Predigt: P. Schüle 01.10.2017 Thema: "Wenn Gott Neues beginnt, steigt er hinab in die Tiefe"

Abbildung: Der Fluß Jordan in der Nähe der vermuteten Taufstelle von Jesus durch Johannes den Täufer. Die Gegend ist reich an antiken Kirchenruinen, welche sich auf eine frühere Tradition stützen. Von hier aus im sogenannten Jordantal der Moabiter versammelten sich die zwölf Stämme Israels. Hier hielt Mose, der Mann Gottes, seine Abschiedsreden an das Volk. Von hier aus begann die Landnahme unter der Führung Josuas. Hier an der tiefsten Stelle der Erdoberfläche beginnt Jesus nach seiner Taufe und Bevollmächtigung durch den Heiligen Geist seinen geistlichen Siegeszug durch das gelobte Land. Dabei ging es ihm nicht  um die territoriale Eroberung, sondern um die Ausbreitung des Reiches Gottes, und zwar zunächst unter Israel. (Foto: 7. November 2014).

Veröffentlicht unter Uncategorized | Schreib einen Kommentar

3.8 Jesus beruft Levi/Matthäus in Kapernaum

3.8 Jesus beruft Levi/Matthäus in Kapernaum

(Bibeltexte: Mt 9,9-13;  Mk 2,13-17;  Lk 5,27-32)

3.8.1 Folge mir nach

Der Evangelist Matthäus verbindet in seinem Evangelium die Heilung des Gelähmten (Mt 9,1-8) direkt mit der Berufung des Matthäus. Der Evangelist schreibt: „Und als Jesus von dort wegging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm.“ (Mt 9,9). Der Evangelist Markus ergänzt, dass der Zollbeamte den Namen Levi zrug und Sohn des Alphäus war (Mk 2,14; ebenso Lk 5,27). Matthäus/Levi, Sohn des Alphäus, ist als Steuereinnehmer (τελώνην telönèn) im Dienst des römischen Staates in der Stadt Kapernaum tätig.

Abbildung 37 Die heutige Anlegestelle in ‚Kapernaum (Foto: 15. Juni 2016).

Manche Steuern wurden direkt an die römische Regierung abgeführt, Weg- und Importzoll hingegen (der normalerweise 2-3% betrug, konnte sich für Händler, die durch viele Gebiete zogen, jedoch rasch zu einem beachtlichen Betrag summieren) kam den Städten zugute, die ihn erhoben“ (Keener 1998, 217-218).

Hier in Kapernaum verliefen internationale Handelsrouten, die vielen Menschen ein gutes Einkommen sicherten.

Wir fragen uns zuerst: Wer war dieser Matthäus? Verfasste er das Matthäusevangelium? Hier begegnet uns wieder ein Argument des Schweigens. Nirgends wird Matthäus im Evangelium als Verfasser ausdrücklich genannt. Doch folgende Hinweise werfen Licht auf diese Person:

  • Wir finden den Namen Matthäus in Mt 9,9; 10,3; Mk 3,18; Lk 6,15; Apg 1,13. Der Name Levi wird in Mk 2,14 und in Lk 5,27.29 erwähnt.
  • Matthäus erhielt den Ruf als emsiger Steuereinnehmer im „Galiläa der Heiden“ (Herrschaftsgebiet von Herodes Antipas) und kannte von dorther mindestens Griechisch, Lateinisch und Aramäisch. Dies wird im Evangelium deutlich. Dort finden sich auch Spuren der griechischen Übersetzung des Alten Testaments  (Septuaginta). Er kannte wohl auch weite Teile des hebräischen Textes gut. Matthäus scheint auch Zugang zu den hebräischen Schriftrollen gehabt zu haben.
  • Steuereinnehmer verfassten schriftliche Berichte und kannten auch ein Kurzschriftsystem. Er könnte es also gewesen sein, der die Wunder und Predigten von Jesus notierte, wird doch dieser Name im Neuen Testament nur einer  Person zugeordnet.
  • In der frühen Kirchengeschichte findet sich sehr bald die Verknüpfung von Autor, Matthäus und Levi: Papias (zw. 125 und 140); .Irenäus (182-188); Origenes (210-250); Eusebius (4. Jh.) – auch in vielen Zitaten der frühen Kirchenväter. Hier kann man sich kaum vorstellen, wie der Name des ursprünglichen Autors verloren gegangen und durch einen anderen ersetzt worden sein könnte.
  • Da über Matthäus/Levi kaum sonst etwas bekannt ist – ist es eher unwahrscheinlich, dass ihm solch ein in Stil und Inhalt einheitliches Werk fälschlich zugeschrieben worden wäre.

Levi scheint ein Steuereinnehmer gewesen zu sein, der Einfluss im Kreise seiner Kollegen und Freunde hatte. Hier fällt geradezu auf, dass Jesus seine Jünger bewusst aus sehr verschiedenen Berufen und Schichten herasruft. Die sofortige Bereitschaft zur Nachfolge könnte damit zu erklären sein, dass auch Levi schon die Taufe von Jesus durch Johannes am Jordan miterlebte. Zwar wissen wir nicht den genauen Zeitpunkt, wann Levi Jesus kennen lernte, doch nach Apostelgeschichte 1,22 und Lk 3,12 ist anzunehmen, dass alle späteren zwölf Jünger bei der Taufe des Johannes dabei waren, Jesus kannten und mit dem Zeugnis des Johannes über Jesus vertraut waren. Viele Tausende Menschen waren bei Johannes am Jordan, auch Zöllner, warum sollten nicht auch die späteren Jünger von Jesus dabei gewesen sein? Dies könnte eine Erklärung dafür se in, warum Levi sofort aufsteht und Jesus nachfolgt. Weiter kann man davon ausgehen, dass Levi Jesus öfter sieht und hört, als dieser in der Stadt weilt, redet und heilt und auch von der Stadt aus in der Gegend herum reist. Jesus wird öfter an seiner „Zollbude“ vorbeigelaufen sein. Dennoch ist dieser Wendepunkt, den Matthäus in sehr knappe Worte fasst tief in sein Gedächtnis eingeprägt!

So haben wir in diesem Bibelstudienkurs bis jetzt sieben namentlich genannte Nachfolger von Jesus: Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes, Philippus und Nathanael und nun auch Levi/Matthäus. Von den übrigen Jüngern sind keine individuellen Berufungsberichte überliefert. Erst später wird berichtet, dass Jesus von der Vielzahl seiner Jünger sich auf zwölf beschränkte und sie zu Aposteln machte.

Als Steuereinnehmer gehört Levi zu den geschulten Menschen. Lesen, Schreiben und Rechnen – natürlich auch die Gesetze der römischen Verwaltung sind die selbstverständliche Grundlage seines Berufes. Damit gehört er zum Mittelstand.

 

3.8.2 Jesus im Hause von Levi

Die Liebe von Jesus und seine Kraft verändern diesen Menschen augenblicklich und vollständig. Er, der „Sünder“ wird geliebt, von einem Rabbi wertgeschätzt und kaum auszudenken auch noch in die Nachfolge und Mitarbeit berufen. Jeder andere Rabbi hätte sich geschämt mit ihm auf der Straße gesehen zu werden. Er gehört zu dem Personenkreis, der normalerweise aus den religiösen Kreisen ausgeschlossen wird (Keener 1998, 326). Doch Jesus erklärt öffentlich, dass er 1. Wahl ist! Jesus glaubt, er könne ein guter Mitarbeiter sein – dieses Vertrauen macht ihn dann tatsächlich auch fähig dazu! Jemand „glaubt“ an ihn, darum glaubt auch er. Dies versetzt ihn in die erstaunliche Lage einen glatten Bruch mit der Vergangenheit zu wagen und sein ganzes Leben auf Jesus zu setzen. Der Evangelist Matthäus selbst macht keine Angaben zu den Kosten, die ihm dadurch entstanden. Wir finden keine Spur von Eigenlob im Bekehrungszeugnis! Der Evangelist Lukas fügt an, dass Levi „alles verließ.“ Er bezahlte wahrscheinlich einen höheren Preis als seine Jüngerkollegen aus dem Fischereigewerbe, die ja bei Bedarf in den familiären Betrieb zurückkehren (Joh 21,1ff). Levi verlässt alles, wahrscheinlich ohne die Chance dies einfach rückgängig machen zu können. Manche Ausleger vermuten hier, dass Levi nach diesem radikalen Bruch den Namen Matthäus (Gabe Gottes) annimmt oder sogar von Jesus bekommt (Hendriksen 1973, 422). Er kann aber auch schon immer einen Doppelnamen gehabt haben.

Übrigens: Leider werden andere Steuereinnehmer die entstandene Lücke sofort wieder geschlossen haben.

Nach seiner Berufung veranstaltet Levi ein Festessen zu Ehren des Rabbi Jesus in seinem Haus. Natürlich ist dies die „orientalische Revanche“ für den öffentlichen Erweis einer Ehrenbezeugung (Keener 1998, 327).. Er wird alles los und feiert als der Glücklichste dieser Welt (Hendriksen 1978, 303. Nicht ein Wort von Levi/Matthäus wird in den vier Evangelien überliefert. Umso deutlicher tritt seine Leistung in der Verfassung des Matthäusevangeliums hervor. Doch selbst wenn er kein Mann der Worte war, er macht damit deutlich, dass er ihm nachfolgen wird und er sich über die Berufung von Jesus freut. Die Tischgemeinschaft war ein Zeichen für eine enge, vertraute Beziehung. Orientalische Mahlzeiten sind echte Gelegenheiten, um einander besser kennen zu lernen. Wahrscheinlich sitzen/liegen die Männer in der Runde auf Teppichen mit den Füßen nach außen und mit dem Angesicht einander zugewandt. Der Ehrengast wird vom Gastgeber gebeten sich ganz oben mit Blick auf den Eingang zu legen (Lk 14,10).

Natürlich lädt Matthäus seine Arbeitskollegen ein: all die Gierigen, die Unpatriotischen, die Verräter, die Unehrlichen, die Gehassten – ja das waren sie wirklich… nicht nur in den Augen der Pharisäer. Wen sonst soll er auch einladen? Doch so wird er zur Schlüsselperson für diese „Randexistenzen“. Sie alle sollen es mitbekommen, dass er jetzt diesem neuen Lehrer nachfolgt. Sie kommen alle und sehen in Jesus wohl einen Freund. Aber für Matthäus ist klar, er muss seinen sicheren und auch einträglichen Beruf aufgeben. Die Nachfolge von Jesus fordert ihn und alle Nachfolger nach ihm immer zu einem Wagnis heraus. Natürlich verspricht Jesus für seine Diener zu sorgen, doch zunächst ist da keine Garantie, dass alles besser wird. Hier Abenteuerlust zu vermuten, ist daher eher abwegig. Levi war verheiratet (1Kor 9,5) und behält sein Haus in Kapernaum, in dem seine Familie weiterlebte. Und ebenso ist anzunehmen, dass Jesus sich in seinem Haus nicht zum ersten und letzten Mal aufgehalten hat.

 

3.8.3  Nicht Heilige – sondern Sünder

Wahrscheinlich am Ende des Festes gerade als die Gäste Haus und Hof verlassen, werden sie von Pharisäern und ihren Schriftgelehrten empfangen. Es gab an diesem Fest nichts zu bemängeln außer der Zusammensetzung der Gäste. Doch die anschließende Streitfrage offenbart die Tiefe des Konfliktes. Jesus soll Stellung nehmen zu dem Heilsweg des gesetzlichen Judentums mit den vielen meist sehr äußerlichen Forderungen. Hier sind es die Speisegesetze die eine Tischgemeinschaft mit Unreinen ausschließen. Denn als Kollaborateure verunreinigen sich Zöllner sicherlich bei ihren heidnischen Auftraggebern, allein schon wenn sie deren Häuser betreten. Die Rabbis kennen keine Vergebung der Sünden frei und ohne Vorbedingungen. Die Jünger von Jesus werden unzufrieden gefragt: „Warum esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern“? Sie wollen Jesus attackieren, auch wenn sie sich etwas feige nur an die Jünger wenden. Sie wollen Jesus zurechtweisen, denn er verhält sich entgegen ihren Verhaltensmustern. Auch wollen sie Spott über die Jünger ausgießen: „So einer soll euer Rabbi sein?“ Das Muster ist immer aktuell: durch Ironie und Spott verunsichern! Doch für Jesus ist diese Frage ein Anlass, um sowohl den Pharisäern als auch den Steuereinnehmern seinen Auftrag bekannt zu machen. Er antwortet mit einem sehr passenden Bibelzitat, dessen Zusammenhang zu Untreue, Ehebruch und Gottlosigkeit alle Leser der Schriften kannten: „Geht aber hin und lernt, was das ist: «Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer“ (Hos 6,6) und mit einem Sprichwort: „Ich bin nicht gekommen Gerechte zur Buße (zum Umdenken) zu rufen, sondern Sünder“. Der griechische Begriff `μετανοία metanoia` bedeutet Gesinnungsänderung. Konventionen und Sitten sind Jesus nicht wichtiger, als die gute Botschaft zu Menschen zu bringen. Er ist der Arzt, der sich den „Infizierten“ nähert, hilft und heilt – doch ohne selbst von der gleichen „Seuche“ befallen zu werden. Echte Jesusjünger werden auffallen und aus dem normalen Rahmen fallen. Doch Mitmenschen werden kritisch bei ihnen nachfragen. Mit den „Gerechten“ meint Jesus die Pharisäer. Doch spielt er hier auf die reine Werkgerechtigkeit an, eine verdiente Gerechtigkeit und keineswegs die Gerechtigkeit, die von Gott ausgeht. Steuereinnehmer machen jedoch im Gegensatz zu den gerechten Pharisäern keinen Hehl aus ihrem „sündigen“ Leben. Doch Steuereinnehmer gehören zu denen, die zum Teil schon am Jordan Buße taten und sich von Johannes dem Täufer taufen ließen. So bezeugte Jesus etliche Zeit später im Rückblick: „Und alles Volk, das ihn hörte, und die Zöllner gaben Gott recht und ließen sich taufen mit der Taufe des Johannes. Aber die Pharisäer und die Lehrer des Gesetzes verwarfen für sich Gottes Ratschluss und ließen sich nicht von ihm taufen.“ (Lk 7,29-30). Die Zöllner suchen jetzt die Nähe von Jesus und hören ihm gerne zu. Damit teilen sich auch hier die Bewohner Kapernaums in zwei Lager, die einen halten sich zu Jesus und die anderen stellen sich gegen ihn. Doch der universale Heils-Ruf geht ausdrücklich an alle – nur für alle gilt das Gleiche: als Sünder = Gottferne müssen sie sich einstufen lassen. Wie aktuell!

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Äußere dich zu den wenigen Details aus dem Leben des Levi/Matthäus! Was fällt dir auf?
  2. Warum folgt Levi Jesus sofort nach?
  3. Was hast du in der Jesus-Nachfolge aufgegeben, was erhalten?
  4. Warum lädt Levi Jesus zu sich nach Hause ein?
  5. Wieso ärgern sich die Pharisäer an Jesus und seinen Jüngern? Was ist an ihrem Verhalten so anstößig?
  6. Sind wir bei den Meckernden oder Feiernden?
  7. Hast du auch schon kritische oder negative Anfragen zu deinem christlichen Lebensstil erhalten?
Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus | Verschlagwortet mit , , , , , , | Schreib einen Kommentar

3.7 Das Missionskonzept von Jesus

3.7 Das Missionskonzept von Jesus

3.7.1 Jesus betet am frühen Morgen außerhalb von Kapernaum

(Bibeltexte: Mk 1,35-37;  Lk 4,42) Weiterlesen

Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

3.6 Jesus vollbringt Wunder und Heilungen in Kapernaum

3.6 Jesus vollbringt Wunder und Heilungen in Kapernaum

(Bibeltexte: Mk 1,21-28;  Lk 4,31-37)

3.6.1 Jesus befreit einen Besessenen in der Synagoge

Sowohl der Evangelist Markus als auch Lukas haben die Befreiung des Besessenen und die folgende Heilung der Schwiegermutter Simons in übereinstimmender Reihenfolge überliefert. Der Evangelist Matthäus überliefert die Befreiung nicht und Lukas schildert beide nach dem Besuch in Nazaret. Hier folgen wir dem Bericht des Evangelisten Markus:

Und sie gingen hinein nach Kapernaum; und alsbald am Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. Und sie entsetzten sich über seine Lehre; denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie die Schriftgelehrten.

Abbildung 34 Überreste der Synagoge in Kapernaum die vermutlich aus dem 2. Jh. n. Chr. stammt (Foto: April 1986).

 

Und alsbald war in ihrer Synagoge ein Mensch, besessen von einem unreinen Geist; der schrie: Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus von Nazareth? Bist du gekommen, uns zu vernichten? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes! Und Jesus bedrohte ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm! Und der unreine Geist riss ihn hin und her und schrie laut und fuhr aus von ihm.  Und sie entsetzten sich alle, sodass sie sich untereinander befragten und sprachen: Was ist das? Eine neue Lehre in Vollmacht! Er gebietet auch den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm! Und die Kunde von ihm erscholl alsbald überall in das ganze Land um Galiläa. (Mk 1,21-28).

Wie wir gesehen haben, fand die Berufung der ersten Jünger an einem Werktag statt und zwar am Ufer des Sees. Die Geschichte von der Befreiung eines von einem Dämon besessenen Menschen jedoch ereignete sich an einem Sabbat im Rahmen eines Synagogengottesdienstes in Kapernaum. Das häufig gebrauchte Wort „sofort/sogleich“ bei Markus bezieht sich auf den Sabbat, nicht auf das Geschehen am See. In den Evangelien finden wir Berichte über Austreibungen von Dämonen oder unreinen Geistern zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten. Geistlich bewertet ist dies ein trauriges Zeugnis für das Volk Israel zur Zeit von Jesus. Denn besessen werden Menschen nicht, durch falsche Ernährung und schon gar nicht durch das Einhalten der Gebote Gottes (lies 5Mose 18,9-15). Es gibt auch unter den Zeitgenossen von Jesus die Praxis der Dämonenaustreibung – Exorzismus genannt (Mt 12,24-28) wobei gar nicht sicher ist, ob sie erfolgreich waren. Es gibt verschiedene Stufen des Besessenseins. Ab dem Sündenfall von Adam und Eva befinden sich alle Menschen unter dem Einfluss böser Mächte. Dabei sind sie je nach Umfeld, unterschiedlicher Umstände und Lebensführung geschützter oder auch ungeschützter diesem Einfluss ausgesetzt.

  • Wer zu Wahrsager/innen oder Besprecher/innen geht, um sich die Zukunft voraussagen zu lassen, steht unter einem bestimmten Maß von Einfluss böser Mächte.
  • Wer selber besprochen, gewahrsagt oder andere okkulte Praktiken aktiv ausgeübt hat, steht direkt unter der Macht von Dämonen.
  • Der Einzug eines Dämons in das Herz (den Geist) eines Menschen vollzieht sich oft langsam, wie bei Judas Iskariot: „Aber der Satan fuhr in Judas, der Iskariot genannt wurde und aus der Zahl der Zwölf war. Und er ging hin und besprach sich mit den Hohenpriestern und Hauptleuten, wie er ihn an sie überliefere.“ (Lk 22,3-4).

Es ist für Jesus selbstverständlich am Sabbat in die Synagoge zu gehen. Synagogen waren Gemeinschaftszentren, Orte des Gebets und des Schriftstudiums. Wenn sich durchreisende Lehrer in der Stadt aufhielten, luden die Synagogenvorsteher sie gewöhnlich zur Lesung ein, vor allem am Sabbat. Dort wurde erst stehend der hebräische (Gesetzes)-Text gelesen, dann ins Aramäische übersetzt, anschließend wurde der Text sitzend besprochen. Natürlich nutzt Jesus die Gelegenheit zur Lehre – ja bald wurde dies ihm zur Gewohnheit (Lk 4,16; Joh 18,20). Seine Lehre unterscheidet sich von anderen Lehrern durch Vollmacht und Kraft. Seine Lehre ruft bei den Zuhörern, die sich damals an der Schriftauslegung aktiv beteiligen durften, Verwunderung und Staunen hervor.

  • Jesus war die Wahrheit in Person und sprach die Wahrheit (Joh 14,6; 18,37).
  • Jesus sprach über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens und Sterbens; über die Ewigkeit. Er verlor sich nicht in Nebensachen
  • Jesus lehrte klar und mit System
  • Jesus nutzte viele lebendige Vergleiche und Illustrationen
  • Jesus liebte die Zuhörer und leitete sie zum Vater
  • Jesus sprach mit Autorität/Vollmacht direkt im Namen des Vaters – er brauchte keinen anderen Rabbiner als Autorität zu zitieren (Hendriksen 1975, 63).

Ein Besessener im Raum wird bis dahin wahrscheinlich nicht als solcher wahrgenommen worden sein. Oft verhalten sich diese Menschen ruhig und werden erst bei der Begegnung mit Jesus oder seinen Aposteln – oft auch im Zusammenhang mit der Verkündigung des Evangeliums – aggressiv. Hier einige Hinweise zu Dämonen im NT:

  1. Im NT finden wir fast keine Details zur Herkunft, Natur, Eigenschaft oder Gewohnheit der Dämonen. Es gibt keine theoretische Abhandlung oder Lehre über Dämonen im NT. In einem sehr bildlichen Abschnitt (Mt 12,43) spricht Jesus von Dämonen „die dürre Stätten durchwandern.“ In der Begebenheit von Gadara Lk 8,31 erbitten die Dämonen, nicht in den `άβυσςον abysson Abgrund` als letzten Aufenthaltsort fahren zu müssen. Die Kontrolle über Menschen offenbart sich z.B. durch: Schreien oder zu Boden/ins Feuer zerren. Allerdings lesen wir nichts von gleich bleibenden eindeutigen Kennzeichen. Bei allen Erzählungen bildet Jesus – der sich erbarmt und heilt – und nicht der Dämon das Zentrum. Deutlich wird, dass Dämonen zur unsichtbaren Welt gehören, dass sie sich selbst nicht sichtbar machen (außer durch Störungen bei Menschen). Damit sind viele Schauermärchen hinfällig. Damit gibt es „einen kaum drastischeren Kontrast der Berichte des NT zu den Ansichten und Praktiken beschrieben in den rabbinischen Schriften“ (Edersheim 1979, II 776).
  2. Im Neuen Testament ist der Dämon ein böses Wesen, das zum Reich des Satans gehört. Die Zerstörung des Werkes Christi ist sein Ziel. Doch Christus herrscht auch über diesen Bereich, sodass der lebendige Glaube an Jesus ein hinreichender Schutz ist.
  3. Das NT berichtet nirgends, dass magische Riten von Dämonen befreien. Die Befreiung wird als geistlicher und ethischer Prozess beschrieben.
  4. Nach dem Neuen Testament ist die Tätigkeit der Dämonen stark begrenzt – im Gegensatz zur babylonischen Ansicht, die davon ausgingen, dass überall und ständig Dämonen an jeder Ecke, an jedem Fluss, auf Berggipfeln – mal als Schlangen – mal als Vögel auf Opfer lauerten. Vom Zahnschmerz bis zur Eifersucht … alles wurde den Dämonen zugeschrieben. Wir finden ca. 80 Hinweise auf Dämonen im Neuen Testament. In 11 Fällen wird der Unterschied zu einer Krankheit deutlich gemacht (Mt 4,24; 8,16; 10,8; Mk 1,32.34; 6,13; 16,17.18; Lk 4,40.41; 9,1; 13,32; Apg 19,12). Die Besessenheit war deutlich nicht nur ein mentales Phänomen (Mt 9,32.33; 12,22). In zwei Fällen wird sie von einem stark verworrenem Zustand begleitet (Mt 8,28 und Apg 19,13f). In nur einem Fall erinnert das Geschehen an Epilepsie (Mt 17,15) oder wird ausdrücklich von der so genannten Mondsucht unterschieden (Mt 4,24). Die Unterscheidung zwischen dämonischer Ursache oder allgemeiner Ursache für eine Krankheit wird gemacht (Mt 12,22; 15,30). Der Schwerpunkt der Erwähnung im Neuen Testament liegt auf der erfolgreichen Heilung – sodass dieses Thema weniger ein Thema ist, dass Angst und Schrecken verbreitet.

Besessenheit von Gläubigen können wir ausschließen – auch sonst ist Zurückhaltung geboten. Erfahrene Seelsorger berichten von vielen seelischen Krankheiten und wenigen Besessenen im Rahmen ihres Gemeindedienstes. Nach der Beichte von okkulten Praktiken – darf es ein Lösen im Namen von Jesus geben.

Beachten wir die Aussage des unreinen Geistes, der bei Lukas auch Dämon genannt wird: „Ha, was uns und dir, Jesus, Nazarener“? Bist du gekommen uns zu vernichten? Ich weiß wer du bist, der Heilige Gottes!“ Griechisch: `πνεύμα δαιμονίου ακαθάρτου pneuma daimoniou akathartou` wörtlich: Geist des unreinen Dämons. Die Dämonen haben ein bestimmtes Maß an Kenntnissen

  • über Gott,
  • über den Menschen,
  • über sich selbst,
  • über andere Dämonen
  • und über ihre Zukunft.

Jesus ist gekommen, damit er die Werke des Teufels nicht nur bekämpfe, sondern damit er sie zerstöre (1Joh 3,8). So lesen wir weiter: Jesus fuhr ihn an/bedrohte ihn/gebot ihm mit den Worten: „Verstumme und fahre aus von ihm“. Worte eines unreinen Menschen können viel Schaden anrichten, darum unterbricht Jesus das Reden des Dämons. Er verbietet ihm zu sprechen. Er macht ihn stumm. Pure Lüge geht von Dämonen aus, auch wenn sie Richtiges sagen. „Der (Teufel) ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.“ (Joh 8,44).

  • Mit ihren Aussagen lenken die Dämonen die Aufmerksamkeit der Menschen von Jesus weg und ziehen diese auf sich;
  • In keinem Fall ist es ihre Absicht, für Jesus Werbung zu machen oder ihm gar zu Huldigen.

Das Ergebnis dieser Heilung war: „Und die Kunde von ihm ging sogleich aus überall in der ganzen Umgebung Galiläas.“ (Mk 1,28; Lk 4,37). Obwohl er nur eine Person von einem unreinen Geist befreit, ist allen klar: ab jetzt müssen auch andere unreine Geister weichen! Die Herrschaft Gottes ist in der Person von Jesus angebrochen.

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Wie kommen Menschen in dämonische Besessenheit?
  2. Wann und wie äußern sich von Dämonen besessene Menschen? Beschreibe ihren Zustand und ihre Äußerungen.
  3. David ist der einzige im AT, durch dessen Dienst Menschen von Dämonen (wenn auch nur zeitweise 1Sam16,23) befreit wurden. Wie beurteilst du die Austreibungen von Mt 12,24-28;  Apg 19,13-17?
  4. Hattest du schon mal Kontakt mit von Dämonen belasteten Menschen? Wie müssen wir heute mit solchen Fällen umgehen?

 

 

3.6.2 Jesus heilt die Schwiegermutter des Petrus vom Fieber

(Bibeltexte: Mt 8,14-15;  Mk 1,29-31;  Lk 4,38-39)

 

Im Markus- und Lukasevangelium lesen wir, dass Jesus zuerst die Synagoge besucht und dann das Haus von Simon betritt. Im Matthäusevangelium wird die Reihenfolge andersherum dargestellt.

Und sobald sie aus der Synagoge hinausgingen, kamen sie mit Jakobus und Johannes in das Haus Simons und Andreas. Die Schwiegermutter Simons lag fieberkrank danieder und sofort sagen sie ihm von ihr.  Und er trat zu ihr, ergriff sie bei der Hand und richtete sie auf; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen. (Mk 1,29-31).

Der Evangelist Markus nutzt wieder sein Lieblingswort `ευθύς eythys  – sofort/sobald`, um den schnellen Handlungsfortschritt zu betonen. Dieses Wort wird auch für `gerade` gebraucht (Apg 9,11).

Sofort, nachdem sie aus der Synagoge heraus gehen, eilen sie geradwegs zum Haus Simons. Hier wird deutlich: Simon Petrus besitzt in Kapernaum ein Haus und sein Bruder Andreas wohnt bei ihm oder ist gar Miteigentümer. Wir wissen jedoch auch, dass Petrus mit seinem Bruder Andreas aus Betsaida stammt (Joh 1,44). Vielleicht siedelten beide im Zuge der Heirat mit einem Mädchen aus Kapernaum dorthin um. Andere Ausleger gehen, davon aus, dass die Familie dort ein Haus hatte und Simon seine verwitwete Schwiegermutter in der Familie aufgenommen hatte (Keener 1998, 214).

Dafür können allerdings auch wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend gewesen sein. Auf jeden Fall bilden die beiden Brüder Jakobus und Johannes (Söhne des Zebedäus) mit Simon und Andreas eine Art Fischereikooperative (Lk 5,10). Jesus kommt ins Haus seiner Nachfolger und findet eine gute Aufnahme – mit allen orientalischen Implikationen, d.h. man lässt es an nichts fehlen, so dass er sich in jeder Weise willkommen fühlt. Jesus macht sich bewusst abhängig von der Gastfreundschaft der Menschen. So sorgt der Vater im Himmel für seinen Sohn auf Erden! Von den Jüngern begleiten ihn nur Jakobus und Johannes – andere Jünger werden noch nicht erwähnt. Dies kann zusätzlich als Begründung gesehen werden, dass diese Begebenheit sich am Anfang der Wirksamkeit von Jesus zugetragen hat – wahrscheinlich vor der offiziellen Berufung der weiteren Jünger.

Abbildung 35 Fundamentreste des sogenannten Hauses des Petrus auf dem Ausgrabungsgelände von Kapernaum (Kafr Nahum) in der Nähe des Seeufers (Foto: April 1986). Man vermutet hier eine frühchristliche Versammlungsstätte. Seit 2008 ist darüber eine Kirche errichtet worden. Die Franziskanermönche, die das Gelände von Kapernaum 1894 erwarben, verwalten seitdem diese biblisch-historische Stätte, die so gut wie von allen christlichen Pilgern aufgesucht wird.

Nun ist Jesus im Haus und wird über die Krankheit, bzw. das hohe Fieber der Schwiegermutter informiert. Im Gebiet des Sees Genesaret gab es im Bereich der Jordanmündung bis ca. 1930 Malaria. (Wilken, Erich. 1953). Übrigens wird uns im NT der Name und Details von Simons Frau nicht mitgeteilt (siehe auch 1Kor 9.5). Der Evangelist Lukas ergänzt, dass die Hausbewohner Jesus angesichts des hohen Fiebers um Hilfe bitten. Bei der Heilung der Schwiegermutter, geht Jesus ähnlich vor, wie bei dem Besessenen vorher. Dort fährt er den Geist an, hier bedroht er das Fieber, bzw. gebietet dem Fieber zu weichen. Das Wort `επετίμησεν epetim¢sen anfahren, bedrohen oder gebieten`, setzt konkrete Worte der Bedrohung voraus, die uns nur bei der Heilung des Besessenen überliefert werden: „verstumme und fahre aus von ihm“- hier wird jedoch keine Aussage von Jesus überliefert.

Die Evangelisten Markus und Matthäus vermerken, dass Jesus die Patientin an der Hand nimmt. Markus fügt hinzu, dass er sie aufrichtet. Dies geschieht im Gegensatz zu manchen frommen Zeitgenossen, die es – so weit möglich – vermieden eine Frau (noch dazu eine remde) zu berühren, um sich nicht zu verunreinigen (Keener 1998, 90).

Lukas nennt ein typisches ärztliches Detail (Hendriksen 1978, 268): das „sich über den Patienten beugen.“

Weiter bedroht Jesus das Fieber und dies weicht dann tatsächlich spontan und vollständig. Matthäus ergänzt: „Er berührte ihre Hand und das Fieber verließ sie.“ So wird deutlich: Jesus richtet die Schwiegermutter in übernatürlicher Weise auf. Die griechische Verbformen in diesem Satz unterstreichen die punktuelle Heilung (Aorist) und das andauernde Dienen (Imperfekt). Sobald diese auf den Beinen steht, beginnt sie den selbstverständlichen Gastgeberpflichten nachzukommen. Als älteste Frau im Haus geht sie mit bestem Beispiel voran, um so zu zeigen, dass sie sehr wohl weiß, was alles zu tun ist, damit der Gast sich willkommen fühlt. So wird sie im weiteren Sinne die erste weibliche christliche Diakonin (Tischdienerin) von Jesus Christus (Edersheim 1979, 486).

Was für ein köstliches Mahl wird sie wohl bereiten nach dem Ende des Sabbats am Samstag Abend – selbst wenn die Speisen karg gewesen wären – die Freude der Anwesenden über die beiden Heilungen, über die „Vollmacht“, über die Beweise des anbrechenden Gottes Reiches war groß. Weiter ist zu bedenken, dass das Dienen der Frau bei Tisch vor Männern, die nicht zur Familie gehörten, „verpönt war“ (Strack Billerbeck 1982, 480), um sie nicht an den Aufenthalt unter Männern zu gewöhnen. Doch Jesus setzt solchen frauenfeindlichen Regeln eine offene Freiheit entgegen.

Mit diesen beiden Heilungen beginnt Jesus sowohl im öffentlichen Bereich (Synagoge) als auch im privaten Bereich (Simons Haus) seinen Dienst und richtete mit diesen sozialdiakonischen Handlungen Gottes Herrschaft auf.

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Beschreibe die Umstände und familiären Verhältnisse des Petrus.
  2. In welcher Weise bringst du Jesus mit „nach Hause“?
  3. Nenne biblische Personen die als „krank“ geschildert werden.
  4. Wie geht Jesus mit Krankheit um?
  5. Welche Erfahrungen mit Gott hast du in Krankheitsfällen gemacht?

 

3.6.3 Jesus predigt und heilt am Abend in Kapernaum

(Bibeltexte: Mt 8,16.17;  Mk 1,32-34;  Lk 4,40-41;  Jes 53,4)

 

Der Evangelist Lukas schreibt:

Und als die Sonne untergegangen war, brachten alle ihre Kranken mit mancherlei Leiden zu ihm. Und er legte die Hände auf einen jeden und machte sie gesund. Von vielen fuhren auch die bösen Geister aus und schrien: Du bist der Sohn Gottes! Und er bedrohte sie und ließ sie nicht reden; denn sie wussten, dass er der Christus war. (Lk 4,40-41). Und der Evangelist Markus ergänzt: „Und die ganze Stadt war versammelt vor der Tür.“ (Mk 1,33b).

Nach dem Ende des Sabbats wurde Simons Haus und Hof zu einer überfüllten Heilungsstation für Kranke in Kapernaum, da die Notleidenden kaum mit ihrer Not warten konnten bis es endlich Abend geworden war.

 

HINWEISS: Das Ende des Sabbats festzulegen war und ist für die Juden nicht einfach. Abgesehen davon, dass die Dämmerung sich nach Jahreszeit und Standort verändert, gibt es verschiedene Weisungen der Halacha, des Religionsgesetzes. Sie besagt, dass der Sabbat am Freitagabend vor Sonnenuntergang beginnt und am Samstagabend mit dem Nachtbeginn endet. Um ganz sicher zu gehen, verlangt die Halacha, den Sabbat am Freitag etwas früher zu beginnen und am Samstag etwas später als beim Anbruch der Nacht zu beenden. Das Sabbat-Ende wurde definiert: Die Sonne steht mit sieben Grad und fünf Bogenminuten unter dem Horizont. Dazu addiere man sicherheitshalber drei Minuten, und sämtliche Ungenauigkeiten sind ausgeglichen. So verläuft die Grenze der Nacht in der jüdischen Welt je nach Standort verschieden. Einigkeit herrscht nur in der Frage des Bezugsortes der Tabelle für die verschiedenen Orte und Daten: Jerusalem. Während des Sabbats ist es den Gläubigen nicht erlaubt, ein Feuer zu entfachen. Da es aber der Freude und dem Frieden des Sabbats abträglich sein könnte, wenn die Menschen lichtlos durch Dämmerung und Nacht gingen, wurde schon vor langer Zeit eine einfache Lösung gefunden und zur religiösen Pflicht erhoben: das Ritual des Kerzenanzündens vor der Dämmerung. Über den korrekten Zeitpunkt für das Anzünden der Kerzen ist man sich in der jüdischen Welt einig: 18 Minuten vor dem vorausberechneten Sonnenuntergang. Eine klare Sache, wenn man die Korrekturen für arithmetische Rundungsfehler, atmosphärische Brechungseffekte, lokale meteorologische Bedingungen und eventuelle Gangfehler der Hausuhr vernachlässigt. Doch in der Regel brennen die Kerzen rechtzeitig und tragen ihr warmes Licht über die Grenze der Nacht. Eine praktikable einfache Regel für den Beginn lautete: Der Sabbat geht zur Neige, wenn am Samstagabend die ersten drei Sterne am Himmel zu sehen sind.

Jesus heilte „viele“ (Mk 1,34) oder gar „alle“ (Mt 8,16). Es gab keine unheilbaren Fälle – auch war es für niemand zu spät – niemand war unveränderlich dem Tod geweiht. Der Evagelist Markus betont, dass Jesus viele und verschiedene Kranke heilte. Dabei wird deutlich der Unterschied zwischen Besessenen und anderen Leidenden gemacht. Der Evangelist Lukas schildert wie von einem Arzt zu erwarten ist: die Kranken werden von Nahestehenden gebracht, liebevoll wird jeder einzelne von Jesus empfangen, den Patienten werden die Hände aufgelegt und sie werden geheilt. Weder hier noch an anderen Stellen wird von Massenheilungen gleichzeitig berichtet, immer legt Jesus einzelnen Kranken die Hände auf, oft mit einer konkreten Frage verbunden: „was willst du, dass ich dir tun soll“ oder; „glaubt ihr, dass ich das tun kann?“ (Mk 10,51; Mt 9,28). Auch Lukas unterscheidet deutlich die Besessenen von anderen Kranken. Die Dämonen lies er dabei nicht reden, da er keine Worte (auch keine Werbung) von Seiten seines Erzfeindes: Satan hören wollte. Auf die Frage warum, die unreinen Geister Jesus als Gottes Sohn und Christus erkennen und ihn offenbaren, oder offenbaren wollen, könnte man antworten:

  • Sie bangten sich besonders um ihr aktives Fortbestehen („Bist du gekommen uns zu quälen ehe es Zeit ist“ – Mt 8,29). Denn dieser Befreiungsdienst von Jesus kündigte das Ende der Herrschaft des Bösen an.
  • Sie wollten Jesus sadistische Handlungen unterstellen (uns zu quälen) um ihn in Schwierigkeiten zu bringen – möglichst in einer Art, die seine Mission zum Scheitern bringen würde.
  • Jesus wusste um die zwei Stufen seines Dienstes: vor der Auferstehung in Niedrigkeit und nach der Auferstehung in Herrlichkeit – er wollte hier keine voreilige Vermischung der beiden Abschnitte. Wenn er sogar seinen Jüngern angeordnet hatte, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei, um wie viel weniger wollte er sich durch die Dämonen publizieren lassen (Mt 16,20).
  • auch wenn die Dämonen Richtiges sagen, verherrlichen sie nur sich selbst („wir wissen“) und schaden Jesus, darum müssen sie (außer in einem Fall – Mt 8,28-32; Lk 8,30) in der Gegenwart von Jesus schweigen.

Eine wichtige Regel im Befreiungsdienst heute sollte beachtet werden: Keine Diskussionen mit den unreinen Geistern, denn alles, was sie sagen, sagen sie zu ihrem eigenen Vorteil. Sie vertuschen die Wahrheit, oft mit sogar richtigem und frommem Gerede.

In diesen Heilungen sieht der Evangelist Matthäus, inspiriert vom Heiligen Geist, die Erfüllung einer alttestamentlichen Prophezeiung: „Jedoch unsere Leiden – er hat sie getragen, und unsere Schmerzen – er hat sie auf sich geladen“. (Jes 53,4). Diese Worte hatte Jesaja vor 722 v. Chr. gesprochen – doch sie gingen weit über seinen damaligen Horizont hinaus.

In der erhaltenen rabbinischen Literatur tritt die Auslegung von Jes 53 auf den Messias erst seit dem 3. nachchristlichen Jahrhundert hervor; ihr bedeutendster Repräsentant ist hier der Prophetentargum. Neben der messianischen Auslegung geht die Deutung auf die Gerechten einher. Verhältnismäßig spät macht sich eine dritte Auffassung geltend. Diese jetzt im Judentum herrschende Auslegung hat zwar bereits in der Zeit des Origenes Vertreter gehabt, lässt sich aber für uns quellenmäßig erst seit Rabbi Schlomo ben Jizchak genannt: Raschi (gest. 1105 in Troyes) belegen  …  Rabbi Raschi legt die Frage von Jes 53,1 den Völkern der Welt in den Mund, die erst Israel für ein von Gott verworfenes Volk angesehen haben und nun erkennen, dass das Volk alle Leiden erduldet hat, nur um die Sünden der Weltvölker zu sühnen“ (Strack-Billerbeck1982, 481-485).

Ein weiterer Grund einmal den Studienort Raschi’s: Worms zu besuchen. Dort gibt es ein Raschi-Haus (Museum für jüdisches Leben in der Stadt).

Die Worte Jesajas klingen für uns so, als wären sie auf dem Hügel Golgatha angesichts der Schmerzen von Jesus gesprochen. Auf dem ersten Blick kann man den Eindruck gewinnen, als würde Matthäus über die Patienten von Jesus und Jesaja über das Leiden von Jesus sprechen. Doch dies ist kein Gegensatz, denn genau durch das Leiden von Jesus werden die Leidenden dieser Welt auf ewig geheilt.

Doch soll hier die Frage sehr deutlich gestellt werden: In welcher Weise trug Jesus unsere Leiden und Schmerzen:

  • Wir lesen von seinem tiefen Mitgefühl und von seinem Erbarmen (Mt 9,36; 14,14; 20,34; Mk 1,41; 5,19; 6,34; Lk 7,13). Auch in manchen Gleichnissen teilt, öffnet uns Jesus sein Herz. Hier spricht kein „Externer“ kein ferner Gott, sondern Gott mit uns!
  • Wir hören von seinem siegreichen Leiden für die Sünden aller Menschen, die den himmlischen Vater so sehr entehren. So war im übertragenen Sinne jeder Leidende für Jesus ein vorweggenommenes „Golgatha-Erleben.“
  • Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Heilungen für Jesus nicht „leicht“ waren – genauso wenig wie der Zuspruch der Vergebung! Damit lud er de facto sowohl die Sünden, als auch das Leiden vorweg auf sich (1Petr 2,24).

In Jesaja 53,5 lesen wir: „(…) um unserer Vergehen willen (…)“. Letztlich ist jedes Leid auf die Ursünde der Menschheit: „Wir können ohne Gott leben!“ zurückzuführen. Die konkrete und direkte Verbindung zwischen Sünde und Leid/Krankheit wird uns allerdings nur selten offenbart – so sollten wir hier sehr zurückhaltend bleiben.

Dass Jesaja den Schwerpunkt jedoch auf die körperliche Wiederherstellung in der messianischen Zeit und den Zusammenhang zwischen körperlicher und geistlicher Heilung in der jüdischen Überlieferung legt (Jes 33,24), lässt den Schluss zu, dass Matthäus hier ebenfalls an den Aspekt körperlicher Heilung denkt. Das Kommen von Jesus markiert den Beginn der messianischen Ära, da Jesus den Menschen bestimmte Wohltaten dieser Ära schon vor dem Kreuz zugänglich macht“ (Keener 1998, 91).

Dieser enge Zusammenhang zwischen geistlichem und körperlichem Heil lässt uns in tieferen Schichten der Details des Reiches Gottes blicken. Das geistliche und körperliche Heil stehen hier in einem inneren Zusammenhang. Jesus trennt geistliche und sozialdiakonische Arbeit nicht künstlich – es ist eins! Jesus kommt und bringt Hoffnung, Heilung, Leben…! Was für ein Abend! Doch denken wir daran, dass solche offensichtlichen Zuwendungen Gottes als Gnadengaben, beinhalten auch eine große Verantwortung (Lk 10,15).

Die Nachricht von den Wunderwerken in Kapernaum, erreicht auch Nazaret (Lk 4,23). Dieser Heilungsabend in Kapernaum unterstreicht die Aussage des Evangelisten Johannes, dass Jesus noch viele andere Zeichen tat, die nicht im Einzelnen aufgeschrieben wurden (Joh 20,30).

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Heilt Jesus damals wie heute alle? – Ist dann Krankheit ein Zeichen der Herrschaft der Sünde?
  2. Warum ließ Jesus die Dämonen nicht reden?
  3. Was ist besonders beim Befreiungsdienst zu beachten?
  4. Warum gehören geistliches Heil und ein sich Kümmern um das Leid der Mitmenschen immer zusammen?
  5. Ist es wichtig eine Reihenfolgen festzulegen: zuerst geistliche Hilfe und sekundär auch sozialdiakonische Hilfe?

 

Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus | Verschlagwortet mit , , , , , , | Schreib einen Kommentar

3.5 Berufung der ersten vier Jünger und der Fischfang des Petrus

3.5 Berufung der ersten vier Jünger und der Fischfang des Petrus

(Bibeltexte: Mt 4,18-22;  Mk 1,16-20;  Lk 5,1-11) Weiterlesen

Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus | Verschlagwortet mit , , , , , | Schreib einen Kommentar

3.4 Jesus beginnt seinen Verkündigungsdienst in Kapernaum

3.4 Jesus beginnt seinen Verkündigungsdienst in Kapernaum

In diesem Abschnitt wollen wir die zeitlichen und auch inhaltlichen Aspekte betrachten. Denn beide Aspekte sind vom Text her vorgegeben.

3.4.1 Der zeitliche Aspekt – wann begann Jesus mit der Verkündigung des Evangeliums?

(Bibeltext: Mt 4,17; Lk 3,23)

 

Gleich im Anschluss an die Niederlassung von Jesus in Kapernaum, heißt es bei Mstthäus: „Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Denkt um, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.“ (Mt 4,17). Hier ist also der eigentliche Beginn des Verkündigungsdienstes von Jesus beschrieben. Die Frage nach dem Zeitpunkt des Beginns seiner Lehrtätigkeit ist berechtigt und eine Zeitbestimmung ist hier lohnend, ja sogar wichtig. Der Evangelist Lukas gibt das Alter von Jesus an und zwar zum Zeitpunkt des Beginns seines öffentlichen Dienstes. So schreibt er: „Und er selbst, Jesus, war ungefähr dreißig Jahre alt, als er auftrat (…).“ (Lk 3,23). Auch Johannes der Täufer beginnt seinen Dienst (als Priestersohn) mit etwa dreißig Jahren. Ursprünglich hatte Gott für die Priester als Dienstbeginn für das öffentliche Amn der Priester, das Alter von dreißig Jahren festgesetzt (4Mose 4,3.23.30.35.39.43.47) und ihr aktiver amtlicher Dienst endete mit fünfzig Jahren. Daher nehmen wir an, dass Johannes und Jesus, entsprechend der ursprünglichen Anforderung, mit dreißig Jahren ihren öffentlichen Dienst begannen. Übrigens war dieses Alter eines von drei Voraussetzungen, um im Hohen Rat (Synedrium) Mitglied zu werden. Ungefähr (gr. ώσεί, ösei) dreißig in Lukas 3,23 bedeutet, knapp dreißig. Der Historiker Lukas scheint zu unterscheiden zwischen darunter, genau und darüber. Aufgrund der Vergleiche der zeitlichen Angaben in seinen zwei Berichten, kann man mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit sagen, dass Jesus bei seinem Dienstbegeginn noch nicht ganz dreißig Jahre alt war. (Siehe Exkurs „Zeitangaben“ im Anhang).

Ausgehend von der Zeitangabe des Lukas in Kapitel 3,1ff: „Im fünfzehnten Jahr der Regierung des Tiberius Caesar“, beginnt Johannes mit seiner Tauftätigkeit – frühestens im Herbst 28 oder spätestens im Frühjahr 29 n. Chr.. Tiberius trat seine Herrschaft am 19. August des Jahres 14 n. Chr. an. Rechnet man 14 volle Jahre nach vorne, kommt man in den Sommer des Jahres 28 n. Chr. Das fünfzehnte Jahr des Tiberius begann also am 19. August 28 n. Chr..

Für den Beginn der Tauftätigkeit des Johannes müssen auch die jahreszeitlichen, bzw. die klimatischen Verhältnisse in Palästina berücksichtigt werden. Gut möglich, dass Jesus etwa ein halbes Jahr später sich von Johannes im Jordan taufen ließ und nach etwa zwei Monaten in Kapernaum öffentlich mit der Verkündigungstätigkeit begann. Der sechsmonatige Altersunterschied zwischen Johannes und Jesus, welcher von dem Engel Gabriel so deutlich unterstrichen wird, könnte in diesem Zusammenhang als Anhaltspunkt gewertet werden (Lk 1,26).

In der Apostelgeschichte 13,25 macht der Apostel Paulus Jahre später eine interessante und aufschlussreiche Zeitangabe im Zusammenhang der Wirksamkeit des Johannes. Er sagt: „Als aber Johannes seinen Lauf erfüllte, sprach er: was ihr meint, dass ich sei, bin ich nicht, sondern siehe, es kommt einer nach mir“. Die Aussage „seinen Lauf erfüllte“, meint nicht das Ende seines Dienstes generell, sondern den Höhepunkt seiner Berufung, denn zum Zeitpunkt dieser Aussage war Jesus noch nicht getauft (Mt 3,11; Lk 3,16; Joh 1,20). Der Höhepunkt im Dienst von Johannes war, den Messias Jesus dem Volk Israel bekannt zu machen (Joh 1,31). Daher kann man die Zeit zwischen Frühling bis Spätsommer des Jahres 29 n. Chr. für den Beginn des öffentlichen Auftretens von Jesus annehmen.

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Wann begann Jesus seinen öffentlichen Dienst?
  2. Wie alt war Jesus zu Beginn seines Dienstes?
  3. Spielte das Alter eine Rolle für den Dienst von Jesus?
  4. Welche Etappen oder Vorbereitungen benötigst du noch, um guten Dienst im Reich Gottes  tun zu können?

 

3.4.2 Das Hauptthema der Verkündigung von Jesus

(Bibeltexte: Mt 4,17; Mk 1,15)

 

Inzwischen ist Jesus kein Unbekannter mehr. Seine öffentliche Taufe und das Zeugnis über ihn durch Johannes den Täufer am Jordan haben ihn in kurzer Zeit weithin bekannt gemacht. Der Evangelist Lukas schreibt: „(…) und die Kunde von ihm ging aus in die ganze Umgegend.“ (Lk 4,14b). Das Hauptthema und der Hauptinhalt der Predigten von Jesus lautete: „Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist nahe gekommen. Denkt um und glaubt an das Evangelium.“ (Mk 1,15). Das griechische Wort `,ευανγέλιον evangelion` bedeutet gute Nachricht, frohe Botschaft. Die Begriffe „Reich Gottes“ (Lukas 32 mal) und „Reich der Himmel oder Himmelreich“ (Matthäus 31 mal) sind austauschbar und ergänzen einander. Matthäus hat mit Vorliebe den Himmelreichsbegriff verwendet  und definiert damit das Reich Gottes nicht nur als vom Himmel kommend, sondern auch als nicht von dieser Welt. Christus ist gekommen die Herrschaft Gottes in dieser Welt aufzurichten. In seiner Person bricht die Herrschaft Gottes ganz real an. Diese anbrechende Herrschaft Gottes wird als die Frohe Botschaft verkündigt und gelebt. In jedem Wort und jeder Tat von Jesus offenbart sich Gottes Herrschaft.

Auffallend sind die Unterschiede und das Gleichbleibende (Kontinuität und Diskontinuität), wenn wir die Qualität des Reiches Gottes, offenbart im historischen Israel, mit der Qualität des Reiches Gottes, offenbart in Jesus, vergleichen. Beide Reiche sprechen von dem gleichen Bundesgott JAHWE und dem einen Heilsplan, darum kann man auch von dem einen Reich Gottes, dem einen Heilsbund Gottes sprechen. Doch auch die Unterschiede wollen wir sehen. Das Reich Israel ist zeitlich und auch räumlich begrenzt und der Qualität nach oft physisch-materieller Natur. Das Reich Gottes, das Jesus persönlich verkörpert und verkündigt, ist jedoch ein ewiges, himmlisches, göttliches Reich (Lk 1,31-33) also nicht von dieser Welt (Joh 18,36), nicht materiell physisch. Es wirkt sich aber sehr positiv und heilsam auf das Materielle/Physische (Schöpfung/Mensch) aus (Lk 17,21; Röm 14,17).

Dieses göttliche Reich kann nur der erfahren, der in dieses Reich eingeht, indem er umdenkt. In Johannes 3,3.5 sagt Jesus, dass nur durch eine Geburt von oben, bzw. Geburt durch Wasser (Wort Gottes) und Geist (Gottes Geist), kann ein Mensch das Reich Gottes sehen oder erfahren.

Für `denkt um` steht im griechischen das Verb `,μετανοίτε metanoite` und meint eine Veränderung, bzw. Umkehr im Denken. Von Kindheit an wird der Mensch durch seine gefallene Natur in seinem Denken negativ beeinflusst und geprägt. Bereits bei Kindern bemerken wir, wie ungehemmt das Innere nach außen dringt. Sie geben sich, wie sie sind, mal ganz lieb, freundlich mitteilsam und ein andermal können sie sich sehr boshaft bis brutal benehmen. Erwachsene Menschen lernen im Laufe der Zeit ihr wahres Inneres zu verbergen. Dieses verformte Denken wirkt sich negativ auf das Verhalten und das Handeln aus. Durch verschiedene Einflüsse im Elternhaus, durch die jeweiligen gesellschaftlichen Ideologien, religiöse Prägungen, wird das Menschliche Denken geformt.

Gerade hier in der Schaltzentrale des Menschlichen Herzens setzt Jesus an. Überdenken, umdenken, aber in welche Richtung?

Jesus verwendete mehr als drei Jahre, um durch Predigt, Lehre, Gleichnisse, Beispiele, Bilder, sowie durch konkrete Handlungen, Menschen den Wert und die Notwendigkeit der NEUE Denkweise zu erklären. Denn „Das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes. Von da an wird das Evangelium vom Reich Gottes gepredigt, und jedermann drängt sich mit Gewalt hinein.“ (Lk 16,16). In dieser Frohbotschaft wird der Wille Gottes offenbart, denn er will das alle Menschen gerettet werden (1Tim 2,4). Dies wird möglich durch den Glauben an Jesus den Gesalbten und Gesandten Gottes (Joh 3,16-17).

 

Fragen / Aufgaben:

  1. Was war der Hauptinhalt der Verkündigung von Jesus zu Beginn seines Dienstes?
  2. Warum spielt das Umdenken, die Umkehr eine so große Rolle in der Botschaft von Jesus?
  3. Welchen Unterschied siehst du zwischen dem Reich für Israel und dem Reich Gottes, das  in Jesus angebrchen ist?
  4. Auf was legst du in deinem Zeugnis für Jesus wert?
  5. Bist du im biblischen Sinne schon umgekehrt? Gelingt es dir seitdem weiterhin umzukehren, wenn du etwas falsch gedacht, gesagt oder gemacht hast?

 

 

Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

3.3 Jesus lässt sich in Kapernaum nieder

3.3 Jesus lässt sich in Kapernaum nieder

(Bibeltexte: Mt 4,13-16; 9,1;  Joh 2,12;  Mk 1,16) Weiterlesen

Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus | Verschlagwortet mit , , , | Schreib einen Kommentar

3.2 Jesus auf einer Hochzeit – Freude in Fülle

3.2 Jesus auf einer Hochzeit – Freude in Fülle

(Bibeltext: Joh 2,1-12) Weiterlesen

Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

3.1 Mit dreißig aus- und weggezogen

3.1 Mit dreißig aus- und weggezogen

 

Warum verlässt Jesus seine Vaterstadt Nazaret? Weiterlesen

Veröffentlicht unter Aus dem Leben von Jesus | Verschlagwortet mit , , | Schreib einen Kommentar

War der Apostel Paulus auf der Insel Thassos?

War der Apostel Paulus auf Thassos?

Thassos – die smaragdgrüne Insel in der Nordägäis

 

War der Apostel Paulus auch auf der Insel Thassos?“ Diese Frage wurde mir bereits mehrmals gestellt. Dieser Frage gehen wir später nach, doch zunächst einige Einblicke und Beschreibungen dieser faszinierenden und wunderschönen Insel.

Abbildung 1 Thassos – in der Antike von großer Bedeutung. Die Bevölkerung der Insel verteilt sich heute in den etwa 24 bewohnten Ortschaften, wobei ein großer Teil in der Hauptstadt Limenas wohnt. (Foto: am 21. August 2017).

Über diese Insel kann man vieles aus den Reiseführern oder dem Internet erfahren. Wer aber zum fünfundzwanzigsten mal diese einzigartige griechische Insel besucht, spricht nicht nur über sie, sondern für sie. Doch wollen wir bescheiden bleiben, denn inzwischen leben viele Deutsche ganz oder zeitweise auf der Insel. Man kauft meist ein altes, renovierungsbedürftiges Häuschen (Bauruine), baut es aus, legt einen Garten an, genießt das milde, trockene  Klima, knüpft Kontakte zu einheimischen Griechen  oder sucht Gleichgesinnte Menschen, welche die gleiche Sprache sprechen. Man ärgert sich gelegentlich über die enorme Bürokratie bei den Behörden und darüber, dass vieles sehr langsamer geht als in der Heimat. Gleichzeitig genießt man das unkonventionelle Verhalten der Insulaner. Freundlich, sporadisch, hilfsbereit ist man zumindest dem Äußeren nach, ins Herz lässt ein Grieche sich nicht so schnell schauen. Doch ist auch Nüchternheit geboten, solange die Ausländer Geld ins Land bringen, Einkaufen, ist man beliebt., aber wie überall gibt es auch Menschen, die dem Anderen das Bessere Teil nicht gönnen. Letzteres Verhalten richtet sich aber gegen Jedermann.

Abbildung 2 Sonnenaufgang in der Passage zwischen Thassos und Thassopoula während der Segeltour „Auf den Spuren des Ap. Paulus“ von Kavala nach Samothrake (Foto: 30. August 2009).

Wer sich im Osten der Insel aufhält, sieht wunderschöne Sonnenaufgänge über dem Meer. Der Blick reicht bis zu den südöstlichen Ausläufern der Rodopen im Nordosten Griechenlands. Ebenso deutlich erkennbar das Delta des Wasserreichen Flusses Nestos, welcher im Rilagebirge (Bulgarien) seinen Ursprung nimmt und dort Mesta heißt.

Abbildung 3 Die sagenumwobene Insel Samothrake südöstlich von Thassos gelegen, erhebt sich aus dem Ägäischen Meer bis auf über 1600 Meter. Sie ist mehr bekannt wegen ihrem geheimnisvollen Kult im antiken Kabirenheiligtum. Weniger bekannt ist sie wegen dem Aufenthalt des Apostels Paulus auf seiner 2. Missionsreise (Foto: 27. August 2015).

 

Der Osten der Insel ist weniger besiedelt als der Norden und Westen, doch hat er andere Reize – wunderschöne Buchten, die zum Baden einladen, zum Beispiel die etwa drei Kilometer breite Bucht von Skala Potamia und Skala Panagia. Der feine Sandstrand Paradise, südlich des Dorfes Kinyra ist nicht nur an Wochenenden stark besucht.

Abbildung 4 Die kleine sehr grüne aber auch unbewohnte Insel Kinyra im Osten von Thassos liegt gegenüber dem gleichnamigen Ort. Die langgestreckte Insel schützt die Ortschaft vor winterlichen Stürmen aus östlicher Richtung. Wegen der malerischen Lage, ist Kinyra ebenso ein beliebter Ferienort für viele Touristen geworden. Die Ferienhäuser, Studios und Apartments liegen in den Olivengärten zwischen der Fahrstrasse und dem Meer verstreut (Foto 24. Juli 2008).

Abbildung 4 Die kleine sehr grüne aber auch unbewohnte Insel Kinyra im Osten von Thassos liegt gegenüber dem gleichnamigen Ort. Die langgestreckte Insel schützt die Ortschaft vor winterlichen Stürmen aus östlicher Richtung. Wegen der malerischen Lage, ist Kinyra ebenso ein beliebter Ferienort für viele Touristen geworden. Die Ferienhäuser, Studios und Apartments liegen in den Olivengärten zwischen der Fahrstrasse und dem Meer verstreut (Foto 24. Juli 2008).

Der Blick auf die vorgelagerte grüne Insel Kinyra.ist angenehm fürs Auge.

Abbildung 5 Sonnenuntergang über dem Pangaiongebirge (Foto am 10. August 2017).

Wer jedoch im Westen der Insel wohnt, bekommt die unterschiedlichsten Sonnenuntergänge zu sehen, allerdings geht die Sonne nicht am Meereshorizont unter, sondern über dem Pangaiongebirge auf dem gegenüberliegenden Festland. Bei klarer Sich (meist nach einem Regentag) sieht man sogar die einzelnen weissen Häuser von Kavala. Ebeso das Festland bis zum östlichen Finger der Chalkidiki.Besonders der Nordwestliche Teil bietet mehrere Strände zum Baden, meist flachabfallend und daher auch gut für Kinder geeignet.

Die Nähe zum Thrakischen und Mazedonischen Festland begünstigt diese Insel in jeder Beziehung. Es gibt sehr gute Schiffsverbindungen vom Hafen in Keramoti nach Limenas sowie Kavala nach Skala Prinou. Der Flughafen für Thassos liegt glücklicherweise auf dem Festland zwischen Keramoti und Kavala, damit ist die Insel fast frei von Fluglärm.

Abbildung 6 Ein teurer, lärmender, umweltverschnutzender, zeitaufwendiger Rasenmäher? Fehlanzeige! Diese Arbeit versehen die Schafe, so grasen sie mal in einem Olivenhain, mal in einem anderen, je nach Grasbewuchs (Foto am 11. August 2017).

Die Landwirtschaftlichen Produkte werden frisch vom Festland aus auf die Insel gebracht, wobei auch vieles hier angebaut wird und hervorragend wächst. Zu nennen wäre da der Olivenölreichtum, oder der spezifische Thassoshonig von Pinien und Blumen. Da der Olivenbaum die Haupteinnahmequelle aus der heimischen Landwirtschaft darstellt, wird diesem später ein besonderes Kapitel gewidmet. Wegen des Wasserreichtuns und trotz mehrerer Waldbrände, ist die Insel sehr grün und bietet genug Nahrung für die vielen Tausenden Schafe und Ziegen. Beliebt ist daher auch das Lamm- und Ziegenfleisch sowohl bei Einheimischen als auch bei den Gästen. Sonstige landwirtschaftliche Erzeugnisse von Obst und Gemüse werden nicht großflächig auf Plantagen, sondern eher in den Privatgärten angebaut.

Wie und wann kam das Evangelium auf die Insel Thassos?

Wer etwas erfahren will über die Ausbreitung des christlichen Glaubens auf der Insel Thassos, hat folgende Möglichkeiten.

  1. Die Kirchengeschichtsbücher studieren.
  2. Die antiken Reste der christlichen Gotteshäuser der Insel besichtigen.

Aus den Berichten der Reisen des Apostels Paulus lässt sich die Missionierung auf der Insel immerhin indirekt ableiten. Doch um welche Anhaltspunkte und welche Texte handelt es sich, die darüber berichten? Der Arzt, Hstoriker und Evangelist Lukas schreibt in seiner zweiten Schrift, `die Taten der  Apostel`:

Und Paulus sah eine Erscheinung bei Nacht: Ein Mann aus Makedonien stand da und bat ihn: Komm herüber nach Makedonien und hilf uns! Als er aber die Erscheinung gesehen hatte, da suchten wir sogleich nach Makedonien zu reisen, gewiss, dass uns Gott dahin berufen hatte, ihnen das Evangelium zu predigen. Da fuhren wir von Troas ab und kamen geradewegs nach Samothrake, am nächsten Tag nach Neapolis und von da nach Philippi, das ist eine Stadt des ersten Bezirks von Makedonien, eine römische Kolonie. Wir blieben aber einige Tage in dieser Stadt. (Apg 16,9-12).

Es war etwa Spätsommer des Jahres 49 n. Chr. als der Apostel Paulus das Gesicht in Alexandrea Troas hatte. Hier wird der gleiche griechische Begriff `örama orama` verwendet, wie bei Vision die Petrus gezeigt wurde (Apg 11,5). Es handelt sich also nicht um einen Traum, sondern eher um eine Vision, die ihm von Gott her gezeigt wurde. Im Deutschen gibt es das zusammengesetzte Wort `Schauinsland` gleich einem Pan-orama-blick. Hier zeigt Gott dem Apostel einen kleinen Ausschnitt aus der Gesamtperspektive der Weltmission. Überzeugt von dem Ruf Gottes nach Mazedonien zu kommen, suchten Paulus und seine Mitarbeiter Silas, Timotheus und Lukas nach der nächsten Gelegenheit, um mit dem Schiff nach Neapolis zu reisen. Die Route führte sie in einer Tagesetappe zunächst zur Insel Samothrake. In Paläopoli, der antiken Hafenstadt übernachteten sie.

Abbildung 7 In der Schiffspassage zwischen Thassos und der kleinen Insel Thassopoula weht immer ein Wind, daher ist sie beliebt bei den Seglern (Foto: 27. August 2017).

Am darauffolgenden Tag stand ihnen eine Etappe von etwa 100 Kilometern in nordwestlicher Richtung bis Neapolis (heute Kavala) bevor. Es herrschten günstige Wetter- und Windverhältnisse, weil sie bereits am Abend in dem Hafen von Neapolis eintrafen. Auf ihrem Weg mussten sje die, nur etwa 4½ Kilometer breite Schiffspassage zwischen Thassos und Thassopoula durchfahren. Ob die Thassiten den Völkerapostel auf dem vorbeifahrenden Segelschiff sahen, ist unwahrscheinlich, aber der Apostel sah die Insel, die in der Antike eine berühmte und besondere Hafeneinfahrt besaß.

Abbildung 8 Kein Schiff konnte ungesehen die Wasserstrasse zwischen dem Hafen von Thassos-Stadt und der gegenüberliegenden Insel Thassopoula passieren (Foto 26, August 2016).

Was immer wir dem Apostel zuschreiben können ist, dass er ein Mann des Gebets war. Bei durchschnittlicher Sicht, hatte er diese Insel seit der Abfahrt von Samothrake im Blick. Von den Schiffsleuten, welche diese Routen regelmäßig befuhren, konnte er die Geschichte der Insel erfahren haben. Der schneeweise Marmor wurde bereits jahrunderte lang auf der Insel gebrochen, herausgesägt und exportiert. Ebenso war Thassos für seine Goldminen berühmt.

Zu beachten ist auch, dass der Apostel Paulus zwischen seinem ersten Mazedonienbesuch, wie in Apostelgeschichte 16 beschrieben und seinem letzten, wie in Apostelgeschichte 20 beschrieben (siehe weiter unten), noch einmal Mazedonien besuchte und zwar von Ephesus aus. Diese Reise ist in die Zeit der Asienmission und zwar in den Jahren 53-57 einzuordnen, so der Apostel in seimem ersten Brief an Timotheus: „Wie habe ich dich ermahnt, in Ephesus zu bleiben, als ich nach Makedonien zog, damit du einigen gebietest, dass sie nicht anders lehren,“ (1Tim 1,3).  Im gleichen Brief schreibt der Apostel: „Dies schreibe ich dir und hoffe, bald zu dir zu kommen; wenn ich aber erst später komme, sollst du wissen, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit.“ (1Tim 3,14-15). Diese Texte aus dem Leben und dem Dienst des Apostels geben Anlass zur Annahme, dass er die Schiffsroute Alexandrea Troas  – Neapolis nahm und entsprechend zum wiederholten Male an Thassos vorbeigefahren ist.

Ein weiterer Text des Evangelisten Lukas, der über Thassos etwas indirektes aussagt, ist in der Apostelgeschichte 20,1-6:

Als sich die Empörung gelegt hatte, rief Paulus die Jünger zu sich und tröstete sie, nahm Abschied und brach auf, um nach Makedonien zu reisen. Und als er diese Gegenden durchzogen und die Gemeinden mit vielen Worten ermahnt hatte, kam er nach Griechenland und blieb dort drei Monate. Da ihm aber die Juden nachstellten, als er zu Schiff nach Syrien fahren wollte, beschloss er, durch Makedonien zurückzukehren. Es zogen aber mit ihm Sopater aus Beröa, der Sohn des Pyrrhus, aus Thessalonich aber Aristarch und Sekundus und Gaius aus Derbe und Timotheus, aus der Provinz Asia aber Tychikus und Trophimus. Diese reisten voraus und warteten auf uns in Troas. Wir aber fuhren nach den Tagen der Ungesäuerten Brote mit dem Schiff von Philippi ab und kamen am fünften Tag zu ihnen nach Troas und blieben dort sieben Tage.

Aus diesem Text kann folgendes abgeleitet werden:

  • Die Mission des Apostels in Ephesus geht dem Ende zu
  • Diesmal lässt er nicht wie vorher seinen Mitarbeiter Timotheus in Ephesus zurück, sondern schickt ihn zusammen mit Erastus nach Mazedonien voruas, so der Text des Evangelisten Lukas in Apg 19,21-22: „Als das geschehen war, nahm sich Paulus im Geist vor, durch Makedonien und Achaia zu ziehen und nach Jerusalem zu reisen, und sprach: Wenn ich dort gewesen bin, muss ich auch Rom sehen. Und er sandte zwei, die ihm dienten, Timotheus und Erastus, nach Makedonien; er aber blieb noch eine Weile in der Provinz Asia.“
  • Schließlich macht auch er sich auf den Weg nach Mazedonien. Aus dem 2Korintherbrief erfahren wir, dass er in Troas-Alexandrea Titus hoffte anzutreffen. „Als ich aber nach Troas kam, zu predigen das Evangelium Christi, und mir eine Tür aufgetan war in dem Herrn, da hatte ich keine Ruhe in meinem Geist, weil ich Titus, meinen Bruder, nicht fand; sondern ich nahm Abschied von ihnen und fuhr nach Makedonien.“ (2Kor 2,12-13).

Abbildung 9 Reste der westlichen Hafenmole in Paläopoli der Hauptstadt der Insel Samothrake in der Antike. Direkt oberhalb des Hafens befand sich das Kabierenheiligtum. Spärliche Überreste der Unterstadt mit den Ruinen einer frühchristlichen Basilika sind rechts der Strasse von Kamariotisa nach Therma zu besichtigen (Foto: 1. September 2009).

Um von Troas (gemeint ist in allen Texten die Hafenstadt Alexandrea Troas) nach Mazedonien zu gelangen, eignet sich die Schiffahrt am besten. Unterwegs ist wieder die Insel Samothrake dann bis nach Neapolis. Von dort ging es über Land nach Philippi und weiter auf der Via Egnatia über Amphipolis und Apolonia nach Thessaloniki.

Die letzte Etappe der Schiffsreise ist uns bereits aus Apostelgeschichte 16,10-11 bekannt. Demnach wäre der Apostel bereits zum zweitenmal an Thassos vorbeigesegelt.

Ausdrücklich beschreibt der Evangelist Lukas die Schiffspassage von Philippi (vom Hafen Neapolis) nach Alexandrea Troas. Diese Passage interessiert uns besonders, da sie zu dieser Jahreszeit (kurz nach dem Passah) dafür fünf Tage benötigten. Dies gibt uns einen Einblick in die Wind- und Wetterverhältnisse während jener Fahrt. Wenn der Wind ungünstig, die See unruhig oder gar stürmisch war, mussten sie sich entweder:

  • Mit kürzeren Tagesetappen zufrieden geben und die vorhandenen Häfen anfanhren
  • oder vielleicht sogar einen Tagesaufenthalt in einem der unterwegs liegenden Häfen in Kauf nehmen.

Folgende Häfen lagen entlang der Route bis Samothrake:

  • Thassos – etwa 30 Kilometer von Neapolis entfernt (bis Samothrake noch etwa 60 Kilometer),
  • Abdyra – östlich vom Nestosdelta, etwa 50 Kilometer von Kavala entfernt (bis Samothrake etwa 50 Kilometer).
  • Maroneia – etwa 80 Kilometer von Kavala entfernt (bis Samothrake etwa 40 Kilometer).

Obwohl diese Überlegungen sehr vage sind, ist ein kurzer Aufenthalt auf Thassos oder wenigstens eine Übernachtung im Hafen von Limenas möglich.

Zwar ist von einem direkten Missionsdienst des Paulus auf den in der Apostelgeschichte erwähnten Inseln (Rodos, Kos, Samos, Chios, Mitylene, Samothrake) nichts erwähnt, aber was ist von dem Apostel zu denken, der ununterbrochen die Verkündigung des Evangeliums unter den Völkern im Kopf und Herzen hatte. Gott hat verheißen, dass auch die Inseln von ihm erreicht werden, so in Jesaja 51,5: „Denn meine Gerechtigkeit ist nahe, mein Heil (Rettung) tritt hervor, und meine Arme werden die Völker richten. Die Inseln harren auf mich und warten auf meinen Arm.“

Demnach wäre der Gebetsdienst (die Fürbitte) des Apostels und seiner Mitarbeiter als Vorbereitung für die spätere Missionierung der Insel Thassos anzusehen. Wann und durch wen die Botschaft des Evangeliums auf Thassos verkündigt wurde ist nicht leicht festzustellen. Sicher ist: das Evangelium kam nach Thassos. Möglicherweise durch das Zeugnis der Gläubigen aus der Gemeinde in Philippi.

 

Die steinernen Zeugnisse

In den Jahrhunderten vor und nach der Zeitenwende erlebte Thassos seine Blütezeit. Die vielen und eindrucksvollen Funde der Archäologen können in hohem Maße im Stadtgebiet von Limenas besichtigt werden. Auch die teilweise erhaltene Stadtmauer und das Theater geben Zeugnis von der wirtschaftlichen und politischen Größe der Insel Thassos. Ebenso von großer Bedeutung war der antike Hafen. Von Bedeutung für unser Thema sind die vielen entdeckten christlichen Kirchen aus römischer und byzantinischer Zeit.

Abbildung 9 Die Apostelkirche wurde inmitten der Fundamente einer antiken christlichen Basilika erbaut (Foto: 26. August 2016).Abbildung 10 Die Apostelkirche wurde inmitten der Fundamente einer antiken christlichen Basilika erbaut (Foto: 26. August 2016).

Diese kleine aber weithin sichtbare Kapelle auf dem Kap Evraikastro, umgeben gut erhaltene Fundamente einer frühchristlichen Basilika aus dem 5/6. Jahrhundert. Die Apsis, nach Osten ausgerichtet, ist noch gut erhalten. Der Ort lädt zum Verweilen ein. Bei klarer Sicht ist die Insel Samothrake in südöstlicher Richtung gut erkennbar. Man sieht gut bis ins Nestosdelta rüber und sogar bis nach Abdyra.

Abbildung 11 Im heutigen Stadtkern von Limenas, auf dem Platz des 28. Oktovriou wurden 1930  bei Bauarbeiten Fundamentreste der sogenannten Kreuzförmigen Basilika entdeckt. Die Archäologen datieren diese frühchristliche Basilika in das 6. Jahrhundert (Foto: 28. August 2011).

Die Apsis ist gut erkennbar und mehrere Säulen und Säulenstümpfe sind erhalten. Ein in Stein gemeißeltes Kreuz bestätigt den sakralen Charakter des Gebäudes. Die frühesten offiziellen Hinweise auf das Christentum in Thassos ist die Erwähnung der Teilnahme des Bischofs von Thassos an dem Konzil von Nicäa 325 und von Chalcedon 451. Dies bedeutet aber auch, dass es schon lange vorher auf der Insel Christen gab. Auch wenn man feststellt, dass sich das Evangelium zuerst in den Provinzzentren ausbreitete, so kann doch angenommen werden, dass es nicht Jahrhunderte, sondern etliche Jahre oder vielleicht höchstens Jahrzehnte dauerte, bis es auch auf dem Land und eben auch bis auf die Inseln gelangte. Die Beobachtung des Apostels Paulus in seinem ersten Brief an die Gläubigen in Thessalonich: „Denn von euch aus ist erschollen das Wort des Herrn nicht allein in Makedonien und Achaia, sondern an allen Orten hat sich euer Glaube an Gott ausgebreitet, sodass es nicht nötig ist, dass wir darüber etwas sagen“ (1Thes 1,8) ässt den Schluß zu, dass es auch ähnlich von den Gläubigen in Philippi gesagt werden könnte. Denn die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Thassos und dem Festland waren offensichtlich, auch über den Philippi-Hafen Neapolis. Das Evangelium ist nicht nur auf direktem missionarischen Wegen ausgebreitet worden.

Heute gibt es auf der Insel in jedem Ort mindestens eine orthodoxe Kirche. In Strassennähe oder besonders in den Bergen, auf bestimmten Höhen, zw. Aussichtsplatformen stehen Kapellen, die einem der sogenannten Heiligen gewidmet sind. Ebenso gibt es auf der Insel 2 Klöster, von denen das dem Erzengel Michael gewidmete das bedeutendere ist. Damit wird die Jahrhunderte alte Tradition gepflegt.

In Limenas gibt es seit 2001 eine Versammlung von bekehrten Menschen, die sich zu Gottesdiensten, Bibel- und Gebetsstunden treffen. In zwei Orten findet auch jeweils ein Hauskreis statt. Im Ort Prinos versammeln sich etwa drei Familien und halten Versammlungen im Sinne einer Pfingstgemeinschaft. Die Evangelisierung unter Menschen, die in der festen Tradition der Landeskirche aufgewachsen sind, ist äußerst schwierig. Eine Abkehr von der Heiligenverehrung,

Marienkult und anderen Traditionen, die zum Teil heidnischen Ursprungs sind und eine Umkehr zu Christus, wird fast einem Verrat an der Kirche gleichgesetzt.

Fortsetzung folgt

Impressionen

Müde vom Tagesausflug nach Amphipolis, schlief ich auf einer Holzbank des oberen Decks bei der Überfahrt von Kavala nach Skala Prinou, als meine Frau mich weckte.

Abbildung 12 Faszinierend – der Vollmond geht über dem Meer auf. Dies bekommen nicht alle Insulaner zu sehen. Wer im Westen der Insel Thassos lebt oder Urlaub macht, sieht dieses Schauspiel nicht (Foto: 6. September 2016).

Während Sonnenauf- und Untergänge täglich zu sehen sind, kommt es nur jede 4 Woche vor, dass der Vollmond über dem Meer aufgeht und seine Absrahlung auf dem Wasser widerspiegelt wird. Das Auge kann sich nicht satt sehen und ein Schnappschluß reicht nicht, um die vielen sich veränderten Farbnuancen einzufangen. Was fü eine Kettenreaktion – die Sonne – der Mond – unser Auge – und was es in uns auslöst – Faszination und staunende Anbetung des Schöpfers.

 

In der Sommerzeit, wenn die Verdunstung des Meereswassers hoch ist, sind Tage mit klarer Sicht selten.

Abbildung 13 Der Blick nach Kavala von der Terrasse der Prophitis Ilias Kirche in Sotiros (Foto_ 31. August 2017).

Meist nach einem Gewitter, oder starken Wind vom Norden, klart die Luft auf. An solchen Tagen sieht man schemenhaft die Häuser von Kavala am Festland. Es sind immerhin etwa 20 Kilometer Luftlinie bis dahin. Da sieht man nicht nur deutlich die vorgelagerte Bohrinsel, sondern jedes Schiff, auch die kleineren Boote sind von der Terrasse der `Prophitis Elias` Kirche in Sotiros zu erkennen.

Abbildung 14 In der Kirche `Profitis Ilias` in Sotiros scheint die Zeit stehen geblieben zu sein (Foto: 31. August 2017).

Im Schatten der Pinienbäume schmecken Tiropita, Tomaten und Trauben besonders gut. Ein Ort der Ruhe und Entspannung. Man hat den Eindruck, dass die Orthodoxe Kirche für ihre Gotteshäuser die schönsten Plätze und Orte ausgesucht hat. Wenn man aber genauer hischaut, stehen diese Gebäude häufig auf Fundamenten älterer Gotteshäuser aus dem frühen Mittelalter oder gar aus der Spätantike. Jene fundamente lassen erkennen, dass hier in vorchristlicher Zeit heidnische Tempel gestanden haben. Das alles regt zum Nachdenken an.

 

Veröffentlicht unter Reiseberichte | Schreib einen Kommentar