Judas, Sohn des Simon aus Kerjot – Vom Apostel zum Verräter

Sein Name bedeutet `Lobpreis`. Judas Sohn des Simon stammte aus Kerijot. Über diesen Ort ist bislang nichts weiteres bekannt.

 

Judas wurde von Jesus als letzter in den Zwölferkreis berufen und trug wie auch die anderen Jünger den Titel `Apostel`, was `Gesandter` bedeutet.

Und er (Jesus) ging auf einen Berg und rief zu sich, welche er wollte, und die gingen hin zu ihm. Und er setzte zwölf ein, die er auch Apostel nannte, dass sie bei ihm sein sollten und dass er sie aussendete zu predigen und dass sie Vollmacht hätten, die bösen Geister auszutreiben. Und er setzte die Zwölf ein und gab Simon den Namen Petrus; weiter: Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, und gab ihnen den Namen Boanerges, das heißt: Donnersöhne; weiter: Andreas und Philippus und Bartholomäus und Matthäus und Thomas und Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Thaddäus und Simon Kananäus  und Judas Iskariot, der ihn dann verriet(Mk 3,13-19 vgl. auch Mt 10,1- 4; Lk 6,13-16;  Apg 1,13)

 

 

Matthäus Markus Lukas Johannes Apostelgeschichte
Simon Petrus Simon Petrus Simon Petrus Simon Petrus Petrus
Andreas Jakobus (Boanerges) Andreas Johannes des Zebedäus Johannes
Jakobus Johannes (Boanerges) Jakobus Andreas aus Betsaida Jakobus
Johannes Andreas Johannes Jakobus des Zebedäus Andreas
Philipus Philipus Philipus Philippus Philippus
Bartholomäus Bartholomäus Bartholomäus Natanael von Kana Thomas
Thomas Matthäus desAlphäus Matthäus Thomas der Zwilling Bartholomäus
Matthäus der Zöllner Thomas Thomas Matthäus
Jakobus des Alphäus Jakobus des Alphäus Jakobus des Alphäus Jakobus des Alphäus
Thaddäus Thaddäus Simon der Eiferer Simon der Zelot
Simon von Kana Simon von Kana Judas Br. des Jakobus Judas des Jakobus
Judas Iskariot Judas Iskariot Judas Iskariot Judas, Sohn des Simon

 

 

Über die Person des Judas und seine Tätigkeit als Jünger (Apostel) wird in den dreieinhalb Jahren der Wirksamkeit Jesu, mehr erwähnt, als über einige andere Jünger, er fiel emnach mehr auf.

Als die Jünger eine bestimmte Zeit schon mit Jesus waren und an Erfahrung zugenommen hatten, sie sahen ja jeden Tag, was Jesus tat und wie er predigte und lehrte, sandte er sie aus je zwei und zwei, mit einem klaren Auftrag:

  • Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach: Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht in keine Stadt der Samariter, sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch. Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben, auch keine Reisetasche, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert“ (Mt 10,5-10).

Diese Aussendung mit solchen Vollmachten war ein großes Privileg und schloß in sich auch eine große Verantwortung. Dabei müssen wir bedenken, dass Judas Iskariot auch dabei war und wohl auch die gleichen Vollmachten hatte, wie die anderen Apostel. Zu Jesu Anweisungen gehörte auch, dass die Jünger (Judas eingeschlossen) kein Gold, kein Silber, kein Kupfer in ihren Gürteln (Das Geld trug man damals, wie oft auch noch heute im Orient üblich in den Gürteln) keine Reisetasche, auch keine zwei Hemden, keine Schuhe (das normale war, dass man Sandalen trug) und nicht mal einen Stecken mit sich nehmen sollten. Die Begründung in diesem Falle jedoch war: „Denn ein Arbeiter ist seines Lohnes wert“. Jesus wollte seine Jünger zur totalen Abhängigkeit von Gott, aber auch von Menschen erziehen Für Judas müssen diese Auflagen eine sehr schwere Prüfung gewesen sein, denn er liebte Geld. Und es ist gar nicht sicher, ob er sich an diese Anweisungen gehalten hatte.

Übrigens hat Jesus seine Jünger öffters ausgesandt, wie es aus Lukas 22,35 herauszuhören ist. Obwohl Judas bei anderen Situationen den Geldbeutel dabei hatte, haben durfte, ja sogar auch Spenden entgegennahm und Jesus es nicht nur wußte, sondern auch von Zeit zu Zeit davon Gebrauch machen ließ, also normaler Einkauf des Proviants oder Almosen für die Armen.

  • Einige meinten, weil Judas den Beutel hatte, spräche Jesus zu ihm: Kaufe, was wir zum Fest nötig haben!, oder dass er den Armen etwas geben sollte“ (Joh 13,29).

Im Zusammenhang des Petrusbekenntnisses, offenbart Jesus zum erstenmal, wer Judas ist, ohne ihn jedoch beim Namen zu nennen.

  • Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Und einer von euch ist ein Teufel. Er redete aber von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Der verriet ihn hernach und war einer der Zwölf“ (Joh 6,70-71).

Vielleicht wollte er ihn nicht bloßstellen, seine Jünger sollten sich selber ein Urteil über ihn bilden und nicht zuletzt hatte Judas immer noch die Möglichkeit seine Gesinnung zu ändern.

  • Sechs Tage vor dem Passafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den Jesus auferweckt hatte von den Toten. Dort machten sie ihm ein Mahl und Marta diente ihm; Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch saßen. Da nahm Maria ein Pfund Salböl von unverfälschter, kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber wurde erfüllt vom Duft des Öls. Da sprach einer seiner Jünger, Judas Iskariot, der ihn hernach verriet: Warum ist dieses Öl nicht für dreihundert Silbergroschen verkauft worden und den Armen gegeben?  Das sagte er aber nicht, weil er nach den Armen fragte, sondern er war ein Dieb, denn er hatte den Geldbeutel und nahm an sich, was gegeben war. Da sprach Jesus: Lass sie in Frieden! Es soll gelten für den Tag meines Begräbnisses.  Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit“ (Joh 12,1-8).

Und Matthäus ergänzt: „Als das die Jünger sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu diese Vergeudung? Es hätte teuer verkauft und das Geld den Armen gegeben werden können.“ (Mt 26,8).

Es war also Judas, der als erster seinen Unwillen äußerte und erstaunlich ist, dass die anderen Jünger sogleich diese Haltung des Judas übernamen. Hier tadelt Jesus offen die habgierige Haltung des Judas und der übrigen Jünger. Letztere lassen, wie immer, sich korrigieren, Judas nicht.

a. Er fühlt sich durchschaut und entlarft von Jesus, der seine Neigungen und dunklen Geldgeschäfte kannte. Denn Judas fragte nicht nach den Armen, sondern er war ein Dieb und nahm an sich oder schaffte beiseite, was (als Opfer oder Spende) gegeben wurde.

b. Dazu wurde auch noch seine Heuchelei offenbart.

c. Er fühlt sich in seinem Männerstolz gekränkt durch die öffentliche Korrektur Jesu.

d. Ihn ärgerte, dass Jesus wieder mal einer Frau Beachtung schenkte und sie in Schutz nimmt.

e. Ihn ärgert ebenfalls auch die Haltung Jesu zum Geld. Für ihn ist es eine Vergeudung. Wie kann man so das Geld rausschmeißen? Eine große Einnahmequelle ging für ihn verloren.

Gerade dachte er, dass endlich alle Jünger auf seiner Seite sind und ihn unterstützten, doch Jesus macht nicht mit und die Jünger scheinen sich korrigieren zu lassen. Er ist total verärgert.

Diese Episode brachte bei ihm das Faß zum überlaufen. Der bis dahin immer wieder unterdrückte Ärger  auf Jesus geht in offensichtlichen Haß über. Bei Markus wird deutlich, dass Judas kurz darauf zu den Hohenpriestern ging und ihnen ein Überlieferungsangebot (Verratsangebot) machte.

Der griechische Begriff `παραδώσει-paradosei` bedeutet überliefern, ausliefern, übergeben, verraten.

  • Da ging einer von den Zwölfen, mit Namen Judas Iskariot, hin zu den Hohenpriestern und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge. Und von da an suchte er eine Gelegenheit, dass er ihn verriete“ (Mt 26,14-16).

Und Markus ergänzt: „Und Judas Iskariot, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohenpriestern, dass er ihn an sie verriete. Als die das hörten, wurden sie froh und versprachen, ihm Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn bei guter Gelegenheit verraten könnte“ (Mk 14,10-11).

An den folgenden Tagen war Judas nur mit einem Gedanken beschäftigt, wie er bei einer passenden Gelegenheit Jesus an die Hohenpriester ausliefern könnte. Er hat Jesus nicht mehr aus dem Blickfeld verloren.

Diese Auslieferung sollte zu einem Zeitpunkt und an einem Ort erfolgen, bei dem es zu keinem Aufruhr im Volk kommt. Bis dahin sind alle Versuche Jesus zu ergreifen, gescheitert. Darum plant Judas eine Überlieferungsaktion bei Nacht, also heimlich, nicht öffentlich.

Dann kam der letzte Tag vor der Hinrichtung und Jesus wollte mit seinen Jüngern das Passah feiern.

  • Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater; und wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende“ (Joh 13,1).

In dieser Liebe war auch Judas miteingeschlossen, obwohl der Verrat schon eine beschlossene Sache war. „Und beim Abendessen, als schon der Teufel dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, ins Herz gegeben hatte, ihn zu verraten, Jesus aber wusste, dass ihm der Vater alles in seine Hände gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott ging, da stand er vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich. Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war“ (Joh 13,2-5).

Auch dem Judas wusch Jesus die Füße und jener ließ es sich nicht anmerken, dass er Bößes vorhatte.

–       Judas spielt mit der Gnade Gottes.

–       Er mißachtet bewußt die Liebe und Langmut Gottes

Dies führt zu einer totalen Verblendung, Verhärtung und Verstockung des Herzens

Am Ende dieser feierlichen und demütigen Handlung (der Fußwaschung) sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr und der Apostel nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr dies wisst – selig seid ihr, wenn ihr’s tut. Das sage ich nicht von euch allen; ich weiß, welche ich erwählt habe. Aber es muss die Schrift erfüllt werden (Psalm 41,10): »Der mein Brot isst, tritt mich mit Füßen.« (Joh 13,15-18).

Immer noch redet Jesus verdeckt, er spricht nicht offen den Judas an. Doch auch diese Warnung hatte Judas bewußt nicht beachtet. Jesus fuhr weiter fort mit den Worten:

–       „Jetzt sage ich’s euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt, dass ich es bin. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer jemanden aufnimmt, den ich senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat“. Als Jesus das gesagt hatte, wurde er betrübt im Geist und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ihnen wurde bange, von wem er wohl redete. Es war aber einer unter seinen Jüngern, den Jesus lieb hatte, der lag bei Tisch an der Brust Jesu. Dem winkte Simon Petrus, dass er fragen sollte, wer es wäre, von dem er redete. Da lehnte der sich an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist’s? Jesus antwortete: Der ist’s, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Und als der den Bissen nahm, fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald! Aber niemand am Tisch wusste, wozu er ihm das sagte. Einige meinten, weil Judas den Beutel hatte, spräche Jesus zu ihm: Kaufe, was wir zum Fest nötig haben!, oder dass er den Armen etwas geben sollte. Als er nun den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Und es war Nacht. (Joh 13,19-30).

Nun leitet Jesus selbst die Klärung der Fronten ein mit einem zweifachen „Wahrlich, wahrlich ich sage euch“. Die Jünger müssen sich ständig entscheiden, auf welcher Seite sie stehen wollen. „Wer mich aufnimmt …“. Die Jünger sind gefragt. Werden sie zu ihm stehen?

Die Spannung wächst zusehends als Jesus die deutliche und klare Aussage macht: „Einer unter euch wird mich verraten“. Den Jüngern wurde bange und jeder fragt: „Bin ich es? Bin ich es“? Petrus, der wohl etwas weiter weg saß, hält es nicht aus und winkt dem Johannes, der am nächsten bei Jesus dran war, dass er fragen sollte, wer denn der Verräter wäre? Daß ihnen das ungeistliche Verhalten des Judas bis dahin nicht aufgefallen ist, spricht für dessen  perfekte Tarnung. Judas war ein sehr guter Schauspieler, Heuchler, Maskenträger

Eine weitere Aussage macht Jesus an diesem Abend:„Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre“ (Mt 26,24).

Laut Jesu Wort, ist es für einen Menschen besser nicht existent zu sein, als solch einen Lebensweg zu wählen. Dem Johannes antwortet Jesus: Wem ich den Bissen eintauche und gebe, der wird mich verraten. Und er tauchte den Bissen ein und gab ihn Judas mit den Worten: „Was du tust, tue bald“. Wir müssen deutlich erkennen, es ist nicht Jesus, der Judas zu dem Verrat drämgt, denn Judas hat sich schon Tage vorher dafür entschieden. Doch die anderen Jünger sind immer noch ahnungslos. Wieder verstehen sie nicht, was Jesus damit meinte, „Einige meinten, weil Judas den Beutel (Kasse) hatte, spräche Jesus zu ihm: Kaufe, was wir zum Fest nötig haben!, oder dass er den Armen etwas geben sollte“ (Joh 13,29).

Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn Jesus offen den Namen des Judas als Verräter vor allen ausgesprochen hätte. Jesus vermeidet den frontal Zusammenstoß und auch eine direkte Auseinandersetzung der übrigen Jünger mit Judas.

Matthäus überliefert noch: „Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich’s, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es“ (Mt 26,25).

Judas ist also der letzte, der die Frage stellt „Bin ich`s, Rabbi“? Und Jesus bejaht es, doch in dem lebhaften Tischgespräch wird wohl nur Judas diese Bemerkung Jesu bewußt gehört haben. Danach taucht Jesus ein Brot in die Schüssel und gibt den Bissen Judas mit den Worten: „was du tust, tue bald“. Judas steht auf und geht mit seinem Geldbeutel einschließlich der 30 Silberstücke, er verläßt seinen Herrn und die Gemeinschaft der Jünger, diesmal für immer. „Als er nun den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Und es war Nacht“ (Joh 13,30).

Er hat alle Brücken hinter sich abgebrochen. Es gibt kein Zurück mehr für ihn. Jesus hat ihn entlassen. Er ist fest im Besitz des Teufels.

Wer zu lange und bewußt mit der Sünde spielt, begibt sich in die Fänge des Satans. Und es kommt die Stunde, der Augenblick, wo es kein Zurück mehr gibt, so auch bei Judas.

Nun ist er auf dem Weg zu den Hohenpriestern. Nach dem Weggang des Judas, gibt Jesus ein Vermächtnis an seine Jünger weiter (Joh 14-17). Es ist wohl die längste zusammengehörige Rede Jesu an seine Jünger. Den Schluß dieser Rede bildet das sogenannte Hohenpriesterliche Gebet (Joh 17). Hier ein Ausschnitt aus diesem Gebet:

–       „Solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist verloren außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde“ (Joh 17,12).

Den Judas konnte er nicht bewahren, weil dieser nicht wollte und damit wurde die Schrift erfüllt, dass er zum Verräter wurde.

Nach dem Gebet: „Als Jesus das geredet hatte, ging er hinaus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron; da war ein Garten, in den gingen Jesus und seine Jünger. Judas aber, der ihn verriet, kannte den Ort auch, denn Jesus versammelte sich oft dort mit seinen Jüngern“ (Joh 18,1-2).

Die Bemerkung: „Judas kannte den Ort auch“, macht deutlich, wie bewußt und planmäßig Judas vorgeht, denn eine Suchaktion mitten in der Nacht mit soviel Begleitung und Aufwand ohne Erfolg, wäre für ihn ein großer Reinfall geworden.

Der Garten Getsemane, in dem sich der eigentliche Verrat oder Übergabe abspielt, ist oder war ein Lieblingsort für Jesus und seine Jünger während der Aufenthalte in Jerusalem. Hier wird Judas zum Kriminellen, zum Verräter. Manchmal wird die Verleugnung des Petrus mit dem Verrat des Judas gelichgesetzt. Dem ist nicht so, verleugnen, heißt, sich von Jemandem lossagen, distanzieren, verraten heißt Jemanden dem Feind ausliefern

Judas kommt nun zu den Hohenpriestern und nun werden schnell die Vorbereitungen getroffen für die Gefangennahme. Eigentlich wollten die Hohenpriester Jesus nicht im Zusammenhang des Passahfestes festnehmen, denn sie fürchteten das Volk, welches grundsätzlich Jesus al einen Propheten anerkannte. Wenn nicht die Aktivität des Judas, es wäre zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht zur Gefangennahme gekommen. Daher ist Judas die treibende Kraft bei der Gefangennahme Jesu in dieser Nacht, bei diesem Passahfest.

Während Judas mit der Schar bewaffneter Diener der Hohenpriester (Tempelwache) sich dem Garten näherte, betete Jesus dreimal zum Vater und dann kam er zu seinen Jüngern, die voller Müdigkeit einschliefen:

–       „Dann kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird. Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät“ (Mt 26,45-46).

–       „Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und Knechte von den Hohenpriestern und Pharisäern, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen. Da nun Jesus alles wusste, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr? Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Er spricht zu ihnen: Ich bin’s! Judas aber, der ihn verriet, stand auch bei ihnen“ (Joh 18,4-5).

Matthäus ergänzt: „Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes.  Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift. Und alsbald trat er zu Jesus und sprach: Sei gegrüßt, Rabbi!, und küsste ihn. Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, dazu bist du gekommen“ (Mt 26,47-50; Mk 14,44)?

Lukas fügt noch hinzu: „Jesus aber sprach zu ihm: Judas, verrätst du den Menschensohn mit einem Kuss“ (Lk 22,48)?

Daher der Begriff `Judaskuß`. oder Verräterkuss. In diesem Verhalten zeigt sich die Verblendung, die totale Verstockung, Verhärtung, die Kaltblütigkeit und Verachtung des Judas gegenüber Jesus. Zu oft hat Jesus ihn enttäuscht, ihn korrigiert, seine Ansichten getadelt und abgelehnt, jetzt kann er es endlich zurückzahlen und damit auch noch die (seine) Kasse  aufbessern.

Nun hat Judas seinen Plan umgesetzt und den Auftrag erfüllt. Jesus wird gebunden und in den Palast des Hohenpriesters geführt. Sicher beobachtete Judas wie die ganze Sache weitergeht.

Die Annahme, dass Judas von Jesus eine Demonstration seiner Macht erwartete, stützt sich wohl auf die allgemeine Erwartung der Juden im Hinblick auf den Messias, der sie vom Römischen Joch befreien sollte. Für diese Annahme gibt es zwar keine deutlichen Aussagen in den Texten, doch kann sie wohl auch Teil des Denkens von Judas gewesen sein. Wenn man berücksichtigt, dass Jesus mehrmals vor der Gefahr einer Gefangennahme, ja sogar mehrmals kurz vor Steinigung  durch die Juden stand und jedesmal diesem entging, kann man verstehen, dass Judas an eine Verurteilung und gar Tötung, nicht in Betracht zog.

Seine spätere Bemerkung: „Als Judas, der ihn verraten hatte, sah, dass er zum Tode verurteilt war, reute es ihn“, unterstützt die Annahme, dass er mit solch einem Ausgang nicht gerechnet hatte. Judas bekommt alles mit, was im Palast des Hohenpriesters geschieht. Er hat den Zugang und kann alles mitbekommen. Er sieht, wie Jesus sich

widerstandslos binden lässt, wie er stillschweigend die falschen Zeugnise gegen sich anhört,

wie geduldig er allen Spott erträgt. Judas sieht, wie die Diener Jesus ins Gesicht spucken, ja ihn mit Fäusten schlagen. Niemand kann so hart werden, dass er absolut kein Empfinden für Recht und Unrecht mehr hat, auch nicht Judas.

  • Als Judas, der ihn verraten hatte, sah, dass er zum Tode verurteilt war, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück und sprach: Ich habe Unrecht getan, dass ich unschuldiges Blut verraten habe. Sie aber sprachen: Was geht uns das an? Da sieh du zu! Und er warf die Silberlinge in den Tempel, ging fort und erhängte sich“ (Mt 27,3-5).

– Judas erkennt sein Unrecht,

– Judas zeigt Reue,

– Judas bekennt seine Schuld vor den Hohenpriestern und Altesten,

– Judas bringt das Geld zurück,

Hier hätten die Hohenpriester erneut aufhorchen müssen. Doch anstatt ihr Handeln zu prüfen, verschmähen sie ihn mit den Worten: Was geht uns das an, da siehe du selber zu“. Er war für sie auch nur Mittel zum Zweck und als man ihn nicht mehr brauchte, ließ man ihn einfach fallen. Nun sind auch noch seine neuen Komplizen zu Feinden geworden. Jetzt ist er

ganz allein. Er wird nicht mehr und von niemandem mehr gebraucht. Und

er begeht Selbstmord durch Erhängen.

Oft wird die Frage gestellt, ob denn Judas keine Vergebung mehr erfahren hätte? Hier regt sich das menschliche humane Denken, als ob wir barmherziger wären als Gott. Niemand kann so barmherzig sein, wie Gott, doch es liegt am Menschen, die Zeiten der Gnade Gottes zu nutzen. Gott bleibt gerecht.

  • Aber die Hohenpriester nahmen die Silberlinge und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir sie in den Gotteskasten legen; denn es ist Blutgeld. Sie beschlossen aber, den Töpferacker davon zu kaufen zum Begräbnis für Fremde. Daher heißt dieser Acker Blutacker bis auf den heutigen Tag. Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht: »Sie haben die dreißig Silberlinge genommen, den Preis für den Verkauften, der geschätzt wurde bei den Israeliten, und sie haben das Geld für den Töpferacker gegeben, wie mir der Herr befohlen hat« (Jeremia 32,9; Sacharja 11,12-13).

Maria hatte kostbares Öl im Wert von dreihundert Silberstücke für Jesus verwendet.

Judas hatte Jesus für nur dreißig Silberstücke verkauft.

Es steht geschrieben: „Denn Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet und sie sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen“ (1Tim 6,10).

Noch einmal wird Judas erwähnt in Apostelgeschichte 1,15-20: „Und in den Tagen trat Petrus auf unter den Brüdern – es war aber eine Menge beisammen von etwa hundertzwanzig – und sprach: Ihr Männer und Brüder, es musste das Wort der Schrift erfüllt werden, das der Heilige Geist durch den Mund Davids vorausgesagt hat über Judas, der denen den Weg zeigte, die Jesus gefangen nahmen; denn er gehörte zu uns und hatte dieses Amt mit uns empfangen. Der hat einen Acker erworben mit dem Lohn für seine Ungerechtigkeit. Aber er ist vornüber gestürzt und mitten entzweigeborsten, sodass alle seine Eingeweide hervorquollen. Und es ist allen bekannt geworden, die in Jerusalem wohnen, sodass dieser Acker in ihrer Sprache genannt wird: Hakeldamach, das heißt Blutacker. Denn es steht geschrieben im Psalmbuch (Psalm 69,26; 109,8): »Seine Behausung soll verwüstet werden, und niemand wohne darin«, und: »Sein Amt empfange ein andrer

An Judas Stelle trat ein anderer Jünger Namens Matthias. Dieser war von Anfang an auch dabei, doch gehörte er nicht zum Zwölferkreis. Petrus erinnert noch einmal an das traurige Ende des Judas und dass diese Geschichte allen Einwohnern in Jerusalem bekannt geworden ist, eben durch den Kauf des Ackers zum Begräbnis für die Fremden.

– Judas, eine zwielichtige Person,

– Judas, der Jesus mehr als drei Jahre ganz nahe stand und ihn erlebt hatte,

– Judas, der vo Geldgier beherrscht wurde,

– Judas, der sich nicht korrigieren ließ,

– Judas, der trotzig seine eigene Pläne zu verwirklichen suchte,

– Judas, der gut getarnt versuchte die Jünger auf seine Seite zu ziehen,

– Judas, der letztlich zum Verräter Jesu wurde

 

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