2. Jesus – der Menschensohn

2. Jesus – der Sohn des Menschen

Abbildung 1 Die Krippe sollte den Hirten als Zeichen dienen für die Geburt des Messias (Foto: 18. Januar 2015). So schreibt der Ev. Lukas: „Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ (Lk 2,10-12).

Seit dem Sündenfall (1Mose 3,1-14) ist das Streben des Menschen nach oben ausgerichtet – zu sein wie Gott. Und seit der Zeit offenbarte Gott nach und nach, wie er sich vorgenommen hat zum Menschen herab zu kommen (Mensch zu werden).

2,1 Die Entfaltung der Gottesgedanken und die Hoffnung der Menschen auf einen Retter

Schon in 1Mose 3,15 (dem sogenannten Protoevangelium – die erste Gute Nachricht) gibt Gott den ersten Hinweiss auf das Kommen eines Retters. Dort wendet sich Gott an die Schlange, hinter der der Diabolos, der Durcheinanderbringer steht, mit den Worten:

Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir (der Schlange) und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. (Elbf: „er wird dir den Kopf zermalmen und du wirst ihm die Verse zermalmen“).

  1. Vorbemerkung: Es fällt geradezu auf, dass in diesem Zusammenhang der Mann (Adam) gar nicht erwähnt wird. Liegt nicht bereits hier verborgen, dass der verheißene Retter als Menschensohn nur durch die Frau und ohne direkte Mitwirkung des Mannes, in diese Welt hineingeboren werden wird? Aus neutestamentlicher Sicht ist der Nachkomme der Frau eindeutig Jesus Christus, wie der Apostel Paulus in Galater 4,4-5 eutlich macht: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau.“
  2. Vorbemerkung: Welches symbolhafte Tierwesen oder einzelne Person, bzw. Geistwesen hinter dem Nachkommen der Schlange vermutet werden könnte, ist eine eigene Studie Wert, Weil sie nicht direkt zu diesem Thema gehört, wird darauf in dem Artikel unter der Überschrift „Der Antichrist – wer ist er und wann kommt er“ näher eingegangen (Webseite: http://gottesgeheimnis.net/2014/10/18/antichrist-wer-ist-das/).

Eva und Adam warteten im Glauben auf diesen verheißenen Nachkommen, der den Feind endgültig besiegen wird.

Abbildung 2 Kinder sind eine Gabe der HERRN und Leibesfrucht ist ein Geschenk“ (Ps 127,3). Gott hat ein besonderes Auge auf Kinder. Ist nicht auch in dieser besonderen Aufmerksamkeit Gottes sein geliebter einziger Sohn eingeschlossen, der als Menschen-Kind in diese Welt hineingeboren werden sollte? (Zeichnung von J. S. 23. Januar 2015).

Diese Verheißung Gottes hegten die ersten Menschen sorgfältig, sie hofften und warteten auf den versprochenen Nachkommen. Wir lesen in 1Mose 4,1: „Und der Mensch (Adam) erkannte seine Frau Eva, und sie wurde schwanger und gebar Kain; und sie sagte: Ich habe einen Mann hervorgebracht (erworben) mit dem HERRN.“ Gut möglich, dass Eva bereits in ihrem Erstgeborenen den von Gott verheißenen Nachkommen sah. Doch er war es nicht und so handelten Eva und Adam weiter im Glauben und in der Hoffnung. Sie übermittelten die Verheißung weiter an ihren Sohn Seth und ihren Enkel Enosch. So lesen wir in 1Mose 4,25-26:

Adam erkannte abermals seine Frau, und sie gebar einen Sohn, den nannte sie Set (Ersatz); denn Gott hat mir, sprach sie, einen andern Sohn gegeben für Abel, den Kain erschlagen hat. Und Set zeugte auch einen Sohn und nannte ihn Enosch. Zu der Zeit fing man an, den Namen des HERRN anzurufen.

Auch bei der Geburt des Noah erinnerte man sich an das Versprechen Gottes, einen Retter zu senden. So lesen wir in 1Mose 5,28-29: „Lamech war 182 Jahre alt und zeugte einen Sohn und nannte ihn Noah und sprach: Der wird uns trösten in unserer Mühe und Arbeit auf dem Acker, den der HERR verflucht hat.“ Und auf eine ungewöhnliche Weise wurde Noah zum Retter seines eigenen Hauses, wie später der Autor des Hebräerbriefes erklärt:

Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt. (Hebr 11,7).

Doch erst bei Abraham erinnert Gott ausdrücklich an seine Verheißung und zwar im Zusammenhang mit dessen Glaubenstat, der Opferung seines einzigen Sohnes Isaak (1Mose 22,1-17). So hat Gott Abraham in seine Pläne einbezogen, gab ihm Isaak wieder zurück und verhieß ihm einen bestimmten Nachkommen mit den Worten: „Und durch dein Geschlecht (gr. εν τω σπέρματί σουen tö spermati sou in deinem Samen, Nachkommen  (im Singular)) sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast.“ (1Mose 22,18). In dem Zusammenhang mit der Verheißung an Abraham macht Gott deutlich, dass Er das Kommen des Retters, wie er es der Eva verheißen hatte (1Mose 3,15) in ein konkretes familiäres Gefüge stellt. Die Linie zu dem Nachkommen verläuft nun über Abraham, Isaak, Jakob, Juda, David, Serubbabel, Josef, sozusagen als juristische Träger der Verheißung und des Verheißenen. Durch die Offenbarung des Heiligen Geistes, macht der Apostel Paulus deutlich, dass der bestimmte Nachkomme Abrahams – Christus sei. So lesen wir in Galater 3,16: „Nun sind die Verheißungen Abraham zugesagt und seinem Nachkommen. Es heißt nicht: »und den Nachkommen«, als wären viele gemeint, sondern es gilt einem: »und deinem Nachkommen« (1. Mose 22,18), welcher ist Christus.“  Diese juristische Zuordnung der Abstammung des verheißenen Retters hebt der Evangelist Matthäus am Anfang seines Evangelienberichtes hervor wenn er schreibt: „Buch des Ursprungs ((gr. γενέσεωςgeneseös  – Abstammung, Herkunft, Geburt, Geschichte) Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ Die einleitenden Worte des Evangelisten: `βίβλος γενέσεωςbiblos geneseös  – Buch der Geschichte`, umfassen weit mehr als nur den Anfang, die Geburt, oder die Herkunft, den Stammbaum. Es ist die Überschrift des gesamten Matthäusevangeliums – das Leben und Lebenswerk von Jesus Christus.

Der Evangelist Lukas führt die menschliche Abstammungslinie von Jesus rückwärts gewandt über Josef, Serubbabel, David, Abraham und bis Adam (Lk 3,23-36). Damit wird die menschliche Herkunft und die juristische Einordnung des Menschensohnes in der Menschheitslinie hervorgehoben. Wichtig für den Evangelisten Matthäus war auch, die natürliche, bzw. gesetzmäßige Abstammung des Menschensohnes vom Hause David abzuleiten. Denn Gott verhieß dem David durch den Propheten Nathan: „Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich.“ (2Sam 7,12-13).

Abbildung 3 Die heutige Stadt Nazareth in Südgaliläa mit überwiegend arabisch-christlicher Bevölkerung ist Anziehungspunkt für die meisten Pilger, welche aus aller Welt nach Israel (Palästina) kommen (Foto: Juli 1994).

Und der Ev. Lukas berichtet von der Botschaft des Engels Gabriel an Maria, in der an die Verheißung, die Gott dem David gab, angeknüpft wird. So schreibt er: Und im sechsten Monat (der Schwangerschaft der Elisabeth) wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau (gr. παρθένος parthenos), die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria. Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das?  

Abbildung 4 Die römisch-katholische Verkündigungskirche in Nazareth. Die Ursprünge des Kirchenbaus an dieser Stelle gehen in das 4. Jh. zurück in Erinnerung an die Verkündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel an die Jungfrau Maria. Die früheren Kirchengebäude wurden durch Eroberungen und auch Erdbeben immer wieder zerstört und wieder aufgebaut. Die heutige Basilika stammt aus dem Jahre 1955 (Foto: Juli 1994).

Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. (Lk 1,26-33).

Der Ev. Matthäus schreibt in seinem Evangelienbericht über das Kommen des Menschensohnes in diese Welt folgendes:

Mit dem Ursprung (gr. γένεσιςgenesis  – Anfang, Beginn, Entstehung, Geburt) Jesu Christi verhielt es sich aber so: Als nämlich Maria, seine Mutter, dem Josef verlobt war, wurde sie, ehe sie zusammengekommen waren, schwanger befunden (gr. εν γαστρί έχουσαen gastri echousa im Mutterschoß habend) von dem Heiligen Geist. Josef aber, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht öffentlich bloßstellen wollte, gedachte sie heimlich zu entlassen. Während er dies aber überlegte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen! Denn das in ihr Gezeugte (gr. γεννηθένgenn¢then) ist von dem Heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären (gr. τέξεταιtexetai), und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk retten von seinen Sünden. (Mt 1,18-21 – Elbf.).

 

2.2  Gottes Sohn wird Menschensohn

Folgende Aspekte werden aus den Evangelientexten ersichtlich und erhellen unser Thema:

  1. Der Engel Gabriel ist ein himmlischer Bote (ἄγγελος – angelos), von Gott ausgesand zur Überbringung wichtiger Borschaften (Dan 8,16.17.21; für Daniel; Lk 1,19: für Zacharias; 1,26: für Maria). Er ist für die Menschen im jüdischen Kontext (Zacharias und Maria) bereits ein vertrauenswürdiger himmlischer Bote. Auch Josef wird durch einen Engel, der sich nicht namentlich vorstellt, im Traum aufgefordert zu handeln.
  2. Die Erscheinung des Engels und das Gespräch mit Maria wird räumlich lokalisiert. Die Stadt in Galiläa heißt Nazareth. Wie in Israel üblich, lebten die Töchter bis zu ihrer Heirat im Haus ihrer Eltern. Josef dagegen als Mann war von seinem Geburtsort weggezogen und arbeitete in Nazareth als Baumeister.
  3. Im Zusammenhang der Menschwerdung des Sohnes Gottes war es wesentlich, dass der verheißene Retter von einer Jungfrau geboren wird. Daher ist es hier angebracht, auf den Inhalt und Bedeutung der beiden griechischen Begriffe, welche den Status der Maria beschreiben, einzugehen. Erstens: Maria wird mit dem griechischen Begriff `παρθένος parthenos` bezeichnet. In insgesamt sieben Texten des Alten Testamentes der LXX (die griechischen Übersetzung des hebräischen Alten Testamentes) wurde der hebräische Begriff `almah` mit `παρθένος parthenos – Jungfrau` übersetzt (1Mose 24,43 (16); 2Mose 2,8; Psalm 68,26; Hohelied 1,3; 6,8; Spr 30,19: Jes 7,14. Warum das, wenn doch der Begriff `ha almah` einfach nur `junge Frau` bedeutet? Zum einen können wir den jüdischen Übersetzern zutrauen, dass sie wohl wussten, was sie taten, schließlich waren sie unvoreingenommen, im Gegensatz zu den heutigen Kritikern des Neuen Testamentes. Zum anderen ist in der Tat aus keiner der sieben Stellen ersichtlich, dass es sich bei der Bezeichnung `ha almah` um bereits verheiratete junge Frauen handelt oder gar um junge Frauen, die bereits außerhalb einer Ehe sexuelle Beziehungen hatten, also nicht mehr jungfräulich gewesen wären. Denn nach dem Mosaischen Gesetz war die Jungfräuligkeit des Mädchens sowohl für sie selbst, ihren Vater und den zukünftigen Ehemann ein hohes Gut (5Mose 22,13-21). Dafür beschreibt dort der Begriff ´παρθένια – parthenia´ eindeutig und unmissverständlich den Zustand eines heiratsfähigen Mädchens oder Verlobten, das noch jungfräulich ist. Daher ist es naheliegend, dass der Begriff `παρθένος parthenos` auch in den Texten des Neuen Testamentes dieselbe Bedeutung hat, nänlich die `Unberührtheit` eines Mädchens oder Verlobten (Lk 1,26; Mt 1,18-25; 25,1.11; Apg 21,9; 1Kor 7,25.28.34.36.37.38; und bezogen auf die Gemeinde, als Braut des Christus: 2Kor 11,2; Offb 14,4). Zweitens: Maria war dem Josef rechtskräftig verlobt oder vertraut (μνηστευθείσης – mn¢steutheis¢s) aber es fiel weder ihr noch Josef ein, vor der Ehe, also vor der Heirat, miteinander sexuell zu verkehren. Hätte Gott sexuellen Verkehr zwischen Verlobten (oder sogar zwischen befreundeten) Menschen freigegeben, hätte die Jungfrauengeburt von Jesus durch Maria nie und nirgendwo Glauben gefunden. Gott sind seine Werke von Anfang an bekannt, er ist weise und hat der Frau und damit der Maria eine wunderbare Sicherheit für ihre Würde und einen Beweis der Unberührtheit gegeben. Gott sei gelobt für diese weise Schöpfungsordnung! Und so ist es auch selbstverständlich, dass Maria als `Jungfrau` den Engel Gabriel fragt: „Wie wird dies zugehen, da ich von keinem Mann weiß (gr. ἄνδρα οὐ γινώσκωandra ou gnöskö – keinen Mann erkenne)?“ Zweitens: Obwohl bereits dem Josef verlobt `ἐμνηστευμένην – emn¢steumen¢n`, bekennt sich Maria eindeutig zu ihrer Jungfräuligkeit (Lk 1,34), denn das griechische Verb für `erkennen` meint im physisch-körperlichen Bereich zunächst Geschlechtsverkehr, so zum Beispiel: „Und Adam erkannte (ἔγνω – egnö) seine Frau Eva, und sie ward schwanger (…).“ (1Mose 4,1). Dass Maria zum Zeitpunkt des Engelbesuches dem Josef verlobt war, bestätigt auch der Evangelist Matthäus (Mt 1.18). Durch die Verlobung war Maria formal-juristisch dem Josef als Frau zugesprochen. Wie die Detailvorschriften aus 5Mose 22,16-21 deutlich machen, standen verlobte Mädchen unter größerem Schutz als noch nicht Verlobte. Die sexuellen Übergriffe auf verlobte Mädchen wurden hart geahndet. Daher konnte die Schwangerschaft für Maria schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.
  4. Die Antwort des Engels ist klar, aber auch ganz ungewöhnlich, ja sie enthält übernatürliche Vorgänge: „Der Heilige Geist wird über (auf) dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das werdende Heilige (gr. γεννώμενον αγίονgennömenon agion das Heilige, das geboren werden wird), Sohn Gottes genannt werden.“ (Lk 1,34-35). Auch im Bericht des Ev. Matthäus wird die Schwangerschaft der Maria ausdrücklich dem Heiligen Geist zugeschrieben: „Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe sie zusammenkamen (πρὶν συνελθεῖνprin ¢ synelthein), dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist.“ (Mt 1,18).

Abbildung 5 Das unendliche Blau des Himmels erinnert an die himmlische Sphäre, von der aus sich Gott im Laufe der Geschichte den Patriarchen, Mose, Samuel, David, den Propheten, aber auch der Maria in Nazareth offenbart hat (Foto: 6. November 2014: Wadi Rum im Süden von Jordanien).

Für diese ungewöhnliche Zeugung fand der Evangelist eine alttestamentliche Prophezeiung aus dem Buch des Propheten Jesaja: „Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen.“ (Jes 7,14). Diese Prophezeiung ist wie viele alttestamentliche Aussagen Doppeldeutig. Das Zeichen, dass eine `junge Frau` schwanger wird, bezog sich zuerst auf Jesajas Zeitgenossen Ahas und das Volk Juda. Der hebräische Begriff `hm’l.[;h‘ ha±almah` bedeutet, wie bereits oben beschrieben, allgemein: die `junge Frau im heiratsfähigen Alter`, kann aber auch die weibliche Person bezeichnen, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatte (was in Israel die Regel war). So konnte es kommen, dass zur Zeit Jesajas und Ahas eine Jungfrau von einem Mann geheiratet wurde und entsprechend auf menschlich-natürliche Weise schwanger wurde. Und nach der Geburt gab man dem Kind den Namen `Immanuel` (Jes 7,14; 8,8). Aber wie viele andere Verheißungen des Alten Testamentes barg auch dieses für Israel  besondere `Namens-Zeichen` eine noch in der Zukunft liegende Erfüllung. Bei der Übersetzung des hebräischen Alten Testamentes in die griechische Sprache wurde gerade auch an dieser Stelle der Begriff `parqe,noj – parthenosJungfrau` gewählt. Wenn also im Jesaja-Text nicht explizit gesagt wird, wie oder durch wen die Jungfrau zur Zeit des Jesaja und Ahas schwanger wird, so betonen beide neutestamentliche Evangelisten, dass Maria als `Jungfrau` durch das Wirken des Heiligen Geistes schwanger wurde. Geleitet durch den Heiligen Geist sieht der Evangelist Matthäus in der Jesajastelle eine gewisse Parallele zu den Ereignissen seiner Zeit. Das der verheißene Retter `Immanuel – Gott mit uns` genannt werden soll, hebt nicht nur Gottes Gegenwart zur Zeit des Königs Ahas hervor, sondern weist auch im Besonderen auf die einzigartige und bis dahin nie dagewesene Gegenwart Gottes unter seinem Volk in der Person des Messias-Jesus (Lk 7,16: „Gott hat sein Volk besucht.“).

ANMERKUNG: Kritiker des Neuen Testamentes behaupten, dass Götter und Söhne von Göttern in der heidnischen Antike auf ähnliche Weise geboren wurden. Doch sei hier auf den unübersehbaren Unterschied zu den so genannten religionsgeschichtlichen „Parallelen“ hingewiesen. Der biblische Bericht ist zurückhaltend, nüchtern und beschreibt nicht den Vorgang der Empfängnis im Detail. Somit ist die Jungfrauengeburt tatsächlich ohne jegliche biblische oder gar religionsgeschichtliche Ähnlichkeit. Vergleichbar mit der jungfräulichen Empfängnis ist lediglich der alttestamentliche Gedanke des Wohnens (yTin>k;v;scha½anti ich wohne = Schechinah die Einwohnung) Jahwes bei den Menschen z. B. in der Stiftshütte (2Mose 25,8-9).

  1. Obwohl durch die Botschaft des Engels deutlich wird, dass der verheißene Retter durch eine Jungfrau in diese Welt hineingeboren wird, hat Gott Vorsorge getroffen, dass dieser Retter unter Gesetz, das heißt auch unter den Schutz des Gesetzes gestellt wird (1Mose 3,15; Gal 4,4). Und in diesem Zusammenhang nimmt Gott einen Mann in die Pflicht. Es ist Josef aus dem Hause David, der Verlobte von Maria (Mt 1,18-25; Lk 1,27; 2,1-5; Mt 2,13-23;  Lk 2,21-49), Nach äußerlichen Kriterien wurde Jesus von seinen Landsleuten zu Recht für den Sohn Josefs gehalten (Joh 1,45; Lk 3,23; Joh 6,42) und daher wird er auch zu Recht dem Hause David zugerechnet und des öfteren auch als `Sohn Davids` bezejchnet oder gar angerufen (Mt 9,27; 15,22; 20,30.31; 21,9; 21,15; 22,42).
  2. Maria stammte wahrscheinlich von einem Elternteil (Mutter?) aus dem Hause Aaron (Lk 1,5.36), doch für die gesetzliche Zuordnung spielte die Herkunft der Frau (in diesem Fall bei Maria) eine untergeordnete Rolle. In der jüdischen Ehe wurden die Kinder (von Ausnahmen abgesehen 5Mose 25,5-6) dem Mann, seinem Haus und damit auch seinem Stamm zugerechnet. Ein Beispiel: Der Levit Aaron heiratete Elischeba aus dem Stamm Juda, doch die Kinder aus dieser Ehe wurden nun dem Stamm Levi und dem Hause Aaron zugerechnet wie der Vergleich von 2Mose 6,23 mit 4Mose 1,7 verdeutlicht). Doch auch Maria stammte aus dem Hause David (über ihren Vater?), wie folgender Bibeltext aus Römer 1,3 nahelegt: „(…) von seinem Sohn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch.“ Und somit stammte Jesus sowohl rechtlich, als auch dem Fleische nach von Hause Davids ab.
  3. Mit der Einwilligung Josefs, seine Verlobte Maria (vom Engel bereits als `seine Frau` bezeichnet) im schwangeren Zustand zu sich zu nehmen – das heißt sie zu heiraten, übernimmt er nicht nur formal-juristisch, sondern auch ganz praktisch die Verantwortung und Fürsorgepflicht für das zu erwartende Kind (Mt 1,24-25). Beiden Evangelisten (bzw. dem Heiligen Geist) scheint die Tatsache wichtig gewesen zu sein, dass Maria ohne Zutun des Josef schwanger geworden ist. Dazu die oft übersehene Bemerkung des Evangelisten Matthäus: „Und er erkannte sie (die Maria) nicht, bis sie einen Sohn gebar.“ (Mt 1,25a).

Abbildung 6 Die heutige Stadt Bethlehem von West nach Ost gesehen. Die Heimatstadt des Königs David wurde nach dem Wort des Herrn (Micha 5,1) auch die Geburtsstadt von Jesus (Foto: Juli 1994).

  1. Mit den verschiedenen Begriffen wird hier zwischen Empfängnis und Geburt deutlich unterschieden – Empfängnis durch den Heiligen Geist, Geburt durch Maria. Die Wendung: `εν γαστρί έχουσα – en gastri echousa im Mutterschoß habend, oder empfangen hatte` beschreibt die übernatürliche Empfängnis durch den Heiligen Geist und die Kraftwirkung des Höchsten. Gott bedient sich auch der vorhandenen menschlichen Begriffe für sein göttliches Tun. Der Begriff: `γεννηθέν – genn¢then Gezeugte` (empfangene – Empfängnis) in diesem Fall geschieht es auf eine übernatürliche Weise. Der Begriff `τέξεται – texetai)`, wird nur für den Vorgang der Entbindung verwendet. Ähnlich bei den verschiedenen grammatischen Formen: `έτεκεν – eteken sie gebar; τεκείν tekein zu gebären, τεχθείς techtheis der geborene` (Lk 1,57; 2,6-7; Mt 2,2).

 

2,3 Weitere Zeugnisse der Menschwerdung des Sohnes Gottes

Der Ev. Johannes beginnt seinen Evangelienbericht mit den Worten:

Im Anfang war das Wort (ο λόγοςo logos), und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. (…) Und das Wort ward (wurde) Fleisch (gr. ο λόγος σαρξ εγένετοo logos sarx egeneto) und wohnte (zeltete) unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Joh 1,1-3; 14).

Beachten wir die korrekten grammatischen Formen von `war` und `wurde` in den Versen 1-3. Zum Zeitpunkt des Anfangs der schöpferischen Tätigkeiten, war das Wort bereits da (vgl. auch Offb 1,4; Kol 1,15; Hebr 1,1-3). Durch das Wort wurde oder entstand, wird das bis dahin nicht Existierende beschrieben. Und nun wird der Mitschöpfer selbst Geschöpf in der Gestalt des Menschensohnes (Joh 1,14). Und in seinem Brief hebt der Evangelist die Tragweite der Fleischwerdung des Sohnes Gottes hervor mit den Worten: „Ein jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist von Gott; und ein jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, dass er kommen werde, und er ist jetzt schon in der Welt.“ (1Joh 4,2-3). Wer die Menschwerdung des Sohnes Gottes leugnet, wird von Johannes in die Kategorie `antichristlicher Geist` eingereiht.

Der Apostel Paulus knüpft an die Verheißung an, die Gott der Eva gegeben hatte (1Mose 3,15) wenn er in Galater 4,4 von der Menschwerdung des Sohnes Gottes spricht. (…) als aber die Fülle der Zeit (gr. πλήρωμα του χρόνουpl¢röma tou chronou) kam, sandte (aussandte) Gott seinen Sohn, geboren (gr. γενόμενονgenomenongeworden, entstanden) von einer Frau, geboren (geworden, entstanden) unter dem Gesetz (νόμοςnomos). Gesetz ist hier im umfassenden Sinne gemeint. Gott selbst bestimmte das Wann, das Wie und durch Wen, bei der Menschwerdung seines Sohnes. Der Begriff `γεννώμενον – gennömenon das Werdende, Entstehende`, umfasst in diesem Zusammenhang sowohl den Prozess der Entwicklung des Kindes im Mutterleib während der Schwangerschaft, als auch die anschließende Geburt.

Einer der theologisch inhaltsvollen Texte über die Menschwerdung des Sohnes Gottes finden wir in dem Brief des Ap. Paulus an die Philipper. Gerade Apostel Paulus, der von den Leugnern der Gottheit Christi gerne zitiert wird, macht die erstaunlichsten Aussagen über die Menschwerdung des Sohnes Gottes. Er schreibt in Kapitel 2,6-8:

 Welcher sich in der Gestalt Gottes befand, das Gott gleich zu sein (τὸ εἶναι ἴσα θεῷto einai isa theö), nicht festhielt wie einen Raub, sondern entäußerte sich selbst und nahm die Gestalt eines Sklaven an (εκένωσεν μορφήν δούλου λαβώνekenösen morf¢n doulou labön), ward in Ähnlichkeit der Menschen und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. (Phil 2,6-8).

Die Wendung: ` τὸ εἶναι ἴσα θεῷto einai isa theö `, beschreibt die göttliche Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater. Genau so verstanden die Juden Jesus, indem sie ihm vorwarfen, sich Gott gleich zu stellen – ἴσον θεῷison theö (Joh 5,18). Im Gegensatz dazu ist der Mensch nur Gott ähnlich (1Mose 1,26). Der Begriff `έκένωσεν – ekenösen` steht für Entäußerung, Entleerung. Der ewige, göttliche Sohn Gottes tritt aus seiner Herrlichkeit, die er bei seinem Vater bereits vor Grundlegung der Welt hatte,  heraus (Joh 17,3-5). Die Wendung: `μορφήν δούλου λαβών – morf¢n doulou labön`- er zieht die reale Gestalt eines Knechtes (wörtlich: Sklaven) an und wird in allem als realer Mensch erkannt – er wird abhängig von der Pflege, Fürsorge und Schutz durch die Eltern. Empfindet Hunger und Durst, wird müde und angefochten. In seiner Körperlichkeit wird er fähig zu sterben. Solch eine Erniedrigung leistet sich Gott um unseretwillen – ist das nicht auch göttliche Herrlichkeit!

2,4 Feststellungen

  1. Der verheißene Retter ist ewiger Gottes Sohn, er wird von seinem Vater ausgesendet in der Fülle der Zeit um in diese Welt hinein zu kommen.
  2. Bei der Menschwerdung, der Inkarnation – Fleischwerdung des Sohnes Gottes ist sowohl der Vater, als auch der Heilige Geist kraftvoll wirksam. Dieser Vorgang ist göttlicher Natur, ohne das Zutun von Maria, sie empfängt nur, nachdem sie ihre passive Bereitschaft bekundet hatte: „Siehe, ich bin des Herrn Magd, mir geschehe, wie du gesagt hast“. (Lk 1,34-38).
  3. Für das Wachstum im Mutterleib und die darauf folgende Geburt selbst, ist Maria die Mitwirkende und Ausführende – sie gebar (Lk 1,31b; 2,6-7).
  4. Wie durch die Frau die Sünde in diese Welt hineingekommen ist, so kommt der Erlöser von den Sünden auch durch eine Frau in diese Welt hinein (1Mose 3,1ff;  1Tim 2,14;  Mt 1,18-25;  Gal 4,4-5).
  5. Der Retter – geworden (durch göttliche Handlung) aus/durch eine Frau (1Mose 3,15;  Gal 4,4) schließt eine Beteiligung eines Mannes aus, denn Maria war und blieb Jungfrau bis einschließlich der Geburt ihres erstgeborenen Sohnes – Jesus (Lk 1,34;  Mt 1,24-25). Jedoch ist der Mann als Schutz- und Fürsorgegebender von Gott durch den Auftrag des Engels, einbezogen (Mt 1,24-25).
  6. Der verheißene Retter –  geworden (geboren) unter Gesetz (Gal 4,4). Gesetz (νόμος – nomos) schließt absolut alles ein: Gehorsame Erfüllung, bzw. Einhaltung aller Forderungen Gottes dem wahren Inhalt nach. Tatsächliche Erfüllung aller Voraussagen in Wort, Bild und Gegenständen. Erfüllung der rituellen Vorschattung aller Opfervorschriften in der Hingabe seines Lebens als vollgültiges Opfer.
  7. Im Neuen Testament kommt die Bezeichnung ´Menschensohn oder Sohn des Menschen´ gr.: ´υιός του ανθρώπου – yios tou anthröpou´ ungefähr 76 mal vor (bei Matthäus 26 mal, bei Markus 13 mal, bei Lukas 23 mal, bei Johannes 11 mal, in der Apostelgeschichte 1 mal und in der Offenbarung 2 mal). Doch war diese Bezeichnung schon im Alten Testament bekannt gewesen, so in Daniel 7,13-14 wo geschrieben steht: „Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.“
  8. Es gab Gründe, weshalb Jesus Menschensohn werden musste, einer davon war: „Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er’s gleichermaßen angenommen, damit er durch seinen Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel.“ (Hebr 2,14).
  9. Jesus war und ist Gottes Sohn, er wurde Menschensohn und diese zwei Naturen behält er auch in alle Ewigkeit. Dies wird bestätigt in der Vision des Stefanus, die er empfing am Schluß seiner Verteidigungsrede vor dem Hohen Rat in Jerusalem: „(…) und (Stefanus) sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“ (Apg 7,56). Und während Johannes der Apostel in der Verbannung auf der Insel Patmos war, sah er im Geist sieben Leuchter (Gemeinden) „und mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme.“ (Offb 1,13-14; Vgl. auch 14,14).

Wie gut, dass Jesus als ewiger Gottes Sohn für uns und wegen uns zum Menschensohn wurde, das heißt in allem wurde er uns Menschen gleich, ausgenommen die Sünde. Somit wurden die Voraussetzungen geschaffen, dass Er als der zweite Adam (Mensch) durch sein Sterben und Auferstehen die Sünde und den Tod besiegte (Offb 1,17-18; Röm 8,2). Seine geistlichen Nachkommen sind gleich wie Er selber, Menschen des ewigen Lebens. „Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.“ (1Kor 15,22).

Fragen / Aufgaben:

  1. Ab wann begann Gott, seine Gedanken und Pläne mit seinem Sohn, den Menschen zu offenbaren?
  2. Verfolge und Beschreibe die beiden Linien bei der Menschwerdung des Sohnes Gottes – die Göttliche und die Menschliche.
  3. Jesus bekannte sich zu seiner Gottessohnschaft, doch warum spricht er mit Vorliebe von sich als dem Menschensohn?
  4. Nach welchen Kriterien urteilten die Zeitgenossen von Jesus über seine Herkunft?
  5. Was waren die Gründe, wieso die Juden Jesus als verheißenen Menschensohn nicht erkannten, oder erkennen wollten?
  6. Warum musste der Sohn Gottes Menschensohn werden?
  7. Die Menschwerdung des Sohnes Gottes ist für Juden und Moslems ein großes Problem. Wie können wir unseren Glauben an diese Wahrheit ihnen erklären?
  8. Warum ist es wichtig für unseren Glauben, an den beiden Naturen von Jesus festzuhalten?

 

 

 

 

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Die Sabbatruhe im Lichte der Bibel

Die Sabbatruhe im Lichte der Bibel

Abbildung 1 Am siebten Tag ruhte  Gott der HERR von allen seinen Werken, die er gemacht hatte (1Mose 2,1-2). Früh am Morgen herrscht völlige Ruhe über dem Roten Meer, dahinter die aufgehende Sonne über der arabischen Halbinsel (Foto: am 5. Februar 2013).

Bibelstudie über das Sabbatgebot und die Bedeutung im Neuen Testament

(1.) Einleitung

In dieser Bibelarbeit gehen wir auf Spurensuche nach dem Ursprungsgedanken des Sabbats (der Sabbatruhe), seinem Inhalt, Sinn und Bedeutung, sowie der Praxis unter den Patriarchen, im Volk Israel, zur Zeit von Jesus, den Aposteln in der Urgemeinde und den darauffolgenden Generationen der Christen.

Bei dieser Bibelarbeit geht es um eine ehrliche Suche nach Antworten für die christliche Praxis einer gesunden Gottesbeziehung.

(Zitate aus der Revidierten Elberfelder Übersetzung und Interlinearübersetzung)

Vorab eine kurze Erklärung der wichtigen griechischen Begriffe zu diesem Thema:

  • Katapausis, dieser Begriff birgt in sich eine umfassende Ruhe (1Mose 2,2b-3), wird jedoch im Alten Testament häufig verwendet um die körperliche Ruhe zu beschreiben, eben Ruhe von der Arbeit. Dann aber auch die Bedeutung der Ruhe vor äußeren Feinden. Der tiefere geistliche Aspekt der Gottesruhe wie in 1Mose 2,2b-3 angedeutet, bleibt in den meisten Texten des Alten Testamentes weitgehend verborgen. Durch die Vorsilbe ´kata´ bekommt der Begriff den Schwerpunkt, dass die Ruhe tiefgehend, dauerhaft ist.
  • Anapausis, hier handelt es sich um einen ähnlichen Begriff mit ähnlichem Inhalt von Ruhe, allerdings bekommt der Begriff durch die Vorsilbe ´ana´ den Aspekt von aus-ruhen, auf-atmen, frei werden von der Mühe und Belastung (Luther: Erquickung). In verschiedenen Sprachen (auch in der Musik) ist das Wort `Pause` bekannt für Anhalten, Pause machen.
  • Sabbatismos, bedeutet Sabbatruhe (gemeint ist die wahre Gottesruhe). Dieser Begriff kommt zwar nur an einer Stelle des NT vor, nämlich in Hebräer 4,9, er wird aber von dem Autor in seinen Texten mit dem Begriff  ´katapausis´ sozusagen gleichbedeutend für die Ruhe Gottes verwendet.

(2.) Der siebte Tag – ein Ruhetag für Gott!

Die erste Erwähnung der Ruhe finden wir im Anschluss an die Sechstageschöpfung, dort wird deutlich hervorgehoben:

Und Gott ruhte (gr. katepausen) am siebten Tage von all seinem Werk, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte (gr. katepausen) er von all seinem Werk, daß Gott geschaffen hatte, indem er es machte. (1Mose 2,2b-3).

In diesem Text steht zweimal ausdrücklich, dass Gott am siebten Tag ruhte von all seinen Werken, die Er gemacht hatte und dass Er diesen Tag heiligte. Er maß also diesem Tag eine besondere Bedeutung zu. Doch aus Gründen der Ermüdung hätte Gott keinen Ruhetag gebraucht, denn er wird „weder müde noch matt“ (Jes 40,28). Jesus sagt, dass der Sabbat um des Menschen willen gemacht ist (Mk 2,27). Ruhte Gott dann schon damals um des Menschen willen? Obwohl es vor der Zeit von Mose keinen direkten Hinweis in der Bibel zur Einhaltung des siebten Tages im Sinne einer Verordnung Gottes gab, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Patriarchen den siebten Tag als Ruhetag nicht nur zur Erinnerung an Gottes Ruhe, sondern auch aus eigenem Vorteil in Anspruch nahmen und einhielten. Die Zweckbestimmung des Sabbats, so wie Jesus ihn in Markus 2,27 definiert, legt es nahe, dass der Mensch am Anfang das Verhalten Gottes auch so verstanden hat und sich mehr oder weniger daran hielt. Auch die Zeiteinteilung und Zeitberechnung zur Zeit der Patriarchen unterstützt diese Annahme.

Doch erst am Sinai hat Gott den siebten Tag der Woche, als buchstäblichen Ruhetag, in die Zehn Gebote mit aufgenommen. Das Sabbatgebot steht an vierter Stelle in den Zehn Geboten. Es nimmt eine zentrale Stellung ein, weil dadurch die praktische, sichtbare Beziehung der Israeliten zu ihrem Gott zum Ausdruck kommt. Zentral auch deswegen, weil der Israelit an jedem Sabbat an Gottes wunderbare Schöpfung erinnert wurde und an die ebenso wunderbare Befreiung aus der Sklaverei Ägyptens denken sollte.

(3.)  Der siebte Tag – ein gesetzlicher Ruhetag für das Volk Israel

Gott selbst schrieb die `Zehn Worte` auf steinerne Tafeln, die in Form von Geboten und Verboten formuliert wurden. Und an zentraler Stelle steht das Gebot zur Einhaltung und Heiligung des siebten Tages.

Abbildung 2 Ein Berg aus schwarzem Basalt im Wadi Rum erinnert an den Berg Sinai von dem aus Gott dem Mose die zwei steinernen Tafeln des Zeugnisses mit den Zehn Geboten übergeben hat  (Foto: 6. November 2014).

So lesen wir in 2Mose 20,8-11: „Denke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten. Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den HERRN, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh und der Fremde, der innerhalb deiner Tore wohnt.Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte (gr. katepausen) am siebten Tag, darum segnete der HERR den siebten Tag und heiligte ihn.“ (2Mose 20,8-11).

Die erste und zentrale Begründung für das Einhalten des Sabbats liegt also in der Sechstageschöpfung durch Gott. Dem Beispiel Gottes folgend, sollte daher auch der Mensch nach sechs Arbeitstagen eine Ruhepause einlegen.

Eigentlich müsste der Mensch sich darüber freuen, dass Gott ihm einen Tag in der Woche frei gibt, um auszuruhen, aber gerade das Sabbatgebot ist sehr oft missachtet und nicht eingehalten worden. Das Bemühen Gottes jedoch liegt nicht im Regeln der Arbeit für den Menschen in den sechs Tagen, auch nicht im Motivieren des Menschen dazu, möglichst viel zu tun, sondern seiner großen Sorge, dass der Mensch vor lauter Arbeit vergisst, die Ruhe in Gott zu suchen. Deshalb ist der Mensch aufgefordert: „Komm zur Ruhe, du rastloser Mensch, denn dein Heil, deine Rettung liegen nicht in deinem Schaffen, sondern im Stillwerden vor Gott und Ruhe in Gott.“

Die Israeliten erfuhren diese Wahrheit, als sie sich in der ausweglosen Lage am Ufer des Schilfmeeres befanden. Dort lesen wir: „Mose aber antwortete dem Volk: Fürchtet euch nicht! Steht und seht die Rettung des HERRN, die er euch heute bringen wird! Denn die Ägypter, die ihr heute seht, werdet ihr weiterhin in Ewigkeit nicht mehr sehen. Der HERR wird für euch kämpfen und ihr werdet still sein.“ (2Mose 14,13-14).

Auch Jesaja macht zum Thema Ruhe eine wunderbare Aussage in einer Situation, in der das Volk von Juda voller eigenen Aktivität war: „Denn so spricht der Herr, HERR, der Heilige Israels: durch Umkehr und Ruhe werdet ihr gerettet. In Stillsein und Vertrauen ist eure Stärke, aber ihr habt nicht gewollt.“ (Jes 30,15). Die Rettung des Menschen liegt also nicht in seinem Tun, sondern in der Umkehr zu Gott und dem stille werden vor Gott. Diese oben genannten Aussagen ermutigen zu den konkreten Fragen:

  1. Um was ging es Gott eigentlich bei dieser Ruheverordnung?
  2. Warum nimmt das Sabbatgebot einen so breiten Platz in den Zehn Geboten und im Leben des Volkes Israels ein?

Überlegungen / Antworten:

    • Körperliche Ruhe und Erholung für Mensch und Tier sind ohne Zweifel ein wichtiger Grund (2Mose 20,8-11).
    • Der Mensch soll an seinen Schöpfer denken (1Mose 2,1-3).
    • Ein Tag der Versammlung ist ein wesentlicher Grund, weil dadurch der Einzelne durch die gottesdienstliche Gemeinschaft wieder ganz neu auf Gott ausgerichtet wird.
    • Am Sabbat sollten die Israeliten daran erinnert werden, dass Gott das Volk heiligt (2Mose 31,13; vgl. dazu auch Joh 17,17. 19).

In der Sabbatfeier liegt also neben den natürlichen Begründungen auch schon ein klarer Hinweis auf das heiligende Wirken von Jesus durch seine Hingabe.

Aber das Sabbatgebot hat noch einen weiteren wichtigen  Sinn. In 5Mose 5,12-15 wird das Sabbatgebot im Rahmen der Zehn Gebote erneut wiederholt und mit einer außerordentlich wichtigen Begründung versehen. „Beachte den Sabbattag, um ihn heilig zu halten, so wie der HERR, dein Gott, es dir geboten hat! Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den HERRN, deinen Gott. Du sollst (an ihm) keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und dein Rind und dein Esel und all dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore (wohnt), damit dein Sklave und deine Sklavin ruhen (gr. anapausetai) wie du. Und denke daran, dass du Sklave warst im Land Ägypten und dass der HERR, dein Gott, dich mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm von dort herausgeführt hat! Darum hat der HERR, dein Gott, dir geboten den Sabbattag zu feiern.“ (5Mose 5,12-15).

Ein wichtiger Grund der Sabbatverordnung liegt also in der geschichtlichen Tatsache der wunderbaren Erlösung Israels aus der Sklaverei Ägyptens. Hat nicht Gott schon damals am ersten siebten Tag seiner Ruhe an die Erlösung seines Volkes gedacht? Gott sind seine Werke von Anbeginn bekannt (Apg 15,18).

Also noch mal: Weil Israel in Ägypten Sklave war und weil Gott Israel aus dieser Sklaverei erlöst hat, darum sollen sie den Sabbattag heiligen.

Nun hat Gott das Volk Israel durch Mose aus Ägypten geführt und unter Josua nach Kanaan zur Ruhe gebracht (Jos 23,1): „Und es geschah nach vielen Tagen, nachdem der HERR Israel Ruhe (gr. katapausai) verschafft hatte vor allen seinen Feinden ringsumher (…).“

Israel kam zwar in Kanaan zur äußerlichen Ruhe, aber zur wahren Ruhe in Gott ist das Volk

wegen ihres Unglaubens und Ungehorsams nicht gekommen (vgl. 4Mose 14,21-23 mit Hebr 4,11. Und in Hebräer 4,3 lesen wir das Urteil Gottes über die Ungläubigen und Ungehorsamen: „Sie (das Volk Israel in der Wüste) sollen nicht zu meiner Ruhe (κατάπαυσίν – katapausin) kommen.“ (vgl. mit Psalm 95,11).

(4.)  Wie und wodurch kommt der Mensch zu Gottes Ruhe?

Gott bestimmt nun nach langer Zeit einen anderen Tag, ein ´Heute´, an dem er für das Volk Gottes noch einmal eine Möglichkeit schafft, um zu seiner, zu Gottes Ruhe, einzugehen (Psalm 95,7-11). Der Hebräerbriefschreiber kannte die Geschichte des Volkes Israels und die damit verbundenen alttestamentlichen Weissagungen sehr gut. Er richtet sich in seinem Schreiben zuerst an Juden. Im 4. Kapitel nimmt er Bezug auf Psalm 95,7–11, dort schreibt David durch den Heiligen Geist: „Heute, so ihr seine Stimme hört, so verstocket eure Herzen nicht, (so wie es damals in der Wüste geschah)“. Und er deutet dieses ´Heute´ auf die Evangeliumszeit und gibt im gleichen Kapitel eine deutliche Erklärung für die tiefe Bedeutung der Gottesruhe am siebten Tag nach der Schöpfung (Hebr 4,3-9).

Zum einen verbindet er die Sabbatruhe Gottes, den siebten Tag, den Ruhetag, mit dem Einzug des Volkes Israels nach Kanaan unter Josua und zwar mit negativem Ergebnis, d.h. Israel ist unter Josua im Land Kanaan nicht zur wahren Gottesruhe gekommen, sie erlangten nur eine äußere Ruhe vor Feinden (Josua 23,1).

Zum anderen verbindet er positiv die Sabbatruhe Gottes mit dem Einzug der Glaubenden an Jesus in das verheißene geistliche Land (Reich Gottes – örtlich nicht mehr eingeschränkt).

Der Autor begründet diese Argumentation in Hebräer 4,8 wie folgt:

„Denn wenn Josua sie zur Ruhe gebracht hätte (im Land Kanaan), würde Gott nicht durch David (in Psalm 95,7-11) von einem anderen Tag, einem „Heute“ sprechen, als einer erneuten und endgültigen Möglichkeit in Gottes Sabbatruhe hineinzukommen. Und in Kapitel 4,1 fordert der Hebräerbriefschreiber auf: „Lasst uns also voll Sorge (darauf) bedacht sein, hineinzukommen zu seiner Ruhe (katapausin), solange die Verheißung noch steht (gilt).

  • „Denn wir, die Glaubenden (an Jesus) kommen hinein in die Ruhe (katapausin)(4,3). Die Vorsilbe `kata` richtet den Sinn des Wortes nach unten, in diesem Zusammenhang meint es: in der dauerhaften, endgültigen Gottesruhe angekommen zu sein.    
  • „So bleibt also eine Sabbatruhe (gr. sabbatismos) dem Volke Gottes noch übrig, denn wer hineingekommen ist zu seiner (Gottes) Ruhe (katapausin), der ist auch zur Ruhe (katapausen) gekommen von seinen Werken, wie Gott von den seinen.“ (4,9).

Der Begriff Sabbatruhe oder Sabbatfeier kommt im Neuen Testament nur in Hebräer 4,9 vor. Das griechische Substantiv heißt `sabbatismos` und steht im engsten Zusammenhang mit dem Begriff `katapausis`, welches in Hebräer Kapitel 4 mehrmals verwendet wird und immer die tiefe und endgültige Ruhe Gottes zum Ausdruck bringt (vgl. auch 1Mose 2,2-3). Beim Übertragen dieses Wortes in die lateinische oder deutsche Sprache, würde es heißen – Sabbatismus. Daher könnte ich mich im geistlichen Sinne sogar `Sabbatist` nennen, weil ich durch den Glauben an Jesus Christus Teilhaber der Gottesruhe bin.

Aufgrund dieser Textzusammenhänge in Hebräer 3,7 – 4. 11, können wir die Feststellung machen, dass sich die Sabbatruhe des Alten Testamentes in ihrer wahren, tiefen, geistlichen und damit endgültigen Bedeutung und Erfahrbarkeit erst in der Sphäre des Glaubens an Jesus Christus vollzieht und deshalb auch ewigen Bestand hat. Dies bedeutet, dass sie nicht mehr unterbrochen wird, obwohl sie natürlich erst in der Ewigkeit, nach unserer leiblichen Auferstehung, ihre vollendete und endgültige Form annehmen wird.

Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Wenn wir die Möglichkeit haben, in ein Haus/Gebäude hineinzugehen, wo wir Schutz und Geborgenheit erfahren können, brauchen wir uns nicht mehr damit begnügen, draußen im Schatten oder in den Umrissen desselben aufzuhalten. „Denn das Gesetz hat nur den Schatten der zukünftigen Güter, nicht das Wesen der Güter selbst.“ (Hebr 10,1). Auch die alttestamentliche Sabbatverordnung und Sabbatruhe sind nur ein Schatten der Wirklichkeit, die in und durch Jesus ihre wahre Bedeutung und Erfüllung bekommen hat.

Dass diese Ruhe jetzt und heute erfahrbar ist, sagt uns Jesus in Matthäus 11,28-29: „Kommt her zu mir alle, die ihr euch abmüht und beladen seid und ich will euch zur Ruhe (anapausin) bringen. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, weil ich sanftmütig bin und im Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe (anapausin) finden für eure Seelen.“

Der griechische Begriff `anapausis` in diesem Text bedeutet `ununterbrochene Ruhe, Entlastung, Befreiung, Aufatmen, eim `Aufhöre` von sich Abmühen. Die Vorsilbe `ana` hebt den nach oben gerichteten Charakter des Wortes hervor. Dies geschieht zum einen, indem der Mensch zu Jesus kommt (ihm glaubt und vertraut) und seine Last von Jesus abnehmen lässt. Diese Last besteht aus Sünde und dem Bemühen Gott gegenüber und seinen Rechtsforderungen mit eigener Kraft gerecht zu werden. Die zweite Bedingung um zur Ruhe zu kommen ist, sich in das Joch von Jesus einspannen zu lassen. Dies ist ein befreiender Dienst aus Liebe und Dankbarkeit, darum führt er in die Ruhe (anapausin).

Die Gottesruhe am siebten Tag in 1Mose 2 und die Ruhe, zu der Jesus so freundlich einlädt, sind ihrem geistlichen Wesen nach gleich. Nun wird das Gebot, welches nach seinem Buchstaben immer wieder übertreten wurde, zu einem Angebot in Jesus. Er hat das Sabbatgebot keineswegs aufgehoben oder aufgelöst (Mt 5,17), sondern zur wahren Erfüllung gebracht. In ihm ist jetzt diese Ruhe zu finden. Und wer durch den Glauben in Jesus ist, der ist auch in der Ruhe Gottes angekommen und dies nicht nur an einem bestimmten Tag der Woche, sondern für allezeit.

Wenn der Sabbat die Israeliten an die Knechtschaft und die wunderbare, aber doch nur physische Errettung aus Ägypten durch Mose erinnern sollte, wie viel mehr soll nun die geistliche Sabbat-Ruhe an die geistliche Errettung des Menschen aus der Sklaverei der Sünde und des Todes durch Jesus Christus erinnern !

(5.)  Das Sabbatgebot im Neuen Testament

Es ist geradezu erstaunlich, dass das Sabbatgebot in seiner buchstäblichen Fassung an keiner einzigen Stelle des Neuen Testamentes vorkommt, bestätigt oder gar der Gemeinde angeordnet wird. Eine derartige Stelle gibt es im Neuen Testament einfach nicht. Im Vergleich dazu werden alle anderen Gebote aus den zwei Tafeln des Zeugnisses von Jesus direkt zitiert und erklärt oder indirekt erwähnt.

Jesus hat viele Gebote des Alten Testamentes genannt, erklärt, also auf Inhalte hingewiesen, die bis

dahin nicht offenbart waren. Er fasst sie alle zusammen in einem Doppelgebot:

„Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr Einer (der Einzige), und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Denkvermögen und von allen deinen Kräften«. Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (5Mose 6,4-5; 3Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese.“ (Mk 12,29–31; Mt 22,39-40).

 Dann aber zitiert er auszugsweise das erste und zweite Gebot, welches die Anbetung des

einen wahren Gottes zum Inhalt hat: „Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und ihm allein dienen.“ (vgl. Mt 4,10 mit 5Mose 6,13; 2Mose 20,1-3).

In Anlehnung an das dritte Gebot (Missbrauch des Namens Gottes) sagt Jesus: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen (,…).“ (Mt 7,21).

Das vierte Gebot:  Sabbatgebot – fehlt gänzlich in den neutestamentlichen Schriften.

Das fünfte Gebot: „Ehre Vater und Mutter“  (vgl. Mt 15,4-6; Eph 6,2-3)

Das sechste Gebot „Töte nicht.“ (vgl. Mt 5,21-26 und 19,18 mit 2Mose 20,13).

Das siebte Gebot: „Brich nicht die Ehe.(vgl. Mt 5,27–32 ; 19,1-12 und 19,18 mit 2Mose 20,14).

Das achte Gebot: „Stiel nicht.“ (vgl. Mt 19,18 mit 2Mose 20,15).

Das neunte Gebot: „Rede kein falsches Zeugnis (…).“ (vgl. Mt 5,33-37 und 19,18 mit 2Mose 20,16).

Das zehnte Gebot: „Begehre nicht (…).“ (vgl. Mt 5,28 mit 2Mose 20,17).

Oder das Gebot: „Versuche nicht den Herrn, deinen Gott.“ (vgl. Mt 4,7 mit 5Mose 6,16).

Das Sabbatgebot jedoch in seiner buchstäblichen Form hat Jesus kein einziges Mal erwähnt, obwohl es einen zentralen Platz in den Zehn Geboten einnimmt. In diesem Zusammenhang soll darauf hingewiesen werden, dass es für den Juden zwischen den sogenannten moralischen, rituellen und bürgerlichen Gesetzen grundsätzlich keine Unterscheidung gab. Auch unterscheiden die biblischen Autoren nicht zwischen der Bezeichnung  „Gesetz des Herrn“ (gleich Zehn Gebote) und „Gesetz Moses“ (gleich restliche Gebote). Hier einige Stellen, die dies deutlich machen: „(…) und sie sprachen zu Esra, dem Schriftgelehrten, er solle das Buch des Gesetzes des Mose holen (…) und sie (die Leviten) legten das Buch des Gesetzes Gottes klar und verständlich aus (…).“ (Neh 8,1-8). „Und als die Tage ihrer Reinigung erfüllt waren gemäß dem Gesetz Moses, brachten sie ihn (Jesus) hinauf nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen, wie geschrieben steht im Gesetz des Herrn.“ (vgl. Lk 2,22-24 mit 3Mose 12,8;  2Mose 13,2).

Das Buch des Gesetzes des Mose, ist gleichzeitig auch das Buch des Gesetzes Gottes“. Es gibt also nur einen Verfasser und das ist Gott. Mose war nur der Vermittler, und weil er dem Volk das Gesetz Gottes überreichte, wurde das Gesetz auch Gesetz Moses genannt.

Auch Jakobus betont die Einheit des Gesetzes wenn er schreibt:

„Denn wer das ganze Gesetz hält und sündigt an einem, der ist‘s ganz schuldig.“ (Jak 2,10).

Jesus macht den Juden den Vorwurf:

„Niemand unter euch tut das Gesetz.“ (Joh 7,19).

Jesus unterstreicht die Einheit und Zusammenhang des Gesetzes mit den Worten: „In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und (sogar) die Propheten.“ (Mt 22,40).

Jedes einzelne Gebot hat seinen Platz in Gottes Plan und ist durch Christus und in Christus erfüllt worden. Deshalb sprechen die neutestamentlichen Schreiber auch vom Gesetz Christi.“ (Gal 6,2;  1Kor 9,21). Jesus selbst sagt dazu: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es der mich liebt.“ (Joh 14,21; vgl. auch 1Joh 3,24).

Wie Jesus, so auch später die Apostel unter der Leitung des Heiligen Geistes (Apg 15,28: „es gefällt dem Heiligen Geist und uns“) entschieden, welche Verordnungen und Vorschriften wegen ihrer schattenhaften, sinnbildlichen Bedeutung nun von der Wirklichkeit in Jesus abgelöst wurden und welche Willensäußerungen Gottes im Gesetz in ihrer buchstäblichen Form sowie in ihrer ganzen geistlichen Tiefe (z.B. Mt 5-7) für die Nachfolger Jesu für alle Zeiten unter allen Völkern verbindlich einzuhalten sind.

(6.)  Wie lebte Jesus mit dem Sabbatgebot?

Natürlich hielt sich Jesus grundsätzlich auch an das Sabbatgebot. Doch gerade der Sabbat bedeutete für ihn ein Dienst-Tag. Zur äußeren Ruhe kam er meist in den frühen Morgenstunden oder wenn er sich mit seinen Jüngern ganz bewusst zurückgezogen hatte (Mk 1,35;  Lk 4,42;  Mk 6,30-31).

Doch die am häufigsten wiederholte Anklage gegen Jesus von Seiten der Schriftgelehrten und

Pharisäer lautete: „Er (Jesus) löst den Sabbat auf.“ bzw. „bricht den Sabbat.“ (Joh 5,18). darauf stand die Todesstrafe (2Mose 35,2-3). Natürlich waren diese Anklagen falsch und entsprangen aus einem falschen Verständnis der Gebote Gottes, trotzdem dürfen wir die Frage stellen: Warum hat Jesus die Juden so oft durch die Heilungen am Sabbat herausgefordert? Denn wenn wir die entsprechenden Stellen aus Mt 12;  Mk 2; 3; Lk 6; 13; 14; Joh 5; 7; 9 aufmerksam durchlesen, dann stellen wir fest, dass in keinem dieser Heilungsfälle akute Lebensgefahr bestand, Jesus hätte also die Heilung auch an einem anderen Tag vollbringen können. Es fällt geradezu auf, dass Jesus die Aufmerksamkeit der Juden am Sabbat und durch den Sabbat auf sich lenkt. Er will ihnen damit doch etwas ganz Wichtiges sagen. Haben nicht die Juden den Sabbat zu ihrem Maß gemacht, weil sie daran alles und alle gemessen, bewertet und beurteilt haben? Sie kämpften bis aufs Blut, um dem Sabbat zu dienen. Jesus sagt aber:

„Der Sabbat ist für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat.“ (Mk 2,27).

Das heißt, am Sabbat wird dem Menschen gedient und der Mensch lässt sich helfen und zwar ganzheitlich. In Johannes 7,23 sagt Jesus den Pharisäern und Schriftgelehrten: „Zürnt ihr mir, wenn ich am Sabbat den ganzen Menschen gesund gemacht habe?“ Dies ist wohl sein ausdrückliches Ziel, nämlich den Menschen durch Erlösung aus der Macht der Sünde, durch Sündenvergebung, durch Heiligung und Heilung in Gottes Gemeinschaft, und damit in Gottes Ruhe zurückzuführen. Und wenn er dies am Sabbat tut, dann füllt er diesen Ruhetag mit seiner ursprünglichen Bedeutung – die Wiederherstellung des gesamten Menschen. Wenn Jesus den Juden sagt: „Der Menschen-Sohn ist Herr des Sabbats.“ (Mk 2,28), dann ist er also derjenige, welcher den Sabbat angeordnet hatte. Jetzt steht er leibhaftig vor ihnen und lehrt sie die eigentlichen Inhalte der Sabbatruhe, welche er selbst verkörperte.

Jesus macht aber auch die Juden darauf aufmerksam, dass die Priester ihrerseits durch ihre Tätigkeit im Tempel am Sabbat im buchstäblichen Sinne des Wortes den Sabbat brechen und doch ohne Schuld sind (Mt 12,5). Nach dem Gesetz Moses musste man jeden Jungen am achten Tag beschneiden, wenn aber dieser achte Tag auf den Sabbat fiel, dann wurde die Erfüllung des einen Gebotes zur Übertretung eines anderen Gebotes (Joh 7,23-24).

Durch die buchstäbliche Einhaltung des Sabbatgebotes haben die Pharisäer grob gegen das Gebot der Liebe (Barmherzigkeit) verstoßen (Mt 12,7). Die Aussage Jesu in Matthäus 12,12: „Darum ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun“, ist positiv und motivierend zu allerlei gutem Handeln, welches dem leiblichen und geistlichen Aufbau eines Menschen zugute kommt.

(7.)  Wie verstanden die Apostel und die ersten Christen die Sabbatruhe?

So wie die Apostel die Sabbatruhe verstanden, lehrten und lebten, hatte es letztlich Gültigkeit für die neutestamentliche Gemeinde. Schon in erster Zeit der Gemeinde, im jüdischen Umfeld, feierten die Gläubigen die geistliche Sabbatruhe, zu der sie nun gekommen waren und zwar täglich. Ihr Wochenrhythmus hatte sich völlig verändert. Nur am Sabbat zur Ruhe zu kommen, war für sie nun zu wenig. Von den Gläubigen heißt es in Apg 2,46: „Und an jedem Tag verharrten sie fest, einmütig im Tempel und brachen in jedem Haus das Brot.“ In Apostelgeschichte 2,42 heißt es:

„Sie blieben aber beständig in der Gemeinschaft, in der Lehre der Apostel und im Brotbrechen und in den Gebeten.“ Man bekommt fast den Eindruck, dass sie an allen Tagen (einschließlich Sabbat) dasselbe getan haben, nämlich in Gott geruht und den Menschen gedient.

Als die Apostel und Evangelisten die nationalen und kulturellen Grenzen des Judentums überschritten hatten, stellte sich so manche Frage nach der Bedeutung des Gesetzes für die Gläubigen aus den Heiden. Etwa im Jahre 48 n. Chr. trafen sich die Apostel und bedeutenden Autoritäten der Gemeinde der ersten Generation in Jerusalem und berieten miteinander, was nun die Heidenchristen aus dem Gesetz Moses übernehmen sollten, bzw. was sie nicht einhalten brauchen. Einige Judenchristen forderten: „Man muß sie beschneiden und gebieten, das Gesetz Moses zu halten.“ (Apg 15,5). Wohlgemerkt, auch sie sahen das Gesetz als eine Einheit. Doch die Apostel kamen nach sorgfältiger Prüfung dieser Frage zu dem Ergebnis. Im ersten schriftlich verfassten Brief in Apg 15,23-29 heißt es: „Die Apostel und die Ältesten als Brüder, grüßen die Brüder aus den Heiden in Antiochien und Syrien. Da wir gehört haben, daß einige von uns ausgezogen sind und euch beunruhigt haben, mit Worten verwirrend eure Seelen, denen wir (doch) keinen Auftrag gegeben haben.“

Das Ergebnis der Beratung in Jerusalem lautete: „Es gefällt dem Heiligen Geist und uns, euch keine weitere Last  aufzuerlegen, außer diesen notwendigen (Dogmen). Sie sollten sich fernhalten: von Götzenopferfleisch, von Blut, vom Fleischgenuss erstickter Tiere, von Unzucht. Diese vier Vorschriften (gr. ´dogmata´ Apg 16,4) waren für das Evangelium und die Gemeinschaft zwischen Juden und Heidenchristen förderlich. Dies war bis dahin das erste und blieb wohl auch das letzte Aposteltreffen, in dem ein für allemal das Verhältnis der Heidenchristen zum Mosaischen Gesetz grundsätzlich geklärt wurde.

Den Heidenchristen das Sabbatgebot in seiner buchstäblichen Form zu verordnen, stand unter den Aposteln in Jerusalem gar nicht zur Debatte. Wenn dieses Gebot in seiner buchstäblichen Form für die Heidenchristen Heilsbedeutung gehabt hätte, hätten die Apostel es dringend empfohlen. Es ist jedoch nicht einmal erwähnt worden. Wo immer der Apostel Paulus in die Städte des Römischen Reiches kam, suchte er zuerst die Juden auf. Er fand sie immer in den Synagogen, und in der Synagoge traf man sich vorrangig am Sabbat. Doch kam es immer wieder zum Bruch mit der Synagoge, so dass die Versammlungen dort schon nach kurzer Zeit nicht mehr möglich waren. So zog man sich meist in Privathäuser zurück, oder auch in eine öffentliche Schule wie in Ephesus, wo Paulus mehr als zwei Jahre lang und zwar täglich lehrte.

In der Gemeinde zu Kolossä gab es wohl Judenchristen oder umherziehende jüdisch-christliche Eiferer, welche versuchten, den Gläubigen ein schlechtes Gewissen zu bereiten, weil sie den Sabbat nicht so beachteten, wie es das Gesetz Moses vorschrieb. In seinem Brief an die Kolosser (Kap. 2,16-17) schreibt Paulus: „Niemand richte euch wegen Essens und Trinkens, oder in Hinsicht auf ein Fest, entweder Neumond oder Sabbate, welche sind ein Schatten der zukünftigen (Dinge), aber der Leib ist Christi.“ An welchem Tag sich die Gemeinde zu Kolossä versammelt hatte, um den Sabbat nach dem Gesetz des Mose einzuhalten, hat Paulus ihnen nicht gepredigt. Wieso sollten sie sich an den Buchstaben des Sabbatgebotes halten, also nur im Schatten stehen, wenn sie doch in Christus in das geistliche Gebäude einziehen konnten, gemeint ist hier, die wahre Ruhe Gottes in Christus und dies an jedem Tag der Woche.

An die Gläubigen zu Rom (Röm 14,5-6) schreibt Paulus ähnliche Worte, obwohl er den Begriff Sabbat nicht gebraucht: „Der eine aber beurteilt einen Tag im Vergleich zu einem (anderen) Tag, der andere beurteilt jeden Tag (gleich); jeder sei in seinem Sinn (Meinung) überzeugt! Der auf den Tag achtet, der tut es dem Herrn; und der da isst, isst dem Herrn, denn er dankt Gott.“

Auch in keinem anderen Brief der Apostel finden wir ein Plädoyer, also eine Verteidigung, für das buchstäbliche Einhalten des Sabbats. Daraus können wir schließen, dass er für das Heil der Christen keine nennenswerte Rolle gespielt hat.

Aber wir lesen in Apostelgeschichte 20,6b–7, dass sich Paulus mit seinen Mitarbeitern und der örtlichen Gemeinde in Troas am ersten Tag der Woche (Tag eins der Woche) versammelte, um das Brot zu brechen (Herrenmahl/Abendmahl). Obwohl Paulus in dieser Stadt schon vor sieben Tagen angekommen war, versammelte sich die Gemeinde am ersten Tag der Woche, also nach dem Sabbat. Warum? War es eine rein heidenchristliche Gemeinde? War Paulus am Vortag, also am Sabbat in der Synagoge bei den Juden? Hat sich die Gemeinde nach Möglichkeit jeden Tag versammelt, um Paulus zu hören?

Warum ist Paulus nicht am ersten Tag der Woche abgereist? Dieser erste Tag der Woche hat in der christlichen Gemeinde anscheinend eine Bedeutung gehabt. Auf jeden Fall bleibt die geschichtliche Tatsache bestehen, dass sich eine (heiden) christliche Gemeinde mit apostolischer Gegenwart am ersten Tag der Woche versammelte, um das Brot zu brechen und auf die Verkündigung des Apostels zu hören.

Auch wenn es nicht ausdrücklich gesagt wird, wann oder an welchem Tag der Woche sich die Gemeinden in Galatien versammelten, so gibt Paulus uns durch seine Verordnung einen bestimmten Hinweis. Die Galater sollten für die armen Gläubigen in Judäa am ersten Tag der Woche Geld sammeln oder auf die Seite legen (1Kor 16,1-2). Der Gemeinde in Korinth ordnet der Apostel an, die Sammlung am gleichen Tag, also am ersten Tag der Woche (Versammlungstag), durchzuführen.

Warum gerade am ersten Tag der Woche und nicht am Sabbat?

  • Erstens ist der Herr Jesus am ersten Tag der Woche durch die Kraftwirkung des Vaters aus dem Tod auferweckt worden. Der erste Tag der Woche wird in der Offenbarung des Johannes `kyriak¢` Bis heute hat sich diese Bezeichnung im griechichen Kulturkreis erhalten, die Wochentage beginnen mit `kyriak¢`, was übersetzt werden kann mit: dem HERRN gehörender (Tag).

Am Auferstehungstag, welcher der erste Tag der jüdischen Woche war, begegnet Jesus der Maria aus Magdala, dann einer ganzen Gruppe von Frauen, dann dem Simon Petrus, dann den zwei Emmaus-Jüngern , welche nach Jerusalem zurückkehren und den restlichen Zehn von ihrer Begegnung mit dem Auferstandenen berichten. Die Jünger erzählen ihrerseits den Zweien, dass Petrus den auferstandenen Jesus gesehen hat. Dann kommt Jesus in ihre Mitte und zeigt ihnen seine Hände und Füße, er isst sogar vor ihnen. Dieser Tag war ein Tag guter Nachrichten, ein Tag der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Herrn und untereinander (erster Versammlungstag nach der Auferstehung). Damit bekommt er nicht nur symbolische sondern auch praktische Bedeutung.

Nach acht Tagen (also wieder am ersten Tag der Woche), nicht am nächsten Sabbat, besucht Jesus seine Jünger wieder, diesmal ist Thomas dabei (zweiter Versammlungstag nach der Auferstehung).

Am ersten Tag der neuen Arbeitswoche ist der allmächtige Gott bei der größten Arbeit, nicht wie damals bei der Schöpfung als er das Licht aus der Finsternis hervorrief, sondern er holt seinen geliebten Sohn aus der Finsternis des Todes ins Leben zurück. Auf diese Weise beginnt am ersten Tag der Woche die neue Schöpfung und sie beginnt mit dem auferstandenen Christus.

  • Ein zweiter Grund für die Versammlung der Gemeinden (Troja, Korinth, Galatien) am ersten Tag der Woche kann in der Ausgießung des Heiligen Geistes gesehen werden. Diese fand fünfzig Tage nach dem Passah-Sabbat des Jahres 33 n. Chr. statt (3Mose 23,15-16; 5Mose 16,9), also auch am ersten Tage der Woche. Ist das Zufall, oder können wir darin eindeutig die wunderbare Vorsehung Gottes erkennen.

Übrigens waren die Jünger schon die ganzen zehn Tage nach der Himmelfahrt von Jesus in Jerusalem beständig beieinander im Gebet geblieben, wie Jesus es ihnen vor seinem Weggehen angeordnet hatte.

(8.)   Zeugnisse aus der früheren Kirchengeschichte

Aus der Kirchengeschichte gibt es zahlreiche Zeugnisse von den Kirchenvätern, welche die Versammlungen der Christen am ersten Tag der Woche bestätigen und beschreiben.

  • Justinus, ein frühchristlicher Philosoph und Märtyrer (+167), schreibt: „Am Sonntag kommen wir alle zusammen, weil (…) Jesus Christus, unser Erlöser, an diesem Tage von den Toten auferstanden ist.“ Der wöchentliche „Tag des Herrn“ ist Wurzel und Vorbild für alle späteren christlichen Feste und Feiertage. Aus Freude über die Auferstehung wird in der frühen Kirche am Sonntag nie gefastet und beim Gottesdienst nicht gekniet, sondern nur stehend gebetet.
  • Ignatius schreibt 110 n.Chr. an die Magnesier (zwischen Ephesus und Milet gelegen): „Wir feiern nicht mehr den Sabbat, sondern halten den Tag des Herrn, an dem auch unser Leben aufging durch ihn und seinen Tod.“
  • In der um 125 entstandenen „Zwölfapostellehre“ heißt es: „Am Tage des Herrn versammelt euch, brecht das Brot und sagt Dank (…).“
  • Plinius (Gouverneur von Bithynien, 106-108 n.Chr.) schrieb über die Christen an den Kaiser Trajan: „Es ist ihre Gewohnheit, an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zusammenzukommen und abwechselnd unter sich ein Lied ihrem Christus, den sie als Gott verehren, zu singen.“
  • Eusebius erklärt diesen bestimmten Tag: „Die Gottesdienste wurden sehr früh an jedem Morgen des Auferstehungstages gefeiert.“
  • Barnabas (120 n.Chr.) sagt: „Wir feiern den achten Tag mit Freuden. Es ist auch der Tag, an dem Christus von den Toten auferstand.“
  • Justin (140 n. Chr.) schreibt: „Dass am ersten Tage, der auch Sonntag genannt wird, kommen alle, die in den Städten und auf dem Lande wohnen, zusammen auf einem Platz, und die Schriften der Apostel oder die Propheten werden solange gelesen, als es die Zeit gestattet (…) Sonntag ist der Tag, an dem wir unsre Zusammenkunft haben, weil (…) Jesus Christus, unser Erlöser, an diesem Tage von den Toten auferstand.“

Diese Zeugnisse der Geschichte – wobei nicht behauptet wird, dass es sich um inspirierte Schreiber handelt – werden nur deshalb zitiert, weil immer wieder gesagt wird, dass im Jahre 321 n, Chr. durch Konstantin unter Einfluss der katholischen Kirche der Sabbat abgeschafft und der Sonntag eingeführt worden sei. Das ist ein Irrtum, der auch durch ständiges Wiederholen nicht wahr wird.

Es ist zwar eine Tatsache, dass der erste Tag der Woche um 321 n. Chr. durch Konstantin zum gesetzlichen Feiertag erhoben wurde, doch nur deswegen, weil sich die Christen schon seit mehr als zweieinhalb Jahrhunderte an diesem Tag versammelten.

(9.) Schlussfolgerungen

Das Neue Testament macht keinerlei Vorschriften in Bezug auf bestimmte Tage, an denen die Christen sich zu versammeln haben. In der ersten Zeit trafen sie sich täglich, sie trafen sich abends, sie trafen sich nachts zum Gebet oder Predigt, sie trafen sich in Gefängnissen, beteten zu bestimmten und auch unbestimmten Zeiten in verschiedenen Körperhaltungen und an ganz ungewöhnlichen Orten und an verschiedenen Tagen.

Da wir mehrere Belege für die Gemeindeversammlung am ersten Tage der Woche mit apostolischer Gegenwart haben (die Apostel in Jerusalem, Paulus in Troja), so dürfen wir ruhig unsere Gottesdienste an diesem Tag, dem Auferstehungstag unseres Herrn und Erlösers, feiern und uns darüber freuen, dass der siebte Tag der Woche, also der Sabbat in unserem Land noch (wir wissen nicht wie lange) ein freier Tag ist, an dem wir uns ausruhen und viel  Gutes tun können, wie auch an allen anderen Tagen der Woche.

Doch trotz all der Freiheit, die wir in Christus haben, wollen wir uns an Jesus orientieren, der sich immer wieder Ruhe-Pausen suchte und fand. Denn nicht im Schaffen, sondern im Ruhen in Gott werden wir stark sein und befähigt, unseren Dienst für Gott an den Menschen tun zu können.

Aktualisiert am 7. Januar 2025

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I. Jesus – Sohn Gottes – und dem Vater wesensgleich

Einleitung

Welche Quellen oder Zeugnisse gibt es, aus denen hervorgeht, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist?

  • Das Selbstzeugnis von Jesus über seine Identität,
  • Das Zeugnis Gottes des Vaters über Jesus seinen Sohn,
  • Das Zeugnis des Täufers über Jesus,
  • Das Zeugnis der alttestamentlichen Schriften über den Messias als Sohn Gottes,
  • Die Werke/Taten von Jesus bezeugen seine göttliche Herkunft,
  • Das Zeugnis der Apostel,
  • Viele Menschen erkannten in Jesus den Sohn Gottes.

Abbildung 1  Ι Χ Θ Υ Σ Ιησούς – Χριστός – Θεός – Υιός – Σωτήρος Jesus – Christus – Gottes – Sohn – Retter (Foto: April 1986).

 

1.  Jesus offenbart sich selbst als Sohn Gottes

Auf das Selbstzeugnis von Jesus in Johannes 10,30: „Ich und der Vater sind eins“  (eins ist hier im griechischen Text als Zahlwort: `ἐγὼ καὶ πατὴρ ἕν ἐσμενegö kai o pat¢r en esmen`), reagierten die Juden mit dem Versuch Jesus durch Steinigung zu töten. So schreibt der Evangelist Johannes:

Da hoben die Juden abermals Steine auf, um ihn zu steinigen. Jesus sprach zu ihnen: Viele gute Werke habe ich euch erzeigt vom Vater; um welches dieser Werke willen wollt ihr mich steinigen? Die Juden antworteten ihm und sprachen: Um eines guten Werkes willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen, denn du bist ein Mensch und machst dich selbst zu Gott. (Joh 10,31-33).

Hier wird deutlich, dass die Juden Jesus in seinem Anspruch, Gott-gleich, Gott-wesensgleich zu sein, richtig und eindeutig verstanden haben. Wäre Jesus es nicht gewesen, hätte er das Missverständnis über seine wahre Identität sofort ausgeräumt. Dagegen begründet er seine Gottes-Sohnschaft auch noch mit einem Ausspruch Gottes aus dem Alten Testament.

Jesus antwortete ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz (Psalm 82,6): »Ich habe gesagt: Ihr seid Götter«? Wenn jene »Götter« genannt werden, zu denen das Wort Gottes geschah – und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden –, wie sagt ihr dann zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott –, weil ich sage: Ich bin Gottes Sohn?! (Joh 10,34-36;  Ps 82,6).

Wenn Jesus von sich selbst sagt: „Ich bin Gottes Sohn“, oder wenn er auf die entsprechenden Anfragen antwortet mit: „Ja, ich bin`s“ (Joh 10,36; 11,4; 19,7;  Mt 26,63-64; 27,43;  Lk 22,70), dann drückt er damit auch aus, – Gott, dem Vater `wesensgleich und göttlich` zu sein. Der Sohn und der Vater sind ein Gott. Als Jesus nach dem höchsten oder größten Gebot gefragt wurde, antwortete er mit: „Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein (für allein steht  im Griechischen das (Mask.) Zahlwort: εἷςeis – Einer oder Einziger).“ Und auch die darauf folgende Antwort des Schriftgelehrten: „Ja, Meister, du hast recht geredet! Er ist einer (gr. εἷς ἐστινeis estin – einer ist) und ist kein anderer außer ihm“, wird von Jesus bestätigt. (Mk 12,29.32.34).

Doch für die Juden war der Anspruch, den Jesus erhob, mit dem Vater eins (Gott gleich) zu sein – Gotteslästerung. Sie sahen in ihm nur den Menschen. Daher wollten sie ihn steinigen, weil auf Gotteslästerung stand die Todesstrafe (3Mose 24,16). Jesus hat, obwohl er sich meistens als Menschensohn bezeichnete, keinen Hehl daraus gemacht, dass er der Sohn Gottes ist. Bereits zu einem früheren Zeitpunkt offenbarte er in der Diskussion mit den Juden im Tempel in Jerusalem, unmissverständlich seine Wesensgleichheit mit dem Vater. So schreibt der Evangelist Johannes in Kapitel 5,17-18:

Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch. Darum trachteten die Juden noch viel mehr danach, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch sagte, Gott sei sein (eigener) Vater, und machte sich selbst Gott gleich (gr.: ἴσον τῷ θεῷ – ison tö theö).

Es ist auffällig, wie präzise die Juden die Worte von Jesus, bzw. sein Bekenntnis verstanden haben. Zwei Aspekte werden hier hervorgehoben:

  1. Jesus ist Gottes `gr. ἴδιον – idion – eigener` Sohn.
  2. Jesus ist Gott-gleich. Das `ἴσον τῷ θεῷ – ison tö theö` hebt die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater hervor. Der griechische Begriff `ἴσος – isos` hat die Bedeutung von `gleich, dasselbe, identisch, entsprechend` (vgl. dazu auch Mt 20,12: „ἴσους ἡμῖν αὐτοὺς ἐποίησαςisous ¢min autous poi¢sas – uns ihnen gleich gemacht“;  Offb 21,16: „Die Länge, Breite und Höhe `ἴσα ἐστίνisa estinist gleich`). Das `gleich` hebt sich deutlich von `ähnlich` ab. Der Mensch (Adam) ist Gott-ähnlich, so die LXX in 1Mose 1,26: `ομοιώσινomoiösin`, Jesus aber ist Gott-gleich (vgl. dazu auch Phil 2,6: `ἴσα θεῷisa theö`- gleich Gott`.

Natürlich rechneten sich die Juden auch im weitesten Sinne als Gottes Kinder, wie folgende Textauszüge zeigen:

Wir haben einen Vater – Gott“ Joh 8,41; oder: „Bist du doch unser Vater… Du, HERR, bist unser Vater; »Unser Erlöser«, das ist von alters her dein Name“ Jes 63,16).

Dabei geht es um das kollektive Vater-Kinder-Verhältnis. Nie hatte und hätte ein Jude zu Gott gesagt: „Mein Vater“, Jesus tat es. Übrigens lehrt auch Jesus seine Nachfolger im Gebet, Gott mit „Unser Vater“ anzureden. Die Juden verstehen Jesus so, dass er Gott seinen eigenen Vater nennt und damit wird auch  angedeutet, dass er der Einzige Sohn ist. Hätte Jesus es mit seiner Aussage nicht wirklich so gemeint, wie die Juden ihn verstanden und seine Worte interpretiert haben, hätte er dieses Missverständnis sofort ausgeräumt. Doch es stimmte, Jesus ist der `μονογενής θεός (υιός)monogen¢s theos (yios)  einziggeborene Gott (Sohn)`. (Joh 1,18).

Haben wir richtig gelesen? Die Juden kommentierten den Anspruch von Jesus mit den Worten: „du machst dich selbst zu Gott“ und Jesus dementiert es nicht, sondern belegt es auch noch mit der Schrift aus Psalm, 82,6 und mit seinen Werken.

Auf die Frage des Hohenpriesters Kaiphas nach seiner Identität (bist du Gottes Sohn?“), antwortete Jesus mit: „Du sagst es, Ich bin`s“. Dieses Bekenntnis erinnert an die Selbstbezeichnung Gottes am brennenden Dornbusch in der Wüste am Fuße des Berges Sinai (2Mose 3,14). Im griechischen Alten Testament, der Septuaginta (LXX) steht an dieser Stelle „εγώ ειμίegö eimiIch bin“, so auch im Text des griechischen Neuen Testamentes (Mt 22,32). Sicher hat Jesus im Hohen Rat Hebräisch gesprochen und auch das hebräische Wort für `Ich bin – ani hu` verwendet, das neben der Selbstbezeichnung (Joh 8,58 – „ehe Abraham wurde, bin ich – εγώ ειμί – egö eimi“), von Jesus auch verwendet wird, wenn er sich als das Licht der Welt, der Weg, die Wahrheit, das Leben, die Auferstehung, die Tür, der Hrte bezeichnet (Joh 8,12; 10,1ff; 14,6; 11,25). Die Empörung des Kaiphas ist nachvollziehbar, zumindest wenn man annimmt, dass seiner Erkenntnis zufolge das Wesen des Messias nicht über das eines Menschen hinausging. Göttlichkeit oder gottgleichsein des Messias, fand keinen Platz in ihrer Messiologie (Joh 5,18; 10,30; Mt 26,65). Doch wie auch immer der Hohe Rat und Kaiphas das Selbstzeugnis von Jesus verstanden oder verstehen wollten, sicher verwendet Jesus das „ani huεγώ ειμίegö eimi Ich bin es“ im Vollsinn des Wortes – Er ist mit dem Vater der ewig Seiende. Weit mehr als zwanzig Mal spricht Jesus vor den Juden von seinem Vater (so in Johannes 2,16; 5,17; 6,32.37.40; 8,19.38.49.54; 10,15.18.25.29.37; 12,26; 14,7.20.21.23.26; 15,1.8.9; 18,11; 20,17 dazu noch Mt 26,39.42;  Lk 2,49).

 

Mit den Schriftgelehrten und Pharisäern trat Jesus selbst in eine Diskussion (Mt 22,42-45), dabei ging es um die Frage: Wessen Sohn ist der Christus? Die Pharisäer hatten die Erkenntnis, dass er der Sohn Davids wäre, also nur von natürlicher Abstamung sei. Aber Jesus weist sie darauf hin, dass sie die Schriften des Alten Testamentes genauer lesen sollten. Er argumentiert: „Wenn David durch den Heiligen Geist den Christus ´Herr´ nennt“ (Psalm 110,1), „wie ist er dann sein Sohn?“ Damit hebt Jesus nicht nur die übernatürliche Herkunft des Messias hervor, sondern beansprucht für sich  (wenn hier auch nur indirekt) Gottes Sohn zu sein. Der an zweiter Stelle genannte hebräische ´Adonai´ in Psalm 110,1 ist die Anredeform `mein Herr` und zwar bezogen auf Christus. In der LXX ist sowohl der Gottesname ´Jahwe – der Seiende, oder Ich bin der Ich bin´, als auch  die ehrenvolle Anrede ´Adonai – mein Herr´ mit ´κύριοςkyrios´ übersetzt. Im Neuen Testament wird sowohl der Vater als auch der Sohn  mit `κύριοςkyriosHerr´ angeredet. Und die Anrede ist gleichzeitig auch Titel (bezogen auf Gott, den Vater: Mt 11,25; 17,24; 1Tim 6,15; bezogen auf Jesus den Sohn: Mt 7,21; Lk 2,11; Joh 13,13.14; Apg 2,36; Röm 1,1-2; 1Kor 8,6; Phil 2,9-11; Offb 17,14; 19,16).

 

Jesus ist von seinem Status `Gottes Sohn` und von seinem Wesen `göttlich, ja, gottgleich`. Er bildet mit dem Vater den Einen GOTT und HERRN !

 

2.   Das Bekenntnis des Vaters zu Jesus seinem Sohn

Jesus selbst sagte den Juden: „Ich bin’s, der von sich selbst zeugt; und der Vater, der mich gesandt hat, zeugt auch von mir.“ (Joh 8,18). Natürlich war das gesamte Lebenswerk von Jesus offensichtlich ein einziges Zeugnis und Bekenntnis des Vaters zu seinem Sohn vor dieser Welt. Und doch bezeugt er die Einzigartigkeit seines Sohnes auch verbal und für Menschen hörbar. Die Evangelisten haben drei dieser Zeugnisse des himmlischen Vaters, als Bekenntnis zu Jesus seinem Sohn miterlebt (mitgehört) und später aufgeschrieben.

Das erste Zeugnis bei der Taufe im Jordan, bzw. sofort nach der Taufe, als Jesus aus dem Wasser stieg. Auffallend ist der Ort des ersten Bekenntnisses:

Abbildung 2 Die Taufstelle bei Bethanien am Ostufer des Jordan (Foto am 7. November 2014).

  • Es ist geo- und Topographisch nahezu die tiefste Stelle auf der Erdoberfläche,
  • Es ist die Gegend, wo Israel lagerte, bevor sie den Jordan überquerten,
  • Es ist die Gegend, in der Gott den Propheten Elia auf eine seltsame und wundersame Weise zu sich nahm.

So schreibt der Evangelist Markus:

Und alsbald, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich  der Himmel auftat und den Geist wie eine Taube herabkam auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen. (Mk 1,10-11).

Der Ev. Matthäus hat festgehalten:

Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein geliebter Sohn, (an dir) an dem ich Wohlgefallen habe. (Mt 3,16-17).

Der Ev. Lukas schreibt ergämzend:

21        Und es begab sich, als alles Volk sich taufen ließ und Jesus auch getauft worden war und betete, da tat sich der Himmel auf, und der Heilige Geist fuhr hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen. (Lk 3,21-22).

Das zweite Zeugnis gab Gott auf dem sogenannten Heiligen Berg. Dieser Ort kann auf einem der südlichen Ausläufern des Hermongebirges vermutet werden, da diese Offenbarung Gottes unmittelbar nach dem Bekenntnis des Petrus in der Gegend bei Cesarea Philippi stattgefunden hat.

So schreibt der Evangelist Matthäus:

Abbildung 3 Von der Anhöhe Gadara am Südufer des Flusses Jarmuk hat man einen weiten Blick über den See Genezaret und nach dem nördlichen Bergland Nordgaliläas. Im Norden ist der Berg Hermon im Dunst nicht erkennbar (Foto: 3. November 2014).

Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein geliebter Sohn, (bei Lukas: mein auserwählter Sohn) an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! (Mt 17,5; Lk 9,34-35). Die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes wurden Zeugen dieser Kundgebung des himmlischen Vaters. Noch Jahre später erinnert der Ap. Petrus daran in seinem zweiten Brief: Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber (geliebter) Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge.“ (2Petr 1,17-18).

Ein weiteres Mal bekannte sich der Vater zu seinem Sohn in Jerusalem kurz vor dem Passa und zwar vor dem ganzen Volk. So lesen wir in Johannes 12,28-30:

Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und will ihn abermals verherrlichen. Da sprach das Volk, das dabeistand und zuhörte: Es hat gedonnert. Die andern sprachen: Ein Engel hat mit ihm geredet. Jesus antwortete und sprach: Diese Stimme ist nicht um meinetwillen geschehen, sondern um euretwillen.

Abbildung 4 Das Modell des Herodianischen Tempels auf dem Gelände des Holyland Hotels in Jerusalem. So konnte der Tempel zur Zeit von Jesus ausgesehen haben. Zu dem Zeitpunkt, als Jesus zum Vater betete und die Stimme aus dem Himmel herabkam, war das gesamte Tempelgelände voller Menschen, die Zeugen wurden der göttlichen Kundgebung (Foto: April 1986).

Diese Kundgebung aus dem Himmel erinnert an die laute Stimme des Herrn vom Berge Sinai herab (2Mose 20,18-19). Bedauerlich, dass die religiöse Elite des Judentums dieses himmlische Zeichen und Zeugnis nicht beachtete (vgl. mit Mt 16,1).

 

3.  Alttestamentliche Schriftaussagen über die Gottessohnschaft des Messias

Bereits im Alten Testament gibt es Hinweise auf den Sohn Gottes in verschiedenen Texten und Geschichten. Auch weisen bestimmte Personen typologisch auf den Sohn Gottes hin. Ebenso gibt es einige Hinweise auf den Messias als `Gott`, oder `gottgleich`. Anzunehmen ist jedoch, dass die theologisch einflussreichen Juden aufgrund der Aussage in 5Mose 6,4 „Höre Israel, der Herr unser Gott ist Herr allein“, Jesus wegen dessen Selbstverständnisses, gottgleich zu sein, ablehnten, ja ihn sogar als Gotteslästerer verurteilten. Folgende Doppelfrage scheint hier berechtigt zu sein: Hat Gott sich in der Zeit des Alten Testamentes so undeutlich ausgedrückt oder lag es an den Juden, welche die Schriften missverstanden und entsprechend auch einseitig deuteten? Ähnlich wie bei den Juden, so auch bei vielen Menschen in unserer Zeit, die Jesus zwar in seinen vielseitigen Titeln und Diensten anerkennen, aber seine `Gottes-Sohnschaft oder das Gottgleichsein` strikt ablehnen.

Und doch wurde der Messias als Gottes Sohn schon in den Schriften des Alten Testaments vielfach angedeutet, wenn auch manchmal verschlüsselt. Hier einige Schriftzeugnisse:

Kundtun will ich den Ratschluss des HERRN. Er hat zu mir gesagt: »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“ (Ps 2,7). LXX – „διαγγέλλων τὸ πρόσταγμα κυρίου κύριος εἶπεν πρός με υἱός μου ε σ ἐγὼ σήμερον γεγέννηκά σε.“

Dieser Psalm von David gehört zu den sogenannten `messianischen Psalmen`, in dem noch weitere Aspekte des Messias oder seines Reiches beschrieben werden. Der hier verwendete Begriff `dich gezeugt` Griechisch: `γεγέννηκά σε – gegen¢ka se ` beschreibt das göttliche Wirken. Der Apostel Paulus bezieht diese Aussage auf die Auferweckung Jesu von den Toten (Apg 13,33-37). Der Sohn Gottes, als leidender und sterbender Messias wird vom Vater `gezeugt, geboren`, das heißt in diesem Zusammenhang, aus dem Tode ins Leben erweckt – was für ein tiefes Geheimnis lag in diesem Psalmwort verborgen! Der Heilige Geist füllt also bestimmte menschliche Begriffe mit Inhalt, der aus unserem menschlichen Erleben nicht immer nachvollziehbar ist. Im menschlichen Erleben ist eine deutliche Unterscheidung zwischen Zeugung und Geburt festgelegt und zwar in bestimmter zeitlichen Abfolge. Der Mann oder Vater ist der Zeugende, die Frau oder Mutter ist die Gebärende. Dieser menschliche Vorgang lässt sich nicht in gleicher Weise auf Gott übertragen. Er verwendet zwar menschliche Begriffe, füllt sie aber mit göttlichem Inhalt. Vergleiche dazu Joh 1,13 mit 3,5-7 und 5,21-25; 1Petr 1,3.23 in denen von einer geistlichen Geburt als Auferstehung von den Toten die Rede ist. Ebenso wird von Jesus die Auferweckung aus dem körperlichen Tod am Jüngsten Tag als Wiedergeburt bezeichnet (Mt 19,28).

Auch der Hebräerbriefschreiber zitiert Psalm 2,7 und hebt die erhabene Stellung des Sohnes gegenüber den erschaffenen Engeln hervor: „Denn zu welchem Engel hat Gott jemals gesagt“ (Psalm 2,7): »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt?«  (Hebr 1,5). Diese Aussage bezieht der Autor des Hebräerbriefes eindeutig auf Jesus. Und in Hebräer 5,5 bezieht er dasselbe Psalmzitat auf Christus als den von Gott eingesetzten ewigen Hohenpriester: „So hat auch Christus sich nicht selbst die Ehre beigelegt, Hoherpriester zu werden, sondern der, der zu ihm gesagt hat (Psalm 2,7): »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ Dieser vollkommene Priesterdienst kann nur von dem aus dem Tode erweckten Menschensohn Jesus und dem ewigen Sohn Gottes in vollem Umfang und Endgültigkeit ausgeführt und ausgeübt werden (Hebr 5,6-10). So erkennen wir, wie inhaltsvoll und vernetzt die Aussagen Gottes im Alten Testament sind und dass der Heilige Geist die neutestamentlichen Autoren autorisierte, solche Zuordnungen vorzunehmen.

 

In 2Sam 7,14-15 gibt es eine weitere (damals noch verschlüsselte) Aussage über den Sohn Gottes:

Ich will sein Vater sein und er soll mein Sohn sein. Wenn er sündigt, will ich ihn mit Menschenruten und mit menschlichen Schlägen strafen; aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie habe weichen lassen von Saul, den ich vor dir weggenommen habe.

Auf den ersten Blick und im Vordergrund scheint hier die Rede von Salomo, dem Sohn Davids zu sein, der von David zum König bestimmt war. Gott anerkannte diese Wahl und bestätigte sein Königreich (2Chr 7,18). Und so ist Salomo der König als Repräsentant für das Volk Israel in alttestamentlichem Sinne `Sohn Gottes`. Auch das gesamte Israel ist in einer bestimmten Beziehung `erstgeborener Sohn Gottes` (2Mose 2,24 wahrscheinlich in Anlehnung an das Erstgeburtsrecht, welches letztlich Jakob bekam – 1Mose 25,31). Doch im Textzusammenhang von 2Samuel 7,11-14 ist von Davids Nachkommen die Rede, der erst noch nach dem Tod Davids erweckt werden soll (V. 12). Salomo war zu der Zeit bereits ein erwachsener Mann. Und der Autor des Hebräerbriefes bezieht unmissverständlich die Aussage aus 2Samuel 7,14a auf den Christus, wenn er in Kapitel 1,5b schreibt: Und wiederum (2.Samuel 7,14): »Ich werde sein Vater sein und er wird mein Sohn sein«. LXX – „ἐγὼ ἔσομαι αὐτῷ εἰς πατέρα καὶ αὐτὸς ἔσται μοι εἰς υἱόν.

Ebenso auffallend ist hier, dass nur der erste Teil des 14. Verses aus 2Samuel 7 zitiert und auf Jesus bezogen wird. Der zweite Teil: „Wenn er sündigt, will ich ihn mit Menschenruten und mit menschlichen Schlägen strafen; aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie habe weichen lassen von Saul, den ich vor dir weggenommen habe“, wird sich wohl auf Salomo bezogen haben, denn im Leben von Jesus ist keine Sünde gefunden worden (1Petr 2,22), wohl aber bei Salomo. Hier kann man in gewissem Sinne von einem Vorbild des wahren Sohnes Gottes durch alttestamentliche Repräsentanten sprechen.

 

Den Messias als Sohn Gottes anzuerkennen müsste auch im Judentum kein theologisches Problem gewesen sein, hatte doch Gott schon das Volk Israel als seinen erstgeborenen Sohn bezeichnet. So sagte Gott dem Mose: „Und du sollst zu ihm (dem Pharao) sagen: So spricht der HERR: Israel ist mein erstgeborener Sohn.“ (2Mose 4,22; vgl. auch Jer 31,9). Die Schwierigkeit für die Juden zur Zeit von Jesus war also nicht die allgemeine, auf Menschen angewandte Bezeichnung des Messias-Königs als Sohn Gottes. Vielmehr lag sie im Verstehen und Anerkennen, dass der im Alten Testament verheißene wahre Messias/Retter

  • zum einen in der Knechtsgestalt des Menschensohnes erscheint, der als Gotteslamm sein Leben für die Erlösung Israels dahingibt;
  • Und zum anderen, dass dieser Messias/Retter als Gottes eigener und ewiger Sohn in Vollmacht ein geistliches, göttliches Reich aufrichtet, welches ewig bestand haben wird.

 

Ein wenig bekannter Text, der die Gottheit Christi betont, ist in Psalm 45,7-8 zu finden. Dort lesen wir vom Messias:

Dein Thron, Gott, ist immer und ewig, ein Zepter der Geradheit ist das Zepter deiner Herrschaft. Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit gehasst: darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten. (Elbf.). LXX – „ὁ θρόνος σου ὁ θεός εἰς τὸν αἰῶνα τοῦ αἰῶνος ῥάβδος εὐθύτητος ἡ ῥάβδος τῆς βασιλείας σου ἠγάπησας δικαιοσύνην καὶ ἐμίσησας ἀνομίαν διὰ τοῦτο ἔχρισέν σε ὁ θεὸς ὁ θεός σου ἔλαιον ἀγαλλιάσεως παρὰ τοὺς μετόχους σου.“ (Psalm 44,7-8).

Wer macht hier solch eine gewaltige Aussage? Dieser Psalm stammt von den Kindern Korachs. Doch niemals hätte ein Jude des Alten Testaments von sich aus solch eine Aussage machen können. Nur der Heilige Geist Gottes, welcher auch die Tiefen der Gottheit erforscht (1Kor 2,10) konnte diese Aussage machen lassen. Nicht alle Übersetzungen haben in diesem Psalm den eindeutigen Bezug von Gott – Vater zu Gottes Sohn und daher ist es um so wichtiger, wie der Hebräerbriefschreiber diesen Text laß, verstand und durch die Leitung des Heiligen Geistes aufschrieb. Das Zitat aus Psalm 45 leitet der Autor des Hebräerbriefes mit folgenden Worten ein:

Und von den Engeln zwar spricht er: „Der seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu einer Feuerflamme“ (Psalm 104,4), von dem Sohn aber: „Dein Thron, Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Aufrichtigkeit ist Zepter deines Reiches;  du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat dich, Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten. (Hebr 1,7-9 Elbf.).

Der griechische Text des NT liest sich so: „πρός δε τον υιόν: ο θρόνος σου ο θεός εις τον αιώνα του αιώνος, (Aber von (zu) dem Sohn: „Dein Thron (der) Gott ist von Ewigkeit zu Ewigkeit“). „δια τούτο  έχρυσέν σε ο θεός ο θεός σου“ (deswegen hat dich gesalbt Gott dein Gott.“ (Hebr 1,8-9).

Gott der Vater nennt seinen Sohn ´Gott´, der im Gegensatz zu einem der Erzengeln (lat: Luzifer) Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst hat.

 

Jesus leugnete keineswegs seine natürliche, bzw. juristische Abstammung aus dem Hause David, ließ er es ja zu, von den Menschen „Sohn Davids“ bezeichnet zu werden (Mt 9,27; 12,23; 15,22; 20,30; 21,9). Doch in der Diskussion mit den Pharisäern weist er darauf hin, dass der Messias mehr als mur Sohn Davids ist und zur Begründung zitierte er aus Psalm 110,1-2: „David selbst hat durch den Heiligen Geist gesagt (Psalm 110,1):Der HERR sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße lege.“ LXX: „τῷ δαυιδ ψαλμός εἶπεν ὁ κύριος τῷ κυρίῳ μου (…).“ (Ps 109,1). Aufschlussreich ist die Reaktion der Pharisäer auf die ungewöhnliche Tiefe Interpretation des alttestamentlichen Textes von Jesus. Sie trauten oder wagten sich nicht mehr ihm weitere Fragen zu stellen (Mt 22,44-45). Hier wird wieder mal deutlich, dass die Schriftgelehrten und damit die jüdische Interprätation der AT Texte, nicht über die wörtlich/buchstäbliche und materielle, hinausreichte.

 

Ein weiterer Text aus dem Propheten Jesaja hebt ebenfalls die Gottheit und die ewige Herrschaft des Sohnes hervor.

Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth. (Jes 9,5-6).

Zu beachten ist bei diesem Text, dass er im Zusammenhang mit der Prophetie steht, die sich durch den Umzug von Jesus aus Nazaret nach Kapernaum und dessen Dienst dort in jener Gegend, erfüllte (Jes 8,23;  Mt 4,13-16). Hier wird der Sohn unter anderem ´Gott-Held´ und ´Ewig-Vater´ genannt. Niemals hätte Gott der Vater es zugelassen, dass jemand außer ihm allein Göttlichkeit im Sinne des ewigen Seins zugeschrieben worden wäre, wenn nicht er selbst dies gewollt hätte! Auch die Verheißung des ewigen Friedensreichs in Vers 6 gilt eindeutig dem Christus-Jesus (vgl. dazu 2Sam 7,11-13 mit Lk 1,31-36 wo das ewige Reich ebenfalls auf den verheißenen Nachkommen Davids bzw. auf den Sohn Gottes bezogen wird). Abschlließend zu diesem Teil kann man sagen: Obwohl es in den Schriften des Alten Testamentes viele und verschiedene Hinweise gibt, die vom Messias als dem Sohn Gottes sprechen, bedarf es der Offenbarung von Gott, um diesen in der Person von Jesus zu erkennen. Oder anders ausgedrückt: Gott offenbart diese bis dahin verborgene Realität über seinen göttlichen einzigen Sohn nur den Glaubenden (Joh 1,49; Mt 16,16).

 

4.   Neutestamentliche Schriftzeugnisse über die Gottessohnschaft von Jesus

Die erste Aussage im Neuen Testament in Bezug auf die Gottessohnschaft von Jesus wird der Maria zuteil und zwar durch die Vermittlung des Engels Gabriel, der zu ihr sagte:

Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß (kenne oder erkenne)? Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. (Lk 1,31-36; 2Sam 7,11-14a).

Ob Maria diese Aussage in ihrer ganzen Tiefe vestanden hat ist nicht sicher, geglaubt hat sie es (Lk 1,38). Auch dem Josef bezeugte der Engel des Herrn im Traum: „Das in ihr gezeugte, ist von dem  Heiligen Geist“ (Mt 1,20-23;  Jes 7,14).

 

Johannes der Täufer erinnert das Volk an die Worte, die ihm Gott für seinen Dienst als Zeichen und Zeugnis mitgegeben hatte:

Aber der mich sandte zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist’s, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich  habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn. (Joh 1,33-34).

 

Nur weil Gott sich offenbarte und der Jünger Johannes geglaubt hatte, konnte er mit klarer Überzeugung schreiben: „Im Anfang war (ἦν – ¢n – existierte bereits) das Wort (ο λόγοςo logos), und das Wort war (ἦν – ¢n – war bereits existent) bei Gott, und Gott war (ἦν – ¢n) das Wort. Dasselbe war (ἦν – ¢n) im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht (ἐγένετο – egeneto – emtstanden, geworden), und ohne dasselbe ist nichts gemacht (ἐγένετο – egeneto – emtstanden, geworden), was gemacht (ἐγένετο – egeneto – emtstanden, geworden) ist.“ (Joh 1,1-3). In diesem Text ist ein deutlicher Unterschied festzustellen zwischen: `Er (der Logos) war in Gott bereits vor dem Anfang oder zu Beginn` und `es wurde alles durch Ihn geschaffen und zwar vom Zeitpunkt des Beginns. Man kann auch sagen: Durch Ihn ist der Anfang gemacht worden.

Der Ev. Johannes fährt in Vers 14 fort mit: „Und das Wort (der Logos) wurde (ἐγένετο – egeneto – emtstanden, geworden) Fleisch und wir sahen seine Herrlichkeit, die Herrlichkeit als des ein-geborenen (μονογενούςmonogenous) Sohnes vom Vater vollter Gnade und Wahrheit.“ (Joh 1,14). Hier werden drei Aspekte hervorgehoben:

  1. Die Einzigkeit/Einmaligkeit des Sohnes Gottes,
  2. Er ist der Gezeugte/Geborene, der von Ewigkeit im Vater Seiende und aus dem Vater Heraustretende,
  3. Er wurde Fleisch/Mensch (vorher war er nur göttlicher Sohn). Durch die Menschwerdung wird der Mitschöpfer auch Geschöpf.

Es geht hier um eine Gottesoffenbarung, keineswegs um einen nachvollziehbaren Vorgang aus dem Eheerleben, auch wenn dabei die gleichen Begriffe gebraucht werden.

Bereits Nathanael erkannte in der Person von Jesus aus Nazaret den Sohn Gottes. Vielleicht nach alttestamentlichem Verständnis (2Sam 7,11-14), weil er ihn auch als den König Israels bezeichnet: „Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!“ (Joh 1,49).

Die Jünger im Boot auf der stürmischen See sprachen aus, was nicht ihrem eigenen Erkennen entsprang. So schreibt der Ev. Matthäus: „Die aber im Boot waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist wahrhaftig Gottes Sohn.“ (Mt 14,33).

Als Jesus seine Jünger in der Gegend von Cesaräa Philippi herausforderte zu einem klaren Bekenntnis, meldet sich Simon Petrus zu Wort: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ (Mt 16,16-17). Die Glückseligkeit besteht nicht darin, dass Petrus aus eigener Schriftforschung und Abwägung zu dieser Erkenntnis gekommen wäre, sondern weil Gott es ihm offenbart hatte.

Neben all ihrem vielen Dienen, hat Martha Jesus erkannt, wer er wirklich ist und es auch öffentlich bekannt: „Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommt.“ (Joh 11,27).

In seinem ersten Brief schreibt der Apostel Petrus: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten,“ (1Petr 1,3).

Und im Rückblick schreibt er über das Gesehene, Gehörte und Erlebte auf dem sogenannten Heiligen Berg: „Denn er (Jesus) empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: „Dies ist mein Geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören.“ (2Petr 1,17; Mt 17,5).

Der Apostel Paulus, von dem gelegentlich behauptet wird, er spräche nicht über Jesus als den göttlichen Sohn des Vaters, schreibt an die Kolosser: „Er (Jesus) ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung.“ (Kol 1,15). Denken wir daran, dass es vor jeglicher Schöpfung nur Gott gab, wie bereits aus Johannes 1,1-3 hervorgeht.

Und der Apostel bestätigt die Vaterschaft Gottes in Bezug auf die Person von Jesus Christus in einigen seiner Briefe:

  • (…) damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus.“ (Röm 15,6).
  • Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes,“ (2Kor 1,3).
  • Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.“ (Eph 1,3).
  • Wir danken Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, und beten allezeit für euch,“ (Kol 1,3).

Das ist, was wir bereits in der Einleitung festgestellt haben, nämlich – Christus ist das große Gottesgeheimnis und Er, als Gottes Sohn, kann allein durch AT-Schriftkenntnise nicht erkannt werden, es bedarf zu dem der Gottesoffenbarung durch den Heiligen Geist aufgrund der Zeugnisse und Schgriften der Apostel und neutestamentlichen Schreiber.

Israel als Volk (2Mose 4,24), die Könige als Repräsentanten Gottes (2Sam 7,14; Ps 2,6) sind irdische und begrenzte Vorbilder für den einzigen, wahren und ewigen Sohn Gottes, der in der Person von Jesus Christus offenbart wurde. So schließt Johannes seinen Evangelienbericht mit den Worten: „Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.“ (Joh 20,30-31).

5.  Weitere Schriftzeugnisse welche die Göttlichkeit von Jesus hervorheben

  • Joh 1,18: „Niemand hat Gott je gesehen; der Ein (einzig)-Geborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt.“
  • Joh 20,28: „Thomas antwortete und sprach zu ihm (zu Jesus): Mein Herr und mein Gott!“
  • Röm 9,5: „ (…) denen auch die Väter gehören und aus denen Christus herkommt nach dem Fleisch, der da ist Gott über alles, gelobt in Ewigkeit. Amen.“
  • Phil 2,6-8: „Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz“.
  • 1Joh 5,20: „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns den Sinn dafür gegeben hat, dass wir den Wahrhaftigen erkennen. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“
  • Hebr 1,8-12: „von dem Sohn aber: „Dein Thron, Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Aufrichtigkeit ist Zepter deines Reiches; du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat dich, Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten.“ Und: „Du, Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände; sie werden untergehen, du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Gewand, und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, wie ein Gewand, und sie werden verwandelt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören.“

 

6.  Nur Gott ist würdig der Anbetung – dies trifft auch auf seinen Sohn zu

Eine der Versuchungen des Teufels in der Wüste zielte darauf ab, Jesus zu bewegen ihn kniefällig  anzubeten. So schreibt der Ev. Matthäus: „Wiederum nimmt der Teufel ihn mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfallend mich anbetest (gr. ἐὰν πεσὼν προσκυνήσῃς μοι – ean pesn proskyn¢s¢s moi).“ (Mt 4,8-9). Dies wies Jesus jedoch mit Entschlossenheit zurück mit den Worten: „Geh hinweg, Satan! Denn es steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten (gr. προσκυνήσεις – proskyn¢seis) und ihm allein dienen.“ (Mt 4,10; 2Mose 34,14). Das heißt, nur Gott ist würdig der Anberung. Doch auch Jesus lies sich kniefällig anbeten und selbst Gott der Vater ordnete an, dass sein Sohn angebetet werden soll. Hier einige Texte als Begründungen:

  • Von den Weisen aus dem Morgenland heißt es:„Und als sie in das Haus gekommen waren, sahen sie das Kind mit Maria, seiner Mutter, und sie fielen nieder und huldigten ihm (gr. πεσόντες προσεκύνησαν αὐτῷ – pesontes prosekyn¢san autö – beteten es kniefällig an)“ (Mt 2,11).
  • Von dem Mann, der nach 38 Jahren Krankheit von Jesus gesund gemacht wurde schreibt der Ev. Johannes: „Und als er (Jesus) ihn fand, fragte er: Glaubst du an den Menschensohn? Er antwortete und sprach: Herr, wer ist’s?, dass ich an ihn glaube. Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist’s. Er aber sprach: Herr, ich glaube, und betete ihn an (gr. προσεκύνησεν αὐτῷ – prosekyn¢sen autö ).“ (Joh 9,35-38).
  • Von den Jüngern im Boot nach der Stillung des Sturmes durch das machtvolle Wort von Jesus: „Die aber in dem Boot waren, warfen sich vor ihm nieder (fr. προσεκύνησαν αὐτῷ) und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!“ (Mt 14,33).
  • Von den Jüngern auf einem Berg in Galiläa: „Und als sie ihn sahen, warfen sie sich vor ihm nieder (gr. προσεκύνησαν); einige aber zweifelten (zögerten).“ (Mt 28,17).
  • Von den Jüngern beim Abschied auf dem Ölberg: „Sie aber beteten ihn (Jesus) an (gr. προσκυνήσαντες αὐτὸν) und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“ (Lk 24,52-53).
  • Phil 2,10-11: „dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie (gr. γόνυ κάμψῃ – Knie beugen), die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.
  • Von den Engeln:  „Und wenn er den Erstgeborenen wieder einführt in die Welt, spricht er (Psalm 97,7): »Und es sollen ihn alle Engel Gottes anbeten (gr. προσκυνησάτωσαν αὐτῷ).« (Hebr 1,6).
  • Die vor dem Thron versammelten: „Und als es das Buch nahm, da fielen die vier Gestalten und die vierundzwanzig Ältesten nieder (gr. ἔπεσαν) vor dem Lamm, und ein jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen.“ (Offb 5,8). Offb 5,12-13: „die sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob. Und jedes Geschöpf, das im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meer und alles, was darin ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ Was für eine Anbetung und Würdigung!

Dem gegenüber ist kein Engel oder Mensch der Anbetung würdig, so die Aussage in Offenbarung 19,10: „Und ich fiel zu seinen Füßen nieder, ihn anzubeten (gr. προσκυνῆσαι αὐτῷ). Und er spricht zu mir: Siehe zu, tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an!  (vgl. dazu auch Dan 3,18; Apg 14,12ff).

Wer Jesus als den von Gott gesalbten und gesandten Retter und Erlöser anerkennt und im Glauben annimmt, empfängt ewiges Leben. Wer jedoch seine Gottessohnschaft ablehnt, der macht ihn zum Lügner.

Jesus Christus ist der ewige Sohn Gottes und dem Vater wesensgleich!

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Warum spricht Jesus mit Vorliebe von sich als dem Menschensohn?
  2. Warum ist er besonders in der Anfangszeit zurückhaltend mit seiner Identität als Gottes Sohn?
  3. Wie und bei welchen Begegnungen spricht Jesus selbst über seine Gottessohnschaft und wie begründet er sie?
  4. Warum war und ist es bis heute für die meisten Juden so schwierig zu glauben, dass Jesus als der Christus und Gottes Sohn ist?
  5. Wie erklären an Jesus gläubige Juden seine Gottessohnschaft?
  6. Lässt sich die Göttlichkeit des Messias aus dem Alten Testament ableiten?
  7. Was ist deiner Meinung nach das Anstößige an dem Begriff „Trinität – Dreieinigkeit“?
  8. Wenn einige Christen die sogenannte „Trinität“ ablehnen, was können wir ihnen entgegen halten?
  9. Kann ein Mensch Jesus von sich aus als Gottes Sohn erkennen, oder bedarf es heute noch einer persönlichen Offenbarung von Gott?
  10. Wie haben die Apostel in heidnischen Kulturen über die Gottessohnschaft von Jesus gesprochen und wie reagierten diese Menschen darauf?
  11. Wie und mit welchen Argumenten können wir mit Menschen moslemischen Glaubens über die Person von Jesus Christus reden?
  12. Welche Begriffe sind wesentlich für das Verständnis der Göttlichkeit von Jesus Christus?
  13. Was sind die Gründe, wechalb wir an der Wahrheit über die Göttlichkeit von Jesus Christus festhalten müssen?
  14. Bitte ergänze dieses Thema mit weiteren Fragen aus deiner Erfahrung? 
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Einleitung zu Gottes Geheimnis – Jesus Christus

Einleitung

Das größte und umfassendste Geheimnis, welches es jemals gegeben hat, ist die Person von Jesus Christus. Dieses Geheimnis war von Ewigkeit her verborgen in Gott dem Vater. Den Einstieg zu diesem 12-teiligen Bibelkurs bilden Aussagen der Schriften des Neuen Testaments, die deutlich machen, wie Gott der Vater seinen Einziggeborenen Sohn Jesus Christus in seiner Vielfalt der unsichtbaren wie auch sichtbaren Welt nach und nach offenbart und durch Ihn seinen Heilsplan verwirklicht.

In dieser Welt ist es üblich, Geheimnisse zu schützen. Gottes Anliegen  jedoch ist, sein Geheimnis zu offenbaren. So wie Gott der Vater seinen Einziggeborenen Sohn in dieser Welt offenbart, so offenbart auch der Sohn den Vater in dieser Welt.

 

In Matthäus 11,27 sagt Jesus: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.

Zum besseren Verständnis der Texte zu unseren Themen, müssen wir einige wichtige Begriffe und deren Bedeutung kennenlernen:

  • Geheimnis – gr. ´μυστέριον – mysterion`. Geheim ist nur dann und solange etwas, solange es nur eine Person weiß. Was in Gott war, konnte niemand wissen, bis Gott selbst anfing sein Geheimnis stufenweise zu offenbaren.
  • Offenbarung – gr. ´αποκαλύπσις – apokalypsis`. Das griechische Wort ´kalypto´ bedeutet verhüllt, bedeckt, verdeckt. Die Vorsilbe ´apo´ hebt sozusagen die Decke auf und damit wird das Verhüllte, Verborgene sichtbar, offenbar.
  • Ratschluß – gr. ´οικονομία – oikonomia`. Der griechische Begriff besteht aus zwei Wörtern, nähmlich ´Haus und Gesetz´, kann also mit Hausordnung oder Hausverwaltung übersetzt werden. Gemeint ist hier die Hausverwaltung Gottes.

 

Jesus sagt in Matthäus 13,35: „Damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Psalm 78,2): Ich will meinen Mund auftun in Gleichnissen und will aussprechen, was verborgen war vom Anfang der Welt an.

Wir kennen zwar die Geschichte von der Schöpfung und Entstehung der Welt, aber die Bedeutung und Ziel des Ganzen wird erst durch die Offenbarung des Sohnes Jesus Christus enthüllt, der noch vor seiner Himmelfahrt seinen Jüngern den tiefen Inhalt der Schriften offenbarte. So lesen wir in Lukas 24,44-46:

Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis, sodass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht’s geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage.

In Epheser 3,9 schreibt der Apostel Paulus über das Bemühen Gottes seinen geheimen Plan zu verwirklichen: „Und für alle ans Licht zu bringen, wie Gott seinen geheimen (mysterion) Ratschluss (oikonomia)  ausführt, der von Ewigkeit her verborgen war in ihm, der alles geschaffen hat.

Weiter schreibt der Apostel im Römerbrief Kapitel 16,25-26 über das Ziel Gottes:

Dem aber, der euch stärken kann gemäß meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, durch die das Geheimnis (mysteriou) offenbart (apokalypsin) ist, das seit ewigen Zeiten verschwiegen war, nun aber offenbart und kundgemacht ist durch die Schriften der Propheten nach dem Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden.

Im Epheserbrief Kapitel 3,4-6 betont der Apostel, dass Gott sein Geheimnis den Aposteln und   Propheten offenbart hat durch den Heiligen Geist. Dabei geht es um die Einbeziehung aller Völker in den Heilsplan Gottes:

Daran könnt ihr, wenn ihr’s lest, meine Einsicht in das Geheimnis (mysterion) Christi erkennen. Dies war in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht kundgemacht, wie es jetzt offenbart (apokalypsti) ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist; nämlich dass die Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium.

Und im Brief an die Kolosser (2,1-2) betont der Apostel, dass Gottes Geheimnis sich in der Person von Jesus Christus enthüllt:

Ich will euch nämlich wissen lassen, welchen Kampf ich um euch führe und um die in Laodizea und um alle, die mich nicht von Angesicht gesehen haben, damit ihre Herzen gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe und zu allem Reichtum an Gewissheit und Verständnis, zu erkennen das Geheimnis (mysterion) Gottes, das Christus ist.

Ebenso war es ein Geheimnis, dass der Heilsplan Gottes durch den leidenden Christus verwiklicht wird. So schreibt Paulus im ersten Korintherbrief 2,1-2:

Auch ich, liebe Brüder, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch das Geheimnis (mysterion) Gottes zu verkündigen. Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.

Wegen der Publikation des Geheimnisses Gottes ist der Apostel im Gefängnis, so schreibt er an die Kolosser: „Betet zugleich auch für uns, dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir das Geheimnis (mysterion) Christi sagen können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin.“ (Kol 4,3).

Der Apostel Paulus weiß sich verpflichtet, die Botschaft von der Wiederherstellung des Menschen in Gottes Bild unermüdlich zu verkündigen, wenn er an die Kolosser schreibt:

Ihr Diener bin ich geworden durch das Amt (Dienst), das Gott mir gegeben hat, dass ich euch sein Wort reichlich predigen soll,  nämlich das Geheimnis (mysterion), das verborgen war seit ewigen Zeiten und Geschlechtern, nun aber ist es offenbart seinen Heiligen, denen Gott kundtun wollte, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.  Den verkündigen wir und ermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen in aller Weisheit, damit wir einen jeden Menschen in Christus vollkommen machen. (Kol 1,25-28).

 

Was Gott beginnt, führt er auch bis zum Ende. So schreibt der Apostel Johannes in der Offenbarung (10,7) an die sieben Gemeinden in Asien:

(…), sondern in den Tagen, wenn der siebente Engel seine Stimme erheben und seine Posaune blasen wird, dann ist vollendet das Geheimnis (mysterion) Gottes, wie er es verkündigt hat seinen Knechten, den Propheten.

Der von Ewigkeit verborgene Gott hat sich und sein größtes Geheimnis geoffenbart, dies entsprach seinem Wesen und Willen. Er offenbarte sich nicht auf einmal, sondern stufenweise, nach einem konkreten Plan. Und diesen Offenbarungsplan entfaltet Er in seinem Sohn Jesus Christus. Er ist die Mitte, das Zentrum, das Herz Gottes. Diesen Jesus Christus wollen wir in seiner Vielfalt mehr und mehr erkennen.

 

In den folgenden 12 Abschnitten wollen wir das Wesen und die Ämter (Dienste) von Jesus betrachten. Einige davon trägt er von Ewigkeit her, andere hat er durch seine Hingabe und seinen Dienst erworben.

Fortsetzung

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