Inhaltsverzeichnis
- 1 Teil 3: Das Lamm öffnet das siebte Siegel – die sieben Posaunengerichte und die Vollendung des Geheimnisses Gottes
- 1.1 3.1 Und der erste Engel posaunte und es kam Feuer und Hagel mit Blut vermischt
- 1.2 3.2 Und der zweite Engel posaunte und ein feuerflammender Berg fiel ins Meer
- 1.3 3.3 Und der dritte Engel posaunte und es fiel vom Himmel ein großer Stern
- 1.4 3.4 Und der vierte Engel posaunte und es wurde geschlagen der dritte Teil der Himmelskörper
- 1.5 3.5 Der fünfte Engel posaunte: Das erste Wehe
- 1.6 3.6 Und der sechste Engel posaunte: Das zweite Wehe
- 1.7 3.7 Und der siebte Engel posaunte: Das Ende der Weltzeit, die Auferstehung und das Gericht
Teil 3: Das Lamm öffnet das siebte Siegel – die sieben Posaunengerichte und die Vollendung des Geheimnisses Gottes
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Einleitung zu den Posaunengerichten
Obwohl durch die Bilder in Kapitel sieben die Gemeinde bereits in der Herrlichkeit vor dem Thron Gottes als an Ziel angekommen gezeigt wurde, werden unter dem siebten Siegel (Kapitel 8-22) noch viele ergänzende Details beschrieben. Jesus will seinen Knechten noch viele wichtige Informationen mitteilen. Unter dem sieben Posaunen werden in verschiedenen Visionen und unter anderen Gesichtspunkten Gottes Gerichte über die Schöpfung und die Menschen geschildert. Im Rahmen der sechsten Posaune gibt es zwei Einschübe über die besondere Botschaft des starken Engels mit dem Auftrag an Johannes, sowie die zwei Zeugen mit ihren Dienst, ihr Leiden und ihre Entrückung. Mit der siebten Posaune wird erneut das Ende, die Vollendung dieses Zeitalters eingeleitet (Offb 11,15-19). Die sieben Posaunengerichte werden sorgfältig und auf eine besondere Weise vorbereitet.
„Und als es das siebente Siegel öffnete, entstand ein Schweigen im Himmel, etwa eine halbe Stunde. 2 Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen; und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben. 3 Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, und er hatte ein goldenes Räucherfass; und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er es für die Gebete aller Heiligen auf den goldenen Altar gebe, der vor dem Thron ist. 4 Und der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen auf aus der Hand des Engels vor Gott. 5 Und der Engel nahm das Räucherfass und füllte es von dem Feuer des Altars und warf es auf die Erde; und es geschahen Donner und Stimmen und Blitze und ein Erdbeben.“ (Offb 8,1-5).
Das Lamm führt die Regie, es öffnet das siebte Siegel. Was als erstes geschieht, es geschieht nichts, oder doch? Es entstand eine Stille im Himmel bei einer halben Stunde. Für `Stille` steht im Griechischen das Wort `sig¢ – Schweigen` (Apg 12,17). Man könnte auch sagen, alle hielten den Atem an, alle schwiegen in der Erwartung dessen, was nun geschehen wird. Zu der Stille wird immer wieder aufgerufen (2Mose 14,14: „Der Herr wird für euch streiten und ihr werdet still sein“; Ps 46,11: „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!“). Dieses Schweigen dauerte etwa eine halbe Stunde und sie ist die kleinste zeitliche Angabe im Verlauf eines Tages. Doch ist diese Zeitspanne im himmlischen Bereich nicht mit 30 Minuten bemessen. Auch ist diese Stille kein zeitlicher Leerlauf, im Gegenteil: Die zuständigen himmlischen Boten harren in aufmerksamer Erwartung auf die Anweisungen von Christus. Erinnern wir uns an die Anordnung für die Kinder Israel vor der Landnahme, bzw. dem Gericht über die Völker Kanaans: “Josua aber gebot dem Volk und sprach: Ihr sollt kein Kriegsgeschrei erheben noch eure Stimme hören lassen, noch soll ein Wort aus eurem Munde gehen bis auf den Tag, an dem ich zu euch sage: »Macht ein Kriegsgeschrei!« Dann sollt ihr das Kriegsgeschrei erheben.“ (Jos 6,10). Davon ableiten lässt sich, dass bevor Gott in Aktion tritt, muss alles und alle zunächst verstummen. So lesen wir in Hab 2,20: „Aber der HERR ist in seinem heiligen Tempel. Es sei stille vor ihm alle Welt!“
Die Beteiligten in diesen Visionen:
- Von den sieben Engeln wird gesagt, dass sie vor Gott stehen und dass ihnen sieben Posaunen gegeben wurden (Offb 8,2.6). Diese Siebener-Gruppe von Engeln ist nicht zu verwechseln mit den sieben Engeln aus Offb 15,1.6.8; 16,1-19), welche für die sieben Schalen des Zornes Gottes zuständig sind.
- Ein anderer Engel, der am goldenen Altar Dienst versieht (Offb 8,2).
- Alle Heiligen werden mit ihren Gebeten in die Geschehnisse einbezogen (Offb 8,3-4). Allein im Buch der Offenbarung werden die Gläubigen mindestens acht Mal als Heilige bezeichnet (Offb 11,18; 13,7; 16,6; 17,6; 18,24; 19,8; 20,9). Und auch sonst spart Gott nicht mit dieser Bezeichnung für seine Kinder (Joh 17,19; Röm 15,26; 16,2; 1Kor 1,2; 2Kor 1,1; 8,4; Eph 1,1.18; Kol 1,2.4.26; Phil 4,21-22; 2Thes 1,10; 1Tim 5,10; Phlm 1,5.7; 1Petr 1,12; 2,5.9-10; 2Petr 3,2; Hebr 3,1; Jud 1,3). Heilige sind von Gott gereinigte und abgesonderte Menschen für den Dienst im Heiligtum, welches ist die Gemeinde. Sie besteht von Erlösten aus allen Völkern, Stämmen, Sprachen und Nationen (Offb 5,9; 7,9).
- Und natürlich Gott und das Lamm auf dem Thron, zu dem der Wohlgeruch vom Altar emporsteigt. Und dann kommt etwas in Bewegung durch Donner, Stimmen, Blitze und Erdbeben.
Aus der Geschichte Israels wissen wir bereits, dass Posaunen zu verschiedenen Zwecken geblasen wurden:
- 2Mose 19,16: Der Herr meldete sich mit starkem Posaunenton auf dem Berg Sinai an.
- 3Mose 25,9: Zum Fest am Versöhnungstag.
- Jos 6,4-13: Sieben Priester trugen sieben Schofahörner (Posaunen)während der sieben Tage.
- Richter 7,18: Aufruf zum Kampf.
- Auch Jesus erwähnt Posaunen, ebenso Paulus (Mt 24,31; 1Kor 14,8; 1Tes 4,16; 1Kor 15,52).
Doch bevor diese sieben Engel die Gerichte mit Posaunenschall einleiten, wird durch einen anderen Engel ein besonderer Dienst am goldenen Räucheraltar vollzogen. Wenn in der Offenbarung vom Altar gesprochen wird, dann werden wir an den übergoldeten Räucheraltar erinnert, welcher im vorderen Raum des Heiligtums stand (2Mose 30,1.27; Lk 1,10-11). Doch hier ist es der goldene Altar, der seinen Standort im himmlischen Bereich hat und zwar unmittelbar vor dem Thron Gottes (Offb 5,8; 6,9; 8,3.5; 11,1; 14,18; 16,7). Die Heiligen werden durch Gebet in die Entwicklung des Reiches Gottes im Rahmen der Weltgeschichte mit einbezogen (vgl. dazu Offb 5,8; Röm 8,26). Diese Gebete werden auf dem goldenen Altar mit den glühenden Kohlen vermengt und so steigt der Rauch (Wohlgeruch) zu Gott empor. Danach wird das Räuchergefäß mit den glühenden Kohlen auf die Erde ausgeschüttet. Gott reagiert, antwortet auf die Gebete der Heiligen mit Donner, Stimmen, Blitzen und (einem) Erdbeben. Ähnliches geschah auch in:
- Offb 4,5: „Und von dem Thron gingen aus Blitze, Stimmen und Donner; und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Thron.“
- Was noch aussteht: „es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und Erdbeben und ein großer Hagel.“ (Offb 11,19).
- Offb 16,18: „Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner, und es geschah ein großes Erdbeben, wie es noch nicht gewesen ist, seit Menschen auf Erden sind.“
Bereits zur Zeit des AT lies Gott seine Stimme erschallen mit Donner und antwortete:
- Auf das Gebet (Opfer) von Samuel (1Sam 7,10; 12,18).
- Auf das Gebet von Elia: „Da fiel das Feuer des HERRN herab und fraß Brandopfer, Holz, Steine und Erde und leckte das Wasser auf im Graben.“ Anschließend werden die Priester des Baal gerichtet und das Volk anerkennt Gott als den Herrn (1Kön 18,38).
- Auf das Gebet von Jesus antwortete Gott der Vater mit einer donnerähnlichen Stimme (Joh 12,28-29). Auffallend ist dabei was Jesus anschließend sagte: „Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt“.
Dass Jesus seine Nachfolger in das Reich-Gottes-Geschehen mit einbezieht, wird in seinem Auftrag an die Jünger sehr deutlich. „Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ (Mt 6,9-10).
Weitere Ereignisse, die durch die Gebete der Gläubigen beeinflusst worden sind:
- Abraham bittet für Sodom, Lot wird gerettet vor der Vernichtung durch Feuer und Schwefel (1Mose 18-19).
- Auf das Gebet der Gemeinde in Jerusalem und am Pfingsttag sandte Gott den Heiligen Geist entsprechend der Verheißung, welche Jesus seinen Jüngern gegeben hatte (Apg 1,5; 1,13-2,4).
- Gebet der Gemeinde für Petrus und Gott sendet einen Engel und öffnet die Gefängnistore. Dies führt letztlich zum Gericht über Herodes Agrippa den Ersten (Apg 12,23).
- Nach dem Lobpreis des Paulus und Silas antwortet Gott mit einem großen Erdbeben, so dass die Gefängnistüren geöffnet werden (Apg 16,25ff). Dies hatte Auswirkungen für die Familie des Gefängniswärters, die Stadtbehörden und die neu entstandene Gemeinde.
Die Posaunengerichte haben das Muster 4+2+1, wobei die ersten vier in sich eine geschlossene Gruppe bilden. Die fünfte und sechste stehen auch in einem engen Zusammenhang. Und obwohl die siebte durch die zwei Einschübe im Text von der sechsten abgesetzt ist, greifen doch die Ereignisse in ihren Entwicklungen ineinander. Dass mit der siebten Posaune die irdische und menschliche Zeit abgelaufen sein wird ist eindeutig (Offb 10,6). Die ersten vier Gerichte werden über die Erde, das Meer, die Wasserquellen und schließlich die Himmelskörper ergehen (Offb 8,6-12). Diese bildhaften Darstellungen können sowohl buchstäblich (materiell / physisch) als auch im übertragenen Sinne gedeutet werden. In jedem Fall werden den Menschen bestimmte Existenzgrundlagen teilweise entzogen. Dazu weisen die Posaunengerichte einige Parallelen auf zu den Zornesschalen, wobei jene als die letzten Gerichte bezeichnet werden (Offb 15,1; 16,1-21. Es entsteht der Eindruck, dass die Posaunengerichte aufeinander folgen. Die Aussage des durch den Himmel fliegenden Adlers legt dies nahe (Offb 8,13; 9,12). Auch die Ähnlichkeiten zu den Bildern aus den Strafgerichten in Ägypten unterstützen diese Annahme. In den Texten der Posaunengerichte gibt es keinerlei zeitlichen Anhaltspunkte, wann die Engel ihre Posaunen blasen und wie lange die jeweiligen Gerichte andauern werden (Ausnahme bildet das fünfte Posaunengericht und dies nur mit einer symbolischen Zeitangabe von fünf Monaten).
Anmerkung: Die Schilderungen in Offb 6,1-8(1-17) umspannen die gesamte Zeitgeschichte. Anders scheint es bei den Posaunengerichten zu sein. Denn die Anweisung an die vier Engel, welche für die vier Winde der Erde zuständig sind lautet:
„Und ich sah einen andern Engel aufsteigen vom Aufgang der Sonne her, der hatte das Siegel des lebendigen Gottes und rief mit großer Stimme zu den vier Engeln, denen Macht gegeben war, der Erde und dem Meer Schaden zu tun: 3 Tut der Erde und dem Meer und den Bäumen keinen Schaden, bis wir versiegeln die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen.“ (Offb 7,1-3). Durch die Zeitangabe „gr.: eös – bis“, wird der Abschluss der Versiegelung markiert und der Beginn der Gerichte, welche über diese Erde gehen eingeleitet.
Es entsteht der Eindruck, dass es zwischen den ersten vier Posaunengerichten und den vier Winden der Erde aus Kapitel 7,1-3 ein Zusammenhang besteht. Während jene noch zurückgehalten wurden bis zum Abschluss der Versiegelungen der Knechte Gottes, beginnen hier die Beschädigungen an der Schöpfung, was auch Auswirkungen auf die Menschen hat. So heißt es: „Und die sieben Engel, welche die sieben Posaunen hatten, machten sich bereit, um zu posaunen.“ (Offb 8,6).
3.1 Und der erste Engel posaunte und es kam Feuer und Hagel mit Blut vermischt
Nun heißt es im Text: „Und der erste posaunte: und es kam Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, und wurde auf die Erde geworfen. Und der dritte Teil der Erde verbrannte, und der dritte Teil der Bäume ,verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte.“ (Offb 8,7).
Das Gericht durch die erste Posaune erstreckt sich auf den dritten Teil der Erde, den dritten Teil der Bäume und das gesamte grüne Gras. Erde, Bäume und das Gras bilden die Grundlage für alles Lebende auf dem Erdboden. Diese drei Grundbestandteile werden in den biblischen Texten nicht nur wörtlich verwendet sondern auch im übertragenen Sinne auf Menschen bezogen. Die drei genannten Elemente (Hagel, Feuer mit Blut vermengt) richten Zerstörung und Verbrennungen an der Natur mit Auswirkungen auf den Menschen an.
Hagel kommt in der Bibel 34 Mal vor und hat immer negative zerstörerische Auswirkungen. Er richtet meistens großen materiellen und physischen Schaden an. In der Offenbarung wird Hagel neben unserem Text noch an zwei Stellen genannt und zwar im Zusammenhang des Endgerichtes über das Land aber auch über Menschen (Offb 11,19; 16,21).
Feuer kommt in der Bibel nahezu 450 Mal vor und steht meistens für Zerstörung, Vernichtung oder Gericht. Doch in verschiedenen Texten steht Feuer auch in Beziehung zu Gott und gelegentlich auch als Element zur Läuterung. In der Offenbarung kommt Feuer als Strafgericht 12 Mal vor: 8,5.7; 9,17.18; 11,5; 14,10.18; 16,8; 17,16; 18,8; 20,9-10; 21,8. Doch wie wir sehen werden, ist das Element Feuer auf irgend eine Weise in allen vier ersten Posaunengerichten dabei. Blut kommt in der Offenbarung als Strafgericht 7 Mal vor: 8,7.8; 11,6; 14,20; 16,3.4.6.
Zunächst jedoch schauen auch wir auf den Berg Sinai und nehmen das wahr, was die Israeliten sahen und hörten und was von Gott gesagt wurde: „Und die Herrlichkeit des HERRN war anzusehen wie ein verzehrendes Feuer auf dem Gipfel des Berges vor den Augen der Israeliten.“ (2Mose 24,17). Und in 5Mose 4,24 heißt es von Gott: „Denn der HERR, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer und ein eifernder Gott.“ (Gott ist derselbe auch in neutestamentlicher Zeit Hebr 12,29).
Gerichte Gottes durch die Elemente Hagel und Feuer mit Blut
Der Einsatz dieser Elemente erinnert uns an die Plagen in Ägypten (2Mose 9,18-34). So lesen wir in 2Mose 9,23: „Da streckte Mose seinen Stab gen Himmel, und der HERR ließ donnern und hageln und Feuer schoss auf die Erde nieder. So ließ der HERR Hagel fallen auf Ägyptenland.“ Feuer steht da im Zusammenhang mit den zuckenden Blitzen, welche Feuer auslösen konnten. Zu dieser Palette kam noch Blut hinzu (2Mose 7,19-21).
- Wir lesen von der zerstörenden Kraft des Hagels: „Und der Hagel erschlug in ganz Ägyptenland alles, was auf dem Felde war, Menschen und Vieh, und zerschlug alles Gewächs auf dem Felde und zerbrach alle Bäume auf dem Felde.“ (2Mose 9,25). Hier ist physisch / materieller Schaden den Menschen, den Vieh und dem Land zugefügt worden. Der Grund für diese Strafgerichte war: Auflehnung gegen die Autorität und Herrschaft Jahwe`s, sowie der Weigerung Pharaos das Volk Israel ziehen zu lassen. Gleichzeitig übte Gott Gericht an den Götzen Ägyptens (2Mose 12,12).
An dieses Geschehen erinnert auch David in Psalm 18,14 und 105,32. In Psalm 78,48 lesen wir: „Er gab ihr Vieh dem Hagel preis und ihre Herden dem Wetterstrahl.“ Doch Gottes Strafgerichte richten sich nicht nur gegen die Feinde seines Volkes:
- 4Mose 11,1-3: Gott straft das Volk mit Feuer in der Wüste (Tabeera) wegen ihres Murrens „Und das Volk wehklagte vor den Ohren des HERRN, dass es ihm schlecht gehe. Und als es der HERR hörte, entbrannte sein Zorn, und das Feuer des HERRN loderte auf unter ihnen und fraß am Rande des Lagers.“ Gott reagiert auf ähnliche Weise auch gegen diejenigen in seinem Volk, welche sich ihm mit Murren und Undankbarkeit entgegenstellen.
- Die Rotte des Korach lehnte sich gegen Gott und Mose auf. In 4Mose 26,10 lesen wir: „Und die Erde tat ihren Mund auf und verschlang sie mit Korach, während die Rotte starb, indem das Feuer zweihundertfünfzig Männer fraß und sie zum Zeichen wurden.“
- Gott droht seinem Volk Gericht an im Falle von Abgötterei: „Denn ein Feuer ist entbrannt durch meinen Zorn und wird brennen bis in die unterste Tiefe und wird verzehren das Land mit seinem Gewächs und wird anzünden die Grundfesten.“ (5Mose 32,22).
- Hagel als lokales Strafgericht drohte Gott später dem Volk Israel wegen ihres Ungehorsams an: „Darum, so spricht Gott der HERR: Ich will einen Wirbelwind losbrechen lassen in meinem Grimm und einen Platzregen in meinem Zorn und Hagel wie Steine im Grimm, um alles zu vernichten.“ (Hes 13,13).
- Ähnlich auch im Rückblick durch Haggai 2,17: „Ich schlug euch mit Dürre, Getreidebrand und Hagel in all eurer Arbeit; doch keiner von euch hat sich zu mir bekehrt, spricht der HERR.“
Diese Elemente setzt Gott aber auch gegen die Feinde des Volkes Israels ein:
- So lesen wir in Josua 10,12: „von Bet-Horon hinab, ließ der HERR große Steine vom Himmel auf sie fallen bis Aseka, dass sie starben. Und von ihnen starben viel mehr durch die Hagelsteine, als die Israeliten mit dem Schwert töteten.“
- Von den Ammonitern spricht Gott in Hesekiel 21,37: „Du sollst dem Feuer zum Fraß werden, und dein Blut soll im Lande vergossen werden, und man wird nicht mehr an dich denken; denn ich, der HERR, habe es geredet.“
- Und im Blick auf das Endgericht sagt Gott voraus: „Denn der HERR wird durchs Feuer richten und durch sein Schwert alles Fleisch, und der vom HERRN Getöteten werden viele sein.“ (Jes 66,16).
All diese Texte sprechen von Gottes Gerichten die sich sowohl auf die Natur als auch auf Menschen erstrecken und zwar während der gesamten Geschichte.
Die Bedeutung des Elements Feuer im Übertragenen Sinne:
Jes 33,14: „In Zion sind die Sünder erschrocken, Zittern hat die Heuchler befallen, und sie sprechen: »Wer ist unter uns, der bei verzehrendem Feuer wohnen kann? Wer ist unter uns, der bei ewiger Glut wohnen kann?«“ Und auch zu Jeremia sagt der Herr: „Die Propheten werden zu Wind und Gottes Wort ist nicht in ihnen. So ergehe es ihnen selbst! Darum spricht der HERR, der Gott Zebaoth: Weil ihr solche Reden führt, siehe, so will ich meine Worte in deinem Mund zu Feuer machen und dieses Volk zu Holz, und es soll sie verzehren.“ (Jer 5,13-14). Diese Drohung erging damals zunächst an die falschen Propheten, aber auch an das Volk , dem der Herr jede Art von Götzendienst und zuchtlosem Verhalten vorwerfen musste. So wurde das Wort des Herrn in dem Mund des Propheten zu Feuer und seine Wirkung war verzehrend (vgl. dazu auch Offb 11,5). Dies entspricht auch der besonderen Wirkung des Wortes Gottes, wie in Jer 23,29 geschrieben steht: „Ist mein Wort nicht brennend wie Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?“ Und auch Jesus spricht von Feuer im übertragenen Sinne: „Ich bin gekommen Feuer auf die Erde zu werfen; und was wollte ich lieber, dass es schon brennte!“ (Lk 12,49). Und seinen Jüngern verspricht er: „Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Widersacher nicht widerstehen noch widersprechen können.“ (Lk 21,15).
Was zerstört der Herr durch den Hagel im übertragenen Sinne?
Die Gottlosen in Jerusalem sprechen: „Wir haben Lüge zu unsrer Zuflucht und Trug zu unserm Schutz gemacht. 16 Darum spricht Gott der HERR: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der fest gegründet ist. Wer glaubt, der flieht nicht. Und ich will das Recht zur Richtschnur und die Gerechtigkeit zur Waage machen. So wird Hagel die Zuflucht in der Lüge zerschlagen, und Wasser sollen den Schutz wegschwemmen.“ (Jes 28,15-17). In der Tat hat Jesus als der Eckstein durch sein kraftvolles Wort alle Lüge und Heuchelei entlarvt und zerstört (Lk 20,18; Röm 9,33; 1Petr 2,4-8).
Was meint Blut im übertragenen Sinne?
Blut ist ein großes Thema in der Bibel. Im Blut ist das Leben sowohl im physischen, als auch im übertragenen Sinne (1Mose 9,4-5; 3Mose 17,11; Joh 6,64 ). Blut wurde von Menschen vergossen. Die Zahl der getöteten Menschen geht in die Milliarden. Aber durch Blut geschieht auch Sühnung. Unzählige Tieropfer wurden in der Geschichte dargebracht als Vorbild für die kommende Sühnung durch das Opferlamm Gottes. In 1Joh 5,6: lesen wir: „Dieser ist’s, der gekommen ist durch Wasser und Blut, Jesus Christus; nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut; und der Geist ist’s, der das bezeugt, denn der Geist ist die Wahrheit.“ (dazu auch 1Joh 5,8; Joh 19,34). Das Opferblut von Jesus dient zur Sühnung, zur Vergebung der Sünden und damit zur Rettung (1Joh 1,9-2,1f). Aber für die, welche Blut vergießen, dient es zur Strafe (Vergeltung), sie müssen es sozusagen trinken / auskosten (1Mose 4,10f; 9,5; Lk 11,51; Offb 16,6).
Wofür steht Gras im übertragenen Sinne?
„Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist auf der Erde. Und es geschah so.“ (1Mose 1,11-12.29). Doch die Fruchtbarkeit dieser Gewächse knüpfte Gott an Bedingungen (3Mose 26,1-20). Gras und Bäume haben neben ihrer natürlichen Bestimmung auch Bedeutung im übertragenen Sinne. Hier einige davon:
- Es steht für die Vielzahl alles Lebendigen, auch der Menschen: Hi 5,25; Ps 72,16; Jes 44,4).
- Es steht auch für die Vergänglichkeit alles Fleisches: Jes 40,6-7: „Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk!“ (vgl. dazu auch 1Petr 1,24-25; Jak 1,10; 2Kön 19,26; Hi 8,12; Ps 90,5; 102,5).
- Es steht für die Vergänglichkeit der gottlosen: „Die Gottlosen grünen wie das Gras, / und die Übeltäter blühen alle – nur um vertilgt zu werden für immer!“ (Ps 92,8; 129,6; Jes 37,27; Jak 1,11). Und die Vegetation wird vernichtet werden wegen der Gottlosigkeit der Menschen: (Jer 12,4). Und dies hat Auswirkungen nicht nur auf die Tierwelt, sondern letztlich auch auf den Menschen.
Wofür stehen Bäume im übertragenen Sinne?
Gott unterscheidet zwischen Bäumen, welche essbare Früchte tragen und den übrigen Bäumen des Feldes (5Mose 20,19-20).
- Menschen im Vergleich mit Bäumen: (Ri 9,7-15: Ölbaum, Feigenbaum, Weinstock).
- Jes 7,2: Menschen mit ängstlichen Herzen gleichen rauschenden Bäumen im Walde).
- Jes 61,3: „dass sie genannt werden »Bäume der Gerechtigkeit“.
- Hes 17,24: „Und alle Bäume auf dem Felde sollen erkennen, dass ich der HERR bin: Ich erniedrige den hohen Baum und erhöhe den niedrigen; ich lasse den grünen Baum verdorren und den dürren Baum lasse ich grünen. Ich, der HERR, rede es und tue es auch.“
Weitere Stellen, in denen Menschen mit Bäumen verglichen werden: Hes 21,3; 30,5-9.
Fragen zum Nachdenken
Wo und wie gab es Gottesgerichte mit Hagel und Feuer mit Blut vermischt sowohl im natürlichen als auch im übertragenen Sinne auf Menschen bezogen? Können wir die Vulkanausbrüche dazu zählen? Und wie ist es mit den Waldbränden, die es auch schon früher gab und die in den letzten Jahrzehnten vermehrt auftreten, leider auch oft durch menschliches Versagen und Habgier. Und wieviel Brandstiftung geschieht unter Menschen durch die Zunge, wenn sie von der Hölle entzündet ist (Jak 3,5). Die Auswirkungen sind in jeder Hinsicht verheerend.
Da die Zeit noch nicht abgelaufen ist, kann noch vieles erwartet werden, bleiben wir deswegen wachsam und achten auf die Zeichen der Zeit!
3.2 Und der zweite Engel posaunte und ein feuerflammender Berg fiel ins Meer
Der Text unter der zweiten Posaune lautet: „Und der zweite Engel posaunte: Und etwas wie ein großer feuerflammender Berg wurde ins Meer geworfen; und der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut. Und es starb der dritte Teil der Geschöpfe im Meer, die Leben hatten, und der dritte Teil der Schiffe wurde zerstört.“ (Offb 8,8-9).
Auf den ersten Blick erinnert solch ein feuerflammender Berg an einen der gewaltigen Vulkanausbrüche der Geschichte, den Vesuv im Jahre 79 n.Chr. worüber die Leser der Offenbarung durchaus informiert sein konnten. Bei diesem gewaltigen Naturereignis wurden die beiden Städte Herkulanum und Pompeji verbrannt und verschüttet. Die abfließende Lava löste im Golf von Neapel einen Tsunami aus, bei dem viele Schiffe zerstört wurden und Fische im Meer starben. Und in den darauf folgenden Jahrhunderten gab es hunderte weitere große Erdbeben mit gewaltigen Vulkanausbrüchen, welche große Zerstörungen an Land, im Meer und auch an Menschen angerichtet haben. Auf unserem Planeten werden mehr als 1500 aktive Vulkane gezählt, von denen jährlich etwa 50 ausbrechen. Viele von diesen befinden sich in Meeresnähe. Hier eine unvollständige Liste :1815: Tambora;1883: Krakatau;1902-1929: Mount Pele; 1944: Vesuv; 1991: Pinatobu; 2022: Der Unterwasservulkan auf Tonga.
Die Auswirkung, welche durch diesen Berg im Text verursacht wurde ist enorm, ein Drittel der lebendigen Kreaturen und der Schiffe im Meer wurde vernichtet, bzw. zerstört.
Laut einer vorsichtigen Berechnung der Unterwasserforscher liegen auf dem Grund der Weltmeere ungefähr 3 Millionen kleinere und größere Schiffe mit einem unermesslichen Wert an materiellen Gütern. Dadurch starben auch unzählig viele Menschen. Dass der Fischbestand in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen ist, bezweifelt heute niemand .
Im Text heißt es: „wie ein großer Berg mit Feuer brennend stürzte ins Meer“. Dieser Berg fiel nicht vom Himmel, wie es bei dem dritten Posaunengericht ein Stern tut. Aber das vergleichende „etwa wie ein Berg“, macht jedoch deutlich, dass es hier nicht um einen buchstäblichen Berg geht. Es kann sich daher um eine irdische Machtgröße handeln, welche gewaltige Einschnitte in dem Völkermeer verursacht. Wo in der Schrift wird ein Ereignis beschrieben, welches beispielhaft mit einem herabstürzenden Bergverglichen wird?
So sagte der Herr durch Jeremia: „Du Babel, bist mein Hammer, meine Kriegswaffe; durch dich zerschmettere ich Völker und zerstöre Königreiche. 21 Durch dich zerschmettere ich Rosse und Reiter, Wagen und Fahrer. 22 Durch dich zerschmettere ich Männer und Frauen, Alte und Junge, Jünglinge und Jungfrauen. 23 Durch dich zerschmettere ich Hirten und Herden, Bauern und Gespanne und Fürsten und Herren. 24 Aber nun will ich Babel und allen Bewohnern von Chaldäa vergelten alle ihre Bosheit, die sie an Zion begangen haben, vor euren Augen, spricht der HERR. 25 Siehe, ich will an dich, du Berg des Verderbens, der du Verderben gebracht hast über alle Welt, spricht der HERR. Ich will meine Hand wider dich ausstrecken und dich von den Felsen herabwälzen und will einen verbrannten Berg aus dir machen, 26 dass man weder Ecksteine noch Grundsteine aus dir nehmen kann, sondern eine ewige Wüste sollst du sein, spricht der HERR.“ (Jer 51,20-26). Babylon insgesamt und besonders das Neubabylonische Reich, ist im biblischen Kontext ein Sinnbild der Weltmacht und Herrschaft auf Erden, auf das die nachfolgenden Reiche aufbauten (Dan 2,37ff; 4,17ff; 7,1-8; Offb 13,1ff; 17,18). Doch der irdische Glanz hielt nicht lange an. Der Inhalt der Worte aus dem obigen Zitat begann sich zu erfüllen im Jahre 539 v.Chr. und diese Weltmacht versank in der Geschichte. Babylon wird mit einem Berg des Verderbens verglichen, weil es Verderben anrichtete und am Ende von Gott ins Verderben gestürzt wurde. Am Ende wird diese Unheil anrichtende Machtgröße selbst im Meer versenkt werden (Offb 18,21ff).
Bedeutung und Deutung von Meereslebewesen und Schiffen
Schiffe kommen in der Bibel 56 Mal (Boote 51 Mal) vor und stehen für Handel, Personentransport, Kriegsführung und Fischerei.
- Schiffe für Handel und Personentransporte: 1Kön 9,26-27; 1Kön 10,11; 2Chr 8,18; 9,21; Hes 27,9; Offb 18,19; Apg 13,4; 16,26; 21,3; 27,10.37). Aktuell befahren tausende Schiffe die Weltmeere und befördern Menschen und Wahren in unermesslichen Umfang. Etwa 80 Prozent des weltweiten Handels verläuft über das Meer. Immer wieder kommt es auch dabei zu Katastrophen und Verlusten an Waren und Menschen. Harter Konkurrenzkampf, Machtstreben, aber auch Habgier, sind Gründe für Schaden in der Schöpfung und auch am Menschen.
- Kriegsführung mit Hilfe der Schiffe: (Hi 9,26; 4Mose 24,24; Dan 11,30). Die Geschichte kennt unzählige Kriegshandlungen durch Flottenverbände. Und besonders in den letzten Jahrhunderten nahmen die Kriegshandlungen auf dem Meer zu mit entsprechenden dramatischen Folgen.
- Schiffe kommen in Gefahr, werden zerstört oder vernichtet wegen dem Übermut und Ungehorsam der Menschen: Ps 48,9; 2Chr 20,36-37; Jona 1,3-5; Offb 8,9; 18,19). Hier ist besonders der Aspekt betont, dass Gottmenschliches Unternehmen wegen ihres Übermuts und Stolzes dahingibt. Auch dazu gibt es in neuerer Zeit zahlreiche Beispiele.
- Schiffe (Boote) für Fischerei und Personenbeförderung (Mt 4,21-22; 8,23-24; Joh 6,22).
Fische im natürlichen und übertragenem Sinne
Das Fischsterben in Ägypten war ein spürbarer Einschnitt in die Versorgung der Menschen des Landes: „Darum spricht der HERR: Daran sollst du erfahren, dass ich der HERR bin: Siehe, ich will mit dem Stabe, den ich in meiner Hand habe, auf das Wasser schlagen, das im Nil ist, und es soll in Blut verwandelt werden. 18 Die Fische im Strom werden sterben, und der Strom wird stinken. Und die Ägypter wird es ekeln, das Wasser aus dem Nil zu trinken.“ (2Mose 7,17-18). Fische aus dem Nil bildeten einen wertvollen Anteil an der Versorgung der Bevölkerung des Landes. Die Evangelien bestätigen den erheblichen Versorgungsanteil aus dem Meer in Israel zur Zeit von Jesus. Auch heute machen Fische einen erheblichen Teil der Nahrungsmittel für Menschen aus.
Fazit: Durch den Eingriff in diesen Bereich wird den Menschen ein Drittel ihrer Lebensgrundlage weggenommen.
Demgegenüber gibt es in Hesekiel 29,3-9 einen ungewöhnlichen Vergleich zwischen den Lebewesen des Nil und dem Pharao samt seinem Volk. „Rede und sprich: : „So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an dich, Pharao, du König von Ägypten, du großer Drache, der in seinem Strom liegt und spricht: »Der Nil ist mein und ich habe ihn mir gemacht.« 4 Aber ich will dir Haken ins Maul legen und die Fische in deinem Strom an deine Schuppen hängen und will dich aus deinem Strom herausziehen samt allen Fischen in deinem Strom, die an deinen Schuppen hängen. 5 Ich will dich und alle Fische aus deinem Strom in die Wüste werfen; du wirst aufs Land fallen und nicht wieder aufgelesen und gesammelt werden, sondern ich gebe dich den Tieren auf dem Land und den Vögeln des Himmels zum Fraß. 6 Und alle, die in Ägypten wohnen, sollen erfahren, dass ich der HERR bin. Weil du dem Hause Israel ein Rohrstab gewesen bist – 7 wenn sie dich mit der Hand anfassten, so brachst du und stachst sie in die Seite; und wenn sie sich auf dich lehnten, so brachst du entzwei und alle Hüften wankten –, 8 darum, so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will das Schwert über dich kommen lassen und Menschen und Vieh in dir ausrotten. 9 Und Ägyptenland soll zur Wüste und Öde werden, und sie sollen erfahren, dass ich der HERR bin.“
Ja, die Lebewesen im Wasser können durchaus als Anschauungsmaterial für Menschen in Betracht gezogen werden, wie auch das Gleichnis vom Schleppnetz deutlich macht. So sagte Jesus: „Wiederum gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen wurde und Fische aller Art fing. 48 Als es voll war, zogen sie es heraus an das Ufer, setzten sich und lasen die guten in Gefäße zusammen, aber die schlechten warfen sie weg. 49 So wird es auch am Ende der Welt gehen: Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden 50 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappern. 51 Habt ihr das alles verstanden?“ (Mt 13,47-51).
Was ist hier mit dem Blut gemeint?
Zunächst erinnert es uns an das Strafgericht Gottes in Ägyptenland 2Mose 7,19-21: Und der HERR sprach zu Mose: Sage Aaron: Nimm deinen Stab und recke deine Hand aus über die Wasser in Ägypten, über ihre Ströme und Kanäle und Sümpfe und über alle Wasserstellen, dass sie zu Blut werden, und es sei Blut in ganz Ägyptenland, selbst in den hölzernen und steinernen Gefäßen. Und die Fische im Strom starben und der Strom wurde stinkend, sodass die Ägypter das Wasser aus dem Nil nicht trinken konnten; und es war Blut in ganz Ägyptenland.“ (vgl. mit Ps 78,44). Besteht zwischen diesem Strafgericht und der Tötung der Knaben der Israeliten ein Zusammenhang? So lautete die Anordnung des Pharao: „die Töchter lasst leben aber die Knaben werft in den Nil“ (2Mose 1,22). Dadurch haben die Ägypter unschuldiges Blut vergossen und nun wird ihr Trinkwasser zu Blut. Zu diesem Themenbereich gibt es deutliche Parallelen im Text der Zornesschalen aus Offenbarung 16,1-9: „Und der zweite goss aus seine Schale ins Meer; und es wurde zu Blut wie von einem Toten, und alle lebendigen Wesen im Meer starben.“ (Offb 16,3). Während es bei den Posaunengerichten nur der dritte Teil zu Schaden kam, ist hier die totale Vernichtung die Folge durch das Schalengericht Gottes. In dem dritten Zorngericht gibt es eine Erklärung zum Blut (Offb 16,4-7: „Und der dritte goss aus seine Schale in die Wasserströme und in die Wasserquellen; und es wurde Blut. 5 Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Gerecht bist du, der du bist und der du warst, du Heiliger, dass du dieses Urteil gesprochen hast; 6 denn sie haben das Blut der Heiligen und der Propheten vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; sie sind’s wert. 7 Und ich hörte den Altar sagen: Ja, Herr, allmächtiger Gott, deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht.“
Gott vergilt mit dem, was sie vergossen haben, sie müssen auskosten, erleiden, was es heißt Menschen das Leben zu nehmen. Dies sieht nach einem göttlichen Prinzip aus, denn was der Mensch sät, wird er ernten (Gal 6,7). Wer das Schwert nimmt, kommt durchs Schwert um (Mt 26,52). In diesem Sinne könnte auch die Vergeltungsaktion an den Menschen aus Offb 8,7 gedeutet werden. Weitere Stellen zu dieser Vergeltung, welche denen droht, die Blut vergießen: (1Mose 9,5-6; 41,22; Jos 2,19; 1Kön 2,33; 2Kön 9,7; Mt 27,25).
Jesus sagte der bösen Menschenart in Israel: „auf dass über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, vom Blut Abels, des Gerechten, bis zum Blut Secharjas, des Sohnes Berechjas, den ihr getötet habt zwischen Tempel und Altar.“ (Mt 23,35; „Ja, ich sage euch: Es wird gefordert werden von diesem Geschlecht (dieser Art).“ (Lk 11,51).
Sowohl die Erde, das Meer und die Flüsse sind von Blut getränkt und dies wird der gerechte Richter von den Verantwortlichen fordern. Zu allen Zeiten ist Blut vergossen worden auf dieser Erde (im Meer) doch das Maß des Blutes welches im 20. Jh. vergossen wurde, übertraf alles bis dahin geschehene. Aber was letztlich die Deutung dieses Posaunengerichtes im Detail betrifft und was in der Zukunft noch aussteht oder in welchem Zeitraum es sich erfüllt, darüber ist vorerst Zurückhaltung angebracht. Schauen wir uns zunächst die weiteren Posaunengerichte an.
3.3 Und der dritte Engel posaunte und es fiel vom Himmel ein großer Stern
So heißt es weiter im Text: „Und der dritte Engel posaunte: Und es fiel vom Himmel ein großer Stern, brennend wie eine Fackel, und er fiel auf den dritten Teil der Ströme und auf die Wasserquellen. 11 Und der Name des Sternes heißt „Wermut“; und der dritte Teil der Wasser wurde zu Wermut, und viele der Menschen starben von den Wassern, weil sie bitter gemacht waren.“ (Offb 8,10-11).
Was versinnbildlicht dieser große Stern brennend wie eine Fackel? Die aufleuchtenden Lichtpunkte (auch als Sternschnuppen bekannt) am nächtlichen Himmel beim Aufstiegt zum Sinai waren Gesteinsbrocken, welche in der Erdatmosphäre verglühten. Doch Asteroiden von größerem Umfang können die Erde erreichen. Und bei solchen Einschlägen entsteht großer Schaden an der Natur und auch an Menschen. Man denke da an den Asteroiden, der am 15. März 2013 über der Stadt Tscheljabinsk (im südlichen Ural) in etwa 30 km Höhe explodierte und durch die gewaltige Druckwelle viel Schaden entstanden war. Aber, ist in dem Text solch ein Naturphänomen gemeint?
Hier brennt der Stern wie eine Fackel, dazu wird präzisiert, dass dieser Stern vom Himmel herab auf den dritten Teil der Flüsse und Wasserquellen fiel. Es handelt sich um eine gezielte Einschränkung der Trinkwasservorräte, die für die Menschen lebenswichtig sind.
Dass die vielen Wasserströme auf unserem Planeten verschmutzt sind und gesundheitliche Schäden bei Menschen verursachen ist deutlich zu beobachten. Doch einen Stern (Asteroiden) in der Größe, Intensität und Präzision, der den dritten Teil der Quellen auf unserem Planeten vergiftet hätte, gab es noch nicht und ist schwer vorstellbar.
Wenn in der Schrift von fallenden Sternen die Rede ist, dann ist Unheil im Verzug. In der Offenbarung gibt es an zwei Stellen fallende Sterne: „Sterne fielen auf die Erde wie wenn ein Feigenbaum, der seine Feigen abwirft“ (Offb 6,13). Hier handelt es sich bereits um das Weltgericht. Der andere Text handelt von einem gefallenen Stern, der im Rahmen der fünften Posaune eine bestimmte Funktion zu erfüllen hat und dadurch Unheil über bestimmte Menschen kommt (Offb 9,1ff).
Der Stern in Offb 8,10-11 wird Wermut genannt. Wermut ist eine Pflanze, deren bittere Substanz in kleineren Mengen in verschiedenen Bereichen verwendet wird. Doch enthält die Wermutpflanze auch eine Giftsubstanz `Thujon` die hoch dosiert für den Menschen lebensgefährlich ist. Darum wird sie auch mit Gift in Zusammenhang gebracht. Der gr. Begriff dazu ist `apsinthos`. Die Auswirkung davon war: Die Wasser wurden bitter, gr. `epikranth¢san`. Hier Texte zu Wermut und Bitterkeit im wörtlichen und auch übertragenem Sinne:
- 2Mose 15,23: „Da kamen sie nach Mara; aber sie konnten das Wasser von Mara nicht trinken, denn es war sehr bitter. Daher nannte man den Ort Mara.“ Der Kontext lässt den Schluss zu, dass der Genuss dieses Wassers zu Krankheiten geführt hätte. Die Lektion Gottes an das Volk ist sehr klar: „Wirst du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchen und tun, was recht ist vor ihm, und merken auf seine Gebote und halten alle seine Gesetze, so will ich dir keine der Krankheiten auferlegen, die ich den Ägyptern auferlegt habe; denn ich bin der Herr dein Arzt“ (2Mose 15,26-27).
- 5Mose 29,17: „Lasst ja nicht einen Mann oder eine Frau, ein Geschlecht oder einen Stamm unter euch sein, dessen Herz sich heute abwendet von dem HERRN, unserm Gott, dass jemand hingehe und diene den Göttern dieser Völker. Lasst unter euch nicht eine Wurzel aufwachsen, die da Gift und Wermut hervorbringt.“ Gift und Wermut sind hier als Bestandteile der Wermutpflanze im übertragenen Sinne gemeint. Und sie machen auch den Zusammenhang mit Götzendienst deutlich. Der Stamm Dan (aber auch Ephraim) hat wesentlichen Anteil an der Einführung des Götzendienstes in Israel mit gravierenden negativen Folgen auch für die nachfolgenden Generationen (Ri 17).
- Spr 5,3-4: „Denn die Lippen der fremden Frau sind süß wie Honigseim, und ihre Kehle ist glatter als Öl, hernach aber ist sie bitter wie Wermut und scharf wie ein zweischneidiges Schwert.“ Hier ist der Sinn eindeutig, es geht um die Verführung zur Unzucht mit all den bitteren Folgen.
- Amos 5,7: „die ihr das Recht in Wermut verwandelt und die Gerechtigkeit zu Boden gestoßen habt.“ Dann fügt er noch ein Bild hinzu: „Wer kann auf Felsen mit Rossen rennen oder mit Rindern das Meer pflügen?“ Doch ihr wandelt das Recht in Gift und die Frucht der Gerechtigkeit in Wermut.“ (Amos 6,12). Die Gesetzlosigkeit führt zur totalen Unvernunft. Und die Folgen bleiben nicht aus.
- Jer 9,14: „darum spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels: Siehe, ich will dies Volk mit Wermut speisen und mit Gift tränken.“ Ähnliches droht Gott auch den falschen Propheten an: „Darum spricht der HERR Zebaoth über die Propheten: Siehe, ich will sie mit Wermut speisen und mit Gift tränken; denn von den Propheten Jerusalems geht Ruchlosigkeit aus ins ganze Land.“ (Jer 23,15). Die Ruchlosigkeit der falschen Propheten ist gleich Wermut. Durch ihren Einfluss haben sie das Volk innerlich vergiftet. Und der Herr lässt sie ernten, was sie gesät haben.
Anmerkung: Doch auch die Gerechten müssen oft mit leiden wegen der Ungerechtigkeit der Gottlosen. So lesen wir in den Klageliedern Jeremias: „Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt und mit Wermut getränkt.“ (3,15). Oder: „Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Bitterkeit getränkt bin!“ (3,19). Der Prophet leidet mit, ohne selbst schuldig geworden zu sein. Das leiden wegen der Gerechtigkeit gehört zum Leben in der Nachfolge Jesu.
Auch bei dieser Plage war nur der dritte Teil der Flüsse und Wasserquellen betroffen. Sie wurden Bitter (giftig) gleich Wermut. Wenn wir zunächst an die ganz natürliche Verschmutzung der Trinkwasserreserven denken, stellen wir fest welch gravierende Auswirkungen dies auf die Menschen hat. Viele Menschen starben von den bitteren Wassern. Und diese Texte erhellen auch die symbolhafte Darstellung des dritten Posaunengerichtes. Die reinen Wasserquellen des lebendigen Wortes Gottes wurden und werden durch verschiedene und verderbliche Religionen und Ideologien vergiftet zum Schaden vieler Menschen. Und diese Vergiftung durch gravierende Irrlehren macht auch nicht Halt im christlichen Lager (Mt 7,15-17; 24,4-5; 1Tim 4,1ff; 2Thes 2,3ff; 1Joh 4,1-4). was ist erst, wenn bei dem Abfall vom wahren Glauben ihnen Gott die Kraft des Irrtums schickt (2Thes 2,11; Röm 1,24). Diese Teilgerichte gehen dem Endgericht voraus und daher können sie als Warnungen Gottes gesehen werden.
Anmerkung: Denkbar wäre daher auch, dass es sich bei dem Bild aus Offb 8,11-12 um Menschen in hoher Stellung handelt (Herrscherdynastien), welche ihrer Bestimmung und Berufung untreu geworden sind, wie im Falle des Königs (Dynastie) von Babylon. Dort lesen wir: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern!“ (Jes 14,12). Von dort ging Götzendienst und Hochmut aus, so dass durch sie viele Völker infiziert wurden. Ähnlich verhielt es sich auch mit dem König von Tyrus (Hes 28,14).
3.4 Und der vierte Engel posaunte und es wurde geschlagen der dritte Teil der Himmelskörper
Mit folgenden Worten wird das vierte Posaunengericht eingeleitet: „Und der vierte Engel posaunte: Und es wurde geschlagen der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, so dass der dritte Teil von ihnen verfinstert wurde und der Tag seinen dritten Teil kein Licht hatte und ebenso die Nacht.“ (Offb 8,12).
„Es wurde geschlagen“, der dritte Teil der himmlischen Leuchtkörper mit Finsternis. So etwas ist im natürlichen Sinne in der Geschichte noch nicht beobachtet worden. Auffallend ist bei diesem Posaunengericht, dass nichts konkretes über die Folgen solcher Verfinsterung gesagt wurde. Dies lässt Raum für verschiedene Überlegungen. Darum ist auch hier ein gehöriges Maß an Zurückhaltung bei dem Versuch einer Interpretation und Anwendung geboten. Die Himmelskörper schuf Gott ursprünglich zu bestimmten Zwecken: „Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht. Sie seien Zeichen für Zeiten, Tage und Jahre. und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war.“ (1Mose 1,14-18). Folgende Zweckbestimmung der Himmelskörper ist aus diesem Text erkennbar:
- Dass sie scheinen auf die Erde. Sie stehen im Bezug zu der Erde und sind auf diese ausgerichtet, nicht umgekehrt. Die Reihenfolge bei der Schöpfung unterstreicht dies zusätzlich. Die Erde ist in ihrer Funktion von den Leuchtkörpern abhängig. Was wären die natürlichen Folgen bei deren teilweisem Ausfall?
- Die da scheiden Tag und Nacht: Ihre Funktion ist unter anderem auch die Trennung von Licht und Finsternis. Was würde passieren, en diese Funktion eingeschränkt wird?
- Sie seien Zeichen für Zeiten (Festzeiten), Tage und Jahre: Was für Folgen hätte ein teilweiser Ausfall auf den Zeitenverlauf? Hat Gott nicht gesagt: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1Mose 8,22). Warum denn diese Einschränkung in der Offenbarung 8,12 und wie ist sie zu verstehen?
Es gibt eine gewisse Parallele in der vierten Zornesschale aus Kapitel 16,8 doch dort ist nur die Sonne erwähnt und zwar als sengende Hitze. Hier jedoch wird den Menschen etwas Wesentliches entzogen, wenn auch nur teilweise. Auf was bezieht sich das 1/3 Verfinsterung? Wir fragen, wo in der Schrift gibt es zu diesem Phänomen Parallelen oder ähnliche Erscheinungen?
- In der Zeit des Volkes Israel in Ägypten (2Mose 10,21ff). Die Plage der Finsternis dauerte drei Tage. Sie war partiell und erstreckte sich nur auf das Land Ägypten. Wissenschaftlich gibt es dazu keine Erklärung, auch nicht zu dem Bericht über die Tagesverlängerung durch das Wort von Josua (Jos 10,12; ähnliches geschah auch zur Zeit des Königs Hiskia Jes 38,8).
- In der Zeit und im Zusammenhang mit dem Sterben von Jesus trat eine Finsternis ein über das Land für drei Stunden (Mt 27,45; Mk 15,33; Lk 23,44-45). War es eine partielle Finsternis und wie umfassend ist in diesem Text der Begriff Land gemeint? Man bedenke, dass eine totale Sonnenfinsternis nur wenige Minuten dauert, bei der ein relativ schmaler Landstrich verfinstert wird.
- In der Voraussage von Jesus: „Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres“ (Lk 21,25). Diese angekündigten Zeichen könnten im Zusammenhang der Geschehnisse aus Offb 8,12; 16,8 stehen. Doch diese Zeichen sind noch nicht das totale und endgültige Erlöschen aller Himmelskörper, wovon Jesus erst in Lk 21,26-27 spricht (dazu auch Mt 24,29; Mk 13,24). Und Jesus ermutigt seine Jünger, auf die Zeichen der Zeit zu achten. Im Falle einer wörtlichen Deutung läge die Erfüllung noch in der Zukunft.
Gibt es in der Schrift Hinweise, nach denen das Phänomen mit der Verfinsterung der Himmelskörper im übertragenen Sinne gemeint ist?
- Amos 8,9: „Zur selben Zeit werde ich die Sonne am Mittag untergehen und das Land am hellen Tage finster werden lassen.“ Auf wen ist es bezogen und was bedeutet dies? Auf den ersten Blick passt doch dieser Wortlaut (zumindest teilweise) auf die Finsternis zur Zeit der Kreuzigung von Jesus, die am Mittag auftrat und drei Stunden dauerte. Doch der Kontext gibt die Erklärung zu dieser Strafandrohung Gottes über das Nordreich Israel. Im Jahre 722/721 wurde das Nordreich durch die Assyrer besiegt und in die Gefangenschaft weggeführt. Damit ging die Existenz des Nordreiches zu Ende.
- Hes 32,7-8: „Und wenn du ganz dahin bist, so will ich den Himmel verhüllen und seine Sterne verfinstern und die Sonne mit Wolken überziehen, und der Mond soll nicht scheinen. Alle Lichter am Himmel lasse ich über dir dunkel werden und bringe eine Finsternis über dein Land, spricht Gott der HERR.“ In dieser Prophetie , welche gegen Ägypten gerichtet wurde, liegt auch eine Erinnerung an die Finsternis, die sich über drei Tage hinzog (2Mose 10,22). Der Kontext des gesamten Kapitels spricht vom Untergang Ägyptens.
- Micha 3,6 „Darum kommt Nacht über euch statt Gesicht und Finsternis statt Wahrsagung. Die Sonne soll über den Propheten untergehen und der Tag über ihnen finster werden.“ Auch hier macht der Kontext deutlich, was mit der Verfinsterung gemeint ist. Wegen der Bosheit und Gesetzlosigkeit der falschen Propheten, der Richter und Priester, kommt das Gericht über sie mit Verfinsterung der Sinne.
- Jer 15,9: „Die sieben Kinder hatte, welkte dahin; sie hauchte ihr Leben aus. Ihre Sonne ging unter am hellen Tag; sie fiel in Schande und Schmach. Und was von ihnen übrig ist, will ich dem Schwert hingeben vor ihren Feinden, spricht der HERR.“ Auch hier hat der Herr beschlossen, das Gericht über Juda kommen zu lassen mit all den schrecklichen Folgen.
- Dem gegenüber gibt Gott den Gerechten die Verheißung: „Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln.“ (Mal 3,20).
- Jesus zitiert aus Jesaja 6,9-10: „er hat ihre Augen verblendet“ (Joh 12,40); Röm 1,20-21: Darum hat Gott sie auch hingegeben“; Eph 4,18: „Ihr Verstand ist verfinstert, und sie sind entfremdet dem Leben, das aus Gott ist“.
- 2Thess 2,11: „Und darum sendet ihnen Gott die Macht der Verführung, dass sie der Lüge glauben“.
Geistliches / göttliches Licht wird entzogen, dadurch breitet sich geistige Finsternis mehr aus. Erkenntnis und Unterscheidungsvermögen wird eingeschränkt, dadurch breitet sich die Gesetzlosigkeit aus mit entsprechenden gravierenden Folgen.
Vorläufige Überlegung: Die bildhaften Darstellungen geben zwar Raum für Deutungen auf verschiedenen Ebenen, doch eines Tages werden die Himmelskörper buchstäblich erlöschen. Und ob dies plötzlich oder in Etappen geschehen wird, darüber bestimmt der Schöpfer.
Überleitung zu den letzten drei Posaunengerichten
Nun bekommt Johannes eine Vision zu sehen mit einer akustischen Nachricht, die in ihrem Wortlaut einmalig ist: „Und ich sah: Und ich hörte einen Adler hoch oben am Himmel fliegen und mit lauter Stimme sagen: Wehe, wehe, wehe denen, die auf der Erde wohnen, wegen der übrigen Stimmen der Posaune der drei Engel, die posaunen werden!“ (Offb 8,13).
Johannes sieht und hört, er hat eine Audiovision. Aber wen versinnbildlicht der Adler, der hoch am Himmel fliegt? Warum kündigt er noch drei Wehen an?
Anmerkung: Es handelt sich durchaus um einen himmlischen Boten, daher übersetzen Einige gleich mit Engel. Doch macht es Sinn über die Charakterzüge, Verhaltensweisen und Fähigkeiten dieses großartigen Vogels nachzudenken. Der griechische Begriff `aetos` wird auch für den Geier verwendet (Micha 1,16; Lk 17,37). Daher ist es wichtig den Kontext zu beachten. Die Übersetzung `Adler` ist an dieser Stelle zutreffend. Bereits durch die Beschreibung in Offb 4,7 „das vierte Lebewesen glich einem fliegenden Adler“ haben wir ein positives Bild von Adlern bekommen (lies dazu auch Hes 1,10 aber auch Ps 103,5; 5Mose 32,11; Jes 40,31). Doch er wird auch angeführt, um die Schnelligkeit eines Gerichtes zu veranschaulichen (5Mose 28,49; Jes 46,11; Jer 48,40). Ein Adler hat die Fähigkeit aus großer Höhe Bewegungen auf der Erde wahrzunehmen. Dieser Adler hat von seiner Höhe aus guten Überblick über kommende Ereignisse auf Erden. Und er spricht drei Weherufe aus. Dieses dreimalige Wehe ist einmalig in der Bibel. Es ist ein klarer Hinweis auf die drei folgenden Posaunengerichte. Diese Wehe-Rufe künden Schlimmeres an als bis jetzt geschehen war. Wehe-Rufe kommen mehr als 200 Mal vor in der Schrift, sie sind also nichts neues, sie wurden bereits in verschiedenen Situationen zur Zeit des Alten Testaments ausgesprochen. Sie sind vielseitig in ihren Inhalten. Doch wenn sie von Gott ausgesprochen werden, sind sie Ausdruck seines Missfallens über das sündige Verhalten der Menschen, verbunden mit einer offensichtlichen Androhung der Vergeltung durch vorläufiges oder auch Endgericht. Hier einige Stellen: Jes 1,4.24; 3,9-11; 66,4; Jer 50,27; Hes 6,11; 24,6. Sie erinnern uns auch an die Wehe-Rufe von Jesus:
- über die Reichen, Lachenden und Satten aussprach (Lk 6,24-25).
- damals Gericht über die unbußfertigen Städte voraussagte (Mt 10,15; 11,21).
- Über die Menschen, welche anderen einen Fallstrick legen (Lk 17,1).
- Oder an die sieben Wehe-Rufe über die theologische Elite Israels (Mt 23,13-29).
- Ebenso über den Verräter Judas (Mt 26,24).
- Jesus sagt Wehe und große Not voraus für das jüdische Volk während der Belagerung von Jerusalem und danach (Lk 21,20-24).
- Es erinnert uns auch an die Endzeitreden von Jesus als er vom Anfang der Wehen (Geburtswehen) spricht (Mt 24,8; Mk 13,8).
- Doch auch die Apostel sprachen von Wehen über bestimmte Menschen oder Gruppen von Menschen (Jak 1,11; 1Tim 6,10). Weitere Stellen in der Offb: 12,12; 16,10.16.
Aufschlussreich ist die Aussage des Petrus in 1Petr 4,17: „Denn die Zeit ist da, dass das Gericht beginnt bei dem Hause Gottes. Wenn aber zuerst bei uns, was wird es für ein Ende nehmen mit denen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben?“
Und die Wehe-Rufe des Adlers in Offb 8,13 künden schwere Zeiten an, welche über die Menschen kommen werden die auf Erden wohnen. Offensichtlich ist, dass bei den meisten Wehe-Rufen es sich nur um die Menschen handelt, welche sich gegen Gott auflehnen. Ausdrücklich heißt es hier, dass die Menschen betroffen sein werden, welche `auf der Erde wohnen`. Diese Formulierung kommt in der Offenbarung zwölf Mal vor und dabei sind in elf Stellen immer nur die Menschen gemeint, welche sich gegen Gott auflehnen, bzw. deren Bürgertum nur hier auf Erden ist. Es geht um die Menschen, welche keinen Anteil haben am Bürgerrecht im Himmel, im Gegensatz zu den Gläubigen an Jesus Christus (Lk 10,20; Kol 1,13; 3,1; Phil 3,20; 4,3; Eph 2,12). Hier die Auflistung der Texte über Menschen „die auf Erden wohnen“:
- Offb 3,10:„Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen.“
- Offb 6,10: „Und sie schrien mit großer Stimme: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?“
- Offb 11,10: „Und die auf Erden wohnen, freuen sich darüber und sind fröhlich und werden einander Geschenke senden; denn diese zwei Propheten hatten gequält, die auf Erden wohnten.“
- Offb 13,8: „Und alle, die auf Erden wohnen, werden ihn anbeten, alle, deren Namen nicht vom Anfang der Welt an geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes, das geschlachtet ist.“
- Offb 13,12: „Und es übt alle Macht des ersten Tieres aus vor seinen Augen und es macht, dass die Erde und die darauf wohnen, das erste Tier anbeten, dessen tödliche Wunde heil geworden war.“
- Offb 13,14: „und es verführt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen, die zu tun vor den Augen des Tieres ihm Macht gegeben ist; und sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war.“
- Offb 14,6: „Und ich sah einen andern Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern.“ Bei dieser Aussage ist es nicht eindeutig, ob es nur um Ungläubige geht.
- Offb 17,2: „mit der die Könige auf Erden Hurerei getrieben haben; und die auf Erden wohnen, sind betrunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei.“
- Offb 17,8: „Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist jetzt nicht und wird wieder aufsteigen aus dem Abgrund und in die Verdammnis fahren. Und es werden sich wundern, die auf Erden wohnen, deren Name nicht geschrieben steht im Buch des Lebens vom Anfang der Welt an, wenn sie das Tier sehen, dass es gewesen ist und jetzt nicht ist und wieder sein wird.“
Im Kontext dieser Aussagen kann auch die Formulierung „die auf Erden wohnen“ in Offb 8,13 verstanden werden.
Weitere Stellen: Jer 44,8; Zef 1,18; Mal 3,18. Dass dabei auch die Knechte Gottes mit leiden, haben wir bereits festgestellt, allerdings gereicht es ihnen zur Bewährung und sie werden geistlich gesehen in diesen Situationen von Gott bewahrt (Offb 3,10; 2Petr 2,9; Lk 22,31-32).
Dass die drei letzten Wehen (Gerichte) durch einen himmlischen Boten, der in Gestalt eines Raubvogels (Adler) angekündigt werden, ist nicht zufällig, sondern es hat zu tun mit denen, gegen die die Posaunen sprechen werden (eine andere Botschaft hat der fliegende Engel in Offb 14,6).
3.5 Der fünfte Engel posaunte: Das erste Wehe
Das fünfte Posaunengericht ist deutlich vom vierten (den ersten vier) abgesetzt, denn mit ihm beginnen die drei letzten Wehen, welche in Offb 8,13 angekündigt wurden. Während die ersten vier Posaunengerichte sich vorrangig auf die materielle Schöpfung beziehen mit entsprechenden Auswirkungen für alle Menschen auch im übertragenen Sinne, wird das folgende Wehe (alle drei Wehen) nur über Menschen kommen, die nicht versiegelt sind. Der Text, welcher den Inhalt der fünften Posaune beschreibt ist umfangreich, inhaltsvoll, er hört sich geheimnisvoll und dramatisch an:
„Und der fünfte Engel posaunte: Und ich sah einen Stern⟨, der⟩ vom Himmel auf die Erde gefallen ⟨war⟩; und es wurde ihm der Schlüssel zum Schlund des Abgrundes gegeben. Und er öffnete den Schlund des Abgrundes; und ein Rauch stieg auf aus dem Schlund wie der Rauch eines großen Ofens, und die Sonne und die Luft wurden von dem Rauch des Schlundes verfinstert. 3 Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor auf die Erde, und es wurde ihnen Macht gegeben, wie die Skorpione der Erde Macht haben. Und es wurde ihnen gesagt, dass sie nicht dem Gras der Erde, auch nicht irgendetwas Grünem, auch nicht irgendeinem Baum Schaden zufügen sollten, sondern den Menschen, die nicht das Siegel Gottes an den Stirnen haben. 5 Und es wurde ihnen der Befehl⟩ gegeben, dass sie sie nicht töteten, sondern dass sie fünf Monate gequält würden; und ihre Qual war die Qual eines Skorpions, wenn er einen Menschen sticht.“ (Offb 9,1-5).
Aus dem Text ergeben sich Fragen, anhand derer wir nach Antworten suchen wollen.
3.5.1 Erste Frage: Wer oder was verbirgt sich hinter dem Stern?
Der Text dazu lautet: „Und ich sah einen Stern⟨, der⟩ vom Himmel auf die Erde gefallen ⟨war⟩; und es wurde ihm der Schlüssel zum Schlund (Brunnen) des Abgrundes gegeben. Und er öffnete den Schlund des Abgrundes; und ein Rauch stieg auf aus dem Schlund wie der Rauch eines großen Ofens, und die Sonne und die Luft wurden von dem Rauch des Schlundes verfinstert.“ (Offb 9,1-2).
Zunächst stellen wir fest, was oder wer hinter dem Bild vom gefallenen Stern nicht gemeint sein kann, nach einer Art Ausschlussverfahrens:
- Es kann sich nicht um einen buchstäblichen Himmelskörper (etwa einen Asteroiden oder Meteoriten) handeln, der in die Erde einschlägt, eine gewaltige Explosion auslöst ohne dabei die Vegetation zu beschädigen, denn dies wäre ja gerade eine der Folgen von solch einem Einschlag. Dazu wird diesem Stern eine machtvolle und von Vernunft begleitete Handlung zugeschrieben.
- Es ist auch unwahrscheinlich, dass es sich um einen heiligen Engel handeln würde, denn in den Texten in denen von heiligen Engeln die Rede ist heißt es nicht, dass sie gefallen sind, sondern sie steigen herab (Offb 10,1; 18,1; 20,1), sie werden gesandt (Offb 1,1; 22,6.16; Lk 1,19; 1,26; Apg 12,11), sie erscheinen (Lk 22,43; Mt 28,2), manchmal fliegen sie (Offb 8,13; 14,6; Jes 6,6; Dan 9,21).
- Sterne stehen gelegentlich für Könige, die von der Höhe ihrer Macht gestürzt wurden. So heißt es vom König von Babel: „Wie bist du vom Himmel gefallen du schöner Morgenstern“ (Jes 14,11-12). Ähnlich auch vom König von Tyrus: „Du warst ein schirmender Cherub“ (Hes 28,14-16). In gewissem Sinne spiegelt sich hinter dem Sturz dieser bedeutenden Könige (Dynastien) des Altertums der Sturz Satans.
- Jesus sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz (Lk 10,18). Dies bestätigen auch Judas und Petrus. Der Fall der Engel erfolgte, weil sie zu ihrer Zeit ihren hohen Stand verlassen haben (Judas 1,6). Diese Engel wurden wegen ihrer Sünde von Gott mit Fesseln in die Finsternis verstoßen (2Petr 2,24).
Doch Jesus kündigte einen Hinauswurf Satans an, wenige Tage vor seinem Leiden mit den Worten: „Nun wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden nach draußen.“ (Joh 12,31). Und der Heilige Geist wird bei seinem Kommen bezeugen, dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist (Joh 16,11).
Nach Offb 12,9 wurde der Drache (Teufel und Satan) aus dem himmlischen Bereich hinaus und auf die Erde hinabgeworfen. Wir können davon ausgehen, dass es zum Zeitpunkt der Erhöhung des Christus zum Vater auf den Thron, im himmlischen Bereich keine bösen Engel mehr gab bzw. der Ankläger keinen Zutritt mehr hatte (Offb 12,7-10).
Das gr. Verb `πεπτωκότα – peptökota – gefallen seiend` (Elbfelder Üs.: gefallen war) ist ein Partizip und steht im Aorist. Die Tatsache seines Falls wird ohne eine Zeitform zu nennen, unterstrichen und dieser gefallene Zustand hält an. Dies könnte auch bedeuten, dass ihm der Schlüssel (Macht) zum Abgrund zu einem Zeitpunkt gegeben wurde, nachdem sein Fall längst vollzogen war. Bei dieser Überlegung muss man auch die Tatsache berücksichtigen, dass er selbst von einem himmlischen Boten mit einer großen Kette gebunden und für eintausend Jahre im Abgrund verschlossen wurde (Offb 20,1-3).
Diesem vom Himmel gefallenen Stern wird der Schlüssel des Abgrundes gegeben. Schlüssel steht für Macht, Doch diese Macht wurde ihm von einem Höherem gegeben. Immer wieder heißt es im Buch der Offenbarung: `wurde gegeben, gegeben hat, er gab oder ich werde geben`, davon nur einmal ausdrücklich vom Drachen, der dem Tier seine Macht gab (Offb 13,2). Letztlich ist es Gott, der gibt, anordnet, zulässt, gewährt (Hiob 1,12; 2,6; Jes 46,11; Offb 3,9).
Von diesem gefallenen Stern heißt es: „Und er öffnete den Schlund (Brunnen) des Abgrundes; und ein Rauch stieg auf aus dem Schlund wie der Rauch eines großen Ofens, und die Sonne und die Luft wurden von dem Rauch des Schlundes verfinstert.“ (Offb 9,2).
Der gr. Begriff für Abgrund ist `ἄβυσσος – abyssos`. Außer in Offb 9,1-2 kommt dieser Begriff noch an folgenden Stellen vor:
- Offb 9,11: „sie hatten über sich einen König, den Engel des Abgrunds `abyssos`; sein Name heißt auf Hebräisch Abaddon, und auf Griechisch hat er den Namen Apollyon.“ Dieser Engel (König des Abgrunds), ist ebenfalls ein geheimnisvolles Wesen.
- Offb 11,7: „Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund `abyssos` aufsteigt, mit ihnen kämpfen und wird sie überwinden und wird sie töten.“ Es handelt sich wohl um das Tier aus Offenbarung 17,8 und 13,1.
- Offb 17,8: „Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist jetzt nicht und wird wieder aufsteigen aus dem Abgrund `abyssos` und in die Verdammnis fahren.“ Das Tier verschwindet und erscheint wieder für eine Zeit und fährt dann in die Verdammnis, ist also endgültig verurteilt (Offb 19,21).
- Offb 20,1-3: „Und ich sah einen Engel vom Himmel herabfahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund `abyssos` und eine große Kette in seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und der Satan, und fesselte ihn für tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund `abyssos` und verschloss ihn und setzte ein Siegel oben darauf, damit er die Völker nicht mehr verführen sollte, bis vollendet würden die tausend Jahre. Danach muss er losgelassen werden eine kleine Zeit.“
- Lk 8,31: „Und sie (die Dämonen) baten ihn, dass er ihnen nicht gebiete in den Abgrund `abyssos` zu fahren.“ Denn dort hätten sie Qualen erlitten anstatt selber andere zu quälen (Mt 8,29). Etwas anders wäre ihre Situation nach Mt 12,43 wonach sie eine weitere Wirkungsmöglichkeit gehabt hätten.
Doch dieser Abgrund scheint nicht identisch zu sein mit dem Hades (Totenreich), wo die Gottlosen nach ihrem Tod aufbewahrt werden (Lk 16,19-31). Es ist eher ein Ort von dem Wiederkehr möglich ist und zwar nach Gottes Zulassung entsprechend seinem Plan. Eine Art vorübergehende Verwahrung (oder Einschränkung) von gottfeindlichen Mächten in einem Gefängnis (Offb 20,3.7).
Die Bildersprache, welche hier verwendet wird, lässt uns zwar an die Formulierung aus 1Mose 19,28 denken “siehe, da ging ein Rauch auf vom Lande wie der Rauch von einem Ofen.“ So ein Schlund des Abgrunds lässt auch an das Innere der Erde denken mit der glühenden Magma und die Rauchsäulen nach dem Ausbruch, wobei die Luft verpestet und die Sonne verfinstert wird. Doch hier geht es eher um eine geistige Verpestung und Verdunkelung der Sinne bei Menschen. Im Gegensatz zu den ersten vier Gerichten, die alle von oben nach unten gerichtet sind, steigt der Rauch von unten herauf.
3.5.2 Zweite Frage: Auf was deutet die Heuschrecken-Plage hin?
Es heißt weiter im Text: „Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor auf die Erde, und es wurde ihnen Macht gegeben, wie die Skorpione der Erde Macht haben.“ (Offb 9,3).
Bereits der einleitende Satz „Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor auf die Erde “ lässt erkennen, dass es sich in der folgenden Schilderung nicht um natürliche Vorgänge handeln wird. Trotzdem machen wir zunächst eine Bestandsaufnahme über das Aufkommen von Heuschrecken, sowie deren Bestimmung im biblischen Kontext. Mehr als 30 Mal werden sie in der Bibel erwähnt. Nach den Speisevorschriften im Gesetz, waren Heuschrecken essbar und bei Johannes dem Täufer standen sie sogar auf dem Speiseplan (3Mose 11,22; Mk 1,6). Der Autor der Sprüche war fasziniert über die Ordnung bei so einem Heuschreckenschwarm (Spr 30,27). Ansonsten ist ihr Auftreten durch Zerstörung der Vegetation gekennzeichnet. Meistens werden sie von Gott als Strafgericht, bzw. als Mahnruf zur Umkehr eingesetzt. Das erste Mal werden sie im Zusammenhang der Gerichte in Ägypten beschrieben mit gravierenden Folgen (2Mose 10,1-19). Die Heuschrecken fraßen alles auf, was der Hagel übriggelassen hatte, alles Grüne und alle frischen Triebe an den Bäumen und alle übriggebliebenen Früchte auf den Bäumen.
Doch der Einsatz der Heuschrecken richtete sich nicht nur gegen die Feinde des Volkes Israel. In 5Mose 28,38 drohte der Herr im Falle von Götzendienst sichtliche Einschnitte in der Landwirtschaft an: “aber die Heuschrecken werden es abfressen“. Ähnlich auch in 2Chr 7,13: „Wen ich Heuschrecken kommen lasse“. Und in Amos 4,9 erinnert Gott das Volk: „ich plagte euch mit Heuschrecken“. In all den Fällen handelte es sich um natürliche Heuschreckenplagen als lokale Gerichte.
Die Bildersprache ist faszinierend und lenkt unsere Aufmerksamkeit zunächst auf das Äußere, den Heuschrecken werden Macht (Fähigkeiten) zugeschrieben, welche sie von Natur aus nicht besitzen. Diese Macht wird mit den Fähigkeiten von Skorpionen beschrieben. Es gibt sehr viele Skorpionen Arten und viele von ihnen sind für den Menschen sehr gefährlich. Das Gift ihrer Schwanzstachel ist oft tödlich, in den meisten Fällen jedoch sehr schmerzlich. Jährlich werden viele Hunderttausend Menschen von Skorpionen gestochen und die Zahl der Todesfälle schwankt zwischen eintausend und fünftausend.
Skorpione sind in der Bibel sowohl im buchstäblichen als auch in ihrer Sinnbildlichkeit erwähnt und durchweg als etwas Negatives, Schaden anrichtendes. So in 5Mose 8,15: „und dich geleitet hat durch die große und furchtbare Wüste, wo feurige Schlangen und Skorpione und lauter Dürre und kein Wasser war, und ließ dir Wasser aus dem harten Felsen hervorgehen.“ Dort stellten die Skorpione für das Volk eine physische Gefahr dar.
Skorpione werden mit einer Zuchtrute verglichen, wenn auch in einem negativen Kontext (1Kön 12,11). Doch Skorpione werden auch als Bild für boshafte Menschen und Geistesmächte verwendet:
- Hes 2,6: „Und du, Menschenkind, sollst dich vor ihnen nicht fürchten noch vor ihren Worten fürchten. Es sind wohl widerspenstige und stachlige Dornen um dich, und du wohnst unter Skorpionen.“ Hier stehen Skorpione für Böse und hinterlistige Menschen.
Doch wie schon früher Gott seinen Propheten Schutz versprochen hat, so verspricht Jesus seinen Jüngern Schutz vor feindlichen Mächten (Lk 10,19: „Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden.“ Durch diesen Vergleich können die Plagen in Offb 9,3ff den boshaften und geistigen Mächten des Feindes zugeschrieben werden.
Als Erstes bekommen die Heuschrecken eine Anweisung darüber, was sie trotz ihrer Natur nicht tun dürfen. Im Text heißt es weiter von den Heuschrecken: „Und es wurde ihnen gesagt, dass sie nicht dem Gras der Erde, auch nicht irgendetwas Grünem, auch nicht irgendeinem Baum Schaden zufügen sollten, sondern den Menschen, die nicht das Siegel Gottes an den Stirnen haben.“ (Offb 9,4).
Heuschrecken sind von ihrer Natur Fresser all des Grünen und gerade dies wird ihnen untersagt. Daher werden die Plagen in diesem Text mittels der Schwanzstacheln von Skorpionen den Menschen zugefügt, welche nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen haben.
Anmerkung: Unter Gras, Grünem und Bäumen können im übertragenen Sinne Menschen gemeint sein (siehe die detaillierten Erklärungen dazu im ersten Posaunengericht).
Das heißt: Die Gläubigen werden in diesem Wehe (geistlich gesehen) nicht angetastet (vgl. dazu auch Offb 7,1-3; 16,2; 1Joh 5,18). Ob die Bewahrung vor der Stunde der Versuchung aus Offb 3,10 bereits hier eingelöst wird? Möglich ist es. Schauen wir die weitere Schilderung aus dem Text der Offenbarung an.
„Und es wurde ihnen der Befehl⟩ gegeben, dass sie sie nicht töteten, sondern dass sie fünf Monate gequält würden; und ihre Qual war die Qual eines Skorpions, wenn er einen Menschen sticht.“ (Offb 9,5). Für Menschen, welche in biblischen Breitengraden lebten, war die Gefahr durch einen Skorpion verletzt zu werden sehr gegenwärtig und daher auch verständlicher als uns Mitteleuropäern.
Ungewöhnlich ist die Reaktion jener Betroffenen: „Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und werden ihn nicht finden und werden zu sterben begehren, und der Tod flieht vor ihnen.“ (Offb 9,6).
Das ist zwar unnatürlich, doch verstärkt es die Tatsache, dass die Qualen unerträglich sein werden. Aber diese qualvolle Zeit ist begrenzt. Interessant ist, dass die Zeitspanne `fünf Monate lang` der durchschnittlichen Lebensdauer einer Wanderheuschrecke entspricht. Obwohl die Zeitspanne der Qualen begrenzt ist, dauert sie wesentlich länger als die Prüfungszeit von zehn Tagen bei den Gläubigen in der Gemeinde Smyrna (Offb 2,10). Dabei können diese Zeitangaben eher einen symbolischen Charakter haben.
Ausgehend aus dem Text der Offenbarung stellt sich die Frage, welchen Sinn haben die Bilder von Heuschrecken, Skorpionen, Pferden mit samt ihrer Ausstattung und auf was deuten sie hin? Immerhin werden die Bilder elf Mal mit den vergleichenden Worten `gleich` oder: `wie` versehen. Lesen wir von den weiteren Merkmalen der Heuschrecken sowie deren Ausstattung und worauf deuten diese hin?
- „Und die Gestalten der Heuschrecken waren gleich zum Kampf gerüsteten Pferden“. Was für eine Bildersprache! Pferde stehen für Schnelligkeit, unbändige Kraft und Unerschrockenheit im Kampf (vgl. dazu Jer 8,16; Joel 2,4-5). In Jeremia 51,27 gibt es einen Text mit Rossen, welche mit Heuschrecken verglichen werden „Richtet auf das Banner auf Erden, blast die Posaune unter den Völkern! Heiligt die Völker zum Kampf gegen die Stadt Babel! Ruft wider sie die Königreiche Ararat, Minni und Aschkenas! Sammelt Kriegsleute gegen sie, bringt Rosse herauf wie Heuschrecken!“ Aus diesen Text lässt sich die Besonderheit erkennen,- Die unzählbare Menge an Rossen (verglichen mit einem Heuschreckenschwarm), die bei Kampfhandlungen im physischen Sinne gegen Babel eingesetzt wurden.
- „und auf ihren Köpfen ⟨war es⟩ wie Siegeskränze gleich Gold“ Dies ist die einzige von den etwa 20 Textstellen in der Bibel, in der Siegeskränze in einem feindlichen Lager erwähnt werden. Das `wie` hebt die Unechtheit dieser zur Schau getragenen Insignien hervor.
- „und ihre Angesichter ⟨waren⟩ wie Menschenangesichter“, sie zeigten sich in einer Art menschlichen Humanität.
- „und sie hatten Haare wie Frauenhaare“, Sie hatten den Anschein von etwas Anmutigem.
- „und ihre Zähne waren wie die von Löwen“, Es deutet auf ihre Grausamkeit und Vernichtung hin (vgl. mit Joel 1,6).
- „Und sie hatten Panzer wie eiserne Panzer“. Brustpanzer stehen für Schutz im Kampf, sie sind (so scheint es) unverletzlich.
- „und das Geräusch ihrer Flügel war wie das Geräusch von Wagen mit vielen Pferden, die in den Kampf laufen.“ (Hab 1,8).
- „und sie haben Schwänze gleich Skorpionen und Stacheln, und ihre Macht ist in ihren Schwänzen, den Menschen fünf Monate zu schaden.“ (Offb 9,7-10). Nach Jes 9,13-14 werden die falschen Propheten mit Schwänzen verglichen, denn sie verführen bewusst das Volk. Und wenn der Prophet Hesekiel unter Skorpionen wohnte, war er doch von Gott geschützt, aber das Volk war den giftigen Schwanzstacheln der Skorpione schutzlos ausgeliefert (Hes 2,6).
Es ist eine Tatsache, dass Menschen ohne Gott von Dämonen gequält werden können, denen sie hilflos und schutzlos ausgeliefert sind. Durch folgende Aussagen ließe sich diese Art der Plage begründen:
- Mt 15,22: „Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt.“
- Lk 8,28-29: „Da er aber Jesus sah, schrie er auf und fiel vor ihm nieder und rief laut: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, du Sohn des höchsten Gottes? Ich bitte dich: Quäle mich nicht! 29 Denn er hatte dem unreinen Geist geboten, aus dem Menschen auszufahren. Denn der hatte ihn lange Zeit geplagt; und er wurde mit Ketten und Fesseln an den Füßen gebunden und gefangen gehalten, doch er zerriss seine Fesseln und wurde von dem Dämon in die Wüste getrieben.“ (vgl. den Parallelbericht in Mk 5,5: „er schlug sich mit Steinen“). Dies macht deutlich, dass dieser Mensch durch den Einfluss des Dämons gequält wurde, ohne ihn dabei zu töten.
- Apg 5,16: „Es kamen auch viele aus den Städten rings um Jerusalem und brachten Kranke und solche, die von unreinen Geistern geplagt waren; und alle wurden geheilt.“
- Apg 10,38: „wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit Heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm.“
Im Text der fünften Zornesschale (Offb 16,10-11) gibt es eine gewisse Parallele zu der fünften Posaune. Dort lesen wir: „Und der fünfte Engel goss aus seine Schale auf den Thron des Tieres; und sein Reich wurde verfinstert, und die Menschen zerbissen ihre Zungen vor Schmerzen 11 und lästerten Gott im Himmel wegen ihrer Schmerzen und wegen ihrer Geschwüre und taten nicht Buße für ihre Werke.“ Der Thron des Tieres ist betroffen und damit sein Reich. Nach Offb 13,1-5 steht das Tier aus dem Meer für die Reiche dieser Welt. Weil Menschen das Tier und seine Nachbildungen anbeten, fordern sie geradezu die Mächte der Finsternis heraus.
Zauberei, Wahrsagerei, Geisterbeschwörung oder Befragung, Spiritismus und allerlei Arten der okkulten Praktiken haben zur Folge, dass Menschen geängstigt, belastet und gequält werden (5Mose 18,9-14; 2Kön 1,1-6; Lk 11,26-27).
Weitere Textstellen aus den Berichten der Evangelien und den Briefen der Apostel: Mt 12,45; Apg 19,16-19; Röm 1,19ff; 2Tim 3,13; 2Petr 2,1.
Diese Aussagen machen deutlich, dass zu allen Zeiten Menschen durch dämonische Mächte beeinflusst und gequält wurden. Doch hier scheint es sich um ein globales Phänomen zu handeln, wenn auch zeitlich begrenzt. Und nun wird noch etwas über den Anführer gesagt: „Sie haben über sich einen König, den Engel des Abgrundes; sein Name ist auf Hebräisch Abaddon` und im Griechischen hat er den Namen Apollyon.“ (Offb 9,11).
Anmerkung: Während der Autor der Sprüche in Spr 30,27 hervorhebt, dass die Heuschreckenschwärme keinen König haben, wird hier ausdrücklich betont, dass diese Heeresmacht über sich einen König hatte.
Was bedeuten nun diese Decknamen und wer verbirgt sich dahinter? Gibt es dazu in der Schrift Hinweise oder ähnliche Bezeichnungen? Der gr. Name `Apollyön` hat die Bedeutung Verderber, jemand der umbringt. Dies entspricht auch der Aussage von Jesus in Joh 10,10: „Der Dieb kommt, um `apoles¢ – umzubringen`.“ (vgl. auch mit 2Mose 12,23: der Verderber der Erstgeburt in Ägypten; Jes 54,16). Der hebräische Ausdruck wird wohl dasselbe bedeuten (W. Bauer führt dazu Spr 15,11 und Ps 88,12 als Begründung an). Dieser Verderber wird als Engel bezeichnet und trägt den Titel König. In 2Kor 11,14 wird über den Satan gesagt, dass er sich verstellt als Engel des Lichts. Es gibt zwar keine ausdrückliche Stelle in der Schrift in welcher der Satan als König bezeichnet würde, doch Jesus nennt seinen Wirkungsbereich als `sein Reich – basilea` im Zusammenhang in Mt 12,26; Lk 11,1; auch Fürst dieser Welt Joh 12,31. Damit ist eine gewisse Verbindung zu dem gefallenen Stern aus Offb 9,1 erkennbar.
Die Überleitung zum nächsten Wehe lautet: „Das eine Wehe ist vorüber; siehe, es kommen noch zwei Wehe nach diesen Dingen.“ (Offb9,12).
Nach diesem Wortlaut sind diese Wehen voneinander abgesetzt. Doch von dem Inhalt und der Bildersprache scheinen sie aufeinander aufzubauen. Trotzdem sind wir zurückhaltend mit Schlussfolgerungen über eine zeitliche Einordnung dieser Plage.
3.6 Und der sechste Engel posaunte: Das zweite Wehe
Die sechste Posaune läutet das zweite Wehe ein, welches in Kap 9,12 angekündigt wurde.
„Und der sechste Engel posaunte: Und ich hörte eine Stimme aus den vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott ist, zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte, sagen: Löse die vier Engel, die an dem großen Strom Euphrat gebunden sind. Und die vier Engel wurden losgebunden, die auf Stunde und Tag und Monat und Jahr gerüstet waren, den dritten Teil der Menschen zu töten.“ (Offb 9,13-15).
Während die fünfte Posaune Plagen (Qualen) enthielt, welche Menschen zugefügt wurden ohne diese zu töten, werden in diesem Gericht der dritte Teil der Menschen (physisch) getötet. Es ist eine deutliche Steigerung der Gerichte erkennbar. Oben haben wir feststellen können, dass die Wehe Rufe sich nur auf die Menschen beziehen, welche außerhalb des Willens und Schutzes Gottes leben.
Eine auffallende Reihenfolge der Auftragsübermittlung ist auch hier zu beobachten. Eine (Zahlwort) Stimme ertönt gleichzeitig aus allen vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott ist. Obwohl nicht gesagt wird, wer hinter der Stimme steht, handelt es sich um eine übergeordnete Person, welche diesen Auftrag weitergibt.
Bis jetzt haben wir gesehen, dass am goldenen Altar ein bestimmter Engel Dienst versieht (Offb 8,3-5). Da der goldene Altar mit seinem Räucherwerk für die Gebete der Heiligen steht, kann jene Stimme und deren Anweisung mit den Gebeten der Heiligen in Verbindung gebracht werden (MT 6,9: „Dein Wille geschehe wie in den Himmeln, so auch auf Erden“). Diese Stimme richtet sich an den Engel mit der sechsten Posaune. Der wiederum soll die vier Engel loslösen, welche an dem großen Strom Euphrat gebunden waren. Um einer geistlichen Deutung näher zu kommen, blenden wir zurück in die Zeit und Gegend, in der sich viele Ereignisse der Geschichte abspielten. Der große Fluss Euphrat ist mit seinen zwei Zuflüssen Karasu so wie Murat und der Gesamtlänge von 3380 km in der Tat der größte Fluss im Vorderen Orient. Er entspringt im Taurusgebirge (Osttürkei). Auf seinem Lauf durchfließt er die Länder Syrien und Irak und mündet in den Persischen Golf. Die Bedeutung des Euphrat lag sowohl in seiner geopolitischen Lage als auch seinem Wasserreichtum (wirtschaftlicher Aspekt). Im Altertum befanden sich an seinen Ufern bedeutende Städte, einschließlich der berühmten Stadt Babylon. Die Ruinen dieser Stadt liegen etwa 90 km südlich der Stadt Bagdad, östlich des Euphrat.
Der große Strom Euphrat wird in der Bibel etwa vierzig Mal erwähnt und spielte nicht nur im Altertum, sondern auch in der Geschichte Israels eine bedeutende Rolle. Zum ersten Mal wird dieser Fluss in 1Mose 2,14 erwähnt. Dort lesen wir: „Der dritte Strom heißt Tigris, der fließt östlich von Assyrien. Der vierte Strom ist der Euphrat.“ Er fließt westlich des Tigris und dadurch wird das so genannte Zweistromland gebildet.
In den folgenden Texten wird er im Zusammenhang mit Abraham und Jakob genannt (1Mose 15,18; 31,21). Danach im Zusammenhang des Territoriums, welches der Herr Israel verheißen hatte (5Mose 1,7; 11,24). Doch nur unter Salomo beherrschte Israel das gesamte Territorium vom Bach Ägyptens an bis zum Strom Euphrat (1Kön 5,1-4). Das Beherrschen bedeutet nicht zwingend besiedeln. Somit bildete dieser Fluss die östlichste Grenze des israelitischen Einflusses unter Salomo.
Das Gebiet im Zweistromland wurde seit dem Altertum von den Sumerern und den Babyloniern (Chaldäern) beherrscht. Danach bildete sich das Großreich Assyrien, welches von dem neubabylonischen Reich (612 v.Chr.) abgelöst wurde. Diesem folgte das Medo-Persische Reich und schließlich das Griechische. Sowohl die Assyrer wie auch die Babylonier galten als Feinde des Volkes Israel. Unter den Medo-Persern hatte Israel immerhin eine autonome Verwaltung. Doch unter den Griechen (Seleukiden) mussten die Israeliten viel erleiden. Diese vier Großreiche spielten nicht nur eine wichtige Rolle in der israelitischen Geschichte, sondern beherrschten zeitweise alle Kulturen des Nahen Ostens und zwar in einer chronologischen Abfolge. Verständlich, dass durch diese Eroberungskriege in dieser Zeit sehr viele Menschen ums Leben kamen.
Der Euphrat wird später in der Offenbarung noch einmal erwähnt im Zusammenhang der sechsten Zornesschale Offb 16,12). Dort steht: „Und der sechste goss aus seine Schale auf den großen Strom Euphrat; und sein Wasser trocknete aus, damit der Weg bereitet würde den Königen vom Aufgang der Sonne.“ Dies spricht zum einen für den Niedergang seiner zentralen und natürlichen Bedeutung und der dort ansässigen Großmächte jener Epoche. Zum anderen deutet es eine Veränderung in den Machtverhältnissen an, welche das Weltgeschehen deutlich beeinflussen werden, sowohl im geistigen als auch im physischen Bereich gegen Ende der Zeit und zwar im globalen Umfang.
Gibt es in der Israelitischen Geschichte weitere Abläufe, die als Vorbildung die Symbole aus der sechsten Posaune und der sechsten Zornesschale erhellen könnten? Immerhin gibt es zwischen diesen beiden Ähnlichkeiten. Dass vier Großreiche im Altertum und der Antike eine bedeutende Rolle für das Volk Israel gespielt haben, ist unumstritten.
Erste Vierergruppe: Die Assyrer eroberten das Nordreich Israel im Jahre 722/721 v.Chr. Die Babylonier eroberten Juda und Jerusalem im Jahre 586 v.Chr. und führten das Volk in die Gefangenschaft für etwa siebzig Jahre. Durch Veränderung des natürlichen Wasserlaufs des Euphrat, wurde die Stadt Babylon vom Perserkönig kampflos eingenommen, so eine von mehreren Versionen. Die Schilderung über die Einnahme dieser Stadt im biblischen Text lautet dagegen dramatischer (Jer 51,27). Der Perserkönig Kyrus gestattete den Juden die Rückkehr nach Juda und den Wiederaufbau des Heiligtums in Jerusalem. Dies ist einer der positiven Ereignisse in der Geschichte Israels. Dagegen litten die Israeliten sehr unter der griechischen Herrschaft.
Ob es zum Ende der Zeit eine ähnliche Bewegung geben wird, bei der das Volk Gottes durch wirtschaftliche und weltpolitische Wirren hindurch eine geistliche Rückkehr aus dem Babylon der Neuzeit erleben wird, wie der Text in Offb 18,4: „Geht aus von ihr mein Volk“ es andeutet? Doch mehr darüber im fünften Teil (Offb 17-18).
Die vier gebundenen (gefesselten) Engel können bezogen auf die damalige Zeit (als eine Art Rückblende) auf die vier aufeinander folgenden Großmächte hinweisen, so dass diese zu ihrer Zeit nacheinander losgebunden wurden. Zeitlich ist das losbinden abgestimmt: Stunde, Tag, Monat und Jahr. Dies hatte sich damals in der Geschichte im Natürlichen genauso abgespielt, allerdings in einer chronologischen Abfolge (Dan 2,21: „Er ändert Zeit und Stunde; er setzt Könige ab und setzt Könige ein.“ Oder Dan 7,12: „Und mit der Macht der andern Tiere war es auch aus;“ denn es war ihnen Zeit und Stunde bestimmt, wie lang ein jedes leben sollte.“). Damit handelt es sich bei den Tieren um vier Großreiche (Dan 2 und 7 zweite Vierergruppe.
Etwas anders heißt es von den vier Winden, welche an den vier Ecken der Erde stehen die nicht gebunden sind, einfach nur bereit für ihren Einsatz (Offb 7,1-3). Es besteht zwar eine Ähnlichkeit zwischen den beiden vierer Gruppen von Engeln. Aber jene vier Winde (Engel) sind mit diesen vier am Euphrat gebundenen nicht identisch. Geht es doch bei diesen um einen lokalen Einsatz und bei jenen um einen globalen. Ähnlich verhält es sich auch zwischen der sechsten Posaune (ein Drittel ist betroffen) und der sechsten Zornesschale (globaler Angriff aber auch globale Vernichtung der feindlichen Heere).
Diese Engel (bzw. die Reiterheere) sind bereit den dritten Teil der Menschen zu töten. Wird nicht bereits im Laufe der Geschichte der vierte Teil der Menschen getötet durch Schwert, Hunger, Todespest und durch die wilden Tiere der Erde (Offb 6,8)? Wie oder auf welche Weise werden hier Menschen getötet? Durch die vier Großreiche sind damals viele Menschen getötet worden. Doch was sich damals in Vorderasien geschichtlich im lokalen Rahmen ereignet hat, wird sich möglicherweise zum Ende der Zeit im globalen Umfang im geistigen und physischen Bereich abspielen.
Nun schauen wir uns diese feindlichen Heere an, wie sie Johannes sah und beschrieb:
„Und die Zahl der Truppen zu Pferde ⟨war⟩ zweimal zehntausend mal zehntausend; ich hörte ihre Zahl. (Offb 9,16).
Johannes sieht eine mächtige Reiterei und hört ihre Zahl, es sind zweihunderttausend (andere Übersetzung: zweihundert Millionen). Diese Zahl hätte er mit dem sehen nicht ermitteln können, sie wurde ihm akustisch mitgeteilt. Niemals gab es in der Geschichte eine zahlenmäßig so große Reiterei.
Und so sah ich in der Erscheinung die Rosse und die, welche auf ihnen saßen: Sie hatten feurige und hyazintfarbene und schwefelgelbe Panzer; und die Köpfe der Rosse waren wie Löwenköpfe, und aus ihren Mäulern geht Feuer und Rauch und Schwefel hervor. (Offb 9,17).
Bemerkenswert ist, dass die Reiter nicht identifiziert werden. Es wird nur beschrieben, wie ihre Brustpanzer aussahen. Auffallend ist auch die Übereinstimmung der Farben von den Panzern der Reiter mit dem, was aus den Löwenartigen Mäulern der Pferde herausging. Man stelle sich eine Feuer, Rauch und Schwefel speiende Reitermacht vor, wer kann ihr trotzen? Diese drei Elemente sind einfach tödlich.
Von diesen drei Plagen wurde der dritte Teil der Menschen getötet, von dem Feuer, den Rauch und dem Schwefel der aus ihren Mäulern herausging. (Offb 9,18).
Schauen wir uns die drei Elemente genauer an: Feuer, Rauch und Schwefel. Zunächst werden wir an den physischen Untergang von Sodom und Gomorra erinnert, welche durch Feuer und Schwefel (einschließlich Rauch) vernichtet wurden (1Mose 19,24; dazu auch Lk 17,29; ähnlich auch Ps 11,6: „Er wird regnen lassen über die Frevler Feuer und Schwefel und Glutwind ihnen zum Lohne“. Diese Elemente werden am Ende von Gott eingesetzt (2Thes 1,8f; Offb 20,9b).
Im Vergleich zu dem Reiter auf dem feurigen Ross aus Offb 6,3-4 dem ein großes Schwert in seine Hand gegeben wurde, hatten diese Reiter keine Angriffswaffen.
Erinnern wir uns an die Bildersprache in der fünften Posaune. Auch dort handelte es sich um eine Reitermacht, welche Menschen in ihrem Geist angreift. Und zu diesem kommt hier noch ein Aspekt der Tötungsmaschinerie hinzu: „Denn die Macht der Rosse ist in ihrem Maul und in ihren Schwänzen; denn ihre Schwänze sind gleich Schlangen und haben Köpfe, und mit ihnen fügen sie Schaden zu. (Offb 9,19).
Die Pferde haben schlangenähnliche Schwänze mit Köpfen. Während bei der fünften Posaune die Schwänze mit Skorpionenstacheln verglichen wurden, sind sie hier mit Schlangenköpfen verglichen, durch die sie den Menschen Schaden zufügen.
Anmerkung: Schlangen bilden eine große Gefahr für den Menschen. Jährlich kommen etwa 130000 Menschen durch Schlangenbisse ums Leben. Im Vergleich zu den Skorpionen aus der fünften Posaune ist es eine gewaltige Steigerung des zugefügten Schadens.
Diese Reptilien bilden in der Bibel ein großes Thema und werden in den verschiedenen Texten und bei ganz unterschiedlichen Situationen erwähnt. Sie haben neben ihrer natürlichen Eigenart auch Bedeutung im übertragenen Sinne (1Mose 3,1ff).
- 4Mose 21,6: der Herr sandte feurige Schlangen, die bissen das Volk (5Mose 8,15; 1Kor 10,9). Gott drohte seinem Volk unter anderem mit Schlangen und deren Gift: 5Mose 32,24; Ähnliches lesen wir auch in Jes 30,6 und Jer 8,17 in beiden Texten werden Nattern und Schlangen erwähnt, welche dem abtrünnigen Volk Schaden zufügen werden (wie es auch denen im Nordreich erging Amos 9,1-3).
- Aber auch im Lager der Feinde des Volkes Israel droht Gott mit Schlangen (Jes 14,29ff).
- Boshafte Menschen werden mit giftigen Schlangen verglichen (Ps 58,5; 140,4; Röm 3,13).
- Johannes der Täufer greift die Pharisäer und Sadduzäer hart an und vergleicht sie mit Brut von Schlangen (Mt 3,7).
- Nach Jes 9,13-14 werden die falschen Propheten mit Schwänzen verglichen, denn sie verführen bewusst das Volk. Dasselbe tat und tat auch die Schlange in Eden, welche zu einem Drachen geworden ist mit einem großen Schwanz Mittels dessen er den dritten Teil der Sterne (Engel) verführte (1Mose 3,1ff; Offb 12,4). Schlangen mit Köpfen können demnach auch im übertragenen Sinne auf dämonische Geister hinweisen, welche wiederum durch Menschen wirken (ähnlich wie im ersten der drei Wehen, dort hatten die Rosse Schwänze wie Skorpione). Es handelt sich also um eine Heeresmacht, die ausgestattet ist um zu verführen und zu vernichten. Man kann sich vorstellen, dass hier Menschen auch physisch getötet werden unter dem geistigen Einfluss durch dämonische Mächte. Sie töten ja mit der Macht, welche aus ihren Mäulern und von ihren Schwänzen ausgeht.
Aus dem Ergebnis dieser Gerichte lässt sich ableiten, warum und auf welche Weise so viele Menschen getötet wurden. So lesen wir:
„Und die Übrigen der Menschen, die durch diese Plagen nicht getötet wurden, taten auch nicht Buße von den Werken ihrer Hände, nicht mehr Anzubeten die Dämonen und die goldenen und die silbernen und die bronzenen und die steinernen und die hölzernen Götzenbilder, die weder sehen noch hören noch wandeln können. 21 Und sie taten nicht Buße von ihren Mordtaten noch von ihren Zaubereien noch von ihrer Unzucht noch von ihren Diebstählen.“ (Offb 9,20-21).
Was für eine Reaktion! Es sieht nach einer totalen Verstockung aus. Ausgehend von dem, was von den Überlebenden und deren Werken gesagt wird, können wir rückschließen, womit sich die Getöteten während ihres Lebens beschäftigten.
- Anbetung von Dämonen: Durch Götzen aus Gold, Silber, Kupfer, Stein und Holz (Hab 2,19; Röm 1,20ff).
- Sie ließen nicht ab von ihren Mordtaten: Sie gehen den Weg Kains, welcher aus dem Bösen war (1Joh 3,12; Jak 1,11). Hinter dem Mord an Abel durch dessen Bruder Kain stand der eigentliche Menschenmörder, welchen Jesus Teufel nennt (Joh 8,44). Kinderopfer für die Gottheiten des Altertums sind Satanischen Ursprungs (Jer 19,4-5). Heute hat es nur eine andere Bezeichnung. Das Massenmorden von ungeborenen Säuglingen geht weltweit jährlich in die Millionen. Kriege tragen ebenso dazu bei, wie Mordtaten jeder Art.
- Sie beschäftigten sich auch weiter mit Zaubereien: Das gr. Wort dafür ist `Farmakia`, es beschrieb die Praxis des Giftmischens und ist im biblischen Kontext immer negativ. Drunter fällt jegliche Art von Rauschtrank und Drogen (Jes 5,22; Hab 2,15), aber auch die Vermischung der Wahrheit mit der Lüge im geistigen Bereich (Röm 1,25). Und dahinter steht der Teufel als Lügner (Joh 8,44).
- Unzucht: Mit dem gr. Wort `Porneia` werden alle Arten von Missbrauch der Gabe der Sexualität beschrieben. Das zuchtlose Verhalten wurde durch den Götzendienst gefördert (4Mose 25,1-18; 1Kor 10,8; Offb 2,14). Seitdem dasAIDS Virus aufgekommen ist, sind weit mehr als 36 Millionen Menschen daran
- Dieberei: Mit List oder Gewalt nehmen, was einem nicht gehört. Häufig geht der Dieberei Mord einher. Dies geschieht sowohl im Einzelnen, als auch im großen Umfang durch Eroberungskriege und Wirtschaftskriminalität in großem Stil.
Aus der Liste der verschiedenen und doch so grundlegenden Gräueltaten lässt sich folgende Schlussfolgerung ableiten:
Die vielen getöteten Menschen sind durch den Einfluss und Wirkung dämonischer Geister in und durch Menschen zustande gekommen. Was wir heute beobachten können in unserer Welt, entspricht bereits den Schilderungen in der fünften und sechsten Posaune.
Ergänzung: Paralleltext aus Offb 16,12-14 „Und der sechste goss aus seine Schale auf den großen Strom Euphrat; und sein Wasser trocknete aus, damit der Weg bereitet würde den Königen vom Aufgang der Sonne. 13 Und ich sah aus dem Rachen des Drachen und aus dem Rachen des Tieres und aus dem Munde des falschen Propheten drei unreine Geister kommen, gleich Fröschen; 14 es sind Geister von Dämonen, die tun Zeichen und gehen aus zu den Königen der ganzen Welt, sie zu versammeln zum Kampf am großen Tag Gottes, des Allmächtigen.“ Was hier für ein Heer zusammengezogen wird, findet seine Entfaltung in dem beschriebenen Kampf (Krieg), der in den beiden Texten von Offb 19,17ff und 20,7-9 beschrieben ist. Denn was in Offb 19,17-21 beschrieben wird ist sehr ähnlich mit dem Aufmarsch der Mächtigen dieser Welt unter dem offensichtlichen und globalem Einfluss des Satans (Offb 20,7-9).
Dort wird der letzte große Kampf beschrieben, der mit den Worten endet: „Und sie umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte sie.“ (Offb 20,9b).
Die Ähnlichkeiten zu der sechsten Posaune sind unübersehbar, aber hier wird das Finale Aufkommen der feindlichen Mächte und deren Vernichtung beschrieben. Dazu später mehr.
Doch inmitten dieser Plagen geht Christus mit seiner Gemeinde in dieser Welt. Darüber werden wir durch die Visionen in Kapitel 10,1-11,14 näheres erfahren.
Der andere starke Engel: sein Aussehen und seine Botschaft an Johannes
Der folgende Abschnitt ist einer der zwei Einschübe, der zwischen der sechsten und siebten Posaune gut platziert ist. Er umfasst das gesamte zehnte Kapitel.
Das Aussehen des starken Engels
Nun wechselt die Perspektive für Johannes: „Und ich sah einen anderen starken Engel aus dem Himmel herabkommen, bekleidet mit einer Wolke, und der Regenbogen ⟨war⟩ auf seinem Haupt, und sein Angesicht ⟨war⟩ wie die Sonne, und seine Füße ⟨waren⟩ wie Feuersäulen; und er hatte in seiner Hand ein geöffnetes Büchlein.“ (Offb 10,1-2).
Johannes sieht nun einen anderen starken Engel vom Himmel herabkommen. Das griechische Verb `katabainonta` beschreibt das herabkommen oder herabsteigen eines vom Himmel gesandten Boten (Offb 18,1; 20,1; Joh 1,51; Mt 28,2). Dieser Bote ist nicht identisch mit dem starken Engel aus Offb 5,2. Da es sich jedoch in 5,2 eindeutig um einen Engel handelt und dieser als ein anderer starker Engel bezeichnet wird, läge der Schluss nahe, dass es sich auch bei diesem um einen himmlischen Boten handelt (nicht um Christus selbst). Es könnte sich aber um den Engel handeln, der als Vermittler der Offenbarung von Jesus beauftragt wurde, hatte er doch die Buchrolle in seiner Hand, welche für Johannes bestimmt war (Offb 10,1; 1,1; 19,10; 22,8.16). Es besteht jedoch eine Ähnlichkeit zu jenem Boten, der den Propheten Daniel über kommende Ereignisse informierte (vgl. Dan 12,7 mit 10,13). Im späteren Verlauf können wir noch weitere Identitätsmerkmale dieses himmlischen Boten erkennen. Dieser starke Engel widerspiegelt ausdrucksvoll die Herrlichkeit welche vom Thron Gottes und des Lammes ausgeht. Sein Aussehen ist sehr beeindruckend. Dies wollen wir im Einzelnen betrachten:
- Er war mit einer Wolke bekleidet. Wolke im nicht materiellen Sinne steht für die Herrlichkeit UND Gegenwart Gottes (Mt 17,2; 2Mose 24,16-18; 40,34; 4Mose 9,16; 1Kön 8,10-11; Dan 7,13; Mt 26,64; 24,30; Apg 1,9; Offb 1,7; 14,14).
- Der Regenbogen (gr. iris) war (als Kreis) auf seinem Haupt. In Offb 4,3 umschließt der Regenbogen als Bundeszeichen den Thron Gottes (ähnlich auch in Hes 1,28). Diesen Regenbogen setzte Gott in die Regenwolken nach der Sintflut zum Zeichen des Bundes zwischen Gott und der Erde (den Menschen), siehe 1Mose 9,13-14; Ps 89,38).
- Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne (Offb 1,16; Mt 17,2: von Jesus; 12,1: von der Frau mit der Sonne bekleidet; Mt 13,43: von den Gerechten).
- Seine Füße waren wie Feuersäulen (vgl. dazu auch Dan 10,6). Dies deutet auf die Stabilität, Lauterkeit und Wahrheit hin.
In seiner Hand hatte der Engel ein geöffnetes Buch/Büchlein. (ähnlich auch in Hes 2,9-3,2). Büchlein (gr.: biblaridion – eine kleine geöffnete Buchrolle). Nun nimmt er seine Position ein und beginnt mit seinem Auftrag.
Die Stimmen der sieben Donner
Jetzt zeigt sich dem aufmerksamen Johannes ein ungewöhnliches Bild: “Und er stellte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken aber auf die Erde; und er rief mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt. Und als er rief, ließen die sieben Donner ihre Stimmen vernehmen. Und als die sieben Donner redeten, wollte ich schreiben; und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe dies nicht!“ (Offb 10,3-4).
Dieser starke Engel positionierte sich so, dass sein rechter Fuß auf dem Meer stand und der linke auf der Erde. Dies macht deutlich, dass seine Botschaft nun dem gesamten Erdkreis gilt. Sein Ruf hört sich an wie wenn ein Löwe brüllen würde. So lesen wir in Amos 3,8: „Der Löwe brüllt, wer sollte sich nicht fürchten? Gott der HERR redet, wer sollte nicht Prophet werden?“ Dieser Engel spricht in der Vollmacht und Autorität, welche ihm von Gott verliehen wurde. Zunächst aber löst sein Ruf die sieben Donnerstimmen aus. Das Reden der sieben Donner wird zwar zwischen der sechsten und siebten Posaune eingeschoben, doch dies sagt noch nichts über ihre zeitliche Einordnung in der Geschichte. Bemerkenswert ist jedoch, dass die sieben Posaunen unmittelbar mit der Öffnung des siebten Siegels im Zusammenhang stehen. Und dass die sieben Donner zwischen der sechsten und siebten Posaune eingeschoben werden. Die sieben Donner reden, sprechen etwas aus, was Johannes verstanden hatte, denn er hätte es aufgeschrieben. Doch dies wurde ihm durch eine Stimme aus dem Himmel ausdrücklich untersagt. Ja noch mehr, er sollte es versiegeln. Diese Anweisung konnte nur von Jesus selbst kommen. Am Ende des Buches sagt er ausdrücklich: „versiegle nicht die Worte dieser Weissagung“ (Offb 22,10). Nur er hatte die Vollmacht die versiegelte Buchrolle zu öffnen und nur er hat die Vollmacht zwischendurch einiges davon wieder zu verbergen. Donner steht im übertragenen Sinne für das gewaltige Reden Gottes direkt vom Thron aus (Offb 4,5; 8,5; 11,19; 16,18; Hiob 26,14; 1Sam 7,10; Ps 104,7; Hes 1,25; Jer 25,30; Joh 12,29 ).
Schon immer waren Menschen neugierig zu wissen, was zwischen den geschriebenen Zeilen sich alles verbirgt. Es ist ein Zeichen der Demut, wenn wir uns dankbar dem zuwenden, was offenbart wurde. Die Tatsache jedoch, dass es noch eine weitere Siebenerreihe von donnerähnlichen Reden gab, macht deutlich, dass Gott sich noch etwas vorbehalten hat zu tun in der Geschichte, was für uns nicht sinnvoll wäre zu wissen und was dem Feindeslager verborgen bleiben soll. Ähnlich klingt die Antwort von Jesus auf die Frage seiner Jünger nach dem Reich für Israel: „Es gebührt euch nicht zu wissen, (gr.: chronous oder: kairous), die der Vater in seiner Macht bestimmt hat.“ (Apg 1,6-7).
Die beiden griechischen Zeitbegriffe stehen im Plural und können vereinfacht mit `wann(auch immer) oder wie (auch immer)` übersetzt werden, denn der erste ist ein chronologischer und der zweite ein qualitativer Zeitbegriff. Beides behält sich der Vater vor.
An dieser Stelle enthalten wir uns jeglicher Art von Überlegungen, denn je weniger Informationen vorliegen, umso mehr Spekulationen werden in Umlauf gesetzt. Und dies soll hier vermieden werden.
Die Ankündigung des Endes der Weltzeit und Vollendung des Geheimnisses Gottes
Die Aufmerksamkeit des Johannes ist wieder auf den Engel gelenkt: „Und der Engel, den ich auf dem Meer und auf der Erde stehen sah, erhob seine rechte Hand zum Himmel und schwor bei dem, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, der den Himmel erschuf und ⟨das,⟩ was in ihm ist, und die Erde und ⟨das,⟩ was auf ihr ist, und das Meer und ⟨das,⟩ was in ihm ist: Es wird keine Frist mehr sein, sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er posaunen wird, wird auch das Geheimnis Gottes vollendet sein, wie er es seinen eigenen Knechten, den Propheten, als gute Botschaft verkündigt hat.“ (Offb 10,5-7).
Der Engel schwor bei Gott, der alles erschuf, was durch die erhobene rechte Hand gen Himmel und durch sein Stehen auf den Wassern und dem Trockenen unterstrichen wird. Durch diese Haltung wird auf anschauliche Weise die Schöpfung in Bezug zu Gott gebracht.
Auch in Daniel 12,7-9 lesen wir Ähnliches: „Und ich hörte den Mann in leinenen Kleidern, der über den Wassern des Stroms stand. Er hob seine rechte und linke Hand auf gen Himmel und schwor bei dem, der ewiglich lebt, dass es eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit währen soll; und wenn der ein Ende hat, der die Macht des heiligen Volks zerschlägt, soll dies alles geschehen. 8 Und ich hörte es, aber ich verstand’s nicht und sprach: Mein Herr, was wird das Letzte davon sein? 9 Er aber sprach: Geh hin, Daniel; denn es ist verborgen und versiegelt bis auf die letzte Zeit.“ (zur Zeitangabe siehe auch Dan 7,25). Die Frage nach dem wann wird in einer verschlüsselten Zahlenbezeichnung beantwortet bzw. verborgen (zu dieser Bezeichnung siehe die Erklärungen in Offb 12,14 und 13,5). Die letzte Zeit begann mit dem Kommen von Jesus und der Einführung des Reiches Gottes. Dazu ordnete er an, dass (im Gegensatz zu der Aussage in Daniel 12,4.9) die Worte der Weissagung im Buch der Offenbarung von Johannes nicht versiegelt werden sollen (Offb 22,10; 10,11; 11,3-7).
Doch die Ähnlichkeiten zwischen dem Mann in leinenen Kleidern aus Dan 10,4-13; 12,7-9 und dem Engel aus Offb 10,1-7 und deren Aussagen sind offensichtlich:
- Es gibt nur diese zwei Texte, in denen himmlische Boten hier auf Erden in Gegenwart eines Propheten bei Gott schwören und diese Texte stehen in einem Zusammenhang.
- In Daniel 10,4-5; 12,7 steht der Mann über den Wassern des Tigris (lokaler historischer und geographischer Kontext). In der Offenbarung steht der Engel auf dem Meer und der Erde (globaler Kontext).
- In beiden Texten wird die rechte Hand / beide Hände gen Himmel erhoben zum Schwur bei dem der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit (Ewigkeit im Plural).
- In beiden Texten ist Zeit (Chronos / Kairos) das Thema, ebenso Endzeit und Ende von Allem.
Und nun der zentrale Inhalt des Schwurs aus dem Text der Offenbarung, der für Johannes (und damit für die Gemeinden) bestimmt war: „Es wird keine Zeit mehr sein `gr.: chronos – Frist` wenn der siebte Engel posaunt haben wird.“ Hier geht es um das Ende, den Abschluss der Weltgeschichte. Das bedeutet das Ende dieser Weltzeit, dieses Äons. Damit verbunden ist das Kommen des Menschensohnes wie es Jesus vorausgesagt hatte.
- Jesus interpretiert das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker mit den Worten: „Die Ernte aber ist die Vollendung des Zeitalters, die Schnitter aber sind Engel. 40 Wie nun das Unkraut zusammengelesen und im Feuer verbrannt wird, so wird es in der Vollendung des Zeitalters sein. 41 Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle Fallstricke zusammenlesen und die, die Gesetzloses tun, 42 und sie werden sie in den Feuerofen werfen; da wird das Weinen und das Zähneknirschen sein. 43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in dem Reich ihres Vaters.“ (Mt 13,39-43; ähnlich auch in Mt 13,49). Eine sehr eindeutige Beschreibung der Abläufe vor, während und nach dem Ende des jetzigen Zeitalters, welches Jesus mit seiner Wiederkunft verbindet. Doch zu diesem Thema fügt Jesus noch einige Aspekte hinzu:
- Mt 24,29-31: „Aber gleich nach der Bedrängnis jener Tage wird die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. 30 Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden wehklagen alle Stämme der Erde, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit. 31 Und er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der Himmel bis zu ihrem anderen.“ Bedenken wir, dass wenn allen Himmelskörpern ihre Bestimmung entzogen wird, dann ist es auch aus mit der Zeit als Chronos (Mt 24,35; Lk 21,25-28,2Petr 3,10-13).
- Vom Posaunenschall spricht auch Paulus im folgenden Text: „Denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und bei ⟨dem Schall⟩ der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; 17 danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein.“ (1Thes 4,16-17). Beachten wir den Zusammenhang zwischen dem Posaunenschall bei der Wiederkunft von Jesus (ähnlich auch in 1Kor 15,51-52 wenn der Apostel von der letzten Posaune spricht).
Es fällt geradezu auf, dass die Texte mit der Posaune auf die siebte Posaune in Offb 10,7 und 11,15 hinweisen. Denn sonst gibt es keine weiteren Texte mit Posaunenschall im Zusammenhang der Wiederkunft von Jesus. Das zentrale Ereignis dabei wird die Auferstehung der Toten sein, so wie die Verwandlung der noch lebenden Gläubigen. Damit wird der letzte Feind – der Tod aufgehoben, bzw. vernichtet werden (1Kor 15,26.54; Offb 20,10-15). Dass bei der Auferstehung der Gerechten auch alle anderen Toten zum Gericht auferstehen werden, hat Jesus sehr eindeutig vorausgesagt (Joh 5,28-29). Diesem gewaltigen Ereignis schließt sich logischerweise das Gericht an, bzw. die Belohnung aller Knechte Gottes so wie die Verurteilung und Verderben, welche die Erde verderbt haben (Mt 25,31-46; Offb 11,18). Im Vorfeld der Auferstehung der Toten, findet der letzte Kampf (der Krieg) mit der geballten Macht aller finsteren Kräfte und in Einbeziehung aller weltlichen Mächte statt (Dan 7,25; 12,7; Offb 11,7; 13,7; 16,12-14; 19,17-19; 20,7-9a). Und am Ende steht der Sieg des Christus (Offb 17,14; 19,11-21; 20,9b-10).
Der starke Engel fährt fort mit der inhaltsvollen Aussage: „sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er posaunen wird, wird auch das Geheimnis Gottes vollendet sein, wie er es seinen eigenen Knechten, den Propheten, als gute Botschaft verkündigt hat.“ (Offb 10,7). Dieses Geheimnis wird als Evangelium bezeichnet. Das Wort für Geheimnis ist `mysterion`. Es wird von Jesus und besonders von Paulus verwendet und fast immer im Sinne einer von Gott geoffenbarten Wirklichkeit. In dieser Welt werden Geheimnisse sorgfältig gehütet. Gott jedoch offenbart sein größtes Geheimnis und das ist sein Sohn Jesus Christus (Kol 1,15-17; 2,2). Sein Offenbarungsvorgang verläuft in einer Art Wechselwirkung (Mt 3,17; 11,25-27; Joh 1,18). Entsprechend seiner göttlichen Weisheit sprach er davon durch die Propheten in Heiligen Schriften (Jes 42,1-9; Lk 24,25ff; Hebr 1,1-3). In diesem kurzen Abschnitt konzentrieren wir uns auf einige wenige aber wichtige Inhalte des Planes Gottes:
- 1Mose 3,15: Verheißung des Retters durch den Nachkommen der Frau, welcher der Schlange den Kopf zertreten wird. Es wird auch als Protoevangelium bezeichnet. Weitere Stellen: Jes 7,14: sie werden seinen Namen Immanuel nennen; 9,5-6: uns ist ein (männliches) Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben; 11,1-3: der Sproß aus der Wurzel Isais. Wie geheimnisvoll hört dies sich an. Und er lüftete es mit dem Kommen des Sohnes Gottes in diese Welt indem dieser durch eine Jungfrau als Kind / Sohn geboren wurde (Mt 1,18-25 mit Bezug auf Jes 7,14: du sollst seinen Namen Jesus nennen; Lk 1,26-36 mit Bezug auf 2Sam 7,11-13: „darum wird auch das Heilige, das in dir geboren wird, Gottes Sohn genannt werden“; Gal 4,4 mit Bezug auf 1Mose 3,15: „Als aber die Zeit erfüllt ward, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau“; Röm 1,34: „von seinem Sohn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch, 4 der eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist.“; Offb 12,1ff: sie war schwanger und gebar ein männliches (Kind). Was für eine geniale Idee von Gott!
- 1Mose 22,18: Verheißung des Christus als Segensträger für alle Nationen, wie Petrus und Paulus es bestätigen in Apg 3,25 und Gal 3,16 (Weitere Stellen: Jes 42,1ff mit Mt 12,20ff; Jes 49,6 mit Apg 13,47; Joh 10,16; Mt 24,14 und 28,18-20). Dieser Inhalt des Geheimnisses Gottes begann sich zu erfüllen bereits in der Zeit der Apostel (Apg 1,8: die Anweisung von Jesus an seine Jünger; 8,5: Samarien; 10,1ff: Cäsarea; 15,16-17: die Missionsgemeinden). Paulus, der den Begriff `Geheimnis` am häufigsten gebraucht, schreibt in Eph 3,3-6: „Durch Offenbarung ist mir das Geheimnis kundgemacht worden, wie ich zuvor aufs Kürzeste geschrieben habe. 4 Daran könnt ihr, wenn ihr’s lest, meine Einsicht in das Geheimnis Christi erkennen. 5 Dies war in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht kundgemacht, wie es jetzt offenbart ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist; 6 nämlich dass die Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören durch das Evangelium.“ (Ähnlich auch in Kol 1,25-27; Dazu auch Eph 1,9-11; 2,11-21; Röm 16,25-26).
- Ein zentraler Bestandteil des Geheimnisses Gottes war, dass sein Christus leiden wird (1Mose 3,15: die Schlange wird den Nachkommen der Frau in die Verse Stechen; Jes 53,4-12: der Knecht Gottes wird zum Opferlamm; Joh 1,29: „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünden der Welt hinwegträgt“; Mk 8,31: Der Menschensohn muss viel leiden und gekreuzigt werden; Joh 10,11: Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe; Lk 24,44-47: Der Christus musste leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen; Apg 2,23; 4,24-28; Röm 5,8ff; Hebr 2,9-10.14; 9,14.26). Und Paulus hebt diesen Inhalt besonders hervor: „Auch ich, meine Brüder und Schwestern, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu predigen. 2 Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten.“ (1Kor 2,1-2). Die Vorgehensweise Gottes ist demnach: Während der ersten Phase die Voraussage in Wort und Bild, meistens als verschlüsselt. In der zweiten Phase kommt die Offenbarung und damit auch die Erfüllung der Prophetie. Diese Phase begann mit Jesus und entfaltete sich nach Pfingsten durch die Apostel (Apg 2-28; 1Kor 2,9-10). Und diese geoffenbarten Inhalte werden angewendet bis zum Ende der Weltzeit. Die Vollendung ist dann, wenn das geoffenbarte Geheimnis Gottes in seinem Sohn voll und ganz angewendet sein wird (Mt 24,14; 1Joh 3,1ff; 1Kor 15,24-26).
Und nun der Christus-Hymnus: „Und groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: Er ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.“ (1Tim 3,16).
Das Endziel Gottes ist die Vereinigung des Christus mit seiner Gemeinde, die er sich verlobt hat für immer (Hosea 2,22; Eph 5,32). Die Geschichte der Menschheit beginnt mit einer EHE und sie Endet mit der Hochzeit des Lammes (Offb 19,7). Was für eine geniale Idee Gottes!
So erkennen wir deutlich, dass Jesus Christus das ultimative Geheimnis Gottes ist. Es ist offenbart aber noch nicht vollendet. Er ist die Frohe Botschaft Gottes in Person. Und dass Gott alles was er sich seit Ewigkeiten Vorgenommen hatte in und durch Christus auch zum Ende zur Vollendung bringen wird. Und wir warten auf seine Offenbarung bei seiner Wiederkunft.
Weitere Details dazu im Abschnitt `die siebte Posaune`.
Johannes bekommt weitere drei Aufträge
Vom vorhergehenden Text waren wir gedanklich bereits am Ende der Zeit. Nun aber wird uns bewusst, dass Johannes die Botschaft gegen Ende des 1. Jahrhunderts bekam. Der persönliche Dienst von Johannes war noch nicht zu Ende. Das Evangelium war noch lange nicht über die bewohnte Erde verbreitet worden. Die Gemeinde war noch weit von ihrer Vollendung. Auf diesem Hintergrund stechen die folgenden Aufforderungen erst richtig ins Auge und gewinnen an Gewicht.
Die ersten zwei Aufforderungen: Verschling das Büchlein und weissage
„Und die Stimme, die ich aus dem Himmel hörte, redete wieder mit mir und sprach: Gehe hin, nimm das geöffnete Buch in der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht! Und ich ging zu dem Engel und sagte ihm, er möge mir das Büchlein geben. Und er spricht zu mir: Nimm es und iss es auf! Und es wird deinen Bauch bitter machen, aber in deinem Mund wird es süß sein wie Honig. Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und aß es auf; und es war in meinem Mund süß wie Honig, und als ich es gegessen hatte, wurde mein Bauch bitter gemacht. Und sie sagen mir: Du musst wieder weissagen über Völker und Nationen und Sprachen und viele Könige.“ (Offb 10,8-11).
Die erste Anweisung kommt von der Stimme aus dem Himmel, welche auch zuvor angeordnet hatte die Inhalte der sieben Donner zu versiegeln. Das geöffnete Büchlein ist die Botschaft der Offenbarung, denn Christus hat es offenbart. Nachdem er das siebte Siegel geöffnet hatte, ist es offen. Ein kleines Detail fällt hier auf: Die Stimme aus dem Himmel spricht von dem Buch (gr.: biblion), an den anderen drei Stellen wird es Büchlein (biblidarion oder biblaridion) genannt. Mit Buch könnte der Bezug zu Kapitel 5,1-9 hergestellt werden. Und Johannes bekommt die im Himmel geöffnete Buchrolle aus der Hand des Engels zu essen und zwar in Kleinformat. Doch seien wir sicher, dass diese Buchrolle weder aus Schilfrohr (Papyrus), noch aus Pergament bestand. Sie war, wie auch das Manna essbar, welches eindeutig auf Gottes Wort hinwies (2Mose 16,31; 5Mose 8,3). Der Hauptgedanke bei dieser Handlung ist: Das geoffenbarte Wort muss aufgenommen werden, wie es mit den natürlichen Speisen geschieht. Es muss durch das Hören, verstehen, im Herzen bewegen und danach im Leben angewendet werden (Mk 4,8). Zunächst ist es süß, honigsüß (2Mose 16,31; Ps 119,103). Wenn es gelebt wird, ist es bitter, Verfolgungen und Leiden bleiben nicht aus (Mt 13,21; Apg 14,22; Offb 1,9; 2,10).
Anmerkung: Bereits der Prophet Hesekiel musste eine Buchrolle essen (Hes 2,8-3,3). Anschließend bekam er den Auftrag zum Hause Israel zu reden (lokaler Kontext). Die Botschaft muss zu eigen werden, erst dann kann sie wirksam weitergegeben werden. Wir sollten aber auch das auswendig lernen nicht gering schätzen, immerhin war es damals das normale.
Und nun kommt der zweite Auftrag an Johannes:
„Und sie sagen mir: Du musst wieder weissagen über Völker und Nationen und Sprachen und viele Könige.“ (Offb 10,11).
Die Stimme, welche (im Duett) sowohl aus dem Himmel, als auch vom Engel mit den Worten „Du musst wieder weissagen“ ertönt, richtet sich an Johannes. Sie bezieht sich zunächst auf seine Zeugnistätigkeit nach Empfang der Offenbarung. Dieser Auftrag an Johannes könnte als ein indirekter Hinweis gesehen werden, dass er persönlich nach seiner Befreiung aus der Verbannung mit der öffentlichen Verkündigung des Evangeliums herausgefordert sein wird. Bereits davor beauftragte Jesus ihn, die Inhalte der Offenbarung an die sieben Gemeinden zu senden und dann sind auch jene in der Pflicht (Offb 1,1-4). Sicher ist jedenfalls, dass die Gemeinden zu allen Zeiten aufgerufen sind zu einer sehr öffentlichen Verkündigung des Evangeliums. Schon früher hatte Jesus seine Nachfolger darauf vorbereitet (Mt 13,9; Lk 21,12; Apg 9,15; 26,2; 27,24). Und die vielen Märtyrer der vergangenen Jahrhunderte legten Zeugnis ab sowohl durch Wort als auch ihre Treue zu Jesus und haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod (Offb6,9-11; 12,11). Das Zeugnis von Jesus ist eng verknüpft mit dem Geist der Weissagung / Prophetie (Offb 19,10).
Der Auftrag zur Weissagung macht auch deutlich, dass das Evangelium für die gesamte bewohnte Erde bestimmt ist und bis zum Ende der Weltzeit durch die Gemeinde verkündigt werden muss (vgl. dazu Mt 10,18; 24,14; 28,18-20; Mk 13,9; Lk 21,12; Apg 1,8; 9,15; Offb 22,10: globaler Kontext). An mehreren Stellen der Offenbarung wird die Menschheit beschrieben mit: Völker, Nationen, Stämme und Sprachen (Offb 5,9; 13,7; 14,6; 17,15). Hier kommen noch viele Könige hinzu. Der Titel `König` ist der gebräuchliche für die Herrscher dieser Welt. Darunter sind wohl alle Herrschenden Machthaber zu verstehen, was immer sie für einen Titel führen mögen (Offb 18,9; 19,19; Mt 17,25; Mk 13,9; Apg 24,25; 28,24). Diese Herrscher werden demnächst durch das Bild des siebenköpfigen Tieres mit seinen zehn Hörnern, welches dem Völkermeer (und dem Abgrund) entsteigt, näher vorgestellt (Offb 11,7; 13,1-8).
Der dritte Auftrag an Johannes: Steh auf und miss den Tempel Gottes
„Und es wurde mir ein Rohr, gleich einem Stab, gegeben und gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die, welche darin anbeten! Und den Hof, der außerhalb des Tempels ist, lass aus und miss ihn nicht! Denn er ist den Nationen gegeben worden, und sie werden die Heilige Stadt zertreten 42 Monate.“ (Offb 11,1-2).
Der hier von sich in der ersten Person spricht, ist derselbe, welcher auch davor in Handlungen einbezogen war. Und die Aufforderung zum weiteren Handeln kam gewiss von der Stimme aus dem Himmel, welche auch vorher die Regie führte. Während der erste Auftrag Johannes selbst betraf und der zweite auf Evangelisation in dieser Welt ausgerichtet ist, betrifft es hier das Innere, den Tempel Gottes. Aus diesem relativ kurzen aber sehr inhaltsvollen Text stellen sich uns einige Fragen, auf die wir der Reihe nach eingehen wollen.
Erste Frage: Um welchen Tempel Gottes handelt es sich hier den Johannes messen soll?
Auf den ersten Blick ist aus dem Text nicht ersichtlich, welches visuelle Bild vom Tempel Gottes und der Heiligen Stadt Johannes sah. Im Kontext der Offenbarung wird der Tempel Gottes 12 Mal genannt (Offb 3,12; 7,15: zukünftige Perspektive; 11,1: der Tempel soll in der Gegenwart gemessen werden; 11,19: zukünftige Perspektive; 14,15; 14,17; 15,5; 15,6; 15,8; 16,1; 16,17: Tempel im Himmel; 21,22: Gott und das Lamm ist ihr Tempel).
In Offb 21,16ff sind die Maße des Stadttempels und dessen Beschaffenheit bereits in ihrer perfekten und vollendeten Form beschrieben. Und wie wir feststellen werden, ist in 11,1 vom Tempel Gottes die Rede, welchen Johannes messen sollte ohne Angaben von Maßen. Dies bedeutet: er ist noch nicht fertig, doch er steht unter dem Schutz und Beobachtung, wie Jesus es bei den sieben Gemeinden tat (Offb 2-3). Auffallend ist die Tatsache, dass alle Handlungen zu denen Johannes aufgefordert wurde, in der Gegenwartsform gemacht wurden, einschließlich den Tempel Gottes zu messen. Hier eine Auflistung:
- Offb 1,11: Schreibe was du siehst und sende es an die sieben Gemeinden …;
- Offb 1,17: Und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach: Fürchte dich nicht …;
- Offb 10,4: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben …;
- Offb 10,8: Nimm das Büchlein aus der Hand des Engels …;
- Offb 10,9: Nimm es und iss es auf …;
- Offb 10,11: Du musst wieder weissagen …;
- Offb 11,1-2: Steh auf und miss den Tempel Gottes …;
- Offb 19,10: Und er sprach zu mir: tu es nicht, denn ich bin dein Mitknecht …;
- Offb 21,5: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss …;
- Offb 22,9: Und er spricht zu mir: tu es nicht …;
- Offb 22,10: Versiegle nicht die Worte der Weissagung, denn die Zeit ist nahe.
Obwohl Johannes sich im Geist an dem Herrn gehörenden Tag befand, sind all diese Aufforderungen zeitlich am Ende des 1. Jahrhunderts gemacht worden. Daher muss es sich um den Tempel gehandelt haben, der zur Zeit des Johannes existierte, bzw. sich noch im Bau befand. Dies wird auch dadurch unterstützt, dass die Bezeichnung `Tempel Gottes` im Neuen Testament ausschließlich auf die Gemeinde bezogen wird.
Anmerkung: Die Bezeichnung `Tempel des Herrn` bezogen auf den natürlichen Tempel, kommt einmal in Lukas 1,9 vor. Am Anfang seines Dienstes sprach Jesus noch vom `Hause meines Vaters` (Joh 2,16). Und auch während seiner Aufenthalte in Jerusalem suchte Jesus immer wieder das Tempelgelände auf für seine Lehren und Dienst an Menschen. Auch Johannes war in den Jahren nach dem Weggang von Jesus oft zusammen mit Petrus und den anderen Aposteln auf dem Tempelgelände in Jerusalem. Sie nutzten diese Plattform hautsächlich für die Verkündigung des Evangeliums.
Doch zur Zeit der Abfassung der Offenbarung gab es diesen Tempel nicht mehr, da er bereits im Jahre 70 n.Chr. von den Römern zerstört wurde. Dazu hat Jesus bereits im Vorfeld jene Zerstörung vorausgesagt (Mt 24; Mk 13; Lk 19; 21).
Eindeutig ist auch, dass der Tempel in dem Gott wohnte zur Zeit vor dem Tod des Messias, seine Bestimmung an den Tempel des Neuen Bundes abgetreten hat und wird für Gott und seinen Heilsplan nicht mehr benötigt.
Denn bereits durch den Propheten Nathan ließ Gott dem David verkündigen: „Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. 13 Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich.“ (2Sam 7,12-13). Bereits im Judentum erkannte man, dass diese Prophezeiung dem kommenden Messias gilt. Der Engel Gabriel zitierte diese Verheißung in der Erscheinung bei Maria und bezog sie auf Jesus (Lk 1,31-33; Apg 2,34). Mit seinem Kommen und seinem Dienst begann Jesus das neue Haus für Gott zu bauen (Mt 16,18). Dieses Haus steht ebenfalls auf einer geistlichen Bergeshöhe (Berg Zion), wie Gott in Jesaja 2,2 verheißen hat: „Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen.“ Und durch den Propheten Sacharia versprach der Herr, dass der Messias (Spross) genannt, den Tempel des Herrn bauen wird (Sach 6,12-13). Auch diese Prophezeiung bezogen bereits die Rabbiner auf den Messias. Beide Prophezeiungen wurden gemacht im zeitlichen Kontext des Aufbaus von natürlichem Tempel (durch Salomo und Serubbabel). Und beide Male wurden diese Tempel wieder zerstört. Doch durch den Propheten Haggai ließ Gott verkündigen: „Es soll die Herrlichkeit dieses letzten (künftigen) Hauses größer sein als die des ersten (früheren) gewesen war“ (Hag 2,6). Beachten wir die Bemerkung des Propheten, wenn er von der größeren Herrlichkeit des letzten Hauses spricht gegenüber die des Ersten. Das erste ist oder war das Irdische (Stiftshütte und Tempel), das letzte ist das geistliche Haus, nämlich der Leib Christi – die Gemeinde.
Und seit Pfingsten wohnt Gott in den gläubigen an Jesus durch den Heiligen Geist, auch in denen, welche seit jener Zeit natürlicherweise in der Stadt Jerusalem wohnen (Gott wohnt nicht in Tempeln von Menschenhand erbaut, sagte bereits Stephanus und Paulus (Apg 7,48; 17,24; Jes 66,1-2). Weitere Begründungen für den geistlichen Tempel des Neuen Bundes wären Texte aus folgenden Stellen:
- Joh 2,19-21: „Da antworteten nun die Juden und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du dies tun darfst? 19 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten. 20 Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten? 21 Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. 22 Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte.“
- Eph 1,22: „Und alles hat er unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, 23 welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.“ (dazu auch Kol 2,9).
- Und der Samariterin sagte Jesus: „Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit (und ist schon jetzt), dass ihr weder auf diesem Berge (Garizim) noch in Jerusalem (im Tempel auf dem Berg Zion) den Vater anbeten werdet.“ (Joh 4,21-24). Damit hebt Jesus die Anbetung Gottes auf eine geistliche Ebene und macht sie unabhängig von einer Örtlichkeit oder einem materiellem Gebäude.
- 1Kor 6,16: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid?“ Oder: 1Kor 6,19: „wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist. Wer nun den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben“
- 2Kor 6,16: „Wir aber sind der Tempel des lebendigen Gottes wie Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und sie sollen mein Volk sein.“ (Zitat teilweise aus 3Mose 26,12).
- Eph 2,21: „auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn“ (dazu auch Hebr 3,6: „dessen Haus sind wir“; ebenso 1Petr 2,5: „lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, Gott hochwillkommen durch Jesus Christus.“ (dazu auch 1Tim 3,14-16: „damit du weißt, wie du wandeln sollst im Hause Gottes, welches ist die Gemeinde des lebendigen Gottes“).
Diese geistliche Wohnstätte Gottes in der jetzigen Zeit ist von Gott geschützt, aber auch durch die Apostel und Propheten ständig gemessen. Doch wer diesen Tempel verunreinigt, bekommt es mit Gottes Gericht zu tun (vgl. dazu auch 1Kor 6,16; 2Thes 2,4ff; 1Petr 4,17: „Das Gericht fängt am Hause Gottes an“).
In einer der Auslegungen wird angenommen, dass es in der Zukunft zum Bau des so genannten dritten Tempels nach den beschriebenen Maßen aus Hesekiel mit all den Einrichtungen kommen würde. Dabei wird vorausgesetzt, dass der Tempelberg und das weitere Umfeld geräumt werden müssten. Und es wird auch eingeräumt, dass es dabei sowohl zu inneren als auch weltpolitischen Unruhen kommen würde. Doch wie wir bereits weiter oben feststellen konnten, ist es sehr unwahrscheinlich, dass es sich im Text von Offb 11,1-2 um den Hesekiel Tempel und zwar in seiner buchstäblichen Ausführung handeln würde. Folgende Überlegungen dazu:
- Die Maße im Modell des Stadttempels einschließlich aller Vorhöfe sind alle festgelegt und bereits gemessen worden (Hes 40,5.6.8.9.11.13.14.19.20.24.27.28.32.35.47.48; 41,1.2.3.5.13.15.; 42,15.16.19.20; 47,1-5). Es würde keinen Sinn ergeben, wenn Johannes alles noch einmal nachmessen sollte.
- Wie kann Johannes einen Tempel messen, der zwar als Modell dargestellt wurde, aber zu seinen Lebzeiten in der Realität (physisch/materiell) nicht existierte?
- In den Evangelien und den Briefen der Apostel ist ein Tempel bereits im Bau (1Petr 2,4-8; Eph 2,19-21), allerdings nur aus lebendigen Steinen. Für einen Tempel aus natürlichen Materialien gibt es im Neuen Testament keinen Hinweis. Weder Jesus, noch die Apostel haben dazu irgendwelche Aussagen gemacht.
- Der Tempel in der Hesekiel Vision (wenn man sie buchstäblich deutet) sieht Opfergottesdienste vor, welche der ersten Ordnung entsprechen und dies würde dem Zeugnis des Neuen Testamentes und insbesondere dem des Hebräerbriefes widersprechen. Denn nach diesem Zeugnis hat der gesamte aaronitische Priester- und Opferdienst in Christus seine Erfüllung gefunden (Hebr 8,12-9,1; 10,1ff). Warum sollte Gott wieder zu der alten Ordnung zurückgreifen, wenn doch der Neue Bund ein ewiger ist.
- Der Stadttempel in der Hesekielvision ist nicht lokalisiert mit dem Standort des physischen Jerusalem und dem Tempelberg (Hes 40,1-2). Der Name Zion und Jerusalemkönnen in den Kapiteln 40-48 zwar gedacht werden, sie sind aber dort nicht erwähnt. Entweder, weil zu jener Zeit die Stadt Jerusalem samt dem Tempel zerstört waren, oder weil es für den Tempel aus der Vision von Hesekiel samt Stadt, eine andere Bestimmung gab.
- Niemand wird aufgefordert dieses komplexe Gebäude zu bauen, sondern es wird in seinen besonderen Maßen den Israeliten als vollkommenes Modell vorgestellt. Dazu kommen die überdimensionalen Maße dieses Stadttempels, welche in die natürliche Topographie jener Gegend gar nicht hineinpassen würden.
- Der Herr will für immer in jenem Stadttempel wohnen. So lesen wir in Hes 43,7: „Und er sprach zu mir: „Du Menschenkind, das ist der Ort meines Thrones und die Stätte meiner Fußsohlen; hier will ich für immer wohnen unter den Israeliten. Und das Haus Israel soll nicht mehr meinen heiligen Namen entweihen, weder sie noch ihre Könige, durch ihren Götzendienst und durch die Leichen ihrer Könige, wenn sie sterben.“ (Vergleiche dazu auch Psalm 132,14: „Dies ist meine Ruhestatt für immer, hier will ich wohnen, denn ich habe ihn begehrt.“; Jes 66,1: „So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Wo wäre denn das Haus, das ihr mir bauen könntet, und wo denn der Ort meines Ruhesitzes?“ Stephanus zitiert diese Prophetie: „Aber der Höchste wohnt nicht in Wohnungen, die mit Händen gemacht sind.“ (Apg 7,46-49).
Anmerkung: Der Tempel mit Stadt und Landesverteilung in der Hesekiel Vision wurde dem Propheten Hesekiel im Jahre 572 gegeben, 14 Jahre nach der Zerstörung Jerusalems (Hes 40,1-2). Dem Statthalter Serubbabel musste dieses Modell bekannt gewesen sein. Und doch baute er den Tempel in den Jahren 520-516 an derselben Stelle und nach den früheren Maßen(wenn auch nicht in der früheren Pracht) wieder auf (Sach 4). Es wird klar, dass dieses Modell für die Zukunft vorgesehen ist. Die Frage ist nur, geht es um eine buchstäbliche oder geistliche Perspektive?
Dazu einige Beobachtungen: Der Tempel samt Stadt in der Vision von Hesekiel weist trotz seiner Komplexität einige deutliche Parallelen zu der Vision des Johannes in Offb 21-22 auf. Hier einige Vergleiche:
- Hes 40,1-2: „Im fünfundzwanzigsten Jahr unserer Gefangenschaft, im Anfang des Jahres, am zehnten Tag des Monats, im vierzehnten Jahr, nachdem die Stadt eingenommen war, eben an diesem Tag kam die Hand des HERRN über mich und führte mich dorthin, – in göttlichen Gesichten führte er mich ins Land Israel und stellte mich auf einen sehr hohen Berg; darauf war etwas wie der Bau einer Stadt gegen Süden.“ Die Vision sieht Hesekiel zwar im Land Israel, doch der sehr hohe Berg wird an keiner Stelle mit den relativ niedrigen lokalen Berg Zion in direkte Verbindung gebracht. Und in Offb 21,9-11 lesen wir: „Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, gefüllt mit den letzten sieben Plagen, und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir die Braut zeigen, die Frau des Lammes. 10 Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die Heilige Stadt Jerusalem herniederkommen aus dem Himmel von Gott, 11 die hatte die Herrlichkeit Gottes.“ Eine sehr ähnliche Vorgehensweise, denn auch zur Zeit der Vision des Johannes ist der irdische Tempel auf dem Berg Zion in Jerusalem ebenfalls nicht existent. In beiden Visionen handelt es sich um eine geistliche Bergeshöhe. Und in beiden Visionen wird die Stadt in ihrer vollendeten Ausstattung als eine in der Zukunft liegende Perspektive gezeigt.
- Hes 47,1-12: „Und er führte mich wieder zu der Tür des Tempels. Und siehe, da floss ein Wasser heraus unter der Schwelle des Tempels nach Osten; denn die vordere Seite des Tempels lag gegen Osten. Und das Wasser lief unten an der südlichen Seitenwand des Tempels hinab, südlich am Altar vorbei. 2 Und er führte mich hinaus durch das Tor im Norden und brachte mich außen herum zum äußeren Tor im Osten; und siehe, das Wasser entsprang seiner südlichen Seitenwand. 3 Und der Mann ging heraus nach Osten und hatte eine Messschnur (Messrute) in der Hand, und er maß tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen; da ging es mir bis an die Knöchel. 4 Und er maß abermals tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen: Da ging es mir bis an die Knie; und er maß noch tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen: Da ging es mir bis an die Lenden. 5 Da maß er noch tausend Ellen: Da war es ein Strom, so tief, dass ich nicht mehr hindurchgehen konnte; denn das Wasser war so hoch, dass man schwimmen musste und nicht hindurchgehen konnte. 6 Und er sprach zu mir: Hast du das gesehen, Menschenkind? Und er führte mich zurück am Ufer des Flusses entlang. 7 Und als ich zurückkam, siehe, da standen sehr viele Bäume am Ufer auf beiden Seiten. 8 Und er sprach zu mir: Dies Wasser fließt hinaus in das östliche Gebiet und weiter hinab zum Jordantal und mündet ins Tote Meer. Und wenn es ins Meer fließt, soll dessen Wasser gesund werden, 9 und alles, was darin lebt und webt, wohin der Strom kommt, das soll leben. Von En-Gedi bis En-Eglajim wird man die Netze zum Trocknen aufspannen; denn es wird dort sehr viele Fische von aller Art geben wie im großen Meer. 11 Aber die Teiche und Lachen daneben werden nicht gesund werden, sondern man soll daraus Salz gewinnen. 12 Und an dem Strom werden an seinem Ufer auf beiden Seiten allerlei fruchtbare Bäume wachsen; und ihre Blätter werden nicht verwelken und mit ihren Früchten hat es kein Ende. Sie werden alle Monate neue Früchte bringen; denn ihr Wasser fließt aus dem Heiligtum. Ihre Früchte werden zur Speise dienen und ihre Blätter zur Arznei.“ Es sind paradiesische Zustände, welche an den Garten Eden erinnern (1Mose 2,10ff) und gleichzeitig den Blick in das Paradies Gottes der Zukunft öffnen. So lesen wir in Offb 22,1-2: „Und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes, 2 mitten auf ihrer Straße und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker.“ Dort ein Wasserstrom aus dem Heiligtum, hier ein Wasserstrom aus dem Thron Gottes und des Lammes. Dort fruchttragende Bäume, hier Bäume des Lebens, welche ebenfalls ununterbrochen Früchte tragen. Die Beschreibungen solcher paradiesischen Zustände passt nicht in die Jetztzeit hinein, siehe Offenbarung 6-11 und 16. In jenen Kapiteln wird in drastischen Bildern die teilweise und danach die vollständige Zerstörung dieser Erde beschrieben (siehe auch die Endzeitreden von Jesus).
- Hes 48,31-34: 12 Tore nach den Namen der Stämme Israels genannt. Ebenso in Offb 21,12-13.21: 12 Tore mit den Namen der 12 Stämme Israels.
- Hes 47,21-23: Die nichtjüdischen Fremdlinge sind gleichberechtigte Bürger. Offb 22,4: Die Völker bringen ihre Herrlichkeit in die Stadt hinein. Die Parallelen sind offensichtlich. Damit kann der Stadttempel in der Vision von Hesekiel als Vorlage für den geistlichen Stadttempel der Zukunft gesehen werden und zwar mit Beschreibungen, welche den Juden damals vertraut waren, geographische Angaben wie Land Israel, Araba, Jordantal, Totes Meer, En-Gedi; Gottesdienstliche Angaben: aaronitisches Priestertum, Opferdienste, sowie gerechte Landverteilung unter die 12 Stämme mit gleichwertiger Einbeziehung der nichtjüdischen Landbewohner (Hes 47,21-23).
Und wie der Tempel in der Hesekiel Vision zentral in die Stadt integriert ist, so wird Gott selbst und das Lamm inmitten der zukünftigen Heiligen Stadt sein. Damit kann die Beschreibung in Offb 21 als die Vollendung gesehen werden. So lesen wir in Offb 21,22: „Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, er und das Lamm.“ (dazu auch Offb 3,12; 7,15).
Schlussfolgerung: Diese Beobachtungen führen zu der Überzeugung, dass es sich in Offb 11,1 um den neutestamentlichen, geistlichen Tempel Gottes handelt , der sich noch im Bau befindet.
Zweite Frage: Was bedeutet das messen des Heiligtums, des Altars und derer, welche darin anbeten?
Johannes bekommt ein Rohr (gr. kalamos, eigentlich für Schilfrohr verwendet Mt 11,7; Offb 21,15). Dieses Rohr ähnelt einem Stab. Die gr. Bezeichnung für Stab ist `rabdos` und wird auch für Herrscherstab verwendet (Ps 2,9; Offb 2,27; 12,5; 19,15; 1Mose 49,10). Das Bild mit dem Meßstab(Messschnur, Messrute) ist uns bereits aus dem Alten Testament bekannt.
- 2Kön 21,13 und Klag 2,8: Messschnur als Gerichtsmaß;
- Sach 1,16: Messschnur als Maß für Zuwendung und Wiederherstellung;
- Sach 2,5-9: als Zeichen des Schutzes, so auch Ps 23,4;
- Hes 1,3-5: als Messrute zum Messen und Feststellung der exakten Maße. Sogar in der Vollendung wird vom Messen der heiligen Stadt Jerusalem mit einem goldenen Stab gesagt (Offb 21,15-17. Dort jedoch als Bestätigung der Vollkommenheit und Vollständigkeit durch Bekanntgabe der Maße.
Erinnern wir uns an die Anweisungen Gottes an Noah? Er sollte die Arche nach den Maßen zurichten, welche der Herr im genannt hatte (1Mose 6,15). Dies sagt aus, dass bereits Noah ein Maß nach einer bestimmten Ellenlänge verwendete. Ebenso baute Mose die Stiftshütte nach den Maßen, welche Gott ihm auf dem Berge gezeigt hatte (2Mose 25,40; dazu auch 2Chr 3,3). Der Maßstab jedoch für Glauben und Leben war für die Israeliten das Gesetz (2Mose 20,1-20; Jos 1,8). In unserem Text handelt es sich dabei um eine von Gott festgelegte und autorisierte geistliche Maßeinheit. Diese Maßeinheit ist nichts anderes als das Evangelium von Jesus Christus. Denn an ihm und seinem Wort soll und muss alles gemessen werden (Mt 5,22.28.32.34.39.44; 12,36; 19,9; 28,19; Joh 12,48; Apg 2,42).
Der Auftrag, den Tempel Gottes, den goldenen Räucheraltar und die dort Anbetenden zu messen, macht deutlich, dass dieser Bereich für Christus höchste Priorität hat. Die Gemeinde ist einerseits in Christus geborgen und geschützt, so das Bild von den sieben Sternen in seiner rechten Hand (Offb 1,16.20; 2,1; Joh 10,28-29). Im Kontext der Offenbarung kann das Messen aber auch als ein Bild für eine geistliche Bestandsaufnahme der Gemeinde, die sich noch im Bau befindet angesehen werden und zwar nach dem Vorbild von Jesus an den sieben Gemeinden (Offb 2-3: Dort legt Jesus den Meßstab an und sagt, was übereinstimmt und was korrigiert werden muss). Als letzter noch lebender Apostel sollte Johannes diese Aufsichtsfunktion an der Gemeinde wahrnehmen. Dies tat er denn auch (siehe seine Schriften). Dieser Auftrag ist nicht neu, alle Apostel nahmen ihn war. Und Paulus schreibt: „bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Menschen, zum vollen Maß (metron) der Fülle Christi“ (Eph 4,13). Viele Texte des NT zielen darauf ab, das Leben der Gläubigen (einschließlich ihres Anbetungsdienstes) in Übereinstimmung mit Christus zu bringen (Mt 6,9-15; Hebr 4,16; 10,22). Denn von einer gesunden Lehre hängt auch ein gesundes geistliches Leben der Gemeinde ab. So schreibt Paulus in Gal 6,16: „Und alle, die sich nach diesem Maßstab (gr. kanoni) richten – Friede und Barmherzigkeit über sie und über das Israel Gottes!“ (so auch Offb 22,19). Diesen Auftrag müssen heute alle Gaben und Dienstträger in der Gemeinde wahrnehmen (Eph 4,11ff).
Was das Messen des goldenen Altars meint, kann von seinem Bestand und Inhalt abgeleitet werden. Er war mit reinem Gold überzogen und gefüllt mit glühenden Kohlen und Weihrauch darauf. Jesus sagt zu dem Bereich der Anbetung Gottes: „Der Vater will im Geist und in der Wahrheit angebetet werden (Joh 4,23-24; Hebr 4,16). Eigennütziges, egoistisches und selbst verherrlichendes beten und anbeten der Gemeinde passt nicht zum goldenen Altar mit den glühenden Kohlen darauf.
Dritte Frage: Welcher Vorhof ist hier gemeint und warum soll Johannes ihn nicht messen?
Den äußeren Vorhof des Tempels soll Johannes hinauswerfen und nicht messen, weil er den Nationen überlassen ist. Welche Auslegung ist hier zutreffend und mit welchen Begründungen?
- Ursprünglich gab es nur einen Vorhof mit dem Brandopferaltar und dem Waschbecken, welcher die Stiftshütte von allen Seiten umgab und der mit einer zweieinhalb Meter hohen Stoffwand umgeben war (2Mose 40,8.33; 2Kön 6,36; 2Chr 29,16).
- Beim Bau des Tempels unter Salomo kamen noch weitere Vorhöfe hinzu. Der Große ,obere oder auch äußere Vorhof, welcher den inneren Tempelhof umgab (1Kön 7,12; Jer 19,14; 26,2; 36,10; 46,10).
- Der Vorhof der Priester (1Chr 4,9).
- Der neue Vorhof (2Chr 20,5; 24,21).
Im Herodianischen Tempel gab es Zur Zeit von Jesus auch noch den Vorhof der Frauen und den Vorhof der Heiden. Beim Vorhof der Heiden handelte es sich um den Bereich im Tempel, in dem eine Gruppe Hellenen sich aufhielt und Jesus sehen und wohl auch sprechen wollten (Joh 12,20).
Auch wenn wir festgestellt haben, dass es sich in Offb 11,1-2 um den geistlichen Tempel Gottes handelt, der gegenwärtig noch im Bau ist, können trotzdem die sprachliche Verwendung (Tempel, Altar, äußerer Vorhof) als Bildmaterial verwendet werden.
Es fällt auf, dass es in Bezug auf den natürlichen Tempel eine klare geistliche Übertragung gibt, es ist Christus und die Gemeinde. Aber auch der innere Vorhof mit dem kupfernen Brandopferaltar weist eindeutig auf das Kreuz hin. Golgatha lag außerhalb der Stadt Jerusalem (Hebr 13,10-13). Denn am Kreuz hat Jesus als Gotteslamm sein Leben als Opfer für die Sünden aller hingegeben. Nur ist er nicht in das Allerheiligste des irdischen Tempels eingegangen, sondern in den Himmel selbst und zwar mit seinem eigenen Blut und hat eine ewige Erlösung erwirkt(Hebr 9,12.24).
Nach dem Wortlaut des Textes aus Offb 11,1-2 handelt es sich jedoch nicht um den inneren, sondern den äußeren Vorhof. Es handelt sich also um eine Einrichtung, welche später dazu gebaut wurde und für Nichtjuden zugänglich war. Diesen soll Johannes nicht messen. Wir haben festgestellt, dass es im ersten Heiligtum der Stiftshütte keinen äußeren Vorhof gab. Was wäre nun mit dem äußeren Vorhof in dem Offenbarungstext zu vergleichen?
Erste Überlegung: Es könnte alles einschließen, was die äußere Gestaltung der Gemeinde betrifft. Organisation, Gemeindestrukturen, materielle Güter wie Gebäude und Einrichtungen. Über diese Dinge hat Jesus auch nichts konkretes gesagt. Aus der Antike ist kein christliches Versammlungsgebäude erhalten geblieben. Oft sind es nur Fundamentreste, welche von jenen Einrichtungen Zeugen. Auch Organisation und Strukturierung der Gemeinden sind vorübergehend und nicht Wert geschützt oder gemessen zu werden. Sie unterliegen also keinem bestimmten von Gott vorgeschriebenem Maß. Es könnte aber auch das äußere, das physische Leben der Gemeinde in dieser Welt meinen. Denn dieses ist angreifbar und kann und wird von dieser Welt zertreten werden. Auch Jesus sagte seinen Jüngern: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten.“ (Lk 12,4). Es heißt sogar, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht erben werden (1Kor 15,50). Es wird letztlich nur das geschützt und gemessen, was ewigen Bestand hat. Die Voraussage: „Die Pforten des Hadesch werden die Gemeinde nicht überwältigen“ birgt in sich aber dass sie angegriffen wird (Mt 16,18; Offb 2,10).
Zweite Überlegung: Während die Stiftshütte und der Tempel mit seinem inneren Vorhof seine Erfüllung in Christus und seiner Gemeinde fand, wird der äußere Vorhof (der natürliche Tempelbau mit seinen Einrichtungen und Opferdienst für Gottes Heilsplan nicht mehr benötigt (Hebr 8,12-9,1; 10,1). Dass der natürliche Tempel auch von den Heiden zerstört wurde ist ein historisches Faktum. Damit kommen wir zu der nächsten Frage.
Vierte Frage: In welchem Sinne ist in diesem Text `Heilige Stadt` und ihr zertreten gemeint?
Im Grunde gibt es nur zwei Sichtweisen.
Erstens: Das irdische Jerusalem wurde `die Heilige Stadt` genannt (Neh 11,1; Jes 52,1; Dan 9,24; Mt 4,5). Diese Stadt hatte und hat ihre Bestimmung und Bedeutung in der Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk Israel und den Nationen. Und doch war Jerusalem angreifbar und zerstörbar.
Zweitens: Auch das himmlische Jerusalem wird als `Heilige Stadt` bezeichnet. Folgende Texte sprechen von dieser Wohnstätte: Offb 21,2: „Und ich sah die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.“ Dazu auch Offb 21,10: „Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die Heilige Stadt Jerusalem herniederkommen aus dem Himmel von Gott.“ (von dieser Stadt lesen wir auch in Offb 3,12: „Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das vom Himmel herabkommt und meinen Namen den neuen.“).
Nach dieser Stadt sehnten sich schon die Patriarchen, wie der Autor des Hebräerbriefes bezeugt: „Denn er (Abraham) wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“ Und weiter heißt es: „Nun aber streben sie zu einem besseren Land, nämlich dem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt gebaut.“ (Hebr 11,10.16). Ist uns die Tragweite dieser Erwartung bewusst? Die Perspektive der Patriarchen war ein himmlisches Land und eine Stadt von Gott erbaut. Dieses Jerusalem der Zukunft kann natürlich nicht mehr zertreten werden (Joh 14,1-3).
Doch die Apostel sprechen von demselben geistlichen und himmlischen, Neuen Jerusalem, welches sich bereits hier als Gemeinde in dieser Zeit manifestiert. So in Gal 4,26: „Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie; das ist unsre Mutter.“ (ergänzend dazu auch Gal 4,20-25). Oder: „Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem.“ (Hebr 12,22). Beachten wir in diesen beiden letzten Texten die Gegenwartsform bei der Zugehörigkeit zu dieser Stadt, welche zwar himmlischen Ursprungs ist, aber sich hier auf Erden noch im Bau befindet.
Anmerkung: Die Heilige Stadt Jerusalem mit ihrem himmlischen Ursprung ist ein Bild für die Gemeinde der Gläubigen und von Gott geheiligten Menschen. Allein im Buch der Offenbarung werden die Gläubigen 5 Mal als Heilige bezeichnet (Offb 11,18; 17,6; 18,24; 19,8; 20,9). Und auch sonst spart Gott nicht mit dieser Bezeichnung für seine Kinder (Joh 17,19; Röm 15,26; 16,2; 1Kor 1,2; 6,2; 16,1.15; 2Kor 1,1; 8,4; 9,1; Eph 1,1.18; 2,19-21; 3,5.8.18; 4,12; 5,3; 6,18; Kol 1,2.4.26; 3,12; Phil 4,21-22; 2Thes 1,10; 1Tim 5,10; Phlm 1,5.7; 1Petr 1,12; 2,5.9-10; 2Petr 3,2; Hebr 3,1; 6,10; 13,24; Jud 1,3). Heilige sind von Gott gereinigte und abgesonderte Menschen für den Dienst im Heiligtum, welches ist die Gemeinde, bestehend aus gläubigen Juden und Nichtjuden.
Das geistliche Jerusalem samt Tempel der Gegenwart ist zwar von Seiten des Feindes in dieser Welt angefochten und dass Volk Gottes allen möglichen Schikanen ausgesetzt und dies über den gesamten Zeitraum hindurch (Joh 16,33; Mt 24,10-13). Denken wir an die lokalen Verfolgungen durch die Führung im Judentum und auch überörtlichen Verfolgungen im römischen Kaiserreich. Später durch die Machtgierigen Kirchenführer, welche sich mit den Weltmächten vereinigten, ihren Vorteil suchten und die Herde zertraten. In unseren Tagen hat das Zertreten der Gemeinde verschiedene Formen. Doch trotz allem steht sie unter dem direkten Schutz von Jesus Christus (Mt 16,18; Mt 28,20; Joh 10,28-29).
Aber auf dem Hintergrund folgender Texte lässt sich ableiten, dass es in Offb 11,2 auch um das natürliche Jerusalem (samt seinen Bürgern-Volk Israel) gehen könnte, welches von den Nationen zertreten wurde. Jesus sagte voraus: „und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du besucht worden bist.“ (Lk 19,44; dazu auch Mt 23,37-39).
Und weiter sagt Jesus voraus: „und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt unter alle Nationen, und Jerusalem wird zertreten werden von den Nationen, bis die Zeiten (kairous) der Nationen erfüllt sind.“ (Lk 21,24). Hier spricht Jesus von dem physischen Zertreten der natürlichen Stadt Jerusalem samt seinen Bürgern durch die Nationen. Das Zertreten der Stadt Jerusalem begann mit deren Zerstörung im Jahre 70 n.Chr durch die Römer. Etwa 60 Jahre blieb die Stadt zerstört. Nach der Niederschlagung des jüdischen Aufstandes unter Bar Kochba im Jahre 135 n.Chr baute Kaiser Hadrian die Stadt nach römisch-griechischen Stil auf und nannte sie Aelia Kapitolina.
Er entweihte den Zionsberg durch den Bau eines Jupitertempels und an der Stätte Golgatha baute er ebenfalls einen heidnischen Tempel. Den Namen Judäa änderte er in Syria-Palästina. Den Juden und Christen verbot er sich in dieser Stadt anzusiedeln. Dies änderte sich in der Zeit Konstantins (4. Jh.). Er entfernte die heidnischen Einrichtungen und lies die Grabeskirche (Auferstehungskirche) auf dem Hügel Golgatha errichten. Im 7. Jh. räumten Die Muslime den Tempelberg und bauten dort den Felsendom und die Al-Aqsa Moschee. In den folgenden Jahrhunderten blieb die Stadt (mit Unterbrechung) unter Islamischer Herrschaft. Seit Staatsgründung (1948) und Eroberung von Ostjerusalem (1967/73) ist diese Stadt wieder im Besitz der Juden. Aber in Bezug auf das Tempelgelände (die heiligste Stätte des Judentums) dauert das zertreten immer noch an. Doch es muss uns bewusst sein, dass mit Jerusalem auch immer die Menschen gemeint sind, welche diese Stadt bewohnen, bzw. sich mit dieser Stadt identifizieren. Der Anblick der heutigen Tempelstätte kann als ein Mahnruf Gottes an das jüdische Volk gesehen werden, sich ihrem bereits gekommenen Messias in Buße(Sinnesänderung) und Glauben zuzuwenden.
Das gr. Verb `pat¢sousin` für zertreten in Offb 11,2 ist dasselbe wie auch in Lk21,24 (vgl. dazu auch Jes 5,5; ähnlich auch Dan 7,26). Damit ließe sich in gewissem Sinne ein Parallelverlauf zwischen natürlicher und geistlicher Stadt Jerusalem erkennen, der sich allerdings auf unterschiedlichen Ebenen vollzieht.
Fünfte Frage: Welche zeitliche Periode umfassen die 42 Monate?
„Aber den äußeren Vorhof des Tempels wirf hinaus und miss ihn nicht, denn er ist den Nationen gegeben; und die Heilige Stadt werden sie zertreten zweiundvierzig Monate.“ (Offb 11,2).
Zahlen werden von den Auslegern in der Offenbarung entweder buchstäblich gezählt oder symbolisch gedeutet, manchmal sowohl als auch. Hier eine Liste der Zahlen:
- Die sieben Gemeinden in der Römischen Provinz Asia (1,4).
- Die sieben Geister Gottes (1,4).
- Die sieben Leuchter (1,12.20; 2,1).
- die sieben Sterne in der Rechten des Menschensohnes (1,16.20; 2,1; 3,1).
- Die zehn Tage der Bedrängnis für die Gläubigen in der Gemeinde Smyrna (2,10).
- Die 24 Ältesten um den Thron Gottes (4,4.10;5,8; 11,16; 19,4).
- Die sieben Fackeln vor dem Thron, welche sind die sieben Geister Gottes (4,5).
- Die vier lebendigen Wesen um den Thron Gottes (4,6.8; 5,6.8.14; 6,1.6; 7,11; 14,3; 15,7; 19,4).
- Die sieben Hörner auf dem Haupt des Lammes (5,6).
- Die sieben Augen des Lammes, welche sind die sieben Geister Gottes (5,6).
- Die sieben Siegel (5,1.5; 6,1).
- Der vierte Teil (Offb 6,8).
- Die vier Winde der Erde (7,1).
- Die 144000 (12000 Mal 12000) Versiegelten aus allen Stämmen Israels (7,3-8; 14,1).
- Eine halbe Stunde (Offb 8,1).
- Die sieben Engel mit den sieben Posaunen (8,2.6).
- Die vier Engel am Euphrat (Offb 9,15).
- Der dritte Teil (Offb 8,10.12; 9,15; 12,4).
- Die fünf Monate der Heuschrecken Plage über die, welche nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen haben (9,5.10).
- die sieben Donner (10,3-4).
- Die 42 Monate und 1260 Tage (11,2.3; 12,6; 13,5).
- Die zwei Zeugen, die zwei Leuchter, die zwei Ölbäume und die zwei Propheten (11,3-7).
- Der zehnte Teil (Offb 11,13).
- Die siebentausend Namen der Getöteten in der großen Stadt (11,13).
- Die sieben Köpfe und zehn Hörner auf dem Kopf des Drachen und des Tieres (12,3; 13,1; 17,3.7.12).
- Die Zahl des Namens vom Tier ist sechshundert und sechsundsechzig (13,18).
- Die sieben Engel mit den sieben Schalen des Zornes Gottes (15,1.6.8; 16,1; 17,1; 21,9).
- Drei Teile (Offb 16,19).
- Eintausendsechshundert Stadien weit (14,20).
- Die sieben Berge und sieben Könige (17,9).
- Eine Stunde (Offb 18,10.17.19).
- Die eintausend Jahre in Offb 20,1-6.
- Die zwölf Tore und zwölf Grundsteine in der Stadt dem neuen Jerusalem (21,12-14).
- Die Mauern der Stadt sind 12000 Stadien lang, breit und hoch (21,16).
- Die Bäume im Paradies Gottes tragen 12 Mal Früchte (Offb 22,1-2).
Je nachdem, ob diese Zahlen buchstäblich gerechnet oder symbolisch gedeutet werden, kommt man auch zu unterschiedlichen Ergebnissen. Es lohnt sich eine Studie über die Zahlen der Bibel anzustellen und im Speziellen Zahlen, die bei Jesus und den Aposteln vorkommen und ob diese auch Symbolcharakter haben. Hier einige Bibelstellen: Mt 4,1ff: vierzig Tage; 18,12: 100 Schafe; 18,22: sieben Mal oder siebzig Mal sieben Mal; 25,1ff: zehn Jungfrauen; 26,15: dreihundert Denare; 26,53: zwölf Legionen; Mk 8,19: Fünftausend-zwölf Körbe, viertausend-sieben Körbe; Lk 3,23: etwa dreißig Jahre; 10,1: siebzig; Joh 11,9: zwölf Stunden; 21,11: einhundertdreiundfünfzig; Apg 1,3: vierzig Tage; Röm 11,4: siebentausend; 2Petr 3,8: tausend Jahre.
Die Zahl 42 kommt einige Male im Alten Testament vor, jedoch nur auf Städte und Personen bezogen (4Mose 35,6; 2Kön 2,24; 10,14). Außer in Offb 11,2 kommt diese Zeitangabe noch einmal vor in Bezug auf das Tier aus dem Meer und zwar in Offb 13,5:“Und es wurde ihm ein Maul gegeben, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ihm wurde Macht gegeben, es zu tun zweiundvierzig Monate lang.“
Zunächst einige Beobachtungen in Bezug auf die Zeitangabe 42 Monate:
- Nach biblischer Zählweise entspricht die Zeitangabe 42 Monate dreieinhalb Jahren.
- die Bezeichnung für diese Zeitangabe wird nur verwendet, wenn es sich um die Angriffe seitens der Feinde Gottes handelt. Denn Unter dem „Sie“ in Offb 11,2 sind die Nationen gemeint. Und diese haben einen Anführer, es ist in unserem Textzusammenhang das Tier, welches aus dem Abgrund aufsteigt (Offb 11,7; 17,8). Es ist identisch mit dem Tier, welches aus dem Völkermeer entsteigt, was durch die sieben Köpfe und zehn Hörner deutlich wird (Offb 13,1-8).
Dies bedeutet, dass die Zeitangabe 42 Monate in Offb 11,2 und 13,5 dieselbe zeitliche Periode abdeckt. Es kann auch noch damit begründet werden, dass Kapitel zwölf nicht die chronologische Fortsetzung von Kapitel 11 ist, sondern dort werden die Ereignisse wieder von Anfang an aufgerollt, das heißt von der Thronbesteigung Jesu gerechnet.
Man könnte aber auch fragen, wann begann das Zertreten der Heiligen Stadt? Weiter oben haben wir festgestellt, dass unter der Heiligen Stadt zunächst das Neue Jerusalem der Vollendung und der Jetztzeit als neutestamentliche Gemeinde, welche sich noch im Bau befindet gemeint ist. Die Bezeichnung `Heilige Stadt` kann sich aber auch auf das natürliche Jerusalem beziehen. Letzteres war seit dem Jahre 70 bis 1948 von den Nationen besetzt. Der Tempelberg, die heiligste Stätte des Judentums ist bis heute von einer anderen Nation, bzw. Religionsgemeinschaft besetzt. Damit würde sich aber die Zeitspanne von 42 Monaten seit dem 1. Jahrhundert beginnend und bis heute fortsetzen. In diesem Fall müssten diese 42 Monate als eine symbolische Zeitperiode angesehen werden. Das Gleiche würde sich auch auf die Heilige Stadt als Gemeinde beziehen. Die gleiche Deutung könnte auch die Zeitangabe in Offb 13,5 bekommen. Auch hier handelt es sich um eine Zeitspanne, welche zu Beginn der Wirksamkeit dieses Tieres begann. Das Tier aus Kap. 13,1-8 und 17,8 ist dasselbe wie auch in 11,7. Daher müsste es sich in beiden Texten um dieselbe Zeitperiode von dreieinhalb symbolische Jahre handeln.
Das Bild des Tieres aus Offb 13,1ff ist aus Daniel 7 entnommen und stellt dort zunächst das 4. Also das Römische Weltreich dar und zwar mit Elementen der drei vorhergehenden Tiere (Weltreiche). Es ist aber auch ein Bild für alle Weltreiche, worauf die sieben Köpfe und zehn Hörner in der Offenbarung hinweisen. Denn es entsteigt aus dem Völkermeer mit globalem Einfluss und alle Nationen, Völker, Stämme und sprachen huldigen ihm (Offb 13,7-8). Damit wäre der Beginn der Verfolgung ebenfalls in die Anfangszeit der Gemeinde (unter römischer Herrschaft) zu setzen und das Ende bei der Tötung der zwei Zeugen oder dem Feuersee (Offb 11,7; 19,21). Doch wollen wir diese Thematik noch weiter entfalten und zwar durch die zeitliche Bezeichnung 1260 Tage in Offb 11,3. Aber dies im nächsten Abschnitt.
Die zwei Zeugen ihre Identität und Auftrag
Beachten wir, dass Vers 3 mit einem verbindenden „Und“ fortgesetzt wird. Der Redende in Vers 3 ist derselbe wie auch in Vers 1. „Und ich will meine zwei Zeugen bestimmen, und sie sollen weissagen tausendzweihundertsechzig Tage lang, angetan mit Trauerkleidern (Sacktuch).“ (Offb 11,3).
Es ist Jesus selbst, der hier über seine Zeugen bestimmt. Er legt den zeitlichen Rahmen fest und unter welchen Umständen sie ihr Zeugnis geben werden. Bemerkenswert dabei ist die Bezeichnung für ihre Bekleidung, welche auf einen beschwerlichen und mit Entbehrungen verbundenen Lebensstil hinweisen. Der Prophet Jesaja trug zeitweise solch ein Sacktuch (Jes 20,2; Johannes der Täufer trug einen Mantel aus Kamelhaaren Mt 3,4; Mk 1,6; Elia trug einen Mantel aus Fellen 2Kön 1,8; Elisa übernahm den Mantel von Elia 2Kön 2,13). Der Dienst der Propheten bestand vorwiegend in Aufruf zur Umkehr und zwar im Hinblick auf das Gericht Gottes und die Perspektive der Wiederherstellung.
Das verbindende „Und“ zwischen Vers 2 und 3 macht auch deutlich, dass der Auftrag an Johannes in 11,1und der Auftrag an die zwei Zeugen in engem Zusammenhang stehen. Weil der Dienst an der Gemeinde und der Auftrag für diese Welt parallel verläuft. Aus dem Text in offb 11,3-7 stellen sich uns einige Fragen, auf die wir der Reihe nach eingehen wollen.
Erste Frage: ist die Zeitangabe 1260 Tage mit den 42 Monaten identisch und welchen Zeitraum deckt sie ab?
Wenn es uns gelingt eine begründete Lösung für den zeitlichen Rahmen des Wirkens der zwei Zeugen zu finden, dann wird sich die nächste Frage nach deren Identität auch leichter klären lassen. Das Gleiche würde auch in umgekehrter Reihenfolge gelten.
Rechnet man die 42 Monate mit jeweils 30 Tagen pro Monat, ergibt es 1260 Tage (vgl. 1Mose 7,11 und 8,4 mit 7,18 sowie 4Mose 14,34 und Hes 4,6). Auch diese Zeitangabe gleicht dreieinhalb Jahren. Weiter oben haben wir bereits gesehen, dass die Bezeichnung 42 Monate in zwei Texten verwendet wird um die Wirksamkeit der Feinde Gottes zeitlich einzurahmen (Offb 11,2; 13,5). Die Bezeichnung 1260 Tage bezieht sich jedoch nur auf die, welche auf der Seite Gottes stehen (Offb 11,3 und 12,6). Doch diese zwei Lager folgen zeitlich nicht aufeinander, sondern verlaufen parallel und stehen sich im Kampf gegenüber. Daher müsste es sich auch um dieselbe zeitliche Periode handeln.
In Kapitel 12 und 13 werden wir noch auf die Texte im Buch Daniel eingehen, denn diese tragen zum Verständnis sowohl der Zeitangaben als auch der Inhalte in der Offenbarung bei.
Es gibt aber noch weitere Texte in der Bibel, welche zum Verständnis für die Zeitangaben in Offenbarung 11-13 beitragen können. Immerhin gibt es in Offb 11,5 einige indirekte Hinweise auf das Wirken des Propheten Mose und Elia. Mose stand dem Pharao gegenüber, also einer Weltmacht. Elia stand seinem eigenen Volk gegenüber, welches von einem gottlosen König regiert wurde.
ist den Bibellesern die regenlose Periode zur Zeit des Propheten Elia aus der Geschichte Israels bekannt, obwohl diese Zahl dort nicht ausdrücklich genannt wird. In 1Kön 17,1 und 18,1 lesen wir: „Und es sprach Elia, der Tischbiter, aus Tischbe in Gilead zu Ahab: „So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn.“ Und „Nach einer langen Zeit (nach vielen Tagen) kam das Wort des HERRN zu Elia, im dritten Jahr: Geh hin und zeige dich Ahab, denn ich will regnen lassen auf die Erde.“ Beachten wir die Zeitangaben: diese Jahre; nach langer Zeit oder nach vielen Tagen; im dritten Jahr. Und weil im Dienstbereich bzw. Vollmacht der zwei Zeugen aus Offb 11,5 unter anderem enthalten ist: „den Himmel verschließen, damit es nicht regnen soll“, ist der Bezug zu der regenlosen Periode zur Zeit des Elia hergestellt, obwohl
erst Jesus diese Zeitperiode mit drei Jahren und sechs Monaten präzisiert, ebenso Jakobus (Lk 4,25; Jak 5,17). Damit gibt Jesus diesem besonderen Ereignis in der Geschichte Israels einen bestimmten zeitlichen Rahmen mit tiefer inhaltlichen Bedeutung auch für seine Zuhörer in Nazareth. Dies sollte keineswegs übersehen werden, denn es ist die einzige Zeitangabe in der Bibel, welche mathematisch genau mit der Zeitangabe in der Offenbarung übereinstimmt. Zunächst aber stellt Jesus einen Bezug von der Zeit des Elia zu seinem eigenen Dienst her. Denn trotz der vielen Wunderwerke zur Zeit des Elia, hingen die meisten Israeliten den Baalim an. Ähnliches erlebt auch Jesus zunächst in Nazareth. Dort, wo er auf die Geschichte Israels zur Zeit des Elia (auch des Elisa) Bezug nimmt, traf er auf viel Unglauben und offenen Widerstand, ja, sie versuchten ihn sogar zu töten, ähnlich wie auch bei Elia (Mk 6,6; Lk 4,29). Aber auch im gesamten Land Israel stieß Jesus auf Unglauben, Ablehnung und offenen Widerstand von Seiten der führenden Elite des Judentums. „Und obwohl er solche Zeichen vor ihren Augen getan hatte, glaubten sie doch nicht an ihn.“ (Joh 12,37ff). Immer wieder suchten sie ihn zu töten (Mk 3,6; 11,18; Joh 5,17-18; 7,19; 8,37.40.59; 10,31-33; 11,53; Mt 26,4). Die Parallele zu dem Propheten Elia ist offensichtlich. Denn auch er beklagte: „»Herr, sie haben deine Propheten getötet, deine Altäre haben sie niedergerissen. Ich bin allein übrig geblieben, und sie trachten mir nach dem Leben«.“ (Röm 11,3; Zitat aus 1Kön 19,10-14). Und doch gelang es Elia nach dreieinhalb Jahren durch das Gottesurteil auf dem Berg Karmel das Volk Israel wieder zu Gott zurückzuführen, wenn auch nur vorübergehend. Und Jesus sagt zum Ende seines Dienstes: „ Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ (Joh 12,32).
Anmerkung: Nach dem Johannesevangelium hat Jesus mindestens zweieinhalb Jahre öffentlich gewirkt (vor dem ersten Passa (Joh 2,13) bereits etwa sechs Monate; bis Joh 6,4: zweites Passa ein ganzes Jahr; bis Joh 12,1: drittes Passa, ein weiteres Jahr. Wenn das namentlich nicht genannte Fest in Joh 5,1ein Passafest war (was vom Kontext des Johannesevangeliums durchaus möglich ist), dann erstreckte sich sein Dienst sogar auf etwa dreieinhalb Jahre.
Und im starken Kontrast zur den dreieinhalb Jahren der Dürreperiode zur Zeit von Elia, regnete es zur Zeit von Jesus von der Seite Gottes geistlichen Segen in unermesslicher Fülle auf das gesamte Volk Israel. Auch wenn er von einem Teil seines Volkes abgelehnt wurde, richtete er das Reich Gottes ein in dieser Welt. Halten wir fest: diese Periode des Dienstes von Jesus wurde zum Wendepunkt nicht nur in Israel, sondern in der gesamten Menschheitsgeschichte. Oft wird betont, dass Israel seinen Messias abgelehnt hatte und dies stimmt einerseits auch (Joh 1,12; „Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht an“). Dabei darf nicht übersehen werden, dass Jesus gerade mit und durch seine gläubigen Volksgenossen begonnen hat sein Volk als den inneren Kern (gläubigen Rest) auf eine geistliche Weise zu sammeln (Jes 10,20-22; 49,6; Joh 1,12b; 11,52; Apg 15,16-17 Zitat aus Amos 9,11).
Die aufmerksame Beobachtung des Lebens und Dienstes von Jesus kann zu folgender Überlegung führen: Der gesamte Inhalt seines Dienstes in Israel wird sich in der darauf folgenden Gemeindegeschichte in dieser Welt auf eine ähnliche Weise entfalten. Daher könnte auch der zeitliche Rahmen von etwa dreieinhalb Jahren für die Gemeinde übernommen werden und zwar auf symbolische Weise. Die Welt erlebte seit seinem ersten Kommen eine nie dagewesene Zuwendung Gottes.
Der größte Teil der Menschen hat bis heute das große Heil Gottes abgelehnt, ähnlich wie auch zur Zeit von Jesus und des Elia. Die Gemeinde durchlebt ähnliches, wie auch ihr Herr erlebt hat. Hier einige Parallelen:
- „Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat.“ (Joh 15,18).
- „Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie eures auch halten.“ (Joh 15,20-21).
- Die Gemeinde (die Zeugen von Jesus) müssen durch viel Leiden hindurchgehen und am Ende werden sie sogar äußerlich zertreten und besiegt werden (Offb 11,2.7; 13,7; 20,4). So hat auch ihr Herr gelitten und wurde am Ende getötet nach dem Fleisch (1Petr 4,1).
- Wie ihr Herr durch das Kreuz zur Schau und Spott gestellt wurde, so werden seine Zeugen zum Spott und Schauspiel in dieser Welt (Offb 11,9). Und Paulus schreibt: „Denn ich meine, Gott hat uns Apostel als die Allergeringsten hingestellt, wie zum Tode Verurteilte. Denn wir sind ein Schauspiel geworden der Welt und den Engeln und den Menschen.“ (1Kor 4,9; ähnlich auch Hebr 10,33).
- Wie Jesus von den Toten auferweckt wurde, so wird auch die Gemeinde (die Zeugen von Jesus) von den Toten auferweckt oder verwandelt werden (Offb 11,11).
- Wie Jesus gen Himmel aufgefahren ist, so wird auch die Gemeinde von ihrem Herrn entrückt und in den Himmel aufgenommen werden zum Erstaunen aller ihrer Feinde (Offb 11,12).
Damit hätten Wir erstens einen historisch/zeitlich begründeten Anhaltspunkt aus dem Dienst von Elia und zweitens einen zeitlich möglichen Anhaltspunkt bei Jesus für die Deutung der dreieinhalb Jahre in der Offenbarung. Allerdings wären die dreieinhalb Jahre als eine von Gott bestimmte und festgelegte Zeit anzusehen, dessen tatsächliche Zeitspanne für uns verborgen ist. Denken wir auch daran, dass sowohl Jesus als auch seine Apostel, zur Berechnung des zeitlichen Ablaufs und für das Kommen des Menschensohnes, des Weltendes, der Auferstehung der Toten und der Entrückung der Gemeinde keinen Anlass gaben. Ihr Hinweis war jedoch: Achtet auf die Zeichen der Zeit (Mt 24,32f; Lk 21,28).
In Offenbarung 12 und 13 kommen wir auf die Thematik der Zeitangabe nochmal zu sprechen und zwar mit Bezugnahme auf Aussagen aus dem Buch Daniel.
Anmerkung: Es gibt eine Auslegung, wonach die 1260 Tage als Jahre gerechnet werden. da im biblischen Kontext Tagesangaben gelegentlich auch für ganze Jahre gezählt werden (vgl. 1Mose 7,11 und 8,4 mit 7,18; sowie 4Mose 14,34; Hes 4,6), käme man auf den Gedanken, auch diese Tagesangaben auf Jahre umzurechnen, also auf 1260 chronologische Jahre. Auch diese Berechnung gibt es unter den Auslegern der Offenbarung (Beginn 270und endend 1530). Dieses Datum liegt lange zurück und es gibt immer noch Verfolgungen der Gemeinde. Dazu widerspräche es dem oben genannten Prinzip von Jesus und der Apostel, sich nicht mit zeitlichen Berechnungen zu beschäftigen.
Zweite Frage: Wen stellen diese zwei Zeugen dar?
Zeugen werden grundsätzlich bei Rechtsangelegenheiten hinzugezogen. Daher gilt das zwei / drei Zeugen Prinzip (5Mose 19,15; Mt 18,16). Auch zu diesem Abschnitt gibt es grundsätzlich zwei Auslegungen, eine wörtliche und eine symbolische.
Erstens: Es Handelt sich dabei um zwei Personen, welche in der Endzeit dreieinhalb Jahre lang in Jerusalem in Ähnlichkeit von Mose und Elia auftreten werden. Die zwei Zeugen werden nach dem Ende ihres Zeugnisdienstes getötet. Ihre Leichname werden dreieinhalb Tage auf den Plätzen Jerusalems liegen gelassen(Offb 11,8). Doch nach dreieinhalb Tagen werden sie zum Leben erweckt und gen Himmel erhoben. Diese Sicht wird von denen vertreten, welche die Ereignisse der Kapitel 6-19 in die so genannte siebzigste Jahrwoche aus Daniel 9,27 legen. Diese siebzigste Jahrwoche wäre demnach noch zukünftig. Manche Ausleger gehen davon aus, dass die Gemeinde noch vor dieser siebzigsten Jahrwoche entrückt wird und somit die Ereignisse der Kapitel 6-19 sie auch nicht treffen werden. Da diese Auslegung (mit einigen Variationen) im evangelikalen und pietistischen Bereich stark vertreten wird und entsprechend vielen bekannt ist, soll an dieser Stelle darauf nicht näher eingegangen werden.
Zweitens: Die zwei Zeugen stehen symbolisch für die Zeugen von Jesus aller Zeiten. Wie wir bereits oben gesehen haben, kann die Zeitangabe 1260 Tage auch symbolisch auf die gesamte neutestamentliche Zeit gedeutet werden. Bei dieser Deutung können zwei Personen nicht den gesamten Zeitraum abdecken. Ebenso müsste ihr Zeugendienst globalen Umfang haben und sich nicht nur auf das natürliche Jerusalem beschränken. Doch Zunächst schauen wir uns den Zeugendienst im Neuen Testament an. Das gr. Wort dafür ist o marthys – der Zeuge`. Im Laufe der Zeit wurde dieser Begriff auf die Blutzeugen (Märtyrer) ausgedehnt. Doch sind nicht alle Zeugen gewaltsam umgebracht worden (Lk 11,49; 21,16).
Gott der Vater zeugt von seinem Sohn (Joh 8,18). In Offb 3,14 wird Jesus als der wahrhaftige Zeuge bezeichnet, denn er legt Zeugnis ab vom Vater (Joh 1,18; 17,26). Ebenso ist es der Heilige Geist, welcher von Jesus Zeugnis gibt (Joh 15,26). Sie sind der Ursprung für jedes wahre Zeugnis. Im Text sind diese beiden Zeugen Jesus zugeordnet und ihm verpflichtet. Doch die Zeugen von Jesus sind im NT in solchem Umfang benannt, dass sie im Zusammenhangunseres Textes nicht übergangen werden dürfen.
Zu seinen Jüngern sagte Jesus: „und auch ihr werdet meine Zeugen sein“ (Joh 15,27; Apg 1,8; 4,33; 22,20; Lk 9,5; Mk 13,9; Apg 8,5; 10,41; 13,51; 28,23). Auch von Johannes heißt es: „Um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses von Jesus Christus“ (Offb 1,9). Jesus bezeichnet Antipas als seinen treuen Zeugen (Offb 2,15). Im Laufe der Gemeindegeschichte gab es viele Zeugen (Offb 6,9-11; 12,11.17; 13,7; 18,24; 20,4-6). Das Zeugnis von Jesus ist der Geist der Weissagung – Prophetie (Offb 19,10; 11,3; 10,11). Somit wäre `Zeuge` eine Dienstbezeichnung, das bezeugen durch `Weissagung` das Werkzeug dazu. Dies führt zu der ersten Beobachtung: Im Neuen Testament gibt es keinen Hinweis über zwei Zeugen im mathematischen Sinne, die zwischen Pfingsten und der Wiederkunft von Jesus auftreten würden, sondern es sind unzählig viele.
Weitere Identitätsmerkmale: Die zwei Zeugen werden im Text auch noch als die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter bezeichnet.
So heißt es in Offb 11,4: „Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.“ Aber um welche zwei Ölbäume und zwei Leuchter handelt es sich?
Dafür gibt es bereits im Buch Sacharia Hinweise. So lesen wir: „und siehe, da war ein Leuchter, ganz aus Gold, mit einer Schale oben darauf, auf der sieben Lampen waren und je sieben Schnauzen an jeder Lampe, die auf ihr war, 3 und zwei Ölbäume dabei, einer zu seiner Rechten, der andere zu seiner Linken. 4 Und ich fuhr fort und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Mein Herr, was ist das? 5 Und der Engel, der mit mir redete, antwortete und sprach zu mir: Weißt du nicht, was das ist? Ich aber sprach: Nein, mein Herr.“ (Sach 4,2b-5).
Natürlich wusste der Prophet Sacharia, dass es In der Stiftshütte ursprünglich nur einen Leuchter gab und im Salomonischen Tempel zehn Leuchter aufgestellt waren, auf jeder Seite fünf(1Kön 7,49; 2Chr 4,7.20). Dieser Leuchter jedoch sieht etwas anders aus, dazu noch zu beiden Seiten je ein Ölzweig oder Ölbaum. Da sehen wir, dass es bereits dem Propheten so ergangen ist, wie auch uns heute. Und wir sind auch auf die Erklärung des himmlischen Boten angewiesen. „Und er antwortete und sprach zu mir: Das ist das Wort des HERRN an Serubbabel: Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth. 7 Wer bist du, großer Berg? Vor Serubbabel werde zur Ebene! Er wird hervorholen den Grundstein unter Jubelrufen: Glück zu! Glück zu! 8 Und es geschah zu mir das Wort des HERRN: 9 Die Hände Serubbabels haben dies Haus gegründet, seine Hände sollen’s auch vollenden, damit ihr erkennt, dass mich der HERR Zebaoth zu euch gesandt hat. 10 Denn wer hat den Tag der geringen Anfänge verachtet? Die werden doch mit Freuden sehen den Schlussstein in Serubbabels Hand. Jene sieben sind des HERRN Augen, die alle Lande durchziehen.“ (Sach 4,6-10). Das Bild vom goldenen Leuchter mit der Schale darauf und den sieben Lampen mit je sieben Schnäuzen an jeder Lampe (die von den zwei Ölbäumen mit Öl gespeist werden sind nach der Erklärung des Engels ein klarer Hinweis auf den allgegenwärtigen, alles durchdringenden und vollmächtigen Geist Gottes. Durch diesen Geist (dargestellt mit sieben Augen welche alle Lande durchziehen wird Gott sein Werk vollbringen. (Sach 4,10; 3,9; Offb 1,4; 3,1; 4,5; 5,6).
Der Prophet Sacharia ist hellwach und fragt weiter: „Und ich sprach weiter zu ihm: Was sind die beiden Zweige der Ölbäume bei den zwei goldenen Röhren, aus denen das goldene Öl herabfließt? 13 Und er sprach zu mir: Weißt du nicht, was sie sind? Ich aber sprach: Nein, mein Herr. 14 Und er sprach: Es sind die zwei Gesalbten, die vor dem Herrscher aller Lande stehen.“ (Sach 4,12-14).
Die Zwei Ölbäume sind die zwei Gesalbten (Bevollmächtigten). Damals ging es um den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem in den Jahren 520-516 v.Chr. Jenes Unternehmen wurde von Seiten der Feinde Gottes sehr angefochten. In diesem Zusammenhang sind zwei besondere Personen genannt – Serubbabel als Statthalter aus dem Königshaus (auch in der Stammesliste von Jesus enthalten Mt 1,16). In Sach 3,1ff wird der Hohepriester Jeschua von Gott durch einen Boten in den Priesterdienst eingeführt und bevollmächtigt am Hause des Herrn den Dienst zu versehen.
Diese zwei Gesalbten, bzw. mit dem Heiligen Geist erfüllten und bevollmächtigten Repräsentanten des Volkes Gottes bauten den Tempel wieder auf und übergaben ihn zum Dienst für die kommenden etwa 500 Jahre.
Und damit wären sie auf ihre Weise Vorbilder für die beiden Zeugen aus Offb 11,3-4. Oder anders ausgedrückt, mit ihrem Doppeldienst heben sie vorbildhaft die zwei wichtigen Dienste der zwei Zeugen hervor, nämlich Königsherrschaft und Priesterdienst an der Gemeinde in dieser Welt und dies im Auftrag von Jesus und in der Kraft des Heiligen Geistes.
Anmerkung: Ist uns bewusst, dass in neutestamentlicher Zeit das gesamte Volk Gottes ein königliches Priestertum bildet (1Petr 2,9-10; Offb 1,6; 5,10; abgeleitet aus 2Mose 19,5-6).
Die Aussage in Sach 4,10: “die vor dem Herrscher aller Lande stehen“, ist ähnlich wie auch in Offb 11,4. Dies unterstreicht zusätzlich, dass diese beiden Texte und ihr Inhalt in engem Zusammenhang stehen.
Nach 1Joh 2,20 und 2,27 erfahren wir, dass die Gläubigen die Salbung haben, also den Heiligen Geist. Und nach den Worten von Jesus sind sie: „das Licht der Welt“ (Mt 5,14). Leuchter stehen auch für die Gemeinde (Offb 1,19-20). Aufgrund dieser Zusammenhänge wäre der Dienst der zwei Zeugen umfassend, sowohl räumlich als auch zeitlich. Seit Pfingsten sind unzählige Menschen aus Israel durch das Zeugnis der Apostel und Evangelisten zum Glauben an Jesus gekommen und ihre Zahl wächst zunehmend weltweit, auch in Israel. Die ersten Zeugen für die Nationen waren Gläubige aus Israel, welche die Botschaft vom Reich Gottes zu den Völkern brachten. Und so setzte sich der Zeugendienst der Gläubigen bis in unsere Zeit fort. Im Laufe des Textes werden wir noch weitere Identitätsmerkmale dieser zwei Zeugen erkennen.
Dritte Frage: An wen erinnern die Vollmachten der zwei Zeugen und wie sind sie zu deuten?
„und wenn jemand ihnen schaden will, so geht Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; und wenn jemand ihnen schaden will, muss er ebenso getötet werden.“ (Offb 11,5).
Die zwei Zeugen weissagen und da ihr Zeugnis öffentlich ist, ruft es auch Gegner auf den Plan. Man versucht ihnen Schaden zuzufügen, dies spricht für Verfolgungen und Bedrängnisse. Und sie reagieren darauf mit Feuer. Doch dabei müssen wir an die Symbolik dieser Bilder denken. Denn es geht nicht um feuerspeiende Diener Gottes. Und wenn, dann werden sie nicht auf physische Weise ihre Feinde töten, denn dies stünde ja im krassen Gegensatz zu dem Evangelium von Jesus Christus (Mt 5,44; Lk 9,51-56; Röm 12,19f). Allein schon aus diesem Grund wäre eine buchstäbliche Deutung dieses Textes unangemessen.
Allerdings wurden in alttestamentlicher Zeit Feinde Gottes sogar auch im Volk Israel durch Feuer im buchstäblichen Sinne vernichtet. Dazu gibt es viele Beispiele, besonders aus dem Dienst der Propheten Mose und Elia. In Psalm 106,8 lesen wir: „Ein Feuer brannte unter ihrer Rotte, eine Flamme verzehrte die Gottlosen.“ (4Mose 26,10). Und auch durch den Propheten Elia übte Gott Gericht an seinen Feinden durch Feuer (2Kön 1,10-12). Dies ist der historische Hintergrund für den bildhaften Text in Offb 11,5. Doch schauen wir uns Texte an, welche die Symbolik dieses Textes erklären. Bereits in Jer 5,13-14 lesen wir: „Die Propheten werden zu Wind und Gottes Wort ist nicht in ihnen. So ergehe es ihnen selbst! Darum spricht der HERR, der Gott Zebaoth: Weil ihr solche Reden führt, siehe, so will ich meine Worte in deinem Mund zu Feuer machen und dieses Volk zu Holz, und es soll sie verzehren.“
Diese Drohung erging damals zunächst an die falschen Propheten, aber auch an das Volk , dem der Herr jede Art von Götzendienst und zuchtlosem Verhalten vorwerfen musste.
So wurde das Wort des Herrn in dem Mund des Propheten zu Feuer und seine Wirkung war verzehrend. Das entspricht auch der besonderen Wirkung des Wortes Gottes, wie in Jer 23,29 geschrieben steht: „Ist mein Wort nicht brennend wie Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?“ (dazu auch Jer 20,9; Spr 30,5; ). Diese Worte Gottes waren Gericht für die Ungläubigen und hatten entsprechende Auswirkungen zu ihrer Zeit.
Natürlich sind jene Menschen nicht im buchstäblichen Sinne vom Feuer des Wortes Gottes getötet worden, doch auch der physische Tod holte viele von ihnen ein. Dies geschah bei der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier.
Trifft da nicht auch zu, was in der Sendung von Jesus inbegriffen war: „Ich bin gekommen Feuer auf die Erde zu werfen; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte!“ (Lk 12,49ff). Es ist nun eindeutig, dass Jesus kein materielles Feuer auf die Erde warf. Es wird sich um seine Botschaft durch sein Wort gehandelt haben, welches sich nach seinem Leiden und seiner Erhöhung durch das Zeugnis seiner Jünger in der Kraft des Heiligen Geistes über die ganze Erde ausbreitete. Daher steht Feuer auch für Gericht, so sagte Jesus: „Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen“ (Joh 9,39). Bereits Johannes der Täufer sagte von Jesus: „In seiner Hand ist die Worfschaufel, und er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune sammeln, aber die Spreu wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“ (Lk 3,17). Und seinen Jüngern verspricht Jesus: „Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Widersacher nicht widerstehen noch widersprechen können.“ (Lk 21,15). Von Stephanus dem ersten Blutzeugen wird gesagt: „Doch sie vermochten nicht zu widerstehen der Weisheit und dem Geist, in dem er redete.“ (Apg 6,10; dazu auch 24,25: Schrecken überfällt Felix bei der Verkündigung des Paulus). In diesem Sinne können wir auch die Wirksamkeit des Zeugnisses durch Weissagung dieser zwei Propheten verstehen. Das Evangelium ist Wasser des Lebens für die Glaubenden, aber verzehrendes Feuer für die, welche das Heil ablehnen (Joh 7,37-38; 15,6; 2Kor 2,15-16).
Im Dienst dieser zwei Zeugen werden weitere Aspekte genannt, welche an die zwei großen Propheten Mose und Elia erinnern.
„Diese haben die Macht, den Himmel zu verschließen, damit während der Tage ihrer Weissagung kein Regen fällt; und sie haben Gewalt über die Wasser, sie in Blut zu verwandeln, und die Erde zu schlagen mit jeder Plage, sooft sie nur wollen.“ (Offb 11,6).
Dies erinnert uns an dreieinhalb Jahre Regenloser Zeit unter Elia und auch an Mose durch den Gott all die Wunder in Ägypten vollbracht hat. Natürlich handelten jene Propheten ausdrücklich im Namen und Auftrag Gottes. Doch lassen sich nicht alle Elemente aus dem Dienst von Mose und Elia auf die zwei Zeugen übertragen. Wir denken dabei an deren ungewöhnliches Lebensende. Während sich der Herr selbst um die Bestattung von Mose kümmerte, dass sein Grab niemand fand, so wurde Elia gen Himmel aufgenommen, ohne dass er zuvor starb und bestattet wurde (vgl. Offb 11,7 mit 2Kön 2,11; 5Mose 34,5-6).
Die Besonderheit mit ihrer Begegnung mit Jesus auf dem Berg der Verklärung und das sich anschließende Gespräch seiner Jünger über Elia gehört auch zu unserem Thema (Mt 17,1-13). Bei dem Nachgespräch macht Jesus klar, dass sich die Prophetie aus Mal 3,1-2.22-23 in der Person von Johannes dem Täufer erfüllt hatte (Mt 11,14). Davon kann auch abgeleitet werden, dass es sich nicht um dieselben Personen handelt, die noch einmal erscheinen werden, sondern aus deren Leben werden bestimmte Aspekte für die Zeugen während der Gemeindegeschichte übertragen.
Doch wie Gott in alttestamentlicher Zeit die Propheten für besondere Dienste am Volk Israel und deren Umgebung eingesetzt und mit Vollmachten ausgestattet hatte, so wird der Herr Jesus Christus seine durch den Heiligen Geist gesalbten und bevollmächtigten Zeugen in dieser Welt einsetzen.
Alle drei genannten Dinge (Feuer, Blut, jede Art von Plagen) sind uns auch aus den ersten Posaunengerichten bekannt, welche über diese Erde gehen und sowohl das Land als auch Menschen treffen. Und dort sind die Anbetenden am Altar an den Ereignissen in dieser Welt beteiligt durch ihre Gebete (Offb 8,1-5; Mt 6,9).
Passende Bibeltexte zu dem Bereich Vollmacht der Zeugen von Jesus:
- Mt 16,19: „Ich gebe dir die Schlüssel des Himmelreichs, alles was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein“ (dazu auch Mt 18,18 bezogen auf alle Jünger).
- Joh 20,23: „Wem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen, wem ihr sie behaltet, dem sind sie behalten“.
- Lk 10,18-20: „Ich habe euch Vollmacht gegeben zu treten auf Schlangen und Skorpione und über alle Macht des Feindes und nichts soll euch schaden“.
- 2Kor 10,4: „Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören.“
- Röm 15,19: „In der Kraft von Zeichen und Wundern und in der Kraft des Geistes Gottes. So habe ich von Jerusalem aus ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium Christi voll ausgerichtet.“
- Apg 8,20: Strafandrohung über Simon den Zauberer in Samarien, denn er suchte die Gabe und Vollmacht des Heiligen Geistes mit Geld zu kaufen.
- Apg 13,11: Strafe über Elymas den Zauberer in Paphos auf Zypern, weil er dem Paulus widerstand und den Stadthalter vom Glauben an Jesus abhalten wollte.
- Apg 18,6: „Euer Blut komme auf euer Haupt“ sagte Paulus den widerstrebenden Juden in Korinth.
Diese Textaussagen bekräftigen die Vollmacht und Wirksamkeit der Worte Gottes durch den Dienst der Zeugen von Jesus. Christus allein weiß, wie viele Männer und Frauen im Laufe der Jahrhunderte vor den Menschen seinen Namen bekannten mit entsprechenden Auswirkungen.
Die zwei Zeugen werden getötet, wiederbelebt und in den Himmel entrückt
So heißt es im Text weiter: „Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben werden, wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, Krieg mit ihnen führen und wird sie überwinden und sie töten.“ (Offb 11,7).
Es kommt also die Zeit, in der das Zeugnis der Zeugen von Jesus zu Ende (wörtlich: vollendet) sein wird, sowohl im individuellen als auch im globalen. Diese Abläufe sind ähnlich, wie sie auch bei Jesus zu beobachten sind. So sagte er in seinem Gebet zum Vater am Vorabend seines Leidens: „Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue.“ (Joh 17,4; 19,30: „es ist vollendet“). Ähnlich klingen die Abschiedsworte von Paulus und Petrus (2Tim 4,7; 2Petr 1,14). Und im Blick auf das Ende hin sagte Jesus: „Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.“ (Mt 24,14; Apg 1,8). Der Text aus Offb 11,7 stellt uns vor Herausforderungen, auf die wir eingehen wollen.
Erste Frage: Um welches Tier handelt es sich hier, das gegen die Zeugen kämpfen, sie besiegen und sogar töten wird?
Diese Frage ist berechtigt, da im Buch der Offenbarung neben dem Drachen auch noch zwei Tiere vorkommen. Zum ersten Mal lesen wir in diesem Text vom Tier und zwar mit dem Zusatz „das aus dem Abgrund heraufsteigt„. Für Abgrund steht der griechische Begriff `abyssos`, was so viel wie bodenlos bedeutet. Zum ersten Mal begegnen wir diesem Begriff in Offb 9,1. Dort wird der Abgrund als ein Brunnen bezeichnet, der durch einen vom Himmel herabgefallenen Stern aufgeschlossen wird. In Offb 17,8 lesen wir wieder von ihm und zwar im konkreten Zusammenhang mit dem Tier: „Das Tier, das du gesehen hast ist gewesen und ist jetzt nicht und wird wieder aufsteigen aus dem Abgrund und in die Verdammnis fahren.“ (Offb 19,20-21).
Anmerkung: Der Vergleich von Offb 20,3.7 mit 20,10 zeigt einen ähnlichen Vorgang beim Drachen, welcher zunächst verschlossen wird, dann freigelassen und am Ende in den Feuersee geworfen wird. Es entsteht der Eindruck, dass es ähnliche Abläufe beim Drachen und Tier zu beobachten gibt. Doch dazu später mehr.
Es handelt sich um dasselbe Tier, welches in Offb 13,1 dem Völkermeer entsteigt und das bereits in Daniel 7,7-8 zum ersten Mal in Erscheinung trat. Aus Offb 13,5-8 geht hervor, dass dem Tier Macht gegeben wurde im Zeitraum von 42 Monaten, Gott und die im Himmel Wohnenden zu lästern. Dazu noch auf dieser Erde über Nationen, Völker, Sprachen und Stämme zu herrschen. Und in Vers 7 heißt es:
„Und es wurde ihm gegeben mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden.“ Diese Aussage steht doch in einem engen Zusammenhang mit Offb 11,7 wo das Tier mit den zwei Propheten kämpft, sie überwindet und sogar tötet. Es geht um Menschen, welche Gott die Treue hielten indem sie ihr Leben nicht geliebt haben bis in den Tod (Offb 6,9; 12,11; 13,10; 20,4). Und es geht um dieselbe Gruppe von Menschen, auf die der Engel in Offb 19im Gespräch mit Johannes Bezug nimmt: „Ich bin dein und deiner Brüder Mitknecht, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an! Das Zeugnis Jesu aber ist der Geist der Weissagung.“ (Offb 19,10). Weissagen ist ja die Haupttätigkeit der zwei Zeugen (Offb 11,3).
Aber die Aussagen in Offb 11,7ff markieren auch das Ende des globalen Zeugnisses von Jesus, dem die Gerichtsprozesse Gottes folgen werden. Daher scheint der Angriff des Tieres in unserem Text der letzte und globale zu sein. Und obwohl hier das Tier den äußeren Sieg über die Zeugen davonträgt, läuft es dem Zorngericht Gottes entgegen. So heißt es in Offb 11,17: „die Völker sind zornig geworden (gewesen); und es ist gekommen dein Zorn und die Zeit, die Toten zu richten und den Lohn zu geben deinen Knechten, den Propheten und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten – die Kleinen und die Großen und zu verderben, welche die Erde verderbt haben.“
Doch bis dahin werden alle Zeugen (unter den unterschiedlichsten Systemen dieser Welt) verfolgt, bekämpft und oft auch des physischen Lebens beraubt (Offb 2,13; 6,9; 11,2; 12,5-17; 13,7.10.15; 20,4). Und all denen ruft Jesus zu: „Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und danach nichts mehr tun können (Lk 12,4; Joh 11,25-26; Lk 20,38; Röm 14,8). Und Jesus fährt fort mit den Worten: “Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der, nachdem er getötet hat (oder: nachdem getötet wurde), Macht hat, in die Hölle zu werfen. Ja, ich sage euch, den sollt ihr fürchten.“ (Lk 12,5; Jak 1,12; Mt 25,41; Offb 19,21).
Dass viele der Zeugen von Jesus ihr Bekenntnis zu Christus mit dem Leben bezahlt haben ist Faktum. Dieses Vorgehen gegen die Jünger des Herrn in der ersten Phase der Gemeindegeschichte Seitens der ungläubigen Führung im Judentum sagte Jesus voraus und bereitete sie darauf vor mit den Worten:
„Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit, dass, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst.“ (Joh 16,2; Apg 26,10: Saulus war einer davon vor seiner Umkehr).
Und an die Führenden im Judentum gewandt sagte Jesus: „Darum: Siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; von ihnen werdet ihr einige töten und kreuzigen, und einige werdet ihr geißeln in euren Synagogen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zur andern!“ (Mt 23,34; Apg 13-14; 17). Und so erkennen wir, dass auch in Bezug auf den Einzelnen Zeugen der Dienst zu Ende geht, bzw. vollendet wird. Denken wir auch an Stephanus (Apg 7) oder an Jakobus (Apg 12) oder an den treuen Antipas in Pergamon (Offb 2,13). Und auch an die vielen Propheten des AT (Hebr 11,37; Lk 11,47; Apg 7,52; einschließlich Johannes dem Täufer Mt 17,12). Diese alle erlitten den Märtyrertod zum Ende ihres Zeugnisdienstes.
Anschließend spricht Jesus über Bedrängnisse, die sich im globalen Umfang ereignen werden. „Dann werden sie euch der Bedrängnis überantworten und euch töten. Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern.“ (Mt 24,9.21; Mk 13,9; Lk 21,14f). Die detaillierten Beschreibungen des Paulus über die lebensbedrohliche Erfahrungen im Laufe seines Dienstes und seiner Mitarbeiter passt zu den Aussagen von Jesus: „Ich meine aber dies: „Gott hat uns Apostel als die Allergeringsten hingestellt, wie zum Tode Verurteilte. Denn wir sind ein Schauspiel geworden der Welt und den Engeln und den Menschen.“ (1Kor 4,9). Was bedeutet der Ausdruck: „wie zum Tode Verurteilt“? Ähnlich äußert er sich auch in 2Kor 4,10-11 nachdem er zuvor in Ephesus einer akuten Lebensbedrohung entging: „Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, auf dass auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde. 11 Denn wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen, auf dass auch das Leben Jesu offenbar werde an unserm sterblichen Fleisch (2Kor 1,9).“ Passt hier nicht auch das Wort von Paulus aus Röm 8,35-38: „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? 36 Wie geschrieben steht: »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.« 37 Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, noch eine andere Kreatur uns scheiden vermag von der Liebe Gottes, welche in Jesus Christus ist unserem Herrn.“
Das Zitat aus Jes 44,23 „Wir werden den ganzen Tag getötet“, meint die ganze Zeit hindurch, immer wieder und dies seit den Tagen Abels durch seinen Bruder Kain. Die Aussage: „wir sind geachtet wie Schlachtschafe “, trifft voll auch auf die Lebenserfahrung von Jesus und seiner Zeugen zu. Es sind zwar grundsätzliche aber auch allgemeine Aussagen.
Die Geschichte der Gemeinde kennt viele Märtyrer und noch mehr bleiben solange unbekannt, bis der Herr kommt. Aber, dass alle noch lebenden Zeugen zum Ende hin gleichzeitig physisch getötet werden, kann aus den obigen Texten nicht ersehen werden. Hören wir, was dem Paulus offenbart wurde: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; 52 und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.“ (1Kor 15,51-52). Ergänzend dazu schreibt er an die verunsicherten Gläubigen in Thessalonich: „Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zum Kommen des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind. Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Ruf ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und die Toten werden in Christus auferstehen zuerst. 17 Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft. Und so werden wir beim Herrn sein allezeit. 18 So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.“ (1Thes 4,15-18). Diese vielen Texte stehen offensichtlich in einem inhaltlichen Zusammenhang mit Offb 11,7. Dazu lassen die letzten zwei Texte des Paulus und das Geschehen in Offb 11,7 sogar (wegen der Erwähnung der Posaune Gottes, bzw. der letzten Posaune) sich in einen zeitlichen Zusammenhang bringen.
Obwohl die Aussage über die Tötung der Zwei Zeugen (im summarischen Sinne für alle Gläubigen der letzten Generation) sich durch die obigen Texte nicht bestätigen ließ, wird deutlich, dass die Nachfolger von Jesus ähnliches erleben werden, wie auch ihr Herr erleiden musste.
Zweite Frage: Um welche Stadt handelt es sich hier, in der die Leichname der zwei Zeugen liegen gelassen werden?
„Und ihr Leichnam ⟨wird⟩ auf der Straße der großen Stadt ⟨liegen⟩, die, geistlich gesprochen, Sodom und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde.“ (Offb 11,8).
Erstaunlich, was durch diesen kurzen Text ausgesagt wird. Der Ablauf der dramatischen Ereignisse vollzieht sich in der großen Stadt. In der Offenbarung wird Babylon acht Mal als die große Stadt bezeichnet (Offb 16,10.16.19; 17,18; 18,10.18.19.21). Und diese große Stadt wird „geistlich gesprochen“ Sodom und Ägypten genannt, weil sie deren charakteristischen Merkmale trägt. Und durch die zusätzliche Bezeichnung: „wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde“, wird sie mit Jerusalem in Verbindung gebracht und sogar dort lokalisiert. Um diese Vergleiche zu verstehen, müssen wir sowohl in der Urgeschichte, als auch der Geschichte Israels nach Hinweisen suchen.
Nach dem biblischen Bericht, zählt Babylon zu den ersten Städten, welche nach der Sintflut erbaut wurden (1Mose 10,10). In ihrer Blütezeit erreichte sie beträchtliche Ausmaße. Babel steht für Machtstreben, Hochmut, Überheblichkeit, Größenwahn und Unterdrückung. Dazu werden ihr spezifische Merkmale von Sodom und Ägypten zugeschrieben. Diese Merkmale finden aber auch ihren Niederschlag in Jerusalem. Doch was die äußeren Maße betreffen, war Jerusalem viel kleiner als Babylon. Daher wird ihre Größe eher in ihrer Bedeutung zu sehen sein (Klagelieder 2,15; Mt 5,35). Sodom steht in einem historischen Zusammenhang mit Abraham und Lot. Die Bewohner dieser Stadt (jener Städte) erlebten die Offenbarung Gottes durch das Zeugnis von Lot und die rettende Aktion durch Abraham (1Mose 14; 2Petr 2,7). Aber weil sie nicht umkehrten, ereilte sie plötzlich das Gericht (1Mose 19; Lk 17,29). Viele Jahrhunderte später wird der Zustand in Israel mit dem von Sodom und Gomorra verglichen.
- Jes 1,9-10: „Hätte uns der HERR Zebaoth nicht einen geringen Rest übrig gelassen, so wären wir wie Sodom und gleich wie Gomorra. 10 Höret des HERRN Wort, ihr Herren von Sodom! Nimm zu Ohren die Weisung unsres Gottes, du Volk von Gomorra!“ Der geistliche Zustand des Volkes hatte bereits zur Zeit des Propheten Jesaja (8. Jh.) einen Tiefstand erreicht, so dass sie mit Sodom und Gomorra gleichgestellt wurden.
- Jer 23,14: „aber bei den Propheten zu Jerusalem sehe ich Gräuel, wie sie ehebrechen und mit Lügen umgehen und die Boshaften stärken, auf dass sich ja niemand bekehre von seiner Bosheit. Sie sind alle vor mir gleichwie Sodom und die Bürger Jerusalems wie Gomorra.“ Im 7. Jh. hatte sich der geistliche Tiefstand in Juda und Jerusalem verfestigt. Damit wurden sie erneut den Städten Sodom und Gomorra gleichgestellt.
- Und in Hes 16,48 sagt der Herr über Juda und Jerusalem: „Deine große Schwester ist Samaria mit ihren Töchtern, die dir zur Linken wohnt, und deine kleine Schwester ist Sodom mit ihren Töchtern, die zu deiner Rechten wohnt. 47 Es war dir nicht genug, in ihren Wegen zu gehen und nach ihren Gräueln zu tun; du hast es noch ärger getrieben als sie in all deinem Tun. 48 So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Sodom, deine Schwester, samt ihren Töchtern hat’s nicht so getrieben wie du und deine Töchter. 49 Siehe, das war die Schuld deiner Schwester Sodom: Stolz und alles in Fülle und sorglose Ruhe hatte sie mit ihren Töchtern; aber dem Armen und Elenden halfen sie nicht.“ Der Zustand der Bewohner von Jerusalem (Ende des 6. Jh.) lag damals unter dem moralischen Niveau der Bevölkerung von Sodom und im Jahre 586 v.Chr. folgte das Gericht über Juda und Jerusalem.
Diese große Stadt wird in diesem Text auch mit Ägypten verglichen. So lesen wir in:
- Jes 30,2: „Weh den abtrünnigen Kindern, spricht der HERR, die ohne mich Pläne fassen und ohne meinen Geist Bündnisse eingehen, um eine Sünde auf die andere zu häufen, 2 die hinabziehen nach Ägypten und befragen meinen Mund nicht, um Zuflucht zu suchen beim Pharao und sich zu bergen im Schatten Ägyptens! 3 Aber es soll euch die Zuflucht beim Pharao zur Schande geraten und der Schutz im Schatten Ägyptens zum Hohn.“
- Jes 31,1: „Weh denen, die hinabziehen nach Ägypten um Hilfe und sich verlassen auf Rosse und vertrauen auf Wagen, weil ihrer viele sind, und auf Gespanne, weil sie sehr stark sind! Aber sie schauen nicht auf den Heiligen Israels, und den HERRN befragen sie nicht.“
Der Kontext macht deutlich, dass Israel Bündnisse mit Ägypten einging und dadurch sich wieder in sklavische Abhängigkeiten begab.
So ist Ägypten ein Symbol für Sklaverei und Sodom ein Symbol für Hochmut, zuchtloses Leben und Unterdrückung der Schwachen. Mit diesen Beiden wurde damals Jerusalem verglichen. Die Lokalisierung der großen Stadt in Jerusalem bringt uns auch in das 1. Jahrhundert. Und über den geistlichen Zustand der Bewohner der Stadt (geistliche Knechtschaft) machen Jesus und Paulus jeweils zu ihrer Zeit klare Aussagen (Joh 8,34: „Wer Sünde tut, ist Sklave der Sünde“; Oder Gal 4,25: „Das jetzige Jerusalem lebt in Knechtschaft mit ihren Kindern“).
Im 1. Jahrhundert war Sodom Geschichte, Ägypten machtloser Vasal der Römer und die Stadt Babylon verlassen und hatte daher auch keine weltpolitische Bedeutung mehr. An deren Stelle ist Rom getreten, mit all den babylonischen Merkmalen (Dan 7,7-8; Offb 13,1). Doch bereits im Jahre 33 hatten sich die Nationen mit den Stämmen Israels zusammengetan und sind gemeinsam gegen den wahren König und Gesalbten des Herrn vorgegangen. Dies bezeugten die Gläubigen der Gemeinde in Jerusalem indem sie Psalm 2 zitierten. „Und als man sie (die Apostel) hatte gehen lassen, kamen sie zu den Ihren und berichteten, was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten. 24 Als sie das hörten, erhoben sie ihre Stimme einmütig zu Gott und sprachen: Herr, du hast Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht, 25 du hast durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, durch den Heiligen Geist gesagt (Psalm 2,1-2): »Warum toben die Heiden, und die Völker nehmen sich vor, was vergeblich ist? 26 Die Könige der Erde treten zusammen, und die Fürsten versammeln sich wider den Herrn und seinen Christus.« 27 Wahrhaftig, sie haben sich versammelt in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels, 28 zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvor bestimmt haben, dass es geschehen soll.“ (Apg 4,23-28). Ja, damals hatte sich die Weltgemeinschaft (Rom und die Führung Israels) durch ihre Vertreter in Jerusalem gegen den Christus aufgelehnt, ihn verurteilt und gekreuzigt. Das Bild der großen Stadt (Babylon mit den Merkmalen von Sodom und Ägypten) steht symbolhaft für Weltmachtsysteme, weil die Könige der Erde aller Zeiten sich gegen den Christus auflehnen und seine Zeugen verfolgen.
Dies führt zu der Überlegung, dass es sich in dem Bild von der großen Stadt um globale Abläufe handelt und dafür stehen die Orte Babylon, Sodom, Ägypten, einschließlich Jerusalem als Beispiele. Dabei fällt auf, was Jesus sagte: „denn es geht nicht an, dass ein Prophet umkomme außerhalb von Jerusalem.“ (Lk 13,33). Bekannt ist die Toleranz der heidnischen Herrscher gegenüber den wahren Propheten Israels (Jona 1-2; Jer 40,1ff). Und später klagt Jesus: „Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind“ (Lk 23,37).
Und die Konsequenzen sind: „Damit gefordert werde von diesem Geschlecht das Blut aller Propheten, das vergossen ist, seit der Welt Grund gelegt ist, 51 von Abels Blut an bis zum Blut Secharjas, der umkam zwischen Altar und Tempel. Ja, ich sage euch: Es wird gefordert werden von diesem Geschlecht.“ (Lk 11,50-51). Mit der Bezeichnung: `diesem Geschlecht – gr.: genea` ist nicht das gesamte Volk Israel gemeint, sondern die Menschenart, welche sich gegen Gott, seine Propheten und den Christus auflehnt, wie viele Aussagen von Jesus belegen (Mt 12,41-45; Mk 8,12; 8,38; Lk 11,29-33; 11,50-51; 17,25; Apg 2,40). Ähnliches lesen wir auch in Offb 16,24 von der großen Stadt Babylon, welche sich als eine geistige und globale Größe darstellt und überall ihren Einfluss ausübt: „Das Blut der Heiligen ist in ihr gefunden worden“. Damit lassen sich die Gemeinsamkeiten von Sodom, Ägypten, Babylon und Jerusalem erkennen.
Die Folgen: Sodom, Ägypten und Babylon erlebten ihren Niedergang und dies erwartete auch das unbußfertige Jerusalem (Lk 19,41-44; 21,20-22). Auf diesem düsteren Hintergrund erstrahlt das neue aus dem Himmel kommende Jerusalem in seiner Pracht, obwohl es sich hier auf Erden noch im Bau befindet (Gal 4,20-26; Hebr 12,22-23; Offb 2-3; 11,1-2).
Dritte Frage: Welcher Gedanke steht hinter dem Bild, dass die Leichname dreieinhalb Tage nicht bestattet, sondern liegen gelassen werden?
So heißt es im Text: „Und ⟨viele⟩ aus den Völkern und Stämmen und Sprachen und Nationen sehen ihren Leichnam drei Tage und einen halben und erlauben nicht, ihre Leichname ins Grab zu legen. 10 Und die auf der Erde wohnen, freuen sich über sie und sind fröhlich und werden einander Geschenke senden, denn diese zwei Propheten quälten die auf der Erde Wohnenden.“ (Offb 11,9-10).
Wieder haben wir hier die 4 Gruppen, welche für die gesamte Menschheit stehen. Auch dies spricht für globale Abläufe. Und es ist die Mehrheit oder der Einflussreichere Teil, welcher den Ton angibt.
Die Bezeichnung `die auf der Erde wohnen` im Buch der Offenbarung, ist uns bereits bekannt und umfasst die Menschen, welche irdisch gesinnt sind und die kein Bürgerrecht im Himmel haben (Offb 6,10; 8,13; 13,8.12.14; 17,2.8). Die empfundene Qual durch das Zeugnis der zwei Propheten war der Grund für ihre Reaktion. Durch ihr Verhalten drückten sie ihren Hass und Verachtung aus.
Sie ergötzten sich an diesem unästhetischen Anblick. Sie äußerten ihre Freude indem sie einander beschenkten. Die Menschen haben den Tiefstand ihres moralischen Handels erreicht.
Einen Leichnam nicht zu bestatten ist ein Ausdruck stärkster Verachtung. Denn dadurch wird er dem Wild und den Vögeln zum Fraß preisgegeben (1Sam 17,46). So ging man oft mit Feinden um. Doch auch mit den Bewohnern von Jerusalem sind ihre Feinde auf diese Weise umgegangen. Wir lesen in Psalm 79,2-4: „Sie haben die Leichname deiner Knechte / den Vögeln unter dem Himmel zu fressen gegeben und das Fleisch deiner Heiligen den Tieren im Lande. 3 Sie haben ihr Blut vergossen um Jerusalem her wie Wasser, und da war niemand, der sie begrub. 4 Wir sind bei unsern Nachbarn zur Schmach geworden, zu Spott und Hohn bei denen, die um uns her sind.“ Eine ähnliche Situation haben wir auch in unserem Text. Doch dieses Schicksal wird letztlich jene ereilen, die so mit den Knechten Gottes verfahren sind, wie immer dies dann in der Realität aussehen wird (Offb 19,17).
Bei einer wörtlichen Deutung dieses Textes, wäre es ungewöhnlich, dass die Leichname auf den öffentlichen Plätzen der Stadt liegen gelassen würden. Was hätten sich jene Bürger damit angetan? Deshalb fragen wir: Was für eine Überlegung steckt hinter dieser bildhaften Darstellung?
Erinnern wir uns an die Zusammenhänge mit dem Kreuzesgeschehen auf Golgatha? Das normale bei den Kreuzigungen war, dass die Körper der gekreuzigten solange am Kreuz hängen gelassen wurden, bis sie gestorben waren. Und laut historischen Berichten konnte es oft auch einige Tage dauern. Jesus und den zwei Mitgekreuzigten ist dieses lange dauernde, schmerzliche und verachtete Martyrium erspart geblieben. Denn Jesus verstarb bereits am Nachmittag gegen 15 Uhr und den anderen wurden die Beine gebrochen, um einen schnellen Tod herbeizuführen. Der Grund war: Am Abend desselben Tages brach der Sabbat an und nach jüdischem Brauch durften die Körper der Gehängten nicht an den Kreuzen hängen gelassen werden. Mir ist bewusst, dass dies nicht genau auf unseren Text zutrifft. Trotzdem können wir da inhaltliche Zusammenhänge erkennen. Viele Menschen hatten damals ihren Spott und ergötzten sich an jenem Schauspiel, dem Leid und Schmerz des gekreuzigten Jesus (Mt 27,41; Lk 23,35). Erinnern wir uns auch an die Aussage von Jesus an seine Jünger: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll zur Freude werden.„ (Joh 16,20). Und im Gegensatz zu der nur kurz andauernden Freude der Feinde des Christus damals und aller anderer in der Zukunft, wird die Freude der Jünger von Jesus (bereits nach kurzer Trauer) immer während sein (Joh 16,22; 1Petr 1,6-8).
Nicht lange danach hatte Saulus und viele seiner Landsleute Gefallen am Tod des Stephanus (Apg 8,1ff). Und nach etwa 10 Jahren hatte der ungläubige Teil der Juden gefallen am Tod des Jakobus, den Herodes enthaupten ließ. Und hätte der Herr durch seinen Engel nicht eingegriffen, wäre Petrus als nächster enthauptet worden (Apg 12,1ff). Etwa im Jahre 46 wurde Paulus (angestachelt durch ungläubige Juden) gesteinigt und zur Stadt Lystra hinausgeschleift und liegen gelassen in der Annahme, dass er nun tot wäre. Doch er stand wieder auf zum Erstaunen Vieler (Apg 14,19f; 2Kor 11,25). Denken wir auch an die vielen Märtyrer, welche bei den Christenverfolgungen in den Arenen der römischen Städte auf grausame Weise unter dem Beifall der Bevölkerung umgebracht wurden.
Natürlich wurde damals der Körper von Jesus bestattet, doch die Welt freute sich den los zu haben, der schonungslos sie auf ihren Unglauben und sündiges Leben hingewiesen hatte. Denn seine Gegner empfanden seine zurechtweisenden Worte als eine Qual (Lk 11,45). Zu allen Zeiten empfanden Menschen auch das mutige Zeugnis der Diener Gottes als Gericht über ihren gottlosen Lebensstil. So auch das Zeugnis von Stephanus, Petrus, Paulus und Antipas. Dies wird auch über die beiden Zeugen gesagt.
Einige Überlegungen zu den dreieinhalb Tagen. Zunächst fällt auf, dass dreieinhalb Tage an dreieinhalb Jahre angelehnt zu sein scheinen. Der zeitliche Größenunterschied ist offensichtlich. Und wenn die dreieinhalb Jahre in der Offenbarung symbolisch gedeutet werden, dann müsste auch bei den dreieinhalb Tagen das gleiche Prinzip angewendet werden. Doch wie konkret es zu deuten ist, bleibt es (für mich) verborgen. Nur so viel: Die Trauer, das Leid und Todesschmerz der Nachfolger von Jesus ist kurz im Vergleich zu der Möglichkeit des öffentlichen Wirkens für den Herrn. Ganz zu schweigen gegenüber der darauf folgenden ewigen Freude. Trotzdem suchen wir auch nach Parallelen in denen diese oder ähnliche zeitliche Angabe im wörtlichen Sinne vorkommt.
Wir finden bei Jesus drei Formulierungen in Bezug auf die Zeit wann er auferstehen wird: Die eine Formulierung lautet: „am dritten Tag“, wörtlich: „in dem dritten Tag“, man könnte auch sagen: während des dritten Tages (Mt 17,23; 27,64; Lk 9,22; 18,33; 24,7.46; Apg 10,40; 1Kor 15,4). Die andere Formulierung lautet: „nach drei Tagen“. Für uns Europäer hieße es, nachdem drei volle Tage erfüllt sind und der vierte bereits begonnen hat (Mt 27,63; Mk 8,31; 9,31; 10,34). Und in Anlehnung an das Zeichen von Jona, spricht Jesus auch noch von drei Tagen und drei Nächten, in denen er im Herzen der Erde sein wird (Mt 12,40; Jona 2,1). Wir in Europa denken dabei an 72 Stunden. Doch es ist nicht zwingend, dass Jona exakt drei Tage und Nächte im Inneren jenes großen Meereswesens verbracht hatte. Diese unterschiedlichen Beschreibungen derselben Zeitspanne ist auffällig, macht aber auch deutlich wie man mit manchen der zeitlichen Angaben relativ flexibel umgegangen ist. Genau genommen war Jesus weniger als 40 Stunden physisch tot, doch wurden damals die begonnenen und die noch nicht zu Ende gegangenen Tage als volle Tage gerechnet. Auch wenn zwischen den dreieinhalb Tagen aus Offb 11,7 und den drei Tagen in denen Jesus tot war keine mathematische Übereinstimmung ist, so ist doch ein inhaltlicher Zusammenhang zu erkennen. Der Gedanke dabei wäre: Den Zeugen von Jesus ergeht es grundsätzlich ähnlich, wie auch ihrem Herrn.
In diesem Fall jedoch könnte der Beschluss von den Erdbewohnern, die Leichname nicht zu bestatten, sondern auf den Plätzen der Stadt liegen zu lassen, als eine Vorsichtsmaßnahme angesehen werden. Denn damals verbreitete sich bei den Juden die Version, dass der Leichnam von Jesus (der außerhalb der Stadt in einem Felsengrab bestattet wurde), bei Nacht von seinen Jüngern gestohlen wurde (Mt 28,13f; 27,63). Diese Lügenpropaganda richtete sich gegen die Tatsache der Auferstehung und hatte wegen seiner Tragweite Langzeitwirkung im Judentum. Dies sollte bei den Zeugen auf alle Fälle verhindert werden.
Anmerkung: Die Tendenz gegen die leibliche Auferstehung von Jesus Christus breitet sich immer mehr aus. Menschen wollen es nicht wahrhaben, vor das Gericht Gottes gestellt zu werden, was mit der Auferstehung zusammenhängt.
Doch die Freude und das Geschenke austeilen unter den Feinden der Zeugen von Jesus währte nicht lange. Gerade wegen ihrer Maßnahmen werden sie Augenzeugen wunderbarer Ereignisse. Denn das Gegenteil von dem was sie dachten bekommen sie mit ihren wachen Augen zu sehen, nämlich: Die Wiederbelebung der Zeugen und sogar deren Entrückung in der Wolke in den Himmel. So lesen wir: „Und nach den drei Tagen und einem halben kam der Geist des Lebens aus Gott in sie, und sie stellten sich auf ihre Füße; und große Furcht befiel die, welche sie schauten. Und sie (die Zeugen) hörten eine laute Stimme aus dem Himmel zu ihnen sagen: Steigt hier herauf! Und sie stiegen in den Himmel hinauf in der Wolke, und es schauten sie ihre Feinde.“ (Offb 11,11-12). Wie so oft, hatten die Feinde Gottes wieder mal das Nachsehen.
Es ist offensichtlich, dass die Zeugen von Jesus Ähnliches erleben werden wie auch ihr Herr, allerdings mit dem Unterschied, dass im Vergleich zu Jesus ihre Auferstehung (Verwandlung) und Entrückung (Aufnahme in den Himmel) öffentlich sein wird (Apg 10,41; 1Kor 15,52f; 1Thes 4,14ff; Mt 25,34).
Der erklärende Zusatz: `in einer Wolke`, erinnert sowohl an die Himmelfahrt von Jesus in einer Wolke, wie auch an seine Wiederkunft mit den Wolken des Himmels (Apg 1,9-11; Offb 1,7). Ebenso an die Aussage des Paulus in 1Thes 4,17: „Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft. Und so werden wir beim Herrn sein allezeit.“
Vorläufige Überlegung: Der Text in Offb 11,1-12 ist ja ein Einschub. Er erstreckt sich über die gesamte neutestamentliche Zeit=dreieinhalb symbolische Jahre. Die bildhafte Darstellung der Tötung, Wiederbelebung und Entrückung der Zeugen Jesu kann als beschriebene Vorwegnahme der Auferstehung gesehen werden, die dann in der Realität unter der siebten Posaune mit den Worten eingeleitet wird: „und dein Zorn ist gekommen und die Zeit (kairos) der Toten, gerichtet zu werden, und den Lohn zu geben deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, klein und groß, und die zu verderben, welche die Erde verderben.“ (Offb 11,18).
Vierte Frage: Was wird durch das große Erdbeben ausgelöst?
Nun wird unsere Aufmerksamkeit vom Blick in den Himmel wieder auf die Ereignisse hier auf Erden gelenkt. So lesen wir: „Und in jener Stunde geschah ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel, und siebentausend Menschennamen wurden in dem Erdbeben getötet; und die Übrigen gerieten in Furcht und gaben dem Gott des Himmels Ehre.“ (Offb 11,13).
Die Zeitangabe `in jener Stunde` steht im Zusammenhang mit der Erhöhung der Zeugen, doch ist sie nicht mit sechzig Minuten zu messen. Mit der Stadt ist hier die weiter oben im Text erwähnte `Große Stadt` gemeint. Wir bleiben dabei, dass es sich hier um die Stadt Babylon im allegorischen Sinne handelt, welche die Herrschaft über alle Herrschaftssysteme dieser Welt innehat, denn sie reitet auf dem siebenköpfigen Tier mit den zehn Hörnern (Offb 17,3.18). Dadurch kann auch der Zusammenhang zu Offenbarung 16,18-21 gesehen werden. Denn dort wird in dramatischen Bildern die Endphase des Zusammenbruchs dieser großen Stadt beschrieben.
Babylon ist in den Texten der Offenbarung eine geistige Größe, ein Prinzip, ein System und keine natürliche Stadt mehr. Sie existiert in den Köpfen der Menschen und zeigt sich entsprechend im Lebensstil der Menschen mit entsprechendem Umgang und der Gestaltung der materiellen Dinge dieser Welt. Darauf wird später im Detail in Kapitel 17-18 eingegangen, wo ihr endgültiger Fall beschrieben wird.
Das Phänomen Erdbeben ist uns bereits aus anderen Texten der Offenbarung bekannt (Offb 6,12; 8,5; 11,13.19; 16,18). Die Texte mit den Erdbeben in der Offenbarung lassen bei der Interpretation sowohl eine natürliche Erschütterung, als auch eine im übertragenen Sinne zu, wie Zusammenbrüche von verschiedenen Systemen. Ausdrücklich wird betont, dass es ein großes Erdbeben sein wird. Doch dabei stürzt noch nicht die gesamte Stadt ein, sondern nur der zehnte Teil, bei dem siebentausend Namen von Menschen getötet wurden. Dies ist erst der Anfang vom Ende. Aus Offb 16,18 erfahren wir, dass Babylon von einem Erdbeben heimgesucht wird, dass in seiner Größe und Intensität alle vorherigen übertreffen wird. Und dabei zerbrechen die verbliebenen neun in drei Teile.
Und in Offb 18,21 wird die totale Vernichtung Babylons beschrieben. Doch nun wieder zurück zu unserem Text. „Und der zehnte Teil der Stadt fiel“. Das System Babylon
beginnt stufenweise zusammenzubrechen. Wie es sich in der Realität vollziehen wird, ist nicht einfach zu deuten, doch der Hinweis in Offb 17,16ff macht deutlich, dass Gott aktiv eingreift in die Denkweise von Herrschaftssystemen. Und jene werden sich gegen Babylon wenden (Offb 17,16ff).
Bei den natürlichen Erdbeben ist es unmöglich die genauen Todeszahlen zu ermitteln. Doch Gott handelt nach einem präzisen Maß und er kennt jeden beim Namen. Diese Zahl ist eher symbolisch als wörtlich zu verstehen. Ist hier ein Gegenbild von 1Kön 19,18 zu erkennen, wonach Gott sich 7000 aufbewahrt hatte, welche ihre Knie nicht gebeugt haben vor dem Baal (dazu auch Röm 11,4)? Im Gegensatz dazu werden hier siebentausend Namen getötet (ausgelöscht). Man kann hier den Anfang vom Ende dieser weltlichen Zivilisation erkennen. Wie viel Vorboten gab es bereits, auch in jüngerer Geschichte. Und es kann begründet werden, dass bei solchen Ereignissen auch viele Menschen sich in ihrer Not an Gott wendeten. Auffallend ist die Reaktion der Überlebenden. Im Text heißt es, dass die Übrigen Menschen Gott die Ehre gaben. Diese Reaktion steht im krassen Gegensatz zu der in Offb 9,20-21, wo es ausdrücklich heißt, dass die Überlebenden dennoch nicht Buße taten (ähnlich auch Offb 16,11). Daher fragen wir, ob die Reaktion in Offb 11,13 vielleicht im Zusammenhang der Aufforderung des Engels in Kapitel 14,7 gebracht werden könnte? Könnte dies auch bedeuten, dass diese Übrigen nun eine Umkehr vollzogen haben? Ist ein zugeben bereits ein Geständnis (Phil 2,9-11)?
Anmerkung: In der Geschichte des Volkes Israel gibt es gewisse Ereignisse, die als Anschauungsmaterial für kommende Entwicklungen im Reiche Gottes gesehen werden können. Erste Etappe: Auszug aus Ägypten – Erlösung aus der Knechtschaft. Zweite Etappe: Durchzug durch das Schilfmeer- Taufe (1Kor 10,1-2). Dritte Etappe: Der Wüstenzug ist auch ein Bild für die Gemeinde, welche trotz widriger Umstände und Prüfungen von Gott geschützt und versorgt wird (1Kor 10,3-4; Offb 12,6-17). Vierte Etappe: Der Durchzug durch den Jordan, markierte den Einzug in das (vorläufige) gelobte Land. So lesen wir: „Da gebot Josua den Amtleuten des Volks und sprach: Geht durch das Lager und gebietet dem Volk und sprecht: Schafft euch Vorrat; denn nach drei Tagen werdet ihr hier über den Jordan gehen, dass ihr hineinkommt und das Land einnehmt, das euch der HERR, euer Gott, zum Besitz gibt.“ (Jos 1,10-11). Fünfte Etappe: Die Landnahme, aber auch das Gericht über die gottlosen Völker Kanaans begann mit Posaunenschall bei Jericho, dadurch stürzten die Mauern der Stadt ein und zwar ohne das Zutun des Volkes (Jos 5,13; 6,20). Ähnliches geschah auch mit der großen Stadt, hier durch ein großes Erdbeben (Offb 11,13). In beiden Fällen läutete dieser göttliche Eingriff den Beginn vom Einzug in das Land der Verheißung, sowie des Gerichtes über die gottlosen Völker.
Überleitung zum dritten Wehe, welches dann durch die siebte Posaune eingeleitet wird
„Das zweite Wehe ist vorüber; siehe, das dritte Wehe kommt bald (schnell).“ (Offb 11,14).
Dieser Schlusssatz bezieht sich auf das Lager der Feinde Gottes (Offb 9,20-21), an das die Überleitung (so scheint es) anknüpft. Denn die Wehe-Rufe richten sich nicht auf die Zeugen des Christus, sie erleiden zwar Leid, aber über diese wurde kein Wehe ausgesprochen. Mit der siebten Posaune wird auch der endgültige Sieg des Christus über alle seine Feinde proklamiert. Das zu erwartende dritte Wehe ist im Rahmen der siebten Posaune enthalten, denn nach dem großen Jubel im Himmel wird hier auf Erden das Endgericht eingeleitet.
3.7 Und der siebte Engel posaunte: Das Ende der Weltzeit, die Auferstehung und das Gericht
Die siebte Posaune ist auch die letzte Posaune. Und wieder beginnen die Schilderungen aus der himmlischen Perspektive. So lesen wir: „Und der siebente Engel posaunte; und es geschahen laute Stimmen im Himmel, die sprachen: Das Reich der Welt ist unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit. 16 Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihre Angesichter und beteten Gott an 17 und sprachen: Wir danken dir, Herr, Gott, Allmächtiger, der ist und der war, dass du deine große Macht ergriffen und deine Herrschaft angetreten hast.“ (Offb 11,15-17).
Der siebente Engel läutet das Ende dieser Weltzeit ein. Denn nach dem Hinweis des Engels in Kapitel 10,6 endet mit der siebten Posaune die Zeit. Dort wurde der Begriff `Chronos` verwendet. Die menschliche Zeitgeschichte ist damit zu Ende. Das bedeutet, dass von Seiten der Menschen nichts mehr fortgesetzt oder verändert werden kann. Nun ist nur noch Gott am Handeln.
Die vielen unüberhörbaren Stimmen im Himmel stimmen einen Hymnus, Lobpreis an, der von seiner Intensität gewaltig ist. Er lautet: „Das Reich der Welt ist unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Gott hat das Reich (die Herrschaft) dieser Welt sozusagen in Etappen zurückgewonnen.
Anmerkung: Die Kontrolle über die Schöpfung (das Universum) hat er nie aus der Hand gegeben (Ps 24,1ff). Der erste Triumpf errang er in Christus durch dessen Tod und glorreiche Auferstehung. Mit der Thronbesteigung bekam Jesus vom Vater alle Machtbefugnisse im Himmel und auf Erden (Mt 28,17-20). Die Zeit bis zum Ende verbringt Jesus nun damit, um sein himmlisches und göttliches Reich in dieser Welt einzurichten. Er kämpft und besiegt einen Feind nach dem anderen und zwar auf seine Weise. Wenn er den letzten Feind (den Tod) besiegt, entmachtet und aufgehoben hat, wird er Gericht halten und danach das Reich an Gott den Vater zurückgeben (1Kor 15,24-26).
Die Formulierung: „und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit“, wird jeweils im Plural verwendet und beschreibt die Unendlichkeit, das immerwährende Sein, wie in einem ununterbrochenen Kreislauf (Hebr 1,8; 13,21; Offb 1,6.18; 4,10; 5,13).
Danach wird die Danksagung der vierundzwanzig Ältesten beschrieben: „Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihre Angesichter und beteten Gott an 17 und sprachen: Wir danken dir, Herr, Gott, Allmächtiger, der ist und der war, dass du deine große Macht ergriffen und deine Herrschaft angetreten hast.“ (Offb 11,16-17). Wir sehen, dass dieser Hymnus (bereits der fünfte) als Danksagung in Anbetungshaltung (mit niederfallen auf das Angesicht) an den Allmächtigen Gott und Herrn gerichtet ist. Bei der Formulierung: „der ist und der war“ scheint der dritte Teil, nämlich: „der da kommt“ zu fehlen, wie in Offb 1,4.8 und 4,8 gesagt wird. Aber er fehlt nicht, denn nun ist er gekommen.
Mit der siebten Posaune ist auch der letzte Kampf, der vom Tier gegen die Zeugen von Jesus geführt wird zu Ende (Offb 11,7). Es handelt sich dabei um denselben letzten Kampf, der später bei der sechsten Zornesschale in Offb 16,12-14 angekündigt und in Kapitel 19,15-21 sowie 20,7-10 beschriebenen, zu Ende sein wird. Die Mächte aus dem Feindeslager: Das Tier, der falsche Prophet und der Drache sind besiegt und damit auch entmachtet. Dies wird auch durch die folgende Formulierung im Text deutlich: „Und die Nationen sind zornig gewesen“, aber nun sind sie besiegt samt ihren Anführern und können nichts mehr tun.
Weiter im Text sagen die vierundzwanzig Ältesten: „und dein Zorn ist gekommen und die Zeit (kairos) der Toten, gerichtet zu werden, und den Lohn zu geben deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, klein und groß, und die zu verderben, welche die Erde verderben. (Offb 11,18).
Die Aussage: „dein Zorn ist gekommen“ erinnert an Offb 6,17: „es ist gekommen der große Tag ihres Zorns und wer kann bestehen“. Bereits dort wurde der Beginn des Gerichtstages beschrieben. Hier handelt es sich um denselben Gerichtstag, aber es kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu und zwar die Totenauferstehung.
Für den in diesem Text verwendeten Begriff `Zeit`, steht im Griechischen `kairos`. Er steht in Bezug zu den Toten, bzw. der Auferweckung der Toten. Hier steht nicht der chronologische Zeitpunkt im Vordergrund, sondern der Inhalt des Ereignisses. Da in diesem Text von allen Toten (sowohl der Gerechten als auch der Gottlosen)die Rede ist, lässt sich die Verbindung zu Joh 5,28-29 und Mt 13,37-49 erkennen, wonach sowohl die Gerechten als auch die gottlosen gleichzeitig auferstehen werden und dies am Ende dieses Zeitalters (vgl. dazu auch Dan 12,1-2). Nach 1Kor 15,26 ist der letzte Feind der Tod und durch die Auferstehung aller Toten, wird er aufgehoben sein. Und ebenso kann die Verbindung zu 1Kor 15,52 hergestellt werden. Dort wird zwar nur von der Auferweckung und Verwandlung der Gläubigen gesagt, weil der Aspekt der Auferstehung der Ungläubigen nicht zur Fragestellung gehörte. Der Apostel betont aber, dass es zur Zeit der letzten Posaune sein wird. Er schreibt: „und das plötzlich, in einem Augenblick (Augenzwinkern), zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.“
Dies stimmt auch Überein mit den Worten des Herrn Jesus aus Matthäus 24,31: „er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen (mit starkem Posaunenschall), und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern.“ (dazu auch 1Thes 4,15ff auch hier bezog sich die Fragestellung nur auf die Auferstehung der Gläubigen).
Demnach steht die Belohnung der Knechte des Herrn und das Gericht über die Ungerechten in unmittelbarem Zusammenhang mit der allgemeinen, bzw. Alle Toten umfassende Auferstehung zusammen. Die detailliertere Beschreibung zur Belohnung und Bestrafung finden wir in Mt 25,31-46.
Der Lohn für die Gläubigen hat viele Inhalte: Ewiges Leben, Siegeskranz der Gerechtigkeit, das Erbe (Kol 3,24).
Die Ungerechten erwartet nach der Auferstehung das Gericht und Verderben. Darüber wird in vielen anderen Texten berichtet (Mt 8,12; 13,42.50; Lk 13,28; 2Thes 2,12; Offb 20,11-15).
Dann wird der Blick des Johannes auf das himmlische Zentrum gelenkt. „Und der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel gesehen; und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel.“ (Offb 11,19).
Die Lade des Zeugnisses oder des Bundes wird im himmlischen Tempel sichtbar. Zur Zeit der Reformen durch den frommen König Josia wurde die Lade des Bundes wieder in das Heiligtum hineingebracht (2Chr 35,3). Doch danach wird die Bundeslade nicht mehr erwähnt. In Jer 3,16 lässt der Herr durch den Propheten Jeremia sagen: „Und es soll geschehen, wenn ihr zahlreich geworden seid und euch ausgebreitet habt im Lande, so soll man, spricht der HERR, in jenen Tagen nicht mehr sagen: Die Bundeslade des HERRN. Man wird ihrer nicht mehr gedenken noch nach ihr fragen noch sie vermissen; und sie wird nicht wieder gemacht werden.“ Nach dieser Prophezeiung ist die Bundeslade bei der Zerstörung Jerusalems samt dem Tempel durch die Babylonier für immer verschwunden.
Der Kontext jener Prophetie macht deutlich, dass die Anwesenheit Gottes vom Allerheiligsten des irdischen Tempels verlegt wird in den geistlichen Tempel des neuen Bundes (Jer 31,31ff; 2Kor 3,3; 6,16).
Schlussfolgerung: Wenn nach dem Neuen Testament das Gesetz Gottes in die Herzen der Gläubigen hineingelegt wird, benötigt man jene Lade des Zeugnisses mit den zwei steinernen Tafeln nicht mehr (Hebr 8,8ff).
Anmerkung: Es wurde und wird viel darüber spekuliert, wo denn jene Bundeslade geblieben sein könnte. Doch bis heute gibt es keine Indizien für ihren Verbleib. Sie könnte zu den Gegenständen gezählt werden (wie auch die Arche Noah), die Gott für immer entzogen hat, um den Blick der Suchenden auf das Neue, geistliche und bleibende zu richten.
Wenn sie jedoch im Himmlischen Tempel wieder gesehen wird, dann birgt dieses Bild eine geistlich/göttliche Realität in sich. Denn aus diesem Tempel ist sie nie entwendet worden, wie das im irdischen Tempel geschehen war.
Die letzten Worte sind sehr beeindruckend und wuchtig: „ und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel.“ (Offb 11,19b).
Wieder fahren Blitze aus dem Himmel, begleitet von weiteren Stimmen, Donner, ein Erdbeben und schließlich ein großer Hagel. Diese Äußerungen sind uns bereits bekannt aus Offb 4,5; 8,5; und sie kommen noch in 16,8 vor, wo ebenfalls das Ende beschrieben wird.
Anmerkung zu Erdbeben: Das griechische Wort `seismos` kann einfach mit `beben` oder Erschütterung übersetzt werden, denn der Zusatz `Erde Ist im Wort nicht enthalten. Auch der See kann beben, bzw. erschüttert werden (Mt 8,24). Im Bild des Erdbebens können auch die gewaltigen Verwerfungen auf der Erde gesehen werden, welche sowohl in Offb 6,14 und 16,20 beschrieben werden. In Hebr 12,26-27 wird sogar die Erschütterung des Himmels vorausgesagt. Dort lesen wir: „Seine Stimme hat zu jener Zeit die Erde erschüttert, jetzt aber verheißt er und spricht: »Noch einmal will ich erschüttern nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel.« Dieses »Noch einmal« aber zeigt an, dass das, was erschüttert wird, weil es geschaffen ist, verwandelt werden soll, auf dass bleibe, was nicht erschüttert wird.“ (dazu auch Vers 28; Haggai 2,6; Mt 24,29: „die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen“).
Diese Prophezeiung könnte sich auf Offb 11,19 aber genauso auf Offb 6,12-17; 20,11 und 2Petr 3,10-13 beziehen.
Damit sind wir am Ende des dritten Teils unserer Betrachtung angekommen und am Ende des ersten der zwei großen Teile des Buches der Offenbarung.
Aktualisiert am 17. September 2024