3.10.4 Die 2. Seligpreisung

3.10.4 Die 2. Seligpreisung

 

Während in der ersten Seligpreisung ganz konkret vom Geist des Menschen die Rede ist, liegt die Betonung in der zweiten Seligpreisung auf dem Gemüt des Menschen, auf seiner Empfindungsfähigkeit. Auf der Fähigkeit bewusst emotional zu empfinden und auch zu reagieren.

Abbildung 41 Blick vom Berg der Seligpreisungen auf das Nord- und Ostufer des Sees von Genezaret (Foto: Juli 1994).

 

Im Text des Evangelisten Matthäus lesen wir weiter: „Glückselig die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden.“ (Mt 5,4).

Es ist geradezu auffällig, dass sowohl die erste als auch die zweite Seligpreisung in der messianischen Verheißung aus Jesaja 61,1-3 enthalten ist. Dort steht geschrieben:

Der Geist des Herrn, HERRN, ist auf mir; denn der HERR hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Elenden1 (nach LXX Armen) frohe Botschaft zu bringen, zu verbinden, die gebrochenen Herzens sind, Freilassung auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen, auszurufen das Gnadenjahr des HERRN und den Tag der Rache (Vergeltung) für unsern Gott, zu trösten alle Trauernden, den Trauernden Zions Frieden, ihnen Kopfschmuck statt Asche zu geben, Freudenöl statt Trauer, ein Ruhmesgewand statt eines verzagten Geistes, damit sie Terebinthen der Gerechtigkeit genannt werden, eine Pflanzung des HERRN, dass er sich durch sie verherrlicht. (Jes 61,1-3).

Der in Matthäus 5,4 werwendete griechische Begriff `πενθούντες penthountes` wird mit Trauernde oder Leidtragende übersetzt (πένθος penthos -Trauer). Jesus spricht hier von Menschen, die aktiv und nachhaltig Leid tragen, Trauern über ihr Fehlverhalten. Auch diese Frohe Botschaft ist bereits im Alten Testament vorausgesagt worden. So lesen wir in Jesaja 57,18-19: „Ihre Wege habe ich gesehen, aber ich will sie heilen und sie leiten und ihnen wieder Trost geben; und denen, die da Leid tragen will ich Frucht der Lippen schaffen. Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der HERR; ich will sie heilen.“

  • Dieser tiefgreifende Trost gilt allen, die über ihr eigenes Versagen, ihre eigene Sünde, ihre eigens verursachte Ungerechtigkeit Leid tragen und trauern (vgl auch 2Mose 33,4). Diesen Menschen wird Trost versprochen, Trost durch Vergebung der Schuld. Trauern ist sehr oft mit Weinen verbunden und bildet den Gegensatz zum überheblichen und oberflächlichem Gelächter. So ergänzt Lukas in seinm Text den Matthäus: „Glückselig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und weinen.“ (Lk 6,25 vgl. dazu auch Hes 27,31).

Was Jesus hier ausspricht, setzt er später in seinem Dienst ganz praktisch um. Die Stadtbekannte Frau, die sich Jesus näherte im Haus des Pharisäers Simon, trauerte und weinte über ihr sündiges Leben. „Und siehe, da war eine Frau in der Stadt, die eine Sünderin war; und als sie erfahren hatte, dass er (Jesus) in dem Haus des Pharisäers zu Tisch lag, brachte sie eine Alabasterflasche mit Salböl, trat von hinten an seine Füße heran, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen, und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes. Dann küsste sie seine Füße und salbte sie mit dem Salböl.“ (Lk 7,37-38). Der Trost blieb nicht aus, denn Jesus nimmt sie in Schutz vor Simon wenn er sagt: „Denn ihre vielen Sünden sind ihr vergeben“ und zu der Frau gewandt: „Dein Glaube hat dich gerettet. Geh hin in Frieden!“ (Lk 7,50).

Die Verheißung des `getröstet werden` löst Jesus also schon hier und jetzt ein, doch erst in der Neuen Welt wird sie vollkommene und ununterbrochene Realität werden, so die Aussagen in dem prophetischen Buch  des Jesaja und der Offenbarung des Johannes:

  • Jes 25,8: „Er wird den Tod verschlingen auf ewig. Und Gott der HERR wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und wird aufheben die Schmach seines Volks in allen Landen; denn der HERR hat’s gesagt.“
  • Offb 7,17: „(…) denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. (Offb 7,17).“
  • Offb 21,4: „(…) und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid (wörtlich: Trauer) noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Was für eine Aussicht !

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Wer sind Trauernde und Leidtragende?
  2. Warum ist das Leidtragen über die bewusst begangenen Sünden eine der wichtigen Voraussetzungen für die Wiedergeburt eines Menschen?
  3. Was beinhaltet die Verheißung des getröstet werden?
  4. Wann löst Jesus dieses Versprechen ein?
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