3.7 Das Missionskonzept von Jesus
3.7.1 Jesus betet am frühen Morgen außerhalb von Kapernaum
(Bibeltexte: Mk 1,35-37; Lk 4,42) Weiterlesen
3.7.1 Jesus betet am frühen Morgen außerhalb von Kapernaum
(Bibeltexte: Mk 1,35-37; Lk 4,42) Weiterlesen
(Bibeltexte: Mk 1,21-28; Lk 4,31-37)
3.6.1 Jesus befreit einen Besessenen in der Synagoge
Sowohl der Evangelist Markus als auch Lukas haben die Befreiung des Besessenen und die folgende Heilung der Schwiegermutter Simons in übereinstimmender Reihenfolge überliefert. Der Evangelist Matthäus überliefert die Befreiung nicht und Lukas schildert beide nach dem Besuch in Nazaret. Hier folgen wir dem Bericht des Evangelisten Markus:
Und sie gingen hinein nach Kapernaum; und alsbald am Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. Und sie entsetzten sich über seine Lehre; denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie die Schriftgelehrten.
Abbildung 34 Überreste der Synagoge in Kapernaum die vermutlich aus dem 2. Jh. n. Chr. stammt (Foto: April 1986).
Und alsbald war in ihrer Synagoge ein Mensch, besessen von einem unreinen Geist; der schrie: Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus von Nazareth? Bist du gekommen, uns zu vernichten? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes! Und Jesus bedrohte ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm! Und der unreine Geist riss ihn hin und her und schrie laut und fuhr aus von ihm. Und sie entsetzten sich alle, sodass sie sich untereinander befragten und sprachen: Was ist das? Eine neue Lehre in Vollmacht! Er gebietet auch den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm! Und die Kunde von ihm erscholl alsbald überall in das ganze Land um Galiläa. (Mk 1,21-28).
Wie wir gesehen haben, fand die Berufung der ersten Jünger an einem Werktag statt und zwar am Ufer des Sees. Die Geschichte von der Befreiung eines von einem Dämon besessenen Menschen jedoch ereignete sich an einem Sabbat im Rahmen eines Synagogengottesdienstes in Kapernaum. Das häufig gebrauchte Wort „sofort/sogleich“ bei Markus bezieht sich auf den Sabbat, nicht auf das Geschehen am See. In den Evangelien finden wir Berichte über Austreibungen von Dämonen oder unreinen Geistern zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten. Geistlich bewertet ist dies ein trauriges Zeugnis für das Volk Israel zur Zeit von Jesus. Denn besessen werden Menschen nicht, durch falsche Ernährung und schon gar nicht durch das Einhalten der Gebote Gottes (lies 5Mose 18,9-15). Es gibt auch unter den Zeitgenossen von Jesus die Praxis der Dämonenaustreibung – Exorzismus genannt (Mt 12,24-28) wobei gar nicht sicher ist, ob sie erfolgreich waren. Es gibt verschiedene Stufen des Besessenseins. Ab dem Sündenfall von Adam und Eva befinden sich alle Menschen unter dem Einfluss böser Mächte. Dabei sind sie je nach Umfeld, unterschiedlicher Umstände und Lebensführung geschützter oder auch ungeschützter diesem Einfluss ausgesetzt.
Es ist für Jesus selbstverständlich am Sabbat in die Synagoge zu gehen. Synagogen waren Gemeinschaftszentren, Orte des Gebets und des Schriftstudiums. Wenn sich durchreisende Lehrer in der Stadt aufhielten, luden die Synagogenvorsteher sie gewöhnlich zur Lesung ein, vor allem am Sabbat. Dort wurde erst stehend der hebräische (Gesetzes)-Text gelesen, dann ins Aramäische übersetzt, anschließend wurde der Text sitzend besprochen. Natürlich nutzt Jesus die Gelegenheit zur Lehre – ja bald wurde dies ihm zur Gewohnheit (Lk 4,16; Joh 18,20). Seine Lehre unterscheidet sich von anderen Lehrern durch Vollmacht und Kraft. Seine Lehre ruft bei den Zuhörern, die sich damals an der Schriftauslegung aktiv beteiligen durften, Verwunderung und Staunen hervor.
Ein Besessener im Raum wird bis dahin wahrscheinlich nicht als solcher wahrgenommen worden sein. Oft verhalten sich diese Menschen ruhig und werden erst bei der Begegnung mit Jesus oder seinen Aposteln – oft auch im Zusammenhang mit der Verkündigung des Evangeliums – aggressiv. Hier einige Hinweise zu Dämonen im NT:
Besessenheit von Gläubigen können wir ausschließen – auch sonst ist Zurückhaltung geboten. Erfahrene Seelsorger berichten von vielen seelischen Krankheiten und wenigen Besessenen im Rahmen ihres Gemeindedienstes. Nach der Beichte von okkulten Praktiken – darf es ein Lösen im Namen von Jesus geben.
Beachten wir die Aussage des unreinen Geistes, der bei Lukas auch Dämon genannt wird: „Ha, was uns und dir, Jesus, Nazarener“? Bist du gekommen uns zu vernichten? Ich weiß wer du bist, der Heilige Gottes!“ Griechisch: `πνεύμα δαιμονίου ακαθάρτου – pneuma daimoniou akathartou` wörtlich: Geist des unreinen Dämons. Die Dämonen haben ein bestimmtes Maß an Kenntnissen
Jesus ist gekommen, damit er die Werke des Teufels nicht nur bekämpfe, sondern damit er sie zerstöre (1Joh 3,8). So lesen wir weiter: Jesus fuhr ihn an/bedrohte ihn/gebot ihm mit den Worten: „Verstumme und fahre aus von ihm“. Worte eines unreinen Menschen können viel Schaden anrichten, darum unterbricht Jesus das Reden des Dämons. Er verbietet ihm zu sprechen. Er macht ihn stumm. Pure Lüge geht von Dämonen aus, auch wenn sie Richtiges sagen. „Der (Teufel) ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.“ (Joh 8,44).
Das Ergebnis dieser Heilung war: „Und die Kunde von ihm ging sogleich aus überall in der ganzen Umgebung Galiläas.“ (Mk 1,28; Lk 4,37). Obwohl er nur eine Person von einem unreinen Geist befreit, ist allen klar: ab jetzt müssen auch andere unreine Geister weichen! Die Herrschaft Gottes ist in der Person von Jesus angebrochen.
Fragen / Aufgaben:
3.6.2 Jesus heilt die Schwiegermutter des Petrus vom Fieber
(Bibeltexte: Mt 8,14-15; Mk 1,29-31; Lk 4,38-39)
Im Markus- und Lukasevangelium lesen wir, dass Jesus zuerst die Synagoge besucht und dann das Haus von Simon betritt. Im Matthäusevangelium wird die Reihenfolge andersherum dargestellt.
Und sobald sie aus der Synagoge hinausgingen, kamen sie mit Jakobus und Johannes in das Haus Simons und Andreas. Die Schwiegermutter Simons lag fieberkrank danieder und sofort sagen sie ihm von ihr. Und er trat zu ihr, ergriff sie bei der Hand und richtete sie auf; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen. (Mk 1,29-31).
Der Evangelist Markus nutzt wieder sein Lieblingswort `ευθύς – eythys – sofort/sobald`, um den schnellen Handlungsfortschritt zu betonen. Dieses Wort wird auch für `gerade` gebraucht (Apg 9,11).
Sofort, nachdem sie aus der Synagoge heraus gehen, eilen sie geradwegs zum Haus Simons. Hier wird deutlich: Simon Petrus besitzt in Kapernaum ein Haus und sein Bruder Andreas wohnt bei ihm oder ist gar Miteigentümer. Wir wissen jedoch auch, dass Petrus mit seinem Bruder Andreas aus Betsaida stammt (Joh 1,44). Vielleicht siedelten beide im Zuge der Heirat mit einem Mädchen aus Kapernaum dorthin um. Andere Ausleger gehen, davon aus, dass die Familie dort ein Haus hatte und Simon seine verwitwete Schwiegermutter in der Familie aufgenommen hatte (Keener 1998, 214).
Dafür können allerdings auch wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend gewesen sein. Auf jeden Fall bilden die beiden Brüder Jakobus und Johannes (Söhne des Zebedäus) mit Simon und Andreas eine Art Fischereikooperative (Lk 5,10). Jesus kommt ins Haus seiner Nachfolger und findet eine gute Aufnahme – mit allen orientalischen Implikationen, d.h. man lässt es an nichts fehlen, so dass er sich in jeder Weise willkommen fühlt. Jesus macht sich bewusst abhängig von der Gastfreundschaft der Menschen. So sorgt der Vater im Himmel für seinen Sohn auf Erden! Von den Jüngern begleiten ihn nur Jakobus und Johannes – andere Jünger werden noch nicht erwähnt. Dies kann zusätzlich als Begründung gesehen werden, dass diese Begebenheit sich am Anfang der Wirksamkeit von Jesus zugetragen hat – wahrscheinlich vor der offiziellen Berufung der weiteren Jünger.
Abbildung 35 Fundamentreste des sogenannten Hauses des Petrus auf dem Ausgrabungsgelände von Kapernaum (Kafr Nahum) in der Nähe des Seeufers (Foto: April 1986). Man vermutet hier eine frühchristliche Versammlungsstätte. Seit 2008 ist darüber eine Kirche errichtet worden. Die Franziskanermönche, die das Gelände von Kapernaum 1894 erwarben, verwalten seitdem diese biblisch-historische Stätte, die so gut wie von allen christlichen Pilgern aufgesucht wird.
Nun ist Jesus im Haus und wird über die Krankheit, bzw. das hohe Fieber der Schwiegermutter informiert. Im Gebiet des Sees Genesaret gab es im Bereich der Jordanmündung bis ca. 1930 Malaria. (Wilken, Erich. 1953). Übrigens wird uns im NT der Name und Details von Simons Frau nicht mitgeteilt (siehe auch 1Kor 9.5). Der Evangelist Lukas ergänzt, dass die Hausbewohner Jesus angesichts des hohen Fiebers um Hilfe bitten. Bei der Heilung der Schwiegermutter, geht Jesus ähnlich vor, wie bei dem Besessenen vorher. Dort fährt er den Geist an, hier bedroht er das Fieber, bzw. gebietet dem Fieber zu weichen. Das Wort `επετίμησεν – epetim¢sen – anfahren, bedrohen oder gebieten`, setzt konkrete Worte der Bedrohung voraus, die uns nur bei der Heilung des Besessenen überliefert werden: „verstumme und fahre aus von ihm“- hier wird jedoch keine Aussage von Jesus überliefert.
Die Evangelisten Markus und Matthäus vermerken, dass Jesus die Patientin an der Hand nimmt. Markus fügt hinzu, dass er sie aufrichtet. Dies geschieht im Gegensatz zu manchen frommen Zeitgenossen, die es – so weit möglich – vermieden eine Frau (noch dazu eine remde) zu berühren, um sich nicht zu verunreinigen (Keener 1998, 90).
Lukas nennt ein typisches ärztliches Detail (Hendriksen 1978, 268): das „sich über den Patienten beugen.“
Weiter bedroht Jesus das Fieber und dies weicht dann tatsächlich spontan und vollständig. Matthäus ergänzt: „Er berührte ihre Hand und das Fieber verließ sie.“ So wird deutlich: Jesus richtet die Schwiegermutter in übernatürlicher Weise auf. Die griechische Verbformen in diesem Satz unterstreichen die punktuelle Heilung (Aorist) und das andauernde Dienen (Imperfekt). Sobald diese auf den Beinen steht, beginnt sie den selbstverständlichen Gastgeberpflichten nachzukommen. Als älteste Frau im Haus geht sie mit bestem Beispiel voran, um so zu zeigen, dass sie sehr wohl weiß, was alles zu tun ist, damit der Gast sich willkommen fühlt. So wird sie im weiteren Sinne die erste weibliche christliche Diakonin (Tischdienerin) von Jesus Christus (Edersheim 1979, 486).
Was für ein köstliches Mahl wird sie wohl bereiten nach dem Ende des Sabbats am Samstag Abend – selbst wenn die Speisen karg gewesen wären – die Freude der Anwesenden über die beiden Heilungen, über die „Vollmacht“, über die Beweise des anbrechenden Gottes Reiches war groß. Weiter ist zu bedenken, dass das Dienen der Frau bei Tisch vor Männern, die nicht zur Familie gehörten, „verpönt war“ (Strack Billerbeck 1982, 480), um sie nicht an den Aufenthalt unter Männern zu gewöhnen. Doch Jesus setzt solchen frauenfeindlichen Regeln eine offene Freiheit entgegen.
Mit diesen beiden Heilungen beginnt Jesus sowohl im öffentlichen Bereich (Synagoge) als auch im privaten Bereich (Simons Haus) seinen Dienst und richtete mit diesen sozialdiakonischen Handlungen Gottes Herrschaft auf.
Fragen / Aufgaben:
3.6.3 Jesus predigt und heilt am Abend in Kapernaum
(Bibeltexte: Mt 8,16.17; Mk 1,32-34; Lk 4,40-41; Jes 53,4)
Der Evangelist Lukas schreibt:
Und als die Sonne untergegangen war, brachten alle ihre Kranken mit mancherlei Leiden zu ihm. Und er legte die Hände auf einen jeden und machte sie gesund. Von vielen fuhren auch die bösen Geister aus und schrien: Du bist der Sohn Gottes! Und er bedrohte sie und ließ sie nicht reden; denn sie wussten, dass er der Christus war. (Lk 4,40-41). Und der Evangelist Markus ergänzt: „Und die ganze Stadt war versammelt vor der Tür.“ (Mk 1,33b).
Nach dem Ende des Sabbats wurde Simons Haus und Hof zu einer überfüllten Heilungsstation für Kranke in Kapernaum, da die Notleidenden kaum mit ihrer Not warten konnten bis es endlich Abend geworden war.
HINWEISS: Das Ende des Sabbats festzulegen war und ist für die Juden nicht einfach. Abgesehen davon, dass die Dämmerung sich nach Jahreszeit und Standort verändert, gibt es verschiedene Weisungen der Halacha, des Religionsgesetzes. Sie besagt, dass der Sabbat am Freitagabend vor Sonnenuntergang beginnt und am Samstagabend mit dem Nachtbeginn endet. Um ganz sicher zu gehen, verlangt die Halacha, den Sabbat am Freitag etwas früher zu beginnen und am Samstag etwas später als beim Anbruch der Nacht zu beenden. Das Sabbat-Ende wurde definiert: Die Sonne steht mit sieben Grad und fünf Bogenminuten unter dem Horizont. Dazu addiere man sicherheitshalber drei Minuten, und sämtliche Ungenauigkeiten sind ausgeglichen. So verläuft die Grenze der Nacht in der jüdischen Welt je nach Standort verschieden. Einigkeit herrscht nur in der Frage des Bezugsortes der Tabelle für die verschiedenen Orte und Daten: Jerusalem. Während des Sabbats ist es den Gläubigen nicht erlaubt, ein Feuer zu entfachen. Da es aber der Freude und dem Frieden des Sabbats abträglich sein könnte, wenn die Menschen lichtlos durch Dämmerung und Nacht gingen, wurde schon vor langer Zeit eine einfache Lösung gefunden und zur religiösen Pflicht erhoben: das Ritual des Kerzenanzündens vor der Dämmerung. Über den korrekten Zeitpunkt für das Anzünden der Kerzen ist man sich in der jüdischen Welt einig: 18 Minuten vor dem vorausberechneten Sonnenuntergang. Eine klare Sache, wenn man die Korrekturen für arithmetische Rundungsfehler, atmosphärische Brechungseffekte, lokale meteorologische Bedingungen und eventuelle Gangfehler der Hausuhr vernachlässigt. Doch in der Regel brennen die Kerzen rechtzeitig und tragen ihr warmes Licht über die Grenze der Nacht. Eine praktikable einfache Regel für den Beginn lautete: Der Sabbat geht zur Neige, wenn am Samstagabend die ersten drei Sterne am Himmel zu sehen sind. |
Jesus heilte „viele“ (Mk 1,34) oder gar „alle“ (Mt 8,16). Es gab keine unheilbaren Fälle – auch war es für niemand zu spät – niemand war unveränderlich dem Tod geweiht. Der Evagelist Markus betont, dass Jesus viele und verschiedene Kranke heilte. Dabei wird deutlich der Unterschied zwischen Besessenen und anderen Leidenden gemacht. Der Evangelist Lukas schildert wie von einem Arzt zu erwarten ist: die Kranken werden von Nahestehenden gebracht, liebevoll wird jeder einzelne von Jesus empfangen, den Patienten werden die Hände aufgelegt und sie werden geheilt. Weder hier noch an anderen Stellen wird von Massenheilungen gleichzeitig berichtet, immer legt Jesus einzelnen Kranken die Hände auf, oft mit einer konkreten Frage verbunden: „was willst du, dass ich dir tun soll“ oder; „glaubt ihr, dass ich das tun kann?“ (Mk 10,51; Mt 9,28). Auch Lukas unterscheidet deutlich die Besessenen von anderen Kranken. Die Dämonen lies er dabei nicht reden, da er keine Worte (auch keine Werbung) von Seiten seines Erzfeindes: Satan hören wollte. Auf die Frage warum, die unreinen Geister Jesus als Gottes Sohn und Christus erkennen und ihn offenbaren, oder offenbaren wollen, könnte man antworten:
Eine wichtige Regel im Befreiungsdienst heute sollte beachtet werden: Keine Diskussionen mit den unreinen Geistern, denn alles, was sie sagen, sagen sie zu ihrem eigenen Vorteil. Sie vertuschen die Wahrheit, oft mit sogar richtigem und frommem Gerede.
In diesen Heilungen sieht der Evangelist Matthäus, inspiriert vom Heiligen Geist, die Erfüllung einer alttestamentlichen Prophezeiung: „Jedoch unsere Leiden – er hat sie getragen, und unsere Schmerzen – er hat sie auf sich geladen“. (Jes 53,4). Diese Worte hatte Jesaja vor 722 v. Chr. gesprochen – doch sie gingen weit über seinen damaligen Horizont hinaus.
„In der erhaltenen rabbinischen Literatur tritt die Auslegung von Jes 53 auf den Messias erst seit dem 3. nachchristlichen Jahrhundert hervor; ihr bedeutendster Repräsentant ist hier der Prophetentargum. Neben der messianischen Auslegung geht die Deutung auf die Gerechten einher. Verhältnismäßig spät macht sich eine dritte Auffassung geltend. Diese jetzt im Judentum herrschende Auslegung hat zwar bereits in der Zeit des Origenes Vertreter gehabt, lässt sich aber für uns quellenmäßig erst seit Rabbi Schlomo ben Jizchak genannt: Raschi (gest. 1105 in Troyes) belegen … Rabbi Raschi legt die Frage von Jes 53,1 den Völkern der Welt in den Mund, die erst Israel für ein von Gott verworfenes Volk angesehen haben und nun erkennen, dass das Volk alle Leiden erduldet hat, nur um die Sünden der Weltvölker zu sühnen“ (Strack-Billerbeck1982, 481-485).
Ein weiterer Grund einmal den Studienort Raschi’s: Worms zu besuchen. Dort gibt es ein Raschi-Haus (Museum für jüdisches Leben in der Stadt).
Die Worte Jesajas klingen für uns so, als wären sie auf dem Hügel Golgatha angesichts der Schmerzen von Jesus gesprochen. Auf dem ersten Blick kann man den Eindruck gewinnen, als würde Matthäus über die Patienten von Jesus und Jesaja über das Leiden von Jesus sprechen. Doch dies ist kein Gegensatz, denn genau durch das Leiden von Jesus werden die Leidenden dieser Welt auf ewig geheilt.
Doch soll hier die Frage sehr deutlich gestellt werden: In welcher Weise trug Jesus unsere Leiden und Schmerzen:
In Jesaja 53,5 lesen wir: „(…) um unserer Vergehen willen (…)“. Letztlich ist jedes Leid auf die Ursünde der Menschheit: „Wir können ohne Gott leben!“ zurückzuführen. Die konkrete und direkte Verbindung zwischen Sünde und Leid/Krankheit wird uns allerdings nur selten offenbart – so sollten wir hier sehr zurückhaltend bleiben.
„Dass Jesaja den Schwerpunkt jedoch auf die körperliche Wiederherstellung in der messianischen Zeit und den Zusammenhang zwischen körperlicher und geistlicher Heilung in der jüdischen Überlieferung legt (Jes 33,24), lässt den Schluss zu, dass Matthäus hier ebenfalls an den Aspekt körperlicher Heilung denkt. Das Kommen von Jesus markiert den Beginn der messianischen Ära, da Jesus den Menschen bestimmte Wohltaten dieser Ära schon vor dem Kreuz zugänglich macht“ (Keener 1998, 91).
Dieser enge Zusammenhang zwischen geistlichem und körperlichem Heil lässt uns in tieferen Schichten der Details des Reiches Gottes blicken. Das geistliche und körperliche Heil stehen hier in einem inneren Zusammenhang. Jesus trennt geistliche und sozialdiakonische Arbeit nicht künstlich – es ist eins! Jesus kommt und bringt Hoffnung, Heilung, Leben…! Was für ein Abend! Doch denken wir daran, dass solche offensichtlichen Zuwendungen Gottes als Gnadengaben, beinhalten auch eine große Verantwortung (Lk 10,15).
Die Nachricht von den Wunderwerken in Kapernaum, erreicht auch Nazaret (Lk 4,23). Dieser Heilungsabend in Kapernaum unterstreicht die Aussage des Evangelisten Johannes, dass Jesus noch viele andere Zeichen tat, die nicht im Einzelnen aufgeschrieben wurden (Joh 20,30).
Fragen / Aufgaben:
(Bibeltexte: Mt 4,18-22; Mk 1,16-20; Lk 5,1-11) Weiterlesen
In diesem Abschnitt wollen wir die zeitlichen und auch inhaltlichen Aspekte betrachten. Denn beide Aspekte sind vom Text her vorgegeben.
3.4.1 Der zeitliche Aspekt – wann begann Jesus mit der Verkündigung des Evangeliums?
(Bibeltext: Mt 4,17; Lk 3,23)
Gleich im Anschluss an die Niederlassung von Jesus in Kapernaum, heißt es bei Mstthäus: „Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Denkt um, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.“ (Mt 4,17). Hier ist also der eigentliche Beginn des Verkündigungsdienstes von Jesus beschrieben. Die Frage nach dem Zeitpunkt des Beginns seiner Lehrtätigkeit ist berechtigt und eine Zeitbestimmung ist hier lohnend, ja sogar wichtig. Der Evangelist Lukas gibt das Alter von Jesus an und zwar zum Zeitpunkt des Beginns seines öffentlichen Dienstes. So schreibt er: „Und er selbst, Jesus, war ungefähr dreißig Jahre alt, als er auftrat (…).“ (Lk 3,23). Auch Johannes der Täufer beginnt seinen Dienst (als Priestersohn) mit etwa dreißig Jahren. Ursprünglich hatte Gott für die Priester als Dienstbeginn für das öffentliche Amn der Priester, das Alter von dreißig Jahren festgesetzt (4Mose 4,3.23.30.35.39.43.47) und ihr aktiver amtlicher Dienst endete mit fünfzig Jahren. Daher nehmen wir an, dass Johannes und Jesus, entsprechend der ursprünglichen Anforderung, mit dreißig Jahren ihren öffentlichen Dienst begannen. Übrigens war dieses Alter eines von drei Voraussetzungen, um im Hohen Rat (Synedrium) Mitglied zu werden. Ungefähr (gr. ώσεί, – ösei) dreißig in Lukas 3,23 bedeutet, knapp dreißig. Der Historiker Lukas scheint zu unterscheiden zwischen darunter, genau und darüber. Aufgrund der Vergleiche der zeitlichen Angaben in seinen zwei Berichten, kann man mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit sagen, dass Jesus bei seinem Dienstbegeginn noch nicht ganz dreißig Jahre alt war. (Siehe Exkurs „Zeitangaben“ im Anhang).
Ausgehend von der Zeitangabe des Lukas in Kapitel 3,1ff: „Im fünfzehnten Jahr der Regierung des Tiberius Caesar“, beginnt Johannes mit seiner Tauftätigkeit – frühestens im Herbst 28 oder spätestens im Frühjahr 29 n. Chr.. Tiberius trat seine Herrschaft am 19. August des Jahres 14 n. Chr. an. Rechnet man 14 volle Jahre nach vorne, kommt man in den Sommer des Jahres 28 n. Chr. Das fünfzehnte Jahr des Tiberius begann also am 19. August 28 n. Chr..
Für den Beginn der Tauftätigkeit des Johannes müssen auch die jahreszeitlichen, bzw. die klimatischen Verhältnisse in Palästina berücksichtigt werden. Gut möglich, dass Jesus etwa ein halbes Jahr später sich von Johannes im Jordan taufen ließ und nach etwa zwei Monaten in Kapernaum öffentlich mit der Verkündigungstätigkeit begann. Der sechsmonatige Altersunterschied zwischen Johannes und Jesus, welcher von dem Engel Gabriel so deutlich unterstrichen wird, könnte in diesem Zusammenhang als Anhaltspunkt gewertet werden (Lk 1,26).
In der Apostelgeschichte 13,25 macht der Apostel Paulus Jahre später eine interessante und aufschlussreiche Zeitangabe im Zusammenhang der Wirksamkeit des Johannes. Er sagt: „Als aber Johannes seinen Lauf erfüllte, sprach er: was ihr meint, dass ich sei, bin ich nicht, sondern siehe, es kommt einer nach mir“. Die Aussage „seinen Lauf erfüllte“, meint nicht das Ende seines Dienstes generell, sondern den Höhepunkt seiner Berufung, denn zum Zeitpunkt dieser Aussage war Jesus noch nicht getauft (Mt 3,11; Lk 3,16; Joh 1,20). Der Höhepunkt im Dienst von Johannes war, den Messias Jesus dem Volk Israel bekannt zu machen (Joh 1,31). Daher kann man die Zeit zwischen Frühling bis Spätsommer des Jahres 29 n. Chr. für den Beginn des öffentlichen Auftretens von Jesus annehmen.
Fragen / Aufgaben:
3.4.2 Das Hauptthema der Verkündigung von Jesus
(Bibeltexte: Mt 4,17; Mk 1,15)
Inzwischen ist Jesus kein Unbekannter mehr. Seine öffentliche Taufe und das Zeugnis über ihn durch Johannes den Täufer am Jordan haben ihn in kurzer Zeit weithin bekannt gemacht. Der Evangelist Lukas schreibt: „(…) und die Kunde von ihm ging aus in die ganze Umgegend.“ (Lk 4,14b). Das Hauptthema und der Hauptinhalt der Predigten von Jesus lautete: „Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist nahe gekommen. Denkt um und glaubt an das Evangelium.“ (Mk 1,15). Das griechische Wort `,ευανγέλιον – evangelion` bedeutet gute Nachricht, frohe Botschaft. Die Begriffe „Reich Gottes“ (Lukas 32 mal) und „Reich der Himmel oder Himmelreich“ (Matthäus 31 mal) sind austauschbar und ergänzen einander. Matthäus hat mit Vorliebe den Himmelreichsbegriff verwendet und definiert damit das Reich Gottes nicht nur als vom Himmel kommend, sondern auch als nicht von dieser Welt. Christus ist gekommen die Herrschaft Gottes in dieser Welt aufzurichten. In seiner Person bricht die Herrschaft Gottes ganz real an. Diese anbrechende Herrschaft Gottes wird als die Frohe Botschaft verkündigt und gelebt. In jedem Wort und jeder Tat von Jesus offenbart sich Gottes Herrschaft.
Auffallend sind die Unterschiede und das Gleichbleibende (Kontinuität und Diskontinuität), wenn wir die Qualität des Reiches Gottes, offenbart im historischen Israel, mit der Qualität des Reiches Gottes, offenbart in Jesus, vergleichen. Beide Reiche sprechen von dem gleichen Bundesgott JAHWE und dem einen Heilsplan, darum kann man auch von dem einen Reich Gottes, dem einen Heilsbund Gottes sprechen. Doch auch die Unterschiede wollen wir sehen. Das Reich Israel ist zeitlich und auch räumlich begrenzt und der Qualität nach oft physisch-materieller Natur. Das Reich Gottes, das Jesus persönlich verkörpert und verkündigt, ist jedoch ein ewiges, himmlisches, göttliches Reich (Lk 1,31-33) also nicht von dieser Welt (Joh 18,36), nicht materiell physisch. Es wirkt sich aber sehr positiv und heilsam auf das Materielle/Physische (Schöpfung/Mensch) aus (Lk 17,21; Röm 14,17).
Dieses göttliche Reich kann nur der erfahren, der in dieses Reich eingeht, indem er umdenkt. In Johannes 3,3.5 sagt Jesus, dass nur durch eine Geburt von oben, bzw. Geburt durch Wasser (Wort Gottes) und Geist (Gottes Geist), kann ein Mensch das Reich Gottes sehen oder erfahren.
Für `denkt um` steht im griechischen das Verb `,μετανοίτε – metanoite` und meint eine Veränderung, bzw. Umkehr im Denken. Von Kindheit an wird der Mensch durch seine gefallene Natur in seinem Denken negativ beeinflusst und geprägt. Bereits bei Kindern bemerken wir, wie ungehemmt das Innere nach außen dringt. Sie geben sich, wie sie sind, mal ganz lieb, freundlich mitteilsam und ein andermal können sie sich sehr boshaft bis brutal benehmen. Erwachsene Menschen lernen im Laufe der Zeit ihr wahres Inneres zu verbergen. Dieses verformte Denken wirkt sich negativ auf das Verhalten und das Handeln aus. Durch verschiedene Einflüsse im Elternhaus, durch die jeweiligen gesellschaftlichen Ideologien, religiöse Prägungen, wird das Menschliche Denken geformt.
Gerade hier in der Schaltzentrale des Menschlichen Herzens setzt Jesus an. Überdenken, umdenken, aber in welche Richtung?
Jesus verwendete mehr als drei Jahre, um durch Predigt, Lehre, Gleichnisse, Beispiele, Bilder, sowie durch konkrete Handlungen, Menschen den Wert und die Notwendigkeit der NEUE Denkweise zu erklären. Denn „Das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes. Von da an wird das Evangelium vom Reich Gottes gepredigt, und jedermann drängt sich mit Gewalt hinein.“ (Lk 16,16). In dieser Frohbotschaft wird der Wille Gottes offenbart, denn er will das alle Menschen gerettet werden (1Tim 2,4). Dies wird möglich durch den Glauben an Jesus den Gesalbten und Gesandten Gottes (Joh 3,16-17).
Fragen / Aufgaben:
(Bibeltexte: Mt 4,13-16; 9,1; Joh 2,12; Mk 1,16) Weiterlesen
(Bibeltext: Joh 2,1-12) Weiterlesen
„War der Apostel Paulus auch auf der Insel Thassos?“ Diese Frage wurde mir bereits mehrmals gestellt. Dieser Frage gehen wir später nach, doch zunächst einige Einblicke und Beschreibungen dieser faszinierenden und wunderschönen Insel.
Abbildung 1 Thassos – in der Antike von großer Bedeutung. Die Bevölkerung der Insel verteilt sich heute in den etwa 24 bewohnten Ortschaften, wobei ein großer Teil in der Hauptstadt Limenas wohnt. (Foto: am 21. August 2017).
Über diese Insel kann man vieles aus den Reiseführern oder dem Internet erfahren. Wer aber zum fünfundzwanzigsten mal diese einzigartige griechische Insel besucht, spricht nicht nur über sie, sondern für sie. Doch wollen wir bescheiden bleiben, denn inzwischen leben viele Deutsche ganz oder zeitweise auf der Insel. Man kauft meist ein altes, renovierungsbedürftiges Häuschen (Bauruine), baut es aus, legt einen Garten an, genießt das milde, trockene Klima, knüpft Kontakte zu einheimischen Griechen oder sucht Gleichgesinnte Menschen, welche die gleiche Sprache sprechen. Man ärgert sich gelegentlich über die enorme Bürokratie bei den Behörden und darüber, dass vieles sehr langsamer geht als in der Heimat. Gleichzeitig genießt man das unkonventionelle Verhalten der Insulaner. Freundlich, sporadisch, hilfsbereit ist man zumindest dem Äußeren nach, ins Herz lässt ein Grieche sich nicht so schnell schauen. Doch ist auch Nüchternheit geboten, solange die Ausländer Geld ins Land bringen, Einkaufen, ist man beliebt., aber wie überall gibt es auch Menschen, die dem Anderen das Bessere Teil nicht gönnen. Letzteres Verhalten richtet sich aber gegen Jedermann.
Abbildung 2 Sonnenaufgang in der Passage zwischen Thassos und Thassopoula während der Segeltour „Auf den Spuren des Ap. Paulus“ von Kavala nach Samothrake (Foto: 30. August 2009).
Wer sich im Osten der Insel aufhält, sieht wunderschöne Sonnenaufgänge über dem Meer. Der Blick reicht bis zu den südöstlichen Ausläufern der Rodopen im Nordosten Griechenlands. Ebenso deutlich erkennbar das Delta des Wasserreichen Flusses Nestos, welcher im Rilagebirge (Bulgarien) seinen Ursprung nimmt und dort Mesta heißt.
Abbildung 3 Die sagenumwobene Insel Samothrake südöstlich von Thassos gelegen, erhebt sich aus dem Ägäischen Meer bis auf über 1600 Meter. Sie ist mehr bekannt wegen ihrem geheimnisvollen Kult im antiken Kabirenheiligtum. Weniger bekannt ist sie wegen dem Aufenthalt des Apostels Paulus auf seiner 2. Missionsreise (Foto: 27. August 2015).
Der Osten der Insel ist weniger besiedelt als der Norden und Westen, doch hat er andere Reize – wunderschöne Buchten, die zum Baden einladen, zum Beispiel die etwa drei Kilometer breite Bucht von Skala Potamia und Skala Panagia. Der feine Sandstrand Paradise, südlich des Dorfes Kinyra ist nicht nur an Wochenenden stark besucht.
Abbildung 4 Die kleine sehr grüne aber auch unbewohnte Insel Kinyra im Osten von Thassos liegt gegenüber dem gleichnamigen Ort. Die langgestreckte Insel schützt die Ortschaft vor winterlichen Stürmen aus östlicher Richtung. Wegen der malerischen Lage, ist Kinyra ebenso ein beliebter Ferienort für viele Touristen geworden. Die Ferienhäuser, Studios und Apartments liegen in den Olivengärten zwischen der Fahrstrasse und dem Meer verstreut (Foto 24. Juli 2008).
Der Blick auf die vorgelagerte grüne Insel Kinyra.ist angenehm fürs Auge.
Wer jedoch im Westen der Insel wohnt, bekommt die unterschiedlichsten Sonnenuntergänge zu sehen, allerdings geht die Sonne nicht am Meereshorizont unter, sondern über dem Pangaiongebirge auf dem gegenüberliegenden Festland. Bei klarer Sich (meist nach einem Regentag) sieht man sogar die einzelnen weissen Häuser von Kavala. Ebeso das Festland bis zum östlichen Finger der Chalkidiki.Besonders der Nordwestliche Teil bietet mehrere Strände zum Baden, meist flachabfallend und daher auch gut für Kinder geeignet.
Die Nähe zum Thrakischen und Mazedonischen Festland begünstigt diese Insel in jeder Beziehung. Es gibt sehr gute Schiffsverbindungen vom Hafen in Keramoti nach Limenas sowie Kavala nach Skala Prinou. Der Flughafen für Thassos liegt glücklicherweise auf dem Festland zwischen Keramoti und Kavala, damit ist die Insel fast frei von Fluglärm.
Abbildung 6 Ein teurer, lärmender, umweltverschnutzender, zeitaufwendiger Rasenmäher? Fehlanzeige! Diese Arbeit versehen die Schafe, so grasen sie mal in einem Olivenhain, mal in einem anderen, je nach Grasbewuchs (Foto am 11. August 2017).
Die Landwirtschaftlichen Produkte werden frisch vom Festland aus auf die Insel gebracht, wobei auch vieles hier angebaut wird und hervorragend wächst. Zu nennen wäre da der Olivenölreichtum, oder der spezifische Thassoshonig von Pinien und Blumen. Da der Olivenbaum die Haupteinnahmequelle aus der heimischen Landwirtschaft darstellt, wird diesem später ein besonderes Kapitel gewidmet. Wegen des Wasserreichtuns und trotz mehrerer Waldbrände, ist die Insel sehr grün und bietet genug Nahrung für die vielen Tausenden Schafe und Ziegen. Beliebt ist daher auch das Lamm- und Ziegenfleisch sowohl bei Einheimischen als auch bei den Gästen. Sonstige landwirtschaftliche Erzeugnisse von Obst und Gemüse werden nicht großflächig auf Plantagen, sondern eher in den Privatgärten angebaut.
Wer etwas erfahren will über die Ausbreitung des christlichen Glaubens auf der Insel Thassos, hat folgende Möglichkeiten.
Aus den Berichten der Reisen des Apostels Paulus lässt sich die Missionierung auf der Insel immerhin indirekt ableiten. Doch um welche Anhaltspunkte und welche Texte handelt es sich, die darüber berichten? Der Arzt, Hstoriker und Evangelist Lukas schreibt in seiner zweiten Schrift, `die Taten der Apostel`:
Und Paulus sah eine Erscheinung bei Nacht: Ein Mann aus Makedonien stand da und bat ihn: Komm herüber nach Makedonien und hilf uns! Als er aber die Erscheinung gesehen hatte, da suchten wir sogleich nach Makedonien zu reisen, gewiss, dass uns Gott dahin berufen hatte, ihnen das Evangelium zu predigen. Da fuhren wir von Troas ab und kamen geradewegs nach Samothrake, am nächsten Tag nach Neapolis und von da nach Philippi, das ist eine Stadt des ersten Bezirks von Makedonien, eine römische Kolonie. Wir blieben aber einige Tage in dieser Stadt. (Apg 16,9-12).
Es war etwa Spätsommer des Jahres 49 n. Chr. als der Apostel Paulus das Gesicht in Alexandrea Troas hatte. Hier wird der gleiche griechische Begriff `örama –orama` verwendet, wie bei Vision die Petrus gezeigt wurde (Apg 11,5). Es handelt sich also nicht um einen Traum, sondern eher um eine Vision, die ihm von Gott her gezeigt wurde. Im Deutschen gibt es das zusammengesetzte Wort `Schauinsland` gleich einem Pan-orama-blick. Hier zeigt Gott dem Apostel einen kleinen Ausschnitt aus der Gesamtperspektive der Weltmission. Überzeugt von dem Ruf Gottes nach Mazedonien zu kommen, suchten Paulus und seine Mitarbeiter Silas, Timotheus und Lukas nach der nächsten Gelegenheit, um mit dem Schiff nach Neapolis zu reisen. Die Route führte sie in einer Tagesetappe zunächst zur Insel Samothrake. In Paläopoli, der antiken Hafenstadt übernachteten sie.
Abbildung 7 In der Schiffspassage zwischen Thassos und der kleinen Insel Thassopoula weht immer ein Wind, daher ist sie beliebt bei den Seglern (Foto: 27. August 2017).
Am darauffolgenden Tag stand ihnen eine Etappe von etwa 100 Kilometern in nordwestlicher Richtung bis Neapolis (heute Kavala) bevor. Es herrschten günstige Wetter- und Windverhältnisse, weil sie bereits am Abend in dem Hafen von Neapolis eintrafen. Auf ihrem Weg mussten sje die, nur etwa 4½ Kilometer breite Schiffspassage zwischen Thassos und Thassopoula durchfahren. Ob die Thassiten den Völkerapostel auf dem vorbeifahrenden Segelschiff sahen, ist unwahrscheinlich, aber der Apostel sah die Insel, die in der Antike eine berühmte und besondere Hafeneinfahrt besaß.
Abbildung 8 Kein Schiff konnte ungesehen die Wasserstrasse zwischen dem Hafen von Thassos-Stadt und der gegenüberliegenden Insel Thassopoula passieren (Foto 26, August 2016).
Was immer wir dem Apostel zuschreiben können ist, dass er ein Mann des Gebets war. Bei durchschnittlicher Sicht, hatte er diese Insel seit der Abfahrt von Samothrake im Blick. Von den Schiffsleuten, welche diese Routen regelmäßig befuhren, konnte er die Geschichte der Insel erfahren haben. Der schneeweise Marmor wurde bereits jahrunderte lang auf der Insel gebrochen, herausgesägt und exportiert. Ebenso war Thassos für seine Goldminen berühmt.
Zu beachten ist auch, dass der Apostel Paulus zwischen seinem ersten Mazedonienbesuch, wie in Apostelgeschichte 16 beschrieben und seinem letzten, wie in Apostelgeschichte 20 beschrieben (siehe weiter unten), noch einmal Mazedonien besuchte und zwar von Ephesus aus. Diese Reise ist in die Zeit der Asienmission und zwar in den Jahren 53-57 einzuordnen, so der Apostel in seimem ersten Brief an Timotheus: „Wie habe ich dich ermahnt, in Ephesus zu bleiben, als ich nach Makedonien zog, damit du einigen gebietest, dass sie nicht anders lehren,“ (1Tim 1,3). Im gleichen Brief schreibt der Apostel: „Dies schreibe ich dir und hoffe, bald zu dir zu kommen; wenn ich aber erst später komme, sollst du wissen, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit.“ (1Tim 3,14-15). Diese Texte aus dem Leben und dem Dienst des Apostels geben Anlass zur Annahme, dass er die Schiffsroute Alexandrea Troas – Neapolis nahm und entsprechend zum wiederholten Male an Thassos vorbeigefahren ist.
Ein weiterer Text des Evangelisten Lukas, der über Thassos etwas indirektes aussagt, ist in der Apostelgeschichte 20,1-6:
Als sich die Empörung gelegt hatte, rief Paulus die Jünger zu sich und tröstete sie, nahm Abschied und brach auf, um nach Makedonien zu reisen. Und als er diese Gegenden durchzogen und die Gemeinden mit vielen Worten ermahnt hatte, kam er nach Griechenland und blieb dort drei Monate. Da ihm aber die Juden nachstellten, als er zu Schiff nach Syrien fahren wollte, beschloss er, durch Makedonien zurückzukehren. Es zogen aber mit ihm Sopater aus Beröa, der Sohn des Pyrrhus, aus Thessalonich aber Aristarch und Sekundus und Gaius aus Derbe und Timotheus, aus der Provinz Asia aber Tychikus und Trophimus. Diese reisten voraus und warteten auf uns in Troas. Wir aber fuhren nach den Tagen der Ungesäuerten Brote mit dem Schiff von Philippi ab und kamen am fünften Tag zu ihnen nach Troas und blieben dort sieben Tage.
Aus diesem Text kann folgendes abgeleitet werden:
Abbildung 9 Reste der westlichen Hafenmole in Paläopoli der Hauptstadt der Insel Samothrake in der Antike. Direkt oberhalb des Hafens befand sich das Kabierenheiligtum. Spärliche Überreste der Unterstadt mit den Ruinen einer frühchristlichen Basilika sind rechts der Strasse von Kamariotisa nach Therma zu besichtigen (Foto: 1. September 2009).
Um von Troas (gemeint ist in allen Texten die Hafenstadt Alexandrea Troas) nach Mazedonien zu gelangen, eignet sich die Schiffahrt am besten. Unterwegs ist wieder die Insel Samothrake dann bis nach Neapolis. Von dort ging es über Land nach Philippi und weiter auf der Via Egnatia über Amphipolis und Apolonia nach Thessaloniki.
Die letzte Etappe der Schiffsreise ist uns bereits aus Apostelgeschichte 16,10-11 bekannt. Demnach wäre der Apostel bereits zum zweitenmal an Thassos vorbeigesegelt.
Ausdrücklich beschreibt der Evangelist Lukas die Schiffspassage von Philippi (vom Hafen Neapolis) nach Alexandrea Troas. Diese Passage interessiert uns besonders, da sie zu dieser Jahreszeit (kurz nach dem Passah) dafür fünf Tage benötigten. Dies gibt uns einen Einblick in die Wind- und Wetterverhältnisse während jener Fahrt. Wenn der Wind ungünstig, die See unruhig oder gar stürmisch war, mussten sie sich entweder:
Folgende Häfen lagen entlang der Route bis Samothrake:
Obwohl diese Überlegungen sehr vage sind, ist ein kurzer Aufenthalt auf Thassos oder wenigstens eine Übernachtung im Hafen von Limenas möglich.
Zwar ist von einem direkten Missionsdienst des Paulus auf den in der Apostelgeschichte erwähnten Inseln (Rodos, Kos, Samos, Chios, Mitylene, Samothrake) nichts erwähnt, aber was ist von dem Apostel zu denken, der ununterbrochen die Verkündigung des Evangeliums unter den Völkern im Kopf und Herzen hatte. Gott hat verheißen, dass auch die Inseln von ihm erreicht werden, so in Jesaja 51,5: „Denn meine Gerechtigkeit ist nahe, mein Heil (Rettung) tritt hervor, und meine Arme werden die Völker richten. Die Inseln harren auf mich und warten auf meinen Arm.“
Demnach wäre der Gebetsdienst (die Fürbitte) des Apostels und seiner Mitarbeiter als Vorbereitung für die spätere Missionierung der Insel Thassos anzusehen. Wann und durch wen die Botschaft des Evangeliums auf Thassos verkündigt wurde ist nicht leicht festzustellen. Sicher ist: das Evangelium kam nach Thassos. Möglicherweise durch das Zeugnis der Gläubigen aus der Gemeinde in Philippi.
In den Jahrhunderten vor und nach der Zeitenwende erlebte Thassos seine Blütezeit. Die vielen und eindrucksvollen Funde der Archäologen können in hohem Maße im Stadtgebiet von Limenas besichtigt werden. Auch die teilweise erhaltene Stadtmauer und das Theater geben Zeugnis von der wirtschaftlichen und politischen Größe der Insel Thassos. Ebenso von großer Bedeutung war der antike Hafen. Von Bedeutung für unser Thema sind die vielen entdeckten christlichen Kirchen aus römischer und byzantinischer Zeit.
Abbildung 10 Die Apostelkirche wurde inmitten der Fundamente einer antiken christlichen Basilika erbaut (Foto: 26. August 2016).
Diese kleine aber weithin sichtbare Kapelle auf dem Kap Evraikastro, umgeben gut erhaltene Fundamente einer frühchristlichen Basilika aus dem 5/6. Jahrhundert. Die Apsis, nach Osten ausgerichtet, ist noch gut erhalten. Der Ort lädt zum Verweilen ein. Bei klarer Sicht ist die Insel Samothrake in südöstlicher Richtung gut erkennbar. Man sieht gut bis ins Nestosdelta rüber und sogar bis nach Abdyra.
Abbildung 11 Im heutigen Stadtkern von Limenas, auf dem Platz des 28. Oktovriou wurden 1930 bei Bauarbeiten Fundamentreste der sogenannten Kreuzförmigen Basilika entdeckt. Die Archäologen datieren diese frühchristliche Basilika in das 6. Jahrhundert (Foto: 28. August 2011).
Die Apsis ist gut erkennbar und mehrere Säulen und Säulenstümpfe sind erhalten. Ein in Stein gemeißeltes Kreuz bestätigt den sakralen Charakter des Gebäudes. Die frühesten offiziellen Hinweise auf das Christentum in Thassos ist die Erwähnung der Teilnahme des Bischofs von Thassos an dem Konzil von Nicäa 325 und von Chalcedon 451. Dies bedeutet aber auch, dass es schon lange vorher auf der Insel Christen gab. Auch wenn man feststellt, dass sich das Evangelium zuerst in den Provinzzentren ausbreitete, so kann doch angenommen werden, dass es nicht Jahrhunderte, sondern etliche Jahre oder vielleicht höchstens Jahrzehnte dauerte, bis es auch auf dem Land und eben auch bis auf die Inseln gelangte. Die Beobachtung des Apostels Paulus in seinem ersten Brief an die Gläubigen in Thessalonich: „Denn von euch aus ist erschollen das Wort des Herrn nicht allein in Makedonien und Achaia, sondern an allen Orten hat sich euer Glaube an Gott ausgebreitet, sodass es nicht nötig ist, dass wir darüber etwas sagen“ (1Thes 1,8) ässt den Schluß zu, dass es auch ähnlich von den Gläubigen in Philippi gesagt werden könnte. Denn die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Thassos und dem Festland waren offensichtlich, auch über den Philippi-Hafen Neapolis. Das Evangelium ist nicht nur auf direktem missionarischen Wegen ausgebreitet worden.
Heute gibt es auf der Insel in jedem Ort mindestens eine orthodoxe Kirche. In Strassennähe oder besonders in den Bergen, auf bestimmten Höhen, zw. Aussichtsplatformen stehen Kapellen, die einem der sogenannten Heiligen gewidmet sind. Ebenso gibt es auf der Insel 2 Klöster, von denen das dem Erzengel Michael gewidmete das bedeutendere ist. Damit wird die Jahrhunderte alte Tradition gepflegt.
In Limenas gibt es seit 2001 eine Versammlung von bekehrten Menschen, die sich zu Gottesdiensten, Bibel- und Gebetsstunden treffen. In zwei Orten findet auch jeweils ein Hauskreis statt. Im Ort Prinos versammeln sich etwa drei Familien und halten Versammlungen im Sinne einer Pfingstgemeinschaft. Die Evangelisierung unter Menschen, die in der festen Tradition der Landeskirche aufgewachsen sind, ist äußerst schwierig. Eine Abkehr von der Heiligenverehrung,
Marienkult und anderen Traditionen, die zum Teil heidnischen Ursprungs sind und eine Umkehr zu Christus, wird fast einem Verrat an der Kirche gleichgesetzt.
Fortsetzung folgt
Müde vom Tagesausflug nach Amphipolis, schlief ich auf einer Holzbank des oberen Decks bei der Überfahrt von Kavala nach Skala Prinou, als meine Frau mich weckte.
Abbildung 12 Faszinierend – der Vollmond geht über dem Meer auf. Dies bekommen nicht alle Insulaner zu sehen. Wer im Westen der Insel Thassos lebt oder Urlaub macht, sieht dieses Schauspiel nicht (Foto: 6. September 2016).
Während Sonnenauf- und Untergänge täglich zu sehen sind, kommt es nur jede 4 Woche vor, dass der Vollmond über dem Meer aufgeht und seine Absrahlung auf dem Wasser widerspiegelt wird. Das Auge kann sich nicht satt sehen und ein Schnappschluß reicht nicht, um die vielen sich veränderten Farbnuancen einzufangen. Was fü eine Kettenreaktion – die Sonne – der Mond – unser Auge – und was es in uns auslöst – Faszination und staunende Anbetung des Schöpfers.
In der Sommerzeit, wenn die Verdunstung des Meereswassers hoch ist, sind Tage mit klarer Sicht selten.
Abbildung 13 Der Blick nach Kavala von der Terrasse der Prophitis Ilias Kirche in Sotiros (Foto_ 31. August 2017).
Meist nach einem Gewitter, oder starken Wind vom Norden, klart die Luft auf. An solchen Tagen sieht man schemenhaft die Häuser von Kavala am Festland. Es sind immerhin etwa 20 Kilometer Luftlinie bis dahin. Da sieht man nicht nur deutlich die vorgelagerte Bohrinsel, sondern jedes Schiff, auch die kleineren Boote sind von der Terrasse der `Prophitis Elias` Kirche in Sotiros zu erkennen.
Abbildung 14 In der Kirche `Profitis Ilias` in Sotiros scheint die Zeit stehen geblieben zu sein (Foto: 31. August 2017).
Im Schatten der Pinienbäume schmecken Tiropita, Tomaten und Trauben besonders gut. Ein Ort der Ruhe und Entspannung. Man hat den Eindruck, dass die Orthodoxe Kirche für ihre Gotteshäuser die schönsten Plätze und Orte ausgesucht hat. Wenn man aber genauer hischaut, stehen diese Gebäude häufig auf Fundamenten älterer Gotteshäuser aus dem frühen Mittelalter oder gar aus der Spätantike. Jene fundamente lassen erkennen, dass hier in vorchristlicher Zeit heidnische Tempel gestanden haben. Das alles regt zum Nachdenken an.
Thassos – die Smaragdgrüne Insel in der Nordägäis
„War der Apostel Paulus auch auf der Insel Thassos?“ Diese Frage wurde mir bereits mehrmals gestellt. Dieser Frage gehen wir später nach, doch zunächst einige Einblicke und Beschreibungen dieser faszinierenden und wunderschönen Insel.
Abbildung 1 Thassos – in der Antike von großer Bedeutung. Die Bevölkerung der Insel verteilt sich heute in den etwa 24 bewohnten Ortschaften, wobei ein großer Teil in der Hauptstadt Limenas wohnt. (Foto: am 21. August 2017).
Über diese Insel kann man vieles aus den Reiseführern oder dem Internet erfahren. Wer aber zum fünfundzwanzigsten mal diese einzigartige griechische Insel besucht, spricht nicht nur über sie, sondern für sie. Doch wollen wir bescheiden bleiben, denn inzwischen leben viele Deutsche ganz oder zeitweise auf der Insel. Man kauft meist ein altes, renovierungsbedürftiges Häuschen (Bauruine), baut es aus, legt einen Garten an, genießt das milde, trockene Klima, knüpft Kontakte zu einheimischen Griechen oder sucht Gleichgesinnte Menschen, welche die gleiche Sprache sprechen. Man ärgert sich gelegentlich über die enorme Bürokratie bei den Behörden und darüber, dass vieles sehr langsamer geht als in der Heimat. Gleichzeitig genießt man das unkonventionelle Verhalten der Insulaner. Freundlich, sporadisch, hilfsbereit ist man zumindest dem Äußeren nach, ins Herz lässt ein Grieche sich nicht so schnell schauen. Doch ist auch Nüchternheit geboten, solange die Ausländer Geld ins Land bringen, Einkaufen, ist man beliebt., aber wie überall gibt es auch Menschen, die dem Anderen das Bessere Teil nicht gönnen. Letzteres Verhalten richtet sich aber gegen Jedermann.
Abbildung 2 Sonnenaufgang in der Passage zwischen Thassos und Thassopoula während der Segeltour „Auf den Spuren des Ap. Paulus“ von Kavala nach Samothrake (Foto: 30. August 2009).
Wer sich im Osten der Insel aufhält, sieht wunderschöne Sonnenaufgänge über dem Meer. Der Blick reicht bis zu den südöstlichen Ausläufern der Rodopen im Nordosten Griechenlands. Ebenso deutlich erkennbar das Delta des Wasserreichen Flusses Nestos, welcher im Rilagebirge (Bulgarien) seinen Ursprung nimmt und dort Mesta heißt.
Abbildung 3 Die sagenumwobene Insel Samothrake südöstlich von Thassos gelegen, erhebt sich aus dem Ägäischen Meer bis auf über 1600 Meter. Sie ist mehr bekannt wegen ihrem geheimnisvollen Kult im antiken Kabirenheiligtum. Weniger bekannt ist sie wegen dem Aufenthalt des Apostels Paulus auf seiner 2. Missionsreise (Foto: 27. August 2015).
Der Osten der Insel ist weniger besiedelt als der Norden und Westen, doch hat er andere Reize – wunderschöne Buchten, die zum Baden einladen, zum Beispiel die etwa drei Kilometer breite Bucht von Skala Potamia und Skala Panagia. Der feine Sandstrand Paradise, südlich des Dorfes Kinyra ist nicht nur an Wochenenden stark besucht.
Abbildung 4 Die kleine sehr grüne aber auch unbewohnte Insel Kinyra im Osten von Thassos liegt gegenüber dem gleichnamigen Ort. Die langgestreckte Insel schützt die Ortschaft vor winterlichen Stürmen aus östlicher Richtung. Wegen der malerischen Lage, ist Kinyra ebenso ein beliebter Ferienort für viele Touristen geworden. Die Ferienhäuser, Studios und Apartments liegen in den Olivengärten zwischen der Fahrstrasse und dem Meer verstreut (Foto 24. Juli 2008).
Der Blick auf die vorgelagerte grüne Insel Kinyra.ist angenehm fürs Auge.
Wer jedoch im Westen der Insel wohnt, bekommt die unterschiedlichsten Sonnenuntergänge zu sehen, allerdings geht die Sonne nicht am Meereshorizont unter, sondern über dem Pangaiongebirge auf dem gegenüberliegenden Festland. Bei klarer Sich (meist nach einem Regentag) sieht man sogar die einzelnen weissen Häuser von Kavala. Ebeso das Festland bis zum östlichen Finger der Chalkidiki.Besonders der Nordwestliche Teil bietet mehrere Strände zum Baden, meist flachabfallend und daher auch gut für Kinder geeignet.
Die Nähe zum Thrakischen und Mazedonischen Festland begünstigt diese Insel in jeder Beziehung. Es gibt sehr gute Schiffsverbindungen vom Hafen in Keramoti nach Limenas sowie Kavala nach Skala Prinou. Der Flughafen für Thassos liegt glücklicherweise auf dem Festland zwischen Keramoti und Kavala, damit ist die Insel fast frei von Fluglärm.
Abbildung 6 Ein teurer, lärmender, umweltverschnutzender, zeitaufwendiger Rasenmäher? Fehlanzeige! Diese Arbeit versehen die Schafe, so grasen sie mal in einem Olivenhain, mal in einem anderen, je nach Grasbewuchs (Foto am 11. August 2017).
Die Landwirtschaftlichen Produckte werden frisch vom Festland aus auf die Insel gebracht, wobei auch vieles hier angebaut wird und hervorragend wächst. Zu nennen wäre da der Olivenölreichtum, oder der spezifische Thassoshonig. Wegen des Wasserreichtuns und trotz mehrerer Waldbrände, ist die Insel sehr grün und bietet genug Nahrung für die vielen Tausenden Schafe und Ziegen. Beliebt ist daher auch das Lamm- und Ziegenfleisch bei den Gästen.
Fortsetzung folgt
Die Himmelfahrt ist die letzte Etappe im Werk Christi, das mit der Menschwerdung, also mit dem Verlassen des Himmels begonnen hatte und mit dem sich setzen zur Rechten der Majestät in den Himmeln, abgeschlossen war. Das Ereignis der Himmelfahrt ist durch Augenzeugen bestätigt und in zahlreichen Texten des Neuen Testamentes überliefert worden. In den Schriften des Alten Testamentes ist die Erhöhung des Christus angedeutet worden, so zum Beispiel in Psalm 110,1:
Der HERR sprach zu meinem Herrn: »Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache« (vgl. Mt 22,42-44).
Im Gespräch mit dem Pharisäer Nikodemus sagte Jesus von sich: „Und niemand ist gen Himmel aufgefahren (αναβεβηκεν – anabebeken) außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn.“ (Joh 3,13).
Jesus kam vom Vater und ging wieder zu ihm zurück. Er sprach am Vorabend seines Todes von der Vollendung des Werkes auf der Erde, welches der Vater ihm gegeben hatte, damit er es tue, so lesen wir in Johannes 17,4: „Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue.“ Er ist vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen und nun verlässt er wiederum diese Welt und geht zurück zum Vater (Joh 16.28).
Nach seiner Auferstehung, am ersten Tag der Woche begegnete Jesus der Maria aus Magdala, Maria der Mutter des Jakobus, Salome (sowie mindestens zwei weiteren Frauen) und beauftragte sie seinen Jüngern zu sagen: „Ich fahre auf (αναβαινω anabaino – steige auf) zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott.“ (Joh 20,17). Doch blieb Jesus noch vierzig Tage bei seinen Jüngern und offenbarte sich ihnen immer wieder an verschiedenen Orten und unter unterschiedlichen Umständen (Apg 1,3-8; Joh 20,1-21,25; Lk 24,1-51; Mt 28,1-20; Mk 16,1-8; 1Kor 15,3ff). Diese Zeit war ausgefüllt mit lehren über das Reich Gottes. Die letzten Anordnungen von Jesus an seine Jünger finden wir aufgeschrieben in Apostelgeschichte 1,4-8; Lukas 24,46-49; Matthäus 28,18-20.
Das für die Jünger sichtbare Ereignis der Himmelfahrt von Jesus ist nur von Lukas festgehalten worden (Lk 24,50-51; Apg 1,9-11). Doch bergen diese Texte in sich wichtige Details, welche wir der Reihe nach betrachten wollen.
Wenn wir dem Text des Matthäus folgen, dann könnte der Eindruck entstehen, dass Jesus von einem bestimmten Berg in Galiläa in den Himmel gegangen ist (Mt 28,7.10.16). Doch dieser Text sagt nichts aus über die Himmelfahrt von Jesus. Der Berg in Galiläa kann eher der Ort gewesen sein, wo mehr als 500 Brüder den Herrn auf einmal sahen (1Kor 15,6). Der historisch interessierte Evangelist Lukas, gibt als Ortsangabe für die Himmelfahrt einmal
Der Ölberg (etwa 816 Meter hoch) liegt zwischen Jerusalem im Westen und Betanien im Osten. Am Westhang des Ölbergs hat sich Jesus oft aufgehalten (Garten Getsemane) und nun wählt er diesen Berg, der etwa 60 Meter höer ist als der Tempelberg, um von dort aus in den Himmel zu seinem Vater zurückzukehren. Im Leben und dem Dienst von Jesus gibt es nichts Zufälliges, auch der Ort des Verlassens dieser Erde (dieser Welt) ist bewusst gewählt worden.
Doch all das geschah außerhalb der Heiligen Stadt Jerusalem!
Im Jahre 1910 wurde auf dem Ölberg die sogenannte Himmelfahrtskirche eingeweiht, die mit ihrem hohen Glockenturm von weitem sichtbar ist und erinnert die Bewohner der Stadt heute noch an die Erhöhung des Christus.
Es gibt sehr viele Texte, welche die Erhöhung Christi in den Himmel erwähnen und beschreiben. Dabei stellen wir fest, dass dieses Ereignis/Vorgang durch verschiedene Begriffe beschrieben wird. Diese Begriffe wollen wir in diesem Abschnitt in ihrem jeweiligen Textzusammenhang der Reihe nach kennenlernen. Bereits in seinen Abschiedsreden machte Jesus deutlich, dass er zum Vater zurückgehen werde. „Ihr habt gehört, dass ich euch gesagt habe: Ich gehe hin (υπαγω – ypago) und komme wieder zu euch. Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe (παρευομαι – pareuomai); denn der Vater ist größer als ich.“ (Joh 14,28). Aus diesem Text ist noch nicht erkennbar, wie, auf welche Weise Jesus zu seinem Vater zurückgehen wird. Nach seiner Auferstehung beauftragte der auferstandene Jesus Maria aus Magdala mit den Worten:
Zum Ende seiner letzten Anweisungen auf dem Ölberg breitete er seine Hände über seine Jünger aus um sie zu segnen. „Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen (διεστη – diesti – er entfernte sich, er trennte sich) und fuhr auf gen Himmel“ (ανεφερετο – anefereto – hinaufgetragen, emporgehoben, hinaufgebracht, hinaufgeführt) (Lk 24,51). Es gab also einen Augenblick in dem er für die Jünger sichtbar und buchstäblich von der Erde abhob. Er verschwand also nicht plötzlich vor ihren Augen, bzw. wurde nicht plötzlich unsichtbar vor ihnen, wie es zum Beispiel im Falle der Emmausjünger geschah. Dort wird der griechische Begriff `αφαντος εγενετο – afantos egeneto – er wurde unsichtbar` verwendet.
Lukas schreibt in der Einleitung zur Apostelgeschichte von Jesu Wirken in Tat und Wort: „(…) bis zu dem Tag, an dem er aufgenommen wurde“ (ανελημφθη – anelimfthi) – Apg 1,2). Auch hier wirkt der Vater beim Aufnehmen seines geliebten Sohnes.
Was für ein Augenblick für den Vater im Himmel !
Auch die beiden himmlischen Boten sprechen von der Kraftwirkung Gottes des Vaters: „Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde (αναλημφθεις – analemftheis) – Apg 1,11.
Die Blicke der Jünger sind nach oben gerichtet: „Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr“ – παρευομενον – pareuomenon – hinging, wegging. (Apg 1,10). Sie konnten sein Emporsteigen eine bestimmte Zeit sichtbar mitverfolgen.
Petrus erinnert Jahre später an dieses erstaunliche Ereignis der Erhöhung Jesu in seinem Brief an die Gläubigen in der Zerstreuung: „(…) welcher ist zur Rechten Gottes, aufgefahren (παρευθεις – pareutheis – hingegangen) gen Himmel.“ (1Petr 3,22).
Ein Begriff reichte also nicht aus, um dieses gewaltige Geschehen der Himmelfahrt Jesu zu beschreiben. Die Jünger sind Augenzeugen eines Ereignisses, welches weit über das ihnen aus dem Alten Testament bekannten Aufnahme des Elia oder des Henoch hinausging.
Der Evangelist Lukas schreibt:
(…) und eine Wolke (νεφελη – nefele) nahm ihn auf vor ihren Augen weg. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“ (Apg 1,9-11).
Gott verwendet immer wieder die gleichen Elemente, in diesem Fall die Wolke, ähnlich auch bei der Verklärung auf einem hohen Berg, oder die Wolkensäule in der Wüste. Es ist ein Bergen und auch Verbergen des Göttlichen, Herrlichen, eine Begrenzung des Einblicks für den Menschen in die göttliche Sphäre. Die beiden Männer in weißen Gewändern sind himmlische Boten. Engel sind dienstbare Geister (Hebr 1,14), die aber bei ihrer Erscheinung immer in männlicher Gestalt auftreten. Ihr Auftrag besteht aus zwei Teilen:
Erstens wollen sie die Blickrichtung der Jünger ändern „was seht ihr gen Himmel?“ Der Auftrag ihres Meisters ist erfüllt, der ihre wird erst beginnen. Sie müssen zurück nach Jerusalem.
Zweitens kündigen die Boten die Wiederkunft von Jesus an: „dieser ‚Jesus wird wiederkommen“ und zwar `so` (ουτος – outos – auf diese Weise, auf eine Weise) wie ihr ihn habt gesehen gen Himmel fahren.
Hat nicht schon Jesus selbst ähnliche Voraussagen gemacht? Im Rahmen der Antworten auf die Fragen seiner Jünger spricht Jesus von seinem Wiederkommen: „Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und dann werden wehklagen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ (Mt 24,30). Und auf die Frage des Hohenpriesters Kaiphas: „Bist du der Christus der Sohn des Hochgelobten“ antwortet Jesus: „Ich bin’s; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels.“ (Mk 14,62; vgl. Mk 13,26). Damit alle Geschlechter der Erde Ihn sehen können, werden sie alle zuerst auferwekt werden (Joh 5,28-30).
Auch der Apostel Paulus sagt in 1Thessalonicher 4,17 ähnliches voraus: „Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen (den Auferweckten Gläubigen) entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.“ Die Aussage des Apostels macht auch deutlich, dass die Begegnung mit dem Herrn in den Wolken des Himmels, also in der Luft stattfinden wird. Das heißt, dass Jesus, um seine Gemeinde abzuholen, nicht mehr auf die Erde (Ölberg) herabkommt wird, sondern sie in der Luft in Empfang nehmen wird.
JA, Jesus kommt wieder und zwar auf ähnliche Weise wie er von hier gegangen ist.
Die Jünger waren so überwältigt von dem was sie sahen, hörten und erlebten, dass es sie in die Anbetung zog, die Anbetung ihres Meisters, den sie als Gottes Sohn und ihren Herrn anerkannten. „Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“ (Lk 24,52-53).
Die Erhöhung von Jesus zur Rechten des Vaters, ist die letzte Wegstrecke im Heilswerk Christi. Die Himmelfahrt selbst dauerte vielleicht nur wenige Minuten, doch das sich setzen zur Rechten des Vaters hat bis heute gewaltige Auswirkungen. Die folgenden Textaussagen machen einiges deutlich. Beginnen wir mit der Voraussage des Heiligen Geistes durch den König David aus Psalm 110,1: „Ein Psalm Davids.“ Der HERR sprach zu meinem Herrn: / »Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache.« Und damit kein Zweifel entsteht, wem nun diese Aufforderung gilt, hören wir uns die Auslegung von Jesus selbst und seinen Aposteln an:
Zum Ende seines Dienstes, bereits in Jerusalem, fragt Jesus die versammelten Pharisäer:
Was denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? „Sie antworteten: Davids. Da fragte er sie: Wie kann ihn dann David durch den Geist Herr nennen, wenn er sagt (Psalm 110,1): »Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße lege«? Wenn nun David ihn Herr nennt, wie ist er dann sein Sohn? Und niemand konnte ihm ein Wort antworten. (Mt 22,42-46).
Welche Vollmacht in der Auslegung des Wortes der Prophetie aus dem Aten Testament! So weit dachten die Schriftgelehrten aus der Pharisäerpartei wohl doch nicht. Folgendes wird hier deutlich:
Diese Stelle muß dem Hohenpriester bekannt gewesen sein, denn: „Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus aber sprach: Ich bin’s; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels.“ (Mk 14,61-62).
In seiner Pfingstbotschaft bezeugt Petrus die Erhöhung des Christus mit dem gleichen Psalmwort und folgt damit der Auslegung seines Meisters: „Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist (υψωθεις – ypsotheis) und empfangen hat den verheißenen Heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr hier seht und hört, Denn David ist nicht gen Himmel gefahren; sondern er sagt selbst (Psalm 110,1): »Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache.« So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.“ (Apg 2,33-36).
Zum Abschluß der Geschichtspredigt vor dem Hohen Rat sieht Stefanus in einer besonderen Vision Jesus als den erhöhten Herrn und ruft voller Begeisterung aus: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“ (Apg 7,56). Im Augenblick des Märtyrertodes seines treuen und mutigen Dieners steht Jesus vom Thron auf – welche Ermutigung und Ehre für Stefanus den ersten Blut-Zeugen um Jesu willen !
Jesus ist zur Rechten des Vaters im Himmel – das ist eine Tatsache !
Es gibt außergewöhnlich viele Textaussagen, welche die hervorragende Stellung des Christus beschreiben. Selbst Jesus betonte gegenüber seinen Jüngern auf dem Berg in Galiläa: „Mir ist gegeben alle Vollmacht (εξουσια – exusia) im Himmel und auf Erden.“ (Mt 28,18). Besonders auffällig und inhaltsvoll sind die sogenannten Christushymnen der Apostel.
Erster Christushymnus
Der Apostel Paulus hebt die hohe Stellung des Christus hervor wenn er im Brief an die Philipper schreibt:
Zweiter Christushymnus
Paulus schreibt an die Epheser und hebt einige weitere Aspekte der Vollmacht Christi hervor:
Dritter Christushymnus
Einen weiteren Lobgesang auf Christus finden wir im Brief an die Hebräer. Er ist der umfassendste und hat zum Hauptinhalt die Göttlichkeit Christi.
Fünfter Christushymnus
An die Korinther schreibt Paulus, dass Christus nach seiner Erhöhung die absolute Herrschaft angetreten hat und sie erfolgreich abschließen wird nach seiner Wiederkunft und dem Endgericht. Der Text beginnt mit der von Gott festgelegten Reihenfolge der Auferstehung.
„Ein jeder aber in seiner Ordnung:
Denn er muss herrschen, bis Gott ihm »alle Feinde unter seine Füße legt« (Psalm 110,1).
Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. Denn »alles hat er unter seine Füße getan« (Psalm 8,7). Wenn es aber heißt, „alles“ sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott sei alles in allem.“ (1Kor 15,23-28).
Jesus zur Rechten der Majestät im Himmel bedeutet – absolute Vollmacht !
Der Dienst von Jesus ist mit seiner Erhöhung keineswegs zu Ende, denn der Schreiber des Hebräerbriefes hebt hervor: „Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester (αρχιερεα – archierea), der da sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät (μεγαλοσυνης – megalosynes – Hoheit) in den Himmeln.“ (Hebr 8,1). Jesus hat diese höchste Stellung in Gottes Reich nicht zum Selbstzweck eingenommen, sondern um von dort aus seinen vollmächtigen und alles umfassenden priesterlichen Dienst auszuüben. Damit ist er „ein Diener (λειτουργος – leiturgos – Diener) am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, die Gott aufgerichtet hat und nicht ein Mensch.“ (Hebr 8,2). Erinnern wir uns an das Geschehen im inneren des Tempels beim Tod von Jesus? Matthäus und Markus vermerken: „Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus.“ (Mt 27,51; Mk 15,38). In diesem Augenblick ist Jesus als der wahre Hohepriester mit seinem eigenen Blut als eines unschuldigen und mackellosen Lammes (1Petr 1,19) in das himmlische Heilgtum eingegangen, so lesen wir in Hebräer 9,24: „Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heiligtum, das mit Händen gemacht und nur ein Abbild des wahren Heiligtums ist, sondern in den Himmel selbst, um jetzt für uns vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen.“ Ergänzt wird diese Aussage mit: „Er ist auch nicht durch das Blut von Böcken oder Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben.“ (Hebr 9,12). Damit ist das Aaronitische Priestertum außer Kraft gesetzt, weil Gott nun eine neue Dienstordnung eingeführt hat, so lesen wir weiter: „Nun aber hat er ein höheres Amt (λειτουργιας – leiturgias – Dienst am Heiligtum) empfangen, wie er ja auch der Mittler eines besseren Bundes ist, der auf bessere Verheißungen gegründet ist. Denn wenn der erste Bund untadelig gewesen wäre, würde nicht Raum für einen andern gesucht. Denn Gott tadelt sie und sagt (Jeremia 31,31-34): »Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da will ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss an dem Tage, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen. Denn sie sind nicht geblieben in meinem Bund; darum habe ich auch nicht mehr auf sie geachtet, spricht der Herr. Denn das ist der Bund, den ich schließen will mit dem Haus Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz geben in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich es schreiben und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein. Und es wird keiner seinen Mitbürger lehren oder seinen Bruder und sagen: Erkenne den Herrn! Denn sie werden mich alle kennen von dem Kleinsten an bis zu dem Größten. Denn ich will gnädig sein ihrer Ungerechtigkeit, und ihrer Sünden will ich nicht mehr gedenken.« Indem er sagt: »einen neuen Bund«, erklärt er den ersten für veraltet. Was aber veraltet und überlebt ist, das ist seinem Ende nahe.“ (Hebr 8,6-13). Es ist nicht nur zwecklos für die Zukunft die Errichtung des Tempels in Jerusalem zu erwarten mit all den Opferdiensten durch die Nachkommen Aarons, sondern solch eine Erwartung schmälert den gegenwärtigen Dienst von Jesus, als des von Gott eingesetzten wahren und ewigen Hohenpriesters, der mit seinem Dienst für alle Nationen (beginnend mit Israel) und deren Bedürfnisse als Mittler eintritt. Der ewige Priesterdienst des Messias wurde schon im Alten Testament, also während der Aaronitischen Priesterordnung vorausgesagt: „Denn es wird bezeugt (Psalm 110,4): »Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.« Denn damit wird das frühere Gebot aufgehoben – weil es zu schwach und nutzlos war; denn das Gesetz konnte nichts zur Vollendung bringen -, und eingeführt wird eine bessere Hoffnung, durch die wir uns zu Gott nahen.“ (Hebr 7,17-19). Dieser Dienst beinhaltet seine Mittlerschaft zwischen Gott und den Menschen, so bestätigt der Apostel Paulus es in 1Timotheus 2,5-6: „Denn es ist „ein“ Gott und „ein“ Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, dass dies zu seiner Zeit gepredigt werde.“
Durch die Predigt des Evangeliums kommen Menschen zum Glauben an Jesus und er kann ihnen als Vermittler, die Rettung durch seine Erlösung zuteilen. „Daher kann er auch für immer selig machen (retten), die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie.“ (Hebr 7,25). Die Betonung: „ein Mittler“ (als Zahlwort) schließt alle weiteren sogenannten Heilsvermittler/Vermittlerinnen aus. Nirgendwo in der Schrift wird ein aktiver Vermittlerdienst von verstorbenen Gläubigen erwähnt, doch die noch lebenden Gläubigen an Christus Jesus haben den Auftrag priesterliche Dienste auszuüben, wie Petrus schreibt: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“ (1Petr 2,9).
Genau dies tat der Apostel Paulus, der von sich selbst bezeugt: „damit ich ein Diener Christi Jesu unter den Heiden sei, um das Evangelium Gottes priesterlich auszurichten, damit die Heiden ein Opfer werden, das Gott wohlgefällig ist, geheiligt durch den Heiligen Geist.“ (Röm 15,16). Christus teilt, bzw. bezieht seine Nachfolger in seine (priesterlichen) Dienste ein, so lesen wir auch in Offenbarung 1,4-6: „Johannes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asien: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und Herr über die Könige auf Erden! Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut und uns zu Königen und Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater, ihm sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen !“
Und der Apostel Petrus bezeugte vor dem Hohen Rat: „(…) Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht (υψωσεν – ypsosen) zum Fürsten und Heiland, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben.“ (Apg 5,31).
Christus – zur Rechten des Vaters in Priesterwürde und Priesterdienst und dies für alle Ewigkeit !7
Das Königsein des Messias wurde schon im Alten Testament angekündigt: „Und der HERR verkündigt dir, dass der HERR dir ein Haus bauen will. Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern schlafen legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich.“ (2Sam 7,11-13). Bei der Ankündigung der Geburt Jesu verkündigte der Engel Gabriel der Maria: „ Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.“ (Lk 1,31-33).
Doch während Jesus seinen Dienst auf dieser Erde versah, vermied er sorgfältig einen Anspruch auf das Königtum, wahrscheinlich wegen der falschen Erwartung Israels. In nur wenigen Fällen wird der Königstitel offen erwähnt, so nennt ihn Nathanael aus Kana schon bei seiner ersten Begegnung am Jordan: „Rabbi, Du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel.“ (Joh 1,49). Jesus lehnt weder das eine, noch das andere ab in diesem so spontanem wie auch aufrichtigen Bekenntnis. Nach der Speisung der Fünftausend östlich des Sees von Genezaret, als die Menge ihn zum König küren wollte, wich er dem entschieden aus (Joh 6,14-15). Doch fünf Tage vor seinem Todespassah erfüllte er die Prophetie des Propheten Sacharia: „Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ (Sach 9,9). Dabei konnte ganz Israel seinen König erkennen, denn Jesus ließ die Ehrung zu und nahm die Huldigung vom Volk bewusst an: „Sie nahmen Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und riefen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel.“ (Joh 12,13)!
Und im Prozess vor Pilatus bekennt sich Jesus zu seinem Status als König: „da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König.“ (Joh 18,35). Und Jesus fügt hinzu: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ (Joh 18,36). Aber auch die Schuldtafel am Kreuz über dem Haupt Jesu bezeugte ihn als den König Israels (König der Juden – Lk 23,38). Seine Königsherrschaft drückte sich aus im Sieg
So gesehen, bestieg Jesus, als der Nachkomme Davids, dessen Thron, allerdings nicht um ein weltliches Reich aufzurichten, sondern das Reich Gottes, das himmlische Königreich und zwar hier und jetzt im inneren des menschlichen Herzens (Lk 17,20-21) welches jedoch große Auswirkungen auf das alltägliche Leben hat.
Mit seiner Erhöhung zur Rechten des Vaters übt er seither uneingeschränkte Herrschaft aus und wird wie auch Gott der Vater „König aller Könige und Herr aller Herren“ genannt (1Tim 6,15-16: – „welche uns zeigen wird zu seiner Zeit der Selige und allein Gewaltige, der König aller Könige und Herr aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann. Dem sei Ehre und ewige Macht! Amen.“
Und von dem Sohn heißt es: „Die werden gegen das Lamm kämpfen und das Lamm wird sie überwinden (besiegen), denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und die mit ihm sind, sind die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen.“ (Offb 17,14).
Und in Offenbarung 19,16 wird von ihm gesagt: „und (er) trägt einen Namen geschrieben auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte: König aller Könige und Herr aller Herren.“
Jesus bezieht seine Nachfolger in seine Vollmachten mit ein, wenn von ihnen gesagt wird: „(…) und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und Herr über die Könige auf Erden! Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut und uns zu Königen und Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater, ihm sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ (Off 1,4-6).
Sechster Christushymnus
Ein sehr bewegender Hymnus auf Christus das Lamm Gottes hat Johannes im Buch der Offenbarung aufgeschrieben.
„Und ich sah mitten zwischen dem Thron und den vier Gestalten und mitten unter den Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande. Und es kam und nahm das Buch aus der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß. Und als es das Buch nahm, da fielen die vier Gestalten und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm, und ein jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen, und sie sangen ein neues Lied:
Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen und hast sie unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden herrschen auf Erden. Und ich sah, und ich hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron und um die Gestalten und um die Ältesten her, und ihre Zahl war vieltausendmal tausend; die sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig,
Und jedes Geschöpf, das im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meer und alles, was darin ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm
Den ersten Hinweiß zum Richteramt Christi finden wir im Judasbrief (14-15), dort wird Bezug genommen auf die Zeit des Henoch und dessen Weissagung: „Es hat aber auch von diesen geweissagt Henoch, der Siebente von Adam an, und gesprochen: Siehe, der Herr kommt mit seinen vielen tausend Heiligen, Gericht zu halten über alle und zu strafen alle Menschen für alle Werke ihres gottlosen Wandels, mit denen sie gottlos gewesen sind, und für all das Freche, das die gottlosen Sünder gegen ihn geredet haben.“
Im Zusammenhang der Begegnung Abrahams mit dem HERRN in 1Mose 18,25 und der klärenden Aussage Jesu dazu in Joh 8,56-58 wird deutlich, dass der dem Abraham erschienene HERR, Jesus selbst war in einer Menschengestalt. Dort tritt Abraham vor den Herrn und sagt: „Das sei ferne von dir, dass du das tust und tötest den Gerechten mit dem Gottlosen, sodass der Gerechte wäre gleich wie der Gottlose! Das sei ferne von dir! Sollte der Richter aller Welt nicht gerecht richten?“
Von dem Messias heißt es in Jesaja 2,4: „Und er wird richten unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker.“
In Jes 42,1 spricht Gott dem Christus richterliche Aufgaben zu: „Siehe, das ist mein Knecht – ich halte ihn – und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht (das Gericht) unter die Heiden bringen.“
Weitere Stellen aus dem Alten Testament: Psalm 7,9; 9,9; 96,13; 98,9; Jes 33,22.
Gerechtigkeit liegt im Wesen Gottes und Gott hat zu verschiedenen Zeiten auf verschiedene Weise seine Gerechtigkeit durch Urteilen und Richten hergestellt.
Die Hinweise auf das Richteramt Jesu im Neuen Testament:
Die Jünger/Apostel Jesu werden in besonderer Weise auch in das Richten Christi einbezogen:
In sein richterliches Handeln bezieht Christus auch seine Gemeinde mit ein. Es ist geradezu auffällig, dass die Nachfolger Jesu sogar in diese hohe und verantwortungsvolle Aufgabe miteinbezogen werden, natürlich in einem durch Christus überwachten Rahmen.
Jesus, als Richter der Welt,- für die einen ist es Trost, weil ihr Recht hergestellt wird, für die anderen Furcht, weil sie ihre gerechte Strafe erhalten werden.