3.10.3 Die 3. Seligpreisung

3.10.3 Die 3. Seligpreisung

Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden die Erde besitzen (erben).“ (Mt 5,5).

Es ist nicht einfach diese Seligpreisung zu verstehen, einmal wegen dem Begriff `Sanftmut` und wegen der Verheißung `die Erde zu erben`. Wir fangeNeun hier einmal vom Ende an und fragen, was meint Jesus mit „die Erde erben“?

Abbildung 42 Vom Berg Nebo aus reicht der Blick weit über den Jordangraben jn das Land der Verheißung (Foto: 7. November 2014).

In den meisten Stellen der Bibel ist mit Erde unser Planet gemeint, den Gott geschaffen hat mit allem was darinnen ist (1Mose 1,1-2,24) und diese Erde gehört Gott, wie aus Psalm 24,1 deutlich und unmissverständlich hervorgeht: „Ein Psalm Davids.“ Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.“ Die Eigentumsrechte liegen also bei Gott. An einer anderen Stelle steht geschrieben: „Der Himmel ist der Himmel des HERRN; aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben.“ (Ps 115,16; 1Mose 2,15). Bereits den Patriarchen (Abraham, Isaak und Jakob) versprach Gott ein bestimmtes Land zu geben (1Mose 12,7; 13,15.17; 17.8; 26,3; 28,13; 50,24; 32,13; Jes 34,17; 60,21). Doch das Land hat Gott dem Volk Israel unter konkreten Bedingungen zum Erbe gegeben (5Mose 4,27; 28,15-68; 31,16-21; 1Kön 6,46-53; 14,15-16; Neh 1,5-11). Mit dem Begriff Erde `gr.  `γῆς g¢s`, werden sowohl unser Planet als Ganzes sowie bestimmte begrenzte Territorien beschrieben.

Doch es gibt einige Aussagen, auch schon im Alten Testament über eine neue Erde, so lesen wir zum Beispiel in Jesaja 65,17: „Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.“ (Jes 65,17). Oder: „Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor mir Bestand haben, spricht der HERR, (…). (Jes 66,22a). Gott hat also eine neue Weltschöpfung unter der Doppelbezeichnung `Himmel und Erde` vorgesehen und vorausgesagt. Jene Vorsehung setzt die zeitweilige begrenzte Bestimmung dieser Erde voraus. Die Vergänglichkeit der jetzigen Erde hat auch Jesus vorausgesagt: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (Mt 24,35). Auch der Apostel Petrus, der Jesus in dessen Lehre gut und richtig verstanden hat, schreibt etwas ausführlicher vom Vergehen der jetzigen Schöpfung und beschreibt die neue Schöpfung:

Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden. Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müsst ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen, die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und erstrebt, an dem die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden. Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. (2Petr 3,10-13; Jes 65,17; 66,22).

Wir haben also die Wahl mit dem Begriff Erde `gr. gh;j g¢s` an diese materielle, zeitlich begrenzte und vergängliche Erde zu denken, an die Erde, die Gott schafft, in welcher Gerechtigkeit wohnen wird oder an beide Schöpfungen, bzw. Wohnbereiche.

Nach der Elberfelder Übersetzung heißt es: „Sie werden das Land erben“, (LÜ nicht so genau: „das Erdreich besitzen“). Diese Übesetzungsvariante könnte unnötigerweise zu einem Denken an ein `irdisches Reich` verleiten. Im Griechischen wird das Verb `erben` verwendet. Beim `erben` handelt es sich um Eigentumsrechte. In Matthäus 25,34 sagt Jesus, bzw. wird er zu denen zu seiner Rechten sagen: „ererbt das Reich“. Bei dieser Aussage geht es eindeutig um das ewige, auf die Zukunft ausgerichtete unvergängliche Erbe, das uns Jesus durch sein Erlösungswerk erworben hat. Aber gibt es bereits hier auf dieser Erde etwas zu erben? Es sieht so aus, dass die jetzige Erde von den Mächtigen dieser Welt beansprucht und verwaltet (oder auch mißbraucht) wird. Wir fragen auch, welche Bestrebungen zeigte Jesus, als er hier war? Nahm er etwas von dieser Erde, diesem seinem Land in dem er lebte in Besitz?

  • Er besaß kein eigenes Haus, obwohl er Häuser-Erbauer war.
  • Er beanspruchte keinen Grundbesitz in Bethlehem, der Stadt seiner Vorfahren.
  • Er sprach nicht über die Wiederherstellung des Territoriums für das Volk Israel, sondern immer nur über die Menschen, die dort lebten. Auf die Frage des Pilatus hinsichtlich seiner Königswürde, sagte Jesus; „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ (Joh 18,36).

Abbildung 43 Die Erde ist des Herrn und alles, was darinnen ist.“ (Psalm 24,1). Blick von der Sinaihalbinsel bei Nuweiba über den Golf von Agaba nach Saudi Arabien – Sonnenaufgang (Foto: 5. Februar 2013).

Doch wenn Gott immer noch der rechtsmäßige Eigentümer dieser Erde ist, so bezieht er auch seine Kinder jetzt in die gottgewollte Verwaltung der Erde und dessen was darinnen ist, mit ein (1Mose 2,15). Beispiele:

Auf der einen Seite verlassen seine Nachfolger ihre Häuser, ihre Heimat, ihre Boote, ihre Äcker um des Evangeliums willen (Mt 19,27-29). Gleichzeitig stellen sie ihre Häuser, Boote, Kleider, Lebensmittel und auch Geld, Gott und seinem Reich zur Verfügung (Mt 8,14; Lk 5,3; Lk 8,1-3; Joh 12,1-11; Mk 14,3; Apg 2,44.46; 4,37) und gehören zu den wahren Verwaltern dieser Erde und der irdischen Dinge. So bekommt diese Seligpreisung für die Sanftmütigen auch eine Anwendung auf das jetzt und hier. In Matthäus 19,29 hebt Jesus den Gedanken hervor, dass seine Nachfolger auch schon jetzt in dieser Zeit Anteil haben werden an all den materiell nutzbaren und erforderlichen Dingen (Äcker, Häuser etc).

Was ist Sanftmut, wie drückt sie sich aus? Es gibt sehr viel Stellen im Neuen Testament, in denen der Begriff Sanftmut als Geistesfrucht (Gal 5,23) und Charakterzug eines Christen erwähnt wird, so in Epheser 4,2; Kolosser 3,12; 1Petrus 3,4 u.a.m.). Am Beispiel von Jesus können wir deutlich erkennen, wie diese Frucht des Geistes sich ausdrückt. »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig (gr. πραῢςpraus) und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen (Fohlen), dem Jungen eines Lasttiers« (Mt 21,5; Sach 9,9). Sanftmut hat gar nichts mit zur Schau gestellten Schwäche zu tun. Jesus weiß um seine Berufung, seinen Stand und seinen Auftrag. Für den Einritt nach Jerusalem als der verheißene, wahre König Israels, benötigt er kein weißes Pferd, ein Zeichen eines Herrschers dieser Welt, sondern begnügt sich mit dem Fohlen einer Eselin. Er kommt um zu dienen, was durch das junge noch nicht benutzte und noch unerfahrene Lasttier deutlich wird. Dies ist ein klarer Ausdruck des sanftmütigen Geistes. Er selber beansprucht sanftmütig zu sein wenn er sagt:

Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft  (freundlich), und meine Last ist leicht. (Mt 11,28-30).

Die Sanftmütigen in Matthäus 5,5 sind also Menschen, die in der Gesinnung und Haltung ihres Meisters leben.

  • Sie sind nicht stolz und keine Angeber, trotz ihrer hohen Berufung und Standes (1Kor 15,10).
  • Sie sind nicht hochmütig, trotz ihrer besonderen geistlichen Befähigungen (2Kor 12,1-10).
  • Sie maßen sich nichts an, was sie nicht tatsächlich sind oder getan haben (2Kor 10,13).
  • Sie sind Menschen, die in rechter Art und Weise Schwachgewordene aufrichten (Gal 6,1-2; Apg 15,39).
  • Es sind mutige, besonnene, auftrags- und zielbewusste Menschen, die in Extremsituationen weder in Verzagtheit fallen, noch in einen gefühlsmäßigen Überschwang und Übermut (2Kor 10,1; Apg 27,34-36).
  • Es sind Menschen, welche die diesseitigen, materiellen Dinge durch Anwendung geistlicher Prinzipien richtig und sinnvoll verwenden (Apg 2,45; 11,28-30).

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Wem gehört diese Erde rechtsmäßig?
  2. Was meint Jesus mit der Verheißung: „Die Erde (Land) erben“?
  3. An welchen Beispielen aus dem Leben von Jesus und der Apostel kann man die Geistesfrucht `Sanftmut` deutlich erkennen?
  4. Was schließt die Hoffnung, auf das erben eines neuen ewigen Wohnortes für die Sanftmütigen, jetzt und heute unbedingt mit ein?

 

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