3.4 Jesus beginnt seinen Verkündigungsdienst in Kapernaum

3.4 Jesus beginnt seinen Verkündigungsdienst in Kapernaum

In diesem Abschnitt wollen wir die zeitlichen und auch inhaltlichen Aspekte betrachten. Denn beide Aspekte sind vom Text her vorgegeben.

3.4.1 Der zeitliche Aspekt – wann begann Jesus mit der Verkündigung des Evangeliums?

(Bibeltext: Mt 4,17; Lk 3,23)

 

Gleich im Anschluss an die Niederlassung von Jesus in Kapernaum, heißt es bei Mstthäus: „Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Denkt um, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.“ (Mt 4,17). Hier ist also der eigentliche Beginn des Verkündigungsdienstes von Jesus beschrieben. Die Frage nach dem Zeitpunkt des Beginns seiner Lehrtätigkeit ist berechtigt und eine Zeitbestimmung ist hier lohnend, ja sogar wichtig. Der Evangelist Lukas gibt das Alter von Jesus an und zwar zum Zeitpunkt des Beginns seines öffentlichen Dienstes. So schreibt er: „Und er selbst, Jesus, war ungefähr dreißig Jahre alt, als er auftrat (…).“ (Lk 3,23). Auch Johannes der Täufer beginnt seinen Dienst (als Priestersohn) mit etwa dreißig Jahren. Ursprünglich hatte Gott für die Priester als Dienstbeginn für das öffentliche Amn der Priester, das Alter von dreißig Jahren festgesetzt (4Mose 4,3.23.30.35.39.43.47) und ihr aktiver amtlicher Dienst endete mit fünfzig Jahren. Daher nehmen wir an, dass Johannes und Jesus, entsprechend der ursprünglichen Anforderung, mit dreißig Jahren ihren öffentlichen Dienst begannen. Übrigens war dieses Alter eines von drei Voraussetzungen, um im Hohen Rat (Synedrium) Mitglied zu werden. Ungefähr (gr. ώσεί, ösei) dreißig in Lukas 3,23 bedeutet, knapp dreißig. Der Historiker Lukas scheint zu unterscheiden zwischen darunter, genau und darüber. Aufgrund der Vergleiche der zeitlichen Angaben in seinen zwei Berichten, kann man mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit sagen, dass Jesus bei seinem Dienstbegeginn noch nicht ganz dreißig Jahre alt war. (Siehe Exkurs „Zeitangaben“ im Anhang).

Ausgehend von der Zeitangabe des Lukas in Kapitel 3,1ff: „Im fünfzehnten Jahr der Regierung des Tiberius Caesar“, beginnt Johannes mit seiner Tauftätigkeit – frühestens im Herbst 28 oder spätestens im Frühjahr 29 n. Chr.. Tiberius trat seine Herrschaft am 19. August des Jahres 14 n. Chr. an. Rechnet man 14 volle Jahre nach vorne, kommt man in den Sommer des Jahres 28 n. Chr. Das fünfzehnte Jahr des Tiberius begann also am 19. August 28 n. Chr..

Für den Beginn der Tauftätigkeit des Johannes müssen auch die jahreszeitlichen, bzw. die klimatischen Verhältnisse in Palästina berücksichtigt werden. Gut möglich, dass Jesus etwa ein halbes Jahr später sich von Johannes im Jordan taufen ließ und nach etwa zwei Monaten in Kapernaum öffentlich mit der Verkündigungstätigkeit begann. Der sechsmonatige Altersunterschied zwischen Johannes und Jesus, welcher von dem Engel Gabriel so deutlich unterstrichen wird, könnte in diesem Zusammenhang als Anhaltspunkt gewertet werden (Lk 1,26).

In der Apostelgeschichte 13,25 macht der Apostel Paulus Jahre später eine interessante und aufschlussreiche Zeitangabe im Zusammenhang der Wirksamkeit des Johannes. Er sagt: „Als aber Johannes seinen Lauf erfüllte, sprach er: was ihr meint, dass ich sei, bin ich nicht, sondern siehe, es kommt einer nach mir“. Die Aussage „seinen Lauf erfüllte“, meint nicht das Ende seines Dienstes generell, sondern den Höhepunkt seiner Berufung, denn zum Zeitpunkt dieser Aussage war Jesus noch nicht getauft (Mt 3,11; Lk 3,16; Joh 1,20). Der Höhepunkt im Dienst von Johannes war, den Messias Jesus dem Volk Israel bekannt zu machen (Joh 1,31). Daher kann man die Zeit zwischen Frühling bis Spätsommer des Jahres 29 n. Chr. für den Beginn des öffentlichen Auftretens von Jesus annehmen.

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Wann begann Jesus seinen öffentlichen Dienst?
  2. Wie alt war Jesus zu Beginn seines Dienstes?
  3. Spielte das Alter eine Rolle für den Dienst von Jesus?
  4. Welche Etappen oder Vorbereitungen benötigst du noch, um guten Dienst im Reich Gottes  tun zu können?

 

3.4.2 Das Hauptthema der Verkündigung von Jesus

(Bibeltexte: Mt 4,17; Mk 1,15)

 

Inzwischen ist Jesus kein Unbekannter mehr. Seine öffentliche Taufe und das Zeugnis über ihn durch Johannes den Täufer am Jordan haben ihn in kurzer Zeit weithin bekannt gemacht. Der Evangelist Lukas schreibt: „(…) und die Kunde von ihm ging aus in die ganze Umgegend.“ (Lk 4,14b). Das Hauptthema und der Hauptinhalt der Predigten von Jesus lautete: „Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist nahe gekommen. Denkt um und glaubt an das Evangelium.“ (Mk 1,15). Das griechische Wort `,ευανγέλιον evangelion` bedeutet gute Nachricht, frohe Botschaft. Die Begriffe „Reich Gottes“ (Lukas 32 mal) und „Reich der Himmel oder Himmelreich“ (Matthäus 31 mal) sind austauschbar und ergänzen einander. Matthäus hat mit Vorliebe den Himmelreichsbegriff verwendet  und definiert damit das Reich Gottes nicht nur als vom Himmel kommend, sondern auch als nicht von dieser Welt. Christus ist gekommen die Herrschaft Gottes in dieser Welt aufzurichten. In seiner Person bricht die Herrschaft Gottes ganz real an. Diese anbrechende Herrschaft Gottes wird als die Frohe Botschaft verkündigt und gelebt. In jedem Wort und jeder Tat von Jesus offenbart sich Gottes Herrschaft.

Auffallend sind die Unterschiede und das Gleichbleibende (Kontinuität und Diskontinuität), wenn wir die Qualität des Reiches Gottes, offenbart im historischen Israel, mit der Qualität des Reiches Gottes, offenbart in Jesus, vergleichen. Beide Reiche sprechen von dem gleichen Bundesgott JAHWE und dem einen Heilsplan, darum kann man auch von dem einen Reich Gottes, dem einen Heilsbund Gottes sprechen. Doch auch die Unterschiede wollen wir sehen. Das Reich Israel ist zeitlich und auch räumlich begrenzt und der Qualität nach oft physisch-materieller Natur. Das Reich Gottes, das Jesus persönlich verkörpert und verkündigt, ist jedoch ein ewiges, himmlisches, göttliches Reich (Lk 1,31-33) also nicht von dieser Welt (Joh 18,36), nicht materiell physisch. Es wirkt sich aber sehr positiv und heilsam auf das Materielle/Physische (Schöpfung/Mensch) aus (Lk 17,21; Röm 14,17).

Dieses göttliche Reich kann nur der erfahren, der in dieses Reich eingeht, indem er umdenkt. In Johannes 3,3.5 sagt Jesus, dass nur durch eine Geburt von oben, bzw. Geburt durch Wasser (Wort Gottes) und Geist (Gottes Geist), kann ein Mensch das Reich Gottes sehen oder erfahren.

Für `denkt um` steht im griechischen das Verb `,μετανοίτε metanoite` und meint eine Veränderung, bzw. Umkehr im Denken. Von Kindheit an wird der Mensch durch seine gefallene Natur in seinem Denken negativ beeinflusst und geprägt. Bereits bei Kindern bemerken wir, wie ungehemmt das Innere nach außen dringt. Sie geben sich, wie sie sind, mal ganz lieb, freundlich mitteilsam und ein andermal können sie sich sehr boshaft bis brutal benehmen. Erwachsene Menschen lernen im Laufe der Zeit ihr wahres Inneres zu verbergen. Dieses verformte Denken wirkt sich negativ auf das Verhalten und das Handeln aus. Durch verschiedene Einflüsse im Elternhaus, durch die jeweiligen gesellschaftlichen Ideologien, religiöse Prägungen, wird das Menschliche Denken geformt.

Gerade hier in der Schaltzentrale des Menschlichen Herzens setzt Jesus an. Überdenken, umdenken, aber in welche Richtung?

Jesus verwendete mehr als drei Jahre, um durch Predigt, Lehre, Gleichnisse, Beispiele, Bilder, sowie durch konkrete Handlungen, Menschen den Wert und die Notwendigkeit der NEUE Denkweise zu erklären. Denn „Das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes. Von da an wird das Evangelium vom Reich Gottes gepredigt, und jedermann drängt sich mit Gewalt hinein.“ (Lk 16,16). In dieser Frohbotschaft wird der Wille Gottes offenbart, denn er will das alle Menschen gerettet werden (1Tim 2,4). Dies wird möglich durch den Glauben an Jesus den Gesalbten und Gesandten Gottes (Joh 3,16-17).

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Was war der Hauptinhalt der Verkündigung von Jesus zu Beginn seines Dienstes?
  2. Warum spielt das Umdenken, die Umkehr eine so große Rolle in der Botschaft von Jesus?
  3. Welchen Unterschied siehst du zwischen dem Reich für Israel und dem Reich Gottes, das  in Jesus angebrchen ist?
  4. Auf was legst du in deinem Zeugnis für Jesus wert?
  5. Bist du im biblischen Sinne schon umgekehrt? Gelingt es dir seitdem weiterhin umzukehren, wenn du etwas falsch gedacht, gesagt oder gemacht hast?

 

 

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