14. Frage: Bist du etwa mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat?

Es liegt im Verhalten von Jesus, dass die samaritische Frau mutig und auch selbstbewusst auftreten kann. Er liefert ihr die Vorlagen zu ihren Fragen. Und so lautet ihre dritte Frage: „Bist du etwa mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat? Und er hat daraus getrunken und seine Söhne und sein Vieh.“ (Joh 4,12). Die Frau kennt sich in der mündlichen Überlieferung gut aus. Die Zugehörigkeit zu den Traditionen dieses Landes und dieser Glaubensgemeinschaft, die wie die Juden, auf den Messias warteten, formten auch ihre Identität. Dass sie jedoch um diese Zeit ganz allein gekommen war um Wasser zu schöpfen, ist ungewöhnlich.

Ihre Frage birgt in sich zwei Überlegungen. Erstens: Der Erzvater Jakob genießt bei ihr und den Samaritern hohes Ansehen. Zweitens: Die Segensgabe – der Jakobsbrunnen, hat sich über Jahrhunderte hindurch bewährt. Äußerlich sieht es aus, als ob sie sich mit ihrer Lebenssituation arrangiert hätte. Doch aus dem weiteren Verlauf dieser Unterredung lässt sich ableiten: Wenn Jesus mehr ist als Jakob und eine bessere Gabe anbieten kann als die des Jakobsbrunnen, wäre sie dafür offen. Nun ist Jesus dran sich deutlicher zu erklären. Er antwortete ihr: „Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm gebe werde, wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ (Joh 4,13-14). Das Erstaunliche bei diesem Gespräch ist, dass Jesus so lange in der Bildersprache redet. Die nachfolgende Bitte der Frau  macht deutlich, dass sie Jesus immer noch nicht versteht. „Spricht die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht dürstet und ich nicht herkommen muss, um zu schöpfen!“ (Joh 4,15). Immerhin ist sie einen Schritt weiter, denn jetzt bittet sie um das lebendige Wasser. „Spricht er zu ihr: Geh hin, ruf deinen Mann und komm wieder her!  Die Frau antwortete und sprach zu ihm: Ich habe keinen Mann. Jesus spricht zu ihr: Du hast richtig gesagt: »Ich habe keinen Mann.« Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; das hast du recht gesagt.“ (Joh 4,16-18). Hätte Jesus gleich zu Beginn diesen wunden Punkt angesprochen, wäre die Frau wegen Einmischung in ihre Privatsphäre verletzt worden und wahrscheinlich empört davongelaufen. Doch nun fängt sie an zu begreifen, um was es Jesus geht und welchen Durst er in ihr geweckt hat, eine Sehnsucht nach geordneten Beziehungen. Ja, Jesus ist mehr als Jakob, er ist der Urheber und Repräsentant des geistlichen Volkes Gottes. Das wahre Leben, das seit dem Garten Eden verloren gegangen war, ist in der Person von Jesus zu finden. Wenn er Probleme anspricht, dann nicht um zu verletzen oder bloßzustellen, sondern um zu heilen. Diese lebendige Quelle ist Jesus selbst, sie ist nicht ortsgebunden und sie ist bis heute nicht versiegt

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13. Frage: Herr, woher hast du denn lebendiges Wasser?

Durch die Wertschätzung, die Jesus dieser samaritischen Frau entgegen bringt, lebt sie förmlich auf. Sie ist an dem Gespräch so sehr interessiert, dass sie (so scheint es) vergisst, dem Fremden seine Bitte zu erfüllen. Und so wendet sich Jesus erneut an sie mit den Worten: „Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser.“ (Joh 4,9-10). Jesus will sich zu erkennen gebent und was er hat, bietet er auch an. Doch, dass in der Person des zuvorkommenden und freundlichen Juden der Messias selbst vor ihr ist, kann sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkennen. Anmerkung: Auch die Samariter erwarteten den durch Mose verheissenen Messias / Retter (5Mose 18,15). Und die Gabe Gottes ist für die Frau zunächst der Jakobsbrunnen, der seit etwa 18 Jahrhunderten sein Wasser gab und das natürliche Überleben der Menschen sicherte. Es war eine lebenswichtige, aber doch nur materielle Gabe / Segnung Gottes.

Abbildung: Brunnen in Schilo (Foto am 22. Januar 2019).

Die zweite Frage der Frau beginnt mit einer sachlichen Feststellung: „Herr, du hast doch nichts, womit du schöpfen könntest, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn lebendiges Wasser?“ (Joh 4,11). Respektvolle Anrede und logisches Denken zeichnet die Frau aus. Ja, zu dieser Wasserquelle hat Jesus keinen Zugang und ist daher auf Hilfe anderer angewiesen. Das Gespräch verläuft immer noch auf unterschiedlichen Verständnisebenen, denn was Jesus mit seinem `lebendiges Wasser` meint, versteht die Frau nicht, daher ihre Skepsis. Unter der Bezeichnung `lebendiges Wasser` verstand man damals Quellwasser. Im Gegensatz dazu wurde Regenwasser in den aus dem Fels gehauenen Zisternen gesammelt. Der Jakobsbrunnen war zeitweise bis zu 50 Meter tief und wurde durch eine unterirdische Quelle gespeist. Jesus erklärt die göttlichen Wahrheiten durch Bilder aus der Natur und dem Alltag der Menschen. Es erstaunt, wie viel Zeit er in eine einzelne Person investiert. Er gibt  der Frau die Möglichkeit um ihn durch weiteres Nachfragen zu verstehen. Er zwingt seine Gabe nicht auf, auch er will darum gebeten werden. Das war der Grund warum er durch Samarien reisen musste. Er will sich zu erkennen geben und die Gabe Gottes `das Wasser des ewigen Lebens` sowohl dieser Frau als auch den Samaritern in Sychar anbieten.

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12. Frage: Wie, du, ein Jude erbittest von mir, einer samaritischen Frau zu trinken?

Jesus befand sich mit seinen Jüngern auf der Durchreise in Samarien. In Johannes 4,6-8 lesen wir: „Weil nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich an den Brunnen; es war aber um die sechste Stunde. Da kommt eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken! Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Speise zu  kaufen.“

Abbildung: Blick auf Nablus in dessen unmittelbarer Nähe das Sychar der Bibel lag (Foto am 22. Januar 2019).

Voller Verwunderung fragt die samaritische Frau Jesus: „Wie, du, ein Jude, bittest von mir, einer samaritischen Frau, zu trinken?“ Johannes erklärt ihr Staunen mit der Bemerkung: „Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern.“ Ihre Frage lässt die tiefe Kluft zwischen diesen beiden Volksgruppen erahnen. Seit Jahrhunderten gab es zwischen ihnen Spannungen und sogar gewalttätige Auseinandersetzungen. Nach der Eroberung des Nordreiches durch die Assyrer unter Sargon II im Jahre 722/21 v.Chr. wurde ein Grossteil der Bevölkerung ins Exil weggeführt. In Samarien wurden andere eroberte Volksgruppen angesiedelt. So entstand ein Mischvolk – die Samariter. Sie hielten die Thora (fünf Bücher Moses) als ihre Glaubensgrundlage und opferten ihre Passalämmer auf dem Berg Garizim. So erklärt sich, dass sie von den Judäern nicht anerkannt und gemieden wurden.

Dass Jesus trotz dieser Spannungen den Weg nach Galiläa über das Gebiet der Samariter wählte, wird begründet mit den Worten: „Er musste aber durch Samarien ziehen“. Da er diese gefährlichere Route der einfacheren, der im Jordantal verlaufenden, vorzog, erklärt, dass er dies mit Absicht tat und der Ausdruck: „er musste “ war für ihn nicht Zwang, sondern entsprach seinem Willen. Die Zwischenstation wird lokalisiert, es ist der Jakobsbrunnen in der Nähe der Stadt Sychar (heute Nablus).

Mit der Bitte: „Gib mir zu trinken!“ zeigt Jesus, als Mann und Jude, seine Bedürftigkeit (er ist müde und hat Durst). Er spielt nicht den starken Mann oder den überlegenen Juden. Und noch mehr, mit dieser Bitte bringt er dieser Frau Wertschätzung entgegen und gewinnt ihr Vertrauen. Er durchbricht den Grenzzaun und baut Vorurteile ab. Mit seinem Verhalten legt er die Grundlage für ein tieferes Gespräch mit der Frau, die später eine innere Heilung erlebte.

Er wird von den Samaritern eingeladen für zwei Tage bei ihnen Gast zu sein mit dem Ergebnis, dass  er als der Messias und Retter der Welt anerkannt wird.

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11. Frage: Nikodemus sprach zu ihm: Wie kann dies geschehen

Das nächtliche Gespräch Jesu mit Nikodemus kann zu einem der längsten und intensivsten evangelistischen Gesprächen gerechnet werden. Nach all dem, was Jesus bis dahin über die Notwendigkeit einer Wiedergeburt gesagt hatte, stellt Nikodemus voller Verwunderung  seine zweite Frage: „Wie kann dies geschehen?“ (Joh 3,9a). Jesus  fragt ebenso  verwundert zurück: „Du bist der Lehrer Israels und weißt das nicht?“ (Joh 3,9b). Und Jesus fährt fort mit einer weiteren Bildsprache: „Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht; so ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.“ Damit macht er deutlich, dass diese Wiedergeburt ausschließlich geistlicher und göttlicher Natur ist. Nikodemus hätte wissen können, was Gott zum Beispiel durch den Propheten Hesekiel gesagt hatte: „Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, dass ihr in meinen Ordnungen lebt und meine Rechtsbestimmungen bewahrt und tut.“ (Hes 36,26-27).  Oder das Gebet von David, der bittet: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist.“ (Ps 51,12).

Danach gibt Jesus Nikodemus Einblick in seine Herkunft und den Grund seines Kommens in diese Welt. Im weiteren Gespräch erinnert er an die Geschichte mit der kupfernen Schlange in der Wüste.

Abbildung: Auf dem Berg Nebo im heutigen Jordanien. Erinnerung an die kupferne Schlange in der Wüste (Foto am 4. November 2014 ).

In 4Mose 21,8-9 lesen wir: „Da sprach der HERR zu Mose: Mache dir eine kupferne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben.“. Jesus bezieht diese Anweisung Gottes auf sich mit den Worten: „Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben hat.“ (Joh 3,14-15). Damit weist er auf seinen Kreuzestod hin. Die Hingabe seines Lebens bildete die Grundlage, auf der ewiges Leben vermittelt wird.  Dank diesem nächtlichem Gespräch und der Fragen des Nikodemus ist uns die zentralste Aussage des Evangeliums in Johannes 3,16 überliefert worden: „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einziggeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“

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10. Frage: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist?

Diese Frage richtete der Pharisäer Nikodemus an Jesus bei seinem nächtlichen  Besuch in Jerusalem. Er ist einer der Obersten der Juden und gehört zu denen, die Jesus mit Respekt und Wertschätzung begegnen. „Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.“ (Joh 3,2).

Abbildung: Trautes Gespräch bei Kerzenlicht.

Doch Jesus kennt sein Herz, er weis genau was ihm fehlt und was er braucht. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem (von oben) geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ (Joh 3,3). Diese Aussage löst in Nikodemus gleich mehrere Fragen aus. Voller Unverständnis fragt er nach: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? (Joh 3,4). Bildersprache dient eigentlich dazu, den Sachverhalt besser zu verstehen. Seine erste Aussage ergänzt Jesus mit den Worten: „Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes hineinkommen.“ (Joh 3,5). Mit dem `Geist` ist der lebendig machende   Geist Gottes und mit dem `Wasser` ist die reinigende Wirksamkeit des Wortes Gottes gemeint (Joh 15,3; Eph 5,26; Tit 3,5). Beim Hören des Wortes Gottes bewirkt der Heilige Geist Sündenerkenntnis und das Verlangen nach Umkehr. Wenn der Mensch sich vor Gott beugt / demütigt, seine Schuld (Sünde des Unglaubens) bekennt und um Vergebung bittet, geschieht Reinigung seines Herzens. Und der Geist Gottes bewirkt in dem Augenblick die Erneuerung des menschlichen Geistes. Dies ist, was Jesus mit `von neuem oder von oben geboren werden` gemeint hat. Durch diese von Gott gewirkte geistliche Geburt  (unabhängig vom Alter) wird ein Mensch in den Stand `Gottes Kind` versetzt. Und damit wechselt er vom Reich der Finsternis in den Herrschaftsbereich Gottes. Faszinierend, wie Jesus Nikodemus Fragen entlockt, auf die er anschließend Antworten gibt. Das Ergebnis dieses nächtlichen Gespräches führte später zu einem öffentlichen Bekenntnis. Zusammen mit dem gottesfürchtigen Ratsherrn Josef aus Arimathea erweist er Jesus den letzten Liebesdienst mit der Salbung und  Grablegung. Durch die Fragen des Nikodemus gab Jesus Auskunft über das wichtigste Ereignis im Leben eines Menschen.

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9. Frage: Was für ein Zeichen zeigst du uns, dass du dies tun darfst?

Diese Frage stellten die führenden Juden an Jesus, nachdem er die Geldwechsler und Taubenverkäufer aus dem Tempelhof vertrieben hatte mit den Worten: „Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus!“ Das Kaufen von Opfertieren in Jerusalem war vom Gesetz her legitim, dass der Handel aber im Tempelhof stattfand, was der Tempelbehörde zusätzliche Einnahmen verschaffte, entsprach nicht seiner Bestimmung. Dieser Bereich im Tempel glich einem Markt. Die Bestimmung des Tempels war nach Jesaja 56,7: »Mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker«. Dieser radikale Eingriff in die Praxis der Tempelbehörde geschah bei seinem (ersten) Pessahbesuch in Jerusalem  Auf die herausfordernde Frage der Juden antwortete Jesus mit: „Brecht diesen Tempel ab (oder: ihr brecht diesen Tempel ab) und in drei Tagen richte ich ihn auf“ (Joh 2,18-19).

Abbildung: Modell des Herodianischen Tempels auf dem Gelände des Holyland Hotels in Jerusalem (Foto im April 1986).

Aber, wie so oft, wurde auch hier der Sinn dieser bildhaften Rede nicht verstanden. Entsprechend ist auch ihre Reaktion: „Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?“ (Joh 2,20). Hier wurde offensichtlich auf zwei unterschiedlichen Sprachebenen geredet. Das traditionelle alttestamentliche, mit all seinen  Einrichtungen (Tempel, Opferrituale) auf der einen Seite  und das neutestamentliche, denn „Er (Jesus) aber redete von dem Tempel seines Leibes.“ Diese Zuordnung verstanden die Juden zunächst nicht, aber später nach dem Tod und Grablegung von Jesus erinnerten sie sich daran. Denn der Tempel von dem Jesus sprach, wurde durch das Urteil des Hohen Rates und durch die Hände der Römer buchstäblich abgebrochen. Die Auferstehung Jesu aus den Toten am dritten Tag, bildete das größte messianische Zeichen für Israel. Jesus wurde von seinem Vater bevollmächtigt zu diesem Eingreifen in die korrupte Tempelpraxis. Bei dem jüdischen Aufstand, im Jahre 70 n.Chr. wurde auch der steinerne Tempel durch die Römer abgebrochen und nicht mehr aufgebaut. Doch der neutestamentliche Tempel (der Leib Christi, die Gemeinde) als Gottes neue Wohnstätte wird niemals zerstört werden. Viele von denen, die damals nach einem Zeichen gefragt hatten, ignorierten bewusst die Auferstehung von Jesus. Wie reagieren wir heute, wenn Gott in unsere gewohnte und oft auch fragwürdige  Lebensweise hineinredet und hineinwirkt?

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8. Frage: Warum tun deine Jünger was am Sabbat nicht erlaubt ist?

Der Evangelist Lukas schreibt: „Und es geschah am Sabbat, dass er durch die Saatfelder ging und seine Jünger die Ähren abpflückten und aßen, indem sie sie mit den Händen zerrieben.“ (Lk 6,1).

Abbildung: Fruchtfeld bei Herrenberg (Foto am).

Ein Lehrer ist verantwortlich für seine Schüler, daher richteten die Pharisäer ihre kritische Frage an Jesus. „Sieh, was tun sie am Sabbat, das nicht erlaubt ist?“ (Mk 2,24). So genannter `Mundraub` war in Israel nach 5Mose 23,26 erlaubt: „Wenn du in das Kornfeld deines Nächsten gehst, so darfst du mit der Hand Ähren abrupfen, aber mit der Sichel sollst du nicht dreinfahren.“ Was die Pharisäer beanstandeten war nur das Abpflücken und Zerreiben der Ähren an einem Sabbat und dies sah nach Arbeit aus. Das Sabbatgebot steht an vierter Stelle in den Zehn Geboten (2Mose 20,7-11). Da die Missachtung dieses Gebotes so leicht zu erkennen war, wurde es von den Rabbinern immer mehr und im Detail definiert.

Für Jesus sind diese Fragen willkommen, denn so kann er konkret auf Missstände in Lehre und Leben aufmerksam machen. Er gibt den Pharisäern Antwort mit mehreren Begründungen aus der Schrift und der Praxis.

Erste Begründung: „Habt ihr nicht gelesen im Gesetz, dass die Priester am Sabbat im Tempel den Sabbat brechen und sind doch ohne Schuld? Ich sage euch aber: Hier ist Größeres als der Tempel.“ (Mt 12,5-6; Joh 7,22).

Zweite Begründung: „Und er spricht zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er Mangel hatte und als ihn und die, die bei ihm waren, hungerte? Wie er in das Haus Gottes ging zur Zeit Abjatars, des Hohen Priesters, und die Schaubrote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch denen gab, die bei ihm waren?“ (Mk 2,25-26). Damit nimmt  Jesus seine Jünger in Schutz. Und ergänzend dazu sagt er: „Wenn ihr aber wüsstet, was das heißt (Hosea 6,6): »Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer«, dann hättet ihr die Unschuldigen nicht verdammt.“ (Mt 12,7). Die Barmherzigkeit ist dem Buchstaben des Gesetzes vorzuziehen.

Die alles überragende und umfassende Begründung lautet: „Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden und nicht der Mensch um des Sabbats willen; somit ist der Sohn des Menschen Herr auch des Sabbats.“ (Mk 2,27-28). Jesus, der den Sabbat geschaffen hat, bestimmt wie damit umgegangen werden soll. Der praktische Umgang der Apostel mit dem Sabbatgebot ist auch für uns heute Maßstab und Vorbild.

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7. Frage: Warum fasten deine Jünger nicht?

Diese Frage stellten  die Pharisäer zusammen mit den Jünger des Täufers an Jesus (Mt 9,14). So lesen wir in Markus 2,18: „Und die Jünger des Johannes und die Pharisäer fasteten; und sie kommen und sagen zu ihm: Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, deine Jünger aber fasten nicht?

Abbildung: Der neue Flicken an das alte Tuch – das kann nicht gut gehen.

Die vielen Fragen, welche an Jesus gerichtet wurden, machen deutlich, dass es Differenzen gab zwischen ihm, seiner Lehre und der Lebensweise der  frommen Juden. In Bezug auf das Fasten gab es nach dem Mosaischen Gesetz nur eine konkrete Anweisung. So heißt es in 3Mose16,29: „Auch soll euch dies eine ewige Ordnung sein: Am zehnten Tage des siebenten Monats sollt ihr fasten und keine Arbeit tun …“. Alle anderen  Fastenzeiten waren freiwillig und situationsbedingt. Bekannt ist, dass zur Zeit Jesu Pharisäer als Zeichen besonderer Frömmigkeit zweimal pro Woche fasteten (Lk 18,12). Jesus tadelt das zur Schau gestellte Fasten (Mt 6,16). Die Antwort Jesu an die Pharisäer lautete: „Können etwa die Hochzeitsgäste fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist? Solange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen weggenommen sein wird, und dann, an jenem Tag, werden sie fasten.“ (Mk 2,19-20). Die Gegenwart Jesu als Messias ist Grund zur Freude und zum Jubel (Lk 2,10). Doch Jesus ist nicht gegen das Fasten, hat er doch selber 40 Tage in der Wüste gefastet (Mt 4,1-11).

Abbildung: Der neue Wein braucht auch einen neuen Behälter.

Mit den folgenden zwei Beobachtungen aus dem häuslichen und landwirtschaftlichen Bereich macht Jesus klar, dass das Evangelium (neuer Stoff, neuer Wein) auch eine neue Verpackung braucht. „Niemand näht einen Flicken von neuem Tuch auf ein altes Gewand; sonst reißt das Eingesetzte von ihm ab, das Neue vom Alten, und ein schlimmerer Riss entsteht. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche; sonst wird der Wein die Schläuche zerreißen, und der Wein und die Schläuche verderben; sondern neuen Wein füllt man in neue Schläuche.“ (Mk 2,21-22). Das Leben im Sinne des Evangeliums von Jesus Christus kann nicht in die (starren) Formen des Ritualgesetzes gepresst werden. Das Verhalten soll sich nach dem Geist des Evangeliums richten und nicht nach dem Buchstaben des Gesetzes. Das Fasten sollte nicht dem Selbstzweck dienen, auch nicht wegen einer Tradition praktiziert werden, sondern einen Grund  und Zweck haben. Es soll nicht äußerlicher Art sein, sondern die Herzenseinstellung zu Gott zum Ausdruck bringen.

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6. Frage: Warum esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?

Diese Frage richteten die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten an die Jünger, doch eigentlich galt sie Jesus. Die folgende Geschichte trug sich in Kapernaum am See Genezareth zu. Der Evangelist Markus schreibt: „Und er ging wieder hinaus an den See, und die ganze Volksmenge kam zu ihm, und er lehrte sie. Und als er vorüberging, sah er Levi, den (Sohn) des Alphäus, am Zollhaus sitzen. Und er spricht zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach. Und es geschieht, dass er in seinem Hause zu Tisch lag, und viele Zöllner und Sünder lagen mit Jesus und seinen Jüngern zu Tisch, …“ (Mk 2,13-15).

Abbildung: Kapernaum, die Stadt am See Genezareth in der der Zöllner Levi wohnte und den Jesus in seine Nachfolge berief (Foto:  Jan 2019).

Der Zollbeamte Levi besaß ein eigenes großes Haus in Kapernaum. Er war wohlhabend und ist auch unter dem Namen Matthäus bekannt (Mt 9,9; 10,3). Die fromme Elite der Juden distanzierte sich von Menschen, deren Lebensstil offensichtlich nicht dem Standart des Mosaischen Gesetzes oder den Traditionen der Ältesten entsprach. Daher kommt die abwertende wie auch pauschale Bezeichnung „Zöllner und Sünder“. Menschen aus dem Zollgewerbe galten dazu noch als Kollaborateure der herrschenden politischen Klasse. Diese Tätigkeit bot besondere Möglichkeiten für Korruption und Betrug. Diese Menschen machten auch keinen Hehl aus ihrem sündigen Lebensstil. Die Distanzierung von ihnen erstreckte sich offensichtlich auch auf die Tischgemeinschaft. Jesus aber wendet sich bewusst dieser Menschengruppe zu. Gerade bei den gemeinsamen Mahlzeiten bot sich ihm die Gelegenheit zu intensiven persönlichen Gesprächen.  Seine Antwort an die Kritiker leitet er ein mit dem bekannten Sprichwort: „Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken;  ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße.“ (Lk 5,31-32). Damit ist auch angedeutet, was das Hauptthema des Gespräches im Hause Levi war. Das griechische Wort für `Buße`, meint nicht büßen oder abbüßen, sondern `Umdenken, Sinnesänderung`. Die Denkweise von Jesus übernehmen, dann verändert sich auch die Lebensweise.

Das Ergebnis jenes Tages ließ sich sehen. Der Zöllner Levi wurde zu einem der 12 Apostel. Den Zöllnern bescheinigt Jesus später, dass sie eher in das Reich Gottes kommen werden als die selbstgerechten Pharisäer (Mt 21,31-32). Wer ist heute bereit zu denen zu gehen, die wegen ihres offensichtlich verkehrten Lebensstils von der Gesellschaft geächtet werden?

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5. Frage: Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?

Folgende Geschichte trug sich in Kapernaum am See Genezaret zu. „Und nach einigen Tagen ging er (Jesus) wieder nach Kapernaum hinein, und es wurde bekannt, dass er im Hause war. Und es versammelten sich viele, sodass sie keinen Platz mehr hatten, nicht einmal vor der Tür; und er sagte ihnen das Wort. Und sie kommen zu ihm und bringen einen Gelähmten, von vieren getragen. Und da sie ⟨ihn⟩ wegen der Volksmenge nicht zu ihm bringen konnten, deckten sie das Dach ab, wo er war; und als sie es aufgebrochen hatten, lassen sie das Bett hinab, auf dem der Gelähmte lag.“ Jesus unterbricht seine Rede und reagiert auf die ungewöhnliche Situation.

So lesen wir in Markus 2,5-z: „Und als Jesus ihren Glauben sah, spricht er zu dem Gelähmten: Kind, deine Sünden sind vergeben. Es saßen dort aber einige von den Schriftgelehrten und überlegten in ihren Herzen: Was redet dieser so? Er lästert. Wer kann Sünden vergeben außer einem, Gott?

Abbildung: Kapernaum – Fundamentreste von Häusern (Foto: Jan 2019).

Sündenvergebung war nach dem Gesetz des Mose immer mit einem Sühneopfer (Sündopfer) verbunden (3Mpse 17,11). Dieses Opfer wurde mittels eines Priesters in der Stiftshütte und später im Tempel dargebracht. So wundert es nicht, dass die jüdischen Theologen mit Entrüstung reagierten. Wir hätten wahrscheinlich nie erfahren, was sie dachten, wenn Jesus ihre Überlegungen nicht offenbart hätte. So lesen wir: „Und sogleich erkannte Jesus in seinem Geist, dass sie so bei sich überlegten, und spricht zu ihnen: Was überlegt ihr dies in euren Herzen? Was ist leichter? Zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind vergeben, oder zu sagen: Steh auf und nimm dein Bett auf und geh umher?“ (Mk 2,8-9). Nun, die erste Aufforderung auszusprechen wäre scheinbar leichter. Schwieriger ist es, den Beweis zu erbringen und gerade dies tut er mit den Worten: „Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben – spricht er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett auf und geh in dein Haus! Und er stand auf, nahm sogleich das Bett auf und ging vor allen hinaus, sodass alle außer sich gerieten und Gott verherrlichten und sagten: Niemals haben wir so etwas gesehen!“ (Mk 2,10-12). In Jesus dem Menschensohn als dem Lamm Gottes wird ein neuer Heilsweg eingeführt. Dieser ist im Gesetz des Mose und in den Propheten vorhergesagt worden. So wird über den Knecht Gottes gesagt: „Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden.“ (Jes 53,11). Der Zugang zu der Sündenvergebung und damit zu einer Rechtsprechung vor Gott, ist der Glaube an Jesus Christus.

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