Diese Frage stellten die führenden Juden an Jesus, nachdem er die Geldwechsler und Taubenverkäufer aus dem Tempelhof vertrieben hatte mit den Worten: „Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus!“ Das Kaufen von Opfertieren in Jerusalem war vom Gesetz her legitim, dass der Handel aber im Tempelhof stattfand, was der Tempelbehörde zusätzliche Einnahmen verschaffte, entsprach nicht seiner Bestimmung. Dieser Bereich im Tempel glich einem Markt. Die Bestimmung des Tempels war nach Jesaja 56,7: »Mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker«. Dieser radikale Eingriff in die Praxis der Tempelbehörde geschah bei seinem (ersten) Pessahbesuch in Jerusalem Auf die herausfordernde Frage der Juden antwortete Jesus mit: „Brecht diesen Tempel ab (oder: ihr brecht diesen Tempel ab) und in drei Tagen richte ich ihn auf“ (Joh 2,18-19).
Aber, wie so oft, wurde auch hier der Sinn dieser bildhaften Rede nicht verstanden. Entsprechend ist auch ihre Reaktion: „Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?“ (Joh 2,20). Hier wurde offensichtlich auf zwei unterschiedlichen Sprachebenen geredet. Das traditionelle alttestamentliche, mit all seinen Einrichtungen (Tempel, Opferrituale) auf der einen Seite und das neutestamentliche, denn „Er (Jesus) aber redete von dem Tempel seines Leibes.“ Diese Zuordnung verstanden die Juden zunächst nicht, aber später nach dem Tod und Grablegung von Jesus erinnerten sie sich daran. Denn der Tempel von dem Jesus sprach, wurde durch das Urteil des Hohen Rates und durch die Hände der Römer buchstäblich abgebrochen. Die Auferstehung Jesu aus den Toten am dritten Tag, bildete das größte messianische Zeichen für Israel. Jesus wurde von seinem Vater bevollmächtigt zu diesem Eingreifen in die korrupte Tempelpraxis. Bei dem jüdischen Aufstand, im Jahre 70 n.Chr. wurde auch der steinerne Tempel durch die Römer abgebrochen und nicht mehr aufgebaut. Doch der neutestamentliche Tempel (der Leib Christi, die Gemeinde) als Gottes neue Wohnstätte wird niemals zerstört werden. Viele von denen, die damals nach einem Zeichen gefragt hatten, ignorierten bewusst die Auferstehung von Jesus. Wie reagieren wir heute, wenn Gott in unsere gewohnte und oft auch fragwürdige Lebensweise hineinredet und hineinwirkt?