14. Frage: Bist du etwa mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat?

Es liegt im Verhalten von Jesus, dass die samaritische Frau mutig und auch selbstbewusst auftreten kann. Er liefert ihr die Vorlagen zu ihren Fragen. Und so lautet ihre dritte Frage: „Bist du etwa mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat? Und er hat daraus getrunken und seine Söhne und sein Vieh.“ (Joh 4,12). Die Frau kennt sich in der mündlichen Überlieferung gut aus. Die Zugehörigkeit zu den Traditionen dieses Landes und dieser Glaubensgemeinschaft, die wie die Juden, auf den Messias warteten, formten auch ihre Identität. Dass sie jedoch um diese Zeit ganz allein gekommen war um Wasser zu schöpfen, ist ungewöhnlich.

Ihre Frage birgt in sich zwei Überlegungen. Erstens: Der Erzvater Jakob genießt bei ihr und den Samaritern hohes Ansehen. Zweitens: Die Segensgabe – der Jakobsbrunnen, hat sich über Jahrhunderte hindurch bewährt. Äußerlich sieht es aus, als ob sie sich mit ihrer Lebenssituation arrangiert hätte. Doch aus dem weiteren Verlauf dieser Unterredung lässt sich ableiten: Wenn Jesus mehr ist als Jakob und eine bessere Gabe anbieten kann als die des Jakobsbrunnen, wäre sie dafür offen. Nun ist Jesus dran sich deutlicher zu erklären. Er antwortete ihr: „Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm gebe werde, wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ (Joh 4,13-14). Das Erstaunliche bei diesem Gespräch ist, dass Jesus so lange in der Bildersprache redet. Die nachfolgende Bitte der Frau  macht deutlich, dass sie Jesus immer noch nicht versteht. „Spricht die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht dürstet und ich nicht herkommen muss, um zu schöpfen!“ (Joh 4,15). Immerhin ist sie einen Schritt weiter, denn jetzt bittet sie um das lebendige Wasser. „Spricht er zu ihr: Geh hin, ruf deinen Mann und komm wieder her!  Die Frau antwortete und sprach zu ihm: Ich habe keinen Mann. Jesus spricht zu ihr: Du hast richtig gesagt: »Ich habe keinen Mann.« Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; das hast du recht gesagt.“ (Joh 4,16-18). Hätte Jesus gleich zu Beginn diesen wunden Punkt angesprochen, wäre die Frau wegen Einmischung in ihre Privatsphäre verletzt worden und wahrscheinlich empört davongelaufen. Doch nun fängt sie an zu begreifen, um was es Jesus geht und welchen Durst er in ihr geweckt hat, eine Sehnsucht nach geordneten Beziehungen. Ja, Jesus ist mehr als Jakob, er ist der Urheber und Repräsentant des geistlichen Volkes Gottes. Das wahre Leben, das seit dem Garten Eden verloren gegangen war, ist in der Person von Jesus zu finden. Wenn er Probleme anspricht, dann nicht um zu verletzen oder bloßzustellen, sondern um zu heilen. Diese lebendige Quelle ist Jesus selbst, sie ist nicht ortsgebunden und sie ist bis heute nicht versiegt

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