Jesus besucht Zachäus den Zöllner in Jericho

Jesus besucht Zachäus den Zöllner in Jericho

(Bibeltext: Lk 19,1-10)

 

Die folgende Geschichte der Begegnung Jesu mit Zachäus in Jericho wird nur von dem Evangelisten Lukas beschrieben. Sie gehört also zu dem sogenannten Sondergut des Autors.

Abbildung 1 Von einer Anhöhe im Westen der Stadt überblickt man die Palmenstadt Jericho und bis zum dahinter liegendem Jordantal. Die gesamte Gegend in und um Jericho ist reich an biblischen Ereignissen und ebenso an archäologischen Ausgrabungen aus den verschiedenen Epochen (Foto: 13. Juni 2016).

Und Zachäus war bereit und nutzte die Chance, die Gott ihm gegeben hat..

 

Abbildung 2 Blick über die heutige Stadt Jericho von Nord nach Süd. Die Einwohnerzahl liegt bei etwa 22000, meist arabische Palästinenser. Die Häuser der Stadt sind überwiegend ein- oder zweistöckig und umgeben von einem Hof und Garten. Jericho liegt heute etwa sieben Kilometer westlich des Jordan und etwa zehn Kilometer nördlich des Toten Meeres. Die Stadt mit ihrer Selbstverwaltung liegt also im Osten der sogenannten Autonomiegebiten von Palästina. Der größte Teil der Bevölkerung ist moslemischen Glaubens, doch es gibt auch eine Minderheit von koptischen Christen mit ihrer eigenen Kirche. (Foto: 26. Januar 2019).

Die Ursprünge der Stadt gehen zurück in das Altertum. Die erste Erwähnung in der Bibel finden wir in 4Mose 22,1 als die Kinder Israel nach ihrer vierzigjährigen Wanderung am Ostufer des Jordan gegenüber Jericho ihr Lager aufschlugen. Bei der darauffolgenden Landnahme wurde Jericho als erste kanaanitische Stadt erobert und zerstört. Damals überlebte nur Rahab und ihre Familie (Jos 2-6). Die Stadt wurde ungefähr im 9. Jh. durch Hiel von Beth-El wieder aufgebaut (1Kön 16,34). Vier Mal wird Jericho in der Bibel als die Palmenstadt bezeichnet (5Mose 34,3; Ri 1,16; 3,13; 2Chr 28,15), was auf den reichen Bestand von Dattelpalmen hinweist. Der Prophet Elia war hier, bevor ihn der Herr hinwegnahm. Und ebenso sein Nachfolger Elisa, der in der Stadt und Umgebung unter den Prophetenjüngern die dort lebten mehrere Wunder wirkte (2Kön 2,1-22; 4,38-42). Insgesamt wird Jericho in der Bibel mindestens 65 Mal erwähnt und steht damit nach Jerusalem und Hebron an dritter Stelle der am häufigsten genannten Städtenamen. Dies spricht für die Bedeutung der Stadt auch im biblischen Kontext.

Zur Zeit von Jesus muss die Stadt in ihrer Blüte gestanden haben, denn bereits Herodes der Große (36-1 v.Chr.) baute für sich und seinen Hof wegen des milden Klimas in den Wintermonaten, einige Paläste unweit der Stadt am Ausgang des Wadi Kelt. Wir sollten bedenken, dass für Jesus all diese Geschichten vertraut waren und er in den Gesamtzusammenhang ganz neue Akzente setzte. So schreibt der Evangelist Lukas:

Und er (Jesus) ging nach Jericho hinein und zog hindurch. Und siehe, da war ein Mann mit Namen (genannt)  Zachäus, der war Oberzöllner und war reich. Und er suchte (begehrte) Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt (Wuchs). Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen. (Lk 19,1-4).

Abbildung 3 Eine Kamelkarawane trottet gemächlich durch das Dickicht im Jordantal. Auch wenn die Beduinen heute auf ein Auto oder Jeep nicht mehr auskommen können, bleibt das Kamel für sie ein unverzichtbares Transportmittel (Foto: 7. November 2014).

Die Stadt Jericho lag damals an einer wichtigen Karawanenroute, bzw. Kreuzung. Sie war also Grenz- und Zollstadt für die Händler, welche mit ihren Waren aus dem Ostjordanland nach Judäa herüberkamen. Ebenso waren die Zöllner auch verantwortlich für die regulären jährlichen Steuereinnahmen von den Bewohnern. Auch dieses Geld floss in die römische Staatskasse. Daher gab es hier eine beachtliche Zollstation, die vermutlich Zachäus als Oberzöllner leitete. Dies würde bedeuten, dass er eine ganze Anzahl Mitarbeiter als Zöllner beaufsichtigte und anleitete. Wie wir bereits aus der Berufungsgeschichte des Zöllners Matthäus/Levi wissen, standen die Zollbeamten im Dienst des Römischen Staates. Dadurch waren sie von ihren jüdischen Mitbürgern und besonders der frommen Juden verachtet (Lk 5,27-30; 15,1f; 18,11; 19,7). Doch  die Leitung des Zollamtes ermöglichte es Zachäus zum Wohlstand und Reichtum zu gelangen.

Jesus zieht also vom Jordan kommend in Jericho ein. Es folgen ihm, wie so oft, viele Menschen. Auch in Jericho wird er schon von vielen erwartet, bot doch die Lage der Stadt einen freien und weiten Blick in Richtung Osten zum Jordantal hin.

Ausgehend von dem großen Interesse, ja dem eifrigen Verlangen Jesus zu sehen, „wer er wäre“, können wir durchaus annehmen, dass Zachäus einiges von Jesus gehört hatte. Bereits zur Zeit der Tauftätigkeit des Johannes, erwähnt Lukas ganz bewusst Zöllner. Er schreibt: „Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen wir tun?“ (Lk 3,12). Warum könnten es nicht auch Zöllner aus dem nahe gelegenen Jericho gewesen sein, die nach ihrer Umkehr und Taufe ihre Arbeitsweise ordneten und so positives Zeugnis waren für Zachäus? Lukas macht deutlich, dass es Zachäus nicht einfach nur darum ging Jesus zu sehen, sondern „zu sehen wer er wäre“. Sein Verlangen richtete sich hier auf die Person von Jesus. Doch es gibt für ihn einige unüberwindbare Hindernisse, er ist klein von Wuchs und die Menge ist ihm gegenüber nicht gerade wohlgesonnen. In dieser Situation bekommt er eine geniale Idee, er läuft voraus und klettert auf einen Maulbeerbaum.

 

Abbildung 4 Ein Maulbeerbaum in Jericho, der die Besucher des russisch-orthodoxen Kulturzentrums an die Geschichte mit Zachäus erinnern soll. Der Maulbeerbaum kann bis zu 15 Meter hoch werden und hat ein dichtes Laubwerk. Maulbeerbäume haben bereits im Januar ein dichtes Laub. Die Maulbeeren, in unterschiedlichen Farben und Formen, werden gegen Mitte/Ende Mai reif und ähneln ein wenig den Brombeeren. Diese Bäume kommen im ganzen Land häufig vor und sind in der Bibel auch öfters erwähnt. (Foto: 13. Juni 2016).

In Jericho wird Jesus von allen Seiten von Menschen umdrängt, so dass ein offener Zugang zu ihm oder in seine Nähe nicht möglich ist. Lukas betont ausdrücklich den Einfallsreichtum des Zachäus. Der hier im Text erwähnte Baum (gr. συκομορέαν sykomorean)

ist eine sehr große, dichte und verzweigte Maulbeerbaumart. Auf diesem Baum kann sich Zachäus vor neugierigen Menschenaugen gut versteckt halten. Doch Jesus sieht nicht nur das Äußere, sondern bis tief in die Gedanken und Motive des menschlichen Herzens hinein. An vielen Stellen der vier Evangelien wird ausdrücklich betont, dass Jesus Gedanken und Beweggründe von Menschen erkannte (Mt 9,4; Joh 2,25; Mk 12,15). Er bleibt unter dem Baum stehen, schaut hoch und ruft mit lauter Stimme: „Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren (wörtl. bleiben).“ (Lk 19,5). Damit wird folgendes deutlich:

  • Jesus nennt Zachäus bei seinem Namen und zwar in der Rufform (Vok.);
  • Alle bekommen es mit, um wen es da oben in dem Versteck geht, denn Jesus nennt seinen Namen;
  • Jesus fordert Zachäus zur Eile auf;
  • Jesus kennt Zachäus und die Sehnsucht seines Herzens;
  • Jesus lädt sich selber bei Zachäus ein in dessen Haus zu kommen und zu bleiben;
  • Das „ich muss“ ist für Jesus absoluter göttlicher Wille und schließt einen Alternativbesuch aus;
  • Das „ich muss heute“ macht deutlich, dass es keinen Aufschub gibt. Es ist die einzige Chance für Zachäus und seine Familie;
  • Dass Jesus sich selbst einlädt, ist nicht ganz ungewöhnlich für die Kultur jenes Volkes, bedeutete es doch für den Gastgeber eine große Ehre, eine Würdigung seines Hauses. Trotzdem beinhaltet diese Selbsteinladung mehr als die gewphnliche bitte um Gastrecht zu gewähren;
  • Und schließlich will Jesus dort nicht nur einkehren, sondern auch bleiben (zumindest für eine bestimmte Zeit) und im übertragenen Sinne für immer.

Zachäus ist überrascht, denn solche Anerkennung hatte er nicht erwartet. Doch er zögert keinen Augenblick, sondern beeilt sich herabzusteigen und Jesus mit Freuden aufzunehmen. Bereits bei vielen Gelegenheiten sahen wir, wie Jesus konträr zu den üblichen und allgemein anerkannten Verhaltensmustern im Judentum handelte. Nun überrascht er erneut die Menge. Die Reaktion von vielen (allen) im Volk ist nicht zu überhören, denn eine Welle der Entrüstung oder Emphörung macht sich breit: „Bei einem sündigen Mann ist er eingekehrt zu herbergen.“ (Lk 19,7). Da die Jünger bereits die Einstellung und Haltung von Jesus zu Sündern und Zöllnern kannten (hatten sie doch in ihren eigenen Reihen einen ehemaligen Zöllner), wird wohl die Unzufriedenheit nicht aus ihren Reihen gekommen sein. Wir suchen die Anstifter des Murrens eher unter den Pharisäern in der Volksmenge, besonders unter denen, welche in Jericho wohnten und Zachäus gut kannten. Denn auch bei anderen Situationen äußern diese sich gegenüber Zöllnern verächtlich (Lk 5,27-30; 15,1-2; 18,11). Dieser Unzufriedenheit hat sich die Menge des Volkes angeschlossen. In der Kultur des Orients, aber auch in Israel war es eher üblich, dass ein Ehrengast, der in eine Stadt kam bei dem `Ortsvorsteher` einkehrte, bzw. von diesem in sein Haus geladen wurde. Doch Jesus lässt sich niemals von der Meinung oder Stimmung von Menschen leiten oder beeiflussen. Er verhält sich mal wieder konträr zu den üblichen Gepflogenheiten seiner Zeitgenossen. Er bestimmt selber die Entwicklung und den Lauf der Ereignisse. Das nennt man Geschichte gestalten.

Hier wollen wir noch auf ein besonderes Wort aufmerksam machen, es geht um den griechischen Begriff `καταλύσαι katalysau`,

den manche Übersetzungen mit `herbergen` wiedergeben. Er schloss ein übernachten mit ein, so in 1Mose 19,2; 4Mose 22,8. Mit diesem Wort beschrieben die Murrenden ein Herbergen, welches alle Annehmlichkeiten,

  • wie das waschen der Füße,
  • sich auf bequemen Polstern entspannen,
  • reichhaltiges Abendmahl,
  • und natürlich ungestörten Schlaf mit einschloss.

Bei seinen früheren Jerusalembesuchen ist Jesus oft durch Jericho gezogen und höchst-wahrscheinlich hat er auch mal hier bei jemandem übernachtet. Doch dieses Mal bleibt er in Jericho zwei Tage, bzw. zwei Nächte, denn der folgende Tag ist ein Sabbat und so wird er erst am ersten Tag der Woche weiterreisen können um sechs Tage vor dem Passa in Bethanien anzukommen (Joh 12,1). Doch fällt uns auf, dass der Evangelist keinerlei Details zum eigenlichen Aufenthalt von Jesus im Hause des Zachäus nennt. Also liegt der Schwerpunkt im vorhandenen Text.

 

Zachäus freut sich sehr über die Beachtung und Wertschätzung des Herrn, denn sein Verlangen (Begehren, Suchen) nach Jesus wird nun voll befriedigt werden (Lk 19,3.6). Die Reaktion des Zachäus: „und er nahm ihn auf mit Freuden“ kann umfassend verstanden werden. Doch anscheinend spielte sich die folgende Szene auf der Strasse, bzw. außerhalb des Hauses und in Gegenwart aller Anwesenden ab, Gleich zu Beginn klärt Zachäus seine Angelegenheiten vor Jesus und das in aller Öffentlichkeit und Offenheit. Von einer Art Selbstrechtfertigung erkennen wir keine Spur, dafür wird durch sein Bekenntnis zum ungerechten Verhalten, seine Sinneswandlung deutlich.

  • Die Hälfte der (ehrlich) erworbenen materiellen Güter will er unter Armen verteilen.
  • Das durch Betrug Angesammelte will er den Betroffenen erstatten. Das Gesetz über die Erstattung von Gestohlenem oder Veruntreutem forderte ein `Zweifaches` des Wertes: 2Mose 22,3-8, Doch Zachäus stützt sich wohl auf die Festlegung des Königs David, wonach ein `Vierfaches` erstattet werden sollte: 2Sam 12,6.

Jesus reagiert ungewöhnlich auf das Bekenntnis und den Entschluss des Zachäus mit den Worten: „Heute ist diesem Haus Rettung (gr. swthri,a söt¢ria) geworden denn auch er ist Abrahams Sohn.“ Hier müssen wir sorgfältig hinhören, wie sich Rettung eines Menschen vollzieht, zustande kommt und der neue Status durch den Zuspruch des Herrn besiegelt wird.

Das wichtigste Identitätsmerkmal für die Juden damals wie heute ist – die Zugehörigkeit zu Abraham, bzw. Nachkommen Abrahams zu sein. Dabei wurde und wird in erster Linie an die Blutsmäßige Abstammung von Abraham über Isaak und Jakob gedacht. Selbst bei Jesus war es notwendig, seine menschliche Herkunft auf Abraham zurückführen zu können. So schreibt der Evangelist Matthäus: „Buch der Geschichte von Jesus Christus, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ (Mt 1,1). Zachäus bekommt von Jesus seine wahre Identität mit den Worten zugesprochen: „Denn er ist Abrahams Sohn.“ (Lk 19,9). Damit bestätigt Jesus nicht einfach nur dessen blutsmäßige Abstammung von Abraham, sondenr das viel Wichtigere, nämlich den Glauben an den, welcher dem Abraham als Nachkomme verheißen wurde, das ist Christus (1Mose 22,18; Gal 3,16). Die Tatsache, dass Zachäus Jesus mit Freuden aufnahm, birgt in sich in ihrer Tiefe und Vollkommenheit die Aufnahme Jesu als den Messias/Retter im Glauben in sein Herz und in sein Leben. Das bewirkte in ihm die Rettung und Freispruch von Schuld. Durch die Rettung konnte Jesus ihm seine wahre Identität nun in Wahrheit  als Abrahams Sohn zu gelten zusprechen.

ANMERKUNG: Das gilt auch für Frauen, so sagte Jesus, nachdem er eine verkrüppelte Frau in einer Synagoge heilte zu seinen Gegnern: „Musste dann nicht diese, die doch Abrahams Tochter ist, die der Satan schon achtzehn Jahre gebunden hatte, am Sabbat von dieser Fessel gelöst werden?“ (Lk 13,16).

Dieses Gütesiegel ist von Jesus und vorher schon von Johannes dem Täufer nicht ohne weiteres vergeben worden. Hören wir was Jesus etwa fünf Monate vorher den Schriftgelehrten in Jerusalem bescheinigte, als diese sich auf Abraham als ihren Vater beriefen; „Ich weiß wohl, dass ihr Abrahams Nachkommen seid; aber ihr sucht mich zu töten, denn mein Wort findet bei euch keinen Raum. Ich rede, was ich von meinem Vater gesehen habe; und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt. Sie antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater. Spricht Jesus zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder wärt, so tätet ihr Abrahams Werke.“ (Joh 8,37-39).

Und was sagt der Täufer zu den stolzen Pharisähern: „Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte des Umdenkens; und nehmt euch nicht vor zu sagen: „Wir haben Abraham zum Vater“. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken.“ (Lk 3,8). Erinnern wir uns, dass zur gleichen Zeit auch viele Zöllner zur Taufe kamen. Waren sie die Steine, die Gott zum Leben erweckte und ihnen die Identität zurückgab, die sie durch ihr Fehlverhalten verloren hatten?

Zachäus: eigennützig, selbstliebend, geldgierig, habgierig, gewissenlos, unbarmherzig, listig. Was machte ihn empfänglich für die Botschaft des Evangeliums von Jesus Christus?

  • Waren es nicht ganz am Anfang die sichtbaren Veränderungen im Lebens- und Arbeitsstil einiger seiner Mitarbeiter, die bereits bei der Predigt des Täufers umdachten und umkehrten?
  • War es nicht der Heilige Geist, der Zachäus von seiner Schuld überführte?
  • War es nicht der Vater im Himmel, der Zachäus offenbarte, dass Jesus der Christus ist?

Und Zachäus war bereit und nutzte die Chance, die Gott ihm gegeben hat. Oft macht Jesus eine theologische Aussage und danach erklärt er diese durch eine Erzählung oder bestimmte Hndlung. Hier gestaltet er eine ungewöhnliche Geschiochte und am Ende begründet er sein Verhalten und sein Handeln mit diesem einprägsamen Wort über die Aufgabe des Messias. „Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten (gr. ζητήσαι και σώσαι z¢t¢sai kai sösai) das Verlorene.“ (Lk 19,9-10).

 

Fragen / Aufgaben:

  1. In welchem lokalen Umfeld spielt sich diese Begegnung ab?
  2. Was ist dir über die Stadt Jericho bekannt?
  3. Beschreibe die Situation des Zachäus, wer ist er und was bewegt ihn?
  4. Jesus sieht tief in das Innere des Menschen, was bedeutet es für uns?
  5. Wie ist die Reaktion der (Pharisäer?), der Frommen, warum nehmen sie Anstoß am Verhalten von Jesus?
  6. Welche Menschengruppen sind uns heute unsympatisch?
  7. Jesus lädt sich selbst ein, ist dies normal? Gibt es in unserem Leben Situationen, bei denen wir ähnlich handeln würden?
  8. Was ist hier unter dem Begriff `Haus` gemeint?
  9. Was danach im Hause des Zachäus geschah wird nicht erwähnt, denn das von Lukas beschriebene spielt sich noch auf der Strasse ab.
  10. Die Predigt von Jesus, ist sehr kurz. Wie können wir im Alltag Menschen mit der Kurzfassung der Evangeliumsbotschaft erreichen?
  11. Was können wir vom Verhalten Jesu für unsere Besuche und Gespräche mit Menschen lernen?
  12. Warum ist Zachäus auch ohne Aufforderung bereit die Hälfte seiner Güter den Armen zu geben und sogar eine vierfache Erstattung des Geraubten (Gestohlenen)? Was bewegt ihn?
  13. Merkst du den Kontrast zum Reichen Jüngling?
  14. Was bekommt Zachäus und seine Familie an diesem Tag?
  15. Wie und wo ist Jesus heute auf der Suche, um Verlorene zu retten?
Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus, ISRAEL | Verschlagwortet mit , , , , , , | Schreib einen Kommentar

JERICHO – die Palmenstadt

JERICHO – die Palmenstadt

 

Als wir nach Jericho einfuhren, war es bereits dunkel geworden. In dieser Jahreszeit (25. Januar) wird es im Jordantal früh dunkel. Schnell versinkt die Sonne hinter dem Kamm der im Westen liegenden Berge von Juda und Benjamin. Unser arabischer Busfahrer Zacharias lenkte geschickt den Bus durch die von Autos überfüllten Strassen der heutigen Stadt. Von beiden Seiten der Strasse sehen wir kleine Läden, Obststände, Cafe`s und Restaurants, viele Menschen sind noch draußen. So konnten wir aus dem Bus heraus das abendliche Geschehen in Ruhe beobachten.

Unsere Unterkunft, am Nordrand der Stadt gelegen, entpuppte sich als ein 4* Hotel „Jericho Resort Village“. Wir waren nicht die einzige Reisegruppe an diesem Abend, kurz vor uns reiste eine christliche Gruppe aus Südostasien an und bevölkerte das Foyer.

Unsere Unterkunft, am Nordrand der Stadt gelegen, entpuppte sich als ein 4* Hotel „Jericho Resort Village“. Wir waren nicht die einzige Reisegruppe an diesem Abend, kurz vor uns reiste eine christliche Gruppe aus Südostasien an und bevölkerte das Foyer.

Abbildung 1: Jericho bei Nacht – es ist ein eigenartiges Gefühl in Jericho zu übernachten. Wie viele Geschichten spielten sich hier in dieser Gegend ab? Die Gedanken gehen weit zurück in der biblischen Offenbarung. (Foto: 25. Januar 2019).

Wir bezogen unser Doppelzimmer im dritten Stock und hatten von dort aus einen schönen Überblick über die gut beleuchtete Stadt Jericho. Ursprünglich war geplant, diese Nacht in Jerusalem zu verbringen, doch wir freuten uns sehr über diese für uns spontane Planänderung der Reiseleitung.

Ich kannte Jericho bis dahin nur vom Durchfahren, als wir 1986 mit einer Reisegruppe von Jordanien kommend, die Stadt durchquerten. Damals sahen wir den Rosenstrauch von Jericho, besichtigten den Ruinenhügel El es-Sultan, Reste des uralten Jericho und deckten uns am Strassenrand mit frischem Obst ein.

Abbildung 2: Das Schild beschreibt Jericho als die älteste Stadt der Welt, worauf die Einwohner sehr stolz sind (Foto: 26. Januar 2019).

Kein Reiseleiter lässt es sich entgehen zu betonen, dass Jericho die älteste Stadt der Welt ist und die Schätzungen der Archäologen reichen von etwa acht bis zehn Tausend Jahre zurück. Von Wissenschaftlern wird es jedoch nur eingeschränkt behauptet, da es sich bei Jericho über längere Zeit nur um eine Dorfbesiedlung gehandelt haben konnte. In 1Mose 10,8-10 wird Nimrod als erster Städtebauer erwähnt. Dort lesen wir: „Kusch aber zeugte Nimrod. Der war der Erste, der Gewalt übte auf Erden, und war ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN. Daher spricht man: Das ist ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN wie Nimrod. Und der Anfang seines Reichs war Babel, Erech, Akkad und Kalne im Lande Schinar.“ Land Schinear wird im Gebiet des sogenannten Zweistromlandes vermutet, also zwischen Euphrat und Tigris.

Abbildung 3: Jericho bei Tag – die heutige Stadt erstreckt sich zwischen dem Jordan im Osten, dem judäischen Berglang im Westen und nördlich des Toten Meeres. Abgesehen von einer längeren Unterbrechung war die Stadt seit Urzeiten bewohnt (Foto: 26. Januar 2019).

Allerdings ist Jericho die am tiefsten gelegene Stadt der Welt – etwa 250 Meter unter Meeresniveau.

In der Bibel wird Jericho 65 Mal erwähnt und steht damit an dritter Stelle nach Jerusalem und Hebron. Die erste Erwähnung von Jericho finden wir in 4Mose 22,1: „Danach zogen die Israeliten weiter und lagerten sich in den Steppen Moabs gegenüber Jericho.“ Die Stadt liegt etwa sieben Kilometer westwärts des Jordan und etwa 10 Kilometer nördlich des Toten Meeres. Als die Israeliten dann etwa Anfang/Mitte April den Jordan überquerten, hörte das Manna auf. So lesen wir in Josua 5,10-12: „Während nun die Kinder Israels sich in Gilgal lagerten, hielten sie das Passah am vierzehnten Tag des Monats, am Abend, in den Ebenen von Jericho. Und am Tag nach dem Passah aßen sie von dem Getreide des Landes, nämlich ungesäuertes Brot und geröstetes Korn, an ebendiesem Tag. Und das Manna hörte auf am folgenden Tag, als sie von dem Getreide des Landes aßen; und es gab für die Kinder Israels kein Manna mehr, sondern in jenem Jahr aßen sie vom Ertrag des Landes Kanaan.“ Die Gegend um Jericho muß damals sehr fruchtbar gewesen sein, denn die Israeliten aßen um die Zeit des Passah von dem frischen Getreide. Dies könnte als ein gewisser Hinweis bewertet werden, dass Jericho damals in einer Art Blütezeit gestanden hat.

Abbildung 4: Die Gegend um Jericho ist heute noch sehr fruchtbar. Gemüße und Obst gibt es in Fülle. (Foto: 26. Januar 2019).

Doch auch heute wird dort vieles angebaut. Zitrus- und Bananenplantagen, Dattelpalmen. Bereits im Januar aßen wir frische Kartoffeln, frisches Gemüße und verschiedenes Grünzeug. Viermal wird Jericho die Palmenstadt genannt (5Mose 34,3; Ri 1,16; 3,13; 2Chr 28,15). Es handelt sich dabei um eine Oase, die reichlich Grundwasser hatte und in der seit Urzeiten Dattelpalmen gediehen.

In der Geschichte Israels spielte die Stadt eine wichtige Rolle. Sie wurde nach tagelanger Belagerung durch  die Israeliten eingenommen, nach dem die Mauern der Stadt auf wundersame Weise einstürzten, möglicherweise durch ein Erdbeben. Doch Rahab und ihre Familienangehörigen wurden gerettet (Jos 2-6; Hebr 11,31; Jak 2,25).

Abbildung 5: Die Umgebung von Jericho vom Georgskloster aus gesehen (Foto: 13. Juni 2016).

Josua sprach einen Fluch aus über den, der die Stadt wieder aufbauen wird, so lesen wir in Josua 6,26: „Zu der Zeit ließ Josua schwören: Verflucht sei vor dem HERRN, wer sich aufmacht und diese Stadt Jericho wieder aufbaut! Wenn er ihren Grund legt, das koste ihn seinen erstgeborenen Sohn, und wenn er ihre Tore setzt, das koste ihn seinen jüngsten Sohn!.“ Daran dachte man in Israel noch lange. So lag die Stadt dann mehrere Jahrhunderte in Trümmern.

In https://de.wikipedia.org/wiki/Jericho können wir über Jericho folgendes nachlesen: „Die letzten Grabungen bestätigen, dass die zerstörten früheren Stadtmauern nicht wieder aufgebaut wurden und der Ort in dieser Epoche keine Stadtmauer besaß. Auch in den umliegenden Gebieten sind seit der Regierungszeit von Thutmosis III. kaum noch Befestigungsanlagen nachweisbar. Die Ursachen für diesen Befund dürften wohl mit dem politischen Herrschaftsbereich Ägyptens zusammenhängen.[Spätestens seit Beginn des 13. Jahrhunderts v. Chr. war Jericho nur noch ein unbewohnter Ruinenhügel. Die Gründe für die Aufgabe sind nicht bekannt. Ein Zerstörungshorizont ist nicht erkennbar. Im 11. oder 10. Jahrhundert v. Chr. sind neue Besiedlungsversuche festzustellen. Im Gegensatz zur früheren Ortsfläche lag jedoch eine geringere Bebauung mit Dorfcharakter vor. Die letzten Grabungen bestätigen, dass die zerstörten früheren Stadtmauern nicht wieder aufgebaut wurden und der Ort in dieser Epoche keine Stadtmauer besaß.“

In der Regierungszeit Ahabs des Königs im Nordreich Israel (871-852) baute Hiel aus Bethel Jericho wieder auf, so lesen wir in 1Könige 16,34: „Zu seiner Zeit baute Hiel von Bethel Jericho [wieder auf]. Es kostete ihn seinen erstgeborenen Sohn Abiram, als er seinen Grund legte, und seinen jüngsten Sohn Segub, als er seine Tore setzte, nach dem Wort des HERRN, das er durch Josua, den Sohn Nuns, geredet hatte.“ Die Jahrhundertelange Phase, in der Jericho ohne Stadtmauern nur spärlich besiedelt war, würde den biblischen Befund bestätigen, wenn man von der sogenannten Frühdatierung  des Auszugs der Kinder Israel aus Ägypten (etwa 1450) ausgeht (1Kön 6,1: 966+480=1446).

  • Die Propheten Elia und Elisa betraten die Stadt Jericho, bevor der große Prophet des Alten Testamentes von Gott ohne den Tod zu sehen, hinweggenommen wurde (2Kön 2,1-14).
  • Hier wohnten auch eine Anzahl der Prophetenjünger (2Kön 2,15-18).
  • Hier machte Élisa die bittere Quelle zu trinkbarem Wasser (2Kön 2,21-22).
  • Das Essen für die Prophetenjünger wieder essbar und speiste viele Menschen mit zwanzig Gerstenbroten (2Kön 4,38-43).

 

Im Neuen Testament wird Jericho gut fünfmal erwähnt. Von zwei besonderen Geschichten berichten uns die Evangelisten.

Abbildung 6: Die Sykomore in Jericho – es gibt viele Maulbeerbäume im Bereich Jericho und auch sonst im Lande. Sie können sehr groß werden und haben dichtes Laub (Foto: 26. Januar 2019).

Von dem Besuch Jesu bei dem Zöllner Zachäus, berichtet uns der Evangelist Lukas (Lk 19,1-10). „Und er kam nach Jericho hinein und zog hindurch. Und siehe, da war ein Mann, genannt Zachäus, ein Oberzöllner, und dieser war reich. Und er wollte gerne Jesus sehen, wer er sei, und konnte es nicht wegen der Volksmenge; denn er war von kleiner Gestalt. Da lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er vorbeikommen. Und als Jesus an den Ort kam, blickte er auf und sah ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steige schnell herab; denn heute muss ich in deinem Haus einkehren! Und er stieg schnell herab und nahm ihn auf mit Freuden. Als sie es aber sahen, murrten sie alle und sprachen: Er ist bei einem sündigen Mann eingekehrt, um Herberge zu nehmen! Zachäus aber trat hin und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich jemand betrogen habe, so gebe ich es vierfältig zurück! Und Jesus sprach zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil auch er ein Sohn Abrahams ist; denn der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“

Abbildung 7: Dachdecker bei ihrer Arbeit in auf einem Haus Jericho (Foto: 26. Januar 2019).

Die zweite Geschichte handelt von der Heilung zweier Blinder (Mt 20,29-34). „Und als sie von Jericho auszogen, folgte ihm eine große Volksmenge nach. Und siehe, zwei Blinde saßen am Weg. Als sie hörten, dass Jesus vorüberziehe, riefen sie und sprachen: Herr, du Sohn Davids, erbarme dich über uns! Aber das Volk gebot ihnen, sie sollten schweigen. Sie aber riefen nur noch mehr und sprachen: Herr, du Sohn Davids, erbarme dich über uns! Und Jesus stand still, rief sie und sprach: Was wollt ihr, dass ich euch tun soll? Sie sagten zu ihm: Herr, dass unsere Augen geöffnet werden! Da erbarmte sich Jesus über sie und rührte ihre Augen an, und sogleich wurden ihre Augen wieder sehend, und sie folgten ihm nach.“

Dann zog Jesus in Begleitung einer großen Volksmenge weiter um hinauf nach Jerusalem zu gehen. Wir aber kommen wieder im Heute an und bei dem, was uns in Jericho noch positiv auffiel. Unser Hotelzimmer war sehr geräumig und sauber. Ausgestattet mit WLAN, Balkon, Klimaanlage, Badezimmer, Kühlschrank, Wasserkocher (es lagen sogar Tee- und Kaffeebeutel vor).

Abbildung 8: Der Pool im Garten der Hotelanlage ist in dieser Gegend ein Luxus, der hauptsächlich der ausländischen Gäste wegen angelegt ist. Doch bereits in herodianischer Zeit wurden in den Herrscherpalästen am Wadi Kelt in Nähe der Quellen große Badeanlagen geschaffen (Foto: 26. Januar 2019).

Auch der Speisesaal des Hotels ist weiträumig, das Büffet reichhaltig an Vorspeisen, Hauptgerichten sowie Nachspeisen. Es war eine sehr ruhige Nacht, wir schliefen bei offener Balkontür, zogen nur die Moskitonetztüre zu. In der gesamten Gegend um Jericho gibt es de facto keinen Winter. Wolkenkratzer sucht man ebenfalls vergeblich in der Stadt. Dafür überwiegen im Stadtbild zweistöckige Häuser mit Hof und Garten. Das Hundegebell aus den einzelnen Höfen macht deutlich, dass diese Haustiere zum Zwecke der Bewachung gehalten werden.

Die Sonne ging früh auf über dem Gebirge östlich des Jordan und es wurde zusehends hell. Nach dem reichhaltigen Frühstück fuhren wir wieder durch die Stadt in Richtung des von der Tradition festgelegten Berges der Versuchung von Jesus. In der Stadt, die etwa 22000 arabische Einwohner zählt, gibt es nicht nur Moscheen, sondern auch eine koptisch-christliche Kirche. Die koptischen Christen werden noch am ehesten von den arabischen Moslems anerkannt. Gerne wären wir länger in dieser Stadt geblieben, doch wenn man mit einer Gruppe unterwegs ist, müssen persönliche Wünsche hinten angestellt werden.

Abbildung 9: Der Ruinenhügel El es-Sultan liegt im Nordwesten der heutligen Stadt (Foto: 26. Januar 2019)..

Es handelt sich dabei um Reste der uralten Stadtmauer von Jericho. Die untersten Schichten der Mauer sind noch aus unbehauenen Steinen und weisen daher ein sehr hohes Alter auf.

Dass die Stadt Jericho zur Zeit des Neuen Testamentes in Blüte stand, ist außer Frage. Der Handel blühte und die Steuergelder flossen reichlich. Zachäus war Oberzöllner, es gab also noch viele unter seiner Leitung und alle machten ihre Geschäfte. Aus der Geschichte mit dem barmherzigen Samariter können wir uns vorstellen, dass die besagte Herberge-Karawanserei sich in unmittelbarer Nähe von Jericho befand (Lk 10) (Lk 10,34)..

Abbildung 10: Die Mauerreste von Altjericho Die unteren Mauerschichten sind zum Teil aus unbehauenen Steinen (Foto: April 1986).

Die Bewohner von Jericho lebten von Getreideanbau und Viehzucht. Da die Stadt an einer wichtigen Karawanenkreuzung lag, gab es auch viel Handel mit Syrien und Ägypten. So sind durch die archäologischen Funde sogar Handelswaren aus Zypern nachgewiesen worden.

Die Bibel bestätigt die Fruchtbarkeit dieser Gegend zur Zeit Abrahams mit den Worten: „Da hob Lot seine Augen auf und sah die ganze Gegend am Jordan, dass sie wasserreich war. Denn bevor der HERR Sodom und Gomorra vernichtete, war sie bis nach Zoar hin wie der Garten des HERRN, gleichwie Ägyptenland.“ (1Mose 13,10). Sehr verlockend war für den jungen Neffen Lot diese fruchtbare Gegend. Er suchte den materiellen Vorteil, welcher so offensichtlich war. Trotz dieser materialistischen Einstellung bewahrte er eine Frömmigkeit und Glauben an den einen wahren Gott, der Abraham bereits mehrmals erschienen war. Und im Neuen Testament wird er als ein Gerechter bezeichnet (2Petr 2,7)t.

Abbildung 11: Eine Schaf- und Ziegenherde am Rande von Jericho mit ihrem Hirten (Foto: 26. Januar 2019).

Wir staunten nicht wenig über der Schaf- und Ziegenherde, weil in dieser Region nur selten Regen fällt und daher auch die natürliche Vegetation sehr spärlich ist. Doch wo immer wir eine Senke erblickten, da wuchs auch viel grünes Gras in dieser Jahreszeit.

 

 

 

 

Veröffentlicht unter ISRAEL, Reiseberichte | Verschlagwortet mit , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Delfine in der Ägäis

Am 4. September 2009 umsegelten wir die Insel Thassos im Süden, in Sichtweite des Frauenklosters Archangelos und wurden Augenzeugen eines Delfinspektakels.

Abbildung: Oberhalb der Steilküste von Südthassos liegt das Kloster Archangelos aus dem (Foto: am 4. September 2009). Die kostenfreie Vorstellung dauerte insgesamt mehr als 20 Minuten. Es war sozusagen die Krönung unseres 7-Tage Segeltrips „Auf den Spuren des Apostels Paulus“ von Kavala nach Samothrake.

Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan:  Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere, die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und alles, was die Meere durchzieht.  HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!“ (Ps 7-10,).

Veröffentlicht unter Reiseberichte, Uncategorized, Video | Schreib einen Kommentar

10.9 Das Gleichnis von der königlichen Hochzeit

10.9 Das Gleichnis von der königlichen Hochzeit

(Bibeltext: Mt 22,1-14)

Das Gleichnis von der Königlichen Hochzeit hat im Lukasevangelium im Gleichnis vom Großen Abendmahl (Lk 14,15-24) seine Parallele. Es sieht so aus, dass Jesus zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten oft Gleiches oder auch Ähnliches gesagt hat. Zwar ist die große Linie dieselbe: Der Gastgeber (hier im Matthäusevangelium ein König) hat viele zum Hochzeitsmahl eingeladen, doch zur Festzeit entschuldigen sie sich kurzfristig aus verschiedenen Gründen. Da sich jedoch die Gleichnisse in vielen Einzelheiten unterscheiden, wollen wir sie getrennt betrachten.

10.9.1 Die mehrfache Einladung zum Hochzeitsmahl

(Bibeltext: Mt 22,1-10)

 

Der Evangelist Matthäus schreibt:

Und Jesus antwortete und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach: Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Und er sandte seine Knechte aus, die Geladenen zur Hochzeit zu rufen; doch sie wollten nicht kommen. Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Geladenen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie. Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Geladenen waren’s nicht wert. Darum geht hinaus auf die Ausfallstraßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Hochzeit wurde gefüllt mit denen, die sich niederlegten. (Mt 22,1-10 frei übersetzt).

Die einleitenden Worte „(…) und Jesus antwortete und redete wieder in Gleichnissen zu ihnen und sprach“ (Mt 21,1) sind aufschlussreich: Jesus reagiert zwar nicht auf eine konkrete Frage, aber er antwortet auf die Situation, die feindliche Haltung der religiösen Autoritäten. Jesus vergleicht das Reich der Himmel mit der Hochzeit eines Königssohns. Das Reich der Himmel haben wir schon in Mt 4,23; Mt 13,43; Mt 20,1 als die freudige und herrliche Zeit in der Gott in Christus in der finalen Phase des Reiches im neuen Himmel und in der neuen Erde herrschen wird. Diese Freudenzeit wird bildlich dargestellt. Geladene kommen zu einem Mahl, legen sich auf Teppiche/Polster, sehen vor sich die herrlichsten Speisen und ein gepflegtes Tischgespräch unterhält alle. Hier in unserem Gleichnis wird das Fest als ein Hochzeitsfest beschrieben. Nach Richter 14,7 kann solch eine Hochzeit sieben Tage dauern, in der Regel jedoch 3-4 Tage (Joh 2,1ff). Der Sohn soll heiraten, spielt aber sonst im Gleichnis kaum eine Rolle. König und Königssohn markieren hier die außerordentliche Wichtigkeit des Festes. Der Schwerpunkt liegt auf den zum Fest Geladenen.

Auch in diesem Gleichnis sind alle Geladenen langfristig zur Hochzeit eingeladen und werden jetzt am Festtag zur Festeröffnung nochmals freundlich aufgefordert zu kommen. Doch sie wollen nicht kommen – die stärkste Art einen Mitmenschen zu brüskieren! Hier lädt ein König ein – da muss im Verhältnis von Untertanen zum Herrscher etwas sehr schief liegen. Doch der sehr geduldige und großzügige König sendet andere Boten mit Erklärungen und der sehr demütigen Bitte: „(…) alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit“ (Mt 22,4). Somit hatten die Gerufenen drei Einladungen gehört. Bibelleser merken, dass dies Gleichnis wie der Evangelist Matthäus es uns berichtet, eine Nähe zum vorherigen Gleichnis von den bösen Weingärtnern hat (Mt 21,33-45). In beiden Gleichnissen wird drei Mal eingeladen. Gott selbst sprach durch viele Propheten bis zu Johannes dem Täufer. Gott sprach durch Christus, die Zwölf, die Siebzig – doch Gott ist geduldig! Lies: Jer 7,13.25; 11,7; 25,3; Hes 18,23.32; 33,11; Lk 13,6-9; Röm 2,4; 9,22; 1Tim 1,16; 1Petr 3,20; 2Petr 3,15.

Doch die Eingeladenen reagieren auch auf die dritte Einladung gleichgültig (mein trister Alltag auf dem Feld oder im Laden ist mir wichtiger) und dann sogar feindlich bis verbrecherisch. Die Reaktion der Geladenen ist untypisch für Orientalen. Das muss den Zuhörern aufgefallen sein. Hätte der König die Steuern erhöht, wäre ihr Protest verständlich und nachfollziebar gewesen (lies dazu 2Chr 10,1-17). Aber hier geht es nicht um Steuererhöhung, sondern um die Einladung zu einem großen Fest – was für ein Privileg! Wer von seinen Zuhörern das vorhergehende Gleichnis mitbekommen hat, wird hier eine deutliche Parallele erkannt haben (Mt 21,45). Auch Stefanus wird später der Führung vorhalten: „Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt?“(Apg 7,52). Wir haben natürlich auch das Schicksal von Johannes dem Täufer im Sinn, wenn wir von Verfolgung, Mißhandlung und Totschlag der Propheten hören (Mt 17,12; 23,35). Doch Jesus macht in diesem Gleichnis seinen Zuhörern sehr deutlich: Gottes Geduld hat Grenzen. Lies 1Mose 6,3; Spr 29,1; Dan 5,22-31; Mt 21,40-44; Lk 13,9; Offb 2,21-22. Es scheint so, dass die Eingeladenen alle in einer eigenen Stadt wohnen, denn ein schreckliches Gericht ereilt diese: Tod und Feuer. Heutige Bibelleser denken dabei auch an Jerusalem 70 n.Chr. und die Eroberung durch Titus Flavius. Josephus berichtet darüber (Jüdische Kriege VI,250-253).

Die ursprünglich Eingeladenen lehnten wiederholt die Einladung des Königs ab. Doch der König lässt sich nicht abhalten – die Feier findet auf jeden Fall statt. So geht die Einladung an die Menschen der Straßen. Ihr Status spielt keine Rolle – jeder wird zum Fest gebeten. Jeder jüdische Zuhörer konnte hier den zweiten Sinn verstehen: andere Völker werden ihre Einladung erhalten. Dieses universelle Heilsangebot ist ein zentrales Anliegen von Jesus und dann auch von seinen Nachfolgern (Mt 28,19: Lk 24,47; Joh 10,16; Röm 10,12-13; 1Kor 7,19; Gal 3,9; Eph 2,14.18; Phil 3,3; Kol 3,11). Vergessen wir jedoch nicht, dass Jesus selbst die Reihenfolge festgelegt hat, welche später auch seine Jünger eingehalten haben (zuerst die Juden, dann die Völker – fangt an in Jerusalem).

Und der Hochzeitssaal wurde voll.

10.9.2 Das fehlende hochzeitliche Gewand

Bibeltext: (Mt 21,11-14)

 

Dürfen wirklich alle von der Straße Eingeladenen feiern? Ist hier eine Spur der Allversöhnungslehre zu finden? Der Evangelist Matthäus geht in seiner Schilderung nahtlos über zu dem besonderen Vergleich mit dem fehlenden Hochzeitsgewand, wenn er die Erzählung von Jesus fortsetzt mit den Worten:

Da ging der König hinein, sich die (zu Tisch) Liegenden anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähneklappern sein. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt. (Mt 22,11-14).

Hier wollen wir einigen Fragen nachgehen:

 

  1. Frage: Warum redet der König den Menschen, der kein hochzeitliches Gewand anhatte, mit `Freund` an? Schließlich wirft man doch einen Freund nicht auf solch schmähliche Weise aus der Festgemeinschaft hinaus.

Die Anrede `εταιίρε etaire` in der sehr knappen Vokativ Form (Rufform) kommt noch in Matthäus 20,13 und 26.50 vor und in keinem dieser drei Geschichten ist die angeredete Person `Freund` im Sinne von `φιλέ μου phile moumein Freund`. Jesus redet nur die mit `meine Freinde` an, die seinen Willen tun (Joh 15,14-15). In allen drei Stellen ist das Verhalten der Angeredeten negativ, bei Judas in Matthäus 26,50 (vgl. Lk 22,48) sogar mit verräterischer Absicht. In der klassischen griechischen  Literatur wird die Bezeichnung `εταίρος etairos als allgemeine Anrede an jemanden dessen Namen man nicht weiss verwendet. Es kann mit `Genosse, Kamerad, Freund, Gefährte` ins Deutsche übersetzt werden (Walter Bauer 1971, 622). In unserem Text würde eher die Anrede `Genosse`  passen. Bei der Härte der verurteilenden Worte des Königs passt die Anrede `Freund` jedoch nicht, es sei denn sie wird mit einem deutlichen Unterton des Sarkasmus gebraucht.

 

  1. Frage: Was ist der Sinn und die Bedeutung der hochzeitlichen Bekleidung?

Das hochzeitliche Gewand macht uns Schwierigkeiten. Wie kann man von Leuten, die auf den Straßen aufgelesen wurden, passende Hochzeitskleidung erwarten? Es wird ohne nähere Erklärung vorausgesetzt, dass der Gefragte in geeigneter Kleidung hätte erscheinen können. Es war wohl überflüssig extra zu betonen, dass der König für Bad und frische Festkleidung vorgesorgt hat. So lesen wir in Jesaja 61,3: „(…) um den Trauernden von Zion zu verleihen, dass ihnen Kopfschmuck statt Asche gegeben werde, Freudenöl statt Trauer und Feierkleider statt eines betrübten Geistes, dass sie genannt werden »Bäume der Gerechtigkeit«, eine »Pflanzung des HERRN« zu seinem Ruhm.“ Sowohl der König im Gleichnis, als auch der Herr in der Realität ist Großzügig und vorsorglich den Bedürftigen gegenüber. Es lag eindeutig an dem Menschen, der die Festkleidung verweigerte, oder nachdem er sie angenommen hatte, wieder ablegte. Im Gleichnis wird nur ein Mann gefragt, wie er ohne hochzeitliches Gewand hereingekommen sei. Das Gleichnis hat an seinem jetzigen Platz und in seiner jetzigen Form keine Erklärung, so dass wir auf den gesamtbiblischen Kontext zurückgreifen müssen um eine mögliche Erklärung zu bekommen.

Kleider sind in der Bibel häufig Symbol für den Status eines Menschen, sie sagen aber auch etwas über sein Wesen aus, ebenso über seine Beziehung zu Gott. Hier einnige Beispiele:

  • 1Mose 3,7.21: „Da wurden ihnen beiden die Augen geöffnet, und sie erkannten, dass sie nackt waren; und sie banden sich Feigenblätter um und machten sich Schurze.“ Die Selbstgemachte Kleidung aus Feigenblättern wurde von Gott nicht anerkannt und er selbst machte für Adam und Eva Kleider aus Fellen geschlachteter Tiere. So lesen wir in 1Mose 3,21: „Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fell und bekleidete sie.“ Sie nahmen diese von Gott gemachten Kleider an und wurden so mit Gott wieder in Gemeinschaft gebracht.

 

  • 2Mose 29,4ff: Aaron und seine Söhne sollten für ihren Dienst mit besonderer, von Gott vorgeschriebenen Bekleidung ausgestattet werden.
  • In Jesaja 61,10 werden kostbare Kleider als Bild für Rettung und Gerechtigkeit durch den Herrn zugeteilt. So lesen wir: „Ich freue mich im HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils (Rettung) angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam mit priesterlichem Kopfschmuck geziert und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt.“ Auch hier ist von Bräutigam und der Braut die Rede – indirekter hochzeitlicher Bezug.
  • In Offenbarung 19,7-8 wird der Beginn der endgültigen und himmlischen Hochzeitsfeier bildhaft beschrieben und dabei die besondere Bekleidung der Braut (Gemeinde) hervorgehoben. Ausdrücklich heißt es, dass ihr diese Bekleidung gegeben wurde. „Lasst uns fröhlich sein und jubeln und ihm die Ehre geben! Denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereit gemacht.Und es wurde ihr gegeben, sich in feine Leinwand zu kleiden, rein und glänzend; denn die feine Leinwand ist die Gerechtigkeit der Heiligen.“ (vgl dazu auch Offb 7,9-14).

Die Frage des Königs: „Wie bist du ohne Hochzeitskleid hereingekommen“ erweckt sogar den Eindruck, dass dieser Mensch sich mit einer Art List hereingeschliechen hatte. Es ist möglich, dass Jesus hier sagen will, dass sich einige zu den „Kindern des Reiches Gottes“ rechnen, die in Wirklichkeit aber eine ganz andere Gesinnung haben. Wenn dies stimmt, dann ist das Gleichnis vom Fehlenden hochzeitlichen Gewand eine Warnung gegen falsche Jüngerschaft. Nicht wer „Herr, Herr“ sagt (Mt 7,21) kommt ins Reich Gottes, sondern wer den Willen des himmlischen Vaters tut!

 

  1. Frage: Ist das Urteil des Königs nicht zu hart?

Der Befehl des Königs birgt in sich keinerlei Milde. „Bindet ihm Füße und Hände und werft ihn in die Finsternis hinaus, da wird Heulen und Zähneklappern sein“. Ähnliches sagte Jesus in einem anderen Zusammenhang in Lukas 13,23-30: „(…) Da wird das Heulen und das Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes seht, euch selbst aber hinausgestoßen! Und sie werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, und zu Tisch sitzen im Reich Gottes. Und siehe, es sind Letzte, die werden Erste sein; und es sind Erste, die werden Letzte sein.“

Auch wenn dieses Gleichnis vordergründig den Zeitgenossen von Jesus gesagt wurde, so behält es seine Gültigkeit für alle Menschen aller Zeiten. Der Autor des Hebräerbriefes schreibt: „wie viel schlimmerer Strafe, meint ihr, wird derjenige schuldig erachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt wurde, für gemein geachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat?“ (Hebr 10,29). Das Angebot in Gottes königlicher Herrlichkeit mitzufeiern ist so gewaltig und für Gott so kostenintensiv, dass die Ablehnung oder Missbrauch der Einladung nach sich ein angemessenes hartes Urteil zieht.

 

  1. Frage: Was bedeutet: „viele sind berufen aber wenige sind auserwählt“?

Auch diese Aussage von Jesus ist nicht leicht zu verstehen, hat es doch mit der Erwählung durch Gott, aber auch mit der freien Willensentscheidung des Menschen zu tun. Die Begriffe, welche hier verwendet werden sind: `,κλητοί kl¢toi – Berufene` im Nom. Pl. und `έκλεκτοί, eklektoi – Auserwählte` im Nom. Pl. Jesus scheint einen Unterschied zu machen zwischen `berufen` und `auserwählt`, dementsprechend zwischen `Berufenen` und `Auserwählten`. Diese Unterscheidung wird auch durch seine Aussagen in der Endzeitrede (Mt 24,22.24,31) bestätigt, wo er letztlich nur von `έκλεκτούς eklektous – Auserwählten` spricht. Klar ist, dass die Auserwählten auch berufen wurden. Werden demnach nicht alle, welche berufen wurden auch das Ziel erreichen? Auch auf diese Frage gibt Jesus eine Antwort, denn er hat Einblick in das, was war, was ist und in das was sein wird (Joh 2,25; 6,64 Lk 13,28; Offb 3,4.16). Jesus sah die reale Entwicklung voraus: Mt 7,14: „Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden!“ Mt 24,12-13: „Und weil die Missachtung des Gesetzes überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten. Wer aber bis an das Ende geduldig ausharrt, wird gerettet werden.“ Offb 3,4: „Aber du hast einige in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben; die werden mit mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind’s wert.“

 

 

 

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Welche Unterschiede fallen dir ein, wenn du die Gleichnisse Vom großen Abendmahl und Von der königlichen Hochzeit vergleichst?
  2. Was hält die Eingeladenen damals wie heute vom Kommen ab?
  3. Sind in unserer Mitte die „von der Straße“ herzlich begrüßt und willkommen geheißen?
  4. Gehen wir noch auf die „Straßen und Kreuzungen“ um einzuladen?
  5. Was symbolisiert das Gewand hier im Gleichnis? Welche weiteren Aussagen finden wir in der Bibel (Mk 9,3; Offb 3,4; 3,18; 22,14).
  6. Wen meint Jesus mit den „Auserwählten“?

 

Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus | Verschlagwortet mit , , , , | Schreib einen Kommentar

10.8 Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern

(Bibeltexte: Mt 21,33-44;  Mk 12,1-11;  Lk 20,9-18)

 

Die erste Betrachtung dieses Gleichnisses

Jesus reiht ein Gleichnis an das andere, denn die Zeit drängt, es bleiben nur noch wenige Tage bis er zum Vater zurück geht. Sein Werben um Israel wird noch intensiver. Auch das folgende Gleichnis erzählt Jesus im Tempel. Wie in der Passawoche zu erwarten ist, sind tausende Pilger schon frühzeitig in Jerusalem eingetroffen. Jesus ist bei seiner wichtigsten Tätigkeit, dem Lehren. Er ist Meister in Geschichten erzählen, sehr oft benutzt er in seiner Lehrtätigkeit Gleichnisse, (Vergleichsgeschichten aus verschidenen Lebensbereichen der Menschen). Dabei lässt er nicht locker, immer noch wendet er sich vordergründig an die Oberschicht, die Führung des Volkes.

Abbildung 10 Ein Weinberg am Südhang des Bodensee westlich des Ortes Fischbach. Es ist Herbst, die Weinernte ist bereits eingefahren, doch die Traubenstöcke stehen noch in ihrer herbstlichen Farbenpracht (Foto: 1. November 2018).

Wie der Evangelist Matthäus schreibt, wendet sich Jesus vorrangig an die Priesterschaft und die Gruppe der Pharisäer mit ihren Schriftgelehrten:

Hört ein anderes Gleichnis: Es war ein Hausherr, der pflanzte einen Weinberg und zog einen Zaun darum und grub eine Kelter darin und baute einen Turm und verpachtete ihn an Weingärtner und ging außer Landes. Als nun die Zeit der Früchte herbeikam, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, damit sie seine Früchte holten. Da nahmen die Weingärtner seine Knechte: den einen schlugen sie, den zweiten töteten sie, den dritten steinigten sie. Abermals sandte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; und sie taten mit ihnen dasselbe. (Mt 21,33-36).

Die Evangelisten Markus und Lukas berichten jeweils von nur einem Knecht, den der Weinbergeigentümer zu den Weingärtnern sendet. Diese werden jeweils misshandelt und mit leeren Händen weggeschickt. Höchstwahrscheinlich waren in der Originalversion von Jesus alle diese Aspekte vorhanden, doch die Evangelisten schrieben nur Teile der Gesamterzählung nieder. Auf jeden Fall wiederspiegeln sie die verschiedenen Behandlungsweisen der von Gott gesandten Propheten in der Geschichte Israels. So stellt Stefanus bei seinem Verhöhr wenig später vor dem Hohen Rat fest: „Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die zuvor verkündigten das Kommen des Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid.“ (Apg 7,52). Wir folgen weiter dem Text des Evangelisten Matthäus:

Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen (Markus und Lukas ergänzen: „den Geliebten“) und sagte sich: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie zueinander: Das ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbgut an uns bringen! Und sie nahmen ihn und stießen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommen wird, was wird er mit diesen Weingärtnern tun? Sie antworteten ihm: Er wird den Bösen ein böses Ende bereiten und seinen Weinberg andern Weingärtnern verpachten, die ihm die Früchte zur rechten Zeit geben. (Mt 21,37-41).

Die Zuhörer von Jesus sind sehr aufmerksam und sie haben ein gutes Urteilsvermögen. Doch bevor Jesus zur abschließenden Anwendung kommt, fügt er noch eine weitere Episode aus der Geschichte Israels hinzu.

Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen in der Schrift (Psalm 118,22-23): »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen«? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt. Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen. Und als die Hohenpriester und Pharisäer seine Gleichnisse hörten, erkannten sie, dass er von ihnen redete. Und sie trachteten danach, ihn zu ergreifen; aber sie fürchteten sich vor dem Volk, denn es hielt ihn für einen Propheten. (Mt 21,42-46).

Abbildung 11 Reife Trauben am Weinstock in einem gepflegten Weingarten (Foto: 11. September 2016).

 

Das ist der erste Teil der Geschichte, die von Jesus verwendeten Bilder sind den Zuhörern wohl vertraut. Die Der Weinberg, der Weinstock, die Rebe, die Traube, der Traubensaft, der Wein, der Weinberggärtner und Weinbergeigentümer, sind beliebte Bilder in der Bibel (5Mose 6,11;  Hohelied;  Jesaja 5,1-7;  Joh 15,1-6).

Sünde blendet und macht unfähig wichtige geistliche Zusammenhänge klar zu erkennen, denn wahre Weisheit kommt von Gott. Erst jetzt wird der Führung klar, was Jesus mit seinen Gleichnissen erreichen will. Wie werden sie nun darauf reagieren. Werden sie diese Chance zur Umkehr nutzen, oder werden sie ihre Herzen noch mehr verhärten?

Das Volk steht hinter Jesus, will sein Leben, sein Bleiben, doch die Entscheidungsträger sind die Priester aus der Sadduzäerpartei und die Mehrheit der Schriftgelehrten aus der Pharisäerpartei. Letztlich wird Gottes vorhergesehener Plan werwirklicht und dadurch kommt Gott zu seinem Ziel, nämlich der Erlösungsmöglichkeit der verlorenen Menschen, auch derer, die ihn verurteilen werden. Noch am Kreuz betet Jesus für seine Feinde: „Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34)! Petrus stellt nach Pfingsten fest: „Nun, liebe Brüder, ich weiß, dass ihr’s aus Unwissenheit getan habt wie auch eure Oberen. Gott aber hat erfüllt, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigt hat: dass sein Christus leiden sollte. So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt werden“ (Apg 3,17-19).

 

Abbildung 12 Die Südostecke der Stadtmauer von Jerusalem. Die an der Mauerecke eingebauten Steine geben eine gewisse Vorstellung von der Bedeutung der Ecksteine für die Stabilität und die ausrichtung der Mauern (Foto: Juli 1994).

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Welche Bedeutungen haben diese einzelnen, aus der Landwirtschaft stammenden Bilder in biblischen Erzählungen, auch im aktuellen Gleichnis?
  2. Warum reagiert der Weinbergbesitzer nicht sofort mit einer Strafaktion?
  3. Warum reagiert der Weinbergbesitzer auch diesmal nicht mit einer Strafaktion, was sagt seine Zurückhaltung aus über seinen Charakter, seine Ziele?
  4. Macht der Weinbergeigentümer sich was vor, kennt er die Weingärtner so wenig, glaubt er wirklich an deren respektvolles Verhalten gegenüber dem Sohn, oder denkt er weiter?
  5. Welche Überlegungen stehen hinter solch einer Denkweise, ist es realistisch zu hoffen, dass der Hausherr das Ganze nun auf sich beruhen lässt? Fällt uns dabei eine alttestamentliche Geschichte ein (1Kön 21,1-29; 2Kön 9,25-26)?
  6. Wohin zielt die Frage von Jesus, warum sollen seine Zuhörer selbst die Antwort geben?
  7. Merken die Hohenpriester und Pharisäer nicht, dass sie mit dieser Antwort sich selbst das Urteil aussprechen?  
  8. Was ist die Besonderheit eines Ecksteins, seine Bestimmung, auf wen deutet Jesus diesen Eckstein?
  9. Was versteht Jesus unter der Bezeichnung „Reich Gottes“ und wer ist dieses andere Volk? Nehmen später auch die Apostel Bezug auf diese Worte von Jesus (Röm 10)?
  10. Was bedeutet die Aussage „den wird er zermalmen“?
  11. Warum sind sie so verhärtet, konnten sie nicht mehr zurück, oder wollten sie nicht?

Die zweite Betrachtung des Gleichnisses

Joachim Jeremias schreibt in Bezug auf dieses Gleichnis: Dieses an das Lied vom Weinberg (Jes 5,1-7) anknüpfende Gleichnis steht mit seinem allegorischen Charakter einzig da unter den synoptischen Gleichnissen von Jesus. Der Weinberg ist offensichtlich Israel, die Pächter seine Könige und Leiter, der Grundherr ist Gott, die Boten sind die Propheten, der Sohn ist Christus, die Bestrafung der Winzer versinnbildlicht die Verwerfung Israels, das andere Volk (Mt 21,43) ist die Gemeinde der Heiden (Jeremias 1998, 67f). Die Details haben eine erste und dann eine wesentliche zweite Bedeutung. In der Einleitung schildern die Evangelisten Markus (12,1) und Matthäus (21,33) die sorgfältige Anlage des Weinberges in engem Anschluss an das Lied Jesajas Vom Weinberg. Von dort stammen in der Fassung der LXX die Details wie Zaun, Kelter und Turm. Diese machen jedem Zuhörer deutlich, dass von Gott und Israel die Rede ist.

 

Der Evangelist Markus berichtet wie der Grundherr 3-mal sendet und jedes Mal werden die Boten misshandelt: verprügelt, durch Faustschläge ins Gesicht entehrt und dann getötet. Der Evangelist Markus steigert das „mobbing“ stetig bis zum Höhepunkt: dem Mord. Der Evangelist Lukas berichtet die Tötung des dritten Knechtes und die weiteren Misshandlungen nicht. Der Evangelist Matthäus berichtet von der zweifachen Sendung einer Vielzahl von Knechten und deren Misshandlungen und der Sendung des Sohnes zum Schluss.

 

Die Schlussfrage Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt, was wird er jenen Weingärtnern tun?“ findet sich bei allen drei Synoptikern. Sie knüpft an Jes 5 (aus LXX zitiert). Hier denken alle Zuhörer unwillkürlich an die erstaunliche Geduld des Grundherrn und an die sinnlose Hoffung der Pächter, dass die Tötung des Sohnes sie in den Besitz des Weinberges bringen werde. Die Bezeichnung Sohn wurde von den Juden zurzeit von Jesus nicht ausschließlich als Messiastitel verstanden; er wird in der jüdischen Literatur auch auf den Patriarchen Jakob bezogen (Jes 9,6; 1Chr 17,13; 2Mose 4,22). Das Gleichnis schildert eine unzufriedene Stimmung der galiläischen Bauern gegen Großgrundbesitzer.

Da Jesus nicht vom Weinberg, sondern von den Pächtern spricht, hat er nicht das Volk als Ganzes im Fokus, sondern dessen Leiter aus dem Hohen Rat. Dieses sehr scharfe Drohwort an die Führer des Volkes, macht deutlich, dass das Heiligtum zur Räuberhöhle geworden ist (Mt 21,13). Nach Jesus ist das Maß der Schuld voll. Gott wird Rechenschaft fordern. Doch auch noch mit diesen Worten versucht Jesus die Leiter des Volkes noch im letzten Augenblick zu einer Wende zu bewegen – hütet euch, auch den letzten Gottesboten abzuweisen!

 

Fragen / Aufgaben:

  1. (Lies bei Interesse auch zum Vergleich das viel spätere apokryphe Thomasevangelium Logion 65 (im ANHANG)
  1. Welche Details fallen auf? Was ist ihr zweiter Sinn?
  2. Warum wählt Jesus solch drastische Worte?
  3. Wo in der Geschichte des Volkes Gottes wird die „mobbing-Spirale“ deutlich?
  4. Für was macht Jesus die Leiter verantwortlich? Welche Motive unterstellt er ihnen?
  5. Welche Vorsorge können wir treffen, dass heute Gemeindeleiter, Leiter von Missionswerken, Gruppenleiter nicht auf Abwege geraten?
Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus | Verschlagwortet mit , , , , | Schreib einen Kommentar

10.7 Ein Mensch hatte zwei Söhne

(Bibeltext: Mt 21,28-32)

 

Die erste Betrachtung der Geschichte

Im Anschluss an die Frage nach der Vollmacht von Jesus (Mt 21,23-27) stellt der Evangelist Matthäus (und nur er allein) die Geschichte von einem Vater und dessen zwei Söhnen vor. Sie steht auch in direktem Zusammenhang zu der Thematik der Frage nach der Taufe des Johannes. Jesus entlässt die Fragesteller nicht so einfach aus deren Verantwortung, sind sie doch ihm eine Antwort schuldig geblieben. Er setzt das Gespräch mit ihnen fort, diesmal durch einen Vergleich. Er weiß ganz gewiss, was sie wirklich benötigen, darum versucht er mit einer Geschichte aus dem Alltag sie in ihrer Haltung zum Umdenken zu bewegen. Er fordert sie nicht nur heraus ihr logisches Denkvermögen einzusetzen, sondern auch die ii der Geschichte verborgene Wahrheit zu erkennen. Dadurch bekommen sie eine weitere Chance zur Umkehr. Und nun kommt die Geschichte, die er mit einer Frage einleitet und mit einer Frage schließt:

Was meint ihr aber? Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. Er antwortete aber und sprach: Nein, ich will nicht. Danach reute es ihn und er ging hin. Und der Vater ging zum zweiten Sohn und sagte dasselbe. Der aber antwortete und sprach: Ja, Herr!, und ging nicht hin. Wer von den beiden hat des Vaters Willen getan? (Mt 21,28-31a).

Abbildung 9 Jeder Weinberg braucht regelmäßige Pflege, ansonsten verwildert er innerhalb kürzester Zeit. Dieser Weinberg befindet sich östlich der Stadt Kavala in Nordgriechenland (Foto: 28. August 2010).

Die Aufgabe, welche Jesus seinen Zuhörern stellt, ist nicht schwierig und die Antwort der Führenden im Volk kommt prommt: „Sie antworteten: „Der erste“. Sie sind imstande klar und logisch zu denken und urteilen, was positiv ist. Was ihnen jedoch nicht bewusst wird, ist die Anwendung. Höchstwahrscheinlich machten sie sich keine weiteren Gedanken darüber, dass Jesus mit dieser Geschichte sie meint, dass es ihnen gilt und sie mit ihrer Antwort über sich selbst ein Urteil gefällt haben?

Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr. Denn Johannes kam zu euch und lehrte euch den rechten Weg (auf dem Weg der Gerechtigkeit), und ihr glaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und obwohl ihr’s saht, tatet ihr dennoch nicht Buße (habt ihr dennoch nicht umgedacht), sodass ihr ihm dann auch geglaubt hättet. (Mt 21,31b-32).

Zunächst fällt in der Geschichte auf, dass es der Vater ist, der zu seinen Söhnen hingeht. Dem Menschen liegt es nicht, von sich aus zu Gott zu kommen und zu fragen: „Herr, was willst du, das ich tun soll?“ Durch den ersten Sohn in der Geschichte, der zunächst mit „nein, ich will nicht“ geantwortet hatte, werden die Zöllner und Huren vergliechen – die offensichtlichen Sünder. Sie lebten den ersten Teil ihres Lebens mit einem klaren und offensichtlichen `NEIN` zu Gott. „Ich will jetzt noch nicht“ oder: „lass mich in Ruhe, ich will zuerst mein Leben genießen“. Sie wussten genau dass sie Sünder sind und was sie dabei zu erwarten haben. Sicher haben summarisch nicht alle diese Menschen bei der Predigt des Johannes durch Sinnesänderung und Umkehr ihr Leben verändert. Doch ihre Offenheit den Predigten des Johannes und auch Jesus gegenüber, ist vielfach belegt. Zum Beispiel: „Es nahten sich ihm aber allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören.“ (Lk 3,12; 5,27-30; 15,1; 18,10-13; 19,1-10).

Durch den zweiten Sohn im Gleichnis, der ohne viel nachzudenken mit „Ja, Herr“ geantwortet hatte, werden die nach der Tradition erzogene und auch theologisch ausgebildete Oberschicht der Juden vergliechen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (Nikodemus und Josef von Arimathia), verweigerten sie mehrheitlich den Glauben und Gehorsam Gott gegenüber. Seit Beginn der Wirksamkeit des Johannes ließen diese Menschen jede ihnen angebotene Gelegenheit zur Umkehr bewusst verstreichen. So schreibt Lukas: „Aber die Pharisäer und Schriftgelehrten verachteten, was Gott ihnen zugedacht hatte, und ließen sich nicht von ihm (dem Johannes) taufen.“ (Lk 7,30; vgl. auch Mt 2,5; 3,7-8;  Mk 3,6; 16,1;  Lk 11,53;  Joh 7,49; 12,10-11. 31). Und bis zum Schluß änderten sie ihren Standpunkt nicht (Mt 26,59;  Mk 15,10).

Gerade durch diesen Vergleich gab Jesus eine (wenn auch nur indirekte) Antwort auf die Frage der Juden zu seiner Vollmacht. Hätten sie Johannes geglaubt, wäre diese ihre Frage an Jesus überflüssig geworden.

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Wie sah die Vater-Söhne-Beziehung in dieser Geschichte aus?
  2. Welche Gruppe von Menschen repräsentiert der erste Sohn?
  3. Welche Gruppe von Menschen repräsentiert der zweite Sohn?
  4. Was ist die Voraussetzung, um in das Reich Gottes zu kommen?
  5. Warum fällt es Menschen mit einem guten angesehenen Lebensstandart so schwer sich vor der Autorität Jesu zu beugen und seine Gesinnung zu ändern?
  6. Wo finden wir heute diese zwei Gruppen oder Arten von Menschen?

Die zweite Betrachtung dieses Gleichnisses

Im Anschluss an die Frage nach der Vollmacht von Jesus (Mt 21,23-27) stellt der Evangelist Matthäus drei Gleichnisse zusammen:

  1. Von den ungleichen Söhnen
  2. Von den bösen Winzern
  3. Vom königlichen Hochzeitsmahl.

Im ersten Teil wird das Gleichnis erzählt (V 28 – 30). Dann wird die Frage gestellt, die schon in V 28 angedeutet wird: Wer erfüllt den Willen des Vaters? Oder anders ausgedrückt: Wer ist gerecht? Wer ist auf Gott ausgerichtet? Die Zuhörer geben die Antwort: Derjenige der die Möglichkeit wahrnimmt und umkehrt. Das Gleichnis hat die Aufrichtigkeit zum Thema. Jesus stellt die Frage: Wo sage ich mit dem Mund: Gott ist mir so wichtig, aber sobald dies Bekenntnis Zeit oder Geld kostet, ist mir anderes wichtiger. Nach großen Worten kann es mit dem Tun eng werden. Dann kommt es zu schlechten Gefühlen, kurzfristigen Absagen und aus dem Ja wird ein Nein. Oder wie im anderen Fall zu einer Kehrtwendung, zu einer Neuorientierung und aus dem Nein wird ein Ja!

 

Der erste Bruder, der Jasager, ist ausgesucht höflich. Auf die Bitte des Vaters, im Weinberg zu arbeiten, sagt er freundlich: „Ich gehe, Herr!“, tut aber überhaupt nicht, was der Vater von ihm verlangt. Der zweite Bruder ist weniger verbindlich. Er sagt deutlich, dass er keine Lust zur Arbeit hat. Dann aber wird er nachdenklich und geht, um den Auftrag des Vaters doch noch zu erfüllen.

Wir merken: beide sind keine Mustersöhne. Bei beiden stimmen Wort und Tat nicht überein. Aber trotz guten Umgangsformen des ersten Sohnes, ist uns der zweite sympathischer – denn wir sind durchaus der gleichen Meinung wie Jesus: Nicht auf bloße Worte kommt es an, sondern auf Taten!

Und Gott? Er scheint genauso zu denken. Nach einem Jesuswort kommt man nicht ins Himmelreich, indem man eifrig „Herr, Herr“ sagt (Mt 7,21), sondern indem man den Willen des Vaters erfüllt. In die gleiche Richtung geht der Ausspruch: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!“ (Mt 7,20)

Das kann uns zweierlei deutlich machen:

Sprache kann `verkleiden`, kann etwas vortäuschen, was in Wirklichkeit gar nicht so ist. Auch in der Gemeinde freuen wir uns immer, wenn sich bei der Verteilung von Arbeit jemand meldet: „JA, ich mach’s!“ Problem gelöst – weiter in der Tagesordnung! Aber manchmal kommen hinterher beim Betreffenden Zweifel. Doch im Leben gibt es plötzliche Veränderungen. Dann wollen wir reagieren und dem Vater im Himmel fragen: Wie steht es mit uns beiden – mach ich zu viel, zu wenig, bin ich gerade in einer Krise? Bin ich unrealistisch? Narren mich meine Gefühle oder sind wirklich grundsätzliche Entscheidungen dran. Wir dürfen zur Aufrichtigkeit durchdringen und uns fragen.

– Ist mir Gott wichtig – dann suche ich ihn in der Stille, im Hauskreis und im Gottesdienst

– Ist mir Gott wichtig, dann frage ich: welchen Auftrag hast du mir gegeben, wo darf ich freudig meine Zeit, Kraft, meine Gaben und mein Geld einbringen?

– Dann darf ich auch sagen: Was ist unwichtig, wie kann ich Zeit besser nutzen?

– Dann darf ich auch im Gemeinderahmen fragen: Wo habe ich mich übernommen, welche Aufgabe muss ich abgeben?

– Dann darf ich fragen, welchen Stellenwert hat meine Gemeinde in Bezug auf meine Zeit und meine materiellen Werte, und welche Stellung haben all die anderen guten Werke, Einrichtungen und Initiativen – stimmt bei mir hier die Balance? Wird deutlich wo ich zu Hause bin?

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Wo führe ich mit einem schönen JA und wohlgesetzten Worten selbst und andere hinters Licht?
  2. Wo muss ich meinem Nächsten bewusster eine Chance zur Umkehr geben – gerade nach schlechten Erfahrungen?
  3. Bist du öfter als 3-mal werktags im Gemeindehaus? Das ist viel! Ist dies dein Auftrag? Bist du in 3 oder mehr Arbeitskreisen aktiv? Das ist viel! Ist dies dein Auftrag?
  4. Ertappst Du dich beim Jammern, Klagen? Bist du gefühlsmäßig überlastet? Jammern und Klagen sind sicher nicht DEIN Auftrag! Kannst Du Schritte erkennen, wie du aus dieser Situation herauskommst?
  5. Merkst du, dass der Vater im Himmel Dir eine Aufgabe geben will? Geh auf den Leitungskreis deiner Gemeinde zu und frage ob du im erkannten Bereich mithelfen könntest?
  6. (…) reden wir nicht länger darüber, handeln wir einfach!
Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus | Verschlagwortet mit , , , | Schreib einen Kommentar

10.6. Die Frage nach der Vollmacht und woher war die Taufe des Johannes?

(Bibeltexte: Mt 21,23-27;  Mk 11,27-33;  Lk 20,1-6)

 

Früh am Morgen des 3. Wochentages (Dienstag) kommt Jesus wieder in den Tempel. Dort geht er seiner wichtigsten Tätigkeit nach und lehrt öffentlich (Mt 21,23; Joh 18,20). Der Evangelist Lukas betont ausdrücklich, dass Jesus „lehrte im Tempel und predigte das Evangelium“ (Lk 20,1). Immer wieder lässt er sich in der Lehre unterbrechen durch die Fragen der Zuhörer. Viel Zeit investiert Jesus in die Diskussionen mit den führenden Gruppen im Judentum, den Schriftgelehrten, Pharisäern, Sadduzäern, Ältesten und Hohenpriestern. Ständig fordern sie ihn mit ihren kritischen Fragen oder Versuchungen heraus, fast immer mit der Absicht, ihm eine Falle zu stellen. Er nutzt jedoch diese Herausforderungen, um seine Gegner aus ihrer Verhärtung herauszubringen.

Der Evangelist Matthäus schreibt:

Und als er in den Tempel kam und lehrte, traten die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes zu ihm und fragten.“ (Mt 21,23). Der Evangelist Lukas ergänzt: „Und es begab sich eines Tages, als er das Volk lehrte im Tempel und predigte das Evangelium, da traten zu ihm die Hohenpriester und die Schriftgelehrten mit den Ältesten und sprachen zu ihm. (Lk 20,1;  ähnlich auch in Markus 11,27).

Das Evangelium (gr. ευαγνγέλιον euangelion – Frohe Botschaft, Gute Nachricht), ist die Überschrift der Lehr,- und Predigtdetails, welche Jesus bereits im ganzen Land verkündigt hatte und nun auch hier in Jerusalem im Tempel offenbart. Bis jetzt redete Jesus zum Volk, doch nun nähern sich ihm eine größere Abordnung aus allen leitenden Gremien des Judentums. Ja, Jesus hat die Größe, sich unterbrechen zu lassen und auf die Fragen der Tempelführung einzugehen: „Aus welcher Vollmacht tust du das? Oder wer hat dir diese Vollmacht gegeben, dass du das tust?“ (Mk 11,28;  ähnlich auch Lk 20,2; Mt 21,23).

Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch auch eine Sache fragen; wenn ihr mir die sagt, will ich euch auch sagen, aus welcher Vollmacht ich das tue. Woher war die Taufe des Johannes? War sie vom Himmel oder von den Menschen? (Markus ergänzt mit:Antwortet mir!“) Da bedachten sie’s bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie war vom Himmel, so wird er zu uns sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Sagen wir aber, sie war von Menschen, so müssen wir uns vor dem Volk fürchten, denn sie halten alle Johannes für einen Propheten. Und sie antworteten Jesus und sprachen: Wir wissen’s nicht. Da sprach er zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus welcher Vollmacht ich das tue.“ (Mt 21,24-27). Markus ergänzt: „Oder sollen wir sagen, sie war von Menschen? Doch sie fürchteten sich vor dem Volk; denn sie meinten alle, dass Johannes wirklich ein Prophet sei.“ (Mk 11,32). Lukas ergänzt: „Sagen wir aber, von Menschen, so wird uns alles Volk steinigen; denn sie sind überzeugt, dass Johannes ein Prophet war.“ (Lk 20,6).

Eigentlich ist es eine Doppelfrage, welche die führenden Juden an Jesus richten: „in welcher Vollmacht tust du dies oder wer hat dir diese Vollmacht gegeben?“ Der griechische Begriff `εξουσία exousia`  wird mit `Macht, Vollmacht` oder auch mit `Recht` übersetzt. Die Frage zielt auf eine Person hin, welche hinter und über Jesus steht und die Jesus bevollmächtigte zu seinem übernatürlichen Handeln. Im Grunde gibt es nur eine einzige Instanz, doch diese anzuerkennen sind die Führenden in Israel nicht bereit. Trotzdem wurde die Frage nach der Vollmacht mehrmals gestellt, wenn auch unterschiedlich formuliert. Zum ersten Mal bei seinem ersten Jerusalembesuch. So lesen wir in Johannes 2,18: „Da fingen die Juden an und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du dies tun darfst?“ Damals betraf es die Aktion mit der Vertreibung der Händler und Geldwechsler vom Tempelgelände. Vergleicht man die Texte der drei synoptischen Evangelien, entsteht der Eindruck dass sich diese Doppelfrage der Juden auch auf die Aktion mit der Vertreibung der Händler vom Tempelgelände bezieht, weil alle drei Evangelisten darüber kurz davor berichten. Da wir aber der Chronologie des Johannes folgen, wonach die Vertreibung der Händler und Geldwechsler bereits bei dem ersten Jerusalembesuch stattgefunden hatte,  nehmen wir an, dass sieh diese Doppelfrage auf die vielen Wunderheilungen an Blinden und Lahmen vom Vortag bezog (Mt 21,15). Wahrscheinlich ist auch, dass diese Frage die führenden Juden die ganze Zeit über beschäftigte und dass diese Frage sich zum Ende seines Dienstes immer dringlicher stellte. Schon Nikodemus bemerkte bei seinem Besuch in der Nacht: „Meister, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.“ (Joh 3,2). Mit anderen Worten, an deinen Wundern sehen wir deutlich, dass du von Gott bist, oder Gott mit dir ist. Doch bereits in Galiläa positionierten sich einige Pharisäer und Schriftgelehrten gegen Jesus mit der Behauptung: „Er treibt die bösen Geister nicht anders aus als durch Beelzebul, ihren Obersten.“ (Mt 12,24; Mk 3,22). Auch bei der Heilung des Blindgeborenen (Joh 9,16) stellte sich die Frage nach der Herkunft und Vollmacht von Jesus (Joh 9,17.29-33). Und diese Frage stellte sich natürlich auch besonders bei der Auferweckung des Lazarus. Die Ratlosigkeit der Führung des Volkes war offensichtlich: „Was tun wir? Dieser Mensch tut viele Zeichen (…)“ (Joh 11,47-48).

Es fällt immer wieder auf, dass Jesus sich nicht einfangen lässt, sondern die Menschen durchschaut und sie in sein eigenes Konzept einbezieht – das ist göttliche Weisheit. Er sagt nicht einfach JA oder Nein, er befriedigt nicht ihre Neugier, ihm liegt auch nicht daran, sie zu beschämen oder bloßzustellen, er will das wahre Problem seiner Gegner aufzeigen. Damit bietet er ihnen eine weitere Chance zur Umkehr. Und daher verbindet Jesus ihre Frage mit einer Gegenfrage, welche sich mit der Taufe des Johannes befasste, die bereits einige Jahre zurück lag. Merken wir, dass Jesus hier in der Vergangenheitsform spricht? Denn bereits bei Johannes wurde entschieden, wer den Messias annehmen und wer ihn ablehnen wird. Seit dem Auftreten des Johannes am Jordan ist die Führung Israels dem Volk gegenüber eine öffentliche Stellungnahme schuldig geblieben. Da ist also Nachholbedarf und Jesus fordert sie heruas und zwar in in Anwesenheit des Volkes. Doch mit dieser Reaktion von Jesus haben die Führer des Volkes nicht gerechnet. Jetzt müssen sie Farbe bekennen und zwar öffentlich vor allem Volk ihre Position zu der Johannestaufe offen legen. Offenbaren sie ihre ablehnende Einstellung zu Johannes dem Täufer, sind sie in Lebensgefahr. Bekennen sie sich zu der Johannestaufe, so müssen sie ihr gesamtes Konzept revidieren. Sie werden sich erinnert haben an die Frage der von den Juden/Pharisäern Abgesandten Hohenpriestern und Leviten zu Johannes dem Priestersohn: „Wer bist du“ (Joh 1,19)? Und dass sie sich bereits damals gegen Johannes entschieden haben. Ihnen wird schnell bewusst, dass sie sich mit ihrer Frage selber eine Falle gestellt haben. Nun geht es ihnen nicht mehr um die Wahrheit, sondern darum wie sie aus der peinlichen, ja sogar gefährlichen Situation herauskommen könnten. „Sie bedachten bei sich selbst und sprachen“ (Mk 11,31), sie wissen sehr gut, was nach was kommt. Ihre gedanklichen Überlegungen und Abwägungen werden dann im Flüsterton untereinander ausgesprochen und man einigt sich auf eine theologisch sehr feige und ausweichende Antwort: „wir wissen es nicht“ – wie peinlich, was für eine Blamage vor dem ganzen Volk. Eigentlich haben sie eine Lüge ausgesprochen. Bei einer anderen Gelegenheit waren die Schriftgelehrten und Pharisäer mutiger. Dort wiederholt Jesus ihre laut ausgesprochene Einstellung zu Johannes dem Täufer: „Denn Johannes der Täufer ist gekommen und aß kein Brot und trank keinen Wein; und ihr sagt: Er ist von einem Dämon besessen.“ (Lk 7,30-33; Mt 11,18). Doch lieber stellen sie sich dumm vor dem Volk, als die Wahrheit zuzulassen. Gott offenbart sich den Glaubenden, den Kritikern und denen, die sich ihm mutwillig widersetzen vorenthält er das Heilige und die Perlen (Mt 7,6). Die Beziehung zwischen Führung und Volk ist gestört, nicht Vertrauen zu einander, sondern Furcht und Angst bestimmen das Verhalten zu einander. In Wahrheit ist nicht Jesus ihnen, sondern sie sind ihm eine Antwort schuldig geblieben. Und warum sollte Jesus ihnen auf ihre Frage antworten, wenn sie doch die Antwort kennen (Joh 3,2).

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Wo, wann und unter welchen Umständen wurde Jesus die Frage nach der Vollmacht gestellt?
  2. Warum interessierte sich die Führung Israels nach der Vollmacht von Jesus, was bewegte sie wirklich?
  3. Die Anweisung von Jesus an seine Jünger lautete: „Eure Rede sei ja, ja, nein, nein“, warum gibt er dann in diesem Fall keine eindeutige Antwort?
  4. Warum fällt es den Pharisäern, Hohenpriestern und Ältesten des Volkes so schwer, sich vor Jesus zu beugen? Was würden sie verlieren, was gewinnen?
  5. Wie lässt sich die Beziehung der Hirten des Volkes Israels zu ihren Untergebenen beschreiben?
  6. Wer fürchtet wen mehr? Die Führung das Volk, oder das Volk die Führung (Mt 21,46;  Joh 7,13; 9,22; 19,38)?
  7. Wer ist letztlich wem eine Antwort schuldig geblieben?
  8. Fällt unser christusähnlicher Lebensstil auf, fragt man uns danach, wer hinter bzw. über unserem Leben steht, wer uns autorisiert?

 

 

Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus | Verschlagwortet mit , , | Schreib einen Kommentar

Gottes Wesen – seine Werke – sein Ziel

Du hast vorzeiten die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk. Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie werden alle veralten wie ein Gewand; wie ein Kleid wirst du sie wechseln, und sie schwinden dahin. Du aber bleibst, wie du bist, und deine Jahre nehmen kein Ende.“ (Psalm 102,26-28).

Abbildung 1  „Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan: Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere, die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und alles, was die Meere durchzieht.  HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!“ (Psalm 8,4-9). Der Sternenhimmel über dem Ypsarion auf der Insel  Thassos (Foto: 27. August  2014).

 

Abbildung 2 „Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne..“ (1Mose 1,16).(Foto: 15. September 2016).

d

Abbildung 3  „Lobet ihn, Sonne und Mond, lobet ihn, alle leuchtenden Sterne!.“ (Ps 148,3).  Der Vollmond beim Aufgehen über dem Ägäischen Meer zwischen der Hafenstadt Keramoti und der Insel Thassos (Foto: 6. September 2016).

 

 

Abbildung 4 „Und des Mondes Schein wird sein wie der Sonne Schein, und der Sonne Schein wird siebenmal heller sein, so wie das Licht von sieben Tagen, zu der Zeit, wenn der HERR den Schaden seines Volks verbinden und seine Wunden heilen wird.“ (Jes 30,26 ). Der Vollmond über dem Nagoldtal (Foto: 31. Dezember 2017).

 

 

Veröffentlicht unter Uncategorized | Verschlagwortet mit , , , , , | Schreib einen Kommentar

10.5 Jesus verflucht einen fruchtlosen Feigenbaum

(Bibeltexte: Mt 21,18-20; 21-22;  Mk 11,12-14; 19-26)

 

Die Geschichte mit dem fruchtlosen Feigenbaum, den Jesus verdorren lässt, haben Matthäus und Markus aufgeschrieben. Beide ordnen es in die Passionswoche ein. Da der Evangelist Markus diese Geschichte in zwei Teilen beschreibt, gehen wir von seinem Text aus und ziehen die Ergänzungen bei Matthäus hinzu. So schreibt Markus:

Und am nächsten Tag, als sie von Betanien weggingen, hungerte ihn. Und er sah einen Feigenbaum von ferne (Mt: „am Wege“), der Blätter hatte; da ging er hin, ob er etwas darauf fände. Und als er zu ihm kam, fand er nichts als Blätter; denn es war nicht die Zeit (gr. kairo,j kairos – (Ernte)zeit) für Feigen. Da fing Jesus an und sprach zu ihm: Nun esse niemand mehr eine Frucht von dir in Ewigkeit! Und seine Jünger hörten das. (Mk 11,12-14). Matthäus ergänzt: „Und der Feigenbaum verdorrte sogleich. Und als das die Jünger sahen, verwunderten sie sich und sprachen: Wie ist der Feigenbaum so plötzlich verdorrt?“ (Mt 21,19b-20).

Beachten wir zunächst einige äußere Details dieser einmaligen und einzigartigen Geschichte. Früh am Morgen bricht Jesus mit seinen Jüngern von Betanien auf, um in die nur drei Kilometer entfernte Stadt Jerusalem zu gehen. Wir zählen diesen Morgen bereits dem 3. Wochentag zu – das wäre unser Dienstag. Gut möglich, dass seine Jünger im Haus des Simon durch den Dienst von Martha gefrühstückt hatten, Jesus aber die frühen Morgenstunden zum Gebet nutzte und später auf dem Weg auch etwas essen wollte. Auf jeden Fall betont Markus, dass Jesus hungrig war. Wie real menschlich war doch der Menschensohn Jesus. Von Betanien her kommend, geht Jesus an Bethfage vorbei, dem Haus der Feigen, so die Bedeutung des Ortsnamens. Seine Aufmerksamkeit wird auf einen üppig grünenden Feigenbaum gelenkt der in einiger Entfernung am Wegesrand wuchs. Aus der Entfernung ist nicht zu erkennen, ob sich unter dem dichten Laub Früchte verbergen. Nach 5Mose 23,25 war es erlaubt im Weinberg des Nachbarn Trauben zu essen, man durfte jedoch nichts mitnehmen, ähnliches Verhalten war auch für das Kornfeld vorgeschrieben (5Mose 23,26; Mt 12,1f).

Der Feigenbaum kommt in biblischen Erzählungen häufig vor (5Mose 8,8;  Ri 9,11;  1Kön 5,5; 10,27;  2Kön 18,31;  Spr 27,18;  Hl 2,13;  Jes 34,4;  Jer 5,17; 8,13;  Hos 2,14; 9,10;  Joe 1,7.12; 2,22;  Am 4,9;  Micha 4,4;  Nah 3,12;  Hab 3,17;  Hag 2,19;  Joh 1,50).

Abbildung 1 Die erste Kleidermode wurde von Eva und Adam entworfen und ausprobiert, doch Gott war damit nicht einverstanden. Das Material dieser Bekledungsart welkte und trocknete bereits nach einigen Tagen aus und wurde unbrauchbar (Foto: 30. Juni 2016).

Der Feigenbaum ist die einzige Baumart, welche im Garten Eden namentlich erwähnt wird, wenn auch nur indirekt – 1Mose 3,7: „Sie flochten sich Röcke aus Feigenblättern“.

 

Abbildung 2 Ein riesengroßer Feigenbaum in einem Garten auf der Insel Kos im Ägäischen Meer. Der Baum ist so groß, dass er das ganze Haus überschattet. Aus dieser Entfernung ist es wegen dem dichten Blätterlaub nicht auszumachen ob sich darunter Früchte verbergen (Foto am 14. Mai 2015).

Als Jesus sich dem im Text erwähnten Feigenbaum nähert und Feigen sucht, findet er keine. Er stellt fest, dass der Baum fruchtlos ist. Sofort und ohne auf die Ankunft der Jünger zu warten, spricht er spontan die Worte aus: „Nun esse niemand mehr eine Frucht von dir in Ewigkeit! Und seine Jünger hörten das.“ (Mk 11,14).

Jesus geht zu ihm hin und erst aus der Nähe stellt er fest, dass der Baum fruchtlos ist. Sofort und ohne auf die Ankunft der Jünger zu warten, spricht er spontan die Worte aus: „Nun esse niemand mehr eine Frucht von dir in Ewigkeit! Und seine Jünger hörten das.“ (Mk 11,14). Die Jünger befinden sich zwar in einiger Entfernung hinter Jesus, hören aber was er ausspricht. Nach dem Bericht des Markus wenden sich die Jünger nicht sofort an Jesus, sondern erst am folgenden Morgen. Nach Matthäus 21,20b verwunderten sich die Jünger und sagten zu einander): „wie ist der Feigenbaum sofort verdorrt“? Markus fährt knapp fort mit den Worten: „Und sie kamen nach Jerusalem und Jesus ging in den Tempel.“ (Mk 11,15a). Hier stellen sich zwei Fragen:

 

  1. Frage: Warum sucht und erwartet Jesus Feigen, wenn er doch genau weiß, dass es noch nicht Erntezeit ist (Mk 11,13)?

Der eigentliche Grund für die Verfluchung des Feigenbaumes ist der: „Jesus fand darauf keine Frucht, nur Blätter“. An dieser Stelle ist es sinnvoll, einiges über die Beschaffenheit des Feigenbaumes zu erfahren. Obwohl die Zeit für (reife) Früchte (etwa im Juni) noch nicht da war, hätte es bei einem fruchtbaren Feigenbaum Zeichen der Früchte geben müssen. Häufig zeigen sich die kleinen  Früchteknospen (die Blühte ist innerhalb der Frucht) schon bevor Blätter sprießen. Dies gilt besonders für die milden klimatischen Verhältnisse am Osthang des Ölbergs, wo Bethfage und Betanien lagen. Oft reifen die Spätfeigen vom Vorjahr  erst in den Frühlingsmonaten voll aus (Jes 28,4; Micha 7,1). Ludwig Schneller, jahrzehntelanger evangelischer Pastor in Bethlehem zählte im Frühjahr 1888 in seinem Garten etwa 1500 solcher Spät- bzw. Frühfeigen md sagt, dass diese sehr begehrt sind wegen ihrer besonderen Süße (1994, 282).

Abbildung 3 Es ist Februar auf Südzypern, die Blätter dieses Feigenbaumes kommen erst gegen Anfang März, doch vom Vorjahr sind viele Feigen in unterschiedlicher Größe und Reife zu sehen. Zumindest einige davon würden bereits im April eßbar sein (Foto am 7. Februar 2007).

Auch solche Frühfeigen fand Jesus nicht auf dem besagten Feigenbaum vor. Dies ist ebenfalls ein Hinweis für die Fruchtlosigkeit jenes Baumes. Wenn dieser Feigenbaum gegen Ende März, Anfang April dazu noch überhaupt keine Anzeichen von Jungfrüchten hatte, dann war er fruchtlos. Nicht vorstellbar wäre eine Deutung, wonach Jesus nur aus einer Laune heraus und weil er Hunger hatte, seinem Ärger Luft gemacht hätte. Sein Urteil war daher berechtigt und begründet (vgl. dazu auch Mt 3,10; 7,19; Joh 15,6). Übrigens lässt sich im gesamten östlichen Mittelmeerraum beobachten, dass häufig Früchte (nicht nur Feigen) in noch unreifem Zustand mit besonderer Vorliebe gegessen werden,

Trotz diesen plausiblen Erklärungen stellt sich eine weitere Frage.

 

  1. Frage: Warum verflucht Jesus den Feigenbaum und gibt ihm keine weitere Chance mehr, wo nach seinen Worten in dem Gleichnis aus Lukas 13,6-9 einem Feigenbaum sogar nach drei fruchtlosen Jahren ein weiteres Jahr eingeräumt wird?

ANMERKUNG: Aus dem Johannesevangelium wissen wir, dass Jesus während seines Dienstes mindestens viermal nach Jerusalem hochgegangen war (Joh 2; 5; 7; 12). Da er häufig bei seinen Freunden in Betanien übernachtete, ging er jedesmal den gleichen Weg und an dem selben Feigenbaum vorüber. Möglich, dass er dessen Fruchtlosigkeit bereits seit Jahren kannte und daher war er nur ein Hindernnis und raubte dem Boden die Kraft oder machte den Boden unbrauchbar wie es der Eigentümer des Weinbergs in Lukas 13,7 ausdrückte.

Gelegentlich wird die totale Verdorrung des Feigenbaumes in der Nähe Jerusalems und zum Ende des Dienstes von Jesus, auf den Tempel bezogen, der im Jahre 70 n. Chr. von den Römern völlig zerstört und seitdem nicht mehr aufgebaut wurde (so zum Beispiel Nick Page 2011, 158). Es scheint einen gewissen Bezug dazu zu haben, doch im Text und den Erklärungen, die Jesus selbst seinen Jüngern gibt, deutet nichts darauf hin. Allerdings kann dieses totale und endgültige Verdorren des Baumes auf einzelne Menschen oder Menschengruppen gedeutet werden, die offensichtlich Gottes Gnade dauerhaft ablehnen, oder gar Missbrauchen:

  • Mt 3,10; 7,19: fruchtlose Bäume bezogen auf Menschen ohne geistliche Früchte;
  • Mt 11,21: unbußfertige Bewohner der Städte Kapernaum, Bethsaida und Korazin;
  • Mk 3,29;  Lk 12,10: bezogen auf Menschen, welche den Heiligen Geist Gottes lästern;
  • Mt 27,4-5-Judas, der Gottes Gnade missbrauchte;
  • 1Joh 5,16-17: die Sünde, welche zum Tode führt;
  • Offb 3,16: Menschen, welche weder kalt noch warm sind wird Jesus ausspeien.

Der Evangelist Markus fährt in seinem Bericht fort:

Und als sie am Morgen an dem Feigenbaum vorbeigingen, sahen sie, dass er verdorrt war bis zur Wurzel. Und Petrus dachte daran und sprach zu ihm: Rabbi, sieh, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. (Mk 11,20-21).

Dieser Morgen war auch bei Markus der Morgen des 3. Wochentages, also der Dienstag, weil er den ersten Teil dieser Geschichte in den Morgen des 2. Wochentages legt. Anscheinend hat Jesus mit seinen Jüngern wieder in Betanien übernachtet. Und wieder ist es Petrus, der das, was die Jünger am Vortag untereinander mit Verwunderung aussprachen, jetzt direkt vor Jesus ausspricht. Markus betont noch, dass der Feigenbaum bis auf die Wurzel, d.h. einschließlich der Wurzel verdorrte. Wäre die Wurzel nicht auch verdorrt, hätte der Baum erneut getrieben, wie in dem folgenden Bild ersichtlich wird.

Abbildung 4 Dieser Feigenbaum ist durch Frost, der noch im Monat April 2009 eingetreten war, erfroren. Und da es bei ihm Ende Juni immer noch kein Lebenszeichen gab, wurde er bis auf einen geringen Stumpf abgesegt. Im Frühling des darauffolgenden Jahres zeigten sich am Stumpf winzig kleine Knospen und bereits Mitte Juli hatte er üppige Zweige. Heute im Jahre 2018 ist dieser Feigenbaum etwa 3 Meter hoch und trägt reichlich Früchte (Foto: 9. Juli 2010).

Das griechische Wort welches Markus hier für `du verflucht hast` verwendet ist: `kathra,sw kat¢rasö`. Die Präposition `kat`, bzw. `kata`, unterstreicht die Endgültigkeit der Aussage von Jesus.  Daher wird dieser Feigenbaum nie mehr sprießen können (vgl. dazu Mt 25,41: „geht weg von mir ihr Verfluchten“). Die Bemerkung des Petrus nutzt Jesus zu der zentralen Aussage und Anwendung aus diesem Vorgehen mit dem Feigenbaum. So schreibt Markus weiter:

Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott! Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer!, und zweifelte nicht (gr. μη διακριθή m¢ diakrith¢) in seinem Herzen, sondern glaubte, dass geschehen werde, was er sagt, so wird’s ihm geschehen. Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr’s empfangt, so wird’s euch zuteil werden. (Mk 11,22-24). Matthäus ergänzt: „Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr solches nicht allein mit dem Feigenbaum tun, sondern, wenn ihr zu diesem Berge sagt: Heb dich und wirf dich ins Meer!, so wird’s geschehen.“ (Mt 21,21-22).

Es fällt geradezu auf, dass Jesus sehr stark auf die Kraft und Macht des Glaubens hinweist, durch den die Jünger `Bäume verdorren und Berge versetzen` vermögen.

ANMERKUNG: Wir haben festgestellt, dass Bäume in ihrer Übertragung häufig für Menschen stehen, so können Berge für Hindernisse, Barrieren stehen, die zu Ebenen werden können (Sach 4,7;  Lk 3,5), denn wir haben kein einziges Beispiel dafür, dass die Jünger die Aussage von Jesus jemals buchstäblich angewendet hätten.

Einige mögliche Anwendungen im Dienst der Apostel:

  • In Apostelgeschichte 5,3 wird von einer ungewöhnlichen Reaktion des Petrus berichtet: „Petrus aber sprach: Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und etwas vom Geld für den Acker zurückbehalten hast?“
  • In Apostelgeschichte 8,20-21 tritt Petrus mutig dem gleichnamigem Zauberer Simon entgegen mit den Worten: „Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du meinst, Gottes Gabe werde durch Geld erlangt. Du hast weder Anteil noch Anrecht an dieser Sache; denn dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott.“
  • In Apostelgeschichte 13,9-11 tritt der Apostel Paulus entschlossen dem Zauberer Elymas entgegen. Lukas schreibt: „Saulus aber, der auch Paulus heißt, voll Heiligen Geistes, sah ihn an und sprach: Du Sohn des Teufels, voll aller List und aller Bosheit, du Feind aller Gerechtigkeit, hörst du nicht auf, krumm zu machen die geraden Wege des Herrn? Und nun siehe, die Hand des Herrn kommt über dich, und du sollst blind sein und die Sonne eine Zeit lang nicht sehen! Auf der Stelle fiel Dunkelheit und Finsternis auf ihn, und er ging umher und suchte jemanden, der ihn an der Hand führte.“
  • In Apostelgeschichte 18,6 wird die Reaktion des Paulus auf den Widerstand der Juden in Korinth mit drastischen Worten beschrieben: „Als sie aber widerstrebten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach zu ihnen: Euer Blut komme auf euren Kopf! Ich bin rein; von jetzt an werde ich zu den Nationen gehen.“
  • In 1Korinther 5,5 ordnet Paulus in Bezug auf eine Person mit verdorbenem Lebensstil an: „(…) sollt ihr diesen Menschen dem Satan übergeben zum Verderben des Fleisches, auf dass sein Geist gerettet werde am Tage des Herrn.“
  • In 1Timotheus 1,20 erinnert der Apostel seinen Mitarbeiter: „Unter ihnen sind Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie in Zucht genommen werden und nicht mehr lästern.“
  • In 2Korinther 10,4-5 schreibt der Apostel Paulus über den Umgang mit Hindernissen: „Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. Absichten zerstören wir und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus.“

Solch ein Handeln im Glauben hat nichts mit Selbstverherrlichung oder Selbstdarstellung zu tun. Dieses Handeln im Glauben ist auf Gott ausgerichtet und von Gottes Geist gewirkt. Die Aufforderung von Jesus: „habt Glauben an Gott oder zu Gott“, steht vor dem Handeln.

Doch Jesus nennt auch ein Hindernis, welches der Erhörung des Gebets im Wege steht – es ist der Zweifel oder das Zweifeln im Herzen. Das griechische Wort dafür ist: `δια-κριθή diakrith¢` (vgl. dazu auch Jak 1,6). Wenn Jesus eine Antwort gibt, dann heißt es: `Ο Ιησούς αποκριθείς O I¢sous apo-kritheis`. Die Antworten von Jesus sind klare und eindeutige Reaktionen auf gestellte Fragen und/oder stimmige Bewertungen (Kritiken) auf Handlungen der Menschen. Eine `diakrith¢` dagegen ist eine geteilte, ja, in sich widersprüchliche Einstellung und Bewertung gegenüber der Zusage Gottes. Einfach ausgedrückt: Wie soll Gott positiv und eindeutig auf unser `jain` antworten können?

In diesem geschichtlichen Zusammenhang nennt Jesus seinen Jüngern eine weitere wichtige Voraussetzung für erhörliches Beten. So schreibt Markus weiter: „Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen.“ (Mk 11,25-26). Den Schuldigern ihre Verschuldungen nicht anrechnen, sondern erlassen, vergeben (vgl. dazu auch Mt 6,12; 18,20-35). Im Grunde geht es bei der gesamten Geschichte um eine geklärte und geordnete Beziehung zu den Mitmenschen, sowie einen eindeutigen Glaubens- und Gehorsamsbezug zu Gott. Dieser Glaubensbezug war bei den Jüngern in anbetracht des bevorstehenden Leidensweges von Jesus mangelhaft und fehlte bei Judas gänzlich.

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Beschreibe die zeitlichen und örtlichen Details dieser Geschichte.
  2. Forsche nach, wo und in welchen Zusammenhängen der Feigenbaum in der Bibel genannt wird?
  3. Beschreibe die Besonderheiten des Feigenbaumes und seiner Früchte.
  4. Wofür stehen Bäume und Berge in biblischen Erzählungen?
  5. Welche möglichen Deutungen zu dieser Geschichte sind dir bekannt und was ist der Hauptgedanke oder die Lehre daraus? Was will Jesus seinen Jüngern dadurch nahe bringen?
  6. Das Zweifeln wird dem Glauben gegenübergestellt. Erkläre diese zwei wichtigen Begriffe.
  7. Nenne weitere Hindernisse, die dem erhörlichen Gebet im Wege stehen.
  8. Welche Gefahr und Risiko liegt in einem fruchtlosen Lebensstil eines Menschen?
  9. Wie haben die Jünger Jesus verstanden und in welchen Situationen haben sie Berge versetzt und Bäume verdorren lassen?
  10. Was sind deine Erfahrungen im Bereich Berge versetzen?

 

Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

10.4 Heilungen im Tempel und der Lobpreis der Kinder

(Bibeltext: Mt 21,14-17; Ps 8,3)

Abbildung 1 Modell des sogenannten Herodianischen Tempels. Jeden Morgen ging Jesus in den Tempel und lehrte dort (Foto: April 1986).

Was an diesem 2. Tag der Woche (Montag) im Tempel von Jesus an Taten gewirkt wurde, wird nur sehr kurz vom Evangelisten Matthäus beschrieben. Da der Lobpreis der Kinder die Ehrung des `Sohnes Davids` zum Inhalt hat, kann dieser wunderbare öffentliche Heilungsgottesdienst mit dem Einzug von Jesus in Jerusalem zusammenhängen und in denselben Tag eingeordnet werden. So schreibt der Evangelist Matthäus:

Und es traten Blinde und Lahme in dem Tempel zu ihm, und er heilte sie. Als aber die Hohenpriester und die Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien und sagten: Hosanna  dem Sohn Davids!, wurden sie unwillig (gr. ¢ganakt¢san – wurden sie entrüstet, sie emphörten sich) und sprachen zu ihm: Hörst du, was diese sagen? Jesus aber sprach zu ihnen: Ja, habt ihr nie gelesen (Psalm 8,3): „Aus dem Mund der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet“? Und er verließ sie und ging zur Stadt hinaus nach Betanien und übernachtete dort. (Mt 21,14-17).

Der Evangelist Matthäus bescreibt in einem Satz, dass sich Blinde und Lahme Jesus näherten und er sie heilte. Der König als Arzt im Dienst an den Kranken! Immer wenn sich Jesus im Tempel aufhielt, entfaltete er seinen eigenen Gottesdienstablauf. In den Priesterdienst mit den Opfern mischte er sich nie direkt ein. Er hielt sich eher in den Vorhallen auf, wo auch der größte Teil des Volkes Zugang hatte (Joh 10,23). Matthäus hebt besonders „Blinde und Lahme“ hervor und zwar in der Mehrzahl und höchstwahrscheinlich waren auch Menschen mit anderen Behinderungen darunter. Doch Menschen, die mit solchen Behinderungen, konnten nur mit Mühe oder Hilfe anderer zu Jesus gelangen – die einen weil sie nicht sahen, die anderen, weil sie nicht gehen konnten. Wie aus früheren Berichten hervorgeht, fanden sich immer Verwandte oder Freunde, welche behinderte Meenschen zu Jesus brachten. Es heißt hier ausdrücklich: „Und er heilte (gr. eqera,peusen etherapeusen) sie“. Außer in wenigen Fällen ((Mt 8,28; 9,29; 20,32) wandte sich Jesus in der Regel jedem einzelnen Kranken zu, sehr oft mit Händeauflegen (Mt 9,29;  Mk 6,5; 8,23-25;  Lk 13,13).

Während wir aus Johannes 5,3 erfahren, dass die vielen Blinden, Lahmen und Ausgedorte Menschen sich am Teich Bethesda aufhielten und auf Heilung hofften, sind zu diesem Zeitpunkt viele Blinde und Lahme in den Tempel gebracht worden. Die Auferweckung des Lazarus aus dem Tod vor einigen Wochen, hatte sich herumgesprochen. Jetzt erwarteten die Kranken Menschen Jesus im Tempel. Die Therapie von Jesus war eine plötzliche und vollständige. Matthäus ist sehr zurückhaltend und beschreibt nicht die Reaktion der Geheilten. Doch aus der Geschichte mit dem Lahmen im Tempel aus Apostelgeschichte 3,1ff können wir uns lebhaft vorstellen, dass es an diesem Tag im Tempel ein Jubeln und Springen gab. Die Schriftgelehrten und Hohenpriester wurden Augenzeugen dieser erstanlichen Wunderwerke und in ihnen wuchs die Frage nach der Vollmacht von Jesus (Mt 21,23). Diese Heilungen geschahen nicht an einem Sabbat, so dass die Gegner von Jesus keinen Grund fanden, um ihn dafür anzuklagen. Umso mehr suchten sie nach einem passenden Angriffsgrund. Und sie finden einen, der ihnen anstößig zu sein schien. Es sind nicht die Kinder an sich, anstößig ist das, was diese aussprechen, bzw. laut ausrufen: „Hosanna dem Sohn Davids“. In diesem Zusammenhang wird Jesus nicht nur allgemein als einer der vielen Nachkommen Davids geehrt, sondern als der Nachkomme und daher ist diese Bezeichnung als messianischer Titel zu verstehen (Mt 1,1; 9,27; 12,23; 15,22; 20,30-31; 22,42; Jes 11,10; Jer 23,5; 33,15; Hes 34,23.24; 37,24).

Diese Kinder rufen inhaltlich das aus, was sie von den Erwachsenen auf dem Weg vom Ölberg herab gehört hatten (Mt 21,9). Man kann sagen: Jesus wird von den Kindern als König gekrönt, was für eine Ehre für Jesus!

Doch nach der Meinung der Schriftgelehrten wurde hier im Tempel ein falscher Prophet zum König ausgerufen. Die Führung der Juden wollte nicht glauben, dass Jesus der in 2Samuel 7,11-14 verheißene Nachkomme Davids ist. Sie hatten sich nicht mal die Mühe gemacht, um die genaue Herkunft von Jesus zu ermitteln (Joh 7,42-52). Man kann ihnen sogar unterstellen, dass sie es gar nicht erforschen wollten (Mt 2,5; Joh 3,1; 5,37-44; Mt 27,18). Übrigens erkennen wir hier eine weitere Parallele, welche den zeitlichen Zusammenhang zum Einzug nach Jerusalem in den Tempel unterstreicht. Beim Abstieg vom Ölberg fordern die Pharisäer Jesus auf, seine Jünger zum schweigen zu bringen, Hier im Tempel sind es die Hohenpriester und Schriftgelehrten, welche von Jesus das Gleiche in Bezug auf die lobpreisenden Kinder fordern (Lk 19,39;  Mt 21,14). Oder anders formuliert, sie erwarten von Jesus, dass er die Ehrung von Seiten der Kinder ablehnt. Natürlich geht Jesus auf ihre Forderung nicht ein, im Gegenteil, er begründet den Lobpreis der Kinder sogar aus der Schrift (Ps 8,3). Außerhalb des Tempels waren Erwachsene noch mutig und haben Jesus als dem Propheten aus Nazaret und Sohn Davids zugejubelt, hier im Tempel jedoch sind sie zurückhaltend mit ihrem öffentlichen Bekenntnis. Nicht so die Kinder. Sind es nicht oft gerade Kinder, die ihre Eltern an das Tischgebet erinnern, oder ohne Hemmungen vor den Ungläubigen die Geschichte aus der letzten Sonntagschule erzählen? Ja, wenn die Männer schweigen, beruft Gott die Frauen und wenn es keinen Erwachsenen mehr gibt, der Gott lobt, beruft Gott die Kinder und schließlich kann er auch `Steine` zum Reden bewegen (Hab 2,11;  Lk 19,40).

Es erstaunt immer wieder, wie sich Jesus in konkreten Situationen auf die Schrift beruft, bzw. seine Gegner (hier die Schriftgelehrten) an bestimmte Aussagen in den Schriften erinnert und diese in Bezug zur Gegenwart bringt. Er wendet sich an die theologische Elite seiner Zeit mit den Worten: „Habt ihr niemals erkannt“ (Mt 21,16)  oder: „ist euch niemals aufgefallen“? Sicher will Jesus sie nicht demütigen, erniedrigen, aber so und auf diese Weise zeigt er ihnen, wie die Schriften gelesen, verstanden und angewendet werden sollen. Dann lässt er sie stehen und entfernt sich aus dem Tempel wie der Evangelist vermerkt, geht zur Stadt hinaus und übernachtet in Bethanien bei seinen Freunden (Mt 21,17).

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Was sind die Pläne der Führung Israels in Bezug auf Jesus (Joh 11,53)?
  2. Wie sieht der Ablauf des Gottesdienstes im Tempel von Jesus an diesem Tag aus?
  3. Woher kommen so viele Blinde und Lahme in den Tempel?
  4. Warum nennt Matthäus gerade diese zwei Krankheitsarten?
  5. Behindert Jesus mit seinem Dienst an den Kranken etwa den Tempel- und Opferdienst der Hohenpriester?
  6. Schränkt er etwa den Lehrdienst der Schriftgelehrten ein?
  7. Sind Kinder ein Hindernis im Tempeldienst?
  8. Warum passt deren spontanes Auftreten den Führenden nicht?
  9. Wie ist die Reaktion der Oberen im Volk?
  10. Haben Kinder Anteil in unseren Gottesdiensten?
Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar