„Es bat ihn aber einer der Pharisäer, dass er mit ihm essen möge; und er ging in das Haus des Pharisäers und legte sich zu Tisch. Und siehe, eine Frau in der Stadt, die eine Sünderin war; und als sie erfahren hatte, dass er in dem Haus des Pharisäers zu Tisch lag, brachte sie eine Alabasterflasche mit Salböl, trat von hinten an seine Füße heran, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen, und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes. (Dann) küsste sie seine Füße und salbte sie mit dem Salböl. Als aber der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so würde er erkennen, wer und was für eine Frau (das ist), die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin.“ (Lk 7,36-39).
Jesus sah die Tränen der Frau, erkannte ihre Not und ihre Herzensreue und ließ sie gewähren. Zunächst wendet er sich an Simon, seinen Gastgeber. Mit einer Geschichte als Beispiel weist er ihn auf seine Selbstgerechtigkeit und Überheblichkeit hin (Lk 7,40-47). Dann wendet er sich an die Frau und spricht zu ihr: „Deine Sünden sind vergeben.“ (Lk 7,48). „Und die, die mit zu Tisch lagen, fingen an, bei sich selbst zu sagen: Wer ist dieser, der auch Sünden vergibt? ((Lk 7,49). Nach der traditionellen theologischen Prägung konnten Sünden nur durch Sühneopfer, die im Tempel dargebracht wurden, vergeben werden. Doch mit den hartherzigen und selbstgerechten Pharisäern lässt sich Jesus auf keinerlei theologischen Diskussionen ein. Denn hier ist der, von dem gesagt wurde: „Er wird sein Volk retten von ihren Sünden“ (Mt 1,21). Jesus wendet sich erneut zu der Frau und spricht: „Dein Glaube hat dich gerettet. Geh hin in Frieden!“ ((Lk 7,50).
Die Frau glaubte an ihm als den verheißenen Messias / Retter. Und er befreite sie von ihrer Sündenlast und entließ sie mit Frieden.
Dies war in vielerlei Hinsicht eine Sondergeschichte.
- Im Gegensatz zu dem Pharisäer Simon wird der Name der Frau nicht veröffentlicht.
- Sie legt kein Sündenbekenntnis ab, doch Jesus kennt ihr Leben.
- Sie handelt wortlos, doch Jesus versteht ihr Anliegen.
- Simon denkt auch leise, doch Jesus erkennt seine Gedanken.
- .Die Männer am Tisch kennen die Frau als Sünderin, haben jedoch selber böse Gedanken.
- Die Pharisäer verurteilen die Frau, Jesus aber begnadigt sie.
Auch heute können sich Menschen mit ihrer Sündenlast an Jesus wenden. Er braucht zwar unsere Sündenlisten nicht, denn er weis alles. Doch die Erkenntnis unseres sündigen Lebens, die Reue darüber und das Bekenntnis vor Gott so wie der Glaube an das Heilswerk Jesu Christi sind die Voraussetzungen für die Vergebung unserer Sünden und den Eingang in den Frieden Gottes.