier auf Erden mit `einem Tag` beziffert (dazu auch Hebr 4,7). Während für das Alte Testament viele und präzise Zeitangaben gemacht werden, vermeidet Jesus und seine Apostel solche Zeitangaben für das Neue Testament mit den wiederholten Hinweisen zur Wachsamkeit und der Beachtung von den Zeichen der Zeit.

Dies legitimiert zu einer symbolischen Verwendung dieser Jahre-Zahl in Offb 20,1-7. Die buchstäbliche Verwendung der tausend Jahre würde demnach Sogar den Aussagen von Jesus und der übrigen Apostel entgegenstehen. Zu bemerken wäre auch, dass die Zeit des Wirkens für den Drachen nach den tausend Jahren ebenfalls nicht mathematisch festgelegt wird. Es heißt lediglich „eine kurze Zeit“ mikros Chronos. Im Gegensatz zu Offb 12,12 ist hier eine kurze chronologische Einheit gemeint. Klar wird aber auch, dass seine freie Wirksamkeit weit nicht in der Relation zu seinem relativ langem gebunden sein steht.

Um noch besser zu verstehen, inwieweit er gefesselt ist, muss man seine Tätigkeit während der kurzen Zeit seines Wirkens in Freiheit feststellen. Er wird freigelassen, um zu verführen die Nationen, den Gog und Magog, um gegen das Volk Gottes zu kämpfen. Genau diese Verführung und Sammlung (der Nationen) zu einem einheitlichem Block und Ziel darf er diese eintausend Jahre nicht durchführen. Nirgendwo wird im NT etwas darüber gesagt, dass der Teufel und seine Dämonen generell nicht mehr wirken oder gegen die Gläubigen nicht mehr vorgehen können. Aber Gog und Magog zu versammeln zu dem globalen Krieg gegen Gottes Volk darf er nicht solange wie es Gott vorgesehen hat. Bis dahin ist die Herrschaft über die Völker dem Tier (beiden Tieren, die unter dem Einfluss Babylons stehen) übergeben.

Und alle Macht Systeme dieser Welt agieren auf ihre Weise, nicht einheitlich, sondern meistens in Konkurrenz zueinander. Doch parallel dazu werden die Nationen mit dem Evangelium erreicht (Mt 28,18-20; 24,14). Wenn dieser Dienst der Zeugen Jesu zu Ende ist, findet der letzte Kampf und zwar im Rahmen der sechsten Posaune und der sechsten Zornesschale statt. So lesen wir in Offb 11,7: „Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen kämpfen und wird sie überwinden und wird sie töten.“ Und in Offb 16,12-14 wird der letzte Kampf mit den Worten angekündigt: „Und der sechste goss aus seine Schale auf den großen Strom Euphrat; und sein Wasser trocknete aus, damit der Weg bereitet würde den Königen vom Aufgang der Sonne. 13 Und ich sah aus dem Rachen des Drachen und aus dem Rachen des Tieres und aus dem Munde des falschen Propheten drei unreine Geister kommen, gleich Fröschen; 14 es sind Geister von Dämonen, die tun Zeichen und gehen aus zu den Königen der ganzen Welt (Erde), sie zu versammeln zum Kampf am großen Tag Gottes, des Allmächtigen.“

Die Bezeichnung „Könige vom Aufgang der Sonne“ wird ergänzt mit der summarischen Nennung „Könige der ganzen (gr. oikoumen¢n- bewohnten) Erde“ (Ähnlich auch in Offb 19,19). Da alle drei Macht Systeme gemeinsam und in Einbeziehung aller Könige der Erde samt ihren Heeren auftreten, kann es sich nur um den letzten Kampf handeln, der in Offb 19,17-21 und 20,7-9 beschrieben ist, bei dem alle drei Macht Systeme und deren Anhängern durch Christus vernichtet werden.

Dieser letzte Kampf, der nur eine kurze Zeit dauern wird und zwar unter der direkten Führung des Drachen mit Einbeziehung aller feindlichen Mächte, die in Offb 20,8 unter dem Sammelbegriff von Gog und Magog beschrieben werden. Vergleiche dazu auch die Prophetie aus Hesekiel 38-39 und die Kommentare im nächsten Abschnitt 6.3).

Beachten wir auch, dass nach dem der Drache aus dem himmlischen Bereich hinausgeworfen wurde, verfolgte er die Frau und deren Nachkommen (gemeint ist das Volk Gottes). Die Vollmacht über die Macht Systeme dieser Welt hatte er jedoch dem Tier aus dem Meer übertragen. Dies geschah am Anfang und erst wieder gegen Ende darf er in Freiheit die Mächtigen dieser Welt (Gog und Magog) verführen und versammeln, um geschlossen und zwar im globalen Umfang gegen die Heiligen weltweit vorzugehen. Eine Parallele dazu sehen wir im Zusammenschluss der Mächtigen dieser Welt unter der Führung der Macht Satans als Jesus gefangengenommen, verurteilt und getötet wurde (Lk 22,53; Ps 2,1ff mit Apg 4,25ff).

Anmerkung: Auch das Tier hat die Macht über alle Nationen und auch physische Macht über das Volk Gottes, doch nicht in einer Einheit, denn oft haben gerade auch Herrscher in bestimmten Herrschaftssystemen dieser Welt Gläubige in Schutz genommen, wenn auch aus eigennützigen Motiven (Röm 13,1ff).

6.2 Die erste Auferstehung und das Regieren der Heiligen mit Christus tausend Jahre

In der folgenden Vision bekommt Johannes Einblick in den geistlichen Bereich des Christus. So schreibt er:

Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben; und (ich sah) die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, und die, welche das Tier und sein Bild nicht angebetet und das Malzeichen nicht an ihre Stirn und an ihre Hand angenommen hatten, und sie wurden lebendig und herrschten mit dem Christus tausend Jahre. 5 Die Übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung. 6 Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen (regieren) die tausend Jahre. (Offb 20,4-6).

Nun sieht Johannes ein weiteres Bild als Video und auch dazu bekommt er Informationen. Vergleicht man diese Vision mit der Vorherigen, so könnte der Kontrast (abgesehen von der Zeitspanne) nicht größer sein. Der großen Einschränkung des Satans wird die Erweiterung des Einflussbereiches derer gegenübergestellt, welche ihrem Herrn die Treue hielten. Wie bereits oben vermerkt, ereignen sich beide Realitäten nicht in physisch-Materiellen, sondern in gegensätzlichen geistigen Sphären und zwar m gleichen Zeitraum. Wenn es gelingt, für diese zweite Vision begründete Erklärungen zu finden, wird es auch zum besseren Verständnis der vorherigen Visionen in der Offenbarung beitragen. Wir stellen an diesen Text Fragen und suchen nach Antworten

Erste Frage: Wer sind die Seelen der Enthaupteten?

Gleich zu Beginn sieht Johannes Throne und Welche, die sich darauf setzten. Diesen wurde das Gericht (gr. krima) übergeben. Es kann sich hier keineswegs um das Endgericht handeln, doch worüber werden sie richten? Dieser Frage gehen wir später nach.

Aber der folgende Text legt es schon nahe, dass es sich um die Gruppe derer handelt, welche gleich im Anschluss beschrieben werden. Die griechische Bezeichnung für unser deutsches Wort Seelen (im Plural)ist `psychas`. Der Begriff kommt mehr als 400 Mal in der Bibel vor und birgt in sich verschiedene Aspekte des Lebens. Zum Beispiel:

a. Das Leben der Lebewesen in denen ein lebender Odem ist (das durch das Blut ermöglicht wird (1Mose 1,30; 9,4-5; 3Mose 17,11).

b. Der Begriff wird auch gebraucht, um lebende Personen in ihrer gesamten Existenz zu beschreiben (1Mose 2,7; 46,15; 5Mose 10,22; Apg 2,41; 27,47; Röm 13,1; 1Petr 3,20).

c. Mit diesem Begriff wird auch das (physische) Leben von Jesus beschrieben, das er freiwillig hingegeben hat (Jes 53,12; Joh 6,54; 10,11.17-18).

d. Mit diesem Begriff werden Menschen beschrieben, welche bereits jetzt zur Ruhe Gottes gekommen sind und die Rettung ihrer Seelen gesichert wurde (Mt 10,28; 11,29; Lk 21,19; Apg 14,22).

Und mit diesem Begriff werden auch die Gläubigen beschrieben, welche bereits beim Herrn sind. Im Abschnitt 2.2.5 wurde detailliert darauf eingegangen. Über jene Seelen lesen wir, dass sie im Glauben siegten und als Märtyrer starben (Offb 6,9-11). Doch sie waren keineswegs tot, sie schliefen auch nicht, sondern lebten, denn sie wandten sich im vollen Bewusstsein an Gott mit ihrem Rufen. Und aus jenem Text erfahren wir: „Und es wurde ihnen einem jeden ein weißes Gewand gegeben; und es wurde ihnen gesagt, dass sie noch eine kurze Zeit abwarten sollten, bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollendet seien, die ebenso wie sie getötet werden sollten.“ Und von jenen Seelen heißt es: „Und sie haben ihn (den Drachen) überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben (psych¢ – irdisches / physisches Leben) nicht geliebt bis hin zum Tod.“ (Offb 12,11). Jesus sagte: „Wer sein Leben (Psych¢) lieb hat, der verliert es; und wer sein Leben (Psych¢) auf dieser Welt hasst (Parallelaussage: „verliert“), der wird’s bewahren zum ewigen Leben (Zö¢ aiönion).„ (Joh 12,25; ähnlich auch in Mt 10,39; 16,25).

Und von den Seelen in Offb 20,4 heißt es: „und ich sah die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, und die, welche das Tier und sein Bild nicht angebetet und das Malzeichen nicht an ihre Stirn und an ihre Hand angenommen hatten.“ Die Parallelen all dieser Texte sind offensichtlich. Zu Malzeichen siehe die Erklärungen im Teil 4.3 aus Kapitel 13,11-18. Diese Seelen zählen zu derselben Gruppe der Geister der vollendeten Gerechten (Hebr 12,23; Apg 7,59; Phil 1,23).

Bis dahin ist offen geblieben, ob diese Seelen dort beim Herrn bereits mit oder noch ohne den verklärten Leib sind. Diesem Aspekt gehen wir in der nächsten Fragestellung nach

Zweite Frage: Was ist unter der Ersten Auferstehung zu verstehen?

Durch die Bezeichnung `erste Auferstehung` wird der Begriff „ez¢san` erklärt., der wiederum mit „sie wurden lebendig“ übersetzt wird. Damit stehen wir vor der Aufgabe die beiden Bezeichnungen im Kontext zu erforschen und danach die Anwendung vorzunehmen.

Die Bezeichnung `erste Auferstehung` kommt zweimal nur in diesem Text vor. Die Ordnungszahl `erste` wird in der Offenbarung (abgesehen von der Person Jesu) noch auf die Liebe bezogen (Offb 2,4). Im Brief an Timotheus spricht Paulus von dem ersten Treue-Gelöbnis (1Tim 5,12). Dass der Beginn der ersten Liebe und der ersten Treue an den Anfang des Glaubens denken lässt, ist wohl leicht nachvollziehbar. Aber wie ist es mit der ersten Auferstehung? In den vielen Auslegungen zu dieser Frage, gibt es grundsätzlich zwei Sichtweisen. In der einen erkennt man eine leibliche Auferstehung der Gläubigen, welche verständlicherweise noch zukünftig ist und in der anderen den geistlichen Übergang vom Tod in der Sünde zum ewigen Leben durch den Glauben an Jesus Christus (geistliche Wiedergeburt). Dass die Lösung nicht einfach ist, erkennt man an der Festigkeit beider Positionen. Daher ist viel Sorgfalt bei der Suche nach einer begründeten Interpretation geboten.

Zunächst ist es wichtig, dass wir und mit folgenden griechischen Begriffen vertraut machen:

· Für das Substantiv Auferstehung wird der Begriff `anastasis` gebraucht (kommt etwa 36 Mal vor). Die Vorsilbe `ana` weist nach oben und die Wort Wurzel `stas` hebt das stehen hervor. Die Endungen ändern sich je nach Fall. Die Verbformen `auferstanden und auferstehen` kommen etwa 26 Mal vor. Dieser universelle Begriff beschreibt grundsätzlich den Übergang vom Tod zum Leben. Ausdrücklich werden durch diesen Begriff 3 Arten der Auferstehung beschrieben: Auferstehung in den früheren Körper; Auferstehung von Jesus; Auferstehung aller Toten am Ende der Zeit. Da jedoch der Auferstehungsbegriff in der Person von Jesus seinen wahren Grund hat und auch grundsätzlich als Beschreibung oder Überschrift dieses großartigen Geschehens verwendet wird, ist es legitim, diesen auch auf die geistliche Auferstehung zu beziehen (Joh 11,24; 1Kor 15,21-22).

· Für das Substantiv Auferweckung steht der Begriff `egerthis, (egersis)` und mit ihm wird immerhin nur einmal die Auferweckung von Jesus beschrieben (Mt 27,53). Da dieser Begriff jedoch als Verb mehr als siebzig Mal verwendet wird, erschließt sich daraus auch dessen vielfältiger Inhalt. Je nach Textzusammenhang oder der grammatischen Form, beschreiben sie alle vier Arten der Auferweckung: Die Auferweckung in den früheren Körper; Die Auferweckung von Jesus; Die Auferweckung aus dem Tod der Sünde und die Auferweckung am letzten Tag.

· In seiner Ankündigung der Auferweckung des Lazarus aus dem Todesschlaf verwendet Jesus sogar den Begriff `exhypnisö` – auf(er)wecke.

· Ebenso wird der Vorgang, bzw. Übergang vom Tode zum Leben mit `lebendig machen – Zöopoioi` beschrieben.

Doch alle diese Begriffe ergänzen einander sowohl in der Substantivform als auch in den jeweiligen Verb Formen. Häufig werden sie auch synonym gebraucht. Während Auferstehung die allgemeine Bezeichnung dieses wunderbaren Ereignisses ist, wird durch die anderen Begriffe betont, wie und wodurch diese Auferstehung zustande kommt oder durch wen sie bewirkt wird. Hier einige Beispiele nach der Elberfelder Übersetzung:

· Auferstehung als Allgemeine Bezeichnung: Joh 11,25; Lk 20,27ffApg 17,18; 23,6-8; 24,21.

· Die leibliche Auferweckung oder Auferstehung auf Christus bezogen und zwar als Synonyme verwendet: „nach seiner Auferweckung“ (Mt 27,53). Und in Apg 1,22: „Zeuge seiner Auferstehung werden“. Weitere Stellen auch als Verben: Mt 20,19 mit Mk 10,34; Mt 27,63-64; Apg 2,31-32; 4,33). Oder in 1Kor 15,12-13: „Wenn aber gepredigt wird, dass Christus aus den Toten auferweckt ist, wie sagen einige unter euch, dass es keine Auferstehung der Toten gebe? Wenn es aber keine Auferstehung der Toten gibt, so ist auch Christus nicht auferweckt.“

· Die leibliche Auferweckung oder Auferstehung der gläubigen: Dan 12,13; Lk 14,14; Joh 6,39.40.44.54; 11,24; Röm 8,11; 1Kor 6,14; 15,35-44; 15,52; 2Kor 4,14; 1Thes 4,14-17

· Die Auferstehung der Ungerechten zum Gericht: Dan 12,2; Joh 5,29b; Apg 24,15; indirekt: Offb 11,18b; 20,12-15. Sie werden auferstehen aber nicht zum (ewigen) Leben erweckt.

· Durch die geistliche Auferweckung wurden diejenigen lebendig gemacht, welche an Jesus Christus glauben: Joh 5,21; 5,24-25; 3,16.36a; Röm 6,4; Eph 2,1-6; 5,14; Kol 2,12-13; 3,1.

Anmerkung: Diese geistliche Auferstehung durch das auferweckt werden, wird in anderen Texten mit `von Gott geboren oder Wiedergeboren` beschrieben (Joh 1,12-13; 3,3-7; 1Petr 1,3.23; Tit 3,5; Jak 1,18). Mit diesem Begriff wird sogar einmal die Auferstehung des Leibes der Glaubenden beschrieben (Mt 19,27).

Grundlage und Voraussetzung für die geistliche und später auch die leibliche Auferweckung der Gläubigen bildet die einzigartige Auferstehung / Auferweckung von Jesus Christus. Damit ist auch die Reihenfolge festgelegt.

Bereits aufgrund dieser Textbetrachtungen ist es wahrscheinlicher, dass mit der Bezeichnung „erste Auferstehung“ der Übergang vom Tod in der Sünde zum geistlichen ewigen Leben gemeint ist.

Und nun kommen wir zu dem Text aus Offb 20,4c. Die Übersetzung: „sie wurden lebendig“ kann leicht zu einer Vorstellung führen, dass Johannes zusah wie diese Seelen lebendig wurden bzw. wie diese Seelen die leibliche Auferstehung erlebten. Zur Begründung könnte die Aussage in Offb 2,8 herangezogen werden. Denn dort wird derselbe Begriff `ez¢sen` für die leibliche Auferstehung von Jesus verwendet. Doch als er in Offb 2,8 von seinem gegenwärtigem Zustand als der Lebendige spricht, lag jenes Auferstehungswunder bereits etwa 60 Jahre zurück. Der Begriff `ez¢sen` in Offb 2,8 (im Aorist) betont sowohl den Auferstehungspunkt, als auch die Qualität seiner Auferweckung, er ist nun lebendig, er lebte! (dazu auch Offb 1,16). Mit demselben Begriff wird die Auferweckung von Jesus auch in Röm 14,9 beschrieben. Man bedenke jedoch bei diesen Vergleichen, dass Jesus nie geistlich tot war, wie es bei allen Nachkommen Adams der Fall ist. Da Jesus die leibliche Auferweckung der Glaubenden für den letzten Tag vorgesehen hat, konnte Johannes dieselbe nicht im zeitlichen Rahmen der tausend Jahre gesehen haben (Joh 6,39.40.44.54; 11,24; 1Kor 15,52).

Doch schauen wir uns dieses seltene Verb `ez¢sen` etwas genauer an. Die Elberfelder übersetzt in der Fußnote mit `sie lebten`, denn es steht im Aorist Damit liegt die Betonung auf dem lebendig geworden in der Vergangenheit und gleichzeitig dem lebendig sein jetzt. Oder anders ausgedrückt: Das lebendig werden fand statt und dieser Zustand hält an. Es gibt noch weitere Textstellen, in denen dieser seltene Begriff `ez¢sen` vorkommt und das lebendig werden aus dem Sündentod ausdrücklich beschreibt. So lesen wir in Lk 15,24: „Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig (an-ez¢sen) geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.“ Und in Vers 32 wendet sich der Vater an seinen ältesten Sohn mit den Worten: „Dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig (ez¢sen – er lebte oder jetzt lebt er)“. Bei dem verlorenen Sohn handelte es sich um die geistliche Auferstehung. Auch diese Stelle spräche dafür, dass Johannes nicht zusah wie jene Seelen leiblich auferstanden sind, sondern sie waren in der Vergangenheit (jeder zu seinen Lebzeiten) geistlich auferweckt worden und nun sah er wie sie lebten.

Es ist unumstritten, dass im Vergleich zu Jesus, der leiblichen Auferstehung bei den Gläubigen eine geistliche Auferweckung voraus geht. Dabei handelt es sich um den Übergang vom Tod in der Sünde zum geistlichen Leben. Dieser Übergang wird mit dem gleichen Begriff beschrieben wie auch bei der leiblichen Auferstehung von Jesus und der leiblichen Auferstehung der Gläubigen. So sagte Jesus in Joh 5,21: “wie der Vater die Toten `eg¢rei` – auferweckt, aufrichtet, so macht auch der Sohn lebendig welche er will“. Das Auferwecken und lebendig machen sprechen von ein und demselben Vorgang. Und in Joh 5,24-25 erklärt Jesus wie und wodurch der Übergang vom Zustand des Todes in den neuen Zustand des Lebens zustande kommt. „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. 25 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören, die werden leben.“ Jesus kann hier nur von dem Tod sprechen, der durch die Übertretung Adams eingetreten war und sich auf alle Menschen erstreckte.

Und er spricht hier von dem Leben, welches ein Mensch durch den Glauben an ihn bereits zu seiner Zeit empfangen konnte (Joh 3,16; 3,36a; 6,40.47.54; 10,28; 17,2; 20,31). Die Vollmacht neues Leben durch Auferweckung zu vermitteln hat er vom Vater empfangen, denn er ist die Auferstehung und das Leben in Person (Joh 5,21.26; 11,25). Ähnlich schreibt auch Paulus in Eph 2,1-6: „Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden, 2 in denen ihr früher gewandelt seid nach der Art dieser Welt, unter dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des Ungehorsams. 3 Unter ihnen haben auch wir alle einst unser Leben geführt in den Begierden unsres Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Vernunft und waren Kinder des Zorns von Natur wie auch die andern. 4 Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, 5 auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr gerettet –; 6 und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel.“ ähnlich auch in Kol 2,13: „Und euch, die ihr tot wart in den Vergehungen und in dem Unbeschnittensein eures Fleisches, hat er mit lebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat.“ Und in Kol 3,1 schreibt er: „Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“ (Röm 6,4).

Unsere Auferweckung ist in der Auferweckung des Christus begründet. In 1Kor 15 spricht der Ap. Paulus umfassend über die Auferweckung der Toten. Die geistliche Auferweckung ist als Voraussetzung darin inbegriffen, wie in Vers 21-22 deutlich wird. Dort lesen wir: „denn da ja durch einen Menschen ⟨der⟩ Tod ⟨kam⟩, so auch durch einen Menschen ⟨die⟩ Auferstehung ⟨der⟩ Toten. 22 denn wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht.“ Das „in Christus lebendig gemacht“ beginnt mit der geistlichen Auferstehung (Joh 5,21-25; lies dazu auch Röm 5,12-18). Gott macht lebendig indem er auferweckt, oder durch das Auferwecken wird der Mensch lebendig gemacht. Und wie wir bereits gesehen haben, beginnt die Auferstehung mit dem Übergang vom Sünden-Tod zum geistlichen Leben.

Siehe auch die Aussage für Israel in Röm 11,15: „Was wird ihre Annahme anders sein als Leben aus den Toten. Nach dem ersten geistlich / leiblichem Tod durch Adams Übertretung folgt logischerweise die erste geistliche Auferweckung durch den Glauben an Jesus Christus. „Jesus spricht zu ihr (zu Martha): Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe.“ (Joh 11,25). Die Seelen, von denen wir in Offb 20,4 lesen sind zwar körperlich gestorben bzw. getötet worden, doch gemäß dem geistlichen und ewigen Leben sind sie lebendig. Wie Jesus selbst bezeugt; „Gott ist nicht Gott der Toten, sondern der Lebenden; Denn ihm leben sie alle.“ (Lk 20,38. Damit nimmt Jesus Bezug auf die bereits verstorbenen Gläubigen des AT. Daher kann dieser geistliche Vorgang, er durch das Verb `auferweckt und lebendig gemacht` beschrieben wird, entsprechend diesen Texten als die `erste Auferstehung` angesehen werden.

Die leibliche Auferstehung der Gläubigen steht demnach noch aus. Und obwohl Jesus in Joh 6,39.40.44.54 die leibliche Auferstehung der Gläubigen mit dem Verb `anasteisö – ich werde aufrichten, aufstellen`„ beschreibt, lässt es sich doch eher mit „ich werde auf(er)wecken“ übersetzen, wie es die Elberfelder macht. In 1Kor 6,14 verwendet Paulus den Auferweckungsbegriff für die leibliche Auferstehung sowohl für Jesus als auch für die Gläubigen. „Gott aber hat den Herrn auferweckt (egeiron) und wird auch uns auferwecken (exegeirei) durch seine Kraft.“ so auch in 2Kor 4,14: „denn wir wissen, dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, wird uns auch auferwecken mit Jesus und wird uns vor sich stellen samt euch.“ Mit diesem Auferweckungsbegriff wird die Auferstehung der Gläubigen in 1Kor 15,35-44 und 15,52 beschrieben.

Zum Nachdenken

Wie dem zweiten Tod logischerweise der erste vorangeht, so muss auch der leiblichen Auferstehung die geistliche Auferweckung zum ewigen Leben vorangehen.

Wenn die Aussage „diese wurden lebendig“ (erste Auferstehung) in unserem Text auf die leibliche Auferstehung der Gläubigen gedeutet wird, dann wäre Die geistliche Auferweckung

stillschweigend übersprungen und unbeachtet gelassen worden. Doch gerade diese geistliche Auferweckung bildet die Voraussetzung für die leibliche Auferstehung.

Exkurs zum Thema Auferstehung am jüngsten Tag

Es gibt einige Texte, in denen die Auferstehung der Gläubigen zum Thema gemacht wird, ohne dass die Nicht Glaubenden erwähnt werden (Joh 6,39.40.44.54; 1Kor 6,14; 15,35-44; 50-52; 2Kor 4,14; 1Thes 4,14-17). Dies führte zu der Annahme, dass die Ungläubigen zeitlich viel später auferstehen werden.

Dann gibt es auch Texte, in denen sowohl die Auferstehung der Gläubigen und Ungläubigen als zeitgleich beschrieben werden „Wundert euch darüber nicht. Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, 29 und es werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.; (ähnlich auch in Dan 12,2;

Apg 24,15; Offb 11,18). Dem Gericht geht logischerweise die Totenauferstehung voraus (Mt 13,49-43; 13,49; 25,31-46). Doch nach den Worten von Jesus werden auch die Gläubigen erst am letzten Tag auferweckt (Joh 6,39.40.44.54; 11,24; ähnlich auch Dan 12,13). Diese Texte geben keinen Anlass zu einer Vorauferweckung der Gläubigen, der wiederum eine weitere Auferweckung von Gläubigen, die sich in einer späteren Periode bekehren werden folgen soll.

Und nun kommt der Anwendungstext, der ausgeht von den lebenden Seelen, die bereits beim Herrn sind und den noch hier auf Erden lebenden Menschen, welche vom Tod zum Leben hindurchgedrungen sind. Diese alle werden als glückselig bezeichnet, es ist kein Wunsch, sondern Zuspruch! „Über die hat der zweite Tod keine Macht“. (dazu auch Offb 2,11). Jesus sagte von denen, die an ihn glauben: „Sie werden nimmermehr sterben.“ (Joh 11,26).

Doch diese Seligpreisung ist auch eine freundliche Einladung an alle Menschen, die sich heute noch im geistlichen Tod befinden.

Dritte Frage: Was bedeutet das Regieren mit Christus und ihr Status als Priester Gottes und des Christus?

Was Johannes zu sehen bekommt ist sehr auffällig und auch beeindruckend: “Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben“. Für Gericht steht hier der gr. Begriff `krima`, doch hier geht es nicht um das Endgericht. Aber Thron bedeutet Macht und auf dem Thron sitzen ist gleichbedeutend mit Macht ausüben. Es ist naheliegend, dass es sich hier um die Seelen der Märtyrer handelt, die in die richterliche Tätigkeit mit Christus einbezogen werden. Jesus versprach: „Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron“ (Offb 3,21). Bereits der Apostel Paulus schrieb: „dulden wir, so werden wir mit herrschen (mitregieren)„. (2Tim 2,12).

Das Wort `basileusan` (im Aorist) kann auch mit regieren übersetzt werden. Jenes Regieren deutet Jesus an mit den Worten: „Wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Völker, 27 und er soll sie weiden mit eisernem Stabe – wie die tönernen Gefäße werden sie zerschmissen –, 28 wie auch ich Macht empfangen habe von meinem Vater.“ (Offb 2,26-28). Ob die Aussage des Paulus in 1Kor 6,3a den Text in Offb 20,4 erhellen kann? Dort lesen wir: „Wisst ihr nicht, dass wir über Engel richten werden? Wie viel mehr über Dinge des täglichen Lebens.“

Wer hier durch den glauben die Sünde und das Böse besiegt, wird auch nach dem irdischen Leben in das Regieren mit Christus einbezogen, wie immer es auch aussehen mag.

Doch ist im Text nicht die Rede vom Regieren auf dieser Erde, denn sie regieren mit Christus und Christus befindet sich bis zu seiner Wiederkunft zum Endgericht im Himmel. Nach Psalm 110,1 bleibt Christus solange zur Rechten Gottes auf dessen Thron bis alle seine Feinde unter seine Füße gelegt werden. Da der Tod als `letzter Feind` erst in Offb 20,11ff aufgehoben und vernichtet wird, müssen alle anderen Ereignisse diesem vorangehen, einschließlich der Herrschaft der Märtyrer mit

Christus diese tausend Jahre sowie der letzte Kampf (vgl. Ps 110,1; Mt 22,44; Apg 2,34 mit 1Kor 15,25-26). Damit ist ein Herrschen von Christus auf dieser Erde vor der Aufhebung des letzten Feindes (Tod) ausgeschlossen.

Dass diese Seelen als Priester Gottes bezeichnet werden fällt ebenso auf im Text, doch auch diese Funktion / Dienst ist Teil ihrer Berufung und wurde den Gläubigen bereits hier auf Erden zugesprochen (1Petr 2,9; Offb 1,6; 5,10; 8,3). Natürlich werden die Zeugen Jesu ihren Status als Priester mit dem leiblichen Tod nicht verlieren, obwohl nur wenig Konkretes über ihre Tätigkeit gesagt wird. Daher kann von diesem ihrem Dienst die Anrufung der Heiligen nicht abgeleitet werden.

Doch der Priesterdienst von Jesus ist eindeutig in dem Himmel. So lesen wir in Hebr 8,1-4: „Das ist aber die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel 2 und ist ein Diener am Heiligtum und am wahrhaftigen Zelt, das der Herr aufgerichtet hat und nicht ein Mensch. 3 Denn jeder Hohepriester wird eingesetzt, um Gaben und Opfer darzubringen. Darum muss auch dieser etwas haben, das er opfert. 4 Wenn er nun auf Erden wäre, so wäre er nicht Priester, weil da schon solche sind, die nach dem Gesetz die Gaben opfern.“

Ist uns die Tragweite dieser Aussage bewusst? Seinen Priesterdienst versieht Jesus im himmlischen Heiligtum und zwar sitzend zur Rechten Gottes. Ein solcher Dienst auf Erden in einem irdischen Tempel ist nach obigem Text nicht vorgesehen. Denn jenes himmlische Heiligtum wird er nicht auf ein irdisches vertauschen. So lesen wir in Hebr 10,12-13: „Dieser aber hat ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht, das ewiglich gilt, und hat sich zur Rechten Gottes gesetzt 13 und wartet hinfort, bis seine Feinde zum Schemel unter seine Füße gelegt werden.“ Diese wunderbar majestätisch klingenden Texte verorten den Regierungssitz von Jesus einschließlich seines Priesterdienstes in den himmlischen Bereich.

Vierte Frage: Wer ist mit den übrigen Toten gemeint?

„Die übrigen Toten wurden nicht lebendig.“ Auch hier wird das gleiche Verb `es¢san` nur als verneinend verwendet, so dass übersetzt werden kann mit:“ Und die übrigen Toten lebten nicht bis vollendet sind die tausend Jahre.“ Es geht dabei um die Menschen, welche keinen Teil hatten an der Ersten, das heißt an der geistlichen Auferstehung. Sie starben jeweils zu ihrer Zeit und waren tot. Es wird nicht gesagt, dass sie nach Vollendung der tausend Jahren auferweckt oder gar lebendig gemacht werden. Auch wenn sie zum Endgericht aus dem Tod und Totenreich herausgeholt werden, bedeutet es nicht, dass sie im geistlichen Sinne lebendig gemacht werden. Sie werden nur auferstehen zum Gericht, jedoch nicht zum Leben (Joh 5,28-29; Mt 13,37-43.49; 25,31-46; Apg 24,15; Offb 1,7; 11,18; 20,12ff). Merken wir den feinen Unterschied zwischen auferstehen und lebendig werden? Auferstehen werden alle, doch nur die bereits zum geistlichen Leben erweckt worden sind werden auch in einen neuen Körper zum ewigen Leben auferstehen.

Abschlussbemerkung: Obwohl diese Darstellung gut begründet erscheint, ist mir bewusst, dass unser aller Erkenntnis Stückwerk ist. Letztlich wird es so werden, wie Jesus Christus es sich vorgenommen hat zu tun.

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