DIE OFFENBARUNG JESU CHRISTI – 1. TEIL

DIE OFFENBARUNG JESU CHRISTI

„welche ihm Gott gegeben hat, um seinen Knechten zu zeigen, was schnell geschehen muss“

Abbildung 1 Eine kleine christliche Kapelle auf dem Kastelli oberhalb des Hafenortes Skala auf der Insel Patmos (Foto: 10. Mai 2015).

Vorwort

Zu allen Zeiten bewegte dieses letzte Buch der Bibel die Christen. Die Motivation für mich ist, darin Jesus zu begegnen, seine Sicht der himmlischen und irdischen Welt kennen zu lernen. Ebenso motivierten mich die vielen Fragen von Christen im Rahmen des Gemeindedienstes in Pforzheim-Büchenbronn. Das Ziel ist, eine klare Position zu beziehen  für Jesus, seine Gemeinde und sein Reich.  Ganz bewusst sind viele Bibeltexte ausgeschrieben, damit die Zusammenhänge der biblischen Wahrheiten nachvollziehbar und verständlich werden. Das `wir` in der Bibelstudie hebt hervor, dass Gedanken und Anmerkungen von verschiedenen Personen, welche an dieser Bibelstudie teilgenommen haben im Text eingeflossen sind. Ebenso sind Erkenntnisse von Auslegern, die bereits viel vorgearbeitet haben in diese Arbeit mit eingefügt worden. Auch diese Bibelstudie ist und bleibt unvollständig und bedarf der Revision. Ich bin für jede Kritik oder Anmerkung dankbar, denn dies trägt entweder zur Korrektur oder der Festigung bei.

1.Teil: Die letzte Botschaft Jesu an seine Gemeinde

Einleitung

Das letzte Buch des Neuen Testamentes bildet auch das letzte Buch der gesamten Schriftoffenbarung Gottes. Es weist Parallelen auf zum 5. Buch Mose, dem Abschluss der Thora (vgl. Offb 22,18 mit 5Mose 4,2 und Joh 20,30-31 als Abschluss der Evangelien). Die Offenbarung ist ein prophetisches Buch, sie enthält aber auch Briefelemente, Grußworte, Segenswünsche. Die Offenbarung ist auch klar verortet, die Insel Patmos in der Ostägäis und die sieben kleinasiatischen Gemeinden. Der Inhalt dieses Bilderreichen Buches kann nur im Kontext der gesamten Bibel verstanden werden. Die Hautperson ist Jesus Christus, der in der Vollmacht seines Vaters redet und handelt. Ihm zur Seite stehen der Heilige Geist und alle himmlischen Geistwesen. Neben vielen Zahlensymbolen fällt die Zahl sieben auf (etwa 50 Mal). Daher kann das gesamte Buch auch in sieben Teile von unterschiedlicher Textlänge eingeteilt werden. Die Struktur des Buches ist grundsätzlich chronologisch, sie beginnt mit der Thronbesteigung von Jesus und endet mit seiner Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit. Sie kann auch in zwei Teilen gesehen werden, denn nicht erst Kapitel 20 endet mit der Auferstehung der Toten und dem Endgericht, sondern bereits Kapitel elf. Aber auch in den zwei großen Teilen werden noch mehrere parallel verlaufende Bilderreihen dargestellt, die dieselbe zeitliche Periode umfassen und zwar unter verschiedenen Perspektiven. Zum Beispiel Kapitel 6 endet mit einer Teilbeschreibung des Weltgerichts, ebenso Kapitel elf, vierzehn, neunzehn. Erst in Kapitel  zwanzig wird die letzte Beschreibung des Gerichtes detailliert beschrieben. Es handelt sich dabei nicht um verschiedene Endgerichte, sondern jedes Mal werden andere Aspekte des einen Weltgerichtes gezeigt.

Der erste von den 7 Abschnitten (erster Teil) umfasst Offenbarung 1,1-3,27. Darin wird hervorgehoben um wen es geht und welches das zentrale Thema des Buches ist. Und so beginnt die Offenbarung:

„Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss; und indem er sie durch seinen Engel sandte, hat er sie seinem Knecht Johannes kundgetan,  der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah.“ (Offb 1,1-2).

Die allgemein bekannte Überschrift `Offenbarung des Johannes` ist nicht Teil des Textes. Der Genetiv macht klar, dass diese Offenbarung Jesus Christus gehört. Er ist das Hauptthema dieses Buches, er, als der Lebendige, siegreiche König und Herr. Er bringt Gottes Heilsplan zur Vollendung.

1.1 Die Offenbarung – von wem ist sie und für wen ist sie bestimmt?

Das gr. Wort `kalymma` bedeutet Decke. Die Decke über der Stiftshütte (2Mose 26,14). Die Decke Moses (2Mose 34,33 und 2Kor 3,15-16). Die Wolke bedeckte/verhüllte die Stiftshütte (2Mose 40,34). Die Bedeutung der Aussage von Jesus über sein Leiden blieb den Jüngern verhüllt (Lk 9,45). In Lk 12,2 sagt Jesus: „es ist nichts verhüllt, was nicht enthüllt würde“. Die Vorsilben bei  diesen Verben bestimmen, ob das Objekt erkennbar ist oder nicht, ob eine Aussage verstanden wird oder nicht. Das gr. Substantiv `apokalypsis` kann demnach mit Enthüllung übersetzt werden. Die Vorsilbe `άπο – apo` nimmt die Decke weg, sie deckt auf, so dass das Verdeckte zum Vorschein kommt (Mt 11,25-27; 16,17; Lk 10,21; 1Kor 2,10; Gal 1,12.16; Phil 3,15). Im Kontext von Offenbarung 1,1 werden Dinge enthüllt, die bis dahin in Gott verborgen waren. Bis auf eine Aussage in Offb 10,4 (was die sieben Donner geredet haben) soll Johannes nichts versiegeln,  sondern aufschreiben, also offenbaren, enthüllen. Damit ist das letzte Buch der Bibel ein offenbartes Buch. Jesus, das Lamm Gottes war allein würdig es zu enthüllen (Offb 5,5).

Gleich zu Beginn stellt sich die Frage, ob Jesus bereits wusste, was in der versiegelten Buchrolle an Inhalt verborgen war? Diese Frage stellt sich wegen der Formulierung: „(…) die Gott ihm gab“.

  • Es heißt nicht „die Gott ihm enthüllte“, sondern, „die Gott ihm gab“.
  • Es heißt nicht, um ihm (Jesus) zu zeigen, was bald geschehen muss, sondern, „um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss“(die gleiche Formulierung wird in Offb 22,6 wiederholt).

Die darauf folgende Aussage lautet: „und er (Jesus) hat sie seinem Knecht Johannes kundgetan“. Doch was bedeutet das gr. Verb `es¢manen`? Dieses Verb kommt noch an folgenden Stellen vor: In Apg 11,28 deutete (es¢manen) der Prophet Agabus eine Hungersnot an. Weitere Stellen, in denen dieses Verb verwendet wird: Apg 25,27: „ohne die Schuld anzudeuten“; Joh 12,33: „damit deutete Jesus an“; so auch in Joh 18,32); Joh 21,19). Siehe auch die Bedeutung des altgriechischen Wortes `sēmaínein` in Wikipedia. Damit hat Jesus die Offenbarung nicht nur kundgetan im Sinne der Übermittlung, sondern auch im Sinne der Deutung (Offb 1,19-20: Kap 2-3 und 5). Jesus, als Mitschöpfer (Joh 1,1-3; Kol 1,15ff; Hebr 1,1-3) und Mitgestalter der Geschichte hatte auch Einblick in das Weltgeschehen bevor er von seinem Vater die Vollmacht zur Enthüllung bekam (Joh 1,18; Mt 11,25-27; 24,1-25,46; 28,18; 1Kor 10,4; 15,25; Offb 5,5ff).

Die Aussage: „seinen Knechten zu zeigen was bald geschehen muss“ erinnert an Amos 3,7: „Gott der HERR tut nichts, er offenbarte (apokalypsei) denn seinen Ratschluss seinen Knechten, den Propheten.“ Die Bezeichnung `Knechten –doulois` ist eine typische Anrede der Gläubigen in der Offenbarung. Selbst Johannes, der Apostel und Jünger, den Jesus liebte, wird so in der Einleitung bezeichnet (Offb 1,1b). Mindestens 11 Mal kommt diese Bezeichnung in diesem Buch vor und bezieht die Gläubigen aller Zeiten mit ein, auch die Engel (1,1; 2.20; 6,11; 7,3; 10,7; 19,2.5.10; 22,3.6.9). Dabei handelt es sich um einen Ehrentitel, wie wir es bereits aus den Apostelbriefen kennen (Röm 1,1; Tit 1,1; Jak 1,1; 2Petr 1,1; Jud 1,1). Im Gegensatz zum Umgang der weltlichen Herrscher mit den Sklaven, ist die Beziehung von Gott dem HERRN zu seinen Untertanen eine von Fürsorge geprägte. Die Untertanen  ihrerseits dienen ihrem HERRN  freiwillig und mit Freuden (Lk 1,38; Mt 25,21-23; Röm 6,22; 12,11; Gal 1,10; Kol 3,24; 4,12; 1Petr 2,16). Das Ganze geht zurück auf die Anweisung Gottes in Bezug auf Sklaven, die aus freiem Willen ihrem Herrn lebenslang dienen wollen (2Mose 21,1ff). Selbst Jesus als HERR und KÖNIG, erniedrigte sich und nahm die Gestalt eines Knechtes (wörtl. Sklaven) an (Jes 53,10-12; Hes 34,24; 37,24-25; Joh 13,14; Phil 2,7). Es tut uns gut, diese Ebene der Beziehung zu unserem Herrn neu zu erkennen und unser Verhalten entsprechend zu korrigieren.

Eine weitere Besonderheit bildet der griechische Ausdruck `en tachei`, welcher im Buch acht Mal vorkommt (1,1; 2,16; 3,11; 11,14; 22,6.7.12.20). Am Anfang und am Ende wird er besonders hervorgehoben. Ins Deutsche wird dieses Wort mit `bald, in Bälde, in kürze, rasch, schnell, in Schnelligkeit` übersetzt. Der Ausdruck `en tachei` beschreibt mehr das `wie` etwas oder jemand eintrifft und seltener `wann` sich etwas ereignet. Unser Wort Tachometer enthält diesen Begriff. Beispiele: Offb 11,14: „das dritte Wehe kommt schnell“;  Lk 15,22: „Schnell bringt das beste Kleid“; Apg 17,15: „schnellstens zu ihm kämen“; Apg 22,18: „beeile dich und in Schnelligkeit verlasse Jerusalem)“. Weitere Stellen: Lk 18,8; Joh 11,29.31; 13,27; 20,4; 2Thes 2,2; 1Tim 3,14; 5,22; 2Tim 4,9; Jak 1,19; 2Petr 2,1.

Den Hinweis über Johannes in der Einleitung: „der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah“, schrieb Johannes im Rückblick auf, nachdem er die Offenbarung bekommen hatte. Betont wird sein Zeugnis von Jesus Christus, alles was er sah. Es ist sehr auffällig, dass Johannes diese Enthüllung in Form von Audiovisionen bekam. Er sah Bilder, oft in Bewegung (Offb 1,2.12.17; 4,1; 5,1.2.6.11; 6,1.2.5.8.9.12; 7,1.2.9; 8,2.13; 9,1.17; 10.1.5; 13,1.2.3.11; 14,1.6.14; 15,1.2.5; 16,13; 17.3.6; 18,1; 19,11.17.19; 20,1.4.11.12; 21,1.2.22 – 47 Mal, andere Zählung 53 Mal). Diese Bilder wurden ihm durch einen Engel (oder von Jesus selbst) gezeigt und erklärt (Offb 1,17-20; 4,1; 17,1; 21,9-10; 22,1).

Glückselig, der liest und die hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist! Denn die Zeit ist nahe.

Es ist die erste von sieben Seligpreisungen in diesem Buch. (1,3; 14,13; 16,15; 19,9; 20,6; 22,7.14). Der griechische Begriff `makarios` ist uns von den Seligpreisungen aus Matthäus 5,1-11 wohl vertraut. Dort und auch hier geht es um einen Zuspruch, der in Kraft kommt oder einhergeht beim praktizieren der Aufforderungen – lesen, hören und bewahren.

Abbildung 2 Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ Wunderbar hat der Schöpfer das menschliche Gehör geschaffen. Und er will gehört werden. Die Reihenfolge ist: Zuerst hören, dann gehorchen. (Zeichnung: 2016)

Diese drei Tätigkeiten beziehen sich vordergründig auf die Worte der Weissagung (der Prophetie) dieses Buches, doch haben sie auch allgemeine Gültigkeit. Lesen konnten nicht alle, es musste vorgelesen werden. Doch alle sollten hören, zuhören, hinhören Offb 2,7.11.17.29; 3,6.13.22; 13,9; Mt 11,15; 13,9.43; Lk 14,35). Und alle sind aufgefordert zu bewahren, halten, festhalten. Jesus sagte: „Glückselig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.“ (Lk 11,28; auch Mt 28,19; Offb 3,3.10.11; 22,9).

Prophetie ist hier im umfassenden Sinne zu verstehen. Im Rückblick auf die Vergangenheit wird in der Gegenwart gesprochen und die Zukunft enthüllt. Begründet werden diese Aufforderungen mit der Aussage: „denn die Zeit ist nahe“. Hier wird der griechische Zeitbegriff `kairos ` verwendet (ebenso in Offb 22,10). Doch was meint Jesus mit diesem Zeitbegriff?

  • Der kairos wird häufig von Gott her definiert, weil er die Zusammenhänge und Abläufe kennt so wie die richtige Einordnung eines oder mehrerer Ereignisse in den chronos einfügt. (Mk 1,15; Mt 26,18). Einfach ausgedrückt – Gott hat seinen eigenen Kalender, nach den er sich richtet (1Tim 6,15: „zu seiner Zeit“) so auch Jesus (Joh 7,7: „meine Zeit ist noch nicht da“).
  • Der kairos drückt manchmal eine nicht klar definierte Zeitspanne oder Zeitpunkt aus (Offb 12,14: „wo sie ernährt werden sollte eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit“; so auch in Dan 7,25; 12,7; Lk 21,24: „und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sind“; 1Tim 4,1: „in den letzten Zeiten“).
  • Der kairos steht für die Qualität des chronos, wie die Geschehnisse sind (Jes 49,8: „Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und habe dir am Tage des Heils geholfen“; Lk 19,44: „weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du besucht worden bist“; Apg 14,17: „vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben“; 2Tim 3,1: „in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden“).
  • Der kairos  von Gottes Sicht aus unterscheidet sich von dem kairos der Menschen (Joh 7,6) oder gar vom kairos des Feindes (Lk 4,13).

Denn die Zeit (kairos) ist nahe“. Das meint, die von Gott vorausgesehenen oder auch festgelegten Abläufe der geschilderten Ereignisse werden nicht lange auf sich warten lassen, sondern exakt nach dem Zeitkalender Gottes eintreffen (1Petr 4,7; 1Joh 2,18). Es ist sinnvoll über die Bedeutung der verschiedenen Zahlenangaben in der Offenbarung nachzudenken, doch eignen sie sich nicht für Berechnungen zur Wiederkunft Jesu.

1.2 Verfasser und Grußworte an die sieben Gemeinden

Und nun kommen die Grußworte an die sieben Gemeinden mit grundsätzlichen Aussagen über Gott den Vater, über den Heiligen Geist und Jesus Christus.

„Johannes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asia: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und Fürst der Könige auf Erden! Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut und uns zu einem Königreich gemacht hat, zu Priestern vor Gott und seinem Vater, dem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ Amen. (Offb 1,4-6).

Bereits zum zweiten Mal wird der Name des Johannes genannt. Ja, hier stellt er sich selber mit Namen vor (so auch in 1,9 und 22,8). Er ist der Sohn des Zebedäus und der Salome, von Beruf Fischer, später Jünger und Apostel von Jesus Christus. Er hatte eine andere Lebensgeschichte als sein Bruder Jakobus. Jener wurde bereits etwa im Jahre 44 n.Chr. von Herodes  Agrippa II in Jerusalem mit dem Schwert getötet (Apg 12,1f). Die letzte Erwähnung vom Aufenthalt des Johannes in Jerusalem ist während der Apostelversammlung (Apg 15; siehe auch Gal 2,7-10), Dies war etwa im Jahre 48 n.Chr. Unter welchen Umständen und wann Johannes Jerusalem verlassen hatte, ist nicht bekannt. Doch es entsprach dem Auftrag von Jesus (Apg 1,8). So wirkte Johannes in seinen späteren Dienstjahren in der römischen Provinz Asia (heute Westtürkei), wahrscheinlich in Ephesus und Umgebung. Während sein Evangeliumsbericht und die drei Briefe in einem einfachen und auch leicht verständlichem Griechisch geschrieben wurden, gilt doch das Buch der Offenbarung als das Schwerverständliche.

Die sieben Gemeinden in der römischen Provinz Asia werden später namentlich vorgestellt, doch bereits hier ist eine bestimmte Vorgehensweise Gottes erkennbar. Gott, der Vater gibt die Offenbarung an Jesus seinen Sohn (Offb 1,1a), bzw. die Vollmacht diese zu enthüllen Offb 5,5). Jesus bezieht  einen Engel ein, um diese Offenbarung an Johannes, den Jünger und Apostel zu übermitteln. Und Johannes soll sie in schriftlicher Form an die Gemeinden senden. Gott ist nicht Alleinakteur, er bezieht ein und zwar sorgfältig der Reihe nach in gewisser Staffelung. So werden alle beteiligt an der Verwirklichung des Willens Gottes. Doch einige Textpassagen am Anfang und Ende, sowie die Bewertung der sieben Gemeinden teilt Jesus seinem Jünger direkt mit (Offb 1,16-20; 2,1-3,22; 22,12-20).

Die Segenswünsche: Gnade und Frieden sind uns bekannt aus den Begegnungen von Jesus mit seinen Jüngern (Lk 24,36; Joh  20,19.21.26). Sie sind uns vertraut auch aus den Briefen der Apostel (Röm 1,7; 1Kor 1,3; 2Kor 1,2; Gal 1,3; Eph 1,2; Phil 1,2; 2Thes 1,2; 1Tim 1,2). Gnade und Frieden sind Ausdruck göttlicher Wesenszüge mit denen sich der Vater und der Sohn und der Heilige Geist seinen Kindern zuwenden (Röm 15,33; 16,20; 1Kor 11,33; 13,11; Phil 4,9; 1Thes 5,20; 1Petr 5,10). Diese Grüße kommen von dem dreieinen Gott.

1.2.1 Von dem der ist und der war und der Kommende

Es ist Gott, der ewig Seiende (Offb 1,8; 4,8). Und wir werden  erinnert an 2Mose 3,14-16 wo Gott sich dem Mose als der `Ich bin – JaHWeH vorstellt. Gott kommt zu den Menschen, was für eine Aussicht! (Offb 21,3).

1.2.2 Und von den sieben Geistern, welche vor Gott stehen

Die Zahl 7 ist in diesem Text nicht buchstäblich, sondern symbolisch zu verstehen. Sie umschreibt die göttlich / geistliche Vollkommenheit, Vollständigkeit aber auch Vielseitigkeit der Charakterzüge und Dienste des einen Heiligen Geistes Gottes. Zunächst suchen wir nach ähnlichen Umschreibungen in den Texten des Buches der Offenbarung. Danach suchen wir nach Hinweisen aus den übrigen Schriften.

  • Offb 4,5: „und sieben Feuerfackeln brennen vor dem Thron, welche die sieben Geister Gottes sind“. Achten wir darauf, dass hier die sieben Geister Gottes vor (im Kreis um) dem Thron sind und bildhaft durch 7 Feuerfackeln dargestellt werden.
  • Offb 3,1: „Dies sagt der, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat“. Die sieben Geister Gottes von Jesus bedeutet, dass er der Auftraggeber ist und sie die Ausführenden.
  • Offb 5,6: „Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet, das sieben Hörner und sieben Augen hatte; dies sind die sieben Geister Gottes, ausgesandt über die ganze Erde.“ Hier gehen  die sieben Geister Gottes vom Lamm (das inmitten des Thrones ist) aus zum Dienst über die ganze Erde.
  • Sach 4,10: „Die werden doch mit Freuden sehen den Schlussstein in Serubbabels Hand. Jene sieben sind des HERRN Augen, die alle Lande durchziehen.“ (vgl. mit Sach 3,9).

Es handelt sich hier um eine Bildersprache, denn nirgendwo in der Schrift werden real existierende sieben (Heilige) Geister Gottes erwähnt. Immer ist es `der Geist Gottes, der Geist des Herrn, der Heilige Geist`. Denn in 1Kor 12,11 schreibt der Ap. Paulus: „Dies alles aber wirkt derselbe eine (Zahlwort) Geist, der einem jeden das Seine zuteilt, wie er will.“ Doch woher und wozu das Bild von den sieben Geistern? Es gab einen wichtigen Gegenstand im vorderen Teil des Heiligtums der Stiftshütte. Und dieser könnte die Formulierung `sieben Geister Gottes` erklären helfen. Während im Allerheiligsten die Bundeslade mit dem Sühnedeckel stand, befand sich an der rechten Seite (der Nordseite)  der Schaubrottisch (Sinnbild für Jesus, das Brot des Lebens Joh 6,35.48). Auf der linken Seite (der Südseite) stand der siebenarmige goldene Leuchter. Dieser musste täglich mit frischem, reinem Olivenöl gefüllt werden und durfte nie verlöschen (2Mose 25,31-34; 27,20). Dass das Öl in der Bibel  ein Sinnbild für den Heiligen Geist ist, wird durch folgende Textstellen bestätigt: Jes 61,1; Apg 10,38;1Joh 2,20.27. Der siebenarmige goldene Leuchter wurde aus einem Stück geformt und damit könnte er als eine Erklärung dienen für die Vision von den sieben Fackeln, sieben Augen und sieben Geistern Gottes in den Texten der Offenbarung. (ähnlich wie in Sach 4,1-6).

Eine auffällig vielseitige Beschreibung der Wesenszüge und Eigenschaften des Geistes Gottes wird in Jesaja 11,1-3 beschrieben: „Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. Und Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des HERRN.“ Viermal wird in diesem Text `der Geist des Herrn` genannt und in drei Zweiergruppen werden seine Wesenszüge oder Eigenschaften beschrieben. Man kann durchausdarin  eine siebenfache Beschreibung des einen Geistes Gottes erkennen.

Auffallend ist auch, was Jesus über die vielfachen (mindestens sieben) Tätigkeiten des Heiligen Geistes sagt:

  1. „(…) und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit“ (Joh 14,16; vgl. Mt 3,11b mit Apg 1,4-5; 2,1-4; Eph 1,13).
  2. „(…) den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“ (Joh 14,17; 7,37).
  3. „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Joh 14,26; dazu auch Lk 12,12).
  4. Wenn der Beistand gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird der von mir zeugen.“ (Joh 15,26; 1Petr 1,11).
  5. Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht. Von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; von Gerechtigkeit aber, weil ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; von Gericht aber, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.“ (Joh 16,8-11).
  6. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen.“ (Joh 16,13). Merken wir den engen Zusammenhang zwischen Jesus dem Sohn (dem Lamm aus Offb 3,1; 4,5; 5,6) und dem Geist Gottes?
  7. Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sagte ich, dass er von dem Meinen nimmt und euch verkündigen wird.“ (Joh 16,14-15).

Was Jesus den einzelnen Gemeinden zu sagen hat (Offb 2-3) wird von ihm verstärkt mit: „Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt“. So umfassend ist der Dienst des Heiligen Geistes.

1.2.3 Und von Jesus Christus

  1. welcher ist der treue (glaubwürdige) Zeuge“ Die gr. Begriffe: `o martys o pistos` ist der Zeuge (auch als Märtyrer oder Blutzeuge) und er ist der treue, der glaubwürdige, der wahrhaftige, der zuverlässige Zeuge Gottes für die Welt und auch für seine Gemeinde. (Offb 22,16; Jes 55,3-5 mit Apg 13,32-33; Joh 1,18; 7,7; 8,14.38; 15,15; Mt 17,5).
  2. der Erstgeborene aus den Toten“ Der gr. Begriff `prötotokos` setzt sich aus den Wörtern: `Erster und Geborener` zusammen. Auf Jesus bezogen, meint in diesem Textzusammenhang, dass er der Erste ist, der aus dem physischen Tod in einem verherrlichten Körper auferstanden ist, also Geburt = Auferstehung. Folgende Stellen bestätigen dies göttlichen Vorgang bei Jesus: Kol 1,18: „Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, auf dass er in allem der Erste sei.“ (Röm 8,29; Ps 2,7 mit Apg 13,32-33; 1Kor 15,22-23; Phil 3,20-21).
  3. Der Fürst der Könige auf Erden“ Jesus ist der `o archön – der Erste, der Fürst`. Dem entgegen steht der Fürst (o archön) dieser Welt (Joh 12,30-31; 14,30; 16,11). Doch diesen hat Jesus besiegt. Demnach ist Jesus als der Sohn wie auch der Vater „KÖNIG der Könige“ Offb 17,14; 19,16; 1Tim 6,15-17; Ps 72,8; Jes 11,10; mit Röm 15,12; Dan 2,21; 7,13-14; Sach 9,9-10; Joh 18,37; Eph 1,21). Wer ist gemeint unter der summarischen Zusammenfassung „die Könige der Erde“? Folgende Texte machen deutlich, dass damit die verschiedenen Herrscher dieser Welt gemeint sind (Mt 17,25; Ps 2,1-2 mit Apg 4,26-27; Offb 6,15; 17,.2.18; 18,9; 19,19).
  4. Ihm, der uns liebt (der Liebende uns)“ Die grammatische Form im Griechischen hebt die Beständigkeit der Liebe Jesu hervor. Die Jünger haben ihn so erlebt (Joh 13,1; 15,9.13; Eph 5,25-26).
  5. Und uns erlöst hat von unseren Sünden durch sein Blut“. Die Rettung und Befreiung des Menschen aus dem geistlichen Tod und der Gottferne wird durch Erlösung erwirkt (1Mose 3,21; Eph 1,7; 21ff). Der Preis für die Erlösung ist sehr hoch, es kostete Leben. Das Blut steht für Leben (1Mose 9,3-4). Blut auf dem Altar steht für Sühnung (3Mose 17,11 mit Hebr 9,12; Mk 10,45; 1Kor 5,7; Kol 1,20; 1Joh 2,1-2; Offb 5,9; 7,14; 14,3-4). In diesen Texten wird in Kürze das gesamte Erlösungswerk Christi zusammengefasst und begründet.
  6. Und uns zu einem Königreich (basileian – Königtum) zu Priestern gemacht hat vor Gott seinem Vater.“ Das `mit-regieren` mit Christus in seinem Königreich (bereits auf dieser Erde) ist fester Bestandteil der Kinder Gottes. Doch dieses `mit-regieren` ist an das `mit-leiden, mit-erdulden` geknüpft (2Tim 2,12; Offb 1,9; 5,10; 20,4-6). Das `mit-regieren` hat zwei Seiten. Zum einen ist es auf das herrschen über die Sünde ausgerichtet (1Mose 4,7: „du aber herrsche über sie, behaupte dich gegen sie“). Es bedeutet auch das beherrschen des sogenannten `sündigen Fleisches` (Röm 8,3; 1Kor 9,27; Gal 5,17). Es bedeutet jedoch nicht das beherrschen der Menschen. Auf der anderen Seite bedeutet es die Anwendung der Reichsgottesprinzipien gegenüber den Menschen (auch den Mächtigen dieser Welt) entsprechend der Art und Weise von Jesus (Joh 18,33-37; 19,11; Lk 23,7-12). Es bedeutet auch den Kampf gegen die finsteren Mächte des Satans und seiner Dämonen (Mt 4,4-11; Eph 6,11-17).
  7. Und uns zu einem Königreich (zu) Priestern (iereis) gemacht hat vor Gott seinem Vater.“ Das `mit-regieren` ist zwar fester Bestandteil der Kinder Gottes, doch diese göttliche Art des Regierens steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem allgemeinen Priesterdienst des Volkes Gottes (vgl. 1Petr 2,9 mit 2Mose 19,5-6; Jes 61,6-10; Röm 15,16; 1Kor 5,20; Kol 4,12; Eph 6,20; 2Kor 1,11; 1Tim 2,1). Die Gläubigen an Jesus sind berufen für einander und diese verlorene Welt vor Gott in der Fürbitte einzutreten.

Erster Hymnus

Dies ist der erste von sieben Hymnen in diesem Buch (Offb 4,8-9; 10-11; 5,8-14; 7,10-12; 15,3-4; 19,1-7). In diesem Hymnus wird die Herrlichkeit und Gewalt Gottes besungen für alle Ewigkeit und mit dem Amen, d. h. so ist es,  bekräftigt. Es gilt dem Vater, dem Heiligen Geist und Christus dem Sohn. Welch eine Würdigung des EINEN wahren Gottes!

1.2.4 Die Ankündigung der Wiederkunft von Jesus

„Siehe, er kommt mit den Wolken“  (Offb 1,7a).

Dieses große Ereignis mit der Begleiterscheinung (Wolken) ist von Jesus selbst und den Aposteln vorausgesagt worden. (Mt 24,30; 26,64; Mk 14,62; ebenso von den himmlischen Boten Apg 1,11; und von Ap. Paulus 1Thes 4,17).

„und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben,“ (Offb 1,7b). Niemand wird bei der Ankunft des Menschensohnes fehlen, alle werden dabei sein. Dies setzt die allgemeine Auferstehung der Toten voraus (Joh 5,27-29; Mt 13,41; 25,31ff; Sach 12,10 mit Joh 19,37; 11-15; Mt 24,31  Offb 6,12-17; 11,18; Offb 20).

„und es werden wehklagen um seinetwillen alle Stämme der Erde. Ja, Amen.“ (Offb 1,7c).

Das Wehklagen erstreckt sich auf alle, die das Angebot der Rettung durch Jesus nicht angenommen haben. (Offb 6,15-16; Mt 13,42.50; 24,30; Lk 13,28; 23,30). Die Wiederkunft von Jesus und das damit verbundene Weltgericht bilden den Abschluss dieser Weltgeschichte. „Ja, Amen!“ Das hebräische Amen unterstreicht die Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit der vorangegangenen Aussagen.

1.2.5 Die Selbstbezeichnung Gottes

“Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“ (Offb 1,8).

Der, auf den sich das A und das O (Alpha und Omega) bezieht, der ist auch der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. (Offb 1,4; 4,8). Es ist richtig, diese Umschreibungen zuerst auf Gott den Vater zu beziehen. Schauen wir uns diese  und ähnliche Aussagen der Heiligen Schrift genauer an.

  • Jes 44:,6:So spricht der HERR, der König Israels und sein Erlöser, der HERR der Heerscharen: Ich bin der Erste und bin der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott.“ Im Kontext der Vielgötterei hebt Gott seine  Einmaligkeit hervor. (vgl. Jes 41,4; Joh 17,4: „dass sie dich, der du allein wahrer Gott bis und den du gesandt hast – Jesus Christus erkennen“). Siehe auch das Schma Israel (5Mose 6,4; Mk 12,29; Eph 4,3-6). Damit wir diese Aussage klar verstehen – der Erste ist gleichzeitig auch der Letzte, vor dem Ersten gab es keinen und nach dem Letzten wird es keinen geben.
  • Jes 48,12: „Höre auf mich, Jakob, und Israel, mein Berufener! Ich bin, der da ist, ich der Erste, ich auch der Letzte.“ Die Formulierung: „Ich bin, der da ist“ erinnert an 2Mose 3,14-16 – der Eigenname Gottes als der SEIENDE. Damit bezeichnen die Worte `Erster und Letzter` seine Ausschließlichkeit und sein immer währendes SEIN.
  • Offb 1,8: „Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“ Diese und die Jesaja Aussagen kommen von höchster Instanz. Aber gelten sie nicht auch dem Sohn? Ist er nicht gerade vom Vater mit allen Vollmachten ausgestattet worden? (Mt 11,25-27; Joh 17,2-4; Mt 28,17-18; 1Kor 15,25). Wenden wir uns nun den weiteren Texten aus der Offenbarung zu.
  • Offb 1,17-18: „Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot. Und er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig in die Ewigkeiten der Ewigkeiten und habe die Schlüssel des Todes und des Hadesch.“ Fällt uns auf, dass Jesus diese Selbstbezeichnung Gottes auf sich bezieht?
  • Offb 2,8: „Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Dies sagt der Erste und der Letzte, der tot war und wieder lebendig wurde:“ Der Sohn (als der Menschensohn) war tot und wurde wieder lebendig. Doch was Gott der Vater für sich in Anspruch nimmt (Jes 41,4; 44,6; 48,12), bezieht Jesus (als präexistenter Sohn Gottes) auch auf sich. Was für eine Würde für den Sohn!
  • Offb  21,6: „Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ Der auf dem Thron sitzende sagt, wer er ist und was er tun wird. Dies erinnert auch an die Aussage aus Offb 7,17 und an das Gespräch Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen (Joh 4,13-15; und auch an Joh 7,37; 5,19).
  • Offb 22,13: „Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ In Kapitel 22, ab Vers 12 spricht Jesus von seinem schnellen Kommen und auch die folgenden Aussagen (einschließlich Vers 13) stammen von ihm. Wir sehen, dass die Selbstbezeichnungen  von Vater  und Sohn identisch sind (Joh 10,30-36; 5,26; 16,15). Daher ist der Sohn dem Vater wesensgleich und anbetungswürdig (Offb 5,13; 7,17).

Jesus handelt im Auftrag seines Vaters um den Heilsplan Gottes zur Vollendung zu bringen.

Die Bezeichnung `der Allmächtige` ist eine Umschreibung der uneingeschränkten Gewalt, Macht und Kraft Gottes. Der gr. Begriff  `pantokratör` würde wörtlich übersetzt `der Allgewaltige` heißen. Er vereinigt in sich alle Gewalten (Offb 4,8; 21,6.22; 1Mose 17,1; 28,3; 43,14; 48,3; 2Mose 16,3).

1.3  Warum ist Johannes auf Patmos?

Schon der Ort der Abfassung dieses letzten Buches des Neuen Testamentes ist ungewöhnlich. Der Verfasser der Offenbarung macht klare Angaben über sich selbst, den Ort und Grund seines Aufenthaltes auf der Insel Patmos. Johannes schreibt:

„Ich, Johannes, euer Bruder und Mitteilhaber an der Bedrängnis und am Königreich und am Ausharren in Jesus, war auf der Insel, die Patmos genannt wird, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen.“ (Offb 1,9).

Dies schrieb Johannes vermutlich in der Zeit der Herrschaft des römischen Kaisers Domitian (81-96 n.Chr.). Die Insel Patmos liegt etwa 90 km südwestlich von der damaligen Provinzhauptstadt Ephesus entfernt. Die Lage und Beschaffenheit der Insel eigneten sich gut als natürlicher Verbannungsort für Andersdenkende.

Abbildung 3 Insel Patmos mit dem heutigen Hafenort Skala, der am Ende einer tief eingeschnittener und daher auch geschützten Bucht liegt. Heute zählt die Insel etwa 3000 Einwohner, die vom Pilgertourismus, vom Fischfang und teilweise der Landwirtschaft leben. Dank der Offenbarung wurde diese von der Lage her unbedeutende Ägäische Insel weltbekannt (Foto: 10. Mai 2015).

Wegen des Wortes Gottes und des Zeugnisses von Jesus wurde Johannes auf diese unwirtliche Insel verbannt. Dies setzt eine offensichtliche evangelistische Tätigkeit im Raum Ephesus voraus. Unter dem Kaiser Domitian dem auch in Ephesus eine Kultstätte eingerichtet wurde, fand eine Verfolgung der Christen statt. Es erfüllte sich, was Jesus seinen Jüngern beim Abschied aufgetragen hatte (Apg 1,8: „Ihr werdet meine Zeugen sein“). Johannes bezeichnet sich als `euer Bruder und Teilhaber`

an der Bedrängnis“. Es ist ein indirekter Hinweis für eine Verfolgung in der Provinz  Asia. Jesus hat Bedrängnis vorausgesagt: „In der Welt habt ihr Bedrängnis“ (Joh 16,33).

und dem Reich“ (Königreich). Das Mitregieren mit Christus in dieser Welt orientiert sich am Beispiel von Jesus während seines irdischen Lebens. Doch „das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.“ (Röm 14,17).

und dem Ausharren in Jesus“. Das gr. Wort `ypomon¢ ` bedeutet wörtlich: darunter bleiben, unter der Belastung (dem Joch des Christus) bleiben, nicht ausbrechen, durchhalten. Zu diesem standhaften Durchhalten werden die Gläubigen immer wieder ermutigt (Offb 13,10; 14,12). Man bedenke, dass  Johannes zu der Zeit (vermutlich) der letzte noch lebende Apostel war und doch keine Spur von Überheblichkeit zeigte, er ist Bruder und Mitknecht. Welch ein Kontrast zu der Überheblichkeit, Machtstreben und sogar Machtmissbrauch des Diotrephes (3Joh 9-10) oder der späteren Kirchenfürsten.

Was auch immer die römischen Behörden mit der Verbannung des Johannes bezwecken wollten, Gott hatte für ihn noch einen wichtigen Auftrag an die Gemeinden. Es war seine Wüste, aus der er den Gemeinden damals und für alle Zeiten eine Botschaft des auferstandenen und erhöhten Christus mitteilen sollte.

Die Aussage „ich war“ auf der Insel Patmos, könnte den Eindruck erwecken, dass Johannes nicht mehr dort ist und die Offenbarung erst nach Verlassen der Insel aufgeschrieben hatte. Nun, es ist gut möglich, dass er nach dem Tod des Kaisers Domitian im Jahre 96 wieder frei kam und Patmos verlassen konnte. Aber warum hält sich die Überzeugung fest, dass die Offenbarung auf der Insel verfasst wurde?

Abbildung 4 Insel Patmos, Blick von Chora aus über die Küstenregion. Die Insel ist sehr hügelig und teilweise bewaldet. Da die höchste Erhebung nur etwa 260 Meter hoch ist, verfügt sie über nur wenig Wasserquellen. (Foto am 11. Mai 2015).

Das gr. Verb `ἐγενόμηνegenom¢n`, wird meistens einfach mit `ich war` übersetzt. An einigen Stellen wäre es treffender mit `ich ward`, `ich wurde` oder mit, `ich bin geworden` zu übersetzen. In der Offenbarung kommt es noch an folgenden Stellen vor:

  • Offb 1,10 und 4,2: „ich war im Geist“, dies schreibt Johannes natürlich im Rückblick. Ein Erlebnis, das in der Vergangenheit liegt und abgeschlossen ist. An ihm vollzog sich etwas und er wurde in einen Zustand versetzt, bei dem er die göttlich-geistlichen Visionen imstande ist zu schauen.
  • Offb 1,18: „ich war tot“, ein Zustand in den Jesus hineinging und den er durchlitt und durchlief. An ihm vollzog sich das Tot sein, er ward tot (Phil 2,8).

Weitere Stellen: Apg 20,18: „wie ich bei euch die ganze Zeit war (im Sinne: mich bei euch verhalten habe)“; Apg 26,19: „ich war (ich ward) nicht ungehorsam“; Röm 10,20: „Ich war (ich bin) erschienen“; 1Kor 2,3: „ich war (wurde) bei euch“; 1Kor 9,20: „den Juden war (wurde) ich…“; 1Kor 9,22: „den Schwachen war (wurde) ich …“; Kol 1,23: „.dessen Diener ich, Paulus wurde, geworden bin“ (Kol 1,25).

In all diesen Texten wird das Verb `ἐγενόμην – egenom¢n  – ich war` unverändert geschrieben. Die Endung `m¢n` weist immer auf die 1. Person hin. Das `e` am Anfang drückt die Vergangenheitsform aus  Die Wortwurzel `gen` drückt aus, dass etwas geworden war (an, mit oder durch) Jesus, Johannes oder Paulus. Der Verlauf dieses Geschehens kann sich über einen Zeitraum hinziehen (bei Jesus 3 Tage im Tot sein, bei Paulus 3 Jahre Wirksamkeit in Ephesus, bei Johannes eine unbestimmte Zeit im Geist und ein Aufenthalt auf der Insel. Ein Aufenthalt, der möglicherweise noch anhielt, nachdem er das Buch schon geschrieben hatte.

1.4 Der Menschensohn in der Mitte der sieben goldenen Leuchter

(Bibeltext: Offb 1,10-20).

Nach den persönlichen Angaben des Johannes werden wir nun in die erste und grundlegendste Vision eingeführt.

1.4.1 Johannes im Geist an des Herrn Tag

Johannes schreibt: „Ich war an des Herrn Tag im Geist, und ich hörte hinter mir eine laute Stimme wie von einer Posaune, die sprach“ (Offb 1,10).

Johannes befand sich im Geist am Tag des Herrn (gr. en t¢ kyriak¢ ¢mera – am (dem) Herrn (gehörenden) Tag` (im Dativ). Diese Bezeichnung in dieser Form ist einmalig im Neuen Testament und gerade deswegen gibt es mehrere Sichtweisen darüber.

  1. Zur Zeit des Alten Testamentes wurde unter dem `Tag des Herrn` vorwiegend der siebte Tag der Woche verstanden also der Sabbat (2Mose 24,16; Jes 58,13).
  2. Aber bereits im Alten Testament wurde der kommende Gerichtstag als der Tag des Herrn bezeichnet (Joel 3,4 mit Apg 2,20). Die Zuordnung der Bezeichnung `Tag des Herrn` für den Gerichtstag im Neuen Testament ist präziser (1Thes 5,2; 2Thes 2,2; 2Petr 3,10). Dieser Tag wird auch `der Tag des Menschensohnes` bezeichnet und ausdrücklich als letzter Tag fixiert (Joh 6,39.40.44.54; Lk 17,24).
  3. doch es gibt noch eine weitere mögliche Zuordnung für diese Bezeichnung. So kann der Tag eins der Woche als dem Herrn gehörender Tag angesehen werden. Es ist der erste Wochentag an dem Jesus von den Toten auferstanden ist (Mt 28,1; Mk 16,2; Lk 24,1.36; Joh 20,1.19.26; Apg 2,1: Pfingsten war ebenfalls erster Tag der Woche). Neben der Versammlung an den Sabbaten (im jüdischen Kontext), trafen sich die Gläubigen unter Leitung des Apostels Paulus auch in der Diaspora am ersten Tag (Tag eins) der Woche (Apg 20,7; 1Kor 16,1-2). Und bis heute heißt der erste Tag der Woche im griechischen Kulturraum nicht Sonntag, sondern `kyriak¢ `, genau wie in Offb 1,10. Diese Bezeichnung fand später ihren Niederschlag im Wort Kirche. Im Griechischem werden die Wochentage ähnlich dem Hebräischen gezählt. Dem Tag eins (kyriak¢) folgt der zweite, dritte, vierte, fünfte, dann Rüsttag und schließlich Sabbato.

Die Bemerkung `im Geist`, meint nicht im eigenen Geist des Johannes, denn dies käme einer Einbildung oder Halluzination gleich. Diese Aussage meint `im Geiste Gottes, im Heiligen Geist`. Der Vergleich mit folgenden Texten legt dies nahe (Offb 2,7.11.17.29; 3,6.13.22;  21,10;  22,17; Hes 37,1).

Johannes hört hinter sich eine gewaltige Stimme wie von einer Posaune. Es handelte sich nicht um einen undefinierbaren lauten Ton, sondern um Worte mit klarem Auftrag (so auch in Offb 4,1; Jes 58,1). Trotzdem werden wir an den gewaltigen Posaunenton auf dem Berg Sinai erinnert (2Mose 19,16+19).  Allerdings war hier dieser Ton die gewaltige Stimme dessen, der einem Menschensohne glich. Johannes wendet sich um und sieht (und hört) die Stimme, „die sprach: Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea!“ (Offb 1,11). Johannes bekommt einen doppelten Auftrag, alles was er sieht (und hört) in ein Buch zu schreiben und an die sieben namentlich genannten Gemeinden zu senden.

Man stelle sich das Ganze als ein Rundschreiben vor, es galt allen, enthielt aber auch direkte und aktuelle Hinweise an die zu der Zeit bestehenden Gemeinden. Dieser Auftrag setzte voraus, dass  Johannes  trotz Verbannung die Möglichkeit zum schreiben hatte und Kontaktpersonen zum Festland hin. Es entsteht nicht der Eindruck, dass er eingekerkert war, sondern relative Bewegungsfreiheit hatte, Die Tradition von der `Apokalypsishöhle` und das Johanneskloster stammen aus dem Mittelalter (Ende des 11. Jh.). 

„Und ich wandte mich um, die Stimme zu sehen, die mit mir redete, und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und inmitten der Leuchter einen, gleich (ähnlich) einem Menschensohn.“ (Offb 1,12b-13a).

Abbildung 5 Der Menschensohn in der Mitte der sieben goldenen Leuchter. Auf der Zeichnung wird er als leuchtend dargestellt, obwohl es im Text nicht ausdrücklich gesagt wird. (Zeichnung von J.S. 24. Dezember 2020).

Als erstes fällt der Blick des Johannes auf sieben goldene Leuchter, Diese Leuchter sind mit Sicherheit von dem einen siebenarmigem goldenen Leuchter aus der Stiftshütte abgeleitet (2Mose 25,31ff). Dort wird der gr. Begriff `lychnian` verwendet, der uns auch aus den Gleichnis von Jesus vertraut ist (Mt 5,15). Diese Leuchter sind eher  im Kreis angeordnet und nicht auf einer geraden Linie. Für diese Annahme sprächen folgende Texte:  Offb 2,1: „in der Mitte“; Offb 4,3.4.6;  5,11; Mk 3,34: „die um ihn im Kreise saßen“). In dem Bild des Menschensohnes erkennt Johannes eindeutig Jesus den Herrn und das Haupt der Gemeinde (Offb 1,17a). Als Jesus auf Erden war, sprach er von sich als dem Menschensohn, wahrscheinlich in Anlehnung an Daniel 7,13-14 und 1Mose 3,15. Insgesamt kommt diese Bezeichnung mehr als 80 Mal vor (Mk 10,45; Lk 19,10 u.a.m.). Diese Standesbezeichnung behält er auch nach seiner Erhöhung (Mt 24,27.30.37.39;  25,31;  Apg 7,56). Er ist (er wandelt) in der Mitte der sieben goldenen Leuchter und zu allen pflegt er geistliche Beziehung.

1.4.2 Das Aussehen des Menschensohnes

  1. Er war bekleidet mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand, und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel.“ (Offb 1,13b).

Das lange Gewand und der goldene Brustgürtel (nicht Hüftgürtel) weisen ihn aus als Hohenpriester, denn diese Bekleidung ist identisch mit der in 2Mose 28,4 für den Hohenpriester  Aaron vorgeschriebenen Bekleidung. In Offb 1,13b beschreibt das gr. Wort `pod¢r¢` das bis zu den Füßen reichende Obergewand des Menschensohnes. Das gleiche Wort `pod¢r¢` in 2Mose 28,4.31;  29,5 (LXX) wird ausschließlich für das Obergewand des Hohenpriesters Aaron verwendet. So wird deutlich, dass der Menschensohn priesterlichen Dienst versieht und dieser war und ist vielseitig (Joh 17,1ff;  1Tim 2,5;  Hebr 7-8;  12,24).

Der goldene Brustgürtel, mit dem der Menschensohn umgürtet war, erinnert an den mit Goldfäden bestückten Gürtel bei Aaron aus 2Mose 28,4. Der Priesterdienst von Jesus schließt auch richterliche Funktionen ein (Joh 5,22-23.27;  1Petr 4,17;  2Kor 5,10;  Offb 19,11). Jesus ist in Person die Wahrheit und die Gerechtigkeit (Joh 14,6; 1Kor 1,30).

  1. „sein Haupt aber und die Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee“ (Offb 1,14a).

Das erinnert an die Vision, die der Prophet Daniel sah und weist auf die Würde, Autorität und Erhabenheit des Höchsten hin (Dan 7,9-10; 3Mose 19,32;  Spr 20,29). Weiße Wolle, weiß wie Schnee steht auch für Reinheit (Jes 1,18). Weiß steht auch für Gerechtigkeit (Offb 20,11).

  1. „und seine Augen wie eine Feuerflamme,“ (Offb 1,14b).

Augen, die alles durchdringen und sehen (Offb 5,6;  Sach 3,9;  4,10;  1Sam 16,7;  Ps 11,4; Jer 23,14;  Jes 66,2;  Mt 9,4;  Lk 22,60-61). Niemand vermag sich vor seinem Blick verbergen. Aber auch niemand wird von ihm übersehen.

  1. „und seine Füße gleich glänzendem Erz, als glühten sie im Ofen,“ (Offb 1,15a).

Andere übersetzen mit `Golderz`. Die Elberfelder 1871 übersetzt mit `Kupfer`. Das gr. Wort `chalkolibanö` ist ein zusammengesetztes Wort. `chalkos` ist eindeutig Kupfer. Der Zusatz `libanö` beschreibt wie das Kupfer aussieht. Die Bedeutung des Wortes `Libanon` ist `der/die Weiße`. Auch das hebräische Wort `Laban` (auch als Name bekannt) meint `weißer`. So könnte das zusammengesetzte Wort als helles, leuchtendes, glänzendes Kupfer übersetzt werden. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass es wie im Ofen (Kamin) glühend aussah  Der Brandopferaltar war mit Kupfer überzogen, die Geräte für den Altar waren aus Kupfer gefertigt, ebenso das Waschbecken (2Mose 27,2-3; 30,18). Auch waren die Füße (Untersetzer) der fünf Säulen am Eingang der Stiftshütte aus Kupfer (2Mose 26,37). Das Kupfer wird wie `glühend / glänzend im Ofen` beschrieben. Es war nicht glühend flüssig, es sah so glänzend aus. Das glänzende Kupfer könnte demnach für das Leiden und den Opfertod des Christus stehen. Es entspräche dem `geläutert sein` im Glutofen des Leidens (Jes 48,10;  Hebr 2,9-10;  5,7). Im Gegensatz zu den Füßen des Bildes aus Daniel 2,33 ,welche aus Eisen und Ton waren, geht es hier um Lauterkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit (vgl. auch mit Dan 10,6). Die Füße sind nicht nur zum stehen, sondern auch zum gehen bestimmt. Auf Jesus trifft in vollkommenem Maße zu was in Jes 52,7 geschrieben steht; „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König!“ Doch der Gedanke aus Psalm 7,8;  110,1 könnte da auch mitschwingen, begründet mit Offb 19,15.

  1. „und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser,“ (Offb 1,15b).

Die Insel Patmos ist relativ klein und so wird Johannes des Öfteren die Meeresbrandung gehört haben. Daher passt dieser Vergleich (5Mose 4,36;  Hebr 12,26-27; wenn schon von den Engeln gesagt wird, dass sie mit starker Stimme redeten, wie viel mehr von Jesus;  Offb 14,9.18;  Mt 27,46.50). Wenn er im Gericht reden wird, verstummt vor ihm jeder Mund (Mt 22,12).

  1. „und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, “ (Offb 1,16a).

Später erklärt Jesus das Geheimnis der sieben Sterne, in dem er sagt: „es sind Engel der sieben Gemeinden“ (Offb 1,20).

  1. „und aus seinem Mund ging ein zweischneidiges, scharfes Schwert hervor,“ (Offb 1,16b).

Das Bild mag erschrecken, doch Gott benutzt diese von Menschenhand gefertigten Waffen als Anschauungsmaterial, um die Wirksamkeit des Wortes Gottes und seiner Aussprüche hervorzuheben. An dieser Stelle wird für Schwert der gr. Begriff `romfaia` verwendet mit dem Zusatz `distomos oxeia – zweischneidiges, durchdringendes, zerteilendes, scharfes` (Offb 2,12.16; ähnlich auch in Offb 19,15). In Hebr 4,12 wird die vielseitige Wirksamkeit des Wortes Gottes ebenfalls mit einem alles durchdringenden, zerteilenden Schwertes beschrieben. Nach Eph 6,17 ist das Schwert des Geistes `t¢n machairan tou pneumatos` (ein anderer Begriff für Schwert)  der Ausspruch Gottes – r¢ma theou`. Mit dieser göttlichen Waffe kämpfte Jesus gegen den Satan und siegte (Mt 4,4-11). Damit kein Missverständnis entsteht, erklärte Jesus, was diese geistliche Waffe (das Wort des Evangeliums) bewirken wird (Mt 10,34-36; vgl. dazu auch Lk 12,51). Ebenso wird damit die richterliche Funktion des Wortes Gottes (des Wortes Jesu) symbolisiert. So sagte er: „Wer mich verachtet und nimmt meine Worte / Aussprüche (gr. rῆmata) nicht an, der hat schon seinen Richter: Das Wort (logos), das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tage.“ (Joh 12,48). Dass Menschen zum Teil auch im Namen Gottes das Schwert in die Hände nahmen, ist Verrat am Evangelium von Jesus Christus.

  1. „und sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft.“ (Offb 1,16c).

Diese und ähnliche Beschreibungen gibt es auch an anderen Stellen (Mt 17,2;  Lk 9,29;   Offb 21,23). Der Vergleich ist verständlich, da niemand mit bloßem Auge direkt in die Sonne schauen kann. Die Strahlkraft Jesu übersteigt die der Sonne bei weitem (Apg 26,13; Joh 8,12).

1.4.3 Jesus – der Erste und der Letzte und der Lebendige

„Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot. Und er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war (ward) tot, und siehe, ich bin lebendig von (in die) Ewigkeit(en)  zu (der) Ewigkeit(en) und habe die Schlüssel des Todes und des Hades.(Offb 1,17-18).

Im Augenblick des Anschauens des Menschensohnes fällt Johannes zu seinen Füßen und ist wie tot (ohnmächtig) vgl. 5Mose 9,19 mit Hebr 12,21: Mose; Jes 6,5: Jesaja; Mt 17,6 und Lk 9,32: Petrus, Jakobus und Johannes; Apg 22,7: Saulus. Als Jesus noch unter den Jüngern war, lag Johannes bei den Mahlzeiten in unmittelbarer Nähe zu Jesus. Die Begegnung des auferstandenen, verherrlichten und erhöhten Christus mit Johannes im Geist, löst eine unerklärliche Furcht und ein Bewusstsein der Nichtigkeit und Ohnmacht aus. Ganz zu schweigen, wie es den römischen Soldaten erging bei der Erscheinung des Engels in Lichtglanz. Auch jene fielen nieder und waren wie tot. Doch sie bekamen keinen Zuspruch (Mt 28,2-8).

Jesus legte seine Rechte auf Johannes und sprach ihm zu: „fürchte dich nicht“. Was für ein Zuspruch! Diese Ermutigung kommt in der Schrift ungewöhnlich oft vor. Wie oft hat Jesus dies seinen Jüngern zugesprochen (Mt 8,26;  10,26.28.31;  Joh 6,20;  Mt 14,27;  17,7;  28,10). Dieser Zuspruch ist nicht als Empfehlung ausgesprochen worden, er steht im Imperativ, wörtlich: „nicht fürchte dich“. Anschließend begründet Jesus seinen Zuspruch mit: „Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige“.

 Was wir bereits in den Versen 4 und 8 über das Selbstzeugnis Gottes  erkannt haben – das bezieht Jesus hier auf sich selbst (vgl. dazu auch Offb 2,8; 22,13). Dies tut er mit jener Bestimmtheit, die uns aus seiner Selbstbezeugung aus den Evangelien vertraut ist (Joh 8,24.28.58; 10,30; 13,13.19;  Lk 24,39). Er und der Vater sind eins, sie bilden eine göttliche Wesenseinheit. Als Sohn des Vaters ist Jesus der immer Währende Seiende, in dem nach dem Willen des Vaters ewiges, immer währendes Leben ist (Joh 5,26).

„und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig in die Ewigkeiten der Ewigkeiten“.

Als Sohn des Menschen starb Jesus und wurde wieder lebendig am dritten Tag. Mit seiner Auferstehung in einem neuen unverweslichen und unvergänglichen Körper lebt er  „ in die Ewigkeiten (Plural.) der Ewigkeiten“ Mit dem `Plural` unterstreicht Jesus sein unendliches Sein, es gleicht einem Kreis, der kein Ende hat.

Abbildung 6 Golgatha und das leere Gartengrab erinnern an den Tod und die Auferstehung von Jesus (Zeichnung von J.S 2020).

In der Regel bilden in der apostolischen Verkündigung das Sterben von Jesus und seine Auferstehung den Mittelpunkt. (Apg 2,29-34;  Apg 4,10;  Röm 8,34;   1Kor 15,3-5;  2Kor 5,15;  1Thess 4,14).

„und habe die Schlüssel des Todes und des Hades“.

Nachdem Jesus gesagt hat wer er ist, was und wie er ward und wer er in alle Ewigkeiten sein wird, macht er klar, was er hat, nämlich die Schlüssel (Schlüsselgewalt) des Todes und des Hades. Dies spricht von seinem Sieg über den Tod (das Sterben) und damit auch von der Vollmacht andere aus dem Tod herauszuführen. Physischer Tod tritt ein wenn der Geist des Menschen seinen Körper verlässt (Lk 23,46;  Apg 5,5.10;  7,59;  12,23). Tod = Übergang in einen anderen Zustand und entsprechend in einen anderen Existenzbereich. Während der Tod in biblischen Texten in gewissem Sinne personifiziert wird,  ist `tot sein` ein Zustand, den ein Mensch von sich aus (Ausnahme ist Jesus – Joh 10,17-18) nicht ändern kann (Ps 90,3; 104,27).

Was meint Jesus aber  mit `Hades`? In den deutschen Übersetzungen wird dieser Begriff gelegentlich auch mit `die Hölle, das Totenreich` wiedergegeben. In folgenden Texten kommt der griechische Begriff `o ad¢s` vor: Offb 1,18;  6,8;  20,13.14;  Mt 11,23;  16,18;  Lk 10,15;  16,23;  Apg 2,27.31. Demnach ist der Hades:

  • Der krasse Gegensatz zu Paradies (Lk 16,22ff;  23,43.46).
  • Er ist als Zustand (und Ort) unüberbrückbar zum Paradies hin (Lk 16,26).
  • Er ist ein Herrschaftsbereich der Finsternis (Mt 16,18: „Pforten, Tore des Hades“ ).

Jesus war im Tod, aber war er auch im Hades? Ist es nicht in Psalm 16,8-11 durch diesen Begriff angedeutet? Immerhin hat er die Schlüsselgewalt (die Macht) auch über den Hades (Offb 20,13-14;  Joh 5,27-29). Er wird alle aus dem Tod (Totenreich) herausrufen. Nachdem Jesus in seinem letzten Ausruf seinen Geist in die Hände seines Vaters übergeben hatte, trat sein physischer Tod ein. Sein Leichnam wurde in eine Felsenhöhle gelegt, aus der er am dritten Tag auferstanden ist. Es ist also müßig darüber zu spekulieren, ob er in dieser Zeit den Toten (Geistern im Gefängnis) das Evangelium gepredigt hätte (1Petr 3,19).  Den Sieg über den Tod und das Totenreich errang er ja erst mit seiner Auferstehung (1Tim 1,10).

1.4.4 Das Geheimnis der sieben Sterne und der sieben goldenen Leuchter

„Schreibe nun, was du gesehen hast und was ist und was nach diesem geschehen wird!“ (Offb 1,19).  

Ein zweites Mal wird Johannes von Jesus aufgefordert zu schreiben. Hier wird bestätigt, dass es Gottes grundsätzliche Absicht war, dass seine Worte aufgeschrieben werden sollten (2Mose  24,4: „da schrieb Mose“; 31,18: „die zwei Tafeln waren beschrieben von dem Finger Gottes“ ebenso in 34,1;  4Mose 33,2: „Und Mose schrieb auf nach dem Befehl des Herrn“; Jer 36,2: „Nimm eine Schriftrolle und schreibe darauf alle Worte“; Joh 20,30: „diese aber sind geschrieben“;  Mt 4,4: „es steht geschrieben“). Johannes soll aufschreiben,

  • was er bereits gesehen (und auch gehört) hat – den erhöhten Menschensohn in seiner Herrlichkeit und Vollmacht.
  • was da ist – die sieben Gemeinden, deren gegenwärtigen Zustand, wie Christus sie bewertet und was ihr Haupt ihnen zu sagen hat.
  • und was danach geschehen wird – die Voraussagen für die Gemeinden, deren geistlichen Kampf, die Bewährung in den Prüfungen und Versuchungen, sowie deren Aussicht beim überwinden.
  • Ebenso soll Johannes die Entfaltung der feindlichen Mächte in ihrer bildhaften Darstellung aufschreiben, sowie den endgültigen Sieg Gottes durch Christus bei dessen Wiederkunft.

„Was das Geheimnis der sieben Sterne, die du auf meiner Rechten gesehen hast, und die sieben goldenen Leuchter betrifft: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden.“ (Offb 1,20).

Zunächst gehen wir der Frage nach: Was oder wen symbolisieren die sieben Sterne in (auf) der Rechten des Menschensohnes? Nach der Zuordnung, die Jesus vornimmt, symbolisieren Sterne Boten, gr. `angelous`. Der im Deutschen verwendete Begriff `Engel` wird in der Bibel in mindestens fünffacher Hinsicht verwendet. In dieser Studie betrachten wir nur drei Zuordnungen die als mögliche Erklärungen in Frage kommen.

Erste Zuordnung: Als himmlische Geistwesen, welche von Gott zu verschiedenen Diensten ausgesandt werden (Zum Dienst an den Kindern des Reiches: Mt 18,10-11; Hebr 1,6.14;  Apg 12,11;  27,23; und um die Strafgerichte Gottes auszuführen: 1Mose 19,1ff;  Apg 12,23; Offb 16,1ff). Der Dienst der Engel an den Gläubigen vollzieht sich in der Regel im verborgenen, sozusagen hinter den Kulissen. In der Offenbarung im direkten Auftrag von Jesus an die Gemeinden durch die schriftliche Vermittlung des Johannes (Offb 22,16). Da ihr Dienst in den bildhaften Darstellungen der Offenbarung oft zum Einsatz kommt, gibt es eine Auslegung, wonach es sich bei den Sternen (Engeln) in der Rechten des Menschensohnes um tatsächliche himmlische Geistwesen handelt.  Diese Engel wären dann zuständig für die jeweiligen Ortsgemeinden. Bei dieser Zuordnung gibt es allerdings auch Schwachpunkte.

  1. Johannes soll dem für die jeweilige Gemeinde zuständigen Engel schreiben, was Jesus ihm diktiert. Für solch eine Übermittlung göttlicher Botschaften gibt es kein Beispiel in der gesamten Schrift. Die übliche Reihenfolge bei der Übermittlung göttlicher Botschaften ist: Gott der Vater – Jesus der Sohn (oder Heiliger Geist) – Engel (oft, aber nicht immer) – Propheten (Apostel) und schließlich das Volk Gottes (die Gemeinde). In der Offenbarung ist die Reihenfolge: Jesus – Engel – Johannes – Gemeinden (Offb 1,1: „Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss; und indem er (sie) durch seinen Engel sandte, hat er (sie) seinem Knecht Johannes kundgetan, der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah.“ (Offb 1,4: „Johannes an die sieben Gemeinden“. Offb 22,16:„Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch dies zu bezeugen für die Gemeinden.“ Diese Botschaft des Engels an die Gemeinden übermittelte letztlich Johannes  und zwar in schriftlicher Form. Es wäre unlogisch, das Johannes an einen Engel (himmlischen Boten) schreiben sollte.
  2. Der Aufruf zur Umkehr kann nur an Menschen gerichtet werden, die in Sünde gefallen sind, nicht aber an die heiligen Engel.
  3. In Offb 1,16.20 werden die Engel zunächst  als Sterne bezeichnet. Diese Sterne stellen Engel (Boten) dar. Und sowohl Sterne als auch Engel (Boten) können auch auf Menschen bezogen werden. Dass ein oder mehrere Engel für die sieben Gemeinden (ohne Vermittlung des Johannes) im Hintergrund Dienst versehen haben, ist jedoch unbestritten. Aber dazu benötigen sie nicht die schriftlichen Anweisungen des Johannes.
  4. Mir ist kein weiterer Text in der Bibel bekannt, in dem Sterne als heilige Engel in der Hand des Christus beschrieben würden, aber auf Gläubige bezogen gibt es viele Stellen (Jes 41,10; 49,16; 51,16; Joh 10,28-29).

Zweite Zuordnung: Eine weitere Deutung wäre, dass es sich bei den Engeln um den jeweiligen Gemeindeleiter handelt. Solch eine Zuordnung könnte abgeleitet werden, weil Gott zu allen Zeiten bestimmte Menschen beauftragt hatte seine Botschaft an andere Menschen zu übermitteln. Der Begriff `angelos` wird auch auf Propheten angewendet (2Chr 36,15-16). Der Vergleich von Maleachi 3,1 mit Mt 11,10;  Mk 1,2 und  Lk 7,27 weist auf  Johannes den Täufer hin. In Lukas 9,52 sandte Jesus Boten (angelous) voraus. Und in Matthäus 10,5 sendet Jesus seine Jünger, damit sie ev-angel-isieren. Und daher gibt es auch die allgemein anerkannte Ansicht, dass die `angelous ` die jeweiligen Gemeindeleiter  symbolisieren könnten. Immerhin hatte Jesus selbst Leitungsdienste in der Gemeinde eingesetzt. Das markanteste Beispiel ist die Beauftragung von Petrus mit dem Hirtendienst (Joh 21,15-17). Und Petrus, als Mitältester, ermahnt und ermutigt die Ältesten der Gemeinden in der Diaspora zum  vorbildlichen Hirtendienst (1Petr 5,1-4). Ebenso tut es Paulus im Abschiedsgespräch mit den Ältesten der Gemeinde Ephesus (Apg 20,28;  dazu auch 1Tim 3,1-5). Leitung durch verschiedene Gabenträger  in der Gemeinde ist ein fester Bestandteil für die Stabilität und das gesunde geistliche Wachstum der Gläubigen (Eph 4,11ff). Doch bereits hier zeichnet sich ab, dass die Gemeinden nicht nur von einem Ältesten geleitet wurden. Das so genannte `Ein Mann` Leitungssystem entsprach nicht der neutestamentlichen Gemeindepraxis. Mit der Anrede „dem Engel der Gemeinde“ als dem einzigen Leiter, hätte Jesus Den negativen Trend der Entwicklung jener Zeit und auch der späteren Kirchenpraxis legitimiert, was unwahrscheinlich ist, siehe die negative Entwicklung unter der diktatorischen Leitungspraxis des Diotrephes (3Joh 1,9ff). Immerhin sprechen die Autoren der Schriften immer von den Ältesten in der Mehrzahl in den jeweiligen Ortsgemeinden angefangen in Jerusalem (Apg 15,4-6; 22-23; 20,17; 21,18). Ebenso in den Missionsgemeinden (1Tim 4,14; 5,17; Phil 1,1-2; 1Petr 5,1; Jak 5,14). In der Apostelgeschichte 14,23 wird die grundsätzliche Praxis der  Leitungsstruktur für einzelne Ortsgemeinden deutlich: „Und sie setzten in jeder Gemeinde Älteste ein, beteten und fasteten und befahlen sie dem Herrn, an den sie nun glaubten.“

Dritte Zuordnung: Jesus wendet sich zwar in der `Du-Form` an den jeweiligen Engel (Boten) der Gemeinde (im Genetiv), meint jedoch die ganze Gemeinde einschließlich der Leitungsträger. Bereits Zion und Jerusalem ist die Verkünderin `ev-angel-izomenos` der Frohen Botschaft (Jes 40,9). In der Vision von Offb 21,12 sind auf den 12 Toren 12 Engel postiert und die Erklärung dazu, sie stehen für die 12 Stämme (nicht die Stammesväter) der Israeliten, also für das gesamte Volk. Auch später heißt es immer wieder: „was der Geist den Gemeinden sagt“. Oder: „Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch dies zu bezeugen für die Gemeinden.“ (Offb 22,16). Beachten wir die Anrede in den Sendschreiben, bei denen Jesus sich zwar an den Engel wendet, aber die gante Gemeinde meint. In den meisten Briefen an die Gemeinden, wenden sich die Autoren an die gesamte Gemeinde (1Kor 1,1f; 2Kor 1,1f; Kol 1,1f; Gal 1,1ff; Eph 1,1f; 1Petr 1,1f; 2Petr 1,1f; Jak 1,1f; Röm 1,7; 3Joh 1,9). Besonders fällt auf, an wen sich Paulus in der Gemeinde Phillippi richtet, nämlich: „Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, an alle Heiligen in Christus Jesus in Philippi samt den Bischöfen und Diakonen.“ Daher kann unter dem Symbol des Engel-Boten auch die ganze Gemeinde gemeint sein. Weitere Anmerkungen dazu in den einzelnen Sendschreiben.

Die Bestimmung der Sterne

Fixsterne erfüllen zum Beispiel die Funktion als natürliche Wegweiser (1Mose 1,16-18; Ps 136,9). In Psalm 147,4 steht: „Er zählt die Zahl der Sterne, er ruft sie alle mit Namen“. Doch bereits seit 1Mose 15,5 stehen Sterne symbolhaft auch für Menschen des Volkes Gottes. So verhieß Gott Abraham:  „so zahlreich sollen deine Nachkommen sein“. Und am Ende der vierzigjährigen Wanderung erinnerte Mose das inzwischen zahlreich gewordene Volk an jene Verheißung Gottes (5Mose 1,10; 10,22). Nach 1Mose 37,9 stehen Sterne auch symbolhaft für die Erzväter. Und in Daniel 12,3 lesen wir: „Und die Verständigen werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.“ Die Leuchtkraft  der Gerechten vergleicht Jesus sogar mit dem Glanz der Sonne (Mt 13,43). Doch bereits jetzt sind sie durch Jesus das Licht der Welt (Joh 8,12;  Mt 5,14).  Und an die Philipper schreibt Paulus: „Ihr seid, Gottes Kinder, ohne Makel mitten unter einem verdorbenen und verkehrten Geschlecht, unter dem ihr scheint als Lichter (gr. phost¢res) in der Welt,“ (Phil 2,15).

Der 12 Sternenkranz in Offenbarung 12,1 symbolisiert in Verbindung mit Offb 21,12-14 sowohl die 12 Stämme Israels als auch die 12 Apostel des Lammes. Damit wäre auch die Verbindung zwischen dem alt- und neutestamentlichem Volk Gottes als  geistliche Einheit bestätigt. Siehe auch (Hebr 11,12: „Darum sind auch von dem einen, dessen Kraft schon erstorben war, so viele gezeugt worden wie die Sterne am Himmel“). Damit wird deutlich, Sterne symbolisieren das gesamte Volk Gottes. Warum nicht auch einzelne Ortsgemeinden?

Beeindruckend ist, dass diese Sterne in der Rechten Hand des Menschensohnes festgehalten werden. Die Rechte des Herrn steht für seine Stärke und Wirksamkeit. So spricht der Herr durch den Propheten Jesaja 41,10: „fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ (vgl. Jes 48,13). Der gute Hirte Jesus sagte: „und niemand wird sie aus meiner Hand reißen“ (Joh 10,28-29; vgl. dazu auch Jes 49,16: „Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet“). Damit wird durch das Symbol der Sterne in der Rechten des Menschensohnes der Aspekt hervorgehoben, dass die Gemeinden als Ganzes (Leitungsdienste eingeschlossen) in Jesu Hand  geborgen sind. Sie werden von ihm festgehalten, geprägt und in seiner Vollmacht zum Dienst in dieser finsteren Welt beauftragt. Diese Zuordnung scheint zutreffender zu sein. Dadurch wird der Dienst und Auftrag der Gemeinden nach außen hin hervorgehoben.

„und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden.“ (Offb 1,20c).

Wie Jesus erklärt, symbolisieren die sieben goldenen Leuchter:

vordergründig sieben historische Lokalgemeinden in der damaligen römischen Provinz Asia. Diese sieben Gemeinden sind in einer bestimmten geographischen und wohl auch inhaltlichen Reihenfolge beschrieben und zwar im Uhrzeigersinn.

Sie stehen auch für alle Gemeinden jener Epoche, denn überall zeichneten sich ähnliche Entwicklungen ab.

Sie stehen für die Gemeinde aller Zeiten, denn durch die Zahl 7 wird die Vollständigkeit ausgedrückt (Mt 16,18;  Eph 1,23;  4,4). Durch das Symbol der Leuchter wird das Innenleben der Gemeinde betont, die Anbetung Gottes und die Gemeinschaft untereinander.

1.5 Die sieben Sendschreiben an die sieben Gemeinden in Asia

(Bibeltexte: Offb 2-3)

Allgemeines

Beim aufmerksamen lesen fällt auf, dass die Sendschreiben eine bestimmte Reihenfolge aufweisen. Sie sind geographisch im Uhrzeigersinn angeordnet. Es beginnt mit Ephesus und schließt mit Laodizea. Während Thyatira in der Mitte vom Inhalt her den meisten Text aufweist, stehen sich die Ortsgemeinden Ephesus und Laodizea mit jeweils einem schwerwiegendem Mangel gegenüber. Ebenso Pergamon und Sardes, bei denen Jesus noch lobenswertes oder lebendes vorfindet. Nur die Gemeinden Smyrna und Philadelphia bekommen ausschließlich Lob und Zuspruch.

Allen Sendschreiben ist typisch:

  • Das sagt der …“. Und dann folgt ein Aspekt der Identität von Jesus oder ein bestimmter Charakterzug.
  • Ich kenne (ich weiß…“ Das lässt aufmerken.
  • Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: …“. Hören, hinhören ist betont, nicht das Sehen, denn der Geist Gottes ist ein Redender.
  • Wer überwindet (siegt) …“. Die positive Ausrichtung ist vorangestellt.

Trotz gravierender Mängel bei den meisten Gemeinden, hat Jesus keine dieser Gemeinden aufgegeben. Jede Gemeinde bekommt mit, was den anderen gesagt wird. Alle Gemeinden haben bereits einige Jahrzehnte ihrer Existenz. Sie sind alle durch den direkten oder indirekten Dienst des Paulus und seiner Mitarbeiter in den fünfziger Jahren des 1. Jh. gegründet worden (Apg 19,10). Nun befinden sie sich bereits in der zweiten oder gar dritten Generation. Machen wir uns auf den Weg und lernen jene sieben Gemeinden in ihrem damaligen Umfeld und geistlichem Zustand kennen.

1.5.1 An die Gemeinde in Ephesus schreibe

Ephesus, Hauptstadt der römischen Provinz Asia (Kleinasien) war eine bedeutende Hafenstadt an der Ostägäis gelegen. Der Fluss Kaystros floss nördlich der Stadt vorbei. Handwerk, Handel, Kultur und verschiedene Kulte blühten in dieser heidnischen Metropole. Das Ausgrabungsgelände liegt heute etwa 5 Kilometer landeinwärts in der Nähe der Stadt Seldchuk (Westtürkei) und nur wenige Kilometer nördlich der heutigen Hafenstadt Kusadase.

Abbildung 6 Ephesus Theater: Es erinnert an den Aufstand durch den Goldschmied Demetrius (Apg 19), während des Aufenthaltes von Paulus in dieser Stadt (Foto am 6. März 2008).

Die Entstehungsgeschichte der Gemeinde in Ephesus ist uns aus der Apostelgeschichte bekannt. Bereits im Sommer (Spätsommer) des Jahres 51 n.Chr. kam Paulus auf seiner Rückreise von Korinth nach Jerusalem hier vorbei. Mit ihm waren Aquila und Priszilla. Er blieb aber nicht lange in Ephesus. Im Frühsommer des folgenden Jahres kam Paulus zusammen mit einigen Mitarbeitern nach Ephesus (Apg 19,1). Nach seinen eigenen Worten, verbrachte er dort ganze drei Jahre (Apg 20,31). Dabei wurde eine gute Glaubensgrundlage gelegt. Durch den treuen Dienst des Apostels bekamen sie den gesamten Ratschluss Gottes vermittelt (Apg 20,27ff).

Abbildung 7 Ephesus: Überblick über das Ausgrabungsgelände (Foto am 6. März 2008).

Von Ephesus aus breitete sich das Evangelium in der ganzen Provinz Asia aus (Apg 19,10). Auch durch den treuen Dienst von Timotheus wurde die Gemeinde im Glauben gefestigt (1Tim 1,5). Da wundert es auch nicht, dass Jesus diese Gemeinde als erste anspricht.

Am Ende des 1. Jh. steht die Gemeinde bereits in der dritten Generation und es scheint alles gut zu funktionieren. Doch nun beauftragt Jesus Johannes: „Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe“ Bereits zum dritten Mal hören wir den Auftrag von Jesus an Johannes, dass er schreiben soll.  In der Zeit gab es bereits Pseudoschriften (2Thes 2,2). Jesus wusste, dass die mündliche Überlieferung sehr bald verdreht werden würde (Lk 1,1). Daher sollte die Offenbarung aufgeschrieben werden.

Indem Jesus sich an den Engel der Gemeinde wendet, stellt er sich letztlich der gesamten Gemeinde vor mit den Worten:

„Dies sagt der, der die sieben Sterne in seiner Rechten festhält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt.“ (Offb 2,1).

Jeder Gemeinde stellt sich Jesus mit speziellen Eigenschaften vor. Hier jedoch in der Funktion als Hirte und Aufseher (Offb 1,12.16.19; 3,1; Joh 10,28). Diese gelten jedoch zunächst den Ephesern, schließen aber auch alle anderen Gemeinden mit ein. Das ist auch logisch, weil es Sinn macht am Anfang gesagt zu werden. Durch diese Vorstellung wird auch der nahtlose Übergang von Kapitel 1,20 erkennbar. Alle sieben Boten als Gemeinden sind in seiner rechten Hand, sie sind geschützt, sie sind in seinem Blickfeld und seiner Reichweite. Er lenkt und formt sie nach seinem Willen. Er wandelt, geht umher, er ist unterwegs wirksam, tätig. Gleich zu Beginn wird deutlich gemacht, wer das Sagen hat. Es ist Jesus der Menschensohn, der sich davor in all seiner Autorität vorgestellt hatte (Offb 1,11-20). Es ist immer noch der, welcher in Vollmacht sagte: „Ich aber sage euch“ (Mt 5,22.28.32.34.39). Und es ist der, über den die himmlische Stimme des Vaters aussprach: „Auf ihn hört“ (Mt 17,5).  Er ist der umhergehende unter den Gemeinden, denn sie kommen von ihm, er ist ihr Gründer, ihr Haupt aber auch ihr Herr (Mt 16,18; Eph 1,22-23; Kol 1,18).

Und dann beginnt Jesus mit der Inventur bei den Ephesern, dabei macht er als erstes eine Bestandsaufnahme. Hier die Liste:

  • „Ich kenne deine Werke“ genauer: „ich weis um deine Werke“ Das hört sich zunächst neutral an. Doch Jesus kennt nicht nur die Summe der Taten, sondern auch deren Qualität, d.h. die Motivation welche hinter den Aktivitäten steht.
  • „und deine Mühe (Mühsal, Anstrengung, Arbeit). Jedes Werk oder Tat ist ein Aufwand und kostet Kraft und Einfallsreichtum.
  • und du hast Ausharren (Geduld)“ Was sie begannen, führten sie auch bis zu Ende aus. Die Leiden ertrugen sie mit Geduld und ohne Murren.
  • Und weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel und sind’s nicht, und hast sie als Lügner befunden.“ Paulus hatte bei seinem Abschied die Gemeindeältesten darauf vorbereitet (Apg 20,29). Die Gabe der Geisterunterscheidung wandten sie mutig und weise an. Dadurch blieb die Gemeinde frei von falschen Lehren und falschen Aposteln (1Kor 12,10; 2Kor 11,13).
  • „und hast vieles getragen um meines Namens willen und bist nicht müde geworden“,

das hört sich ja zunächst gut an. Jesus sieht und kennt  die Leistungen der Gemeinde und nennt sie beim Namen. Er ist der Kompetente, der den geistlichen zustand einer Gemeinde genau bewerten und beurteilen kann.

Doch es gibt auch etwas zu beanstanden und zwar etwas sehr wesentliches. „Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.“ (Offb 2,4).

Was meint Jesus mit der ersten Liebe? Es gibt keine weitere Stelle in der Schrift, die so lautet.

Es gibt  nur eine Stelle in Bezug auf „die erste Treue“ (1Tim 5,12). Daher kann in dieser Aussage sowohl die zeitliche als auch qualitative Komponente enthalten sein. Dies könnte durch eine ähnliche Aussage in  1Thes 1,3 begründet werden. Dort bescheinigt Paulus den Gläubigen in Thessalonich: „Werk im Glauben, Arbeit in der Liebe, Geduld in der Hoffnung“. Es sind genau die ersten drei Tätigkeiten, welche auch in Offb 2,2 genannt werden. Ja, die Gemeinde der Thessalonicher war noch sehr Jung. Aber gerade bei ihnen lässt sich die erste Liebe noch deutlich erkennen. Denn ihre Werke wurden im Glauben gewirkt. Ihre Arbeit taten sie in der Liebe und ihre Geduld war von der Hoffnung auf den Herrn Jesus Christus geprägt. Dies fehlte den Ephesern. Denn der Glaube und die Hoffnung wurden von Jesus  nicht erwähnt und die erste Liebe fehlte gänzlich. Die Briefe des Johannes, welche ebenfalls in der Zeit der Offenbarung geschrieben worden sind, sprechen nicht ohne Grund das Gebot der Liebe an.

  • 1Joh 4,7-20: „Gott ist Liebe
  • Jesus sagt von sich selbst: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde“ (Joh 15,13).
  • Das höchste , erste oder größte Gebot Gottes an den Menschen lautet: „Liebe Gott, deinen Herrn von ganzem Herzen (…)““ (Mt 22,37; Mk 12,30-33; Lk 10,27). Doch wie kann ein Mensch Gott lieben? In Röm 5,5 gibt Paulus die Antwort: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist.“ Und was ein Mensch empfangen hat, kann und soll er auch einsetzen.
  • Jesus befiehlt: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“ (Joh 13,33). Johannes schließt sich seinem Meister an mit den Worten: „Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.“ (1Joh 4,19).
  • Und Paulus schreibt an die Korinther: „Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!“ (1Kor 16,14). Dies war in der Gemeinde Ephesus nicht mehr der Fall.

Der Vorwurf von Jesus wiegt sehr schwer, die Gemeinde hat die `erste Liebe` verlassen. Nach den Worten des Paulus und hätte der Liebe nicht, so nützte es mir nichtsverlieren dabei alle Werke ihren eigentlichen Wert (1Kor 13,1-13). Wie konnte dies geschehen? Nun, wenn dem Äußeren mehr Beachtung zukommt als der inneren Beziehung zu Jesus, erkaltet die Liebe. Nach und nach kehrt ein frommer Automatismus ein.

Der Aufruf von Jesus ist dreifacher Art: „Denke nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, so komme ich zu dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.“ (Offb 2,5).

  1. Sich zu erinnern (gedenken) an den hohen Stand wird durch das gr. Verb `peptökas – herabgefallen` unterstrichen. Die grammatische Verbform macht deutlich, dass der gefallene Zustand immer noch anhält. Zunächst fordert Jesus zum Rückblick in die Zeit der Anfänge auf, sowie zu einer ehrlichen Wahrnehmung der Abläufe, wann und warum der Fall aus jener hohen Stellung begann.  Dann aber auch der Motivation, warum und für wen all die Werke getan wurden. 
  2. Diesen Prozess nennt Jesus Buße, was wörtlich Umdenken bedeutet.
  3. Die ersten Werke vollbringen, also Werke des Glaubens die von der Liebe zu Gott und dem Nächsten motiviert sind.

Das Angebot und Aufforderung zur Umkehr sind Ausdruck der Liebe und Fürsorge des Christus. 

Höchstwahrscheinlich war das Bemühen von Jesus um die Wiederherstellung der Gemeinde durch Umkehr nicht vergeblich gewesen. Noch im Jahre 431  fand dort ein Konzil statt. Doch im Laufe der späteren Jahrhunderte erlosch der Leuchter dieser so großartigen und bedeutenden Gemeinde. Zerstörung durch Kriege und Erdbeben, Hungersnöte und Seuchenverödeten die einst so blühende Stadt.

Abbildung 8 Ein sehr gut erhaltenes kreuzförmiges Taufbecken in der Marienkirche in Ephesus (Westtürkei). Die Ruinen der Kirche liegen in der Nähe der ehemaligen römischen Thermen und des alten Hafens. Die große Kirche stammt aus dem 5. Jahrhundert und ist auch bekannt wegen des Konzils aus dem Jahre 431 (Foto am 6. März 2008).

Aber es gibt etwas wichtiges, was die Ephesus Gemeinde hat und Jesus nicht unerwähnt lässt.

„Aber dies hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch ich hasse.“ (Offb 2,6). 

Was war der Inhalt dieser Lehre? Es könnte sich dabei um gnostische Lehre handeln, welche in irgendeiner Form die Inkarnation des Christus leugnete. Die Johannesbriefe sprechen darüber (1Joh 4,1ff; 2Joh 1,7).

Diese Lehre wurde in der Gemeinde Pergamon geduldet. Dort steht sie auch in Verbindung mit Götzendienst (Offb 2,15). Und Götzendienst war in der Regel mit Sittenlosigkeit verbunden. Der Artemiskult im damals weltberühmten Tempel förderte den Götzendienst nicht nur in Ephesus, sondern auch in der gesamten Umgebung. Dies war eine große Herausforderung für die Gläubigen. Es entsteht jedoch der Eindruck, dass sie diesem widerstanden haben, denn sie distanzierten sich davon. In diesem Bereich wurde gleich zu Beginn durch den Dienst des Paulus eine stabile Grundlage gelegt (Apg 19,13-17; 19,18-20; 19,23ff).

Aufforderung und Verheißung

„Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, welcher in dem Paradies Gottes ist.“ (Offb 2,7).

Wozu hat Gott dem Menschen 2 Ohren gemacht? 228 Mal kommt Ohr in der Bibel vor und unzählige Male wird der Mensch aufgefordert zum Hören. In Jes 50,4-6 lesen wir vom Christus als dem Menschensohn: „Gott der HERR hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. Gott der HERR hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück. Ich bot meinen Rücken dar denen die mich schlugen.“

Jesus ist unser Vorbild im Hören auf Gott. Und er hat die Vollmacht seine Gemeinde zum Hören aufzufordern. Übrigens gilt diese Aufforderung allen Gemeinden aller Zeiten. Sein Reden übermittelt der Heilige Geist Gottes, indem er an Jesu Worte erinnert.

Der Baum des Lebens (wörtlich `Holz des Lebens`), welcher im Paradies Gottes ist, wird dem Überwinder verheißen. Diese Aussage weißt in die Zukunft und erinnert zugleich an die Vergangenheit (Offb 22,16.19). Damals bedeutete der Bum des Lebens mitten im Garten ewiges Leben (1Mose 2,9; 3,22.24). Auch in den Sprüchen finden wir Hinweise zum Baum des Lebens (Spr 3,18; 11,30; 13,12). Die Bezeichnungen `Baum des Lebens` und `Holz des Lebens` sind Synonyme. Es ist geradezu auffällig, welcher Stellenwert dem Holz in der Heilsgeschichte Gotteszukommt.

  • Der Kasten als Arche Noah (aus leichtem Holz gefertigt), der zur Rettung seines Hauses diente (1Mose 6-8).
  • Oder das Holz, mit dem das bittere Wasser in Mara trinkbar gemacht wurde und zur Rettung vor den Verdursten diente (2Mose 15,25).
  • Das gesamte Gerüst der Stiftshütte mit dem Inventar (Brandopferaltar, Schaubrottisch, der Räucheraltar und die Bundeslade) waren unter der Verkleidung aus sehr hartem und hitzebeständigem Akazienholz gefertigt.
  • Ist hier nicht auch eine Verbindung zum Holz-Kreuz von Jesus zu sehen? (Gal 3,13 mit 5Mose 21,23). An diesem Holz hängend, verspricht Jesus dem einsichtigen und reumütigem Verbrecher das Paradies (Lk 23,43).

Das gr. Wort `paradeisos` kommt wohl ursprünglich aus dem Persischen und beschreibt einen schönen Garten. Dieses Wort kam dann in die LXX mit dem der Garten in Eden bezeichnet wurde (1Mose 2,8.10.15.16; 3,1.24). Jesus und Paulus verwendeten es im NT an drei Stellen.

  • Lk 23,43: „und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Und das Paradies ist dort, wo der Vater ist (Lk 23,46).
  • 2Kor 12,4: „der wurde entrückt in das Paradies und hörte unaussprechliche Worte, die kein Mensch sagen kann.“ Ergänzt wird diese Ortsbezeichnung mit `entrückt bis in den dritten Himmel`.
  • Und einen indirekten Hinweis auf das zukünftige Paradies gibt es in Offb 22,1-2: „und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes, mitten auf ihrer Straße und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker.“ (vgl. dazu auch Offb 7,16-17; 21,6).

Welche Aussicht für die, welche in der ersten Liebe bleiben oder zu ihr zurückkehren. Welche Aussicht für alle, die den Kampf gegen die Sünde und das Böse aufnehmen und besiegen in dem sie den Glauben und das Vertrauen zu Jesus bewahren (1Joh 5,4).

1.5.2 An die Gemeinde in Smyrna schreibe

(Bibeltext: Offb 2,8-11)

Die Hafenstadt Smyrna (heute Izmir) befand sich am Westufer von Kleinasien gegenüber der Insel Chios. Durch den Fluss Melos wurde die Stadt mit Wasser versorgt. Wegen ihrer günstigen Lage gewann sie an Bedeutung. Sie lag zwischen Ephesus im Süden (etwa 80km) und Pergamon im Norden (etwa 105km) und zählte mit ihnen zu den drei bedeutendsten Metropolen in der Provinz Asia. Wie in den anderen zwei Städten blühte auch hierneben vielen heidnischen Kulten der Kaiserkult. Die jüdische Gemeinschaft mit ihrer Synagoge war hier von den örtlichen Behörden anerkannt und übte ihren Einfluss aus. Smyrna war durchgehend besiedelt und zählt heute zur drittgrößten Stadt der Türkei. Neben der muslimischen Bevölkerung leben dort bis heute noch Juden und Christen.

Von der Entstehungsgeschichte dieser Ortsgemeinde gibt es keine direkten Hinweise. Trotzdem können wir aus den Texten der Apostelgeschichte einiges ableiten. In den drei Jahren des Dienstes von Paulus in Ephesus, breitete sich das Evangelium in der gesamten Provinz Asia aus (Apg 19,10.22.26 ). Das bedeutet: auch wenn Paulus nicht selber in Smyrna evangelisierte, so ist sie auf indirektem Wege durch seine Mitarbeiter entstanden. Da es in dieser Stadt auch eine Synagoge der Juden gab, ist mit einer ähnlichen Entstehungsgeschichte der Gemeinde zu rechnen wie auch in Ephesus oder den Städten von Galatien (Apg 13,14;  14,1; 18,26; 19,8ff ). Der Tradition nach wirkte hier in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts der Johannesschüler Polykarp. Dieser dienst mag viel zur geistlichen Stabilität der Gemeinde beigetragen haben.

Jesus wandte sich an diese Gemeinde und beauftragte Johannes:

„Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Dies sagt der Erste und der Letzte, der tot war (ward) und wieder lebendig wurde: (…)“ (Offb 2,8).

Mit seiner Vorstellung nimmt Jesus Bezug auf seine Aussage in Kapitel 1,17-18. Er erinnert aber dadurch auch an das Geschehen auf Golgatha und die Auferstehung danach. Anders als alle andere Menschen war er sündlos, d.h. er war lebendig. Nur dem Fleisch nach starb er und kehrte in einem verwandeltem Körper in das Leben zurück.

Und „dies sagt der Erste und der Letzte“, das ist eine Art  Wiedererkennungszeichen (vgl. Jes 44,6; 48,12 mit Offb 1,17; 22,13). Dadurch bekräftigt er seine Wesensgleichheit mit dem Vater. Seine Vorstellung als der Lebendige und Ewige passt auf die Situation der Gemeinde und deren Perspektive, die Jesus ihnen gibt. Denn diese Gemeinde befindet sich in schwerer Bedrängnis, aber sie ist tadellos, sie ist lebendig und braucht sich vor dem zweiten Tod nicht zu fürchten.

Und nun macht Jesus auch bei ihnen eine Bestandsaufnahme:

Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut – du bist aber reich – und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und es nicht sind, sondern eine Synagoge des Satans.“ (Offb 2,9).

Drei Bereiche von denen Jesus der Gemeinde sagt, ich weis, ich kenne:

  • Ich weis um deine Bedrängnis“ (vgl. auch mit Offb 1,9; Joh 16,33; Mt 24,9). Ist dies nicht bereits ein Trost, von Jesus selbst zu hören, dass er im Bilde ist und Bescheid weiß?
  • Ich weis um deine Armut, du bist aber reich“ (Lk 6,20; Jak 2,5; 1Tim 6,9). Beide Bewertungen heben den Kontrast hervor. Sicher spricht Jesus hier von der natürlichen Armut der Gläubigen. Dem gegenüber stellt er den geistlichen Reichtum.
  • Ich weis um die Lästerungen derer, die sagen sie seien Juden und sind es nicht, sondern Synagoge des Satans.“ Jesus hatte bereits bei seiner direkten Verkündigung klargemacht, wer ein wahrer Jude oder Israelit ist und wer es nicht ist (Joh 1,47; 8,44). Aber auch Paulus erlebte bereits in seiner Dienstzeit die Eifersucht der führenden Juden in den Synagogen der Diaspora (Apg 13,45; 18,6; 19,9). Und im Römerbrief legt er die theologische Grundlage für die Erkennung eines wahren Juden (Röm 2-4).

Und nun kommt eine Voraussage zusammen mit einer Ermutigung:

 „Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst!“ Das `fürchte dich nicht` ist die häufigste Ermutigung Gottes an die Gläubigen (Mk 13,9-11; Apg 4,1ff; 21,11-13; 1Thes 2,14). Der Name Smyrna ist verwandt mit `Myrrhe` einer wertvollen, bitter schmeckenden Salbe, welche im kultischen, medizinischen  Bereich aber auch für Einbalsamierung der Toten verwendet wurde (Mt 2,11; Mk 15,23; Joh 19,39). Der Gedanke des Leidens ist hier indirekt enthalten und passt zu der Situation in der sich die Gemeinde in Smyrna befand. Jesus fährt fort mit:

„Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr geprüft werdet, und ihr werdet Bedrängnis haben zehn Tage.“ (Offb 2,10).

Der Satan ist Gegner, er ist auch Teufel, d.h. Durcheinanderbringer und Versucher (Mt 13,28; Offb 3,10). Der Teufel hat Handlanger, sehr oft benutzt er dazu die Stadtbehörden, welche auch von den Juden der örtlichen Synagogen dazu angestachelt wurden (Lk 21,12; Apg 9,22-23; 9,30; 13,50; 14,2.19; 16,20; 17,5.13; 18,12). Etliche werden Gefängnis erleiden, auch dies hatte Jesus bereits seinen Jüngern vorausgesagt (Lk 21,12).

doch die Zeitangabe 10 Tage ist eine begrenzte Zeit im Vergleich der Plagen, welche die Gottlosen bereits hier erleiden müssen (Offb 9,5-11). Die zehn Tage sind durchaus symbolisch gemeint, denn die Leidenszeit der einzelnen Gläubigen (Gefängnisse eingeschlossen) sind größtenteils unterschiedlich in der Länge und Intensität. Von Seiten des Satans ist es eine Versuchung, doch Gott lässt ihn gewähren und der Zweck dabei ist um geprüft zu werden. Denn  Prüfung ist auch eine Art von Läuterung. (Lk 11,49;  22,31; 1Kor 10,13; 1Petr 4,12; 2Petr 2,9).

„Sei treu bis zum Tod! Und ich werde dir den Siegeskranz des Lebens geben.“ (Offb 2,10).

Die Aufforderung zur Treue (den Glauben zu bewahren) enthält eine Verheißung. Der Siegeskranz: Im griechischen wird zwischen Krone – Diadem und Kranz – Stefanos unterschieden. In diesem Text wird der Begriff `stefanos –Kranz` mit dem Zusatz `des Lebens` verwendet.

Paulus entnahm das Bild vom Siegeskranz aus dem Sportkampf der Athleten im Stadion: (1Kor 9,24-25). In den Texten des NT wird der Kranz meistens mit einem Zusatz versehen. Der Bekannteste ist:

Der `Kranz aus Dornen` also `Dornenkranz` bei der Kreuzigung Jesu (Mk 15,17; Mt 27,29; Joh 19,2-5). Dieser wurde ihm zur Verspottung und Entwürdigung aufgesetzt.  Jesus wurde zum größten Sieger aller Zeiten, denn er gab den Kampf nicht auf bis in den Tod und siegte dadurch. Er legte den Grund für den wahren und unvergänglichen Siegeskranz für alle, die an ihn glauben.

Weitere Stellen zu Siegeskranz, der die Treuen erwartet:

Als `Kranz des Sieges` (2Tim 2,5; Offb 3,11).

Als `Kranz der Gerechtigkeit` (2Tim 4,8). Dieser ist bereitet allen, die wie Paulus den guten Kampf bis zum Ende kämpfen.

Als `Kranz des Lebens` (Jak 1,12).

Als `unvergänglicher Kranz der Herrlichkeit` (1Petr 5,4; verheißen den treuen Hirten).

Als `Ruhmeskranz` (1Thes 2,19; Phil 4,1).

Siegeskranz (Kränze) werden in der Bibel etwa 20 Mal erwähnt. Und nur einmal ausdrücklich bezogen auf feindliche Heere, allerdings mit dem Zusatz wie oder als ob (Offb 9,7). Diese Siegeskränze sind eine Täuschung. Auf den Siegeskranz in offb 6,2 gehen wir später noch ein. Bei allen anderen Textstellen geht es um echte Siegeskränze.

„Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, wird keinen Schaden erleiden von dem zweiten Tod.“ (Offb 2,11).

„Wer ein Ohr hat“. Jesus weiß wovon er redet (Jes 50,4-6). Auch diese Aussage ist typisch für Jesus, hat er doch während seiner Lehrtätigkeit die Menschen zum aufmerksamen und aktiven Hören aufgefordert (Mt 11,15; 13,9.43). Was den Gläubigen in der Gemeinde Smyrna gesagt wird, das vermittelt der Geist Gottes auch an alle anderen Gemeinden bis zum Ende.

Dem Siegenden wird kein Leid geschehen von dem `zweiten Tod`  (Offb 20,6.14; 21,8; Mt 25,46; 2Thes 1,9). Somit ist der zweite Tod mit Gehenna (Hölle) identisch und beschreibt das ewige getrennt sein von der Quelle des Lebens, also von Gott. Doch von diesem Tod bleiben die Überwinder bewahrt (Joh 3,16; 5,24-25; 11,26).

1.5.3 An die Gemeinde in Pergamon schreibe

(Bibeltext: Offb 2,12-17)

Pergamon, der Name der Stadt ist in dem dort erfundenem Schreibmaterial Pergament wiederzufinden. Und bis heute hat sie ihren ursprünglichen Namen in der Schreibweise Bergama erhalten. Die Stadt, am Fluß Kaikos gelegen, befand sich etwa 105 km nördlich von Smyrna entfernt. Die Geschichte der Stadt reicht weit zurück. Die Lage von Pergamon mit ihrem berühmten Burgberg war mit ausschlaggebend für ihre Entwicklung und Bedeutung. Heute zählt diese Kleinstadt zu den bekanntesten Orten in der Westtürkei.

Über die Umstände und Gründungszeit der Gemeinde gibt es zwar keine direkten Informationen, doch es liegt nahe, dass auch diese Gemeinde im Zusammenhang der Asienmission des Paulus entstanden ist (Apg 19,1-10). Möglich ist auch, dass sie von Alexandrea Troas (Ausgangsort für die Mission in Mazedonien) erreicht wurde (Apg 16,10; 20,7; 2Tim 4,13). Je nach Gründungszeit und Sendschreiben, konnte diese Gemeinde auf eine Jahrzehntelange Tradition zurückschauen. Johannes bekommt den Auftrag von Jesus auch dieser Gemeinde im Rahmen der Gesamtoffenbarung  einen Brief zu schreiben.

„Und dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: Dies sagt der, der das zweischneidige, scharfe Schwert hat.“ (Offb 2,12).

Das so genannte zweischneidige scharfe Schwert (gr. romfaia) ist dasselbe, welches aus dem Munde des Menschensohnes herausgeht (Offb 1,16). Es ist treffsicher und in jedem Fall wirksam. Mit dieser Vorstellung wird gleich zu Beginn angedeutet wie oder womit er die Kernproblematik in dieser Gemeinde angehen wird (Offb 2,16).

„Ich weiß, wo du wohnst; wo der Thron des Satans ist.“ (Offb 2,13).

Die Gemeinde befindet sich inmitten des vom Feind beherrschten Territoriums. Dies wird durch die nächste Feststellung deutlich. Doch was meint Jesus mit Thron des Satans? In der Offenbarung kommt dieser nur 3 Mal vor: Offb 2,13; 13,2;  16,10). Thron steht für Reich und Macht und er übt seine Macht in Pergamon aus. Schaut man zum Burgberg hinauf, auf dem heute noch viele Reste von Götzenheiligtümern zu sehen sind, bekommen die Worte „wo der Thron Satans ist“ eine reale Tiefe. Schaut man von oben ringsum auf die darunter liegende Landschaft, verstärkt sich der Eindruck über die Beherrschung des ehemaligen Reiches der Attaliden Könige. Als dann dieses Reich nach dem Tod Attalos dem III (133 v.Chr.) an Rom überging, erlangte die Stadt noch größeren Einfluss. Im Laufe des 1. Jahrhunderts wurde auf dem Burgberg auch der Kaiserkult eingeführt. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die geistig/satanische Macht (repräsentiert durch die verschiedenen Kulte) mit der physischen Weltmacht (repräsentiert durch den Kaiserkult) eine Kooperation bildeten. Dies wird später in den Kapiteln 12 und 13 durch die Bilder Drache und die beiden Tiere im Detail beschrieben. Die gute Nachricht für die Gemeinde ist jedoch: Diese Macht (Thron des Satans) ist begrenzt in jeder Hinsicht (räumlich: (Hiob 1-2; Offb 13,1-5; zeitlich: Hiob 1-2; Lk 4,13; 22,53; Offb 2,10; 20,1-4;  und inhaltlich: Hebr 2,14). Weitere Stellen: Lk 4,6; Mk 3,27; Mt 12,29; Lk 10,18; Joh 8,44; 12,30; 16,11. Trotz dieser Einschränkungen, ist sein Einfluss in dieser Stadt seit langer Zeit sehr groß. Und dieser Einfluss fand auch Einzug in die Gemeinde.

Aber zunächst kommt die positive Bestandsaufnahme zusammen mit einer Ermutigung.

„und du hältst meinen Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, der bei euch, wo der Satan wohnt, ermordet worden ist.“ (Offb 2,13).

Beachten wir das „du“ (Bote/Gemeinde) und das „bei euch“ (in der Gemeinde, sie scheinen sich zu ergänzen.  Der Satan ist in Pergamon zu Hause, er wohnt dort. Es gibt viele Altäre und Tempel, die verschiedenen Göttern gewidmet waren. Auch der Kaiserkult ist hier längst integriert. Paulus schreibt: „Was die Völker opfern, das opfern sie den Dämonen“ (1Kor 10,21). Wer an diesen Kulten und deren Mahlzeiten teilnahm, war gleichzeitig in der Gemeinschaft der Dämonen und stand unter deren Einfluss.

Doch die Gläubigen hielten (die ganze Zeit) fest an Jesus und bekannten sich frei und offen zu dem Namen Jesu. Niemand wurde zum Leugner, auch nicht, als ihr Mitbruder Antipas wegen seines Glaubens umgebracht wurde. Dass Jesus den Namen dieses Mannes ausdrücklich nennt, soll uns aufmerken lassen. Eine gewisse Parallele zu Stefanus lässt sich erkennen. Sie zählen zu jenen besonderen beispielhaften Ereignissen in den Gemeinden. Die zeitliche Angabe: „in den Tagen des Antipas“ lässt die Vermutung zu, dass es sich um einen längeren und öffentlichen Prozess mit einem Gefängnisaufenthalt gehandelt haben konnte. Dieses Ereignis lag wahrscheinlich schon einige Zeit zurück. Jesus selbst bezeugt ihm ein treuer Zeuge gewesen zu sein, Zeuge für das Evangelium und den Namen Jesu. Sein Tod war ein großer Verlust für seine Familie und die Gemeinde. Doch sein Geist (Seele) wurde (wie auch bei Stefanus) ins Paradies aufgenommen (Apg 7,59; Offb 6,9; 14,13; 20,4-5). Bis jetzt sprach Jesus darüber was bereits war, nun kommt er auf die gegenwärtige Situation der Gemeinde zu sprechen.

Falsche Lehren  führen in Pergamon bei einigen zum zuchtlosem Verhalten

„Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du solche dort hast, welche die Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, einen Fallstrick vor die Söhne Israel zu legen, sodass sie Götzenopfer aßen und Unzucht trieben.“ (Offb 2,14).

Um ein besseres Verständnis zu bekommen über die Zusammenhänge zwischen Götzenopferfleisch und zuchtlosem Verhalten, ist es sinnvoll jene alttestamentliche Geschichte kennenzulernen. So lesen wir in 4Mose 25,1: „Und Israel blieb in Schittim. Und das Volk fing an, Unzucht (Hurerei) zu treiben mit den Töchtern Moabs“. Paulus erinnert an jene traurige Geschichte und schreibt: „Auch lasst uns nicht Unzucht treiben, wie einige von ihnen Unzucht trieben, und es fielen an einem Tag dreiundzwanzigtausend.“ (1Kor 10,8; 4Mose 31,16; 2Petr 2,15; Jak 1,11). Götzendienst war dämonischen Ursprungs und in der Regel mit zuchtlosem Treiben verbunden. Damals hat Gott sofort eingegriffen und viele mit dem physischen Tod bestrafen lassen. Hier greift er nicht sofort mit Gericht ein, sondern gibt Raum zur Umkehr. Es fällt auf, dass Jesus sich an die wendet, welche zwar bei diesem zuchtlosem Treiben nicht mitmachen, aber es nicht beanstanden oder eingreifen.

Zu dem Wenigen gehört eine weitere verderbliche Irrlehre:

„So hast auch du solche, die in gleicher Weise die Lehre der Nikolaiten festhalten.“ (Offb 2,15).

Diese verderbliche Lehre ist  von der Gemeinde Ephesus erkannt und entschieden abgelehnt worden (Offb 2,6). Hier in Pergamon hatte sie Anhänger bekommen. Da sie sonst in keinem Text der Bibel erwähnt und beschrieben wird, sind wir auf Vermutungen angewiesen. Es könnte sich um eine gnostische Lehre gehandelt haben, in der die Person von Jesus Christus, bzw. sein göttliches oder menschliches Wesen geleugnet wurde (1Joh 2,18-22; 4,1-4; 2Joh 7-8).

Anmerkung: Bereits im zweiten Jahrhundert wurde durch Arius die Lehre der Apostel über das Wesen des Christus verdreht und die Folgen jener verderblichen Lehre zogen sich durch die Jahrhunderte hindurch bis auf unsere Zeit.

Der Aufruf zum Umdenken und Umkehr

„Tu nun Buße! Wenn aber nicht, so komme ich ⟨zu⟩ dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwert meines Mundes.“ (Offb 2,16).

Der Aufruf zum Umdenken ist vorangestellt, denn jede Veränderung im Lebensstil fängt mit einer Wende im Denken an. Und jeder Aufruf zur Umkehr zeigt an, dass die Zeit der Gnade noch nicht abgelaufen ist. Doch gleich danach gibt Jesus bekannt, wie er gegen die Menschen vorgehen wird, die seinen Aufruf ignorieren. Er wird gegen sie kämpfen mit dem Schwert seines Mundes, d.h. mit seinem richtenden Wort. Dieses Wort ist kraftvoll und wirksam,

es trennt die Lüge von der Wahrheit, es entlarvt Heuchelei (Offb 1,16; 19,15; Joh 12,48; Eph 6,17; Hebr 4,12; Mt 10,34; Jes 49,2).

Auch für uns gilt, der Kampf gegen Irrlehren wird mit dem Wort Gottes geführt, wie Paulus es seinem Mitarbeiter aufgetragen hat: „und mit Sanftmut die Widerspenstigen zurechtweist. Vielleicht hilft ihnen Gott zur Umkehr, die Wahrheit zu erkennen, (…).“ (2Tim 2,25-26).

Die Aufforderung und Verheißung

„Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben; und ich werde ihm einen weißen Stein geben und, auf den Stein geschrieben, einen neuen Namen, den niemand kennt, als wer ihn empfängt.“ (Offb 2,17).

Wer ein Ohr hat, der höre! Der Geist Gottes redet zu allen Gemeinden. Aber er sagt nichts aus sich selbst, sondern was er von dem Sohn mitgeteilt bekommt (Joh 14-15).

Nun folgen Verheißungen für die Überwinder

Das Bild vom verborgenem Manna hat seine Vorgeschichte in der geheimnisvollen und doch so realen Versorgung der Kinder Israel in der Wüste (2Mose 16,31-35). Und daran wird immer wieder erinnert (5Mose 8,3.16; Jos 5,12; Neh 9,20; Ps 78,24; Joh 6,31f). Das verborgene Manna ist das himmlische und göttliche Brot, welches sich in der Person von Jesus offenbarte (Joh 6,35-51). Auch im Himmel wird Gottes Wort unsere Speise sein. Dort wird es niemals zu Versorgungsengpässen kommen

Ein weiteres Bild als Bestätigung für die Zugehörigkeit zur Familie Gottes und als Ausweis seiner Bürgerschaft im Reiche Gottes ist mit dem weißen Stein verglichen, der in jener Zeit als Ausweis für eine bestimmte Zugehörigkeit vorgezeigt werden konnte (Phil 3,20-22). Auf dem von Jesus angefertigtem weißen Stein wird der neue Name stehen. Ein Name steht für die Person, welche diesen Namen trägt. Bereits in alttestamentlicher Zeit hat Gott bestimmten Menschen Namen gegeben (Ismael, Isaak, Jakob-Israel, Immanuel, Johannes, Jesus). Dies tat auch Jesus mit seinen Jüngern (Mk 3,16f). Dieser neue Name steht bereits im Lebensbuch des Lammes (Offb 3,5; Phil 4,3; Lk 10,20).

Anmerkung: Im Himmel wird es keine Verwechslungen geben, jeder Name wird einmalig sein. Und dieser Name wird vollkommen zu der jeweiligen Person, seinem Charakter und seiner Bestimmung passen. Auch Jesus trägt neben seinen bekannten Namen auch noch einen, der nur ihm bekannt ist (Offb 3,12; 19,16).

1.5.4 An die Gemeinde Thyatira schreibe

(Bibeltext: Offb 2,18-29)

Die Gemeinde in Thyatira ist die vierte von den sieben und hat den größten Textumfang. Die Stadt Thyatira (heute Akhisar – weißer Turm) in der Westtürkei, war in der Antike eine bedeutende Handels- und Industriestadt in der kleinasiatischen Landschaft Lydien. Sie lag im Lykostal, an der Straße von Pergamon nach Sardes. Erwähnt wird sie in der Apostelgeschichte 16,14: „Und eine Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira“. Dieser Bezug bestätigt die Bedeutung der Stadt, in der die Textilindustrie florierte.

Die vermutete Handelsroute lässt sich skizzieren: Thyatira-Pergamon-Alexandrea Troja (Hafenstadt) Samothrake-Kavala-Philippi. Aus der besonders erwähnenswerten Geschichte der Lydia mit ihrem Handel, lässt sich sogar ableiten, dass es auch andere einflussreiche Frauen in jener Stadt gab (vgl. mit Apg 13,50; 17,12; Phil 4,2).

Über die Entstehung dieser Gemeinde gibt es keine Hinweise in der Apostelgeschichte und den Briefen. Doch auch hier ist anzunehmen, dass sie im Rahmen der Asienmission des Paulus und seiner Mitarbeiter entstanden war. Und so ordnet Jesus an:

„Und dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: Dies sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie eine Feuerflamme und Füße  gleich glänzendem Erz (Kupfer).“ (Offb 2,18).

Der Menschensohn aus Kapitel 1,10-20 stellt sich dieser Gemeinde mit seinem höchsten Titel als Sohn Gottes und zwei seiner Merkmale vor. Es wird klar, durch seine Menschwerdung hat Jesus seinen Stand (Status) als `Sohn Gottes` nicht aufgegeben (Mt 3,17; 17,5; Joh 1,14-18.34; 3,16; 10,30-36;20,31; Phil 2,6-11; Röm 1,1-4; 1Joh 5,20). Damit erhebt er eindeutig seinen Anspruch auf göttliche Verehrung im städtischen Kontext der Vielgötterei. Wenig später kommt er im Detail darauf zu sprechen.

Seine Augen durchdringen alles (Offb 1,14; 5,6; 19,12; Joh 2,25). Seine Füße gleichen dem glänzenden Kupfer (wie im glühenden Ofen), weisen auf seinen durch Leiden des Todes geläuterten festen Stand hin (Offb 1,14-15; Hebr 2,9). Im Gegensatz dazu sind die Füße der Statue aus Daniel 2,33-34 mit Eisen und Ton vermischt, daher instabil und brüchig (Dan 2,35).

Nachdem Jesus sich dieser Gemeinde vorgestellt hat, geht er zur Bestandsaufnahme über: „Ich kenne deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deinen Dienst und dein Ausharren und weiß, dass deine letzten Werke mehr sind als die ersten.“  (Offb 2,19).

Obwohl Jesus sich auch in diesem Schreiben an den Engel (Boten in der Einzahl) wendet: „Ich kenne deine Werke“, ist faktisch die gesamte Gemeinde angesprochen, denn die vielen Werke wurden nicht von dem Boten allein gewirkt.

   Die Bestandsaufnahme ist positiv und zunächst ohne Wertung:

  • „Ich kenne deine Werke“,
  • „Ich kenne deine Liebe“,
  • „Ich kenne deinen Glauben“, (Vertrauen oder auch Treue).
  • „Ich kenne deinen Dienst“,
  • „Ich kenne deine Geduld“, (Langmut, Ausdauer, wörtlich: darunter bleiben, nicht aufbegehren).
  • „Ich weiß dass deine letzten Werke mehr sind als die ersten“.

Doch nun kommt auch das zur Sprache, was in der Gemeinde falsch läuft. „Aber ich habe gegen dich, dass du das Weib Isebel gewähren lässt, die sich eine Prophetin nennt und meine Knechte lehrt und verführt, Unzucht zu treiben und Götzenopfer zu essen.“ (Offb 2,20). In seinem Tadel nimmt Jesus Bezug auf eine alttestamentliche Geschichte zur Zeit des Königs Ahab. Wir  lesen in 1Kön 16,31 von Ahab: „Es war noch das Geringste, dass er wandelte in der Sünde Jerobeams, des Sohnes Nebats; er nahm Isebel, die Tochter Etbaals, des Königs der Sidonier, zur Frau und ging hin und diente Baal und betete ihn an.“ Isebel, die phönizische Prinzessin führte  (mit Billigung ihres Mannes) den Baalkult in Samarien und Israel ein (1Kön 16-21). In jenen Texten wird diese berüchtigte Frau (18 Mal erwähnt) in der Israelitischen Geschichte beschrieben. Durch ihren Einfluss wurden viele Propheten des Herrn getötet und das Volk zum Götzendienst verführt. Auf ihr mörderisches Ansinnen wurde auch der gottesfürchtige Nabot umgebracht (1Kön 21,14-15). Am Ende lautete das Zeugnis von diesem König: „Es war niemand, der sich so verkauft hätte, zu tun, was dem HERRN missfiel, wie Ahab, den seine Frau Isebel verführte.“ (1Kön 21,25). Jesus fügt den Namen jener Frau in seinen Tadel ein und damit hebt er die Tragweite des Götzendienstes in der Gemeinde Thyatira hervor. Dabei ist es zweitrangig, ob es sich um eine einzelne Frau mit dem tatsächlichen Namen Isebel handelte, oder ob Jesus diesen Namen als Synonym für die verderbliche Lehre und Lebensstil einiger einflussreicher Personen (ähnlich wie Ahab) hervorhebt, wobei der Rest der Gemeinde diesen Missstand duldete.

Anmerkung: Die Gemeinden setzten sich damals aus Hausgemeinschaften zusammen (Kol 4,15; Phlm 1,2). Aus den Beanstandungen des Paulus in der Gemeinde Korinth, ist es leicht nachvollziehbar, wie schnell es zu verschiedenen Gruppierungen kommen kann (1Kor 1,10ff).

Götzendienst war in der Regel mit sexueller Ausschweifung verbunden (1Petr 4,3). Dies war attraktiv für jene, denen der göttliche Eherahmen zu eng erschien. Doch der Begriff  Unzucht wird auch im Sinne von Gemeinschaft mit Götzenopfer verwendet. Paulus erklärt es so: „was man da opfert, das opfert man den Dämonen und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr mit den Dämonen Gemeinschaft habt.(1Kor 10,20-21). Doch Götzendienst hat auch noch andere Ausdrucksformen, wie Jesus und Paulus erklären (Mt 6,24; 1Kor 10,14; Kol 3,5).

„Jesus fährt fort mit den Worten: „Und ich gab ihr Zeit (chronos), damit sie Buße tue (umdenkt) und sie will nicht Buße tun von ihrer Unzucht. Siehe, ich werfe sie aufs Bett und die, welche Ehebruch mit ihr treiben, in große Bedrängnis, wenn sie nicht Buße tun von ihren Werken. 23 Und ihre Kinder werde ich mit dem Tod töten, und alle Gemeinden werden erkennen, dass ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht; und ich werde euch einem jeden nach euren Werken geben.“ (Offb 2,21-23).

Isebels Kinder (die Propheten des Baal) wurden damals in der Jesreel Ebene am Bach Kischon hingerichtet. Das Volk wurde einsichtig und bekannte JHWH als Gott. Damit endete auch die dreieinhalb Jahre dauernde Trockenperiode in Israel. Doch weder Isebel noch der König Ahab kehrten sich zu Gott. Ähnliches droht Jesus auch denen an, die die Zeit der Gnade zum Umdenken verstreichen lassen. Die bildhafte Sprache:

  • „Ich werfe sie auf ein Bett“, ist anschaulich, was auf eine Krankheit zum Tod hinweisen kann.
  • Und die, welche sich an der Verbreitung dieser verderblichen Lehre beteiligt hatten in große Bedrängnis.
  • Und deren Kinder (die gewonnenen  Anhänger) Gibt Jesus ebenfalls dem Tode preis. Die Formulierung: „töten mit dem Tod“ könnte auf eine schwere, tödliche Krankheit (Todespest) hinweisen.

Dies wird nicht verborgen bleiben, alle Gemeinden werden es erfahren und erkennen, dass Jesus `Nieren und Herzen` erforscht (Ps 7,10; Jer 11,20). Dieses prüfen erfasst jede, dem menschlichen Auge verborgene Überlegung oder Motivation im Denken des Menschen. Doch jeder wird entsprechend seinen Werken (Taten) gerichtet werden.

Nun wechselt die Anrede von Jesus auf „euch, den Übrigen“: „Euch aber sage ich, den Übrigen in Thyatira, allen, die diese Lehre nicht haben, welche die Tiefen des Satans, wie sie es nennen, nicht erkannt haben: Ich werfe keine andere Last auf euch.  Doch was ihr habt, haltet fest, bis ich komme! “ (Offb 2,24-25).

Es klingt nicht so, als ob es viele wären. Doch es erinnert an die Antwort Gottes an Elia: „Ich habe mir übriggelassen siebentausend, welche ihre Knie nicht gebeugt haben vor dem Baal.“ (1Kön 19,18; Röm 11,4). Damit wird klar, Gott geht nie leer aus. Der Herr kennt die Seinen (2Tim 2,19).

Was meint Jesus mit der Aussage: „Ich werfe keine andere Last auf euch “? Hatten diese Übrigen bereits so viel zu tragen wegen der Belastung durch die `Isebel und ihre Anhänger`. Und diese Übrigen ermutigt Jesus das Vorhandene festzuhalten bis ans Ende. Ähnliche Aufforderung macht Jesus auch an die Gemeinde in Sardes: „So denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und halte es fest und tue Buße! Wenn du nicht wachen wirst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.“ (Offb 3,3).

Festhalten am Guten bewahrt vor dem zugreifen nach dem Bösen. Bewahren, was an guter und gesunder Lehre noch da ist, denn durch diese wird das geistliche Leben erhalten (Mt 28,19; 2Tim 1,14).

Die Formulierung: „die Tiefen des Satans“ stammt von den Übrigen und steht im Zusammenhang mit der Praxis des Götzendienstes und dessen Auswirkungen auf den Geist und Körper eines Menschen.

„Und wer überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt, dem werde ich Macht über die Nationen geben; und er wird sie hüten mit eisernem Stab, wie Töpfergefäße zerschmettert werden, wie auch ich von meinem Vater empfangen habe; und ich werde ihm den Morgenstern geben.“ (Offb 2,26-28).  

Die Werke Gottes bewahren, nicht die Eigenen Leistungen (Eph 2,10).

Dem Siegenden wird Macht über die Nationen verheißen (PS 2,9; Offb 12,5; 19,15).

Der Morgenstern ist Jesus selbst (2Petr 1,19; Offb 22,16).

„Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ (Offb 2,29).

Jesus spricht und der Heilige Geist teilt jedem Gläubigen und allen Gemeinden mit: Lehre, Ermahnung, Zurechtweisung, Trost, Zuspruch.

1.5.5 An die Gemeinde in Sardes schreibe

(Bibeltext: Offb 3,1-6)

Die Stadt Sardes befand sich etwa 80 km östlich von Smyrna (in der heutigen Westtürkei). Sie war Hauptstadt von Lydien. Die Archäologen entdeckten im Stadtgebiet von Sardes Fundamente einer jüdischen Synagoge von beträchtlichen Ausmaßen. Und aus der byzantinischen Epoche gibt es Reste von christlichen Kirchen. Die Entstehung der christlichen Gemeinde geht höchstwahrscheinlich auf den Verkündigungsdienst des Apostels Paulus, bzw. seiner Mitarbeiter zurück (Apg 19,10. 20-22). Inzwischen sind etwa 40 Jahre vergangen und nun meldet sich Jesus zu Wort.

 „Und dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe: Dies sagt der, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: Ich kenne deine Werke, dass du den Namen hast, dass du lebst, und bist tot.“  (Offb 3,1).

Jesus stellt sich zunächst in der 3. Person vor, Es sagt der:

  • Der die sieben Geister Gottes hat (1,4; 3,1; 4,5; 5,6; 2Mose 25,31-39; Jes 11,1-3; 42,1-2; 61,1; Sach 3,9; 4,1-6.10; Joel 3,1-2; Eph 4,1-4). Wie kam Jesus dazu? Zuerst sagt Jesus was dazu, dann Petrus (Mt 3,11; Mk 1,8; Lk 3,16; Joh 1,33; 16,6; 20,22; Apg 1,5; 11,16; 2,33. 38-39).
  • Der die sieben Sterne (in seiner Rechten) hat (Offb 1,16.20; 2,1; 3,1; Jes 41,10; 49,16; Joh 10,27-28).

Nachdem sich Jesus vorgestellt hatte, kommt er sehr schnell auf das Kernproblem in der Gemeinde Sardes zu sprechen. Die Gemeinde zeichnet sich zwar aus durch ihr Namensbekenntnis, doch Jesus bescheinigt ihr geistlich tot zu sein. Doch was bedeutet es? Zu diesem Thema hat Jesus schon früher etwas gesagt (Mt 15,8). Ebenso Paulus (1Tim 5,3-8; 2Tim 3,1-9). Die Neigung zum geistlichen Schlaf ist ein Grundproblem bei den Gläubigen (Mt 24,42; 25,13; 26,41; 1Petr 5,8).

Doch dann kommt auch gleich die Aufforderung: „Wach auf und stärke das Übrige, das im Begriff stand zu sterben! Denn ich habe vor meinem Gott deine Werke nicht als völlig befunden.“ (Offb 3,2). Der Aufruf, wach zu werden ist an die Gläubigen bereits zur Apostelzeit ergangen (Eph 5,14; Röm 13,11-14). Und dann sollen sie die aufrütteln, welche im Begriff sind einzuschlafen (geistlich zu sterben). Warum diese Reihenfolge?

„Denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und bewahre es und tue Buße! Wenn du nun nicht wachst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.“ (Offb 3,3).

Das Bild oder der Vergleich mit dem Dieb in der Nacht finden wir auch in Offb 16,15; Mk 13,35-37;  Mt 24,43; 1Petr 3,10; 1Thes 5,1-4). Es hört sich nach einer Drohung an, doch diese Angelegenheit ist so wichtig, dass Jesus hier sehr deutliche Worte gebraucht.

„Aber du hast einige wenige Namen  in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben; und sie werden mit mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind es wert. Wer überwindet, der wird so mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen aus dem Buch des Lebens nicht auslöschen und seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.“ (Offb 3,4-5).

Wer schützt nicht seine neue und saubere Kleider vor Verschmutzung? Wie viel größer sollte unsere Sorge sein, die von Gott so teuer erkaufte Gerechtigkeit vor Verschmutzung durch Sünde zu schützen? Überwinden kostet Kraft, kein Sieg ohne Kampf. Weiße Kleider sind ein Symbol für Reinheit und Gerechtigkeit (Offb 3,18; 4,4; 7,9.13-14; 19,8; 6,11; Jes 1,18).

Das Buch des Lebens ist ein Thema, dass sich durch die gesamte Heilige Schrift zieht. Bereits Mose wusste davon: 2Mose 32,32f; Ebenso der König David: Ps 69,29; Und Jesus spricht von der wahren Freude derer, deren Namen im Himmel eingetragen sind  Lk 10,20). Weitere Stellen: Phil 4,3;  Offb 17,8; 20,12-15).

Weiter sagt Jesus: Ich werde seinen Namen bekennen vor dem Vater und seinen Engeln (ähnlich auch in Mt 10,32; Lk 12,8).

„Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ (Offb 3,6).

Gilt dieses Sendschreiben auch uns heute? Trifft es auch auf uns (teilweise) zu?

1.5.6 An die Gemeinde in Philadelphia schreibe

(Bibeltext: Offb 3,7-13

Die Stadt mit dem besonderen Namen Philadelphia, was Bruderliebe bedeutet, heißt heute Allahsehir. Sie lag zwischen Nordfuß des Tmolus Gebirges und Südufers des Kogamus, am Weg von Sardes nach Kolossä. Der Ort ist nach seinem Gründer Attalus  II Philadelfos von Pergamus (159-138 v.Chr.) benannt .

In dieser Gemeinde gibt es nichts zu tadeln. Mit Smyrna als zweitgenannte hat sie als sechste einiges gemeinsam  Doch Jesus hat auch für sie  eine besondere Botschaft. Schauen wir uns die Detailaussagen genauer an.

„Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Dies sagt der Heilige, der Wahrhaftige.“ (Offb 3,7a).

Der `Heilige` bedeutet auch der Ausgesonderte, der Geweihte. Diese besondere Auszeichnung für Jesus wird in sehr vielen Texten beschrieben.  (Lk 1,36; Joh 10,36; Apg 3,14; 4,27+30; 13,35;  Hebr 7,26). „Der Wahrhaftige“ sagt von sich selbst: „Ich bin die Wahrheit“ (Joh 14,6). Oder:„dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1Joh 5,20; Jer 10,10). Der Gemeinde in Laodizäa stellt er sich vor als „der wahrhaftige Zeuge“ (Offb 3,14). Eine weitere Besonderheit von Vollmacht zeichnet ihn aus: „Der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, und niemand wird schließen, und schließt, und niemand wird öffnen.“ (Offb 3,7b).

Das Bild vom Schlüssel hat nicht nur mit Machtbefugnis zu tun, sondern hebt auch die damit verbundene besondere Verantwortung hervor. David hatte zu seiner Zeit als König die Vollmacht und Verantwortung in Israel übertragen bekommen (Apg 13,22). Im Buch Jesaja wird das dramatische Ende von dem Palastvorsteher Schebna geschildert, der seine Vollmachten zu eigenen Zwecken missbrauchte. An seiner Stelle kündigt der Herr an, einen Mann Namens Eljakim zu berufen, um ihn mit besonderen Vollmachten zu betrauen. So lesen wir in Jesaja 22,20-22: „An jenem Tage aber wird es geschehen, daß ich meinen Knecht Eljakim, den Sohn Hilkias, berufe. 21 Ihn will ich mit deinem Rock bekleiden und mit deinem Gurt ihn umgürten und deine Amtsgewalt in seine Hand legen, damit er den Bewohnern Jerusalems und dem (ganzen) Hause Juda ein Vater werde. 22 Ich will ihm den Schlüssel zum Hause Davids auf die Schulter legen, so daß, wenn er aufschließt, niemand zuschließen kann und, wenn er zuschließt, niemand öffnen darf.“ Damit kann dieser Treue und gottergebene Mann Eljakim als ein Vorbild auf den Christus angesehen werden.

Jesus als der Spross (Nachkomme) Davids hat alle Vollmachten übertragen bekommen von seinem Vater im Himmel (Dan 7,13-14; Lk 1,31-33; Joh 10,7-9; 14,6; Mt 28,18). Er selbst bezeugte: „Ich habe die Schlüssel des Todes und des Hades.“ (Offb 1,18). Doch wenn Jesus die Tür schließt, kann niemand öffnen (Mt 25,10-11; Lk 13,25). Jesus hat zwar auch Petrus und die übrigen Apostel (und die 70) mit besonderen Vollmachten ausgestattet (Mt 16,19; 18,19; Lk 10,19), doch seine Schlüsselgewalt (das letzte Wort) hat er niemals aus der Hand gegeben. Und jede Art des Missbrauchs der Schlüsselgewalt seitens der Menschen hat Konsequenzen: (Jes 22: Schebna; Lk 11,52: Gesetzeslehrer).

Jesus fährt fort mit weiteren ermutigenden Worten an die Gemeinde: „Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand schließen kann; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ (Offb 3,8). Auch hier wird deutlich, dass hinter der Anrede „dem Engel der Gemeinde“ die ganze Gemeinde angesprochen wird.

Wie auch bei den anderen Gemeinden, macht Jesus klar, über ihre Werke Bescheid zu wissen. Und dann leitet er wichtige Aussagen mit dem uns bekannten „Siehe“ ein. Er ist es, der seine Schlüsselgewalt einsetzt :„ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand schließen kann“. Aber was bedeutet die offene Tür? Es handelt sich um Möglichkeiten, neue Zugänge, neue Perspektiven zugunsten des Reiches Gottes die Jesus wirkt.

  • Apg 14,27: „Als sie aber dort ankamen, versammelten sie die Gemeinde und verkündeten, wie viel Gott durch sie getan und wie er den Heiden die Tür des Glaubens aufgetan hätte.“ Gott öffnete die Tür des Glaubens oder zum Glauben in der Provinz Galatien und die Gläubigen im Syrischen Antiochien konnten sich als aussendende Gemeinde mitfreuen an der geistlichen Ernte.
  • 1Kor 16,9: „Denn mir ist eine große Tür aufgetan zu reichem Wirken; es gibt aber auch viele Widersacher.“ Eine offene Tür für den Verkündigungsdienst des Paulus in Ephesus schloss Wiederstände durch Widersacher keineswegs aus (Apg 19,1-20,1). Und bereits in Korinth erlebte Paulus in mehr als eineinhalb Jahren offene Tür für das Evangelium (Apg 16,10).
  • 2Kor 2,12: „Als ich aber nach Troas kam, zu predigen das Evangelium Christi, und mir eine Tür aufgetan war in dem Herrn.“ Später besuchte der Apostel diese Stadt auf seiner Reise nach Jerusalem und traf auf eine geistlich lebendige Gemeinde (Apg 16,9-10; 20,7ff; 2Tim 4,13).
  • Kol 4,3: „Betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir vom Geheimnis Christi reden können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin.“ Sogar im Gefängnis bittet der Apostel um eine offene Tür für die Verkündigung des Wortes.

Dann folgen drei Begründungen für die offene Tür:

  1. „du hast eine kleine Kraft“. Dies mag sich auf die äußere Beschaffenheit dieser Gemeinde beziehen. Und gerade damit kann Jesus was anfangen. Das Kleine vergrößert und das Wenige vermehrt er.
  2. „und hast mein Wort bewahrt“. Wer die Worte von Jesus festhält, seine Gebote tut, drückt damit seine Liebe zu seinem Herrn aus (Mt 28,19; Joh 13,21; 1Joh5,3).
  3. „und hast meinen Namen nicht verleugnet“. Dies hatten sie mit den Gläubigen aus Pergamon gemeinsam (Offb 2,13). Jesus wird das Bekenntnis zu ihm immer segnen und es bleibt nie ohne Auswirkungen (Mt 10,33; Lk 12,9). Die Perspektive (offene Tür) für die Standhaftigkeit der Gläubigen in Philadelphia spricht Jesus mit folgenden Worten aus: „Siehe, ich gebe Leute aus der Synagoge des Satans, von denen, die sich Juden nennen und es nicht sind, sondern lügen; siehe, ich werde sie dahin bringen, dass sie kommen und sich niederwerfen vor deinen Füßen und erkennen, dass ich dich geliebt habe.“ (Offb 3,9). Es gab auch in dieser Stadt eine einflussreiche jüdische Synagoge. Bereits der Täufer stellte die Weiche in Bezug auf die Rechtsmäßigkeit der Nachkommen Abrahams (Mt 3,9). Jesus hat sich in seiner Definition in Bezug auf `wer sind Abrahams Kinder` nicht geändert (Joh 8,44). Ähnlich wie Jesus, so definiert auch Paulus wer ein wahrer Jude ist (Röm 2-4). Doch was bei den Menschen unmöglich scheint kann Jesus machen, die verhärteten Fronten aufbrechen und Herzen aufschließen.

Anmerkung: Bei der Entstehung der Missionsgemeinden, waren es in der Regel jüdische Menschen, die als Erste Gläubig wurden. Sie werden es auch in Philadelphia gewesen sein, die zu ihren Blutsverwandten den Bezug hatten und den Namen Jesu bezeugten mit entsprechender Langzeitwirkung. Auch heute stellt sich die Frage, wie und wodurch Menschen jüdischer Abstammung sich dem Evangelium öffnen?

Und nun gibt Jesus eine Verheißung: „Weil du das Wort vom Harren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen.“ (Offb 3,10).

Die Formulierung: „Weil du das Wort vom (geduldigen) Harren auf mich“ betont die Geduld der Gläubigen in Bezug auf das Kommen von Jesus. Und dies ist ein wesentlicher Bestandteil im Leben der Gläubigen. Sie sollen aktiv und geduldig warten bis der Herr wiederkommt (Jak 5,7).

Doch im griechischen Text ist die Geduld Jesus zugeordnet. So sagt er: „das Wort meiner Geduld“ (im Genetiv). Jesus hat durchgehalten in all seinem Leiden (Hebr 5,7; 12,2-3).

Aber es ist auch der Aspekt erkennbar, der von seiner Geduld und Langmut gegenüber denen zum Ausdruck gebracht wird, die noch gerettet werden sollen.

Auch die Gemeinde in Philadelphia hatte den Blick für die noch Verlorenen in ihrer Stadt.

Der Hintergrund für diese positive Bemerkung könnte die Ungeduld (oder gar Enttäuschung) vieler Christen gegen Ende des 1. Jahrhunderts in Bezug auf die vermeintliche Verzögerung der Wiederkunft des Herrn gewesen sein. doch Jesus sagte: in Mt 24,6: „das Ende ist (noch) nicht (keineswegs) da). Bekannt ist, dass bereits Paulus Anfang der fünfziger Jahre dagegen Stellung bezogen hatte (2Thes 2,1ff). Auch Petrus greift dieses Thema in seinem zweiten Brief auf. Ausdrücklich betont er die Geduld (Langmut) von Jesus gegenüber den Unbußfertigen (2Petr 3,8-10). Und bis heute wird die Ungeduld einiger Christen über die Geduld des Herrn auf verschiedene Weise ausgedrückt.

Was ist mit der Stunde der Versuchung gemeint? Der griechische Begriff `peirasmos` birgt in sich sowohl die Versuchung (um jemand zu Fall bringen) als auch eine Prüfung (die Bewährung zum Ziel hat). Die Versuchung geht niemals von Gott aus (Jak 1,13), sondern vom Feind (Mt 4,1ff). Gott lässt es zu und setzt ihr Grenzen (Offb 2,10; 1Kor 10,13). Für die Gläubigen kann es als eine Prüfung angesehen werden (Jes 48,10; Dan 12,10; 1Petr 1,7).

Die Stunde der Versuchung ist kein zeitliches Maß von sechzig Minuten. Auch in dieser Frage hilft uns die Aussage von Jesus kurz vor seinem Leiden: “Jetzt ist meine Seele voll Unruhe. Und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus (ek) dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen.“ (Joh 12,27). Mit der Zeitangabe `die Stunde` ist die Phase seines Leidens gemeint (ähnliche Bedeutung hat `die Stunde` in Joh 16,20-21).

Was meint Jesus mit der Aussage: „bewahren (gr. ek – aus) der Stunde“? Das „bewahren ek – aus der Stunde“ würde im Deutschen keinen Sinn ergeben. Daher die Übersetzung „bewahren vor der Stunde“. Doch die Präposition „vor“ kann hier als eine zeitliche Angabe missverstanden werden.

Anmerkung: Es gibt eine Auslegung, wonach die Treuen noch vor dieser weltumspannenden Versuchung (heimlich) entrückt würden. Doch Für eine zeitliche Vorwegnahme der Glaubenden in Offb 3,10 hätte Jesus die griechische Präposition der Zeit `pro – vor` verwendet, wie er das tat in Joh 12,1: „sechs Tage vor (pro) dem Passafest“ und 13,1: „Vor (pro) dem Passahfest“ (so auch in 11,55; „vor (pro) dem Fest“).

In Joh 17,15 finden wir eine ähnliche Formulierung von Jesus wie auch in Offb 3,10. Dort bittet Jesus für seine Jünger den Vater: „Nicht bitte ich, dass du wegnimmst sie (ek – aus) der Welt, sondern dass du bewahrst sie (ek – aus) dem Bösen.“ (nach der Interlinear Übersetzung). In beiden Texten: Offb 3,10 und Joh 17,15 verwendet Jesus dieselbe Formulierung: „bewahrst sie aus der Stunde“ und „bewahrst aus dem Bösen“.

Dies ist eine grundsätzliche und für alle Generationen gültige Sichtweise von Jesus (Joh 16,33). Mit anderen Worten hebt Jesus seine Vorgehensweise hervor im Gespräch mit Simon Petrus. „Simon, Simon! Der Satan hat euch begehrt zu sichten wie den Weizen, doch ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ (Lk 22,30-31). Jesus verhindert nicht die Angriffe des Feindes, sondern er trit fürbittend für den Glauben (die Treue) das standhafte Ausharren des Simon ein. Dadurch wird er befähigt dem Feind Widerstand zu leisten. In diesem Sinne kann auch die Bewahrung ek/aus/vor der Stunde der Versuchung in Offb 3,10 verstanden werden.

In mancherlei Hinsicht erlebt und erleidet die Gemeinde das, was Jesus als Erster erfahren, erlitten und erduldet hatte. Und wie er in der tiefsten Stunde der Versuchung und Bedrängnis vom Vater gehalten wurde, so werden auch seine Kinder in den Versuchungen dieser Welt bewahrt bleiben (Joh 16,32-33; 2Thes 3,3 ).

 Die Gemeinde in Philadelphia bestand viele Generationen und jede erlebte zu ihrer Zeit Bedrängnisse, Versuchungen und Prüfungen (Offb 2,10; 12,17; 13,8.10; Mt 24,13; Jak 1,13; 1Thess 3,5; 1Kor 10,13). Auch wenn sich die Spur dieser Gemeinde in der Geschichte verliert, doch was ihr zugesagt wurde, gilt auch der Gemeinde aller Zeiten. Und so ist eine globale Versuchung durchaus noch zu erwarten (Offb 20,7-9; auch Mt 24,29: die große Bedrängnis vor dem Kommen von Jesus).

„Ich komme bald (schnell). Halte fest, was du hast, damit niemand deinen Siegeskranz nehme!“ (Offb 3,11). So oft Jesus auch sagt: „ich komme bald“, so legt er nicht unseren Zeitkalender zu Grunde. Dazu kann das Wort `en tachei` treffender mit: schnell, in Schnelligkeit übersetzt werden.

Dieser Begriff kommt im Buch der Offenbarung acht Mal vor (1,1; 2,16; 3,11; 11,14; 22,6.7.12.20). Der Ausdruck `en tachei` beschreibt mehr das `wie` etwas oder jemand eintrifft und weniger `wann` sich etwas ereignet. Jesus liegt nicht daran, seine Knechte in zeitliche Unsicherheit zu führen.

Weitere Beispiele zu diesem Begriff: Offb 11,14: „das dritte Wehe kommt schnell“;  Lk 15,22: „Schnell bringt das beste Kleid“; Apg 17,15: „schnellstens zu ihm kämen“; Apg 22,18: „beeile dich und in Schnelligkeit verlasse Jerusalem)“. Weitere Stellen: Lk 18,8; Joh 11,29.31; 13,27; 20,4; 2Thes 2,2; 1Tim 3,14; 5,22; 2Tim 4,9; Jak 1,19; 2Petr 2,1.

Diese Bedeutung wird auch durch die Bilder vom Blitz und dem Dieb in der Nacht bekräftigt, nämlich: unerwartet, überraschend, plötzlich, schnell.

Zu `Siegeskranz – stefanos` siehe den Abschnitt in 1.5.2: Gemeinde Smyrna oder 2.2.1: der Reiter auf dem weißen Pferd.

Wer überwindet, den werde ich im Tempel meines Gottes zu einer Säule machen, und er wird nie mehr hinausgehen; und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herabkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen.“ (Offb 3,12).

Den „Siegenden“ wird Jesus zur Säule machen im Tempel seines Gottes und er wird nie mehr hinausgehen. Jesus bewegt sich in seinen Aussagen im Bereich der Bildersprache. Bereits unter den Jüngern war diese ehrenvolle Bezeichnung geläufig. Konkret wurde sie auf Petrus, Johannes und Jakobus bezogen, denn diese hatten tragende Funktionen in der Gemeinde inne (Gal 2,9-10). Diese Bildersprache geht zurück auf die tragenden Bauelemente im Salomonischen Tempel. Und dem Überwinder werden von Jesus selbst einige Aufschriften versprochen:

„Den Namen meines Gottes“. Als Menschensohn nennt Jesus seinen Vater Gott! In den Heiligen Schriften gibt es für Gott viele Namen. der Name Gottes: JHWH – der Ewige, Seiende ist durchweg der bedeutendere. Wer ihn trägt, gehört dem Ewigseienden

(Offb 5,13; 14,1; 22,4). 

  • „und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herabkommt von meinem Gott“. Der Name der Stadt ist nach den Worten von Jesus Jerusalem (Offb 21,2.10; dazu auch Gal 4,26). Hier wird der Aspekt der Bürgerschaft betont (Phil 3,20; Hebr 11,10-16). Möglich ist auch dass die Gemeinde (im Bild der Braut, der Frau und im Bild der Stadt Jerusalem) dort noch mit einem neuen Namen beschenkt wird. Denn wenn jeder Einzelne einen neuen Namen bekommt, warum nicht auch die Gesamtgemeinde der Erlösten (Offb 2,17)?
  • „und meinen neuen Namen“. Zu den bereits bekannten Namen die Jesus trägt, scheint einer noch verborgen zu sein (Offb 19,12). Dieser letzte Aspekt hebt die Zuordnung zu Christus hervor.

„Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ (Offb 3,13).

Zuerst redet Jesus zu Johannes, dann schreibt Johannes den Inhalt den Gemeinden und dann sollen die Gläubigen hören, was der Heilige Geist jedem Einzelnen zu sagen hat. Wie das Gesagte und geschriebene im Einzelfall angewendet werden soll (Joh 14,26).

1.5.7 An die Gemeinde in Laodizea schreibe

(Bibeltext: Offb 3,14-22)

Die Stadt Laodizäa wurde von Antiochus II gegründet und zu Ehren seiner Gemahlin Laodike benannt. Sie Lag an der Hauptroute von Epheseus in das Anatolische Hochland nach Antiochien und Ikonion. Sie war die Hauptstadt Phrygiens und lag gegenüber von Hierapolis und unterhalb von Kolossä am Lykos, einem Nebenfluß des Mäander. Bekannt war diese Stadt für ihre Wollindustrie und eine medizinische Schule.

Abbildung 9 Fundamentreste einer christlichen Kirche auf dem Ausgrabungsgelände von Laodizäa(Foto: Juli 2022).

Etwa zeitgleich mit dem Brief an die Kolosser schrieb Paulus auch einen Brief an die Laodizäer. Leider ist dieser Brief nicht erhalten geblieben (Kol 4,16). Da jedoch der uns bekannte Brief an die Kolosser auch in der Gemeinde der Laodizeer vorgelesen werden sollte, ist es sinnvoll diesen in unsere Betrachtung mit einzubeziehen.

Kolosser 2,1 „Ich will euch nämlich wissen lassen, welchen Kampf ich für euch und für die in Laodizea und für alle führe, die mich nicht von Angesicht gesehen haben.“ Laodizea lag südöstlich von Hierapolis (in der Nähe des heutigen Pamukkale). Und Kolossä lag nur wenige Kilometer von Laodizäa entfernt.Die Entfernung von hier bis Ephesus betrug etwa 200-210 Kilometer, also 4-5 Tagereisen. Der Apostel schreibt weiter: „Ich bezeuge ihm (Epaphras), dass er viel Mühe hat um euch und um die in Laodizea und in Hierapolis.“  (Kol 4,13). Epaphras aus Hierapolis wirkte auch in Laodizäa.  Aus der Gemeinde der ersten Generation sind uns durch den Kolosserbrief neben einer Vielzahl an Gläubigen auch eine Hausgemeinde mit der Hausvorsteherin Namens Nympha überliefert worden. So schreibt der Apostel: „Grüßt die Brüder und Schwestern in Laodizea und Nympha und die Gemeinde in ihrem Hause.“ (Kol 4,15). Zwischen Kolossä und Laodizea gab es regen Austausch. „Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so sorgt dafür, dass er auch in der Gemeinde von Laodizea gelesen wird und dass ihr auch den von Laodizea lest.“ (Kol 4,16).

Abbildung 11 Mauerreste auf dem Ausgrabungsgelände von Laodizäa (Foto am 8. August 2022).

Diese Gegend muss dem Paulus bekannt gewesen sein, denn hier kam er vorbei auf dem Weg nach Ephesus auf seiner 3. Missionsreise (Apg 19,1). Es gibt sogar Hinweise dafür, dass Paulus in jener Gegend zum Ende seines Asiendienstes war (Apg 19,22; Phlm 1,22).

Doch bereits nach etwa 40 Jahren war der geistliche Stand der Gemeinde auf dem Tiefpunkt. Und so sagt Jesus: „Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Dies sagt, „der Amen“, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes“ (Offb 3,14).

Es fällt auf: Jesus ist `der Amen` (Hosea 12,1;  2Kor 1,20), Das hebräische Wort wurde in die griechische Sprache übernommen. In den Evangelien kommt dieses bestätigende Wort 65 Mal vor und zwar immer von Jesus ausgesprochen und wird übersetzt mit `wahrlich`. Im Johannesevangelium als Doppelte Bestätigung und immer um eine wichtige Aussage einzuleiten. Doch auch die Apostel und NT Autoren benutzen dieses bestätigende Wort in ihren Briefen. Es ist wie eine Unterschrift, wie ein Stempel als Bestätigung des vorher gesagten, aber auch dem, was gesagt wird.

Und er stellt sich vor mit: `der treue und wahrhaftige Zeuge` (so bereits auch in Offb 1,5a; Joh 8,14.38; Jes 55,3-5; 1Thess 5,24).

Mit ihm und durch ihn begann die Schöpfung Gottes (1Mose 1,1ff; Hebr 1,1-3;  Joh 1,1-3).

Die Gläubigen in Laodizea müssten sich noch erinnern, was Paulus in dem Kolosserbrief über Christus schrieb: „Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. 16 Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. 17 Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. 18 Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, auf dass er in allem der Erste sei.“ (Kol 1,15-18).

Und nun folgt die Bestandsaufnahme, die schonungslose Enthüllung des wahren Zustandes dieser Gemeinde: „Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch heiß bist. Ach, dass du kalt oder heiß wärest! Also, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ (Offb 3,15-16).

Auch hier ist mit dem Engel die gesamte Gemeinde angesprochen. Ist `lau / warm` nicht besser als kalt?  Auf was nimmt Jesus Bezug oder auf was spielt er an mit dieser Feststellung? Hat es etwas mit natürlichen Gegebenheiten jener Landschaft zu tun? Denn unweit von Laodizäa entsprangen heiße Quellen, deren Wasser beim Abfließen sich allmählich bis auf lauwarm abkühlten. Dazu war dieses Wasser zum Trinken ungeeignet. Wer also solch ein Wasser in den Mund nahm, musste es wieder ausspucken. Mit diesem Vergleich konnten die Laodizäer schon was anfangen. Stichworte: Durchschnittlich, Mittelmäßig, nicht ganz da und nicht ganz dort, hier ein wenig und dort ein wenig, nicht hell, aber auch nicht dunkel, eine Art Dämmerungszustand. So sah ihr geistliches bzw. ungeistliches Leben aus. Jesus zitiert ihre Aussagen: „Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und brauche nichts!, und nicht weißt, dass du der Elende und bemitleidenswert und arm und blind und bloß (nackt) bist,“ (Offb 3,17). Durch ihren Fleiß bei der Arbeit, ihr Einfallsreichtum im Geschäfte machen, brachten sie es zu einem offensichtlichem Wohlstand. Und darauf waren sie stolz.

Anmerkung: Das Streben nach materiellem Reichtum offenbart Babylonische Züge (Offb 18). Sowohl Jesus als auch die Apostel warnen davor (Mt 6,24; 1Tim 6,17).

Hinter der äußeren reichen Fassade entlarft Jesus ihren jämmerlichen Zustand.

Etwa im Jahre 60 n.Chr. wurde Laodizea durch ein Erdbeben zerstört, doch ihre Bewohner waren materiell so gut ausgestattet, dass sie ohne fremde Hilfe ihre Stadt noch prächtiger ausgebaut haben, als sie bereits zuvor war.

Die Selbsteinschätzung der Laodizäer stand der Bewertung von Jesus entgegen.

Abbildung 12 Nur noch wenige Zeugnisse sind auf dem Ausgrabungsgelände von Laodizäa übriggeblieben (Foto: Juli 2022).

Dies könnte sich auch auf die Christen ausgewirkt haben. Sozusagen in Eigenleistung alles selber geschafft. Solch eine Haltung kann sich auch im Leben der Christen einschleichen. Die Folgen sind gravierend. Selbstzufriedenheit, Selbstsicherheit, Selbstgefälligkeit, Überheblichkeit, Stolz und Hochmut, das alles macht blind für die geistliche Realität.

Doch Jesus bringt Licht in die geistliche Finsternis und bringt ans Licht, was verborgen ist. Und dies tut er aus Liebe. Er klärt auf: du bist elend, bemitleidenswert, arm, blind und nackt. „Ich rate  dir, von mir im Feuer geläutertes Gold zu kaufen, damit du reich wirst; und weiße Kleider, damit du bekleidet wirst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde; und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du siehst.“ (Offb 3,18).

Jesus ist die Wahrheit und er sagt die Wahrheit. Als der wunderbare Ratgeber (Jes 9,5) empfiehlt er drei wichtige und sehr wertvolle Inhalte, welche der Gemeinde fehlen:

  • Im Feuer geläutertes Gold. Und Petrus erklärt, was unter dieser Art von Gold zu verstehen ist: „auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus.“ (1Petr 1,7).
  • Weiße Kleider: In den Texten der Offenbarung werden weiße Kleider mehrmals genannt und auch erklärt, worauf sie hinweisen (Offb 3,4-5; 7,9-13; 19,8). Doch diese Bekleidung bekommt man nur durch Umdenken und Umkehren und Reinigung von den Sünden (1Joh 1,5-9).
  • Augensalbe: Was ist damit gemeint? Der Psalmist bittet: „Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz.“ (Ps 119,18). Und Paulus betet für die Gläubigen in Ephesus und Umgebung: „Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist.“ (Eph 1,18; dazu auch Mt 13,13-14: Gott öffnet und verschließt).

Die geistliche Gesundheit hängt von guter Ernährung ab, deshalb sagte der Herr bereits durch den Propheten: „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!“ (Jes 55,1; dazu auch Joh 6,22ff; 7,37). Demgegenüber haben die Laodizäer ihr Geld für viele vergängliche Güter ausgegeben.

Jesus zeigt auf, wie er handelt und warum. „Ich überführe und züchtige alle, die ich liebe. Sei nun eifrig und tu Buße!“ (Offb 3,19).

Dies tut Jesus wegen seiner Liebe zu ihnen und durch die Wirksamkeit seines Wortes und Geistes (Joh 16,8).

Die folgende Aussage macht noch einmal den Ernst der Lage deutlich: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und mit ihm essen und er mit mir.“ Offb 3,20).

Bei den Laodizäern ist Jesus bereits draußen vor der Tür und klopft an. Ihr Leben ist mit so vielen weltlichen Dingen ausgefüllt, dass Jesus (bildlich gesprochen) nach draußen gedrängt wurde. Doch er liebt und deshalb wendet er passende Zuchtmittel an (Jak 5,9). Er hatte sie erlöst und mit dem hohen Preis erkauft, daher bietet er ihnen erneut seine Tischgemeinschaft an. Wenn sie jedoch nicht umkehren, werden sie eines Tages vor verschlossener Tür stehen (Lk 13,25).

Und nun spricht Jesus von der einzigartigen Aussicht, welche den Siegenden erwartet: „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.“ Offb 3,21).

Thron steht für Macht und Jesus will diese mit den Überwindern teilen, bzw. in das Regieren einbeziehen (Offb 1,9; 20,4-6; 22,5; Mt 19,28;  2Tim 2,12).

Bereits zum siebten Mal fordert Jesus auf: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ (Offb 3,22). Sind wir heute auch angesprochen? Natürlich, denn diese Aussage und Aufforderung zieht sich durch die gesamte Schriftoffenbarung. Dazu hat Gott dem Menschen die Ohren geschaffen, damit sie ihn hören und verstehen sollen.

Abbildung 12 Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ Wunderbar hat der Schöpfer das menschliche Gehör geschaffen. Und er will gehört werden. Die Reihenfolge ist: Zuerst hören, dann gehorchen. (Zeichnung von Joela Schüle :2016).

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